DONACIÓ GERMANS TINTORÉ / MONOGRAPHIEN DES KUNSTGEWERBES HERAUSGEGEBEN VON JEAN LOUIS SPONSEL VI. WILHELM BODE: DIE ITALIENISCHEN HAUSNÔBEL DER RENAISSANCE NONOGRAPHIEN DES KUNSTGEWERBES HERAUSGEGEBEN VON )EAN LOUIS SPONSEL VI. WILHELM BODE: DIE ITALIENISCHEN HAUSNOBEL DER RENAISSANCE VERLAG VON HERMANN SEEMANN NACHFOLGER IN LEIPZIG DIE ITALIENISCHEN HAUS- nOBEL DER RENAISSANCE VON WILHELN BODE niT 100 ABBILDUNGEN VERLAG VON HERMANN SEEMANN NACHFOLGER IN LEIPZIG Aile Rechte vom Verleger vorbehalten. Gedruckt bei E. Haberland in Leipzig-R. f^ie Hauseinrichtung unserer Vorfahren das Mobiliar aus der Renaissancezeit be- ^ ist uns durch riachbildungen und sitzen, zumal von deutschen Autoren ; hat Rekonstruktionen aller Art vollig gelaufig; doch die Kunst Italiens uns Deutsche zu- die „Renaissance-Zimmer" in den Kunst- erst und am stârksten gefesselt und übt gewerbe-Museen, die Wohnzimmer mit noch immer in gleicher Weise ihre An- Renaissance-Môbeln in vielen hundert ziehungskraft auf uns aus, Doch ist Hâusern deutscher Künstler und Sammler, gerade das Gegenteil der Fall. Dank der die zahlreichen Publikationen über deutsche Gleichgültigkeit, die man in Italien mass- Môbel, voran G. liirths „Deutsches Zim- gebenden Ortes gegen alies, was nicht hohe mer", haben in den weitesten Kreisen Kunst ist, bis heute an den Tag legt, Sinn und zum Teil auch Verstândnis für dank dem Unverstandnis der früheren Be- die Einrichtung des altdeutschen Hauses sitzer und der Unkenntnis und Rücksichts- verbreitet. Das vor wenigen jahren er- losigkeit der grossen Mehrzahl des kaufen- ôffnete Schweizer Landesmuseum in Zürich, den Publikums, der Privaten wie der Mu- die Schôpfung von Heinrich Angst, bietet seumsvorstande, welche die Môbel für ihre in seiner Folge alter Schweizer Zimmer Zwecke adaptierten und restaurierten, ist mit ihrer alten Einrichtung die treueste, das Material, aus dem wir uns eine rich- in jeder Beziehung musterhafte Illustration tige Vorstellung über die Einrichtung des auch für das deutsche Wohnzimmer vom italienischen Zimmers zur Zeit der Re- Mittelalter bis zum Ende des XVllI. Jahr- naissance machen kônnen, verhâltnis- hunderts. Aehnliches ist im neuen Kunst- mâssig sehr gering. Selten nur finden gewerbemuseum zu Kôln speciell für Nieder- wir italienische Môbel dieser Zeit, welche deutschland erstrebt und erreicht worden. nicht durch Waschen, Wachsen, Polieren, In Frankreich bat sich das Mobiliar der wenn nicht durch grôssere Restaurationen franzôsischen Renaissance fast noch mehr und willkürliche Zusammenstellungen in in den Wohnrâumen eingebürgert als bel mehr oder weniger empfindlicher Weise uns; es ist mit noch grôsserer Pietat ge- beeintrâchtigt worden wâren. Haben doch sammelt und konserviert worden, und die nur wenige eine Ahnung davon, dass die zahlreichen Publikationen sind nicht nur italienischen Môbel, auch wenn sie nicht durch Pracht, sondern vielfach auch durch bemalt waren, regelmâssig eine Tônung Treue der Nachbildungen und wissenschaft- erhielten, ohne die sie so reizlos sind wie lichen Wert vor âhnlichen Werken über etwa ein Bild ohne Lasuren. Mur die deutsche Hausmôbel vorteilhaft ausge- Riesenspeicher, die sich das South Ken- zeichnet. sington-Museum benennen, haben in ihrem Für Italien müssten wir, so wird man chaotischen Bestand an unschâtzbaren von vorn herein annehmen, reiches Na- Kunstwerken aller Art auch zahlreiche terial in den Sammlungen und eine Fülle italienische Môbel verschiedenster Gattung von ausgezeichneten Publikationen über aufgehâuft, die durch ihre Vortrefflichkeit Bode, Italienische Hausmôbel. 1 und vorzügliche Erhaltung einmal das schen Zimmers der Renaissance in seinem beste Material auch für die Behandiung bescheidenen Umfang mit den Holztafe- dieser Materie bieten werden, wenn sie lungen und Holzdecken, den Kachelofen erst durch eine günstige2 Aufstellung ans und Einbauten wie den mannigfachen Mô- Tageslicht gebracht sein werden und bis beln verleitet wohl, die Einrichtung des dahin nicht etwa der Feuersgefahr, der italienischen Zimmers im XV. und XVI. sie in so hohem Masse ausgesetzt sind, Jahrhundert ahnlich, wenn auch prachtiger zum Opfer gefallen sein soilten. und monumentaler zu denken. Der Cha- Besonders erschwerend für das Stu- rakter des italienischen Wohnraumes hatte dium der italienischen Mobeltischlerei ist aber mit dem des deutschen so wenig auch der Umstand, dass wir über die gemein wie das Leben des Südlanders Herkunft der wirklich guten Mobel, die mit dem des Nordlânders. Wahrend der uns erhalten sind, sehr haufig, wenn nicht Mordlânder schon durch das Klima mehr bei der Mehrzahl schlecht oder gar nicht auf das Haus und enge niedrige Râume unterrichtet sind. Von altem Hausmobiliar angewiesen ist, lebt der Italiener, damais ist an Ort und Stelle ganz ausserordent- noch mehr als heute, im Freien, auf den lich wenig erhalten, und bei den in den Strassen, den Plâtzen und in den Hallen, Museen aufbewahrten Stücken ist der in den Kirchen, Rathâusern und Zunft- Ort der Herkunft, auch wenn man aus- hausern. Auch das italienische Haus, oder nahmsweise helm Ankauf darauf achtge- richtiger der stadtische Palast und die geben hat, meist deshalb unzuverlassig, Villa, die fast allein zu künstlerischer Aus- well die italienischen Handler, von denen gestaltung und Einrichtung kamen, be- sie in der Regel erworben wurden, schon sassen daher weniger einen intimen ais seit Jahrzehnten in ganz Italien ihre Ware einen offentlichen Charakter. In den Ar- zusammenkaufen. Wo sie ausserhalb Ita- kaden, im Hof mit seinen Hallen und in liens, namentlich auf Pariser Versteige- den anstossenden Salen spielte sich das rungen, gelegentlich vorkommen, ist über Leben der Italiener und ihres Anhanges die Herkunft fast nie mehr etwas bekannt. vorwiegend ab. Die grossen festlichen Das Studium des Hausrates hat ein Raume, für gelegentliche Aufnahme zahl- mannigfaches Intéressé. Es ist ein wert- reicher Personen bestimmt, konnten nur voiles Hilfsmittel beim Studium der hohen verhâltnismâssig wenige Mobel und nur Kunst, der Architektur wie der Malerei. solche von einfachem, grossem Charakter In kulturhistorischer Richtung bietet es enthalten. Diese bestimmten aber zu- den Einblick in das hausliche Leben der gleich die Einrichtung der abgelegeneren Volker; das Mobiliar hat man daher nicht Familienraume, der Zimmer in den oberen mit Unrecht „die Seele des Hauses" ge- Stockwerken. Der Umstand, dass die Fest- nannt. Von hervorragender Bedeutung raume meist nur bei Festen und Besuchen ist es für die Kenntnis des Stils in seiner benutzt wurden und daher die Stoffe, Entwickelung zu den verschiedenen Zeiten Gobelins und feineren Mobel nur dann aus und bei den verschiedenen Volkern. Unsere der Guardaroba, aus den Truhen und Aufgabe bescbrankt sich darauf, das Mo- Kasten herausgeholt wurden, machte den biliar eines bestimmten Volkes in ganz Eindruck der Palaste den grossten Teil bestimmter Zeit: bei den Italienern wah- des Jahres über noch weniger behaglich. rend der Renaissance, in seiner formalen und dekorativen Bedeutung und in der all- Art und Entwickelung des Mobiliars mahlichen Entwickelung wahrend dieser sind in den verschiedenen Gegenden Ita- Zeit im einzelnen wie im ganzen zu cha- liens nicht unwesentlich verschieden. Am rakterisieren. jene anderen Fragen konnen abweichendsten sind sie in Venedig, schon daher nur ganz nebenbei berührt werden. durch die besondere Bauart der Palaste, Die behagliche Einrichtung des deut- durch das eigenartige venetianische Leben und die Beziehungen zum Orient, von wo In Florenz hat sich die Tischlerei am Venedig durch jahrhunderte seine Stoffe mannigfaltigsten und glanzendsten ent- und die im Hausrat so wichtigen Teppiche, wickelt, hier hat sie künstlerisch weitaus aber auch mancherlei Gérât bezog. Die das Bedeutendste geleistet. Am nachsten Marken haben einen kraftigen, derben steht ihr die Mobeltischlerei in Rom zur 3 Stil, der bis gegen Ende des fünfzehnten Zeit der Hochrenaissance, wo die Pracht- jahrhunderts an gotischer Form und Deko- liebe der Papste und der hohen Geist- ration festhalt. Noch in starkerem Nasse lichkeit eine glanzende Entwickelung der ist dies in Savoyen und Piémont der Fall, Kunst auch nach dieser Richtung forderte, wo franzosischer Einfluss sich aufs deut- aber die massgebenden Künstler und lichste geltend macht. In Genua und an Handwerker waren auch hier Florentiner. der Riviera zeigt die Renaissancetischlerei Von Florenz aus hat sie in ganz Italien nahe Verwandtschaft mit den südfranzo- den bestimmenden Einfluss erhalten. Von sischen Nobeln. Die eigenartigste und Florentiner Hausrat ist uns verhaltnis- weitaus bedeutendste Entwickelung hat massig am meisten erhalten, so dass wir die Tischlerei aber in Toskana, namentlich die Entwickelung der einzelnen Nobel in Florenz gehabt, im Anschluss und unter daran am besten, ja überhaupt allein an der Einwirkung der gleichzeitigen hohen ihnen in ihrem historischen Zusammen- Kunst, insbesondere der Architektur und hang verfolgen konnen. Um einen Ueber- der Bildschnitzerei, namentlich der Kunst blick über die Hauseinrichtung in Italien der Intarsiatoren, die als der vornehmste wahrend der Renaissance zu gewinnen Teil der Schreinerei gait und gelegentlich und die einzelnen Nobel in ihrer allmah- selbst von hervorragenden Architekten lichen Gestaltung im fünfzehnten und und Bildhauern ausgeübt wurde. Ueber sechzehnten Jahrhundert kennen zu lernen, sie sind wir durch Urkunden wie durch die müssen wir daher von der Florentiner Künstlerbiographien gut unterrichtet. Ihre Tischlerkunst ausgehen. Die Entwickelung Werke, namentlich die Chorstühle, sind in in den übrigen Teilen Italiens, soweit uns den Kirchen noch in grosser Zahl erhalten ; darüber überhaupt etwas bekannt ist, sietragen haufig die Inschriften ihrer selbst- werden wir im Anschluss daran insoweit bewussten Verfertiger, und über sie besitzen darzustellen haben, als sie von der Floren- wir auch eine reiche moderne Litteratur. tiner wesentlich abweicht. Abb. 1. Bemalte Florentiner Truhe um 1425 im Bargello zu Florenz. 1* Abb. 2. Florentiner Truhe mit Stuckdecor im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. I. Florenz und Toskana. Tm Nittelalter war das italienische Wohn- nicht in den Truhen ihren Platz fanden, * zimmer nach unseren heutigen Be- dienten in den Zimmern und Kammern griffen beinahe kahl. Wie jetzt noch im offene, seltener geschlossene Wandschranke italienischen Bauernhaus der grosse Herd in den tiefen Mauern. Dieses sparliche den Mlttelpunkt und seine Ummauerung Mobiliar war von einfacher Form und von den eigentlichen Aufenthaitsort der Be- krâftigem Bau; es erbte sich daher durch wohner in kalter und nasser jahreszeit bil- Generationen fort, ohne sehr verandert det, so war das Kamin, von meist koios- oder vermehrt zu werden. saler Form, das hervorragendste Stück, Die neue Zeit, die „Renaissance", liess der eigentliche Mlttelpunkt im Zimmer des in dieser Einrichtung zunachst keine mittelalterlichen Palastes. An denWanden wesentliche Aenderung eintreten ; sie fand liefen Bânke herum, die durch Aufschlagen ihre Aufgabe nach dieser Richtung an- der Sitze zugleich als Truhen benutzt fangs in der Ausbildung der Kirchen- werden konnten, und auf denen, wenigstens mobel. Das Chorgestühl, der Bischofs- in einzelnen Zimmern, grosse weiche Kissen thron, das Lesepult, die Orgel, das Ge- das Sitzen behaglich machten. Truhen, schrank und die Pulttische der Sakristeien, die mit den Bânken an den Wanden die Einrahmungen der Altarbilder u. a. m. wechselten, wurden, wie diese, auch zum erhalten in dieser Zeit, ganz besonders Sitzen und zum Tell auch als Tische ver- in Florenz, ihre einfachen, aber grossen wendet. Ein grosser langer Tisch (nur monumentalen Formen und werden ausser ausnahmsweise werden es mehrere ge- durch bescheidene Schnitzereien mit den wesen sein) stand vor den Bânken oder schonsten latarsien und gelegentlich auch wurde, wenn er gebraucht wurde, davor durch Bemalung aufs feinste farbig be- aufgestellt. Daneben und am Kamin standen lebt. Daneben werden die Rathauser, schmucklose Schemel mit Strohgeflecht. Hospitaler, Bibliotheken und andere offent- In einem kleineren Zimmer bildete ein liche Bauten in ahnlicher, zum Tell schon niedriges Bett von ausserordentlichem Um- sehr prachtiger Weise mit Môbeln aus- fange, mit hoher, ringsum laufender Stufe, gestattet. die sowohl als Sitz wie als Truhe benutzt Erst gegen die Mitte des XV. jahr- wurde, mit Ausnahme einer Reihe schmuck- hunderts, ausserhalb Florenz erst in der loser Schemel und Stühle, das einzige zweiten Halfte des Quattrocento wird, mit Mobel. Zur Unterbringung der notwen- dem Vordrângen der einzelnen Persônlich- digsten Gerâte und Gefasse, soweit sie keit und der scharfen Ausbildung des I. Florenz und Toskana. 5 Egoismus, auch das Bedürfnis für reichere den Formen und namentlich in der Deko- und bequemere Ausstattung des Hauses ration der Mobel der Florentiner Hoch- lebendiger und allgemeiner. Zur Zeit der renaissance. Die bewegte Form und aus- grossen Mediceer und unter ihrem Vor- drucksvolle Ornamentik führt zum Verzicht gehen erhalt das Florentiner Zimmer sein auf die Farbigkeit der Mobel, welche jetzt modernes Mobiliar; neue Formen, selbst ihre Naturfarbe behalten, freilich verstarkt neue Gattungen von Môbeln werden, den durch farbige Beize und durch feingetonte modernen Anforderungen an Komfort ent- Vergoidung einzelner hervorragender Orna- sprechend, gefunden und ausgebildet. In mente. Erst nach der Mitte des jahr- dieser Entwickelung verrat sich deutlich hunderts werden die Formen wieder ein- der. Einfluss der Kirchenmobel in den facher und strenger architektonisch, da- strengen, geraden Formen, in der spar- durch aber auch nüchterner und weniger samen Anbringung von wirkungsvoller malerisch. Schnitzerei, wie in der Vorliebe für Farbig- keit durch Bemalung, durch Vergoidung Eins der interessantesten und zugleich und namentlich durch eingelegte Arbeit das wichtigste Mobel der Renaissance ist in verschiedenfarbigen Hoizern, die Truhe, cassa oder cassone, die Die weitere Entwickelung der Floren- für das Leben der Italiener von grosster tiner Mobeltischlerei basiert auf den For- Bedeutung ist. Da die Truhen neben dem men, die in dieser Zeit gefunden wurden. Bett die Hauptstücke in der Ausstattung Von entscheidender Bedeutung wurde im der jungen Eheleute zu bilden pflegten, zweiten und dritten jahrzehnt des Cin- so werden sie meist als Braut- oder Hoch- quecento auch für die Richtung dieses zeitstruhen bezeichnet. Die Truhe wurde Gewerbes die Thâtigkeit Nichelangelos als im Mittelalter namentlich als transportables Bildhauer und Architekt. Seine „Schreiner- Mobel benutzt und bei der vagierenden architektur", wie Jakob Burckhardt Michel- Lebensweise der reicheren Klassen, der angelos Innendekoration in der Laurentiana Vornehmen wie der Kaufleute, als Reise- und in der Gruft der Mediceer bezeichnet, mobel in der verschiedensten Weise ver- brachte für die Architektur ganz neue wendet. Vor allem barg die Truhe das Formen und Gedanken; für die Mobel- Geld und den Schmuck, die man wahrend tischlerei bot sie zugleich eine Fülle inter- der Abwesenheit bei den unsicheren Zu- essanter und entwickelungsfahiger Motive. standen nicht daheim zu lassen wagte. Daher der eigentümlich barocke Zug in Diesem Zweck verdankt sie im Italienischen Abb. 3. Florentiner Truhe mit Stuckdecor im South Kensington-Museum zu London. Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Abb. 4. Florentiner Truhe mit Stuckdecor im Kunstçewerbe-Museum zu Berlin. wie im Franzôsischen ihren Mamen: cassa zügen verwendet wurde, schon seit dem Oder coffret. In den «Koffern" musste frühen Mittelalter auch die bewegliche man zugleich die Kleider, Wasche und Truhe; im fünfzehnten und bis zur Mitte aileriei Gebrauchsgegenstande bis zu den des sechzehnten jahrhunderts war sie recht Betten, Waffen, Küchensachen u. s. f. eigentlich das Lieblings- und Prachtmobel mit sich führen, da die Wirtshauser, wo der Palaste, ganz besonders in Florenz. es solche überhaupt gab, meist nichts als Hier scheint ihre reichere künstlerische Aus- die nackten Wande und das Herdfeuer schmückung von den grossen Hospitâlern, Oder Kamin boten. Daher pflegte man Findelhâusern und âhnlichen Anstalten aus- diese Koffer oder Truhen von vornherein gegangen zu sein, denen ihre bedeutenden auch so einzurichten, dass man sie sowohl Einnahmen einen solchen Luxus gestatte- als Sitzmôbel wie als Tische verwenden ten. Unter einer Reihe solcher Truhen, konnte. Vornehme Leute gingen mit die vor lângerer Zeit aus den Magazinen Dutzenden und selbst mit Hunderten von S. MariaMuova in den Handel kamen, grosser und kleiner „casse" auf Reisen. befanden sich charakteristische Beispiele Daher finden wir neben der feststehenden solcher Florentiner cassoni vom Ende des Wandbank, die, wie erwahnt, zugleich vierzehnten und Anfang des fünfzehnten zur Aufbewahrung von Leinen und An- jahrhunderts. Sie sind hoch, haben ge- wolbte Deckel, so dass sie zum Sitzen nicht benutzt werden kon- nen, und zeigen einen auf gemal- tem Grund mit Schablonen her- gestellten farbigen Decor; Reiter, stilisierte Tiere und Pflanzen oder Ornamente bedecken die verschie- denen Seiten und den Deckel; dazwischen flache, bunt bemalte Bandeisen. Ein paar dieserTruhen, die noch an Ort und Stelle erhal- ten waren, sind jetzt in das Museo Mazionale zu Florenz gekommen (Abb. 1 ; zur Zeit noch mit den Bildern zusammen in den Uffizien ausgestellt). Abb. 5. Truhe in einem Florentiner Holzschnitt. Die florentiner Truhen des fünf- I. Florenz und Toskana. Abb. 6. Florentiner Truhe mit Intarsiaschmuck be! Fürst Liechtenstein in Wien. zehnten jahrhunderts haben regelmassig lich Schlachten, die Herkulesthaten, alie- gerade Wande, flachen oder wenig profilier- gorische oder mythologische Figuren ten Deckel und kraftige einfache Basis mit (Abb. 2 bis 4). Sie sind nicht selten Oder ohne Lowenfüsse. Eine haufige, sehr von so edier Bildung der Gestalten, dass eigenartige Gattung dieser Truhen, die um man auf Meister wie Pollaiuolo für ihre die Mitte des Quattrocento in Florenz auf- Verfertiger geraten hat. Doch scheinen kommt und sich auch in den abhângigen in Florenz solche Künstler nur ausnahms- Machbarstadten findet, ist an der Vorder- weise zu dieser Art von Truhen die Fnt- seite mit einem prachtig vergoldeten würfe gemacht zu haben; es gab eine Flachrelief geschmückt, das mit Formen eigene Genossenschaft von Truhenmachern, in Stuck hergestellt wurde: Pfianzen (zum die ihre Motive, wenn auch mit grossem Teil ganz wie die damaligen Stoffmuster Geschick, hier oder dort zusammensuchten gebildet), Tiere, Fmbleme, Fabeltiere, alie (in Abb. 4 sehen wir z. B. eine Gestalt aus in sehr stilvoller, heraldischer Ausführung, einem Mantegna zugeschriebenen Stiche). gelegentlich reichereDarstellungen, nament- Der gewolbte oder geschweifte Deckel Abb. 7. Florentiner Truhe um 1440. Früher Sammlung Bardini, Florenz. Bode, Italienische Hausmobel der Renaissance. pflegt vergoldet zu sein und einen einfachen, Wie beliebt die Truhán in dieser durch Punzan oder in flachem Relief her- Zeit waren und welchen Wert man auf gestellten Decor zu haben ; an den Schmal- dieselben legte, dafür geben die zahl- seiten finden sich meist gemalte Ornamente reichen mit Gemâlden von der Hand und der eiserne Griff zum Tragan der Truhe. erster Florentiner Malar geschmückten Die Vorliebe des Quattrocento für cassoni das glanzendste Zeugnis. Neben eingelegte Holzarbeit führte auch zur Ver- berühmten Truhen-Malern, wie Dallo Delli, wendung derselben für den Schmuck der haben Pesellino, Botticelli, Filippino, Paolo Truhán, die dann regelmassig von be- Uccelli, Signorelli, Piero di Cosimo und senders edlem Aufbau und feiner Profi- andera berühmte Malar des Quattrocento lierung, wie von vollendet schoner Zeich- in Elorenz Truhán dekoriert. Auch in den nung sind. Eine Reihe der angesehensten ersten Jahrzehnten des Cinquecento sehen Architekten und Bildhauer von Florenz wir ganz hervorragende Künstler damit waren von Haus aus Intarsiatoren und beschaftigt, wie Andrea del Sarto, Francia- behielten ihre blühenden und eintrâg- bigio, Granacci, Bacchiacca und Pon- lichen Werkstâtten nebenher bei, auch ais tormo. „Nicht nur im Palazzo Medici sie schon zu den gesuchtesten Künstlern und in alien alten Hausern der Mediceer, gehorten. Aus diesen Werkstâtten gingen sondern in alien vornehmen Hausern in die regelmassig sehr stattlichen Truhán Florenz sieht man solche Truhen noch hervor, die wir in den Bildern gelegent- jetzt," so erzahlt uns Vasari. Die gemalten lich wegen ihrer Hohe auch ais Tisch ver- Wande dieser Truhen schmücken haute wendet finden (Abb. 5), und deren Decor als Gemalde die ersten Galerien und sind an der Hauptwand Putten mit Kranzen, in neuester Zeit zu Preisen von 50000 oder zur Seite eines Wappens, Stadt- bis 200000 Francs bezahlt worden. ansichten, Musikinstrumente und dergl., Die Darstellungen sind meist beliebten seltener reichere Darstellungen in Intarsia Geschichten des alten Testamentes oder zeigt, wahrend die Einfassungen aus zier- der antiken Sage entlehnt; den Thaten des lichen Ornamenten bestehen, die gleich- jungan David, dem Trojanischen Knege, falls mit eingelegten Hôlzern hergestellt Oder den Thaten des Herkules oder des sind (Abb. 6). Aeneas, der Geschichte der Esther, der Abb. 8. Florentiner Truhe um 1450 im South Kensington-Museum zu London. I. Florenz und Toskana. 9 Abb. 9. Strozzitruhe von 1513 im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. Lucrezia, der Judith, der Penelope, aile- sondere, zierlich gearbeitete Untersatze gorischen Darstellungen mit Bezug auf gehoben und zugleich geschützt. Leider Liebe und Treue, gelegentlich auch Zeit- haben sich gerade diese wertvollsten darstellungen wie jagden, Turniere, Peste Truhen fast nie als Ganzes erhalten, da aller Art und sonstige Motive, die dem man die Gemalde herausnahm, weil man Sinne der jungen Ehegatten entsprachen nur auf diese, auf das Mobel aber keinerlei (Abb. 7 u. 8). Diese echt monumentalen Wert legte und jene den Galerien einzu- Mobel, welche besonders als Hochzeits- reihen wünschte. Pine solche Truhe war geschenke in den grossen Familien des zweifelsohne die edle Strozzitruhe, welche Quattrocento beliebt waren, wurden an her- fur die Hochzeit eines Strozzi mit einer vorragender Stelle an den Zimmerwanden Medici im jahre 1513 angefertigt wurde, aufgestellt und zuweilen noch durch be- jetzt im Berliner Kunstgewerbemuseum, Abb. 10. Truhe der Familie Albert! urn 1520 be! Mme. Ed. André, Paris. Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. künstlerische Arbeit des Schnitzers zur Geltung gebracht wurde, musste auf die Farbigkeit durch Bemalung, Intarsia u.s.f. verzichtet werden. Durch krâftigere Profilierung, hohes Relief und bewegte Ausladungen erzielten die Künstler dieser Zeit eine ahnlich reiche und man- nigfaltige Wirkung, wie sie ihre Vorganger durch die Farbigkeit erreicht batten. An den Ecken finden wir krâftig gebil- dete Masken, Abb. 11. Wappen, Florentiner Stuckkassette mit Dekor in Pastiglia im Kunstgewerbe- Putten, Gefangene (den Museum zu Berlin. romischenTriumphbogen entlehnt) oder Sphinxe deren bemalte Wande herausgenommen und angebracht, in reiche Pflanzenornamente vor Jahrzehnten durch glatte Holzbretter ausgehend, welche die Vorderwand be- ausgefüllt worden sind (Abb. 9). Das decken, in der Mitte in der Regel eine gleiche ist der Fall bei verschiedenen âhn- Kartusche mit Wappen oder Emblem ; der lichen groasen Truhen, deren Form und Deckel ist nach oben verjüngt und gleich- Dekor schon auf eine Ausschmückung falls reich profiliert und geschnitzt (Abb. 10). durch bemalte Wande schliessen lasst. Die Vorderwand ist vielfach in Hochrelief Die Mehrzahl der bemalten Truhen war mit Darstellungen aus der romischen Ge- aber auf ornamentalen Schmuck be- schichte Oder der antiken Mythologie ge- schrankt: meist Wappen und Embleme, schmückt, die rechts und links von dem die gross und einfach behandelt und in krâftigen Wappen in der Mitte angebracht krâftigen Farben auf farbigem Grund aus- sind. Die prachtigsten Stücke dieser Art gefûhrt waren. Die Formen solcher rein dekorativ bemalter Truhen waren regelmassig sehr einfach. Fin gutes Beispicl dieser Art besitzt das Berliner Kunstgewerbe-Museum. An alien diesen Truhen, den eingelegten wie den mit Gemalden geschmückten, war die Schnitzarbeit hochstens auf bescheidene Ornamente der Einrahmung: Eierstab, Herz- blatt und dergl. beschrankt. Der Schmuck der Truhen durch reiche Bildschnitzerei fallt erst in die Zeit der fiochrenaissance. Indem dabei die Schonheit des liolzes als solche und die Abb. 12. Florentiner Kassette des 15. Jahrhunderts. 1. Florenz und Toskana. 11 der Ornamente vergoldet — „mit Gold aufgelichtet" (lumeggiato in oro), wie die Italiener es treffend bezeichnen. Dabei wurde das Gold regelmassig getont, aber auch das Holz nicht einfach in seiner Natur- farbe belassen, sondern mit einem dem Holz verwandten brauniichen Ton, durch Zumischung einer durch- sichtigen oder undurchsichtigen Farbe zum Wachs bei der Trankung, ge- deckt. Dadurch vereinigt sich das Gold so gut mit dem Holzton und dieser wieder mit den vereinzelten Kassette von A. Barile im Stadthaus zu Siena Farben oder Malereien, wo sich solche, im Anfange der Hochrenais- scheinen von Florentinern für rômische sanee, noch an den Truhen finden; da- Famiiien gearbeitet worden zu sein, wes- durch sind die Mobel zu einander wie halb wir be! Besprechung der romischen zur Farbe der Wande und der Stoffe des Mobel darauf zurückkommen (vergleiche Zimmers regelmassig in feinster Weise Seite 78 und Abb. 95 u, 96). gestimmt worden. Leider ist dieser Ton, rieben diesen üppigen Dekorations- der durch das Alter an Tiefe und male- stücken kommen, sehr zahlreich, ein- rischer Wirkung oft noch gewonnen hat, fachere niedrige Truhen, meist Sitztruhen, meist durch Waschen, Wachsen und Oelen mit fiachem Deckel vor, deren glattes künstlich entfernt worden, da der Un- Oder mit massig hohem Blattwerk ver- geschmack und Unverstand unserer Zeit ziertes vorderes Füllbrett von schlichten, den künstlerischen Sinn der alten Meister aber sehr feinen und wirkungsvollen Orna- nicht zu begreifen vermochte. menten eingerahmt ist, wahrend es zu Meben dem cassone tritt die cassetta beiden Seiten schmale pilasterartig deko- als ein eigenes Stück des Mobiliars in rierte Seitenstücke hat oder in drei den Florentiner Palasten etwa um die gleichen Teilen angeordnet ist. Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts auf. Bei diesen verschiedenartigen Truhen Geld, Schmuck, Hauben, feines Leinenzeug der Hochrenaissance ist vielfach ein Teil u. dgl. wurden im vierzehnten und Anfang Abb. 14. Florentiner Schmucktruhe um 1525 im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin. 12 Bode, Italienische Hausmobel der Renaissance. Abb. 15. Fiorentiner Sitzbank um 1475 im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin. des fünfzehnten jahrhunderts in kleinen leicht vergoldet, und zeigen Triumphe, Kastchen sowie in runden oder ovalen antike Mythen, Darstellungen der alten Schachteln aufbewahrt, die mit Stuck Geschichte oder allegorische Motive. Eines Oder mit Malerei, nicht selten von hervor- der reichsten und feinsten dieser Kast- ragenden Künstiern, geschmückt wurden, chen, das sich im Berliner Kunstgewerbe- wie einige erhaltene Stücke von grosser Museum befindet, zeigt die umstehende Schonheit (im South Kensington-Museum, Abbildung (11). Diese Stuckkastchen sind Versteigerung Castellani u. s. f.) beweisen. in Florenz in der zweiten Halfte des fünf- Besonders beliebt waren die in Pastiglia zehnten Jahrhunderts gearbeitet worden. dekorierten Kastchen von einfacher Koffer- Den wachsenden Ansprüchen ge- form, be! denen an den Seiten und auf nügten diese Kastchen und Schachteln dem Deckel reiche figürliche Darstellungen nicht mehr, zumal da bei ihrer Kleinheit in Relief zu sehen sind, die in einer und Leichtigkeit die Gefahr der Ent- graugelben Stuckmasse (Pasta) modelliert wendung besonders gross war; es wurden sind. Sie sind auf vergoldetem Grunde Kasten daraus, die in der Form wie in in ihrer Maturfarbe gehalten, das Ornament der Dekoration ganz ahnlich wie die Abb. 16. Fiorentiner Sitzbank vom Ende des 15. Jahrhunderts im Kaiser Friedrich'Museum zu Berlin. I.- Florenz und Toskana. 13 grossen Truhen gebildet wurden. Anfangs aufweist. Ein âhnliches befindet sich wurden sie mit farbigen Holzern einge- unter den Dekorationsstücken des Kaiser legt Oder mit Stuckornamenten bedeckt Friedrich-Museums (Abb. 14). Reicher, und vergoldet; seit dem Ende des Quattro- aber bereits etwas derber in der Wirkung cento wurden sie, in gleicher Weise wie sind die etwas spâter entstandenen Cas- die Truhen, aus Nussbaumholz geschnitzt, setten, deren Wânde mit Stiicken von sel- das leicht getônt und teilweise vergoldet tenen antiken'Marmorarten eingelegt sind. wurde (Abb. 12). Dem mâssigen Umfange entsprechend, ist hier die Schnitzerei meist Die Lostrennung der Truhe von der eine bescheidene; dafür ist aber die Fein- Bank machte die letztere nicht über- Abb. 17. Fiorentiner cassapanca mit Intarsiaeinlage. Sammlung E. Volpi, Florenz. heit in der Profilierung wie in der Durch- flüssig, zumal die Truhe als Sitztruhe bildung und in den Verhâltnissen eine erst in spâterer Zeit hâufig wurde. Die ganz bewundernswerte. Ein klassisches Wandbank blieb in manchen Râumen, Beispiel besitzt das Stadthaus von Siena namentlich in den Vorplâtzen des Fiorentiner in der Cassette mit der Wôlfin, dem Hauses, auch wâhrend der Renaissance Wappentier von Siena, von der Hand des die Regel; finden wir doch gelegentlich, Antonio Barile, leider durch Restauration wie am Palazzo Strozzi, sogar den Sockel verdorben (Abb. 13). Einfacher, aber in des Hauses als* umlaufende Bank ge- den Verhâltnissen und in der Ornamentik staltet, zur gastlichen Aufnahme der von derselben Feinheit, ist ein Fiorentiner Dienerschaft und des Volkes. Die Wand- Kâstchen von etwa 1500 im Berliner bank ist nicht selten in reicher Weise Kunstgewerbe-Museum, das noch seine ausgeschmückt worden: die Beine pflegen alte feine Tonung von Holz und Gold dann in Lôwenfûsse auszugehen, und die 14 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Abb. 18. Florentiner cassapanca im Bargello zu Florenz. hohe Rücklehne, die zugleich ais Tâfelung gebogen, zum Schutze gegen die füsse, dient, wird mit mehr oder weniger reichen zu deren Aufnahme ein kurzes Trittbrett Zeichnungen in intarsia verziert, in âhn- unten vor der Bank angebracht ist. Der licher, wenn auch einfacherer Weise, wie Schmuck solcher Bânke, wenn sie für eine die Chorstühle der Kirche. Seit dem fünf- reichere Einrichtung gearbeitet wurden, zehnten Jahrhundert begegnen wir auch ist auf einfache Intarsiaornamente oder der von der Wand losgelosten beweglichen dekorative lialereien , in spaterer Zeit Bank, die dann regelmassig nur klein und auf krâftig geschnitzte, aber flache Orna- ohne Rûckwand ist, und deren deckel- mente beschrânkt, wie die umstehenden artiger Sitz beweglich zu sein pfiegt, Abbildungen nach ein paar solcher kleiner damit das Innere als Truhe verwendet Bânke im Kaiser Friedrich-Museum zu werden kann. Die Wande sind nach innen Berlin zeigen (Abb. 15 und 16). Abb. 19. Florentiner cassapanca im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin. 16 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Aus der Wandbank entwickelt sich gerade wie die Truhe, zur Aufbewahrung um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von Kleidern, Leinen und dergl. benutzt Oder bald nachher noch ein andenes wurde; auf diesem Unterbau stehen die eigenartiges Mobel, das in erster Linie (meist oben glatt abschliessende) Rück- ais Sitzmòbel, daneben aber auch ais wand und die Seitenwande. Im fûnf- Truhe diente, was in der italienischen zehnten und im Anfange des sechzehnten Bezeichnung eassapanca treffend zum jahrhunderts ist die eassapanca fast ganz Ausdruck kommt. Auch dieses Mobel, glatt, und die einfachen Ornamente sind Abb. 21. Thron des Filippo Strozzi be! Baronin Ad. Rothschild in Paris. der Stammvater unseres Sofas, ist speci- regelmassig in Intarsia hergestellt. Ein fisch fiorentinisch und nicht über Florenz treffliches Stück derart besitzt das Kaiser und seine Umgebung hinausgekommen, wo Friedrich-Museum in Berlin, mehrere noch es etwa ein jahrhundert lang in Mode war, altere die Villa Bardini vor Florenz u.s.f. in seiner wuchtigen, geraden Kastenform (Abb. 17). Im sechzehnten jahrhundert mit den starken niedrigen Wanden trâgt werden die Formen bewegter, die Profile es besonders ausgesprochen den ernsten, starker, die Ornamente werden durch krâftigen und monumentalen Charakter der Schnitzerei hergestellt, und Masken und florentiner Renaissancemobel. Auf vor- Wappen werden an passenden Stellen springendem Fussbrett steht der Unterbau angebracht. Durch grosse Kissen auf in voilstandig truhenartiger Form, der. dem Sitz wie zu den Seiten und an der ) Abb, 22. Florentiner Zimmer mit Thron und Bett zur Zeit der Hochrenaissance, in einem Fresko des Andrea del Sarto zu Florenz. Bode, Italienische Haustnôbel. É 18 Bode, Italienische Hausmobel der Renaissance. f'fV.'» i I f I • V/,i • tj t n I p j t m 'jjim.immuíf.uwi] ÈaMiiMIiMfj mA ti ti p Abb. 23. Der Thron des Giuliano dei Medici, Rückwand wurde dieses Mobel zum deren Rückwand ausnahmsweise sehr hoch Sitzen erst eigentlich benutzbar. In den gehalten ist, befindet sich in der Samm- Palasten und Villen der vornehmen floren- lung des Baron Heinrich von Tucher im finer Familien haben sich solche durch Palazzo Borghese zu Rom. ihre Grosse und massiven Bau besonders Was die cassapanca im gewohnlichen dauerhaften Mobel noch in ziemlieh be- Zimmer, das war der Thron, trono, im trachtlicher Zabi erhalten, sind aber in Staatsraum des Palastes der vornehmen neuerer Zeit fast ausnahmslos in Museen florentiner Familien. Wie heute in den Oder Privatsammlungen übergegangen, wo Vereinigten Staaten Amerikas der Hausherr die daran befindlichen Wappen der Medici, und seine Gattin an der Tafel sich durch Antinori, Strozzi u. s. f. ihre Herkunft ein Paar hohe Lehnstühie in patriarcha- noch verraten. Vorstehend geben wir lischerWeise auszeichnen, so empfing das einige Machbildungen nach besonders vornehme Fhepaar in dem republikani- edeln oder prachtvollen Stücken, wie sie schen Florenz seine Gaste von einem er- im Museo Nazionale zu Florenz, im South hohten prachtigen Throne aus. Der Thron Kensington - Museum zu London und der Fürstlichkeiten im Mittelalter wie in namentlich bei Sammlern in Paris, Berlin der Renaissance bestand in einem reichen und a. a.O. sich finden (Abb. 18—20). Fine Sessel Oder einer mit prachtigem Stoff solche cassapanca von besonderer Fin- ausgeschlagenen Bank, hinter der sich ein fachheit und von bescheideneren Massen, Baldachin erhob. Florenz erfand für seine I. Florenz und Toskana. reichen Patrizier ein eigenes Mobel: eine Von den wenigen erhaltenen Thronen über zwei Stufen zugangliche Bank mit dieser Art zeigen die alteren bel bescheide- hoher Rückwand, die mit krâftigem Ge- nen Profilen eingelegte Ornamente, wie der sims abschliesst. Zu Anfang des Cinque- vorstehend abgebildete Thron aus dem cento ragt dieses Gesims gelegentlich Palazzo Strozzi in Florenz, jetzt im Be- weiter vor und ruht dann auf zierlich ge- sitz der Baronin Adolph Rothschild in drehten und geschnitzten Saulen, die über Paris (Abb. 21); die spateren, aus den den niedrigen Seitenbrüstungen stehen. ersten drei Jahrzehnten des Cinquecento, Abb. 24. Synagogen-Thron im Kunstgewerbe-Iiuseum zu Berlin. 2* 20 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. Abb. 25. Abb. 26. Strozzi-Schemel bel Dr. A. Figdor in Wien. haben daneben in bescheidenem Masse bringung moderner Intarsien entstellen Schnitzerei von feinster Erfindung und liess (Abb. 23). Ein kleinerer Thron, reich Ausführung, wie uns dies A. del Sartos vergoldet und mit tiefbiauer Farbe, dessen berühmtes Fresko der Geburt des johannes plastische Ornamente in Stuck aufge- im Vorraum der Annunziata zu Fiorenz tragen sind, befindet sich im Berliner am besten vergegenwartigt (Abb. 22). Ein Kunstgewerbe - Museum ; er stammt aus solcher Thron, sehr geschmackvoll im Siena, und zwar, wie die noch durch Aufbau, ist der Thron des jungen Giuliano die spatere Uebermalung durchschimmern- dei Medici, dessen berühmte Statue von den hebraischen Inschriften in den Feldern der Hand Michelangelos die Mediceer- verraten, aus einer Synagoge (Abb. 24; kapelle bewahrt. Aus der Eamiiie Muti, die alte Bank fehlt und ist im Museum in deren Besitz er durch Erbschaft gelangt durch eine spatere Truhe in etwa gleicher war, kam er an den Fiirsten Demidoff, Grosse ersetzt). Die Ornamente im der ihn durch Ueberarbeitung und An- Charakter des Lorenzo Marinna beweisen I. Florenz und Toskana. 21 die Entstehung dieses Thrones in Siena. der Renaissance besonders schlecht unter- Man nimmt an, dass er ursprünglich für richtet. Da namentlich aus dem fünf- einen Privatpalast angefertigt und erst vie! zehnten Jahrhundert von Originalen mit spater der Synagoge geschenkt wurde. beglaubigter Herkunft nur verhaltnis- Wahrscheinlicher scheint mir, dass er von massig wenige erhalten sind, so sind wir vornherein fur diese bestimmt war, wie wesentlich auf Nachbildungen auf Ge- überhaupt wohl die schon aus gotischer maiden und Stichen der Zeit angewiesen, Zeit überkommenen kirchiichen Throne, die nach dieser Richtung unvollstandig die Bischofssitze zur Seite des Hochaltars, und zum Teil selbst nicht recht zuver- die Vorbilder für das ahnliche Mobel der lassig sind. Die Formen, welche seit dem Florentiner Palaste wurden. Die ganz ver- Cinquecento sich bestimmt auspragen : wandte Form und die ahnliche Dekoration, den Schemel, den eigentlichen Stuhl (ohne wie die leitende Rolle, welche das Kkchen- Seitenlehnen) und den Sessel, finden wir mobel in der Schreinerkunst des vierzehn- allerdings schon im Quattrocento, aber ten und fünfzehnten jahrhunderts ein- ihre reichere künstlerische Gestaltung ge- nimmt, machen dies wahrscheinlich. Doch hort erst der vorgeschrittenen Zeit dieses zeigen Bilder und Miniaturen, dass auch Jahrhunderts an. die gotische Zeit schon den Thron, wenn Der einzige bekannte Florentiner auch in schmuckloserer Form, als Zimmer- Schemel, sgabello, mitreicheremSchmuck mobel kannte. aus dem fünfzehnten Jahrhundert, jetzt im Besitz von Dr. Figdor in Wien (Abb. 25 In Bezug auf die Form und Fntwicke- und 26), stammt aus Palazzo Strozzi. Fr lung des wichtigsten Sitzmobels, des ist oben an der Lehne beiderseits mit dem Stub les, sind wir für die frühere Zeit Wappen verziert, das in Form und Aus- im Abb. 27. Florentiner Schemel im Abb. 29. Florentiner Schemel Abb. 28. Florentiner Schemel Berlin. im Museum zu Magdeburg. S. Rensington-Museum, London. Kunstgewerbe-Museum zu stattung ganz mit dem Wappen auf der deutung gut charakterisieren. Stehen ein Rückseite der Médaillé des Filippo Strozzi Dutzend dieser Schemel dicht nebenein- übereinstimmt, also kaum wesentlich früher ander, wie z. B. im Kensington-Museum, als 1490 entstanden. Un2d 2doch ist auch das auch von diesen Môbein eine Fülle bel diesem in der Form, namentlich durch der allerschônsten in tadellosester Erhal- seine schmale hohe Lehne sehr originellen tung besitzt, so ist die Wirkung wohl Stück die Dekoration fast nur auf jenes eine zu reiche, überladene; aber in den in flachem Relief als oberer Abschluss grossen, nach unserem Geschmack fast der Rückiehne angebrachte Wappen be- leeren Raumen der Florentiner Palaste, schrankt. Das sechzehnte Jahrhundert hat wo sie an den langen Wanden und um dagegen den Schemel kaum weniger reich den grossen Tisch gruppiert waren, war dekoriert wie die Truhe, namentlich in ihre Wirkung eine wohl berechnete und Florenz, wo dieser Schmuck wieder in feine. Wir geben ein paar charakteristi- Schnitzerei ausgeführt wurde, deren Wir- sche Beispiele sowohl von den früheren kung man gelegentlich noch durch stellen- einfacheren Schemein wie von den reich weise Vergoldung zu heben wusste. Bis geschnitzten aus der spateren Zeit, die auf den eigentlichen Sitz und die Innen- namentlich im Pariser Privatbesitz noch seiten der Bretter ist in der Regel der in grosserer Zahl erhalten sind (Abb. 27 ganze Stuhl aufs reichste geschnitzt; bis 30). meist mit Ornamenten, welche die be- Auch ohne Rückiehne, als Mocker, treffenden Teile in ihrer besonderen Be- finden wir den sgabello nicht seiten, bald vierseitig und dann ganz ahnlich in Bau und Dekoration, wie die eben genannten sgabelli, bald dreisei- tig, wie er in goti- scher Zeit beliebt war. Die Mocker sind meist etwas niedrigerals die eigentlichen Schemel (Abb. 30). Der Sessel der Renaissance hat sich aus dem alten Klapp- stuhl entwickelt. Der ganz aus Molzstaben zusammengesetzte Klappsessel, mit be- weglichem Sitz und abnehmbarer Rück- lehne, der in Italien sogenannte Savona- rola-Stuhl, von der modernen deutschen Mobeltischlerei eben- so unpassend als Luther-Stuhl bezeich- Abb. 30. Florentiner Schemel und Hooker im S. Kensington-Museum net, hat gleichfalls zu London. im fûnfzehnten jahr- I. Florenz und Toskana. 23 hundert seine künstlerische Form erhalten. In Florenz wurde aber dieser X-Stuhl in seinem einfachen krâftigen Gerippe (zuweilen aus Eisen mit Bronzekugeln, vgl. Abb. 31) bei reicheren Einrichtungen wenigstens im sechzehnten Jahrhundert regelmassig ent- weder reich geschnitzt oder vom Tapezierer bekleidet ; durch ihn ist er mit Stoffen, Litzen, Franzen, Quasten, vergoideten Bronzenageln und Kugeln oben auf der Rückwand in jener prachtigen und zugleich ge- schmackvoilsten Weise aus- gestattet, von der unsere mo- derne Tapezier-Kunst keinen Begriff mehr hat. Wahrend der Scheme! vor aliem als Essstuhl diente, war dieser Abb. 31. Sessel sowohl als Ruhesitz aus Bronze und Eisen. wie als Arbeitsstuhl bestimmt. Florentiner X-Stuhl Auf einem Cassone-Bild von (Sammlung Bardini, Florenz.) etwa 1480 sehen wir einen zierlichen Bronzesessel dieser Form auch einmal als Essstuhl verwandt. Stuhl nur durch die Armlehnen, hohere die da- Von den mit Elfenbein eingelegten Sesseln Rücklehne, grôsseren Umfang und („all3 Certosina"), die vornehmlich in der durch bedingte grossere Einfachheit und Lombardei gearbeitet wurden, wie von den Monumentalitat verschieden. Auch er ist mit flacher Schnitzerei und Kerbschnitt in Florenz, wo wir ihn erst in der Hoch- dekorierten Klappsesseln aus dem Venezia- renaissance kennen, regelmassig in reicher nischen und den Marken ist uns eine nicht Weise mit Stoff, meist mit rotem Sammet, unbetrachtliche Zabi erhalten; solcher seltener mit Leder bezogen und durch ent- Polstersessel in X-Form von Florentiner sprechende Passementeriearbeiten ausge- Fierkunft lassen sich dagegen nur wenige stattet. Fast die ganze Rücklehne und in ihrer alten Ausstattung nachweisen der Sitz, welcher (bei fehlendem Quer- des Unter- (Abb. 32 und 33), wahrend bei den fran- holz) bis beinahe zur Mitte zosischen und englischen Sammlern sich gestells sich herabzieht, sind mit Stoff noch manche in auch neuer Montierung mit bespannt; Querholzer, in der Regel alten Stoffen und Franzen finden. Von die Lehnen u. s. f., sind unbezogen, krâf- den gewohnlichen Florentiner Klappstühlen tig, gerade und beinahe ganz glatt ge- aus früherer Zeit geben die folgenden halten. Von ihrer vornehmen Wirkung Abbildungen (35 und 36) gute Beispiele. geben ein paar hier abgebildete Sessel Eine andere Art Sessel, der Wand- dieser Art (Abb. 36—38) einen richtigen wie man ihn nach seiner Be- Begriff. Freilich erscheinen sie uns heute sessel — stimmung, gleich der cassapanca regel- etwas steif und unbequem ; aber man massig an der Zimmerwand zu stehen, darf nicht vergessen, dass sie durch ein darf ist eigentlichen weiches, grosses Kissen, das man in das nennen —, vom hat noch ein besonderes Intéressé dadurch, dass er nicht nur stellenweise 24 vergoldet, sondern (zur Hebung der Schnitzarbeit) auch teilweise bemalt ist. Wie hier die Earben zu dem getônten tiefen Muss- baumholz und zum Gold gestimmt sind, dies be- kundet wieder den echt künstlerischen Sinn der Zeit. Die Raume eines mo- dernen vornehmen Hauses, selbst wenn sie nicht von dem ausserordentlichen Umfang sind wie die Hauptzimmer der Floren- tiner Palaste, würde man sich nur „wohnlich" ein- gerichtet denken konnen mit einer Reihe von „Eta- blissements" um mehr oder weniger grosse Tische in- mitten des Zimmers oder in den Ecken Abb. 32. Florentiner und an Sessel mit den altern Lederbezug bel Dr. A. Figdor in Wien. Wanden desselben. Die Library im modernen eng- lischen Hause, namentlich Kreuz schob, vie! bequemer gemacht im Landhause, die allein an Umfang einiger- wurden. massen den Verhaltnissen . italienischer Der eigentiiche Stub), die sedia, be- Palastraume nahe kommt, hat eine Ein- halt bis in die Hochrenaissance seine ein- richtung der Art zum beliebtesten Raum fache Form und Ausstattung. In der im englischen Hause gemacht; und Aehn- Regel ist der Sitz in Stroh geflochten liches gilt vielfach von der Halle. Die (das in den Zimmern oft mit einem Kissen Italiener der Renaissance, selbst in der an bedeckt wurde, Abb. 39), im Palastzim- Luxus gewohnten spateren Zeit, kannten mer mit kostbarem Stoff bezogen. In ahnliche Bedürfnisse nicht. Für sie musste der Hochrenaissance erst wird die Rück- das Zimmer vor allem geraumig sein zur lehne durch Einführung einer Galerie aus Aufnahme der Gaste und Versammelten ; zierlichen gedrehten Stabchen und durch auf „Gemütlichkeit" wurde kein Anspruch Schnitzerei an den Querhòlzern reicher ge- gemacht. In der Regel finden wir daher schmückt. Der nachstehend abgebildete im Florentiner Wohnzimmer hochstens niedrige Stuhl (Abb. 40) zeigt, wie Zweck- ein en Tisch, viereckig und von langlicher massigkeit, gute Verhaltnisse und aus- Form, kaum so breit als unsere modernen drucksvolle Verzierung auch bei reicher Tische, aber von bedeutender, selbst und origineller Ausfûhrung fast immer in ausserordentlicher Lange, gewôhnlich zwi- glûcklichster Weise gevvahrt blieben. Er schen 2 und 4 Meter lang. Nach dieser Form und Grosse sollte man annehmen, diese Tische hâtten in erster Linie für dieTafel gedient; dies scheint aber regel- massig nicht der Fall gewesen zu sein. 25 Um daran zu essen, sind fast allé diese Tische zu hoch; auch sind sie meist zu schmal für eine Tafel (gewohnlich sind sie kaum èinen Meter breit). Da- für scheinen, nach Bildern und Holz- schnitten zu urteilen, innerhalb der Familie einfache Tische, bei grosseren Gastereien starke, über Bôcke gelegte Bretter gedient zu haben, die durch die grossen, fast bis zum Boden herab- hangenden und über Teppichen liegen- den prachtigen leinenen Tafeltücher bedeckt wurden. Auch sie wurden ge- legentlich dekoriert, freilich in einfacher Weise, wie ein aus Palazzo Strozzi stam- mendes Beispiel in der Villa Bardini vor Florenz beweist ; es zeigt das geschnitzte Wappen Strozzi in zierlicher ornamen- taler Einrahmung. Hier haben die Bôcke auf der einen Seite zwei Beine, auf der anderen ein gerades Bein. 1.34. Florentiner Klappsessel bel Dr. A. nur Figdor in Wien. Der Florentiner Zimmertisch, wenn ich ihn so nennen darf, hat seinem Um- fang entsprechende monumentale For- men. Er ruht auf zwei machtigen Doppelfüssen nach antiken Vorbildern: breiten, reich ornamentierten Flatten, die nach aussen jederseits krâftig aus- geschweift in eine Lowentatze ausgehen und oben unter der Platte gewohnlich mit einem Lowenkopf oder einer Maske dekoriert sind. Im fünfzehnten jahr- hundert sind diese Tische (wohl nur für Raume im Erdgeschoss bestimmt) auch aus Marmor (Abb. 41), im sech- zehnten jahrhundert gelegentlich aus Bronze und Marmor. Sind sie, wie in der Regel, aus Holz, so fehlt bei grosse- rem Umfange zwischen den Beinen sel- ten das Querholz, die „traversa", und der Uebergang zur Platte wird meist noch durch einen Untersatz, der direkt auf den Beinen aufliegt, vermittelt Abb. 33. Florentiner Klappsessel im S. Ken- (Abb. 42). Beide pflegen in der Hoch- « sington-Iiuseum zu London. renaissance, wie Füsse und Flatten- 26 Bode, Jtalienische Hausmôbel der Renaissance. bindungsstück zwischen den Beinen wurde, statt in die Mitte oder nahe unter die Tafel, an den Boden verlegt, so dass es als flache Platte unmittelbar auf dem Boden aufruhte und zu der Deckplatte ein glückliches Gegengewicht bot. Ein grosser Tisch, jetzt in amerikanischem Privatbesitz (Abb. 43), von dem eine Kopie in Schloss Friedrichshof sich be- findet, giebt wohl die vorteilhafteste An- schauung von dem Geschmack und dem architektonischen Sinn der Florentiner Mobeltisehler des Cinquecento. Dass auch bier die Maturfarbe des Holzes nicht rein zur Geltung kam, sondern mit einer dünnen rotbraunen Farbe gedeckt wurde, dafür ist der grosse mehr als 5 Meter lange Tisch in dem Oberlichtsaal der italienischen Skulpturensammlung des Berliner Museums ein charakteristisches Beispiel, eine vene- Abb. 35. Florentiner Klappstuhl im Kunst- zianische Arbeit bald nach der Mitte des gewerbe-Museum zu Berlin. Cinquecento in dem stark von Florenz beeinflussten sogenannten Sansovino-Stil. rand, sehr reich dekoriert zu sein. Ge- Auch zum Schreiben wurde der grosse legentlich, namentlich bei grossem Urn- Zimmertisch in der Regel nicht benutzt; fange des Tisches, erhielt derselbe entweder schon seit dem frühen Mittelalter hatte ein drittes Bein in der Mitte, oder das Ver- der Schreibtisch seine besondere Form Abb. 36. Abb. 37. Florentiner Ledersessel im S. Kensington-Museum zu London. 1. Florenz und Toskana. 27 und regelmâssig auch einen be- sondaren Raum, aus dem mit der Zeit die Bibliothek wurde. Diese Form, aus den Miniaturen und Gemalden, namentlich mit den Darstellungen der Kirchen- vater, allgemein bekannt, ist die des Schreibpultes, vielfach mit verschliessbaren Fachern zu den Seiten des Sitzes und mit schma- lem schragen Pult zum Schrei- ben. Erst im sechzehnten |ahr- hundert begann man allgemein, diesen Aufsatz für sich zu ge- stalten, um ihn, als kleines zierliches Schreibpult in ein- gelegtem Holz oder mit fein orna- mentiertem Leder oder Stoff aus- geschlagen, zur Benutzung in jedem Raum und auf jedem beliebigen Tisch geeignet zu machen. (Vgl. Abb. 98.) Von diesen kleinen Aufsatz-Schreib- pulten sind uns eine Reihe selbst noch aus dem fünfzehnten Jahr- hundert erhalten, wahrend ich mich nicht erinnere, von den alteren vollstandigen Schreib- pulten ein Original gesehen zu Abb. 38. Florentiner Sessel mit Sammetbezug. haben. Kleinere Tische, die geeignet waren, Der eigentliche Schrank, in den im Zimmer ihren Platz, wenn notig, zu Sakristeien und zum Teil auch in den ândern, kamen mit den wachsenden An- offentlichen Bauten unentbehrlich und sprüchen allmahlich auf. Im Quattro- mannigfach entwickelt, war im italienischen cento sind diese Tische, von denen nur Wohnhaus der Renaissance eine Aus- einige wenige von Florentiner Herkunft nahme. Statt des Kleider- und Wasche- nachweisbar sind, meist gleichfalls von schrankes diente dem Italiener die Truhe ; kraftigen Formen: mit starker runder als Bûcher- oder Vorratsschrank benutzte sechs- oder achteckiger Platte, einem Fuss er in der Regel Vertiefungen in der Wand, in der Form einer schlanken Vase, mit die meist often waren. Nur die Credenz drei oder vier Beinen in Form von Delphi- ist auch für Italien ein beliebtes Nobel, nen, Lôwenbeinen oder ahnlich (Abb. 44 das schon in der Frührenaissance seine bis 47). Im Cinquecento werden diese teste charakteristische Form erhalt, als kleineren Tische leichter und reicher in einstôckiger, breiter, mehrthüriger Schrank der Dekorierung (Abb. 48); gevvohnlich von massiger liohe, welche gestattet, die sind sie im Aufbau den gleichzeitigen obere Platte als Serviertisch zu benutzen. grossen Tischen ahnlich, erst gegen Ende Diese Form behalt die Credenz bis zur des jahrhunderts kommen solche mit vier Barockzeit fast unverandert bei; der schlanken Beinen mehr in Gebrauch. wirkungsvolle architektonische Aufbau ist nur durch schlichte Profile und Ornamente 28 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. besteht aus einfachen Palmettenfriesen, deren Zeichnung auf die Entstehung bald nach der Mitte des fünfzehnten }ahr- hunderts schliessen lasst. Der Charakter ist echt florentinisch ; auch wenn das Nobel vielleicht in Urbino oder sonst an einem Orte ausserhalb Toskanas entstanden sein sollte, so war der Künstler doch wahr- scheinlich einer der vielen ausserhalb ihrer fieimat arbeitenden Florentiner. Unserem modernen Schrank am âhn- lichsten ist der Schreibschrank, ent- standen im Laufe des Quattrocento mit der Verallgemeinerung der Eertigkeit im Schreiben, teils aus dem Bedürfnis zur Aufbewahrung der Briefe und sonstigen Skripturen wie der Schreibutensilien, teils aus dem Wunsch, alie diese Sachen beim Schreiben sofort zur Hand zu haben. Die Form dieses altitalienischen Schreib- Abb. 39. Florentiner Stuhl mit Strohgefiecht schrankes, der richtiger noch ais floren- im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. tinisch zu bezeichnen ware, ist bis zu unserer Zeit fast unverândert geblieben. ausgedrückt: anfangs meist durch Intarsien, Von massigem Umfang, fast doppelt so spater durch Schnitzerei (Abb. 49—51). hoch ais breit, besteht er aus einem Eine reiche prachtige Belebung erhieit oberen und einem unteren Teil. Der die Credenz bei Festen, indem auf zwei untere Teil, ausnahmsweise und in früherer Oder drei übereinander aufgestellten, mit Zeit in Tischform, gewohnlich ais zwei- Stoff bezogenen Aufsatzen das Tafelsilber sowie Prachtstücke in Majolika zur Schau gestellt warden. Eine Reihe ven Truhen- bildern und Holzschnitten geben uns da- ven ein anschauliches Bild. Aus der Credenz entwickelt sich im spiiteren sechzehnten )ahrhundert der kieinere zwei- oder selbst einteilige niedrige Schrank, der Kommode des Rokoko entsprechend, welcher in Aufbau und Ornamentation im wesentlichen der Credenz entspricht. Er ist regelmassig einthürig; nur ausnahmsweise finden sich solche mit zwei schmalen und dann meist nicht durch Pilaster geteilten Thürflügeln, Unserer modernen Kommode nahe ver- wandt ist ein grosseres Nobel, von dem mir nur das nachstehend wiedergegebene Exemplar (Abb. 52) bekannt ist, das vor etwa fünfzehn jahren sich im Kunsthandel zu Florenz befand. Den Aufbau zeigt unsere Abbildung; der Dekor in Intarsia Abb. 40. Niedriger Florentiner Stuhl um 1550. Abb. 41. Florentiner Tisch aus ITarmor um 1475. Abb. 42. Florentiner Tisch um 1550 im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. Abb. 43. Florentiner Tisch um 1540 in amerikanischem Privatbesitz. flügeliger Schrank gestaltet, trâgt den nis der braven Fiorentiner Tischler denn etwas einspringenden oberen Teil von doch in der Regel nicht aus. Als be- nahezu gleicher Hohe, der hinter einer senders schon sind mir ein Paar solcher nach unten aufklappend3en0 Platte, welche Schreibschranke in der Eremitage zu geoffnet ais Schreibtisch dient, die zahi- St. Petersburg (aus der Sammlung Basi- reichen kleinen Fâcher zur Aufnahme der lewski stammend) in der Erinnerung. Die Briefschaften u. s. f. enthalt. Die frühesten ornamental dekorierten Arbeiten, obgleich mir bekannten Mobel diesen Art sind meist auch zuweilen überreich geschmückt, ver- reich und geschmackvoll in Intarsia ver- dienen vor diesen figürlich dekorierten ziert; in der Hochrenaissance suchten die regelmâssig den Vorzug (Abbildung 54 Tischler dagegen an dem Schreibschrank und 55). ihrer Lust im Schnitzen besonders genug Auf Bildern und Holzschnitten sehen zu thun, der Wertschâtzung desselben wir, dass der Schreibtisch in der Regel durch ihre Auftraggeber entsprechend. einen kleinen schragen Aufsatz hatte, das Leicht thaten sie hier sogar des Guten Schreibpult, der haufig abzunehmen zu vie!, wie jene eigentümliche, vor ein war. Im Aufbau, der durch den Zweck paar jahrzehnten sehr geschatzte Gattung bestimmt ist, zeigt er in der ganzen von Schranken aus tiefgetôntem wirkungs- Renaissance kaum eine Veranderung; im volien Mussholz mit pfeilerartig an den fünfzehnten Jahrhundert war er, wenn Seiten des Oberschrânkchens überein- überhaupt, meist mit Intarsien verziert, im ander aufgebauten Gruppen von kleinen Anfang der Hochrenaissance finden wir Figuren und ahnlich behandeltem figürlich daneben oder statt dessen gelegentlich den dekorierten Gesims beweist (Abb. 53). Schmuck mit Schnitzereien. Eines der Wenn auch die besseren dieser Schranke seltenen erhaltenen Stücke, im Besitz von im Aufbau und Ton, in den Verhaltnissen Alfred Beit in London (vgl. Abb. 98), ist und Profilen von vornehmer, krâftiger an den Seiten mit Hereiden in Hochrelief Wirkung sind, so reichte zu solchen geschmückt, die die Hand eines der tüch- figürlichen Darstellungen die Korperkennt- tigen Fiorentiner Holzschnitzer verraten. Abb. 44. Fiorentiner Tisch vom Ende des 15. Jahrhunderts, frûher in Florenz. 1. Florenz und Toskana. 31 welche um 1525 die reichgeschnitzten Truhen herstellten. Dar Bücherschrank, dia libraría, wann auch saltan, kommt doch ga- lagantlich im Florantinar Wohnhaus dar Renais- sanca vor. Gawôhnlich wird ar, wia auch regal- massig im siabzahntan und achtzahntan )ahr- hundart, wandschrank- artig eina odar mahrara Wanda ainganomman ha- ban. Einan solaban atwa 6 Matar braitan Schrank, in mahraran Abtailungan, abar laicht transportiar- bar, basitzt Eürst johann Liechtenstein in Eisgrub (Abb. 56). Er ist von sahr fainan Varhaltnissan und ainfach, abar sahr gaschmackvoll in Por- man dar Hochranais- sanca dakoriart, dia atwa Abb. 45, Kleiner Florentiner Tisch um 1450, früher in Florenz. auf dia Mitta des sach- zahntan jahrhundarts waisan. Einan klai- ragalmassig glatt untar dan Schultarn odar nan zwaithürigan Bücherschrank, bai dam, untar dar Brust abgaschnittan zu warden wia bai dam Liachtanstainschari, das pflagta, fand ihran Platz auf dan Ga- Untartail gaschlossan, das Obartail offan simsan dar Kamina odar dar Thüran. Erst ist und Drahtvarschluss hat, basitzt das als man von dar Brust nur noch ainan Kaiser Friadrich-Musaum in Berlin; ar ist Ausschnitt gab und diesen auf ainan im Dakor sahr ziarlich und tailwaisa var- klainan schmalan Sockal stallta, war die goldat. Wia raich und prachtig diasa Aufstallung dar Büsta auf ainam hohan Bücharschranka galagantlich schon im Standar und dadurch an jadam gaaig- frühastan Quattrocento ausgastattat waran, natan Platza das Zimmars gagaban. Diasa bawaist die Motiz, dass Lionallo d'Esta Standar, sgaballoni, sind im sachzahntan 1434 aina schon 20 jahra frühar für Paolo Jahrhundart maist aus Holz gaschnitzt Giunigi in Lucca angafartigta Librada wagan und warden durch zwai schmala, nach ihrar kunstraichan Form kauflich arwarb. oban sich atwas varjünganda, schrag gaganainandar gastallta und durch ainan Zur galagantlichan Ausstattung das flachan simsartigan Aufsatz varbundana Florantinar Zimmars gahoran ainiga klainara Brattar gabildat, walcha untan in Lowan- Mobal, namantlich darBüstanstandar, dar füssa ausgahan und ausdrucksvoll in mahr Wandspiagal und dar Kleidarrachan. Sia odar wanigar flacham Relief varziart sind. tratan, sowait mir bakannt, arst in dar Sia sind bis auf die hoha Form dam zwaitan Halfta das fünfzahntan jahrhundarts Schamal bainaha trau nachgabildat, von auf. Die Büsta das Quattrocento, die dam sia im Italianischan auch dan Maman 32 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Abb. 46. Florentiner Tisch vom Ende des 15. Jahrhunderts bei Dr. A. Figdor in Wien. entlehnt haben. Die nachstehende Abbil- jetzt im Besitz des Deutschen Kaisers, dung (57) bietet ein paar treffliche Bei- mit einfacherer krâftiger Schnitzerei und spiele solcher Florentiner sgabelloni aus tief getônt, das andere reicher in flachem der Mitte des XVI. jahrhunderts; das eine. Relief dekoriert und heller im Ton bei teilweiser Vergel- dung, inderSamm- lung des Herrn Adolf von Becke- rath in Berlin, Im vo rgeschritteneren Cinquecento bilden meist krâftig ge- schnitzte Nasken das Mittelstück der Dekoration. Der Hand- Spiegel, fur die Befrfedigung der menschlichen Ei- telkeit das unent- behrlichste StOck und daher schon von den altesten Kulturvolkern an- Abb. 47. Florentiner Tisch um 1550, früher in Florenz. gefertigtundkünst- I. Florenz und Toskana. 33 Abb. 49. Florentiner Kredenz um 1560, früher in der Sammlung Bardini in Florenz. Bode, Italienische Hausmobel. 3 34 lerisch oft aufs reichste ausgestaltet, war Giovanni Arnolfini und seiner Gattin jedem auch im ganzen Mittelalter ein beliebtes Kunstfreunde bekannt ist, war mehr ge- Prunkstück. Der Wandspiegel scheint eignet, ein malerisches Kleinbild des dagegen, wie der seltener vorkommende Zimmers zusammenzufassen, wie die Standspiegel (von dem wir ein hervor- menschlichen Züge wiederzugeben ; zur ragend sebones Beispiel aus dem South Toilette war er so gut wie ungeeignet. Kensington-Museum nachstehend wieder- In Italien ist daher der Wandspiegel, geben; Abb. 58), erst gegen den Aus- soviel ich weiss, erst im Laufe des fünf- gang des Mittelalters aufgekommen zu zehnten jahrhunderts, mit der Vervoll- Abb. 50. Florentiner Kredenz urn 1550, Sammlung Bardini in Florenz. sein; konnte doch die polierte Metallplatte kommnung der lierstellung und Politur nur klein sein und, nach Erfindung des grosserer Metallplatten, aufgekommen, und Spiegelglases, auch dieses nur in sehr zwar etwa gleichzeitig in Florenz und kleinem Umfang hergestellt werden, so Venedig. Dem Bilderrahmen der Bestim- dass beide für eine gewisse Entfernung und mung nach sehr verwandt, hat der Floren- bei nicht besonders scharfem Licht, die tiner Wandspiegel mit diesem die reiche mit dem Wandspiegel unzertrennlich sind, und geschmackvolle Erfindung wie die wenig verwendbar waren. Der konvexe stilvolle und hochst vollendete Durchbil- Glasspiegel, der im Norden mit dem An- dung gemein, ist aber doch wieder eigen- fang des fûnfzehnten jahrhunderts auftritt artig gestaltet. Der Rahmen, der das und aus jan van Eycks Doppelbildnis des kostbare Bild umgiebt, ist nur bestimmt. I. Florenz und Toskana. 35 Abb. 51. Florentiner Truhe um 1540 im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. dasselbe in vorteiihaftester Weise ab- Eigentümern der Spiegel in dieser Zeit zuschliessen und dadurch noch zu beben; war, geht daraus hervor, dass wohl kein deshalb ist er in der Renaissance, namentlich in Flqrenz, verhaltnis- massigschmal. Die Platte desSpiegels, regelmassig nur klein (etwa 20 bis 30 cm in der liohe, bei wenig geringerer Breite) und nicht nur ohne eige- nen Reiz, sondern selbst storend durch die Bien- dung, die sie hervorruft, wird daher regelmassig durch einen bemalten Schiebedeckel versteckt ; so erhalt der Spiegel sei- nen künstlerischen Wert erst durch den Rahmen, der daher verhaltnismas- sig umfangreich gehalten und moglichst reich de- koriert ist. Wie kost- bar und wie wertvoll den Abb. 52. Kommodenartiges Mobel um 1475, früher in Florenz. 3* anderes Mobel so fein abgewogen in den Zahl zum Teil vortrefflicher Spiegel dieser Verhaltnissen, so zart in den Profilen, so Art erhaiten, die sich namentlich bei den gewahlt und vollendet in der Zeichnung reichen Sammiern in Paris und in ein- und Durchführung der O3r6namente ist wie zelnen Exemplaren in den Museen, nament- gerade eine Anzahl der uns erhaltenen lich im South Kensington-Museum, be- Spiegel vom Ende der Frührenaissance finden. Von den hier abgebildeten ist der und aus der Hochrenaissance. eine im Besitz des Herrn A. von Beckerath Es ist uns noch eine betrachtliche zu Berlin (Abb. 59), der zweite in Schloss Friedrichshof (Abb. 60). Ersterer kennzeichnet sich ais ein Werk vom Anfange der Hoch- renaissance. Er zeigt nicht nur in dem Ge- schmack, mit dem Elach- und Hochrelief, krâftigere und schwachere Orna- mente wechseln, wie in der klassischen Durch- bildung derselben, dass Bildschnitzer, die in ihrer Art den gleichzeitigen Bildhauern kaum nach- standen, solche Stücke arbeiteten : auch die sonderbaren und ge- legentlich geradezu ab- sonderlichen Motive, die sich in die Dekoration namentlich des leichten und daher besonders reichen, fast frei ge- arbeiteten Aufsatzes ein- schleichen, verraten die gleiche Phantasie und Erfindung, die wir in den frühesten Arbeiten der bahnbrechenden Meister in der Plastik der Hoch- renaissance, vor allem bei Andrea Sansovino, entdecken. |ene aufge- rollten Schlangenleiber, nackten Putten, deren Beine in Vasen mit Flam- men ausgehen und deren Hânde Flammen halten, jene aufrecht stehenden Abb. 53. Florentiner Schreibschrank vom Ende des 16. Jahrh. Schilde, Schlangen- oder Privatbesitz. FischleibermitMenschen- I. Florenz und Toskana. 37 masken, zu Voluten aufge- rolltes Bandwerk und âhn- liche Erfindungen, aus der Vorliebe für schwierige allé- gorische Beziehungen wie unter dem Einfluss der eben damais in Rom aufgedeck- ten antiken Grotesken ent- standen, finden wir ganz ahnlich in Andrea Sanso- vinos Altarnische in S. Spi- rito in Florenz, in seinen Grabmalern in S. Maria del Popolo, Araceli u.s.f. Sie bieten ein eigentümliches Gemisch unausgebildeter phantastischer Motive von stilwidrigen, gefahrlichen Formen für die Dekoration, in denen ein wildes Barock sich einzuschleichen scheint, das aber durch das Vor- herrschen von schonen, be- deutenden Konturen und durch bescheidene Unter- ordnung des fremdartigen Details unter die Gesamt- wirkung meist nicht in die Augen fallt. Für die ge- sunde, Kraft der künstleri- schen Gestaltung dieser Abb. 54. Florentiner Schrank um 1550 im Kunstgewerbe- Zeit ist es ein charakte- Museum zu Berlin. ristischesZeichen, wierasch diese heterogenen Elemente ausgeschieden früher im Besitz der Kaiserin Friedrich Oder stilvoll umgestaltet wurden. (Abb. 60), bietet ein gutes Beispiel dafür; Die krâftigen, ausladenden Formen er besitzt noch seinen alten Verschluss der vorgeschrittenen Renaissance unter durch ein Bild in der Art der Vasaris. Michelangelos Einfluss (richtiger als Früh- Bei einem ahnlichen einfacheren Spiegel barock bezeichnet) kommen in den kleinen im Besitz des Herrn A. von Beckerath in Wandspiegeln ebenso vorteilhaft zur Er- Berlin (Abb. 61) ist dieser Verschluss durch scheinung wie die der früheren Zeit und einen Schiebedeckel mit intarsiertem Holz werden durch die fein gestimmte Farbe gebildet. des Holzes, die Vergoldung der Hohen und Das Kamin behielt wahrend der den tiefen bronzefarbenen Ton, den die Renaissance seinen hervorragenden Platz Farbe mit der Zeit aiigenommen hat, noch und erhielt daher in den Palâsten und so sehr gehoben, dass es begreiflich ist, Villen haufig eine sehr reiche künstle- wenn diese Stücke schon seit jahrzehnten rische Ausbildung; die Ausstattung des von den verwohntesten, reichsten Samm- Kamins blieb aber in Florenz verhàlt- lern mit Vorliebe aufgekauft worden sind. nismássig einfach. Wahrend in Venedig Dieser nachstehend abgebildete Spiegel, die Feuerhunde (alari) als reiche Auf- baliten aus Bronze mit einer Figur als behandelt sind. Fin besonderer Luxus Abschluss gebildet wurden, sind diese in wird im sechzehnten Jahrhundert auf das Fiorenz, wie im Mittelalter, regelmâssig Schnitzwerk des Blasebalgs verwandt, des- aus Eisen und verhaltn3is8massig einfach sen Dekor ganz im Charakter der ge- schnitzten Truhen im Stil des jünge- ren San Gallo, der Tassi, Bacciod'Ag- nolo u. a. gehal- ten ist. Beson- ders schòne Bel- spiele bietet wie- der die Sammlung des South Kensing- ton-Museums (Ab- bild. 58 u. 62.) Auch der Klei- derrechen, at- taccapanno oder capellinaro, ist von den Florentinern künstlerisch gestal- tet worden. Aus dem sechzehnten Jahrhundert sind uns zahlreiche er- halten, die freilich durch den Kunst- handel mehr und mehr in Privat- hânde übergehen und dadurch ver- schwinden. Aus dem fünfzehnten Jahrhundert kenne ich nur ein vor etwa zwòlf Jahren im Besitze von Stefano Bardini be- findliches Stück; es stammt, nach dem Wappen dar- auf, aus dem Be- sitz des Herzogs Federigo von Ur- in der Form. Doch sind sie schon im bino. An einem zum Hângen eingerichteten Aufbau und oft von sehr feiner stilmassiger Brett, das an den Seiten von sehr ge- Durchbildung, gerade wie die Gabein, streckten Konsolen eingerahmt ist, die Schaufeln und übrigen Ausstattungsstücke das krâftige Gesims tragen und auf einer des Kamins, die im gleichen Charakter schmalen Leiste ais unteren Abschluss 40 Abb. 57. Florentiner Büstenstànder in Berliner Privatbesitz. aufstehen, sind vier gedrehte Kleiderhaken florentiner Mobelkünstler besonders be- angebracht. Der Dekor ist einfache In- zeichnenden Mobel. tarsia, in der auch das grosse Wappen Moch ein Mobel müssen wir auch Montefeltre in der Mitte ausgeführt ist. in der Renaissance unter den Zimmer- Die capellinari aus dem Cinquecento sind mobeln aufführen: das Bett, das letto, im Aufbau im wesentlichen gleich, nur lettiere oder lettuccio, wie es nach seiner sind sie niedriger und meist breiter, um alten grossen Form gewohnlich genannt eine grossere Zabi der zlerlich gedrehten wird. Es gehôrt zu den notwendigsten Holzstifte zur Aufnahme der Kleider und und wichtigsten Mobeln, auch in der Hüte enthalten zu konnen, wie die spa- Renaissance, und ist dementsprechend teren Abbildungen (63 und 64) zeigen. behandelt worden. Das Bett des vor- Das Rahmenwerk ist im wesentlichen mit nehmen Ehepaares stand im Zimmer der den gleichzeitigen Bilderrahmen überein- Hausfrau, die Betten der verheirateten stimmend, und auch, wie bei diesen, ge- Kinder, der Anverwandten, der Gaste in legentlich mit Gold gehôht. Ein paar den für diese bestimmten Zimmern. Im Lackfarben, die zuweilen in den Wappen Zimmer der Frau nahm das ausserordent- angebracht sind, erhohen den Reiz dieser lich umfangreiche Bett, ein wahres eigenartigen, fur den Geschmack der «mobile immobile", das, gerade wie im I. Florenz und Toskana. 41 Mittelalter, kastenartig bis zum Boden reiches Material liefern. Ich erinnere an ging und rlngsum von einem hohen Tritt- ein paar der bekanntesten Fresken von brett umgeben war, einen so bedeutenden Florenz: fur das Quattrocento an Ghir- Platz ein, dass der Eindruck des Frauen- landajos Geburt Johannes des Taufers in gemachs, wie der des Empfangszimmers der Novella, für das Cinquecento an durch den Thron oder durch die cassa- Andrea del Sarto's berühmte Komposition panca, im wesentlichen durch das Bett des gleichen Gegenstandes im Vorhof der bestimmt wurde. Da aus dieser Zeit Betten Annunziata (vgl. Abb. 22). Seinem Umfang von florentiner Herkunft nicht mehr be- und seiner Unbeweglichkeit entsprechend kannt sind, so müssen wir die Vor- ist das florentiner Bett, selbst in der vor- steliung derselben aus den erhaltenen geschrittenen Zeit der Hochrenaissance, Stücken vom Ende des Cinquecento und einfach und meist gradlinig in den Formen namentlich aus gieichzeitigen Biidern und und schlicht in der Dekoration; letztere lliustrationen entnehmen, die uns ein ist im Quattrocento gewohnlich auf einige Abb. 58. Italienischer Blasebalg und Standspiegel im South Kensington-Museum zu London. Bode, Italienische Hausmobel der Renaissance. Abb. 59. Florentiner Spiegelrahmen um 1510 im Besitz des Harm A. von Beckerath zu Berlin. durch Intarsien hergesteilte Ornamente, Kopfende des Bettes selten fehlte, scheint im Cinquecento auf bescheidene ge- in Florenz erst gegen Ende dieser Zeit schnitzte Ornamente beschrankt. Das sich eingebfirgert zu haben. Er pflegt Bett erscheint darin ahnlich behandelt dann von vier Saulen getragen und auf wie der gleichfalls wenig bewegliche der Innenseite mit einem Gemaide ge- Thron und die cassapanca, nur meist schmfickt zu sein. wesentlich einfacher im Schmuck. Auch Gelegentlich in dieser spateren Zeit, der Baldachin, der z. B. in Venedig, in namentlich ffir ffirstliche Persôniichkeiten, einer reicheren Einrichtung wenigstens, wurden ausserordentlich prachtvolle Betten im sechzehnten jahrhundert fiber dem gearbeitet, die bald mit kostbaren Holzern, I. Florenz und Toskana. 43 Elfenbein und selbst mit Edelmetallen Die Wande in den Zimmern der eingelegt, bald reich geschnitzt oder von Florentiner Palaste und Hauser waren hervorragenden Nalern mit kleinen Bil- auch zur Zeit der Renaissance in der dern ausgestattet warden. Solche Stücke Regel gestrichen, farbig und mit ver- kamen mit der Ausstattung der Braut in schiedenartigen Flachenmustern, wie sic den Palast und waren dann das hervor- beim Abbruch der alten Hauser am Mer- ragendste Prunkstück desselben, wie aus cato Vecchio in Florenz zu Tage kamen den (für Hausmòbel ganz ungewôhn- und wie sic Stefano Bardini in den lichen) Beschreibungen solcher Ehebetten Zimmern seiner Villa hat kopieren lassen. bei Vasari und anderen Zeitgenossen Tafelungen finden wir nur ganz aus- hervorgeht. Gelegentlich eines solchen nahmsweise; ebenso Stoffbekleidungen. Bettes, das Pier Francesco Borgherini Die Wande der Schlafraume sehen wir durch Baccio d'Agnolo batte schnitzen gelegentlich mit Behângen aus kleinen und durch A. del Sarto, Pontormo, Granacci Tierfellen bekleidet, wohl nur im Winter und Bacchiacca hatte bemalen lassen, der Warme wegen. Mur die Reichsten erzahlt Vasari cine rührende Geschichte konnten sich im fünfzehnten jahrhundert von der Gattin des Bestellers, Margherita für die Staatsraume den Luxus der Wand- Acciajuoli, die in der Abwesenheit ihres bekleidung durch Gobelins gonnen, da Mannes den Agenten Franz' 1. von Frank- diese niederlândischen Webearbeiten sehr reich energisch abwies, als er ihr ein hohes Gebot für den Konig auf dieses Prachtbett machte. Fin kleineres Ruhebett auf kurzen gedrehten Füssen, der modernen chaise longue ahnlich und, vom Rokoko übermittelt, das Vorbild derselben, aber in seiner Ausstattung mit Matratze, Unterbett, Kissen und Laken ganz als Bett behandelt, kommt etwa seit dem Anfang des sech- zehnten Jahrhunderts vor. Seine einfache Form war durch die An- forderungen an die Bequemlich- keit bestimmt, und seine Aus- stattung war ganz Sache des Tapezierers. Fin erhaltenes Stück ist mir nicht bekannt; doch sehen wir es nicht selten in Bildern von Giulio Romano und Tizian, auf Stichen Marc Antons u. s. f. Meben dem Bett kommt in der Renaissance auch die Wiege ofter vor, von deren künstleri- scher Gestaltung das beistehend abgebildete Exemplar im Kunst- gewerbe-Museum zu J^oln einen guten Begriff giebt (Abb. 65). Abb. 60. Florentiner Spiegel um 1540 im Schloss Friedrichshof. Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. rend des ganzen Quattrocento waren die hier ausgeführten Arbeiten nur unbedeutend und wenig zahlreich. Spater verhinderte 44 die Revolution in Florenz ein Aufkom- kostspielig waren. Selbst im Mediceer- besitz gehorten sie im fünfzehnten |ahr- hundert noch zu den Seltenheiten, wie die Inventare beweisen. Bald nach der Abb. 61. Florentiner Spiegel um 1550 im Besitz des Herrn A. v. Beckerath zu Berlin. Mitte des fünfzehnten jahrhunderts kamen men der Gobelinindustrie. Erst Cosimo 1. zuerst niederlândische Teppichweber, die konnte an die Gründung einer Gobelin- in Ferrara ansassig waren, von Siena, fabrik denken, für die er 1545 die Mieder- wo sie sechs jahre gearbeitet hatten, lander Nicolas Karcher und )an Rost aus auf einige Zeit nach Florenz, aber wah- Ferrara berief. Dank dem Interesse dieses 1. Florenz und Toskana. 45 Fürsten hat es die Fabrik rasch zu hoher Blüte ge- bracht; was sie sell der Mitte bis gegen Ende des Jahrhunderts hervor- brachte, steht weit fiber den damaligen Leistun- gen an anderen Orten, auch in Flandern, und ist in Erfindung wie in Farbe ganz origine!!. Der Teppichcharakter ist darin besser gewahrt ais in den biiderartigen fian- drischen Gobeiins des ffinfzehnten und nament- iich des sechzehnten jahrhunderts. Ffir die Wanddekoration in Fio- renz fiberhaupt iassen diese, noch in betracht- iicher Zabi in den fioren- tiner Museen erhaitenen Wandteppiche, die von Karcher namentiich nach Cartons von Bacchiacca, Bronzino, Poccetti u. a. im South angefertigt wurden, wich- ^2. Florentiner Blasebalge Kensington-Iiuseum London. tige Rfickschifisse zu. Der Dekor ist vorwiegend ornamenta!, phantastisch und zieriich im des Zimmers und dessen architektonische Aufbau, he!! und zart in den Farben auf Verhaitnisse eher noch zu heben ais ein- goidgeibem Grunde. Verwandt, aber noch zuschranken. Mit der reichen und far- ieichter ist die Zeichnung der dekorativen bigen Ausbiidung und Ausstattung von Maiereien und Stuckornamente an den Fussboden, Decke und Wanden, die in Decken und die ahniiche Maierei der Gias- ihrer heiien Farbe und ieichten Zeichnung gemâide in den Fenstern. Den farbigen jene grossraumige Wirkung noch ver- Eindruck der Raume vervoiistandigten starkten, gab das Mobiiiar dem Zimmer schiiessiich noch die orientaiischen Tep- einen ausserordentiich vornehmen prach- piche, deren jedes vornehme Fiaus auch tigen Eindruck. Den bemaiten Wanden, in Fiorenz seit dem ffinfzehnten jahr- geiegentiich mit Tafeiung in hunter In- hundert eine mehr oder weniger grosse tarsiaverzierung oder mit Stoffbezug, der Zabi aufzuweisen batte. gewôibten biau gefârbten Decke der Erd- Trotz seiner grossen und krâftigen geschossraume, der bemaiten und ver- Formen und des bedeutenden Umfanges goideten Hoizdecke und dem Fussboden gewisser Stficke war das Mobiiiar des in farbiger Steinmosaik oder in giasierten florentiner Zimmers in der Renaissance Robbiafiiesen im ganzen ffinfzehnten jahr- doch durch seine geraden, monumentaien hundert entsprechen die in verschieden Formen und durch seine Aufsteiiung an Floizern intarsierten, vergoideten oder be- der Wand geeignet, die Grossraumigkeit maiten und mit farbenprachtigen Stoffen 46 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. Abb. 63. Fiorentiner Kleiderrechen im South Kensington-Museum zu London. ausgestatteten Mobel. Im sechzehnten Schnitzaraian und giabt ihnan durch dia jahrhundert, wo die Wanda den ruhigeren raichan Farban dar Polstarungan, Kissan, Schmuck dar Gobalins und spatar dar Dackan und Tappicha dan wirkungsvollstan Stoffaarhaltan, wo día Dackan aus braunam, Gagansatz. mit Gold aufgalichtatam, nur saltan ba- Von dar Eiganartigkait und Mannig- maltam Holz zusammangasatzt und dia faltigkait, von dam Raichtum und dar waissen Gawolba mit laichtan Dakora- Pracht das Zimmars alnas florantinar tionan in bamaltam Stuck varziart odar Palastas odar ainar florantinar Villa, wia ornamantal bamalt warden, und wo dar von dar dabai gawahrtan vornahman Fussbodan ainfachara Muster von matt- Ruha und Harmonia dar Gasamtwirkung farbigan Stainplattan zaigt, lasst man dam konnan wir uns bai dam Mangel an archi- Holz dar Mobal saina Farba, dia man taktonischam und koloristischam Sinn, an nur durch Tonung tiafar stimmt und ga- dam unsara Zait trotz angablichar Fort- lagantlich durch fain gatônta Vargoldung schritta noch immar laidat, nur schwar habt; dafür balabt man sia durch krâf- aina Vorstallung machan, da uns solcha tigara Profila und Ausladungan, wia durch Rauma in ihrar Vollstandigkait laidar nicht Abb. 64. Fiorentiner Kleiderrechen bei Stefano Bardini in Florenz. I. Florenz und Toskana. 47 mehr erhalten sind. Vollstandige alte Zim- Zeiten in willkürlicher und uberhâufter, mer und Zimmereinrichtungen, wie die wenn nicht in magazinartiger Weise zu- Schweizer Zimmer, die das Schweizer sammengewürfelt. Weit glücklicher ist die Landesmuseum in so betrachtiicher Zahl Herrichtung der Bardinischen Villa, der vorführt, sind aus der Zeit der florentiner alten Villa Capponi, vor Florenz mit lauter Renaissance leider nicht mehr erhalten und alten oder treu kopierten Dekorationen auch von den Nuseen nicht rechtzeitig und echten, unberührten florentiner Nobeln gerettet worden. Bei den wenigen Ver- und Architekturstücken des fünfzehnten suchen, solche Zimmer in Nuseen zu und vom Anfange des sechzehnten Jahr- rekonstruieren, sind regelmassig in mo- hunderts. Am richtigsten wird aber immer derne Raume von unglücklichen Verhalt- noch das Bild sein, welches wir aus den nissen und Dekorationen vereinzelte, meist Nachbildungen auf Fresken, Gemalden und geringere und mehr oder weniger ver- Illustrationen zu gewinnen im stande sind, dorbene Nobel aus den verschiedensten wenn sie auch regelmassig nebensachlich Teilen Italiens und aus verschiedenen behandelt und zu unvollstandig sind. Abb. 65. Florentiner Wiege im Kunstgewerbe-Nuseum zu Koln. Abb. 66, Venezianische Stucktruhe im South Kensington-Museum zu London. II. Venedig und die terra ferma. r\er venezianische Hausrat war zu alien in gleicher Form und Ausdehnung der Zeiten abhângig vom venezianischen grosse Hauptraum, wesentlich hoher als im Wohnhaus. Dieses hat infolge der Lage Erdgeschoss und sehr viel heller, da er nach Venedigs mitten im Meer, auf einer beiden Seiten mit hohen Arkadenfenstern Reihe von kleinen, durch zahliose Kanale abschliesst; ein Vorraum für die beider- durchschnittenen Inseln, sehr eigenartige seits anschliessenden kleineren Wohnraume Formen und Grundriss. Dadurch sind und zugleich Empfangs- und Festhalle, auch die venezianischen Mobel sehr eigen- der Lieblingsaufenthalt der Venezianer artig, von denen des übrigen Italiens mehr und dementsprechend an den langen Oder weniger abweichend. Seitenwanden galerieartig mit Gemalden Das Haus des vornehmen und des Oder Gobelins geschmückt. Im Ober- wohlhabenden Venezianers lag und liegt geschoss sind die Schlafzimmer und andere heute noch mit seiner Hauptseite nach Nebenraume. Fehlte es, in den altesten einem Kanal — womoglich nach dem und beschranktesten Teilen der Stadt, an Kanal, dem canale grande, — mit der Raum, so legte man die Treppe auch Rückseite nach einer Strasse. Von beiden wohl in den Hof: als Freitreppe bis in Seiten hat es einen Eingang; der Haupt- das oberste Stock hinauf oder turmartig eingang ist aber der vom Kanal aus, denn als Wendeltreppe. die Gondel ist das eigentliche Verkehrs- Einfachheit und Grossraumigkeit, die mittel Venedigs; der Strasseneingang führt den Grundzug dieses Planes bilden, war ûber den kleinen Hot oder daneben her. auch bei der Moblierung des Hauses mass- Diese Eingânge leiteten beiderseits in den gebend, in gotischer Zeit wie zur Zeit der langen niedrigen Vorraum, der vom Kanal Renaissance, des Barocks und Rokoko. bis zum Hot durchs ganze Haus gerade Die alte Einrichtung einiger Sale im durchgeht, und zu dessen Seiten allé Wirt- Dogenpalast und in einzelnen Scuole, so- schaftsràume liegen. An einer Seite führt wie, aus spaterer Zeit freilich, in einigen die Treppe, nicht ganz so schmal aber wenigen Palasten geben uns heute noch fast ebenso steil wie in den Palasten von ein ziemlich treues Bild der Ausstattung Florenz, zum Hauptgeschoss, das in der der venezianischen Palaste der Renaissance. gleichen Weise disponiert ist. Ueber der Keine Einbauten, keine grossen Mobel Eingangshalle, richtiger dem Korridor, liegt Oder ganze Etablissements hinderten den freien Blick oder die fraie Bewegung, dieser Zeit, vom Mittelalter ganz zu namentlich im grossen Hauptsaal; die schweigen, von venezianischen Haus- Môbel waren vielmehr fast ganz auf die môbeln, so viel ich weiss, bis auf ein Wanda beschrânkt; sia liefen als Bânke, paar Spiegel und ahnliche kleine Aus- meist am Paneel befestigt, oder als Truhán stattungsstücke, kaum ein Stück erhalten. 49 an den Wânden Iang, lehnten als Tische Und doch waren die Einrichtungen und als Batten in den Schlafzimmern an der venezianischen Hauser, wie uns die den Wânden, welche darüber mit langen, sorgfaltigen Nachlassinventare beweisen, niedrigen Gobelins, den verdure, ausge- ausserordentlich reich; Venedig ist dank schlagen waren, und mit Borden nach seiner Lage verschont geblieben von Plün- oben abschlossen. Diese waren mit aller- derungen, Erdbeben, verheerenden Feuers- hand Hausutensilien für den taglichen brünsten und ahnlichen grossen Unglücks- Gebrauch: Leuchtern, Lampen, Schach- fallen, die an anderen Orten mit Kunst- teln, Vasen u. s. f., bel den Reichen, Ge- werken und Einrichtungsstücken oft furcht- lehrten und Kunstliebhabern auch mit aller- bar aufgeraumt haben: wie sich dieses hand Werken alter und neuer Kleinkunst, vollstandige Fehlen aller Hausmôbel aus mit Instrumenten, Büchern und Aehnlichem alter Zeit in Venedig erklart, erscheint da- besetzt. Die Wand darüber schmückten im her wie ein Ratsel. Denn dieVerkommenheit Saal grosse Gemalde oder Gobelins, in der Stadt und fast aller Familien seit der den Zimmern ein kleiner Spiegel oder ein Mapoleonischen Zeit bietet allein keinen ge- Gemâlde, vor allem eine „griechische" nügenden Grund dafür, da die alten Môbel, Madonna in reichem Tabernakel mit kleiner die bis zur Mitte des neunzehnten Jahr- Lampe und kostbarem Seidenvorhang da- hunderts fast ganz unbeachtet blieben und vor, der auch den Spiegel schützte. wertlos waren, gerade unter so trostlosen Wenn wir im einzelnen diesen Môbeln Verhaltnissen, wie sie Venedig in dieser für die Zeit der Renaissance nachgehen Zeit bietet, sich am ersten, auf Sôllern wollen, so stossen wir auf ausserordent- oder selbst im Gebrauch, erhalten mussten. liche Schwierigkeiten. Wahrend wir von Wahrscheinlich ist es, dass vielmehr der Florentiner Truhen des fünfzehnten jahr- Umstand, dass Venedig bis zum Verlust hunderts noch hundert und mehr nach- seiner Herrschaft reich und blühend war, weisen konnen, wahrend auch Tische den grôssten Luxus entfaltete und daher noch in ziemlicher Zahl erhalten sind und noch im achtzehnten jahrhundert eine von anderen Florentiner Môbeln des ahnliche Rolle spielte, wie seitdem Paris, Quattrocento wenigstens noch das eine die Veranlassung war, dass man auch im Oder andere Stück vorkommt, ist aus Hause stets ganz modern eingerichtet sein Abb. 67. Venezianische Stucktruhe im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. Bode, Italienische Hausmôbel. 4 50 Bode, Italienische Hausmóbel der Renaissance. Abb. 68. Venezianische (?) Truhe im Privatbesitz. wollte und daher altere Mòbel regeimâssig In der That vertrat die Truhe in ausschied, die dann rasch zu Grunde Venedig nicht nur Schrank und Kom- gingen. Aber auch dann bleibt es schwer mode, sondern teilweise auch Stuhl und verstandlich, dass — urn nur ein Bei- Tisch. Die venezianischen Truhen sind spiel zu nennen — von den vielen tausend in der Regel niedrig und mit flachem durch Bemalung, Schnitzerei oder ein- Deckel und wurden dann als Bank zum gelegte Arbeit geschmiickten Truhen, die Sitzen benutzt; gelegentlich sind sie aber nach den Inventaren in den letzten jahr- sehr hoch und dann wurden sie als Tisch zehnten des fünfzehnten jahrhunderts in gebraucht. Die Gemalde und Holzschnitte den venezianischen liausern sich be- der Zeit geben uns für beides den Be- fanden (in jedem Hause werden ein oder weis. Die stilvolle, knappe Behandlung zwei Dutzend in den Inventaren aufgeführt), des Holzschnittes am Ende des Quattro- nur ganz wenige noch erhalten sind. cento giebt jedoch auch die Mobel nur in Wie im Florentiner liaus, so ist auch ganz schematischer, rudimentarer Form; im venezianischen das wichtigste Mobel für ihre Details sind wir daher auf die die Truhe, die cassa oder forzier, wie kurze Beschreibung der gleichzeitigen In- sie in Venedig genannt wurde. )a, hier ventare und auf Schlüsse aus den er- spielt sie noch eine bedeutendere Rolle haltenen Truhen des Cinquecento resp. wie in Florenz. Wir finden in den In- aus den gleichzeitigen toskanischen Stücken ventaren des fünfzehnten und im Anfang angewiesen. Danach waren die frühen des sechzehnten jahrhunderts zehn oder venezianischen Truhen, sobald sie künst- zwolf, ja zwanzig und mehr Truhen auf- lerisch ausgestattet wurden, was in den geführt und zum Teil sogar beschrieben, Fiausern der Wohlhabenden vielfach, wenn aber nicht einenTisch oder auch nur einen nicht zumeist der Fall war, entweder be- Stuhl Oder Schemel daneben. Dies mag malt Oder mit eingelegter Arbeit verziert. zum Teil darin seinen Grund haben, dass Ersteres war die Regel. Die gewohnlichen diese alltaglichen Mobel, namentlich im Truhen zeigten das Wappen der Besitzer Quattrocento, so einfach und wertlos zu und Ornamente auf farbigem Grund, die sein pflegten, dass man sie deshalb nicht feineren batten figürliche Darstellungen. besonders aufführte, aber es beweist doch, Die selteneren intarsierten Truhen waren welche Bedeutung die Truhe damais hatte, in der Regel hoch und eckig und wurden und dass man sie vor alien anderen Mobeln daher auch als Tische benutzt, um künstlerisch auszugestalten liebte. kleinereGegenstande darauf unterzubringen 11. Venedig und die terra ferma. 51 Oder aus der Hand zu stellen (vgl. Abb. 51). einfachster Form und Ausführung; in der Geschnitzte Truhen waren in Venedig bis Küche und Kammer regelmâssig, in den in den Anfang des Cinquecento anscheinend Zimmern, auch der Palâste, nicht selten selten und finden sich vvohl überhaupt erst mit Strohgeflecht bedeckt. Aehnlich ein- in den letzten Jahrzehnten des Quattrocento. fach waren die Tische: in der Regel nur Soweit wir aus solchen etwas jüngeren Bretter, die man über Bôcke legt und Stücken und aus den venezianischen Rah- mit Laken und orientalischen Teppichen men vom Ende des fünfzehnten Jahr- bedeckte, die man jederzeit beiseite râumen hunderts schliessen konnen, waren sie mit konnte. Erst gegen Ende des Quattro- zierlichen flachgehaitenen Kandelabern und cento kommen, scheint es, grosse Tische Blattornamenten verziert; doch wird, wie auf, die den Florentiner Tischen verwandt bei den Rahmen, die Ausführung in sind (Abb. 69). Seitdem durch Sansovino Stuck statt der eigentlichen Schnitzerei die Florentiner Kunst starkeren Finfluss die Regel gewesen sein. Dies zeigt auch auf das venezianische Kunstgewerbe eine Reihe schôner Truhen mit Stuck- genommen hatte, sind die Formen auch ornamenten, die im Anfang des sech- der Tische den florentinern noch âhnlicher. zehnten jahrhunderts entstanden sein Neben jenen gewissermassen fliegen- müssen, und namentlich im Berliner den Oder provisorischen Môbeln gab es Museum und im South Kensington-Museum aber, wie wir aus Abbildungen sehen, erhalten sind (Abb. 67 und 68). einzelne Luxusmôbel: Sessel wie Tische, Meben der Truhe ist die niedrige mit die sich in den Hâusern einiger der vor- der Wand verbundene Bank das regel- nehmsten Familien fanden (Abb. 70). mâssige Sitzmôbel der Venezianer. In der Finige Prachtstücke der Art sind allbekannt Halle und in dem grossen Zimmer darüber aus dem berühmten Gemâlde Carpaccios laufen sie an beiden Seiten entlang, und mit dem heiligen Hieronymus im Studier- âhnlich ist es in den übrigen Wohnzim- zimmer (Abb. 71). Sie erscheinen be- mern und Kammern. Sogar bei den Mahl- senders zierlich, da sie meist aus Holz zeiten sass man auf diesen schmalen Wand- und Metall zusammen aufgebaut waren. bânken, vor denen der Esstisch aufgestellt Der Arbeitssessel, mit einem kleinen wurde, dessen zweite lange Seite nach Schreibpult davor, ist ganz aus Holz, der Mitte des Zimmers zu frei blieb, da- das aber vollstândig mit rotem Stoff aus- mit die Diener die Speisen bequem auf- geschlagen und mit Messingknôpfen und tragen konnten. Daneben finden sich Kugeln reich dekoriert ist. Fbenso das Stühle und Hocker nur spârlich und in kleine Pult und sein Untersatz. Der Abb. 69. Venezianischer Tisch um 1500 im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin. 4* 52 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. Arbeitstisch, an dem Hieronymus sitzt, zurückzugehen, ohne dass Form und ist an der einen Seite mit Bronzekonsolen Dekor sich wesentlich verandert batten. an die Wand angelehnt (wohl um hoch- Sie haben die gewohnte X-Form, die Beine gekiappt werden zu kônnen) und steht auf und Arme sind aus Eisen, das zum Teil der anderen Seite auf einem sehr zierlichen, mit Stoff bekleidet war; die Kugeln, Füsse reich gegliederten Bein aus Bronze; die und Gelenke sind aus Messing oder aus Platte ist wieder, ebenso wie die Bank vergoldeter Bronze (vgl. Abb. 31). Môbel dieser Art wer- den wohl ebenso selten gewesen sein, wie im sechzehnten jahrhundert in Deutschland in Eisen geschnittene Sessel oder im siebzehnten und An- fang des achtzehnten jahrhunderts die silber- nen Tische und Stühle, wie sie die Prachtzimmer der Fürsten in den Resi- denzstadten Deutsch- lands und der nordischen Reiche schmückten. In den Inventaren der Zeit, die jede guteTruhe erwahnen und oft kurz beschreiben, kommen nur ganz ausnahmsweise ein- mal Tische oder Stühle vor, und dann auch nur vereinzelt. So finden wir 1473 in dem Machlasse eines reichen Seiden- handlers 23 casse und nur 4 Stühle. Die ein- fachen Schemel und Stühle hat man dabei zweifellos, wie schon er- wahnt, übergangen. Aber Abb. 70. Venezianischer Sessel mit Lederbezug im South es zeigt doch, wie sehr Kensington-Museum zu London. der Venezianer, noch in hoherem Masse wie der und das Podest mit Stoff ausgeschlagen Florentiner, darauf hielt, das Zimmer ge- und mit vergoldeten Bronzenâgeln verziert. raumig und frei zu halten und das Môbel Verwandte Môbel finden wir in einzelnen môglichst auf die Wand zu beschranken anderen venezianischen Bildern, nament- Oder zum Teil mit ihr zu verbinden. Da- lich wieder von Carpaccio. Aehnliche her finden wir wahrend des fünfzehnten Arbeitssessel ganz aus Metall, von denen jahrhunderts in Venedig, soweit ich sehen sich einzelne Stûcke aus dem sechzehnten kann, auch nicht einmal den Ansatz zu einem und siebzehnten jahrhundert erhalten Schrank, abgesehen vom Wandschrank — haben, scheinen bis in das Trecento offen Oder mit Thüren —, der für jede Art 54 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Gérât, aber auch für Bûcher verwendet Ein Luxusmôbel, das gegen Ende des wurde. Selbst die Credenz kommt in Quattrocento in Venedig besonders beliebt dieser Zeit noch nicht vor, wenigstens wurde, war der Spiegel. Aus geschliffe- nicht in ausgebildeter Form, sondem nur nem Metall, daher klein, aber meist in als Aufbau, der ad hoc, âhnlich wie der prâchtigem, breitem Rahmen und durch Esstisch, aus Bôcken, Brettern und Ge- einen Vorhang aus feinem, meist orien- stellen zusammengesetzt und mit schônen talischem Stoff geschützt. Die bevor- Linnen oder Stoffen bedeckt wurde. zugte Form in Venedig war die runde, die Das wichtigste Môbel in den eigent- wir in Florenz nie finden ; der Rahmen, lichen Wohnzimmern der Familie war, mit reichem zierlichen Pflanzendekor in wie ûberall in Italien, das Bett. Frei- flachem Relief, geschnitzt oder aus Masse lich ein Môbel im uneigentlichen Sinne, gepresst, war regelmâssig vergoldet. Nach da es so gross und so massiv war, dass den wenigen Exemplaren, die uns erhalten es so gut wie unbeweglich gewesen sein sind (auch diese sind schon aus dem muss. In der Form und Ausstattung Uebergange vom fûnfzehnten zum sech- scheint das Bett der Venezianer von dem zehnten jahrhundert, haben aber noch der Florentiner wenig verschieden gewesen Quattrocento-Charakter) entsprach der zu sein. Mit dem Kopfende stand es an Schmuck der Spiegel ganz dem der der Wand; an den anderen Seiten liefen venezianischen Rahmen; beide wurden Stufen ringsherum, so hoch, dass sie zu- wohl in denselben Werkstâtten angefertigt. gleich als Bânke und als Truhen benutzt Dass der Spiegel noch eine Seltenheit werden konnten. Die Wangen des Bettes war, wahrscheinlich well die Herstellung waren reich profiliert, die Rückseite hôher, der geschliffenen Metallplatte noch kost- das Ganze bei reicheren Einrichtungen ein- spielig war, geht daraus hervor, dass gelegt und mit einem Baldachin über dem in den Nachlassinventaren immer nur ein Kopfende bekrônt. Ein anschauliches Bild Exemplar erwâhnt wird, und dass er nicht einer Kammer, richtiger eines Wohnzimmers einmal in alien Hâusern sich fand. mit Bett in vornehmem Hause giebt der Ein anderes Wandmôbel, das Venedig spâter nachgebildete liolzschnitt vom Ende ganz eigentûmlich war, ist das restello, des fûnfzehnten Jahrhunderts (vgl. Abb. 90). der Rechen. In den Inventaren wird es II. Venedig und die terra ferma. hâufig, gelegentlich auch in den Testa- restello angebracht. Auf dem Bord, das ihn menten erwahnt, und aus der Beschreibung unten abschloss, standen kleine Antiqui- sehen wir, dass es ein besonders be- tâten, Bronzefiguren, Leuchter und der- liebtes Mobel war, das man in reichster gleichen, und darunter waren anfangs reich Weise auszustatten liebte. Wie der geschmückte Toilettegegenstande, spater Spiegel, war das restello eine Seltenheit, auch Astrolabien und verzierte Messinstru- und mehr als eines wird daher in einem mente aufgehangt, ahnlich wie wir es im und demselben Hause fast nie namhaft ge- Studio des heiligen Hieronymus von macht. Leider ist uns kein Stuck erhalten, Carpaccio (vgl. Abb. 71) sehen. Flier laufen ja, nicht einma! eine Abbildung davon ist jedoch die Borde, im vorderen wie in dem nachweisbar, so dass wir über Form kleinen hinteren Zimmer, ringsherum und und Ausstattung des restello sehr im bilden den Abschluss der die Tafelung Unklaren sind, von dem wir überhaupt vertretenden Wandverkleidung in Stoff, erst jetzt, durch eine Arbeit des hoch- wahrend das eigentliche restello ein Wand- verdienten Forschers über die Kunst und mobel war, das im besten Zimmer zwischen Kultur Venedigs, Dr. Gustav Ludwig, den Gemalden aufgehangt zu sein pflegte, Kenntnis bekommen haben. Ein hervor- damit die daran aufgestellten Gebrauchs- ragendes Mobel dieser Art befand sich gegenstande bei Bedarf gleich zur Hand sein im Besitz des reichen Malers Vincenzo konnten. Aehnliches sehen wir auf dem be- Catena, das mit kleinen allegorischen Ge- kannten Bildnis des )ôrg Gysze von Hans maiden seines Lehrers Giovanni Bellini Holbein in der Berliner Galerie, und als geschmückt war, die heute die Galerie der letzten Auslaufer dieses Mobels haben wir Akademie in Venedig aufbewahrt. Ur- wohl die zierlichen, meist aus drei Brettern sprünglich war auch der Spiegel an dem über schlank gedrehten Saulchen be- Abb. 73. Truhe der terra ferma bei Dr. A. Figdor in Wien. 56 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. stehenden liângebôrde anzusehen, die des Quattrocento noch zwei bis drei Jahr- aus dem spâteren siebzehnten und dem zehnte fast unverandert und wurde nur in achtzehnten }ahrhundert in Italien noch reicherer Weise ausgebildet. Die Deko- ziemiich zahlreich erhalten sind und âhn- rationsweise der Bildhauer- und Archi- lich auch bei uns in Deutschland vor- tektenfamilie der Lombardi beherrscht kommen. auch den Schmuck der Mobel. Die Truhen, wie die Spiegel und das Rahmen- Im Cinquecento sind wir auch in werk jeder Art sind fiberzogen mit dem Venedig fiber die Hauseinrichtung besser zierlichen Pflanzenornament, wie es na- unterrichtet, da uns die meisten Einrich- mentlich die jfingeren Lombardi, Antonio tungsgegenstande seit dem Anfang dieses und Tullio, ausgebildet batten. Die Rfick- jahrhunderts in einer Reihe von Exem- wande der Bânke, die Ffillungen fiber den piaren, wenn auch keineswegs so zahlreich Thfiren sind,wie im ffinfzehnten Jahrhundert, wie in Florenz, erhalten sind. Wie in mit abgepassten Gobelins (den sogenann- der Malerei und namentlich in der Plastik, ten verdure, mit Wappen zwischen kleinen so erhalt sich im Kunsthandwerk der Stil Blumen oder Bfischen) ausgeffillt; vorder- asiatische Teppiche be- decken den Fussboden und liegen fiber den Ti- schen, und orientalisches Gérât aller Art, jetzt untermischt mit Bron- zen paduanischer und venezianischer Fierkunft, schmficken die Borde, wie die Thfir- und Kamin- simse. Gemalde, die in der frfiheren Zeit nur ver- einzelt und regelmassig mehr als Andachtsstficke sich finden, hângen jetzt schon in grosserer Zahl an den Wanden, freilich auch jetzt nur eines oder wenige Portrats, ein Ma- donnenbild und gelegent- lich cine mythologische Oder allegorische Dar- stellung. Bilder-Galerien kannte man auch in der ersten fialfte des sech- zehnten jahrhunderts in Venedig noch nicht; die wenigzahlreichen Samm- 1er suchten vor allem antike Statuen, Antiqui- tâten, Werke der Klein- kunst und Kuriositaten verschiedenster Art zu- Abb. 74. Klappstuhl der terra ferma bei Dr. A. Figdor in Wien sammenzubringen, ne- II. Venedig und die terra ferma. ben denen Gemâlde und grôssere Bildwerke nur in kleinerer Zahl vor- kommen. Die Gobelins, die in reicher Zahl jedes gute Haus in Venedig schmückten, waren offen- bar der grossen Nehrzahl nach niederlandischer Herkunft, da die Wappen der Familien, welche sie vielfach trugen, nichtein- gewebt waren, sondern gestickt, was erst in Ve- nedig geschah. Von den frühesten «verdure", die uns erhalten sind, und von denen verschiedene aus Palasten von Venedig und Umgegend stammen, lassen sich jedoch ein- zelne als venezianische Arbeiten bestimmen, fiber die wir die bisher fehlen- den urkundlichen Mach- richten durch die For- schungen Dr. G. Ludwigs bald erwarten dfirfen. Dies bezeugen die Abbil- dungen solcher Gobelins , , , , . . r-. . . „ ... Abb. 75. , , .,. Klappstuhl der terra . ferma bei Dr. A. Figdor m Wien. in gleichzeitigen Gemal- den, wie wir sie nament- lich bei Carpaccio sehen, durch den wir auch fach mit liolz getafelt wurde. Reichere die Art ihrer AnbringCing am besten ken- Stoffe, namentlich der schone tiefrote nen lernen. Grôssere niederlândische Ta- Sammet, bfirgerten sich im Laufe des sech- peten, diearazzi, waren damais noch grosse zehnten jahrhunderts ein; er gab den Seltenheiten und wurden wohl zuerst zum Raumen einen ausserordentlich prachtigen Schmucke der Kirchen und offentlichen und doch zugleich wohnlichen Charakter, Bauten verwendet. Im Laufe des Cin- da der tiefe, fast neutrale Ton in keiner quecento bfirgerten sie sich auch, und Weise aufdringlich wirkte. Dagegen finden zwar meist in ganzen Folgen, in den sich schon seit der Mitte des Quattrocento Wohnraumen der venezianischen Kauf- Ledertapeten in Venedig, cuoi d'orogenannt, herren ein. Neben den Gobelins ist die weil das Gold meist mit Blau zusammen die Ausstattung der Wande durch einfarbige, bestimmende Farbe war. Mitden ahnlich ge- derbe Stoffe, wohl aus Leinen und fârbten fiolzdecken zusammen mfissen sie Baumwolle gemischt, sehr gebrauchlich einen prachtigen Eindruck hervorgebracht in Venedig, wo sie den unteren Teil der haben. Wande bedeckten, der damais schon im Die Wendung im venezianischen Kunst- Norden und spater auch in Italien viel- gewerbe erfolgte erst in den zwanziger 58 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. trat erst spat ein, aber dann rasch und gründlich ; die Schreinerkunst, wie sie sich unter dem Einflusse von Michel- angelo in Florenz entwickelt hatte, kam jetzt auch im venezianischen iiause zur Herrschaft. Die Bemalung hort fast ganz auf; an die Stelle der Farbenfreudigkeit und der Vorliebe für reiche Vergoldung tritt das Prinzip, das Material in seiner Naturfarbe zur Geltung zu bringen, freilich stark ge- tout und mit sparsamer Anwendung von Gold, aber auch dieses nur mit starker Lasierung. Die Formen wer- den reicher bewegt, der Dekor wird hauptsachlich durch Schnitzerei her- beigeführt, die in krâftigem Relief zu wirken sucht und antike Ornamente mit phantastischen Masken, Rollwerk und figürlichen Darstellungen mischt. Die Bedürfnisse wachsen und die Ansprüche werden grosser, damit wer- den auch die Mobel mannigfaltiger und zahlreicher. Wir finden jetzt Stühle und Sessel wie Schemel in reicheren Formen neben den Wandbanken. Be- senders wird das Bett prachtig ge- Abb. 76. Stuhl aus dem Venezianischen, staltet durch reich geschnitzte Wan- früher in der Sammlung Bardini in Florenz gen und grosse Vorhange. Auch jetzt noch bleibt die Truhe nach Zahl und jahren des sechzehnten jahrhunderts, Reichtum des Schmuckes — regelmassig durch das Eindringen Florentiner Kunst, durch krâftige Schnitzerei — das wich- namentlich infolge der Uebersiedelung von tigste fiausmobel, wenn sie auch nicht jacopo Sansovino nach Venedig nach dem mehr so ausschliesslich im Vordergrunde Sacco di Roma im ). 1527. Die Wendung steht wie früher. Abb. 77. Veroneser Truhe urn 1510 im Poldi-Museum zu Mailand. Abb. 78. Mantuaner Schreibschrank mit Intarsia im South Kensington-Museum zu London. 60 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. Eigenartig sind die venezianischen Weise mit klassischen Ornamenten ver- cassette, die kleinen Truhen und Kâst- sehen und nur gelegentlich und nur teil- chen. Schon im spaten Trecento hatte weise vergoldet waren, sind sie in Venedig die Werkstatt des Embriacchi in Venedig bemalt: auf lackartigem dunklen, meist Schmuckkastchen in Bein oder Elfenbein, schwarzlichen Grunde sind kleine farbige mit reichen figürlichen Darstellungen an- Darstellungen in kartuschenartiger Ein- tiker Sagen und mitteiaiterlicher Romane, rahmung angebracht, deren Ecken von angefertigt, die durch ganz Oberitaiien zu zierlichen Goldornamenten ausgefüllt sind; den gesuchtesten Ausstattungsstücken ge- die Henkel oben und an den Seiten, wie hôrten. im sechzehnten jahrhundert bil- zuweilen die Füsse, sind aus vergoldeter deten âhnliche Kâstchen, die meist zur Bronze und von zierlichster Form. Es ist Aufbewahrung des weiblichen Schmuckes die gleiche Dekorationsart, die wir gleich- bestimmt waren, eine Hauptzierde des zeitig in Venedig bei kleinen, für Miniatur- Damenzimmers. Wahrend sie in Florenz bilder bestimmten Rahmen finden und aus Mussbaumholz geschnitzt, in strenger wie sie ahnlich die venezianischen Buch- einbânde aufwei- sen. Im Cinquecento haben, ganz beson- ders in Venedig, auch die Musik- instrumente für die Ausstattung der Wohnzimmer, zu der sie bis dahin eigentlich nicht zu rechnen sind, eine gewisse Be- deutung erhalten durch die Ausbil- dung des Kl a- vi ers, das gerade in Venedig eine besonders schone künstlerische Form erhielt. Der flügel- artige Kasten aus hellem feinen Holz und mit zierlichen Einlagen in Elfen- beinwurdeineinen weiteren mit Ma- lerei verzierten Ka- sten mit schlan- ken Beinen ge- stellt, welcher Aus- schnitte hatte, der die Ornamente des Abb. 79. Mantuaner Schreibschrank (geoffnet) mit Intarsia im South unteren Kastens Kensington-Museum zu London. frei liess. Mehrere II. Venedig und die terra ferma. 61 solcher Klaviere, worunter eines von Alfons II. in Fer- rara, sind im Berli- ner Kunstgewerbe- Museum und im South Kensington- Museum erhalten. (Vgl. Abb. 94.) Fast aile diese Môbel sind in Form und Dekor nicht sehr abweichend von den gleichzei- tigen Fiorentiner Mobein, die ihnen zum Vorbiide dien- ten ; was über jene Abb. 80. Truhe aus den Marken im ist, gilt im Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. gesagt wesentlichen auch fiber diese. Doch bfirgern sich einzelne ffir waren vorn durch halb- oder drittel lebens- Florenz sehr charakteristische Môbel, wie grosse Statuetten geschmfickt, die auf die cassapanca und der Thron, in Venedig reich aufgebauten und phantastisch mit nicht mit ein, so wenig wie im fibrigen Masken und anderen Ornamenten aus- Italien. Stfihle und Sessel wie die in gestatteten Sockeln standen. Sie wurden Venedig selteneren Schemel haben, wie zum Teil in den Werkstatten der ersten in Florenz, hohe und steile Form. Die Bronzebildner von Venedig ausgeffihrt und Tische, die jetzt haufiger werden, er- gehôren daher heute zu den gesuchtesten halten zum Teil sehr prachtige Form und und hôchstbezahlten Kleinbronzen der nicht selten bedeutende Grosse, wie der Renaissance. Feuerhaken und Feuer- aus Padua stammende mehr als ffinf Meter schaufel waren entsprechend einfacher, lange Tisch im Kaiser Friedrich-Museum aber doch in ahnlichem Charakter deko- zu Berlin zeigt, der noch seine alte rôt- riert. Auch der in reichster Weise in liche Tônung des Nussbaumholzes und Holz geschnitzte Blasebalg, wie wir ihn in die teilweise Vergoldung zeigt. Der orna- Florenz und Rom finden, scheint zu der mentale Schmuck ist bei alien diesen Ausstattung des venezianischen Kamins des Môbeln um die Mitte und aus der zweiten Cinquecento gehôrt zu haben. Halfte des sechzehnten jahrhunderts dem Dass in den venezianischen Môbeln der Fiorentiner Môbel dieser Zeit sehr ver- dieser Zeit, auch in den reichsten, keines- wandt ; nur ist er malerischer in Bildung wegs eigentlichePrachtstficke erhalten sind, und Wirkung, reicher und schon mehr wie sie in den ffirstlichen Palasten oft zum Barock neigend. ganze Folgen von Zimmern schmfickten, Die Ausstattung des Kamins, die zeigen uns einzelne Entwfirfe ffir Môbel, im ffinfzehnten Jahrhundert, wie in Tos- wie sie uns aus der spaten Renaissance kana und wohl im ganzen fibrigen Italien, in den Sammlungen der liandzeichnungen regelmassig von Eisen gewesen zu sein der Uffizien, des South Kensington- scheint, ist im sechzehnten vorwiegend Museums u. s. f. erhalten sind, sowie die von Bronze und Messing und oft in kost- Môbel, die gelegentlich auf Bildern vor- barer Weise gestaltet. Die alari, die kommen. Ich verweise daffir nur auf das Feuerhunde zur Aufnahme der Holzscheite, Gemalde des Ferraresen Scarsellino, etwa 62 Bode, Italienische Hausmòbel der Renaissance. Abb. 81. Bologneser Truhe ¡m Kunstgewerbe-Iiuseum zu Leipzig. vom jahre 1580, im Palazzo Pitt! mit der venezianischen Luxusmobel aus der Mitte Nachbiidung eines Bettes, dessen reiche des Cinquecento, wie sie ahnlich damais Ausstattung an die der Florentiner Mobel auch die grossartigen Raume des Schlosses erinnert, wie sie uns aus einigen Bildern zu Mantua schmückten, getreu wieder. Bronzinos bekannt sind. In den Florentiner Mobeln waren die Einlagen aus Narmor und Halbedelsteinen ; hier sind sie nur ge- Venedig hatte um die Wende des malt und solchen Reliefeinlagen en cama- vierzehnten auf das fünfzehnte jahrhundert jeu nachgebildet, aber offenbar von einem Padua dauernd niedergeworfen und in hervorragenden Künstler, vielleicht einem raschem Siegeslaufe ganz Oberitalien der beiden Dossi, die gerade solche zwischen Alpen und Po bis über Udine Bettwangen wiederholt fur Nitglieder des hinaus im Osten und bis hinter Bergamo Hauses Este malten. Der kleinere Bronze- im Westen, sowie, heissumstritten freilich, tisch neben dem Bette ist die beinahe zeitweise auch den Küstenstrich am treue Machbildung eines rômischen Tisch- Meere bis nach Ancona seinem Gebiet Chens. Aehnliche Mobel linden wir auch einverleibt. Diese ganze „terra ferma" sonst bei Scarsellino (verschiedene Bilder erweist sich daher zur Zeit der Renais- in der Galerie Borghese in Rom), der sanee in Kunst und Handwerk stark ab- mit Vorliebe das Innere der Zimmer im hângig von der Hauptstadt. Aus Padua, Charakter der Zeit und reich ausgestattet das durch ein jahrhundert die blühendsten darstellte. Mutmasslich sind dies Pracht- Giesshütten in Italien besass, stammten mobel, die sich im Besitze Alfonsos I. die meisten Kleinbronzen in veneziani- in seinen Palasten in und um Ferrara schem Besitz, und was in unseren Samm- befanden ; ihre Ausfiihrung dürfen wir lungen an Truhen, Tischen, Stühlen und aber mit Wahrscheinlichkeit venezianischen Rahmen als venezianisch bezeichnet wird, Oder unter venezianischem Einfluss ge- ist meist in Verona und Brescia ent- bildeten Künstlern zuschreiben, sei es, standen. Bis weit über die Mitte des dass die Mobel in Venedig selbst gefertigt Quattrocento hinaus scheinen sich hier wurden, mit dessen Künstlern und Hand- die heimischen spatgotischen Mobel er- werkern der Hof von Ferrara in regster halten und einen sehr eigenartigen Misch- Verbindung stand, oder dass Venezianer stil hervorgebracht zu haben. Das Cha- dafür nach Ferrara gezogen waren. jeden- rakteristische dieser Mobel ist die grosse falls geben sie uns den Charakter der Einfachheit ihrer Formen und Profile und 11. Venedig und die terra ferma. 63 der Dekor durch reiche in die Flache eckig, mit flachem Deckel, deren Seiten eingeatzte oder eingeschnitzte Ornamente (die schmucklose Rückseite ausgenommen) und figürliche Darstellungen. Der Grand mit Malereien oder plastischen Ornamenten war farbig, um die Darstellungen starker verziert sind. Die Vorderseite ist regel- wirken zu lassen ; vermutlich waren die massig dreiteilig und mit kleinen allego- Hohen ursprünglich vergoldet oder auch rischen oder mythologischen Darstellungen farbig. Die Truhen und kleineren Kast- in Landschaft bemalt oder mit einem die chen, letztere regelmassig aus Cedernholz Schule der Lombardi verratenden zierlichen und innen und aussen reich geatzt, zeigen Blattornament in vergoldetem Stuck oder meist Darstellungen mit Festen, Allegorien, in Malerei geschmückt ; an den Seiten mythologischen Motiven, seltener religiose ist das Wappen aufgemalt, wenn es nicht Darstellungen, die nach den Kostümen schon an der Vorderwand angebracht ist um 1430—1475 entstanden sein müssen. (Abb. 77). Da sie regelmassig jetzt farblos und stark Aus der spateren Zeit der Renaissance verrieben sind, pflegen sie bei der ganz sind Truhen, Stühle, Tische und Credenzen flachen Behandlung der Aetzung nur noch in den Villen der Vornehmen von Venedig, wenig wirkungsvoll zu sein, wahrend ihre Verona und Brescia, an dem Lago di Wirkung ursprünglich sehr fein gewesen Garda und in der Nachbarschaft von sein muss (Abb. 72 u. 73). Fin paar Brescia besonders haufig; was an Stücken sehr intéressante Beispiele für Stühle dieser Art in Italien jetzt noch in den dieser Zeit besitzt Dr. Albert Figdor in Handel kommt, stammt der Mehrzahl nach Wien in zwei grossen Klappsesseln aus aus dieser Gegend. Auch diesen regel- breiten mit Kerbschnitt verzierten Brettern, massig farbiosen Môbeln ist der venezia- von denen der eine aus dem Paduanischen nische Charakter aufgepragt. Sie unter- stammt (Abb. 74 und 75). Auch Stühle scheiden sich von den Stadtvenezianischen spaterer Zeit aus diesen Gegenden be- Arbeiten durch reinere, meist etwas nüch- wahren noch manches von diesem alter- terne architektonische Formen und etwas tümlichen Charakter, wie der beistehend trockenere Behandlung des Dekors; der abgebildete Sessel mit einem, Flechtwerk Michelangeleske Stil Sansovinos kommt nachgebildeten, Ornament zeigt (Abb. 75). hier wenig zur Geltung. Aus Verona sind uns besonders zahl- reich Truhen erhalten, vom Ende des Mantua und Ferrara, deren Herr- fünfzehnten und vom Anfang des sech- scherhauser wahrend der ganzen Renais- zehnten jahrhunderts, von langer Form, sanee durch ihre Prachtliebe wie durch Abb. 82. Bologneser Truhe um 1540 im Privatbesitz. 64 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance, ihren Kunstsinn selbst in Italien berühmt Erhalten sind uns von alien Herrlich- waren, werden im fünfzehnten Jahrhundert keiten dieser beiden Hôfe zwar eine ge- noch einen teilweise eigenartigen Charak- wisse Zabi von Gemâlden und Antiken, so- ter neben Venedig gewahrt haben, gegen wie die Miniaturen, freilich zerstreut über das Ende des Jahrhunderts machte sieh die verschiedensten Sammiungen; von alien aber aueh hier der Einfluss der Lagunen- Môbeln, Gobelins und sonstigen Aus- stadt in Kunst und liandwerk immer stattungsgegenstânden ist kaum ein Stück starker geltend; die eigentliehe Hoch- rioch nachweisbar. Dies ist umsomehr renaissance hat hier daher wesentlich zu bedauern, als wir durch Urkunden venezianischen Charakter, auch in der wissen, dass diese Môbel wâhrend der Zimmereinrichtung. Diese war an beiden ganzen Zeit der Blüte dieser Herrscher- Orten vielfach eine ausserordentlich prâch- geschlechter vielfach nach Zeichnungen und unter Beteili- gung der ersten Künstler ausge- führt wurden, die für aile Arten von Ausstattun- gen, von Schau- stellungen, vom ganzen Kunstge- werbe, selbst von der Garderobe ihrer Herren und deren Gefolge bis zu den Pferden, Falken und Hunden hinab noch mehr be- schaftigt waren,^ als durch die An- fertigung von Ge- mâlden oder Bild- werken. Selbst Abb. 83. Tisch aus den Marken frûher in der Samml. Bardini in Florenz. Künstler wie Cos- mèTura und Dosso tige, wie uns die Urkunden und die Aus- Dossi haben bald Betten und andere Mo- stattung der Raume, die teilweise er- bel bernait, bald Pferdegeschirre verziert,. halten ist, beweisen. So reich und luxuriós Schauspiele insceniert, Dekorationen zu wie die Herzôge von Este und Gonzaga den Festen geliefert, bald Zeichnungen ihre Schlôsser ausmôbliert hatten, hâtte zu Schmuckstûcken, Gobelins, Pracht- auch der reichste venezianische Mobile stoffen u. s. f. geliefert. Die zahlreichen sich nicht einzùrichten gewagt; solchen und ausführlichen Urkunden besonders fürstlichen Glanz durfte wohl der Doge des Estenseschen Hausarchivs geben uns aïs Reprâsentant der grossen Republik über das intime Leben der itaiienischen entfalten, aber der Einzelne in Venedig Fürsten, über die Einrichtung ihrer Schlôs- musste sich stets in den gemessenen ser und sonstigen Bauten und selbst über Schranken des Bürgers halten; darüber die Formen und Ausführung derselben wachte die Gesamtheit eifersüchtig, und bis in die Details der einzelnen Pracht- eigene Gesetze suchten den immer wieder môbel und Ausstattungsstücke so reiche sich vordrangenden Luxus einzudammen. und genaue Auskunft, wie wir sie bisher 66 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. fur Reinen anderen Platz von Italien be- ein Jahrhundert spater noch mehr als sitzen, fünfhundert Gobelins im Besitz des fürst- Nach den Impresen, die darauf vor- lichen Hofes. kommen, sol! ein im Ausgang der Früh- Diese fiandrischen Arbeiter werden renaissance entstandener Schreibschrank, zweifellos durch ihren langen Aufenthalt der in Costozza aufgefunden wurde und in Italien und den Einfluss italienischer sich jetzt im Besitz des South Kensington- Maler auf ihre Industrie vielfach stark Museums (Abb. 78 und 79) befindet, auf italienischen Charakter angenommen ha- die Gonzaga zurückgehen; er ist ein ben. Dies zeigt sich schon in einigen Folgen glanzendes Stück vollendeter Einlegearbeit von Teppichen des Hans Karcher, der unter und feinster Detaiidurchbildung aller Ercole 11. der hervorragendste Künstler Ornamente, wenn auch die Lust an der war. Vielleicht gehort ihm auch eine Intarsia sich in der unruhigen Gesamt- Foige, die in der Spitzerschen Sammlung wirkung wenig günstig aussert, was in der versteigert wurde. Vielfach, wenn nicht in photographischen Machbildung noch in der Regel, haben diese Künstler aber nach übertriebener Weise zur Geltung kommt. Vorlagen von italienischen, namentlich Für Ferrara geben uns gleichzeitig die ferraresischen Malern gearbeitet; Cosmè zahireichen Urkunden auch in Bezug auf Tura im fünfzehnten und Dosso Dossi im den Luxus in den Mobeln schon wahrend sechzehnten Jahrhundert haben besonders des fünfzehnten jahrhunderts mancherlei viel für sie gezeichnet. Diese Vorlagen Anhalt, aber wir konnen uns daraus kein gingen wohl schon früh weit über das hin- Bild machen, wie diese Nobel im einzelnen aus, was in Venedig geleistet wurde; denn aussahen. Die interessanten Fresken mit wir finden damais schon grosse Kompo- Darstellungen aus dem Leben des Borso sitionen biblischen oder allegorischen In- d'Este im Palazzo Schiffanoja zu Ferrara halts, nach Art der altflandrischen Teppiche. bieten nach dieser Richtung ebensowenig Ein solcher Gobelin, der vor etwa fünf- Material, wie die meisten Fresken des undzwanzig Jahren in Mailand im Handel Quattrocento in Italien, in denen den war, stellte die Grablegung Christi dar Figuren zuliebe das Beiwerk in der Regel und war nach einem Karton des Cosmè zurückgedrangt oder môglichst einfach Tura gearbeitet; in der Technik noch gegeben ist, falls es nicht — wie gerade ziemlich flüchtig und ungeschickt, aber in den Gemalden der alten Ferraresen die von vollstandiger Bildwirkung. Throne der Madonna und der lieiligen — Für die spatere Renaissance geben ganz phantastisch gestaltet ist. Von der uns die gleichzeitigen Bilder, namentlich Gobelinfabrik, die uns schon vor der Mitte der ferraresischen Schule, ein zuver- des fünfzehnten Jahrhunderts in Ferrara lassiges Bild über den Mobelluxus an bezeugt ist, sind uns dagegen noch ver- beiden Hofen. Ich habe oben (vgl. S. 61) einzelte Stücke erhalten. Freilich waren schon auf die Gemalde des Ferraresen die Weber bier durchweg, selbst in spa- Scarsellino hingewiesen, in denen uns terer Zeit noch, Miederlander oder Fran- das Abbild einiger jener Prachtmobel zosen. Durch Miccolo 111. waren nieder- dieser Zeit, wahrscheinlich die Ausstattung landische Weber um 1436 nach Ferrara der Schlosser Herzog Alfonsos, der sie berufen worden; unter Leonello und be- nach den Zeichnungen und unter Be- senders unter Ercole 1. entwickelte sich teiligung seiner ersten Maler anfertigen liess, diese Industrie hier zu den blühendsten erhalten ist. Einfacher, aber sehr ge- in Italien; unter Ercole 11. hatte sie gegen schmackvoll ist ein Klavier mit dem Ñamen die Mitte des sechzehnten jahrhunderts des Herzogs, das sich jetzt im Besitz noch einmal eine ahnliche Blüte, unter des Berliner Kunstgewerbe-Museums be- Alfons 11. kam sie aber in Verfall und findet; ich habe darauf schon gelegent- • erlosch bald darauf. Doch waren etwa lich der venezianischen Môbel hingewiesen. Abb. 85. riodeneser Synagogen-Schrank bei Mme. Ed. André in Paris, 68 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. ï cf-o o c-o < o'C O o 1 -,b*ou)>*s < > o»íy0 .í>';o.-<' J>as •:A^' '■?^':^::'j'.\ "^^r-:' Abb. 86. Certosina-Truhe im South Kensington-Museum zu London. Der auf drei schlanken, fast schmuck- massigkeit, und in der Hochrenaissance losen Beinen stehende Kasten ist auf verbinden sie mit âhnlichen Eigenschaften dunklem Grunde mit farbigen Orna- eine heitere Anmut und Festlichkeit. Aus menten bemalt, der Einsatz mit der den zahlreichen Kastellen der Mark An- Klaviatur Hat Intarsien aus Holz und Bein cona wie der Mark Emilia wurde durch ven ausserordentlich schoner, nicht über- den Kunsthandel der letzten jahrzehnte reicher Zeichnung. noch eine Reihe von Mobeln dieser Zeit ans Tageslicht gezogen, von denen eine Eigenartiger ais in Mantua und selbst Anzahl in offentliche Sammlungen ge- in Ferrara, wenn aucb nicht so prachtig, kommen sind. Da sie aber meist von erscheint nach den uns erhaltenen Stücken Florenz aus in den Handel gebracht die Môbeltischlerei in Bologna und in worden sind, so halt man sie irrtümlicher- den von Bologna abhangigen Mar ken. weise gewohnlich für Florentiner Mobel. Bologna ist wâhrend der Renaissance teils Um uns einen auch nur oberflachlichen von Florenz teils von Venedig beeinflusst, Einblick in die innere Einrichtung der erhalt sich dabei aber eine gewisse Schlosser und Wohnhauser in den Marken Selbstandigkeit. Wie die bologneser Mobel zu geben, genügen sie freilich nicht. Was im siebzehnten jahrhundert durch ihre ich hier darüber zusammenstelle, sind nur Kraft und wuchtige Wirkung des Materials, einige Motizen über die Eigenart der- durch Schlichtheit, gute Verhaltnisse und jenigen Mobel, die mir als aus Bologna einfache, aber wirkungsvolle Profile aus- und Umgebung stammend gesichert schei- gezeichnet sind, so haben sie in der Früh- nen, da ich sie meist dort oder in den renaissance eine derbe Kraft und Zweck- Marken im Handel gesehen habe. 11. Venedig und die terra ferma. 69 Seit dem fünfzehnten Jahrhundert fin- nischen Truhen von etwa 1520—1530 am den wir in den Narken eine ganz eigene nachsten. Auf Lowenfüssen, mit sar- Art von Truhen, die wohl aus gotischer kophagartigem Deckel sind sie schmuck- Zeit überliefert war und bis mitten in los bis auf die Wande, die in ziemlich das sechzehnte jahrhundert fast unver- hohem Relief mit einer krâftigen von ândert weiter gearbeitet zu sein scheint. den Wappen in der Mitte ausgehenden Sie haben untersetzte Form, glatte, starke und an der Ecke in einen Delphin oder Wande und Deckel, sind nicht sehr vie! eine Karyatide auslaufenden Pflanzenranke breiter als hoch und haben als einzigen verziert sind. Sie haben entweder ihre Schmuck zierlich durchbrochene Rosetten Naturfarbe oder sind ganz vergoldet, wie oben und unten an den eisernen Bândern ein tadellos erhaltenes Exemplar im Kunst- und ein reich dekoriertes eisernes Schloss, gewerbemuseum zu Leipzig (Abb. 81). Bei so dass sie den deutschen und franzosi- gefalliger Erscheinung durch den leichten schen Truhen der gleichen Zeit fast nâher Aufbau, diefeinen Konturen und den hübsch stehen als den italienischen (Abb. 80). bewegten Dekor fehlt diesen Bologneser Das Nussbaumholz hat seine nur leicht Truhen, wie der Bologneser Kunst über- abgetonte Naturfarbe, die regelmassig haupt, fast jede Abwechslung; die gleichen eine tiefe leuchtende Patina angenommen Motive widerholen sich und ermüden, hat. Das Innere ist nicht, wie sonst wenn man erst einige Stücke gesehen regelmassig in Italien, leer und schmuck- hat (Abb. 82). Die grosse Mannigfaltig- los, sondem an den Seiten laufen rings- keit der Florentiner Truhen, auch noch im herum ganz schmale und niedrige, mit sechzehnten jahrhundert, die sie nament- Klappen verschliessbare Abteile zur Auf- lich dem eigenartigen Michelangelesken nahme kleiner Gegenstande, wahrend die Barockdekor und seiner mannigfachen Ver- Kleider, Teppiche und dergleichen in die mischung mit Motiven der reinen Hoch- Mitte gebettet wurden. Da diese Truhen renaissance verdanken, fehlt diesen Arbei- durch ihren festen Bau besonders haltbar ten, die von jenem Einflusse Michelangelos sind und durch ihre innere Einrichtung, so wenig berührt wurden wie die Bolog- wie durch ihre guten Schlosser — etwas neser Kunst überhaupt, obgleich Bologna ganz Ungewohnliches bel der italienischen Truhe, in denen haufig selbst bei be- senders kunstreich gearbeiteten Stücken, auch noch im sechzehnten jahrhundert, das Schliisselloch erst nachtraglich und roh mitten durch die Verzierungen ein- gebohrt zu werden pflegte -— besonders praktisch waren, so batten sie sich in den Villen in grosser Zahl erha'ten; bei ihrer Einfachheit und Schmucklosigkeit sind sie aber seiten in die Museen gekommen. Im Anfang des Cinquecento erhielt die Truhe ihre Form und ihren Schmuck durch den in Bologna gefeierten Bild- schnitzer Formigine oder wenigstens durch die Richtung, deren hervorragendster Trâger er ist; denn er selbst ist beinahe eine mythische Personlichkeit, auf die man in Bologna allé Arten besserer Schnitz- arbeiten des Cinquecento zurückführt. Die Formigine - Truhen stehen venezia- Abb. 87. Certosina-Stuhl im Besitz von Dr. A. Figdor in Wien. 70 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. den Künstler zweimal auf langere Zeit in vermag aber den Vergleieh mit jener alten sainen Mauern beherbergte und hier ver- Kunst der Intarsia nicht auszuhalten. In- schiedene seiner Arbeiten entstehen áah. dam man die vertiefte Zeichnung, von Meben diese und spater an die Stella mageren ornamentalen Formen, mit einer dieser geschnitzten Truhán mit stark weisslichen Paste ausfüllte, fand man einen reliefierten Pflanzenornamenten traten in billigen Ersatz der eigentlichen Intarsia. der zweiten Halfte des Cinqueeento solche Zu dieser kehrte man aber spater wieder ohne jede Schnitzerei, deren Wanda durch zurück, indem man hallare Hôlzer in die Einlagen ihren Schmuck erhielten. Wah- dunkeln polierten Nussbaumbretter ein- rend die Intarsiakunst im übrigen Italien legte; aber auch bier machte man as bereits so gut wie verschwunden war, sich leicht und schattierte durch vertiefte erstand sie hier in eigenartiger Weise; sie Linien die ornamentalen oder figürlichen Abb. 88. Ligurischer Schrank im Museum zu Magdeburg. II. Venedig und die terra ferma. 71 Abb. 89. Liguríscher Schrank im South Kensington-Museum zu London. Kompositionen, so dass sie vollig bild- Platte von mittlerer Grosse ruht auf artig wirken. Bologna, dessen ausserlich krâftigen Lôwenbeinen, über deren Ver- blühende und gefeierte Kunst im sieb- einigung ein Pinienapfel angebracht zu zehnten und bis ins achtzehnte Jahrhun- sein pflegt. Die Funktionen des Tragens dert von der Machahmung alteren Kunst- und Fastens wie das Stabile des weisen lebte, wahrte diesen nüchternen Tisches konnen kaum besser und wir- Klassizismus auch in seinen Truhen bis kungsvoller zum Ausdruck gebracht in diese spate Zeit. werden als hier. Mit Ausnahme der ein- Von derber frischer Kraft in Zeich- fachen Lowenbeine sind diese, meist nicht nung und Ausführung sind die Tische einmal mit Profilen versehenen Tische des Quattrocento in den Marken. Sie ganz ohne Schmuck, was ihren wuchtigen haben eine typische Form, die sich bis Eindruck noch vermehrt (Abb. 83). Wo gegen die Nitte des Cinquecento erhielt: am Untersatz, unter der Platte, zierliches die Starke achteckige oder seltener runde Ornament sich findet — wie nicht selten 72 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance; 11. Venedig und die terra ferma. bei den jetzt noch in Bologna in den und den Marken und deren Zusammen- Handel kommenden Stücken — ist es hang festzustellen. Machweislich aus die Arbeit von Falschern, die diese einem Palast in den Marken (aus Faenza einfachen Mobel zu verschonern und Oder einem Nachbarort) kommt der hier für den Handel nutzbarer zu machen abgebildete Schreibschrank, der etwa im suchen. jahre 1530 entstanden ist (Abb. 84). Ein- Weshalb die Renaissancetische in den fach im Aufbau und Dekor, von be- Marken regelmassig diese achteckige Form senders glücklichen Verhaltnissen und batten, weshalb sie so stark und schwer von feiner Ornamentik, die die Eormen gearbeitet wurden und fast immer die- der Hochrenaissance besonders rein und selben Masse haben (etwa einen Meter zierlich, noch ohne jeden Einfluss von im Durchmesser wie in der Hohe), dafür Michelangelo aufweist, ist diese in ihrer vermag ich den Grund nicht anzugeben. Art, soviel ich weiss, alleinstehende Wahrscheinlich ist die Form durch Bau Arbeit, so sehr Florentiner Mobeln der und Einrichtung der Kastelle und Villen gleichen Zeit oder Gattung verwandt, dass veranlasst, über die wir bisher ebenso- sie entweder das Werk eines Floren- wenig unterrichtet sind, wie über hundert tiners oder unter direktem Florentiner Ein- andere wichtige Fragen in Bezug auf die flusse entstanden ist. War doch gerade Kunst und Kultur Italiens. Der junge dieser nordliche Teil der Mark Ancona neue Staat Italien hat so schwer und seit dem Beginn der Renaissance beinahe lange daran arbeiten müssen, Gestalt zu eine Domane der Florentiner Kunst. Einen gewinnen und sich einzurichten, die Gross- grosseren, auch in seinem Aufbau sehr artigkeit und Pracht der hohen Kunst interessanten, etwa 1520 entstandenen Italiens hat Aller Augen und Studien so Schrank, der aus einer Synagoge in Reggio stark und so ausschliesslich auf sich ge- stammt, also nicht eigentlich zu den lenkt, dass solche Fragen überhaupt nicht Hausmobeln gehort, bilde ich hier ab, einmal gestellt worden sind. Inzwischen um zu zeigen, dass im oberen Teil der ist aber nur zu haufig das Material Mark Emilia, wie in der hohen Kunst, zerstort oder zerstreut worden, auf Grund so auch im Kunstgewerbe der Einfluss dessen eine Beantwortung dieser Fragen von Venedig im Anfange des Cinquecento noch moglich ware. So fehlt es uns auch schon vollig herrschend war. Das Stück an dem Anhalt, um für diese Zeit weitere befindet sich jetzt im Besitz von Madame Stücke der Hauseinrichtung in Bologna Edouard André in Paris (Abb. 85). Abb. 90. Florentiner Kammer vom Ende des 15. Jahrhunderts, nach einem Holzschnitt. 1 ! ! I Abb. 91. Ligurische Credenz, frtiher in der Sammlung Bardini in Florenz. III. Das westliche Oberitalien. pTür die Lombarde] fehit uns fast jeder Anfertigung in der Mâhe von Pavia aïs ^ Anhalt, um uns daraus ein Bild von mobili alla certosina bezeichnet werden. der Hauseinrichtung oder auch nur von Ob sie aber hier ihre wirkliche Heimat den einzelnen Mobeln zur Zeit der Renais- haben, oder ob sie erst nach der Lom- sanee zu machen. Die furchtbaren Ver- bardei verpflanzt worden sind, ist eine heerungen, denen gerade dieser Teil noch unentschiedene Frage. Der Um- Italiens am Ende des fünfzehnten und in stand, dass um die Wende des vier- den ersten jahrzehnten des sechzehnten zehnten auf das fünfzehnte jahrhundert jahrhunderts ausgesetzt war, namentlich die Künstlerfamilie der Embriacchi in durch die Einfalie der Franzosen und Venedig ihre eigentümlichen Kâstchen, spater unter der Herrschaft der Spanier, Spiegel, Altare u. a. aus Beinschnitzereien haben bier mit aliem alteren liausrat mit eingelegtem Rahmenwerk namentlich gründlich aufgerâumt. Was im Museo auch fur die Herrscher und Grossen Poldi und im Museo del Castelló zu der Lombarde] arbeitete, scheint eher Mailand und sonst vereinzelt erhalten auf Venedig als die Heimat dieser eigen- ist, namentlich einige Truhen vom An- tümlichen Intarsia-Môbelkunst hinzuweisen. fang des sechzehnten jahrhunderts, zeigt Auch der Umstand, dass in Vorderasien grosse Verwandtschaft mit der gleich- ganz ahnliche Intarsien in hoher Vollendung zeitigen Tischlerkunst Venedigs und ist gearbeitet wurden, konnte fur Venedig an- wohl nicht ohne Einfluss von dort ge- geführt werden, das bis in das sechzehnte blieben. Eigenartig sind dagegen die mit jahrhundert in alien seinen Industrieen vom Bein eingelegten Môbef, die nach ihrer Orient aufs starkste beeinflusst wurde. Die alteren Stücke diesen Art als In den wèstlichen Grenzprovinzen: iombardisch bezeichnete Intarsiamôbel in Piémont, Savoyen und Ligurien gehen bis an das Ende des fûnfzehnten machen sich in den Môbeln der Renais- )ahrhunderls zurück. Es sind nament- sanee Beziehungen zu Frankreich aufs lich Truhen (Abb. 86), 7S4avonarola-Sessel deutlichste geltend. In Piémont und (Abb. 87), kleine Kâstchen und Spiegel, sel- Savoyen ist franzôsisch - burgundischer tener auch Schreibschrânke. Regelmâssig Einfluss unverkennbar, wie eine Anzahl besteht der Dekor in kleinen geometri- guter Môbel aus diesen Provinz in dem schen Zeichnungen, welche mit grossem trefflich geleiteten Museo civico zu Turin Geschmack enfunden und als Flâchen- und in einigen der berühmten Kastelle schmuck verwendet sind. Bei grôsseren von Piémont beweist. Noch bis in das Môbeln, namentlich bei Truhen, kommen sechzehnte jahrhundert erhielten sich hier gelegentlich auch einfache naturalistische die Traditionen der Gotik, die stark fran- Motive von, wie Bouquets oder Blumen in zôsische Formen zeigt. Win kônnen Vasen, aben stets in feiner Stilisierung. dies am besten an den Truhen verfolgen, Die Môbel sind, diesem Dekor zu liebe, die allein in verhaltnismassig grôsseren stets einfach in den Formen, und mit Zahl erhalten sind. Anders in Genua ganz wenigen und bescheidenen Profilen und an der Riviera. Hier sehen win in versehen, so dass die grossen glatten den Môbeln der Renaissance, die sich Flachen Gelegenheit zur Anbringung des freilith nun ausnahmsweise bis in das Schmuckes bieten. Diese Einfachheit fünfzehnte jahrhundert (wo sie, dem all- und die strenge Zeichnung der eingelegten gemeinen Charakter der ligurischen Art Ornamente verführt leicht zu einer zu entsprechend, wohl auch lange gotischen frühen Datierung diesen Arbeiten; so war Dekor zeigten) verfolgen lassen, gleichfalls im Katalog der Gedon'schen Versteigerung deutliche Verwandtschaft mit den gleich- zu München 1884 ein solcher Sessel, der zeitigen Môbeln Südfrankreichs, nament- gegen Ende des Quattrocento entstanden lich mit solchen, die in Lyon den Mittel- sein muss, in das Ende des dreizehnten punkt ihrer Fabrikation batten. Da sie oder den Anfang des vierzehnten jahr- wenig beachtet worden sind und ihre Her- hunderts gesetzt. kunft selten bekannt oder berücksichtigt wurde, und da sie neben jenen über- prâchtigen Lyoner Môbeln, wiesiesich in den Palais der franzôsischen und englischen Samm- 1er noch in grosser Zahl erhalten ha- ben, in Reichtum und künstlerischer Vollendung der Dekoration, wie in Mannigfaltigkeit und Phantasie der Zeichnung meist wesentlich zurück- stehen, so pflegt man diese Môbel Abb. 92. Ligurischer Tisch, früher bei Stefano Bardini in Florenz. regelmâssig als III. Das westliche Oberitalien. 75 franzôsische zu bezeichnen Oder, wo ihre ligurische Her- kunft gesichert ist, als Nach- ahmung der Lyoner Mobe! auszugeben. Das Verhaltnis scheint mir gerade das um- gekehrte zu sein : die Genueser Mobe! waren die Vorbilder der Lyoner; über die Riviera drang die Renaissance in der Mobel- tischlerei nach Frankreich und übte einen bestimmenden Fin- fluss auf die Entwicklung der- selben im südlichen Frank- reich. Hier in Genua und im benachbarten Littorale haben sich Mobel der Renaissance, wenn auch fast ausnahmslos aus vorgeschrittener Zeit wie- der in verhaltnismassig gros- serer Zabi und in grosserer Mannigfaltigkeit als in den übrigen westlichen Provinzen Oberitaliens erhalten. Freilich sind sie meist ins Ausland ge- wandert und gehen jetzt unter fremden Mamen. Die Truhe spielt nicht die hervorragende Abb. 93. Ligurischer Sessel bei R. von Mendelssohn Rolle, wie im übrigen Italien ; in Berlin. an ihre Stelle tritt der zwei- teilige Schrank, der sonst in Italien — wie Diese ligurischen Schranke, von denen wir sahen — als Hausmôbel nur sehr sel- ein charakteristisches, in Genua selbst ten vorkommt. Ob und wieweit die Fin- erworbenes Stück, im Museum zu Magde- führung dieses Mobels vom Morden her be- burg, ein zweites im Besitz des South einflusst worden ist, darüber ist zur Zeit Kensington - Museums vorstehend abge- ein Urteil schwer, da wir die Mobeltisch- bildet ist (Abb. 88 und 89), bestehen lerei der Lombardei nicht kennen, von der regelmassig aus einem Ober- und einem diese Industrie Genuas wohl ebenso, wie Unterteil von fast gleicher Grosse, die seine Kunst überhaupt, seit dem Fnde beide zweithürig sind. Der Aufbau ist des Trecento abhângig gewesen sein wird. ein einfacher, architektonischer; der Dekor Die niederlandischen Finflüsse, die sich ist dagegen sehr reich, aber durch das im Anfang des Cinquecento in der genue- flache Relief doch nicht aufdringlich, wie sischen Malerei geltend machen, kônnen er es meist bei den Lyoner. Mobeln ist. dagegen nach dieser Richtung nicht mass- Die Thürflügel sind jede als besondere gebend gewesen sein ; denn abgesehen Tafel geschmückt, das Rahmenwerk ist von der Umstandlichkeit des Transports bei als Pilaster, Sockel und Gesims gestaltet verhaltnismassig so geringwertigen Gegen- und stilvoll verziert; die Schlosser und standen, waren doch die Lebensgewohn- Griffe sind bier regelmassig in der Orna- heiten in beiden Lândern zu verschieden. mentik vorgesehen und betont, meist als 76 Bode, Italienische Hausmobel dar Renaissance; 111. Das westliche Oberitalien. Kopf mit geôffnetem Munde oder in âhn- das mit elf zugehôrigen Stühlen im Besitz licher Weise. Diesen Schranken ganz von Herrn Robert von Mendelssohn in verwandt sind die gleichzeitigen Credenzen, Berlin sich befindet (Abb. 93). Sie sind ven denen die vorstehend abgebildete durch ihren reichen Beschlag mit grossen im Besitz des Antiquars Stefano Bardini vergoldeten Mâgeln und ihre tadellose in Florenz sich befand (Abb. 91). Erhaltung ausgezeichnet. Das Holz ist Auch die Tische Liguriens sind eigen- ausnahmsweise schon Mahagoni, das da- artig und stehen den franzosischen naher mals durch genuesische Schiffe zuerst in ais den italienischen. Charakteristisch Italien eingeführt worden ist, aber zu- sind die beiden breiten Fusse, in der Regel nâchst wenig Verbreitung fand. durch einen Querriegel verbunden, der Mach Genua môchte ich auch die dann zugleich ais Basis dient und über Entstehung einer merkwürdigen Truhe dem sich je zwei zierliche Saulen erheben, versetzen, die 1885 in der Rômischen welche die Platte tragen. Zwischen diesen Môbelausstellung zu Rom sich befand. beiden Saulenpaaren lauft in der Mitte Sie ist dadurch ganz eigenartig, dass eine kleine Galerie von zierlichen gedreh- die Truhenwânde, die sonst stets gerade ten Sâulchen. Fin frühes Beispiel zeigt oder nach aussen gebogen sind, stark Abb. 92, besonders interessant durch die nach innen eingezogen sind, wie hâufig vollstândige krâftige Bemalung und teil- bei Sarkophagen. Die Basis ist sehr krâf- weise Vergoldung; die spâtere typische tig und hoch, der Deckel dagegen flach. Form, die nicht selten im Handel vor- Die Palmetten und Festons daran zeigen kommt gilt regelmâssig alsfranzôsisch, nach die weichen volien Formen der ligurischen ihrer grossen Aehnlichkeit. Als charakte- Môbel. Diese Truhe, deren Entstehung ristisches Beispiel der Stühle Liguriens um 1530 fâllt, ist in Hussbaumholz aus- dient ein aus Genua stammendes Stück, geführt, das teilweise vergoldet ist. Abb. 94. Venezianisches Rlavier um 1550, früher in der Sammlung Bardini zu Florenz. Abb. 95. Rômische Truhe im Kaiser Friedrichs-Museum zu Berlin. IV. Rom und Neapel. pTür Rom dürfen wir be! der Kunstliebe des Hochzeitsgutes in den Prachttruhen, ^ einer Reihe von Papsten zur Renais- Schmuckkasten u. s. f. bewegte sich ein sancezeit wie bei der grossen Prachtliebe Zug von mehreren hundert Maultieren und dem Luxus, der am papstlichen Hofe von Rom nach Ferrara. von den Nepotenfamiiien und den reichen Von dem alten Mobiliar des Vatikans Geistlichen entfaltet wurde, die vielfach Oder anderer papstlicher Palaste ist uns noch bei Lebzeiten ihre Reichtiimer zu leider — wenn wir nicht etwa Raphaels ihrem Ruhm und für ihre Genüsse zu Tapeten dazu rechnen wollen — kaum ein verwerten suchten, einen grossen Luxus Stück mehr erhaiten; aber einen Begriff auch in der Hauseinrichtung annehmen. von der künstlerischen Vollendung auch Dies bestatigen uns die Urkunden, die dieser Ausstattungsstücke der Wohn- und wir den Forschungen von E. Müntz, Staatsraume eines julius II. und Leo X. Bertolotti u. a. verdanken. Erhaiten ist geben uns die prachtig geschnitzten uns aber an nachweislich aus Rom Thüren und Fensterladen in den Stanzen, stammenden Mobeln des fünfzehnten )ahr- für deren Anfertigung Raphael den Gio- hunderts sehr wenig; erst etwa seit vanni Barile aus Siena berufen batte, dem zweiten oder dritten jahrzehnt des wahrend gleichzeitig der jüngere Luca della sechzehnten jahrhunderts begegnen uns Robbia die farbigen Fliessen der Fuss- rômische Môbel haufiger; freilich fast boden herstellte, die uns zum Teil noch nur eine bestimmte Gattung und darin — freilich in kaum erkennbarem Zu- namentlich Truhen. Wie auch hierin die stande — erhaiten sind. Prachtliebe der hohen Geistlichkeit sich In diese klassische Zeit reichen auch geltend machte, davon haben wir u. a. die frühesten Stücke jener Gattung von einen sicheren Anhalt in der Beschreibung Mobeln, die für Rom besonders charak- der Ausstattung, welche Lucretia Borgia teristisch sind: jene mit Schnitzarbeit bei ihrer Verheiratung mit Herzog Ercole in Flochrelief bedeckten Mobel, bei von Ferrara von ihrem Vater Papst denen die liolzfarbe nur ganz leicht ge- Alexander VIII. erhielt. Für den Transport tont und nur einzelne Teile gelegentiich 78 Bode, Italienische Hausmôbel der Renaissance. Abb. 96. Rômische Truhe im South Kensington-Museum zu London. vergoldet ist. Sie stimmen im wesent- angefertigt worden. In Rom erhalten sie lichen überein mit den gleichzeitigen ihren besonderen Charakter; sie stehen Florentiner Môbeln und sind wohl zum hier weit weniger unter dem Einflusse grossen Teil von Florentiner Môbeltisch- von Michelangelo als unter dem des lern oder doch unter dem Einflusse von Raphael. Die fiochreliefs, mit denen die Florentiner Architekten und Bildschnitzern Vorderseite wie die beiden Schmalseiten Abb. 97. Rômischer Tisch im South Kensington-Museum zu London. Abb. 98. Schreibschrank Papst Pauls III., friiher in der Sammlung Bardini in Florenz. 80 Bode, Italienische Hausmôbel dar Renaissance. Abb. 99. Rômischer Tisch, frûher in der Sammlung Bardini in Florenz. bedeckt sind, haben in Auffassung, Kom- sind. Wie diese, so sind manche der position der Truhen und Formengebung die Figuren oder ganze Gruppen mehr oder engste Verwandtschaft mit den Gemâlden weniger frei antiken Statuen und Reliefs eines Giulio Romano, Polidoro da Cara- nachgebildet, die sich damais in Rom vaggio und anderer Raphael-Schüler. Da befanden. Wie die Vorliebe für Motive nun die Kompositionen selbst unter den der romischen Geschichte und Sage, so uns erhaltenen Truhen dieser Art meist weist auch dieser Umstand auf Rom als zwei- Oder mehrmals wiederkehren, so ist Ort der Entstehung der Mehrzahl dieser es wahrscheinlich, dass die Entwürfe Truhen und verwandter Mobel, was durch dafür auf solche Künstler zurückgehen. die Wappen, soweit dieselben bisher be- Die Darsteilungen sind fast ausschliess- stimmt worden sind, bestatigt wird. " lich der Antike, der romischen Geschichte Die grosste Zahl solcher Truhen Ijé - Oder der romischen Mythologie, ent- sitzt das South Kensington-Museum. Im lehnt. Die meisten enthaiten je zwei Saal der Raphaelischen Kartons stehen durch ein Wappen getrennte reiche ringsum an den Wânden, abwechselnd Reliefs; gelegentlich ist die Vorderseite mit reichgeschnitzten Schemeln, prach- auch in mehrere kleinere Darsteilungen, tige Truhen dieser Art, die durch ihre dann mit je einer oder zwei Figuren, ge- tadellose Erhaltung, die alte Vergoldung teilt, die durch Pilaster oder Karyatiden und die feine bronzefarbene Patina sich getrennt sind. An den Schmalseiten sind noch besonders auszeichnen. Die übrigen meist einzelne Figuren, Meerungetüme grossen Museen besitzen je eines oder Oder dergl. dargestellt. In der Mitte ist ein Paar dieser Mobel. Zwei zusammen- regelmassig das Wappen angebracht, von gehorige von besonderer Güte und tadel- zwei Putten gehalten oder von zwei loser Erhaltung, auch in der alten teilweisen nackten Figuren, anscheinend gefesselten Vergoldung, besitzt das Kaiser Friedrichs- Kriegern, flankiert. Letztere wiederholen Museum in Berlin, wo sie als Dekoration sich, mit geringen Abweichungen, auf einen der Hauptraume schmücken solien. einer ganzen Reihe dieser Truhen. In âhn- Die eine derselben (Abb. 95) zeigt in zwei licher Weise sind auf den Ecken gefesselte durch das Wappen getrennten Dar- Barbaren in reicherGewandung angebracht, stellungen den Tod der Kinder Niobes die den romischen Triumphbogen entlehnt durch die Pfeile Apollos und der Diana. IV. Rom und Neapel. 81 Eine etwas spatere Wiederholung, mit rômischen Palasteinrichtung der Hoch- anderem Mittelstück und leider weniger renaissance. Von den Schemeln ist wohl gut erhalten, ist aus altern Museumsbesitz die Mehrzahl der Prachtstücke in diesem in das Kunstgewerbemuseum gekommen, Charakter florentinisch-romischer Herkunft Eine betrachtliche Zahl dieser Truhen und gerade für rômische Zimmereinrich- findet sich im Privatbesitz, in den Pa- tungen geschaffen. Verhaltnismassig hau- lasten von England und Erankreich, fig finden sich noch als Prachtstücke der namentlich in den Hausern der Familie Ausstattung des Kamins, die geschnitzten Rothschild in Paris. Die grossen Pariser Blasebalge. Von den Museen hat freilich Auktionen von Renaissancekunstwerken, nur wieder das South Kensington-Museum wie die von Fr. Spitzer, Baron Seillières eine Anzahl derselben, und zwar besonders u. a., enthielten daher meist ein oder prachtvolle (vgl. Abb. 58 und 62); sonst mehrere solcher Stücke. muss man sie in den Palasten von Paris Wenn diese Truhen jetzt bei uns an und England aufsuchen, welche Renais- der Wand stehen, so machen sie meist sance-Einrichtungen haben. T is che von einen niedrigen, gedrûckten Eindruck. gleichem Charakter waren in Rom nur Dies liegt daran, dass ihnen jetzt regel- wenige erhalten ; sie sind fast ausnahmslos massig die Untersatze fehlen, durch die ins Ausland verkauft worden (Abb. sie 97), ausserordentlich gehoben und zu- darunter auch ein grosses Prachtstück gleich geschützt werden. Wir geben vor- aus Marmor mit Bronzedekoration aus stehend die Abbildung einer solchen Palazzo Massimi, dessen Zeichnung Peruzzi Truhe mit ihrem zugehorigen Untersatz, zugeschrieben wird. Fines der schonsten welche das South Kensington - Museum Stücke der Art besitzt wieder das South besitzt (Abb. 96). Kensington-Museum, das nebenstehend ab- Den Truhen entsprachen in der kráf- gebildet ist (Abb. 99). Von den Schreib- tigen Form und der reichen Schnitzerei, schranken giebt ein besonders in dem prachtiger, hohen Relief und der teilweisen der in der Versteigerung derSammlung von Vergoldung auch die übrigen Môbel der Stefano Bardini in London 1902 vorkam Abb. 100. Rômisches Schreibpult bei Alfred Beit in London. Bode, Italienische Hausmobel. 6 82 Bode, Itatienische Hausmòbel der Renaissance. (Abb. 98), wohl einen zutreffenden Begriff; werfenden und dem ausführenden Künstler nach dem Wappen für einen Cardinal Far- in gewissem Grade vollzogen, nament- nese, wohl Papst Paul 111., gearbeitet. Cha- lich wo es sich um besonders prachtige rakteristisch ist hier, was für diese ganze und einheitliche Dekorationen handelte. Gattung ven Prunkmobeln gilt, dass die Seitenteile, die Profilierungen und Details durchaus nicht mit der Sorgfalt gearbeitet Die Urkundenforschung hat auch für sind, wie die grossen skulpirten Fin- Neapel und zum Teil auch für Sicilien lagen der Vorderseiten. Den gewahlten den Machweis geliefert, dass hier eine Geschmack, den die einfacheren Móbel reiche und mannigfaltige Mobeltischlerei Hot der vom Anfang des Cinquecento und aus blühte. Der prachtliebende der zweiten Halfte des Quattrocento arragonischen Flerrscher schéint besondere zeigen, wird hier überhaupt nur noch Freude an der Ausstattung der Palast- man selten antreffen. Auf èin Schreibpult in raume mit kunstreichen, prachtigen Mobeln ahnlichem Charakter ist schon gelegent- gefunden zu haben. Ihre Kunstsamm- lich der Florentiner Mobel hingewiesen lungen batten diese Fürsten, wie uns aus- worden (Abb. 100; vgl. S. 27). drücklich berichtet wird, in kostbar ge- Wer die Künstler waren, die diese arbeiteten Schranken. Aber specifisch sind nach Gattung von Mobeln gearbeitet oder ent- neapolitanische Mòbel uns, worfen haben, dafür haben wir bisher meinem Wissen, doch erst etwa seit der keinen testen Anhalt. Dass sie vor- Mitte der liochrenaissance bekannt. Die wiegend Florentiner waren, erscheint nach wenigen Stücke der Art sind den eben dem Charakter der Arbeiten wohl zweifel- beschriebenen ròmischen sehr ahnlich; sie los; ob sie aber der Werkstatt des sind sehr reich mit stark ausladenden jüngeren Tasso oder des Baccio d'Agnolo Profilen versehen und von schòner Patina oder anderer von Vasari und durch die des tief getònten Holzes. Urkunden erwahnter Holzbildhauer an- gehôren, ist noch nicht zu entscheiden. Sie haben so gleichmassigen Charakter, Im Lauf des sechzehnten jahrhunderts sie sich jedenfalls nur auf eine kleine vollziehtsich im politischen und òffentlichen dass unter sich nahe verwandten Leben Italiens eine vollstandige Umwand- Gruppe von Künstlern verteilen. Am deutlichsten er- lung, indem die kleinen Tyrannenherr- im mo- kennbar ist die Werkstatt eines Künstlers, schaften sich zu Fürstengewalten der mit Vorliebe Kinder und Kinderkopfe dernen Sinne ausbildeten und die Repu- anbringt, die sehr derbe Formen haben. bliken, das aristokratisch regierte Venedig Da ganz übereinstimmende Reliefs in Flo- ausgenommen, verschwanden. An die rentiner Sandstein, meist auch mitteilweiser Stelle des Bürgertums, auf dessen Blüte Vergoldung, in Florenz vorkommen, so ist die Entwickelung der Renaissance beruht die hinfort dieser Meister zweifellos ein Bildhauer batte, treten die Fürstenhòfe, und Florentiner. Dass wir unter diesen bestimmend auch auf die Gestaltung des Künstlern hervorragende Architekten wie Lebens und der hauslichen Einrichtungen nach Peruzzi, Antonio San Gallo u. a. zu suchen einwirken. Die neuen Bedürfnisse haben, beweisen die zahlreichen Entwürfe dieser Richtung, die Anforderungen an Re- für Mòbel, die uns — namentlich seit der prasentation, an Glanz und Pracht, machen des Mitte des Cinquecento (besonders in den sich auch in der Ausstattung Hauses, Flandzeichnungensammlungen der Uffizien, im ganzen Mobiliar aufs deutlichste gel- South Kensington-Museum u. s. f.) — des tend; wâhrend einzelne Mobel zurück- erhalten sind. In der liochrenaissance treten oder ganz verschwinden, treten war bereits die Scheidung zwischen andere in den Vordergrund und kommen Künstler und Handwerker, dem ent- ganz neue auf. Die Wandbank und die IV. Rom und Neapel. 83 Truhe werden durch Sitzmobel der ver- der fast dürftigen, ruhigen Beleuchtung schiedensten Art verdrângt; als ñaues zur Zeit der Renaissance. Das Bett wird Nobel tritt die Kommode hinzu, die die in einen kleinen Raum verwiesen und er- Truhe rasch verschwinden lasst; die Tische halt hier haufig eine besondere vertiefte werden zahlreicher und mannigfaltiger; Nische, den Alkoven. Kurz, das moderne ein Hauptstück des Zimmers wird der Nobiliar wird geboren in Italien, bereits Spiegel, der einen Tisch als Untersatz er- nicht mehr aus eigenster Kraft, sondern halt und zu einem grossen Prachtmobel unter starkem Einfluss namentlich von ausgebildet wird, das die Nobel rings- Frankreich, ein Nobiliar, das erst in neue- herum wiederspiegelt und die Pracht der star Zeit durch die Anforderungen an Erscheinung der Raume verdoppelt. Eine Hygiene, Luft und Licht und durch die andera Neuerung, die Kronleuchter aus technischen Erfindungen wesentlichen Um- Kristall und Glas, die von der Decke herab- gestaltungen entgegengeht. Diese erhalten hângend oft in grosserer Zabi und in aber ihre Anregung nicht mehr von den reichster Gestaltung die Zimmer erhellen, romanischen Volkern, auch nicht mehr verstarken den fürstlichen Glanz dieser vom Kontinent, sondern von jenseits des Raume und lassen sie in phantastischem Kanals und des Oceans. Lichte erscheinen, sehr verschieden von Inhalt. Seite Einführung 1 I. Florenz und Toskana 2 II. Venedig und die terra ferma 48 III. Das westliche Oberitalien 73 IV. Rom und Neapel 77 rionographien des Kunstgewerbes Herausgeber: Prof. Dr. Jean Louis Sponsel Verlag: Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig Das Kunstgewerbe steht unter den Kulturgütern, die in den letzten jahrzehnten eine so unvergleichliche Blüte erfahren haben, in der vordersten Reihe. Der machtige Aufschwung des Kunstgewerbes hat ebensowohl in Amerika wie in England, in Skandinavien wie in Belgien, in Frankreich wie in Deutschland eine neue Epoche der künstlerischen Entwickelung eingeleitet. Den gewerblichen und angewandten Künsten wird wieder allgemeines Intéressé gewidmet. Dieser grossen Kulturstromung will die Sammlung ,,M0N0GRAPH1EM DES KUNSTGEWERBES" dienen, herausgegeben von Prof. Dr. )EAN LOUIS SPONSEL, dem in der Fachwelt wie in den Kreisen der Kunstfreunde und Sammler in gleicher Weise bekannten Dresdner Forscher. Die Bûcher unserer Sammlung solien sowohl das moderne als auch das historische Kunstgewerbe darstellen und sein Verstândnis fôrdern. Ausser den einzelnen kunstgewerblichen Gebieten solien auch die grossen BIütezeiten des Kunsthandwerks und seine wichtigsten Pflegestatten behandelt werden. Die ,,MEISTER DES KUNSTGEWERBES", eine Sondergruppe der grôsseren Ab- teilung, solien endlich die bahnbrechenden Schopfer, die Pioniere und Genies des Kunsthandwerks wie in einer Galerie vereinigen. Die Mitarbeiter der Sammlung haben sich samtlich durch eigene Forschung auf dem von ihnen behandelten Gebiete heimisch gemacht und beherrschen ihren Stoff- kreis so, dass sie die leitenden Züge der Entwickelung, die durch das Material bedingte technische Behandlung und die Stellung unserer Zeit zu den Werken der Vergangenheit und der Gegenwart durchaus exakt und erschopfend darzustellen ver- môgen. Ebenso haben sie sich in der gerade für das Kunstgewerbe so wichtigen Frage der Kennerschaft durch langjahrige Erfahrung erprobt und bewahrt. Jedes Fleft wird so reich als nur moglich und so eingehend, als es der Stoff verlangt, durch Abbildungen illustriert. Auch werden da, wo grôsstmôgliche Treue der Wiedergabe geboten ist, Lichtdrucke — und da, wo die farbige Wiedergabe der Originale für deren Wirkung in erster Linie steht, Farbentafein beigefügt. Bis jetzt sind folgende Bande erschienen: Band 1. Vordcra9iatÍ3d>c Knûpfteppiche von in Leinwand geb. M. 5,—, Liebhaberein- Geh. Reg.-Rat Dr. Wilhelm Bode. Preis band M. 6,—. brosch. Pi. 7,—, in Leinwand gab. M. 8,—, Band VI. Italíenísdíe Rauamôbel der Re- Liebhabereinband M. 9,—. naissance von Geh. Reg.-Rat Dr. Wilhelm Band II. |VI®dcrnc Olascr von Dr. Gustav Bode. Preis brosch. M. 4,—, in Leinwand E. Pazaurek. Preis brosch. M. 5,—, in geb. M. 5,—, Liebhabereinband M. 6,—. Leinwand geb. M. 6,—, Liebhabereinband Band VIL Deutsche jviobel von Prof. Ferd. M. 7,—. Luthmer. Preis brosch. M. 4,—, in Lain- Band III. Die Sdîmicdckunst von Dr. Adolf wand geb. M. 5,—, Liebhabereinbd. M. 6,—. Brüning. Preis brosch. M. 5,—, in Lain- Band Vlll. Blfenbeinplastih von Prof. Dr. wand geb. M. 6,—, Liebhabereinbd. M. 7,—. Christian Saharar. Preis br. M. 4,—, Band IV. jModcrnc Kcramíh von Prof. Rich. in Leinwand geb. M. 5,—, Liebhaberein- Borrmann. Preis brosch. M. 4,—, in band M. 6,—. Leinwand geb. M. 5,—, Liebhabereinband Band IX. Medaillen der italienischen Re- n. 6,—. naissance von Cornelius von Fabriczy. Band V. Ced^nih der Bronze -plastih von Preis brosch. M. 5,—, in Leinwand geb. Dr. Harm. Lüer. Preis brosch. M. 4,—, M. 6,—, Liebhabereinband li. 7,—. Interessenten, welche eingehendere Prospekte zugeschickt haben wollen, werden gebeten, ihre Adresse dem Verlag Bcrmann 8eemanii ]^ad>folgcr, Leipzig, Goeschen- strasse 1, bekannt zu geben. Von Von Walter Grane William Morris sind folgende Werke in deutscher Ausgabe sind folgende Werke in deutscher Ausgabe erschienen: erschienen : Dchorattvc Illustration des Budges in alter Kunstboffnungen und Kuhstsorgen (Bopcs und neuer Zeit. Autorisierte deutsche and fears for Hrt). I. Die niederen Ausgabe mit 160 lllustrationen. Aus dem Kûnste. II. Die Kunst des Volkes. III. Englischen übersetzt von L. und K. Die Schônheit des Lebens. IV. Wie wir Burger. 2. Auflage. Brosch. M. 7,50, j aus dem Bestehenden das Beste machen geb. li. 9,—. ¡ kônnen. V. Die Aussichten der Archi- Cinie und ■form. Autorisierte Ausgabe mit | tektur in der Civilisation. Pro Band brosch. ca. 160 englischen Originalillustrationen. i M. 2,—. Brosch. M. 10,—, geb. M. 12,—. i Scndfd>rcíbcn. Brosch. 0rundlagen der Zeicbnung. Autorisierte j KunstgcwcrbUcbcs M. 2,—. deutsche Ausgabe mit 200 Original- ¡ SdîônbcÎt der Grde. lllustrationen. Brosch. M. 12,—, geb. Die Kunst und die ^ M. li. 14,—. I Brosch. 2,—. Gin paar üllnhe über das ]^Iufterzeílbnen. Autorisierte Ausgabe, aus dem Englischen ins Deutsche iibertragen von Dr. Julius Ferner: Zeitler. M. 2,—. Cobdcn Sanderfon, CQabre und faird>e Gefellfdîaft. Br. M. idaltcr Crane, 1,—. - Cewis dalkcr, Zeídíen der Zeit f. Day, Btnery (Signs of dîange). Einzig autorisierte Ausgabe. Aus dem Eng- ?ntUiatn JNÍorrís u. a. lischen iibertragen. Brosch. M. 3,—, geb. M. Kunst und F)andwerk (Hrts and Crafts 4,—. Gssays). Autorisierte deutsche Ausgabe JN^eues aus JNÍirgendland. Utopischer Roman. besorgt von Dr. Julius Zeitler. I. Die Brosch. M. 6,—, geb. M. 7,50. dekorativen Kiinste. 11. Die Buchkunst. Die Gefdîidîte der glanzenden Gbene, auch 111. Keramik, Metallarbeiten, Glaser. IV. das Land der Lebenden oder das Reich Wohnungsausstattung. V. Gewebe und der Unsterblichen genannt. Brosch. Stickereien. Pro Band brosch. M. 2,— . i M. 3,—, geb. M. 4,—. Lebensbilder der hervorragendsten Per- Manner der Zeit sônlichkeiten der Gegenwart und jüng- sten Vergangenheit. Neue Folge. Herausgegeben von Dr. Julius Zeitler. Bis jetzt sind folgende Bande erschienen: Band I. Deinrid) von Stepban v. E. Kricke- Band Vll. Cudvpig iClindtborst v. J. Knopp. berg. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. M. 3,60. M. 3,-. Band Vlll. Grnst Raedtel v. W i 1 h. B ô 1 s c h e. Band II. Hlfried Krupp von Hermann Fro- Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. M. 3,60. be ni us. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Band IX. Grnest Renan v. Ed. Platzhoff. Geb. M. 2,60. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. M. 3,60. Band 111. fridtjof JN^ansen von Eugen von Band X. David friedridî Strauss. Sein Enzberg. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Leben und seine Schriften unter Heran- Geb. M. 2,60. ziehung seiner Briefe dargestellt v. Karl Band IV. friedrid) JVietzscbe von Hans Gall- Harraeus. Mit Portrat. M. 4,60. witz. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. Band XL Joseph Hrtbur Graf von Go- M. 3,—. bineau. Sein Leben und sein Werk. Von Band V. franz Ciszt von Eduard Reuss. Dr. Lie. Eugen Kretzer. Mit Portrat. Ein Lebensbild. Mit Portrat. Geb. M. 3,60. Geb. M. 4,—. Band VI. J^ax von forcfecnbcdt v.M.Philipp- Band Xll. J^^ax Klinger v. Lothar Brieger- son. Mit Portrat. Geb. M. 4,60. Wasservogel. Mit Portrat. Geb. M. 4,—. .^usführliche Kataloge und Prospekte versendet an jede Adresse gratis u. franko der Verlag von Bctnnanri Sccmann jS^ad^folger in Ceipztg, Goced^enstrassc i. Verlag von Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig ITALIENISCHE KUNST Studien und Betrachtuagen von BERNHARD BERENSON Einzig autorisierte Ausgabe Aus dem Englischen übertragen von DR IULIUS ZEITLER Preis broschiert M. 6,—, geb. M. 8,— Berenson, ein bedeutender englischer Kunstforscher, der auch in den kunsthistorischen und asthetischen Kreisen Deutschlands wohl bekannt ist, bietet in diesem Band fiber die „Italienische Kunst" eine Anzahl trefflicher Essays, in denen Grflndlichkeit der Forschung mit feinem Urteil und hoher Kennerschaft gepaart ist. Die Essays behandeln Vasari, die Dante-lllustraticnen, Correggio, Giorgione, Tizian, Amico di Sandro, dessen Personlichkeit Berenson iiberhaupt erst festgestellt hat, und endlich eine reiche Fûlle von venezianischen Gemalden, die sich in Londoner Privatbesitz befinden. Die Abbildungen derselben, die zum Teil in nur schwer zuganglichen Privatgalerien stecken, verleihen dem Buch noch einen ganz besonderen Wert. BILDNISRUNST UND FLORENTINISCHES BORGERTUH Bd. I: Domenico Ghirlandajo in Santa Trinitá: Die Bild^ nisse des Lorenzo de' Medici und seiner Angehorigen von D5 A. WARBURG Grossquart mit 5 Lichtdruckbeilagen und 6 Textillustrationen Preis geb. M. 6,— Diese Arbeit des bekannten Kunstgelehrten erôffnet eine Reihe kunstgeschichtlicher Studien, die die Wechselbeziehungen zwischen Publikum, Fursten, Gelehrten und Kûnstlern durch die Zusammenstellung direkter Zeugnisse in Kunstwerken der Frûhrenaissance ver- anschaulichen wollen. Die erste kultur- und kunstgeschichtliche Spezialstudie dieses Unternehmens behandelt einige bisher unbeachtete Meisterstucke der Portratkunst des Ghirlandajo, die darin zum ersten Male genau publiziert und auch in der Beurteilung, die sie in ihrer eigenen Zeit fanden — vor allem durch die gewichtige Stimme des Lorenzo de' Medici selbst — gewiirdigt werden. Funf vorzuglich gelungene Lichtdrucke und ebenso viel Text- illustrationen bringen das intéressante Problem, das der Verfasser in seinem Text aufroilt, zur wirksamsten Anschauung. Im Verlag von HERMANN SEEMANN NACHFOLGER in Leipzig ist erschienen: MAX KLINGERS BEETHOVEN Eine kunsttechnische Studie ^ IIII Prachtwerk in Grossquart IIII vo" ^ mit 8 Heliogravüren ELSA ASENljEFE ^ und 23 Beilagen und Textbildern Preis in vornehmem Liebhaberband geb, M. 20,— Die Vollendung des „Beethoven" durch Meister Klinger wird als ein künstlerisches Ereignis allerersten Ranges empfunden. Funfzehn jahre Iang trug der Leipziger Künstier den grossen Gedanken seines Werkes mit sich herum, und staunender Be- wunderung vol! blickt jetzt die Welt auf das erhabene Monument Beethovens. Reiner war mehr berufen, dem Héros der Musik ein Denkmal aufzurichten, als Rlinger; nackt, mit ineinandergekrampften Hânden, in den Schauern der Inspiration, den grüblerischen Blick in dâmmernde Fernen bohrend, sitzt Beethoven auf dem mit kunstvollen Reliefs, Edelsteinen und Elfenbein reich verzierten Thron, ein .Mantel von herrlichem Onyx schlingt sich fiber sein Knie, und zu seinen Ffissen straubt der zu ihm aufblickende Adler des Zeus seine machtigen Flfigel. Das Werk, das im gesamten Schaffen Rlingers einen Gipfel bedeutet, wird von Frau Eisa Asenijeff in einem trefflichen Text erklart, der die zahlreichen lllustrationen — 8 Heliogravfiren, 23 Beilagen und Abbildungen im Text — wirksam unterstfitzt, zumal Frau Asenijeff in der Lage ist, auch zu der Entstehungsgeschichte des Werkes die interessantesten Ausffihrungen beizubringen, insonderheit fiber die grosse Schwierig- keit, den Thronsessel in Bronze zu giessen, was erst in Pierre Bingens Werkstatt in Paris gelungen ist, und von Frau Asenijeff in den einzelnen Stadien ausserordentlich dramatisch erzâhlt wird. Die interessanten technischen Aufschlfisse fiber die Schwierigkeiten in der Be- schaffung der Marmorsorten, fiber die Behandlung des Elfenbeins, des tirolischen Onyx, der venezianischen Glasflfisse werden mit besonderer Freude begrfisst werden. Vor allem ist die Schilderung des Bronzegusses eine Meisterleistung, der in der modernen kunstgewerblichen Litteratur kaum etwas Gleiches an die Seite gestellt werden kann, und zu deren tiefster Wfirdigung man schon bis auf Cellini zurfick- gehen muss. Dass das Werk in seinen verschiedenen Stadien vorgeffihrt wird, sowohl illu- strativ als auch textlich, vom Gipsmodell bis zur vollendeten Bronze und bis zum ausgeffihrten Marmorbilde, das verleiht dem auch ausserlich fiberaus vornehm ausge- statteten Werke seine fiberragende Bedeutung, an der kein Runstfreund, kein Aesthetiker, kein Sammler, fiberhaupt kein Rulturmensch unserer Zeit vorfibergehen darf. Soeben erschienen: Max Klingers Leipziger Skulpturen Salome Kassandra Beethoven Das badende Madchen p- Franz Liszt VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN. SALONE: Vorderansicht. — Seitenansicht, links. — Kopf. — Haarstudie. Buntstiftzeichnung. — Das Urbild. Bleistiftzeichnung. — Gewandstudie. Kreidezeichnung. KASSANDRA: Vorderansicht. — Seitenansicht, links ^ Erlautert von (Teilstiick). — Kopf und Schulter, links. — Früherer \ Entwurf. Bleistiftzeichnung. — Derselhe in anderer Fassung. — Gewandstudie. Kreidezeichnung. Professor Dr. Julius Vogel BEETHOVEN: Vorderansicht des ganzen Werkes. — Die Gesichtsmasken Beethovens a) nach dem Leben, Gustos des Museums der bildenden b) nach dem Tode. — Kopf des Johannes von der Dresdener Pieta. — Kopf des Klingerschen Beethoven. Künste zu Leipzig. — Gewandstudie, von vorti. Kreidezeichnung. — Dasselbe von rechts. Kreidezeichnung. — Kinder- studien. Kreidezeichnung. — Der Thronsessel. Rechte Seite mit dem Sündenfall. Linke Seite mit der Preis brosch. M. 3,—, geb. M. 4,— Tantalidengruppe. Riickseite mit Kreuzigung und Aphrodite., Engelskopfchen (nach dem Gipsmodell) DIE BADENDE: Seitenansicht, rechts. — Dieselbe, links. BÜSTE VON FRANZ LISZT : Profilansicht. — Halb- profilansicht. j TITELBILD: Max Klinger in seiner Werkstatt. | URTEILE DER PRESSE: „Dies Buch soil uns alien recht herzlich willkommen sein! . . . Man muss es ihm zur Ehre sagen, dass es Nax so und Klinger parteilos selbstandig ist wie wenige, die einem lebenden Kiinstler gewidmet sind ... Es iiberrascht durch die Vielseitigkeit der Ausblicke in allé Gebiete geistigen Schaffens und durch lebendige und bildwahre Sein Leben Beschreibung. ... So darf man dieses instruktive Buch und seine Werke aufrichtig anempfehlen . . .« Neue Hamburger Zeitung. „Brieger-Wasservogels .Klinger' bietet uns in einem Von klaren, guten Deutsch eine umfassende und erschopfende Uebersicht iiber das bisherige Lebenswerk des grossen Lothar Brieger-Wasservogel. deutschen Künstlers, das sich zu einem immer machtiger emporragenden Baue gestaltet ... An dieser sieges- gewissen Sicherheit, an dieser felsenfesten Ueberzeugung von der (..Manner der Zeit" Bd. Xll.) gottlichen Grosse des Leipziger Meisters allé prallen Pfeile einer Kritik k'raftlos ab. Und eben das gefallt an diesem Buche, das mit Heroenglauben ganz weltfremd Preis in brosch. unsere M. 3.—. Zeit tritt." geb. M, gallige, norgelnde 4.— Bruno von Herber (in feinem Lederband geb. M. 5.—). Tagesbote aus Mâhren und Schlesien. „. . . Wie Kunstwerke zu geniessen seien, wie vor allem Klinger angesehen sein will, das hat der Verfasser in trefflichen Ausführungen im Anschluss an die Haupt- werke Klingers sehr sachlich dargelegt . . ." .Janus", Zeitschrift fiir Litteratur und Kritik. Soeben erschienen: KUNSTGEWERBLICHE LAIENPREDIGTEN Von HENRY VAN DE YELDE Preis brosch. M. 3,50, geb. M. 5, JEAN FRANÇOIS RUSKIN MILLET Sein Leben und sein Wirken Sein Leben und seine Briefe von von Marie von Bunsen J. Gartwright — Einzig autorisierte deutsche Ausgabe Preis brosch. N. 4,50, geb. N. 6, von ei. Schroder 'F Nit Portrat von J. Fr. Nillet in Heliogravure. Es ist bekannt, dass in England gegenwartig eine Reaktion Ruskin stattfindet. Man ist dort driiben gegen Preis brosch. N. 14,—, geb. N. 16,— der lebendigsten Kunstthatigkeit hingegeben und im und Gliick der That nicht mehr so sehr geneigt, Vielleicht der bedeutendste Bahnbrecher der modernen Rausch die vielfach selbst für England allzu pastoralen Kunst- Malerei in der zweiten Halfte des neunzehnten Jahr- anzuhoren. Als Bahnbrecher und hunderts war Millet. In so ausfiihrlicher und giiicklicher predigten des Meisters schon historisch geworden, Weise wie von Gartwright ist sein Leben noch nicht Prophet ist Ruskin heute dem beschrieben worden. Wir erieben seine Jugend in der und auch in Deutschland nâhert man sich Punkt, Normandie mit, seine Lehrlingsjahre in Rouen und Le an dem Unter diesen Um- er richtig eingeschatzt wird. Havre, seine Leidens- und Hungerjahre in Paris; seine standen ist das Buch Marie von Bunsens ein giiicklicher Uebcrsiedelung nach Barbizon, der beriihmtesten Maler- Griff als eine in jeder Hinsicht intéressante und sehr kolonie aller Zeiten — allé spâteren sind Kopien davon — vorurteilsfreie kritische Untersuchung iiber Ruskins Leben wirkt wie eine Novelle. Endlich winken ihm Erfolge, und Werke. Weit ab halt es sich von einer einseitigen seine Bilder werden gekauft, und er wird sogar beriihmt. und ist daher um so mehr geneigt, dem Die grossartige Auffassungdes Bauernlebens, dietypischen Verhimmelung Be- Vorgange des Ackerns, Saens und Erntens in die Malerei Meister eine sympathische, ruhige und vornehme ein eingefiihrt zu haben ist sein Ruhm, so dass man ihn in urteilung zu widmen. So entsteht iiberzeugend Werk stellenweise seiner epischen Grosse das sogar einen Homer des Acker- lebendiges Charakterbild. Dass landes nennen konnte. Die meisterhafte Biographie Buch wird, d. h. die personliche Aus- ein personliches zeichnet sich dadurch aus, dass zahlreiche Briefe Millets einandersetzung mit einer anderen grossen Personlichkeit, und seiner Angehorigen in sie verflochten sind, die das erhoht seinen Wert fiir allé, die der farblosen grau Kapitel iiber Barbizon sind kunstgeschichtlich grund- geschriebenen Monographien-Litteratur keine Neigung legend und entwerfen von der Gründung moderner Maler- kolonien ein malerisches Bild. entgegenbringen. I Empfehlenswerte neuereWerke aus dem Kunstverlag von HERMANN SEEMANN NACHFOLGER in LEIPZIG: Hpulcjus, Amor und Psyche. Ein Marchen, ins Deutsche iibertragen von Prof. Dr. Morden, mit Bildern von Walter Tiemann. Geb. M. 6,— ]NIam Cuisc Bcdîcr, Der Tanz. Mit ca. 100 Beilagen und Textbildern. Br. M. 8,—, geb. M. 10,— 3o6cpb Bédícr, Der Roman von Tristan und Isolde. Mit Geleitwort von Gaston Paris, aus dem Franzôsischen übertragen von Dr. julius Zeitler. Textausgabe br. M. 4,—, geb. M. 5,—. lllustrierte Prachtausgabe mit ca. 150 Iliustr. von Robert Engels geb. M. 18,—, Liebhaber-Ausgabe (50 numer. Exemplare) geb. M. 50,— Bans Bélart, Nietzsches Ethik. M. 2,— Gcorg Btcdenkapp^ Kleine Geschichten und Plaudereien philosophischen, pâdagogischen und satirischen Inhalts. Br. M. 3,— idUbclm Bôlsdbc, Ernst Haeckel. Ein Lebensbild. Geb. M.3,60 fritz Burger, Gedanken über die Darmstâdter Kunst. (In Eckmannschrift.) Br. M. —.75 Cballcmcl-Cacour, Studien und Betrachtungen eines Pessimisten. Autoris. Uebersetzung aus dem Franz, von M. Blaustein. Br. M, 6,—, geb. M. 7,50 Douglas Cockcrell, Der Bucheinband und die Pflege des Buches. Ein Handbuch fiir Buchbinder und Bibliothekare. Mit Zeichnungen von Noël Rooke und zahireichen anderen lllustrationen in Lichtdruck und Aetzung. Deutsche Ausgabe von Felix Hübel. Br. M. 5,—, geb M. 6,50 Band 1 der „Iiandbücher des Kunstgewerbes". Herausgegeben von W. R. Lethaby am South Kensington-Museum, deutsche Ausgabe besorgt von Dr. Julius Zeitler. JVKd^acl 0corg Conrad, Von Emile Zola bis Gerhart liauptmann. Erinnerungen zur Geschichte der Moderne. Br. M. 2,50 idaltcr Cranc, Dekorative Illustration des Buches in alter und neuer Zeit. 11. Auflage. Br. M. 7,50, geb. M. 9,—, Liebhaberausgabe geb. M. 12,— Linie und Form. Br. M. 10,—, geb. M. 12,— Grundiagen des Zeichnens. Br. 12,—, geb. M. 14,— idaltcr Cranc, Cobdcn-Sandcraon, CcvoÎs f» Dap, 6mcry Galber, ^Ultam jVíorrÍB u. a. Kunst und liandwerk (Arts and Crafts Essays). I. Die dekorativen Künste. II. Die Buchkunst. III. Keramik, Metallarbeiten, Giaser. IV. Wohnungsausstattung. V. Gewebe und Stickereien. jeder Band br. M. 2,— Bcrman f^ranb. Das Abendland und das Morgenland. Fine Zwischenreich- Betrachtung. M. 2,50 Dr. Sígísmund •frícdmann, Ludwig Anzengruber. Br. M. 5,—, geb. M. 6,50 Das deutsche Drama des neunzehnten jahrhunderts in seinen Hauptvertretern. 1. Band br. M. 5,—, geb. M. 7,—, 11. Band br. M. 4,—, geb. M. 6,—. Otto Grautoff, Die Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland. Br. M. 7,50, geb. M. 9,— iŒUb. Bauff, Zwerg Nase. Marchen mit Bildern von Walter Tiemann. Geb. M. 4,— fcUx Biibcl, In einer Winternacht. Fine Gespenstergeschichte. Br. M. 2,—, geb. M. 3,— Und hâtte der Liebe nicht! Roman. Br. M. 4,—, geb. M. 5,— Dr. Bans Candsbcrg. Friedrich Nietzsche und die deutsche Litteratur. Br. M. 2,50 Otto Cudmg, Die Heiterethei. Erzahlung aus dem Thüringer Volksleben. Mit lllustr. von Ernst Liebermann. Geb. M. 6,— É paúl ]Nïoos, Moderne Musikâsthetik inDeutschland. Br. M. 10,—, geb. M. 12,— ídíUíam jNïorríe, Kunsthoffnungen und Kunstsorgen (Hopes and Fears for Art). I. Die niederen Künste. II. Die Kunst des Volkes. III. Die Schonheit des Lebens. IV. Wie wir aus dem Bestehenden das Beste machen kônnen. V. Die Aussichten der Architektur in der Civilisation. jeder Band br. M. 2,— Meues aus Hirgendland. Utopischer Roman. Br. M. 6,—, geb. M. 7,50 Kunstgewerbliches Sendschreiben. M.2,— Die Kunst und die Schonheit der Erde. M. 2,— Joseph pcnncU, Moderne Illustration. Br. M. 7,50, geb. M. 9,— Dr, Rcínríd^ pudor, Laokoon. Asthetische Studien. Br. M. 6,—, geb. M. 7,50 Die neue Erziehung. Essays über die Erziehung zur Kunst und zum Leben. Br. M. 4,—, geb. M. 5,50 Bduard platzboff, Ernest Renan. Ein Lebensbiid. Geb. M. 3,60 Dr. Robert Ricmatiu, Goethes Romantechnik. Br. M. 6,—, geb. M. 7,50. Ridiard 8(d>auhal, Pierrot und Colombino. Mit Buchschmuck von Vogeler- Worpswede. M. 3,— Das Buch der Tage und Traume. Verbesserte und durch neue Ge- dichte vermehrte 11. Auflage mit dem Bild des Autors. Mit Titelzeichnung von Heinrich Vogeler. M. 3,50 Dr, Deinr, v* Sd^oelcr, Fremdes Glück. Eine venetianische Novelle. Br. M. 2,50 Grnst ôd^ur, Vom Sinn und von der Schonheit der japanischen Kunst. M. 2,— Grundzüge und Ideen zur Ausstattung des Buches. M. 4,— Paraphrasen über das Work Melchior Lechters. M.2,— Gedanken über Tolstoi. M. 2,— Das Buch der dreizehn Erzâhlungen. M. 3,— Dichtungen und Gesânge. M. 3,— Dr, 'Jean £outs Sponscl, Kabinettstücke der Meissner Porzellanmanu- faktur von johann )oachim Kândler. Prachtwerk in 4" Format mit zahireichen Beilagen und Textbildern. Br. M. 30,—, geb. ineleg. Liebhaber- einband M. 32,50 Die Abteikirche zu Amorbach, ein Prachtwerk deutscher Rokokokunst. Mit 3 Textbildern und 40 Lichtdrucktafeln. Fol. In Mappe M. 50,— prof, Dr, Rlilb, Sticda, llmenau und Stützerbach. Eine Erinnerung an die Goethezeit. Br. M. 2,—, geb. M. 3,—. Dr, "Cbide, Hinauf zur bildenden Kunst. Laiengedanken. Brosch. M. 1,— Rlilbelm Qbdc, Vor den Pforten des Lebens. Aus den Papieren eines Dreissig- jâhrigen. Br. M. 3,— Dr, jíuUus Togd, Goethes Leipziger Studentenjahre. Ein Bilderbuch zu „Dichtung und Wahrheit". 2. Ausgabe. Elegant geb. M. 4,—. Bòcklins Toteninsel und Frühlings-Hymne. 2 Gemalde Bocklins im Leipziger Museum mit 7 lllustrationen, darunter 5 Darstellungen der „Toteninsel" M.l, —. In feinem Liebh.-Band mitPergarnentrücken geb.M. 2,50 3obn Jaék Trícslatider, Variété. 12 Kunstblatter auf Japankarton in eleganter Mappe M. 6,— prof, Dr, Gustav ídustmann, Der Wirt von Auerbachs Keller: Dr. Heinrich Stromer von Auerbach. 1482—1542. M. 1,—. Dr, Cudwtg ídüUncr, By ron s Manfred. Liebhaber-Ausgabe mit Buchschmuck von Walter Tiemann. M. 4,— Dr, Julius Zdtlcr, Hietzsches Aesthetik. Br. M. 3,—, geb. M. 4,— Die Kunstphilosophie von Hippolyte Adolphe Taine. Br. M. 6,—, geb. M. 7 — Zu beziehen durch allé Buchhandlungen des Iri" und Auslandes, Bode, Italienische Hausmobel der Renaissance. 1. Florenz und Toskana. 31 fiügeliger Schrank gestaltet, trágt den nis der braven Florentiner Tischler denn etwas einspringenden oberen Teil von doch in der Regel nicht aus. Als be- nahezu gleicher Hohe, der hinter einer senders schon sind mir ein Paar solcher nach unten aufklappenden Platte, welche Schreibschranke in der Eremitage zu geoffnet ais Schreibtisch dient, die zahl- St, Petersburg (aus der Sammlung Basi' reichen kleinen Fâcher zur Aufnahme der lewski stammend) in der Erinnerung. Die Briefschaften u. s. f. enthalt. Die frühesten ornamental dekorierten Arbeiten, obgleich mir bekannten Mobel dieser Art sind meist auch zuweilen überreich geschmückt, ver- reich und geschmackvoll in Intarsia ver- dienen vor diesen figürlich dekorierten ziert; in der Hochrenaissance suchten die regelmâssig den Vorzug (Abbildung 54 Tischler dagegen an dem Schreibschrank und 55). ihrer Lust im Schnitzen besonders genug Auf Bildern und Holzschnitten sehen zu thun, der Wertschâtzung desselben wir, dass der Schreibtisch in der Regel durch ihre Auftraggeber entsprechend. einen kleinen schragen Aufsatz hatte, das Leicht thaten sie hier sogar des Guten Schreibpult, der haufig abzunehmen zu viel, wie jene eigentümliche, vor ein war. Im Aufbau, der durch den Zweck paar jahrzehnten sehr geschatzte Gattung bestimmt ist, zeigt er in der ganzen von Schranken aus tiefgetôntem wirkungs- Renaissance kaum eine Veranderung; im volien Nussholz mit pfeilerartig an den fünfzehnten Jahrhundert war er, wenn Seiten des Oberschrânkchens überein- überhaupt, meist mit Intarsien verziert, im ander aufgebauten Gruppen von kleinen Anfang der Hochrenaissance finden wir Figuren und ahnlich behandeltem figürlich daneben oder statt dessen gelegentlich den dekorierten Gesims beweist íi. O » _ t 'L ZZ* Wenn auch die besseren dieser im Aufbau und Ton, in den Ver und Profilen von vornehmer, Wirkung sind, so reichte z isch um 1450, früher in Florenz. figürlichen Darstellungen die Ko glatt unter den Schultern oder Brust abgeschnitten zu werden nd ihren Platz auf den Ge- Kamine oder der Thüren. Erst on der Brust nur noch einen gab und diesen auf einen malen Sockel stellte, war die der Büste auf einem hohen nd dadurch an jedem geeig- e des Zimmers gegeben. Diese gabelloni, sind im sechzehnten t meist aus Holz geschnitzt n durch zwei schmale, nach etwas verjüngende, schrag der gestellte und durch einen msartigen Aufsatz verbundene ildet, welche unten in Lôwen- ehen und ausdrucksvoll in mehr er flachem Relief verziert sind. bis auf die hohe Form dem einahe treu nachgebildet, von Abb. 44. Florentiner Tisch