^ ym^ífís^^^ È^ílí íP.í^íüfi- DIE TRACHTEN DER VÔLKER VOM BEGINN DER GESGHICHTE BIS ZUM 19. JAHRHUNDERT IN 104 TAFELN ZUSAMMENGESTELLT, GEZEICHNET UNO LITHOGRAPHIERT VON ALBERT KRETSCHMER MALER UNO KOSTOMZEICHNER AM KÔNIGL. HOFTHEATER ZU BERLIN MIT TEXT VON D R. KARL ROHREACH IN GOTHA IN FARBENDRUCK AUSGEFÜHRT VON FR. EUGEN KÔHLER IN GERA-UNTERMHAUS DRITTE AUFLAGE GENERALDEBIT: LEIPZIG BIBLIOGRAPHISCHE ANSTALT ADOLPH SCHUMANN 1906 Der Verfasser behâlt sich das Recht der Übersetzung in andere Spraché'n vor. Vorrede. Wir iibergeben hier nach mehrjahriger Arbeit den Freunden der Knlturgeschichte unser Werk, welches eineii eng abgegrenzten Teil des Volkerlebens behandelt. Unser Streben ging dahin, ein an- schauliches Bild der Trachten derjenigen Yolker zu geben, welche anch in der Geschichte von Bedeutung sind. Dagegen haben wir alle diejenigen von nnserer Betrachtung vdllig ausgeschlossen, von denen audi die Weltgeschichte bis heute nur geringe oder gar keine Kunde bringt, wie z. B. die Tnder, Chinesen, Japaner, die Negervolker Afrikas und die Indianerstamme Amerikas. Nur den Mexikanern haben wir einen kurzen Abschnitt gewidmet Wir haben, urn zugleich ein deutliches und schones Bild der Trachten zu geben, mit Sorgfalt die zum Teil schwer verstandlichen Quellen des Altertums und Mittelalters einer malerischen Bearbeitung unterzogen, dagegen diejenigen Quellen, welche den kiinstlerischen Ansprüchen vollkommen geniigten, nach den Originalen dargestellt. Bass wir die Abbildungen farbig gegeben, erleichtert und vervollstandigt in nicht geringem Grade die Anschauung und das Yerstandnis des Gegenstandes. Die wichtigsten Quellen, welche uns bei unserer Arbeit behilflich waren, sind zwar im Werke ge- nannt; doch versteht es sich von selbst, dass wir noch an mancher anderen Stelle nachforschen, sammeln, vergleichen und sichten mussten, urn zum Ziele zu gelangen. Auch diese Yorarbeiten genauer anzugeben, ware zu weitlaufig gewesen. So hat auch der Text, nicht bloss um sich innerhalb der von Anfang an festgesetzten Grenzen zu halten, sondern, treu seiner Bestimmung, hier nur die Tatsache der Trachten festzustellen und zu behandeln, auf ausfiihrliche kulturhistorische Betrachtungen verzichtet und sich darauf beschrankt, hier und da nur Andeutungen nach dieser Seite hin zu geben. Die Geschichte der Trachten liegt voll ernster grosser Gedanken, die noch ihres Bearbeiters barren. Wer mit vielen Yolkern verschiedener Zonen gelebt und verkehrt hat, dem ist die aussere Erscheinung derselben keine zufallige oder bloss unterhaltende; der ahnt bald, dass auch hier ein geistiger Zusammenhang innerer Momente das Bestimmende ist. Auch hier waltet ein Gesetz. Spatere Forschungen werden gewiss noch neue Quellen fiir die Kostümkunde eroffnen und dadurch noch manches hellere Licht auf diesen Zweig der Knlturgeschichte fallen lassen. Für jetzt aber glauben wir mit redlichem Fleisse alies benutzt zu haben, was uns zur Belehrung dienen konnte und so mogen die Leser im Hinblick auf den treuen Eifer, der uns erfüllte, die etwaigen Mangel des Werkes nachsichtig beurteilen. Berlin und Gotha, 26. September 1864. Die balden Verfasser. I* Vorwort zur zweiten Auflage. Wir IV haben fiir diese zweite Auflage dem Yorstebenden nur wenig biuzuzufiigen. Die Tafeln sind bis auf kleine Auderungeii ganz dieselben geblieben, aber um vier Tafeln vermebrt worden: eine fiir ita- lieniscbe Frauentracbten des 16. jabrbuuderts (Taf. 78) und drei ftir geistlicbe Tracbten (Tal 80—82). Der Text bat eine erneute Durcbarbeituiig und bedeutende Erweiterung erfabren. Wo neue Ent- deckungen zu verwerten waren, wie z. B. in der Gescbicbte der Assyrer, sind dieselben benutzt und der betreffende Abscbnitt demgemass umgearbeitet worden. Und so iibergeben wir diese zweite Auflage unseres Werkes den Lesern mit dem Wunsche, dass sie die gebegten Erwartungen moglicbst erfiille und ein kleiner Beitrag sei zur Erweiterung der Kenntnisse in der Kulturgescbicbte der Menscbbeit. Berlin und Gotba, 1. Marz 1882. Die balden Verfasser. Vorbemerkungen zum Nachschlagen und Aufsuchen. 1. Wer über irgend einen beliebigen Kostümausdruck die Erklárung oder weltere Aufklárung verlangt, der schlage denselben im Namenregister (II) nach; dort wird er die Seite angegeben finden, wo der Text den gesuchten Namen behandelt und in jenem die Tafel, welche die entsprechende Darsteliung liefert. 2. Wer über das Kostiim eines Volkes in einer bestinamten Zeit Auskunft verlangt, der suche im Inhaltsverzeichnis (I) Oder im Namenregister (II) die betreffende Überschrift und der Text wird die Tafeln dazu in seinem Verlauf nennen. 3. Wer zu irgend einem Kostümteil einer bestimmten Figur in den Tafeln die Erklàrung wünscht, der suche die beiden Überschrifuen an den oberen Ecken der Tafel (Volk und Zeit) im Inhaltsverzeichnis, nehme bier den Abschnitt des be- treffenden Kostümteils und folge dann dem dort angegebenen Text so lange, bis die in Frage stehende Fig-ur als Beispiel ge- nannt wird. 4) Wer eine Figur in den Tafeln vollstândig erklârt haben will, muss in dem betreffenden Hauptabschnitt, den die beiden Ecken der Tafel bestimmen, in jedem einzelnen Unterabschnitt über Kopfbedeckung, Fussbekleidung etc. die betreffende Figur im Text suchen, da im ganzen Werk dieselbe Einteilung nach Kostümteilen beibehalten ist, nicht aber eine Figur nach der anderen beschrieben wurde. So kann eine Figur mehrmals als Beispiel angeführt werden, und die meisten sind es auch. I. Inhaltsverzeichnis. Seite Seite Einleitende kulturhistorische Betrachtungen. n. Die Assyrer (Taf. 4 u. 6). 1. Allgemeines 1 2. Die Anfange der A. Kleidung 2 Einleitung. 3. Kleidung, Tracht, Mode 4 1. Quellen 18 2. Geschichtliches 19 3. Wohnsitz 21 Das Altertum. B. Die Tracht. 1. Gewohnliche Tracht 22 I. Die Agypter (Taf. 1—3). 2. Die Hoftracht 22 A. Einleitung. a. Bedeckung des Rumpfes ......... 22 1. Quellen 5 b. Kopfbedeckung 23 2. Lesart der Quellen 5 c. Fussbekleidung 24 3. Geschichtliches 5 d. Schmuck 24 4. Wohnsitz 6 3. Kriegstracht 25 B. Die Tracht. a. Schutzwaffen 25 1. Gewohnliche Tracht. b. Angriffswaffen 26 a. Bedeckung des Rumpfes 7 C. Gerâte 26 b. Kopfbedeckung 8 26 c. Fussbekleidung 9 1. Stubengerât 27 d. Schmuck 10 2. Gefâsse 27 2. Hoftracht 10 3. Musikalische Instrumente 3. Kriegstracht 12 ni. Die Hebrâer 5 u. 6). 0. Gerâte 14 (Taf. 1. Stubengerât 15 A. Einleitung. 2. Gefâsse 16 1. Quellen 28 3. Feld- und Gartengerât . 16 2. Geschichtliches 28 4. Musikalische Instrumente 17 3. Wohnsitz 30 Vi Inhaltsverzeichnis. Seite Selte B. Die Tracht 31 YII. Die Kleinasiaten (Taf. 13). 1. Gewohnlíche Tracht 82 A. Einleitung 65 a. Bedeckung des Rumpfes 32 1. Quellen 66 Frauen 33 2. Wohnsitz 66 b. Kopfbedeckxing 34 3. Geschichtliches 67 c. Fussbekleidung 34 B. Die Tracht 67 d. Schmuck 34 1. Gewohnliche Tracht. 2. Priestertracht 34 a. Bedeckung des Rumpfes 67 3. Kriegstracht 35 b. Kopfbedeckung 67 a. Schxitzwaffeii 35 c. Bein- und Fussbekleidung 68 b. Angriffswaffen '. 35 d. Schmuck 68 C. Gerâte 36 2. Kriegstracht 68 1. Stxibengerât 36 a. Schutzwaffen 68 2. Gefâsse 36 b. Angriffswaffen 69 3. Musikalische Instrumente 37 C. Gerâte 69 IV. Die Parser (Taf. 7). 1. Stubengerât . 69 09 A. Einleitxxng. 2. Gefâsse 1. Quellen 37 3. Musikalische Instrumente 69 2. Geschichtliches 38 Yin. Die Etrusker (Taf. 15). 3. Wohnsitz 38 A. Einleitung 69 B. Die Tracht 39 1. Quellen 70 1. Gewohnliche Tracht 39 2. Wohnsitz 70 a. Bedeckung des Ruxnpfes 4Ô 3. Geschichtliches . 70 b. Kopfbedeckung 40 B. Die Tracht ... : 71 c. Fuss- und Beinbekleidung 40 1. Gewohnliche Tracht. d. Schmuck 40 a. Bedeckung des Rumpfes 71 2. Hoftracht 41 b. Kopfbedeckung 72 3. Kriegstracht 41 c. Fussbekleidung 73 a. Angriffswaffen 42 d. Schmuck 73 b. Schutzwaffen 42 2. Kriegstracht 74 C. Gerâte 43 a. Schutzwaffen 74 1. Stubengerât • 43 b. Angriffswaffen 74 2. Gèfâsse 43 C. Gerâte 74 V. Die YSlker Osteuropas 1. Stubengerât 75 Daker, Sky then. 2. Gefâsse 75 (Taf. 6 u. 8): Sarmaten, A. Einleitung. 3. Musikalische Instrumente 75 1. Quellen 43 IX. Die Romer (Taf. 16—19). 2. Geschichtliches . 44 A. Einleitung 76 3. Wohnsitz 44 1. Quellen 76 B. Die Tracht 44 2. Wohnsitz 76 a. Bedeckung des Rumpfes 44 3. Geschichtliches 76 b. Kopfbedeckxing 45 B. Die Tracht 77 c. Fuss- und Beinbekleidung 45 1. Gewohnliche Tracht 77 d. Schmuck 46 a. Bedeckung des Rumpfes 77 Die Waffen 46 b. Kopfbedeckung 79 C. Gerâte 46 c. ussbekleidung 80 YI. Die Griechen (Taf. 9—12 xx. 14). d. Schmuck 80 81 A. Einleitung 47 2. Kriegstracht 1. Qxiellen 47 a. Schutzwaffen 81 2. Wohnsitz 48 b. Angriffswaffen 82 3. Geschichtliches 49 c. Sonstiges Kriegsgerât 83 B. Die Tracht 49 3. Amtstracbt • 84 a. Bedeckung des Rumpfes 50 a. Magistrate 84 b. Kopfbedeckung 63 b. Priestertracht • • • C. Gerâte . , . 90 Frauen 54 c. Fussbekleidung 54 1. Stubengerât . 90 d. Schmuck 55 2. Gefâsse 91 Besonders auszeichnende Trachten 56 3. Musikalische Instrumente 92 Die Krieg-stracht 57 X. Die nordischen Ydlker a. Schutzwaffen 57 (Taf. 6 u. 20): Gallier, Germanen und Briten. b. Angriffswaffen 59 A. Einleitung 93 C. Gerâte 60 1. Quellen 93 1. Stubengerât 60 2. Wohnsitz und Geschichte 93 2. Gefâsse 62 B. Die Tracht 94 3. Musikalische Instrumente 63 1. Gewohnliche Tracht 95 vn Seite Seite a. Bedeckung des Rumpfes 95 1. Gewohnliche Tracht 135 b. Kopfbedeckung 96 a. Bedeckung des Rumpfes 135 c. Fussbekleidung 96 b. Kopfbedeckung 136 d. Schmuck 96 c. Pussbekleidung 137 2. Priestertracht 97 d. Schmuck 137 C. Geráte 97 2. Hoftracht 138 XI. Die stideuropttischen Tolker am Schlusse des Altertums 3. Kriegstracht 138 (Taf. 21 u. 28). a. Schutzwaffen 138 A. Einleitung 98 a. Angriffswaffen 139 B. Die Tracht 99 C. Gerâte 140 1. Gewohnliche Tracht. 1. Stubengerât 140 a. Bedeckung des Rumpfes 99 2. Gefâsse 140 b. Kopfbedeckung lOl 3. Musikalische Instrumente 140 c. Pussbekleidung 102 V. Die Normannen im 11. und 12. Jahrhundert d. Schmuck 102 (Taf. 33 u. 35) 142 2. Priestertfacht 102 A. Die Tracht 142 3. Kriegstracht 104 1. Gewohnliche Tracht 143 C. Gerâte 104 a. Bedeckung des Rumpfes 143 b. Kopfbedeckung 144 c. Pussbekleidung 145 Das Mittelalter d. Schmuck 145 loe 2. Hoftracht 146 I. Die Byzantiner (Taf. 23 u. 24) 106 3. Kriegstracht 146 A. Die Tracht 106 a. Schutzwaffen 146 1. Gewohnliche Tracht 107 b. Angriffswaffen 147 2. Hoftracht 108 B. Gerâte 147 a. Bedeckung des Rumpfes 108 1. Stubengerât 147 b. Kopfbedeckung m 2. Gefâsse 147 c. Pussbekleidung 112 3. Musikalische Instrumento 148 d. Schmuck 112 VI. Die Deutschen im 11., 12. und 13. Jahrhundert 3. Priestertracht H3 (Taf. 30, 32, 36 u. 40). 4. Kriegstracht . 115 A. Einleitung 148 B. Gerâte 116 B. Die Tracht. n. Die Angelsachsen (Taf. 22). 1. Gewohnliche Tracht 149 A. Einleitung 117 2. Vomehme Tracht 149 B. Die Tracht II7 a. Bedeckung des Rumpfes 150 1. Gewohnliche Tracht 117 Prauen i ... 151 a. Bedeckung des Rumpfes 117 b. Kopfbedeckung 154 b. Kopfbedeckung 119 c. Pussbekleidung 157 c. Pussbekleidung 120 d. Schmuck 157 d. Schmuck 121 3. Kriegstracht 158 2. Hoftracht 121 C. Gerâte 159 3. Kriegstracht 122 vn. Die Italiener im 13., 14. und 15. Jahrhundert C. Gerâte 123 Taf. 37, 42, 43, 57 u. 58) 159 1. Stubengerât 123 A. Die Tracht . 159 2. Gefâsse 123 1. Priedenstracht. 3. Garten- und Ackergerât . 123 a. Bedeckung des Rumpfes 159 3. Musikalische Instrumente 123 Prauen 162 ni. Die Franken (Taf. 25—28). b. Kopfbedeckung 164 A. Einleitung 124 Prauen 165 B. Die Tracht 124 c. Pussbekleidung 166 1. Gewohnliche Tracht 124 d. Schmuck 166 a. Bedeckung des Rumpfes 124 2. Kriegstracht 167 b. Kopfbedeckung 127 a. Schutzwaffen 167 c. Puss- und Beinbekleidung 129 b. Angriffswaffen 168 d. Schmuck 130 B. Gerâte 168 2. Hoftracht. 131 Vm. Die Englânder im 13., 14. und 15. Jahrhundert 3. Kriegstracht 133 (Taf. 38, 47, 53 u. 54) 168 C. Gerâte. A. Die Tracht 168 1. Stubengerât 134 1. Priedenstracht 169 2. Gefâsse 134 a. Bedeckung des Rumpfes 169 3. Musikalische Instrumente 134 Prauen . . . 171 IV. Die Franzosen im 10., 11. und 12. Jahrhundert b. Kopfbedeckung 173 (Taf. 29, 31, 34 u. 35). Prauen 173 A. Einleitung 134 c. Pussbekleidung 174 B. Die Tracht 135 d. Schmuck 175 vra InhaltBverzeichnis. Selte Seite 2. Kiiegstracht 175 13. Brustkreuz 232 a. Schutzwaffen 175 14. Stab 233 b. Angriffswaffen 177 15. Pallium 233 B. Qeráte 178 16. Rationale 234 IX. Die Franzosen im 13., 14. und 15. Jahrhundert 17. Pluviale 234 (Taf. 39, 40, 46, 48, 55, 56 u. 61) 179 B. Geistliche Wiirden 235 A. Die Tracht 180 1. Der Papst 235 1. Friedenstraeht 180 a. Amtstracht 235 a. Bedeckung des Ruinpfes 181 aa. Tiara 235 Frauen 185 bb. Pontifikal- und Fischerring ..... 235 b. Kopfbedeckung 189 b. Sonstige Tracht 236 Frauen 192 2. Die Kardinâle 236 c. Fussbekleidung 194 3. Die Bischofe 237 d. Schmuck 196 a. Hauskleidung 237 2. Kriegstracht 198 b. Chorkleidung 238 a. Schutzwaffen 198 4. Die Domherren. b. Angriffswaffen 198 a Hauskleidung 238 B. Gerâte 199 b. Chorkleidung 238 1. Stubengerât 199 5. Die Priester, Kaplane und Vîkare 239 2. Gefâsse 199 6. Die Chorknaben oder Ministranten 239 3. Musikalische Instrumente 199 C. Die geistlichen Orden 240 X. Die Spanîer und Mauren im 13., 14. und 15. Jahrhundert (Taf. 41 u. 59) 200 Die Mauren. 200 Ble Tíeuzeit .243 A. Die Tracht 201 B. Gerâte 204 I. Die erste Hâifte des 16. Jahrhuuderts Die Spanier. 206 (Taf. 62-^65, 68, 72, 78 u. 79). A. Die Tracht 206 A. Die Tracht 246 1. Friedenstraeht 206 1. Friedenstraeht. a. Bedeckung des Rumpfes 206 a. Bedeckung des Rumpfes 246 Frauen 207 Frauen 250 b. Kopfbedeckung 208 b. Kopfbedeckung 253 Frauen 209 Frauen 255 c. Fussbekieidung 209 c. Fussbekleidung 255 d. Schmuck 210 d. Schmuck 256 2. Kriegstracht . 210 2. Kriegstracht 257 B. Gerâte 210 B. Gerâte 258 XL Die Deutschen im 14. und 15. Jahrhundert n. Rossen, Polen und Ungarn im 15. und 16. Jahrhundert (Taf. 40, 44, 45, 49-52 u. 61) . . . 210 (Taf. 60, 74 u. 85) 258 A. Die Tracht • • • 211 1. Friedenstraeht 259 I. Friedenstraeht. 2. Kriegstracht 261 a. Bedeckung des Rumpfes 211 ni. Die Tttrken und Manren im 16. Jahrhundert (Taf. 76) 263 Frauen 218 1. Die Mauren 263 b. Kopfbedeckung 221 2. Die Türken 264 Frauen 222 224 IT. Die Mexikaner im 16. Jahrhundert (Taf. 75) 265 c. Fussbekleidung d. Schmuck 224 T. Die zweite Hâlfte des 16. Jahrhuuderts in Westeuropa .2. Kriegstracht . 225 (Taf. 66, 67, 69—71, 73, 77 und 78) 268 a. Schutzwaffen 225 A. Die Tracht. b. Angriffswaffen 226 1. Friedenstraeht 269 B. Gerâte 226 a. Deutschland 269 Xn. Die GeistUehen vom 6.—19. Jahrhundert Die Fussbekleidung 270 (Taf. 22-42, 58, 65, 77, 80—82). Kleidung 270 A. Die liturgischen Gewânder 227 Frauenkleidung 272 1. Striimpfe 227 Kopfbedeckung der Frauen . . . . . . . 274 2. Sandalen 227 Kopfbedeckung der Mânner 275 . 3. Schultertueh 227 Schmuck 276 4. Alba 228 b. Spanien 277 5. Zingulum 228 Kleidung 277 6. Stola 228 Kopfbedeckung 278 7. Manipel 229 Fussbekleidung 279 8. Dalmatika und Tunicella 229 Schmuck • • • • 279 9. Messgewand 230 c. Frankreich 280 10. Handschuhe 230 Frauen . . 281 II. Mitra 231 d. England 283 12. Ring 232 e. Italien • 285 Seite Seite 2. Kriegstracht 287 c. Fussbekleidung 316 a. Schutzwaffen 287 d. Schmuck 316 b. Angriffswaffen. . 287 B. Die Flut (1750—1805) 318 B. Geráte 288 a. Kopfbedeckung 318 VI. Die erste Httlfte des 17. Jahrhnnderts IX (Taf. 83-88, Frauen • . . . 320 90—92) 288 b. Fussbekleidung 324 1. Friedenstracht 289 Frauen 325 a. Fussbekleidung 289 c. Kleidung 325 b. Kopfbedeckung 290 Frauen . . ; 329 c. Kleldung 294 d. Schmuck 332 d. Schmuck 296 2. Kriegstracht 332 2. Kriegstracht 297 a. Kopfbedeckung 332 VII. Die zTveite Hdifte des 17. und der Anfaug des 18. Jahr- b. Fussbekleidung 333 Imnderts, 1650—1720. (Taf. 84, 85, 88, 89, 92, 95 u. 97) 298 c. Kleidung 333 A. Die Tracht. B. Geráte 334 1. Friedenstracht 299 IX. Das 19. Jahrhundert 1805—1881 (Taf. 101—104). a. Kopfbedeckung 299 A. Die Tracht 334 b. Kleidung 302 1. Friedenstracht 334 Frauen 305 a. Kopfbedeckung 335 c. Fussbekleidung 307 Frauen 337 d. Schmuck 307 b. Fussbekleidung 338 2. Kriegstracht 308 Frauen 339 B. Geràte 309 e. Kleidung 339 Vin. Das 18. Jahrhundert seit 1730 (Taf. 92—100) .... 310 Frauen • 340 A. Die Tracht 310 , Schmuck 345 1. Friedenstracht 311 2. Kriegstracht 346 A. Die Ebbe (1730-1750) 311 a. Kopfbedeckung 346 a. Kopfbedeckung 311 b. Fussbekleidung 347 Frauen 312 c. Kleidung 347 b. Kleidung 313 B. Geráte 348 Frauen 314 Schlussbetrachtung 348 Eretaebmer u. Bohrb&eta, Tracbten der Voiker. 3. Aofl. II II. Namenregister. NB. Es ist von jedem Kostümteil, dessen Name wegen seiner Wichtigkeit aufgenommen ist, gewohnlich nur diejenige Seite genannt, wo er zum ersten Male vorkommt oder wo er besehrieben wird. Allgemeine Kleidernamen, wie Hut, Stiefel etc. sind nur da aufgenommen, wo sie íür die Zeit besonders eigentümlich sind, da bei der regelmâssigen Anordnung des Stoffes mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses alies leicht zu finden ist. A. Bernhardiíier 240. Cicade 53. Dreikrempiger Hut 302. Abbé 239. Bischofe 237. Cingulum, s. Zingulum. Dreispitz 312. Académie des coiffeurs 321. Blankscheit 306. Cisterzienser 240. Dreissigjàhriger Krieg 288. Achtzehntes Jahrhundert 310. Bohmen im 15. Jahrhundert 262. Clarissinnen, s. Klaiâssinnen. Druiden 97. Aedilen 84. Bouffanten 329. Clavus 84. Dupfing 187, 196. Àgypter 5. Boule 310. Cluniacenser 241. Dusing 217. Alabastron 63. Brille 279. Cocarde, s. Kokarde. Alba 103, 113, 228. Briten 93. Côlestiner 240. E. Almucium 238. Bruche 151, 195, 327. Coffia 202. Ebraldsbrunner 240. Alongeperücke 299, 300. Brünne 138. Collett, s. Kollett. Engiander (1200 -1500) 168. Altertum 5. Brusteinsatz 251. Considération, s. Konsideration. (1500—1550) 246. „ Amazonenhut 338. Brustkreuz 232. Consul, s. Konsul. (1550—1600) 283. Amictus 227. Brustschild 35, 98, 234. Contouche 315, 331, (1600-1650) 289. Amorgos 52. Brusttuch 329. Corset, s. Korsett. (1650—1720) 298. Amphora 63. Bucinen 83. Cossâckchen 316. (1720—1805) 311. Androsmane, Hut à 1' 318. Büssende, weisse 241. Côte hardie 176, 182. (1805-1881) 334. Angelsachsen 117. Burgnindische Tracftt 184, 187, Cotta 236. Entenschnabel 256. Annonciaden 241. 188. Crackowes 174. Ephod 35, 108, 110. Annulus 232. Busen, falsche 330. Cravatte, s. Krawatte. Etrusker 69. Apex 89. Busenkrause 313. Crinoline, s. Krinoline. Arkebusierer 297. Byssos 52. Cucullus 236. F. Arkeley 287. Byzantiner 106. Culs de Paris 329. Fâcher 276, 307, 332. Armbrust 147, 226. Cylinderhut, s. Zylinderhut. Falbeln 315, 344. Aryballos 63. C. Cymbeln, s. Zimbeln. Falkonierhaube 155. Assyrer 18. Caligae 227. Farben 217. Aufschlitzen 216. Calotte, s. Kalotte. B. Faveurs 292. Auguren 88. (Taanail 236. Daker 43. Favorit 336. Augustiner 240. Candelaber, s. Kandelaber. Dalmatika 103, 113, 229. Fes 264. Ausschneiden der Kleider 215. Canonici, s. Kanonizi. Deutsche (1000—1300) 148. Fichu 329. Caplane, s. Kaplane. (1300-1500) 210. Filzhut 191, 318. B. Cappa choralis 234. (1500—1550) 246. Fischerring 235. Bârentatzen 256. magna 236. (1550—1600) 269. Flamines 88. „ Baigneuse 324. Caraco 331. (1600-1650) 288. Flinderhaube 308. Bajonett 308. Cardinale, s. Kardinâle. (1650-1720) 299. Flinte 257, 308. Barett 173, 254, 275. Casilla 103, 113, 230, (1720—1805) 310. Flügel am Armel 214. Barockstil 334. Censoren, s. Zensoren. (1805—1881) 334. Fontange 301. Barret oder Biret 237. Chapeau-bas 312. Diktator 85. Frack 328, 339. Bart der katholischen Geist- Chenille 316. Diphros 61. Franken 124. lichen 239. Chignon 320, 337. Diploïdion 51, 77, 95. Franziskaner 240. Bart der protestantischen Geist- Chirothecae 230. Dogenmiitze 164. Franzosen (900-1200) 134. lichen 336. Chiton 50, 77, 107. Domherren 238. (1200—1500) 179. Basilianer 241. Chlamys 52, 104, 107. Dominikaner 240. (1500—1550) 246. Beduinen 345, Chorhemd 236. Doppelflôte 64, 92. (1550—1600) 280. Beffchen 238, 292, 313. Chorknaben 239. Doppelsôldner 288. „ (1600—1881), siehe Beguinen 240. Chorrock 236. Dormeuse 324. Deutsche. Benediktiner 240. Chytra 63. Dragoner 297, 298. Fiirspann 154. j Namenrearistev. XI lír. Jahrhundert, 19., 334. Lekythoi 63. Palla 78. Galadegen 307, 817. Janitscharen 264. Lendner 176, 211. Pallium 113, 233. Galarock 829. Jesuiten 241. Léonard 321. Panamahut 336. Gallier 98. Joppe 184. Letzter Versuch, Hut 338. Pantalons 327. Gamaschen 338, 347. Juden 154, 222, 250. Liebesknoten 296. Papierkragen 340. Giinsebaucli 271, Jupe 184. Liktoren 85. Papst 235. Gebende 156. Justaukorps 304. Liturgische Gewftnder 227. Pastorale 233. Geige 141. Locken 292. Pektorale 232, 234. Geistliche Gewánder 227. K. Lunula 84. Pelta 58. Geistliche Orden 240. Kaftan 260. Luperker 90. Periicke der Àgypter 9. Geistliche Würden 235. Kaisermantel 340. Luxusedikte in Deutschland „ der Normanen 145. Germanen 93. Kalathos 63. 224, 308. „ Louis' XIV. 299. Glocken 124. Kalpis 63. Luxusedikte in Frankreich 305. Perser 37. Goller 191. Kalotte 237, 255, 274, 308. 313. Petasos 53. Goldenes Vlies 197. Kamaldulenser 240. Lyra 64. Pfauenhut 154, 190, 192. Goten 129. Kandelaber 63. M. Phalanx 59. Grenadiere 297. Kaneon 63. Phanos 63. Grenadiermütze 332. Kanonen 257, 287. Mahoîtres 185. Phiale 63. Griechen 47. Kanonizi 238. Makintosh 339. Phorminx 65. Griechische Tracht (vonl794) 323. Kaplane 239. Manicae 230. Phrygische Mütze 67, 320. „ „ (ven 1800)331. Kappe 154. Manipel 229. Pikenierer 288. Gugel 190, 223. Kapuze 136, 164. Manschetten 304. Pileus 237. Gürtel des priesterlichen Omats Kapuziner 241. Manteletta 236. Pilos 53. 228. Karabiniers 297. Mantilla 273, 330. Pilum 82. Kardinâle 236. Mappula 229. H. Pithos 62. Karmeliter 240. Marlborough-Sucht 322, Haarbeiitel 311. Planeta 230. Karthâuser 240. Maske 283, 302. Halstuch 302, 326. Plektron 65. Kasula 103, 113, 230. Mathurinen 240. Plissé Hángeármel 214. 344. Kaunake 53. Mauren (1200-1500) 200. Handschuhe Pluderhose 270. 121, 157, 197, 276. Keilrock 342. „ im 16. Jahrhundert 263. Handschuhe des Plüschhut 335. liturgischen Ornats 230. Kiepenhut 324. Messgewand 230. Pluviale 234. Kithara 64. Mexikaner 265. Polen Haruspizes 88, 90. 258. Klappen des Rockes 328. Ministranten 239. (1400—1700) Hebràer 28. Pontífex maximus 89. Klarinette 64. Mi-parti 160. Hemd 118. 235. Klarissinnen 240. Mitra 103, 114, 231. Pontifikalring Henri-quatre, Bart Prámonstratenser 293. 240. Kleinasiatén 65. Mittelalter 106. Hérisson Pratoren 323, 329. 85. Kline 61. Mode, erste 182. Heroldsrock 213. kath. 239. Klismos 61. Mouches 302. Priester, Herzogshut 154, 190. Mozetta 236. „ protest. 241. Kokarde 320. Hieronymus, Einsiedier 241. Psalter 37. Kolbe 253, 275. Mütze, rote phrygische 67, 320. Himation 52, Pschent 11. 78, 107. Kollett 294. Muff 308, 332. Hofetikette 188. Puder Muffer 312. 297, 301, 312, 318. Konsul 85. Hohe Absàtze 325, 339. Puffhose 271, 277. Korsett Hoike 183. 152, 154, 186. Musketiere 257. Pumphose 271. Kos 52. Mythologische Frisuren 322. Hose 195, 327. 63. Hosenband-Orden 257. Kotyle 170, m. Kragen des Rockes 328. Huile 223. Nâhmaschine 344. Quâkerhut 324. Krater 63. Humerale 227. Nankinghose 327. Quâstoren 85. Krause 292. Husaren 288. 271, Narthex 56. Quèsaco, Frisur à la 321. Krawatte 303. Hut, Glanzperiode 290. 318. Kreuz 110. Négligé 315, B. Hydria 63. Netinzehntes Jahrhundert 334. Krinoline 342. Neuzeit 243. Rabat 238, 302. I. Krotale 64. Normannen Raffung 343. 142. Incroyables 326. Krummstab 89. (KKX)—1200) Rationale 234. Inful 114, 231. Kruseler 223. O. Reformationszeit 246. Italiener (1200—1500) 159. Kürassiere 287. Oberkleid, Robé 278,282,315,330. Regenschirm 148. (1500—1550) 246. Kuhmauler 256. Oberrock 213. Reifrock 273. (1550—1600) 285. Kurzibald 154. Olivetaner 241. Religiose zu la Trape 240. „ nach 1600, s. Deutsche. Kylix 63. Orarium 228. Rembrandhut 338. Kynae 53. Orden 84. Revolutionszeit 310, 319. „ d. heil. Geistes 283. Ring der Bischôfe 232. Jabot 313, 326. li. Orgel 124, 141. Ring des Papstes 235. Jacke 182. Lacerna 78. Oriflamme 139. Rise Oder Rische 156. Jahrhundert, 16., 1. Hálfte 246. Lampen der Griechen 63. Ovation 84. Robe 278, 282, 315, 330. 16., 2. „ 268. Landsknechte 247. Rochetto 236. 17., 1. „ 288. Lanzierer 287. P. Rochettum 236. 17., 2. „ 298. Larsenetir 321. Pânula 78, 107, 136, 144, 230. Rock, gewôhnlicher 124, 313. 18., 310. Lateraen 92. Paletot 340, Rock, Justaukorps 304. IP I xn Namenregister. Rokoko 298. Schwânze der Gugel 215. Tanzkunst 287. Unterschuhe 279. 286. Romer 76. Sechzehntes Jahrh., 1. Hâlfte 246. Tarbusch 202, 263. Urâus 11. Russen (1400—1600) 258. 2. 268. Tartsche 177. Ursulinerinnen 241. . „ Sendelbinde 164, 165, 191, 215. Taschenuhr 316. Serviten 241. Tasseln 154. V. Siebzehnt. Jahrh., 1. Hâlfte 288. Taubenfliîgel 311. Sack, Rock 340. 2. „ 298. Theatiner 241. Vâter des Todes 240. „ Sackârmel 214. Signum 88. Thronos 61. Vatermorder 326. Saffian 209 Sistrum 17. Tibialia 227. Vergette 311. Sagum 82, 104. Skapulier 240. Tintenfass 123. Vertugalle 281. Sailer 90. Skythen 43. Tituskopf 319, 323. Vestalinnen 89. Salpinx 64. Solideo 237. Toga 78, 95, 99. Vexilla 83. Sandalen der Aegypter 9. Soutane 181, 236. picta 86. Vikare 239. „ der Hebrâer 34. Spanier (1200—1500) 200, 206. prâtexta 85, Viktoria-Rock 345. „ „ der Griechen 54. (1530—1650) 277, 280. pura 85. Volants 315. „ „ „ der Kleinasiaten 68. Spanische Tracht 268, 280. Tonsur 239. Vollambroser 241. „ der Romer 80. Spathae 83. Toupé 318. „ der „ Byzantiner 112. Spirides 63. Trabea 86, 100, W. des Priesteromats 227. „ Spitzenkragen 292. Trappert 183. der franzosischen Re- Staatsperücke 300. Tribonion 52. Waffenhemd oder Waffenrock „ volution 325. Stab der Bischofe etc. 233. Tribunen 85. der Ritter 146, 152. Sansculottes 327. Stamnos 63. Trigonon 65. Waffenrock der Ritter (1540) 258. Sarmaten 43. Stéphane 54. Triklinium 91. „ preuss. (1846) 339,347. Sauvage, Trácht à la 331. Stiefel, Glanzperiode 290. Trinitarier 240. Wallensteiner (Bart) 293. 292. Schapel 154. Stiftsherren 238. Trippen 224. Wallonischer Reiterkragen der Frauen 331. Stock 297, 307, 331, 332. Triiunph 84. Wams Schârpen 185, 211, 327. Schaube 184, 212. Stola 77, 104, 107, 111, 113, 228. Tunicella 229. Wanduhr 199. Schecke 182. Stossdegen 307, 317. Tunika 77, 100, 15v. Wappen 139, 158, 176, 198. ScheUe 157, 217. Strümpfe 120. „ angusticlavia 84. Werthertracht 318, 327. Schlafrock 213. gewebte 284. laticlavia 84. Weste 326. „ „ Schlender 315. des liturg. Ornats 227. palmata 86. Wohlgerûche 276. „ „ Sehleppe 172, 187, 216. Strumpfbânder 121. „ d. franz. Revolution 331. Schlips 303. Strupfen 161. Turban der Hebrâer 34. Z. Schlumperhose 271. Stulpstiefel 324. „ der Englânder 177. 297, 301. Subtile 229. der Mauren. 202. Zatteln 214. Schminke „ 145,166,174,194. Sudaritim 229. der Tiirken 264. Zenseren 85. Schriabelschuhe „ Schneppe 282, 342. Siideuropâische Volker 98. „ -Hauben 323, 332. Zimarra 237. Schnupftücher 276. Superhumerale 227. Tiirken, 16. Jahrhundert 263. Zimbeln 64. Schnûrbrust 278, 306, 315. Superpelliceum 236. Tumiere 142. Zingulum 228. Schnurrbart 336. Surtout 329. Tweene 340. Zinke 83. Schônpflâsterchen 297, 302. Sylvestriner 240. Zona 228. Schotten 314. Syrinx 64, 69. 311. U. Zopf Schottinnen 316, Zopfperiode 309. 227, T. Schultertuch Ungarn (1400-1600) 258. Zweispitz 333. Schurz Louis' XIV. 303. Tabaksdose 316. Ungarische Stiefeietten 339. Zwickel 305. Schiirze 816. Tamburin 64. Uniform 308. Zylinderhut 319, 335. Einleitende kiiltiirhistorische Betrachtungen. dert und sicb mit Reis und 1. Allgemeinest. Frücbten, mit Yam und Ba- taten etc. begnügt. Alies, was an einem Yolke zür Erscheinung kommt, Dass aucb die Gescbicbte auf die Nabrung einen Ein- ist das Produkt dreier Hauptfaktoren: seiner Abstammung, fluss übt, ist nicbt obne Beispiel. Wie wollten beute die seines Wohnsitzes und seiner Geschichte. Die letztere ist preussiscben Provinzen Mark und Pommern obne Kartoffeln allerdings selbst ein Produkt der beiden anderen, wenn fertig werden, denen vor 100 Jabren Friedrich der Grosse wir bei einem Volke bis in seine ersten Zeiten zurück- diese Pflanze mit Gewait aufdrangen musste! Und wie die blicken. Da aber sebr bald die Einflüsse des Erlebten Europaer samt und senders obne Kaffee? Und Englander sicb dem Volke fest anbeften, und in ihm das Bewusst- und Russen obne Tee? sein seiner Yergangenheit bei seinen spateren Entschlüssen Aber nicbt etwa nur auf Nabrung und Kleidung und und Taten mitspricht, so tritt denn damit seine Gescbicbte andere Ausserlicbkeiten, als Bauart der Wobnungen, bans- als ein wirkender Faktor in sein Leben mit binein, und licbe und offentlicbe Gebrauche und Sitten, sondern aucb darf nicht mehr übersehen werden. Diese Tocbter wachst auf die innerlicbsten Angelegenbeiten, wie Spracbe, Reli- also sebr bald so gewaltig heran, dass sie ibren beiden gion, Kunst und Wissenscbaft etc. üben jene Faktoren Eltern, dem Wobnsitz und der Abstammung, an Macbt ibren Einfluss, und oft durcb diese wiederum mittelbar und Einfluss ebenbürtig ist. auf jene. Denn alies Lebendige stebt in ewiger Wecbsel- Diese drei wirken immer zugleicb und auf sie lassen wirkung, und es müsste ein erbebendes Schauspiel sein, sicb allé übrigen bestimmenden Mom ente zurückfübren. wenn sicb dartun liesse, wie-» auf solche Weise eine be- Ware dies nicbt, würde z. B. der Wobnsitz allein die stimmte Idee oder Erfindung ibren Weg durcb Yolker Kleidung eines Yolkes bestimmen, dann müssten im und Jahrtausende bin über die Erde genommen babe. Laufe der Zeit allé Yolker, die einen und denselben Boden Denn immerdar wandelt das Menscbengeschlecbt sein An- nacbeinander bewobnten. aucb dieselbe Traebt gebabt seben, und was beute in Millionen kraftig ist oder ibre baben, was bekanntlicb nicbt ist. Und wiederum: ware innersten und beiligsten Yorstellungen bewegt, erregte die Abstammung allein entscbeidend, dann müssten die einst den beftigsten Abscheu ibrer Yorfahren, oder um- Nacbkommen eines alten Yolkes, aucb wenn sie in einem gekebrt, was jenen beilig war, wird beute verabscbeut, anderen Lande wobnten, nocb dieselbe Traebt zeigen, wie Eine jede Zeit aber glaubt, sie babe das Recbte und ibre Yorvater, was aucb keineswegs der FaU ist. Finden wandle im Licbte der Wabrbeit, und selten bedenken wir docb kaum nocb ein Yolk, das auf demselben Boden ibre Kinder, dass es einst anders war, ja! und dass es wie seine Yorfabren wobnbaft, nocb dieselben Sitten wie einst anders sein wird. Sie bauen allé für die Ewigkeit, diese bewabrt bat. Dies ist nur dann der Fall, wenn es aber der friscbe Morgenwind, der durcb die Gescbicbte in keine Berübrung mit anderen Yôlkern gekommen ist, binwebt und nimmer erscbopft vom Aufgang zum Nieder- wie z. B. die Bewobner Rügens, Islands, mancber Taler gang scbreitet, wirft allé Herrlicbkeit nieder und, wie in Tirol, die also keine Gescbicbte aufzuweisen baben, oder Rom gefallen ist, so werden sie allé fallen, denn was nur — wenn man es so nennen darf — ibre Hauscbronik. entstand, wird vergeben. Aber eins wird bleiben: der Selbst die Nabrung, die docb, sollte man glauben, ewige Wecbsel der Erscbeinungen, und in ibm die un- einzig und allein vom Wobnsitz abbângt, wird zugleicb wandelbaren Gesetze der Natur. durcb die Abstammung eines Yolkes bedingt. Denn nicbt Wie die Kulturpflanzen und Haustiere aus einer allé Yolker, die nacbeinander ein und dasselbe Land be- Gegend in die andere gewandert sind und sicb zuletzt bier setzt bielten, nabmen gleicbe Nabrung zu sich; der Eng- so eingebürgert baben, dass sie daselbst ein neues Yater- lander trinkt aucb in beiden Indien seinen Sherry und land gewannen, so wandern aucb Gebraucbe und Sitten von Port, seinen Tee, isst Scbinken und Hammelfleisch oder einem Yolke zum anderen und verwacbsen zuletzt so mit Beefsteak wie dabeim, indes der Eingeborene dabei schau- dem letzten, als waren sie immer dort gewesen. Niemals Kretschmer u. Rohrbach, Trachten. der Vôlker. 3. Aufl. 1 2 Einleitende kulturhistorische Betrachtungen. aber geschiebt dies ohne gewisse Veranderungen, so dass, wie die tyriscbe Purpurkleidung in Atben „eingefübrt" wenn man zwei verscbiedene Zweige eines und desselben genannt werden. Stammes an zwei verschiedene Orte pflanzt und nach langer Im vorbegenden Werke werden wir es versucben, ein Zeit miteinander vergleicht, man dieselben oft nicht mehr Bild der Tracbten aller Volker zu geben, soweit dies auf als solcbe erkennen kann. Icb habe das Christentum der dem vorgesteckten Raume moglicb ist. Wir werden dabei Mexikaner, der Kopten und verschiedener europaiscber aucb der Hausgerate und Waffen Erwabnung tun, weil Volker kennen gelernt, aber oft war nicbts weiter überein- sie in sebr naber Verbindung mit der Kleidung steben und stimmend, als der Name. oft sogar Stücke derselben ausmacben, z. B. Ringe, Facber, Nicbt allé Erscbeinungen, die ein Volk bietet, sind Messer etc. und Panzer, Scbilde u. dergl. Wir werden gleicb gut geeignet, seinen Cbarakter zu offenbaren, weil den Gegenstand, ein so kleiner Teil der Kulturgescbicbte bei vielen die ausseren Umstande so bestimmend eingreifen, er aucb ist, docb bei weitem nicbt erscbopfen, denn der dass die Eigentümlicbkeit des Volkes nicbt freien Spiel- Scbatz menscblicben Wissens mebrt sicb ins Unabsebbare raum genug bebalt. So ist die Kleidung unserer Ansicbt und der forscbende Geist muss sicb auf immer engere nacb mebr als die Wobnung geeignet, den Liebbabereien Felder bescbranken, weil innerbalb jeder Scbranken die Er- eines Stammes Ausdruck zu leiben, denn das Haus wird kenntnis des einzelnen durcb die Menge der Beobacbter dem Menscben dureb den Wobnsitz fast vorgescbrieben. und Mitarbeiter ins Unendlicbe wacbst. Vor 100 Jabren Dieser liefert namlicb das Baumaterial und damit, neben konnte ein Naturf scber nocb das Pfianzenreicb zum den Witterungsverbaltnissen, sebon ziemlicb bestimmt die Gegenstande seiner Tátigkeit macben, beute uss einer Form des Gebaudes. In bolzarmen ebenen Gegenden baut sicb begnügen, einer Pflanzenfamilie seine Aufmerksamkeit man aus Backstein oder Lebmstein (Mark, Agypten), in zuzuwenden. So konnte jemand damais eine Kultur- Gebirgen aus robem Stein oder Holz, oder man verbindet gescbicbte auf demselben Raume ziemlicb erscbopfend dar- beides; in bolzreicben, flacben Gegenden, die arm an Stein stellen, auf welcbem wir beute uns nicbt getrauen, einen sind, ganz aus Holz (Mittel-Russland). Dadureb bestimmt einzigen Zweig derselben, die Tracbten der Volker, voll- sieb scbon die Hobe und Bauart der Gebaude. Ein standig zu bebandeln. Docb ob es aucb nur eine Reibe russiscbes Haus erbalt niemals drei Stockwerke; ein Haus von gescbicbtlicben Bildern sei, in denen oft mebr, oft aus Backstein kann deren nocb mebr baben. Hand in weniger deutlicb der Cbarakter der Zeiten und Volker sicb Hand damit gebt der aussere Scbmuck der Gebaude. Die erkennen lasst, so wird docb im ganzen der Zusammen- Balkenkopfe eines gezimmerten Hauses werden gern ver- bang verscbiedener Jabrbunderte und benacbbarter Stamme ziert werden, wie dies die alten deutscben Hauser zeigen ; darin wieder zu'finden sein, und deutlicb werden Gescbicbte, bei einem Steinbause kann das obere Stockwerk nicbt Wobnsitz und AbstammUng aucb in der Kleidung der Torspringen, und also feblen die Balkenkopfe. Volker sicb spiegeln. Nun wird zwar die Kleidung eines Volkes aucb grosstenteils durcb den Wobnsitz und seine Witterungs- 2. l>ie der verbaltnisse bestimmt; aber die Stoffe dazu sind leicbter Anfknge Kleidung. von einem Orte zum anderen gescbafft, als Baumaterialieii, Unter alien lebenden Wesen der Erde ist der Menscb und friibe scbon bat der kluge Menscb, auf die Bedürfnisse das einzige Gescbopf, das obne Bedeckung gegen das seiner Nacbbarn recbnend, seine Kamele, Wagen und Wetter ist. Allen übrigen Kindern gab die sorgsame Mutter Scbiffe in die Feme gesandt, um Kleider und Gerâte fiber der Haut, als ein Produkt derselben, eine scbfitzende ein- und auszutauscben. Bei alien Kulturvolkera finden Decke gegen die Einwirkungen ibrer zerstorenden Luft wir eingefübrte Kleiderstoffe, Scbmucksacben u. dergl., und der darin scbwimmenden Wasserdfinste, oder gegen und die dagegen erlassenen Yerbóte sind die besten das unten am Boden als Fluss und Meer binstromende Zeugnisse für ibren Gebraucb. Nirgends aber — ausser Wasser. Bald ist es ein verbarteter Scbleim, der Scbale in neuester Zeit — finden wir eingefübrte Baumaterialien, geworden ist, bald Scbuppe, bald Horndecke, bald Feder, was sicb aus vielen Gründen erklart. Wir erwabnen nur bald Haar — sie balten allé die Angriffe der Elemente aus den bocbst einfacben, dass ein Wagen wobl leicbt mebrere — aber freilicb nur wenige unter ibnen dfirfen den Wobn- bundert Kleider, aber scbwerlicb dàs Material zu einem ort aus einer Zone in die andere verlegen, oder baben einen einzigen Hause fortbewegen kann. Aucb ist der Marmor weit ausgebreiteten Bezirk. Der Menscb allein, der ausser·^ von Paros in Atben docb nicbt eingefübrt zu nennen, licb scbutzloseste, bat den grossten Verbreitungsbezirk ein- ebensowenig wie der von Pentbele, und der Granit von genommen, da er seine Wobnung vom Aquator aus bis Siëne kann so wenig wie der Sandstein von Silsilis in fast an die Pole vorgescboben, bat. Er konnte dies eben Tbeben u. a. 0. in Agypten eingefübrt genannt werden, dadureb, dass er durcb seinen Mangel einer natfirlicben abgeseben davon, dass nur die Tempel und Palaste aus Hfille gezwungen wurde, eine kfinstlicbe zu erfinden, und diesen Materialien erbaut wurden, keineswegs aber die diese passt er freilicb dem Klima eines neuen Wobnsitzes Wobnungen des Volkes, und an diese muss docb zumeist leicbt an. So wurde jener Mangel ibm ein Vorteil: er gedacbt werden. Wobl aber müssen Gefasse imd Waffen wurde die erste Bedingung der grossen Ausbreitung des aus Kleinasien, wie wir sie im alten Agypten finden, so- Menscben fiber die Erde. Einleitende kulturhistorische Bctrachtungen. 3 Noch heute finden wir in den Àquatorialgegenden wollte auch der Fuss nicht mehr den kalten Tau des Mor- Volker, welche jeder Hülle entbeliren, so dass, was im gens, den glühenden Boden am Mittag, die Sûmpfe und Laufe der Zeit nacheinander an Kleidung erschienen ist, die Domen des Waldes treten, sondern wûnschte eine tren- auch heute noch im Raume nebeneinander erscheint. Ich nende Scheidewand zwischen sich und jene Gegner einge- habe in den Wâldern von Guiana Stâmme getròffen, die schoben. Der Mensch flicht sich aus Pflanzenhalmen eine keine Kleidung kannten, iind ihre Haut gegen den Stich Sohle oder bindet ein Stück Tierleder unter: mag die der Insekten durch Einreiben eines fetten, starkriechenden fremde Haut, die er ja beliebig emeuem kann, den Druck Tons, andere durch Palmol zu schützen wussten. Aber des Weges erdulden, wenn er nur die eigene schont. Bald Mann und Weib sassen beisammen in der Hutte, oder im bemachtigt sich der Formensinn auch dieser TJmhüUung schïnalen, langën Kahne, der auf einem der hundert Fluss- wie der anderen, und wie aus dem Felle des Tieres ein be- arme des Essequibo hinschoss, und niemals trugen sie, selbst stimmt gestaltetes Kleid wird, so stellt sich auch in der auf dem Kopfe nicht, irgend eine Bedeckung. Sie sind Fussbekleidung, je nach den Forderui^en des Bodens, eine ein Bild der Urzeit und zeigen, auf welchen Boden die Form fest, die demselben genau entspricht. Erde den Menschen b^i der Geburt ausgesetzt hat. Damit ware der erste Anzug voUstandig, denn die Doch schon in der Nachbarschaft sah ich auch Vol- Arme sind derjenige Korperteil, welcher nachst dem Ge- ker, unter denen das Weib die Hüften mit einem Streifen sicht am leichtesten der Hülle entbehren kann und muss. selbstgewebten Zeuges umgiirtet hatte, indes die Manner^ Die Hânde wenigstens umhüUt nur der Bewohner der ganz nackt gingen, Auch in Afrika fand ich Ahnliches Polarlander — unsere Handschuhe sind Modeartikel, den wieder, und überall stellt es sich heraus, dass die Mitte des meisten lastig und von ihnen sobald als môglich abgelegt. Kôrpers derjenige Teil ist, welcher die erste BPtille erhalt. Ein besonderes Bedürfnis weckt aber besondere Doch ist es nicht das Schamgefühl allein, welches das erste Krâfte, und da der Mensch sich den hungrigen Bestien des Bedürfnis nach Kleidung rege rnacht, sondern vorziiglich Waldes gegenüber schutzlos fand, musste er darauf denken, der Trieb, sich zu putzen. Daher ziert sich das Weib sich gegen ihre Angriffe zu sichern oder' gar dieselben eher als der Mann, und dass es dazu die Hüften wahlt, anzugreifen und aus seiner Nâhe zu vertreiben. So ent- bedarf wohl keiner Erklarung. standen Waffen zu Schutz und Angriff. Jene zuerst aus Dass die Lust, sich zu zieren eher rege ist, als das starkem oder verdoppeltem Leder als Schutz für Kopf, Bedürfnis nach irgend einer Bedeckung, dafür zum Be- Brust und Arm (Ajax' Schild aus siebenfacher Stierhaut), weis statt vieler anderen nur die Tatsache, dass der India- diese aus hartem Holze oder Steinen. Solche Formen finden ner, Australier etc. den vollig nackten Korper mit bunten wir ebenfalls noch heute in Süd-Amerika und Australien, Figuren bernait, sich tatowiert, oder dass die nackten Be- und die Museen nordischer Altertümer zeigen genügend, wohner in aUen Erdteilen aiissçr Europa sich mit bunten welche Geschicklichkeit man damais im Zuhauen des Zierraten, Samenkornern u. dergl. behângen, also eher Flintsteins gehabt haben muss, da alie môglichen grossen sich putzen, als bekleiden. Farbe und Yerzierung treten und kleinen Waffen daraus bestehen. Wir würden, hâtten also noch vor der Kleidung selbst auf, was Wunder; wenn wir nicht die vorhandenen Proben vor uns, eine solche Be- sie noch, heute die wichtigsten Stücke derselben sind, ja arbeitung des Steines ohne Metallwerkzeuge für unmôglich oft so herrschend werden, als ware das Ganze nur deshalb halten, da sie uns ganz abhanden gekommen ist, seitdem da, um sie zu zeigen. Daher finden wir diese beiden denn die Benutzung der MetaUe allé Steinwaffen u. dergl. Ge- auch gleich bei der einfachsten Kleidung, z. B. bei den rate bei uns verdrangt hat. Schurzen der nubischen Weiber, die aus rotlich gefârbten Die Gefasse sind in ihren ersten Formen ebenfalls Lederriemen bestehen, an welchen hin und wieder Muscheln durch das Pflanzenreich gegeben. In Palmenlandern bildet befestigt sind. das grosse Deckblatt der Blütenknospe, z. B. der 01- Derjenige Teil, welcher nach den Hüften zunachst palme, noch heute den alltaglichen Kübel und Napf der verhüllt wird, ist der obere Kopf. Die Einwirkung der Eingeborenen; Bambusstiicke, mit der Knotenwand als Sonne hat den Menschen bald dazu gebracht, éinen schirmen- Boden, bilden den Becher; kleinere Schalen liefem die des Dach für den Scheitel zu suchen. So trâgt der Nubier Hüllen der Kokosnuss, Flaschen der Kalabassenbaum nur einen weissen Schurz und eine ebensolche eng an- u. s. w. Ein Negerhaushalt in Westindien braucht nichts schliessende Mütze, so der Indianer in Amerika seine frei der Art weit zu suchen; es wachst ihm Flasche und Glas, umgeschlagene Decke imd den Sombrero. Auch ist der Waschfass und Eimer rund um die Hütte. So sind Kopf derjenige Korperteil, der zuerst mit Schutzwaffen tonerne Gefasse nur Nachbildungen der durch die Natur verwahrt wurde und dessen Bedeckung noch heute die gegebenen Formen, und wie gross auch die Mannigfaltig- meiste Sorgfalt in der Kriegsführung erfordert. keit der künstlichen Schalen etc. sei, sie lassen sich doch Yom Kopf zum Fuss: so schritt nun die Bekleidung auf wenige Grundformen zurückführen, unter denen das weiter. Das erste Tierfell war die Erfindung des Mantels Ei eine Hauptrolle spielt. oder Oberkleides und zugleich der Anfang des Bettes. Was die musikalischen Instrumente angeht, so ge- Dann aber, nachdem der Kopf gesichert war gegen Sonne horen die besaiteten unstreitig zu den altesten, denn nicht oder Feindeshand, und der Leib gegen Kalte und Nasse, nur zeigen die altesten Urkunden der Geschichte, die agyp- 1* 4 Einleitendc kulturhistorische Betrachtungen. tischen Malereieii, vorzugsweise Harfen, sondem auch gleicbzeitig den Indigo ein an den Abbângen des Hima- heute haben die rohesten Volker, wenn sie überhaupt der laya. So war es von Anfang. Sobald er mit anderen Musik pflegen, gewiss Saiteninstrumente. Wir überseben zum Staate zusammengetreten war, steigerte das Gefûbl hier natürlich Hblzer zum Klappern, sonst ware die Hand, der grossen Zabi und der daraus entstandenen Macbt seine mit welcher der Neger Iclatscbend seinen Tanz beghitet, Ansprûcbe, und nun ist er nicbt mebr zufrieden mit den aucb ein musikaliscbes Instrument. Spâter erst sind Blas- einfacben Notwendigen und Nâcbsten, sondern er will instrumente entstanden. sicb auszeicbnen, er will glanzen, berrscben, und seine Docb scbeint die Kraft der gespannten Sebne eber Kleidung soil nicbt nur, dem Wobnsitze gemass, ibn be- zum Scbiessen, als zur Tonkunst benutzt worden zu sein, decken und scbirmen, sondern aucb symboliscbe Be- wenn es erlaubt ist, ans der Gegenwart in die Yergangen- ziebungen der Gemeinscbaft, der Herrscbaft etc. darlegen. beit zu scbliessen. Denn der sûdamerikaniscbe Indianer Dadurcb wird sie zur Tracbt. des Urwaldes kennt die Kraft der durcb zâbes Holz ge- spannten Sebnen gar wobl, wie sein secbs bis acbt Fuss 3. Kleidnng, Traelit, Mode. langer Bogen zeigt, aber er bat bis jetzt auf den Klang der- selben nocb keine Rücksicbt genommen. Der Orientale Nicbt jede Umbûllung des Kôrpers kann Tracbt ge- aber spannte neben die erste Saite des Bogens eine zweite nannt werden, aber jede ist Kleidung, und sei sie nocb so kiirzere, eine dritte und so fort, und so entstand die Harfe. einfacb, nocb so mangelbaft. So lange nur vom einzel- Zu den Blasinstrumenten môgen die Rôbrenknocben nen als solcbem die Rede ist, spricbt man stets von der der Tiere und die Rôbrenstâmme des Scbilfes und der Kleidung. Betracbtet man aber die Art, wie ein Volk sicb Raimen, z. B. des Bambus, den ersten Anlass gegeben kleidet und* findet darin ûberall gewisse Merkmale wieder- baben. Wenigstens verfertigt der Nubier und Fellab nocb boit, so kann man von der Tracbt des Volkes sprecben. beute seine Doppelpfeife ans dicken Scbilfrôbren, deren Der Scburz der Nubier ist ibre Tracbt, denn sie tragen ibn eine er mit Grifflocbern versiebt, abnlicb denen der Flote. aile. Der Frack des Europâers ist eine Tracbt, denn er Diese letztere gibt die Mélodie, wâbrend die andere ist unumganglicb geworden bei gewissen Gelegenbeiten ; Robre dazu den eintônigen Grundbass summt. er ist Ceremonientracbt. Aucb der scbwarze Hut, „der Die Idee des Zimmergerâtes, der Tiscbe und Stüble, Vater des Scbornsteins," wie ibn die Araber nennen, ist maor dem Menscben wobl unmittelbar ans der Tierwelt ein Ceremonienstûck und gebôrt also zur Tracbt. Aber O zugekommen sein, da jeder Vierfüssler ibn darauf binwies. ob derselbe eine scbmâlere oder breitere Krâmpe bat, einen Docb ist nicbt zu überseben, dass die âltesten Geráte gescbwungenen oder gerâden Kopf, das ist Modesacbe dieser Gattung, sowie die einfacben der Indianer, nocb und nicbt mebr Tracbt, denn dies ândert sicb alljâbrlicb beute keinê Füsse baben, da die Sitze nur Klôtze oder und wird nur von einigen aus dem Volke getragen, keines- niedrige fusslose Lager und die Tiscbe Stücke eines wegs allgemein. Die Tracbt ist ziemlicb bestândig und Baumstammes sind, wenn sie nicbt durcb Matten rechnet nacb Jabrzebnten mindestens, meistens nacb bal- grossen oder Decken vertreten werden. ben oder ganzen Jabrbunderten, die Mode nacb Monaten, So bat der Menscb nacb und nacb, eben weil ibm die denn sie ist launiscb, unbestândig, oft gescbmacklos und Natur weder einen Pelz, nocb Hôrner, Zabne oder Krallen obne Gewicbt. Aucb ûbt sie keinen oder nur geringen mitgab, durcb den erfinderiscber Geist und jenes wunder- Einfluss auf den Cbarakter der Vôlker, und wecbselt aucb bare Werkzeug, das die Mascbine aller Mascbinen ist und nicbt mit den gescbicbtlicben Ereignissen, so dass etwa an Kunstfertigkeit ailes auf Erden übertrifft, durcb seine diese sie verwandelten, wobl aber ist die Tracbt stets ein Hand sicb Scbutz verscbafft gegen jeglicbe Bedrângnis, Zeicben der Zeit, wird durcb den Cbarakter der Vôlker und so ist er Herr geworden ûber die Erde. Er bat sicb und ibre Gescbicbte bestimmt und ûbt wiederum ibren Ein- ailes dienstbar gemacbt, was er antraf, Luft und Wasser fluss auf jene. So ist sie in der Hand des Gescbicbts- und Land, Tier und Pflanze. Er bat sicb alien Verbâlt- forscbers ein wicbtiges Moment zur Erkenntnis einer Zeit. nissen des Bodens, des Klimas anzupassen gewusst und Die Mode aber setzt der Tracbt bald bier ein Stûckcben ein und derselbe Menscb gebt von den Tropen obne an, bald scbneidet sie dort ein Stûckcben ab; sie spielt Scbaden binnen wenigen Wocben zum Pol, oder umgekebrt. scberzend daran berum, lâsst aber die Grundform unange- Er findet überall bald die Hilfsmittel beraus, die ibm tastet*. Von ibr kann in diesen Blâttern nicbt die Rede mangeln, und er weiss sie sicb anzueignen. Sein Auge sein, sondern nur von ibrer Mutter, der Tracbt, welcbe in reicbt ûber die Berge binüber und seine Hand streckt er ibrem Ernste bald bier, bald dort durcb das neckiscbe un- ûber den Ozean und bricbt mit der einen im fernen Osten geradene Tôcbtercben gestôrt wird, das gern zur Unter- am Ganges die Frûcbte des BaumwoUenstraucbs, oder baltung der Zuscbauer allerlei komiscbe Gebârden und totet den Seidenwurm in China und fângt zugleicb mit Sprûnge macbt und die vernûnftige, ernste, auf das Nûtz- der anderen in den Steppen des Westens am Paraguay licbe sinnende Mutter entweder lachen oder lâcberlicb den Stier oder das Pferd und raubt ibm die Haut. Dort macbt.. Denn es kommt der Mode nicbt darauf an, selbst haut er sein Farbbolz in Brasilien, pflegt die Cocbenille ausgelacbt zu werden; ibr Ziel ist, wie das des Bajazzo, in den paradiesiscben Tâlern von Oaxaca, und kocbt Unterbaltung durcb den Reiz der Neubeit, des Unerwarteten. I. Die Aegypter. 5 So ist ihr natúrlich auch niclits daran gelegen, wenn sie und acbtet Verbannung wie den Tod. Sie weiss, dass die beste Tracht durcb. allerlei Anhangsel ins lacberlichste sie nirgends wieder eine Heimat jdndet. Ganz anders Ungetüm verwandelt, ja wenn sie sogar zur Vertreibung die Mode; sie ist überall zu Hause, wie eine verlaufene derselben aus dem Lande beitrüge. Sie selbst ist ja nir- Dime und spricbt wie die Eseljungen in Kairo allé gends heimisch; sie bat kein Vaterland, keine Angeborigen, Spracben. keine Anbanglicbkeit. Die Tracbt ist nur ibre Pflege- Die Tracbt aber scbreitet den Pfad der Gescbicbte, mutter; die Mode ist ein Findling und obne Dankbarkeit bald vor, bald binter den Ereignissen ber, in grossen, ge- gegen ibre Wobltaterin. Diese aber bângt fest an ibrem messenen Scbritten. Folgen wir ibr denn durch die ver- Boden, an ibrem Volke; sie gebt ungern, wenn sie gebt sebiedenen Zonen und Volker und Zeiten, Das Altertum. I. Die Aegypter. vernachlâssigen. So sind aile an den Wânden eingescbnit- tenen und gemalten Personen im Profil, das eine Auge (Tafel 1—3. Nach Lepsius, Rossellini, Lens und dem Berliner aber trotzdem von vorn dargestellt. Der Eut, die Krone Museum. Für den Text auch die Tagebücher meiner Reise durch des Kônigs, stebt ricbtig im Profil, die beiden Federn aber, den Orient 1856.) die seitlicb fiber den Obren an ihm binaufweben, solien beide sicbtbar gemacbt werden, und also ist ihm die eine A. Einleitung. auf die Stirn, die andere in den Nacken gezeicbnet. Ebenso ergebt es jedem anderen Scbmuck des Kopfes, z. B. den 1. Qaellea. Hômem etc., welcbe immer beide von vorn erscheinen. Das Niltal, jenes wunderbare und in seiner Art ein- Die Bmst unter dem Kopfe wird wieder von vorn dar- zige Land ist für uns der alteste Boden bekannter Ereig- gestellt, der Leib dagegen seitlicb, der Gurt ebenfalls, das nisse des Menscbengescblecbts. Die scbmale Felsenspalte, berabbângende Ende desselben aber von vorn. Die Hânde deren Soble der Strom nocb jetzt alljabrlicb mit seinen erscheinen meistens beide von derselben Seite, die Ffisse Wassern überflutet, ist eben durcb diese Überscbwem- immer gleich, und zwar so, dass die grosse Zebe die anderen mungen und den dadurch aufgebauften Scblamm und durcb verdeckt. den von den Hôben berabgewehten Wüstensand das reicbste Yieles wfirde ewiges Ëâtsel bleiben, wenn nicbt zu- vollstandigste Museum, der kostbarste Scbrein voiler Alter- gleicb die vorbandenen Statuten darfiber Aufscbluss er- tümer geworden. Denn tief verscbüttet in Sand und Ton teilten. An diesen aber siebt man, was mit jenen Zeicb- babén sicb die Denkmâler seit fünf Jabrtausenden so friscb nungen gemeint ist, und wie oft man die Figur im Geiste erbalten, dass an vielen nocb die Farben sicbtbar sind. im recbten Winkel bin- und berwenden muss, um sie zu Altere Gescbicbtszeugnisse sind bis jetzt nicbt ent- versteben. Wenigstens ist es mir so gegangen. Uber deckt worden, und vollstandigere mochten aucb scbwerlicb anderes, z. B. einzelne Kleidungsstficke, wie das Kopftucb, je entdeckt werden. Nicbt nur ist die Reibe der Herrscber den TJmscblag um die Scbultern, gibt der beutige Araber durcb mebr denn dreissig Dynastien binauf wieder festge- den besten Aufscbluss durcb seine Weise, diese Dinge zu stellt worden, nicbt nur sind die Scbicksale des Landes gebraucben. Der gleicbe Wobnsitz bat ibm wie den wabrend einer Reibe von 3000 Jabren zum grossten Teil frfiberen Bewobnem des Niltals eine bestimmte Art auf- ermittelt worden, sondem es sind aucb Sitten und Ge- gedmngen, Kopf und Scbultem gegen den webenden Staub braucbe der altesten Zeit, dargestellt in den Grabbildern zu scbfitzen, trotzdem, dass sie beide nicbt gleicber Ab- zu Memphis und Beni Hassan etc. uns wieder so bekannt ge- stammunsr sind. Hier bat der Boden mit seinen scharf worden, wie von keinem anderen Volke der damaligen Zeit. ausgeprâgtenVerhâltnissen die Tracbt vôllig vorgescbriebeu, und aile, die ibn betreten, mfissen sicb derselben mebr oder weniger unterwerfen. 2. LiCsart der Qaellen. Mit diesen Bildern bat es nun eine eigene Bewandtnis. 3. Oesebichtllches. Sie sind mit der grôssten Genauigkeit ausgefübrt, und diese ist bis zu solcber Pedanterie vorgescbritten, dass Bis zur vierten Dynastie binauf, d. b. bis zum vierten selbst dasjenige, was nacb der Stellung der Figur nicbt Jabrtausend v. Cbr., bat man Kunde von dem âgyptischen batte sicbtbar sein kônnen, docb auf irgend eine Weise als Reicbe. Aus jener Zeit stammen die grôssten Bauwerke sicbtbar dargestellt wurde, nur um das Wicbtige nicbt zu der Menscben, die Pyramiden von Memphis. In den sie 6 t)as Altertnm. umgebenden Grabkammern ist ein reicbes kulturbistorisches an den Tigris und an den Hellespont und macbte die Material aufgezeichnet. agyptiscben Krieger weitgefürcbtet. Die Beute, welcbe Der Abstammuiig nacb gehôren die berrscbenden dadurcb von Vorderasien besonders, das spater ebenso den Stânde Âgyptens, Priester und Krieger, mebr zu den Griecben und Romern mit seinen unerscbopfbcben Stromen Kaukasiern, aïs zu den Afrikanern. Ibre Frauen baben des Reicbtums verderbbcb wurde, nacb Agypten floss, auf den Abbildungen stets langes Haar und weisse Haut. bob zwar den Gescbmack des Volkes, fübrte aber aucb Die Manner selbst werden mit roter Haut dargestellt, und eine Pracbtliebe und eine Uppigkeit herein, die notwendig dass dies Absicbt gewesen, das zeigen die imterworfenen spater oder früber zum Verfall fübren musste. Die Ge- weissen und scbwarzen Vôlker, die neben ibnen erscbeinen. wander, die einst wie die Sitten einfacb gewesen waren, Es mag also ein Stamm gewesen sein, der den beutigen nabmen jetzt asiatiscben Glanz und Prunk an, der scbon Bewobnern Agyptens in mebr als einer Beziebung ver- nacb einigen Jabrbunderten das Reieb der Auflosung ent- wandt war, denn deren Gesicbtszüge erinnern gar oft an gegenfübrte. Nocb versucbten einzelne tflcbtige Herr- die Bilder in den Grabem etc.; diese aber rufen mit den scber, es zu retten, aber es erfüllte sein Scbicksal unauf- dicken Lippen und etwas breiter Nase das Andenken an baltsam. Die Âtbiopfer, einst die Unterjocbten fler Pba- die Neger wacb, indes das Übrige wieder auf den Araber raonen, wurden jetzt ibre Sieger (um 700). Nocb einmal binweist. Wabrscbeinlicb bat in der Vorzeit eine Ver- bob sicb der alte Nil-Riese; nocb einmal vertrieb er seine miscbung kaukasiscber Vôlker ans Vorderasien mit den Drânger unter Psammeticb (26. Dyn. 650), aber seine Zeit ursprünglicb afrikaniscben Einwobnem stattgefunden, was war gekommen. Scbwer lag der Scblamm auf dem Boden, bier auf der Scbwelle zwiscben Asien und Afrika ja so scbwer der Scblummer der Sklaverei auf dem Volke, die leicbt mogbcb war. Last der Jabre auf dem Reicbe; Der junge griecbiscbe Einen solcben spateren Zusammenstoss bat die agyp- Geist, der es retten sollte, war ibm zu fremdartig. Es passt tisebe Gescbicbte aufbewabrt, den mit den Hyksos, welcbe nicbt jede Art und Verfassung auf jeden Boden. Agypten das Land von 2000 bis 1600 vor Cbr. unter ibrer Herr- konnte nur in seiner ursprünglicben Art gedeiben. Wie scbaft bielteñ. Wenn aber ein voUig fremder Stamm 400 vorber die Athiopier, so kamen nun die Perser und Jabre lang ein grosses, woblbabendes Reieb beberrscben nabmen es in Besitz (525), bis diesen der mazedoniscbe konnte, so mag wobl früber ein abnlicber fremder Stamm Alexander es entriss. Seine Nacbfolger, die Ptolemaer, das Volk, das nocb niebt einen so macbtigen Staat bildete, erboben es nocb einmal zu letztem Anseben, bis es in dem leicbter für immer unterjoebt und sieb unter ibm als berr- grossen Strudel der romiscben Uberflutung unterging. scbende Kaste festgesetzt baben. Denn mit den Einmarscb der Hyksos gebt ein altes, 4. Wohnsitz. scbon boebgebildetes Reieb unter, das damais bereits in seinen Pyramiden zwoKbundertjabrige Denkmaler der Ban- In ibrer ausseren Erscbeinung sind wenig Lander der kunst aufweisen konnte, etwa als batten wir nocb Bauten Brde so überaus eintônig, wie Agypten. Das Delta ist aus der Zeit Cblodwigs. Seine Konige batten scbon ibr eine weite, unübersebbare Ebene, die auf beiden Seiten Scepter ûber Atbiopien gestreckt, wie die Grabmaler von nacb Süden bin in die Wüste verlâuft. Da, wo das Delta Assiut erzablen (13. Dyn.), und nocb früber batte Ame- sicb in der Spitze verengt, lag sonst Memphis, begt beute nemba HI. (12. Dyn.) den Morissee für die Prucbtbarkeit Kairo. Hier erbeben sicb die beiden Seiten des Ufers aus des Landes verwendet und das Reieb auf den Gipfel seiner Kalkstein und steigen allmablicb bober und bober, oder bier Macbt und Blüte geboben. Wenn man die woblerbaltenen endigt die Furcbe, welcbe von oben ber der Nil sicb ge- Grabbilder von Benibassan betracbtet, so erstaunt man wüblt bat, und deren Rânder mit dem ganzen Lande zu- über die Darstellung von aUerlei Künsten der damaligen gleicb sicb allmabbcb senken, so dass sie bei Kairo in der Zeit ebensowohl, als über viele dieser Künste selbst. Ebene sicb verberen. Das Land oben ist ringsum Wüste; Aus dem Jocbe der Hyksos, die von neueren Gescbicbts- nur diese von den Wellen des Nil tief eingerissene Felsen- forscbern bald bier-, bald dortbin gerecbnet werden, die von spalte ist in ibrer Tiefe frucbtbar, und zwar das frucbt- J. Kruger in seiner „Urgescbicbte der Indogermanen" so- barste Land der Erde. Aber dieses Land bat nur eine gar als unsere Vorvater und Verwandte dargestellt werden, Ausdebnung, von Nord nacb Süd; es ist nur lang, nicbt aus diesem Jocbe der fremden Eroberer wurde Agypten breit, denn auf jéder Seite des etwa deutscbe Meile brei- befreit durcb Tbutmes IH. (1600 v. Cbr.) und als sie, wie ten Stromes liegt durcbscbnittlicb ebensoviel frucbtbares einst die Ungarn in Deutscbland, abermals erscbienen, um Land; dann steigen kable weisse Kalkwande auf, die oben ibr verlorenes Kleinod wieder zu erobern, wurden sie von meist horizontal abgescbnitten sind. Keine Reise kann in Seti I. (1400 V. Cbr.) voUstandig gescblagen. Unter landscbaftbcber Hinsicbt unergiebiger sein als eine den dessen Sobn Ramses XL kam das Reieb auf einen Nü binauf, daber die Araber in Kairo sagen: ^Wenn zwei Gipfel von Macbt und Grosse, wie nie zuvor. Scbon Busenfreunde von bier den Nü binaufreisen, kommen sie sein Vater batte eine grosse Anzabl von Bauten unter- durcb die Langeweüe unterwegs als Todfeinde zuriick, nommen, die nun unter ibm zur Ausfübrung und Voll- wenn nicbt überbaupt nur einer zurückkommt." Der gelbe endung kamen. Er trug sein Feldzeicben vom Nil bis Nil, zu beiden Seiten ein grüner Streifen Feld, dann steüe. I. Die Aegypter. 7 gelbe Wande und oben des Himmels blaue Decks! Das ist reicher, hunter. Zwar blieb der Schurz immer in Ehren; das Bild Agyptens i|berall, aber auch nur von November (Taf. 2, 9. Ramses II) *) er wurde selbst unter den anderen bis Juni, denn im Juli schwillt der Strom schon und tritt Gewândern immer getragen, gerade als sei er nicht zu ent- dann aus seinen Ufem so weit, dass er im Anfang Sep- behren (Taf. 1, 11), aber er genügte doch nicht mehr. tember den Boden der ganzen Felsenfurcbe ausfûUt, d. h. Ubrigens wusste die Kunst der alten Àgypter dem das Land in einen See verwandelt. hôchst einfachen Schurz so viel verschiedene Gestalten zu Erst weit oben, unweit der Grenze von Nubien, tritt geben, dass an ihm schon der Stand erkennbar war. Arme bei Silsilis Sandstein auf, und von Assuan (Siene) an unter- tmgen ihn anliegend und kurz, Reiche faltig, mit einem brechen in Nubien dunkle Granitfelsen die gelbe Eintonig- Gürtel; Sklaven wurden nur auf die notwendigste Be- keit. Seitentaler hat der Nil in Agypten hochst wenige, deckung um die Hüften beschrânkt. die nennenswert sind; erst weiter oben werden dieselben Die Kaste der Priester trug über dem ersten .Schurz Priester- bedeutender. Daher ist das Land nur sine lange Strasse, noch einen zweiten (Taf. 2, 2 u. 3), und seit dem neuen tracht aus der keiner heraus kann, sobald man die beiden Enden, Reiche (1400 v. Chr.) oft über diesem oder statt desselben Assuan und Kairo, schliesst. Dieses Bewustsein lebt auch noch einen dritten bis auf die Knôchel herabhângend, âhn- heute in den Bewohnem des Landes und ist leicht erklar- lich einem Frauenrock (Taf. 1, 6 u. 7 und Taf. 2, 1 u. 4—6). lich. Sie wohnen nicht neben-, sondern hintereinander. Als Auszeichnung ihres Standes wurde um die Schultern Wenn es nun wahr ist, dass ein Land auf seine Be- früher ein Leopardenfell gehangen, das unter dem einen wohner irgend einen Einfluss ausiibt, so konnte derselbe Arme durchging (Taf. 2, 1 u. 3). Statt desselben diente hier nicht der Art sein, dass sie zu einer heiteren freien spater auch oft ein Stück BaumwoUenzeug, das wie bei den Beweglichkeit hingeleitet wurden, wie das vielgegliederte Kônigen über beide Schultern genommen und auf der Brust Griechenland mit seinen Inseln, Buchten, Hohen und Talern befestigt wurde (Taf. 2, 10). dies mit seinen Bewohnem tat, sondem das starre, regel- Hemden gab es zwar im alten Reiche auch schon, Hemd massige, eintonige, rechtwinkelige Land konnte seine Be- doch waren sie Seltenheiten und konnten also nur von den wohner nur sich ahnlich bilden. Darin wurde es durch hochsten Stânden getragen werden. Im 2. Grab bei den die grosse Regelmassigkeit des Klimas noch unterstützt. Pyr. von Gizeh (4. Dyn.) erscheint eine Prinzessin in rotem Die pünktliche Wiederkehr der jahrlichen Überschwem- Hemd mit 2 Tragbândern. Im neueren Reiche wurden sie mungen, der stets gleiche Wind in bestimmten Monaten, gewôhnlicher und daher konnten die Vornehmen ihren der gânzliche Mangel an Regen in dem grôssten Teile Stand nur durch die Feinheit der Stoffes und die bedeu- des Landes; das alies sind Momente, die man nur neben tende Weite der Gewander bemerkbar machen. Doch blieb die Verhâltnisse unserer Gegenden zu halten braucht, um der Schurz die Haupttracht besonders der Handwerker und den ungemeinen Unterschied zu merken und den Einfluss Ackerbauer (Taf, 1, 1 u. 2); die verschiedenen Gewerke zu ahnen, den sie auf den Menschen üben müssen. machten ihn ans verschiedenem Stoff, z. B. die Fleischer Daher kônnen wir uns nicht wundem, wenn wir in aus Leder, oder fârbten oder formten ihn verschieden. Die alien Ausserungen jenes Volkes eine unendliche Zâhigkeit Prachtliebe der Reichen half sich auch hier durch Anlegung im Festhalten an einer bestimmten Form finden, und wenn mehrerer Gewander aus verschiedenem Gewebe. diese selbst vor allem anderen die grôsste Regelmassigkeit Durch die Kâmpfe in Vorder-Asien wsir in die Ideen- Kieiderans atmet. Ailes ist gradlinig, rechtwinkelig, selbst ihre Fi- welt der Agypter trotz ihrei oben bemerkten Zâhigkeit guren. Man vergleiche tausend Bilder und man wird fur für das Alte doch ein bedeutender Umschwung gekommen. jede Tâtigkeit immer diesélbe Darstellung flnden, Und Von jetzt an (1600) treten bunte Gewander asiatischen das ailes nicht etwa einige Jahre hindurch, auch nicht Geschmacks auf, und besonders viel werden dia durch- Jahrzehnte, sondem mehr als drei Jahrtausende. Denn sichtigen Stoffe getragen. Sie mussten den hochsten Stânden selbst nonh zur Zeit der Rômer, als bereits andere Sitten vorzugsweise dienen, doppelte und dreifache Kleidung zur um sich gegriffen hatten, blieb ihr Canon in Baukunst und Schau zu tragen. Unter weiten, faltigen Florkleidern, die Bildnerei der alte ursprungliche. So ist der heutige Pflug bei den Frauen oft noch mit Goldfâden durchsponnen des Fellah noch immer derselbe wie vor 5000 Jahren. waren (Taf. 1, 9), trugen sie bunte Gürtel, Binden und Schurze (Taf. 1, 6 u. 11), Taf. 2, 10). Ja es kam auch der umgekehrte Fall vor, dass der Schurz über einem B. Die Tracht. solchen Hemd aus durchsichtigem Stoff getragen wurde, und ans dieser durch den Anstand vorgeschriebenen Tracht 1. OewOhnliche Traeht. mag sich wohl die andere entwickelt haben, den Schurz überflüssigerweise auch noch über undnrchsichtigen Hemden a) Bedecknng des Rnmpfes. zu tragen. Jedenfalls spricht das letztere für das hohe Das Hauptkleidungsstûck des heutigen Ober-Agypters Ansehen dieses ursprünglichsten und durch aile Wandlungen und Nubiers war auch dasselbe im alten Reiche vor Schurz 2000, der weisse, baumwollene Schurz. Im neuen Reiche *) Die Ziffer hinter dem Komma bezeichuet stets die Figur jedoch (nach 1500) wurde die Kleidung mannigfaltiger, der augegebeneii Tafel. 8 Das Altertum. sich behauptenden KleiduDgsstückes, das, wie sebón gesagt, der heutigen Araber. Das Tuch wurde, indem der eine nocb in beutiger Zeit in Ágypten sich erhalten hat. Zipfel fast zur Halfte nach innen geschlagen ward, in ein Die Frauen trugen ven Anfang an ein langes, weisses Dreieck gelegt, nun mit der Mitte der langen Seite an die Frauen- Tracht BaumwoUenhemd ohne Armel und durch Achselbander, Stirn gelegt, die beiden Seitenzipfel hinter den Obren nach eins oder zwei, oben gehalten. Selten bedeckte es die Brust unten gezogen und hinten hing der dritte Zipfel herab. bis zuñí Halse und dann "hatte es kurze Armel (Taf. 1, 1). Ein Band, das unter dem Tuch um den Kopf ging, wurde Dieses Ipderte sich erst mit der Herrschaft der Hyksos, vom aüf der Stirn drüber hervorgehoben und hielt es. doch blieb das Hemd, wie bei den Mânnern der Schurz, Dann umwickelten sie den hinteren Zipfel mit den beiden stets das Hauptkleid. Die Figuren zeigen das Hemd stets Enden des Bandes, so dass aüf dem Rücken ein steifer, so eng anliegend, dass jede Bewegung darin unmoglich kurz^ Wulst, wie ein Zopf, hinabging. Der Araber da- coffia lasst war ; es muss also vorausgesetzt werden, dass es aus elasti- gegen legt das Tuch nur vorn auf der Stirn an und schem Zeuge bestand, oder dass es unten Schlitze batte, es nach hinten und zu beiden Seiten frei am Halse hinab- die nicht gezeichnet worden sind. Denn faltige Gewander flattern; die Zopfzeit ist vorbei; dann zieht er die meist wissen die agyptischen Kiinstler sonst sehr gut darzustellen. aus Kamelgam gedrehte Doppelschnur oben aussen darhber, Die Weiber aus den untersten Standen halfen sich zur so dass das Tuch auf dem Tarbusch fest aufliegt. Oft freien Beweglichkeit dadurch, dass sie das Hemd hinten bindet er die beiden Vorderzipfel unter dem Kinn zu- unterhab der Hüften quer einschnitten, wie die Bilder von sammen, um auch die Kehle zu schützen-, und das Flattern Abd el Qurna zeigen. des Tuches zu verhüten. Auch hierbei, wie in vielen Nach dem Sturz des alten Reiches wurde auch dieses anderen Stücken, hat mir die Beobachtung, die ich an den altehrwürdige Kleid verziert, oft mit sehr bunten Mustem lebenden Bewohnern eines Landes machte, die Bilder der (Taf. 1, 5) gefârbt, oft sogar aus ganz durchsichtigem Stoffe Toteii, die es einst bewohnten, erklart. Die unmittelbare gemacht, und mit oder ohne Unterkleid getragen (Taf. 1, 9). Anschauung erklart oft spielend in einem Augenblicke, Seit dem Glanze, den Ramses H. Eroberungen über was der grossten Mühe sonst jahrelang ratselhaft. bleibt. Nach 1350 V chr. Agypten verbreiteten, wodurch mit dem Reichtum auch Was das Haar betrifft, so finden wir im alten Reiche Haar die Prachtliebe besonders der hoheren Stande zuflahm eine grosse Pflege des natürlichen Haares, wenn man anders (Taf. 1, 9), finden wir mehr und mehr die Umschlag- die Abbildungen nicht missverstehen will (Pyr. von Gizeh, gewander um die Schultern in Gebrauch, und gleichzeitig Grab 15. Taf. 2, 3). Die Manner werden stets mit regel- eine zweite Hülle von den Hüften ab^vârts bis fast auf die müssigen schwarzen (dreieckigen) Locken dargestellt, die Knochel (Taf, 1, 3 u. 4). Diese beiden gaben dem Geschmack Weiber mit langem schwarzen Haar, das reichlich mit einen weiten Spielraum, und daher mag es kommen, dass Salben bedacht wird. Denn es ist ein oft wiederkehrendes sie sich bis in die romische Zeit erhalten haben. Bild, dass die Dienerin der Herrin solche auf das Haupt giesst. Aber wie der heutige Orientale sich den Kopf b) KopfTbedcckung. rasieren lasst, so sind auch die Agypter frühe schon auf Kopfrasiort Kappe Schon die Grâber bei den Pyramiden von Gizeh aus diese Idee gekommen, die sich durch das Klima sehr em- der 5. Dynastie (Grab 15) zeigen Kaufleute mit weissen, pfiehlt. Und dass sie nicht nur bei den Agyptern, sondern eng anliegenden Kappen (Taf. 1, 2). Dagegen tragen auch bei den Asiaten im Gebrauch gewesen ist, das zeigt die Prinzen ebenda schwarzes, kurzes Haar, die Frauen ein aus der 18. Dyn. stammendes Bild zu Qurnet Murrai; samtlich langes ohne allé Bedeckung. Ebenso haben Ein hellfarbiger Mann im gelbem Unterkleid mit langen die Lehmarbeiter in den Abbildungen von Abd el Quma Armeln, mit einem sehr bunten Schal umschlungen, da- und in dem 24. Grab der Pyr. v. Gizeh weisse, gelbe und, ruber ein Gürtel, der vorn gebunden ist, erscheint in ganz wie es scheint, auch schwarze Mützen von derselben eng nacktem Kopfe mit schwachem Bart rund um das Kinn. anschliessenden Art. Auch dieses Kleidungsstück von Auch die Bârte wurden aufangs, wie die Graber von Bavt weisser Baumwolle ist noch heute in voiler Geltung sowohl Gizeh aus der 4. und 5. Dyn. und die von Sakhara (Grab allein für sich, als auch unter dem roten Tarbusch. 15) zeigen, bis auf den Kinnbart abgeschnitten, was bei Heimkappe Die Vomehmen fârbten ihre Kappen auch, oder zierten dem dünnen Bartwuchs der Afrikaner nicht sehr mühsam sie mit bunten Streifen (Taf. 1, 6 u. 7). Zuweilen scheinen gewesen sein mag. Bald aber fiel auch dieser kleine Bart sie von Leder gewesen zu sein, besonders im Kriege (Taf. 2, (Taf. 2, 1) noch im alten Reiche, denn Bilder aus der 12. 7 u. 8), wo sie denn auch ofter noch mit Metallbuckeln be- Dyn. zeigen bereits falsche Bârte. Die Alten wussten sich schlagen oder bis an den Hals verlangert wurden (Taf. 2, so gut zu helfen wie die Neuern. Man wollte und sollte 11 u. 12). Doch erscheinen auf den Bildern selbst der einen Bart tragen: was tun, wenn keiner wuchs? Es spatesten Zeit die Figuren noch haufig ohne allé Kopf- wurde einer vorgebunden (Taf. 1, 11). Dieser, da er jaische bedeckung. leichter zu behandeln war, wurde nun von anschnlicher schuiter- Eine besondere Verhüllung, die aber nur den Priestern Grosse und in verschiedenen Formen getragen; es finden tuch Kônigen zustand, war die mittels eines buntgestreiften sich Zopfbarte (Taf. 2. 10), Wickelbarte irit horizontalen Tuches (Taf. 1, 12 u. Taf. 2, 2), das den Kopf und Einschnitten u. a. Ja man ging weiter, man setzte sich Nacken bis auf die Schultern verhüllte. Es ist die Coffia ganze Peírücken auf. Schon in denselben Grâbern von I. Die Aegypter. 9 Sakhara, wo der Bart der Vornelimen zwar winzig klein hôheren Stânden wurdeii Tuch und Band natürlich kostbar und viereckig, aber als natürlicher Bart erscheint, hat das getragen, und besonders letzteres auf vielerlei Weise ver- Haar derselben eine verdachtige Form, die von der sonst ziert. Vor allem war es die verehrte Lotosblume, die dabei gebrauchlichen jener Zeit sich durch allzu grosse FüUe dienen musste. Bald wurde sie nur vorn auf der Stim ge- unterscheidet (Ta£. 2, 1 der Kopf). Es bleibt zweifelhaft, tragen (Gizeh Grab 26, Taf. 1, 8 der Kopf) bald auch war Perrûcke was damit gemelnt ist. Sicher erkennbar wird die Perrücke das ganze Stirnband ein Kranz aus Lotosblüten und erst auf Bildem nach der Herrschaft der Hyksos. Von da Früchten (Sakhara, Grab 15, Taf. 1, 5 der Kopf). ab findet sich auch nirgends mehr ein natürlicher Bart; der Die Stirabander selbst waren aus Gold und haufig mit Anstand mochte es verbieten,, irgend ein natürliches Haar bunten Blattchen eingelegt, auch die Blumen daran oft von am Kopfe zu lassen. Schon die Jugend musste sich unter demselben Metall. Nur die hinten herabfaUenden Bander das Schermesser fügen, denn die meisten Knaben er- sind stets gewebt, und daher anders gefârbt. scheinen, besonders spater, schon mit geschorenem Scheitel. Im 19. Grab von Bab el Meluk (Dyn. 20; 1200—1100) tragt ein Prinz noch natürliches Haar, das von einem Stim- c) Fussbekleidung. band durchzogen wird. Der gemeine Mann ermangelte deren ganzlich und Dass auch der Luxus mit der Perrücke sein Wesen tut es auch noch heute. Nur die hochsten Stande trugen trieb, ist nicht zu verwundern; wir finden dieselbe in allerlei Sandalen aus den Blattern des Papyrus oder der Dattel- Sandaien Formen, mit schlichtem, gekrauseltem, lockigem Haar, ja palme. Doch gingen selbst Konige auch in spatester Zeit selbst mit Zôpfen. Und wie die heutige Grossstadterin, um — vielleicht nur bei feierlichen Handlungen — noch bar- Doppei- zu prunken, Edeider trâgt, die aussehen solien, als batte sie fuss, z. B. die Ptolemaer im Tempel zu Kamak. So er- Perrücke 5 oder 6 Rôcke an (Volants), und wie der vomehme scheint in Abu-Simbel der Konig im Pschent mit der Streit- Agypter wirklich 2 oder 3 Kleider anzog, so setzten sich axt, die Sperberfiügel auf der Brust, aber bloss im Schurz einige auch zwei Perrücken auf, wie Bildsaulen das un- und barfuss. Ebenso der Konig zu Qurnet Murrai, indessen zweifelhaft beweisen. sein Fâchertrâger hinter ihm in Sandalen geht. Haar der Die Frauen, von der Natur mit reicherem Haar ge- Beinkleider haben die Agypter nie gekannt, weder Frauen gcJimQckt, als die Manner, haben wie es scheint, auch erst Manner noch Frauen. spâter von den Perrücken Gebrauch gemacht. Die niederen Auch die Sandalen haben zu verschiedenen Zeiten dem Stande trugen es schlicht herabhangend und mit einem Wandel nicht entgehen konnen. So sind sie unter der 19. Tuche bedeckt (Taf. 1, 1), die schwarzen Sklavinnen oft in und 20. Dynastie mit langen Schnabeln versehen (Taf. 2, besonderen wahrs.cheinlich heimatlichen Geflechten, die vom 10) wie z. B. der Tempel von Medinet Abu, der grosse jederseits in 6—8 sehr feiijen Straogen, und hinten in drei Tempel zu Karnak und das Memnonium zeigen, wahrend dicken Schleifen erscheinen. Die vornehmen Frauen aber z. B. auf den Bildem zu Abd el Qurna und El Amarna trugen viele schmale Locken, die von gleicher Lange zum (18. Dyn.) die Schnabel fehlen. Aufgekommen scheinen Teil nach vorn, zum Teil auf den Rücken fallen (Taf. 1, sie sonach unter der 18. Dynastie und erhalten haben sie 3 u. 5). Erst in der spatesten Zeit vom fünften Jahr- sich mindestens bis zur 21. Dynastie, wie die Abbildungen hundert an, als der griechische Einfluss sich geltend zu Karnak beweisen. Auf den Bildem der letztgenannten machte, wurde das natürliche Haar von den Vornehmen Grâber erscheinen zuerst Frauen in Sandalen. Fnihere Frauen in sandaien ganz nach hinten geschlagen und zum Teil aufgebunden Spuren einer weiblichen Fussbekleidung habe ich nicht ge- (Taf. 1, 4). funden. Wahrscheinlich war im alten Reiche die gesell- Ob die Frauen sich auch den Kopf scheren liessen, schaftliche Stellung der Frauen eine noch beschranktere habe ich nirgends ersehen konnen. Es finden sich welche, gewesen, so dass sie selten ins Freie kamen, also der San- aber dies sind schwarze. Eine schwarze Konigin im 10. dalen nicht bedurften. Die ersten Sandalen überhaupt habe Grab von Der el Medînet (neues Reich) trâgt sogar blaues ich in Grab 86 zu Gizeh, aus der 4. Dynastie gefunden, Haar mit Gold umwunden, und darüber alien sonst ge- aber immer sind es im alten Reiche nur Manner, die welche brauchlichen Konigsschmuck, von dem erst spater die Rede tragen. Die Frauen gehen barfuss. sein wird. Ja es sind nur wenige Bilder von Frauen, die Die Art, die Sandalen am Fuss zu befestigen, war eben- zur Annahme einer Perrücke nôtigen, um die verschiede en falls zu verschiedenen Zeiten verschieden. Die Bilder aus der Scheitelungen und Lagen des Haars zu erklaren. Jeden- 4. Dynastie zu Gizeh zeigen nur eine einfache Sohle mit einem falls ist sie bei dem weiblichen Geschlecht eine seltene Tracht breiten Spannband, aber schon im 16. Grab ebenda aus der der gewesen. folgenden Dynastie geht ein Band von Spanne nach Kopftuch Die eigentliche Kopfbedeckung der agyptischen Frauen der grossen Zehe hin (Taf. 8, 39 und Taf. 1,11 der Fuss), der Fraueu Reich und auch spater ist ein grosses dunkles Tuch, das zwischen dieser und der weiten Zehe hindurchlauft. das von hinten übergeschlagen wurde, und dessen 4 Zipfel Noch spater tritt hierzu ein zweites Band von der kleinen seitlich und hinten herabfielen. Um es oberi festzuhalten, Zehe aus bis auf den Spann (Taf. 1, 3 u. 13 und Taf. 2, 10). stirnband trugen sie ein Stirnband (Taf. 1, 1), das auch des Haares Der Schnabel wurde nach und nach, wie es scheint, willen blieb, das Tuch abgenommen wurde. Bei den verlangert, und schliesslich zurückgebogen bis auf den wenn Eretschmer a. Rohrbach, Trachten der VOlker. 8. Auñ. 2 10 Das Alter tilín. SpaBn (Taf. 2, 9 und Taf. 3, 37 uiid 38). Die Befestigung die Mânner sich ausser dem Kragen und den Armringen der Bander ist wohl nur anfaugs bei jedem Anziehen ge- auf Ringe an den Fingern, und nur die Priester trugen schehen, und dazu diente eine oder zwei Metallplatten, ausser den fiirstlichen Personen Stirnbânder. Aller übrige durch welche das Spannband von beiden Seiten hindurch- Schmuck fiel den Frauen anheim, die in der Kindheit, so Geschios- gezogen wurde. Bald aber muss das Band ein für allemal lange sie nackt gingen, selbst die Hüftén schmückten. ^^daien" festgemacbt worden sein, so dass die Sohle angeschoben Die Arm- und Fussringe waren von Knochen, Elfen- Ringe wurde, denn die noch vorhandenen Sandalen sind grossten- bein, Horn, und bei den Reichsten aus edlen Metallen. Die teils von dieser Art. Auch wurde dabei die Platte des Fingeringe bei den Mânnern meist Siegelringe (Taf. 3, Spann-Schlosses geschont und konnte ans Gold oder der- 23 u. 24), bestanden sehr hâufig ganz aus Stein, z. B. Car- gleichen sein. Die Abbildungen zeigen sogar reiche Ver- neol. Die Siegel waren auf einer breiten Platte eingegraben, zierungen daran. Es entspricht aucb das Anscbieben der und dieselbe war oft beweglich zwischen zwei festen Punkten, Sandalen zum Ausgehen weit besser der heutigen Sitte des vielleicht um sie nach innen zu drehen und so vor Ver- Orients, die niedrigen Scbube anzuschieben und beim Ein- letzung zu schützen. tritt ins Zimmer zurückzulassen, als ein jedesmaliges Zu- Aüch eigentliche, eng anliegende Halsbânder fiuden Haisbander oder Aufschliessen der Spange, welche die Riemen oder sich, jedoch seltener, und mir bei Frauen. Sie liegen fest Bander auf dem Spann vereinigt. Doch blieb wie gesagt, um den Hals, dicht fiber dem inneren Ausschnitt des Hals- die Sandale ein Yorrecht der hôchsten Stânde; nur sie kragens, und scheinen in Bezug auf ihren Stoff, Schritt wandelten und lebten auf besobltem Fusse. ffir Schritt dasselbe Schicksal gehabt zu haben wie dieser; anfangs bestehen sie aus Leinwand, spâter ebenfalls aus Schmelz. Bei Mânnem finden sich zuweilen d. Schmuck. lange Hals- ketten, wahrscheinlich Ehrengeschenke des Kônigs (Taf. 2,6). Die europâischen Museen sind reich an alien Arten âgyptischen Schmuckes, und Jahr um Jahr nimmt derselbe durch die 3. Híoftracht. fortgesetzten Ausgrabungen zu. Daher haben wir von keinem Teil der Kleidung eineu deutlicheren Die Kleidung der ffirstlichen Personen war in der Begriff, und eine grôssere Auswahl als gerade von die- âltesten Zeit der des Volkes fast gleich. Nur die Kroné sem unwesentlichsten. Nur die âltesten Yersuche darin und das Zepter (s. weiter unten) waren unterscheidende fehlen uns. Merkmale des Kônigs und die Jugendlocke die der Prinzen. Haiskragen Denn dieser âlteste Schmuck bestand aus Halskragcn Im alten Reiche tmgen Konige und Prinzen den von Zeug, das mit bunten Mustem durchwhrkt oder ge- Schurz ahnlich dem des gemeinen Mannes (Táf. 2, 9). stickt war. Sie lagen ziemlich breit vom Hais bis an die Die Beine waren nackt, ebenso hâufig auch die Brust und Achseln rundum^ und die Zeichnung bildete drei bis vier die Arme. Doch fehlt seiten der Haiskragen. Auch im parallèle Ringe von ungleicher Breite, deren jeder anders Kriege wie im Tempel erscheinen sie so. Erst in spâterer gefârbt war, und gewôhnlich ein Muster aus Dreiecken, Zeit wurde das Hemd ffir alie feierlichen Handlnngen vor- Kreisen u. dergl. zeigte (Taf. 1, 6 u. 7). Die allerersten gezogen, und so erscheinen denn nicht nur die Konige und Haiskragen aus der 4. Dynastie sind ganz einfach; ein Prinzen, sondem auch die Hofbeamten, z. B. der Fâcher- breiter hellblauer Streifen ist auf jeder Seite mit einem trâger (Taf. 1, 8 u. 10), in langen Gewândem von den weissen eingefasst. So tragen ihn Manner und Frauen der Hfiften bis auf die Knochel. Die Bmst aber wurde be- Brustschai vomehmen Stânde. Ebenso gefârbt sind die Arm- und deckt mit einem sehr langen Stfick weissen Zeugs, das auf Fussringe aus jener Zeit: die ersteren werden um die Hand- sinnreiche Art gelegt, zugleich die Armel bildete. Noch gelenke oft doppelt getragen, diese dicht über dem Knochel. heute legt der Fellah und der Araber sein langes Tuch Auch am Oberarm werden von Mânnem und Frauen schon ebenso um. Die Mitte desselben wird auf die untere Bmst in der âltesten Zeit Ringe getragen (Taf, 1, 8, 5, 10, 11, gelegt, dann beide Enden hinten auf dem Rficken gekreuzt 13 und Taf. 2, 1, 9, 10). und fiber die Achseln nach vom gezogen, hier die beiden Spâter wâhrend der Bliite des alten Reiches um 25Ò0 Punkte, wo sie sich treffen, durch eine Spange verbunden, scheint der Halsschmuck bereits aus Schmelz bestanden zu find die noch fibrigen Zipfel fiber den Oberarm frei zurLick- Schmelz haben, denn die Muster und Farben der Abbildungen geschlagen, oder auch (Taf. 1, 11 rechter und linker Ann) weisen darauf hin. Sie entsprechen denen in den Museen fiber den Oberarm geschlagen und in den Gfirtel gesteckt, vorhandenen sehr zierlich aus Glasperlen, kleinen Plâttchen so dass eine Art Armel entsteht, der nach Belieben den etc. zusammengesetzten Halsbândem oder Haiskragen (Taf. halben oder ganzen Arm bedecken kann. 3, 35). Zudem zeigen die Bilder von Benihassan aus der Oder man legt die Mitte des Zeuges vom um den 12. Dynastie schon Glasarbeiter, Goldschmiede etc. Die Hals und die Bmst und zog die beiden Enden hinten sich Kragen oder Halsbânder wurden allmâhlig breiter getragen kreuzend fiber die Achseln nach vom herab, verschlang sie und ausser den schon erwâhnten Stirnbândern aus Gold im Gfirtel und liess sie dann frei hângen (Taf. 1, 8 u. 10). entstanden Fingerringe, Ohrgehânge (Taf. 3, 26 u, 27), Oder man nahm das Stfick Zeug, wenn es kfirzer war, Halsbânder mit Amuletten u. dergl. Doch beschrânkten legte es wie ein Umschlagetuch um, verband es vom auf I. Die Aegypter. 11 der Brust durch eine Spange und schlug die Enden ûber aucb sp'áter die Kronen einzeln vor. Yorn an der Krone den Oberarm zuriick (Taf. 2, 10). ist stets der Uraus angebracbt, jenes wicbtigste Zeicben der Uraus Dreiecki- Eixi ganz absonderlicbes Kleidungsstiick der Konige agyptiscben Konigsmacbt (Taf. 3, 38). Derselbe ist eine war ein dreieckiger Scburz von gesteiftem Zeuge, der an sicb aufbaumende Yiper, und stellt die Gewalt über Leben der einen Ecke am Gürtel befestigt war und mit den beiden und Tod dar. Er feblt fast an keinem Konigsbild; bald anderen berabhing, jedoch so in Falten gelegt war, dass die- ist er wie bei Bildern aus der 5. Dynastie, unmittelbar am selben in der einen unteren Ecke zusammenliefen und dort Haar, bald am Scbmuck des Hauptes, bald am Gürtel an- von einer festen Spitze, wabrscbeinlich aus Metall, gehalten gebracbt. Ja dieser zeigt am berabbângenden Ende ge- wurden (Taf. 2, 10), Darin stimmen die unzahligen wobnbcb 7 kleine Uraen, und zwei grôssere als Eckver- Konigsbilder sámÜicb überein, und mebrere sitzende zierungen (Taf. 1, 11 und Taf. 2, 9 u. 10). 1st der Konig oder kniende zeigen, wie der steife Scburz sicb in die gar im grossen Omat mit alien Symbolen seiner Herr- Hohe stemmt. Welcbe Bedeutung derselbe gebabt babe? bcbkeit ausgestattet, so kann man sicber sein auf den darüber ist nocb nicbts Entscbeidendes gesagt worden. Scbultem und am Kopfputz nocb mebrere Uraen zu finden. Mir scbeint es nicbts als eine Yergrosserung des âltesten AUe Pforten zeigen ibn auf jeder Seite der Sonnenscbeibe, einfacben Anstandsscburzes, den die Priester z. B. nocb die mitten über der Tür scbwebt. Aucb Koniginnen und in spaterer Zeit unter dem gewôbnlicben Scburz trugen Prinzessinnen tragen ibn bald auf der Stirn, bald als End- (Taf. 1, 12 und Taf. 2, 2). Die Grosse desselben soUte stbck der berabbângenden Locken (Taf. 1, 9). vieUeicbt dem bbberen Stande des Kônigs entsprecbend sein. Das Zepter der Konige ist vorzugsweise der Haken- Zepter Ob er urspriinglicb aucb eine symboliscbe Bedeutung ge- stock oder Krummstab und die Geissel, jener das Symbol babt babe, ist die Frage, aber scbon um das Jabr 16Q0 bat des Ackerbaues, diese der Yiebzucbt (Taf. 1, 11 und Taf. er keine mebr, denn Bilder von dieser Zeit zeigen, dass er 3, 11). Meistens fübren die Statuen beide Zeicben zugleicb, bei bauslicben Bescbaftigungen so gut wie im Kriege und z. B. im Tempel zu Abu-Simbel. beim Opfer getragen wird. Dagegen scbeint er im alten Ein besonderes Zepter war ein mannsbober Stab, der, Reicbe von Bedeutung gewesen zu sein, da Bildsaulen von unten in einer Gabel mit zwei Zinken, und oben in einem der Zeit der 5. Dynastie 3200 (Gizeb, Grab 95) den Konig Tierkopf (Scbakal) endigte (Taf. 2, 10). Derselbe wurde sonst ganz nackt, nur mit diesem dreieckigen und dem ge- aber nur bei bestimmten rebgiosen Feierbcbkeiten getragen. wôbnlicben Scburz bedeckt zeigen. Der Hauptzweck scbeint Ein Zepter in der Art, wie wir es gewôbnlicb denken, mir darin gelegen zu baben, in die koniglicbe Tracbt die kommt selten vor (Taf. 3, 12), docb babe icb es z. B. in FüUe des Anstandes zu bringen, und warum dazu gerade den Grâbem von Sakbara und im Memnonium zu Tbeben das Dreieck genommen ist, mocbte aus der Liebe zum gefunden. Geradlinigen zu erklaren sein. Denn derselbe Grund des Das Weibezepter, Pat (Taf. 3, 10), wird bald weiss, Pat Anstandes bat offenbar das Webrgebange der Konige spater bald grûn dargestellt, und nur von den Prinzen und bocbsten stets aus 6 scbmaleren Seitenriemen und einem breitenMattel- Hofbeamten getragen. Es ist ein flacber Stab mit einem riemen zusammengesetzt (Taf. 1, 11 und Taf. 2, 9 u. 10) Griff daran. und ibm den Platz gerade mitten vor dem Leibe gegeben, Die Koniginnen fübren baufig ein Zepter, das an Zepter der wo es docb dem Gange sebr binderbcb sein musste. Es seiner Spitze die Lotosblume trâgt (Taf. 1, 13) oder ein soUte jenen Scburz vertreten oder ersetzen; docb findet es umgebogenes Zepter, das mir eine Nacbabmung des sicb zuweilen nocb über demseíben (Taf. 2, 10). Papyrus zu sein scbeint. Es erinnert zugleicb an die Kônigs- Die Kopfbedeckung der Konige war im Frieden, wenn Geissel des Kônigs, da es stets drei Streifen am Ende bat. nicbt bei feierlicben Anlassen, eine einfacbe Haube, abnlicb Die Kleidung der Koniginnen batte wenig Auffallen- Kieidung der Mûtze des gemeinen Mannes, nur deckte sie aucb die des. Sie bestand wie die der gewôbnlicben Frauen aus Obren zugleicb (Taf. Kifn%in 1, 11). Dieselbe scbeint aus kleinen einem Hemd, das sicb nur durcb seinen besseren Stoff und Tafelcben oder Scbuppen zusammengesetzt, die auf einem spater aucb durcb seine Weite auszeicbnete. Dasselbe weicben Stoff aufgebeftet waren. Meist sind dieselben blau batte in der âltesten Zeit nur Tragbânder, keine Arinel. gefárbt, selten scbwarz. Ganz deutlicb sind die Bilder Spater nabm es aucb diese an (Taf. 1, 3), und nacb der bierin nicbt, und icb babe trotz aller Mübe nicbt zur Ge- Zeit des Psammeticb wurden diese nacb griecbiscben wissbeit gelangen konnen, ob es Scbuppen oder Mascben Mustem zuweilen sogar bis auf die Hânde verlangert eines Gewebes sind, welcbe die Haube bildeten. (Taf. 1, 4). Kronen Bei rebgioseu Zeremonien erscbeint der Konig ent- Im neuen Reicbe spielte aucb in der Tracbt der weder barbaupt, oder im Pscbent. Dieses ist die Yer- Koniginnen der leicbte Umscblag eine HauptroUe. Sie einigung beider Kronen des oberen und unteren Landes. Die trugen ibn ganz ebenso wie die Kônige (s. oben) (Taf. 1, erstere ist ein weisser bober Hut mit runder Spitze, die 13). Um die Hüften scblangen sie meist zweimal ein Band, andere ein roter breiter Ring, der binten sicb nacb oben dessen Enden vorn berabfielen. in ein langes scbmales Stiick, nacb unten in ein Nacken- Der Kopfputz war ausser dem sorgfâltig gepflegten Kopfputz scbild verlangert (Taf. 2, 10). Diese Yereinigung beider Haar ein Diadem oder Kranz. Docb trugen dies nicbt Kronen scbreibt sicb aus der 6. Dynastie ber, docb kommen nur die Koniginnen. Wobl aber war ein ausscbbesslicber 2* 12 Das Altertum. Schmuck derselben ein goldene Haube in Gestalt eines schall des romisch-deutschen Kaisers und andere âhnliche Geiers, dessen Kopf sich in der Mitte der Stirn emporhab, Würdentráger unserer Zeit. — Man konnte auch denken, dessen Flügel hinter den Obren binabfielen und dessen diese eine Feder sei eine Profilzeichnung des Fâchers mit Schwanz über dem Nacken sich ausbreitete. In jeder vielen Federn. Das ist moglich, aber unwahrscheirlich, Klaue hielt er stets einen Siegelring (Taf. 1, 13). denn 1 ichter war es jedenfalls, den Fâcher als- solchen wie Ebenso findet sich zuweilen auf dem Haupt der aus einer Zeichnung desselben von vorn zu erkennen, Koniginnen eine kleine cylindrische Mütze (Taf. 1, 9), die es deren auch gibt. Aus diesen beiden Gründen, weil zu verschiedenen Zeiten des Reiches in verschiedenen die Agypter sonst alies moglichst deutlich darstellen, und Formen getragen wurde, denn sie erscheint auf den Bildern weil sie hier und da voUe Fâcher mit strahlenformigen bald oben zugespitzt, bald oben breiter, ganz in derselben Federn gezeichnet haben, glaube ich, dass die einzelne Weise, wie unsere schwarzen Hutkopfe sich verandern. Feder, welche die Prinzen ofters tragen, wirklich nur als Schon in Darstellungen aus der 5. Dynastie kommt sie eine Peder zu verstehen ist, um so mehr, da der Griff der- und ebenso noch zur Zeit der 18. Dynastie. Sie selben immer eine ver, Verkleinerung des sonstigen Fâchergriffs erscheint gewohnlich oben auf dem Rücken des goldenen ist. (Vergl. Taf. 1, 8, 10 mit Taf 3, 32.) Geiers aufgesetzt, zuweilen auch über einem Blumen- Besondere Würden am Hofe wurden auch durch be- Hofbeamte schmuck, wie in der Tafel. sendere Zeichen dargestellt, und da die Bilder ausser- Dass auch der Uraus mit zur Kopfzierde der Koniginnen ordentlich ins Einzelne gehen, so beweisen sie, dass der gehorte, ist schon erwahnt worden. Hofstaat der âgyptischen Kônige nicht weniger gegliedert Prinzen Die Prinzen und oft auch die Prinzessinnen trugen war, als der irgend eines Kônigs unserer Zeit. Es gab die zMsinnTñ ausser den schon genannten Abzeichen eine Locke, die in verschiedensten Würdentráger und jeder hatte seine be- Gestalt eines Zopfes hinter dem einen Ohre herabhing, und sendere Auszeichnung. Hierzu dienten unter anderen auch daher Jugendlocke oder Prinzenzopf genannt worden ist. die Stocke, die oben entweder mit Knopfen, wie unsere jngendiocke Sie wurde in spaterer Zeit mit einem kostbaren Tuche über- Spazierstocke, oder noch hâufiger mit nach oben ge- deckt, das mittels eines runden Schildchens ober'daran krümmten Haken (Taf. 3, 14) versehen waren; dieselben befestigt (Taf, 1, 10). Dieses Tuch scheint auch zu- waren übrigens 5—6 Fuss war Iang. die Locke getragen worden zu sein, weil diese Die Richter, zur Priesterkaste gehorig, trugen auf dem Kichter letzt ohne dem übrigen Haar unter dem Schermesser fallen Scheitel eine Feder, als Zeichen der ihrer besonderen Ob- samt musste. Vielleicht wurde die Binde überhaupt enfunden, hut anvertrauten Gerechtigkeit; die Schrift- und Rechts- um die nicht vorhandene Locke zu verdecken, denn das gelehrten deren zwei (Taf. 2, 4). Bild eines koniglichen Prinzen aus der 19.^Dynastie zeigt Dass die Priester überhaupt als Auszeichnung ein Priester diesen mit fast ganz kahlem Kopf, auf dem neben wenigem Leoparden-Fell trugen, ist schon erwâhnt, und ebenso, dass gescheiteltem Haar der Prinzenzopf sichtbar ist. Ob aber dieses im neuen Reiche oft durch einen leichten Umschlag das Haar auf der Haut gewachsen oder künstlich befestigt ersetzt wurde. Doch scheint es bei feierlichen Gelegen- ist, ist nicht zu erkennen; eines kann so gut sein als das heiten auch in der spâtesten Zeit unumgânglich gewesen andere. Hierbei erklârt sich zugleich das oben erwâhnte zu sein, denn Bilder aus der 20. Dynastie zeigen Priester Schildchen, denn statt seiner hat der Prinz hier eine kreis- in aUem Kleiderschmuck des neuen Reiches mit dünn- fôrmig gewundene Flechte, und offenbar ist diese spâter stóffigen Gewândem, Leibschârpen etc., und über aller wie der Zopf durch die herabhângende Binde so durch das dieser leichten Herrlichkeit doch das schwere Pantherfell Schildchen überdeckt und zuletzt vertreten worden. Über (Taf. 2, 1). Sonach mag dieses dieselbe SteUe eingenommen der Binde tragen die Prinzen und Prinzessinnen gewôhn- haben wie bei uns der Talar. Es gibt in der Tracht jedes lich ein Diadem, das mitten über dem Schildchen hingeht, Volkes gewisse Dinge, die nicht wanken und nicht weichen, also wohl dessen Festsitzen vermittelt (Taf. 1, 10), ob auch ailes andere rundum aus den Angeln gehe. Ein Amt, das meistens den Prinzen zugef^en zu sein scheint, war das des Fachertragers, denn es finden sich S. Kriegstracht. sehr viel Bilder dafür. Die Fâcher, welche dieselben führen. Die Schutzwaffen des waren wesentlich von Fâcher sind aber niemals die grossen Fâcher, welche von den Konigs ©es KOnigs Sklaven über den sitzenden Figuren der Herrscher gehalten seiner gewôhnlichen Tracht unterschieden. Nur im Kriege oder bewegt werden, sondem die von den Prinzen getrage- trug er den Streithelm (Taf. 2, 9). Dieser war vermutlich nen Fâcher bestehen immer aus nur einer Feder, die auf aus Leder und mit Metallbuckeln beschlagen. Er erscheint einem geschnitzten Griff mit zwei abwârts gebogenen Spitzen immer blau gefârbt mit weissen oder gelben Kreisen be- steht (Taf. 1, 8, 10). Waren die anderen Fâcher zu schwer setzt. Er ist gross und hoch gewôlbt, und von den Ohren zu handhaben, überliess man es daher den Sklaven, und nach hinten lâuft eine scharfe Kante schrâg hinauf, die, begnügte man sich mit dem Symbol des Fâchers, einer wenn der Helm in zwei Schalen âhnlich einer Muschel aus- einzelnen Feder? Es hat grosse Wahrscheinlichkeit und einandergelegt würde, ihn in eine vordere tiefe und eine dann gehorte der âgyptische Fâchertrâger neben den Erz- hintere flache Schale trennen würde. Am unteren Rande Truchsess und Erz-Mundschenk, Erz-Kâmmerer und -Mar- desselben vom und hinten erscheint stets ein gelber Metall- I. Die Aegypter, 13 streifen, der náher am Kopfe anliegt als der Helm, also der den Obren angepasste Scbnitt des unteren Randes. entweder eiu Diadem (denn hinten hângen zwei Bander (Vergl. Taf. 2, 9, 11.) herab) oder auch nur eine Einfassung des Helmes dar- Angesebene Offiziere tmgen ausserdem eine Feder auf stellen soil. Vom über der Mitte der Stim ist stets der der Mitte des Scbeitels (Taf. 2, 11); geringer scbeint die Uraus angebracbt. Auszeicbnung durcb Quasten auf der Spitze der Mütze ge- Panzer Die Brust wurde durcb eine Jacke oder einen Panzer wesen zu sein, wenn es überbaupt eine war. mit kurzen Armeln geschiitzt, worauf zwei Sperber Die Bmstbekleidung der Offiziere bestand in einem so ge- stickt oder eingewirkt sind, dass ihre Kopfe in den Achsel- Panzer aus Zeug, der mit ledemen Querriemen von recbts gruben und die Schwanze auf den beiden Hûften steben, die nacb links überzogen war (Taf. 2, 7, 12). Diese wurden Flügel von den gegenüberstebenden aber sicb auf der Brust besonders seit der Zeit des neuen Reicbes baufiger getragen, und dem Rücken kreuzen, so dass der Konig nacb links weil die âgyptiscbe Kunstfertigkeit in alien Gewerben seit- und recbts von zwei Sperberflügeln eingescblossen ist dem rege geworden war. Seit derselben Zeit kommen aucb (Taf. 2, 9). Das Webrgebange war das gewobnlicbe scbon Scbuppenbemden vor, die aus verscbiedenfarbigen MetaU- Gurt erwabnte: ein bunter Gürtel mit einem breiten Scbild platten reibenweise zusammengenietet waren (Taf. 2, 11). (Scbloss oder Scbnalle) vom. Dieses trug gewobnlicb die Aber da diese Hemden unter den aus Vorderasien ein- Namenszeicben des Kônigs. Von da berab fiel ein breiter gelieferten Zeicben der Untertanigkeit sicb finden, so Riemen oder Metallstreifen, der mit bunten Steinen besetzt sind sie auslandiscb und scbeinen es aucb, ibrem seltenen war und unten in sieben TJraen endigte. Seitlicb aber lief Vorkommen nacb, immer geblieben zu sein. So waren sie die Einfassung dieses berabbângenden Riemens unten in also wabrscbeinlicb nur Gescbenke des Kônigs an seine zwei grossere Uraen aus. Neben diesen Mittelstreifen Tapfem. bingen jederseits nocb drei scbmalere, rot oder blau Um die Hüften trugen die Offiziere lederne ge- Streifen, fârbte, die nacb aussen immer kürzer wurden. deren Enden vom mitten binabfielen, dadurcb das Webr- des nacbabmend. Von da bis zu den schurz Von den Hüften bis zu den Knieen trug der Herrscber gebânge Kônigs Knieen reicbte der Scburz, der ôfters erscbeint und den gewobnlicben Scburz, doob sind nocb Bilder vorbanden gefârbt nocb mit ledemen borizontalen Streifen in der — meiner Erinnerung nacb z. B. in Abu Simbel der gewôbnlicb — wo Mitte oder am unteren Saume besetzt ist (Taf 2, 7, 12). Konig im volien Kriegerscbmuck zugleicb den dreieckigen Aucb die Heerfübrer batten als wicbtigste Waffe gleicb oben bescbriebenen Scburz trâgt. Ja es gibt einige Dar- dem den Scbônes Scbnitzwerk oder kost- stellungen^ wo er sogar im Streitwagen ein langes Gewand Kônig Bogen. bare Hôlzer zeicbneten ibn vor dem des von den Hûften bis auf die Knocbel trâgt, docb sind deren gemeinen Kriegers aus. Aucb der Kôcber wurde bemalt oder mit Scbmelz wenige. Gewobnlicb tragt er im Kampfe nur den ein- besetzt 7 und Taf. 2, Ausserdem fübrten facben Scburz. Unter den Füssen batte er meistens San- (Taf. 3, 11). andere die Streitaxt 2, 7, 12) oder den dalen, sobald der Streitbelm das Haupt zierte. (Taf. Wurfspiess, docb war derselbe dann leicbter und zierlicber gearbeitet, streitwagen Die Angriffswaffen des Kônigs waren Bogen und als der des gewôbnlicben Mannes. Pfeile, die Streitaxt und ein kurzes Scbwert. Er erscbeint Die gemeinen âgyptiscben Krieger kâmpften ursprüng- in den Bildem des Kampfes meistens im Streitwagen, den licb nur zu Fuss und mit bôcbst einfacben Waffen. Die WaflPen gespannten Bogen in der Linken, mebrere Pfeile in der ersten Reiter babe icb an der Südwest-Mauer der grossen Recbten; einer liegt auf der Sebne, die anderen werden vom Halle mit 137 Sâulen zu Kamak dargestellt gefunden, also Gold- und kleinen Finger gebalten, so dass die Pfeilspitzen sind sie erst aus dem Anfang des neuen Reicbes, aus der nacb unten steben. Er nabm also immer mebr als einen aus 19. Dyn., môgen also wobl, wie so vieles andere, durcb dem auf dem Rücken bângenden Kôcber beraus. Oder er die Kriege mit Vorderasien in Agypten eingefübrt wor- fûbrt in den Bildem eine Streitaxt (Taf. 3, 5) oder ein den sein; dafür spricbt aucb die Tracbt der erwâbnten krummes breites Scbwert. Im Gûrtel steckt stets ein kurzes Figuren. Übrigens ist im alten Reicbe das Pferd vôllig gerades Scbwert oder Messer, dessen Griff in zwei Sperber- unbekannt, denn nirgends findet sicb eine Abbildung des- kôpfen endigt (Taf. 3, 6). selben aus jener Zeit, indessen der Esel und das Rind so Die Offiziere des Heeres zeicbneten sicb vor den ge- oft und so früb erwâbnt werden. raeinen Kriegem durcb oft sebr prâcbtige Rûstungen und Im Memnonium zu Tbeben fand icb die ersten Ab- Waffen aus. Ibr Kopf wurde durcb starke ledeme Mûtzen, bildungen von Kriegem auf Streitwagen, also ebenfalls aus Mütze die scbôn gefârbt waren, gescbûtzt (Taf. 2, 7, 12). Oft der 19. Dyn. Sonst aber erscbeint das âgyptiscbe Heer waren dieselben aucb, âbnlicb dem Streitbelm des Kônigs, zum grôssten Teil und meistens nur zu Fuss. Es zerfiel mit Metallplâttcben besetzt (Taf. 2, 11). Aus dergleicben nacb seiner Bewaffnung in verscbiedene Gattungen. Der Abbildungen gebt genûgend bervor, dass, wie der drei- Tempel von Medinet Abu z. B. liefert dazu ausfübrlicbe eckige Scburz nur eine der Wûrde des Kônigs entsprecbende Belege. Da finden sicb Bogenscbützen upd Scbleuderer Vergrôsserung des âltesten Zeugstûckcbens an derselben (unserer leicbten Infanterie entsprecbend), dann Axt- und Stelle war, so der Helm nur eine ebensolcbe Vergrôssemng Lanzentrâger (unsere scbwere Infanterie). Jede dieser ver- der gewôbnlicben eng anscbliessenden Mütze. Dafür spricbt scbiedenen Abteilungen zeicbnet sicb aucb durcb ibre Be- 14 Das Altertum. kleidung aus. Die gewôluilicliste ist auch hier die Mütze I Auch findet sich die Keule mit einem runden Messer an und der einfache Schurz ünd von Schutzwaffen ist dahei ihrer Spitze (Taf. 2, 7 und 3, 5), also eine Art einseitiger keine Rede. Dies gilt vorzugsweise von der leichten In- Streitkolben oder Morgenstern. Diese Waffe findet sich fanterie. Die schwere dagegen hat meistens lang herab- aber nie in der Hand des gemeinen Kriegers, sondern nur reichende Kappen (Taf. 2, 12), ein Warns mit kurzen in der des Kônigs oder der Feldherren. Ebenso die ei'gen- Armein (ebenda) und beides sowie der Schurz ist oft mit tümlich gekrümmten Schwerter, die aber jedenfalls aus Lederriemen überzogen. Es scheint also im agyptischen Asien heriiberkamen, dem Lande, das noch heute sich Heere Abteilungen gegeben zu haben, die ganz von den durch seiue krummen Sabel vor anderen auszeichnet. Die Vomehmen gebildet wurden, was auch mit der Kasten- damaligen hatten nur kiirzere Klingen und langere Griffe. einteilung vortrefflich übereinstimmt. Denn gewiss ist die So erinnern auch die Messer der Konige und vornehmsten Kaste der Krieger dort, "wie in Indien noch heute, in viele Krieger in ihrer ganzen Gestalt an die langen Messer der TJnterabteilungen zerfalien, und der neugeborene Knabe heutigen Syrer. war also schon von Geburt ein (nach unseren Vorstel- Noch muss bemerkt werden, dass der Bogen, obgleich Bogen ais lungen) Kanonier, Dragoner, Ulan oder Musketier etc. Die die haufigste Waffe, doch zugleich die vornehmste gewesen Hauptwaflfe bessere Ausriistung der schweren Fusstruppen bekundet sein mag. Nicht nur, weil er die Hauptwaffe der Konige deren grosseren Besitz, und je grosser dieser, desto hoher ist, sondern auch, weil es unter den vornehmsten Heeres- die Rangordnung. Es gab im agyptischen Heere einzelne Abteilungen immer npch Bogenschützen gibt, die durch Abteilungen, deren Tracht ahnlich ist derjenigen der übrigen ihre Tracht den ausgezeichneten Stand bekunden. Er war Anführer, also bestanden jene Regimenter, in unserer also die hochste und zugleich die niedrigste Waffe, wie der Weise ausgedriickt, aus lauter Offizieren. Sie entsprachen Schurz das hochste und niedrigste Stück der Kleidung. den Leibwachen des vorigen Jahrhunderts, die auch so Was die Feldzeichen der agyptischen Truppen an- Fahnen vomehm galten, dass der gemeine Krieger wie ein Offizier geht, so waren diese ihren religiosen Vorstellungen ange- gehalten wurde. Der Unterschied lag nur darin, dass in passt. Es sind entweder Gotterbilder (Taf. 3, 1) oder Bil- Agypten die Geburt alies entschied. Auch erinnert es an der von heiligen Tieren (Taf. 3, 2, 3)^ welche auf hohen die Gardesdukorps unserer Zeit, wo mindestens die Offiziere Stangen getragen wurden, oder auch andere syrabolische allé von Adel sein müssen. Zeichen vertraten deren Stelle. Lange Bander hingen Die Abbildungen lehren, dass im neuen Reiche die meistens von dem Bilde langs der Stange herab. Es gab Tracht einer bestimmten Waffengattung ganz überein- besondere Fahnen fur grossere, andere fiir kleinere Unter- stimmend war: die Uniform war also enfunden ! Auch abteilungen des Heeres, oder wie wir etwa sagen wiirden; dies passt in das Kastenwesçn vortrefflich hinein. Die Regiments- imd Kompagnie-Fahnen. Saughnge hâtten also auch schon wissen konnen, welch Auch Musik hatte dag Heer und zwar finden wir in Musik einen Rock sie künftig tragen wiirden — was freüich auch den Abbildungen sowohl Trommeln, als Pfeifen und Trom- unsere fiir viele Falle wissen konnten, wenn sie dessen peten, ahnlich den unseren, nur werden die ersten horizontal fahig waren. getragen und auf beiden Seiten geschlagen. Die hochste Klasse des Adels kampfte, wie einst die Fürsten der Griechen, zu Wagen, oder wie der romische Adeiige und der deutsche Adel des Mittelalters zu Pferde. Es C. Gerlite. war Krieger ^q;q.z natürlích, da Besitz und vomehme Abstammung zu- Das alte Reich kennt deren nur die notwendigsten einander passten, da der hochste Adel auch die reichsten in Hans und Hof. Gegen das Ende desselben unter der Güter besass, dass nur dieser im Stande war, einen solchen 12. Dyn. zeigen sich allerdings schon die Handwerke Aufwand zu bestreiten, als die Ausriistung eines Wagens sehr angeregt zu allerlei Gegenstanden des Luxus, aber forderte. Denn die Bilder lehren, dass hiermit ein grosser erst mit dem neuen Reiche und semen asiatischen Er- Luxus getrieben wurde, dass an die Verzierung von Wagen oberungen wird wie in der Tracht, so auch hier ein ge- und Pferden fast ebensoviel, vielleicht oft noch mehr ge- waltiger Umschwung sichtbar. Das Prachtigste freilich wendet wurde als an diese selbst. wurde wie an Kleidem, so auch an Gerâten, immer auch Schiide Die schwere Infanterie führte fast durchweg Schüde, spater aus Asien bezogen. die bei den verschiedenen Abteilimgen verschieden waren, Die Hauptquelle fiir die Kenntnis der Kunstfertigkeit Gewerbe auch im Laufe der Zeit sich anderten. Es gab welche, die des alten Reiches sind die Grâber zu Benihassan. Sie lehrt oben abgerundet waren und unweit des oberen Randes ein uns, dass die Agypter um 3000 v. Chr. bereits Topfe aus Loch hatten, wahrscheinlich um den Geguer durch das- Ton auf der Drehscheibe machten, dass sie den Webstuhl selbe zu beobachten (Taf. 2, 12). Andere Formen liefen kannten. Tuche webten. Glas bliesen, Leder zu gerben oben in eine Spitze aus (Taf. 3, 21) oder verbreiteten sich verstanden, Seüe drehten, toneme Gefasse im Brennofen nach unten (Taf. 2, 8). Oft hatten die Schiide am Rande brannten u. s. w. Auch haben sie bereits sowohl die gleich- wage und in verschiedenen Querstreifen Metallbeschlage (Taf. 3, armige Wage, wie die romische. Von dieser wenigstens waffen 22). Die Angriffswaffen der vornehmen Regimenter waren das Prinzip, das an der gleicharmigen zur Bestimmung die Keule, das Beil (Taf. 3, 8) und die Lanze (Taf. 3, 9). feiner Gewichtsunterschiede verwendet wurde. I. Die Aegypter. 15 Werkzeuge Dass aucli das Handwerkszeug der verschiedenen Ge- Aucb in Grab 86 (Dyn. 4) findet sicb ein Sessel rait werbe scbon sehr ausgebildet war, bedarf biemach kaum Stierfüssen und scbon verzierten Knopfen am Rückteil. der Erwahnung. Der Zimmermaim batte verscbiedene Ausserdera scbeinen ira alten Reicbe nur nocb Feldstiible Arten Axte und Beile, allerlei Sagen, Hauen, Meissel und ira Gebraucb gcAvesen zu sein, ganz me die unseren ge- dergl., und dass Winkel und SetzAvage sicb vorfanden, forrat. setzt uns bel dem geometriscben Sinn des Volkes, der An Tiscben finden Avir vorzugSAveise dreibeinige, deren Tische alljabrlicb durcb die Notwendigkeit neuer Grenzbestimm- Platte von Stein geAvesen zu sein scbeint. Neben ibnen ungen nacb der Uberflutung friscbe Nabrung erbielt, nicbt treten — bei religiosen Gelegenbeiten fast iraraer — in Erstaunen. Mebr tut dies z. B, ibr Blasebalg der Tiscbe auf, deren Platte auf einer Mittelsaule rubt. Dass Scbmiede, der aus 2 Sacken (wabrscbeinlicb aus Leder) die Agypter aucb bier sebr bald auf Ausscbraückung bestebt, die rait beiden Füssen zusararaengepresst werden, dacbten, beweisen die bunten Platten, die wabrscbeinlicb und durcb lange Ròbren, die von ibnen ausgeben, die Luft eingelegte Muster batten (Taf. 3, 42). in das Feuer fübren. Die Füllung wurde durcb Scbnüre Das neue Reicb fübrt die bereits ira alten angedeutete stuhi bewirkt, worait die Scblaucbe in die Hobe gezogen wurden. Idee einer Lebne auf das vollkoramendste aus. Wenn ira Viele der Instrumente setzen den Bescbauer dadurcb alten Reicbe die Sessel sicb erkübnen, binten eine Quer- in Verwunderung, dass sie nocb beute ira Gebraucb sind, wand zu erbeben, so ist diese etwa 4 ZoU bocb und scbeint dass also 5 Jabrtausende nicbts Besseres baben an die Stelle mebr des Lederkissens, als des Besitzers wegen angebracbt. setzen konnen. So baben z. B. die Agypter scbon raindestens Nacb den Kriegen in Asien jedocb bort diese bescbeidene. seit dera Jabre 1400 v. Cbr. den Drillbobrer, ganz in der- Zuriickbaltung auf. Agypten bat sicb angestreilgt; es bat selben Gestalt, wie unsere Scblosser und andereMetallarbeiter. die Herrscbaft der Hyksos abgeworfen; es Avill sicb ruben. Farbung Die Kunst, der Farbe durcb die Beiraiscbung eines Die Stiible erbalten also eine Lebne. Der Rücken, der Klebstoffes raebr Halt und Bindung zu geben, war ibnen sicb bisber allein aufrecbt erbielt, stiitzt sicb nun gegen aucb scbon bekannt, und die Zunft der Maler und Lackierer den Stubl; — der Nacken, der das fremde Jocb getragen war bei dera grossen Bedürfnis nacb Bildem gewiss eine und endlicb abgescbüttelt batte, war stark und riistig ge- der bedeutendsten. Dass es eine Art Leim gewesen sein Avesen — jetzt lebnt er sicb an und Avird scbwacb. muss, worait sie ibre Farben raiscbten, gebt daraus ber- Diese Lebnstüble waren ira Kônigsbause von der sau- vor, dass sie sicb des Feuers bedienten, ura dieselben zu- bersten Arbeit. Die Holzteile waren rait bunten Plattcben zubereiten. Dass aber die Maler sowobl als die Bildbauer eingelegt, vergoldet etc. und die Lederpolster rait allerlei und Arcbitekten nicbt zu den boberen Standen zablten, Zeicbnungen bedruckt (Taf. 3, 45 u. 46). Am reicbsten dass sie nicbt freie Künstler waren, ergibt sicb aus den blieben aucb bierin die auslandiscben Waren. Agypten rait der Peitscbe bewaffneten Treibem und Aufsebem, die bat es in feiner Arbeit nie mit Vorderasien aufnebraen neben ibnen erscbeinen. komien, was einfacb aus der Abstararaung und Verfassung Was nun die Gerâte insbesondere betrifft, so raocbten der verscbiedenen Volker bervorgebt. Griecbiscbe Augen wir der besseren Ubersicbt wegen dieselben nacb den und Hânde (deren Spuren wir in Vorderasien baufig ge- Orten gruppieren, wo sie zuraeist angewendet Averden. nug finden), steben in der Kunstfertigkeit am einen, und Damacb ergeben sicb Stuben-, Kücben- und Garten- oder afrikaniscbe (davon war docb in den Agyptem eine starke Feldgerate, und abgesondert davon rausikabscbe Instrumente, Beiraiscbung) am anderen Ende der Fabigkeitsleiter, jene da Avir dieselben, Avie den Scbmuck bei den Kleidungs- oben, diese unten. Und persônlicbe Freibeit ist für die stücken, nicbt gut übergeben konnen. Künste unentbebrlicb, für die GeAverbe raebr als Avünscbens- Avert, wenn sie gedeiben solien, und aucb bierin stand 1. 8tabenger¿lte Agypten seinen nordbcben Nacbbam nacb. Wo die Peitscbe oder Avie man rait einera franzosiscben, in Deutscbland eiiies Aufsebers fiber dera Arm scbAvebt, der den Meissel fast eingebürgerten Worte sagt, Mobel. Wir begreifen des Bildbauers oder Holzscbneiders ffibrt, da Avird dieser danmter aUe Arten von Sitzen, Tiscben und Scbranken, obne Geist, obne inneren Antrieb arbeiten, Aveil der aussere Die Agypter fertigten, Avie die Farbe der Gegenstande lebrt, Antrieb jenen gar nicbt aufkoraraen lasst. ibre ersten Stiible und Tiscbe aus Holz an. Friibe scbon Diese aus Vorderasien eingeffibrten, entAveder dort dacbten sie an Yerzierungen derselben, denn scbon unter bestellten, oder als Tribut erngelieferten Stfible Avaren Sessei der 4. Dyn. (Gizeb, Grab 15) baben die Sessel Stierfiisse fiberreicb verziert. Die Lebnen endigten in Tierkopfen und an den binteren Ecken des Sitzes Knopfe, den auf- (Taf. 1, 13) oder Avurden durcb gauze Tiere dargestellt; brecbenden Papyrusblüten abnbcb (Taf. 3, 44) oder aucb unter dera Sitze fanden sicb entweder als Scbnitzwerk der Lotosblurae. Die Polster sind aufgelegte Kissen, und (Taf. 3, 43) oder Malerei die Büder der untergebenen scbeinen rait Leder überzogen zu sein. Ibre Farbe ist rot, Volker, fiber oder auf welcben der Herr deranacb rubte. blau oder Aveiss. Nocb feblt bier die Lebne. Daneben Eine deutbcbe Art, durcb Symbole zu reden! —*) erscbeinen viereckige Kasten aus Palraenstâbcben gemacbt, *) Der Deutlichkeit wegen haben wir es in vorgezogen, Fig. 43 ganz der Art, Avie man sie nocb beute in Agypten als hier (und auch in anderen Tafeln eine oder die andere Fig.) Divans oder Lager und ebenso als Hûlmerkâfige benutzt. geometrisch statt perspektivisch zu geben. 16 Das Altertnm. Betten Die Betten oder besser Lager dar Agypter waren den Stain gaschnittan, wia sich daran von Alabaster noch víala Bildem nacb zum Tail einfache auf 4 Bainen rubanda flndan. Dia Hailkunda dar Priastar war, wia das alta Flatten oder Rahman mit Zaug baspannt; zum Tail hattan Testament bazaugt, schon ziamlich ausgabildat, dann dia sia am Kopfanda eina Art Lahne, Auch sia wurdan bai mosaischan Vorschriftan sind, da Mosas ihr Schülar war, dan Vomahman mit Polstarn balagt, die salbst übar dia Zaugnis ganug dafür. Lahna hinübarhingan. Das Kopfkissan war ain aus Holz gaschnitztar Halbkrais, dar auf ainam Fusse ruhta mit 3. OefUsse. dar .hohlan Saita nach oban, um den Kopf aufzunahman. Saltan ist dassalba aus Metall odar Stain. Spuran von Auch hierin waren dia Altan schon so wait, als dia Polstam findan sich an dan holzaren nicht, auch sind sia hautigan Agyptar, dann ihra Formen sind gabUaban ganz dazu zu anga, und so haben wohl die Agyptar bis zum dan Badürfnissan des Landes antsprachand, Noch haute Konig hinauf ihr Haupt nia waich gabattat, was bai dem draht dar Fallah auf sainar ainfachan Drehschaiba saina hartan Schâdal das Afrikaners auch gawiss abanso gut an- Wassarkrüga u. dargl. aus Nilschlamm, dar sich an ain- gaht, als bai dam Chinasen, dar noch haute sain Haupt auf zalnan Ortan dazu basondars tauglich arwaist, und backt ainan langan niadrigan Klotz lagt. Die Baina des Lagars sia antwadar an dar Sonna halbhart, odar im Brannofan waran hoch, dann vor jadam staht aine klaina Trappe mit ganz hart. Dass dia Altan Glas batten, ist schon arwâhnt 3—4 Stufan, und man bagraift, warum, da hanta noch wordan, und sia wusstan aus damsalban alia wünschans- Agyptan mit ainar so raichan Anzahl Mâusa und Rattan wartan Gastaltan zu bildan, nur Fenstarschaiban nicht, bavôlkart ist, wie kaum ain Land; und dass as auch viaUaicht wail diasa ihnan nicht wünschanswart waran. schon in dar altan Zait so war, davon gibt das arsta Dar halbgabrannta Ton war wagan sainar Porositat Buch Mosis Zaugnis. Die Plagan das Mosas waran nur vorzüglioh gaaignat, das Nilwassar zu filtriaran und zu Varstarkungan dar immar fortlaufandan Ubal. Zu diesen kühlan, und dass sia sowohl das aina, wia das andera Ver- gahôrt dann auch das Hear dar Insaktan, vor alien dar fabran kanntan, das bawaisan dia Forman dar Gafâssa. So Stubanfliagan, die ich in kainam Landa dar Erda so zahl- ist ihr zwaihankaligar grosser Krag, untan spitz (Taf. 3, 17), raich und zudringlich fand, als im Niltal. Harodot ar- dar Wassarflltar, ganz wia dar hautiga und dar klainara zahlt, dass die Lagar dar Agyptar mit Moskitaros übar- ungahankalte dar Kühlkmg oder Kulli (Taf. 3. 19). spannt saian, aina Sitta, die noch haute abanso notwandig Solltan Flüssigkaitan von ainam Ort zum andaran ga- ist, wia damais. schafft warden, so gaschah dies mit Hilfa von ladaman schreine Die Schraina und Schranka waran nicht von badau- Schlauchan, wia dies noch jatzt im Orient aUgamain ga- tender Grossa, dann die Klaidar ^wurdan nicht aufgahangt, schiaht. Zur Aufbawahmng das Wainas dientan grosse sondem hinaingalagt. Da nun die Klaidung das gamainan doppaltgahenkalta Krüga, zum Auftragan dessalban auf Mannas fast gar kaina war, so badurfta ar kaiuas Kld^dar- dia Tafal langhalsige Kannan mit üntarsatz (Taf. 3, 15), schranks, wia dar hautiga Agyptar auch nichts davon woraus harvorgaht, dass dar latztara nicht poros, dia waiss. Nut Vomahma hattan Klaidar zu varwahran arstaran abar poros gawasan sain. Zum Trinkan salbst (Wascha nach unsaran Bagriffan gab as gar nicht, salbst badianta man sich dar varschiadanstan Forman, bald nicht bai dan Konigan; diasa Vorstallung ist übarhaupt flachar Schalan (Taf. 3, 18), bald ziarlichar Nachbil- arst aina nachromische). Dazu badiantan sia sich klainar bildungan labandar Forman (Taf. 3, 20). Auch trockana langlichar Koffar odar Tmhan, und zur Aufbawahrung Spaisan, ais Komar u. dargl. wurden in Tongafassan ihras Schmuckas klainai Schrankchan, oft in Form dar (Taf. 3, 16) aufbawahrt, dagagan in Sackan fortgaschafft. Tampal. Die Schminka und was sonst zur Korperpflaga Dass auch die schônstan Gafâssa arst wâhrand das gahoi-ta, wurda abanfalls in klainan Kastchen varwahrt, nauan Raichas vorkamen und asiatischan IJrsprungs waran, die für jadan Gaganstand ain basondaras Fach batten. kann nach dam Früharan nicht wundar nahman. Von Lampen Dia Lampan waran ursprünglich flacha Schalan mit 01 dort stammtan auch alia jane Vasan und Uman aus und Docht, bis nach dar Bakanntschaft mit Griachanland fainam Ton odar adaln Matallan, mit Bluman u. dargl. dia dortigan Formen harübarkaman und sich ainbürgarten. varziart, dia wir auf dan Abbildungan flndan, und dia Spiegel Dia Spiegel waran von Metall, und zwar sind dia mahr zur Ziarda, ais zum Gabrauch dientan. noch vorhandanen aus ainer Mischung, dia dem Massing am âhnlichstan ist (Taf. 3, 28). Sia bastandan aus ainar 3. Feld- and Oartengerdt. maist ovalen Platta mit einem Griff, dar irgandwia, ga- wohnlich mit dam Bilde ainar Gottin varziart war. — Von diasam haban wir in dar Tafal das baschranktaii (Dia Tafal zaigt dan Kopf dar Hathor [Venus] mit Kuh- Raumas wagan nur dasjaniga aufganomman, was künst- obran, da sia dia Eraahranda ist. In Dandara stand ihr larischan Wart hat, und atwa in solchar Hinsicht ga- grosstas und schonstas Hailigtum.) fordart warden kônnta, nâmlich nur Kôrba. Diasa haban Korbe Haus- Eina nicht unwasentlicha Roña im Hausrat spialtan sich von dar altastan Zait das Raichas bis auf dan hau- Apotheke (jj0 Flaschan und Büchschan, worin dia Madikamanta ver- tigan Tag in Stofl und Form glaich arhaltan; natürlich, wahrt wurden. Bei dan Reichau waran dieselban oft aus dann janen liefert dar Bodan, und diese wird durch die I. Die Aegypter. 17 Bedürfnisse bedingt, die abermals vom Boden abhângen. der 4. und 5. Dyn. Aber allé diese wie die spateren bis Sie wurden und werden aus Binsen und Paliùblâttem ums Jabr 2000 sind scbwerfallig und die Spieler müssen geflochten und sind bald balbkugelig (Taf. 3, 40), bald knien, weil die Harfe zu sebr nacb binten gebogen ist. kegelformig (Fig. 41). Man scbafft darin grobe Komer Aucb die scbon verbesserte Harfe, wie sie in Benibassan und Friichte fort und bewabrt sie aucb darin auf. erscbeint, wird kniend gespielt. Erst im neuen Reicbe Ebenso bat sicb das Gérât zur Bearbeitung des erscbeinen Biarfen, die mit ansehnHcbem Klangkasten ver- Hackeu.dgi. Bodens seit 5000 Jabren unverandert erbalten. Die Hacke seben waren und im Steben gespielt wurden. Die Erfin- des alten Reicbes, eine krumme Kbnge an massig langem dung des Klangkastens wurde bald nocb weiter verfolgt, Stiel, in der bestinimten Ricbtung durcb ein Querband indera derselbe so erweitert wurde, dass er sicb zu einer festgebalten, ist aucb nocb beute im Gebraucb, und der Pauke benutzen liess. Aus derselben Zeit stammen aucb Pflug ist nur eine grossere Hacke, welcbe von Stieren ge- die Winkelbarfen (Taf. 3, 34) und allerlei Yeranderungen zogen wird. Die Scbaufel kennt der Agypter so wenig als der früberen Formen. Aucb die Zabi der Saiten batte den Spaten, weil sein Boden derselben nie bedarf. Aucb sicb indessen immer vermebrt, so dass es in der Zeit den Pflug benutzt er erst bei der letzten Aussaat wenn Ramses H. bereits 12—14, spater sogar 20 und mebr die afrikaniscbe Sonne den Boden so bart gebrannt bat, Saiten aufgespannt tmrden. dass die Hand mit der Erdbacke ibn. nicbt zu lockem vermag. Die kleinen Harfen (Taf. 8, 31) wurden erst, als ein Zur Unterbringung der Saat unter die Erde hediente Rückgriff in alte Formen, in der Zeit nacb der atbiopiscben man sicb, wie die Abbildungen lebren, einer Art Besen Herrscbaft erfuñden. Man wollte Neues scbaffen, aber die aus Palmenblâttem, welcber hinter dem Sâmann über die gescbwacbte Kraft musste sicb begnügen, wenn sie Altes Furcbén gefübrt wurde und statt der Harke oder der in etwas anderer Gestalt auffriscbte. Egge diente. Derselbe wurde von Menscbenband gefübrt. Ob die agyptiscben Harfen übrigens jemals einen Eingeemtet wurde mittels der Siebel und eingebracbt Yergleicb mit den unseren ausgebalten batten, dürfte mebr auf Eseln, die nocb beute im allgemeinsteû Gebraucb in als fragbcb sein. Der Ban, wie er aus den sebr genauen Agypten sind. Zum Drescben des Getreides wurden Stiere Abbildungen bervorgebt, war keineswegs dem Klang günstig benutzt, die darüber bingingen, ein Verfabren, das nocb und der aussere Scbmuck scbeint bald wicbtiger geworden jetzt sowobi in Agypten, als in Griecbenland und Klein- zu sein, als die Yerbesserung des Tones. Musikaliscben asien im Gange ist. Sinn baben die afrikaniscben Yolker aucb beute nocb nicbt gar viel, und alies, was wir von den alten seben, deutet darauf 4. Haiilkalisehe Instramente. bin, dass sie nicbt besser daran waren. I Ausser der Harfe kommt in den Abbildungen aucb Von den im Kriege gebraucblicben ist bereits die bin und wieder eine Lyra und zuweüen eine Zitber oder Lyra Rede gewesen; es waren die Trommel, die Pfeife und die Gitarre vor. Jene erscbeint zum erstenmal bei dem oft- Trómpete. genannten Zug asiatiscber Kramer, der in Benibassan sicb Ausser der Trommel und gewiss nocb vor ibr ba-tten findet. In der Blûtezeit des alten Reicbes scbeint sie sebr die Agypter zur Angabe gleicber Zeitteile Paare kleiner in Aufnabme gekommen zu sein, und im neuen erbtt Kiapper Holzstücke, die zwiscben den Fingem einer Hand zu- aucb sie mancberlei Yeranderungen. Früber wurde sie sammengescblagen wurden, abnbcb dem Kastagnetten der beim Spiel so gebalten, dass die Saiten borizontal lagen, Spanier, die ja selber aus dem Orient stammen. Dieselben spater jedoeb so umgedrebt (Taf. 3, 30), dass sie von wurden und werden nocb beim Tanze neben Pfeife und oben nacb unt^n gingen. Trommel gebraucbt. Wer keine bat, scblagt in die Hânde. Die Gitarren, welcbe sicb vorfinden, baben sebr lange Gitarre Ein anderes Scblaginstrument, das baufig bei rebgio- Ha^e Und kleiñe Klangkasten. Sie scbeinen mit einer sistrum- sen Feierlicbkelten vorkommt, ist das Sistrum (Taf. 3, 35). Horn- oder Metallspitze gestricben worden zu sein, da- Drei oder tier Metallstabe stecken untereinander in einem gegen die Saiten der Lyra stets mit den Fingem berübrt bufeisenformigen Bügel, dessen untere beiden Enden an wurden, wie die Abbildungen zeigen. einem Griffe befestigt sind. Auf den Staben laufen inner- balb des Bügels Ringe bin und ber, so dass es scbeint Aucb Unterbaltungsspiele, z. B. eine Art Scbacbspiel, schachspiei als babe durcb Scbütteln des Instruments ein Würfel etc. baben die Agypter gekannt, und dass scbon man nur Rasseln oder Klingen bervorbringen woUen. lb re Jugend, der beutigen gleicb, sicb ergotzen woUte, Das wicbtigste musikaJiscbe Instrument der Agypter das zeigen die aufgefundenen Puppen. Denn es scbreiten Puppen Yolker vor- Harfe unstreitig die Harfe. Sie kommt zu alien Zeiten, in wobl auf der grossen Bübne des Lebens die war aUen Formen und Grossen vor; bald ttird sie im Steben, über und eines drângt das andere vor sicb ber binter die bald im Knien gespielt, bald stebt sie selbst auf einem unverscbiebbaren Kubssen des Grabes (in Agypten freibcb UntergesteU (Taf. docb verscbiebbar), aber der Menscben Art ist sicb überall 3, 31). Die- altesten Harfen sind nur mit 6—8 Saiten be- âhnlicb. —^f spaunte flacbe Bogen mit Meinem Klangkasten (?) am Fusse. So erscbeinen sie in den Giabem zu Memphis aus 1 EretBchmer vu Bohrbach, Trachten der VClker. 3. Anfl. 3 18 Das Altertum. Was wir ausser diesen unmittelbaren Zeugnissen jener IL Die Assyrer. Zeit von damais Avissen, bescbrankt sicb auf die Hacb- ricbten der Nacbbarvolker, soweit diese mit den (Tafel 4 ii. Tafel 6, 21—39. Assyrern Herodot, Layard, Weiss und das sind. Berliner Museum; íür den Text noch Bonomi und Ferd. Justi, zusammengestossen und die Museen von London und Paris.) Es sind ausser den Armeniera, welcbe viele Denkmale mit Keüinscbriften, besonders in Wan, binterlassen baben, die Juden, Agypter imd Griecben, welcbe in ibrer Ge- A. Einleltung. scbicbte der Assyrer erwabnen. Die letzteren sogar nicbt einmal als Zeátgenossen, sondem als eines Yolkes der 1. Qaellen. Vorzeit. Für unseren Zweck, binsicbtbcb der Traçbt ist Eine anselmliche Hügelreihe an den Ufem des Tigris aber aus diesen Quellen ivenig zu scbopfen, sondem für war über 2000 Jalire von alien Voriiberfahrenden fur uns bleiben die vorerwabnten Bauten die bestè Scbatz- nicbts Anderes gebalten worden, und docb barg sie die kammer der Erkenntnis. Ja wir baben sogar, da die an Triimmer der alten Herrscberin dieses Stromes; docb war denselben ausgefübrten Rebefs die unmittelbare Anscbauung dieser Hobenzug der lange Sarg, darin die Konigin des der Figuren gewabren, einen grossen Yorsprung vor alien Landes begraben lag, und der Sarg selbst war aus ibren anderen, die sicb damit bescbaftigen, voraus, da wir nicbt Gebeinen geformt. Erst unserer Zeit war es vorbebalten, erst zu übersetzen braucben, sondem die Figuren uns ibn zu erbrecben und ungeabnte Scbatze fur die Kenntnis durcb sicb selbst belebren. der Vergangenbeit an das Liebt zu fordeni. Nocb sind Wenn es in Agypten Granit und Sandstein war, wir zwar nicbt imstande, aUe auf den Monumenten an- worin die Rebefs eingescbnitten wurden, so war es bier gebracbten Inscbriften (Keilscbrift) zu lesen, docb wird in Assyrien Alabaster, der in macbtigen Flatten (etwa der fortdauemde Fleiss der Arcbaologen aucb bier die 8 Fuss bocb und 5 Fuss breit) zur Bedeckung der Wande grossen Ratsel losen. Denn unabsebbar ist das Resultat benutzt wurde, weil er sicb am leicbtesten zu Büdem der Forscbung, und der kluge Menscb verarbeiten bess. „Überall weiss er Rat*. Diese Bildér sind aber nicbt, ivie die âgyptiscben, Was bisber nacb den Erzablungen des Herodot und den nacb einem bestimmten Stil ausgefübrt, sondem im Yer- bistoriscben Bücbem des Alten Testamentes als die Ge- gleicb mit jenen atmen sie scbon eine gewisse Freibeit. scbicbte der damaligen Reicbe gait, das fângt scbon an, Eine gewisse, sagen Avir," denn aucb bier klebt die Dar- sicb zu verscbieben, und gewinnt nicbt nur bestimmtere, steUung nocb fest an der ausseren Erscbeinung und ver- festere Grenzen, sondem aucb reicberen Inbalt. Wir mag es nicbt, dieselbe durcb deu Gedanken zu beberrscben. lemten in unserer Jugend nocb kurzweg: „Altassyriscbes Es ist nocb keine Kunst mit der Avir es bier zu tun baben; Reicb: Assur und Belus 2000, Hinus und Semiraniis 1500, nocb bat sicb aucb bier der Geist nicbt zur Bewaltigung Sardanapal 888. Daraus entsteben: Neuassyrien bis 600, des Stoffes erboben; das gescbiebt erst voUstandig im Babylonien bis 534 und Medien bis 555." — Yon da ab Griecbentum. Aber vergbcben mit den âgyptiscben Bild- wurde durcb die griecbiscben Nacbricbten die Kunde bauerarbeiten, bekunden die assyriscben scbon eine freiere klarer. — Jetzt lauten die Blatter der Gescbicbte anders, Auffassung, und einen Fortscbritt in der Darstellungsweise. wie wir bemacb seben werden, denn die ausgegrabenen Hier muss nicbt erst eine besondere Lesart der Quellen Balaste der Konige reden unwidersprecbbcb. erlernt werden, wie es dort notwendig war. Dieser Bauten sind es vorzugsweise fünf, die bis jetzt Aber darin ist die assyriscbe Bildbauerei aucb nie entdeckt sind, nambcb: der Nordwestpalast, der Zentral- weiter gekommen als die âgyptiscbe, dass sie nie von der palast, dann der Palast von Kborsabad, erbaut durcb Sargon, Baukunst sicb zu trennen gewagt bat. Aucb sie ging der von Kuijundscbik, erbaut durcb Sanberib und zuletzt daber in der Darstellung der einzelnen Teile über die der Südwestpalast oder der Palast des Assurbanipal. Diese Wirklicbkeit binaus, wenn aucb nicbt soweit als die âgyp- Gebaude geben Nacbricbten über eine Zeit von mebr als tiscbe. Aber wenn diese sicb vérpflicbtet füblte, Teile zwei Jabrbunderten (900 bis 650), freüicb gegen diè agyp- der Kleidung oder des Kôrpers darzustellen, die man, obne tiscben Denkmaler kaum zu vergleicben. Aber Assyrien den Standpunkt zu ândern, gar nicbt seben konnte, so lag nicbt wie Agypten in emem unzugangbcben Tale, bestrebte sicb aucb jene, ailes wicbtige — und dazu ge- sondem gerade mitten auf der Heerstrasse zwiscben dreien bôrten vor allem die Zeicben der verscbiedenen Range und Erdteilen; was Wunder, wenn jeder Zug von wandemden Würden — deutlicb vor das Auge zu rücken. So mag Volkem dort vorüber musste. Das Haus am Wege ist es kommen, dass sie sicb an den Kleidern mit dem blossen del Zerstorung scbneller preisgegeben als das in der Kontur begnügte, und jede Angabe von Falten vernacb- Tiefe des steil abfaUenden Tales, und wird nicbt so leicbt lassigte oder vielleicbt vermied, um die Muster in den wieder zu erbauen sein, als dieses. So bat der Fusstritt Zeugen nicbt ùndeutlicb werden zu lassen. — der Gescbicbte den Scbutt Mnives tiefer und tiefer an Aucb mag wobl zu der immer nocb steifen und ângst- dec Ufern des Tigris eingetreten, bis ibn die Emsigkeit licben Sorgfalt in der Darstellung sebr viel beigetragen unserer Zeit wieder aufgewüblt und durcbsucbt bat. baben die strenge âussere Umgangsform des assyriscben II, Die Assyrer. 19 Hofes und seiner Umgebung, wie sich dergleichen ja nocli Erst einige Jabrzebnte heute im Orient spâter gelang es dem zur Greniige vorfindet. Kônige Bin-nirasi (809—780), das stets Noch miissen wir angefeindete Medien end- ausser den schon erwahnten Aus- licb zu unterwerfen; docb scbeint diese Eroberung nicbt grabungen auch derer von Babylon erwahnen, die in dauernd gewesen zu sein, denn scbon Jabre neuester Zeit in der secbzig Gegend von Hillah spâter am Eupbrat legte Sargon (721—704) eine Reibe von unternommen warden, da an, man durch die Festungen Resultate der um sicb gegen die Meder zu scbützen. Die RoUen waren früheren ermutigt war. Sie haben zwar den Gesichtskreis also bereits vertauscbt, und war in der nicbt in die Assyrien frühere Zeit bin erweitert, sondem Lage, vorlaufig sicb verteidigen zu müssen. nur Trümmer spâterer Gescbicbtsperioden entbüUt, ver- Denn aucb bier wiederbolte sicb das alte sprecben aber, da sie erst im Scbauspiel Beginn steben, bei fortge- der Gescbicbte, dass ein Reicb, sobald es und setzter Arbeit nocb reicbe Ausbeute mâcbtig und Erganzungen zu üppig wird, durcb die Tribute der den Vorstellungen, welcbe Unterjocbten vv^ir durcb die zugrunde Trümmer von gebt. So râcbt sicb die Unterdrückung. Das den Volkern Ninive gewinuen. ausgepresste Gold ist dem Eroberer gefâbrlicber als das Eisen, das ibm Widerstand leistete. Dieses besiegte er: 2. Oeschichtliches. jenes besiegt ibn, indem es ibn durcb seine Last von dem Tbrone, den er durcb Eisen Die bestieg, Sage dass allmalig berabziebt. lebrt, vor dem assyriscben Reicbe Das ist die Gerecbtigkeit der Weltgescbicbte. Der maze- scbon ein babyloniscbes bestanden babe. Ob dies und in doniscbe Speer unterwarf Asien, aber das asiatiscbe Wobl- wie weit es Wabrbeit ist, wird die Forscbung erst nocb leben macbte den Scbaft verfaulen und seine frass lebren. Bis jetzt ist nur soviet Spitze deutlicb, dass zur Zeit der Rost. So unterliegt die stolzeste Kjraft der weicbbcben der 19. agyptiscben Dynastie das assyriscbe Reicb die Herr- Scbwacbe. scbaft m Vorderasien errungen batte. Vorausgegangen So wurde aucb Assyrien besiegt — nicbt sowobl war, wie in Agypten vor der Herrscbaft des Psammeticb, durcb die Waffen seiner Nacbbarn, als durcb ibre Gaben eine Zerstückelung des Landes in viele kleinere Reicbe, und Tribute, durcb Gold und kostbare Gewander. Die aus welcben sicb das mesopotamiscbe gegen den Anfang scbône Last wurde der grossen Ninive endlicb zu scbwer: des 13. Jabrbunderts erbob, um allé ôstlicben und west- sie sank! In ibren Mauern bauste nur nocb Woblleben licben Nacbbarn nacb und nacb zu bewaltigen. Etwa um und Üppigkeit; da zog Kraft und Ausdauer fort, — denn dieselbe Zeit scbeint Ninive entweder entstanden, oder sie fanden keinen Raum mebr, dort zu docb wobnen, — und zu seiner Bedeutung emporgewacbsen zu sein. Denn liessen sicb bei den Nacbbarn nieder. von alien Seiten stromten die Tribute der unterworfenen Docb sinkt ein Volker grosses Reicb nur dortbin Sitz der langsam. Der zum Konige und bald boben sicb, Nacbfolger des Bin-nirasi, des Eroberers von wie im Medien, war Meere Wellen an Wellen, so dort Strassen an Salmanassar V. (780—770); er batte die Hâlfte seiner Strassen und Walle an Wallen. Regierung bindurcb Krieg zu fübren mit dem zweiten Die altesten ausfübrlicben Nacbricbteu, die wir bis Hauptfeinde, Arménien, docb obne besonderen jetzt besitzen, erzablen Erfolg. Denn von Tiglatpileser I. (1130—1080), das Gebirgsland war durcb seine zablreicben Tâler und dass er gegen Medien und Arménien kampft, das am oberen Scblucbten eine natürlicbe Festung, für Tigris Reicb Nairi jeden gelegene Angreifer erorbert, und von dort einen voUer Gefabren, für den Verteidiger eine starke Hilfe. Tribut von 1200 Pierden und 2000 Ocbsen empfangt. Das stârkste der verscbiedenen armeniscben Trotzdem Reicbe, mussten seine Nacbfolger aucb dieses Reicb Urartu, vor 100 Jabren scbon einmal durcb Salmanassar immer wdeder von neuem unterwerfen, bevor sie weitere erobert, wurde abermals unterworfen durcb Eroberungszüge unternebmen Tiglatpileser II. konnten. In den nacbsten (744—726) im Kampf zwei gegen dessen Kônig Sardu, trotz- Jabrbunderten scbeinen die Waffen seiten gembt zu dem sicb dieser mit dem Fürsten von Cbummuk baben, denn als (am Assur-nasir-babal Tigris) (882—857), nacb wel- verbündet batte. Er wurde gescblagen und auf der Flucbt cbem der grosse Nordwestpalast benannt wird, den Tbron in Tburus (nabe am Wan-See) gefangen bestieg, reicbte die genommen. Seine assyriscbe Herrscbaft von Pbonizien Untertaùen wurden zum grossen Teil nacb und Judaa bis Assyrien ge- an den Tigris, und zwar von seinen Quellen fübrt, und eine in Arménien auf des Kônigs Befebl neu bis zur Mündung in den persiscben Meerbusen. Dieser erbaute Stadt mit den Bewobnern des Gebirges bevôlkert. Konig eroberte das südlicbe Arménien mit 250 Stâdten So boffte der Assyrer die Kraft von Urartu (ein wie blübend gebrocben zu Zeicben, das Land damais war!) liess aber baben auf lange Zeit! Aber die Armenier wollten das das mâcbtigste armenische Reicb Urartu unangefocbten. Jocb von Ninive nicbt tragen, und bart und trotzig wie Dieses wurde dann von seinem Nacbfolger, Salmanassar ibre Felsenzacken des Ararat, war ibr Sinn für Freibeit, (857—829) erobert und die Hauptstadt Sulamiga trotz war ibre Ausdauer im Kampfe. Die vermeintliche , der lange Gegenwebr des Kônigs Arumi zerstôrt. Gegen Medien Zeit" war nur sebr karz, denn nocb waren nicbt zwei aber focbt Salmanassar vergebens; docb sandte ibm Agypten Jabrzebnte verstrieben, als der Streit aufs neue entbrannte. Gescbenke als Zeicben seiner Freundscbaft. Von ibm soil Jetzt sass Sargon (721—704 v. Cbr.) auf dem Tbrone zu der Zentralpalast erbaut sein. Ninive, einer der krâftigsten und entscblossensten Herrscber, B* Das Altertum. 20 in Urartu berrscbte Ursa, bafraitan. Auch Babylon schüttalta dia Pfeila in ihram die jamais dort geboten, aber als kluger Gagner für dan mâchtigan Kochar und spannte dia Sahna, abar mit varzwaifaltar ein ebenso kühner Dassan Übarmacht kannand, machta Ursa Kraft kam ar übar sia und rang ihr dia Waffan wiadar Assyrarkônig. dar Gawalt ain Bûndnis mit viar Nachbarkônigen; diasa wurdan nach- aus dar Hand. Dann gab ar dort dan Stab ainandar von Sargon basiegt, und ihra Untertanan nach in dia Hánda sainas Sohnas Esarhaddon. Bald musste auch das Assyrien gaschlappt, aine Massragal, die also ain Harrscher diasar nach das Vaters jâham Toda (680) übriga dasselba dam andaran zu sainam aiganan Schadan nachahmta. Raich baharrschan, und noch einmal arwaitarta ar Dann nicht Kraft und Sagan, sondern nur Unhail und bis an dia früharen Granzan. Er starb 669. wia Vardarban schlappta ar mit ihnan in sain Land! Auch bahauptata sain Sohn Assurbanipal odar, Als Ursa saina Fraunda gaschlagan sah, schloss ar er oftar ganannt wird, Saosduchin, diasa Erobarungan. abar brach das ailig ñaua Varbindungan mit andaran Raichan, dock auch Nach dassan Toda (626) lángst diasa wurdan durch Sargon unterworfan, abar Ursa selbst drohanda Vardarban unaufhaltsam herein. Dia Walla dar zuvor rückwarts bliab trotzdam unangafochten. Sargon wagte nicht, in Erobarungan brandata schon ain Jahrzahnt Urartu ainzudringan, und nia batrat auch nach ihm ein gagan Assyrian, und wiadar zogan Madar nach Niniva, sondem als assyrischar Fuss dies Land. diasmal abar nicht ais Bazwungana, Angreifer. — Dia nach Niniva aingaschlapptan Framdan arbauten Phraortas war as, an dar Spitza saines mâchtigan Haaras. Stadtviartal, wia haute dia Trümmar von Noch ainmal lauchtete dar alta Glücksstarn dar Assyrar: dort ain ganzas dia Schiacht und das Laban Niniva Khorsabad zaigan; untar ihnan habt sich ain grosser Phraortas varlor (635); Palast haraus, dar von Sargon arbaut wurda — durch dia war garattat. ihrar Haimat baraubtan Volker. Wia saltan schaffan dia Doch dia Stunde ihras Untargangs war nur zahn Gawaltigan, ohna zuvor zu zarstoran! So wurda Niniva Jahra hinausgaschoban. Phraortas Sohn Kyaxaras untar- Um- immar grosser und harrliçhar, aber das Land immar armar nahm das Werk dar Racha gagan Niniva mit grosser und ohnmachtigar. Eina Erschainüng, dia wir ahnlich in sicht. Er übta saina Truppan, aha ar mit dar mâchtigan im Paris gaganübar Frankraich wahrnahman. Faindin, dan Kampf begann, arst tüchtig ein Kriaga Wann Jonas im 3. und 4. Kapital sainas Buches dan gagan die Farther (wia unsar Hainrich I. ainst dia seinigan, Umfang dar Stadt auf drai Tagaraisan angibt, um dia Hunnan übarwáltigan zu konnan, im so waran Kampfa gagan das nach heutigar Rachnung dar Orientalan atwa 10 dia Slavan). Zuglaich machta er mit dam assyrischen dautscha Mailan; sonach hatte Niniva atwa 3 Mailan Statthalter zu Babylon, dam Chaldâar Nabopolassar ein Durchmassar gehabt, was ganz glaubhaft ist, wann wir an Bûndnis gagan Niniva, und zur Bakrâftigung desselben London danken und andararsaits arwagan, dass dia orienta- varlobta er saine Tochtar mit Nabopolassars Sohn Nebu- lischan Stadta nicht so hoha Hausar haban, als dia unsaran. kadnazar. Als aben dar Angriff gagan Niniva beginnen Nach dam Toda Sargons varsuchtan dia Untarjochtan, soUta, brachan — ein latztas Auflauchten dar Hoffnung oh dia Hand seines Nachfolgars Sanharib (704—680) für Niniva! — die Skythan vom Kaukasus herein und laichter sai, als dia saina; sia fingen an, ihra Kattan zu verheerten das nordwastliche Median. Kyaxaras, nur das zu wâhlte den kür- schüttaln, um sia abzuwarfan. Abar die ñaua Hand war grossa Zial im Auge, Niniva stürzan, abanso schwar und hialt sia fast, odar baugta dia schon zesten Weg, dia Skythan los zu warden: er baraubte sie halb Erhobanan wiadar untar das Joch. Ja Sanharib fand dar Anführar; ar lud ihra Fürstan zum Gastmahl, und liess diese Beschaftigung so lohnand, dass ar, wie ein Lowa, sie dabei armorden. Dia Raitarscharan, ohne Pührer, wurdan dar durch das frische Blut nach Bauta lüstarn wird, noch nun laicht varjagd, gatotat odar ais Sklavan varkauft. durch ñaua Erobarungan das Raich vargrosserta und Ba- Sobald dies vollandat war, brach Kyaxaras nach dam bylon imd Medien sich tributpflichtig machta. Hundart- Tigris auf. Sardanapal, dar aban dort herrschta, riaf tausanda von Mânnam schlappta ar nach Niniva und liass gagan dia drohanda Gafahr dia Hilfa Agyptans an. Doch durch sia saina ungahauaran Bauwarka auf dam Fiachlanda vargabans kam Nacho; ar wurda zurückgaschlagan und bei Kuijundschik aufführan. Unanganahm untarbrochan basiegt. Babyloniar und Madar balagartan Niniva; sie rang wurda ar darin durch dia Empôrung, wie ihr altar trauar ar as nannta, langa und gawaltig, abar ais nun auch das Konigs von Juda, Hiskias, dar mit âgyptischar Hilfa Ganosse, dar Tigris, gagan sia auftrat, und mit sainan sainas Landes Fraihait zurückarobarn woUta, Sanharib Flutan ainan Tail dar Mauar umriss, da drangen dia Fainde haran mit ungahauarar Straitmacht. Juda hatta nur in die Stadt, und varwüstatan sia. Sardanapal warf, da zog Gott zum Trost und — zur Hilfa, ais as in Jerusalem ar das Ende ihrar Harrlichkait gakomman sah, selbst dia — sich balagert sah. Da brach im faindlichan Lagar aina Flamme — wia man sagt in dan Palast, urid bagrub Sancha aus, dia dan Kônig zwang, dan Rückzug anzu- sich untar dan Trümmara. Niniva sank, um nie wiadar tratan. Dar Ubargawaltiga fand ainen Gagner, dar noch nau zu erstahan (625). übargawaltiger war, und wia ar zurückging, so ging as Wann ain Stern versinkt, so gaht ain anderar auf; mit ihm zurück. Dann nicht sobald hatten dia Madar so ist as gaordnet im Lauf dar Walten. Ais dar latzta und Parser Kunda von dam Unglück des Untardrückars Brand von Niniva varglomman war, da erhob Babylon ihr arhaltan, ais sia auch zu dan Waffen griffan und sich voUig Haupt; ob in Rückarinnarung altar glücklichar Taga, ob II. Die Assyrei*. 21 in Jugendmut und ïrischer Hoffnung — genug, sie hob Kanâle zur Regelung des Wassers imstande zu halten. sich und wuchs rascher noch als die Versunkene. Und doch hângt der Wohlstand des Landes einzig und Nebukadnezar, der Nachfolger Nabopolassars, setzte allein an diesen Wasserláufen, und darum war einst Meso- deâsen Werke und Unternehmungen im vergrosserten Mass- potamien ein gelobtes Land, weil weit hinaus zu beiden stabe fort, so dass Ninive bald vergessen war über dem Seiten die Zwillingsstrôme ihre Wellen aussenden mussten, hôheren Glanze der neuen Sonne Babylon. Auch. dessen ehe sie dieselben im Schat vereinigen durften. Eroberungen führte er weiter und unterwarf Syrien ûnd Da wo sie aus den armenischen Bergen heraustreten, Juda. Die babylonische Gefangenschaft der Ebrâer ist ja senkt und verbreitet sich das Land gar bald zu einer bekannt genug und wir erkennen in ihr nur eine Nàch-^ weiten Ebene. Der nordliche Teil derselben am TigOris áhmung des von den assyrischen Herrschem benutzten entlang und besonders nordlich von ihm hat noch Berg- Kunstgriffes, ein Volk zu bândigen. Der zurückgebliebene und Hügelreihen hier nnd dort. Hier lag Assyrien. Der Rest War indessen immer noch stark genug, neue Ver- Landstrich am Euphrat dagegen und sudlich von dem- suche zur Befreiung zu wagen, die jedoch fehlschlugen. selben war Babylonien; das von den Strômen umschlossene Das schon damais hôchst tâtige Volk trug in der Stück hiess Mesopotamien und war zum grôssten Teil neuen Wohnstatte nicht wenig zur Hebung der Industrie dem assyrischen Reiche zugehôrig. und des Handels bei, und sie sassen nicht nur an den Medien lag nordôstlich von Assyrien bis an den Wasserfliissen Babylons und weinten vor Schmeraen, son- Kaspischen See hin, und war fast ganz ein Hochland mit dern sie sammelten sich auch durch rege Tátigkeit grosse aufgesetzten Bergreihen. In den Tâlern gedeiht aber auch Schâtze, so dass sie bald Einfluss und Macht gewannen noch heute das üppigste Getreide, das süsseste Obst. Das und den Neid der einheimischen Grossen erregten. alte Ekbatana, seine Hauptstadt, lag nordostlich vom Nebukadnezar hatte mit Kraft die Zügel des un- heutigen Teheran, unweit desselben. geheueren Reiches gehalten; sein Sohii, der Erbe seines So umfasste also das assyrische Reich Landstriche Thrones, nicht seines Geistes, sah in der Krone nur ein von sehr verschiedener Gestalt. Sein Hauptbestandteil, Privilegium zur Befriedigung seiner Launen und Lüste. am Tigris gelegen, war ein weites Tal, das mit dem Laufe Der Hass scharfte den Mordstahl und fand den Weg zu des Stromes sich immer mehr ausbreitete. Ackerbau und seinem Leben, um es zu enden. Sein Nachfolger Nabonit Viehzucht brachten dort unermessliche Reichtümer. Die hatte zwar Mut aber nicht Kraft genug, dem persischen Bergvôlker aber hegten und pflegten jenen raschen Mut, Bergvolk, dem bereits das Nachbarland Medien erlegen den Trieb nach Kampf und Eroberung, der nun, gesellt war, zu widerstehen. So sank nach kurzer, kaum 70jâh- zu dem Reichtum und Pleiss der Bewohner des Tales, die riger Herrlichkeit die stolze Babel auch in Schutt, und Vergrôsserung des Reiches bewirkte. Jene untemahmen der wilde Perser sprengte sein Ross über die Trümmer den Angriff, mehr aus Kampflust, als aus Habsucht; diese ihrer unbezwinglichen Mauem. Die Herrschaft Mesopo- gaben dem Unternehmen Nachdruck und Ausdauer, des tamiens war für immer zu Ende. Nie wieder empfing daraus zu gewinnenden Vorteils willen. Noch heute wohnen Vorderasien sein Licht vom Tigris und Euphrat, bis der auf jenen Hohen am Tigris kriegerische Horden, die mazedonische Alexander in der wieder neuerbauten Stadt weit und breit gefürchtet sind, die Kurden. Noch jetzt seinen Wohnsitz aufschlug, aber es war nur das Auf- stürmen sie bald hier bald dorthin nach Beute und ziehen flackem eines Lichtes vor seinem vôUigen Erlôschen. Erst sich dann auf ihre Berge zurück. Im Altertum wurde elf Jahrhunderte spâter, als die Kalifen ihren Sitz dorthin dieser wilde Geist aber dienstbar einem grosseren Reiche, verlegten und selbst Europa bis an sein Westende davon und er war der wichtigste Faktor für dessen Wachstum. Kunde erhielt, da brach von derselben Gegend noch einmal Ware der Boden wie Àgypten abgeschlossen in sich ein heller Glanz hervor. gewesen, dann würde das Reich nicht immer nach Ver- Ein grosser Trümmerhaufen bei dem Orte Hillah am grosserung gestrebt und so eines steten Kampfes um seine Euphrat zeigt die Stâdte, wo einst Semiramis ihre Mauern Existenz bedurft haben, dann würde auch wiederum nicht errichtete, wo spâter Cyrus den letzten grossen Sieg er- ein so rasches Wachstum und ein so schnelles Verschwin- focht, wo der junge Sohn des Phihpp seine wunderbare den vom Schauplatz der Geschichte moglich gewesen sein. Laufbahn endigte. Denn fest in seinen Formen, wie zwischen seinen starren Dort scharrt nun der Spaten des Franzosen und Briten. Hohen, sitzt ein Bergvolk, und Jahrhunderte konnen spur- los an ihm vorübergehen. Religion und Sitte wie Aber- glaube und Unsitte sind aus engen und tiefen Tâlern, wo 3. Wobnsitz. sie sich einmal festgesetzt haben, nicht so leicht zu ver- Auch dieser ist von einem Strome abhângig, der das Land treiben. Es geht ihnen, wie den Wolken, die dorthin alljâhrlich überflutet. So weit diese Überschwemmungen geraten: der Sturm blâst sie wohl hinab und in das Tal reichen, so weit ist das Gefilde üppig fruchtbares Weide- hinein, aber dann dauerts oft tagelang, ehe sie wieder land und Getreidefeld. Aber in der Gegenwart geschieht heraus konnen. Indessen ist der Wind, der sie hinabtrieb, gar nichts, und seit einem Jahrtausend ist fast nichts wohl zwei- bis dreimal um den Erdball geschritten, aber mehr geschehen, die im Altertum vorhanden gewesenen sie wallen und wogen noch immer in der Tiefe, als gâbe Das Altertum. 22 draussen keinen Luftzug. So kann der Sturm der war und der bohmische und mahrische Bauer geht auch es gar Geschichte über Gebirgsvolker lange hinwehen, ehe er sie noch heute barfuss. Wer daraus den Schluss ziehen wollte, dass Bohmen und Mâhren so lieblichen Boden hâtte, dass einmal in Bewegung bringt. Ganz anders im Flachlande oder im offenen breiten Schuhe überfüssig wâren, der hâtte sich geirrt. Denn der Tal. Da wandern Wolken und Volker leicht hinein und Bauer dort triige auch gar gern eine Fussbedeckung, wenn leicbt heraus und jeder Tag lâsst seine Spuren zurück. er eine hâtte. Und ebenso erging es dem assyrischen sich alies in der Ebene aber leicht gemeinen Manne, der, wâre er nicht besitzlos Leicbt breitet aus, gewesen, auch alies Fremde dort ein. sichcr ebenso gern Schuhe getragen hâtte, wie der Hof- dringt Ein das wie Vaterland, mehr Regentage ling. Da aber die Schâtze, welche seine Arbeit Land, unser aUjâhrlicli -yvird seinen Mánnern nicht leicht er- der Erde abgewann, es sei als Hirt oder als ais trockene hat, Ackersmann, lauben, die Kleider bis auf die Füsse zu verlángern. Doch nicht in seine Hânde, sondem in die seines Herrn fielen, wurdep sie bei von 1200—1400 vorübergehend so ge- so stand er niemals in seinen eigenen Schuhen. uns aber, das in seinem oberen Teile nicht Dass von Schmuck hier keine Rede sein kann, ver- tragen. Agypten Regen ist, und Persien, das ais ein besonderes steht sich von weiss, selbst. was Gotter Wassertropfen heilig halt, Die Frauen der unteren Stande trugen das Hemd ohne Geschenk der jeden Gewánder tragen. Gurt und gewohnlich etwas langer, als das der Mânner. konnten ihren Volkem erlauben, lange zu Ebenso Assyrien, das zwar auch noch nicht innerhalb der Wendekreise lag, aber doch nur selten und perio- 3. I>ie Bíoftracht. zwar disch empfangt. Für diese liefern die reiches Regen Abbildungen Material, So finden wir denn auch hier lange Kleider und denn natürlich haben die Kônige auf den Alabaster-Platten der kalten Náchte schwere faltige Obergewander. ihre nâchste Umgebung am meisten bedacht. Die Dar- wegen Betrachten wir dieselben stellungen bringen uns nur Kunde von ihren genauer. Kriegen und Siegen oder von ihren feierlichen Handlungen. Daher erscheinen uns die Herrscher nie im Hauskleide, sondem - B. Die Traeht. immer samt ihren Dienern und Beamten im hôchsten Pomp oder in Waffen. Eine Vorstellung von ihrem hâuslichen 1. OewOhuliche Traelit. Leben kônnen wir dàher bis jetzt nicht gewinnen, und die Denkmâler Hier ist zuerst bemerkenswert, dass über die Edei- sind auch in dieser Hinsicht âgyptischen dung der niederen Stande wenig zu sagen ist, dass wir weit reicher und bedeutender. unsere Aufmerksamkeit also vorzugsweise dem Hof zuzu- wenden haben. a) Bedcckung des Rnmpfes. des Volkes angeht, Wie schon bemerkt, hatte das Hemd mit kurzen Hemd Was aber die Kleidung so war, es wie in Schurzes Agypten der Schurz, auch hier ein Kleid zur allge- Armeln die Würde des âgyptischen erlangt: meinen Traeht geworden: ein kurzarmeliges baumwollenes war Nationaltracht geworden. So trugen denn aile Hof- das dem Halse rund ausgeschnitten beamten ein solches, das bis auf die Füsse reichte. Unten Hemd Hemd oder Gewand, an war, und von da bis an die Kniee, selten langer, reichte war dasselbe mit einem bunten Saume eingefasst, und je (Taf. 4, 2). Manner gürteten dasselbe meistens um die nach dem Rang seines Trâgers mehr oder weniger reich Hüften mit einer Schnur oder einem Stück Zeug, das durch Borten und Quasten verziert (Taf. 4, 1—10; 16—18). Gurt gewickelt oder gedreht war, um die verschiedenen Farben Die gewohnliche Farbe desselben war weiss (Taf. 4, 3—9), dies mit abwechseln wie zu lassen, wie es noch heute im Orient ahnlich und andere Farben (Taf. 4, 10) môgen, dem, blauen der Fall nur geschieht. Der Kopf und die Füsse sind stets auf den nur den Kônigen eigenen Purpur war, Bildern nackt. Das müsste uns, besonders ersteres, wunder besonderen Würden erlaubt gewesen sein. Die Herrscher wir nicht zugleich eine auffallende Haar- verzierten dies Hemd spâter mit allerlei Mustem, Quad- nehmen, Wenn die wohl fahig sein die raten, Sternen u. dergl. (Taf. 4, 16), indessen sie friiher fülle gewahrten, gewesen mag, Dienste eines Ilutes zu vertreten, und wenn wir nicht selbst statt derselben symbolische Figuren getragen hatten. Auch in den Tropen den Neger ebenfalls barhaupt gehen sehen. mag am Hofe dies Untergewand statt aus Baumwolle aus Füsse nackt Dass die Füsse unbedeckt bleiben, zeigt einen Mangel Leinwand, und bei den Vomehmsten sogar aus Wolle be- Besitztum, zeigt Dürftigkeit der unteren Stande an. standen haben, denn schon in der âltesten Zeit war Vorder- an Denn der Boden Assyriens war kein Niltal, sondem eine asien wegen seiner feinen Bearbeitung der Wolle berühmt. oft unterbrochene Ebene im Süden, ein Bergland im Auçh sind die Muster, welche. die Abbildungen zeigen, Norden, da taten Schuhe not, und dort in Wolle zwar tüchtige. Und solche, die hâufig noch jetzt gearbeitet lâsst ohne- auch zur Zeit der Regengüsse w'âren sie an der Stelle ge- werden, und der Besatz mit grossen Troddeln Es war damit so bestellt, wie bei uns. Wir dies auf einen dickeren Stoff des Gewandes als wesen. ganz schliessen, konnen leben ohne Schuhe, aber auch der geringste Bauer Leinwand oder Baumwollenzéug ist. in Mittel- und Norddeutschland trâgt heutzutage Schuhe. Ausser durch die Ausschmückung des Untergewandes Vor 60 Jahren freilich trug er keine, weil er besitzlos wurden die verschiedenen Würden am Hofe auch deutlich II. Die Assyrer. 23 schttrpe gemacht durcli eine Scharpe, welche entweder fiber eine aufeinander oder wurden durch eine Spange aneinander oder beide Scbultem getragen wurde. Ursprfinglich war befestigt. Um nun aber beide Anne zu bedecken imd dieselbe nur scbmal, aber mit langen Fransèn besetzt doch auch wie zuvor frei zu haben, veranderten die (Taf. 4, 30), spater wurde sie jedoch, um die verscbiedenen Konige ffir sich dies Obergewand allmahlich dahin, dass Range zu bezeicbnen, ffir diese breiter und breiter, bis sie es nur als ein halbkreisformiges Stfick mit Ausschnitt zu in ein vôUiges Obergewand oder einen Uberwurf fiber- erklaren ist. Denn es ist auf der einen Schulter befestigt, leitete (Taf. 4, 8), wie seiches nur die Priester und Konige faUt offen auf dieser Seite hinunter, lasst also den ganzen tragen durften. So trug zunachst ihnen der erste Staats- Arm frei (Taf. 4, 16) und umschliesst wie ein Mantel den minister unter Salmanassar diese Binde, ziemlich breit, fibrigen Korper, so dass es, wenn der andere Arm ge- einmal schief fiber die Brust, wie ein Wehrgehange (Taf. braucht werden soil, dort aufgenommen werden muss.*) 4, 1). Der Majordomus oder Palastverwalter trug dieselbe Diese Mantel oder Oberkleider der Konige waren eben- kreuzweis fiber die Brust gelegt (Taf, 4, 10); auch diese faUs mit Stemen und dergleichen Mustem verziert. Die war noch von ansehnlicher Breite, obwohl schon um Farbe scheint violett gewesen zu sein; der blaue Purpur etwas schmaler als jene. Mit der Wfirde nahm die Breite war die den Herrschern vorbehaltene Farbe. In frfiherer immer mehr ab, bis sie beim Mundschenken schon ziem- Zeit waren statt der Stemchen oder Rosetten allerlei allé- lich schmal wurde und beim Waffendiener (Taf. 4, 6) das gorische Figuren darin. War es nun Mode oder waren es geringste Mass erreichte. Die Schreiber des Kônigs trugen verânderte religiose Anschauungen, wie sie mit der Zeit die Scharpe gar nicht mehr, sondem nur noch Fransen allfiberall Platz greifen, genug, diese symbolischen Zeich- unten am Hemdsaum. Der Schirmtrager hatte ausser den nungen wurden nicht mehr beliebt und wie beim Unter- Fransen am Hemde auch noch Borten daran, aber die gewand verwandelte man sie in Sterne etc. Denn eine Scharpe war auch ihm versagt (Taf. 4, 2). In den altesten jede Zeit hat ihre eigenen Zeichen und bringt sie zur Zeiten des Reiches jedoch scheint dieselbe von dem Kônig Geltung; vergebens ist es dawider zu kampfen. Den Strom bis auf seine Beamten hinab in gleicher Breite getragen der Zeit bándigt kein Damm, und was er mit sich ffihrt, worden zu sein. das kommt trotz alien Widerstandes. Auch Dass unter den wichtigsten Dienem des Herrschers viele Verschnittene waren, und dass gerade die in der b) Die Kopfbedeckuiig nachsten Umgebung des Monarchen befindlichen dazu ge- musste dies êrfahren. Ursprfinglich eine nach oben etwas Mütze horten, muss hier bemerkt werden, um die bartlosen Kinne enger werdende Mfitze, wie das heutige tfirkische Fes, und in der Tafel zu erklaren, welche sonst zu der obigen Be- statt der Quaste auf der Mitte eine stumpfe Erhohung, merkung fiber Haar- und Bartfülle wenig stimmen wfirden. wurde sie mit der Zeit immer kegelahnlicher, so dass sie Wer in Assyrien einen Bart hatte, tmg ihn; rasieren konnte zuletzt von der Stim bis zur Spitze fast gerade hinaufging. man nicht, und auf die schlaue "Aushilfe der Agypter, Die Linien an den frfiheren Zeichnungen beweisen, dass durch vorgebundene Bârte, scheinen die Assyrer nicht der Stoff weich gewesen sein muss, wahrscheiplich weisser verfaUen zu sein. Ob sie aber nicht Perrficken trugen, Filz, der noch heute in jenen Gegenden sehr im Gebrauch ist zweifeUiaft. Der Bart ist den Vorderasiaten semitischer ist. Die spateren Bilder zeigen die Form der Mfitzen so Verwandtschaft stets wichtig gewesen; man denke nur an abgeandert, dass sie aus steifem Zeug verfertigt gewesen das jfidische Verbot, ihn zu scheren. sein mfissen. Der auf der Mitte befindliche kleine Kegel Gurt Der Kônig selbst tmg den Gfirtel, welcher das Hemd lasst sich nicht sicher erklaren; oft erscheint es, als sei er, fiber den Hfiften anschloss, nicht wie sonst, mit unter- wie dies auch von anderen**) schon aufgefasst worden ist, gesteckten Enden, sondem mit zwei Iang herabhangenden die Spitze einer Einstfilpung, welche die ganze hohe Miitze Quasten, die bis an die Knochel reichten (Taf. 4, 4). Auch an ihrer Mitte erleide. Danach ware die ganze Kopf- bei den Piiestem finden sich diese ôfters. Auffallend ist bedeckung ein hoher spitzer Kegel gewesen, welcher etwa es, dass diese auch kurze Hemden tragen, die nur bis an in der Mitte in sich selbst zurfickgedrangt worden ware. die Kniee reichen. (Anders haben wir trotz aller unserer Genug, die Mfitze wurde mit der Zeit zierliclier in Mfihe die Abbildungen nicht erklaren konnen.) Tiber ihrer Form und reicher in der Ausschmfickung. Das Gold- denselben erscheint entweder ein schraubeuartig um den band, welches den unteren Rand der Mfitze umgab, und Korper geschlungener Schal oder ein Gewand, dessen sich dessen Bander den Rficken lang hinabflatterten (Taf. 4, 4), sonst nur noch der Kouig bedienen durfte. wurde spaterhin zu karglich befunden,^ und daher zwei ober- Denn was diesen am meisten auszeichnete, war das ahnliche Streifen gewand parallel mit dem Diadem auf den oberen niemand sonst eins trug, ausgenommen, Teil der Mfitze noch aufgestickt, oder aufgesetzt (Taf. 4, 16). wie gesagt, in spaterer Zeit die Priester, bei denen es die Scharpe vertrat. Dieses Obergewand bestand ursprfinglich Die Reliefs sind hierin ebenso schwer verstándlich, wie in einem Stfick Zeug, das von der einen Schulter unter die agyptischen, und manchen Linien ist gar nicht beizukommen. dem entgegengesetzten Arm hindurch Da aber doch zuletzt sich wieder zu derselben die Zeichnungen erkláren müssen, so haben wir so lange Proben an der Schulter Gliederpuppe gemacht, hinaufgezogen wurde, und so den ganzen Korper bis wir die Figur des Originals darin wiederfanden. einhfillte (Tàf. 4, 4 u. 8). Die beiden Endèn lagen frei **) Weiss, Kostiimkunde S. 200. 24 Das Altertum. Im JanitscHaren-Museum zu Konstantinopel fand ich ein Fortscbritt; aucb bestanden sie nicbt aus Binsen u. dgl., die entsprechendsten Formen für diese Krone oder Mütze, sondem aus Leder. und aucli dort ist der Stoff meist weisser Füz, selten Die Beine waren nackt, weil das lange Hemd eine Beinkifeider Leinwand oder Baumwolle; doch gibt es aucli Mützen genügende Bedeckung verlieb. Im Kriege aber, wo es den von zeknfacher Grosse darunter, wie kleine Tonnen, die rascben Scbritt und die freie Bewegung bemmte, wurden mit Baumwolle überspannt sind. An aUen sind die Streifen mit seiner Verkürzung aucb Beinkleider eingefübrt. Docb aufgesetztem Blech. wurde es erst nacb der Zeit von Sargons (um 700) Sitte, dass Haar Wie schon angedeutet wurde, legten die Assyrer aucb im Frieden welcbe getragen wurden. Dieselben auf die des Haares und Bartes. wurden im unteren Teil durcb Halbstiefel dicbt an das stiefei einen grossen Wert Pflege Jenes wurde vom Scbeitel zu beiden Seiten hiiíter den Bein gescbnürt (Taf. 4, 15). Letztere reicbten entweder Obren herab geordnet, und auf den Schultem und im nur bis über die Knocbel, gewôbnlicb aber bis zur balben Nacken in zierlicben Reiben von Locken gekrauselt. Selten Hôbe des Knies. Sonacb erscbeint es, als ob der spâtçr findet sicb scbbcbtes Haar. bei den kleinasiatiscben Griecben im Gebraucb gewesene Bart Der Bart wurde ebenso regelmássig in Lockenscbicbten Halbstiefel seinen Ursprung oder seine Yorvater bier am geordnet. Dazwiscben erscbeinen bei vielen Figuren Tigris zu sucben batte. Oder war vielmebr jener ostwarts — Reiben von Flecbten, so dass der Bart aus mebreren ab- gewandert, und batte sicb bier angesiedelt? wecbselnden Scbicbten von Locken und. Flecbten über- einander bestebt. Seitlicb und unten wurde er in geraden d) Schmuck. Linien gestutzt oder zugericbtet. Die niederen Stande macbten natürlicb weniger Umstande. 1st es der blendende Glanz der Sonne in Yorderasien Die Kopfbedeckung der Priester — alie übrigen Stande und auf der persiscben Hocbebene, der meist wolkenlose erscbeinen im Frieden stets barbaupt — bestand zuweilen Himmel, oder ist es die Farbenpracbt der Erde und ibrer iiur in einem Stimband, das mebr oder minder reicb ver- Produkte, oder beides zusammen, was die Bewobner jener ziert wai- (Tai. 4, 7), jedocb keine Bander im Nacken Lander dabin fübrt, ibrer Kleidung belle blendende Farben batte. Diese dem Kônig und dem ersten Minister zu geben, und sicb mit allerlei Zierraten zu scbmücken? waren vorbebalten (Taf. 4, 1 u. 4, 8 u. 9). ZuweUen aucb er- Denn es ist auffallend, dass von den altesten Zeiten bis Mütze der scbeinen die Priester mit einer Mütze (Taf. 4, 8 u. 9), auf den beutigen Tag allé Yôlker dort denselben Drang Pncster kegel- oder glockenformig und mit Hômem an der und dieselbe eben erwabnte Gescbmacksricbtung zeigen. Stimseite verziert war. Aucb sie bestand, wie die kônig- Nocb beute kleidet sicb der Türke und Griecbe in Klein- licbe Mütze, aus weissem Zeug, und war oft ringsum mit asien und Syrien gern in Rot, Gelb, Hellblau, und man Stemen und mit Zacken am oberen Rande oder auf der verziert Obren, Haar, Hals und Arme mit Ringen und Spitze verziert. Wenn der Kônig selbst als Oberpriester Spangen aus edlem Metall. Dies war aucb scbon bei den auftrat, trug aucb er eine derartige Mütze oder ein Diadem, Assyrern in einem so auágedebnten Masse der Fall, dass und die sonst gebraucUicbe Tracbt der Priester, ausser- ibre Üppigkeit und Pracbtliebe nocb bis beute spricbwortlicb dem aber ein aus aUerlei Symbolen zusammengesetztes geblieben ist; „Babylon" ist immer nocb der Inbegriff eines Halsband und einen Wedel (ein Stabcben, das an dem genusssücbtigen, ausserst glanzenden, weicblicben Lebens. Griffende einen Knopf, am anderen eine beweglicbe Quaste Wir baben scbon bei den Agyptem (S. 16) erwabnt, batte). Ein solcbes fübrt aucb der Oberpriester zuweilen. dass die scbônsten goldenen Gefasse aus Asien kamen, zu stab Wenn der Kônig im Pracbtanzuge erscbeint, bait er weil bier die Bebandlung des Metalls scbon frübe einem stets in der Hand einen bis an die Brust reicbenden Stab. boben Grade der Ausbildung gelangte, und so kann es In spaterer Zeit muss dieses Vorrecbt des Kônigs auf uns nicbt wundern, dass die vomebmen Assyrer davon den aUe Stande übergegangen sein, denn im 5. Jabrbundert für sie passendsten Gebraucb macbten, indem sie, nicbt V. Cbr. trugen aUe Manner in Babylon einen Spazierstock. zufrieden mit glatten Ringen u. dgl., dieselben durcb allerlei Wie die Wasser von den Hôben zur Tiefe fliessen, so ge- Nacbbildungen zu verzieren tracbteten. Dadurcb aber bob scbiebt es aucb mit der Tracbt; die Hoben fangen an, sicb die Kunst des Scbmiedens immer bôber von Stufe zu die Niederen abmen nacb — beute wie ebedem. Es gibt Stufe, bis sie jene nocb beute bewundemswerte Produkte nicbts Neues unter der Sonne. lieferte, von denen die Abbildungen einige Proben geben (Taf. 6, 24-39). c) Fussbebleidung. Yon dem Scbmuck des Kopfés ist oben (S. 23 f.) Diadem schuhe Anfangs trugen nur die kôniglicben Beam ten Scbube, bereits die Rede gewesen; die genaue Abbildung eines spater allé bemittelten Stande. Diese Scbube oder San- Diadems gibt (Taf.- 6, 27); es bleiben uns also bier nur dalen — sie sind ein Mittelding zwiscben beiden — be- nocb die übrigen Teile des Kôrpers zu betracbten übrig. standen aus einer Soble rait daran befestigten Fersen- Der Hals konnte, da die Kleidung bocb binaufreicbte, scbild, das bis auf die balbe Lange des Fusses reicbte. nur wenig Scbmuck aufnebmen. Daiier tmg man ge- Riemen liefen quer über den Fuss und ersetzten so unser wôbnlicb gleicb unmittelbar an dem Kleide einen reicben Vorderblatt. Gegen die agyptiscben Sandalen waren sie Besatz (Taf. 4, l; 5, 16), und besondere Würden scbeinen II. Die Assyrer. 25 durch freie Schnüre um den Hals bezeichnet worden zu hatte. Sowohl nach Zahl, wie nach Einrichtung war die sein (Taf. 4, 4, 6 u. 8). assyrische Macht ehrfurdhtgebietend. Hier finden wir schon Armringe Die Arme warden sowobl oben wie unten durch in attester Zeit Reiterei und zwar war sie der wichtigste Spangen geziert, die anfangs an einer SteUe offen waren, und nachst den Wagenkampfern der vomehmste Teil des um sie fest an den Arm andrücken zu konnen (Taf. 4, 4, Heeres. Auch heute noch kampfen die Westasiaten bis 16 etc. u. Taf. 6, 30), spater warden sie geschlossene zur Mongolei bin am liebsten zu Pferde. Die Streitwagen Ringe (Taf. 6, 24, 25, 29). Sowie man jene an der offenen wurden vom Adel geliefert und besetzt, und sie bildeteü SteUe mit Kôpfen von Schlangen u. dgl. verzierte, so ge- die Leibwache des Kônigs. Er selbst zog meist auf einem schah dies auch bei den Ringen an einer SteUe, die den solchen in die Schlacht, wie auch wohl die Befehlshaber Schluss darstellen sollte. sich eines Wagens bedienen mochten, der dann zugleich Fiitgerringe Auch die Finger warden durch Ringe geschmückt, die Feldzeichen trug. Nach der verschiedenen Bewaffnung eine Sitte, die besonders in Babylon bis aufs ausserste zerfiel sowohl die Reiterei als das Fussvolk wieder in getrieben wurde. Diese Ringe waren nicht nur goldene Unterabteilungen. Reifen, sondern trugen oft sehr kostbare Edelsteine, in welche Figuren u. dgl. eingeschnitten waren. Hier ver- a) SchutzwafPen. dienen auch Erwahnung kleine Zylinder aus Halbedel- Die Schwerbewaffneten zu Pferde und zu. Fusse steinen, die mit Schriftzeichen bedeckt waren, and an einer schützten das Haupt durch einen ledemen, mit Streifen Schnur wahrscheinlich um den Nacken getragen wurden. (wahrscheinlich aus Metall) besetzten Helm (Taf. 4, 15). Helm Der Zweck derselben ist zweifelhaft, und wird erst bei Spater wurden sogar Helme ganz aus MetaU (Taf. 4, 13 vollstandiger Kenntnis der Keilschrift enthüllt werden u. 18) verfertigt und statt der Spitze mit einem Kamme konnen. Für jetzt lasst sich nur vermuten, dass es ent- aus Metall (Taf. 4, 14) oder auch ausser diesem noch mit weder Amulette oder Petschafte gewesen seien. einem Haarbusch verziert (Taf. 4, 11 u. 12). Die Leicht- Ohrgehange Der Schmuck der Obren bestand aus kleinen Ringen bewaffneten beider Gattungen begnügten sich mit der mit daran befestigten band- und bündelartigen Gehângen einfachen Kappe, oder dem Lederhelm. von allerlei Form (Taf. 6, 31 u. 32, 34 u. 35). Auch diese Zum allgemeinen Schutze des Korpers diente der scheinen durch Edelsteine noch verziert gewesen zu sein. Schild. Dieser war entweder Stand- oder Handschild. schiid Frauen- Dieses aUes — muss hier bemerkt werden — gilt aber Ersterer wurde, wie aus den Abbildungen hervorgeht, tiacht assyrischen Mannern. Von den Frauen wissen wir benutzt, um die Bogenschützen zu Fusse zu decken und bis jetzt zu wenig, da die Alabasterplatten über sie ein daher hatte jeder derselben oder je zwei einen Schild- standhaftes StiUschweigen beobachten. Die Konige, welche trâger bei sich. Der Handschild war kreisrund (langliche jene anfertigen liessen, scheinen eine solche Hochachtung Schilde blieben in Assyrien stets Ausnahmen), von Leder oder Verachtung des weiblichen Geschiechts gehegt zu und mit MetaU beschlagen (Taf. 4, 15). Oft gab man haben, dass sie dasselbe für nicht darsteUbar hielten. Der ihm in der Mitte eine hervorragende Metallspitze, die im eigentliche Grand liegt natürlich darin, dass sich fast nir- Einzelkampf zum Stosse benutzt werden konnte. gends DarsteUungen des hauslichen Lebens, wie in Agypten, Zum besonderen Schutze der Brust trugen die hoheren finden, sondern nur Bilder von offentlichen Ereignissen und Abteilungen der Reiterei wie des Fussvolkes Panzer aus Panzer dass von diesen die Frauen ganzlich ausgeschlossen waren. Metallschuppen (Taf. 4, 13), oder aus starkem Zeuge (Taf. Wir konnten daher auch in den Abbildungen keine Frauen 4, 17). Jene waren bei den Sturmkolonnen der Infanterie bringen, und wollen uns auch hier nicht in blossen Ver- verlangert bis auf die Füsse (Taf. 4, 13), bei anderen Ab- mutungen ergehen. Gewiss haben sich, wie die orientalischen teilungen reichten sie nur bis an die Kniee, und bei den Frauen gleich den occidentalischen dies noch heute tun, Reitern meistens nur bis auf die Hüften. Die Zeugpanzer, die assyrischen Mütter und Tochter des Putzens so sehr deren man sich spater hediente, waren mit Eisenplâttchen befleissigt, als ihre Mittel nur zuliessen. Der Schnitt ihrer beschlagen (Taf. 4, 11); an ihrer SteUe trug man bald Kleidung kann von dem der mannlichen Tracht nicht sehr nur noch breite Binden, mit denen man Brust und Rücken verschieden gewesen sein, da diese fast ganz weiblich ist. bewickelte. Auch wurde die Brust durch das ledeme Fâcher Auch in Assyrien waren Fâcher im Gebrauch (Taf. 4,5; kreuzweise Wehrgehange und den darauf befindUchen Taf. 6, 26), ausserdem auch Schirme, die den unserigen Metallbuckel (Taf. 4, 11) geschützt. ganz ahnlich gewesen zu sein scheinen (Taf. 4, 3). Die Arme blieben stets nackt; nur die Bogenschützen trugen am linken Arm zum Schutz gegen die anschlagende Sehne eine Schiene. 3. Kriegstracht. Die Füsse waren gewohnUch mit Hackensandalen, wie Sandaien Da das assyrische Reich und ebenso die aus ihm bei der friedlichen Kleidung, bedeckt, doch finden sich auch hervorgegangenen medischen und babylonischen Roiche barfuss gehende Krieger (Taf. 4, 13) und aus spaterer Zeit ihre Entstehung wie ihre Fortdauer einzig der Gewalt der auch solche mit Halbstiefeln und Beinkleidem (Taf. 4, 15). Waffen verdankten, so lasst es sich begreifen, dass das Die leichte Reiterei und Infanterie, wie wir sie nennen Kriegswesen eine ausserordentliche Ausbildung erlangt würden, trug nur ein einfaches Hemd, das um die Hüften Eretschmer a. Bohrbach, Trachten der YOlker. S. Aud. 4 26 Das Altertum. Gûrtei meistens durch einen ledernçn Gürtel zusammengelialten u. Taf. 6, 21 u. 22). Das Scbwert samt dem Dolcbe wurde, wurde. Einzelne Hilfsvolker des Fussheeres gingen sogar wie bei uns, auf der linken Seite getragen und zwar bald nur in Schurzen. Um die spatere Zeit mirde es allgemeine an einem besonderen Gebânge, bald im Gürtel. Sitte, eine Scharpe um die Hüften zu tragen (Taf. 4, 15). Bei den Reitem gab die Ausstattung der Pferde zu Sattei vielerlei Pracbtentfaltung Anlass, die allerdings ursprüng- b) Ángríffewaffen. licb, wo obne Sattel und Decke geritten wurde, unbekannt Diese wiederholten sicli bei den verscbiedenen Heeres- war. Man braucbt nur einen beutigen orientaliscben Reiter abteilungen, indem sowohl die schwere wie die leicbte zu seben, um zu begr fen, welcben Luxus man auf das Reiterei Lanzen und Wurfspiesse fübrte, oder mit Bogen Pferdegescbirr wenden kann. So liebten aucb die Assyrer und Pfeilen bewaffnet war. Der Bogen war übrigens ibre Sattel und Decken bunt mit Gold, verzierten den ebenso wie in Agypten die wicbtigste und geschatzteste Zaum mit Troddeln und aUerlei Knôpfen, und flocbten in Waffe, Auch im Fussvolk gab es Regimenter, die Bogen Mábne und Scbweif bunte Bander ein. und Pfeile fübrten, andere batten Speere, andere fübrten Der Kônig selbst fübrte im Kampfe meist Bogen und die Schleuder. Pfeil. So zeigen ibn die Abbüdungen bald stebend im Diese letzteren kamen aber nur bei der leicbten In- Wagen, bald zu Fuss, gewôbnlicb barbaupt, und mit dem fanterie vor; die scbwere war mit Wurfspiessen, Lanzen, Diadem gescbmückt (Taf. 4, 17). Übrigens begleitete, wie Axten (Taf. 4, 15, 13, 11), Keulen und Schwertem be- spâter den Perserkônig, der ganze Hofstaat und selbst die waffnet. Diese verscbiedenen Gattungen wurden meistens Frauen aucb ibn in das Kriegslager. Daraus lâsst sicb sebón durcb die verscbiedenen Provinzen bestimmt, denen ermessen, was dem Feinde ailes in die Hânde fallen die Krieger entnommen waren, und ibr Hauptunterscbied musste, wenn er das Lager inné batte, denn eine solcbe lag, wie man siebt, in der Bekleidung, nicbt in der Be- Begleitung macbte wiederum vieles notig, und so erklâren waffnung. sicb die unzâbbgen Kamele, Rinder etc., deren die Er- Scbiendcr Die Scbleuderer waren anfangs die geringste und zâblungen gedenken. — kleinste Abteilung des Heeres. Erst gegen Ende des Reicbes kamen sie zu einiger Bedeutung. Die C. Gerate. Bogenscbützen waren neben den Speerwerfem die vomebmsten Krieger sowobl in der Reiterei ais im Fussvolk. Aucb bierfür fliessen die QueUen nicbt so reicb, als Bogen und Dèr Bogen selbst wurde in einer besonderen Tascbe dies in Àgypten der FaU ist. Die Ausgrabungen baben Kocher aufbewabrt, die Pfeile in einer anderen. Diese letztere, bisber nur wenig wertvoUes geliefert und die Abbildungen der Kocber, wurde áusserlicb reicb gescbmückt durcb sind, wie scbon erwâbnt, vorzugsweise dem ôffentlicben metallene (bei den Anfübrern goldene u. dgl.) Bescblage, Leben gewidmet, und bei diesem spielen die Gerâte keine bunte Bemalung u. s. w. (Taf. 4, 6; Taf. 6, 28). grosse Rolle. Docb ist mancbes vorbanden, so dass wir SpiesB Die Wurfspiesse waren etwa fünf Fuss Iang und am uns nicbt ganz im Dunkeln befinden. Es baben sicb unteren Ende keulenformig verdickt (Taf. 4, 15). bronzene Gefâsse im Nordwestpalast gefunden, die durcb Die Lanzen oder Speere waren secbs Fuss und darüber ibre Form an die âgyptiscben anstreifen; von den Stüblen und batten eine doppelschneidige Spitze an dem glatten und Tiscben ist ausser einem Kônigstbrpn (ebendort) Scbafte (Taf. 4, 13), nicbts mebr aufgefunden worden, als Abbildungen, docb Axt Die Âxte waren bald einfacb, bald doppelt, je uacb verfeblen diese nicbt, eine deutlicbe Vorstellung der Ori- den verscbiedenen Zwecken, denn sie waren sowobl Waffe ginale zu scbaffen. als aucb Handwerkszeug, da aucb das assyriscbe Heer scbon seine Pioniere batte. 1. IStabengerüte. Keuie Die Keulen, anfangs ein Zeicben der Befeblsbaber Die Stüble und Sessel waren durcbgângig in recbten Sesseï und als solcbe mit allerlei Scbnitzwerk verziert, so dass Winkeln, also mit steilen Lebnen, aus Holz gebaut. Sie sie einem Zepter âbnelten, wurden spâter die Waffe einer unterscbeiden sicb dadurcb von alien gleicbzeitigen. Die besonderen Heeresabteilung. Füsse derselben endigten oft in metaUenen Tierklauen schwert Obenan unter alien Webren stand aber das Scbwert, (Taf. 6, 39), die Lebnen in ebensolcben Tierkôpfen. nicbt nur, dass es die reicbste Yerzierung erbielt, sondern Zwiscben den borizontalen Stücken des Gérâtes waren aucb darum, weil es selbst im Frieden getragen wurde. tragende Gestalten angebracbt (Taf. 6, 36 u. 39), über Sitz So war es aucb Nebenwaffe der Speertrager und selbst und Lebnen wurden kostbare Teppicbe gelegt (Taf. 6, 36) der Bogenscbützen (Taf. 4, 11, 13, 15). Die Vornebmen oder sie waren mit gemusterten Polstern bedeckt (Taf. 6, legten es niemals ab, und bei ibnen war das Scbwert das 38). Aucb die Tiscbe (Taf. 6, 39) wurden mit Decken Tisch Hauptstûck ibrer ganzen Ausrüstung. Der Griff wurde aus belegt, und aucb sie, wie Stüble und anderes Zimmer- edlem Holz oder Metall gemacbt und mit eingescbnittenen gérât, standen bâufig auf Untergestellen, die wabrscbeinlicb Figuren verziert, ebenso die beiden Enden der ledernen das kostbare Scbnitzwerk der Füsse vor der Berübrung Scbeide, die mit Metall verstarkt waren (Taf. 4, 16 u. 17 mit dem Boden, also vor Verletzungen, scbützen sollten. II. Die Assyrer. 27 mehr aber nocb, wie mir nach meiner Erfahrang im nâberen Nacbbarn, wenn die Zabi der verscbiedenen Arten Orient scbeint, gegen die kriechenden hocbst gefahrlichen der Instrumente einen solcben Scbluss erlaubt. Diese Insekten des Bodens benutzt, wurden. Denn die Püsse erklârt sicb aber aucb dadurcb, dass die Herrscber ailes, dieser Untersetzer haben allé die Form eines umgekebrten was im Umkreis ibrer Eroberungen sicb Annebmlicbes Kegels mit konvexem oder konkavem Mantel, sind also und das Leben Verscbonerndes fand, beranzuzieben wussten. ahnlich einem Pinienzapfen (Taf. 6, 36 u. 39), dem sie So kannten sie verscbiedene Arten Blas-, Scblag- und auch in der Zeicbnung der Schuppen entsprecben, und Saiteninstrumente. Von den ersteren war die lange Trom- man steUt im Orient in mancben Lândem nocb beute die pete, wie sie sicb bei den Ebrâern fand (Taf. 6, 42), Lager, Sessel und Tiscbe auf umgekebrte in die Erde aucb bier im Gebraucb, und diente besonders im Kriege. gesteckte Flascben, um den Insekten das Aufsteigen un- Ausserdem die Flote, die Doppelflôte, und das Hom. môglicb zu macben. Yon den Scblaginstrumenten war die kleine flacbe Trom- Durcb diese Untergestelle wurde aber der Sitz so mel, von den besaiteten die Lyra, die man an einem Bande Fassbank erbobt, dass zur Stütze der Füsse eine Fussbank unent- um den Hals trag, die Laute, ebenso getragen, und die bebrbcb war, und so findet sicb denn aucb diese im assy- Harfe gebraucblicb. Letztere findet sicb auf den Abbil- riscben Hausrat (Taf. 6, 37). Auffallend aber ist es, dass dungen von verscbiedener Grosse, und wird bald aufrecbt man auf diesen boben Sesseln bei Tiscbe sass, wabrend stebend, bald Legend, bald mit den Fingem, bald mit man sonst im Orient bei Tiscbe lag, oder kauerte, und einem Stabcben gespielt. dies nocb beute tut. Allé diese Instramente scbemen aber, die Trómpete Bett Die Lager waren horizontale Polster mit einem er- ausgenommen, nur dem friedlicben Verkebr gedient zu bohten Kopfende, und überdeckt mit Teppicben. baben, und zwar nicbt nur einzeln, sondem oft in ver- Dass die Scblafzimmer der Assyrer nocb mancberlei einigtem Klange benutzt worden zu sein. Denn es finden Schrein Scbrânke und Scbreine entbalten baben, ist ausser Zweifel, sicb Darstellungen von Musikantengmppen auf den Wanden denn da Agypten von bier seine Scbminke u. dgl. Artikel von Kuijundscbik, wo z. B. Flotenspieler und Harfenisten erbielt, so mag der Verbraucb dieser Gegenstande an der zusammen wirken. Quelle selbst nicbt gering gewesen sein. Aucb Unterbaltungsspiele müssen bei den Assyrern im Gange gewesen sein, denn es baben sicb Würfel mit â. Oefiisise. eingelegten Punkten gefunden, die keinem anderen Zwecke Die durcb Ausgrabungen gewonnenen sind zum Teil gedient baben konnen. Und wie scbon erwabnt, waren ja aus Bronze und ziemlicb abnlicb den agyptiscben. Es Ninive und Babylon wegen ibrer Pracbt- und Yergnügungs- finden sicb darunter flacbe Scbalen, Pfannen, Scbüsseln sucbt zu einer so traurigen Berabmtbeit gelangt, dass die mit und obne Henkel oder Griff; meistens sind sie aussen letztgenannte nocb beute im Munde des Yolkes geblieben glatt; mancbe zeigen allerlei Bilder, Rosetten, die entweder ist. Unendlicbe Scbatze batten die Herrscber dort auf- eingraviert oder getrieben sind. gebauft; riesenbafte Bauten soUten ibre Macbt erbalten Aucb glaseme und — was sebr nabe liegfc — alabasterne für Jabrbunderte — und docb war ibre Zeit zwar voiler Gefasse baben sicb gefunden, gewobnlicb nur klein. Dass Glanz und Genuss, aber kurz, wie das Leben der Palme die meisten derartigen Geratscbaften aber aus gebranntem an den Ufern des Eupbrat. Sie sind beide gesunken, die Ton verfertigt waren und dass bronzene wabrscbeinlicb nur Koniginnen am Tigris und am Eupbrat, eine nacb der von den boberen Standen benutzt wurden, gebt sowobl anderen, und kein freundbcbes Gedenken der Yolker, kein aus den Wandbildern als aus den Ausgrabungen bervor. Laut des Bedauerns über ibren Sturz ist ibnen nacbgeballt. Die irdenen Gefasse wurden ebenfalls in alien Formen Der Jubel der Überlebenden war der kurze furcbtbare angefertígt: Scbüsseln, Krüge mit einem oder mit zwei Ricbtersprucb ibrer Wirksamkeit. Aber es lernen Staaten Henkeln (Taf. 6, 28), kleine Trinkscbalen und Becber von und Nationen einander nicbts ab, sondem jedes nur in allerlei Form und Verzierung. Uberbaupt muss, wenn eigener Scbule der Erfabruug und aucb da nur wenige, man die vorbandenen (mit den agyptiscben verglicben) und so bat an Ninive und Babylon keiner ein abscbreckendes spârlicben Trummer und Überreste zusammenstellt, das Beispiel genommen, sondem dasselbe Spiel spielt sicb in assyriscbe Haus einen grossen Vorrat von allerlei Gefâssen der Gescbicbte der Yolker immer von neuem, denn aucb der verscbiedensten Formen und Grossen gebabt baben, die Torbeit ist unverganglicb. mit dem der des agyptiscben Hausbalts keinen Vergleicb eingeben konnte. 3. Mastkalische Instrumente. Der Musik scbeinen die Assyrer wenigstens in der letzten Zeit und insbesondere Babylon eine grôssere Pflege gewidmet zu baben, aïs die Àgypter und die meisten ibrer Das Altertnm. 28 Teil des Landes. Aucb der religiose Yerband, der das TTT. Die Hebrâer. Yolk seit der Gesetzgebung Mosis zu einer Einbeit machen sollte, lockert sicb allzuoft; der Aberglaube und Gotzen- (Tafel 5 die u. Tafel 6, 40—43. — Tafel 5, 1—5 nach Lepsius, Bildern, nach Fr. Bock [lithur- dienst der Nacbbarvolker scbleicbt sicb von alien Seiten übrigen 6—14 nach assyrischen gische Gewânder des Mittelalters] und Harm. Weiss' Kostüin- ein, und bebt zugleicb den politiscben Yerband der einzel- kunde. Die Priestertracht ganan nach Bock. Für den Text nen Stâmme auf. So unter vielfacben inneren (denn oft besonders noch das Alte Testament. Bei den Gerâten, Tafel 6, kampft aucb Stamm gegen Stamm, z. B. Ricbter 20) und vorzugsweise Lens und Weiss.) ausseren Kampfen entwickelt sicb das Yolk der Monarchie entgegen, die mit Saul (1070) beginnt. Yorbereitet dar- A. Einleitang. auf war es durcb die letzten Ricbter Eli und Samuel, die das Amt des Ricbters mit dem des Hobenpriesters in 1. Qoellen. sicb vereinigten, und die beide ibre Sobne zu Erben ibrer Würde macben wollten. Trotz den Tracht der ausgedebnten Recbten, Flossen dieselben für die Assyrer spar- die dem neuen Herrscber Sam. sind sie für die der Hebrâer (1. 8) zugestanden werden, samer ais für die Àgypter, so fübrt dieser alien keine docb, Skulptur oder Abbildung Scbilderungen nacb, das bisberige fast ganz versiegt. Denn konnte aüfbewahrt bleiben, weil sie prunklose Leben fort und seine ganze Herrlicbkeit be- von ibnen selbst uns scbrankt sicb auf die Anfübrung im Kriege, denn- als er nie existiert hat, denn das erste und bocbste Gebot des seinen Mose 20, 4): „Du sollst Dir kein Bildnis Sieg gegen die Amalekiter feiern will und einen Juden lautete (2. Teil des erbeuteten Guts binwegfübrt, da ist's um ibn ge- nocb irgend ein Gleicbnis macben, weder dess, das oben scbeben. Statt seiner wird David zum das unten auf Erden, noch dess, Konig gesalbt, und im Himmel, nocb dess, weiss' sicb bald zur der Erde ist!" So also für Geltung zu bringen. Personlicber das im Wasser unter war Mut im Land Kanaan, als die Juden es be- Kampf Portratzeicbner das gegen die Pbilister, die Hauptfeinde des und ist Arabien aucb Yolkes, im Südwesten an der Meeresküste wobnbaft, und wobnten, kein ergiebiger Boden, es sein Sieg über deren batte ibn Mobammedaner scbeut jedes Yorkampfer „popular" beute nicbt, denn der fromme Ein Menscb oder Tier als eine Sünde, und nur die gemacbt. beftiger Famüienstreit (Dynastienstreit) Bildnis voh sie für leblos bait, bildet nacb oder entbrennt, worin von beiden Seiten nicbts gescbont wird. Pflanze, weil er er Scbon wieder ist das Yolk gespalten in Parteien. Die lasst es zu, wenn andere sie nacbbilden. Wird aber dereinst die Botanik dort ibr Licbt leucbten Dynastie des Saul wird ausgerottet, die Famibe Davids dann verscbwinden entweder die Arabesken oder siegt und bebalt die Gewalt. Er „arrondiert" das Land, lassen, vertilgt die bin und wieder nocb zerstreut zwiscben den der strenge Geborsam gegen den Koran. Juden wobnenden fremden Stâmme oder worauf wir also angewiesen siud, um unterjocht sie, Das einzige, Volkes Zeit, z. B. in Jerusalem die Jebusiter, und baut sicb bier eine die Tracht dieses bocbst merkwürdigen zur da es nocb einen Staat bildete, kennen zu lemen, sind Residenz. Dortbin er bald aucb die Zentralstelle der seine eigenen Scbriften, die seiner Nacbbarvolker, und die verlegt Bundeslade dort aufstellt. Er Bauwerke dieser letzteren, wo etwa das jüdiscbe Leben Anbetung, indem er die ricbtet sicb einen Hofstaat ein mit Amtern und Würden dabei berübrt wird. Dies gescbiebt aber nur durcb die (2. Sam. 8). Er ist also zuerst im neueren Sinne „ein Assyrer und Borner, • und ibñen verdanken wir neben dem Konig" der Israeliten. Docb mit dem Glanze Alten Testament die Kunde des israelitiscben Lebens. zugleicb bat er aucb die Sorge und Not. Sein eigener Sobn stellt ibm nacb; es entbrennt aufs neue ein Bürgerkrieg in dem 2. Oeschichtliehes. kaum geordneten Staat. David bebauptet sicb nur mit Obwobl wir diesen Abscbnitt seinem Hauptinbalt nach Mübe auf dem Tbron, muss aber bis an sein Ende gegen als bekannt voraussetzen dürfen, so lassen wir docb in der die Pbilister unter den Waffen steben. Ja, das Scbicksal Kürze die Gescbicbte des jüdiscben Yolkes nocb einmal des deutscben Heinricb lY. traf aucb ibn: nacbdem der an unserem Auge vorbeigeben, um sie zu vergegenwartigen. eine aufrübreriscbe Sobn tod ist, muss er am Ende noch Ein den Arabem verwandter Stamm wandert im gegen den -zweiten auftreten. 14. Jabrbundert v. Cbr. in das Jordantal ein, bemacbtigt Der zum Nacbfolger erkorene Sobn Salomo besteigt sicb desselben mit seinen frucbtbaren Weiden, und be- den Tbron mit dem Morde seines alteren Bruders Adoni setzt nacb und nacb das umliegende Hocbland, indem er und dessen Anbânger. Es gebt dort immer sebr orienta- die Einwobner (31 Konigreicbe; Jos. 12, 24) in einem liscb radikal zu; von Erbarmen ist keine Rede: Ausrotten blutigen Vemicbtungskampfe bínwürgt. So wird er nacb ist die Losung! David befièblt sterbend seinem „weisen" und nacb Herr des Landes zwiscben Jordan und Mittel- Sobne die von ibm unterlassene Racbe an seinen Feinden. meer; Aber das vielfacb durcb wüste Stricbe unterbrocbene An Salomos Hofe gebt es aber aucb orientabscb Land unterbricbt aucb den Zusammenbang des Yolkes und prâcbtig zu; er bat seinen Harem mit 700 Frauen und scbwacbt damit seine Kraft. Die Nacbbarstamme fallen 300 Kebsen; er bâlt grosse Tafel, wo tâglicb 30 Binder raubend herein und unterjochen bald bier bald dort einen und 100 Scbafe ausser dem zablreicben Wild verspeist in. Die Hebráer. 29 werden. Er unternaliin daher, nachdem ér nacli alien Seiten rief gegen seinen eigenen Bruder von Israel. Kalûrlicb die Grenzen des Reiclis gegen die Peinde gesichert hatte, Lessen sicb die Assyrer nicbt zweimal bitten. Sie kamen imd im Inneren einige Ordnung hergestellt war, grosse — und bbeben, und der nacbstfolgende Kônig derselben, Bauten, unter denen der Tempel die hochste Bedeutung Sargon, fübrte die 10 Stamme Israels aus ibrer Heimat batte. Das Yolk musste frolinen; 30000 Holzhauer mussten fort und besetzte ibr Land mit anderen Vôîkerscbaften aus das Holz schaffen, 80 000 Zimmerleute und 70000 Last- Babylon etc. Nocb stand Juda, der letzte Turm, Da zog trager'mussten unter Aufsicbt von 3800 Aufseliem arbeiten. Sanberib beran, audi ibm das Ende zu bereiten. Nocb Dieser Tempel hat gestanden bis zur Zerstorung der einmal ward ibm eine Frist — Sanberib musste von der Hauptstadt durcb Nebucadnezar, also etwa 400 Jahre. Er Belagerung der Hauptstadt absteben (S. 20). Ein gauzes wurde aber nicbt nur erbaut mit Hilfe der Phonizier (der Jabrbundert nocb bestand das Reicb Juda. Die einbei- Konig von Tyrus ûbemahm die Holzlieferungen), sondern miscben Unruben des assyriscben Reicbes gaben ibm eine durch sie auch alies Gérât in demselben aus Erz gegossen, Zeit der Rube. Ninive sank endlicb durcb die Meder und indem Salomo einen phoniziscben Künstier (Hiram aus Babylonier, und Juda, das inzwiscben gegen Agypten ge- Tyrus) damit beauftragte. Der einheimiscbe Kunstsinn kampft batte, dann von diesem und spater von Babylon war noch gar nicht entwickelt, denn bis jetzt batten die unterworfen worden war, macbte, um die Freibeit zuriick- Juden kaum Stadte gebaut (die 20, welcbe Salomo dem zuerobern, einen letzten vergeblicben Yersucb. Nebucad- Kônig von Tyrus zum Danke scbenken wollte, gefielen nezar belagerte die Hauptstadt, eroberte sie, und fübrte das diesem nicbt); erst jetzt macbten sie dazu den Anfang. Yolk mit Ausnabme der niedersten Stande, nacb Babylon. Sie gingen von nun an allmablicb zum Ackerbau und zu Der als Stattbalter oder Yizekônig eingesetzte Yerwandte festen Wobnsitzen über. des Eroberers, Zedekia, dünkte sicb nacb einem Jabrzebnt Diese Zeit des Glanzes Israels war aber nur allzu- stark genug, die Unabbangigkeit seiner Scbeinkrone zu er- kurz. Es bielt sicb auf dem Gipfel seiner Macbt nicbt streben, ging aber bei diesem Yersucb zugrunde. Jetzt vmrde einmal bis zu Salomos Tod, denn scbon vorber bracb die die Stadt verbrannt und bis auf den letzten Stein in Triimmer Emporung gegen seine strenge Regierung unter Jerobeam gelegt. Aucb der Name eines jüdiscben Reicbes erloscb. aus. Kaum war der alte Kônig tot, als der bereits ent- Nacbdem der Perser Cyrus, als er Babylon unter- glommene Zwiespalt bell aufioderte und das Reicb sicb in worfen, den Hebrâern gestattet batte, beimzuzieben, fanden zwei Staaten teilte, dessen kleinerer nur dem Sobne des sicb viele, die von dieser Erlaubnis Gebraucb mácbten. Saldmp zufiel. Der andere, um der Hauptstadt und des Ein Teil aus Anbânglicbkeit an das Land der Yáter, ein dort befindbcben Tempels entbebren zu konnen, kebrte zu grôsserer Teil in der Hoffnung, dort weiter zu kommen, dem oft verbannten Gotzendienst zurück, und so war die als in Babel. Aber aucb die Zeit der Not batte sie nicbt Trennung vollstandig; die Blüte reifte nicbt zur Frucbt. zur Eintracbt gebracbt. Nocb ebe die Stadt gebaut war Denn mocbte nun Salomos Herrscbaft nocb so driickend und der Tempel voUendet, bracb wieder Streit aus. Zu- gewesen sein: er batte wenigstens dem Reicbe nacb aussen dem woUten die indessen dort angesiedelten Horden nicbt Anseben und Geltung verscbafft; er beberrscbte den Handel gutwillig den Platz raumen. So kam es, dass erat nacb " zwiscben dem persiscben und Mittelmeer, indem er die langen Jabren der Tempel, abermals durcb pbôniziscbe Karawanenstrasse inne batte, und dieselbe durcb Erbauung Meister, voUendet wurde, und dass erst nacb und nacb neuer Platze, wie Palmyra, zu bebaupteu tracbtete. Es das Yolk, indem es sicb ausbreitete, die angesiedelten war durcb den Handel und durcb seine Unternebmungen Miscblinge in der spateren Provinz Samaria zusammen- viel Geld ins Land und in Umlauf gekommen; freilicb drângte, und sein altes Land wieder einnabm. war es zunacbst nur die Hauptstadt, die davon Nutzen Waren aber die Hebraer früber scbon wie ein Kork- zog; das Landvolk musste um so barter arbeiten, um den stückcben auf dem Wasser auf den Wellen der oriental!- unerborten Luxus des Hofes zu bestreiten. Aber der Staat scben Ereignisse bin- und bergeworfen worden, so batten war docb zusammenbangend, einig, macbtig. Wenn er sie jetzt nocb weniger Halt und Kraft, irgend einem An- sicb vvreiter entwickeln durfte, mocbten die Unfreien frei drange zu widersteben. So opferte Alexander d. Gr. im werden, das Los der Sklaven sicb mildern und wandeln; Tempel zu Jerusalem, das sicb ibm unterworfen batte, es konnten bessere Einricbtimgen Platz greifen — jetzt und unter seinen Nacbfolgern waren es besonders die sy- war es vorbei — vorbei auf immer. Die Knosp starb, riscben Kônige, denen es dienen musste. Antiocbus d. Gr. die sicb kaum geoffnet batte. Die beiden Reicbe sanken (160 V. Cbr.) ricbtete im Tempel des Jebova den Dienst bald eins dem anderen nacb, Israel zuerst. Wobl ver- des Zeus ein und erst durcb den verzweifelten Kampf der sucbten einzelne Herrscber die Rettung, wie Josopbat, um Makkabâer wurde Jerusalem frei, docb füblten sie sicb der 900 v. Cbr., wie 100 Jabre spater Jerobeam II., der es syriscben Macbt gegenüber so scbwacb, dass sie mit den vom volligen Verderben mit mutigér Faust zurûckriss. Aber Rômem ein Bündnis zu Scbutz und Trutz macbten. Dieses náit ibm und seinem Zeitgenossen, dem Kônige von Juda, wurde im Yerlauf der Zeit immer enger, bis endlicb ein ging die gute Zeit beider Reicbe zu Ende. Denn nun rômiscber ^Ratgeber" dem jüdiscben Kônige Hyrkanus an kebrten sie sogar die Scbwerter gegeneinander, und es kam die Seite gegeben wurde. Nacb Hyrkans Tode raumte dabin, dass Abas, Kônig von Juda, die Assyrer zu Hilfe Antipater dessen Sôbne zur Seite, um, was er in Wirk- 30 Das Altertrun. lichkeit langst getan hatte, seinen WiÚen regieren zu lassen, Mündung, am Toten Meer, 1200 P. unter der Flacha des ohne den Schein eines neben ihm stehenden Fürsten. Ihm Mittelmeeres liegt, und somit ist das Tote Meer selbst folgte sein Sobn Heredes, und ais die Hebrâer diesen die absolut niedrigste Wasserflache der Erde. nicbt anerkennen woUten, nabm er sich den Tbron, von Das Hochland, welches vom Jordan bis ans Meer Rom unterstützt, mit Gewalt. Palástina war nur nocb reicht (Galilaa und Judaa) ist der eigentliche Schauplatz eine romische Domane. Religion und Sitte war zwar von der jüdischen Geschichte, denn nur zwei Stamme wohnten Zeit zu Zeit immer hergestellt worden nach der Weise ostlich vom Jordan; der Haupttrupp des Yolkes liess sich der Vater, dennoch batte natürlicb das Volk friiher so westwarts nieder. Dieses Land ist vielfaltig durchzogen von wenig dem assyrischen, babyloniscben und persiscben, ais Gebirgsrücken, die, wie aUer Jurakalk, in ihrem Inneren spater dem griechisclien und romischen Einfluss wirksam eine grosse Zahl von geraumigen Hohlen bergen. Daher widerstehen konnen. Seit Alexander batte sicb griechische war das Leben ,in der Wtiste" so leicht moglich, weil Sprache und Sitte, Kunst und Philosophie im Orient aus- die Natur für Obdach gesorgt hatte, und daher spielen die gebreitet, und mit den Rômem kam die streuge Staats- Hohlen in der jüdischen Geschichte von Anfang an eine ordnung in das Land. Damit wandelte sich auch jedesmal so grosse Rolle. Doch sind diese Gebirge meist kahl oder die Tracht, und die Propheten klagten oft genug über mit niederem Gestrüpp bewachsen, salten findet sich ein den Luxus und die auslandischen Gewander, über Schmuck Wald, und so war die Holzarmut schon zu jener Zeit er- und Zierraten, die man anlegte. — klarlich. Daher musste zu dem Tempel (zum ersten an- Nach Heredes Tode teilten sich die Sôhne das Reich, sehnlichen Gebaude) das Holz aus dem Auslande bezogen und als Archelaus, der álteste, dem Judáa zugefalien war, warden; daher heisst sich von der Stadt oder vom Weide- starb, zogen die Romer diese nPiovinz" zu Handen des platz entfernen, immer: in die Wüste gehen. Man ver- romischen Reiches ein und übertrugen einem Konsul ihre suche, sich das in Deutschland zu denken — es ist un- Verwaltung. Ebenso ging es nach und nach den übrigen moglich. Das Hochland hatte also und hat noch haute Landesteilen. Der Aufstand, den ein Teil der Juden gegen nur zum Teil fruchtbaren Boden, da wo Rinnsale von die romische Gewalt versuchte, schlug fehl und endete mit Bachen sich finden. Aber die meisten derselben liegen der volligen Zerstorung der Stadt durch Titus (70 n. Chr.) im Sommer trocken und damit erstirbt auch der niedere und mit der Auswanderung und Zerstreuung des Volkes Pflanzenwuchs bald; nur die Baume dauem eben aus. In in alie Teile des grossen romischen Reiches. Für Kunst Judaa finden sich allerdings Distrikte, wo Abhânge mit und Wissenscbaft sind die Hebrâer in der Geschichte Wain bedeckt sind und wo „ Milch und Honig" fliesst, da vôllig unfruchtbar gewesen, nur das eine scheint ihre Auf- die Biene sich auf den Hohen reichlich anbaut, und die gabe geweseii zu sein, denn nur diese haben sie gelost: Talsohle gute Weide bietet. die Idee einer einignn unteilbaren Gottheit zu Die einzige ununterbrochene Ebene im Lande ist die vertreten und auszubreiten. im südlichen Galilâa von West nach Ost reichende Sen- kung, die Ebene Esdrelon. Sonst ist im ganzen Lande der 3. Wofansitz. Boden fortwâhrend wellig, und der Esel, als das baste Was auch sonst das Yolk bestimmt haben mag, bei Reittier im Gebirge, von alters her (von Bileam bis auf seinem Zuge von Agjpten gegen Nordost sich im Tale Christi Einzug) im Gebrauch. des Jordan niederzulassen, gewiss ist die aussere Ahn- In dieses vielfach zerteilte Land zog ein Stamm ein, hchkeit dieser Senkung mit dem Niltal nicht der letzte der Yiehzucht betrieb, also eine auf das Einzelleben hin- Grund dieser Wahl gewesen. Denn sowie der gewaltige zielende Beschâftigung. Was Wunder, wenn er nie zu Agyptos inmitten einer schmalen grünen Ebene, dem einem Einheitsstaat zu bringen war, sondem nach jedem Boden seiner Talspalte, dahinfliesst, und sowie diese bei solchen Yersuch wieder in mehrere Teile zerfiel? Was ganz unbedeutender Breite auf beiden Seiten durch kahle Wunder, wenn er durch solche Zerklüftung unselbstândig Kalkfelsen steil begrenzt wird, so fliesst auch der Jordan wurde, wenn er oft den Nachbarn zu Gefalien lebte? inmitten eines schmalen sebr fruchtbaren Tales, das be- wenn er deren Kultus, Tracht und Sitte hâufig nachahmte? senders imWesten von ziemlich steilen Wanden eingefasst Was Wunder, wenn selbst die unerhorte Anstrengung der wird. Die Abhânge sind nur hin und wieder bewachsen Gesetzgeber, nur einen Tempel für das ganze Land und und das vorherrschende Gestein ist ebenfalls Kalk, wenn Yolk zu errichten und anzuordnen, jedes Jahr dreimal zu auch anderer Art als in Agypten. Nur am See Tiberias diesem Tempel hinzureisen, keinen Zusammenhalt in das und nordhch davon kommt Basalt vor. Doch zeigt sich Yolk bringen konnte? Wenn auch das Zerstreutwohnen ein grosser Unterschied in der Bodengestalt, denn indem der Leviten nichts fruchtete, das offenbar als Bindemittel die Tiefe des Niltals nach der Mündung hin abnimmt, da wirken soUte? Der Boden hinderte den leichten Yerkehr die Berge sich senken, nimmt die Tiefe des Jordantals durch seine Gebirgsrücken und wüste Strecken; die Yieh- nach der Mündung zu, da der Talboden sich sehr rasch zucht erlaubte kein Nahewohnen; so blieb das Yolk ewig senkt, und die oberen Ránder der Spalte sich nicht nur in kleine Hâuflein geteilt, die sich nicht seiten unter- nicht mitseuken, sondern steigen. Beilaufig ist das Jordantal einander blutig bekampften. Handel und Industrie blieben das absolut tiefste Stuck der Erdoberñache, da es an der unentwickelt; Kunst und Wissenschaft waren unmoglich; III. Die Hebrâer. 31 Stadte gab es keine vor David; vras den Namen fûhrte, wenn in kurzer Zeit das ganze Volk in der elende Haufen Hiitten. macbtigen waren von Jericbos Mauern fielen Nacbbarscbaft die einen bier, die anderen dort beim Klang der Trompeten, Auch aufgegangen spater blieb Jerusalem ware? Dass dies unter den die genannten Umstanden nicbt einzige ansehnliche Stadt. gescbab, dies bleibt zu bewnindern. Von einer urspriinglichen Volkssitte und Volkstracbt, Von Agypten ber — denn mit dem von die sich Auszuge von Anfang an Jabrhiinderte lang trotz alien An- dort beginnt docb erst die Gescbicbte des „Volkes" — drangs treu bewabrt batte, kann also bier kaum die Rede bracbten die Hebraer gewiss mebr, als den dort sein, Vom wenig Beginn ibrer Grescbicbte bis zum Ende bin gebraucblicben Scburz ffir die Manner, und das Hemd fiir klagen die Scbriftsteller der Juden fiber das Bublen mit die Frauen rait. Auf dem bôber gelegenen Kanaan aliem Fremden. ging Yergeblicb ist ibr Eifer und wie bei an- die Luft scbarfer;* bier reifte die Dattel nocb kaum — deren Volkern verballte aucb bier die Stimme der Wamung. eine warmere Umbfillung als der Baumwollenscburz wurde Aber dass die Propbeten- klagen, beweist, dass in Kanaan notwendig: aucb die Manner griffen zum Hemd. Ob sie eine gevrisse Tracbt als Volkstracbt in Geltung gewesen dazu das Vorbild der einbeimiscben Volker sein bedurften, muss, dass ein grosser Teil des Volkes ibr treu ge- kommt gar nicbt in Betracbt; die Notwendigkeit ist die blieben und dass das Festbalten am Überlieferten als eine eindringlicbste Lebrerin. So finden wir die Hebraer bei Tugend gait. Und welcbes Volk der Erde kbnnte sagen, ibrer ersten Erwabnung auf assyriscben Denkmalern in dass es an Zabigkeit und Ausdauer das jüdiscbe fiber- lange, bis auf die Fiisse reicbende Gewiinder gekleidet. traf'e? Denn batte das Wecbseln der Tracbt in den Volks- Wann sie vom agyptischen Scburz zu dieser Tracbt fiber- cbarakter gepasst, wfirden dann seine Seber dagegen ge- gegangen sind, ist ffir uns keine Frage: sobald sie nacb eifert baben? Eifern Pariser ScbriftsteUer dagegen? Kanaan fibergegangen waren. Der Abstammung nacb, den Stammeigentfimlicbkeiten Selbst die Bebandlung der Stoffe beim Weben konnte zufolge, mfisst'e das Volk seine Tracbt und Sitte immer ffir einen aus Agypten kommenden Stamm keine treu bewabrt baben. Scbwierig- Sein Wobnsitz in Palastina war aller- keiten bieten. Nur vielleicbt im Spinnen und Zuricbten dings verscbieden von dem in Agypten, wenn es dort der Wolle batten sie, da in Agypten meist Baumwollen- wirkbcb am Ostarm des Nil im Delta gewobnt batte, aber zeug und Leinwand benutzt wurde, von den neuen Nacb- docb nicbt so verscbieden, um eine ^ totale Anderung der O bam etwas zu lernen. Denn darin waren die Bewobner Tracbt notig zu macben. Es bleibt also nur das dritte von Vorderasien von alters ber bis auf beute Meister. Moment, seine Gescbicbte fibrig, um allé Wandlungen, die Die Weberei jener kostbaren Teppicbe, die man in Klein- sicb an ibm zeigten, zu erklaren, und diese Gescbicbte asien anfertigt, ist erst in der neuesten Zeit bei uns nacb- ist allerdings bewegt genug. Es liesse sicb scbwerlicb geabmt worden. Jabrtausende lang war sie ausscbliesslicb ein Punkt der Erde finden, der mebr an der Heerstrasse ein Eigentum jener Volker. Denn scbon in den Grab- gelegen war, als Kanaan. Ffibrten docb die Wege zwiscben bildern von Beni-Hassan findet sicb ein Zug Vorderasiateu, drei ErdteUen allé fiber den Jordan: was konnte da Grosses in solcbe Teppicbe gekleidet (Taf. 5, 1—5). Seltsamer- um das ostbcbe Mittebneer gescbeben, von dem Palastina weise sind die Muster in ibren Umbangen nocb dieselben, unbprfibrt geblieben ware! So war freilicb dieser Knoten- wie beute. Dass es wollene Teppicbe und nicbt etwa punkt dreier Erdteile am besten geeignet, als Ausgangs- baumwollene Gewander sind, gebt aus den Konturen der punkt ffir die reine Gotteserkenntnis zu dienen, und so war Zeicbnung unzweifelbaft bervor. Die eine Figur dort bat aucb die Aufgabe dieses Volkes als eines gescbicbtlicben das oblonge Stfick Zeug ganz einfacb auf den Rficken gelôst, da es nacb langer Pflege die Frucbt zur Reife gelegt, obne dass man seben kann, wie es sicb dort bait, gebracbt und den Samen in alie Winde verstreut batte. obne zu fallen. Dieser Zug Fremdlinge ist eine Zeitlang Mit Vollendung des Gebaudes der Religion gingen die ffir Israeliten gebalten worden, da die Gesicbtszfige dazu Bauleute auseinander. berecbtigten. Spatere Forscbungen aber. baben dies wider- legt, aber dass es ein syriscber Volksstamm ist, den wir B. Die Tracht. bier vor uns baben, das ist ausser Zweifel. Denn Tracbt und Bewaffnung und ibre ganze Ausstattung spricbt dafiir. Es ist ein Beweis von der ausserordentlicben Zabig- - Wir baben also an ibnen ein Bild der Volker, welcbe keit und inneren Kraft dieses Volkes, dass es seine Sitten die Hebraer bei ibrem Vordringen in Palastina antrafen und und also aucb seine Tracbt nicbt nocb weit mebr geândert bekampfen mussten. Verweilen wir daber einige Augen- bat, als die§ gescbab. Denn es lassen sicb kaum 30 Jabre blicke bei ibnen als ibren Gegném und spateren Nacbbarn. der jfidiscben Gescbicbte finden, wo dasselbe sicb rubig Den Kopf scbeinen diese Syrer nicbt bedeckt zu batte entwickeln konnen. Die salomoniscbe Zeit ist darin baben, denn da die Abbildung in Beni-Hassan eine Kara- die einzige. Denn die Berfibrungen mit den Nacbbarn wane darstellt und keiner dieser Reis en den einen Hut waren nicbt etwa kleine Reibungen, sondern meistens oder dgl. trâgt, so werden sie wobl im alltaglicben Leben ünterjocbungs- oder gar Vernicbtungskriege. Der Zu- um so weniger eine Kopfbedeckung gekannt baben. Diese sammenbalt im Inneren war immer nur sebr gering, wie Sitte baben ibnen die Hebraer nicbt abgenommen, da sie oben bewiesen worden; batte man sicb da wundern konnen. das Haupt selbst beim Gebet bedecken mussten. 32 Das Altertum. Die Fussbekleidung der besprochenen Semiten bestebt bis auf die Füsse reiehte (Taf. 5, 7 u. 8). Die Manner bei den Mânnern aus gewôbnlichen Sandalen (Taf. 5, 2, kûrzten es zuweilen, besonders, wenn sie auf die Reise 4, 5), bei den Frauen aber aus Scbuben, die aus lauter gingen, so, dass es nur bis an die Kniee herabfiel (Taf. 5, 8). feinen Riemen oder Halmen geflocbten zu sein scbeinen Frauen und Manner batten ausserdem noch einen Uber- iiberwurf (Taf. 5, 1 3). wurf, ein langes Stuck Zeug, das bei den Frauen aus dem u. Der übrige Korper wird durch die Decke verhüllt, Volke über den Kopf gelegt und gewohnlich vom unter indem dieselbe bald bloss mit zwei Zipfeln über die beiden dem Kinn übereinandergeschlagen wurde, so dass das rechte Scbultem nach vorn umgehangen wird (Taf. 5, 5), oder Ende über die linke Schulter fiel. Auch die Manner legten indem sie ven der einen Acbsel unter dem entgegen- OS zuweilen so, vielleicht wenn das Wetter eine vollige gesetzten Arm hindurch wieder zu der Acbsel reicht und VerhüUung des Kopfes und Halses anempfahl. Sonst aber hier beide Enden aneinandér befestigt werden (Tai. 5, 4). warfen sie es gewohnlich quer um die Brust, so dass es Oder sie wird wie ein Schurz um die Hüften gewickelt von der linken Schulter über den Rücken unter dem (Taf. 5, 1 2) oder sie bildet ein gewohnliches Hemd, rechten Arm durch quer über die Brust u. ging, und der ohne Armel, nur mit Armlôchem (Taf. 5, 3). Zipfel hinten über die linke Schulter hinabfiel (Taf. 5, 6). Auffallend ist es, dass die Manner in diesem Zuge Aus diesen beiden einfachen Kleidungsstücken wusste nur Backenbârtê, aber keine Schnurrbarte tragen. Das der Luxus doch aUerlei zu entwickeln. Das nachste war Haar ist lang und kraus; bei den Prauen fallt es frei die Verfeinerung und Farbung der Stoffe. Indessen der rund den Kopf herab, nach Art der Agypterinnen, arme Mann sein Kleid aus Ziegen- oder um Schafwolle oder und wird durch ein Stirnband gehalten. — aus Kamelgarn zu Hause weben und anfertigen liess, bezog Als Waff führen die Manner Bogen und Pfeil, Lanzen der Reiche seine Gewander vom Auslande. Da waren en und eigentûmlich gekrümmte Keulenstâbe (Taf. 5, 2). zunachst die weissen feineh Leinwandkleider der Agypter, Ihr Lasttier ist der Esel. Ihre Handelsartikel sind die sich in der Priestertracht bis in die spateste Zeit Büchsen mit Schminke, wie man sie noch heute in erhielten. Dann die bunten Gewander aus Wolle und u. a. Agypten vorfindet. Dadurch weiss man, woher man dort Baumwolle der Phonizier und Assyrer, die man gar sehr dergleichen bezog. In den Handen dieser Syrer erscheint begehrte. Wenn auch die Frauen aller Stande die Weberei die erste Lyra (Taf. 5, 5), die in Agypten vorkommt, daher fortbetrieben, so mogen die vornehmen wohl nach ansian- es wahrscheinhch ist, dass dies Instrument um jene Zeit dischen Mustern gewebt haben. Seit David und Salomo (2100 V. Chr.) Yon Vorderasien aus nach Agypten kam. wurde der Handel mit dem Auslande belebt und seitdem lâsst sich annehmen, dass die Tracht allgemein prâchtiger Tracbt. geworden sei. 1. Oewfthiilicbe Eine zweite Weise der Darlegung des Reichtums war Wie lange diese unverândert im Volke der Hebrâer die, das Untergewand zu verdoppeln. Auch auf diese Sitte Unter- getragen wurde, lâsst sich mit Bestimmtheit nicht angeben. verfielen die Vornehmen schon sehr friihe durch Nach- Wenn man aus den Erscheinungen im Leben anderer ahmung der Nachbarn. So trugen sie also ein weisses, Volker sich erlauben will, einen Schluss auf das jüdische wahrscheinlich baumwollenes Leibgewand, gewohnlich Volk zu machen, so lâsst sich annehmen, dass mit jedem lânger als das darüber liegende bunte Gewand aus Wolle, Siege über die Nachbarvolker auch eine Anzahl von das an den Sâumen und Ecken reich verziert war (Taf. 5, Kleidern erobert und von den Siegem getragen worden 10—12). Beide batten aber kurze Armel. Erst nach der sei. Denn schon zu Simsons Zeit finden wir einen solchen babylonischen Gefangenschaft finden sich durch Bekannt- Vorrat von Luxusartikein, dass er mit den Philistern eine scháft der Israeliten mit den Persern auch Leibgewander Wette um ,3^ Peierkleider" eingeht. Wenn auch aus mit langen Armein (Taf. 5, 6). Sonst waren diese nur dieser Wette eben die Seltenheit guter Oewander um jene der Priesterkleidung eigen (Taf. 5, 13—14). Zeit einleuchtet, so beweist sie doch auch deren Vorhanden- Dass auch der Mantel oder Úberwurf, dessen wir überkieid sein und den darauf gelegten Wert. Die alte Einfachheit oben ais zweites Kleidungsstück erwâhnten, durch den wai* also schon damais nicht mehr ganz unangetastet. zunehmenden Reichtum Verânderungen erfuhr, versfeht Eine spatere Erwahnung, die noch grosseren Luxus sich von selbst.. Das nâchste war, dass man, nach Art ahnen lâsst, ist die Klage des David um Sauls Tod, well der ostlichen Nachbarn, die Kanten der Decke mit Zacken dieser Fürst ^Israels Tochter in Purpur gekleidet und ihre a. dgl. besetzte (Taf. 5, 10). Dann verwandelte man ihren Gewander mit goldenem Zierrat geschmückt babe". Jetzt Schnitt, wie ihre Handhabung, indem man sie aus zwei war also der Reichtum noch hoher gestdegen und die ein- gleichen Stücken zusammensetzte, zwischen denen mitten fache Tracbt eine nicht mehr vorherrschende Erscheinung. ein Halsloch bHeb, so dass sie Brust und Rücken gleich- mâssig deckte (Taf. 5, 12). Oder man trug. wenn auch a) Bedeckung des Eumpfes. selten, statt des Überwurfs, dem Beispiel der Phonizier Dieselbe, wie sie durch ein assyrisches Skulpturbild folgend, einen wirklichen Rock mit kurzen Armein, der als altestes Zeugnis dargesteUt wird, bestand aus einem vom durch eine Schnur oder Spange zusammengehalten Hemd wahrscheinlich woEenen Hemde mit kurzen Armein, das wurde (Taf. 5, 11). III. Die Hebrâer. 33 Dass der TJberwurf schon friihe zur jüdisclien Tracht Sara und Hagar, und 1. Mose 25, 6 ist ausserdem noeb gehort haben muss, wird durcb den Befehl Mosis bewiesen, von seinen Kebsweibern die Rede. Jacob kaufte seine Quasten „die vier Zipfel des Mantels mit Quasten zu zieren". Darin beiden Frauen Rebal und Lea samt deren Mâgden, seinen fanden di6 Fronmiler, deren es aucb dort gab, eine vor- Kebsweibern Bilba und Silpa dureb langjabrige Dienstzeit trefflicbe Gelegenbeit, sicb zu zeigen. Sie vergrosserten bei Laban. — Jeder Mann nabm, wie es noeb beute im und verdoppelten diese Quasten nach besten Krâften, weil Orient gesebiebt, soviel Frauen, als er zu ernabren Lust ihnen trotzdem niemand glauben wollte, dass sie fromm und Yermogen batte. Der arme Araber und Fellah be- seien (Taf. 5, 12). gnügt sieb daber mit einer; so batte aucb der armere Zu Christi Zeit müssen die alten einfacben, scbmuck- Jude nur einWeib, aber David batte gleiebzeitig mebrere losen Gewânder sebón ziembcb selten gewesen sein, denn Frauen, Salomon deren sogar tausend. Yon einer „Würde man bebt an Johannes dem Taufer besonders bervor, dass dér Frauen" konnte da keine Rede sein; sie waren Sklav- er ein Gewand aus Kamelbaaren getragen babe — es war innen des Hausberrn, aber pracbtig ausgeputzt, so sebr also auffallend! — und Jesus verbietet seinen Sebiilem, es nur moglieb war. In den ârméren Klassen bebauptete die docb wabrlicb niebt aus den bocbsten Standen ent- natürlicb die Frau neben ibrer Einzigkeit und Arbeit aueb sprungen waren, doppelte Unterkleider zu tragen. Wenn ibre bedeutendere Stellung. Sie bebielt aber aucb ibr solcbe Yerbóte nôtig sind, so beweist dies, dass Falle der einfaebes XJnterkleid und den einfacben Mantel bis in die Ubertretung vorkommen. spateste Zeit, denn ibr wurde weniger erlaubt, als dem Um das Hemd oder Untergewand am Korper anzu- Manne. Giiitei scbliessen, hediente man sicb eines Gürtels aus Leder oder Das vomebme Weib aber wurde seit der Glanzperiode starkeni Wollenzeug (Taf. 5, 8). Die Pracbtliebe fand des Reiebs mebr und mebr ein wabrer Juwelierladen. Mit diesen natürlicb niebt mebr passend zu purpumen Tinter- der Fülle des Scbmuekes, von dem wir bernaeb reden kleidem und versebaffte sieb also die auslandiseben wollen, nabm aueb die Zeugversebwendung gewaltig zu. Giirtel, die aus feinen Zeugen gefertigt und sebón gefârbt Da die Frauen nur selten offentlieb ersebienen, son- (Taf. 5, 10 u. 11), mit Goldfaden durebwoben oder gar dern meist innerbalb des Hanses lebten, so konnten sie ganz aus Gold bergestellt waren. Hier trug, wie der freilieb aueb unbequeme Kleider tragen. Denn so müssen Morgenlânder dies noeb jetzt tut, der Sebreiber sein ibre Hemden selbst gewesen sein, wenn wir sie uns naeb Hemd Sebreibzeug, der Kaufmann seine Borse, der Reiebe seinen der Propbeten Besebreibung vorstellen: weit, lang, auf Doleb. .dem Boden naebsebleppend mit sebr langen und weiten Dass die Beine stets unbekleidet blieben trotz der Armeln. Im Hause trugen sie meist nur ein Gewand Berübrung mit den Persem (der strengglaubige Jude trâgt dieser Art, und zwar aus feinem oft durebsiebtigem Zeug; noeb beute keine Hosen), zeugt, wie aueb das bereits Be- die Saume waren dann reicb mit Borten besetzt und ein sproebene, von der Zabigkeit des Yolkes im Festbalten an Gürtel umsebloss die Hüften. Das zweite Gewand war den alten Formen, denn wir finden bei ibm (ausser dem noeb langer, noeb weiter und dessen Armel fielen bis zur Roek, der stets selten blieb) nur XJnterkleid, Giirtel und Erde; beute noeb tragen die Jüdinnen im Orient Kleider Kieid viereekigen Mantel von Anfang bis zum Ende seiner Ge- von soleber Art. Dies wurde, da es aucb zum Ausgeben sebiebte im Gebraucb. Dass zur grieebiseben Zeit vor- diente, überreieb verziert, selbst mit Steinen. Dem ent- nebme Stutzer sieb aueb der Cblamys (des leiebten Mantels spraeb dann sowobl der Gürtel, der dasselbe zusammen- dei grieebiseben Reiter) und zur romiscben einzelner bielt, wie der XJberwurf, dessen wir sebon erwabnten. überwurf Stüeke des rômiseben Kostüms bedient baben mógen, Ausserdem bedienten sieb aber die Frauen beim Ausgeben ândert daran niebts. Es ist dasselbe, wie wenn ein beutiger noeb eines grossen, leiebten Tuches, das sie über Kopf norddeutscber Grossstâdter Tiroler Traebt trâgt, was aueb und Sebultem legten, und damit den ganzen Korper ver- zuweilen gesebiebt. büllten. Aueb beute tragen die orientaliseben Frauen solebe Tüeber, die bei den vornebmen aus sebwarzer Seide, Die Franen bei den geringeren aus dunkler Baumwolle sind. Dies trugen, wie sebon erwâbnt, ebenfalls das XJnterkleid mid ist aber niebt der Sebleier, sondem der wurde und wird Schieier den Mantel. Letzterer war jedoeb, damit er bei den nie- noeb ausserdem unter dem zuletzt erwabnten Tuebe ge- deren Standen über den Kopf gelegt werden konnte, langer. tragen. Soûaeb steUen sieb für die Traebt der vornebmen Dass die vomebmen Frauen dem Beispiele ibrer Manner bebraiseben Frauen fünf Stüeke beraus: feines weites folgen mussten, und aueb gern folgten, ist begreiflicb. Hemd; ëin weites, langes Untergewand, oft farbig, oder Mit Salomo sebeint neben der Geringsebatzung gegen die wenn aueb weiss, immer mit farbigen Kanten; Mantel Frauen deren Aussebmückung ais des kostbarsten Haus- oder Obergewand (an dessen Stelle zuweilen der Kaftan); rats zugenommen zu baben; doeb batte die Frau sebon Sebleier, der unter dem Kinn gebunden wurde, und XJber- vom Anfang der jüdiscben Sage ber nur eine unter- wurf über den ganzen Korper. Bei den ârmeren Frauen geordnete Stellung, wie es noeb beute bei den Orientalen sind aber die ursprünglieben zwei Stüeke: statt der zwei der Fall ist. Sie wurde meistens dureb Kauf von den Unterkleider nur ein Hemd, und statt Mantel, Sebleier Eltern gewonnen. Sebon Abraham batte zwei Frauen, und Übertueb das viereekige Obergewand. Kretschmer u. Bohrbach, Trachten der VOlker. S. Âuâ. 5 34 Das Altertum. 1)) Kopfbedeckung. an einem Verzeicbnis aller Sclimucksacben feblte, so würde diese hat sich im Laufe der Jahrtausende wenig man dort eins Auch finden, und zwar so vollstandig, als man Hebraer der jetzige es nur wünscben kann. Er Schon der alte trug, was rügt (ausser den aufgeworfenen geandert. die mebr- Halsen und den trippelnden kurzen Scbritten die Kopfbinde Morgenlânder, einen Turban, d. h. eine Binde, er etc.) Zu verschiedenen Zeiten gescbminkten Augen, die mals den Kopf schlang. mag Fussspangen, die Sonnen und um veraiidert Monde an Hals und Obren (das erinnert an die Perser wohl die Form oder Art dieser Wickelungen an die worden sein, dass bald eine mebr bobe (Taf. 5, 6), und zugleicb spateren Mobammedaner, denn Ideen so Turbans sicb ergab (Taf. und Symbole kriecben wie Flecbten über die Erde), die bald eine mebr breite Form des Mit den Nacbbarvolkem lemten die Juden aucb Armbander und Scbleier, die Halsketten und Gürtel, die 5, 11). Stirnbander batten sie sebón in Ringe an Finger und Nase, die Riecbflascbcben und Amu- Mützen kennen und Àgypten geseben imd von dort die Sitte, sie dann und lette und dann folgen die Kleider. (Taf. 5, 10), braucbten sie Es gab also kaum einen unverbüUten an wann zu tragen, mitgebracbt Korperteil, nicbt einen also nicbt erst von den Assyrem zu lemen. Aucb die welcben die Jüdin goldenen Zierat gebangt Mützen fanden Liebbaber unter ibnen, wenn aucb nur oder ibn sonst ausgeputzt batte, z. B. Augen und Wangen wenige (Taf. 5, 12). durcb Scbminke. Dass dieser Scbmuck zum grossten Teil Hierber gebort aucb die Erwâbnung des Haares und auslandiscben Haar Ursprunges war, gebt aus dem Alten Testa- Bartes. Beides den Hebrâern bocbst wicbtig. Manner mente unzweifelbaft hervor. Docb scbeint es, dass die war Frauen das Haar auf jede môglicbe Weise. bebraiscben Frauen, abnlicb den arabiscben und und pflegten mauriscben, Haarlosigkeit war eine Scbande, die von den Propbeten besonders kleine freibangende Plattcben, wie Sonnen und oft als Strafe angedrobt wird. Die Scbwârze und den Monde u. dergl. an ibrem Scbmuck liebten. Die Manner Grlanz sucbte man durcb Ole und Salben zu verstarken, trugen nur Ringe an den Fingern, vor allem einen Siegelring. und eine scbone Anordnung, besonders bei den Frauen, Bart durcb Flecbten oder Locken berzustellen. Dem Barte 2. Priestertracht. wurde dieselbe Aufmerksamkeit zuteil. Aucb er wurde gesalbt und durfte nicbt gescboren werden, denn nur der Dieselbe wurde nur wabrend der amtlicben Yerricb- Sklave keinen Bart. tung getragen, und war durcb die mosaiscben Yerord- trug Haarpntz Dass vomebme Frauen einen Scbleier auf dem Haupte nungen streng vorgescbrieben. Sie bestand in einer Hüft- trugen, wurde scbon erwabnt. Sonst wurde der Kopf hose (abnlicb einer kurzen Scbwimmbose), einem Hemd meistens nicbt weiter bedeckt, docb flocbt man Perlen oder Untergewand aus weisser Leinwand mit langen Armeln, Hose und kostbare Steine in das Haar ein, oder scblang ein einem bunten Gürtel und einer Kopfbinde. Die Füsse Diadem um das Haupt; selten nur fand sicb eine Haube, mussten beim Tempeldienst nackt sein; der Jude musste und dann war sie nur aus weiten Mascben, nacb Art eines beim Eintritt in das Gottesbaus die Scbube auszieben, Netzes, verfertigt. Denn Hauptsacbe war und blieb, das aber das Haupt bedecken. Aucb der Mobammedaner lasst scbone Haar zeigen, welcben Zweck jede dicbte Kopf- die Scbube an der Tür steben, wenn er in die Moscbee zu bedeckung vereitelt batte. tritt, entblosst aber auf keinen Fall den Kopf. So ver- Trauer NuT als Zeicben der Trauer bei Todesfallen wurde scbieden sind die Begriffe über Ebrfurcbtsbezeigung. Haar und Bart zerrauft und gescboren, die Brust Die kurze Hose um die Hüften war aus Leinwand und zer- scblagen und zerkratzt und Ascbe auf das Haupt gestreut. sollte, falls der Wind das Unterkleid in die Hobe bübe, Dann durfte keine Scbube tragen; jeder Scbmuck wenn der Priester vor allem versammelten Yolk oben auf man musste abgelegt werden und das Gewand wurde mit einem der Treppe am Eingang stande, dafür sorgen, dass das Sack (wabrscbeinbcb ganz einfacb gescbnittenen, groben Anstandsgefübl nie verletzt werden konnte. Rock), der Gürtel mit einem Strick vertauscbt. Das Unterkleid oder Hemd war ebenfalls aus weisser Hemd Leinwand und reicbte bis zu den Füssen (Taf. 5, 9, 13 c) Fussbekleidung. u. 14). Diese beiden Stücke scbeinen zum Teil agyptiscben Der gemeine Mann ging barfuss oder in Sandalen Ursprungs zu sein, da aucb dort die Priester zunacbst (Taf. 5, 8). Der Vornebme trug, nacbdem erst der Handel den Scburz tragen mussten, welcber bier der Lendenbose und Yerkebr mit dem Auslande im Scbwung assyriscbe entsprecben würde und dann über denselben oft nocb ein war, schâhe (Taf. 5, 10) oder pboniziscbe Scbube, spater aucb persiscbe weisses Gewand anlegten, das jedocb nur von den Hüften (Taf. 5, 11 u. 12). Diese waren aus buntem Leder zierlicb abwarts reicbte. gearbeitet, und besonders die der Frauen wurden mit Der Gürtel war bunt gewirkt und die Enden reicbten, grôsster Sorgfalt ausgewablt. nacbdem er einigemal um die Hüften gescblungeu war, bis zur Erde. Bei den Tempelbescbaftigungen wurden sie d) Sckmuck. über die bnke Scbulter zurückgescblagen (Taf. 5, 9). Man braucbt nur einen der Propbeten, insbesondere Dié Kopfbinde Avurde zu einem boben Turban ge- Turtan Jesaias aufzuscblagen, um Bilagen zu boren über die Putz- wickelt, der über eine bindenformige Untermütze gestülpt sucbt der Juden, besonders ibrer Weiber. Und wenn es wurde (Taf. 5, 9 u. 14). Er unterscbied sicb vom beutigen m. Die Hebrâer. 35 tiirkisclion, der um das Fes gewickelt wird, dadurch, dass geregelten Fübrung die Rede sein konnte. Vorber unter er oben geschlossen war, weil die Untermütze keinen den Ricbtern waren allé ibre Kriege nur wilde Raub- Boden batte, sondem nur einen Ring um den Kopf bildete. und Streifzüge oder im Falle der Verteidigung ein wüstes Diese batte den Zweck, die Reinbaltung zu erleicbtera. Gemetzel, worin jeder tat, was er wollte und konnte. Zwar ^Hohe- j)ej. Hobepriester trug allé diese Kleidungsstücke aucb, scbeint unter Josua durcb die Einteilung des Volkes nacb Tracht aber ausserdem nocb ein Oberkleid obne Armel, das bis Stammen aucb eine gewisse Heerordnung bestanden zu Heeres- aufs Knie reicbte, und ein Scbulterkleid oder Epbod, baben, die aber mit der Niederlassung in Palastina auf- ordnung Das Oberkleid war aus einem Stück, also obne Nabt, borte. Hier war jeder Stamm auf sicb selbst angewiesen war scbon gefârbt und die untere Kante war mit Quasten und daber bald eine Rente des Nacbbam, wenn er nicbt und Glockcben verziert; jene sollten Granatapfeln ent- einen oder einige tücbtige Fübrer batte. Docb war deren sprecben (Taf. 5, 13). personlicber Mut und starker Arm wicbtiger, als kluge Das Epbod oder Scbultergewand bestand aus zwei Anordnung des Heeres. Daber ist aucb von Heeres- Teilen, die auf den Acbseln durcb goldene Spangen an- abteilungen nirgends die Rede, bis zur Zeit Sauls, wo einander befestigt wurden, deren jede einen bestimmten Hauptleute über 1000 und über 50 erwabnt werden. Edelstein (Onyx) trug. Ebenso waren vorn auf dem Brust- Ebenso war die frübere Bewaffnung eine beliebig ge- Waflfen scblitz des Gewandes drei Reiben Edelsteine, jede zu vier miscbte; das Scbwert scbeint die HauptroUe gespielt zu Steinen angejjracbt, welcbe die zwolf Stamme darstellten. baben, denn seiner gescbiebt von früb an Erwabnung. Mittels kleiner Ketten wurde dieser Scbmuck auf den Aber ausdrücklicb wird unter den Konigen bemerkt, dass Acbseln und auf den Hüften befestigt (Taf. 5, 13). eine bestimmte Anzabl Krieger Scbilde und Spiesse trugen, Über das Epbod legfce der Hobepriester einen zweiten andere Bogen fübrten. Gürtel aus Gold und bunten Fâden gewirkt, wie das Epbod Diese Waffen zu Scbutz und Angriff erhielten die selbst. Hebraer natürbcb von den umwobnenden Volkem, da sie Die Miitze des Hobenpriesters war ausgezeiebnet durcb dieselben vorber nicbt gekannt batten, entweder durcb ein Stimband aus Gold, das mit zwei Scbniiren am Turban Siege über diese oder durcb Kauf und Tauscb. Dies um festgebunden war. Auf demselben standen die Worte: so mebr, da vor Saul die Pbilister den grossten Teil des „Gebeiligt dem Herrn". — Landes erobert und seiner Waffen beraubt batten. Am grossen Versobnungsfeste (lange Nacbt) trug der Es bedarf daber bier aucb nur der Erwabnung der Hobepriester ausnabmsAveise nur einfacbe weisse Kleider, verscliiedenen Webren und ibres Ursprungs, nicbt der und zwar die des gemeinen Priesters, ausser dass aucb der Beschreibung, die scbon bei den betreffenden Volkem Gürtel weiss sein musste (Taf. 5, 14). sicb findet. Entweder scbon seit der Rückkebr von Babylon, oder Schutzwaffen. wenigstens seit der a) Wiederberstellung des Jebovabdienstes durcb die Makkabâer (um 150 v. Cbr.) scbeinen sicb mancbe Die allgemeinste war der Scbild, der ebenfalls wie bei schiid Anderungen in dieser Tracbt eingescblicben baben. So den Assyrem, denen er zu entlebnt war, als Stand- und war zur Zeit Cbristi aus dem einfacben Gold-Stiniband ein Handscbild vorkam. Er war zuweilen ganz aus Metall, dreifacber Goldreif geworden, der sicb den diesem im übrigen Avie dort. um Ebenso zu trugen die Israeliten aucb Zweck erbobten Turban scblang, und allerlei Verzierungen lederne, den assyriscben abnlicbè Panzer, bald mit Metall zeigte, vielleicbt eine Nacbabmung der assyriscben Konigs- besetzt, spâter aucb ganz metallene, die mit einem gleicben krone (S. 24). Heute finden wir sie wieder in der Gurt um die papst- Hüften gebalten wurden. licben Tiara, wie das Epbod bei den katboliscben Priestern. Aucb Beinscbienen kommen scbon frübe bei ibnen schieuen ZwoifSteJne Aucb über das Brustscbildcben mit den 12 Edel- vor, die sie wabrscbeinlicb von den Pboniziern oder Pbi- des Brust- . , . . Schiides steinen nocb einige Worte: listem erbielten. Über die Anordnung der Steine in diesem Brust- Das Haupt vmrde nur bei den Anfübrern durcb einen Heim scbild, ja über die Namen der Steine selbst sind Helm von jeber, gescbützt, der zuweilen ganz aus Erz war. Der scbon seit dem 4. Jabrbundert n. Cbr., die verscbiedensten gemeine Krieger musste sicb mit der Kopfbinde begnügen. Lesarten im Gange. Es gibt sogar welcbe, wonacb in der Mitte der 12 Steine nacb ein Diamant und dieser das b) Angriffswaffen. eigentbcbe IJrim und Tbummim sei. Wir baben in der Die atteste und wicbtigste war und bKeb das Scbwert. schwert Tafel die Farben der 12 Steine nacb der Zeicbnung in Dr. Docb mag dies in der ersten Zeit keineswegs unserer Vor- Fr. Bocks Mrcblicben Gewandera gegeben, da es nicbt zu steUung eines ^Scbwertes" entsprocben baben, sondera ermittebi ist, welcbes die Avirkbcbe Anordnung gewesen sei. wenig mebr als ein langes Messer gewesen sein. Dass es an der linken Seite getragen wurde, wird ausdrücklicb ge- Es Avurde 3. Kriegstraeht. sagt. gewôbnlicb nur zum EQebe, selten zum Stich gebraucbt. Das Heerwesen der Hebrâer war erst seit den Konigen Daneben erscbeint zunacbst der Spiess, docb erst zur Spiess so bescbaffen, dass von einer gleicben Bewaffnung und Zeit Sauls. Er war leicbt genug, um geworfen zu werden. 5* Das Âltertuni. 3G Zu derselben Zeit auch der Bogen, der so wie jener dem 1. tStabengerlht. assyrisclien nachgebildet war. Die Scbleuder, wie es sclieint, eine ilinen ursprûnglich Schon in Agypten waren sie mit Stühlen und Tischen schieuder auch im Heerwesen mit Vorteil ver- bekannt geworden, und so war es natürlich, dass sie in eigene Waffe, wurde wabrscheinlich umgekehrt wie die übrigen ihren Hausern dieselben auch eingeführt hatten. Sie sassen wandt, und ging ihnen den Assyrern über. also bei der Mahlzeit wohl auf Stühlen, und Waffen, von zu ursprünglich erst spater ahmten sie den griechischen Gebraucn nach, dabei zu liegen. Zur Zeit Christi mag wohl nur dieser Voii Feldzeiclien finden sich im „israelitischen Heere" noch Fahnen gegolten haben («der Jünger, der an seiner Brust mochten daher die obgleicb die friihere Stammesordnung unter lag", Johannes namlich): Bilder, welche keine Spuren, Josüa solclie Zeichen gebabt haben muss. Szenen aus jener Zeit behandeln, hierauf mehr Rücksicht Die Trómpete als Kriegsinstrument war von Anfang nehmen, als bisher! der Gerâte haben, so her (Jericho) im Gebrauch (Taf. 6, 42). Da wir keinerlei Abbildungen Eine besonderë Tracht haben die gemeinen Krieger müssen wir uns allein auf die schriftlichen Zeugnisse und nicht gehabt, nicht einmal von den Anführem auf die Kenntnis über die Nachbarvolker verlassen. Denn jedenfalls aus wird solches erwahnt. Hin und wieder heisst es, dass der es ist wahrscheinlich, dass die Juden, Agypten kommend, Konig den Hauptleuten kostbare Waffen schenkte, aber auch von dort ihre Vorbilder des Hausgerâts entlehnt keineswegs, dass diese selbst gleieh gewesen seien. haben, vor allem die Stühle und Tische. Einen besonderen Das Heer, ursprünglich nur Fussvolk, wurde von Aufwarid scheint man aber mit den Lagerpolstem, die David durch Streitwagen, von Salomo durch Reiter ver- auch als Betten zu haben. Man über- uctt streitwagen dienten, getrieben starkt. So war es dem assyrisehen ahnlich. Der Konig deckte sie mit prâchtigen Teppichen, umgab sie allerseits selbst kampfte Wagen herab. Es wirft einiges Licht mit Kissen und bestreute sie mit v/ohlriechendem Gewürz. vom auf die inneren Zustande des Kônigtums, dass es auch Der Stuhl blieb für die Herrscher immer im Gebrauch, Leibwache schou uutcr David eine ^Schweizergarde" gab, eine Wache sobald sie eine offentliche SitzUng hielten, denn bei jeder Fremden, die des Kônigs Palast und ihn selbst, den solcher Gelegenheit wird im A. T. erwahnt, dass der aus Thron vielgeliebten und gepriesenen Konig, schiitzen mussten. Konig auf seinem Thron gesessen habe. Ge- So gross war sein Yertrauen und seine Beliebtheit. — Von den zu religiosem Gebrauch oft genannten Dass die Kriege meistens hochst blutig und grausam genstanden des Tempels gibt die Tafel (Taf. 6, 40 u. 43) geführt wurden, ist schon angedeutet worden. Dass man Abbildungen. die Gefangenen auf die abscheulichste Weise verstümmelte, kann bei der sonst im Altertum und besonders im Orient 2. €rcfiisi§ke. herrschenden Weise kaum wunder nehmen. aus Ton Jehu vertilgte die Priester des Baal auf ziemlich die- Die meisten dei'selben waren gebranntem selbe Art, wie Mahmud II. die Janitscharen oder Mehmed und innen glasiert. Die Anfertigung derselben mag viele hatte ein Ali die Mameluken. Das ist unter der morgenlandischen Hânde beschaftigt haben, denn Jerusalem Sonne bis heute nichts Neues. Immer heisst es: ausrotten „Tôpfertor" und der Jude musste zweierlei Gefasse haben Wurzeln. für „Milchiges" und ,Fleischiges". In d-er Form waren mit den sie jedenfaUs den agyptischen und nach dem Exil auch C. Oerate. den assyrisehen und babylonischen ahnlich. man Erst in der Zeit kurz benutzte vor und besonders nach der Zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten babylonischen Gefangenschaft, um uns dieses oft missver- Aufsetzen grossere Topfe oder Hafei (Taf. 6, 41), zum standenen Ausdrucks zu bedienen, wurde die hebraische auf die Tafel flache Napfe oder Schüsseln. Auch Kessel Kunstfertigkeit im Bearbeiten des Holzes und Metalls eine und eheme Topfe werden im A. T. ofters erwahnt, doch solche, dass sie darin unabhangig von den Nachbarn wur- mogen sie anfangs nur Seltenheiten gewesen sein. Zum den. Wir haben schon oben erwahnt, dass Salomo so- Transport von Flüssigkeiten dienten Schlaüche aus Leder, wohl zum Bau des Tempels als zur Anfertigung seiner wie dies noch heute im Orient allgemeine Sitte ist. Die Gerâte sich phonizischer Hánde bedienen musste. Einzig gewôhnlichen Trinkgeschirre bestanden gleichfaUs aus die Topfer erscheinen von alters her einheimisch unter den Ton; nur die Yomehmen hatten solche seit Salomo aus Juden, weil sie diese Kunst mit aus Agypten gebracht edlen MetaUen. Glaserne Geschirre wmren sehr grosse hatten. Dorther kannten sie auch die Drehscheibe. In Seltenheiten, weil man sie nur aus Agypten oder von den allem übrigen waren die Phbnizier ihre Lehrer und wahrend Phoniziem erhandeln musste. ihres Aufenthalts am Euphrat lemten sie auch noch Die Lampen der Israehten waren sowmhl von Stein manches den Assyrem. als von Metall, und die Flamme wurde mit 01 von genâhrt. In der unter Esra neu erbauten Stadt bewohnte jede Ebenso waren die Leuchter aus dem einen oder anderen Zunft einen eigenen Bezirk, nur die Gerber mussten ausser- Stoff, z. B. der siebenaimige des Tempels (Taf. 6, 40) halb der Mauem arbeiten. samt seinen sieben Lampen aus reinem Golde. IV. Dic Persei*. 37 3. Mnsikalische Instrameiite. IV. Die Parser. Eaum ein Miisikinstrument des Altertums ist be- (Tafel 7. Nach dem Mosaikbilde der Alexanderschlacht Museum im kannt, das nicbt im A. T. Erwahnung fânde. Sonach zu Neapel; nach Guhl: Denkmaler der und sollte man glauben, die Hebrâer ein Weiss: Kunst, waren ausserst musi- Kostiimkunde. Fiir den Text ausserdem dessen kalisches Volk nicbt scheinen Glaubwiirdigkeit Herodot, durcb die neuesten gewesen, was zwar so konnte, Jahr Forschungen von Jahr zu zunimmt, wenn man ihre heutigen Nachkommen Xenophon, darauf Aeschylos, Strabo u. a. bin ins Auch das Auge Alte Testament, namentlich das Buch fasst, da bei diesen der Musiksinn nicbt besonders Esther.) bervor- tritt, was aber trotzdem der Fall war — und nocb ist. Denn dass bei der zweitausendjabrigen Knecbtscbaft unter A. Einleitung. allerlei Volkern den Juden wobl die Musik vérgangen ist, lasst sicb leicbt begreifen, ebenso gut wie ibnen die 1. Qaellen. Poesie vergaugen ist, die ibnen docb niemand, der das Kaum kann von A. besonderen T. kennt, einbeimiscben abzusprecben den Mut fiir baben wird. die Tracbt die Rede sein. Aucb bier müssen die Eigentümlicb ist es, dass die Nacbbam religiosen Handlungen das Beste tun imd obne die der Hebrâer die scbriftiicben Musik benutzten und dadurcb aucb wobl Zeugnisse der Hebrâer, Griecben und mancbes Romer und zu ibrer jene seltenen Ausbildung Kunst- beitrugen. (Man denke bier- Scbâtze im Museo reale bei Borbonico zu nur an den Kircbengesang des Neapel, besonders 16. Jabrb.) des Bildes der Scblacbt Ihre Alexanders Instrumente den waren, wie sicb gegen ietzten aus obigem ergibt, sowobl Perserkonig, der grossen Vase des Darius Scblag-, Bias- als u. a. Saiteninstrumente. würden die wenigen Uberreste von Zu den Persepolis und ersteren geborten die Cymbeln (Becken) und Pasargadae uns nur Râtsel die Handtrommel grosse baben. In oder das Tambuiin, aufgegeben wabrscbeinlicb aucb mit Verbindung jenen fremden der Zeugnissen aber liefem Triangel. sie ein sebr willkommenes Material zur Von Gescbicbte den der Blasinstrumenten waren im Grebraucb die persiscben Tracbt. Es sind wie in und Trómpete (beim Opfer; Assyrien Taf, 6, 42), das Horn im Agypten Bilder, Kriege welcbe in die Mauem und die sind Floten und und Pfeifen bei gescbnitten wir finden Leicbenbegangnissen. also bier Avie dort die Skulptur und Unter den Saiteninstrumenten wird Malerei, denn die am baufigsten ge- Figuren waren bunt, nocb imnier im nannt die Dienste der Zitber, der Psalter Bau- und die Harfe. Über die kunst. Die beiden jüngeren Scbwestern Gestalten baben der beiden sicb nocb ersten ist nicbt recbt ins klare zu nicbt emanzipiert. Dies gescbiebt erst bei den kommen, vielleicbt, dass die HeUenen. Zitber einer Laute entspracb, Da das Reicb auf den der Psalter persiscbe Trümmem der dagegen einer von Lyra abnbcb war. ibra zertretenen mediscben und Aucb in die Fremde babyloniscben Herrscbaft batten sie ibre Harfen mit- sicb erbaute, so ist es nicbt zu denn ^e verwundern, dass die er- genommen, bingen dieselben an die Weiden zu wabnten Bildbauer-Arbeiten der Babylon, persiscben Avoraus wenigstens das dass Hauptstâdte bervorgebt, die scbon voUendeter als die in frubere Hebrâer sind, Zeiten eine fallenden grosse Liebe zu diesem Instrument gebabt assyriscben Skulpturen. Die Steifbeit dieser baben letzteren ii^t müssen. Nacb ibrer Vertreibung aus Kanaan durcb überwunden, denn die Arbeiten Titus lassen sind der ibre Falte Saiten persiscben zerrissen und erst die neueste Zeit, ibr Recbt welcbe zukommen, die in wie bei die Assyrien, den Glieder Juden dieses wunderbaren Volkes in Deutscb- alies land bier Lebendige, zu den nicbt darsteUbaren und dort wieder in seine Recbte Dingen ge- einsetzt, bat borte. Docb ist nocb immer ein weiter Raum aucb von alsobald bier bis wieder die alte Kraft in ibnen erweckt und jenseit des Halys oder des und ein die Saiten nocb Avieder gar Archipels, neu aufgespannt, so dass sie gar barmo- grosserer Abstand zwiscben einem niscb und froblicb persiscben und einem klingen bald zum Traum einer Sommer- griecbiscben Reliefbild. Denn da den Künstlem vor- nacbt, bald zu den Leiden und Kâmpfen der alten Propbeten gescbrieben war, was, wobin und wie sie darstellen und Apostel Ebas und Paulus. Man gebe nur jeder Kraft soUten, so bbeb innerbalb dieser drei Grenzen den recbten Raum, sicb üben und wenig zu lege sie nicbt bracb Raum zur freien Bewegung ibrer Pbantasie und und tecb- tot durcb aUerlei Vorurteile und und daraus ent- niscben Fertigkeit übrig. So finden wir also wobl einen springende Gewaltsmassregebi. Die Staaten steben sicb Faltenwurf an den Gewândern angedeutet, dessen Mangel gar sebr im Licbte, welcbe die Juden zurückdrángen und den Forscber bei den Assyrern fast zur einengen. Man lasse ibre Kraft endlicb Verzweiflung im allgemeinen bringen kann, aber die Falten liegen allé sebón aufgeben, statt sie zur Besonderbeit parallel, und Abgescblossen- wie mit dem Zirkel abgestocben und nur bin und Avieder beit zu zwingen. Denn der Entwicklungs-Prozess des bat sicb ein rebelliscber Bildbauer Menscbengescblecbts einige berubt auf Ausscbweifungen gegenseitiger Durcb- erlaubt, deren Scbücbternbeit und bescbeidenes Verstecken dringung und WecbselAnrkung aller Elemente. aber abnen lâsst, dass er sicb seiner Sünde wobl bewusst gewesen sei. <»<î>^>—. Eine weit reicbere Ausbeute für das Studium der per- siscben Tracbt, weil bier zugleicb die Farben wobl erbalten Das Altertum. 38 kübn sind, liefert das zu Pompeji ausgegrabene, gegenwartig im eine untar ibnen, Cyrus (Korescb oder Kuriscb), bourbonischen Museum zu Neapel aufbewabrte Mosaikbild genug war, seine Stammesgenossen in den Kampf gegen sicb dar Alexanderschlacht. Zwar stanimt dasselbe selbst- die Meder zu fübren. Wie er siegte, und nacbber redend aus einer Zeit, wo die Parser als herrscbendes Volk zum Harm von ganz Vorderasien macbte, ist bekannt Avie sein Sobn lângst vom Scbauplatz der Gescbichte abgetreten waren durcb die Erzablungen des Herodot, ebenso, und als solcbe nur nocb in der Erinnerung lebten, aber da nocb nacb Agypten zog und in Nubian zur Umkebr Tode der ver- die Verbindung zwischen Rom und deiii Orient eine un- gezwungen und wie bei dessen baldigem niittelbare und der Künstler somit die Parser seiner waiste Tbron von dam listigen und kiibnen Darius Hystaspis war, in sainen Zeit wahrscbeinlich aus eigner Anschauung kannte, so bat bestiegen Avurde. Untar ibm bracb der Anfângen der er sie aucb in ibrer eigentümlicben Tracbt dargestellt. kleine und unscbeinbare Kampf mit den Griecben aus, Dass diese der früberen nicbt verscbieden war, dafiir wie einst der der Parser gegen die Meder, von aucb, Kampf geben die griecbiscben Scbriften aus der Perserzeit Zeug- dadurcb eingeleitet wurde, dass ein Griecbe am Hofe des zu nis, und so erganzt und bestatigt eins das andera. So Unterdrückers lab te. War, um vor dem Lowen sicber sei nun haben wir in diesem Bilde also eine in bezug auf die sein, sein Jungas in das Hans nimmt, der doppelt Tracbt unscbatzbare Quelle vor uns, aus der wir getrost auf seiner Hut. des und sicher die schopfen konnen. Es gibt ftir .Entwicklung Menscbengescblecbts Von scbriftlicben Zeugnissen sind der ausser den im kaum einen Kampf in der Gescbicbte, wicbtiger ware, Alten Testamente verstreuten Bemerkungen vor allem die als dieser zwiscben Persern und Griecben. Morgan- und Lander griecbiscben wicbtig: Herodot und Xenopbon; beide er- Abendland rangen um die Entscbeidung; ganze zablen als Augenzeucren; aucb einzelne Dicbter erwabnen Avurden ausgescbiittet gegen die Hellenen; Provinzen O O ' bier und da der persiscben Tracbt, und konnen somit als Avurden menscbenleer — alias vergeblicb: die persiscben der Beweise gelten, z. B. Aescbilos und Aristopbanes. — Die Sklavenborden fielen unter den freien Scbwertem romiscben Scbriftsteller baben, wo sie der alten Parser ge- Griecben; die Ebenen von Marathon und Plataa trugen denken, sicb zwar auf griecbiscbe Aussagen stiltzen müssen dam Perserkonig trotz der kostbaren Aussaat keine Frucbt, reden konnen, aber sie und die Wogen zAviscben Salamis und Eleusis und Horensagen erganzen scblangen nur von jenen nicbt mebr vorbanden ist. gierig Scbiff und Mann die Griecbenland mit der mancbes, was uns von binab, der Was sie aber über die Parser bericbten, kann nur in persiscben Geissel bedrobten. Immerfort wabrte spateren Kampf; Betracbt kommen, insofern as mit friiberem übereinstimmt. der zwiscben Freibeit und Despotie, zwiscben Bil- as war dung und rober Gewalt. Erst Alexander setzte den Scblussstein und das Siegel darauf, als er an den Ufem 2. Oeschichtliehes. des Eupbrat griecbiscbe Wissenscbaft und Kunst ein- Kurz und glanzend war die Laufbabn der Parser in pflanzte. Damit endete der Kampf und die Gescbicbte Meteor stiegen sie der Parser. Was inzwiscben gescbeben, ist nicbts als der Gescbicbte. Rascb Avie ein ampor; strablend standen sie eine kleine Weile am Himmel von ein allmablicbes Zerfallen des in so grosser Eile zusammen- Vorderasien und scbnell sie versunken und ver- gebauten Konigreicbes. Mit Darius stebt as in botbstem waren scblungen von der Vergessenbeit. Glanze, und mit ibm beginnt aucb scbon der Verfall. Von den steilen Bergen, die den Ostrand des persi- Er fângt jenen Kampf an, der seinem Reicb dereinst scben Busens einfassen, stromten sie berab in die Ebenen; das Ende bringen sollte. Sein Sobn setzt ibn nur fort, Talarn und Scblucbten quollen sie bervor, urn die und muss aus dem Angriff bald in die Verteidigung aus nordlicb gelegenen reicben Distrikte zu besetzen und zu über^eben. Er gibt sicb zum Trost fiir die verlorenen bebaupten. Sie waren zum Tail Ackerbauer, zum grossen Scblacbten einem üppigen Leben bin, sodass nun die und aucb Tail Hirten wird und ibr Kôrper durcb die reine Bergluft und Tracbt der Vornebmen ausserst pracbtig den einfacbe Lebensweise abgebârtet fûr BescbAverden. Scbon die Geringeren bald nacbabmend beistimmen. Unter Adel gebildet, untar dessen nacbfolgenden fûnf Kônigen greift dies nur waiter um sicb. friibe batte sicb ein kriegeriscber der alten Melodia; Fübrung der sicb eine neue nacb grosse Haufe des Volkes eines Tages auf So spielt Stropbe und Beute auszog. Denn die klugen Mederkonige waren toricbt die weicblicbe Lebensweise stürzt das einst krâftige die Sobne des bôcbsten Adels zu sicb siegreicbe Volk. Der durcb den Stabl siegte, wird durcb genug gewesen, den Hof nebmen, um auf diese Weise den wilden das Gold unterjocbt und vemicbtet. an zu Sinn ibrer Verwandten dabaim im Zaum zu balten. Docb, Avie oft gescbiebt, die Sacbe scblug in ibr Gegenteil um. 3. Wohnsitz. Was zur sicberen Niederbaltung der Parser dienen sollte, das die fiibrte zu ibrer Befreiung der mediscben Herrscbaft, „Ispabans Friibling berauscbt die Sinne" von sagen und sie baben recbt. Denn wenn aucb die sogar zum Sturz derselben. Denn die persiscben Prinzen Orientalen batten Augen und Obren, um wabrzunebmen, dass sie nur Dattelpalme bier nicbt mebr, wie im alten Persepolis, fort- so lange von den Fremden beberrscbt warden konnten, als kommt, so sind dafûr tausend lieblicbere Stallvertreter sie selbst duldeten, und kam denn, dass der vorbanden, die mit Blütenpracbt und Woblgerucb aUes es willig so as IV. Die Perser. 39 entzücken. Das Klima ist dem von Südfrankreich und andere zeigen nur unmittelbar nach der kurzen Regenzeit Portugal ahnlich, also so lieblich als es si eh nur denken einigen dürftigen Pflanzenwuchs, der aber schnell wieder lâsst. Der Sommer ist niclit zu heiss, und im Winter hinwelkt, sobald der Himmel einige Tage klar bleibt. bleibt der Schnee selten liegen. Regen ist nur wahrend Als im siebenten Jahrhundert v. Chr. die Meder dieses wenigen Wochen zu erwarten; sonst ist der Himmel das Hochland erstiegen, und die dort ansassigen Hirten und ganze Jahr hindurch wolkenlos und die Luft wegen der Ackerbauer sich dienstpflichtig machten, war das Land bedeutenden Hohe des ganzen Landes (zirka 4000 P. über gewiss auch nur wenig bebaut, denn nach allem, was dem Meere) von wunderbarer Durchsichtigkeit und Klar- uns darüber zugekommen, war das Volk arm und an die heii Daher sind die Fernsichten ehtzückend; daher eiirfachste und rauhste Lebensweise gebunden. Sie waren musste der Mensch hier frühe zur Beobachtung des herr- zwar ein Volk, aber kein Staat, und nur ein solcher konnte lichen Sternenhimmels sich angezogen fühlen; daher musste spater grosse Mittel aufwenden, um Kanale zu bauen und wegen des Regenmangels das Wasser hochgeschatzt undr jene irdischen Paradiese zu schaffen, wie sie heute noch heilig gehalten werden. Denn von den Bergen rinnen nur der Phantasie vorschweben, wenn wir die Namen Susa und wenige Quellen und die meisten ersterben bald im Laufe; Persepolis oder auch Ispahan und Schiras aussprechen. es fehlt an Wáldem, an Seen, und so entsteht auch nir- Denn auch das neuere Perserreich hatte seinen Glanz, gends Wasserdampf. Als Beweis fiir die Trockenheit der aber auch der ist nun verbhchen, und Ispahan ist heute Luft mag gelten, dass die glanzendste, feinpolierteste nur ein Klagelied saner früheren Pracht, ein Haufe elender Metallflache tage- und wochenlang im Freien liegen kann, Trümmer voiler Spuren der erloschenen Grosse. ohne rostig zu werden.- Denn auch der Tau, dieser wichtige Der Vergleich macht allé Dinge klar, und so dürfen Ersatz des Regens in jenen Lándem, ist fast unbekannt. wir nur neben die ausdorrende Trockenheit der Luft in Daher verfiel der Mensch hier sicher bald auf Auskunfts- Persien die ewig feuchte Atmosphare Agyptens setzen, mittel, die dem Kôrper eigentümliche Feuchtigkeit zu be- um mit einem Schlage zu begreifen, warum die Bewohner wahren und die Haut über und über vor dem Austrocknen beider Lander trotz der gleichen geographischen Breite zu schützen. Dies erlangte er durch grosse Pflege des ihres Wohnsitzes (Persepolis und Memphis lagen fast Bartes und Haares, denn die vom Barte umhüllten Ge- unter demselben Parallelkreis) so verschiedene Kleiduiig sichtsteile trocknen weniger aus und springen weniger tragen mussten. leicht auf als die nackten. Dahe umgibt er den Kopf mit Tüchem (Taf. 7, 11 u. 12) und lasst nur die not- B. Die Tracht. wendigsten Organe unbedeckt. Daher trâgt er auch die Beine ganz und gar verhüUt. Die Temperatur der Luft Im vorstehenden haben wir bereits. angedeutet, wel- ist es nicht, die ihn dazu zwingt, sondem die ausser- chen Zweck der Perser bei seiner Bekleidung vorzugs- ordentliche Trockenheit derselben, die so gross ist, dass weise im Auge hatte, namlich den, die dem Kôrper eigen- tote Organismen kaum darin verwesen konnen, und so ist tümliche Feuchtigkeit zusammenzuhalten und nicht das der Wohnort hier wegen seiner eigentümlichen Verhaltnisse geringste Teilchen derselben unnütz preiszugeben. Wir von gewaltigem Einfluss auf die Gestaltung der Tracht. müssen daher ins Auge fassen, dass, sobald das Volk aus Die Bodengestalt Persiens ist die eines Hochlandes diesem alten Wohnsitz nach Norden und Westen in die mit vielen aufgesetzten Bergketten, we ches gegen Südwest tieferen Ebenen zog, wo grosse Strôme der Luft ihren in sieben bis zehn Terrassen zum persischen Meerbusen Dampf zuhauchten, die frühere eng umhüllende Tracht abfallt. Wegen der Steilheit und Hohe dieser Bergreihen unnütz war und einer weniger dichteu Bekleidung Platz kommt auch von dort kein Wolkchen herauf. Wir haben machen konnte — und musste. Denn der Mensch hat hierbei immer nur das eigentliche Persien (Persis der einen gar feinen Sinn dafür, was ihm dient, und nur die Alten, heute Parsistan oder Farsistan) im Auge. Die Gewohnheit, dieses grosse Gângelband, leitet ihn oft, jener Küstenebene, Germasir, hat ihr eigenes, und zwar hochst Naturgabe zuwider das zu wahlen, was ihm nicht dient tropisches Klima, wie Vera Cruz oder Innerafrika, und wir und allzuoft sogar schadet. So finden wir denn bei dem lassen sie ausser unserer Betrachtung, da der Volksstamm, Perservolke sowohl die alte Tracht von seinem Stamm- dessen Tracht uns beschaftigen soli, vorzugsweise von dem lande her, als die medische und assyrische, und auch Hochlande kam. vieHache Mischungen aus alien diesen. Die Abhânge der Bergketten sind steil und meistens Von der Kleidung der Frauen schweigen auch hier kahl, zuweüen mit Eichen bewachsen, die Taler schon die Zeugnisse und wir sind also wiederum auf das starkere und fruchtbar, wo irgend Wasser sich findet. Schon im Geschlecht beschrankt. Altertum hegte man daher jede Quelle, und künstliche Bewasserung musste der Natur nachhelfen. Die Palme 1. Qewëhuliehe Tracht. gedeiht, wie schon erwahnt, nur im Süden bis zum alten Persepolis, ebensoweit kommen Orangen und Zitronen Mit ganz richtigem Gefühl wâhlt der Mensch die- vor. Heute liegen, da die Kanale vernachlassigt wurden, jenigen Stoffe zur Umhüllung und bereitet sie so zu, wie ganze Distrikte ode, die einst fruchtbares Land waren; sie ihm am meisten dienen. So verfertigte der Perser seine 40 Das Altertum. Kleidung nicht aus einem Gewebe, denn ein solcbes ware die alte Form; man trug die alte Kegelmütze und doch zu locker gewesen,. und hâtte den oben angegebenen war es eine neue angenehmere. In besonderen Fallen, wo Hauptzweck nicht erreicht, sondem aus Leder. Das liess es notwendig war, wurde mittels dieses Tuchs auch zu- weder die trockene Luft von aussen nach innen, noch die gleich das Kinn der Nacken und die Schultera , verhüUt, Mondtuch dem Kôrper entstrômende Ausdûnstung nach aussen ge- so dass es die Dienste einer Kapuze versah (Taf. 7, 4). langen. Daher waren aile Stiicke der Tracht aus Leder, Dies geschah z. B. im Freien, und sonderbarerweise auch und diejenigen Abteilungen des Volkes, welche auf dem im Konigspalast, damit der A tem der darin Verkehrenden Hochland wobnen blieben, behielten auch diese Tracht bei. nicht die Luft des Hauses verderbe. (Oder soUte man es Noch heute trâgt der Perser seine kegelfôrmige Leder- umgekehrt deuten? Eine solche Vorkehmng ware wohl miitze, seine hohen Lederstiefeln und seinen Leder-(Pelz-) oft sehr angebracht.) Daher trugen die unteren Diener Mantel, geht also von Kopf zu Fuss in Leder eingehüllt. allé solche Kopfverhüllungen. TJm die Entstehung dieser Doch sind die Unterkleider von WoUe, Baumwolle und Sitte zu begreifen, müssen wir an die Yorliebe der Orien- Seide. Die beiden letzten Stoffe waren dem alten Perser talen für Zwiebeln und Knoblauch etc. erinnem. Auch vor Cyrus Siegen unbekannt, und von der Wolle scheint wahrend der Opfemng mussten die TJmstehenden und beim er nur sehr beschrânkten Gebrauch gemacht zu haben. Piivatgebet ein jeder den Kopf in solcher Weise verhüllen. Als aber Cyrus seine Ejieger nach Ekbatana, Sardes und Babylon führte, da war es natürlich, dass sie ihre ledemen c) Fuss- und Beinbekleidung. Kleider gem mit den bequemeren und besonders prach- Hier tíeffen wir auf das zweite Hauptstück der per- tigeren Stücken der unterworfenen Volker vertauschten. sischen Tracht, auf die Hose. Yon der altesten Zeit bis Hose Von nun an wird die Mannigfaltigkeit der Kleider in auf die spateste erhielt sich dieses Kleidungsstück. Ur- Stoff, Form und Farbe immer grosser, so wie die Zahl sprünglich war sie aus Leder und ziemlich eng anliegend, der unterworfenen Provinzen wachst; doch erhielten sich spater wurde sie auch aus anderen Stoffen verfertigt und immerhin auch die alten Formen trotz aller Neuemngen. im Schnitt dânn und wann verandert. So trug man z. B. gegen das Ende des 6. Jahrhunderts eine weite Kniehose a) Bedeekung des Riiinpfes. und dazu hohe Stiefeln bis an die Kniee (Taf. 7, 8), zur stiefcin Zeit des Xerxes Halbstiefeln (Taf. 7, 5), die zuweilen Kock Der Perser trug einen Rock mit langen, engen Armeln, oben wurden, um das bunte Futter sehen zu der etwa bis zum Knie ging (Taf. 7, 8). Dieser war nebst umgeklappt oder die man, um dies zu mit einem bunten der Hose sparen, das lassen, Hauptstück der Nationaltracht, und er liess Rand besetzte (Taf. 7, 7). Doch wurden allé diese Yer- sich daher durch keine Anderung aus dieser Stelle ver- niem als drângen. So finden wir ihn noch samt jener beim letzten anderungen allgeniein. Die Hose wurde auch unter dem spater am Hofe all- Perserkonig (Taf. 7, 12). Diese beiden waren, was in medischen Gewande beibehalten Agypten der Schurz gemein getragenen, langen war. (Taf. 7, 1—7 u. 13) und zwar war sie dabei an- Tim die Hüften wurde der Rock gehalten durch einen eng schliessend. Auch in der letzten Zeit des Reiches scheint Gurt ledernen Gürtel, an dem das breite, kurze Schwert (Messer) man die weite Hose nicht mehr getragen zu haben. getragen wurde, aber nicht auf der linken, sondem, was Die Schuhe — denn auch die Herrschaft der Stiefeln schuhe sich bei der Kürze der Waffe als zweckmassiger erklart, scheint dem nur von sehr kurzer auf der rechten Seite. vorigen entsprechend Dauer zu sein — waren Schnürschuhe, Nachdem die Perser ihre Nachbam unterworfen batten, gewesen anfanglich die bis an den Knochel ihn nicht bedeckten wurde der ursprünglich ledeme Rock aus bunten, wahr- gingen, jedoch 2 u. liebte man sie etwas hoher scheinlich woUenen Stoffen und (Taf. 7, 1, 6). Spater verfertigt (Taf. 7, 10) und das Ende des Reiches scheinen auch der Gürtel wurde mit einem weicheren Zeug (Taf. 7, 13) gegen aus wieder vertauscht (Taf. 7, 5 allgemein niedrige Schuhe mit Schleifen, welche u. 6). Ahnlich erging es der auf dem Spann geknüpft an zwei Seiten herabhingen, ge- tragen worden zu sein (Taf. 7, 11 u. 12). b) Kopfbedcckung. Die Farbe, sowohl der Hosen, als der Schuhe, war Auch sie bestand ursprünglich aus Leder (Taf. 7, 8) zuerst die natürliche des Leders. Aber nach der Erobe- Mütze und war eine hohe, kegelfôrmige Mütze, mit breitem Bande rung Ekbatanas ahmte man die dortige Sitte des Leder- unter dem Kinn hindurch. Der heutige Parse trâgt eine farbens nach und übertraf darin bald die Lehrmeister. ahnhche hohe Mütze aus schwarzem Schafpelz, ohne Band So trug man denn Schuhe von alien Farben, am liebsten unter dem Kinn. Bald aber vertauschten die in Klein- aber rote und gelbe. Diese letzteren waren besonders asien eingedmngenen Horden ihre Mützen mit der dort am Hofe in grossem Ansehen. gebrâuchlichen phrygischen (Taf. 7, 10) und in noch spa- terer Zeit finden wir allerlei Formen der Kopfbedeckimg. d) Schmiick. Eine der beliebtesten war die, den Kopf mit einem langen Wohl nahmen die Perser nach und nach die medische Tuche so zu umwickeln, dass ein hoher, spitzer Kegel ent- Sitte an, sich mit allerlei Zieraten zu behangen, das Ge- stand (Taf. 7, 6 u. 7). So goss man den weichen Stoff in sicht zu schminken, den Bart künstlich zu krauseln u. dergl.. IV. Die Percer. 41 doch beschrânkte sich dies imiiier nur auf die vomehmsten Falten zeigt, dass sie also wabrscbeinlicb innen aus Zeug Stande. bestanden bat, welcbes aussen mit einem breiten (Taf. 7, Hals, Arme und Finger waren es besonders, welcbe 1 u. 2) oder mebreren scbmalen Metallstreifen oder sonst Ringe durcb Goldarbeiten geziert wurden. Siegelringe zu tragen, einem steifen Ring umgeben war (Taf. 7, 3), Der Konig war eine sehr verbreitete Gewobnheit. verlieb diese Krone oder den Herrscberbut, wie man es Dass die Perser selbst sich nicbt auf die Anfertigung nennen will, oft an seine nacbsten Umgebungen als be- des Schmuckes verstanden, braucht kaum erwahnt zu sonderes Zeicben seiner Gnade. Aucb seine Leibgarde trug werden; sie benutzten nur das bereits in den eroberten zum Teil Mützen von dieser Form (Taf. 7, 13). Lândern in grosser Fülle vorbanden Gefundene. Ubrigens ist nocb allgemein zu bemerken, dass es Haar und Das Haar wurde sebr gepflegt und es gait für eine Sitte gewesen sein muss, allé Kopfbedeckungen so zu Schande, keins zu haben, daher ersetzte man es in solchem tragen, dass ein Teil des Stimbaares sicbtbar bbeb, denn stimhaar Falle durcb eine Periicke. Ebenso erging es dem Bart. die Reliefs zeigen darin eine merkwürdige Übereinstim- Man trug jenes bis in den Nacken (Taf. 7, 1 u. 3), diesen mung. Wir baben sie desbalb in der Tafel wiedergegeben rundum von mittlerer Lange; nur der Konig batte das (Taf. 7, 1-3, 6-7, 10-13). Recbt, einen langen Bart zu tragen (Taf. 7, 2). Eine besondere Auszeicbnung des Kônigs und seiner nacbsten Blutsverwandten bestand darin, dass sie die Mütze mit einem blauen und Die Hoftraeht. weissen Bande 2. umwickelten. Dass ausserdem der reicbere Scbmuck sie kenntlicb macbte, Dieselbe war von Anfang an, also seit Cyrus, die ist leicbt zu begreifen. Kostbare Halsketten (Taf. 7, 12), medisebe und blieb es aucb durcb allé Zeiten des Reicbes. Ringe oder Ketten am Ober- und Unterarm (ebenda) und Im Hause trugen die Konige und ibre obersten ein reicber Gürtel boben die Gestalten der Herrscbenden Unterkieid Wûi'dentrâger ein langes weites, bemdartiges Untergewand glanzend bervor. mit kurzen oder keinen Armeln (Taf. 7, 3), dariiber ein Nacbdem nun die Konige das medisebe Kleid für das Medisches ebensolcbes Obergewand mit langen weiten Armeln (Taf. courfabige erklart batten, ist es kein Wunder, dass die Gewand 7, 1 u. 2, 6 u. 13), vorn often von oben bis unten, dazu boberen Stande geborsamst ibre persiscben Rocke aus- Beinkleider und Scbube, und als Kopfbedeckung eine auf- zogen und medisebe Kleider anlegten. Diese batten, wie recbtstebende Miitze von mittlerer Hobe (Taf. 7, 1—3). ausdrücklicb bemerkt wird, den grossen Vorzug, jedes Ge- Das Untergewand war meistens weiss, das Oberkleid bei brecben zu verstecken: welcb ein Gewinn für die Eitel- den Prinzen vom Gebliit purpura. keit! — Das Gewand wurde nun so lang getragen, dass Wenn aber der Hof offentlicb erscbien, dann wurde es auf der Erde nachscbleifte; es blieb also verborgen, auf aucb ein grosserer Aufwand gemacbt. Dann liess sicb welcben Füssen einer ging. Man musste bei der Be- der Herrscber das Scbwert nacbtragen, den Scbirm über wegung es entweder nacbscbleppen lassen oder aufnebmen, sicb breiten (Taf. 7, 2) u. dergl. m.; dann trug der Konig daber verfiel man, da docb das Kleid die von der Sitte (?) ausser den scbon genannten Stiicken aucb nocb besondere vorgescbriebene Lánge bebalten musste, auf den Ausweg, Abzeicben seiner Würde und die Prinzen und der bocbste es auf einer Seite in dem Gürtel in die Hobe zu zieben Adel je nacb der Stufe ganz bestimmte aussere Auszeicb- und unterzustecken. So ergeben sicb jene gleicb zu nungen. — Der Konig war allein berecbtigt, ein purpurnes Anfang erwabnten Parallelfalten der Skulpturen (Taf. 7 Untergewand mit breitem weissen Streifen vorn binab zu 1-3 u. 13). tragen. Dieser Streifen zeicbnete ibn stets aus, mocbte Ausser der mediscben Tracbt fand aber nocb mancbes er nun ein Kleid von mediscbem (Taf. 7, 2) oder persi- Fremde bei den Persem Eingang, denn ist der Volkssinn scbem Scbnitt (Taf. 7, 12) tragen. Ebenso waren seine erst irre geüiacbt und der ursprüngbcbe Geist getrübt und Kleider reicb mit Gold durcbwirkt, und meistens waren es verdrangt, dann findet alies Neuc und den Sinn Reizende Falken, welcbe darauf dargestellt wurden (Tafel 7, 12). leicbt Eingang. Warum sollte den Persem nicbt aucb die Aucb die Vomebmen des Hofes durften. Goldstickereien, bebraiscbe Tracbt zugesagt baben? Also trugen sie die- aber anderer Gegenstande, an den Gewandem tragen selbe (Taf. 7, 7) mit nur geringer Abweicbung, ebenso (Taf. 7, 11). Stücke der assyriscben (Taf. 7, 5, Kleid und Diadem) und stab Die Sitte, einen Stab in der Hand zu fiibren, scbeinen der griecbiscben in Kleinasien. die Perser den Assyrern nacbgeabmt zu baben (Taf. 7, 2 u. 6). 3. Mütze Die Miitze, welcbe urspriinglicb nur der Konig trug, Kriegstracht. und die erst durcb ibn verlieben werden konnte, war zybn- Das Heerwesén der Perser entwickelte sicb, wie ibre driscb und wurde nacb oben etwas breiter. Ibre Hobe ganze Gescbicbte, sebr scbnell. Es wird dem Gründer ging wenig über das Mass des Notwendigen binaus (Taf. des Reicbes, Cyrus, die erste Erricbtung der Reiterei zu- Reiter 7, 1—3 u. 13). Wenn man die nocb vorbandenen Ab- gescbrieben, deim vorber soUen die Perser zu Fusse ge- bildungs-Reste genauer zu Rate ziebt, so findet man, dass kâmpft baben, und aucb spater war das Pferd eine Selten- der Boden dieses Hutes oder dieser Mütze strablenformige beit, was seltsam genug kUngt, wenn man bedenkt, wie Kretscbmer a. Bobrbach, Trachten der YOIker. S. A.nâ. 6 42 Das Altertum. sekr sie heute an das Ross gebunden sind. Ebenso richtete In der Bewaffnung waren Reiter und Fussvolk ziem- Cyrus Streitwagen ein oder verbesserte die sebón vor- lieb gleieb. Unter den bandenen, docb scbeint es, dass dieselben, ausser ais Sicbelwagen, niebt zu baufiger Benutzung gekommen oder a) IngrUBTswaflPen bald wieder vernacblassigl. sind, denn spáter kampfte nur der Perser blieb der Bogen immer die wiebtigste. Ibre Bogen der Konig nocb auf einem Wagen, die übrigen Anfübrer Kunstfertigkeit im Scbuss war spriebwôrtbeb geworden. zu Pierde. Es war, wie bei uns das Scbwert, diejenige Waffe, die Aucb die nocb beute gebraucbbcbe Kavallerie auf man bestandig, selbst wenn man vor dem Kônig ersebien, Kamelen soU ibren Ursprung sebón Cyrus verdanken. trug. Er war niebt sebr gross, nur 2—3 Fuss Iang, daber Bei der zunebmenden Grosse des Reiebes wurden er leiebt samt den Pfeilen in einem eigenen Bebâlter auf aueb die Truppen-Gattungen immer zablreieber und zur der linken Seite getragen wurde {Taf. 7, 10). Zuweilen Besatzung der unterworfenen Provinzen ein grosses Heer trug man ibn aueb frei auf der Sebulter (Taf. 7, 13) und immer notwendiger. Denn überall mussten zur Sieberung dann ausserdem einen Kôeber für die Pfeile. An diesem des Besitzes Besatz ungen zurüekbleiben und so ergab ersebeint auf den Skulpturen immer eine dreifaebe Geissel sieb selbst bald eine künstiiebe baben von genaue Gbederung befestigt (Taf. 7, 13), die aus Leder bestanden zu des Heeres. Die Grundlage derselben war gegeben dureb scbeint. die versebiedenen Provinzen, denen die Truppen ent- Die zweite Hauptwaffe war der Spiess. Er bestand Spiess nommen wurden, denn mebr oder weniger bebielten die aus einem etwa 6 Fuss langen Sebaft mit eiserner Spitze, versebiedenen Abteüungen der Armee ibre beimisebe die naeb zwei Seiten gesebârft war (Taf. 7, 4, 10, 13). Traebt bei. Das Scbwert oder Messer war ebenfaUs eine Waffe, schwert Leibwache Am bôcbsten unter alien diesen stand die Leibwaebe welebe jeder persisebe Streiter fübrte. Das gewôbnliebe des Konigs. Sie war ein Heer für sieb, denn ibre Zabi Persersebwert war kurz, breit und sebwer und bing, wie belief sieb auf 12000 Fusssoldaten und 2000 Reiter. Die sebon erwabnt, auf der reebten Seite (Taf. 7, 8—10). Ein „Garde zu Fuss" trug zum Teil medisebe (Tal 7, 13), besonderer Riemen von der Spitze der Sebeide binten berum zum Teil persisebe Kleidung (Taf. 7, 10). Bewaffnet war und wabrsebeinlieb zum Gürtel binauf (Taf. 7, 8 u. 10) dieselbe mit Bogen und Pfeil und mit Lanzen. Die Fuss- binderte das Vorfliegen derselben bei der Bewegung, also enden dieser Lanzen batten bei einem kleinen Teil goldene, das Herausfallen der Kbnge und erleiebterte das Zücken bei den übrigen silbeme Kugeln oder Granatapfel. Diese der Waffe. Leibwaebe rekrutierte wobl nur aus der Stammprovinz Aueb im taglicben Leben trug der Perser dieses kurze Parsis,. und sie bbeb stets in unmittelbarer Nâbe des breite Messer, dann aber neben andern Dingen bâufig im Konigs. Die Reiterei derselben wurde aus dem persiseben Gürtel (Taf. 7, 6). Adel zusammengesetzt, so dass in ibr die Spitze der ganzen Die Anfübrer batten meistens medisebe krumme Armee ersebien. Sie trug Helme, Leinwand- oder Sebuppen- Sebwerter und trugen dieselben natürlieb auf der linken panzer. Arm- und Beinsebienen, und die Pferde waren Seite (Taf. 7, 11 u. 12). rundum mit Erz gescbützt. Die sebwere Infanterie fübrte zum Teil Keulen, zum Das übrige Heer war gewiss bunt genug, doeb war Teil Àxte, Hammer u. dgl., einzelne Hilfsvôlker aucb seit Darius eine strenge Ordnung eingefübrt, so dass es Sebleudem und Seblingen. leiebt zu überseben war. Reiter Die Reiter waren aueb bier die angesebenste Heeres- b) Die Schiitzwaffen gattung. Sie wurden mit der Zeit immer praebtiger aus- der Perser besebrânkten sieb auf Panzer und Sebild. Jenen Panzer gerüstet, wás dureb die ungebeure Kriegsbeute leiebt zu benutzten nur sebr wenige Abteilungen des Heeres; die ermoglieben war. Ibre Kleidung war der des Konigs im Anfübrer trugen meist welebe, doeb in spâterer Zeit nur Kriege genau naebgebildet. Sie trugen den persiseben solebe aus Zeug, oder Waffenrôeke mit festen Borten be Roek mit reieber Yerzierung, eben solebe Beinkleider und setzt (Taf. 7, 11). Sebilde waren aueb nur bestimmten schiid einen Mantel (Taf. 7, 9), wie ibn der Konig im Kampfe Truppengattungen zugeteilt, vor allem der Leibwaebe. zu tragen pflegte (Taf. 7, 12). Es war daber boebst ein- Diese Sebilde sind auffallend dureb die an dem langlieben traglieb, den Persem eine Seblaebt abzugewinnen, denn Rund seitlieb angebracbten Aussebnitte (Taf. 7, 9). Ibre das Seblaebtfeld gab eine reiebe Ernte an Kostbarkeiten Grosse betrug etwa 273 bis 3 Fuss. Sie waren in der aller Art. Mitte mit Metall beseblagen und zuweilen aueb wobl mit Über dem Roek trugen einzelne Abteilungen der einem Metallrand umgeben, sonst aus Holz mit Leder über- Reiter Panzer aus Leinwand wie die Agypter, andere aus zogen. Im Laufe der Zeit kamen aueb runde Sebilde MetaUsebuppen wie die Assyrer. in Gebraueb, Das Fussvolk trug maneberlei Traebt. Die aus dem Der gewôbnliebe Hut des Persers bbeb aucb sein Hnt und eigentlieben Persien stammenden Abteilungen trugen den Sebutz in der Seblaebt, und daber kônnen wir ibn niebt Motze Roek, Hut und Beinkleider (Taf. 7, 8), die Hilfstruppen eine Sebutzwaffe nennen (Taf. 7, 8). Einzelne Abteilungen ibre einbeimisçbe Traebt. trugen pbrygisehe Mützen (Taf. 7, 10), andere ein Tueb V. Die Vôlker Ost-Europas. 43 in Hutform um den Kopf gewickelt (Taf. 7, 9) und selbst An der koniglichen Tafel waren die Gefasse aus edlen der Konig behielt im Kampfe seine gewobnliche Miitze Metallen, z. B, die Becher aus Gold, und wenn man be- auf, die er mit dem Kopftucbe überdeckte (Taf. 7, 12), denkt, dass die Gaste haufig mit solchen beschenkt wurden, Welches die iibrigen Vornehmen entweder ohne Miitze so erhellt, weloh eine FüUe kostbaren Gerates an dem benutzten oder unter derselben fèstbanden (Taf. 7, 11). koniglichen Hofe und dem áhnlich in den Hausem der Helme scheinen nur sehr selten im Gebrauch gewesen zu Vornehmen benutzt wurde. sein und wahrscheinlich noch seltener solche aus Erz. Die Von den musikaUschen Instrumenten wissen wir nur, Anflihrer und, wie oben beruhrt wurde, die Gardereiterei dass sie die der Nachbam sich aneigneten und z. B. im trugen welche; doch miissen sie nie recht in Aufnahme Kriege sich der Trompeta bedienten. gekommen sein, weil ihrer so selten Erwahnung geschieht. Sie batten eine allzureiche Erbschaft anzutreten. Die C. Gerate. sterbenden Grossmachte Medien und Babylon batten eine zu Fülle der Pracht und des Die Perser batten Wohllebens eine reiche grosse hinter- Erbschaft anzutreten, sie lassen, als dass auch die beste und sie gesündeste Natur sie traten zuletzt batte gern und willig an. Auch in den verdauen konnen. Die Gerâten. Perser Aus brachten eine der Einfachheit ihres solche Berglebens hinaus- mit, auch den fasten sich nicht vom geschleudert nach alien Winden Willen, Golde in überfluten weichliche Lebens- und ersticken zu lassen. Ein der reichen Jahrhundert art fast wider- Nachbam, wurden sie nach und nach an standen sie dem schâdlichen Einfluss des diese, die sie Ver- anfanglich verachtet batten, gewohnt, fanden grossen mâchtnisses sie jener beiden Riesen; endlich doch die angenehm und gut und gaben ihrer einheimischen siegte Das Polster war Lebensweise, welche zu Siegem über alie Behaglichkeit. lydische herangebildet angenehmer als der harte Sattel des Rosses, eine leckere batte, den Abschied. Was Mahlzeit besser Wunder, wenn sie bald die als der Waff anstrengende Ehiegsdienst. So warf ein Hauflein eh an die Wand hingen, fremde erkaufte Soldner fiir sich fechten liessen und auf solche Weise die Beute eisengeriisteter Griechen das goldne Prachtgebaude des per- sichen Reiches mit Stossen in eines Starkeren klirrend wurden. Ihr Triimmer. Haus, anfangs nur mit dem einigen notwendigsten dürftig ausgerüstet, strotzte bald von Ge- râten aller Art und jeder Vomehme konnte ohne Silber und Gold nicht fertig werden. Y. Die Vôlker 1. IStabengerMe. Ost-Europas: Sogar diese batten sehr haufig Püsse Sarmateu, von edlem Metall. Daker, Skythen. Urspriinglich batte man, wie in Assyrien, Stiihle und (Tafel 8 und Tafel 6, 20. Nach der Trajanssaule in Rom, die Tische. Bald kamen die kleinasiatischen drei letzten Polsterlager Figuren nach den von Weiss gegebenen Abbildungen und anderen Notizen über die Die hinzu, die man selbst bei der Mahlzeit verwandte. Für Skythen zusammengestellt. Parben nach den Stoffen des Kleides mit gewissenhafter Er- feierliche Gelegenheiten blieb aber der Stuhl in Ansehen, wagung der ermittelten Tatsachen. So findet das weisse Leder und der Konig z. B. hediente sich stets eines solchen samt der Schuhe Fig. 15 durch die Vorliebe der Skythen für solches Fussschemel, — wenn er Audienz erteilte. Dies geschah unter seine Begründung. Der Text ist nach den in Rom ge- einem reichverzierten Baldachin. machten eigenen Notizen, ausserdem nach Schafarik [Slavische K. Neumann Hellenen im Die u d Formen der Mobel erinnem Altertümer], [die Skythenlande] zwar an die assy- Weiss [Kostümkunde] bearbeitet.) rischen, doch sind sie weit freier und gefalliger als jene. Auch bier finden sich zwischen den horizontalen Stücken Figuren in A. trageuder Stellung angebracht, aber auch diese Einleitung. sind weit mannigfaltiger als dort. Untersatze unter Tischen 1. Quellen. und Stühlen zu benutzen, liebten auch die Perser. Dass hier von keinerlei eigenen Monumenten die Rede sein kann, dass auch keine schriftlichen dieser 2. OefUsse. Zeugnisse Vôlker selbt existieren, braucht kaum erwahnt zu werden. Diese môgen zwar in grosster Menge von den Unter- Wir haben fiir sie nur diejenigen Nachrichten, welche uns worfenen iibernommen worden sein, doch auch an ihnen, die Griechen hinterlassen haben und so geschieht es, dass soweit noch Uberreste von Abbildungen da sind, zeigen wir von den Agyptern aus, wo uns ein so reiches Material sich kleine Abweichungen gegen die assyrischen und klein- zu Gebote stand, von Schritt zu Schritt zu immer un- asiatischen Formen. Der Perser scheint es geliebt zu bekannteren Volkem gelangen, bis wir hier an den Grenzen haben, seine Gefasse mit horizontalen Streifen zu um- der Wissenschaft ankommen, um dann mit einem frohen geben, gleichsam als seien sie durch aufeinandergelegte Schritt in den leuchtenden Tag des Griechentums binein- Ringe oder durch Wickelungen wie ein Bienenkorb ent- zutreten. Vorher aber müssen wir durch diese kimme- standen; man denke an ihre Kopfumhiillung. rische Nacht hindurch. 6* Das Altertnm. 44 ScWarze Mear stattgehabten Ausgrabungen Das Klima ist an dar Küsta das Mearas ain Die das ganz um früherer griecbischer Kolonien dienen uns neben andaras ais im Innarn das Landes. So wacbsen im Südan von Reaten und griechiscben und romiscben dar Krim Faigen, Wain und 01, indassan untar romiaeben Bauwerkeu glaicbar dabei ais Leucbte. Braita am Kuban kaum dia Rada von Obstbâuman ist. Ersahlungen Es ist in diasam nordlicban Tail dar grossen Ebana kainaswags kâlter als in dam Lande dar Geseliielitliclies Sarmatan, wobl 2. abar sind dia Winter milder und dia Sommer kübler. Dia ist bier nicbt anzufübren, ais dass alie jane Yôlkerstâmme, Untarscbieda dar Tamperaturan baidar Jabraszeitan warden welcbe die Gregenden zwiscben dar Donau- und Ural- nacb Wastan bin immar garingar. Docb waran dia fast- mündung besetzt bielten, mit den Griecben, spater mit wobnandan Skytban und Sarmatan damais sebón, wia den Persem untar Darius und zuletzt mit den Romern in dia Russen nocb bauta, gazwungan, um dar baissan Sommer Berübrung kamen, und dass einzelne Stamme zeitweilig und kaltan Winter willan ibra Hausar aus Holz zu ar- tributpflicbtig wurden. Da aber dar grosste Tail von ibnen ricbtan. Nur da, wo Griacban oft varkabrtan, also in dan ais Nomaden saina Wobnsitza oft wacbselta, so war aucb Hafanstadtan, fübrta sicb naban griacbiscbar Tracbt aucb ain solabas Varbaltnis nur von kurzar Dauar. Zeitweilig diasar griacbiscba Bauwaise ain. mussten sogar dia Rômar sicb von dan Raubzügan Dia grossa ungariscba Tiefabana andlicb, also das Vôlkar durcb Jabrgaldar loskaufan. untara Land dar Donau und Tbaiss, war von dan Dakam bavolkart. Aucb zu ibnan zábltan aina Manga varscbiadan 3. Wohnsitz. benanntar Stamma, daran Wobnsitza und ainzalne Basondar- Dia grossa Saiz- und Sandstappa, walcba von den haitan nicbt mabr fastzustallan sind. bis danan das Scbwarzan Mearas Hier wurde aucb wanig Ackarbau, zum grosstan Tail Ufarn das Kaspi-Saas zu raicbt, wird nur an dan Flüssan und Bacban durcb belabten Yiabzucht batriaban; aucb nocb bauta bietet die Moldau Hier in dan Sommer- und Walacbai vorzüglicba Waidan, und üngam emábrt in Bodan untarbrocban. sprossan monaten Grasar und Liliacaan in üppigar FüUa ampor, sainan Pusstan nur dia Harda des Nomadan. Hier waran walcba dam Viab aina paradiasiscba Waida bieten. Dabar zwar sebón damais am Fluss Stâdta gagründet, abar erst grast biar von altars bar Pfard, Scbaf und Rind. Dabar seitdam dia Rômar mit dam Anfang des 2. Jabrbunderts sind dia Bawobnar diasar sonst sicb dia fasten ganz unwirtbaran Gagan- das Land basatztan, mabrtan Niaderlassungan dan von jabar Nomadan gawasan und warden es awig langs dar Donau. dar Ebana blaiban müssan. Sia sind abar aucb immar Raitar in ga- Das Klima ist ziamlicb dassalba, wia wasen und as findat sicb wobl nirgands aina in jadar Ba- um das Scbwarza Maar, docb warden die grossan Abstanda ziabung innigara Verainigung zwiscben Pfard und Manscb, zwiscben Sommer und Winter nocb garingar; as gadaibt nicbt ais in diasam Bazirk dar Erda. biar an dan Barggabângan nocb die Trauba, abar Dan ostlicban Tail diasar Ebanen^ also zwiscben dam mabr die Faiga und nocb wanigar die Olive. In dar Kaukasus, dam Kaspiscban und Asowscban Meara, ba- Ebena stabt kain Baum, abar dar niadara Pflanzanwucbs Yiab- wobntan dia Sarmatan. Sia waran nicbt wia ibra Nacb- ist bocbst mannigfaltig und üppig und biatat gutas bam wastlicb vom Don, mongoliscbar Abkunft, sondarn futter. Nur die Gabirgsabbanga sind bawaldat. wia dia beutigan und damaligan Bawobnar das Kaukasus Dar Winter ist in alien diesen Gagendan sabr bart mit dan Yolkern jansaits dassalban, mit Cbaldâçm und und ziamlicb lang. Nur die Monata Mai bis September Medarn varwandt. Wir übargaban dia vialan Ñaman dar sind warm, abar durcb baufige Regengüssa oft abgakûblt. varscbiadanen Stamma, dia zu ibnan gazablt wurdan, da Yon Oktobar an tritt Kalta und Scbneegestobar ain, latz- aban Ñaman sind obna jada basondara ausfübrlicba tares zulatzt so anbaltand, dass dar Scbnea mah are Fuss as nur Kunda übar dia ainzalnan. bocb wocban- und monatalang liegan blaibt. Sabr varscbiadan von ibnan waran dia Nomadan west- licb Die Tracht. vom Don und bis zur Donau bin, walcba von dan B) Griacban gSkytben" ganannt wurdan. Sia waran, wann Die bai dan frübar basprocbanan Yolkarn notwandigan nicbt alies trügt, so gut Mongolan wia dia Kalmücken as Untarscbieda zwiscben dar Tracbt das gemainan Mannas bauta sind. Hier war das Land kaina totale Salzstappa und dar Hoftracbt fallen biar von salbst fort, da von dar mabr; biar boten sicb sogar braita Stricba Landes dem latztaran aus Mangel an Nacbricbtan kaina Rada sain kann; Ackarbau dar, und dia Krim (Tauris) war aucb damais abanso ist die Kjriagstracbt kaina basondara, denn jana sebón ain blübandas Land trotz dar ^barbariscben" Ein- Yolkar, wail in bastandigam Kriaga untar sicb und mit wobnar. Hier sowobl wia an dan Küstan das Scbwarzan dan Nacbbarn, gingan aban stats in Kriagstracbt, odar, mit Mearas batten sicb dabar aus ainzalnan Gruppan dar No- andaran Wortan, kanntan gar kaina Tracbt das Friadans. madan sassbafta Bürger antwickalt, walcba mit Griacban- land ainan labbaftan Handal, basonders in Carealian, triaban. a) Bedcckung des Bumpfes. Dia Hallanan nannten diese Stamma zum Untarscbiad von Bai dan Sarmatan wiirda dieselba bawirkt durcb ain dan ubrigan die kôniglichan Skytban. waitas bamdartigas Untargewand, das bis auf die Knocbel Unterkieid V. Die Vôlker Ost-Enropas. 45 reichte und wahrscheinlích zum Beliuf des Eeitens vom angelegt. In den Grenzdistrikten machte sich anfangs Gürtel nach unten gesolilitzt war (Taf. 8, 2 u. 3). Dar- der griechische, spâter der rômische Einfiuss auch in der Panzer über trugcn sie eine lange Jacke mit kurzen Armeln. übrigen Tracht bemerkbar, z. B. in den diademartigen Jenes war aus Wolle; diese bestand entweder aus Leder Stirnbândern (Taf. 8, 6 u. 12). (Taf. 8, 3 u. 10) oder aus Metallschuppen, die künstlicl·i Die Sky then waren als ein ganz fremdes Element aneinander gefügt waren, so dass sie die Bewegung nicht zwischen beide Vôlker hineingedrungeu. Sie âhnelten hinderten (Taf. 8, 2). Aus solchen Schuppen bestand oft keinem von beiden. Bei ihnen finden wir allgemein als das ganze, den Korperformen genau angepasste Kleid einziges Kleidungsstück, den Leib zu verhüRen, einen (Taf. 8, 1) und erinnert uns dadurch sowohl an die alten kurzen, vom ofiienen Rock aus Leder, der mit einem Gurt Bergvôlker von Arménien, die einst dem assyrisclien Reiche zusammengehalten wurde. Derselbe hatte lange Armel dienten und spater als Farther den Romern Schrecken (Taf. 8, 13—15) und war oben so weit ausgeschnitten, genug einjagten, als auch an die heutigen Bewohner des dass eine besondere NackenverhüUung nôtig wurde. Diese Kaukasus, die Tschetschenzen und ihre Nachbarn. Das erreichten sie durch lange Kleid, der Schuppenpanzer oder Schuppenrock war und ist auch bei diesen beiden gebrauchlich und so er- b) die Eopfbedeckimg, lautert eins das andere. welche in einer hohen kegelfôrmigen, wahrscheinlich auch Zuweilen trugen jedoch die Sarmaten auch kürzere ledernen Mütze bestand, die bis auf die Achseln hinab- Motze Hemden. die nur bis an das Knie reichten, oder solche reichte (Taf. 8, 14-15). In Ennangdung derselben diente mit langen, engen Armeln (Taf. 8, 4), wie sie auch zuweilen ein Tuch (Taf. 8, 13), das dânn mittels uiiterkieid bei den Dakern im Gebrauch - waren. Das Gewand eines Bandes um die Stim festgehalten wurde. derselben war namlich gemeinhin kürzer und zugleich Bei den Dakern wurde der Kopf durch eine zylin- enger und wurde durch einen Gürtel an die Hüften an- drische, mâssig hohe Mütze mit plattem Boden bedeckt^ die geschlossen. Es hatte immer lange Armel und war ent- aus Leder oder einem anderen festen Stoff, vielleicht Filz, weder ganz von oben- bis untenhin oder nur vom Gürtel bestand, zuweilen auch mit Metallringen verstarkt war abwarts offen (Taf. 8, 6 u. 7). über dieses Unterkleid (Taf. 8, 5 u. 7). Die Frauen verhüUten das Haupt durch trugen manche dakische Stamme noch das sarmatische ein weites Tuch, das sie, hinten als ein Sâckchen gefaltet, Wams mit kurzen Armeln (Taf. 8, 7), besonders seitdem um den Kopf wickelten. sie mit diesem Volk in haufige Berührung gekommen waren, Die Sarmaten dagegen trugen, wenn nicht die Mantel die meisten aber einen weiten Mantel, der Schultern und phrygische Mütze (Taf. 8, 4), lederae Helme, welche ge- Heiui Arme verhüllte (Taf. 8, 5). Dieser war nur dadurch von wôhnlich durch horizontale und vertikale Metallbeschlâge dem bei den Sarmaten gebrauchlichen Mantel unter- hiebfest geraacht waren (Taf. 8, 1—3 u. 11) oder zuweilen schieden, dass der letztere kürzer und besonders enger war, auch ganz aus Metall bestanden (Taf. 8, 10). Besonders auch der bei den Dakern üblichen Verbrâmung durch in diesen Schutzwaffen, Helmen .und Hamischen, tritt ein Pelzwerk entbehrte (Taf. 8, 4). Manche Stamme benutzten grosser ünterschied zwischen ihnen und den Nachbarn auch nur den Mantel und die Beinkleider (Taf. 8, 5). hervor, weil die Anfertigung dieser künstlichen und wert- Frauen- Die dakischen Frauen trugen über dem langen Hemd volien Rüststücke eine grosse Fertigkeit im Bearbeiten der tracht jjjit langen Armeln ein oder mehrere Obergewander, allé Metalle beweist. Denn es ist ausser Zweifel, dass nicht wahrscheinlich aus Wolle (Taf. 8, 8 u. 9). Diese letzteren etwa sie dieselben von aussen bezogen, sondern dass sie batten ebenfalls lange Armel, welche am Oberarm durch oder ihre Verwandten jenseits des Kaukasus die übrige Ringe und Bander gegürtet wurden (Taf. 8, 9). Ausser- Welt (Âgypten und Assyrien etc.) damit versehfâi mussten. dem trugen auch sie einen Mantel, den sie nach Belieben auch an Stelle des Obergewandes zu benutzen wussten c) Fuss- und Beinbekleidung. (Taf. 8, 8). Die sarmatischen Frauen, wenn sie nicht in Hierin stimmten aUe drei Vôlkerschaften überein, was derselben Tracht wie ihre Manner gingen, was oft der Fall sich durch die obenerwâhnte Ahnlichkeit des Klimas er- war, trugen über dem Hemd ein kurzarmliches Gewand, klârt; sie aile trugen lange Beinkleider, nur dass diese bei Durch die haufige Berührung der Daker mit den den Sarmaten etwas weiter waren als bèi den Dakern Qriechen sowohl als mit den Sarmaten und spater den (Taf. 8, 4 u. 5), bei den Sky then hingegen bald sehr weit Romern batten sich in die an der Grenze wohnenden (Taf. 8, 13 u. 14), bald eng anliegend (Taf. 8, 15) getragen Stamme aUerlei fremde Elemente Eingang zu verschaffen wurden. Auch wurden dieselben von ihnen zuweilen über gewusst, so dass wir uns kaum wundern dürfen. wenn dem Rock befestigt (Taf. 8, 13). wir auf romischen Skulpturen, unter denen besonders die Hinsichts der Schuhe waren die Sky then dadurch ' Saule des Trajan für diese Vôlker wichtig ist, dakische von den Nachbarn unterschieden, dass sie hohe, weite Schuhe Kônige in sarmatischer und anderer Tracht finden (Taf. 8, oder Halbstiefeln trugen, die über dem Knôchel durch eine 12). Die vomehmen Daker mochten wohl durch das Schnur befestigt wurden. Dieselben wurden bald über Fremde glanzen wollen und batten daher das weitere und die Beinkleider gezogen (Taf. 8, 15), bald von denselben langere Gewand und die weiteren Beinkleider der Sarmaten überdeckt (Taf. 8, 13 u. 14). Daker und Sarmaten 46 Das Altertum. dagegen trugen nur Schulie bis an die Knôcbel, entweder Instrument, das sicb von den Skytben ber aucb bis auf mit einer Klappe auf dem Spann (Taf. 8, 5 u. 10) oder unsere Tage erbalten und durcb die Verbreitung über ganz mit zwei Klappen seitlich (Taf. 8, 4), die zuweilen auf dem Russland eine traurige Berübmtbeit erlangt bat, námlicb Spann zusammengeschniirt wurden (Taf. 8, 12). die Knute (Taf. 8, 15). Die Boffen der Sarmaten und Daker waren langer Boge» Baker nnd ... • • d) Schinuck. . und wabrscbeinlicb a meistens HTTol1z 1 die -Pr»ií •! aus gescbmtzt; feile sarmaten Die Skytben kannten solcben nicbt, aiisgpnommen der ersteren batten knôcbeme Spitzen mit Widerbaken, die an den Küsten mit den Griecben verkebrenden Stamme, waren aucb zuweilen vergiftet und wurden in einem bald welcbe von diesen dergleicben erbandelten. Da in den runden, bald viereckigen Kocber auf dem Rücken getragen Grabern dieser Gegend Goldarbeiten gefunden worden (Taf. 8, 1-3, 10 u. 11). sind, die zTvar skytbiscben Gescbmack aber griecbiscbe Aucb sie, wie die Skytben, scbossen im volien Jagen Kunstfertigkeit zeigen, so folgt daraus, dass die Griecben des Pferdes sowobl links als recbts gleicb gut. — Ausser- zur Ausfubr an die Barbaren wabrscbeinlicb besondere dem fübrten sie kurze Scbwerter, die an einem Riemen Arbeiten anfertigten. über die linke Scbulter getragen wurden (Taf. 8, 2 u. 10) Von den Dakern und Sarmaten sind einzelne und Messer, sowobl mit geraden, ais mit gekrümmten besondere Scbnmckstiicke nicbt bekannt geworden, bei Klingen (Taf. 8, 4 u. 5). Seltener war der Gebraucb der letzteren sind aber die Waffen so reicb verziert, dass da- Keule (Taf. 8, 5). durcb auf der einen Seite ibr Sinn fiir Ausscbmückung, Ais'Feldzeicben dienten Standarten aus Leder oder Feidzeichen auf der anderen ibre Fertigkeit in Bearbeitung des Metalls Tucb, die wabi-scbeinlicb mit irgend einem Tier bemalt ersicbtbcb vrird. So lasst sicb wobl annebraen, dass sie waren, oder plastiscbe Nacbbildungen eines pbantastiscben aucb besondere Scbmucksacben gebabt baben mogen. Ungebeuers, die aus Leder oder Holz verfertigt auf einer Stange getragen wurden (Taf. 8, 4). Die Waffen, Zum Signal bedienten sicb. die Sarmaten einer langen vs^elcbe diese Vôlkerscbaften fübrten, waren ebenso ver- Trómpete von eigentümlicber Gestalt (Taf. 6, 20). scbieden wie ibre Edeidung. Da V7ir bei dieser sebón den Panzer und Helm erwâbnt baben, so bleiben uns von den C. Gerate. schiid Scbutzwaffen nur iiocb die Scbilde zu betracbten übrig. Solcbe waren Ob die Sarmaten trotz des Scbmucks ibrer Wafifen bei den Sarmaten von ovaler Form, aus Leder ver- eine besondere Aufmerksamkeit auf den Hausrat verwendet fertigt und mit Metallbescblâgen sowobl verstarkt ais ge- baben, ist darum sehr zu bezweifeln, da sie Nomaden ziert (Taf. 8, 4). Die Reiter batten selten welcbe, wohl waren, bei denen selbstverstandlicb die Geratscbaften stets aber das Fussvolk. auf das geringste Mass besebrankt sind. Aucb ist uns Die Daker fübrten ebenfalls grossere und kleinere keinerlei Kunde davon geblieben. Da sie obenein Reiter Scbilde, aucb meist langlicb rund, docb obne jene Metall- imd Krieger waren, so war Bequemlicbkeit ibnen fremd verzierungen. Von den Skytben nür die südlicben Stamme, und obne Wert und also aucb darum der meiste Haus- welcbe mit den Griecben in Berübrung kamen. rat entbebrlicb. íogen der Angriffswaffe spielte aucb bier der Bogen die Dasselbe gilt zumeist aucb von den Skytben und skythen Hauptrolle, nur dass derselbe bei den Skytben anders Dakem. Von den ersten erwâbnt Herodot zwar be- gestaltet war als bei den Sarmaten und Dakern. Jene stimmter Gefasse zum Kocben, anderer zur Aufbewabrung verfertigten ibn aus zwei starken Hornem, wabrscbeinlicb der Milcb etc., aber aucb, dass sie die, Scbâdel der er- des Steinbockes, die an ein gerades Mittelstück gesetzt scblagenen Feinde ais Trinkgescbirre benutzten. Solange wurden, und verwabrten ibn in einem besonderen Bebalter, ein Volk dergleicben Gerâte benutzt, darf man von dem der aucb die Pfeile barg und links am Gürtel bing (Taf. 8, ganzen Hausrat nacb Stoff, Zabi, Form und Wert keinen 15). Dieser Bebalter wurde bei den Vornebmen reicb mit allzuboben Begriff baben. Denn der natürlicbe Wider- kleinen Silber- oder Goldplattcben verziert, wie sie denn wille des Menscben gegen dergleicben ist so gross, dass solcbe überaU anzubringen bestrebt waren. So besetzten er, sobald er irgend kann, zum Reicbe der Pflanzen und sie z. B. aucb die Beinkleider seitlicb mit Reiben von Mineraíe, die ibm ferner liegen, ais zu dem nâberen Tier- kleinen, runden Pláttcben (Taf. 8, 15), eine Verzierung, die reicb greift, um sicb die Dinge, die ibn umgebeñ soUen, lebbaft an den Scbnürenbesatz der XJngam erinnert, der zu verscbaffen. Der Gaucbo in den Ebenen des Para- Pfeile beute getragen wird Die Pfeile waren kurz und batten guay, der sicb auf den Stierscbadel zvñscben die Homer Spitzen aus Kupfer oder Bronze, welcbe mit Widerbaken setzt, würde jedenfalls den einfacbsten Holzscbemel vor- verseben und meistens mit Scblangengift vergiftet waren. — zieben, wenn er ibn baben konnte, nicbt nur der Bequem- Lanze Ausserdem bedienten sicb die Skytben nocb der Larrze licbkeit Avillen, sondem weil aucb der robe Menscb einen (Taf. 8, 13), eines kurzen Scbwertes und einige Stamme Abscbeu bat vor den Trümmern eines tieriscben Organis- derselben aucb der Scblinge. Aucb die beutigen Bewobner j mus, weil Auge und Nase dadurcb beleidigt werden. Wir jener Steppe fübren diese Waffen nocb und daneben ein i meinen bier nicbt den haufig vorkommenden Ekel zarter VI. Die Griechen. 47 Nerven, sondem den Absclieu, den selbst der geübteste Blüten des Guten und des die Anatom immer Scbônen, noch haben wird trotz des nirgends, Interesses, das wenig- stens die letzteren, wieder in so reicber Fülle ibm zur der Entwick- Gegenstand (als wissenschaftKcber) einflossen lung kamen. Aucb in bezug auf die Tracbt mag. Unsere Sinne sind sind einmal darauf sie, eingericbtet, dass begünstigt durcb das zu den sie sich Klima, scbonsten Formen dagegen emporen. Man denke nur an den Ge- gelangt, die wir bis beute kenneu, da sie den ruch allein freien in Falten- bezug auf Tier- und Pflanzenreicb, und es wurf zu seiner volien Geltung bracbten. wird gleich deutlich, was wir meinen. Fast alie lebenden Tiere sind ..unserem menschlichen Gerucb zuwider, von den Pflanzen nur wenige, die meisten dagegen 1. am Qnellea. genebm. Nun denke man beide Arten der Organismen Wenn wir bei manchen früberen Vôlkern nicbt tot im Prozess viele der Zersetzung und frage sicb nun. Quellen angeben konnten, weil deren nur Aus dieser vor- organiscben wenige Eigentûmlicbkeit unserer banden waren, so ist bier dasselbe aus dem Sinne erklart sicb der oben erwabnte Widerwille, umgekebrten Darum Gruude der Fall. Aucb bier lassen sicb kaum besondere greift der robe Menscb moglicbst bald zu anderen Stoffen, Quellen nennen, weil deren Zabi zu gross ist. Fast als zu Tiergebeinen, um sicb Gerâte jede zu bilden, und darum griecbiscbe Statue belebrt uns über ein müssen wir irgend Gewandstück, sagen, dass, so lange ein Volk nocb aus und wenn wir damit aucb nur die Form desselben Scbadeln trinkt, die baben, Anfertigung und der 'Besitz von Ge- obne über die Farben belebrt zu sein, so sind docb aucb râten ein überaus dürftiger sein muss, denn solcbe Ge- für diese in den scbriftlicben Zeugnissen so viele Nach- braucbe bleiben eben nur so lange im Gebraucb, als weise da, dass wir uns bierbei auf einem sicberen Boden sie müssen, d. b. als keine andere Ausbilfe zu bescbaffen bewegen. ist. Denn es gibt keine Gewobnbeiten oder Gebraucbe, Es ist also ein jedes Museum griecbiscber Alter- als solcbe mit ursprüngbcb triftigsten Gründen. Der tümer ein Lebrbucb der docb sind Menscb ist griechischen Tracbt, überall mit Vemunft begabt. — darum nicbt zu vergessen die griechischen Bauwerke, die in den -Landern um den Archipel trotz aller Zerstorungs- wut der spateren Eroberer immer nocb in Menge vor- banden sind. Um bier genauer zu reden, fübren wir z. B. das Erecbtbeion zu Atben mit seinen vier Karya- tiden an, denn wenn aucb bei den Griechen Skulptur und Malerei sicb von der Mutter Baukunst losgerissen und VI. Die Griechen. selbstandig gemacbt batten, so traten sie darum docb beide freiwilbg und gem in ibre Dienste oder in ein (Tafel 9—12 und 14. Hauptquellen für Figuren und Bündnis Gerüte mit ibr und balfen ibr getreubcb zur Aus- sind das Berliner und Dresdener Museum und Guhls Denk- scbmückung ibrer Arbeiten. mâler der Kunst. Einiges nach Weiss, anderes nach Ferrurio Ausser den Skulpturen sind aber, wie scbon und A. Lens. Die Farben erwabnt, sind meist nach den Angaben der aucb. die grir»cbisében Schriften Alten, einzelnes von bocbster nach Semper, Lens, Ferrario und Weiss. Wicbtigkeit — Zum Text sind für die die Kenntnis griechischen der Schriftsteller, besonders Tracbt, besonders der Homer Farben, die und Herodot, dann die Schriften über die Griechen wir obne sie zum von grossten Teile niclit erfabren würden. 0. Müller, Panofka, Becker, Bockh, Weiss und Guhl-Koner, Denn nicbt nur die Gewalt der Zeit bat die Farben ver- ausserdem die eigenen Tagebücher aus Áthen, Neapel und bleicben lassen, sondern aucb die Gewalt der Menscben- Rom und die Notizen aus den Museen von Berlin, Dresden, band bat die derselben München und Paris benutzt Vernicbtung Avorden.) berbeigefübrt. Daber ist man bekanntlicb so weit gegangen, eine Zeitlang irr- tümlicb zu bebaupten, die griechischen Skulpturen und A. Einleituiig. selbst die Bauwerke seien nie mit Farbe bedeckt gewesen, sondem bàtteii immer nur, wie beute, die Farbe des Mar- „Die Griecben!" Welcb sine Fülle von Gedanken mors etc. gebabt, eine Frage, die nacb durcbziebt jeder bei Ricbtung uns diesem blossen Namen scbon! Es bricbt, mit ausserordentlicber Scbârfe und Tiefe durcb über Welches Feld Semper*) menscblicber Tátigkeit wir aucb im erledigt worden ist. Augenblick nacbdenken, ein frobes Licbt herein, welches Aucb für die Gerâte sind wir mit reicblicbem Mate- seine Strablen über jenes binwirft. Denn wie sebr aucb rial vOTseben, denn die Museen der die Hauptstâdte Europas Forscbung die ersten Jugendtraume und die allzu- strotzen zum Teil von solcben. Hier baben wir es also lockenden Bilder zerstreut bat, die früber unter dem Namen nicbt einmal mit Nacbbildungen aus diesem Volke oder Griecbenland in unserer Pbantasie zusammengefasst waren, gar nur mit Bescbreibungen zu tun, sondern ganz un- so viel ist trotz der strengsten Kritik immer nocb übrig ge- mittelbar mit den Gegenstânden selbst, die wir betracbten blieben, dass wir mit Freuden. von jedem Orte des Geistes woUen. aus unsere Augen dortbin ricbten und trotz dem vielen Scblimmen, das wir dort finden, docb uns weiden an den *) Semper, der Stii, 1860, Band I, § 77 u. an a. 0. Das Altcrtum, 48 verhfiten, um das Geffihl der gemeinsamen Abstammung, 2. Wohusitz. Sprache und Sitte zu erhalten, bestimmte Unions-Einrich- Es war den Pelasgern und spater den Hellenen nicht tungen getroffen, von denen die Festspiele wohl den be- " dass sie, ais sie da eingewandert waren, wo deutendsten Einfluss in dieser Richtung fibten. — Und zu verdenken, find nicht weiter zogen, sondem dachten: aus der freien Entwicklung jedes einzelnen Staates ergab wir sie spater en, sein! hier lasst uns bleiben und bauen!" sich als weitere ist Folge eine freie Entfaltung der mensch- ,Hier gut eine schonere Vereinigung von Land und Meer, von lichen Kraft, des menschlichen Geistes fiberhaupt. Nicht Denii Ebene lasst sich kaum denken, als sie in Griechen- dass die Griechen ohne Vorurteile, selbst ohne die kras- Berg und — land dargestellt ist. Nur die westindischen Inseln das sesten, gewesen waren, aber sie waren doch im Altertum freilich kein „Land*, d. h. Kuba und Haiti aus- das erste Volk, bei dem Kunst und Wissenschaft als die ist aber kein Ort für einen grosseren Staat, — würde hochsten Blfiten der Menschheit zu rechten Ehren und genonimen, ich noch voranstellen miissen. Doch mag wohl zií diesem dadurch zur Entfaltung kamen. Kein Treiber mit der in der Physiognomie die tropische Pflanzenwelt Geissel stand hinter Phidias! Und Sophokles war etwas Vorzuge nicht geringen Beitrag liefern. In Europa aber Hoheres als Diener eines einen Despoten! keinen Bezirk, selbst das berühmte Neapel und Ein zweiter unendlicher wüsste, ich Vorzug, den dieser Wohnsitz seine Umgebung nicht, der sich an Begünstiguugen der seinen Insassen gewahrte, war das milde Klima. Denn Bodengestalt mit dem Archipel und seinen TJmgrenzungen wenn ein so schon gebautes Land mit alien seinen Buch- dûrfte. Deim das von vielen ansehnlichen Berg- ten etc. am Nord- und Sfidpol gelegen hâtte, so ware, messen durchsetzte Land bildet im Züsammentreffen seiner auch wenn dieselben Hellenen darin gehaust hatten, doch zügen Hohen mit der blauen Tiefe des Meeres unzahlige Buchten wenig mehr dabei herausgekommen, als z. B. aus Island, mit Fahrwasser bis dicht ans Ufer, also die erste das auch schone Hafen und kostliche Bergabhânge hat. gutem Bedingung für den Handel, sichere Hâfen. Damit aber Aber der Archipel kennt kein Eis! Und Schlittenfahrten audi den dort hausenden Volkem nicht etwa angeborene und Schlittschuhlaufen haben die Athener nie kennen ge- Tragheit ein Anker werde, der sie am Boden halte, setzte lemt, wohl aber, und wenn auch nur vereinzelt hier und die Erde in nâhere und femere Aussicht eine sorgsame dort, die Dattelpalme; Feigen, Wein und 01 sind in Hellas ffrosse Zahl von Inseln als ebensoviele lockende Stimmen: und dem Peloponnes (hier mit Ausnahme von Arkadien, „Kommt herausl* Auch die Ufer des Festlandes liegen an welches aller phantastischen Schwarmerei zum Trotz eine jedera Punkte verlockend nahe, dass man sich unwider- rauhe Wildnis ist) fiberall zu Hause, im sfidlichen Pelo- so stehlich hinübergezogen fühlt zu den blauen scharf und ffir ponnes auch die Fackeldistel (Cactus opuntia). Zwei schon begrenzten Hohen, die am Horizont schweben wie die Physiognomie der Taler von Griechenland hochst leichte Traume. Man kann nicht bleiben, so schon es ist; wichtige Baume, die Platane und die Cypresse, waren dies hinüber. So lockt Insel auf Insel von Klein- auch schon im Altertum, und ffir die Berge sind es etwa man muss asiens Borten westwarts, bis man in die Bucht von sechs Arten Eichen. Ausserdem am haufigsten sind Linde, Attika oder in den Busen von Lepanto oder in eine Ulme und die griechische Pappel. Der Lorbeer bleibt der vielen Baien einlauft, die das West-Gestade des meistens ein Strauch, ebenso die Myrthe. Im Sommer, Archipels zieren. weil zwischen Mai und Ende August kein Regen fallt, Zwischen Asien und Europa war fiber den Archipel sondern nur der Nachttau das Pfianzenleben nâhrt, werden hinfiber eine Trennung unmoglich, solange die Menschen die meisten Baume blattleer. Im Winter schneit es bis- ihre jetzige Natur haben. Smyrna und Athen sind und weilen, doch bleibt der Schnee nicht liegen, ausser auf bleiben Nachbara und Schwestern, denn sie sind zu eng den hochsten Bergen. und fest durch den Archipel verknfipft. Erst wer diesen Allé diese Momente sind ffir die Tracht wichtig, denn trocken legt, und dort eine Steppe oder ein Gebirge hin- ein handeltreibendes Volk wird weniger starr auf alten setzt, kann die beiden tr«nnen. Formen beharren als ein jedes andere, weil es mehr Frem- So mussten die Griechen ein handeltreibendes Vr)lk, des kennen lemt und also mehr Gelegenheit zur Weiter- so mussten sie Seefahrer werden. Aber der Wohnsitz bildung hat. Denn die Griechen sind keineswegs in den brachte auch noch anderes mit. Kfinsten und Wissenschaften, die sie zur Blfite brachten, Die vielfache durch die Gebirge bewirkte Zerstficke- auch die Anfânger und Begrfinder, sondem sie haben ein Volker fibemommen und lung des Landes in kleine Distrikte musste auch eine gut Stfick Vorarbeit anderen Vielstaaterei hervorrufen, die notwendig zu einer sehr ver- weitergeffihrt. Wir wollen bier nur die Agypter erwahnen, schiedenen Entfaltung der einzelnen Glieder ffihren musste. die so oft als ein Gegensatz zu den Hellenen missbraucht Die Binnenstaaten waren gegen die Uferstaaten im Nach- worden sind und bei genauerer Forschung sich doch nur teil. Aber es konnte nun auch eine grosse Selbstândig- als ihre Lehrmeister und Vorarbeiter darstellen. keit und besondere Entwicklung der Individualitat jedes Ebenso wird ein Volk, das der freien Entfaltung des der Staates stattfinden, die ohnedem nicht so leicht moglich menschlichen Wesens hold ist, auch der Entfaltung war. Daher hatten die Griechen schon frfihe, um ein Gewander nicht abhold sein, also auch in seiner Tracht ganzliches Auseinandergehen der einzelnen Stamme zu den Geist walten lassen, der sein Staatsleben regelt. Denn VT. Die Griecheii. 49 was die Falte betrifft, so bleiben die Griecben in bezug wie Perser ganz in mediscber Tracbt auf sie alien Volkern Lehrer gingen, ganz in und Meister. asiatiscber Kleidung geprunkt batten, sondem es blieben Dass endlich das Klima von unmittelbarem Einfluss docb immer nur Einzelbeiten, wie auf Scbube, u. die Tracht ist, erbellt Spangen dgl., von selbst. Die milde Luft die von einzelnen getragen, aber vón den Dicbtem z. B. von Februar bis Juni und von September bis Dezember gerügt wurden, weil sie dem Griecben als zu weicblicb und gestattete das Weglassen jeder Kopfbedeckung und nur iippig zuwider waren. Aucb wurden die Hellenen nacb die Hitze des Juli und August oder der Regen des Januar den Perserkriegen so ausscbliessend, dass ibnen trotz des macbten eine solcbe wünscbenswert. Da aber auf alien Handels alies Fremde zuwider war, weil es fremd Seiten das Meer Avar; tiefe Einscbnitte in das Land macbte, so ibr Glück batte sie eitel gemacbt; sie von war die Luft spracben jetzt ausser im bocbsten Sommer aucb bestandig „Barbaren" und alies Ansiandiscbe war barbariscli. Der feucbt, und es war daber dem Korper wobltatig und an- Oljmp war jetzt, weil es ibr Berg war, die Mitte der Erde. genebm, ibrer Einwirkung die Haut auszusetzen, daber Hierin scbeint ein unlosbarer wurde Widerspmcb zu jede liegen, Urabiillung wabrend der langsten Zeit des dass ein Volk die Nacbbam veracbtet, ibre Sitten oder Jabres, klimatiscb betracbtet, fast überflüssig, also nur ibre Tracbt basst und docb nacbabmt. Aber er lost sicb durcb die Sitte bestimmt. Dies übte auf den Scbnitt der leicbt, wenn man bedenkt, dass es zu alien Zeiten und Kleidung einen ausserordentlicben Einfluss, wie wir spater unter alien Volkern einzelne gibt, die um jeden Preis seben werden. auffallen wollen, und, kann difes nicbt mebr auf gute Weise Dass selbst der Pflanzenwucbs einer Gegend nicbt gescbeben, zur scblecbten greifen. Der vornebme, obne Einfluss auf junge die Tracbt ist, mag vielleicbt auf den griecbiscbe Stutzer wusste dem Strassenpôbel nicbt anders ersten Anbliek sonderbar erscbeinen, ist aber trotzdem gewiss. zu imponieren, als durcb ôffentlicbes Nacbabmen des ver- Denn wenn demselben Auge jabrelang die gefalligsten acbteten, auslândiscben Wesens: er erreicbte seinen ZAveck Pflanzenformen auf Tritt und Scbritt vorscbweben, wird voUkommen: er wurde be- ob aucb zugleicb veracbtet, es jedenfalls anders entwickelt, als wenn ibm nur die und dass er reicb war, konnte ausserdem nicbt bezweifelt steifsten Gestalten, etwa wie in Mexiko oft meilenweit werden. Das war alies, was er wollte. — Aucb geborte nicbts als Agave niex. und Cactus Cereus stebt, wabr- es zum guten Ton aller Zeiten, mit dem Auslândiscben nebmbar sind. Denn jede Tâtigkeit des Geistes setzt Ein- etwas zu liebaugeln, also etwas auslandiscb — wenn aucb dracke voraus, und was nicbt in die Seele bineinkam, das scblecbt genug inlandiscb — zu sprecben, an seiner Klei- kommt aucb niemals beraus. Wir seben bier ganz davon dung etwas Fremdes zu tragen, und soUte es aucb zum ab, dass an Kleidungsstücken selbst mancbe Nacbabmungen übrigen passen vsde die Faust aufs Auge. von Pflanzeii Platz finden, z. B. als Borten u. dgl., oder Im allgemeinen muss aber gesagt werden, dass die dass in Geriiten sicb die Formen der Bliiten etc. wiederbolen. Griecben bis zum Untergang ibres staatlicben Lebens So in jeder Hinsicbt von der Natur bocbst begünstigt, durcb Pbilipp und Alexander von Mazedonien nocb immer wucbs das Volk der Griecben beran und benutzte treulicb gegen das Fremde ankampften, welcber Gestalt und wober allé Momente, die ibm verlieben waren: so entfáltete sicb es aucb sein mocbte, dass aber der Staat, da seine Spitzen, bier an den Ufern des Arcbipelagus eine Welt, deren seine Grossen, die ibn scbützen sollten, von orientaliscber Trümmer uns, die spateren Gescblecbter, und gewiss nocb TJppigkeit verderbt waren, nacb und nacb dem Verderbeii spatere, in Erstaunen und Bewunderung versetzen und deren preisgegeben wurde. Denn ein Haus obne festes Dacb Glanz aus der Ascbe nocb die femsten Volker überstrablt wird bald ein Raub der Elemente. Die ruben nimmer. und erleucbtet. Wir werden daber nicbt versaumen, an seiner Stelle der fremden Einflüsse zu erwabnen, docb werden wir nie 3. Oeschichtliclies). solcbe Veránderungen anzufübren baben, wie bei alien bisber betracbteten Volkern, vielleicbt, weil es scbwer ist, Das in der Gescbicbte einzige Scbauspiel, welcbes die eine aufgeblübte Rose nocb zu scbmücken. Hellenen bieten, ist zu bekannt, als dass wir von dem- selben aucb nur eine Skizze zu entwerfen notig batten. Was bier zu erwabnen nbtig ist, bescbrankt sicb darauf, B. Die Tracht. dass die europaiscben Griecben trotz dem seit dem 11. Jabr- Allé Stücke der griecbiscben Kleidung, sowobl der bundert v. Cbr. sebr lebbaften Verkebr mit ibren Ver- mannlicben als weibbcben, bestanden aus regelmâssigen wandten in Kleinasien sicb docb, vielleicbt aus der alten meist langlicben Vierecken, die nur durcb ibre verscbiedene Eifersucbt, die den Sturz Trojas berbeifübrte, in vielen Bebandlung bei der Anlegung die verscbiedenen Kleider Stücken, aucb in der Tracbt, von jenen unterscbieden, ergaben. Im Verlauf der Zeit wurden nur die Stoffe und dass sie erst spater einzelnes von driiben berübemabmen, die Ausscbmückung der Gewander anders gewablt. Wenn dass sie aber seit dem 5. Jabrbundert, als die Kriege mit sicb in spateren Epocben der griecbiscben Gescbicbte audi den Persem ausbracben, inelir und mebr dem orientaliscben bin und Avieder Kleidungsstiicke finden, die den Schneider Wesen Eingang gestatteten. Docb ging dies nie so weit, voraussetzen, so sind dies eben Ausnabmen und konnen dass sie sicb ganzlicb verleugnet batten, dass sie also etwa Avegen ibres vereinzelten Vorkommens nicbt als zur „grie- Kretsclimer a. Rohrbach, Trachteu der VOlker. s. And. 7 Das Altertiinx. 50 chischen Tracht" gehôrig aiigesehen werden. Die griechi- bis unten, die andere geschlossen und der Arm mit einem Kleider gaben nur dem Weber, niebt dem Schneider Teil der Brust frei oberhalb des Chiton (Taf. 10, 1; 12, schen Gewandstücke 2 3). Um die Hüften wurde er gegürtet und den und zum Besetzen der war u. über zu tun, ausser Nadel und Schere not- Gurt beliebig viel herausgezogen, so dass eine Bauschung zu einem grieebischen Kleid keine die dem Faltenwurf wendig. Das unterscheidet sie von denen aller übrigen entstand,. Gelegenheit zu schonster 4 u. Vôlker. Ob also ein Gewand schôn kleidete oder nicht, Ausbreitung gab (Taf. 12, 3, 11). dessen, der anlegte. Uberall sonst Diese einfachste Form des Chiton war die, welche die war das Verdienst es die meisten Hand- war und ist dies die Sache des Verfertigei-s, der es den Sklaven tragen mussten und welche Kôrperformen anpassen muss. werker, besonders Holz- und Eisenarbeiter, wegen der Be- Gewand aber konnte allem anderen quemlichkeit trugen (Taf. 12, 5). Auch die Das griechische zu spartanischen ebensogut dienen als zur UmhüUung des Kôrpers. Das Madchen trugen ihn bei den gymnastischen Ubungen so milde Klima erforderte keine dichte Bedeckung der Haut, (Taf. 12, 2 u. 3). luftiger, freier Um- Eine zweite Form des Chiton entstand einfach dadurch, im Gegenteil lockte es zu môglichst hüllung und so fand sich das Auge denn auch nicht be- dass man an dem freien Arm den Saum vom und hinten leidigt durch die Unverhülltheit derjenigen Kôrperteile, neben der Achselgrube fasste und oben über der Schulter der Glieder. Denn die beiden Punkte durch eine Spange verband. So sah die zur Bewegung dienten, vor allem der Geschmack und die Sitte richtet sich genau nach den es aus, als babe der Chiton ein Armloch auf dieser Seite Wohnorts und das meiste ist darum (Taf. 9, 2 u. 9; 10, 9; 12, 4). Zuweilen kommen Bedürfnissen des nur übrigens anstândig, weil es an der Stelle notwendig ist. Der Falle vor, wo man annehmen muss, der Chiton habe der was nackte Neger in Afrika findet sich gerade so anstândig, wirklich ein Armloch auf geschlossenen Seite, als der vôllig bekleidete Europâer sich nur in Frack und also auch wohl dann und wann vorgekommen sein mag Seite wurde oft Handschuhen finden kann. (Taf. 12, 7 u. 10). Auch auf der offenen Zu dieser von der Natur gegebenen Freiheit, sich dadurch ein Armloch gebildet, dass man dieselbe von den hier die glückliche Begabung des Hüften abwârts zunâhte, was sowohl bei dem kurzen Chiton leicht zu kleiden, kam hellenischen Stammes hinzu, der für Schônheit einen so der spartanischen (Taf. 12, 2 u. 3), als bei dem langen feinen Sinn hatte, als irgend ein Teil des Menschen- Chiton der athenischen Frauen beliebt war nur (Taf. 12, 1). die Tracht der Dorer geschlechts je verraten hat. Und wie immer in der orga- Im allgemeinen war namlich nischen Natur jede Wirkung sogleich Ursache wird zu und Jonier dadurch unterschieden, dass erstere den Chiton die Unverhülltheit und freie Be- nur bis etwa handbreit über dem Knie, letztere ihn bis zu neuer Wirkuug, so war der Gíieder Ursache zu deren moglichster Aus- den Füssen hinabreichend trugen. Dies Avar früher Regel, wegung bildung, und den so an Schônheit derselben bereicherten doch trugen seit der Mitte des 5. Jahrhunderts die athe- Korper hatte der Grieche eher Grund, dem Auge preis- nischen Manner den dorischen Chiton und nur die Konige zugeben, als zu verhüllen. Würde unsere heutige mittel- und Priester im Ornat behielten den langen Chiton bei europaische Welt plotzlich nach Süden versetzt, sie würde (Taf. 9, 4 u. 12; 11, 3, 4 u. 6). Letzterer hiess gewohnlich sich doch zweimal bedenken, griechische Tracht zu tragen, der jonische und war aus Leinwand, ersterer der dorische und wenn diese auch „Mode" würde, weil die meisten gute (Taf. 12, 4) und war aus Wolle. Unter den Gottinnen Gründe für dicht verhüllende Kleider hâtten. ist es besonder Artemis, die im kurzen Chiton dargestellt wird, und zwar haufig in der zuerst erwahnten Art des- a) Bedeckung des Bumpfes. selben (ahnlich Taf. 12, 2). Die zweite Form dagegen, mit Spangen auf beiden Achseln, war die bei den freien Die griechischen Gewander, so verschieden sie auch lassen sich doch zurückführen auf Bürgem und Frauen gebrauchliche Form. Die Juiigfrauen benannt worden sind, schürzten ihn im das Gymnasium etwas hoher und machten ein Untergewand und den Mantel oder Obergewand. eine Schulter frei (Taf. 12, 2 u."3). Wir finden nun zwar viele Arten von Untergewandem Das Gefühl für das Schône entwickelte aber bald aus oder Hemden, doch liegt ihnen alien eine und dieselbe dem Form die mit den Namen Chiton bezeichnet langen, jonischen Chiton eine ganz neue Form des- zugrunde, selben. Die über dem Gürtel hervorgezogenen Falten wurde. mochten wohl bald eine notwendige Ausschmückung des Dieser ist bald lang und weit, bald kürzer und enger. Kleides geworden sein, und man verlangerte also den Chiton Chiton Die einfachste Form des Chiton*) ist vielleicht die eines mehr und mehr, um diesen Uberhang an den Hüften niôg- viereckigen Stücks Zeug von etwa m Breite und lichst verlangem zu konnen, ohne die Knochel zu ent- bis 2 m Lange, das von der einen Achsel unter dem blossen. So entstand der doppelte Chiton, der wiederum entgegengesetzten Arm hindurch bis wieder zu derselben mehrfache Veranderungen zuliess. Achsel gelegt und hier mit einer Spange an den beiden Derselbe wurde dadurch hergestellt, dass man einen Enden befestigt wurde. Diese Seite war also often von oben übermassig langen Chiton, der auch weiter war als der an dem oberen Saume nach aussen *) Auch hier stützen wir uns, wie schon erwâhnt wurde, gewohnliche, umlegte auf die von uns selbst an der Pappe angestellten Versuche. und so einen Uberschlag, ahnlich einem langen Mantel- VI. Die Gríechen. 51 kragen, bekam, der Brust und Rücken bedeckte. Dieser den Griechen des Umschlags. Man konnte ihm eine be- Dipioïdion umgeschlagene Teil des Chiton hiess Diploïdioii. Man liebige Form und Ausschmückung geben, ohne am Chiton befestigte hier (ïaf. 9, 8) an der geschlossenen Seite, die etwas zu andera (Taf. 10, 12). Ja man kam hier zuletzt auch unter dem Arme durchging, immer die beiden Saume auf Formen, die sehr weit von ihrem entfernt oben auf der Ursprung Achsel, so dass ein Armloch entstand, und waren und die man eher ein Wams oder eine Jacke, als nur Tanzerinnen trugen allenfalls den Saum nur unter einen Umschlag nennen konnte (Taf. 10, dem Arme 9). durch, so dass die Brust halb entblosst war Dass man auch in Athen schon jenes wunderbare (Taf. 10, 1). Ding kannte, das man jetzt Mode nennt, wird keinen Der Gürtel wurde entweder unter dem Umschlag an- wundern, der da weiss, dass der Mensch von jeher in Be- gebracht (Taf. 9, 8 u. II), und man zog dann gem die dürfnissen und Leidenschaften, in Tugenden und Eastern, Falten der Bauschung so lang aus demselben heraus, dass in Weisheit und Narrheit derselbe war. So trug man also der Umschlag eine geschlangelte Parallèle oberhalb der- in Griechenland auch den Umschlag bald bis dicht unter selben bildete (Taf. 12, 11) oder man band auch den die Brust, bald bis auf die Hüften, und besonders der Umschlag mit in den Giirtel hinein (Taf. 10, 13). einzelne Uberschlag, der nicht mit dem Chiton zusammen- Auch der Doppelchiton war bald an der einen Seite hing, musste sich bald so, bald so gestalten, um den nach ganz offen (Taf. 9, 8), bald halb geschlossen und nur Neuheit begierigen Augen zu gefalien. Dann wurden die oberhalb der Hüfte offen, meistens aber ganz geschlossen Ecken fast bis zur Erde verlangert (Taf. 10, 12), dann bis auf das Armloch unterhalb der Spange (Taf. 9, 11 u. wieder abgestutzt und beide Seiten geschlossen, wie ein 10, 13). Im letzteren Falle bestand also der Chiton aus zweites, kurzes Hemd (Taf. 10, 9). einer weiten Rohre, welche am oberen Rande zwei grosse Eine ganze Reihe neuer Formen entstand noch da- Stücke fur Brast und Rücken trug. Dieselbe wurde über durch, dass man sowohl dem einfachen als dem Doppel- den Korper gezogen, so dass sie bis unter die Anne chiton Armel gab. Bisher batten wir nur armellose reichte, dann wurden die oberen Saume an jedem Arm Chitonen vor uns. Diese Armel erlangte man leicht da- von vorn und hinten zusammengenestelt, so dass sie auf durch, dass man den oberen Saum des einfachen oder des die Achsel zu liegen kamen und also das Achselgelenk Doppelchiton nicht nur an einem, sondera an mehreren umschlossen. Von diesen beiden Punkten fielen nun die Punkten auf den beiden Achseln befestigte. Man nahm beiden Uberschlage vora und hinten hinab. Diese blieben also beim Anlegen der offenen Seite z. B. des einfachen immer, solange sie nicht von dem Chiton sich trennten, Chiton nicht nur die Zipfel und heftete sie auf der Achsel an der einen Seite unverbunden, also offen. Aber diese zusammen, sondera noch einige Punkte der oberen Kante Umschlâge des Chiton wurden, wie in der organischen nach innen zu. Ahnlich verfuhr man auf der anderen Welt die Glieder eines Ganzen, bald selbstandig, losten Seite. Der innerste Knopf kam auf jeder Seite von selbst sich los und lebten für sich weiter. Es erging ihnen also auf die Achsel zu liegen, die anderen auf den Oberarm. gerade so wie den zierenden Umschlagen und Endsthcken So entstanden bald kürzere (Taf. II, 5), bald lângere unserer Leibwasche, den Eiragen und Armeln. So wenig Ârmel (Taf. 10, 10 u. 12), die oben zwischen den Knopfen diese bei unseren Frauen zum Hemd gehoren, wie sie Offnungen liessen, durch welche die Haut sichtbar wurde. doch vorgeben, so wenig sie sogar bei den Mânnem der In derselben Weise erhielt auch der Doppelchiton Ârmel, mittleren und niederen Stande haufig mit demselben zu- (Taf. 9, 11; 11, ?). Die Lange der Ârmel wurde, wie sammenhangen, sondera so gewiss sie eine ganz freie sich von selbst versteht, auch durch die Mode bestimmt. selbstandige Existenz als Chemisetten, Manchetten der Diese Herrscherin führte sogar einen zweiten, etwas Manner (die Worter bezeichnen durch ihren Klang die kürzeren Chiton ein, der sich vieUeicht aus dem übermassig Quelle dieser Erfindung, die denn auch, ehrlich gesagt, langen Umschlag (Dipioïdion) entwickelt haben mochte. immer dem Ursprung gemass eine , Aufschneiderei" bleibt), Denn man denke sich diesen, der bisweilen die Form eines als Kragen und Unterarmel der Frauen haben, so gewiss langen Wamses hatte (Taf. 10, 9; 11, 7) nur nochmals hatte auch mancher Uberschlag am griechischen Chiton verlangert, so gelangt man leicht zu einem wirkliclien, ein eigenes, freies Dasein. Die Grunde für diese Entwick- zweiten Chiton (Taf. 10, 12). Dass über diesen noch der lung und Entfaltung der urspriinglichen Einheit in eine freie Überschlag getragen wurde, lâsst sich begreifen, denn Zweiheit mochten ebenso nahe liegen, als bei uns die für sonst ware ja ein wesentliches Stück des Putzes weg- die oben berührten Trennungen: Sucht nach Yoraehmtum gefallen. So entstand von innen nach aussen das eine und Sparsamkeit oder Mangel an Geld für Ankauf und Stück aus dem anderen, wie ihre Sâume gleich Stock- Reinigung der Wasche. Denn da diese Uberschlage natürlich werken übereinander getragen wurden (Taf. 9, 7; 10, 12). zuerst schmutzig und abgenutzt werden, so ist es aller- Schliesslich muss bei dem Chiton noch erwâhnt wer- Chiton mit dings praktisch, ihnen einen eigenen Lebenslauf anzuweisen den, dass er zuweilen auch wirkliche Ârmel hatte. Dann Àrmein und vom vaterlichen Hemd oder Chiton zu trennen. — also war er ganz aus der Art geschlagen und eigentlich Eine weitere Folge dieser Trennung ist die Verscho- gar kein Chiton, nicht mehr ein Stück Zeug, sondera ein nerung nicht des Hauptstücks, sondera des abgelôsten gemachtes Kleid, ein Hemd nach unserer Art oder ein Ajihângsels, wie bei uns der Kragen und Ârmel, so bei Leibrock, wie Yoss sagt. Dieses Kleidungsstück, das aus 7* 52 Das Altertum. Kleinasien (s. Taf. 13) herübergenommen wurde, blieb Von der Freiheit, das Himation oder an seiner Stelle jedoch immer ein gfremdes* und fand ais solches nur ein schmaleres Stück Zeug in beliebiger Weise zu tragen, seltene Anwendung (Taf. 9, 4; 10, 4; 11, 1 u. 2). Man wurde der ausgedehnteste Gebrauch gemacht. So legte müsste also richtiger sagen: Zuweilen trugen einzelne man es wie ein Umschlagetuch um beide Schultern (Taf. Griecben statt des Chiton einen kleinasiatischen Leibrock 10, 2) oder nachlassig um die Hüften, indessen beide mit Àrmeln. Dass nicht etwa der armellose Chiton aus Enden über den beiden Armen lagen (Taf. 10, 7) oder dem mit Ârmeln entstanden ist, sondern wohl aus der ein- über den linken geworfen wurden (Taf. 10, 8; 12, 13) fachen Decke der syrischen Vôlker (S. 32), dafiir spricht oder man hüllte sich ganz darin ein (Taf. 10, 6; 11, 3); z. B. der Turm der Winde in Athen, an welchem der die jonischen Frauen dehnten dies sogar oft so weit aus, Nord- und Nordwestwind in Àrmelchitonen, weil sie dass sie das Himation über den Kopf nahmen und nichts Fremdlinge waren, dargestellt sind, der Süd- und Siidost ais das Gesicht unbedeckt liessen (Taf. 10, 5). dagegen, als aus griechischen Lândem kommend, in grie- Ausser dem Himation war die . noch Chlamys ge- chiamys chischer Tracht. Auch bei dem Armelchiton waren die brauchlich, doch seltener oder nur für gewisse Stande. Lângen, sowohl des Rockes als der Armel, verschieden; Sie wurde erst nach der solonischen Zeit bekannt und kara bald reichte der erstere nur bis an die Kniee (Taf. 11, 2), aus Thessalien nach Griecheuland. Das Charakteristische bald bis auf die Fusse (Taf. 9, 4; 10, 4). Ebenso gingen derselben ist, dass sie einer Spange bedurfte, wahrend das die Armel zuweilen nur bis zum Ellenbogen und waren Himation nur frei umgelegt wurde, also jeder Anheftung Aveit (Taf. 11, 2) oder sie waren anliegend und reichten ermangelte. Dadurch unterscheidet es sich von alien bis zur Hand (Taf. 9, 4; 10, 4; 11, 1). anderen Obergewandem. Das zweite Hauptstück der griechischen Kleidung Die Chlamys wurde bald wegen ihrer Bequemlichkeit liiination war der Mantel oder das Himation. Auch dieses war ein der Kriegs- und Reisemantel. Es war ein viereckiges Stück Zeug in Form eines Rechtecks und aus grôberer Stück Zeug, das von der rechten Schulter um den Korper oder feinerer Wolle gewebt. herum bis wieder zur rechten Schulter gelegt und dort Die Benutzung und Anlegung desselben AA'ar selbst- an den beiden Enden durch eine Spange verbunden wurde redend eme weit freiere als die des Chiton. Da es im (Taf. 9, 1 u. 5; 11, 2, 8 u. 9). Die Jünglinge in Athen Hause abgelegt wurde (Taf. 10, 10; 12, 10), so musste es trugen sie, wahrend die Knaben im blossen Chiton gingen. bei jedem Ausgang aus demselben von neuem umgetan Der dorische Mantel, Tribonion, der übrigens auch, Tribonion werden, und es gehôrte lange Übung und Geschick dazu, besonders in der perikleischen Zeit und nachher, in Athen dies in der gehorigen Weise zu tun, nâmlich so, dass die getragen wurde, war ein etwas schmaleres Stüc Zeug ais Falten schôn fielen. In Athen gehôrte sogar spâter das das Himation, so dass er nur bis an die Kniee reichte, Anlegen des Himations zu den Lehrgegenstanden. Die wurde aber ebenso umgetan wie dieses. Er bildete für Breite des Zeugs entsprach bei den Joniern der Hohe des die spartanischen Manner (die Heloten mussten, wie oben Menschen von den Schultem zu den Füssen, und man bemerkt wurde, einen Chiton in bestimmter Weise tragen) konnte sich also vôllig in das Himation einwickeln. Zu oft das einzige Kleidungsstück, weil es den Dorern weniger diesem Ende wurde der eine Zipfel über die linke Schulter auf Umliüllung des Korpers ankam ais den Joniern. Im nach vorn gezogen, mit der Hand gehalten (Taf, 9, 11) aUgemeinen lasst sich sagen, dass letztere nach unseren und das den Rücken deckende Stück mit der Rechten um Begriffen mehr weibliche Kleidung trugen, erstere mehr den Korper herumgelegt, so dass die rechte Schulter und mannliche, oder dass, um genauer zu reden, die dorischen die Brust auch verhüllt war (Taf. 12, 12), und der andere Manner oft nur kurze Mantel, die dorischen Frauen den Zipfel über die linke Schulter nach hinten geworfen, wo kurzen, einfachen Chiton (die Jugend beider Geschlechter er durch die in den Ecken befestigten GeAvichte sich halten trug nur das eine Kleidungsstück), die jonischen Manner musste. Es geschah dies also ebenso wie der heutige dagegen das lange Himation und die jonischen Frauen Spanier und Mexikaner seine Serape umlegt. Diese Art, den langen Chiton samt dem Himation trugen. das Himation zu tragen, mag wohl bei rauhem Wetter be- Der Unterschied in den Stoffen ist schon erwahnt Farben der liebt gewesen sein. Auch die Statuen der Redner sind so worden. Auch in den Farben herrschte ein solcher. Der Kieider bekleidet, die rechte Hand liegt dann in den oberen Falten, dorische Chiton wie das Tribonion hatten die Naturfarbe welche quer über die Brust gehen. Dass es darauf ankam, der Wolle, daher waren sie meistens braun, wie die Schafe die Falten ungestort zu lassen, erkennt man daraus, dass des Peloponnes und Bjretas. Der jonische, linnene Chiton, dem Perikles nachgerühmt wird, er habe stundenlang war aber weiss oder weissgelb, der aus Byssos wahr- reden konnen, ohne dass sich eine Falte verschoben hâtte. scheinlich gelb und das wollene Himation war zwar haufig Die bei weitem haufigste Weise aber und auch zu- auch weiss, wie die feine WoUe der attischen Schafe gleich die malerischste war die, den Mantel statt um die haufig aber auch gefârbt, und zwar in alien Farben; wor- rechte Schulter herum unter dem rechten -Arm hindurch unter Rot am meisten auftrat. zu führen, so dass dieser also ganz frei blieb (Taf. 9, 3 Doch gab es in Athen auch Chitonen von alien u. 4, 9 u. 12; 10, 3; 11, 1 u. 4). Manner ■ und Frauen Farben, und am meisten berühmt waren die aus Kos und trugen es gern so. Amorgos eingeführten Gewander. Beide zeichneten sich VI. Die Gríechen. 53 durch Feinheit und Durchsiclitigkeit aus. Die amorgischen im Theater sass, hediente er sich derselben. Sonst ging Gewander waren walirscheinlich aus Flachs gewebt, die er sowohl im Hause als im Freien im blossen Kopf. Ein- koischen aber aus Seide und darum besonders beliebt, well zelne Gewerke, wie Fischer u. dgl., die genotigt waren, sie sogar die Adern durchscbimmern liessen und wegen sich immer im Freien aufzuhalten, trugen stets eine Mütze; ihrer Elastizitat sich alien Formen undBewegungen anfügten. auch auf der Jagd benutzte man eine solche. Dass nur die hôherén Stande sie tragen konnten, ist wegen Die Mützen waren zum Tail voUige Halbkugeln, die Mütze ihrer Kostbarkeit begreiflich. Der unter dem Ñamen Bysoss sich dem Kopf anschlossen (Taf. 12, 4 u. 5) oder sie angeführte Stoff ist jedenfalls ein feines Baumwollenzeug ge- ahnelten mehr oder weniger einem stumpfen Kegel, der wesen, das aus Vorderasien oder Agypten bezogen wurde. Es bald holier, bald niedriger sein konnte (Taf. 11, 2). Die ist bekamitlicb viel dariiber hin- und hergestritten worden. ersteren, Kynae, waren aus Leder und sind offenbar die Der Mantel der Manner bestand aus grober Wolle, Vorvater des Helms. Sie wurden ofter mit Riemen unter das Himation der athenischen Frauen aus feinem Wollen- dem Kinn befestigt und reichten zuweilen tief in den stoff. Spater fand in Atben die feinere Wolle auch bei Nacken. Die letztere. Pilos, war aus Filz und sie wurde den Mânnern Eingang und der ^Flaus" der guten alten besonders von Schiffern, Hirten u. s. w. getragen, hatte Zeit wurde vcrdrangt. Zur Zeit des Kleon (um 420) kam auch zuweilen eine schmale Krampe (Taf. 11, 2). Gewebe sogar ein medisches Gewebe aus Ekbatana im Handel vor Eine dritte Form der Mütze war die aus Kleinasien und wurde von den feinen Athenern getragen, das auf stammende phrygische. Sie war ein an der Spitze mehr der einen Seite kleine Lockchen hatte (s. Aristophanes oder weniger nach vorn umgelegter Pilos (Taf. 13, 9). Wespen 1137). Man nannte es Kaunake. Ich fand es Die von den Vornehmen getragene (und auch den Ama- in Kleinasien noch jetzt im Gange, und zwar sowohl in zonen zugeschriebene) Mütze lag nur wenig an der Spitze Wolle als in Baumwolle. So Maren beispielsweise meirie um und hatte einen langen Nackenschirm (Taf. 13, 16). Handtücher in Magnesia von diesem Gewebe. Es ist dazu Beide Formen wurden auch in Athen zuweilen, in spaterer weit zweckmassiger als unser Drell oder dergleichen. Zeit ofter gesehen. Was noch zu bemerken ist, betrifft die Ausschmückung Sehr gebrauchlich dagegen wurde der aus Thessalren dieser Gewander durch Kanten und dergleichen. vielleicht im 6. Jahrhundert eingeführte, breitkrâmpige Beaatz der Sowohl der Chiton als das Himation der vornehmen Filzhut, Petasos. Der Kopf desselben war sehr klein und Hut Kleidung Athener wurde mit bunten Kanten verziert. Diese waren es bedurfte daher eines Riemens, um den Hut auf dem entweder aufgenaht oder gleich eingewebt oder gestickt. Kopfe festzuhalten ; nach Belieben konnte man ihn daran Nach Stand und Vermogen waren dieselben mehr oder auch auf den Rücken hángen (Taf. 9, 1). Die Krampe weniger reich; bei den Armeren fehlten sie, wie bei den wurde dann und wann auch halbrund ausgeschnitten, so Dorem ganz. Am Chiton wurde der untere und obere dass vier Zipfel entstanden. In dieser Form trugen ihn Saum (der untere des Diploïdion) geschmückt (Taf. 9, 2, die Jünglinge gewôhnlich, auch der Hut des Hermes und 4 u. 8; 10, 1, 9 u. 13; 12, 11), auch w^ohl die beiden der Dioskuren hat diese Gestalt. Kanten der offenen oder offen gewesenen Seite (Taf. 9, 8; Der Hauptschmuck des Kopfes war aber das wohl- 10, 1) auch die gegenüberliegende Nat, beim Himation gepflegte Haar. Nur Sklaven trugen es kurzgeschoren, Ha.ai- allé vier Seiten (Taf. 9, 4, 11 u. 12; 10, 2 u. 10). wie denn dies auch bei den alten Germanen Sitte war. So wie es einzelne nicht verschmahten, statt des Chi- Nichts schandete und krankte den Bayernherzog Tassilo ton einen kleinasiatischen Arraelrock zu tragen, so gab mehr, als dass ihm Karl d. Gr. das Haar scheren liess. es auch welche, die sich von dort den ganzen Anzug ver- Mit der Pracht der Locken fiel seine Würde. So hielt schafften (Taf. 9, 4 u. 5). Dadurch fanden die gemusterten es auch der Grieche. Zeuge in Athen Eingang und Anklang und wurden nach Ursprünglich trug der Athener bis zum 5. Jahrhundert und nach haufiger. In ihnen liefen Stickereien oder bunte das Haar nach oben gekâmmt und verflocht es auf dem eingewebte Steme, Blumen, Tiergestalten u. dgl. über das Scheitel in einen Knoten, der durch eine Haarnadel, die ganze Zeug hin (Taf. 9, 11; 10, 3 u. 8). Allgemeiner berühmte Cicade (s. Aristophanes), festgehalten wurde. In wurden diese bunten Stoffe aber erst nach Alexander dem Sparta trugen nur die Knaben kurzes Haar; sobald sie in Grossen, als in allem orientalische Sitte überhand nahm. das Jünglingsalter traten, hatten sie das Recht ihr Haar Giirtei Der Giirtel, dessen sich die Spartaner zum Aufbinden wachsen zu lassen. Also selbst die sonst so einfachen des Chiton bedienten, war eine starke Schnur. Auch in Dorer pflegten ihr Haar, und so erklart sich der oft wieder- Athen tat eine solche urspriinglich Geniige. Mit dem kelirende Ausdruck Homers: „die hauptumlockten Achaier". durch die Perserkriege zunehmenden Reichtum nahm auch Umgekehrt wie dem spartanischen erging es dem die Prachtliebe zu, und nun fanden sich kostbare Borten athenischen Knaben seit den Perserkriegen. Indessen seit und selbst edle Metallgiirtel (Taf. 10, 13). seiner Geburt das Haar frei wachsen durfte musste er bei dem Eintritt in das Jünglingsalter, als sei ihm der Vater b) Kopfbedeckung. gestorben, samtliche Locken abschneiden, um sie dem Gott Einer solchen bedurfte der Grieche hochst seiten. seines Landes oder Bezirks zu opfern. Von da ab trug Nur wenn er auf die Raise ging oder im heissen Sommer er es nach Belieben langer oder kürzer. Doch liess man 54 Das Altertiim. audi in Athen es dann und wann etwas absclineiden, aber moglichst zu bergen und so dem Gefühl der Scheu oder niemals kurz, um sich von den Sklaven zu unterscheiden. bescheidenen Zurückgezogenheit genug zu tun, da eine Dass aber lange Locken auffallend waren, lernt man an vollig freie Stirn leicht frech erscheint. Einen guten Grand Alcibiades. hat diese Sitte jedenfalls gehabt, denn aus blosser Laune Hart Der Bart war nidit minder ein Gegenstand eifriger handelt ein Yolk nicht, besonders ein solches nicht, wie Pflege und blieb es bis zur Zeit Alexanders. Yon da ab die Griechen. Die wissen, was sie tun. wurde es allgemeiner Gebrauch, sich zu rasieren, was denn Hand in Hand mit diesen verschiedenen Anordnungen naarband auch nach und nach in alien griechiscben Staaten sich des Haares gingen allerlei Bander. Bei den meisten einführte. Die Spartaner freilich hatten auch früher schon derselben wurde gern ein Stirnband benutzt, dem man den Schnurrbart abgeschnitten (Taf. 12, 4 u. 9), die Athener durch Yerbreiterung des Yorderteils oft die Gestalt eines aber liessen ihn wachsen und ganz mit dem ûbrigen Bart Diadems gab; man nannte es dann Stéphane (Taf. 9, 11; zusammenfliessen (Taf. 11, 11). Auch das Haar wurde 10, 13). seit der mazedonischen Herrschaft kiirzer getragen. Die Oft wurde dieses Band auch nicht weiter zur Anord- Barbiere bekamen von da ab mehr zu tun. Aber auch nung der Haare um dasselbe benutzt, sondera einfach als schon früher war ihre Stube der Klatschort der jungen, Schmuck auf das Haupt gesetzt (Taf. 11, 7). vornehmen Welt, der Sammelplatz der geputzten Nichts- Um die Haare zusammenzuhalten, band man Binden Kopfbinde tuer, geradé so wie sie es besonders im Suden noch heute oder Tücher um den Kopf (Taf. 9, 8). Dieselben waren ist. Allé Neuigkeiten wurden dort zuerst abgehandelt. entweder nur in der Mitte breit und liefen in schmale Dass es in Griechenland auch blondes und goldfarbiges Enden aus, wobei dann das breite Ende bald oben auf Haar gab, wird ausdrücklich von den Schriftstellern er- dem Scheitel, bald unten am Hinterhaupt getragen wurde wahnt, obgleich die gewohnliche Farbe desselben wohl (Taf. 9, 2 u. 9; 10, 1), oder sie waren durchaus breit, so schwarz war. dass sié den ganzen Haarschopf einhüUen konnten (Taf. ]>ie Franen 9,,3; 10, 10). Auch hediente man sich kreuzweise ver- kannten keine Kopfbedeckung, wohl aus dem einfachen schlungener Bander, die ein mehr oder weniger dichtes Grunde, weil die Griechin selten oder nie òffentlich er- Netz darstellten (Taf. 10, 8 u. 11). Dass ausser dem Tuch schien, sondem meistens innerhalb des Hauses verweilte. um den Hinterkopf der Yorderkopf durch das Diadem Wollte sie einmal ausgehen, so diente das Himation als geschmückt werden konnte, zeigen viele Bilder (Taf. 9, 9)^ genügender Kopfschutz (Taf. 10, 5; 12, 12). Auch trug ja man befestigte das letztere mittels des ersteren, wenn man, besonders in der alten Zeit, und spater bei besonderen es, wie haufig geschah, nur ein halbmondformiger Streifen Gelegenheiten Schleier, die das Haupt und den ganzen war. Jedes dieser verschiedenen Stücke führte einen be- Korper einhüllten (Taf. 9, 6; 10, 9). senderen Ñamen, doch sind diese nicht allé mehr deutlich Haar Die Pflege des Haares und dessen Ausschmückung zu erklaren, und wir lassen es daher bei dem Gesagten brachte aber eine Menge von Bândem und Tüchern mit bewenden. sich, von denen wir nur das Wichtigste anführen wollen. Dann und wann bedienten sich die Frauen wohl auch Sehr beliebt war es, das Haar in schlichten Wellen eines blossen Tuches, um das Haar zu bedecken (Taf. 10, 4). den Rücken hinabfalien zu lassen und dasselbe, um das Die Bander bestanden meist aus Leder, das zierhch be- Vorfliegen ins Gesicht zu verhüten, durch ein Stirnband malt und vergoldet war (Taf. 9, 9), die Netze zuweilen am Kopfe festzuhalten (Taf. 10, 2; 11, 5; 12, 11). Oder aus Gold- und Silberfaden, die Stéphane spater meistens man legte das Vorderhaar in Lockchen und liess das aus edlera Metall. hintere frei im Nacken flattern (Taf. 10, 11); oder man Dass auch hierin Sparta von Athen sich unterschied, kainmte das vordere glatt zurück und drehte das hintere bedarf kaum der Erwahnung, und fast allé oben an- Haar zu schonen Locken (Taf. 9, 11; 10, 13; 11, 7). Auch geführten Haartrachten gelten nur von Athen. Die Spar- ordnete man das vordere Haar rund um die Stirn zu tanerinnen mussten ihr Haar meist einfach ordnen und regelmassigen Locken (Taf. 10, 3, 10 u. 12) und band das unverziert tragen (Taf. 12, 2 u. 3). des Hinterhauptes in einem Schopf zusammen (Taf. 9, 8; 10, 3 u. 10), dessen Ende entweder abermals mit Lockchen c) Fussbekleidung. (Taf. 9, 2, 3 u. 9; 10, 1Ò) oder einer schneckenformigen So wie die athenischen Frauen fast allé nur erdenk- Wulst bedeckt wurde (Taf. 10,, 8; 12, 1). Oder man band lichen Formen der Haartracht und Kopfumhüllung be- das ganze Haar von der Stira aus nach oben und ordnete nutzten, so die Manner allé nür môglichen Formen der es auf dem Hinterkopf in eine Schnecke oder einen Schopf Fussbedeckung. Auch die allereinfachste Weise, barfuss (Taf. 9, 2; 10, 5 u. 9; 12, 1 u. 3). Immer aber ging das zu gehen, war im Gebrauch und zwar besonders im Hause Streben der Griechen, auch der Manner, wunderbarer- in sehr allgemeinem. Yom nackten Fuss (Taf. 10, 8; weise dahin, die Stira mittels des Haares moglichst zu 11, 4—6, 8—9, 12 u. 13; 12, 1—9, 11 u. 12) bis zum verhüllen, eine Sitte, für die ich nur zwei Gründe finden Stiefel (Taf. 11, 2) kamen nach und nach allé Zwischen- kann, namlich den, das Auge vor dem Licht zu schützen stufen in Gang. Die erste blieb auch hier die gebrauch- oder (vielleicht auch und) bei den Frauen den, das Antlitz lichste, namlich die Sandale. Eine einfache Sohle mit Sandale VI. Die Griechen, 55 luir einem Riemen quer iiber den Fuss wurde nicht als d) Schmuck. Sandale, sondem als Soble bezeicbnet, erst das Geflecht Dieser fiel, ganz anders als bei den Assyrera und mehrerer Riemen machte sie zur Sandale (Taf. 9, 9—12; Agyptern, nur den Frauen zu. Manner gingen scbmucklos, 10, 12 u. 13). ürsprünglich wurde diese nur Ton Frauen ausgenommen die in der frûberen Zeit benutzte Haarnadel getragen, jene ven Mannern; doch batten sich diese sehr mit dem Bilde der Cicade, deren wir scbon erwâbnten, bald aucb der Sandalen bemeistert, und die alte einfacbe dann der Spangen zur Befestigung des Cbiton, wenn man Soble kam ausser Gebraucb (Taf. 11, 10 u. 11). Die Riemen solcbe bierber recbnen will, und des Siegelringes, der an waren entweder seitlich an der Soble und vora zwiscben dem Goldfinger der linken Hand getragen wurde. In der grossen und zweiten Zebe befestigt und wurden oben spâterer Zeit, Is der Luxus ûberbandnabm, wurde er mit auf dem Spann verbunden (Taf. 14, 19) oder die an der scbon gescbnittenen Steinen verziert und besonders die Seite angebracbten Scblingen wurden durch einen bin- Platte durcb einen solcben ersetzt. Dass einzelne vor- und bergebenden Riemen verbunden (Taf. 14, 21) und oft nebme Stutzer sicb aucb an andere Finger Ringe steèkten, mit einer Scbnalle oder Platte verziert (Taf. 14, 20). Die blieb immer seltene Ausnahme und wurde mit reicblicbem Unterlage des Fusses war aus starkem Leder, denn die Spott vergolten. Abbildungen geben die Soble sebr dick an, die Riemen oft Der von den alten Griechen getragene Stab war in stab bunt gefârbt (Taf. 10, 9 u. 10; 14, 20 u. 21). Dass der Atben wobl bald ein Gegenstand künstleriscber Aús- Griecbe beim Eintritt ins Haus die Soblen etc. ablegte, scbmückung geworden, kam aber nacb den Perserkriegen und also inrien barfuss ging, wird oft erwâbnt und ent- aus der Mode. Die Komodie erwâbnt seiner als der spriebt der nocb beutigen Sitte der Orientalen, beim Ein- aguten alten Zeit" angeborig, als das „dritte Bein der tritt ins Zimmer die Scbube zurückzulassen und barfuss Alten", und es gebt daraus, wie aus den Bildern auf Yasen oder in den ledernen Strümpfen bineinzugeben. B i Gast- bervor, dass er zur Stütze des Korpers diente. mâblern standen die Scbube etc. der Gaste aile beisammen Anders war es mit den bei bestimmten Festen oder von auf einem Vorplatz, so dass beim Hinausgeben oft Ver- bestimmten Personen, wie den Konigen oder Priestem etc., wechslungen derselben stattfanden (s. Aristophanes). getragenen Staben, von denen weiter unten die Rede Aucb die assyriscbe Weise, ledeme Hacken oder sein wird. Kappen an der Sandale zu tragen (Taf. 9, 9 u. 10) war Sonst aber gescbab aUe Yerw ndung edler Metalle in Gebraucb gekommen und damit der Ubergang zu dem zu Scbmucksacben zugunsten der Frauen. Die Gescbmeide Fraucn- Scbub angebabnt. Eine weitere Uberleitung dazu macbten blieben der Zabi und Ordnung nacb immer dieselben, nur schmucu 1 die aucb nocb mit zwei grossen Seitenledern versehenen die Feinbeit der Arbeit nabm mit der Zeit zu. Wer das Sandalen, die nur die Zeben frei liessen. Auf Reisen oder bourboniscbe Museum zu Neapel geseben bat, der weiss, zum Scbmuck wurde oft der TJnterscbenkel mit Riemen was die Griecben in der Steinscbneide- und Goldscbmiede- bis zur balben Ebtiebôbe umwickelt (Taf. 9, 1 u. 5) und kunst zu leisten vermocbten. Die dort aufbewabrten Klein- damit war dem Halbstiefel vorgearbeitet. odien lebren, dass aucb die in Itaben getragenen feinen schuh Der Scbub, dessen man sicb aucb zuweilen hediente, Gescbmeide fast alie von griecbiscben Künstlern stammten. reicbte bis unter die Knôcbel und war ganz aus Leder Was besonders die Steinscbneidekunst bêtrifft, so baben (Taf. 10, 6; 12, 18). Yor alien anderen waren die lakoni- wir bis jetzt dergleicben vollendete Arbeiten nicbt wieder scben Scbube berübmt durcb die Feinbeit und Giite ibrer aufzuweisen. Fûr die Feinbeit derselben nur das eine Arbeit. „Knapp sitzen" war bei der vornebmen Welt, Beispiel: Im Pretiosensaal des Museo Borbónico fand icb soweit sie Scbube trug, aucb damais scbon eine Haupt- einen Karneol von ZoU Lange und ZoU Breite, auf tugend derselben. Zum GJück fûr die Griecben blieb die dem in vertiefter Arbeit ein Opferfest eingescbnitten war, Sandale fûr draussen und der nackte Puss fûr das Haus das 20 deutlicbe Figuren zeigte. Der Name des Künstlers die Regel. stebt auf den meisten dieser Steine. Aucb bier fûbrten die verscbiedenen Formen der Die Griecbin scbmückte sdcb vom Haupt bis zu den Haar- Stiefeln, Scbube und Sandalen verscbiedene Namen, deren Füssen. Der Diademe und Haarbinden gescbab bereits sc^muck Bedeutung uns nicbt mebr bei aUen vôUig klar ist. Erwabnung. Halbstiefel Der Halbstiefel (Taf. 10, 7; 14, 18} wurde be- Die Haarnadeln waren baufig mit allerlei Figuren senders von Jâgern getragen, daber findet man ibn oft an oder Gehangen verziert. dem Bilde der Artemis. Er ist vorn offen und wird durcb Obrringe (Taf 14, 1 waren zwar nicht so allgemein ohrringc ein Band zusammengescbnûrt, damit er sicb der Form des wie bei uns in Anwendung, kamen aber docb ziemlicb Beines eng anscbliéssen konnte. Er war wobl meist aus baufig vor, dann und wann aucb nocb mit Steinen oder Leder, docb zuweilen scbeint er aucb aus Filz gewesen zu Perlen in Form von Tropfen oder Troddeln gescbmückt sein; der obéré Rand wurde mit buntem Leder oder Fell (Taf, 9, 9; 10, 10). verziert (Taf. 10, 7). Halsbander müssen ausserordentlicb bebebt gewesen Haisbandcr Ibm ganz âbnlicb, nur bober war der Stiefel, wie ibn sein, wenn man aus den Uberresten auf die Yergangenbeit wobl Hirten und Reisende zu tragen pflegten. Er reicbte scbliessen darf. Man trug sie in Gestalt von Ketten (Taf. 9, bis zum Knie und wurde aucb vom gescbnûrt (Taf. 11, 2). 9; 10, 9 u. 10; 14, 3 u. 7) oder Ringen (Taf. 14, 3 u. 5). 56 Das Altertuiii. Annringc Armringe, sowohl um den Oberarm ais um die Hand- war dennoch keineswegs von einem Hofe die leiseste Idee wurael, wurden oft ais Sclilangen, die sich um den Arm vorhanden, und, ausser dass der Konig und seine Familie ringelten, dargestellt (Tal 10, 10; 14, 13), oft aucL nur etwa in Kleidern aus besseren Stoffen gingen, gab es keine ais einfache Bander gearbeitet (Tal 10, 13; 14, 6 u, 10). TJnterscheidungszeichen seiner Würde als das Zepter. zepter Auch die Fussknochel wurden bisweilen so geschmückt. Dieses war ein mannshoher Stab mit künstlich ver- Der Gürtel, womit die Griechin den Chiton gürtete, zierter Spitze, die entweder eine Blume, ein Tier oder Gürtei war ursprünglich nur eine Schnur gewesen, die ebenfalls dergl. darstellte (Tal 9, 4 u. 12; 12, 10; 14, 8 u. 9) und aus Leinwand bestand; spater kamen breitere Gürtel, welche aus Gold gearbeitet oder doch übergoldet war. wahrscheinlich aus Wolle oder buntem Leder, und ais der Der Purpurmantel mochte wohl oft von Konigen ge- purpur- Metall in Gebrauch. werden, weil kostbar aber er war keiiies- ™antei Beichtum stieg, solche aus edlem tragen er war, Diese wurden noch durch kostbare Steine verziert (Tal wegs ausschliessliche Tracht derselben. Jeder, der die 10, 13). Eine grosse Vorliebe muss für solche Schmuck- Mittel hatte, ihn zu kaufen, mochte ihii auch tragen. sachen vorgewaltet haben, die aus geflochtenem Golddraht Ebenso war es mit dem Diadem, das, ausser bei besondereii bestanden. Gelegenheiten, nur selten von Mannem getragen wurde Auch Krauze, deren man bei feierlichen Gelegenheiten (Tal 9, 4 u. 12). Letzteres oder statt seiner die Stirn- Kriiiize bedurfte, und die auch beim frohlichen Gelage in An- binde wurde von den Konigen wohl nur in ihrer Eigen- wendung kamen, in diesem Falle besonders Veilchen- und schaft als Priester angelegt, indessen das Zepter die Rosenkranze (Tal 14, 44), waren oft aus Gold. So finden richterliche Würde darstellte. sich noch Nachbildungen von 01- und Lorbeerkranzen, Stab und Myrtenkranz waren die Auszeichnung der Amtsstabe die zum Teil als Belohnung für Bürgertugend, zum Teil Archonten zu Athen und auch in der spateren Zeit noch als Totenkranze gedient haben mogen. Denn auch der empfing der Richter dort, sobald er in die Umhegung Leichnam wurde mit Krânzen, und zwar aus Efeu oder trat, vom Türsteher einen Stab seiner Gewalt. Ebenso Myrte, geschmückt. Auch die Redner trugen, solange trugwii die Herolde den Stab und einige Priester, z. B. die sie auf der Bühne standen, Kranze im Haar, und der der Ceres (Tal 11, 3), ebenfalls. hochste Schmuck des Siegers in der Arena, wie der Braut Besondere Stabe führten auch die Priester des Bacchus. Bacchus- bei der Hochzeit, war der Kranz. Entweder waren es lange Holzstâbe, an der Spitze mit dem liinge Fingerringe wm'den auch von den Frauen und zwar Pinienzapfen geschmückt (Tal 11, 6), oder statt dessen mit ill grosser Anzahl getragen, die ebenfalls haufig mit edlen dem Blütenstande eines Doldengewâchses, das noch heute Steinen geziert waren. am Hafen von Munychia wachst und auch noch wie da- si-iegei Was hier noch, da wir einmal vor dem Spiegel der mals Narthex (Ferula vulg. u. Fer. glaucha). genannt wird Griechin stehen, zu erwahnen ware, ist dieser selbst und (Taf. 11, 4) oder es war der natürliche Schaft dieser die mit seiner Hilfe oft gebrauchte Schminke. Mit Blei- Pflanze selbst, den man bis auf die Spitze seiner Blatter verbindungen in Weiss und Rot wurde die Haut des Ge- beraubt hatte (Taf. 14, 44). Narthex (nengriechsich wie sichts gefârbt und mit Russ oder Antimon die Augen- „Nardix" gesprochen; das d ahnlich wie th im Englischen) brauen geschwarzt. solí frnher in der Nahe von Athen und auch am Pirâus Der Spiegel war eine Metallscheibe mit meistens gewachsen sein, doch fand ich es nui noch bei Phalari schon verziertem Stiel (Taf. 14. 2; 9, 3). und Munychia. Die Abbildungen auf Vasen etc. zeigen, dass Dass vomehme Frauen sich zum Schutze gegen die man den Stengel ganz kahl rupfte und nur den obersten Fiic;her Sonue des Fachers bedienten, wird durch Vasenbilder ausser Blûtenbûschel, die Dolde, stehen Uess, oder diese abschnitt Zweifel gestellt. Derselbe bestand entweder aus Fedem und auf einen beliebigen Stab steckte (Taf. 11, 4; 10, 6: (Tal 10, 11; 14, 14 u. 17) oder er wurde aus einem Schauspieler im Anzug eines Bacchuspriesters). steifen nicht mehr zu bestimmenden Stoffe in Gestalt eines Der Kranz war das unentbehrlichste Stück der priester- priester- Blattes ausgeschnitten. Auf der Strasse jedoch wurde lichen Tracht. Seine Blatter waren verschieden, je nach statt seiner meistens ein grosser Sonnenschirm benutzt, den verschiedenen Gottheiten, denen der Priester diente. welchen eine Dienerin hinter der Herrin über derselben Ohne Kranz konnte kein Opfer dargebracht werden, und ausgesjiannt hielt (Taf. 14, 48). Auch darin mag wohl in nicht nur der Priester, sondem auch die Opferdiener und Athen Luxus getrieben worden sein, wie heutzutage vor- sonstigen ümstehenden, erscheinen auf den Bildern mit nehme Frauen von Dienern sich Schirm und Taschchen etc. bekrânztem Haupte. So tragen beim Bacchusfeste die nachtragen lassen. Die Form desselben war ahnlich unsern tanzenden Madchen, Bacchantinnen, allesamt Kranze aus Schirmen, und scheint er auch zum Zusammenlegen ein- Weinlaub (Taf 11, 5). gerichtet gewesen zu sein. Das Gewand der Priester und Priesterinnen war pr¡ester- meistens das weisse, doch konnen wir hier auf die ein- kieidung Bestonders aaszeichnende Trachten. zelnen Abzeichen, wie die Tempel der verschiedenen Gott- Von einer Hoftracht kann hier nicht die Rede sein, heiten sie vorschrieben, nicht eingehen, weil wir damit da die Griechen in bezug auf solche im Stande der Un- zugleich zu tief in das kultliche Leben der Griechen uns schuld lebten. Wo Konige herrschten, wie in Sparta, da i einlassen mûssten, wozu kein Raum gegonnt ist. VI. Die Griechen. 57 padagogen Durch ihre Tracht kenntlich waren ausserdem noch Krieger zu Fuss, also viermal so viel als ein Reiter er- und Philo- TT,, 111 M sophen die Jfadagogen und durch ihre oft absichtlich armliche hielten. Jener erhielt etwa zvA'anzig, dieser vierzig Pfemiige Kleidung die Philosophen (Taf. 11, 1). Diese trugen ûbri- taglich, der General also etAvas über anderthalb Mark. — gens athenische Tracht, jene aber manches fremdartige, Es war jeder freie Burger fahig, Feldherr zu werden: z. B. hohe Schnürstiefel, einen asiatischen Mantel, einen wie wenig Wissenschaft musste also dazu gehoren! Der Hakenstock u. dergl. m, (ahnlich Taf. 11, 2 u. 10, 6: einzige Epaminondas machte hiervon eine Ausnahme durch Schauspieler in der Maske eines Padagogen). seine staffelformige schrage Aufstellung der Truppen. Da- Fest- Wenn, wie schon erwahnt, zum frohlichen Gelage gegen ist die genihmte mazedonische Phalanx ein un- trachten ^um Opfer Kj*ânze unentbehrlich waren, wenn die behilflicher Menschenknauel, der denn auch dem ersten Hochzeit nicht ohne besonderen Prunk und ohne besondere scharfen Auge eines Romers und seiner klug eingeschobenen Tracht gefeiert werden konnte, wie z. B. die Braut den Reiter erliegen musste. ganz umhüllenden Schleier trug und der Brautigam bei Was nun die Ausrüstung des einzelnen Soldaten be- solcher Gelegenheit sich gem in die prachtigere klein- trifft, so Avurde diese von ihm selbst bestritten, daher nur asiatische Kleidung hüllte (Taf, 9, 5 u. 6), so Avar anderer- die reicheren Bürger aus der zAveiten Edasse fâhig Avaren, seits auch der Tod eines PamiHengliedes ein Ereignis, das Reiter zu werden, weil sie sich auch das Ross selbst halten nicht ohne Einfluss auf die Tracht blieb. mussten. Trauer- Die nâchsten Blutsverwandten des verstorbenen Die einzelnen Teile der Rüstung waren nach Art tracht schnitten sich das Haar ab, legten graue oder schwarze und Naraen schon bei Homer dieselben wie spater, nur Gewander an (Taf. 12, 12 u. 13) und jeden Schmuck ab. ihre Anfertigung und Ausschmückung mochte sich ge- An alljahrlich wiederkehrenden besonderen Tagen wurde ándert haben. Ebenso ânderte sich durch die Terser- das Grabmal des Toten durch Binden, die man darum kampfe die Kriegsweise der Griechen. Vorher war der legte, und durch Kranze geschmückt, Auch hierbei wurde Kampf nur ein Einzelkampf von Mann gegen Mann ge- das Trauerkleid wieder angetan und auch wohl eine wesen, Avobei die Fürsten mit gutem Beispiel vorangingen Locke des Haares am Grabe neben Opferspenden, die aus und ihre Mannen sich nach Krâften anschlossen. Seit Früchten, Kuchen und heiligem 01 bestanden, nieder- dem Siege von Marathon aber finden wir eine gewisse gelegt. Auf die Begrabnisgebrauche etc. hier naher ein- Aufstellung des Heeres in Reihen ui? 1 Massen, und ebenso zugehen, müssen wir verzichten und verweisen, wer tritt ausser dem Unterschied der Reiter und Fusskampfer darüber ausführlicheres erfahren will, auf das bereits in unter diesen letzteren der von Schwer- und Leichtbewaff- 6. Aufl. erschienene vortreffliche Werk von Guhl und neten auf. Koner: das Leben der Griechen.*) Der in der homerischen Zeit oft genannte Streitwagen Einer besonderen Aufmerksamkeit müssen wir aber der Anführer ist vorschwunden; das Pferd (lient in der Avürdigen Schlacht nur noch dem Reiter, eine Sitte, die ebenfalls wie so manches bereits erwahnte aus dem Norden, wahr- die Kriegsitracht. scheinlich aus Thessalien, nach Griechenland kam. , Sparta war nichts als ein grosses militarisches Kloster" sagt Ancillon,**) oder im gewohnlichen Ausdruck: a) Schutzwaffeii. eine Kaseme und bekanntlich ging die vielgerühmte spar- Die wichtigste vor alien war der Schild; ihn trug Scinid tanische Erziehung nur darauf hinaus, dem Staate gute jeder griechische Streiter. Er war entweder oval oder kreis- Soldaten zu bilden. Wie es übrigens mit deren Abhártung rund oder sichelfôrmig. beschaffen war, wird gegen unsere Zeit in das rechte Licht Der ovale Schild war der grosste von alien. Er gesetzt, z. B. gegen die Schlachten von Friedland und deckte den Krieger vom Kinn bis zu den Füssen, denn Austerlitz, wenn wir von Demosthenes in seiner dritten er war etwa 1,40 m hoch und 60 cm breit. Er war nach Rede gegen Philipp lesen, dass die Griechen nur in den aussen sanft gcAVolbt und trug innen die beiden Hand- vier oder fünf Sommermonaten zu Felde zogen, die sieben haben. Er wurde aus Leder in mehreren Lagen über- oder acht anderen aber fein zu Hause blieben, oder wenn einander angefertigt und am Rande mit Metallstréifen wir den mit jedem griechischen Heere ins Feld rückenden verstârkt. Die Nâgel dienten zugleich als Verzierung der Dienertross bedenken. Heute trâgt jeder Soldat seinen Aussenflâche, besonders de>* Mittelnagel, der ,NabeP des Tomister und alies was er gebraucht selbst — aber der- Schildes, der oft weit aus der Flache vorsprang. Ofter gleichen ware dem Griechen hochst seltsam erschienen. war auch über die ganze Aussenflâche eine Metalldecke Wie es mit der Kriegskunst beschaffen war, das gelegt, und geAVohnlich war es, auf dem Schilde irgend Avird deutlich, wenn wir horen, dass die Feldherren geAvahlt ein Bild anzubringen, das für den Trâger von Bedeutung Avurden, und dass sie, seitdem durch Perikles ein Sold ein- war. Solcher Bilder wird schon bei Homer erAvahnt. geführt Avorden war, achtmal so viel als ein gemeiner Der sogenannte bootische Schild ist ein solcher ovaler Schild, an dem seitlich in halber Hohe des Schildes zwei *) Das Leben der Griechen und Romer. Berlin, bei Weid- I: Griechen. halbrunde Ausschnitte Avaren, wodurch der Feind inann. Band angebracht **) Fr. Ancillon, Über die StaatsAvissenschaft, S. 158. beobachtet werden konnte, ohne den Schild zu senken. Kretschmer u. Robrbach, Trachtes der Yolker. S. Aofl. 8 58 Das Alterttim. Der kreísrunde Schild war bedeutend kleiner und batte der „schrecklich wallende Helmbusch" aus Rosshaaren nur etwa 1 m im Durchmesser. Er deckte nur Brust gesetzt, der hinten im Nacken hinabflatterte, vom aber und Leib und die Oberscbenkel, weil diese unbeschient bürstenartig sich aufstraubte (Taf. 9, 10; 11, 11—13; blieben. Man nannte ihn den Argiver-Schild (Taf. 11, 12, 6 u. 8). War kein Helmbügel da, so wurde der Busch 11 u, 13; 12, 6—8). Er war in der alten Zeit massiv aus auch wohl in eine auf der Mitte des Helms befindliche kurze Metall gewesen (man denke an Achilles' Schild und die Rohre gesteckt (Taf. 12, 7 u. 9). Zum Überfluss tmgen kunstreichen Bilder des Hephâstos auf seiner Flache); spater einzelne Helme noch neben dem Busch ausschmückende wurde er ebenfalls aus Leder verfertigt und mit Metall Fedem über den Ohren (Taf. 11, 10). überdeckt oder mit solchen Streifen am Rande (Taf. 11, 11) Dass reiche Krieger den Helm überhaupt verzierten, verstarkt. Seine Handhabe bestand oft aus einem grossen besonders mit schoner Metallarbeit, dafür liefern die Uber- Querholz, das sich über die Innenseite spannte und unter reste genügende Beweise. So werden die Kanten mit an- dem der Arm durchgesteckt wurde, indessen die Hand derem Metall besetzt (Taf. 9, 10; 11, 10), auf der Kuppe einen der am Rande hier und dort befestigten Griffe fasste. des Helms allerlei Gravierungen angebracht (Taf. 11, 10) Zum Tragen auf dem Marsche war ein Riemen innen u. dergl. m. am Schilde befestigt, das Wehrgehange, der unter dem Das Stimschild wurde offer bis auf Augen und rechten Arme hindurch quer über die Brust und über die zwischen diesen hindurch den Nasenrücken entlang und linke Schulter nach hinten lag und so den Schild auf dem zugleich auf den Wan gen hinab verlangert, so dass nur Rücken festhielt (Taf. 12, 6). zwei Locher für die Augen und neben der Nase bis zum Da dieser Schild die Oberschenkel, wenn er gehoben Mund hinab zwei Spalten blieben. Auf diese Weise war wurde, unbeschützt liess, so war zu deren Sicherheit am das ganze Gesicht überdeckt und geschützt. Da nun aber unteren Rande des Schildes eine Decke, die aus Leder oder diese Tracht (Taf. 12, 6) auf lange Zeit nicht auszuhalten einem starken Wollstoff bestand, angeheftet (Taf. 12, 8). war, so wurde der Helm ausser dem Streit gehoben und In spateren Zeiten findet sie sich aber bei den Griechen in den Nacken gestülpt (Taf. 11, 11; 12, 9), so dass die nicht mehr. Augenlocher auf die Hohe der Stim kamen. — Übrigens Peita Der halbmondformige Schild oder die Pelta war die ist diese Form des Helmes eine der ersten, die sich aus einzige von der leichten Infanterie geführte Schutzwaffe. der einfachen Haube ergaben, denn er ist selbst nur wieder Er bestand nicht aus Metall, sondem aus Holz oder war eine Haube für den ganzen Kopf mit Ausschnitten für nur aus Weidenruten geflochten und mit einem Lederüber- die Sinnorgane. Er hiess gewohnlich der lazedamonische zug versehen. Er war der kleinste aller Schilde, nur etwa (Taf. 11, 11; 12, 6 u. 9), wahrend der mit dem Stéphane 60 cm Iang und 40—50 cm breit. Seine Form schwankte und Ohrenklappen versehene (Taf. 9, 10; 11, 10; 13, 12 übrigens wie die des Mondes zwischen einem fast volien u. 13) der attische genannt wurde. Man unterschied noch Kreise und einer breiten Sichel. Er staramte ebenfalls aus den kofinthischen und bootischen Helm, wovon der erstere dem Norden, wahrscheinlich aus Thrazien, denn er wird wohl dem lazedamonischen, dieser aber dem attischen sehr oft an den Armen der Amazonen gesehen (Taf. 13, 12). ahnlich war. Das zweite Hauptstück der griechischen Schutzwaffen Das dritte wichtigste Stück der griechischen Bewaff- Helm war der Helm. Nur die leichtbewaffnetên Fussganger nung war der Panzer und seine Verwandten. Panzer tmgen keinen. In der altesten Zeit war derselbe oft ganz aus Erz und Er hatte im Laufe der Zeit als das kunstvollste Stück bestand aus zwei Stücken, die Brust und Rücken deckten. der Ausrüstung auch die meisten Veranderungen erlebt. Sie reichten von dem Halse bis zur Hüfte und waren, wie ürsprünglich nur eine ledeme Haube, die sich dem Kopfe Abbildungen verrauten lassen, zum Teil den Korper- eng anschloss, wurde er spater ganz aus Metall verfertigt. formen angepasst oder, wie ganz ausser Zweifel ist, zum Dieser Metallhaube fügten sich nach und nach einzelne Teil unseren Reiter-Kürassen ahnlich (Taf. 12, 6), welche Teile zum Schutz des Gesichts und Nackens hinzu, bis der in zwei gewolbten Stücken bestehen, die auf den Seiten spatere vollstandige Helm entstand. Das nachste war wohl durch Schnallen etc. verbunden werden (Taf. 9, 10). ein Schildchen für Stirn und Nacken (Taf. 11, 8 u. 9), dann Ausserdem waren aber schon in der heroischen Zeit neben zwei Klappen zum Schutz der Ohren (Taf. 12, 7 u. 8), die den erzenen auch lederne und linnene Panzer gebrauchlich, an Scharaieren bewegHch waren (Taf. 11, 10). Gleichzeitig welche offer durch aufgesetzte Schuppen verstarkt waren fügte man oben auf dem Helme einen erhohten Kamm hinzu, (Taf. 11, 10 u. 13; 12, 9). Diese wurden spater allgemein den sogenannten Helínbügel (Taf. 11, 9). Dieser ging von üblich und verdrangten nach und nach die schweren der Hohe des Scheitels hinab in den Nacken und gab Panzer aus Metall. Auch diese mit Schuppen od^ Platten Gelegenheit zu reicher Verzierung entweder nur seines besetzten Koller wurden wie jene mit reichen Verzierungen Vorderteils, das dann inTierkopfen etc. endigte (Taf. 12, 6), ausgestattet, die sich ebenso auf die von den Hüften nieder- oder auch des ganzen Bügels, der in Gestalt irgend eines hângenden Streifen ausdehnten (Taf. 9, 10; 11, 10 u. 11; Tieres erschien (Taf. 11, 11). Auf diesen Bügel wurde 12, 9). Diese bestanden namlich aus etwa Üa—1 Fuss dann, um den Kopf noch mehr zu erhohen und dadurch langen schmalen Stücken Leder oder Filz, die mit MetaU- das Ansehen des Kriegers noch fürchterlicher zu machen, plattchen überdeckt waren, und auf diese Weise, oft in VI. Die Griechen. 59 doppelten Reihen iibereinander, den TJnterleib scbiitzten, durcb eine abnbcbe kûrzere Spitze besetzt war. Letztere ohne die Bewegung der Schenkel zu bindern. Bei den diente zum Einstossen des Speeres in den Boden, war jedocb kleinasiatischen Griechen finden sich diese Streifen ge- in der alteren Zeit selten. Die Spitze war meinhin zweiscbneidig und kürzer, obgleich auch sie schon im hohen Alter- meistens blattformig (Taf. 9, 10; 11, 11), zuweilen jedocb turn diese Tracht kannten; ja es ist sehr moglich, dass aucb rund, vierkantig u. s. w. sie erst von bier nacb Europa kam (Taf. 13, 12 und 13). Der Speer wurde gestossen oder geworfen und zu Die erzenen wie die übrigen Panzer scbliessen aucb ofter letzterem Bebufe baben Homers Fürsten deren gewobnbcb an den Hüften nicbt scbarf, sondem in einem vorstebenden zwei bei sicb (Bias 15, 139; Taf. 9, 10; 11, 11). Denn rundbeben Kragen ab, wie bei unsern Reitern (Taf. 11,8 u. 9). den fortgescbleuderten Speer musste der Kampfer sicb waffenrock Unter dem Panzer trug der Krieger den (selbst- wiederbolen, und daber war es natürlicb, dass er einen Verstandlicb kurzen) Chiton (Taf. 9, 10; 11, 10 u. 11; zweiten zur zeitweiligen Verteidigung mit sicb fübrte. 12, 7—9) oft mit, oft obne Armel. Dieser wurde gegiirtet Welcber Wert übrigens auf diese Waffe gelegt wurde, mit einer breiten Binde, die entweder ganz aus Metall das zeigt sicb darin, dass sie oft ein besonderes Futteral bestand oder damit bedeckt war. Dieselbe war scbon in batte (Bias 19, 387). der bomeriscben Zeit gebraucblicb und blieb es aucb Übrigens gab es aucb Speere von kaum balber Lange, wurfspiess spaterbin. Sie wurde durcb den Panzer verdeckt. Dieser so dass der Scbaft oft nur die Halfte der Waffe ausmacbte, Gürtci selbst batte wieder seinen Giirtel, um ibn besser zu- indem er wie die Spitze 80 cm lang war. Diese kurzen samen zu balten (Taf. 11, 10 u. 13). Zum Scbutze der Speere kamen spater immer mebr in Gebraucb und wurden Scbultem waren breite Bander, die ebenso wie der Giirtel besonders von den Peltasten der leicbten Infanterie ge- verziert wurden, angebracbt (Taf. 9, 10; 11, 9—11; 12, 9). tragen; es waren nur Wurfspiesse. Die ledemen oder linnenen Panzer nabmen ofter die Die langsten Speere, elche die Gescbicbte der Men- Lauge Form des Chiton an und reicbten ununterbrocben bis über scben kennt, sind die der mazedoniscben Phalanx. Denn Speere die Hiifte binab (Taf. 11, 13), oft ermangelten sie aucb an die binteren Reiben dieser Truppenaufstellung fübrten, beiden Teilen der Metallscbuppen und bestanden sowobl um mit den Spitzen über die Vormanner binauszuragen, der Brustpanzer als der Scburz nur aus Leder oder Lein- 4^/2—5 m lange Speere, also Waffen, denen man nicbt wand (Taf. 12, 7 u. 8). nacbsagen konnte, dass sie sebr bandbcb gewesen waren. schienen Eines besonderen Scbutzes wurden die Unterscbenkel Die nacbstwicbtige Waffe der Griechen war das gewiirdigt, weil sie mit dem Scbilde nicbt genügend zu Scbwert. Es diente zu Hieb und Sticb und war dabe schwert decken waren. Zu diesem Zwecke hediente man sicb für beide Zwecke eingericbtet. Es wurde in einer Scbeide metallener Platten die in der bomeriscben Zeit aus Zinn auf der linken Hüfte an einem Bande über die recbte Scbulter oder Blei oder einer Verbindung beider bestanden; sie getragen (Taf. 9, 10; 11, 10 u. 11; 12, 7 u. 9). Der Griff wurden durcb Druck dem Beine fest angescbmiegt, dessen batte ausser einem Querstück zur Deckung der Hand Formen sie bereits batten. Man bog sie also zuvor etwas keinen weiteren Scbutz, war also ein sogenannter Kreuz- auseinander und legte den Schenkel binein, dann wurden griff (Taf. 9, 10 etc.) und gewobnlicb ein besonderes Heft, die beiden bintern Kanten durcb Scbniiren oder Scbnallen worin die Klinge steckte. Diese war ungefabr 40 — 50 cm aueinander befestigt (Taf. 11, 11). Sie reicbten vom lang und 5 cm breit, spitz und auf beiden Seiten scbarf Knie bis zum Knocbel und konnten also ganz unbewegbcb (Taf. 11, 10). In der altesten Zeit soU das ^lazedamoniscbe* sein. Spater wurden sie aus dünnem Blecb verfertigt, Scbwert eine einscbneidige etwas gekriimmte Klinge ge- welches biegsam war. babt baben. Aucb diese Schienen, von denen nocb welcbe in den Die Scbwertscbeide war aus Metall (Taf. 9, 10) oder Museen vorbanden sind, wurden verziert; besonders bot die aus Leder mit MetaU bescblagen und gab, wie der Griff, Stelle des Knies dazu den besten Ort (Taf. 9, 10; 11, 10), Gelegenbeit zu Verzierungen (Taf. 11, 11). ausserdem der Knocbel (Bias 16, 132). Docb trugen die Ausser diesem Scbwert batten die Griechen nocb ooich gemeinen Krieger zu alien Zeiten aucb nackte Unter- Me^ser oder Dolcbe mit ebensolangen Kbngen, die aber schenkel (Taf. 11, 8 u. 9, 12 u. 13). vom Griffe an allmablicb spitz zuliefen. Die Füsse waren entweder nackt (Taf. 11, 8 u. 9, 12 Das Beil oder die Streitaxt, die bei den Amazonen eine Beii u. 13; 12, 9) — aucb in der spateren Zeit nocb kam dies so wicbtige Rolle spielt, aucb im Homer einige Male vor- vor — oder mit Sandalen bedeckt (Taf. 9, 10; 11, 10 u. 11) kommt, war spater nur als Kriegsgerát bei Belagerungen oder man hediente sicb der friiber erwabnten Scbnür- im Gebraucb, trat aber nie mebr als Waffe auf. scbube und zuweilen sogar der Halbstiefeln. Die Keule, Herkules' Hauptwaffe, wird in der bisto- Keuie riscben Zeit nur bei der Leibwacbe des Pisistfatos erwabnt. b) Angriffswaffen. Übrigens ging der Atbener keineswegs immer be- Speer Unter diesen nimmt der Speer die erste Stelle ein. waffnet, so wenig wie der beutige Germane. Was diesem Er bestand aus einem 2—2,20 m langen Scbafte (die oft durcb die Kapitularien Karls d. Gr. gewebrt wurde, das genannte Escbe des Homer), der am oberen Rande mit einer gescbab dem Atbener durcb die Sitte Ursprünglicb etwa 15 cm langen Spitze bewebrt und am unteren baufig gingeu sie beide immer in Waffen. Scbon zur Zeit des 8* Das Alterhjm. 60 peloponnesisehen Krieges "ware es hochst auffallend ge- rate betrifft, machen kann. Freilich ware ein noeh weit in Atlien bewaffnet zu gehen, es sel denn ais grosserer Reichtum der Sammlungen wünschenswert, be- wesen, Krieger zur Zeit des Kainpfes. senders in Hinsicht auf Noch bleibt ausser der Sclileuder eine Waffe zu er- wahnen, die aber den Griecben nie recbt vertraut wurde, 1. Stiibengerilt. Bogen dagegen in Kleinasien sebr in Gebrauch war, der Bogen. des Odysseus besteht aus Horn Dasselbe bestand zum Teil aus Erz (in reichen Der vielgerübmte Bogen Hausern), und wird in einem guten Geliause aufbewalirt. Spater zum grossten aber aus Holz. Die Formen des ersteren und also mass- aber geschieht des Bogens (£},usser der Waffe des Apollon) sind aber dieselben wie die des letzteren selten Erwábnung und nur in wenigen Staaten wurden gebend für diese. Übungen mit ihm angeordnet. Er wohl, besonders Der spartanische Hausrat war gewiss einfach war genug. früher, ineistens Horn, selten aus Holz gearbeitet Das Lager des Erwachsenen waren nackte aus Bretter, das des der Mitte mit Metall beschlagen. Die Sehne war Jünglings Rohr, das des Knaben Stroh. Danach und in mag aus Ochsendârmen gedreht. Die Pfeile wurden in einem man sich ein Bild des übrigen entwerfen. Da die Mahl- gedeckten Kocher bewahrt, der aus Leder oder leichtem zeiten geraeinschaftlich gehalten wurden, so fiel aller zur Pfeile Holze bestand und 1— 1 Dutzend Pfeile aufnebmen Bereitung derselben notige Hausrat samt allem Tiscligerat konnte. Diese waren aus Rohr oder Holz, mit eisernen etc. von selbst fort, und ^komfortable" war gcAviss von Spitzen versehen und am binteren Ende befiedert. Eine Sparta um eine Fixsternweite getrennt. Kerbe (Homer beschreibt die Handhabung des Bogens in Dagegen tat Athen sein Môglichstes und glich allé der B. und Od. oft genug) an diesem Ende diente zum Unterlassungen Spartas reichlich aus. Zwar darf man Auflegen auf die Sehne. Diese wurde nur erst gespannt, immerhin nicht den Massstab unserer reich eingerichteten wenn der Bogen gebraucht Averden sollte, und dieses Auf- Hauser anlegen, wenn man ein athenisches, selbst das Ziehen der Sehne an das zweite Ende des Bogens ist es, beste, beurteilen will. Denn man wird bitter in seinen was die Preier der Penelope zur Verzweiflung bringt, ErAvartungen getauscht werden, wenn man ahnliches nicht aber etwa das Spannen des Bogens wahrend des dort vermuten wollte. Auch heute macht das vornehme Schusses, griechische Haus sowohl in Hellas als in Kleinasien auf tJbrigens befanden sich unter der leichten Infanterie den Europaer einen seltsam disharmonischen Eindruck. der spateren Zeit ausser den mit der Pelta beAvaffneten Er findet, ganz ahnlich wie es in der alten Zeit Avar, Speertragern audi Bogenschiitzen und Schleuderer. Diese schone Polstemiobel an roh übertünchten Wanden, feine letzten beiden sind die oder oder hochstens auf ganz Unbewaffneten („Nackten''), Teppiche auf Lehm- Kalkboden d. h. die von alien Schutzwaffeii entblossten, deren oft Fliesen, schweres Silbergeschirr auf groben plumpen Feld- Erwahnung geschieht, aber ebenso sicher ist es, dass sie tischen, goldene mit Edelsteinen besetzte Untertassen und aus den Hilfsvolkern zusammengesetzt Avurden. abscheuliche Porzellanteekopfe und dergleichen mehr. Man schieader Die Schleuder, ein breiter, nach beiden Seiten schmal hat das Gefühl, als seien die Hauser noch im Ban be- werdender Riemen, mag wohl aus Kleinasien zu den griffen und alies nur vorlaufig hineingesetzt, aber so wie Griechen gekommen sein. Wir haben ihrer frliher schon es ist, ist's fertig. (S. 35) als einer wahrscheinlich den Hebrâern eigentüm- Die Lager des Altertums waren langliche Vierecke, Lager lichen Waffe erwahnt, und es ist wohl moglich, dass sie welche auf vier Beinen (Taf. 14, 44) oder auf zwei Paar sich von ihnen aus bei den Nachba volkem in Syrien sich kreuzenden Staben (Bocken) ruhten. Noch heute und Kleinasien eingeführt hat. Wahrscheinlich haben finden sich beide Formen dort. Dieses Viereck Avar ein die Griechen als Geschoss der Schleuder Steine oder mit Gurten bespannter Rahmen, der mit Decken, oft auch Bleikugeln verwendet, wie sich deren noch heute welche mit einer Matratze, belegt wurde. An einer Seite, zuweilen finden, z. B. in der Ebene von Marathon. Ubrigens sogar an beiden, waren Lehnen angebracht. Indessen der müssen, wenn man einzelne Falle erwâgt, wo Fiirsten Rahmen aus rohein Holz bestand, wurden die Beine und durch die Schleuder getroffen wurden, was jedenfalls Ab- Lehnen, iiberhaupt alies, Avas nicht durch die übergelegten sicht des Zielenden Avar, die griechischen Schleuderer eine Decken verhüllt wurde, schon und kunstvoll verziert: ge- grosse ' Sicherheit des Wurfs besessen haben. schnitzt, gedrechselt, mit eingelegten Figuren gesehmückt und dergleichen. Tiber die Matratze wurden oft nochmals Decken die das noch weicher machten. C. Gerate. gebreitet, Lager Auch legte man wohl noch Felle zwischen Matratze und Auch hierüber sind unsere Museen mit ihren Samin- obere Decke. lungen gute Lehrer. Denn das Stubengerat, soweit es Solche Lager dienten zugleich als Betten. Zur Stütze aus Holz bestand, ausgenommen, sind von dem übrigen, des Arms beim Sitzen oder als Rückeiilehne benutzte man besonders von Gefassen, so reiche IJberreste vorhanden, weich gepolsterte Kissen mit buntem Uberzug (Taf. 14, 44) dass man mit Hilfe der Abbildungen sich ein ziemlich aus Leder oder Leinwand. Waren zwei Lehnen am Lager, deutliches Bild des griechischen Lebens, sofern es die Ge- so konnte es nur als Sitz, nicht" als Bett, benutzt werden; VI. Die Griechen. 61 auch hatte es zuweilen sogar eine Riicklehne und war also verziert, haufig auch aus edlem Stoff angefertigt. So stehen vollig unseren Sofas gleich. beim Tempel des Theseus in Athen noch heute eine Reihe Arme bedienten sich natürlicb der grossen allgemeinen marmomer schon gearbeiteter Throne (an einem ist vom, Lagerstatte des irdischen Bodens; allenfalls legten sie eine soviel ich mich entsinne, als Stütze der Lehne die Eule noch Matte unter oder ein Vlies oder auch nur das Gewand. deutlich erkennbar), auf denen die Glieder des Areopags Jene Lager kamen bei den Mânnem mehr und mehr" gesessen haben solien. Sie sind allé von gleicher Grosse, in Gebrauch, so dass sie auch bei der Mahlzeit benutzt aber verschieden in der Verzierung. Auch erzene Throne wurden, und wenn wir beim Homer die Helden atle auf gab es, und Schmuck vermittels edler Metalle mochte wohl Stiihien sitzen finden, so ware dies spater zur Zeit der an vielen angebracht sein. Perserkriege unmoglich gewesen, Nur die Frauen und Die Eiissen oder Decken wurden nur aufgelegt, sobald Kinder s ass en noch bei Tische, die Manner I agen auf der Sitz gebraucht werden sollte, und letztere reichten oft der Kline. auch über die Lehne hinüber (Taf. 14, 45—47). sitze Die Sitze entsprachen ganz und gar den Lagern. Mit den Lehnstühlen zugleich hediente man sich der Auch sie hatten zum Teil Lehnen, zum Tail keine; diese Fussschemel, die ahnlich den unseren waren. Sie ruhten Fuss- Sitze ohne Lehne hatten oft vier vertikale Beine, oft zwei auf vier Beinen und waren bei dem Thron ofter an den scheme! Paar sich kreuzende. Die letzte Form entsprach somit Vorderbeinen desselben schon befestigt^ weil er ohne Fuss- unseren Feldstühlen; sie konnten leicht zusammengeklappt bank nicht zu besteigen war. Auch diese Fussschemel und fortgeschafft werden. So mussten die Tochter der wurden oft schon geschnitzt und mit eingelegter Arbeit Metoken an den Panathenaen den ^echten" Frauen Athens verziert (Taf. 10, 10; 14, 45—47). Solcher Fussbankchen die Sessel und Schirme nachtragen. Der lehnlose Stuhl hediente man sich auch haufig zum Besteigen des Lagers, hiess im allgemeinen Diphros, der mit Lehne Klismos, und wenn dasselbe von mehreren Pei-sonen zugleich. be- der mit Rücken- und Armlehne Thronos. Dass nun in nutzt wurde, was beim Gastmahl oft geschah, so war das jeder Art nach bestimmten Unterschieden bestimmte Namen Bankchen der Lange des Lagers entsprechend lang, damit yorkamen, ist ausser Zweifel, doch lasst sich nicht mehr es von alien zugleich betreten werden konnte. fiir jeden Namen die entsprechende Form feststellen oder Die Tische dienten den Griechen nur wahrend der Tisch umgekehrt. Mahlzeit. Sie waren in der historischen Zeit niedrig, so Auch an den Stühlen wurden die Beine schon verziert, dass sie den auf der Kline Gelagerten bequem sein konnten, gerade wie bei den Lagem, ebenso am Thronos und Klismos sonst aber wie die unseren zum Teil rund oder oval auf drei (Taf. 14, 45—47) die Lehnen. Der Sitz selbst aber war Beinen (Taf. 14, 44), zum Teil viereckig auf vier Beinen. bei alien drei Arten von Sesseln aus rohem Holz und mit In der Odyssee stellt die Schaffnerin vor jeden Gast ein Decken und Polstern belegt. Tischchen und legt ihm dort vor. Da die Tischplatte der Der Diphros war in beiden Gestalten (mit geraden und Teller war und die Hand als Gabel diente, so musste für mit 'schragen Beinen) sehr in Gebrauch. die Reinlichkeit beider vor und nach dem Essen gesorgt Der Klismos (Taf. 10,10; 12, 10) hatte meistens eine werden, daher die haufige Erwahnung des Waschens. in der Mitte nach aussen gebogene, also dem Rücken sich Auch an den Tischen übte der Holzschneider seine anschliessende Lehne; selten findet sich bei ihm die ge- Kunst, und auch hier wieder an den Beinen, besonders der rade Lehne, welche beim Thronos dagegen oft erscheint. runden und ovalen Tische. In spaterer Zeit fertigte man Auch die Beine beider unterscheiden sich dadurch, dass sie die Tische auch aus Bronze an und verzierte sie nicht beim Thronos immer (wenigstens habe ich nie einen anderen selten mit Gold und Silber. gefunden) gerade, beim Klismos dagegen oft gebogen sind Die T rub en und Schreine waren denen ahnlich, cchrein (Taf. 10, 10). Sie springen dann in sanftem Bogen nach die bei uns noch bis ins 18. Jahrhundert im Gebrauch hinten und vorn unter dem Sitze ziemlich weit vor, als waren und seitdem durch Schranke und Kommoden ver- hatten sie sich unter der Last gebeugt. drangt worden sind. So dienten auch bei den Griechen Ahnliche Formen, nur mit geringerer Biegung der die grosseren zum Aufbewahren der Kleider, die kleineren Beine, sind auch noch bei uns im Gebrauch. zur Bergung von Schmuck- oder anderen kleinen Gegen- Thron Der Thronos, der besonders im Altertum genannt wird standen des Putzes. Auch Bûcher (d. h. Rollen) wurden und jedenfalls der Vater des Klismos ist, nicht aber des in solchen Kástchen hewahrt. Blicherschrânke kannte Diphros, weil dieser schon bei den Agyptern vorkommt, man so wenig als Schreibtische; man schrieb, wie noch wie jener bei den Assyrem, hatte eine gewohnlich steile heute der Orientale, auf freier Hand, RUckenlehne, die oft bis zur Hohe das Kopfes reichte Solche Kasten, besonders die kleineren, wurden, wie (Taf. 14, 46), sellen eine schrage (Taf. 14, 45), und jeder- auch bei uns, haufig mit schônem Schnitzwerk verziert; seits eine Lehne für die Arme. Er war der am hSchsten entweder erschienen die Figuren erhôht oder sie wurden geachtete Sitz; daher sass Zeuss auf einem solchen; auch durch eingelegte Arbeit dargestellt. Vor neugierigen Blicken der Hausherr hediente sich des Throns. Da er wegen wurde der Inhalt durch ein Band gesichert, das den Deckel seiner Grosse auch schwer war, behielt er meistens den- verschlossen hielt, und dessen Enden, ursprünglich nur selben Platz. Auch wurde er stets mit kunstreicher Arbeit künstlich verknüpft, spater durch Wachs oder dergieichen 62 Das Altertum. verbunden und mit dem Petscbaft des Ringes versiegelt unterworfen, und die Figuren sind immer sebwarz auf wurden. Schlôsser wurden, wie es scheint, an kleinen Be- rotem Grunde. bâltern erst in der rômischen Zeit angewandt, wenigstens Die andere Abteilung der tonernen Gefâsse, auf denen J'®* 8Cll1VfirZ6IXl sind keine Zeugnisse für ein friiheres Vorkommen derselben der Grund bis an die mit dem Griffel eingeritzten Eon- orunde vorhanden, obwobl sie vor Türen scbon in der âltestea turen sebwarz ausgefüllt ist, indessen die Figuren un- Zeit im Gebrauch waren. (Od. XXI, 47.) gefüUt bleiben (Taf. 14; 22—26), zeigt weit scblankere Formen voli Grazie und Scbonbeit. Auf ibnen ist kein Eanon mehr berrscbend, als der des Scbônen, und Stoff 2, Qcflisse. für die Darstellungen ist alies, was die Griecben bewegt; Hier erôffnet sicb dem forscbenden Blicke ein weites der Ereis ist so weit als das griechiscbe Leben. Es ist ergiebiges Feld, denn die Gefâsse sind neben den Statuen für den Eünstler eine lobnende Mühe, durcb Vergleicb das zablreicbsten vorbandene Material zur Kunde grie- vieler Gefâsse zu finden, wie nur nach und nacb die Hellenen am cbiscben Lebens und griecbiscber Sitte. Durcb sie werden aucb bier zur VoUendung durchgedrungen sind, denn wir wir nicbtnurübeí sie selbst belebrt, sondern zugleicb durcb baben eine Reibe von Vasen etc., welcbe den Eampf der die darin entbaltenen Abbildungen ûber gar viele Seiten erwacbenden Freiheit mit dem Herkômmlicben ins bellste des Griecbentums, die uns obnedies vôUig dunkel bleiben Licbt setzen. Nicbt mit einem Scblage waren die Augen würden. Aucb offenbart sicb in ibnen wie in den Bild- der griechischen Topfer gebildet; nur langsam ging die saulen besten der feine Scbonbeitssinn der Hellenen. Entwickelung vor sicb, und die Gestalten der Gefâsse am Die meisten aller Gefâsse waren ans einem roten selbst, wie die darauf dargestellten Figuren, sind ein Ton angefertigt, der nocb beute in der Nâbe Athens (auf redendes Zeugnis des Weges, auf welcbem die Hellenen der kleinen Halbinsel . Eolias) von ausgezeicbneter Feinbeit das Schone sucbten und fanden. sicb findet. Die atbeniscben Gefâsse blieben daber immer Dieser zweiten Abteilung gebôren fast ausscbliesslicb die gescbâtztesten, nâcbst ibnen die von Korinth, Aegina, allé grossen Gefâsse an, denn die alte Zeit untemabm so Tenedos, Aubs und anderen. Aucb in Atben gab es, wie grosse Arbeiten nicbt. Allé jene zweibenkeligen Vasen, in Jerusalem, ein Tôpferviertel, und das Gewerbe war also die zum Teil nur zum Schmuck gedient baben mogen, ein sebr ausgebreitetes; dass es aucb ein geebrtes war, sind aus dieser letzten Zeit (Taf. 14, 25). Aucb die Trink- geht daraus hervor, dass als Erfinder desselben Heroen borner in Gestalt von Tierkopfen gebôren bierber (Taf. 14, genannt wurden. 15 u. 16). Dass dieser freie Stil scbliesslicb ausartete, Zwar kamen fast aile Gefâsse, die wir beute nocb kann uns nicbt wundern, da wir diese Erscheinung bei besitzen, aus den Grâbern der Griecben ber, aber da ailes jedem Volke wiederfinden, das je über den Boden der übrige, was dort sicb findet, lauter im Leben gebrâucb- nâbrenden Erde ging. Denn dem Siege folgt die Er- licbe Gegenstânde waren, und da die an den Gefâssen vor- scblaffung. bandenen Bilder lehren, welcber Kriige, Schalen etc. sicb Daher wurden die Vasen spâter überladen mit Aus- die Griecben im Leben bedienten, so baben wir in den scbmückungen; die Zabi der Figuren erdrückte den Raum, Vasen etc., die wir aus den Grâbem erlangen, nicbt etwa statt ihn zu füUen, die Borten und Eanten drângten sicb nur zu diesem Zweck angefertigte Gegenstânde vor uns, aneinander und die Scblankbeit und Gefalbgkeit der Formen sondem solcbe, die dem tâgbcben Gebrauch dienen mussten. artete aus in Üppigkeit und Weicbbchkeit. Die Freibeit Von alien nur irgend vorhanden gewesenen Gefâssen be- wurde zur Frechheit, denn die Eeuscbbeit der Linien ver- sitzen vfir nocb beute Proben, schwand. Wir baben von diesen, wie von der ersten schwarz Wâs zuuâcbst die Ausscbmückung derselben durcb Art, in den Tafeln keine Beispiele gegeben, da wir nicbt Bilder betrifft, so zerfalien sie der Zeit und Behandlung gern anderes missen wollten, dessen Platz sie hâtten ein- Grund nacb in zwei grosse Klassen. Die âlteren Gefâsse zeigen nebmen müssen. die Figuren schwarz auf dem roten Tongrunde, die spâteren Dass alie diese Gefâsse sebr verscbiedenen Zwecken baben rot ausgesparte Figuren auf dem gescbwârzten dienten, bedarf kaum der Erwâhnung. Die grôssten waren Grunde. Aucb baben die âlteren gewôhnlicb horizontale zur Aufbewabrung von, Vorrâten bestimmt, denn Fâsser Streifen aus allerlei Verzierungen von Tiergestalten, Blumen- für 01, Wein oder Wasser kannte das Altertum nicbt; gewinden und dergleicben. Der Stil der Zeichnungen ist ailes der Art wurde in grossen Tongefâssen aufbewabrt. etwas bart und steif; der belleniscbe Scbonbeitssinn war (Die Tonne des Diogenes war ein grosser Pitbos.) Nacb nocb nicbt zur Freibeit durchgedrungen. Die Darstellungen dem Zweck war Form und Name der Gefâsse ein anderer. von Szenen gebôren den âltesten Sagen an; erst spâter Aucb bier kônnen nicbt aUe uns überkommenen Aus- in der IJbergangszeit kam die Gescbicbte des Trojaner- drücke mebr erklârt werden. krieges binzu. Gleicbzeitig wurden die urspriinglicb Das grôsste aller Vorratsgefâsse biess Pitbos und Pithos breiten, scbweren Formen vervvandelt in leichtere und die war ein grosser starker Topf, wie wir beutzutage keine einzelnen Teile der dargestellten Figuren deutlicber an- mebr kennen, denn es gab welcbe, die 2—3 Oxboft fassten. gegeben. Immer aber bleibt aucb in diesen Übergangs- In einem solçben fand also aucb ein Menscb bequem formen die Zeicbnung steif und dem einmal Hergebracbten Platz. Der Pitbos batte keinen Fuss und entbebrte aucb VI. Die Griechen. 63 wolil aller Verzierung, da er nur in Vorratskammern oder Krüge, die Schôpfgefâsse (Taf. 14, 29) und die zur Auf- Kellern stand. bewahrung des Ôls, Lekythoi, wurden oft in Erz dar- Amphora Die Amphora {Taf..l4, 24 u. 25) war in allerlei Ab- gestellt. anderungen im Gebrauch; ais Kühlkrug war sie obne Das Brot wurde in Kôrben auf den Tisch gebracht. Korbe Fuss und stand dann auf einem Untergestelle, wie dies Ebenso wurden Früchte (Taf. 14, 34) und Blumen in Kôr- noch heute im Orient gebráuchlich ist. Ihre Form gab ben, Spirides, gereicht. Auch legten die Frauen beim Anlass zu den reicbsten Verzierungen, und so wurde die Spinnen und Weben die Wolle in einen Korb, der Kalathos Amphora in verschiedenen Gestalten zu allerlei verschie- (Taf. 14, 32, 42 u. 43) genannt wurde, wâhrend der Brot- denen Zwecken benutzt. korb Kaneon hiess. Auch beim Landbau diente der Korb stamnos und Ebeufalls zum Aufbewahreuu von Vorraten diente der wie bei uns. Er war dann ans grobem Geflecht, wâhrend Hydria Stamnos (Taf. 14, 26). Hatte ein solches Gefass ausser die vorhin genannten zuweilen hochst künstliche und feine den beiden seitlichen horizontalen Griffen noch einen Flechtereien zeigten. dritten vertikalen oben am Halse, so hiess es Hydria oder Was uns hier noch zu berühren obliegt, sind die auch Kalpis. Der Unterschied zwischen diesen beiden ist Lampen und sonstigen Beleuchtungsapparate. iiicht mehr zu ermitteln; beide dienten jedoch zum Fort- In der homerischen Zeit waren zu diesem Zweck nur Lampen schaffen von Flüssigkeiten sowohl ais zum Aufbewahren Fackeln gebráuchlich. Ein Bündel Holzstâbchen von kleinerer Vorrate. Wir übergehen hier die lange Reihe harzigem Nadelholz mit Bast oder dergleichen zusammen- von Ñamen für Gefasse aller Art und verweisen dariiber gehalten, war ausreichend (Taf. 9, 8; 11, 7). Bald aber auf die Werke von Panofka und Gerhard, die sich ein- forderte die Reinlichkeit ihr Recht und schuf neue Formen. gehend mit den griechischen Vasen etc. beschaftigt haben. Man steckte die Holzfackel in einen Griff, welcher oben Nur das Wichtigste sei noch erwahnt und zunachst die eine Schale trug, die das Harz auffangen musste (Taf. 14, schaic in der Tafel enthaltenen Schalen. Ohne Fuss (Taf. 14, 26) 11). Solch eine Fackel hiess Phanos. Der Griff wurde hiess eine solche Phiale und diente sowohl zum Schopfen nun oft verlângert in einen hohen Fuss oder auf einen als besonders zum Trinken. Mit Fuss und Henkel ver- Stânder gesteckt, und so entstand der Kandelaber (Taf. 14, Kyiix sehen nanute man die Trinkschale Kylix (Taf. 14, 23). 44). Er trug spâter statt der Fackel auch wohl eine Die griechischen Topfer nahmen sehr genau Rücksicht Ollampe. Auch gab es Fackeln, die aus Metall oder auf den Zweck ihrer Gefasse und formten sie deragemass Ton geformt waren und in deren obérer Vertiefung ein stets mit kleinen Abanderungen; so kommt es, dass sich Harz oder sonst ein Brennstoff sich befand. Diese waren die Namen so sehr vermehrten, dass wir heute dieselben oft künstlich verziert (Taf. 14, 1). Die Ollampen, welche wegen der feinen Unterschiede zum grossen Teil nicht um die Zeit der Perserkriege in HeUas in Gebrauch ge- mehr erlautem konnen. kommen sein môgen, waren âhnlich unseren Bergmanns- Aiabastron Das Alabastron (Taf. 14, 27) diente zum Aufbewahren lampen oder den alten âgyptischen. Wahrscheinlich kamen wohlriechender Salben und hatte daher einen sehr engen sie auch aus Agypten nach Griechenland. Es waren flache Hals. Der Name deutet darauf bin, aus welchem Material Schalen oder platte ovale Gefasse mit einer hohlen Ver- es, wenn auch nicht immer, doch haufig angefertigt wurde. lângerung an der einen Seite für den Docht und einer Kratcr Zum Mischeu des Weins mit Wasser diente der Krater oberen Offnung zum Hineingiessen des Ois (Taf. 14, 33). (Taf. 14, 22); er hatte deshalb einen weiten Hals und Man formte sie spâter als aUerlei Nachahmungen von Bauch und einen breiten sicheren Fuss. lebenden Dingen. Sie waren meistens aus Ton, selten Zum Schopfen dienten der Aryballos, die Oinochoe aus Erz. Schopf- und andere. Auch die Kotyle diente als Schôpfgefâss für Dass das Tischgerât der Griechen hochst einfach war, Tischgerat gefasse trockene und flüssige Gegenstande und zugleich als Mass. ist schon oben (S. 61) erwâhnt worden. Teller, Loffel und Allé Schôpfgerate waren mit sehr hohen Henkeln versehen, Gabeln gab es nicht. Die vorhandenen Loffel hatten damit die Hand die Flüssigkeit nicht berühre, nach dem- keinen horizontalen, sondern einen vertikalen Stiel und selben Prinzip wie unsere Loffel. dienten nur zum Ausschôpfen aus enghalsigen Gefâssen. Kcchgerat Das Kochgerât der Griechen ist mit der Küche zu- Nur Messer waren im Gebrauch. Eine besondere Art grunde gegangen, denn selbst die beste Kochin erhielt derselben mit breiter, axtartiger Eilinge diente beim Opfer keine Kochtôpfe in das Grab mit, sondem immer nur (Taf. 14, 30) und wurde in besonderer Scheide an einem die allgemein menschlichen Gerâtschaften. Gewiss aber Riemen getragen (Taf. 14, 31). herrschte auch in der Küche grosse Mannigfaltigkeit der Formen. Der gewôhnliche Topf, Chytra, stand meist auf einem Dreifuss. Er hatte einen oder zwei Henkel. 3. Mosikalische Der Instrumente. Lebes scheint ebenso gestaltet, nur grosser und vielleicht Musik war ein Hauptgegenstand der griechischen"^ aus Erz gewesen zu sein. Erziehung, denn die Erlernung irgend eines Instrumentes Erzgefftsse Wie in den Tonarbeiten, so waren die Hellenen nicht gehôrte zur notwendigen Bildung der Hellenen. Daher minder in der Anfertigung von Gefâssen aus Erz und aus finden wir bei ihnen auch eine grosse Ausbildung der Flechtwerk geschickt. Besonders die kleineren Formen der Instrumente und ihrer Behandlung. Das Altertuin. 64 führten Saiten- und Rohrinstrumente oder, hin- Sie wurde angefertigt aus Scbilf oder Holz, aucb aus Elfen- Sie sichts der Spielart, Reiss- und Blasinstrumente, ausserdem bein oder Knocben. aber nocb eine kleine Anzahl von Schlaginstrumenten zur Ibre Yerdoppelung ergab ein neues Instrument, dem Angabe des Taktes. Betrachten wir diese letzteren zuerst, wir auf Abbildungen nocb baufiger begegnen. Diese die Becken und die Hand- Doppelflôte oder Doppelklarinette batte entweder nur so gehort dabin die Klapper, Doppeitióte trommel oder Pauke. ein Mundstiick oder zwei. Der Umfang dieses Instrumentes oder war natürlicb Klapper Die Klapper, Krotale, bestand aus Hôlzern doppelt so gross als des einfacben, und Muscheln, die an der einen Seite miteinander verbunden dies mag ibren baufigen Gebraucb veranlasst baben. Die und hier feslgehalten wurden, indessen die offenen beiden Robre sind oft gleicb lang und gleicb gestaltet, waren Seiten mit den Fingern aneinander gesehlagen wurden. oft aucb ungleicb lang, und das eine nacb oben gebogen, Sie entsprachen also vollkommen den nocb beute bei den oft aucb beide. Manuer bedienten sicb beim Blasen der- Südeuropaern in Gebraucb stebenden Kastagnetten. Bei selben zur Ersparnis des Atems baufig einer ledernen Mund- den Griecben wurden sie immer von Tânzerinnen gespielt binde, in welcber sicb Offnungen fiir die Robren befanden. und kamen nur bei den wilden Gebrâucben des Bacebus Frauen bliessen gewobnlicb obne Binde (Taf. 10, 8). und der aus Kleinasien eingefiibrten Kybele zur Anwendung. Die Panpfeife' oder Syrinx (Taf. 14, 40) bestand Panpfeitc Die Becken, Zimbeln, Kymbalen (Taf. 14, 36), aus sieben nebeneinander befestigten Robren, die meistens Becken boble Halbkugeln mit scbmalerem oder breiterem von ungleicber Ltinge und Weite erscbeinen. Zuweilen waren Rande, die gegeneinander gescblagen wurden. finden sicb aucb neun Robre an derselben. Sie wurde, wie von aussen Man fasste sie dabei bloss mit den Hânden oder an Leder- es scbeint, ausser bei den Festen des Baccbus wenig ge- riemeii, die in der Mitte befestigt waren, oder steckte die braucbt; Avenigstens seben wir sie meistens in den Handen Hânde durcb lederne Biigel, die aussen daran sassen. von Satyrn. oder die Handtrommel den Beilaufisr kannten die Griecben aucb schon die be- Tambourin Das Tambourin war vôllig gleicb und bestand aus queme Ausbilfe eines Ledersackes als Windkammer, also nocb beute gebrâucblicben einem Holz- oder Metallring, über den ein Stück Leder den Dudelsack oder die Sackpfeife, jenes Volksinstrument Sackpfeife A Ringe bingen Scbellen zur Verstârkung der Scbotten, das aucb in Italien nocb seine Rolle spielt. gespannt war. m des Tones (Taf. 14, 37), Zuweilen wurde die untere Seite Die Trómpete oder Salpinx endlicb, welche die Trómpete nocb mit einem balbkugeligen Boden verseben und war Griecben aus Italien übemommen baben solien, war ein dann der Pauke vergleicbbar. langes gerades Robr mit weiter Mündung und tricbter- Aile bisber genannten Lârminstrumente galten jedocb formigem Mundstiick. Sie Avar bei den doriscben Stammen, bei den Griecben nicbt 'fiir musikaliscb, nicbt fiir würdig so wenig diese sonst auf Musik bielten, als Kriegsinstrument von einem Manne gespielt zu werden. Daber sehen wir neben der Klarinette gebraucblicb (Taf. 12, 8). sie auf den Abbildungen stets in den Handen von Frauen. Die Saiteninstrumente der Griecben waren nur Musikaliscbes Bürgerrecbt batte nur die Klarinette zum Spielen mit den Fingerspitzen oder einem dazu ge- (,Flote"), die Lyra und die ibr abnlicbe Zitber oder arbeiteten spitzen Griffel geeignet. Es werden deren drei Kitbara. Bei den Atbenern war sogar die erste nicbt genannt: Lyra, Kitbara und Trigonon. Lyra und Kitbara vbllig in Anseben. waren wobl nur dadurcb unterscbieden, dass der Klang- Wir betracbten zunâcbst die Blasinstrumente. Von kasten der ersteren wirklicb aus Scbildkfôtenscbalen, der ibnen kannten die Griecben die Flote, die Panpfeife und der letzteren dagegen aus Holz und dadurcb in beliebig die Trómpete. veranderter Gestalt angefertigt Avurde. Die Flote war von verscbiedener Grosse und Gestalt. Indem man in die Fusslocber eines hoblen Scbild- Flete Die HeUenen bezeichneten mit diesem Namen allé urspriing- krotenbaucbes zwei Ziegenborner befestigte und nun die des licb aus Scbilf verfertigten Instrumente, batten aber i'iir die Saiten einerseits auf der platten Baucbseite Tieres, einzelnen nocb besondere Namen. Dies die Quer- andererseits an einem zAviscben den Hornern waren befestigten Die Lyra flote, die Klarinette und die Doppelklarinette. Querstück befestigte, batte man die Lyra fertig. iretenden Holz- Die Querflote kommt in spaterer Zeit nur bocbst Gestalt der Horner oder der an ibre Stelle natürlicb aucb die seiten und vielleicbt war die mit dem Namen Plagiaulos arme und ibre Befestigung veranderte vor, bezeicbnete eine gewobnlicbe Flote mit einem kurzen Gestalt der Lyra ins Unendlicbe und es gab daber allerlei nur Ansatzrobr zum Blasen statt des blossen Mundlocbes. Aber Formen derselben (Taf. 14, 35). Hier Kithara aucb dies Instrument nicbt baufig. Die Kitbara bot dazu nocb mebr war Gelegenbeit. Kasten oval und in alien Klarinette Die Klarinette dagegen war das von alien Bias- konnte der viereckig, kreisrund, aus instrumenten beliebteste. Sie war abnlicb unserer, ein beliebigen Formen gebaut werden, denn er bestand freien gerades Robr mit einem meist zugespitzten Mundstiick mit Holz und gab somit dem Scbônbeitssinn der Griecben denn auf den oft beweglicber Zunge darin; das untere Ende war baufig er- Spielraum. So seben wir Abbildungen abAvecbseln mit weitert. Das Robr selbst erscbeint bald enger, bald weiter bocbst gescbmackvoile Formen der Zitber und mit Locbern oder Klappen verseben Bestimmung einfacben (Taf. 14, 38, 39 u. 41). Aucb bier sind zur ganz Namen des Tones; aucb die Mundstücke sind verscbiedener Gestalt. uns mit verscbiedenen Gestalten aucb verscbiedene VII. Die Kleinasiaten. 65 überkommen, die nicbt mehr vollig zu erklaren sind. So ihre Puppen besorgten oder sie spielten Blindekuh und tragen Sappho und Alkaios eine Lyra, deren Horner nach dergleichen. ohen sehr auseinander gehen und erst ganz an der Spitze Die Erwachsenen batten Würfel, Bail, sich wieder nâher kommen Ratespiele, (ahnlicli Taf. 14, 41). Ob dies Brettspiele, und dass die Athener ^ die Wetten liebten trotz das ernst tonende Barbiton war, das haUung aus Kdeinasien nach den Englandern, geht aus zahlréichen Stellen der Dichter Griechenland kam, ist nicht geAviss, doch wahrscheinlicb, unzweifelhaft hervor. Auch Hahnenkampfe wurden ab- da sowohl Herkunft als Klang zu den Gesangen der beiden gehalten (s. Aristophanes), und die vornehme griechische genannten Dichter passen. Jugend verprasste so gut Geld und Korperkraft in „nobeln Auch nach der Saitenzahl trugen Lyra und Kithara Passionen", wie die heutige grossstadtische Jugend das verschiedene Namen. Es gab welche von 3, 7, 9, 15 und auch tut. Als ob sie sich zu lange lebten! — doppelt so vielen Saiten, die dann wohl auf beiden Seiten des Stegs und Klangkastens aufgespannt waren. Es wird sogar eine Lyra mit 40 Saiten erwahnt. Hier mussten beini Spiel beide Hânde tátig sein, indessen das Instrument durch einen Riemen um die Schulter getragen wurde. Da- gegen konnte bei denen mit wenigen Saiten recht gut die Linke die Zither oder Lyra halten, indessen die Rechte VIL Die Kleinasiaten. spielte. Dies geschah entweder mit den Fingerspitzen oder mit dem Plektron (Tafel 18. Dieselben (Taf. 14, 38), eines auf einer Quellen wie bei den Griechen, nur dass oder auf fill- den Text Homer hier noch ist als und beiden Seiten dort spatelformig wichtiger einige zugespitzten Griffels aus Horn, Vasen in dem Museo Borbónico besonders lehrreich waren.) Elfenbein oder Metall. Die Lyra oder Kithara war in Athen, was bei uns die Violine: die Konigin aller Instrumente. Dies A. zeigte sich Einleitung. nicht nur darin, dass es die hochste musikalische Zierde Obgleich diejenigen Bewohner Kleinasiens, deren Tracht war, gerade dies Instrument spielen zu konnen, sondern wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen, grosstenteils sogar ausserlich, da die Zitherspieler, Kitharôden, bei den griechische Verwandte waren und also mit den Hellenen Panathenaen im langen Chiton und mit Kranzen auf dem in den Hauptmomenten iibereinstimmten, so war doch Haupt einherschritten. durch den unausgesetzten Verkehr mit ihren Hintersassen, Neben der Kithara wird zuweilen auch die Phorminx den Assyrem, Persern etc. ihre Art und Weise so wesent- genannt, doch es scheint gar kein Unterschied zwischen lich veriindert worden, dass, ware nicht die Sprache und beiden bestanden zu haben, oder, was das Wahrscheinlichere der Archipel gewesen, die als Bindemittel der Verwandt- ist, der frûher bestandene Unterschied, auf den ZAvei ver- schaft zusammenhielten, sich im Laufe der Zeit aus den schiedene Namen an sich hindeuten, mit der Zeit ver- Kleinasiaten ein vollig neuer Volksstamm entwickelt haben schwunden und die beiden Formen in eine verschmolzen konnte. Indessen aber die Sprache die urspriingliche zu sein. innere Einheit darstellte, hielt der Archipel als sanfte Trigonon Das Trigonon war unserer Harfe âhnlich. Es kommt Briicke die beiden Wohnsitze verbunden und erleichterte dann und wann auf den bildlichen Darstellungen vor, den Verkehr zwischen den beiden Zweigen eines Stammes, unterscheidet sich aber dadurch von derselben, dass der so dass ein ewiges Heriiber und Hinüber im Gange blieb. horizontale Schenkel nicht wie bei der Harfe oben, Freilich gab der- Besitz dieser Briicke zu fortwahrender sondern unten liegt und also der Fuss der Harfe mit der Eifersucht Veranlassung, sobald das Bewusstsein einer Spitze des Trigonons den Platz tauscht. Der Schallkasten Trennung und jederseitigen eigentiimUchen Entwicklung ruht auch der Spielerin im Arm, so dass sie die hochsten erwacht war, und der trojanische Krieg war deshalb auch Saiten mit der Rechten greift, doch muss sie dabei sitzen kein Kampf zwischen Sparta und Ilion oder um den Besitz und das Trigonon auf dem Schoss halten, um dieselben, der Helena, sondern ein Vernichtungskampf zwischen Ost Avelche also in der unterenEcke aufgespannt sind, erreichen und West, ein Streit zwischen ganz Griechenland und zu konnen. Die Zahl der Saiten scheint auch an diesem ganz Kleinasien, ein Krieg um den Besitz der Meeres- Instrument bald grosser, bald kleiner gewesen zu sein. herrschaft auf dera Archipel, ein Handelskrieg zwischen zwei Gliedern einer Familie. Troja machte Bankrott und seine Bûcher wurden geschlossen, die Firma ,Griechenland" Unterhaltungsspiele waren bei den Griechen in grosser führte fortan das Geschaft allein. Zabi für Kinder und Erwachsene gebrauchlich. Ein Volk Freilich musste sie an den Platz des früheren Neben- von so heiterer Lebensanschauung musste spielen! Und buhlers Agenten schicken, um drüben den Handel zu ver- sie spielten auch. mitteln, aber diese Avurden mit steigender Wohlhabenheit Kinder- Die Kiudheit hatte, wie die unsrige, den Kreisel, den (Smyrna, Mylet und andere) bald selbstandig, blieben aber spieie den Ball; sie schaukelte sich; die Knaben ritten auch in einem freundlicheren Yerhaltnis zu ihrer Heimat auf Stecken und Steckenpferden, indessen die Madchen als die früheren Handelsherren zu Griechenland gestanden Kretschmer u. Bohrbach, Trachten der YOlker. 3. Aofl. 9 Das Altertum. 66 hinderte sie jedoch nicht, die Tracht und Háfen. Zwischen ihnen stromen die Gewâsser dem Meere hatten. Dies Sitten des Landes anzunehmen, in welchem sie wohnten, in ziemlich breiten Talem zu und an ihnen hin lief die desselben Handelsstrasse von Stadt zu Stadt. Noch heute Einwohnern zu ver- aber, sich überhaupt mit den auch zugleicb die beiraatliche Art und wo die Türkenherrschaft auf allé vorangegangenen Ver- scbmelzen, wenn verloreii ging. Dies geschab selbst wüstungen, die besonders seit den Kreuzziigen über diese Weise dabei nie ganz Grabstein dann nicbt^ als sie von den Lydern und spater ven den Lander hingezogen waren, den erdriickenden Persern untervvorfen wurden, aber diese zeitweiligen Ver- setzte, der jede Auferstehung zu neuem Leben unmoglich Untertanigkeit blieben auch nicht ohne Ein- machte, noch heute sogar .sind diese Stádte reich und baltnisse^ der Es und wir machen uns in selten eine Vor- fluss auf sie. war etwa so, wie die europaischen machtig Europa umwandeln, indem sie die steUung davon, dass es selbst im innern Kleinasien Stadte Kolonisten sich in den Tropen Stoffe nach einem Schnitt gibt, die sich mit unseren grossten Stadten messen konnen dort einheimischen leichten ver- wenden, der zum grossten Teil den europaischen Mustefn sowohl an Volkszahl als an Wohlhabenheit. Wie mogen diese erinnert. So trugen sie also ausgesehen haben zur Zeit ihres Glanzes! treu bleibt oder doch stets an frnchtbar. Der Hermos áuch die kleinasiatischen Griechen eme Tracht in welcher. Denn die Taler sind hochst noch heute und wohl eine Viertel- die griechische Verwandtschaft unverkennbar War die z. B. ist zwar ^kiesreich" Formen nach meile breit war das Steinfeld, in dessen Mitte ich ihn aber den Stoffen nach sich ganz, den zum Teil den Wohnort anschloss. Dadurch nahmen auch 6—7 Meilen weit hinstromen sah, aber ausserhalb dieses an ihre Umwohner dieselbe Tracht an. Da aber die Farbe Kiesbettes, das er sich selbst aufgewalzt, wuchs auf beiden sich dem Auge zuerst einpragt ja da erst durch sie die Seiten das üppigste Getreide, und die Berggehânge zu Formen sich darstellen so kann es kein Wunder nehmen seinen Seiten strotzten von Reichturn an Wein, 01 und bis hoch hinauf an den wenn ein Blick auf die bleinasiatische Tracht (Taf. 13) Feigen. Die Walder gedeihen und alies atmet in den westlichen Kiistenlandern einen so anderen Eindruck gewdnnt ais einer auf die ganz Gebirgen griechischen Gestalten (Taf. 9—12). Es ist scheinbar eine einen unerschopflichen Reichtum. die aber wie die Trager selbst nichts Anders nimmt sich der Siiden aus. Hier wâlzt der ganz neue Tracht, ist ais eine Vermischung von Ost und West^ von Asien riesige wilde Riicken des Tauros seine finster bewaldeten Bachen und Europa, und in welcher wir daher auch besonders das Hohen am Meere entlang. Hier bleibt nur kleineren Unterscheidende hervorzuheben haben werden die Moglichkeit, ins Meer zu entrinnen, denn unwegsam sind die Senkungen zwischen den Bergen und nur wenige steile Pfade führen von der Küste in das Innere. Nur im 1. Qnellen. ostlichen Teile der Südküste werden die Hohen sanfter, und hier ist denn auch der Verkehr mit dem inneren Lande Die einheimischen sind sparlich im Vergleich mit den von jeher lebhafter gewesen. griechischen aber diese füllen die fehlenden Lücken und Die Nordkiiste an dem Ufer des Schwarzen Meeres was noch hier und da mangelt wird durch romische Kunst- hat hier und da gute Hâfen, doch bei weitem nicht in dem werke ersetzt. Yon der altesten Zeit ist freilich nur wenige Masse wie der Westen. Das innere Land ist ein Plateau Kuiide vorhanden doch lehren uns die homerischen Ge- mit aufgesetzten Hohenzügen, wenigen Flüssen und weit sange, dass das kleinasiatische Leben dem griechischen ausgebreiteten Ebenen, die zum Teil nur dürftigen Pflanzen- damais noch ahnlicher gewesen sei ais spater, wo die viel- wuchs bieten, weil das Wasser fehlt. Hier herrscht seit fache Berührung mit den Nachbarn, besonders den Persem, alter Zeit Viehzucht, besonders die der Ziege, weil dieses ihren Einfluss ausübte. Tier sich mit schlechterer Nahrung als das Schaf begniigb. Die im Jahre 1879 nach Berlin gebrachten hochst Doch auch dieses lebt. hier in grossen Herden. Sicher wertvollen Altertümer aus Pergamon, welche durch Humann aber bòt das Land im Altertume einen günstigeren An- und Conze wieder ans Licht gefordert sind, stammen aus blick, denn ich fand Brücken, deren Bauart ihr hohes Alter einer zu spaten Zeit (etwa 250—150 v. Chr.), ais dass bekundete, die aber über leere, noch kaum kenntliche sie noch ein wichtiges Zeugnis geben konnten von der Rinnen führten. Dort floss also einst Wasser, wo heute hier in Rede stehenden kleinasiatischen Tracht, wie sie keines fliesst, weil entweder die Walder, die den Quellen aúch schon vor Alexander d. Gr. zur Erscheinung kam. Nahrung schufen, verwüstet sind oder andere Vernach- lassigung deren Versiegen verursachte. Das Klima ist ein sehr Wohiisitz. angenehmes mit Ausnahme des 2. hohen Sommers. Dann verursacht die grosse Hitze eine Es waren besonders die Küstenlánder Kleinasiens, ausserordentliche Trockenheit der Luft, die desto mehr welche seit dem hôchsten Altertum eine Rolle in der Ge- zunimmt, je weiter man sich vom Meere entfernt. Zugleich schichte spielten. Unter diesen Küsten ist aber die west- entsteht durch den leicht zerfallenden Kalkstein, der einen liche die von der Natur am meisten begünstigte, denn hier grossen Teil der Gebirge bildet, ein feiner Staub, der die laufen die Gebirgsketten in nicht allzu schroffen Land- Luft erfüllt und die Haut trocken macht. Die Gewasser, zungen ins Meer aus und bilden so die vortrefflichsten da sie nur von Gebirgen mittlerer Hohen kommen, denn VII. Die Kleinasiaten. 67 nur der Tauros birgt in seinen jâhen Schluchten bis zum 1. Sommer Oewëhuliche Scbnee, trocknen Tracht. zum grossen Tail ganzlich aus oder schrunipfen zu kleinen Bachen zusammen, die. der a) Bedeekuiig des Rumpfes. Verdunstung zu wenig Flacha bieteii, um die notige Hierzu diente ein Hemd mit Àrmeln, das bei den Hemd Feuchtigkeit der Luft aufzubringen. So kommt as, dass Mânnern gewôhnlich bis zum Knie (Taf. 13, 1, 5, 9 u. 16), auch hier, wie wir bei den Persern erwahnt haben, dér bei den Frauen bis zur Erde reichte (Taf. 13, 6, 7 u. 15). Mensch bald darauf verfiel, den Korper mehr zu ver- Die Armel waren meistens eng und lang, doch kamen bei hüllen als es die Warme fordern konnte. Es ist auch den Frauen auch kurze weite vor (Taf. 13, 3, 7 u. 15). Der hier die Luft, deren Trockenheit wahrend des Summers, griechische Chiton wurde wohl dann und wann auch ge- wie bei den Persern wahrend des ganzen Jahres, ihn dazu braucht (Taf. 13, 2), doch begnfigte man sich noch lieber veranlasste. Darum bedeckte der Grieche, der in Europa damit, ihn nur nachzuahmen, indem man das geschlossene Kopf, Arme und Beine so gem der angenehmen Luft Hemd so verzierte als sei es ein Chiton. Man besetzte preisgab, aile diese Teile hier in Kleinasien. z. B. den Armel auf der oberen Seite mit Borten uiid Knopfen (Taf. 13, 15) als sei es der zusammengenestelte Rand des griechischen Leibrockes. Ebenso verzierte man 3. Oescliiciitlîchesi. ausser der einheimischen Vorderaaht das Hemd noch mit einer oder zwei Seitennilhten, um ebenfalls das Dies ist ebenfalls griechische zu bekannt, als dass es einer neuen Gewand nachzuahmen (Taf. 13, G u. 16), indessen die Erwâhnung bedürfte. Wir haben schon bemerkt, dass Armel dieses Vorhaben Lfigen straften. Auf dem Hocli- die urspriinglich verwandten Bevôlkerungen in ïïellas lande Plu-ygien, ebenso in den sfidlichen Provinzen und dem westlichen Kleinasien vor liions Mauern trug den man ursprfinglich liber dem Hemde oft ein zehnjâhrigen der Ziegenfell, in Kampf Entscheidung fochten, der den den westlichen dagegen, wo das griechische Wesen vor- europaischen Griechen das TJbergewicht sicherte. Spâter herrschend war, war das Übergewand ein Mantel, der um kamen Kolonisten von ihnen in das Land und mischten beide Schultern gelegt und vorn oder auf einer Schulter sich mit den verschiedenen Stâmmen desselben, die selbst verknfipft oder befestigt wurde (Taf. 13, 9 u. 13), oder das schon aine Mischung der früheren griechischen Ein- griechische Himation, das Avir schon kennen wanderer mit IJrbewohnern (Taf. 13, 7 u. den 15). waren. So eutstand aine Dass man auch fiber dem ersten Hemde noch ein zweites neue Bevôlkerung, worin aus früherer und spaterer Zeit mit oder ohne Armel trug, kam vor, Avenn auch nicht Elemente sich vorfanden und geltend machten. Die Be- gerade oft (Taf. 13, 1, 3 u. 5). rührung mit den Sarmaten am Kaukasus, mit den Assyrern Sowohl das Hemd als das ObergeAVand Avurden und hiiiihg spater mit den Persern, mit den Phoniziern, ja mit aus gemusterten oder AA^eiiigstens bunten Zeugen verfertigt, den Agyptern selbst schon in der âltesten Zeit (Memnon \AT.e denn die Farbung der Kleider das Moment ist, Avodurch unterstützte den Priamos) brachte ausserdem noch man- die kleinasiatischen von den europaischen Griechen sich am ches Element heran, das noch immer hin und wieder auffallendsten unterscheiden, und Avorin sich am deutlichsten deutlich zu erkennen ist. Mit Sardes' Untergang durch der Einfluss des Ostens kundgibt. Statt eingewebter Gyrus erlischt die Geschichte der Halbinsel als eines selb- Muster setzte man auch Avohl aussen Borten und soafar stândigen Landes, denn der Freiheitskampf gegen Darius kleine Metallplattchen auf. Es Avaren gewôhnlich Punkte, und seine Nachfolger brachte den vom persischen Joche Sterne oder Blumen, oft auch zackige Streifen, die dar- befreiten Tail nur in die Hande der Athener oder Spar- gestellt Avurden, oder das ganze Kleid zeigte viereckige, tañer, und bald wurde ailes vom mazedonischen Alexander abAvechselnd bun te Felder (Taf. 13). Vornehme gingen zusaramengeschmolzen zu seinem Weltreich, aus dessen darin so weit, dass sie das Kleid mit kfinstlerisch ge- Trümmera für Kleinasien noch einmal eine kurze Zeit der zeichneten Figuren fiber und fiber sticken oder besetzen Erhebung hervorging, bis Rom seine Adler darüberhin liessen (Taf. 13, 13 u. 16). Vom herab am Hemd lief an den Euphrat trug. ein breiter Saum mit Schnfirlôchern (Taf, 13, 6, 7 u. 16), der zuweilen sogar einen Bogen beschrieb (Taf. 13, 1); das Frauenhemd war somit ein heutiger Frauen-Oberrock B. Die Tracht. (Taf, 13, 4 u. 6). Am Himation oder Mantel Avar es be- senders die Kante, welche verziert wurde (Taf. 13, 7 u. 15). Ninive und Babylon waren zwar gefallen, aber ihr Gegfirtet wurde das Hemd von den Mannern fiber den Einfluss war nicht so schnell verwischt als ihre Mauern. Hüften, von den Frauen dicht unter der Brust (Taf. 13, Dafür lieferten die Kleider der Kleinasiaten noch zu 15 u. 16), und auch der Gfirtel gab natfirlich Veranlassuiig Alexanders Zeiten den basten Beweis, Die ûberall vor- zur Entfaltung des Reichtums. herrschenden reichen Verzierungen der Gewander, die fiber das ganze Kleid verstreuten Sternchen, Blumen und b) Die Kopfbedeckuiig. dergleichen sprachen deutlich genug von jenen unter- Diese ist den Kleinasiaten so eigeiitümlich, dass von gegangenen Herrscherinnen, die dergleichen geliebt hatten. jeher die phrygische Mfitze bekannt war. "Dieselbe AAmr Mütze 9* 68 Das Altertum. kegelfôrmig und verlángerte sich nach unten über Schláfe (Taf. 13, 5, 9, 13 u. 16). Zuweilen finden sich auf den und Nacken bis auf die Schultern. So war Haupt und Darstellungen auch Halbstiefel, die vorn zugeschriürt sind Nacken vollig geschützt, nur das Gesickt blieb frei. Unter (Taf. 13, 1); doch gehoren sie zu den Selteriheiten. dem Kinn konnte sie durch die seitlicb herabbangenden Die Frauen gingen, da sie wenig aus dem Hause Bander befestigt werden. Die Spitze fiel weicb nach vorn kamen, meist barfuss (Taf. 13, 2, 3 u. 7) und nur hier um und so entstand eine Form, die dem Kamme des und da tragen sie auf den Bildern leichte niedrige Schuhe, Helmes nicht uniihnlich war (Tal 13, 5, 9, 10 u. 14). Diese oben zum Binden eingerichtet (Taf. 13, 6 u. 15). Mützen wurden aus ebenso kostbaren Stoffen gemacht und ebenso reich verziert ais die Kleider. Man fügte d) Schmiick. ihnen sogar oft noch (Tai, 13, 4, 6 u. 16) die Stirnbinde Man zierte, wie schon bemerkt, das Haar mit Binden, hinzu, die man zuweilen allein an ihrer Statttrug (Tai. 13, die Frauen mit metallenen sogar; die Ohren mit Ohr- 1, 7 u. 8). Bei den Frauen besonders war letztere oft gehângen und zwar trugen solche, nach assyrischem Vor^ sehr kostbar (Tai. 13, 8), zuweilen aus Gold und mit bilde, auch die Manner. Den Hals umgabeu die Frauen Ferien oder Edelsteinen verziert (Taf. 13, 3 u. 15). Sie mit Ketten (Taf. 13, 15) oder goldenen Ringen. Jene wurde sowohl ais gleichbreite Binde (Taf. 13, 3 u. 8) ais waren bisweilen so lang, dass sie mehrmals herumreichten auch ais Stéphane (Taf. 13, 15) getragen, auch ais solche und bis auf die Brust herabfielen. Den "Vorderarm mit der Mütze verbunden (Taf. 13, 4). Auch fügte man schmückten Armbander (Taf. 13, 3 u. 15); die Finger wohl der Binde noch Blumen oder Kranze hinzu (Taf. 13, 8) trugen Ringe. Dass ausserdem die Kleider der Vornehmen oder benutzte diese statt derselben (Taf. 13, 2). auf allé nur mogliche Weise verzieH waren, dass sogar Haarpflege So wie die Mütze von Mánnern und Frauen getragen Goldplattchen fiber die ganze Flache des Gewandes ver- wurde, so liessen sich auch beide Geschlechter angelegen teilt waren, haben wir schon erwahnt. sein, das Haar zu pfiegen. Wohlriechende Salben und- Ole mussten den Bart des Mannes wie seine Locken 3. glanzend machen, und die heutigen Türken haben also Kriegiitraclit. für ihre Bartpflege zahlreiche Vorganger. Die Iliade lasst die asiatischen Helden auch zu Wagen Bei den Frauen war auch die griechische Sitte nicht kampfen, gleich den Griechen; der gemeine Mann kampft ungewohnlich, den Haarschopf des Hinterhauptes mit zu Fuss. Auch die Ausrfistung ist dort wie hier dieselbe, Tüchem oder Binden, selbst aus Metall, zu umgeben so dass, was wir dort gesagt, grossenteils auch hier gilt. (Taf. 13, 15). a) Schutzwaffen. c) Belli- und Fiisshekleidiiiig. Der Helm war ganz dem griechischen gleich (Taf. 13, Helm Beinkieider Man konnte, wenn man den Homer gelesen, glauben, 12 u. 13), doch finden wir hier auch Helme, die der phry- die Kleinasiaten bátten zu seiner Zeit keine Hosen getragen, gischen Mfitze hochst ahnlich sind, so dass sie nur als da er derselben nirgends Erwáhnung tut. Doch ware der Nachahmungen derselben erscheinen (Taf. 13, 10 u. 14). Schluss nicht durchaus sicher, sondem nur in. bezug auf Von den nordischen Nachbam am Kaukasus scheinen sie die von ihm genannten Volker Kleinasiens; diese sind aber jedoch die Schuppenrfistungen sehr bald fibernommen zu Bewohner des Westens und gehoren mit wenigen Aus- haben und so finden wir denn sowohl Panzer als Helme nahmen zu den Stámmen griechischer Verwandtschaft. Es von solcher Arbeit (Taf. 13, 11, 12 u. 14), konnen also schon damais bei den Bewohnern des inneren Der Panzer ist fibrigens sonst auch dem griechischen Panzer Landes Beinkieider gebrauchlich gewesen sein, ohne dass gleich und besteht entweder aus ganzen Flatten ffir Brust deshalb Homer etwas vergessen hâtte. Es ist aber auch und Rficken oder jedes dieser Stficke aus einzelnen Flatten moglich, dass die Beinkieider wirklich erst nach jener Zeit (Taf. 13, 13) oder aus Schuppen (Taf. 13, 11 u. 12). Auch von Osten her und dann wahrscheinlicjh von den Persern wurde er durch einen starken Gurt fest an den Leib ge- eingeführt worden sind, da die Assyrer, Babylonier und halten. Unterhalb desselben tmg man ebenfalls einen Meder keine trugen, soñdern in langen Gewandern gingen. kurzen Schurz aus ledemen oder metallenen Streifen zum Es sind ahnliche Ubertragungen in der Geschichte der Schutz des TJnterleibes (Taf. 13, 11—13). Das Hemd unter Trachten nichts ünerhortes, und da obenein das Klima dem Panzer war kurz und meist ohne Armel (Taf. 13, Persiens, wie oben bemerkt wurde, einige Ahnlichkeit mit 11 u. 12), wurde aber, treu dem allgemeinen Drang nach dem des anatolischen Hochlandes hat, so fand sich ein Ausschmfickung, an seinen Kanten durch Linien und der- natürlicher Grund zur Annahme dieser Tracht. So offen- gleichen verziert. barte sich an einem Beinkleid, wie Fig. 5 trâgt, der Ein- Auch der bei den Griechen erwahnte Leibgfirtel, der Gürtei fluss Persiens und Assyriens: jener durch die Hose selbst, unter dem Panzer getragen wurde, wai hier im Gebrauch dieser durch den bunten Stoff. und bestand ebenfalls meist aiis Blech. Sandaien Als Fussbekleidung dienten in der früheren Zeit San- Der S child wurde bald aus Leder in mehreren schiid dalen (Taf. 13, 11 u. 12), spater aber übernahm man den Lagen fibereinander, bald ganz aus Metall verfertigt. Der Schnürschuh der Perser und legte ihn nicht wieder ab runde Schiid war der gewohnlichste (Taf. 13, 14); der VIII. Die Etrusker. 69 ovale scheint selten vorgekommen zu sein. Auch die Pelta 1. das IStabeiigerilt war in Aufnalime gekommen (Taf. 13, 12), wurde jedoch so ist es dasselbe wie nur von den leichten Fusstruppen benutzt. betrifft, dort, nur dass in den Formen Die Arme waren durch das Hemd oder den Leibrock viele Erinnerungen an Assyrien auftreten. Tische und etwas geschützt, die Beine durcb Beinkleider. Doch Stiihle mit trug oder ohne Fussschemel und Lager, jedoch ur- man beide aucb nackt (Taf. 18, 11) oder schützte die sprünglich nur zum Schlafen, waren bekannt, auch die Schienen letzteren durch Schienen, wie bei den Griechen (Taf. 13, Truhen und Schreine, so wie bei den Hellenen. Spater 12). Auch anliegende Kleidung ganz aus Schuppen finden lagerten sich die Manner auch bei Tische oder beim wir wie bei den Sarmaten (Taf, 13, 14). An den Fiissen Trinken und so kam diese Sitte vom Osten zur Westküste trug der Krieger Sandalen (Taf. 13, 11 u, 12) oder die und von da nach Europa hinüber. gewohnlichen Schuhe (Taf. 13, 13 u. 14). Tiber die ganze Rüstung wurde S. die ausser dem Kampfe Oefíisse Mantel wohl noch der Mantel (Taf. 13, 10 u. 18) oder ein Fell waren zwar nicht den griechischen gleich, aber ahnlich. geworfen (Taf. 13, 11) oder eine Decke, wie wir sie bei Neben dem Mischkrug (Krater) spielten doppeltgehenkelte den Asiaten auf Taf. 6 erwahnt haben und wie sie noch Krüge, Kannen, Becher und Schalen die Hauptrolle. Die heute am schonsten in Anatoli gewebt werden. meisten waren aus Ton, manche aus Holz, andere aus edlen Metallen. Auch der Dreifuss, als Gérât zum Auf- h) Angriifswaflfen. stellen eines Gegenstandes oder als Küchengerat, wird oft Lanze Unter diesen ist auch hier die Lanze die wichtigste. genannt. Sie war der griechischen an Lánge gleich und ebenfalls 3. Maslkalischc Instrumente. zweischneidig. Es gab im lydischen Heere ganze Ab- Die Syrinx und die dreisaitige Zither sollten in Lydien teilungen mit langen, andere mit kurzen Lanzen. ihren Ursprung haben und wurden hier am meisten geliebt. Bogen Der Bogen, entweder aus Horn oder Holz, diente Trompeten benutzte man hochstens im Kriege. Übrigens als nâchstwichtige Waffe. Apollon war Schutzherr dèr waren auch die griechischen Floten, die Lyra etc. im Troer und Alexandros war durch seine Geschicklichkeit Gebrauche. mit dieser Waffe berühmt. Die Pfeile waren gewohnlich Spiele geselliger Unterhaltung waren Würfel, Ball und aus Bohr und mit Erzspitzen versehen. einige andere, die bei den Griechen schon genannt wurden. Schwert Das Schwert, ganz dem der Griechea ahnlich, kurz, spitz und doppelschneidig, wurde auch an einem Riemen Als die Griechen in Europa erst recht anfingen, sich über die rechte Schulter getragen, so dass es auf der linken zur Blüte zu entfalten, da sanken ihre Brüder in Asien Seite hing. Die Scheide war aus Metall oder damit verziert. in die Vergessenheit und Nacht zurück, und was diese Eine nicht unbedeutende Rolle spielte hier die d op p elte unterdrückte, wurde jenen die Veranlassung zur hochsten noppei-Axt Axt (Taf. 13, 13). Sie hatte ausser den beiden Schneiden Freiheit. So sehr verschieden waren die Organismen beider auch noch eine lange Spitze zum Stoss. Brudervolker bereits im Laufe der Jahrhunderte geworden. schieuder Die Schleuder kam nur bei einigen Stammen zur Denn dasselbe wirkt nicht überall dasselbe: Den totet Anwendung, blieb aber immer von geringer Bedeutung. der Sonnenstrahl und jenen belebt er! In Asien wirkte Ausserdem waren noch bei einigen Volkerschaften der Perser, die Knechtschaft, in Europa die Freiheit! Keulen, Streithammer, einfache Âxte und dergleichen im Gebrauch, Übrigens war das Heer der Kleinasier, wie man es z. B, in den Perserkriegen aufgezahlt findet, ein sehr an- sehnliches; besonders bedeutend muss die Reiterei um jene Zeit gewesen sein. VIIL Die Etrusker. Von einer Hoftracht konuen wir auch hier nicht reden, 15. Das Berliner Guhls Ferrarlo da die keinerlei besondere durch (Tafel Museum, Denkmüler, Konige Auszeichnung und Weiss sind hier die wichtigsten Hilfsmittel gewesen; Zeich- die Tracht beanspruchten oder genossen. Nicht einmal nung und Farbe ist nach ihnen gemacht worden. — Fiir den der Purpur war ihnen ausschliesslich eigen und so war Text sind ausserdem noch die Werke von 0. Millier [die Etrusker], es nur der feinere Stoff oder die reichere Ausschmückung Th. Mommsen [rom. Geschichte], A. Bottiger, A. Becker und dér Gewânder, die den Herrscher hervorheben konnte. G. Micali benutzt worden.) A. Einleitung. C. Oerate. Obwohl durch weite Flachen Landes und Meeres von Auch hier würden wir nur vieles zu wiederholen den Kleinasiaten getrennt, schliessen sich die Etrusker doch haben, was bereits bei den Griechen gesagt wurde. Was in allem eng an diese an, so dass wir allé Veranlassung zunachst haben, sie denselben unmittelbar folgen zu lassen. 70 Das Altertum. Wir b^reifen unter dem obigen Ñamen das Volk, I nahmen davon machen ausser den Seestadten nur Florenz welches im nordwestlichen Telle der Apenninhalbinsel un- und wenige kleine Orte. gefahr zwischen dem Tiber und Arno wohnte, und welches Im allgemeinen ist also das ganze Land ein Hochland einer Vermischung nordlicher Einwanderer mit deu oder Bergland, von vielen Talern nach alien aus Richtungen Tuskern, den früheren Bewohnern, entstanden sein mochte. durchschnitten. Schnee gibt es im Winter nur 2—6 Tage; die Luft ist massig warm und, wie in Italien fast überall, 1. Quelleu. feucht genug. Darin mochte ein wesentlicher Unterschied des Klimas von Kleinasien und Mittelitalien liegen und darin Die noch vorhandenen Denkmaler etrurischer Kunst also eine TJrsache zu anderer Traeht. Denn aus früheren geben uns genügenden Aufschluss über die Tracht des Betrachtungen ist deutlich, dass hier z. B. eine dichte Volkes, doch lasst sich nicht mehr die Zeit bestimmen, aus Umhüllung des sie Korpers nicht notAvendig war, dass aber, welcher dieselben stammen. Zum grossen Teil gehen weil in einem Bergland, das von Seewinden überweht wird, über die historische Zeit Italiens weit hinaus und sind also die das ganze Jahr hindurch nicht aUzugrosse aus der Zeit der Sagen vor dem 6. Jahrhundert. Für Temperatur TJnterschiede bietet, die lOeidung eine massig warme und unseren Zweck genügt es übrigens auch, zu Avissen, dass einfache sein kann; dass zugleich bei dem Wechsel der zu einer Zeit, wo Pisistratos in Athen herrschte und avo Warme, bei kühlen Morgen und Abenden eine Cyrus den persischen Staatskoloss erbaute, taglichen an den Ufern zweckmassige Umhüllung, die diesem Wechsel angepasst des iachenden Arno bereits eine Kunstfertigkeit Platz ge- werden kann, Avünschenswert ist. Im ganzen liegt Tus- griffen batte, die um so mehr in Erstaunen setzen muss, kien hoher über dem Meere als Griechenland und der da sie sich bei ihren Nachbarn jenseits des Tiber erst so Mensch bedarf also dort einer AAW'meren Hülle, indessen spat und geringfügig entwickelte, denn Roms Kunstwerke die mittlere Temperatur der in der Ebene liegenden Stadte wurden mit wenigen Ausnahmen von griechischen Hânden Athen und Florenz etwa dieselbe ist. ausgeführt, Dass übrigens alies, was an Altertümern bisher auf etrurischem Boden an das Licht des Tages gefordert ward, 3. Oeschichtliches. dort auch entstanden ist, lasst sich nicht behaupten, da das AVoher die Tusker in das Land kamen, ist bis heute Volk eineu ausgedehiiten Handel mit dem ganzen Orient unerforscht geblieben und Avird es bei dem Mangel alterer betrieb und also dessen Kunstprodukte bei sich einführte. historischer auch immer bleiben. Ebenso ratsel- Die alte Pisa mag im 6. Jahrhundert vor Christo die Rolle Zeugnisse haft ist der eingewanderte Stamm der Rasennen, der sich gespielt haben, welche 2000 Jahre spater an Genua über- mit ihnen mischte. Alie diese Erçignisse gehoren einer gegangen war, oder die sie selbst zum Teil noch unter vormythischen Zeit an. Denn schon die Ankunft griechi- den Hohenstaufen durchführen konnte, AAue heute Livorno scher Kolonisten gehort in die Sage, und da avo wir die es tut. Etrusker am Lichte der (romischen) Geschichte kennen 2, Wohnsitz. lernen, sind sie bereits ein staatlich wohlgeordnetes Volk, Das alte Etrurien war das von Ost nach AVest schief im Besitz von Wissenschaften und Künsten, von Schiff- abfallende Dreieck zwischen Arno, Tiber und Meer, etwa fahrt und Handel. Die beiden letzteren bildeten das das Gebiet des heutigen Toskana (Tuskien). Im Osten Band, welches sie mit dem Orient verknüpfte, und wo- durchzieht es der Apennin, von dessen Hohen die beiden durch ihnen von dort manches Nene zuging, das sie sich genannten Flüsse samt ihren Untergebenen ihre Nahrung aneigneten. Zugleich wuchs dadurch der Reichtum und erhalten. Dort ruht, von hohen Bergen umschlossen, der die Prachtliebe, und so bildeten sie neben den Romem trasimenische See, in dessen Nalie die etrurische Stadt eihen grellen Kontrast, ais sie in deren Geschichte zum Corbona lag. Die hochgelegene Ebene von hier bis Arezzo ersten Male auftraten. und das an dieselbe sich anschliessende obere Arnotal sind AVas übrigens die geschichtlichen Erlebnisse der sehr fruchtbar an Wein, 01 und Feigen. Uberhaupt sind Etrusker betrifft, so sind sie aus der romischen Geschichte die Abhânge der Berge im ganzen Land der am besten bekannt. Ais Rom seine republikanische Regierung ein- bebaute Teil desselben. Die eigentlichen Taler sind weniger richtete, stand Etrurien bereits auf seinem hochsten Glanz- reich und der untere Arno fliesst in der Nabe seiner Mün- punkt. Hundert Jahre spater sank es durch den Verlust dung durch eine Avahre Einode. Aber dass auch diese seiner Seeherrschaft, welche an die Punier überging. Zu- vor nur einem Jahrtausend ein blühender Garten war, gleich musste es zu Lande die Kelten bekampfen, Avelche ist unzAveifelhaft, und der nordlich von Pisa gelegene Norditalien durchzogen, doch wurde es dem Untergange Küstenstrich ist es noch jetzt. Der schlechteste Teil des mehr durch innere Üppigkeit ais durch áussere Gegner Landes ist die Meeresküste. An einigen Stellen, z. B. zugeführt. Das Leben der Familie war durch ünsittlich- westlich von Siena, ist sie durch ihre Maremmen keit untergraben und im Staate Avar auch manches faul sogar hochst. gefahrlich. Die ersten Anbauten sind daher gewiss und mürbe. Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die an den Abhângen der Berge gemacht worden, und auch Adler, und das taten sie denn auch hier. Die romischen die heutigen Stadte iiegen allé bedeutend hoch. Aus- waren es, die es in Besitz nahmen. VIII. Die Etrusker. 71 B. Die Traclit. I Unterbrechungen durch andere Farben hinzu (Taf. 15, 13). Vorherrschend waren: rot in verschiedenen Schattierungen, Wenn wir neben Taf. 15 auf die eine Seite die Klein- blau und gold. asiaten, Taf. 13, und auf die andere die Romer, Taf. 16—18, Der Uberwurf oder Mantel der Etrusker war, wie ' sOresaOcjt.' Mantel legen, so wird selbst der flüclitigste Blick ermitteln, auf anfangs das einzige Kleidungsstück der Manner gewesen; welcber von beiden Seiten sie die meiste Verwandtschaffc nach und nach hatte sicli, zuerst natürlicb bei den Vor- findet, namlicb seltsamerweise nicht bei den nachsten Nach- nehmen und wohl nur bei besonderen Gelegenheiten, das barn auf Taf. 16 f. den Romern, sondern bei den fern- Hemd eingeführt und wurde mit der Zeit ein notwendiges wohnenden Kleinasiaten auf Taf. 13. Auch hier ist, wie Kleidungsstück, ein Yorgang, den wir in ahnlicher Weise dort, der Chiton oder das Armelhemd, auch hier der eckige bereits bei anderen Volkem beobachtet haben und nocli Uberwurf, auch hier vor allem die gemusterten bunten oft zu erwahnen haben werden. Zeuge und auch hier der Hang zu Pracht und Uppigkeit. Der Uberwurf war ursprünglich dem griechischen gleich, ein viereckiges langliches Stück Zeug, das in ganz derselben Weise umgelegt wurde, wie das 1. Gewôhiiliche Tracht. griechische Himation (Taf. 15, 5). Aber das enge Kleid musste mit ihren a) Bedeckung des Ruinpfes. Ansprüchen wachsen und sich dehnen und bald sehen wir die Etrusker in weiten faltenreichen Gewaudern ein- Dieselbe hatte, wenigstens in spaterer Zeit, zwei herschreiten, die auch die einfache Form des Yierecks ver- Hernd wesentliclie Stiicke: das Hemd und den Uberwurf. Jenes lassen und sich an einer oder mehreren Seiten abgerundet, hatte bald langere (Taf. 15, 11), bald kürzere Armel die meisten aber an Lange bedeutend zugenommen haben. (Taf. 15, 12) und ebenso waren diese bald enger, bald Die alten Darstellungen sind bin und wieder so ratsel- weiter. Auch die Nachahmung des griechischen Chiton haft, dass die Form des Uberwurfs gar nicht zu erkennen fand ihre Stelle, indem man ihn entweder wirklich trug ist. Daher hat man ein Halsloch in demselben annehmen oder doch die von den Achseln herablaufenden Knopfe zu müssen geglaubt."' Diese Ansicht kann ich nicht ansetzte (Taf. 15, 4 u. 9). Die Darstellungen lassen teilen. Ein Halsloch in einer Decke, die als Mantel über- zweifelhaft, welches von beiden gemeint sei. geworfen werden soil, ist etwas so eigentümliches, dass Dieses Hemd war bei Mannern und Frauen ge- ich înich nicht entschliessen kann, von einem Yolke des brauchlich und wurde von beiden Geschlechtern lanij bis Altertums das leicht zu glauben. Ich habe dies nur bei auf den Boden getragen. Vornehme (Taf. 15, 13) liessen den Spaniern und im Imítale in Tirol gefunden, so dass es sogar auf der Erde nachschleppen. Es gibt nichts es mir sclieint, dies sei eine dem gotischen Stamme eigen- Neues unter der Sonne. Ursprünglich freilich trugen die tümliche Tracht. Im Altertum ist mix kein Fall der Art Manner nur den Uberwurf und kein Hemd; auch war bekannt, und so kann ich die bezüglichen Darstellungen dieses spaterhin oft kiirzer als das der Frauen. Der Stoff, (z. B. Taf. 15, 11) nur so erklaren, dass das wahrscheinlich woraus dieses Kleidungsstück verfertigt wurde, war ur- schmale Gewand mit dem einen Ende auf der linken Schulter sprünglich nur Wolle. Die Frauen webten selbst nach nach hinten herabhiingend, vom iiber die Brust, dann den beliebten Mustern, die seit Urzeiten bei den Etruskern über den Rücken und abermals über die Brust gelegt und im Gange waren und die mit ihren Sternchen, Punkten, das letzte Ende über die rechte Schulter nach hinten ge- Streifen, viereckigen Feldem (Taf. 15, 6 u. 7, 10 u. 11, 13) schlasfen wurde. Diese Art des Umwerfens ist keine un- sehr lebhaft an die assyrischen und kleinasiatischen Stoffe gewôhnliche und entspricht zudem andern ganz deutlichen erinnem. Ob sie diese Muster einst von dort heriiber- Darstellungen insoweit, als dieselben (Taf. 15, 7) ebenfalls geführt, oder ob sie, vielleicht mit den Kleinasiaten eines zeigen, wie die Etrusker künstliche Yerschlingungen des Stammes, bei irgend einer historischen Umwalzung aus- Obergewandes liebten, so dass beide Enden gleichmassig gestossen und uber das Meer an die Küste Italiens ge- nach beiden Seiten über die Arme und über die Schultern schleudert wurden, wie die Sage ahnliches von Aenaas fielen, Vielleicht war ihnen diese Art von Ubereinstimmung erzahlt, das ist rait Dunkel umhüllt. Genug, sie fertigten in der Gewandung besonders angenehm. ihre Stoffe ahnlich den Orientalen an. Obwohl, wie bei den Mannem der Uberwurf, bei den Als spâter der Reichtum und dadurch der Luxus Frauen das Hemd das wichtigste von beiden Kleidungs- zunahm, konnten die Frauen den erhohten Anforderungen stücken war, so trugen sie doch meistens auch irgend ein an den Webstuhl wohl nicht mehr genügen, und von Obergewand. Dasselbe lasst sich in vielen Fallen als ein nun an hob sich das Handwerk der Weber und F ber. langliches Yiereck erkennen, zuweilen aber muss man, urn Zugleich wurden aus dem Orient Kleider oder Stoffe die Zeichnung zu erklaren, annehmen, dass dasselbe an eingeführt, darunter auch jene Florgewander aus Kos einer (Taf. 15, 10) oder mehreren Seiten gerundet gewesen und Amqrgos. sei. Die meisten gestatten jedoch die Annahme des Iang- Die Farben dieser Kleidung waren, wie schon erwahnt, lichen Yierecks, und zwar eines solchen von sehr grosser den Etruskern keineswegs Nebensache. Sie liebten das Grelle und Bunte und selbst dem Weissen fügten sie g^ Weiss, in seiner schM.tzenswerten Kostümkunde, S. 950. 72 Das Altertxim. Lange, etwa 6—7 m, und von —1®/^ m Breite, Die Priester erscbienen wabrend ibrer Amtstatigkeit priester- Grewand viermal Iang als breit im langen Gewande mit Armeln (Taf. 15, 4). Das Ober- tracht so dass also das so war (Taf. 15, 7 u. 12). Dagegen kommen aucb Uberwürfe gewand, wenn sie ein solcbes tragen, gebt von einer der Frauen vor, die kaum die doppelte Breite zur Lange Scbulter unter dem entgegengesetzten Arm bindurcb bis baben und sicb mebr oder weniger der Form des Quadrats wieder zu der Scbulter, wo dann die übrigbleibenden naliern (Taf. 15, 13). Solclie konnten dann freilich nur Enden tief berabbângen, indessen eine Spange das Gewand über die Scbultern gehangen und, auf den Acbseln nach in der angegebenen Lage auf der Scbulter festbalt. Ob vom gezogen (Taf. 15, 13), etwa mit einer Spange auf die Farben bei verscbiedenen Gottem verscbiedene sein der Brust befestigt werden (Taf. 15, 6). Künstliche Ver- mussten, lasst sicb nicbt mebr entscbeiden, bat aber allé schlingungen der Gewander (Taf. 15, 7) konnten nur mit Wabrscbeinlicbkeit für sicb, sobald man an das sonst so jenen sehr langen vorgenommen werden und konnten auch ausgebiidete Leben der Etrusker und an Nacbbarvolker nur bei besonderen Gelegenheiten moglicb sein, demi wenn denkt, von denen, wie von den Griecben, dies als bestimmt der Scbal mit seiner Mitte vorn auf den Leib gelegt, die nacbgewiesen werden kann. Aucb mag der Kultus wie beiden Enden gleichmassig über die Oberarme nacb binten die Kleidung (Taf. 15, 4) wobl dem griecbiscben abnlicb und unter der Acbsel bindurcb wieder nacb vom gezogen gewesen sein. wurden, wo sie dann berabbingen (Taf. 15, 7), so lâsst sicb leicbt denken, dass, sobald die Trâgerin die Arme b) Kopfbedeckung. sinken liess, das ganze Obergewand niederrutscbte. Es Aucb bierin stimmen die Etrusker mit den Klein- konnte sicb nur mit gebobenen Unterarmen balten, also asiaten, nicbt aber mit den Griecben überein, indem bei etwa beim Tanze und dergleicben. Sebr bâufig dagegen ihnen die Mütze zu den, wie es scbeint, notwendigen finden wir Darstellungen, auf denen die Frau das Gewand Dingen geborte. Dies gilt von beiden Gescblecbtern, gleicb über den Kopf gelegt bat, eine Tracbt, die sicb docb unterscbeiden sicb die Kopfbedeckungen der Manner bis auf die beutigen Italienerinnen fortgesetzt bat, indeixT von denen der Frauen. diese ibren Uberwurf, die Mantilla, nocb ebenso tragen. Erstere trugen meistens flacbe Mützen oder Hüte, die Mütze Der Stoff, woraus die Frauen das Obergewand ver- mit einem aufrecbtstebenden steifen Rande umgeben waren. fertigten, war anfangs wobl aucb nur Wolle (Taf. 15, 13). Derselbe scbeint jedocb nicbt etwa beweglicb gewesen zu Bald aber, ais sie die leicbteren Gewebe des Orients kennen sein, denn es feblen Abbildungen, die darauf bindeuteten, gelernt batten, bedienten sie sicb aucb derselben, und so sondern er gab der Mütze eigentlicb ibre Gestalt, welcbe kamen baumwollene (und leinene?) Uberwürfe in Gebraucb sie sebr der mediscben (s. Taf. 7, 1—8 u. 13) abnbcb macbte (Taf. 15, 7, 10 u. 12). Aucb war wobl sebón, durcb die (Taf. 15,11). Moglicb, dass sie aucb nur eine Nacbabmung Form des Gewandes sein Stoff bestimmt, und jene sebr derselben war, demi die Etrusker waren ein Handelsvolk langen Gewander der Frauen bestanden vielleicbt nie und fübrten daber vieles Fremde bei sicb ein. Um so wabr- aus Wolle. scbeinlicber wird dies dadurcb, dass neben dieser flacben Indessen die Manner die Hauptsorgfalt aucb in der Mütze aucb die bobe assyriscbe (s. Taf. 4) vorkam und Farbe auf den Uberwurf legten (Taf. 15, 5 u. 11), gescbab als Scbmuck des Kopfes die bei den Kleinasiaten ge- dies bei den Frauen ebenso mit dem Hemd (Taf. 15, 6 u. 7, braucblicbe Binde (Taf. 15, 5) oder an deren Stelle.auch ^ 12 u. 13). Dagegen wurde der Uberwurf oft weiss, oft der Kranz (Taf. 15, 8). So finden wir also den Orient in matter Farbung getragen. Docb verzierte man natürlicb vom Kaspisee bis zum Arcbipel in den Mützen der Etrusker an ibm wie am Hemd die Saume durcb Stickereien oder in Erinnerung gebracbt, nicbt minder aucb in denën der Borten (Taf. 15, 6 u. 7, 10 u. 13). Frauen. Wabrscbeinlicb geborte zur volligen Kleidung der Diese trugen sowobl einfacbe als enganscbliessende schieier vornebmen etruskiscben Frau aucb nocb der Scbleier Hauben, die fast den ganzen Kopf bedeckten und die prauen- (Taf. 15, 12). wobl am Nil ibr Muster baben mocbten, als aucb jene Ob die Herrscber des Staates eine besonders aus- boben durcb Wickelung entstandenen kegelfôrmigen Mützen, ■ zeicbnende Tracbt getragen baben, wird aus den Dar- die wir als eine Mannertracbt bei den Persern erwabnt stellungen nicbt ersicbtlicb; es ist aber sebr wabrscbeinlicb, babén (Taf. 7, 6 u. 7;, 15, 6), und die sonacb, da die Herrscher- dass, wie die Abzeicbeu der Herrscberwürde bei Griecben etruskiscben Frauen docb wobl nur den persiscben Frauen tracht Rpmern bocbst unbedeutend waren, sie aucb bier auf nacbabmten, wabrscbeinlicb aucb von diesen getragen wenige Kleinigkeiten sicb bescbranken mocbten. Dieser wurden. So fallt bier aus dem Westen einiges Licbt.über Scbluss nacb der Analogie bat zweierlei Gründe; einmal die dunklen Stellen der Tracbten des Ostens. Wir baben batten die Etrusker, wie wir geseben baben, viel mit den bekanntlicb bei den Persern erwabnen müssen, dass wir Griecben, besonders denen in Kleinasien, gemein und über ibre Frauen keine'Nacbricbt batten. dann leiten romiscbe Scbriftsteller bestimmte Tracbten- Neben jenen persiscben Kopfbedeckungen erscbeinen unterscbiede verscbiedener Stande gerade von den Etruskern Nacbbildungen der pbrygiscben Mütze, und dass Kranze ab. Docb kann nacb dem eben Gesagten von einer Hof- und Diademe (Taf. 15, 7 u. 9; 12 u. 13) im Haare getragen tracbt nicbt die Rede sein. wurden, verst-ebt sicb nacb dem Gesagten fast von selbst. VIII. Die Etnisker. 73 Haarpflege Die PflegB des Haares war bei dem innigen Verkebr jedocb bezogen sie diese, die wegen ibrer Pracbt teuer mit dem Orient gewiss von jeber eine wichtige Serge der und seiten waren, wirklicb aus Etrurien. Etrusker gewesen. Doch war auch bier, wie bei den Kopf- Man trug namlicb sowobl Sandalen als aucb Scbube. bedeckungen, nicbt eine Sitte herrschend, sondem es be- Diese waren zum Teil. gescblitzt und gescbniirt (Taf. 15, standen mehrere Formen nebeneinander, und es ist kaum 5 u. 12) oder aucb ganz und dann mit so Aveiter Ofifnung, nocb ZM entscheiden, welche die am meisten gebrauchlicbe dass sie, Avie unsere Frauenscbube, bequem anzuzieben waren gewesen sei. (Táf. 15, 11). Aucb Stiefel wurden getragen, die bis an stiefei Die Sitte der Agypter, den Kopf zu rasieren (s. S. 8), die Wade binaufreicbten und wabrscbeinlicb stammten diese scheint bier in der milderen Form des Kurzscberens eine sowobl als die Scbube , von den Persern (vgl. Taf. 7). ziemlicb verbreitete Nacbabmung gefunden zu baben, denn es begegnen uns viele Darstellungen etruskiscber Manner, d) Sclimuck. wo diese kurzes Haar tragen (Taf. 15, 8 u. 11). Ebenso Wenn irgendwelcbe Zweifel fiber die Industrie und Avar die griecbiscbe Sitte, das Haar zu scbeiteln, im Ge- Kunstfertigkeit der Etrusker berrscben wfirden, so wfirden braucb und nicbt minder die, es in freien oder wobl- sicb dieselben alsbald losen, sobald man nur die in ibren geordneten Locken auf den Scbultern und im Nacken Grâbern aufgefundenen Scbmuckgegenstande betracbten berabbângen zu lassen (Taf. 15, 3—5). Die Etrusker wfirde. Diese zeigen nacb jeder Seite bin eine solcbe VoU- scbeinen in bezug auf die ibnen bekannte Welt Kosmo- endung, dass wir in dbnlicber Art wenig besseres auf- politen gewesen zu sein. Dass sie aber, wie einige Dar- zuweisen baben. Es sind besonders die edlen Metalle, Gold stellungen den Anscbein geben und wie man dieselben und Silber, derefi sie sicb dazu bedienten, aber diese sind erklart bat,*) den Kopf zuweilen ganzlicb abscboren oder sebr mannigfaltig und gescbickt bebandelt und verwendet. rasierten, scbeint mir mebr als ZAveifelbaft, Aveil icb der Sie sind bald gegossen, bald gepragt, bald getrieben und Ansiebt bin, dass bestimmte Sitten nur bei bestimmten bin urid ber durcb den Graviergriffe weiter verziert oder Volkem Eingang finden oder mit anderen Worten, dass mit Edelsteinenen, Perlen, Elfenbeiii und Bernstein ge- nicbt jede Sitte bei jedem Volke vorkommen kann. Es scbmfickt. Dass wir aber in ibnen nicbt etwa eingefiibrte müssen bestimmte Bedingungen vorbanden sein und sind Erzeugnisse eines fremden Yolkes vor uns baben, das es nicbt immer, wenn ein Volk von einem anderen etwas zeugt ibr Stil. Dieser ist so ganz eigentfimlicb, eine so iibernebmen soli. So ist das Rasieren des Kopfes eine Sitte, eigene Miscbung aus orientaliscben und griecbiscben Ele- die sicb nur bei bestimmten Volkerfamilien findet und bei menten, dass er eben desAvegen seinesgleicben vergeblicb anderen, z. B. den germaniscben Volkern, durcbaus nicbt. sucben wfirde. Abnlicb ist es mit der Bescbneidung, die sicber scbon Wie bei den Assyrern, scbmfickten sicb aucb bier Jabrtausende vor Abraham gebraucblicb war, und abnlicb Manner und Frauen, letztere freilicb mebr. Beide zierten mit mancbem anderen, woven wir vielleicbt nocb zu Kopf, Hals, Brust, Arme und Hânde. Zum Scbmuck des sprecben Gelegenbeit finden werden. Kopfes dienten goldene Krauze, deren Blatter je nacb der Die Frauen trugen das Haar sowobl in Locken als Gelegenbeit, wobei sie getragen wurden, verscbieden sein in Zopfen. Erstere waren mebr oder weniger kiinstlicb mocbten (Taf. 15, 7—8 u. 13), immer aber denen der be- (Taf. 15, 6 u. 13), letztere liess man im Nacken binab- kanntesten Baume, Lorbeer, Eicbe, Olive, Myrtbe, nacb- fallen. Oft aucb kâmmten sie die ganze HaarfüUe auf gebildet Avaren. Die Frauen bedienten sicb statt der- beiden Seiten von vorn nacb binten (Taf. 15, 12) und ver- selben aucb der Diademe (Taf. 15, 12) oder Scbnüre aus einigten sie binten in einem Scbopf (Taf. 15, 7 m 9). Perlen oder edlen Steinen (Taf. 15, 9). Die Obren be- Bart Der Bart wurde in spaterer Zeit ganzlicb rasiert bingen nur sie mit sebr kfinstlicben Obrgebangen (Taf. 15, ■Taf. 15, 8 u. 11), in frübester jedocb genòss er der Pfiege 12 u. 13). ebensogut wie das Haar (Taf. 15, 4 u. 5). Der Hals wurde mit Ketten und von den Mánnem Haisketten offer aucb mit Aveiten Ringen umgeben (Taf. 15, 11—13}. Jene waren meist von sebr zierlicber Arbeit und oft mit c) Fussbekleidiing. kostbaren Steinen verziert. Man trug, zuweilen sogar Diese war der Gegenstand einer grossen Sorgfalt, ja Manner, an diesen Haisketten Kapseln oder grosse Medaillen, sogar oft des Luxus bei den Etruskem, daber denn die vielleicbt als Scbutzmittel gegen irgend ein Ubel, wie nocb schuhe etruskiscben Soblen und Scbube bei Griecben und Romem beute die Italienerin ibre Heiligenbilder am Halse trâgt. bekannt und berübmt waren. Bei jenen waren sie wegen Die Brust zierte man ,mit scbweren gedrebten oder der bunten Lederriemen beliebt, welcbe von der gleicbfalls gegliederten Ketten aus Gold (Taf. 15, 8—9 u. 12) und die mit buntem Leder bespannten Soble (aus Holz), die oft Frauen ffigten denselben oft nocb goldene Scbnfire oder aucb vergoldet war, sicb am Bein binaufscblangen (Taf. 15, Bander binzu, die von beiden Scbultern quer zu beiden 7, 10 u. 13). Ob die Romer iljre etruskiscben Scbube nicbt Hfiften reicbten oder aucb nur die Scbultern umgaben spater selbst anfertigten, stebt dabin, in früberer Zeit (Taf. 15, 12). Dem entspracb iann zuweilen aucb der I li' Gfirtel, der sonst meistens ■ feblte oder nur aus Scbnur zu GUrtei % *) G. Micali, Mon. ined. XVIII. besteben pflegte. Kretschmer a.Bohrliach, Trachten der YOlker. 3. And.' 10 4J 74 Das Altertum. Armringe Die Arme wurden am Oberarme mit einem starken agyptischem Vorbild, mit Zeugpanzern begnügt zu haben^ Ringe geziert; ofter trug derselbe noch kleine Behange. die allénfalls durch Riemen (S. 13) verstarkt waren (Taf. Am Unterarme legte man ebenfalle Ringe an, doch meist 15 3). Unter dem Panzer trug man ein Waffenhelnd mit von so bedeutender Breite, dass sie Bander zu nennen sind kurzen Armeln, das nur bis zu den Knieen reichte, über (Taf. 15, 10—13). Manner trugen diese letzteren selten demselben den weiten, etwas langeren Kriegsmantel, der und auch Yon den ersteren meist nur einen am linken ahnlich deni Chlamys auf dei Brust mittels eiüer Spange Oberarme. zusammengehalten wurde (Taf. 15, 1—3). An den Hânden endlich pflegte man Ringe zu tragen. Zum Schutz der Unterschenkel hediente man sich Fingerringe Sie Die des dazu ver- scWenen waren in allerlei Formen gebraucblicb, einfacb und bronzener Beinschienen. Mischung glatt oder graviert, mit goldener Platte oder mit einem wendeten Metalls scheint aber eine andere gewesen zu geschnittenen Stein. Dieser war hâufig, zur Schonung sein, als dessen zu Helm und Panzer. Es ist feiner im der Gravierung, drebbar. Aucb spiralformig gewickelte BiTich, etwas rotlich schimmernd und von solcher Elasti- Ringe gab und der zuerst bedachte Finger war immer zitat, dass sie noch heute sehr leicht zu erproben ist. es, der Goldfinger der linken Hand. Natürlich bedienten sich nur die Anführer derselben. Der Die zur Befestigung deí Gewandstücke notwendigen gemeine Krieger ging jedenfalls in nackten Beinen und Nadein Nadeln waren von verschiedener Grosse, aber meistens von barfuss. Statt der Schienen aus Metall hediente man sich sehr kunstreicber Arbeit, denn sie bestanden oft aus einer auch lederner Beinurahüllungen, die festgeschnallt oder Platte, unter welcher die Nadel binlief, wie nnsere Frauen festgeschnürt wurden (Taf. 15, 3). Die Füsse blieben ent- nocb heute ahnliche gebraucben. Eine besondere' Zierde weder nackt oder wurden auch mit Sandalen, Schuhen der weiblichen Kopfe waren übrigens nocb die Haar- oder Halbstiefeln geschützt (Taf. 15, 1—3). nadein, deren Knopfe ebenfalls durch allerlei Figuren verziert wurden. b) Angriffswaifeii. Wollen wir hier, wie wir bei den Griechen getan, Diese waren Speer und Schwert und wahrscheinlich autíb das Hauptstück des Schmuckes erwalinen, das zwar auch die Sclileuder. Der Speer oder die Lanze entsprach Speer nicht getragen wird, aber bei allem lielfen muss ihn an- vollig den bei den Griechen gebrauchlichen Formen des- Spiegel zulegen, nâmlich den Spiegel, so lâsst sich nur sagen, dass selben. Man hatte schwere lange und leichte kurze Speere auch dieser am Griff und auf der Rückseite der Spiegel- (Taf. 15, 2). Das Schwert war zuweilen aus Eisen, zu- Schwert flache, welche letztere übrigens aus Blech bestand, reich weilen aus Bronze, die dann ebenfalls eigens dazu gemischt ausgeschmückt wurde. Die Platte war entweder kreisrund war, denn sie ist barter und sproder, auch dunkler als die oder lânglich, und da sich gerade die Spiegel in grosser gewohnliche. In der Form stimmte es mit dem griechischen Zahl gefunden haben, so leuchtet aus ihnen das Bild eines Schwerte ziemlich überein; die Klinge war kurz, sehr prunksichtigen Volkes hell genug hervor. breit, zugespitzt und doppelschneidig. Die Schleuder scheint bei den Etruskern schon frühe schieuder im Gebrauch gewesen zu sein, und auch dieses Instrument 2. Kriegstraclit mochten sie wohl ihrer Bekanntschaft mit dem Orient Die meiste Ahiihchkeit mochte ein etruskischer Krieger verdanken. Sie bestand aus zwei Lederriemen, die sich wohl mit einem kleinasiatischen gehabt haben. Dies geht an dem Lagerpunkte des Steines oder dergleichen zu einer zunachst aus den durchlocherten Platte vereinigten. a) Schutzwaffen C. Gerate. schiid hervor. Der S child war kreisrund, aus Erz und von ziemlicher Grosse. Hierdurch sowohl, als durch seine Gra- Hier treten Anklange sowohl an Asien als an Griechen- vierungen, entsprach er dass ganz und gar den kleinasiatischen land hervor, so dass es wahrscheinlich ist, die Etrusker oder den Argiverschilden (S. 58 u. 68). Der langliche oder eher mit Asien bekannt waren, ehe Griechenland in der ovale Schiid scheint bei den Etruskern, den Darstellungen Kunstfertigkeit soweit vorgeschritten war, um Muster nach, nie gebraucblicb zu sein (Taf. 15, 2). liefern zu konnen. Daher mogen sie sich wohl zunachst gewesen Helm Der Helm war ebenfalls aus Bronze und hatte die an asiatische, besonders assyrische Formen gehalten haben, Gestalt einer den Kopf bin- eng umschliessenden Haube. Zu- denen sie spater griechische, als es solche gab, weilen war er mit einem Visier versehen und hatte einen zugesellten, dann beide mischten und so zu jenem eigen- Helmbusch, wie die griechischen und kleinasiatischen tümlichen Stil gelangten, dessen wir schon bei dem Schmuck Helme dergleichen auch batten (Taf. 15, 1—3). Erwahnung taten. Panzer Die Panzer der Etrusker bestanden den noch vor- Aus den Schriften der Romer ergibt sich, was uns an handenen Resten nach aus Schuppen oder Platten, wie die sachlichen Zeugnissen fehlt, dass nâmlich die künstlerische griechischen (S. 58 u. 68), andere ahneln den assyrischen Bearbeitung der Metalle bei den Etruskern schon frühe (S. 25; Taf. 15, 1 u. 2), und in spaterer Zeit scheinen eine ausserordeutliche Ausbildung erlangt hatte. Besonders sich auch die Etrusker die Sache leicht gemacht und, nach das Erz wurde zu allerlei Zwecken verwandt. Daneben VIII. Die Etrusker, 75 war ihnen Eisen, Blei, Zinn und die edlen Metalle be- kannt. grosse Scbalen, daneben Es wurde zierlicbe nicht kleinere nur geschickt, sondem auch in Gescbirre, als sebr Lampen, Kannen, Becber etc. Aucb an grossen Mengen vernutzt. ibnen sind die Ausscbmückungen als Neben Reliefs den Metallen war es -dem aufgedriickt. ausser Holz, Ton Die metallenen dem durcb Gefasse, welcbe der uns nur Abbildungen altesten Zeit Kunde ent- wird, wohl am meisten stammen, das entsprecben natürbcb in der Elfenbein, das Form verarbeitet den tbneraen wurde. Aucb mit dem Glasé jener Zeit und sind in Silber oder Bronze waren sie, wobi von Agypten frübe be- finden getrieben. Es aus, sicb ausser kannt den scbon geworden. genannten Formen unter ibnen aucb Raucberscbalen Die und Steinarbeiten Kessel auf beschrankten sicb kiinstlicbem auf solcbe in Sand- die stein und Untergestell, letzteren Alabaster, mit dock drei scheinen sie darin Füssen. nie gewobnlicb weiter ge- kommen zu sein, bis die griecbischen Künstler bei ibnen beimiseb wurden. Dann aber waren es eben diese, die den 3. Maslkalisehe Instrnmente. Marmor benutzten. Allé früberen Arbeiten sind ziembcb Dieselben waren nur unbedeutend, .sebr zum ausgebildet dagegen ibre Blasinstrumente, Leistungen in Kriegs- der gebraucb aus Metall: Homer und Topferei. Die etruskiscben Trompeten, zu anderem Tonarbeiten sind ja für Zweck aus Holz, Knocben oder uns eine der Elfenbein: die wicbtigsten Quellen Flote. Es der Forscbung, da aucb soil jedocb aucb wie silberne sie, die und bronzene Floten griecbiscben, zum Teil gebrannt und bemalt gegeben baben. Man batte wurden. und Docb sind bei weitem gerade und nicbt Querfloten aucb allé in Etrurien gefundenen Gefasse Doppelfloten. Von Saiteninstrumenten dort finden sicb bei den verfertigt, sondera ein grosser Etruskern keine Teil derselben Erst als sie als Spuren. unter die Herr- muss griecbisebe Arbeit ausgescbieden scbaft der Romer werden. kamen, lemten sie aucb diese kennen. Sie baben sicb aber, was bei ibrem ganzen Entwick- 1. Stnbengerüt. lungsgang nicbt zu verwundern ist, so scbnell und so in vollig die romiscbe Art und Nur Weise geringe TJberreste gefunden, dass sie desselben sebr sind nocb vorbanden bald und ganz in das romiscbe besondere Wesen Nacbricbten darüber erscbeinen. feblen. Docb aufgelost lasst Denn ein sicb Organismos, der leicbt als sicber allerlei fremde Stoffe annebmen, auf- dass der etruskiscbe Hausrat nimmt und kann ebensowobl verarbeitet, ebensowobl den ein asiatiscben sebr Mustera starker gefolgt sei, wie ja so als ein sebr scbwacber vieles bereits Erwabnte dies Organismos sein. Der Erfolg allein gezeigt bat. Denn die wenigen wird dies entscbeiden. Ein nocb Yolk aber vorbandenen lauft bei ebernen solcbem und steineraen Sessel zeigen, Yerfabren immer dass Gefabr, denn sie der assyriscben den Mustera man nacbgeabmt sind, und Organismos, so mit Recbt Yolk" lasst nennen sicb „ein kann aucb bat denken, das dass die dazu (beutzutage geborigen reicben Wort eine gar elastiscbe Teppicbe leicbt ibren Weg übers Meer Bedeutung nacb Pisa ertragen müssen), etc, ge- funden baben vortragt nur eine werden. gewisse Reicb und Menge wie eine bestimmte Art glanzend war ja alies, fremden den Etrusker Einflusses, wenn er sicb dabei wobl befinden was betraf: und demnacb kann man sicb ein gedeiben soli. Wird das Bild Mass seines überscbritten oder ist Zimmergerates die macben. Sicberer ist die Kunde Weise eine binsicbts der allzufeindlicbe, so stosst er ibn ab und unter- liegt. Letzteres war das Gescbick der Etrusker. Aber 2. OefH-sste. ebenso gewiss ist es aucb, dass jedes Yolk zu seinem Ge- deiben fortwabrend eines Diese fremden kônnen Einflusses sicb mit den griecbiscben im Kunstwert geniessen muss, wie der der und der keineswegs Korper Speise Luft bedarf. messen, obgleicb ein Teil von ibnen, der jiin- gerer Zeit entstammt, wie scbon bemerkt, griecbisebe Formen nacbabmt. Ein alterer Teil bait sicb an agyp- tiscbe Muster, ein anderer an assyriscbe Formen. Diese beiden fliessen aber baufig ineinander und miscben sicb spater mit griecbiscben Elementen. Die altesten Gescbirre sind ungebrannt und scbwarz lackiert, die spateren rot und gebrannt. Jene ' sind als grôssere Gefasse zum Teil Ampboren, zum Teil Kanopen, in kleinerem Masse sind daranter Kannen mit einem Henkel, Flascben mit zwei Henkeln; als Trinkgescbirr zeigen sie Scbalen und Becber mit oder obne Griff. Meistens laufen die ausscbmückenden Figuren in Ringen um die Gefasse berum und sind zum grossen Teil durcb Druck erbaben auf der Oberflacbe bervorgeboben. Unter den gebrannten Gefassen sind ebenfalls Am- pboren und zuweilen von bedeutender Grosse, ebenso sebr 10* Das Altertum. 76 zunacbst nur auf den Nutzen ab, was die Romer be- IX. Die Eômer. ginnen; wenn es zweckmkssig ist, ist's gut; die Scbonbeit wird kaum berucksicbtigt. (Tafel 16—19. Hauptquelle das Berliner Museum und die von Aber das Land war nicbt nur Ferrario, grosstenteils ode, ^on- Bartoli herausg-egebene „Colonna Trajana"; daneben letzteren. dern aucb auf weiten Strecken mit bedeckt, der LenSj Spalart und Weiss; die Farben nach den vier — Sumpf aber den Ackerbau un- Der Text ist nach romischen Schriftstellern und nach den bei zwar nocb Viebzucbt erlaubte, den Etruskern genannten Quellen bearbeitet, wobei die eigenen moglicb macbte. Fine Fussbekleidung war auf solcbem Anschauungen aus Rom iind Neapel (Pompeji) und aus den Boden notwendig, ebenso bei den küblen Nacbten und bei den Griechen genannten Museen zü Hilfe kamen.) den beissen Tagen des Sommers, bei dem Scbnee des Winters eine warme leicbt zu ândernde Tracbt. A. Einleitimg. 3. Qeschichtlicliesi. Hier stehen wir in der letzten gesclilossenen Halle des Altertums und konunen dann bald zu der Schwelle, die Wir baben es bier mit dem bedeutendsten Volke des uns aus dem Altertum hinausführt in die Zeit des Mittel- Altertums zu tun. Denn wie sebr aucb die Griecben uns alters. Hier wird uns vor dem Abschluss der alten Zeit wegen ibres Strebens zum Ideale anzieben, das bedeutendste noch die Freude, den notigen Stoff einmal in recbt reicbem in der Gescbicbte des Altertums baben die Romer ge- Masse vorzufinden, reicber nocb als bei den Griecben. leistet. Sie baben die damais bekannte Welt unter eine Hier gilt es nicbt, scbwierige Erklarungen für ratselhafte Herrscbaft geeinigt. Sie baben den Osten und Westen, Darstellungen zu finden, nicbt durcb Scblüsse nacb der Süden und Norden einander genâbert und miteinander Analogie sicb durcb dunkle Stellen bindurcbzubelfen, son- bekannt gemacbt. Sie baben die Verbindung der ver- der bier liegt das Material reicblicb und deutlicb vor Augen, scbiedensten Volker vermittelt und dadurcb dem Fortscbritt des Menscbengescblecbts einen wesentbcben Dienst geleistet. Wenn die Hebrâer eine religiose Aufgabe batten, die 1. Quellen. Griecben die der Kunst oder der Darstellung des Scbonen, Diese sind die romischen Scbriftsteller un^ die nocb so war es die Aufgabe der Romer, die Idee des Staates vorbandenen romischen Altertümer. auszubilden und zur Vollendung zu bringen. Gesetzgebung, gemeinnützige TJntemebmungen, kurz alies, was durcb die Vereinigung verscbiedener Volker entstebt oder bedingt â. Wohnsitz. wird, das bat bei den Romem mebr als bei irgend einem Insoweit derselbe für die Tracbt von Wicbtigkeit ist, Volke des Altertums seine Vollendung erbalten. Sie waren erinnern wir nur daran, dass das Tibertal in seinem unteren ein praktiscbes Volk! — flacb, sandig und ode, in seinem mittleren, worin Wober sie aucb in jenes Land eingewandert sein Teil Rom liegt, bügelig und unregelmassig unterbrocben ist. môgen, ob von Troja Aenâas mit seinem Gefolge, oder Die Frucbtbarkeit ist aucb bier keine besonders grosse irgendwober ein anderer Stamm: an ibrer Tracbt ist keine und war es aucb nie. Hier muss der Fluss sicb zu un- sicbere Spur mebr zu finden, die entscbieden nacb einer zabbgen grosseren und kleineren Windungen bequemen. Ricbtung wiese. Das Hauptkleidungsstück, die Toga, war Dieses Htigelland dem Tiber ist der Wobnsitz jenes so abweicbend von den Tracbten aller Volker, dass es sicb an seltsamen Yolkes gewesen, welches von bier aus nacb aus keinem anderen ableiten lasst. Oder man konnte sie alien Ricbtungen erobernd über Land und Meer scbritt. denn aus jedem Uberwurf ableiten, was etwa dasselbe Der Boden gab nur her, was ibm mübsam abgearbeitet Resultat ergábe. Dass spater, nacb ibrer Berübrung mit wurde; sie konnten keine Kaufleute werden, denn sie den Griecben, dereu Tracbt nicbt obne Einfluss auf die wobnten weder anl Meere, nocb batten sie irgend etwas ibrige blieb, ist sebr natürlicb, docb blieb die Toga un- dem Ausland anzubieten. Im Gegenteil waren sie auf die veraudert. Ebenso übernabmen sie einzelnes aucb von Scbeunen und Stalle der Nacbbam angewiesen; und es ist anderen Volkem. ein wobl zu beacbtender Zug der Sage, dass sie selbst Die Gescbicbte der Romer selbst ist zu bekannt, als die Weiber (der Sabiner) sicb raubten. ^Raub" war von dass wir aucb nur den flUcbtigsten Uberblick für nôtig jeber zu Hause zwiscben jenen Bergen und ^Raub" ist eracbteten. Welch eine gesunde starke Natur dieses Volk- denn aucb dort die Losung einer grossen Bewobnerzabl cben, denn mebr war es anfangs nicbt, gebabt baben muss, bis beute geblieben. Roms Râubereien sind freibcb die gebt scbon daraus hervor, dass sie erst mit der Unter- — Italien grossten, welcbe die Gescbicbte bis beute verzeicbnet bat. werfung Griecbenlands nacbdem sie also bereits Der Janustempel war seit Numas Zeit 500 Jabre lang und Sizilien und das reicbe Kartbago verscblungen batten, offen und wurde dann aucb nur auf kurze Zeit gescblossen. einige Anderungen in ibrer Tracbt vornahmen; dass sie Die Milcb derWolfin liess den spaten Nacbkommen nocb nocb zu Casars Zeit, als bereits die Welt so ziemlicb keine Rube. Also Krieg und Krieg und wieder Krieg. ibnen geborte, immer nocb die Toga in der alten Weise Frieden war ein Ausnabmezustand. Daber zielt aucb alies und Weisse trugen. Man balte daneben nur die Etrusker, urn IX. Die Rômer. 77 die.Eigentümlichkeit dieser Erscheinung zu würdigen. Dort frühe findet sich die Tunika der Rômerin in allerlei leiclite Stoffen Beweglichkeit, schnelle Aneignung alies Premden, und Gestalten vor. Seitdem die Tracht hier bekannt starre Ruhe und griechische Abgeschlossenheit, strenge Sitten, wu le, fand sie zahlreiche man den kaltes Femhalten alies Premden Nachahmung; trug (hostis, der Premde, ist zu- einfachen Chiton mit oder ohne Armel, bald nur bis zum gleich der Peind); dort Luxus, hier Einfachheit; dort rasches Knie, bald bis auf die Püsse reichend. Am Erblühen frühesten von und Versinken, hier stetes Portschreiten und diesen Pormen fand der kurze Chiton ohne Armel endlich nur langsames Vergehén des Eingang, ungeheueren Kolosses. weil er, abgesehen von diesen, der Tunika der Manner am âhnlichsten war. Er wurde auf den Achseln aber nicht B) Die Tracht. durch Spangen gehalten, sondern war hier zusammen- genaht. Man sieht schon hieran die Ein Volk, das ein praktische Jahrtausend die Welt Richtung ganzes Iang desVolkes. Er war ursprünglich auch aus sich reden das sich Wolle, wie die von macbte, wahrend dieser Zeit über Tunika der Manner, bald aber vertauschten sie die diese bekannte Erde erobernd ausbreitete und sie gegen unterwarf, Baumwolle, Leinwand und selbst Seide. Als man die ais durch- dann die letzte Halfte des Jabrtausends die errungene sichtigen Gewebe von Kos kennen lernte, fanden sie schnell Herrscbaft zu behaupten batte, muss wohl im Laufe der Beifall und wurden da die Prau im Hause Zeit mancherlei sogar, Anderungen in Tracht und gewôhnlich Sitten erfahren nur ein Hemd trug, als dieses einzige Die Scham haben. Man kann also nicht getragen. ganz in der Kürze eine einzige war schon vor jener Zeit von der Erde zu den Gôttern bestimmte Tracht nennen, die für seine ganze Zeit ge- entflohen. — Dass sie den Chiton auch zuweilen mit dem golten hatte, sondern die Erwâbnung der Zeit, wo eine überfallenden Diploïdion trugen (Taf. 18, 8) und dass sie , beliebige Art, sich zu kleiden, galt, ist stets unumganglich die Oberarme nicht ohne die schmückenden notig, ebenso wie man keine deutsche Tracht Knôpfchen nennen kann, liessen (Taf. 18, 1, 8 u. 12), lâsst sich leicht denken. die für Karls d, Gr, und unsere Zeit güitig ware. Gewôhnlich gürteten sie dieses erste oder Unterhemd, Tunika interior oder intima, mittelst eines Bandes, das 1. Oewëhniiche Tracht. zugleich hinsichts des Busens allerlei Schônheitszwecke oder doch Wir unterscheiden solche, die dafür dieselbe der Tracht im galten, miterfüllen musste. nur von Über diesem ersten Kriege, denn eine Hoftracht Gewand, das also fast alie kannten Pormen die Rômer selbst haben unter den ersten Kaisern konnte, denn es wurde sowohl ohne noch Armel, als mit nicht, und auch nachher liegt das halblangen (Taf. 18, eigentlich Auszeichnende 8) und mit Armeln der Herrscher nicht in ganzen (Taf. 18, 4 u. besonderen 15) getragen, ebenso wie es zuweilen Gewandem, nur sondern bis zu den nur in der Parbung und meist aber bis dem zur Stoff Knieen, Erde der bekannten und allgemein reichte, gebrauchlichen trug die Rômerin Kleider. gewôhnlich ein zweites, die Stola, das sich von der Tunika stoia in der Porm nur dadurch unterschied, dass es weiter und a) Bcdeckiiiig des Rumpfes. immer lang war. In bezug auf die Armel aber richtete Wie bei den Etruskern und Griechen bestand dieselbe sich die Stola nach der Tunika. Hatte diese Armel, so aus zwei Stücken, aus einem Hemd und einem Überwurf. gab man jener kürzere (Taf. 18, 15) oder keine Auch der romische Mann (Taf. 18, trug ausser dem Hause oft nur 12); hatte diese keine, so hatte die Stola sicher welche den letzteren, aber niemals ging er ohne ihn, etwa nur (Taf. 18, 7). Dem Stoffe nach wurde diese stets Tunika im Hemde, Im Hause bevorzugt aus. dagegen war dieses, die Tunika, und gern trug man sie sehr lang, damit sie oft seine einzige aufgeschürzt Kleidung. werden musste, wodurch dann Es hatte kurze weite Gelegenheit die gegeben Armel, nicht war^ ganz bis an die môglichst viele und schône Paiten zu bilden. Der untere Eilenbogen reichten, und endete über dem Knie (Taf. 16, 13). Saum wurde meistens bunt verziert 10 u. Nür bei 1, besonderen (Taf. 18, 18), Gelegenheiten war eine Tunika mit entweder durch aufgesetzte oder die langen Armeln eingewebte Streifen, (Taf. 17, 13) oder die bis auf die Püsse dann bei den Vomehmsten noch besonders durch kost- reichte (Taf. 17, 12) für den Rômer môglich, aber Vor- bare Steine oder Goldflittern nehme gehoben wnrden. Wie bei trugen schon zur Zeit der ersten Kaiser mehrere der Griechin das so war hier die solcher Hemden Diploïdion, übereinander. Dass bei Bauschung dem Reichtum der Stola oberhalb des Gürtels einzelner deren Gegenstand Bürger Kleiderbehalter grosser Sorg- sehr geraumig ge- fait. Sie bedeckte gewôhnlich den Gürtel, der das Ge- wesen sein müssen, geht daraus hervor, dass Lucullus einem wand hielt und der meistens ein einfaches Band war. Preunde, der ihn um 100 Kleider zu einem Schauspiele War aber die Bauschung unbedeutend, so dass der Gürtel baf (schon eine bescheidene Bitte!), deren 500 übersandte. sichtbar wurde, dann wahlte man auch diesen mit Bedacht Die Tunika bestand aus Wolle und war gewôhnlich (Taf. 18, 2). Wurde die Stola mit dem weiss (Taf. 17, Diploïdion 10 u. 11), doch ge- kamen auch farbige vor tragen, so gürtete man dieses oft zugleich mit. Dass (Taf. 16, 12). Man gürtete sie über den Hüften. ausser dem unteren Rande dann und wann auch der Hals- Die Prauen soUen in der altesten Zeit sich ebenso ausschnitt und das Gewand vorn herab noch mit Ver- wie die Manner getragen haben, waá ganz glaublich ist, zierungen besetzt wurden da wir bei (Taf. 18, 2), kam wohl vor, blieb anderen Vôlkem áhnliches finden. Aber schon aber jedenfalls Seltenheit. Das Altertum. 78 statt der Stola biiareilen kurze Hem- also schwerere Gewand gescbab, die Freibeit der Xorper- Die Jugend trug den Oder Jacken mit halblangen Armeln, die ziemlich eng bewegungen fort. Docb zuletzt scblug die Ubertreibung, (Taf. 18, 3) und kaum bis an das Knie reichten. wie immer, ins Gegenteil um: .man griff zum leicbten waren Das Übergewand des Romers, die Toga, bat friiber Himation der Griecben und zum Uberwurf der Etrusker Toga mancberlei Untersucbungen und Streitigkeiten veranlasst. (Taf. 16, 12) und legte die Toga zu den Altertümem. das Ratsel zu losen, welcbes die reicben Ausserdem scbeint es für den Rômer nocb mancberlei Man bat, um Falten der romiscben Bildsaulen und die mancberlei Notizen Obergewânder gegeben zu baben, wenigstens gibt es nocb romiscber Scbriftsteller aufgeben, zu allerlei Annabmen mebrere Namen, für welcbe wir aber die Gegenstande die sicb spáter als falscb erwiesen. Die von nicbt mebr immer anzugeben wissen. Selbst über das be- gegriffen, Versucbe bestatigen, was Weiss*) kannteste unter diesen Gewandern, die Pânula, ist man Panuia uns selbst angestellten dies ist bis jetzt das Treffendste, was wir nicbt ganz im klaren. darüber sagt; baben. Die Toga ist nam- Dieselbe war ein ziemlicb enger, kurzer Mantel, der über den Gegenstand gefunden nur bis zum Xnie oder licb, ebenso wie sie Tiur von den Romern getragen wurde, wenig darüber binaus reicbte immer in derselben Form erbielt, und nur vorn von oben bis unten offen war. Zuweilen und wie gerade sie sicb indessen allé übrigen Kleider sicb ânderten, aucb an und scbeint man aucb diese Sâume zusammengenâbt zu baben für sicb ein eigentümlicbes Gewand, ganz abweicbend von (Taf. 16, 4). Er muss balbkreisfôrmig gescbnitten gewesen Formen. sein nacb Art der beutigen sogenannten ^spaniscben" gewobnlicben auseinandergefaltet und glatt bingelegt, Mantel oder des nordafrikaniscben Burnus. Denn er batte Sie bildete, einen Rbombus mit sanft ausgebogenen Seiten. Der lange aucb, wie dieser, eine Xapuze zum Scbutze gegen das etwa 5,60 der kurze 3 m. Es war Wetter, die nicbt etwa nur im Nacken Durcbmesser angebeftet, sondern mass m, ein sebr ansebnlicbes Stiick Zeug und, da die Toga in ibrer also ganzen Breite mit dem Mantel verbunden war Wolle bestand, bedeutender Scbwere. So konnte (Taf. 16, 3 u. 4). So stimmt die Panuia sebr gut mit aus von sie denn aucb recbt wobl als einziges Gewand genügen, einem Bumus überein, der kurz und enge ware. Aucb der Beim Gebraucb wurde sie der Lange nacb zusammen- Stoff war ein âbnlicber, nâmlicb ein langbaariges zottiges — gescblagen, docb nicbt von Zipfel zu Zipfel, sondern etwaa WoUenzeug. TJbrigens wurde sie aucb von Frauen ge- seitlicb davon parallel mit dem Lángsdurcbmesser. Die tragen, jedocb gewobnlicb von beiden Gescblecbtern nur entstebende geradlinige Seite wurde nun die obere bei ungünstigem Wetter. Sie war ein praktiscbes Xleid. neu andere oft Xante des Gewandes, das also ganz abnlicb zusammen- Das genannte Obergewand, die Lacerna, ist Lacema wie die Umscblagetücber unserer Frauen, so nicbts, als wurde, die mebr oder gelegt weniger verânderte Cblamys. Es dass die Xante des unteren grosseren Teiles unter dem war ein runder Mantel, der auf der einen Scbulter durcb oberen kleineren Stiick bervorragt. Man legte nun das eine Spange gebalten wurde (Taf. 16, 13). Wegen seiner Gewand bei seiner Lange auf der linken Scbulter auf, Bequemlicbkeit wurde er aucb bei den Rômern bald zum so dass also der Zipfel unten auf dem Boden scbleifte, Xriegsmantel (Taf. 17, 11 u. 14) und vielleicbt, weil er dann die übrigen ^/g binten über den Rücken und ganz auslândiscb war, durfte man an ibm am meisten scblug dem recbten Arme bindurcb, dann den Rest quer über Pracbt in Farbe und Stickerei etc. aufbieten 17, 11). unter (Taf. die Brust und über die linke Scbulter binten binab, wo er Man trug ibn übrigens in alien Farben (Taf. 17, 2 u. 10), gewobnlicb nocb den Boden erreicbte. So war die recbte bestimmte Amter bestimmte, z. B. die Feldberren allein Halfte der Brust von der Toga unbedeckt, dagegen der iji Purpur (Taf. 17, 11). Die Lacerna kam erst zur Zeit übrige Xôrper darin vôllig verbüllt bis auf die Füsse. der ersten Xaiser zur Geltung und gelangte zuletzt zur Man nun auf der Brust das erste dicbt am Xorper entscbiedenen Obmacbt. zog in die Hobe, dass der erste Von den Obergewandern der Frauen Stück etwas so gilt ebenfalls, was anliegende unten frei wurde und das Geben nicbt ferner von denen der Manner Zipfel gesagt worden, dass man nicbt mebr binderte. So entstand auf der Brust eine scbiefe Bauscbung, für aile Namen die bezeicbneten Formen auffinden kann. Statt unter dem recbten Arme Der allgemeine Name für den Mantel oder Uberwurf der Sinus (Taf. 16, 10). bindurcb konnte natürlicb aucb das Gewand um die recbte der Rômerin war Palla. Dies war bald ein der Toga, bald Palla Scbulter gescblagen und diese dadurcb bedeckt werden, dem Himation abnlicbes Gewand. Beide Formen wurden so dass dann also der Xorper voUig verbüllt war. vielleicbt gleicbviel getragen, wenn man nacb den. Bild- Erst den Griecben lemten die Rômer Wert legen saulen urteilen darf. Die weiblicbe von Toga scbeint nur aus auf den Falteîiwurf, und ábcb erst von da an nabm die leicbterem Stoff und etwas kleiner gewesen zu sein, so Toga an Grosse zu. Man befestigte Gewicbte in den Zipfeln, dass sie das Scbleppende, Scbwerfallige der mannlicben ja man legte sie sogar, wie wir unsere Hemden auf der vermied (Taf. 18, 7). Das Himation dagegen war wobl Brust, scbon vorber in bestimmte Falten, obne diese je- dem der Griecbin ganz gleicb (Taf. 18, 10—12) und die docb, wie bei (so sinnreicb!) geschieht, festzunaben. Rômerin trug es aucb wie diese. Ausserdem kamen die es uns Damit fiel natürlicb nocb mebr als scbon durcb das grossere. Ubergewander der etruskiscben Frauen bald in Aufnahme, weil aucb das rômiscbe Weib der allgemeinen Regel folgte, Kostûmkunde, S. 956 f. nacb welcber das zweite Gescblecbt *) Weiss, gern neue Kleider und IX. Die Romer. 79 neuen Schnitt willkommen lieisst. So tibemahmen sie die Das Haar trug der romiscbe Mann ursprfinglicb lang Haar- und dickwoUenen Decken der etruskischen Tracht (Taf. 18, und aucb den Bart, wie er von Natur wucbs. Docb mit Bartpflego 6 u. 12), ebenso die leichten der Mantille ahnlichen Über- dem Beginn des dritten Jabrbunderts v. Cbr. fing er an, würfe (Taf. 18, 4, 9 u. 11) und die kleineren künstlich das Haar scbneiden und den Bart rasieren zu lassen. Diese zugescbnittenen Gewander, die bald unter dem einen Arme Tracbt erbielt sicb fiber drei und ein balbes Jabrbundert, hindurcb auf der entgegengesetzten Achsel verbunden denn erst als einzelne Kaiser den Bart trugen, kam er durcb waren (Taf. 18, 1), bald mit Armlochern verseben wie diese wieder in Aufnabme, ein Beweiâ, dass die Kriecberei ein sehr weites Hemd getragen wurden (Taf. 18, 14). und Nacbabmungssucbt scbon mancbes Jabrtausend alt, schieier Der Schleier war der vornebmen Romerin, sobald sie trotzdem sie immer nocb nicbt gestorben ist ! Es muss ein offentlicb erscbien, unentbebrlicb. Er wurde auf dem Haar Flucb auf ibr ruben, der sie nicbt sterben lasst. Ebenso mittels Nadeln oder am Kranz oder Diadem befestigt und wie die Bârte nun wieder Erlaubnis batten sicb zu zeigen, fiel auf den Seiten und im Rücken in reicben Falten binab so wurde aucb dem Haare wieder grossere Aufmerksamkeit (Taf. 18, 2 u. 12), konnte aber natürlicb leicbt nacb vorn zugewendet. Der langen Entbebrung folgte bei mancbem gezogen werden und gab seiner Trâgerin wie der beutigen die ausserste Uppigkeit. Bisber trugen allé das Haar Spanierin und Italienerin die scbonste Gelegenbeit zur Dar- ganz kurz (Taf. 16, 11—18), jetzt scblug dies bei einigen stellung innerer Vorgange. Er wurde wie bei uns aus ganzlicb um. Sie liessen es lang wacbsen, salbten es, durcbsicbtigen zarten Geweben angefertigt und war bald brannten es zu Locken, trugen Perficken, bestreuten es mit langer und welter, bald kürzer und scbmaler. Goldstaub und dergleicben mebr. Docb blieben diese Aus- Dass bei den niedersten Standen sicb Manner und scbweifuugen immer, wie gesagt, nur das Vorrecbt einzelner; Franen bocbst einfacb kleideten, verstebt sicb von selbst. die grossere Zabi aucb der begfiterten Romer stand von Da Avar weder von der Toga nocb von dem Himation und solcben Auszeicbnungen gern zurfick. dergleicben die Rede, sondern man bing sicb eine wollene Sie gestatteten aber daffir ibren Frauen jedv^ede Tor- Haartracht Decke oder gleicb das Fell eines Tieres um (Taf. 16, 1). beit, auf welcbe dieselben in der Tracbt verfallen mocbten, Frauen Aucb das Hemd war bier einfacb und dem bequemen Ge- und deren Zabi ist mebr als Legion. Was bier insbeson- braucb angemessen: weit, kurz und warm (Taf. 16, 2). dere die Haartracbt angebt, so wurde dieselbe mit dem An- fang unserer Zeitrecbnung durcb die nâbere Bekanntscbaft mit dem Orient wesentlicb verandert. Die niederen Stande b) Kopfbedeckung. nabmen natfirlicb keine Notiz davon, sondern trugen ibr Der Romer ging im blossen Kopfe. Nur bei einzelnen Haar nacb wie vor. Die Vornebmen aber liebten von nun Gelegenbeiten, wie auf Reisen, bei anbaltender Arbeit im an so mancberlei oft bocbst pbantastiscbe Anordnungen des Freien oder bei langen Tbeatervorstellungen wicb er von Haares, dass es zuweilen unglaublicb erscbiene, wenn Avir dieser Regel ab. Aucb gab es einige Kultusbandlungen, nicbt ganz unzweideutige Beweise daffir batten. Der Ton, bei denen die Priester sicb das Haupt bedecken mussten. wonacb die Aussenseite des Frauenkopfes mit ibren feinen Daber trug man gern die Panula, well sie leicbt aus dem Saiten zu bespannen und zu stimmen war, wurde wie aucb unbedeckten Kopf einen bedeckten macbte. Zuweilen balf zu anderen Zeiten und an anderen Orten von der Herrscberin sicb der Romer aucb mit dem Toga, indem er sie fiber den angegeben, indessen der Herrscber sowobl ffir Inneres als Kopf zog. — Ausseres der mannlicben Kopfe das Muster vorzeicbnete. Mütze und Di© allenfalls benutzten Hfite und Mfitzen waren bei Er gab den Ton ffir beide Stimmungen an, und getreulicb den Lan dienten aus Strob (Taf. 16, 2) oder Filz (Taf. 16, 1), lauscbte ibm das woblabgericbtete Orcbester beides ab. aucb zuweilen aus Leder. Ibre Form war der von den Es gibt nicbts Neues unter der Sonne! Griecben benutzten abnlicb, bald einfacbe enge Kappen, Solange die Romerin nur das angewacbsene Haar trug, bald Hfite mit breiterem oder scbmalerem Rand. war es aber immer nocb ertraglicber, als da sie seit den Die Romerin ging ebenfalls meist obne Kopfbedeckung. Kriegen in Deutscbland ibr Haupt mit dem gelben Haar Docb hediente sie sicb im Hause und besonders wabrend der Germanen scbmfickte. Das Haar der nordiscben Frau Kopftuch des Scblafes eines Tucbes, das sie um den Kopf Avand, oder war wirklicb Goldbaar, denn Gold gab die Romerin gern und Hauiie einer Haube, die sicb dicbt anlegte, und bei den Vornebmen ffir das abgescbnittene; was batte sie erst gegeben, wenn baufig mit einer Art goldenem oder silbernem Hetz fiber- sie es batte kônnen anwacbsen lassen ! Die Perrfickenmacber zogen war (Taf. 18, 5). Ausserdem band man, um das in Rom trieben einen eintragbcben Handel mit deutscben Haar festzubalten, aucb Avobl nur ein einfacbes Band um Zopfen und mit galliscben Seifen, welcbe das Haar bell den Kopf (Taf. 18, 13 u. 15), oder man benutzte statt fárbten oder beizten. Wunderbar genug, dass scbon damais seiner die Stepbane (Taf. 18, 2 u. 7). Kbanze trug die Frankreicb dergleicben Luxusartikel lieferte, da es bis beute Romerin sowobl von natfirlicben Blumen als aucb aus> darin eine so ausgebreitete Industrie bat. Metall, besonders aus Gold, (Taf. 18, 8, 12 u. 14). Docb Die verscbiedenen Arten, ibr eigenes Haar zu ordnen, batten sie meistens eine besondere Bedeutung und wurden lassen sicb bei der romiscben Fran kaum unter einige all- daber aucb gewobniicb nur bei bestimmten Gelegenbeiten gemeine- Gesicbtspunkte fassen. Denn «jeder Tag bringt aufgesetzt. einen neuen Haarscbmuck auf", sagt Ovid, und ibre Zabi 80 Das Altertum. sei, wie die der Bienen auf dem Hybla oder, nach unserer festgebalten, indem ein Lângsriemen sie aile untereinander Redeweise, wie die Sterne am Himmel. Man trug das Haar verband (Taf. 17, 1—8; 18, 15). Statt des einzelnen Fersen- sowohl glatt zu beiden Seiten gescheitelt, wie die Griechin, riemens wurde bald ein Netz benutzt (Taf. 19, 24) und und hinten in einem Knoten verscblungen (Taf. 18, 6—8), an dessen Stelle wiederum ein ganzes Hackenleder, das als aucb zu Flecbten geordnet oder in Locken gekrauselt. bis zu den Knôcbeln binaufreicbte (Taf. 16, 4). Bald ver- Die Flecbten ordnete man in alien nur erdenklicben Arten langerte sicb dies bis zum vorderen Ballen (Taf. 19, 28; um den Kopf, bald vorn über der Stirn, dass sie wie eine 17, 11; 16, 13), und so bestand die Sandale aus einer Stéphane erschienen, bald mebr über die Mitte des Kopfes Soble mit zwei seitHcben Flügeln, die auf dem Spann (Taf. 18, 1), bald noch weiter zuriick u. s. w. Ebenso er- gescbnürt wurden und nur die Zeben frei liessen. Diese ging es den Locken. Man ordnete sie rund um den Kopf Seitenleder trug man besonders im Kriege, oft bis zur Wade in ziemlich gleicher Lange (Taf. 18, 15) oder man krauselte binauf (Taf. 19, 27) oder man flocbt die Riemen bis dahin nur das Haar des Vorderkopfes, so dass die Stirn von Locken (Taf. 16, 4). Dass man gern das Scbloss der Sandale vorn umringt war (Taf. 18, 10—12). oder man begnügte sich, auf dem Spann durcb aufgesetzte Metallstücke verzierte, einzelne Lockchen im Nacken (Taf. 18, 5) oder neben den war aucb hier Sitte (Taf. 19, 27). Obren vom und binten erscbeinen zu lassen (Taf. 18, 13), Die Scbube waren ebenfalls manchen Ànderungen oder man verband aucb die Lockcben um die Stirn mit unterworfen. Der gemeine Mann blieb bei der alten Tracbt, solcben im Nacken (Taf. 18, 2 u. 10). Den übrigen Teil bei dem einfacben vorn offenen Scbub, der zugebunden wurde des Haares bebandelte man ebenso eigentümlicb. Ent- (Taf. 16, 6), der vornebme aber fügte bald einen oder weder scbeitelte man ibn (Taf. 18, 13) oder flocbt lauter einige Riemen über dem oberen Rande binzu (Taf. 17, 10 Strange, die von vorn nacb binten reicbten (Taf. 18, 10). u. 13), bald ein Kreuz von Riemen über dem Scbubblatt Zuweilen kamrnte man aucb das ganze Haar allseitig zurück (Taf. 16, 10 u. 11), das zuweilen aucb von anderer Farbung zum Hinterkopf (Taf. 18,14), eine Sitte, die bei den Griecben war als der Scbub selbst (Taf. 16, 10). unmoglicb gewesen ware, da sie die Stim balb zu bedecken Ausserdem trug man, und nicbt seiten, Stiefel, die stiefei liebten. Aucb kamrnte man es nur vorn seitlicb zuriick zu vorn zugescbnürt wurden und die bis zur balben Hôbe einem Wulste (Taf. 18, 3), und ordnete das Haar des des Kniees reicbten (Taf. 16, 1; 17, 14). Hinterkopfes nacb Belieben, kurz, es môcbte kaum nocb In den Farben waren ausser der Naturfarbe des eine Zusammenstellung verscbiedener Haartracbten moglicb Leders (Taf. 17, 10) scbwarz (Taf. 16, 3, 5, 10 u. 12), weiss sein, die nicbt von den Romerinnen bereits versucbt ware. (Taf. 18, 3 u. 12), rot (Taf. 16, 6, 7 u. 11; 17, 11; 18, 7 Die Friseure batten allé Hânde voli zu tun, obwobl die u. 8, 14 u. 15) und gelb (Taf. 17, 12 u. 13) die beliebtesten. Herrin sicb meistens von der Zofe frisieren Hess, denn es Letztere gebôren jedocb beide erst der spateren Zeit an, gait mancberlei wicbtige Hilfsmittel berbeizuscbaffen und als die Pracbtliebe überband nabm. vorratig zu balten. Aber welcb einen Aufwand von Zeit Die Frauen scbützten ibre Füsse ganz ebenso wie die Frauen- schuhe musste es taglicb erfordern, eine Frisur berzustellen, wie Manner, nur die Stiefeln waren davon ausgescblossen. z. B. die der Agrippina (Taf. 18, 10)! Freilicb konnte Docb verzierten sie ibre Sandalen oder Scbube gern durcb man aucb umgekebrt fragen, was eine vornebme Frau Stickereien oder kostbare Besatze oder trugen sie wenig- tun sollte, wenn sie nicbt ibre Zeit auf solcbe Weise stens in bellen und strablenden Farben. binbracbte! c) Fiissbekleiduiig. d) Sclimnck. Den Kopf frei, aber den Fuss bedeckt! oder; Oben Der Romer in seiner ibm eigentümlichen Kálte gegen nackt aber unten verbüllt! batte eine rômiscbe Regel sein das bloss Scbône und in seiner Neigung zum Praktiscben kônnen, denn man lebte so, als sei sie es. Nackte Füsse verzicbtete für seine Person urspriinglicb auf alien Scbmucl waren dem Romer ein Greuel. Selbst im Hause trug er Das einzige, das er etwa trug, war ein Siegelring, und aucb Fingerringe die Fussbekleidung, deren er sicb überbaupt zu bedienen dieser konnte kaum ein Scbmuck genannt werden, da er Manner pflegte. Nur wenn er das Lager bestieg, es sei zur Nacbt von Eisen war. Erst ziemlich spat fertigte man welcbe aus oder beim Gelage, dann legte er die Soblen ab. Gold an, oft mit einem edlen Steine als Platte (Taf. 19, 7 Sandalen u. Die Manner trugen sowobl Sandalen als Scbube. u. 8). Dass es Stutzer gab, die sicb die müssigen Finger sthuhe Letztere galten für die wiirdigere Tracbt und wurden dalier mit Ringen überluden, ândert nicbts an der allgemeinen stets getragen, wenn es darauf ankam, ôffentlicb mit An- Regel. Die zur Befestigung der Lacerna notigen Spangen stand zu erscbeinen. Im Hause aber und im gewôbnlicben oder Nadeln waren gleicbfalls nicbt aus Gold, sondem nur Leben begnügte man sicb mit Sandalen. Die Toga forderte aus Bronze und nur zuweilen mit Figuren geziert. als notwendigen Zubebôr die Scbube, die Pânula und Desto reicber bedacbten sicb die Frauen. Da waren Frauen- Lacerna aber erscbien lieber mit Sandalen. zunacbst mancberlei Nadeln für das Haar notig, und die schmuck Diese letzteren waren âbnlicb den griecbiscben. Die langeren waren meistens verziert (Taf. 19, 30—32). Dann unter dem Fusse binlaufende Soble wurde mit einem Riemen mussten die Obren mit scbônen Gebangen belastet werden, Ohrgehangc zwiscben den beiden ersten Zeben, einèm oder mebreren zu denen die Perlen am beliebtesten waren. „In jedem Obr anderen quer über den Spann, und einem um die Ferse zwei oder drei Erbscbaften", sagt Seneca, denn die Perlen IX. Die Romer. 81 standen schon damais in hohem Wert. Danach musste musste, damit sie nicbt über die Grenzen der Hals irgendwie mit Sclimuck kamen, dies darf umgeben sein und hediente uns nicbt mebr wundem, weim wir dass die Welt- Haisketten man sich dazu entweder erfabren, geschlossener Ringe oder Bander bezwinger wabrend dieser Zeit keine eisernen oder eisen- (Taf. 19, 29), an denen, wie an den etrurischen, oft bescblagenen Helme mebr Medaillen und tragen mocbten, sondern statt dergleichen hingen, oder lockerer Ketten, die dessen sicb der leicbten Filzbüte bedienten. ehenfalls mit solchen geziert warden Jabrgelder oder auch mit Perlen allerdings liessen sicb aucb in Filzbüten auszablen. Als und Edelsteinen besetzt oder bebangen waren (Taf. 18, 4). ibre Vorfabren solcbe der ganzen Welt Annringe Dass die Arme nicbt ohne abpressten, trugen Armringe und Armbander sie nocb eine scbwerere blieben, verstebt sicb fast Kopfbedeckung, die einen starken von selbst, und aucb bier fand Nacken voraussetzte; der scbwacbe aber sicb leicbt der Goldscbmied Gelegenbeit, seine beugte Kunst zu zeigen. Die unter das Jocb, das ibnen nun selbst Spangen Spangen und Fibuln aufgelegt wurde. zur Befestigung der Gewander warden Der Scbild der Romer war ebenfalls scbon verziert anfangs langlicb viereckig schiid (Taf. 19, 33; 18, 12). Die Ste- (Taf. 17, 4) und der Breite nacb Er bestand aus pbane oder ein gebogen. sonst Diadem wurde offer getragen (Taf. 18, Holz und war mit Leder 2 und nicbt überzogen, batte etwa 1,20 m u. 7) war selten mit edeln Steinen besetzt. Hôbe und 80 cm Breite. In der Zeit des 2. Jabrbundert Wabrscbeinlicb von den Griecben erbielten die Rome- ergebt es ibm wie dem Helm; er ist zu scbwer und wird rinnen aucb jenen gewandten Dolmetscber südlicber Frauen- daber sicbtbar kleiner, er batte nur nocb die Hôbe der Facher berzen, den Facber und seinen plumperen unwissenden Armlange und die Breite betrug fast ^/g dieser Hôbe. Aucb Stellvertreter, den Sonnenscbirm. Ersterer bestand bald wurde er jetzt sebón verziert (Taf. 17, 4) mit Metall- aus Federn, bald aus dünnen Flatten, und war, wie der bescblâgen, Seitdem die Rômer mit den Etruskern in letztere aucb, ganz dem griecbiscben abnlicb. Verbindung gekommen, batten sie aucb den runden Scbild Spiegel Die Spiegel der Romerinnen waren sowobl kreisrund, derselben angenommen (Taf. 17, 7; 19, wie die 2) bebielten aber etruskiscben, als aucb oval wie die griecbiscben ibre frubere Form aucb bei. Ausser diesen beiden wurde und baufig aus edelm Metall, wobei Silber den Vorrang aucb der ebeme kreisrunde Scbild der Griecben erbielt. (Clypeus) eine Zeitlang getragen (Taf. 17, 1), docb unter den 2, Kriegstraeht. Kaisern verlor er sicb ebenfalls und nur der etruskiscbe Scbild, der aus Leder bestand, blieb ibnen. Er war nur Da, wie schon gesagt, die Romer den Janustempel am Rande und in der Mitte mit Metall bescblâgen, aucb bei einer eintausendjabrigen Gescbicbte fast nie gescblossen wobl nocb verziert durcb ebensolcbe lasst Figuren (Taf. 17, 4; saben, so sich denken, dass ibr Kriegswesen wabrend 19, 2). Ubrigens verkleinerte sicb in den letzten Jabr- einer so langen Zeit wobl allé damais nur môglicbe Ver- bunderten aucb dieser ovale Scbild und war bei manchen vollkommnung sicb aneignete. Ursprünglicb batten sie Abteilungen nur nocb wenig über 60 cm bocb. Daneben nur Waffen aus Erz und Leder; das Eisen kam erst erscbienen in jener Zeit auch secbs- und acbteckige Scbilde, spater, etwa mit dem Beginn des vierten Jabrbunderts, ebenfalls aus Leder und oft mit sebr künstlicben Metall- in Gebraucb und verdrangte dann freilicb nacb und nacb verzierungen, die damais bereits allgemein als Zeicben einer die Bronze. bestimmten Heeresabteilung benutzt wurden a) Schutzwaffen. (Taf. 19, 3 u 4). Der Panzer der Rômer ist derjenige Teil der Rüstung, Panzer Diese waren Helm, Scbild und Panzer. der vom Anfang bis zum Ende des Reicbes die Der wenigsten Helm Helm, ursprünglicb immer eine Kappe aus Leder, Veranderungen erlitt, was wobl aucb darin seinen Grand blieb spater einzelnen Truppenabteilungen zwar in dieser baben mocbte, dass er nie aus Metall bestand, also nie ersten Form eigen, dagegep erscbienen aber andere scbon in zu scbwer und unbequem werden konnte. Anfangs war bronzenen Helmen, und nicbt viel spater (um 400 v. Cbr.) er nur aus Leder, weil man so grosse MetaUarbeiten nocb traten sogar scbon die Eisenbelme auf, beide letztere nicbt anzufertigen verstand, spater blieb er es, weil man bei den Anfübrern mit Fedem auf der Spitze geziert leicbte Rüststücke vorzog. Der rômiscbe Soldat trug über (Taf. 17, 11; 19, 6). Aucb nocb in der Kaiserzeit trugen der Tunika ein ledemes Wamms (Taf. 17, 2, 5 u. 6). die meisten gemeinen Soldaten nur lederne Kappen, die Bisweilen verstarkte man dasselbe durcb aufgesetzte allenfalls mit Stablbûgeln verstârkt waren (Taf. 17, 3 u. 4), Streifen von Eisenblecb, die horizontal um die Brust und einzelne Regimenter, besonders Reiter, eiserne Helme vertikal über beide Acbseln liefen (Taf. 17, 3 u. 4). Diese (Taf. 17, 1 u. 2) und die Hauptleute und Feldberren be- ersteren wie die letzteren scbeinen unter sicb aneinander dienten sich seit dem 1. Jabrbundert n. Cbr. gern der befestigt gewesen zu sein, so dass es also ein Bruststück griecbiscben Formen (Taf. 17, 7 u. 14) mit dem boben, und. zwei Scbulterstücke gab. Denn es finden sicb Dar- fürcbterlicb winkenden Helmbuscb. Daneben blieb jedocb stellungen, wo Krieger nur das erstere oder nur die letz- der romiscbe Helm mit den rot oder scbwarz gefárbten teren tragen. aufrecbt stebenden.Fedem fur offentlicbc Aufzüge in Ebren. Bei den Orientalen fanden die Rômer natürlicb die Dass aber wabrend des zweiten und dritten Jabrbunderts dort erwâbnten Scbuppenpanzer und benutzten sie von nun das romiscbe Heer so scbwacblicb wurde, dass es die Nacb- an aucb für sicb, wenn aucb nicbt für ganze Koborten, barn fürcbtete und dieselben durcb Jabrgelder abfinden so docb die Anfübrer für sicb (Taf. 17, 7). Ebenso lernten Kretschmer u. Rohrbach, Trachten der YOlker. 3. Aofl. 11 Das Altertum. 82 sie bei den Kelten den Ringpanzer kennen und auch diese trâger (Taf. 17, 5), beide seit dem ersten Jabrbundert fanden unter ibnen Liebhaber, n. Cbr. Dass die ganz von fremden Provinzen aufgestellten Als Fussbekleidung waren bei den Anfiihrern Scbniir- Regimenter von alien diesen Stücken abweicbend ihre ein- scbube gebraucblicb (Taf. 17, 11; 19, 27), bei dem ge- Schuhe o lieimjsclie Riistung trugen, dass also die Rômer seit dem meinen Krieger Sandalen mit langen mebrmals um den Jalire 100 v. Chr. allerlei Trachten und Bewaffnungen Knôcbel gescblungenen Riemen (Taf. 17, 1—8). So er- iin Heere saben, war bei der grossen Ausdehnung des scbeinen sie auf der Trajansaule. Ürsprünglich môgen Reiches nicht zu vermeiden gewesen. So fand man nnter Avobl einfacbe Sandalen geniigt haben. ihnen thrakische, afrikanische, spaniscbe Krieger, jede Gruppe in anderer Tracht; so gab es also auch Abtei- b) Angriffswaffcn. lungen des Heeres in Scliuppenpanzer gekleidet, aus Diese waren, wie im Altertum ganz meistens, Lanze und Lanze dem Osten, andere nur leicbt gekleidet und mit Bogen Scbwert. bewebrt, aiis dem Süden, noch andere nur sparlich ge- Die erstere war anfanglich ganz der griecbiscben gleicb kleidet und mit Schleudern bewaffnet, aus dem Westen. (Taf. 17, 4), entweder ein langer Speer zum Stosse oder Letztere entbehrten haufig der Schuhe (Taf. 17, 9). aucb ein kürzerer Wurfspiess, beide mit ebernen sogar Spitzen. Dei" kostbarc Panzer der. Hauptleute und besonders Spater benutzte man statt solcber eiserne. lügei am Panzer (jgr Befehlsliaber entbehrte selten der Plügel, der von dem Ein den Rômern eigentûmliches Wurfgescboss war beim Heere Piium imteren Rande berabhangenden ledernen Streifen, die mit das Pilum. Es soli etwa um 400 v. Cbr. Metallenden verziert waren (Taf. 17, 7 u. 11; 19, 1 u. 5). eingefübrt worden sein und war ein 2 m langer Speer Feldberren, Konsiile und dergleicben batten sebr baufig, mit gestâblter eiserner Spitze, Avelcbe an sicb 60 cm lang besonders spater, kunstvoll gearbeitete Panzer aus war und aucb ebenso lang am Holze des Scbaftes auf ganz Metall (Taf. 17, 11; 19, 1 u. 5). Über demselben trugen beiden Seiten binablief, um daran befestigt zu werden, sie einen Gürtel, gewôbnlicb aus Leder und dicbtem starken der Scbaft selbst Avar also 1,20 m lang. Im 2. Jabr- Gewebe, seltener aus Metall (Taf. 17, 11 u. 14). bundert v. Cbr. wird eines Widerbakens Erwiibnung getan, Zum Scbutz der Unterscbenkel benutzten die Rômer der an der Spitze sass, und einer zweiten eisernen Spitze Beinscbieiien. Viele Abbildungen zeigen aber Soldaten weiter unten. Aucb batte es spater einen Riemen am sciiienen mit nur einer Scbiene und zwar am recbten Bein, so dass Scbaft, um es beim Scbleudern besser balten zu kônnen. also zum Scbutze des linken der Scbild dienen niusste. Oberbalb der Stelle, wo die Hand den 6^2 cm. dicken Die Scbienen der Anfiibrer Avaren oft mit verzierenden Scbaft umfassen sollte, war derselbe zu ibrem Scbutze Figuren bedeckt (Taf. 17, 11). Als aber die ganze Aus- mit einer etwa 33 cm boben kegelfôrmigen, nacb oben rüstung des Heeres erleicbtert wurde, fieleu aucb die sanft auslaufenden Verstarkung verseben, wodurcb das Scbienen Aveg, und nur die Befeblsbaber mocbten nocb Pilum nocb scbwerer wurde, und daber, nacb dem Wurf Avelcbe tragen. Dagegen kamen durcb die Kriege in Gallien festsitzend, sicb immer umbog, dadurcb dem Getroffenen allgemein kurze Beinkleider in Gebraucb, die übrigens den zur Last, von ibm nicbt leicbt berausgezogen und wegen Unterscbenkel nackt Uessen (Taf. 17, 2—8). Aus diesen der verbogenen Spitze aucb nicbt benutzt werden konnte. Avurden durcb die langere Bekanntscbaft mit dem Orient Das ScbAvert Avar aus Bronze oder aus Eisen; beide und durcb den Einfluss von dort lange weite Beinldeider Arten erbielten sicb wabrend der ganzen Dauer des und mit ibnen verlangerten sicb aucb die Armel der Reicbes. Man trug es anfangs auf der linken Seite (das Tunika bis zum Handgelenk. alte galliscbe Scbwert), dann seit 200 (das spaniscbe) auf Uber dem Panzer oder Wams trug der romische der recbten Hüfte (Taf. 17, 2, 4 u. 7). In der zweiten sagum Krieger einen Mantel, Sagum (Taf. 17, 2), welcber der Halfte des ersten Jabrbunderts fing man aber an, aucb Cblamys entspracb. Er bestand aus Wollenzeug und war Dolcbe zu tragen, und da diese bequemer auf der recbten weit genug, den Korper bis etwa über die Kniee binaus als auf der linken Seite bingen, so musste das Scbwert zu bedecken. Der der Anfiibrer war ebenso, nur aus seinen Platz ândern und wurde seitdem auf der linken besserem Stoffe (Taf. 17, 14); bel den Feldberren war der- Hüfte getragen (Taf. 17, 11 u. 14). Es bing entweder selbe purpurfarben (Taf. 17, 11). Besondere Range im am Gürtel oder an einem Riemen quer über die Brust Heere batten aucb besondere Auszeicbnungen; dem Konsul (Taf. 17, 4 u. 7), aber immer viel bôber als bei uns das folgten die Liktoren, die gewôbnlicb Sagum und Tunika Scbwert getragen wird. Zeitenweise trug man es auf- trugen (Taf. 17, 10), mit Beil und Ruten; die Zenturionen fallend bocb (Taf. 17, 2), wobl immer zu dem Zwecke, dass oder Hauptleute trugen einen Stock aus der Rebe ge- es die BeAvegung der Beine in keiner Weise bindere. scbnitzt (Taf. 17, 7); die Musiker zeicbneten sicb, Avie bei Die Form des Scbwertes ânderte sicb im Laufe der schwevt uns durcb farbige Haar- oder Federbüscbe und bunte Jabrbunderte. Ursprünglicb soil es dem griecbiscben Acbselpolster, aucb durcb auffallende Kopf- und Scbulter- âbnbcb gewesen sein, docb sebón sebr frübe war das tracbt aus, nâmlicb durcb Lôwenfelle, die sie statt des galbscbe Scbwert allgemein gebraucblicb. Dasselbe Avar Sagum so umbingen, dass der Lôwenraclien den Kopf des langer, einscbneidig und vom stumpf, wurde aber, da es Musikers umgab (Taf. 17, 6). Ebenso gingen die Fabnen- aus Bronze bestand, durcb seine Scbwere lastig und bog IX. Die Rômer. 83 sich bei schweren Fehlbieben aucb wobl um, wurde also Da jeder rômiscbe Soldat sicb auf Scbanzarbeiten Werkzcuge dann unbraucbbar. — Als nun der schreckliche Tag von und dergleicben einrichten rausste, so gab es áusser den Cannae die Romer belehrt batte, "welcben Vorteil die bereits genannten Waffen im Heere aucb nocb Hammer, Punier durcb ihre Scbwerter besassen, kam seit 200 v. Chr. Axte, Beile und dergleicben. Die meisten dieser Instrumente das spanische Scbwert in Aufnahme. Es war kürzer; die batten die aucb nocb bei uns gebrâucblicbe Form und Klinge war überall gleicb breit, spitzte sich vom zu und Avaren ebenfalls aus Eisen (Taf. 19, 14 und 15). Unter batte zwei Scbneiden (Taf. 19, 17). Um 100 n. Cbr. den zum Tell gut erbaltenen ausgegrabenen Exemplaren fing man an, besonders die Reiter, sebr lange Scbwerter derselben, zum Teil in scbônen Darstellungen abgebildeten zu tragen, die sogenannten Spatbae, docb wnrden dieselben Werkzeugen befinden sicb allerlei Formen von HandAA'^erks- nie allgemein, da sie als Hiebwaffen weniger bequem zeug, darunter aucb eigentümbcbe, mit der Scbneide nacb waren als die kurzen. aussen gekrümmte Messer (Taf. 19, 21), deren bestimmter Vornebme Rômer liessen Griff und Scbeide ibrer Zweck nicbt mebr recbt ersicbtlicb ist. Scbwerter scbon verzieren, bald durcb kostbare, bald durcb künstlicbe Bescblage, bald durcb solcbe, die beides waren c) Sonstiges Krîegsgcrat. (Taf. 17, 11; 19, 17 u. 18). Dieses letztgenannte (Fig. 18) Wir beben darunter zweierlei hervor: Fabnen und ist die Abbildung des sogenannten Scbwertes des Tiberius, Musikinstrumente. eijier im Jabre 1848 bei Mainz gefundenen Scbwert- Die ersten Feldzeicben grôsserer Truppenmassen em- Fahnen scbeide, welcbe mit getriebener Gold- und Silberarbeit pfingen die Rômer durcb Marius. Er gab der Legion reicb verziert ist, wabrscbeinlicb ein Gescbenk des Kaisers den Adler, und sie bebielt ibn seitdem durcb allé Zeiten Tiberius, dessen Bild im Médaillon darauf angebracbt ist, bei (Taf. 19, 11). Scbon vorber solien kleinere Abtei- an einen seiner Feldberreu, der bier gebot. Dieser wert- lungen ibre Feldzeicben gebabt baben, docb ist darüber voile Fund befindet sicb jetzt — im British Museum in nicbts sicberes zu ermitteln, Spater fübrten sie bestimmte London! — Signa oder Vexilla. Man befestigte an diesem ^Sigiium" Die mancberlei Hilfstruppen, deren wir scbon Er- Bilder, Kranze und andere Zeicben als Erinnerungen an wabnung taten, bracbten natiirlicb aucb mancberlei neue erfocbtene Siege und zuweilen trug es sogar auf der Spitze Waffen mit, die von den Romern selbst zwar wenig oder den Adler (Taf. 19, 12). Die Vexilla, welcbe besonders nicbt gebraucbt wurden, bier aber docb genannt werden bei den Reitern üblicb Avaren, waren kleine viereckige müssen, da sie im romiscben Heere vorkamen. Fabncben an einer borizontalen Stange. Aucb diese trugen Pfeii und Darunter sind am ersten zu nennen Pfeil und Bogen. nocb andere Figuren darüber oder darunter (Taf: 19, 13), Bogen Diese waren besonders im Gebraucb bei den asiatiscben, zuweilen aucb den Adler (Taf. 19, 10). Der Legionsadler spater aucb bei den numidiscben Hilfstruppen. Der Bogen war baufig aus edlem Metall angefertigt. batte daber jedesmal die Gestalt, die er in der Heimat Die Kriegsmusik bestand in Hôrnem, Trompeten und Musik seiner Trâger batte und nur eins ânderten die Romet, Bucinen. Die ersteren waren gTOsse kreisfôrmig gewundene indem sie ibn aus Stabl anfertigten (Taf. 19, 22). Der Metallrôbren und dienten dazu, das Heer zum Marscb zu Kocber und die Pfeile blieben aucb ibrem fremden Ur- rufen (Taf. 17, 6), die zAveiten lange gerade Rôbren, die sprung getreu. Nacb den puniscben Kxiegen waren den zu Signalen in der Scblacbt benutzt wurden (Taf. 19, 23). Fusstruppen gewobnlicb aucb Abteilungen baleariscber Die Bucinen solien ebenfalls Hômer gewesen sein, und oder kretensiscber Bogenscbiitzen beigegeben. Die . be- da beute im Spaniscben la bocina ein kurzes Jagdborn rübmtesten aber waren die aus dem armeniscben Hocb- bezeicbnet, das nur wenig geknimmt ist und oft aus lande und der benacbbarten Gegend stammenden reitenden Büffelbom bestebt, so glaube icb, dass die rômiscbe Bogenscbiitzen, die wegen ibrer Gescbicklicbkeit sebr ge- Bucina ebenso gewesen sei. Sie wurden in der Nacbt fiircbtet waren. auf der Wacbe gebraucbt. scbieuder Eiiie ebenfalls wicbtige Waffe war die Scbleuder Nocb Avird eine Zinke erwabnt, die bei den Reitern (Taf. 19, 16). In der Hand der Balearen war sie bocbst im Gebraucb gewesen sei; aucb diese Avar ein kurzes, am gefabrlicb, da dies kleine Inselvolk sicb von Jugend auf unteren Ende etAvas gekrümmtes Robr. damit iibte. Daber formierten die Rômer eine eigene Ab- teilung von dortigen Einwobnern, welcbe die Scbleuder Mit dem Kriege in unmittelbarer Verbindung standen iubrten (Taf. 17, 9), ausserdem aber mit dem Scbwert und die Zeicben des Sieges. Wit müssen dieselben bier er- mit einem kleinen ledernen Rundscbild beAvebrt Avaren. wabnen, da sie vorzugsweise durcb die Tracbt zur Dar- Die Steine, die spater sorgfaltig abgerundet und zuletzt steUung kamen. mit Bleikugeln vertauscbt wurden, trug man in einem Besondere Tapferkeit einzelner Soldaten wurde ge- Auszeich- nung im . Tuche, das um den Hals gebunden Avar und, wie es aus wôbnlicb gleicb nacb dem -n Siege durcb grôsseren Beute- Kriege den BildAverken scbèint, mit der linken Hand zu einem anteil und — was uns bier besonders angebt — durcb Sacke gebalten wurde. — Zur Zeit des Trajan gab es aucb verscbiedene Ebrenzeicben belobnt, welcbe dann aucb Stockscbleudprn, die mit vielem Erfolg von den Soldaten spater bei Festen immer AAÛeder getragen werden durften. gefiibrt wurden. Wem fallen bier nicbt unsere Orden ein ? Aber wir dürfen 11* 84 Das Altertum. es wobl ausdrücklicli betonen, dass wir hier an der Quelle lichkeiten. Der Feldherr selbst, der Triumphator, wurde und dem Anfang dieses noch heute beliebten Gebrauchs von Senat und Bürgerschaft feierlich eingeholt und den stehen. bestimmten Weg geleitet. Trompeter, Siegeszeichen, er- Doch nicht so schnell, so ohne weiteres kamen die beutete Waffen und Schatze, Darstellung der unterworfenen Rômer auf ihre runden, aus Blech vérfertigten Schildchen, Lander etc., die Priester mit den Opferstieren, die Kriegs- womit sie die Brust schmücken durften. Ursprünglich er- gefangenen: allé gingen vor dem Triumphwagen, auf hielt der tapfere Soldat eine Lanze ohne Erzspitze ais welchem der siegreiche glückliche Feldherr stand, angetan Auszeichnung, weil er die mit Erz bewehrte siegreich ge- mit der purpurnen, reich mit Gold gestickten Toga, darunter führt batte. Spater verlieh man zuweilen statt derselben, die weisse mit Palmen gestickte Tunika (Taf. 17, 12), auf die übrigens noch im Gebrauch blieb, kleine Standarten dem Haupte den Lorbeer oder die goldene Krone mit oder auch Armringe, Halsketten und dergleichen, immer Strahlen, in der Hand den elfenbeinemen Stab mit künstlich aus Gold oder mit solchem verziert. Von den Halsketten geschnittenen Figuren, an den Füssen goldene Schuhe. kam man auf solche mit Medaillen, und nun wurden auch Der Wagen selbst Avar mit Gold reich geschmûckt und diese allein verteilt. Damit war man beim „Orden" au- wurde von vier Pferden gezogen. Auf demselben durfte gelangt. Diese nur im repubhkanischen Amerika und in die Familie des Triumphators neben ihm sitzen. Vor dem der Schweiz nicht gebráuchliche Auszeichnung war er- Wagen gingen die Liktoren (Taf. 17, 10), hinter ihm die funden, und sicher haben sich die Romer nicht traumen Beamten, darunter die Legaten und Tribunen zu Ross, lassen, dass noch nach Jahrtausenden auch diese ihre Idee dann das Heer des Siegers mit aliem seinen Schmuck; die fortbestehen wérde. Ehrenwache darunter trug Kranze aus Olblâttern. Blech- An schmalen Riemen wurden die runden meist mit Die Ovation war weit geringer an Aufwand und Ovation Tapferkeit Kopfeu oder bedeutuugsvollen Zeichnungen geschmückten Pracht. Bei ihm erschien der Feldherr zu Fuss in der Bleche auf dem Brustharnisch befestigt. Oft trug ein Toga praetexta, d. h. der mit einem Purpursaume oder mit Anführer deren mehrere, ja bis zu einem Dutzend auf einém Purpurstreifen besetzten Toga, die ausserdem von der der Brust. Man ordnete sie dann symmetrisch in sich gewbhnlichen weissen sich nicht unterschied (Taf. 16, 8). kreuzenden Linien, wie die Riemen dies notwendig machten; Er trug auf dem Haupte einen Myrtenkranz und an den die Goldschildchen hatten gèwôhnlich 7—12 cm im Durch- Füssen nur gewohnliche, wenn auch kostbare Schuhe. messer und waren also zugleich von bedeutendem Gewicht und Wert (Taf. 19, 5). Im 2. Jahrhundert n. Chr. nahm man statt der Schilder gepragte Medaillen, die zuweilen 3. Amtstracht. noch mit Edelsteinen verziert waren und trug sie an Auch hier woUen wir nur das Wichtigste anführen. einem Bande. Diese Einrichtung ist den bis heute in Durch ihre Tracht ausgezeichnet waren unter den alien Staaten Europas, die Schweiz ausgenommen, die- Freien die Priester und die Magistrate; doch auch die selbe geblieben. Sklaven zeichneten sich durch besondere Tracht aus, von Krone Die hôchste Ehre und Auszeichnung aber wurde der als sichere Zeichen nur langes Haar und Bart nach- durch Kronen verliehen. Deren gab es eine ganze Reihe weisbar sind. fiir die verschiedenen Leistungen des Kriegers. Wir führen a) Magistrate. nur die wichtigsten an, um zu zeigen, dass stets, wenn es moglich war, eine gewisse Beziehung zwischen Sie waren in den verschiedenen Zeiten des Reiches senatoren- der Tat des Soldaten und seiner Auszeichnung fest- sehr verschieden. Neben der hochsten Gewalt nahra immer tracht gehalten wurde. der Senat die hervorragendste Stellung ein. (Wir Avollen Die Erstürmung einer Mauer wurde belohnt durch hier vorweg ihm unsere Betrachtung schenken, obgleich eine (noch heute sogenannte) Mauerkrone, die einer Schanze derselbe nicht zu den ,Magistraten" zu rechnen ist, weil durch eine Krone mit kleinen Sfcabchen, als Nachbildung aber andererseits die kurulischen Beamten nach Nieder- der Schanzpfahle, die des ersten Schiffes in der Schlacht legung ihres Amtes (Prator, Aedil, Konsul) gesetzlich Mit- durch eine mit kleinen Schiffsschnabeln besetzte Krone, glieder des Senats av urden.) Es war eine Versammlung die Befreiung eines Mitkámpferá in der Schlacht durch der altesten und vornehmsten Romer, die sich schon in einen Eichenkranz, die Entsetzung einer belagerten Stadt früher Zeit durch eine mit vorn herablaufendem breiten oder eines Lagers durch eine Graskrone, ein siegreicher Purpurstreifen versehene Tunika, T. laticlavia, ausserdem Tunica Feldzug durch einen Lerbeerkranz (zuweilen statt aus grünen durch hohe, mit Kreuzriemen gezierte Schuhe (Taf. 16, 11) i^ticiavia Blattern aus Gold) an den Feldherrn, spater durch eine auszeichneten, deren Riemen auf dem Spann durch eine Strahlenkrone, ein kleinerer Sieg durch einen Myrthenkranz. Mondsichel (lunula) aus Elfenbein gehalten und geziert Lunula Die bei den beiden letzten Kronen üblichen Aufzüge waren. Zu Hause trugen die Senatoren eine Tunika mit waren der Triumph und die Ovation. Sie wurden nur schmalen Purpurstreifen T. angusticlavia; diese war ausser- Tunica durch Senatsbeschluss dem Feldherrn gewahrt. dem Tracht der Ritter (Taf. 16, 13). Um den Purpur zu angustici. Triumph Indem wir nur das fur uns wichtigste hervorheben, schoneu, pflegte man die Tunika mit einem Clavus ohne verzichten wir auf eine weitere Beschreibung dieser Fest- Gürtel zu tragen. IX. Die Rômer. 85 Wir kônnen nicht umhin, hier zu bemerken, dass die aucb über Leben und Tod Ricbter sei, wurde den Ruten Nachrichten und Ansichten der Gelehrten über die Tracbt ein Ricbtbeil binzugefügt (Taf. 17, 10; 19, 9). der Senatoren keineswegs übereinstimmen, weil verscbiedene Die Stellvertreter der romiscben Plebs beim Senat, die romiscbe Autoren sicb verscbieden dariiber aussern. Bei seit dem 5. Jabrbundert. erwablten Volkstribunen, batten Tribun der ofter erwahnten Amtstracbt der Senatoren wird stets keine ausseren tracbtlicben Abzeicben, ebenso wenig die die Tun. latid, und die besonders gescbniirten Scbube mit ibnen untergebenen plebejiscben Adilen oder offentlicben Toga pura der lunula genannt, niemals aber die Toga, so dass daraus Aufseber. Abnlicb erging es den aus den Patriziern er- von den bedeutendsten Kennern des Rômertums der Schluss nannten Quastoren, dagegen trugen die patriziscben Adilen gezogen worden ist: die Senatoren-Toga war also weiss die Toga praetexta. obne Purpursaum. Trotzdem sagt Propertius (IV, 1, Die seit der Mitte des 5. Jabrbunderts ernannten Vers 11); Curia^ praetexto quae nunc nitet alta senatu, Zensoren batten als ein passendes Zeicben ibrer ganz ausser- Zensor und nennt also den Senat zur Zeit des Augustus bekleidet ordentlicben Macbt eine volbg purpurne Toga. Dieses mit der praetéxta, d. b. Toga pr,, womit er aber wobl Amt, das an Wicbtigkeit kaum dem Konsulat nacbstand, nur auf diejenigen Senatoren zielt, welcbe wegen ibrer erbielt sicb aucb imter den Kaisern als ein solcbes. Toga Magistratsamter die Toga praetexta tragen durften, Wir Die Pratoren, um die Mitte des 4. Jabrbunderts ent- Prator praetexta baben uns der Auffassung angescblossen, dass die Senatoren, standen, kleideten sicb wie die Konsuln, durften aber, zum welcbe keine Magistrate waren, in weisser, ungesaumter Zeicben, dass selbst ibre ricbterlicbe Gewalt geringer sei Toga, T. pura, erscbienen, und die Figur (Taf. 16, 11) als die Macbt des Konsuls, nur secbs, spater nur zwei -demgemass dargestellt. Liktoren bei sicb baben. Wenn einer der Pratoren einem Schuhe Ebenso baben wir es mit den Scbuben gebalten, die Konsui auf der Strasse begegnete, mussten seine Liktoren bisber immer fiir rot erklart wurden (s. z. B. Weiss), die Bündel vor demselben senken. Überbaupt gebot es jetzt aber aucb zuweilen als scbwarz bezeicbnet werden, die Sitte, dass man den Hoheren offentlicb und im Hause gestützt auf Horaz Sat. VI, 27. Nam ,ut quisque insanus Ebrfurcbt bezeugte. Dazu geborte auf der Strasse, dass nigris medium impediit crus pellibus, welcbe Stelle man steben blieb, auswicb und die Toga oder die Kapuze aber nicbt ganz sicber auf die Senatoren zu be- vom Scbeitel zog, wenn derselbe damit bedeckt war. Im zieben ist, und wenn sie ibnen gilt, docb nur fiir die zur Hause erbob sicb ein jeder sobald eine der genannten Zeit des Augustus gelten kann. Es kann also sein, dass Magistratspersonen eintrat, ebenso im Theater. Nur die Senatoren frûber rote und unter Augustus, wo so Hobergestellte blieben sitzen. Denn immer musste der manches sicb anderte, scbwarze Scbube trugen. Wir kebren Geringere vor dem Hôberen sicb beugen, z. B. der Prator von dieser Abscbweifung zu den Magistraten zuriick. vor dem Konsui, der Adil vor dem Tribunen etc. Die Tracht des An der Spitze des Staates stand urspriinglicb ein auszeicbnende Tracbt des Beamten borte mit seinem Amte Herrsehers Konig, dann wabrend der Republik mit einigen Unter- auf, also nacb Ablauf eines Jabres bei den Konsuln, nacb brecbungen zwei Konsuln und bemacb ein Kaiser. — Von 18 Monaten bei den Zensoren etc. Sie gingen dann der Tracbt der romiscben Konige wissen wir nicbts Be- wieder in der gewobnlicben Tracbt ibres Standes. Die stimmtes mebr, und mit blossen Vermutungen mocbten j,niedéren Magistrate" trugen keine besonderen Auszeiçb- wir den engen Raum nicbt füllen. Jedenfalis waren die nungen und erwilbnen wir sie daber nicbt weiter. Auszeicbnungen ibrer Würde sebr bescbrankt, wie es mit Die Kaiser fingen ibre Kleiderpracbt sebr bescbeiden Kaiser den nacb der Republik auftretenden Kaisem anfangs der an. Casar batte scbon eine purpurne Toga getragen und Fall war. Ziemlicb zuverlassig geborte dazu der Elfenbein- die Armel seiner Tunika mit Purpur eingefasst. Augustus stab, dessen wir scbon bei dem Triumpbator gedacbten, begnügte sicb mit der Toga praetexta und der Tunica die purpurgezierte Toga, die aber zu jener Zeit wabr- laticlavia, also der Tracbt eines Senators. So blieb es scbeinlicb der Cblarays an Grestalt abnlicb war, und eine bis auf Domitian. Er aber, indem er sicb selbst zuifí goldene Kapsel (Bulla) zur Aufbewabrung des Amulets, wie Zensor ernannte, batte auf solcbe Weise das Recbt, den aucb die Patrizier sicb einer solcben bedienten (Taf. 16, 5), Purpur zu tragen. Und darauf scbeint es ibm besonders indessen der gemeine Mann eine solcbe von Leder trug. angekommen zu sein. Von nun an wurde der Purpur, Ob die Liktoren aucb scbon den Konigen vorscbritten, ist das bisberige Zensorengewand, das Herrscberkleid — und nocb unerwiesen, ebenso, ob diese scbon des reicb ver- ist es gebieben bis auf unsere Zeit. zierten kuruliscben, Sessels sicb bedienten. Spatere Kaiser fügten nacb und nacb immer niebr Sfeigerung Konsui Oie Konsuln gingen in der Toga praetexta und in Pracbt binzu, so Diocletian eine gestickte Tunika, ein weissen Scbuben, letzteres jedocb erst in spaterer Zeit. Perlendiadem, kostbare Armbânder und perlenbesetzte tracht Vor ibnen scbritten je zwôlf Liktoren mit Rutenbündeln. Scbube. — Ubrigens bebielten aucb bis auf diese Zeit Diese Fasces waren Bündel dünner Stabcben mit Bândern die Magistrate ibre frübere Tracbt bei, vom Konsui bis umwunden, die das Recbt der kôrperlicben Zûcbtigung zum Adilen gingen allé nacb wie vor. Seit Diocletian darstellten. Der Kriegskonsul oder Diktator batte solcber aber wrde nicbt nur der Kaiserornat reicber, sondem Liktoren 24, da er fiir die secbsmonatlicbe Amtsfiibrung gleicbzeitig aucb die Kleidung der Beamten. Die Konsuln aUe Gewalt in sicb, vereinigte, und zum Zeicben, dass er gingen jetzt, wenn sie ibr Amt antraten, etwa so, wie Das Altertmn. 86 fniher die Triumpliatoren. Ahnlich ging es den übrigen Senatoren im 3. Jabrbundert n. Cbr. gar keine ^Toga" hoben Magistraten, mit Aiisnahme der Volkstribunen. mebr war, sondern den Scbnitt des Reiterm^ntels batte, Diese blieben obne Auszeichnung, obwohl sie, wie die ebenso, wie wabrscbeinlicb die Toga der alten Konige, anderen, ibre Macbt eingebüsst batten. Jenen aber konnte wie oben (S. 85) bemerkt wurde, diese Form batte. Aucb oder sollte der erbobte aussere Prunk den Scbmerz über trugen die Ricbter als Standesauszeicbnung statt der Toga Trabea statt das verlorene Amt und die entscbwundene Macbt ver- die Trabea. So liegt der Scbluss nicbt allzu fem, dass süssen. Es gab welcbe, die nur die Kleider einer Würde dieselben Gründe, welcbe aus der Toga praetexta eine anlegen durften, andere, welídie Kleider und Sitz i m Trabea praetexta macbten, aucb aus der Toga picta eine Senat erbielten, und scbliesslich andere, die daneben Trabea picta macbten. Diese Gründe mocbten sein, dass aucb das Amt selbst batten. Die Kleidung war also das man jetzt nicbt mebr obne Untergewand ging, und zur Beliebteste, Wicbtigste. An Stelie der Toga trat jetzt eine Toga picta geborte von jeber gewiss eines; dass die über- lange Cblamys, denn die Goldstickerei würde die obne- band nebmendçn Goldstickereien scbon die Trabea scbwer dies scbwere Toga nocb schwerer und wegen der steifen genug, die Toga aber allzuscbwer macbten und dass eine Goldborteir «ó unbebilflicb und unbequem gemacbt baben, Trabea sicb weit leicbter und besser tmg und bielt als dass nicbts mit ibr anzufangen war, Daber finden Avir eine Toga. in Darstellungen aus dem 3. bis 5. Jabrbundert n. Cbr. Gewobnlicb nimmt man das „picta" aber für gestickt, und dass sie die meisten Magistratspersonen in einem langen gold- denn dass sie dieses war, ist unzweifelbaft, gestickten Purpurmantel, der auf der einen Scbulter be- sicb gerade dadurcb von der gewobnUcben Toga sowobl, festigt ist (Taf. 17, 13). So blieb es im allgemeinen bis als von der T. praetexta unterscbied, aucb. Denn letztere zum Ende des romiscben Reiebes. batte nur einen Purpursaum, und nur zuweilen mocbte Wir müssen bier einem mebrfacb geáusserten Wunsebe in spaterer Zeit derselbe aucb nocb mit Stickereien ge- nacbkommen und Scblusse dieser Betracbtung über die schmückt sein, wie denn mit der Zeit sowobl die Pracbt- ani Kleidung der Magistratspersonen nocb etwas naber auf liebe zunabm, als aucb sicb der Kreis derer erweiterte, einzelne, besonders auf die Gewânder des Triumpbators die solcbe Auszeicbnungen tragen durften. So wurde der eingeben. goldene Ring von Jabrbundert zu Jabrbundert allgemeiner; Tracht baben dieselben oben S. 84 in der Kürze nur anfangs tmg ibn nur der bochste („kuruliscbe") Adel, 5 u. phators ^.Is eiue purpume goldgestickte Toga und eine weisse mit dann aucb die Senatoren und ibre Sobne (Taf. 16, 11), Palmen gestickte Tunika bezeicbnet. Zunacbst ist zu spater allé Ritter (Taf. 16, 13) und unter den Kaisem bemerken, dass diese Toga, den Nacbricbten der Scbrift- jeder Freie. Gerade so erging es dem Purpursaume der steller zufolge, keineswegs Eigentum des jeweiligen Feld- Toga praetexta, aber in kürzerer Zeit. Scbon um 200 beirn, sondem des Staates war und auf dem Kapitol V. Cbr. durften selbst die Sobne freigelassener Sklaven aufbewabrt wurde. So wie also die jetzigen Konige nur ibn tragen, den nocb 300 Jabre zuvor nur die Sobne des das Zepter, die Krone und den Purpur ibrer Vorfabren kumliscben Adels tragen durften. tragen, so trug aucb der romiscbe Triumpbator nur die- Die Toga picta war also ursprünglicb jedenfalls eine selbe alte ebrwürdige Toga picta, die vor ibm scbon so Trabea picta und wurde dann bald scbon im ersten Jabr- mancber batte. Er erbielt sie nur für die Dauer bundert der Repubbk eine Toga picta. Ob sie getragen spater zur des Triumpbzuges und musste sie am Scbluss desselben Zeit der Kaiser wieder eine Trabea picta geworden, ist wieder an das Kapitol zurückliefern. sebr moglicb, docb existieren aus der Mitte des 3. Jabr- Toga picta Ob die Toga wirklicb ^picta" im gewobnlicben Sinne bundert Bildwerke, auf denen sie nocb ziemlicb deutlicb des Wortes gewesen sei, ist nicbt mebr zu entscbeiden. eine Toga ist. Die Anderung konnte somit erst nacb der Die Auftragung Farben auf Kleiderstoffe war den Mitte des 3. Jabrbundert vor sicb gegangen sein und es von Alten keineswegs unbekannt, docb mocbte es für dieselbe muss also die Ebrfurcbt vor jenem amtlicben kapito- nacb den nocb vorbandenen Bildwerken erst in dem liniscben Kleide docb gross genug gewesen sein, um es 3. Jabrbundert n. Chr. einige Wabrscbeinlicbkeit baben, über 7 Jabrbunderte in seinem ursprünglicben Scbnitt bei- dass sie bei der Toga picta zur Anwendung gekommen zubebalten. Auf etwas spateren Darstellungen ist jedocb sei. Denn diese kapitoliniscbe Toga wird jedenfalls aucb die Toga praetexta bereits zur Trabea praetexta geworden. der Macbt der Zeit und ibrem scbarfen Zabn verfallen Was die Tunica palmata betrifft, so war dieselbe eine Tunica sein und es begt auf der Hand, dass die Toga picta, zweite Tunika, wie man deren oft trug (s. S. 77). Ibren paimata welcbe Numa trug, wobl nicbt mebr von Domitian ge- Namen batte sie von den in das weisse Zeug eingewebten tragen werden konnte. Das Gold der Stickerei mocbte so Palmen von Gold, die in allerlei Verscblingungen und lange gebalten baben, aber die wollene Toga selbst? Bei Zusammensetzungen das ganze Gewand bedeckten. Aucb solcben Erneuemngen mag sie dann aucb wobl mancbe sie war wobl nur einmal in Rom vorbanden und musste Neuerungen erfabren baben, ja es ist nicbt unwabrscbeinbcb, dann aucb nacb dem jedesmaligen Gebraucb wieder auf dass sie sogar nicbt immer den Scbnitt der Toga, sondern dem Kapitol abgeliefert werden; es feblen jedocb bier- spater, nacb dem 3. Jabrbimdert der Kaiser, aucb den der über bestimmte Beweise. Zuweilen wird sogar eine Toga Trabea batte. Sicber ist es indessen, dass die Toga der picta et palmata genannt. IX. Die Rômer. 87 Das Prachtgewand der Triumphatoren verlor aber liebkeit eines soleben Besatzes füblbar zu maeben. leb mit der Zeit seine Würde und seine Bedeutung. babe mieb daber lange bemübt, zu erforseben, wie sie Nach der Zeit des Augustus nabm der Luxus scbnell gerade auf diese Form und diese Stelle verfallen sein überhand. Die alten Auszeichnungen wurden mehr und môgen, finde. aber bis jetzt nur eine Mogliebkeit, die mebr verbreitet. Die Tunica laticlavia, einst nur das Saebe vemünftig zu begründen, nâmlieb wenn man an- Ehrenkleid der Senatoren, war sebón um 250 n, Chr. nimmt, dass die beiden Saume der Trabea in der Gegend allgemeine Modetracht und der latus clavus, ihr breiter des Gürtels eine Art Sebloss oder Haken batten, um sie ciavus e¡u Purpurstreifen, batte also seine Bedeutung verloren. Er bei windigem Wetter aneinander zu balten, damit der Mantel verschiuss? verwandelte sicb nun zu zwei Purpurquadraten, welcbe niebt allzusebr im Winde flattere und der Oberkorper Clavus auf ^ber niebt auf der Tunika, sondern auf dem Mantel, der sieber von demselben bedeekt bbebe. (Solebe Seblosser dem Mantel Trabea, aufgesetzt wurden; dieser war aucb sebón seit aus Metall, meist mit Lôwenkôpfen geziert, batten unsere Augustus mebr und mebr an Stelle der Toga getreten Mantel vor 60—70 Jabren oben am Halskragen.) Die meisten Magistrate gingen nun in der Trabea, ebenso Drei Momente dienen dieser Annabme zur Unter- die Senatoren und nur der Konsul trug noeb bei seinem stützung; Zunaebst zeigt der Besatz immer in seiner Mitte Amtsantritt die Toga, aber die Toga pieta, die einst der vom Rande ausgebend eine horizontale Borte oder Stiekerei, Triumpbator bei seinem Einzug tragen durfte. Die Toga wabrsebeinlieb das Hauptstüek des ganzen, welebes auf trat mebr und mebr zurüek; am Ende des dritten Jabr- den drei inneren Seiten desViereeks von einer Verzierung bundert war sie versebwunden; musste doeb sebón Augustus umgeben ist wabrend die vierte Seite, der Saum des befeblen, dass man bei offentlieben Aufzügen oder der- Mantels, meist leer bleibt obne Stiekerei. Jenes Mittel- Toga im Ver- gleioben in der Toga ersebeinen solle. Daraus erkennt stuck ware also die Andeutung des Scblosses, die schwinden j^an, dass sie damais bereits im Versebwinden war und Stiekereien an den drei Seiten rundum dienten nur zur ais Alltagskleid niebt mebr getragen wurde; sie soUte nun Verzierung desselben. mindestens Fest- oder Staatskleid bleiben. An ibre Stelle Ein zweites Moment ist, dass der Besatz stets an trat die lange Trabea in der Amtstraebt, die kürzere beiden Saumen der Trabea ersebeint, sowobl auf dem Laeerna für den gewobnbeben Bürger. Bruststüek, als aueb auf dem Rüekenteil, und zwar so, Ais nun im 2. und 3. Jabrbundert der Clavus auf dass die Linien der Verzierungen genau aneinanderpassen, dej." Tunika ziemlieb allgemeine Traebt wurde, scbeint es, sowobl die mittleren Stiekereien oder Borten, die dann in dass man, um doeb die Würde der Beamten, die vordem eins zusammenfliessen und wié ein Stüek Goldgürtel von dureb ibn bezeiebnet wurde, wieder traebtlieb darzustellen, etwa 40 em Lánge ersebeinen mussten, ais aueb die um- keinen anderen Ausweg gewusst babe, als dureb Aufbeftung gebenden Verzierungen. Darum erhielten aueb die beiden eines grossen purpurnen Quadrats an jedem Saume der Saume anfangs nie eine Stiekerei, damit bei ibrer Zu- Trabea, etwa in mittlerer Hobe. So ersebeinen die Würden- sammenfügung beide Besatze wie einer ersebeinen soUten, trâger seit Dioeletian (285) mit diesem, aueb ^Clavus" da alie Verzierungen in der ganzen Breite sieb fortsetzten. genannten Purpurbesatz auf dem w'eissen Mantel. Auf der Ein drittes Beweisstüek endlieb ist darin zu finden, purpurnen Trabea, z. B. der Zensoren, wurde er dureb dass an der Trajanssaule Reiter abgebildet sind, bei denen Trakea reiebe Goldstiekerei dargestellt (Taf. 17, 13). Dureb ver- dieser Mantel, um ibn vor dem Flattern zu bewabren, .segürtet sebiedene Fárbung des Purpurs, dureb binzugefügte reiebere dureb einen Gürtel festgebalten wird. Diese Notwendigkeit oder geringere Stiekerei dieses Besatzes moebten wobl die konnte also im Freien eintreten. Gürten aber konnte der versebiedenen Amter bezeiebnet werden. vomebme Romer seinen Mantel niebt; gürtete er doeb Eigentümbeb stellt sieb freilieb diese Auszeiebnung ' niebt einmal die Tunika, wenn sie einen Purpurstreifen dem Auge dar; sie ist geradezu eine grelle Verunzierung batte (S. 84), wie viel weniger durfte er einen breiten des Kleides. Wobl wurde ja seit dem 3. Jabrbundert Purpurbesatz oder gar einen Mantel, ganz aus Purpur, Besatze der n. Cbr. die Tunika der Vornebmen aueb dureb allerlei dureb einen Gürtel verderben! Ein Sebloss oder Haken Tunika aufgesetzte Stiekereien und dergleieben verziert (Taf. 17, aber leistete ibm dann an jener Stelle denselben Dienst, 13), doeb war deren Platz immer ein soleber, der die Ver- wie der Gürtel den Reitern. Vielleiebt gab man sogar zierung allenfalls reebtfertigte, z. B. am untaren Saume darum dem Mittelstüek die Form eines abgesebnittenen mebrere regehnassig verteile Rosetten in Gold ôder farbigen Bandstreifens (Taf. 17, 13), weil es den Gürtel vertreten Stoffen oder sebildfórmíge Goldstiekereien auf den Aehseln oder ersetzen sollte. — (Taf. 17, 13), ahnlicbe auf der Mitte der Brust línd der- Leider babe ieb bis jetzt noeb keine Abbildung einer gleieben — aber alie diese Besatze iassen sicb mit der Figur gefunden, wo die beiden Saume an der Mittelborte Korpergestalt oder dem Kleide in irgend eine barmonisebe deutlicb aneinander geseblossen waren, denn damit ware Beziebung bringen, indessen der erwabnte viereckige Clavus die Hypotbese bestátigt. Es existiert aucb vielleiebt keine, dies nimmermebr zulasst. Er spriebt aller Sebônbeit und weil die Vornebmen auf ibren Bildern immer nur jm Harmonie Hobn. Wenn nun aueb den Romern nur ein Zustande der Rube dargestellt sind und also das Ver- besebeidenes Mass des Sebonbeitssinnes zuteil geworden sebliessen des Mantels am Gürtel keinen triftigen Grund war, so war dies doeb gross genug,. um ibnen die Hâss- gebabt batte. Von den DarsteUungen der Senatoren und 88 Das Altertum. Magistrate kann wohl cine oder die andere Figur so auf- Noch vor dem Ende des Kônigstums wurde auch der Biider ungenau gefasst werden, ais sei die Trabea am Gürtel geschlossen, Vestadienst eingeführt, der von sechs Jungfrauen gepflegt aber die Kílnstler der damaligen Zeit nahmen es mit der wurde. Als mit dem Sturz Tarquins die Kônigsherrschaft Linienführung nicht so genau, um aus ihren Bildern der- endigte, emannte man, da der Kônig bisher selbstredend írleicben Beweise ziehen zu konnen. Auch die Grestalt auch Hoherpriester gewesen war, der zugleich dem obersten O Justinians in dem Mosaikbilde zu Ravenna zeigt die Trabea Gott Roms, dem eigentlichen Lokalgott, Janus, dienen so, dass man, wenn die Zeichnung riclitig und genau musste, einen Rex sacrorum, der aber keineswegs die ware, den Fall der beiden Saume nicbt anders erklaren frühere priesterliche Gewalt des Kônigs besass. Von nun konnte, ais durch die Annahme, dass sie am Gürtel noch an war die Priesterschaft samt und sonders vom Senat ab- einmal durch ein Haftel verbunden waren. Aber wer hângig, zunâchst aber dem Pontifex maximus untergeben. bürgt für die Richtigkeit der Linien? — Dieser war das alteste Mitglied eines Kollegiums (wir pontifex Freilich ist es ja auch, im Hinblick auf die mancherlei würden es eine Akademie nennen), das die mathematischen maximus Besátze auf der Tunika, deren wir oben erwahnten, wohl Wissenschaften zu bewahren hatte und anfânglich aus fünf, moglich (aber mir hochst unwahrscheinlich nach spater aus neun Personen bestand. Er übte zugleich die allem, was sOnst die Trachten der Volker zeigen!), dass Aufsicht über ailes, was den Kultus anlangte und damit die Laune irgend eines Machthabers diesen Besatz an die auch über samtliche Priester. Solcher Kollegien gab es beiden abfallenden Saume der Trabea angebracht habe verschiedene, das eine von grôsserem, das andere von ge- — denn bei den Romem seit Diocletian und spáter be- ringerem Ansehen, je nach den Zwecken, die jedes ver- senders bei den Byzantinern ist ganz ünglaubliches der folgte. Auch die Zahl der Mitglieder war bei dem einen Art vorgekommen — aber es ist Pflicht der Forschung, grosser, bei dem anderen kleiner. für jede Erscheinung unter den Menschen vernünftige Eins der wichtigsten und vielleicht das alteste war Auguren und natürliche Gründe aufzusuchen, also auch für diesen das der Auguren. Sie vermittelten die Willensmeinung Mantelbesatz, den Clavus, der nicht etwa eine vorüber- der Gotter mit den Unternehmungen der Menschen, so gehende Erscheinung war — sonst mochte es der Mühe dass sie mit dem Glauben an jene standen und fielen. nicht wert sein, ihn zu erklaren, — sondem der fast Durch die angeblich von Tarquin eingeführten sibyl- Decemviri tausend Jahre unverganglich auf der Trabea fest sass. linischen Bûcher ward der griechische Kultus dem alten Erinnert nicht auch sein Name an Festhalten? — rômischen zugesellt und somit wurden auch die ent- Man darf annehmen, dass er im Laufe der Jahrhunder.e sprechenden Priester notwendig. Es gab daher bald ein seinen ursprünglichen Zweck — wenn er nach der obigen neues Kollegium zur Auslegung etc. der sybillinischen Orakel Annahme einen solchen hatte! — ganz verlor und nur und zur Aufsicht über alie griechischen Kultushandlungen; noch Auszeichnung war, denn wir treffen ihn spater bei dies führte den Ñamen Decemviri (Duum-, Quindecimviri) den Byzantinern wieder an, wo er auch zur Hoftracht sacris faciundis. gehort, sich aber nach Form, Grosse etc. verwandelt und Die Haruspices môgen nur wenig spater aus Etrurien Haruspices mehr und mehr nach oben rückt, so dass er die Brust herübergekommen sein, blieben jedoch bis zu den Kaisern wie ein Schild bedeckt. ohne rechtes Ansehen. Ausser diesen Kollegien gab es noch sogenannte Andere b) Priestertracbt- Brüder- oder Genossenschaften, z. B. die Salier, die Acker- Kollegien Das Element der Gottervershrung war in Rom nach brüder, die Titier, die Lupercer und andere. Sie aile verschiedenen Seiten hin hochst ausgebildet, denn bei dem hatten jede die Leitung der Feste zu besorgen, die ihrer Zusammenfluss der mancherlei Volker in diesem Mittel- Gottheit gefeiert wurden, so die Salier des Mars, die punkt kam auch zugleich deren Kultus dorthin, und so Lupercer des Pan u. s. w. finden wir neben den ursprünglichen rômischen Gebrauchen Ob schon in der âltesten Zeit jedes dieser verschiedenen noch griechische, âgyptische und verschiedene orientalische priesterlichen Amter auch durch besondere Tracht sich Gotterverehrung, natürlich die letztere erst zur Zeit der ausgezeichnet habe, ist unbestimmt. Jedenfalls ist dies Kaiser oder doch im letzten Jahrhundert der Republik. Hand in Hand gegangen mit allem übrigen kleidlichen Wir müssen auch hier verzichten, nâher auf das Priester- Verhalten. wesen einzugehen, sondern konnen nur die allgemeinen Was zunâchst den Flamen Dialis angeht, so durfte Fíame» Umrisse davon geben. sein mit Purpur umsâumtes Gewand nur durch Spangen Die alteste Priesterschaft Roms zahlte ausser dem gehalten werden; jeder Knoten war ihm verboten. Das- Kônig nur drei Glieder für die drei Hauptgottheiten selbe musste von seinem Weibe selbst gewebt sein; sein Jupiter, ]i|ars und Quirinus. Jeder dieser Priester hatte Haupt war stets, sobald er ôffentlich erschien, bedeckt bei einem dieser Gotter die Opferungen vorzunehmen und und zwar mit dem Albogalerus, einem zugespitzten Helm hiess davon Flamen. Es gab also einen Flamen Dialis oder Hut (Taf. 16, 8). Nur im Hause durfte er diesen (Taf. 16, 8), Flamen Martialis und Fl, Quirinalis. Spater ablegan. Haar und Bart wurde ihm mit einem ehernen wurde für jeden Bezirk Roms noch ein Kurialpriester er- Messer durch einen Freien geschnitten und die fallenden nannt, der mit den úbrigen unter dem Curio maximus stand. Stückchen derselben mussten unter einem Baume samt IX. Die Romer. 89 den abgeschnittenen Nageln vergraben werden. Ansser Casar und die Kaiser noch mehr Mitglieder hinzugeffigt dem Opfermesser (Taf. 19, 19) trug er in der Hand einen wurden, trugen den Reitermantel oder die Trabea, ahnlich Stab (Taf. 16, 8) und vor ihm scbritt der Liktor, um seine der Chlamys, der auf der rechten Schulter mit einer Spauge Würde zu scbützen. befestigt war (wie Taf. 17, 13 u. 14), die spitze Priester- Dessen Frau Abnlich streng waren die Vorschriften binsicbtlich mfitze und einen nur ihnen ^ eigentfimlichen Krummstab seines Weibes, welches der hochsten weiblichen Gottheit (Taf. 19, 26). Ich muss hier erwahnen, dass die Abbildungen nachst der Dea Dia, nâmlich der Juno, zu dienen hatte. keineswegs mit den Nachrichten fibereinstimmen: Jene Auch ihr Gewand war aus Welle und mit Purpur gefârbt, zeigen die Mfitze des Flamen Dialis (wie Taf. 16, 8); diese Motze ebenso das Tuch, womit sie das Haar umwinden musste. sprechen von einer kegelformigen hohen Mfitze mit einer Auch über die Pflege des letzteren und der Nagel be- auf der Spitze befestigten Rute, woran ein weisser Wollen- standen für sie bestimmte Regeln. faden hing. Nun wfirde die Mfitze auf der Abbildung Flamen Die purpurumsâumte Toga praetexta war iedenfalls keineswegs kegelformig zu nennen sein, wenn auch die Martiahsund ¿jg Tracht der beiden Flameo anderen Flamines,' wie denn besondere Spitze, der Apex, wohl erkennbar ist. Es scheint Quirinalis überhaupt jedes Opfer, auch yon anderen Priestern, immer sonach, als habe der Flamen entweder die Form der Mfitze. die Toga praetexta zu bedingen schien, doch fehlen fiber mit der Zeit geândert und als sei dieselbe frfiher mehr die weiteren Auszeichnungen jener beiden die Nachrichten, helm , spater kegelformig gewesen, woffir ausserdem noch ebenso fiber die etwa ihren Weibem eigentfimliche Be- manche Momente anzuffihren sind. Auch mag es sein, kleidung. Gegen das Ende des 4. Jahrhunderts verdrângte dass die verschiedenen Priester zuerst verschiedene Mfitzen das siegende Christentum auch diese alten angesehenen getragen haben, die aber nach und nach allé in dieselbe Amter. kegelformige fibergingen. Denn erst spater lernten die vestaiin Die Vestalinnen wurden als Kinder zwischen sechs und Romer den Orient kennen, wo hohe kegelformige Mfitzen zehn, Jahren erwahlt und mussten korperlich makellos sein. haufiger waren, und auch der kleine Olzweig mit dem Sie lernten, fibten und lehrten ihr Amt je zehn Jahre, so weissen WoUenfaden mag wohl aus Griechenland stammen, d ass nach dreissig Jahren ihre Amtszeit zu Ende lief. wo der Olzweig mit Wolle umwunden eine grosse Rolle Wahrend dieser Zeit standen sie unter sehr strengem Ge- bei der Verehrung der Athene spielte und wo bis heute setz, genossen dagegen auch grosse Vorrechte, Ihr Wort vor den Tfiren ein solcher aufgestellt wird. Man darf war dem Eide gleich; sie konnten nicht bevormundet nur einen Gang durch die engeren Strassen Athens machen. werden; ihre Person war heilig und der Tod stand auf Die (spatere) Form der Mfitze, wie sie z. B. bei dem einer Beleidigung derselben; ihre Náhe war reinigend find Pontifex maximus ausdrficklich erwahnt wird, als einer gab Sicherheit; ihr Begegnen befreite sogar den durch wollenen kegelformigen, scheint mir sonach ohne Zweifel Richterspruch Vermrteilten. So durften sie auch auf einem eine der Bischofsmfitze ahnliche gewesen zu sein, wie Wagen fahren und die hochsten Wfirdentrager liessen jedenfalls diese aus jener hervorgegangen ist, ebensogut, ihre Liktoren die Bfindel senken, wenn eine Vestaiin mit wie der Krummstab der Auguren sich in den Bischofsstab dem ihr voranschreitenden Liktor vorfiberging, und wichen verwandelte. Denn wer etwa glauben woUte, dass der ehrfurchtsvoU der weissen Gestalt aus. Denn weiss war christliche Kultus seine ausseren Dinge neu geschaffen das woUene Kleid, weiss die Stimbinde mit Iang herab- habe, der ware auf einem entschiedenen Irrwege. Er hat sie flatternden Enden und weiss der beim Opfer notwendige im Gegenteil nur aus den heidnischen entlehnt, und dass Schleier der Vestaiin. dabei das Romertum am meisten in Anspruch genommen Uber die Tracht des an Stelle des Kônigpriesters wurde, bedarf keiner Erklarung. Es bleibt noch zu er- eingesetzten Rex sacrorum fehlen die bestimmten Nach- weisen, inwieweit dies auch in anderen Dingen geschehen richten, da dieses Amt wenig Bedeutung hatte. sei. Denn so ganz urplotzlich neu, unbedingt und un- Pontífex Desto wichtiger war das des Pontifex maximus und vorbereitet ist noch nie etwas auf Erde erschienen. Mies maximus über ihu sind daher mancherlei Aufzeichnungen da. Seine entfaltet sich nur aus seinen Vorgangem und weder Reli- Kleidung war sehr ahnlich der des Flamen Dialis: eine gionen noch Trachten sind mit einem Male da: Auf Erden Toga praetexta eine wollene spitze Mfitze, ein Opfermesser wachst a les. und gewohnlich noch ein Schalchen, das beim Opfem ge- Die Zehn- oder Ffinfzehn-Manner der sibyUinischen Dezemviri braucht wurde (Taf. 16, 9). Auch hatte er, wie die Bficher waren ffir den griechischen Kultus und die dabei fibrigen Glieder seines KoUegiums, das Recht, eine Axt tâtigen Priester, was der Pontifex ffir den romischen war. zu fiihren. Es war romische Sitte, wahrend des Opfers Ihre Tracht war die griechische und selbstredend auch die oder Gebets die Toga hinten fiber den Kopf bis zur Stim der Priester, die ihrer Aufsicht unterworfen waren. Die herfiber zu ziehen und also, wie der Jude, verhfillten der letzteren war wie in Griechenland verschieden nach Hauptes zu beten (Taf. 16, 9), wahrend gerade umgekehrt den verschiedenen Gottheiten. So trugen z. B. die Priester der Grieche erhobenen Auges und mit unverhfilltem Haupte des Apoll den Lorbeer. vor die Gottheit trat. Überhaupt waren die Romer tolerant genug, nicht Andere Auguren Die Auguren, deren ursprfinglich nur vier, dann neun, nur wie schon erwahnt, verschiedenen Religionen die Aus- Priester dann seit Sulla ffinfzehn waren, zu denen spater durch fibung zu gonnen und die betreffenden Priester in ihren Kretsebmer a. Bohrbach, Tr&ehten der VOlker. 3. Aañ. 12 90 Das Altertum. fremden Trachten zu dulden, denn der Priester der Isis Handreichungen im Tempel zu tun. Dagegen waren die ging in seinem agyptischen Ornate, der der Kybele im bunten zur Totung des Opfertieres angestellten Diener statt mit kleinasiatischen, sondera sie schützten segar dieselben nicht der Tunika nur mit einem laugeren oder kürzeren Schurz weniger ais ihre einheimischen alten Religionen. bekleidet, damit die Brust yollig frei und unbehindert Haraspizes Die Haruspízes kamen erst dann zu Ansehen, ais die blieb. Um die Hüften ging ein breiter Gurt, der das Auguren dasselbe yerloren; sie traten gewissermassen Gewand dort festhielt. Ein Kranz bedeckte das Haupt deren Erbschaft an. Daher lasst sich aucb über ihre wie bei dem Minister und Schuhe die Füsse (Taf. 16, 6). Tracht annehmen, dass dieselbe gleichzeitig das etrurische Die Totung des Tieres geschah durch Messer oder Beil Geprage mit dem rômischen yertauscht habe, und dass (Taf. 16, 6; 19, 19 u. 20). die Hariispizes also spateorhin in der Tracht der Auguren giugen. C. Gerate. Was die Briiderschaften betrifft, so war deren Tracht wahrscheinlich nur wahrend der yon ihnen 'geleiteten Feste Im allgemeinen darf man sagen, dass die Gerâte der — eine bestimmte. Romer — yon der frühesten Epoche abgesehen denen saiier Die Salier als Bewahrer des heih'gen Schildes, der in der Griechen nachgeahmt waren. Dies gilt sowohl yon Rom, wie jene Lanze im ersten Kreuzzuge, zur Zeit des den Stoffen als der Form derselben, nur dass der Luxus Numa yom Himmel gefalien sein soUte, trugen an dem mit der Romer, besonders hinsichtlich des Stoffes, yiel weiter dem 1. Mârz beginnenden Marsfeste eine Trabea und eine ging als der der Griechen und dass, wie im Essen und gestickte Tunika, über dieser einen ehernen Harnisch und Trinken so auch in der ^ Ausstattimg dea Hauses, die Ver- auf dem Kopfe einen Helm mit hoher Spitze, dazu Lanze, schwendung alie, selbst die aussersten, Grenzen überstieg. Schwert und Schild. Die^e Feste dauerten bis in das Wenn Cicero unter anderem für einen Tisch über 210 000 Mk. 4. Jahrhundert n. Chr. bezahlt, so mag man sich danach einen Begriff maichen Ackerbrüder Die Ackejrbruder, eine sehr angesehene Grenossenschaft yon dem übrigen Hausrate und dem Werte desselben. dér Patrizier, die ihren eigenen Magister, ihren Praetor, Kostbare Metalle wurden als unumgânglîch notwendig Flamen, Küster, Aufwârter, Schreiber und andere Beamten erachtet und gehorten zu den aUtaglichsten Dingen der batte, dazu auch noch Sklayen und yier aus den yoraehmsten Vornehmen. Knaben erwáhlte Minister (hier erinnere man sich der ent- sprechenden Einrichtungen der christlichen, besonders der 1. IStubeugerHt. romischen Kirche!), feierten im Mai ihr Fest der Dea Dia. Ursprünglich sass auch der Romer auf Stühlen, spater stuhi Dabei trugen sie eine weisse Stirnbinde mit einem Ahren- nahm er yon den Griechen die Sitte an, sich des Lagers zu kranz darüber. Wahrend des Opfers legten sie die Toga bedienen. Die Stühle waren zuweilen ohne Lehnen, ofter praetexta an und nach demselben bei dem darauf folgenden aber hatten sie Rückenlehnen, wie die griechischen Stühle Mahle ab und trugen statt ihrer ein wei^es Gewand. Auch (Taf. 18, 4), und der Thron des Hausherrn hatte auch diese Priesterschaft erhielt sich bis ins 4. Jahrhundert. Armlehnen. In bezug auf den Stoff waren dieselben aus auch Lnperzer Die Luperzer erschienen an ihrem Feste (den 15. Febr.) Stein, Bronze und Holz; zu letzteren gehorten als Hirten ge- oder yerkleidet, nur mit Fellen umhüllt, und Korbsessel, wie auch wir uns solch er bedienen, nur dass hielten dabei ihren Wettlauf, auf welchem sie mit den in dort das Untergestell haufig keine Füsse hatte, sondera der Hand gehaltenen Riemen aus dem Felle der geopferten in Gestalt eines runden oder yiereckigen Korbes erschien. Ziege allé Frauen schlugen, die ihnen begegneten, denn Auch die schon bei den Agypteni erwahnten Feldstühle solch ein Schlag soUte den Segen der Fruchtbarkeit ge- waren in Rom im Gebrauch. Von dieser Form war auch wahren. Die alte christliche Kirche, um den Tag als der kurulische Stuhl (Taf. 19, 25). Die Rückenlehnen Festtag bestehen zu lassen und ihm doch eine ahnliche waren zuweilen hoch, meist aber yon derselben Hohe Bedeutung zu geben, machte daraus gegen Ende des wie bei dem gewohnlichen griechischen Stuhl. Auch in 5. Jahrhunderfcs den Tag Marlae Reinigung. der Breite waxen die Stühle yerschieden; es gab sogar Andere Die übrigen KoUegien und Bruderschaften übergehen zwei- und dreisitzige, was sonach unseren Sofas ent- schaften wir, da yon ihrer Tracht gar keine und selbst über ihr sprechen würde. sonstiges Verhalten sehr wenige Notizen yorhanden sind. Zum Thron des Hausherrn gehorte eine Fussbank, Fassbank Opferdiener Doch sei noch der Opferdiener erwahnt, die bei den yer- um die Füsse zu stützen. Solcher Bankchen hediente schiedenen Tempeln tâtig waxen. Wie die bei den Acker- man sich auch, um das Lager zu besteigen. brüdera genannten Minister, Enaben der angesehensten . Dieses war dem griechischen yollig ahnlich. Es war Lager Familien, fanden sich auch bei den meisten anderen Priester- aus Holz und bei Voraehinen mit schônen Verzierungen ordnungen dergleichen. Sie truge:: gewôhnlich nur eine aus Elfenbein, Metall etc. ausgelegt, oder aus Bronze mit weite Tunika (Taf. 16, 7), die zuweilen unten mit Purpur Füssen aus Silber und Gold. Zuweilen hatte es eine Lehne. besetzt oder umsaumt war, wahrend des Opfers einen Kranz Das Gestell war mit Gurten bespannt und diese mit einer aus Blâttem, wie er der Gottheit entsprach, und an den Matratze belegt. Übef das^Ganze breitete man eine mehr Füssen Schuhe (Taf. 16, 7). Sie hatten die gewohnlichen oder weniger kostbare Decke aus, auf welche dann zur IX. Die Reiner. 91 Stütze des Kopfes ein weiches, meist rundes Kissen gelegt 38) oder Papier mit Hilfe einer Rohrfeder (Taf. 19, 42), wurde. Je nach dem bestimmten Zweck ânderte sich auch wit. solche noch heute im Orient gebraucht werden, und die Form des Lagers, besonders die Lehne, ein wenig ab. verschiedener Tinten, die man in einer Doppelkapsel auf- So war das Krankenlager mit einer niedrigen Rücken- und bewahrte (Taf. 19, 37). Fusslehne versehen, auch selbst nur niedrig, das Totenbett Uhren gab es in den Hâusera erst ziemlich spât. Uhren vdllig ohne Lebne. Auch die Schlummerlager Im Freien batte man schon vor den punischen Kriegen batten Rückenlebnen und gebogene Seitenlebnen, das Ebe- Sonnenui *en; die Wasseruhren ûberaahm man erst von bett nur eine solcbe. Das zumeist ausge'scbmückte Lager den Griechen und sie waren es, die man in dem Hause war das, welches bei Tische benutzt wurde und welches, benutzte. da derselben gewohnlich drei zusammenstanden, so dass der Trikiiniom Tisch von drei Seiten umgeben war, Triklinium genannt 2. Gefftsse. wurde. Auf jedem der drei Lager waren drei Platze, Wir haben es auch hier, wie schon erwâhnt, fast durch- jeder durch ein Kissen bezeichnet; mehr als neun Personen weg mit griechischen Formen zu tun. Die ursprûnglich konnten also nicht an des Rômers Tisch essen. Der Ehren- irdenen Gefâsse blieben aber bald nur den niedersten platz war, wenn man auf der leeren Seite des Tisches Standen ûberlassen; der begûterte Rômer batte dann nur stand, der linke Eckplatz. auf dem mittleren Lager, ihm noch metallene Gefâsse im Hause und der Vomehme bei zunachst an Rar.g die beiden anderen Platze desselben der Tafel nur solche aus Silber und Gold. Solcher Auf- Lagers, dann der Eckplatz vom rechts an der Lehne und wand griff besonders nach den punischen Kriegen rasch seine beiden n&chsten, dann der Eckplatz des linken Lagers um sich. Schon um 91 v. Chr.*) batte der Volkstribun hinten an der Lehne. Hier sass gewohnlich der Wirt und Marcus Dmsus 10 000 Pfd. Silbergeschirr, dessen Wert neben ihm seine Verwandten. also mindestens auf 3 Millionen Mark anzuschlagen ist. In spaterer Zeit kamen runde Tische auf, und das Silberschûsseln von 1 Ztr. Schwere gab es zu Sullas Zeit quadratische Triklinium wurde zum sichelformigen Sitz, etwa anderthalbhundert in der Stadt Rom, dagegen waren dessen Ehrenplatz die rechte Ecke war, so dass jeder den sie zur Zeit des Claudius nichts AuffaUendes mehr, wie Hoheren links neben sich batte. Diese runden Tische denn einer seiner Freigelassenen èine solche Schûssel aus ruhten teils auf einer Saule, teils auf drei Füssen (Taf. 19, 500 Pfd. Silber besass, andere seiner Eameraden noch 36). Besonders die ersteren waren es, die, aus Asien be- grosser. Waren die Gefâsse schon gearbeitet, so stieg zogen, wegen ihres kostbaren Stoffes oft ungeheuere der Wert ins Fabelhafte, was denn unter den Kaisern Summen kosteten. reichlich der Fall war. Schon vorher war bei den Reichen Die kreisformigen Lager dauerten ubrigens nicht lange, das Kûchengeschirr aus Silber, die Gefâsse der Tafel da- denn bald benutzte man, da die Gastmahler immer gross- gegen aus Gold mit Steinen besetzt. Auch ganz aus artiger wurden, gar keine Tische mehr, sondem liess — edlen Steinen verfertigte Gefâsse kamen nun, da nichts auch wir kennen das! — die Speisen durch Diener um- mehr ûbrig blieb, in (jebrauch, wie davon noch die in hertragen oder stellte sie an den Wanden auf langen Wien aufbewahrte Schale aus Achat, deren Durchmesser Tischen geordnet zum beliebigen Genuss der Gaste auf. ûber 70 cm betragt, oder die Onyxschale in Neapel Tische Die Tische waren ausserordentlich verschieden nach Zeugnis gibt. Dass daneben Gefâsse aus Marmor, Ala- Gestalt und Grosse. Den Tischfiissen tierische Formen zu baster, Porphyr etc. in TJnzahl vorkamen, versteht sich geben, war sowohl bei den runden (Taf. 19, 36), als bei von selbst. Sie wurden meistens mit Figuren verziert den viereckigen Tischen im Gebrauch (Taf. 19, 35). Sie und dienten hâufig nur zur Ausschmûckung der Zimmer etc. waren auch aus Holz, Metall oder Stein. In vomehmeren Hier môchte ein Unterschied zwischen den griechischen Hausern batte man auch Nipptische zum Aufstellen von Mustem und ihren rômischen Nachahmungen zu finden Vasen und kleinen Kostbarkeiten, Trinktischchen, Ess- sein, indem jene Gefâsse nur Malereien, diese dagegen tischchen und dergleichen mehr. Skulpturen tragen. Es sind gewohnlich grosse Amphoren, Schranke Die Schrank 6 und sonstigen derartigen Behalter die dergleichen zeigen. waren, soweit es aus den Abbildungen ersiçhthch ist, Was die verschiedenen Formen hinsichtlich des ver- âhnlich den unseren und wurden hâufig mit zwei Türen schiedenen Zweckes betrifft, so schliessen sich dieselben verschlossen. Die Koffer oder Schreine waren oft aus auch darin den griechischen an. Zum Bewahren der Metall oder mit demselben stark beschlagen. Kleine Flûssigkeiten dienten ganz âhnliche weitbauchige Gefâsse ICâstchen (Taf. 19, 34) wurden nicht seiten ganz aus wie dort, und die Amphora spielte auch hier die Haupt- edlen Metallen angefertigt und kûnstlich verziert. Zur rolle. In der Kûche dienten auch Tôpfe, Kessel und Pfannen. Aufbewahmng der Bûcher (Rollen) hediente man sich (Wir ûbergehen hier die einzelnen Gefâsse um so leichter, grosser hôlzerner Schachteln oder solcher aus Blech da von den meisten weiter nichts als der Name geblieben (Taf. 19, 39); sie vertraten also die Stelle unserer Bûcher- ist und man also hinsichtlich der Form nur Vermutungen schrânke. Zum Schreiben selbst hediente man sich hôlzemer anstellen kann.) Danebén gab es Trôge verschiedener Tafeln, die mit Wachs ûberzogen waren (Taf. 19, 40). Grôssere Schriften schrieb man auf Pergament (Taf. 19, Th. Mommsen, rom. Geschîchte. 12* Das Altertum. 92 Art, Kôrbe, Kübel, Becken und vielerlei Kannen und 3. masikalische lustrnmente. Scbôpfgefâsse. Die vorletzten waren durcb die Ver- beliebteste schiedenheit der Halse sebr vielgestaltig- Loffel, Das ursprunglich einzige und auch ganz spater Sie nach Fíete ahnlicb den unseren, Flaschen, kleine auch aus Glas, Instrument der Romer war die Flote. wurde, je Holz Trichter und so ziemlicli all unser Küchengeschirr fand dem verschiedenen Zweck, aus Knochen, Elfenbein, sicb aüch in der romiscben Küche schon. oder Silber verfertigt. Sie war gerade, hatte ein Mund- Tafeigeíat Auf der Tafel dienten grosse flache Schüsseln, Teller, stück und vier Locher. Spater kamen auch Doppelflbten auf Nâpfe, gehenkelte Terrinen etc. und das altehrwürdige und die Gestalt der Flote anderte sich gleichfalls, indem oder diesen auf- Salzfass. Die Trinkgeschirre waren zum Teil tief, also man ihr einen erweiterten Ausgang gab Kelche, zum Teil flache Schalen, und auch hier drângt warts krûmmte. Die seitwarts zu blasende Querflote (aus sich eine Reihe von Ñamen für die verschiedenen kleinen Rohr) soli übrigens die alteste gewesen sein, doch fand Abweichungen der Form auf, die wir ebenfalls übergehen. sie spater wenig Anwendung. Daneben war auch die Pan- Sehr gebrauchlich war eine Zeitlang die in MuscheKorm flote und verschiedene auslandische Floten im Gebrauch. gearbeitete Schale, Concha, und schon von Anfang die Die Doppelflbten waren ebenso verschiedener Art wie Doppeiflote Trinkhorner mit oft ausgezeichneten Verzierungen. bei den Griechen. Die beiden Rbhren waren bald gleich beide den- Kleine Gefasse fûr Salben und Ole waren gewohnlich lang, bald ungleich; ebenso batten sie zuweilen auch aus Alabaster oder ahnlichen Steinen. sèlben Ton, bfter zwei verschiedene Tone. Oft waren Lampen Zur Beleuchtung hediente man sich der Ollampen; beide Rbhren in einem Mundloch vereinigt. Auch hier be- nur Arme brannten Fackeln oder Kerzen. Jene waren von wurden sie mit einer Mundbinde geblasen. Im Kriege so verschiedener Grosse und besonderer Form, dass man diente man sich zu Signalen der Trómpete (Taf. 19, 23). Bogen gebrauchen wflrde, wollte man sie allé beschreiben, Die Saiteninstrumente, welche sich seit der Eroberung Auch sie wurden je nach dem Zweck verschieden ein- Griechenlands auch in Rom ansiedelten, waren vorzugs- gerichtet und verschieden benannt. Die meisten Formen weise die Lyra und Kithara. Ausserdem aber fanden sich Kithara , laufen freilich auf ein flaches rundes, vorn zugespitztes seit Augustus auch die kleinasiatischen und agjptischen Gefass mit Deckel hinaus, ahnlich den Schnabeltassen der Saiteninstrumente dort ein und behielten auch ihre ein- Kinder oder unseren heutigen Bergmannslampen. Der beimischen Namen bei, so z. B. Barbiton, Psalterium, Stoff, aus dem sie bestanden, war gebrannter Ton oder Trigon etc. Bronze; Reiche führten auch Lampen Vblkern aus edlem Metall. Auch die bei den oben erwahnten genannten Es gab welche mit zWei und mehreren Flammen. Instrumente zum Eflappern und die mit Haut bespannten Leuchter Die Lampen standen auf Kandelabem oder hingen an Schlaginstrumente finden sich seit Anfang unserer Zeit- ihnen. Diese waren von grosserer oder geringerer Hohe rechnung und manche schon früher in Rom, wie es denn und verschieden nach der Zahl ihrer Arme. Sie waren üatürlich war, dass die Rbmer alies, was ihnén bei den meistens durch zierliche Füsse und sonstigen Schmuck unterAVorfenen Vblkem Angenehmes oder Nützliches auf- verschonert. stiess, für sich in Anwendung brachten. Laternen Das man auch Laternen gekannt habe, ist durch die Ausgrabungen in Pombeji ausser Zweifel gesetzt worden. einem Volke Spieie IJberhaupt wurden sich konnten bei unsere Hausfrauen Avundern, wenn Spiele zur Unterhaltung sie in eine romische Küche treten konnten, Avie vollstandig nicht fehlen, dessen hbhere Stande tagelang. Gastmabler diese soAvohl als sonst das Hans mit aliem Nôtigen ver- hielten und dessen niederes Volk dem bekannten „ panem sehen doch auch seine war und Avie wenij? Unterschied mit der heutigen et circenses" huldigte. Spielen heutigen O O sich finden würde, trotz der zwei Jahrtausende, die seit- Nachfolger noch allzugem. Man toaucht keinen Tag in zu wie der Ein- Kfichengerat dem verstrichen sind. Da gab es Bratspiesse; Siebe aller Italien zu leben, um bemerken, gern Arten, Besen, Quirle, Schaufeln, Dreifüsse, Reibeisen, geborene sich auf allerlei Art die Zeit vertreibt, bald Schnellwagen und gewohnliche Wagen, Leitern u. s. w. durch Kugeln (Boccia), bald durch Würfel und Karten, Überhaupt sind die Vôlker in bezug auf das Hausgerat bald durch Münzen, bald durch die blossen Finger und nur sehr wenig weitergekommen, denn man vergleiche zu so fort. Denn der Italiener ist nur bei Nacht zu Hause, dem Ende nur einen agyptischen, romischen und heutigen béi Tage muss er, wie die Sonne, im Freien sein. Haushalt miteinander, so wird man dies bestâtigt sehen. Ebenso spielten auch die Rbmer gern. Würfel und Erst die Naturwissenschaften seit ihrer Befreiung Brettspiel waren die beliebtesten Unterhaltungsmittel. der Aufsicht und Gangelei der Orthodoxie sind es, die Daneben waren verschiedene Arten von Ratespiele im Gange, einen bedeutenden TJmschwung der alltaglichsten Ver- und ein Hauptvergnügen der vornehmen Jugend waren hâltnisse herbeiführen. Seitdem erst brennt inan Gas, auch hier Wetten. Gelegenheit dazu hot z. B. der Zirkus fâhrt mit Dampf, schreibt mittelst der Elektrizitat und genug. des Magnetismus Briefe, spricht mit meilenAveit Entfernten Doch w;ir schliessen unsere Betrachtungen über die durch das Telephon und so fort. Den weiteren Um- Rbmer. Vieles hat unerschbpft bleiben müssen, denn der wandelungen sehen wir éntgegen. vorhandene Stoff ist so reichhaltig, dass er einen ganzen X. Die nordischen Vôlker. 93 Band füllen kônnte. Wir haben nur sine Auswahl geben konnen. 2. Wohnsitz and Oeschichte. Der alte Zauber, die alte Macbt der grossen Roma Wann die Kelten, ais derjenige Volksstamm, welcber ist nocb nicbt verscbwunden. Nocb stebt sie. Nicbt ist spáter den Hauptbestandteil der Gallier und Briten aus- es ibr ergangen, wie Ninive und Babylon oder wie Memphis , macbt, aus ibrer asiatiscben Heimat nacb Westen vor- und Tbeben, aucb nicbt wie Atben und Olympia. Rom gedrungen sind, lasst sicb bis beute nicbt bestimmt angeben. ist nocb da und wenn aucb viele erobernden Vôlker durcb Wabrscbeinlicb ist es, dass gleicbzeitig mit der grossen ibre Tore gescbritten sind, und wenn die Fusstapfen der Umwalzung am Tigris und Eupbrat ein Teil der dort asiatiscben Hunnen von den Ufern des Baikalsees eben- wobnenden Vôlker seine Wobnsitze ebensogut wecbselte, sogut wie die der Goten und Yandalen, der Franken, wie die ariscben Stamme dies taten. Ja es ist recbt gut Scbwaben und Sacbsen sicb in ibrem Sande eingedrückt môglicb, dass jede neue Bewegung dort, aucb die durcb baben; wenn aucb mebr als einmal die Brandfackel über die Perser, immer neue Vôlkermassen gegen den Westen ibren Dacbem bingeleckt bat, immer nocb ist sie da, warf. So môgen vom 8. bis zum 5. Jabrbundert Kelten immer nocb ein Zeugnis ibrer eigenen Grosse, nun aucb in Europa eingedrungen sein; am sicbersten und als sebr wieder seit 1870 die Hauptstadt Italiens. Sie ist und bedeutend lassen sicb die Wanderungen um die Zeit des bleibt die „ewige Stadt". Herodot nacbweisen. Sie erstreckten sicb über das beutige Südrussland, die Donau binauf bis in die Scbweiz und nacb Frankreicb binein. Einzelne Stamme ■—<►«>♦>—. gingen sogar über das Meer nacb Britannien. Südwarts drangen sie in Spanien vor, trafen aber dort scbon die Iberer an, ein Volk, das vieUeicbt von Afrika oder übers Meer dort ein- X. Die nordischen Vôlker: gedrungen war. Diese keltiscben Stamme aber wurden Grermaiien und Briten. bald, etwa um Gallier, 800 V. Cbr., durcb die Germanen be- und verdrangt. Eben- (Tafel 20. Die Figuren sind nach den von Bartoli heraus- falls von Osten vordringend, scboben diese sicb an den gegebenen Abbildungen der Sâule des M. Aurel, nach dem Ostseeküsten vor bis an den Rbein und drângten die Werke über die Briten veil Hamilton-Smith, über die Gallier Kelten allmâblicb zurück über diesen Strom. So blieb von Herbé und nach Weiss' Koatümkunde gezeichnet und ko- nur das Land westwárts, desselben und jenseits des Kanals loriert. Zum Texte haben ausserdem noch Taciti Germaniae rein und die bei den wahrend sicb übrigen unten „Quellen" im getíannten Schrift- keltiscb, beutigen, besonders nôrd- steller gedient.) lícben Deutscbland das germaniscbe Wesen geltend macbte In Spanien bebaupteten die früberen Bewobner die Ob- macbt; an der Grenze, den A. Pyrenaen, bildete sicb von Einleitung. selbst, wie am Rbein, ein übergangs- der Miscbungs- Wir beben nur diese drei Vôlker bervor, weil nur verbaltnis der beiden Nacbbarvôlker. über sie, die mit den Rômem in Berubrung kamen, so Alie diese Lander wurden nacb und nacb eine Beute viel Nacbricbten vorbanden sind, um sicb ein Bild ibrer Roms, zuerst Spanien, gegen welcbes seit dem Ende des Tracbt macben zu kônnen. Aucb sind diese Nacbricbten 8. Jabrbunderts der Kampf begonnen. Casar bracbte dann immer nocb dürftig genug und wenn sie nicbt durcb die von 58 bis 50 v. Cbr Gallien zum grossen Teil unter von den Ausgrabungen gewonnenen Stücke einige Unter- rômiscbe Herrscbaft; gleicbzeitig besetzte er das südlicbe stützung erbielten, waren sie keineswegs binreicbend, um England. Unter Augustus begann der Kampf gegen die etwas mebr als blosse Einzelbeiten festzustellen. Zum Germanen ôstlicb vom Rbein, docb war nacb 20jâbrigen grossten Teile würde man sicb mit Vermutungen begnügen Anstrengungen nicbts gewonnen, denn sie wussten sicb müssen. Jetzt aber, nacbdem besonders in diesem Jabr- zwischen Rbein und Donau unabbangig zu bebaupten. bundert der nordiscben Altertumskunde eine emste Auf- Gallien dagegen blieb rômiscb und unterlag vôllig dem merksamkeit und Tâtigkeit zugewandt wird, gewinnen die Einfluss seiner Eroberer. Scbon um 100 v. Cbr. war kaum rômiscben Nôtizen an Wicbtigkeit und wie immer erlautert nocb eine Spur der früberen Verbâltnisse zu entdecken. aucb bier eine Erkenntnis nun die andere. Abnlicb erging es, wenn aucb in geringerem Grade, dem südlicben England. Nur Deutscbland diesseits der -beiden grossen Strôme blieb von dem Rômertum 1. Qaellen. lange unberübrt, bis allmâblicb aus den an der Grenze wobnenden deutscben Diese sind, wie scbon angedeutet, die ausgegrabenen Stammen dies oder jenes Moment tiefer in das Land Altertümer, namlicb Zeugreste, Waffen und Werkzeuge etc., eindrang. Docb dass dies nur in sebr geringem Grad wie sie in den Grâbern gefunden werden, und die Nacb- gescbeben ist, dafür baben wir jenen Vôlkern gegenüber ricbten rômiscber Scbriftsteller, besonders des Tacitus und ein ewiges Denkmal: die deutscbe Spracbe. Casar. Aus den übrigen, wie Plinius, Diodor, Strabo, Dio Tacitus scbildert das damalige Deutscbland ais ein sind bier und da einzelne Notizen zu benutzen. sumpfiges Land mit vielen dicbten Waldem, worin der 94 Das Altertum. Auerochs, der Bar und Wolf und das wilde Schwein hausen^ müsste ein Wunder gescbeben. Hier, bei den Deutscben, ais ein Land, das immerfort trüben regnerischen Himmel gehts still ber; jeder denkt zuerst an seine Pflicbt und h abe u. s. w. u. s. w. Seine Scbilderung ist bekannt es müsste fast ein Wunder gescbeben, wenn sicb ein genug. Wenn man bei derselben aucb zugleich denken Theater bilden sollte und selbst ein Tanz wird nicbt leicbt muss, dass ein Italiener, ein Sohn des üppigen weichlichen untemommen. Kom, sie scbrieb, so bleibt dabei doch soviel gewiss richtig, So waren diese beiden Volker aucb scbon im Alter- dass das damalige Deutscbland auch einem seiner jetzigen turn verscbieden, und die Scbriftsteller baben dies nicbt Bewohner zum grossen Teil unwohnlich erscheinen mochte. vergessen zu bemerken. Sie scbildern die Prunksucbt und Der ewig triibe Himmel bei der Tracbt etc. war grossen Ausdehnuug Eitelkeit der Kelten, ibre Liebe zur bunten seiner Wálder kein Wunder und aucb mit den Sümpfen und so baben diese denn aucb jedenfalls eber daran ge- maíT es wobl in den Wâldern und auf den Hohen oder in dacbt, sicb ibr Land wobnlicb und angenebm zu macben, der Nahe der Flüsse seine Ricbtigkeit gehabt haben. Um — denn für das Angenebme baben sie einen besonderen ein. abnliches Urteil übrigens noch lieute zu boren, dürfte natürlicben Sinn— als der Deutsche, der indessen auf seiner man nur einen Grossstadter, der seit seiner Geburt nocb Barenbaut lag und bundertmal dieselben Unbequemlicb- nie aus Berlin oder Hamburg gekommen ware, zwingen, keiten ertrug, die ibn, da er sie ertragen gelernt batte, eine Fussreise mitten durcb den Harz, Tbüringer Wald wenig kûmmerten. Es musste scblimra kommen, ebe er oder gar die Alpen zu macben — wir meinen aber keine in seiner Lebensweise etc. etwas ânderte. 1st es nicbt in auf den gewobnlicben Reisewegen — oder man batte dies all unseren Lebensverbaltnissen nocb beute ebenso? Sind nocb vor 50 Jabren tun soUen, wo einem nicbt auf Tritt wir nicbt nocb immer besonders stark im Ertragen? und Scliritt die Wirtsbauser selbst in den abgelegensten Was endbcb das Land der Briten betrifft, so gilt Teilen des Gebirges aufstiessen. Und ein solcber wûrde, von dem Suden, was von Frankreicb gilt; der nordliche trotzdem, dass ibm das Kbma vertraut war, docb abnlicb Teil dagegen, dessen Bewobner nur Fiscbfang und Jagd wie Tacitus geklagt baben, weil er die Unbequemlicbkeiten, kannten, wird als raub und wild gescbildert. Wir baben die unser nordiscbes Wetter mit sicb fiibrt, in der grossen es aber aucb bier nur mit dem südlicben Teile Britan- Stadt mit ibren Flatten fur die Fussganger und dergleicben niens, etwa dem jetzigen England, zu tun, da von Scbott- wenig merkt, ja weil er bei trübem Wetter sicb moglicbst land und Irland aus jener Zeit allé Nacbricbten über die wenig ins Freie wagt. Dass aber Deutscbland aucb zur Tracbt feblen. Zeit des Tacittis seine unbewaldeten und trockenen Gegenden B. Die Tracht. gebabt babe, ergiebt sicb schon daraus, dass viele seiner Stamme bedeutende Viebzucbt trieben, so z. B. die an Es baben sicb in den Grâbern nicbt nur steinerne und der Nordsee wobnenden, andere vom Ackerbau lebten. bronzene Werkzeuge, sondern aucb Stückcben von Filz und Beide Bescbaftigungen setzten aber offene Gegenden und woUenem Zeug gefunden, welcb letztere einen unzweifel- aucb wobl zeitweiligen Sonnenscbein voraus. Ein Italiener baften Beleg bieten, zu welcber Gescbickbcbkeit es die wird aucb das beutige Deutscbland raub und, lebt er bier damaligen ^nordiscben Barbaren" bereits gebracbt batten. zufallig einen Sommer wie den von 1860 und einen Die steinemen Uberreste deutet man jetzt auf jene Zeit Winter wie den von 1860/61 oder 1870/71, so wird er vor der keltiscben, also nocb mebr der germaniscben Ein- es fast unbewobnbar nennen. wanderung, indem beide Volker mit der Bearbeitung der Was Gallien betrifft, so sinddie romiscben Bericbte Metalle, die Kelten der Bronze, die Germanen sogar des dariiber giinstiger, was einerseits in seiner mebr süd- Eisens, vertraut waren. Docb mogen immer, wie man ja licben Lage, andererseits aucb seinen Grund darin baben beute ebensogut mit Stabl als mit Gânsefedern scbreibt mochte, dass es scbon seit langerer Zeit die umwandelnde oder auf eisernen Bânken so gut als auf bolzernen sitzt, Kraft der Menscbenband erfabren batte. Aucb baben die aucb damais neben den bronzenen Gerâten nocb die fraberen Kelten trotz der Verwandtscbaft mit den Deutscben einen steineren in Gebraucb gewesen sein, wie sicb denn aucb sebr anderen Cbarakter als diese, wie sicb denn dieser beides nebeneinander zuweilen in einem Grabe gefunden Unterscbied bis auf den beutigen Tag erbalten bat. Der bat. Ebenso aucb Reste einer roben Lederkleidung neben Kelte ist gesellig, pracbtliebend und zu beiterem Scberz gewebten Stoffen. geneigt. Der Deutsche dagegen langweilt sicb nicbt, wenn Wie lange scbon in England der Bergbau betrieben er allein ist, hat Sinn fur Éinfacbbeit und Tiicbtigkeit wurde, das leucbtet daraus ein, dass scbon lange vor dem und das Vergniigen ist nicbt seine erste und zweite Frage. 5. Jabrbundert v. Cbr. die Pbonizier vop dort das Zinn Ein franzosiscbes Scbiff oder Kriegslager gegenûber einem bolten. Aucb die Romer und wabrscbeinlicb aucb die deutscben macbt diese Unterscbiede am leicbtesten deutlicb: galliscbeiL Kelten erbandelten es von dort. Aucb Kupfer dort steben die Zungen keine Sekunde still (Scbweigen scbeint man von dort ausgefübrt zu haben und da in Nord- ware dem Franzosen schlimmer als Cayenne, ware der deutscbland beide Metalle damais nocb nicbt gewonnen balbe Tod; darum war ibm die Redefreibeit aucb nocb wurden, so lasst sicb als sicber annebmen, dass aucb eine nie bescbrânkt); jeder putzt sicb moglicbst beraus und wenn Handelsverbindung zwiscben bier und England über die sicb kein Theater bildet oder docb ein Ball stattfindet, so Nordsee bin bestanden babe. X. Die nordischen Vôlker. 95 Auch in Gallien war schon lange (vor dem Erscheinen (Taf. 20, 8). Die Stammverwandtscbaft der Germanen und der Romer daselbst) ein bedeutender Bergbau betrieben Griechen ware damit nicbt nur in der Korperbildung und worden. Man forderfce Eisen, Kupfer, Blei, Silber und Spracbe, sondem aucb in der Tracbt dargestellt. sogar Gold zutage, und die Romer rugen die gallische Tiber dieses Hemd scbeinen die Frauen zuweilen nocb oberkieid Sucht, sich zu schmücken und mit goldenen und anderen ein Obergewand getragen zu baben, das aus einem vier- Zierraten zu behângen. eckigen Stück Zeug bestand und auf der Scbulter durcb eine Spange gebalten wurde (Taf. 20, 8). Die Gallier gingen in 1. Ocwtthiilichc vollig anderer Tracht. Tracbt. Tbre Gainer Kleidung bestand aus drei wesentlicben Stücken: Rock, Rock - Wir setzen diese bier der Priestertracht gegenüber als Hose und Mantel. Ersterer batte Armel, die jedocb nicbt der einzigen Amtstracht, über welcbe bestimmte Nach- immer bis zur Hand reicbten (Taf. 20, 12), sondern aucb richten vorbanden sind. Sonst aber ist die gewobnlicbe bisweilen nur den Oberarm zum Teil bedeckten (Taf. 20, 2). Tracbt der genannten Vôlker aucb zugleicb ibre Kriegs- Der Stoff dazu war aus Wolle und bunt gestreift (Taf. 20, tracbt und eine Hoftracbt war ibnen damais nocb vorbebalten. 2 u. 10) oder gewürfelt (Taf 20, 12). Er reicbte ge- wobnlicb bis ans Knie, bei den niederen Standen batte er a) Bedeckung des Bumpfes. oft nur die dürftigste Lange; nocb zu Casars Zeit trugen G erm an en Bei den Germanen bestand dieselbe aus Tierfellen, viele nur einen Scburz. Bei einzelnen nordlicben Stâmmen Tierfeiie ¿¡g eiuzelneu Stâmmen nur rob umgebangt wurden war der Rock vom offen, bei alien übrigen scbeint er bis (Tacitus nennt z. B. bier die dem Rbein anwobnenden an den Hals gescblossen gewesen zu sein. Volkerscbaften), bei den meisten aber zuvor weicb gegerbt Die Hosen waren lang und von massiger Weite, der Hose und den Korperformen angepasst wurden. Docb aucb Stoff ebenfalls farbige Wolle (Taf. 20, 2, 10 u. 12). Eine scbon in der vorcbristlicben Zeit verstanden sie es, Zeuge Scbnur bielt sie fest um die Hüften, sowie ein Gürtel den aus der Scbafwolle zu fertigen, denn neben den Fellen Rock ebenda fest anscbloss. Der Mantel bestand audi Mantel dienten ibnen aucb, besonders den boberen Standen (den aus buntgewürfeltem Zeug und zwar, wie es nacb den Ab- Freien), gewebte grobe WoUzeuge, die zu einem einfacben bildungen scbeint, aus zwei Stücken, die durcb Spangen Rock armellosen Rock verarbeitet waren, der bis an die Kniee auf den Scbultern festgebalten wurden (Taf. 20, 2 u. 12). reicbte (Taf. 20, 7). War dieser Rock aus Fellen ge- Auf diese Weise batte der Gallier bei de Arme frei. Den arbeitet, so soil er zuweilen mit Stückcben von anderem Jabreszeiten gemass scbeint der Mantel im Sommer leicbter, farbigen Pelz zur Verzierung besetzt gewesen sein. im Winter dicbter gewesen zu sein; aucb trugen manche Gurt Ein Gurt scbloss dies Gewand über den Hüften dem nordlicben Stamme denselben aus friesartigem Stoff. Kôrper eng an. Arme und Beine trug der Germane nackt Die südlicben Gallier dagegen, besonders die an der sodgaiiier und letztere wurden erst im Laufe des 7. und 8. Jabr- Grenze von Italien wobnenden, batten sicb sebr bald der bunderts nacb und nacb mit Hosen verbüUt. romiscben Tracbt unterworfen, aber dieselbe freilicb nacb Ein Uberkleid wird nirgends erwabnt, denn der Mantel ibren Verbaltnissen umgewandelt. So finden wir bei ibnen (Sagum), den Tacitus erwabnt, ist eben das einzige Kleid die Toga statt des Scbultermantels und ein Gewand von Toga der Armeren, die übrigens nackt gingen. Ob Mantel oder den Hüften bis zur Erde, also einen langen Scburz, welcber schurz Rock, war eben das Zeicben des niederen oder boberen zugleicb Rock und Hose vertrat (Taf. 20, 1). Dabei blieb Standes. natürlicb der Oberkorper, soweit ibn nicbt die Toga ver- Frauen-' Die Frauen trugen ein langes armelloses Hemd, das deckte, nackt., hemd ¿gj. geite bis zu den Hüften offen war (Taf. 20, 8). Die B riten stimmten ziemlicb genau mit den Galliern b riten Wenn es im 1. Jabrbundert n. Cbr. mit Purpursâumen in der Tracbt überein und gilt also aucb von ibnen das- geziert war, so mag das wobl scbon eine Nacbabmung selbe, was von diesen gesagt worden ist. der Gallier oder Romer gewesen sein, wie denn unter alien Die Frauen beider Nationen gingen in einem langen Frauen- Zonen das Weib eber als der Mann fremde Tracbt und weiten Hemd mit balblangen Armeln, das meistens aucb Sitte nacbabmt, wofür wir aucb bereits mebrere Belege aus gewürfeltem Zeug bestand (Taf. 20, 11) und wobl gegeben baben. Dies Gewand war aber aus den Gefassen erst durcb romiscben Einfluss aus einfarbigen Stoffen ver- des Hanfs gewebt, welcber die Germanen auf ibren Wan- fertigt wurde (Taf. 20, 5 u. 6). derungen überall bin begleitet zu baben scbeint. Den Uber diesem Gewand trugen sie urspriinglicb einen Flacbs bauten sie zuerst in Deutscbland und viel spater. Mantel, der mit einer Spange auf einer Scbulter oder auf Mantel Wenn die romiscben Darstellungen germanischer der Brust gescblossen war (Taf. 20, 11); von britischen Frauen in der Tracbt naturgetreu sind, woran man keinen Frauen ist es aucb nacbweisbar, dass sie, wahrscheinlicb Grund bat zu zweifeln, da dieselben wenigstens in nicbt aucb erst infolge des romiscben Einflusses, über dem Hemd romiscben Gewandern erscbeinen, so war das Hemd ganz ein kürzeres Ubergewand trugen, das nur bis an die Kniee abnlicb dem joniscben Cbiton und batte auf der Acbsel reicbte und ziemlicb eng war (Taf. 20, 5 u. 6). eine Spange zur Befestigung des Brust- und Rückenteils, Im Kampfe fügte der Gallier zu den bereits ge- Gaiiier und aucb zuweilen einen Uberscblag (Diploïdon) wie jener nannnten Kleidungsstücken bâufig nocb einen Brustbarniscb, Hamisch 96 Das Altertum. der aus Leder oder aus kleinen auf Leder befestigten Erz- Tbusnelda diese mit einer Art Scbnürscbube (Taf. 20, 8), schuhe platten bestand und nicht selten auch die bei den Griecben wobei der Riemen das sebr niédrige Seitenleder von alien erwahnten Flügel hatte, die ebenfalls aus Erz oder Leder Seiten gleicbmassig nacb dem Spann binaufziebt. Die bestanden (Taf. 20, 10). Den Korper überbaupt schützte Soble des Scbubes erscbeint dabei auffallend dick. schiid ein grosser 1,50—1,80 m hoher Schild (Taf. 20, 2), der Die Gallier dagegen, und mit ibnen die Briten, aussen mit allerlei Zeiclien verziert war. scbeinen sicb, vielleicbt mit Ausnabme der niedersten Die Br i ten keine Panzer und kleine Scbilde. Stande, immer, sowobl Manner als Frauen, der Scbube be- trugen nur dient zu baben. Diese geben teils bocb binauf (Taf. 20, b) Kopfbedeckung. 2 u. 11), teils baben sie einen (Taf. 20, 12) oder aucb Gaiiier 2ur Schlacht schritt der Gallier im Helm (Taf. 20, zwei (Taf. 20, 10) Ausscbnitte auf dem Spann, um das der Brite und Germane ohne solchen, kaum mit einer Anzieben zu erleicbtern. Ja sogar Stiefeln scbeinen ibnen stiefein 10), einfachen Mütze bedeckt (Taf. 20, 7). Der gallische Helm nicbt unbekannt gewesen zu sein, wenn sie aucb nur von Erz und trug gewobnlicb irgend ein Zeicben, wenigen getragen wurden oder werden durften war aus (Taf. 20, 3). bald einen Vogel, bald nur Flügel, bald Horner und der- Die Fussbekleidung war aus Leder und man gab ibr gleichen mebr, jedenfalls als ein Schreckmittel gegen den allerlei Farben, wie gerade der Zweck des Tragers es er- Feind angeseben. forderte. Die im südlicben Gallien auf einige Zeit um Im gewobnlicben Leben scbeint der Gallier, Brite und sicb greifende Romanisierung batte aucb die Scbube gleicb- Germane im blossen Kopfe gegangen zu sein. Aucb findet zeitig dort verbannt (Taf. 20, 1). Haar sicb bei alien eine besondere Pflege des Haares. Der Gallier Sclimuck. gewobnte sicb das Haar durcb allerlei künstlicbe d) Mittel so, dass es von der Stim aufstraubte und in den Wir gedenken bier zunacbst einer sebr uranfanglicbeii Nacken fiel (Taf. 20, 2 12). Zugleicb war er benmbt, Verzierung des Kôrpers, die sicb freilicb nur bei den in u. durcb Anwendung von Seifen, die ja bis nacb Rom ibren Scbottland bausenden balbwilden Volkern jener Zeit vor- Weg fanden, es glânzend zu macben und ibni eine bellere fand und darin bestand, dass sie eine blaue Farbe in die Farbe zu geben; man liebte den Goldglanz. dem Korper eingeritzten Linien einrieben. Es ware mog- Bart Den Bart liess der GaUier dicbt und voll wacbsen. bcb, dass der Name Picten sicb so erklarte. Wenige rasierten aUes (Taf. 20, 10), Vornebme ofter Ibre Nacbbam jedocb, die Briten, scbmückten sicb Briten weg den Backenbart. Meistens aber mussten die Lippen von einem mit Spangen oder Ringen um Hals, Hüfte und zuweilen Ringe macbtigen Knebelbart überscbattet werden (Taf.20, 2 u. 12). aucb um die Hand- und Fussgelenke. Dieselben waren Aucb bierin stimmten die Briten mit ibnen überein. meistens aus Eisen und nur bei den Vornebmsten aus Germanen Die Germauen bedienten sicb zur Zeit der ersten Gold oder Silber (Taf. 20, 11). Reicbe Frauen trugen aucb Kaiser ebenfalls einer Seife, womit sie das Haar beller wobl goldene Ketten um den Hals, geringere begnügten Ketten Haar und goldglanzender macbten. Aucb sie liessen es Iang sicb mit Ringen aus unedlem Metall (Taf. 20, 6). So be- wacbsen, denn kurzes Haar war das Zeicben des Sklaven ricbtet Dio Cass., dass Boadicea (Taf. 20, 11), Konigin Bart (Taf. 20, 7). Der Bart blieb ebenfalls unberubrt und der Irener*) um 100 n. Cbr., eine scbwere goldene Kette Avurde für eine dem Manne notwendige Zierde angeseben auf ibrem gewurfelten Kleide getragen babe. (Taf. 20, 7). Weit verbreiteter waren goldene Zieraten bei den Frauenhaar Von der Haartracbt der Frauen ist nur wenig Be- Galliern, wie denn diese überbaupt in alien Stücken das Gaiiier stimmtes zu sagen. Die germaniscben trugen es meistens am meisten im Luxus vorgescbrittene unter den drei von der Stirn nacb binten gekâmmt und dort in einen Volkern waren. Sie trugen goldene Halsringe (Taf. 20, Knoten verscblungen, die Enden frëi flattemd (Taf. 20, 8). 12), goldene Armspangen, Bander um die Handgelenke und, Ringe Die britiscben Frauen trugen es entweder ganz offen und wie dies aucb die Briten taten, einen Ring am Mittelfinger. frei, wie die Manner (Taf. 20, 11), oder im Nacken zu Eine grosse Mannigfaltigkeit baben die Gallier in zwei Zopfen verflocbten. Seit dem Umsicbgreifen des den Formen ibrer Kleiderspangen dargelegt, denn die in Spangen rômiscben Einfiusses kam es dann aucb wobl vor, dass den Grâbern aucb in Deutscbland vorgefundenen Scbmuck- einzelne Frauen ibr Haar zu Locken forraten und der- sacben aus Bronze und Gold geboren keineswegs gerade gleicben mebr (Taf. 20, 5). Ebenso darf man voraussetzen, den Deutscben zu, sondern mogen wobl grosstenteils aus dass es bei den galliscben Frauen der Fall gewesen sei. der vorgermaniscben Zeit Deutscblands stammen, d. b. aus Dass sie eine grosse Aufmerksamkeit auf ibr Haar ver- einer Période, wo nocb die Kelten das Land inne batten. wendeten, gebt scbon unzweifelbaft aus der grossen Zabi Neben gewobnlicben geraden und gebogenen Nadeln mit der verscbiedensten Haamadeln bervor, die sicb in den oft scbon verzierten Kopfen finden sicb besonders viele Grábern gefunden baben. sicb zum Ring scbliessende und nocb mebr Spangen von c) Fussbekleidung. *) Ihr Reich mochte nach den erhaltenen Nachrichten etwa das heutige Norfolk und Suffolk, Cambridge, Huntingdon Ganz obne dieselbe ging der gernaaniscbe Mann und Bedford umfassen. Sie führte ihr Volk zum Befreiungs- (Taf. 20, 7), dagegen zeigt die romiscbe Darstellung der kriege gegen die Romer. X. Die nordischen Vôlker. 97 Haarnadein der Porm der heutigen Brosche vor. Auch die Haarnadeln bei richterlichen sind Vorgangen ausserdem ein Diadem, das, von allerlei Gestalt und meist mit Verzierungen be- wie auch die fibrigen metallenen Zierraten, aus Gold war dacbt, nicht minder die sicher zum Schmuck des Haares (Taf. 20, 4). Diese letzteren waren ein kurzes verwandten Diademe, die Zepter zum Teil geschlossene Ringe (Taf. 20, 9), eine goldene Sichel womit die Mistel bilden, zum Teil nur Halbkreise (ebenda), sind. geschnitten werden musste, beide bei Hand- Ketten Halsketten aus Steinchen priesterlichen und dergleichen finden sich lungen notwendig; bei richterlichen einen Hals- oft; sie bestanden dagegen zum Teil aus vielen Strangen. schmuck, der als ein Halbkreis vorn fiber die Brust von Die Fingerringe batten baufig die Form einer Spirale. einem Ohr zum anderen reichte und dort beiderseits in zwei Germanen Von einem Schmuck der Germanen kann kaum die schtíeckenformig Scheiben Rede gewundenen sejn, da dieselben fast endigte (Taf. 20, 4). ganz ungescbmückt gingen. Ein solches Brustschild, Jodhain Morian wurde Armringe Armringe, welche einzelne Stamme genannt, trugen, waren nicbt in Limerick gefunden und soli etwa aus dem Ende des einmal aus Bronze, sondern aus Knochen oder Eisen 1. Jahrhundert n. Chr. stammen. Es der Glaube, (Taf. galt 20, 7). Die Frauen, welche solche aus Bronze oder dass bei falschem Urteil diese den Nacken des Gold Brustplatte trugen, mogen sie wahrscheinlich von den Kelten Richters erschfittere. oder heftig Romem sich verschafft haben. Am ersten Finger der rechten Hand der Ober- Wir mûssen hier noch trug eines Schmuckes erwâhnen, druide einen Ring, am mittleren ebenfalls dieser der sich in einen, germanischen Grábern ôfters vorgefunden hat. hiess der Ring der Der welcher das Kronen námlich Kronen Eingebung. Gürtel, aus Bronze oder Kupfer (Taf. 6, 16), die Untergewand hielt, vom eine meist trug einem geschliffene Krystall- aus einfachen, oben mit niedrigen stumpfen platte (Taf. 20, 4), welche als zum Anzünden Zacken besetzten Brennglas Ringe bestehen. Am Stirnende erscheint des Opferfeuers haben soil. So seltsam dies bisweilen gedient eine hohere klingt, und eigentiimlich ausgebildete so ist es doch, wenn man die Steinarbeiten Spitze. Mit fibrigen und neben jener ihnen, also unzweifelhaft als Zeit mit ihrer feinen Politur sieht, zweites Attribut keineswegs der unglaublich, Herrscherwürde, finden sich metallene und da es auf die robe Volksmenge sicher einen tiefen Hânamer Hammer, die wegen ihrer Leichtigkeit wohl nicht zu Eindruck machen musste, wenn die Priester ohne die Waffen haben ge- gedient konnen, sondern nur als Zeichen wôhnlichen Mittel Feuer erzeugten, so konnte es diesen der Macht getragen wurden (Taf. 6, 11 u. 12). War doch nur hôchsf willkommen sein, dergleichen Kfinste zu kennen. auch der Hauptschmuck des Kriegsgottes Thor der Hammer, Und dass sie im Besitz, und zwar im sein ausschliesslichsten, Mjollner. aller wissenschaftlichen Kenntnisse waren, ist gewiss. Jeder Barde musste als Vorstufen zum Priestertum Barden 2. Priestertracht. notwendige die Sprache und Schrift kennen, in der Astronomie und Germanen Bei den Germanen war dieselbe sehr einfach und Medizin gebildet sein und dergleichen mehr. Nur nach und bestand nur aus einem weissen Leinenkleid, das weit und nach gelangte der Lernende von einer Stufe zur anderen. lang war. So gingen die Priester und ganz ahnlich auch Die unterste Klasse, die die sogenannten Barden, trug braune, bei den Opferungen beschaftigten heiligen Frauen. die folgende grfine Gewânder, die obéré Klasse, die Druiden, Auch sie trugen ein weisses Leinengewand, das um die grfin und weiss oder dem âhnlich Hüften durch gestreifte (Taf. 20, 3) einen ehemen Gürtel gehalten wurde, dar- und nur die Oberdruiden ganz weisse. — Aile mussten fiber einen Mantel, ebenfalls aus Leinwand, der auf der das Haar scheren und den Bart wachsen lassen (Taf. 20, Schulter mittels einer Spange befestigt Bart war. 3, 4 u. 9). Erinnert nicht auch dieses, wie so manches Gaiiier und Bei den Galliern und Briten war das Priestertum Vorhergehende, an âhnliche Bestimmungen der rômischen Briten ausgebildeter als bei den Germanen, und sa gab es Kirche? Die Druiden kônnen dies nicht nachgeahmt, wohl denn bei ihnen auch eine bestimmte Rangordnung der aber den spâteren als Muster gedient haben. Priester, weil diese ffir sich eine abgeschlossene Kasbe Die heiligen Frauen, welche bei den religiosen Hand- Druiden bildeten. Die sogenannten Druiden wussten sich eine so lungen dienten, trugen ebenfalls lange Gewânder, doch gfinstige und machtige Stellung zu verschaffen, dass selbst lâsst sich fiber die Farbe bis jetzt nichts bestimmtes aus- die Konige vor ihnen zittern mussten. Auch umgaben sie sprechen. ihr Amt mit mehr Geprange und, was ihnen das Wichtigste war, mit mehr geheimnisvollem Dunkel als die Germanen. C. Oerate. Auch bei ihnen gab es heilige Frauen und auch sie ver- Das meiste, was uns von solchen fibrig geblieben, walteten, wie die germanischen Priester, zugleich das Amt liesse sich allerdings auch unter der Überschrift „ Waffen" der Friedensrichter. zusammenfassen, denn von dem Hausgerât der nordischen Die Ober- oder Erzdruiden trugen ein langes Unter- Vôlker sind uns mit Ausnahme der Gefâsse nicht einmal gewand und ein sehr weites Oberkleid mit langen Armeln Nachrichten, viel weniger Überreste geblieben. Sie gaben oder statt dessen einen Mantel, den sie entweder gleich- ihren Toten vor allem das zum Kampfe Notwendige mit, massig auf beide Schultern (Taf. 20, 4) oder so umnahraen, also Waffen, denn Kampf war die Aufgabe ihres Lebens, dass er auf der einen Achsel befestigt war (Taf. 20, 9). wie sie auch — nur immer in anderem Sinne — die eines Sie trugen beim Opfer einen Eichenkranz (Taf. 20, 9), jeden Lebens ist. Kretschmer u. Robrbach, Tracbten der YOIker. S. Aufl. 13 98 Das Altertxim. Es finden sich in den Grabern Scbwerter, Lanzan, Ausserdem finden sicb nocb in den Grâbern Gerâte Acker^erat Masser varscbiadanar Gastalt, Sehilda, Hammer und Axte vor, welcbe die Form eines Keils baben, dessen beide Daneben feblen nicbt Pferdegeschirre, Helme, Panzer- Langsseiten einander zugebogen sind, und welcbe zwiscben vor. stücke und, wie wir deren schon erwahnten, auch Herrscher- sicb eiite Hoblung baben nacb unten, — oder an dessen zeicben: Kronen und Zepter. stumpfem Ende eine Offnung querdurcb sicb befindet. in Germanen Bel den Germaneû sind Scbwerter ursprünglicb eine die, wie in die Hoblung, ein Stiel gesteckt wérden musste. Seltenbeit, ebenso wie Helme und Panzer nur ven den Icb balte dieselben fiir Ackergerate, die wie unser Spaten Lanze Herzogen getragen wurden. Auch die Lanza war meist und unsere Haue benutzt wurden. kurz, weil es des Deutschen Ebre erforderte, dem Feind Die Scbilde aus Bronze, welcbe man nocb findet (von schiid naba auf den Leib zu geben. Unsere beutigen Scbuss- den anderen war scbon die Rede) sind meist kreisrund und waffen sind also dar deutschen Art zuwider, dagegen Bajonett oft mit vielen Buckeln verseben oder mit Nâgeln reicb und Sabel ibr entsprecbend. Die gewôbnlicbe deutscbe bescblagen (Taf. 6, 9). In England bat man zuweilen Lanze, die Framea, war kurz und batte eine eiseme Spitze; langlicbe, viereckige Scbilde, an den Ecken abgerundet, sie konnte auch ais Wurfspiess benutzt warden und wurde ausgegraben (Taf. 6, 10), fiber welcbe von oben nacb sowobl von den Reitern, ais von den Fusstruppen getragen. unten eine scbone Verzierung, ebenfalls aus Bronze, be- schiid Ibre Scbilde waren aus Holz oder aus Weidenruten festigt war, die wobl gleicbzeitig einen besseren Halt ge- flocbten und bxrnt angestricben. Dass bei den Germanen geben sollte. neben den eisernen Waffen auch bronzene und sogar nocb In Deutscbland baben sicb aucb bronzene, zierlicb steineme, also aus dar vorkeltiscben Zeit, im Gebraucb gewundene Trompeten gefunden, docb ist ibre Zabi nicbt Trómpete waren, ist dadurcb ausser Zweifel gesetzt, dass beiderlei gross. Ausserdem ist von musikaliscben Instrumenten sicb neben ibnen oft in einenk-und demselben Grabe finden. nicbts entdeckt worden und wird es wobl aucb scbwerlicb Diese Steinwaffen, zum Tail Lanzenspitzen (Taf. 6, werden. Docb lasst sicb vermuten, dass die Kelten Harfen 4 u. 5), zum Tdil Masser, Hammer und Axte (Taf. 6,1—3) und Zitbern kannten. sind meistens ver- aus Feuerstein gescblagen. War jamais So begannen drei Volker ibre Entwicklung, die eine Sammlung nordiscber Altertümer geseben, dar wird eint beute alien Bewobnern der Erde in jeder Hinsicbt gewiss die Gescbicklicbkeit bewundert fiaban, mit welcber fiberlegen sind. Die Romer batten nun und nimmer ffir jane Yolker sicb ein so unscbmiegsames Material dienst- moglicb gebalten, dass die nordiscben Barbaren, denen bar zu machen wussten. Auch Sagen aus Feuerstein sie ifir Jocb auflegten, und welcbe sie scbarenweise im finden sicb, und diese wie die Masser solien den eisernen Triumpbzuge durcb die Strassen ibrer Stadt scbleppten, wenig nacbgeben. dereinst eine Kulturstufe erreicben konnten, von der sie G allier. Den Gallieru und Briten eigentümlicb sind die in ibren kfibnsten Traumen keine Abnung batten. Was schwert Bronzewaffen. Hier tritt zuerst das Scbwert auf. Auch wfirde Augustus, der Weltberrscber, gesagt baben, wenn die Axt gewiimt hier eine freiere Form, da dar Stoff nacb- er eines Tages im Golf von Neapel die britiscbe Flotte giebiger ist (Taf. 6, 6). Dass man auch die Spitzen der batte seben kônnen, die z. B. 1861 mit 700 Kanouen dort Lauzen aus Bronze fomite, verstebt sicb fast von selbst vor Anker lag! Das ware ein Zweig vom Baume gewesen: Messer (Taf. 6, 18 u. í9) und ebenso, dass die Masser nun leicbt Augustus sab nur die Samenkorner. in jeder Grosse und Form bergestellt wurden (Taf. 6, 18-15 u. 17). Diese letzteren staken zum Tail in einer Scbeide aus Leder oder Bronze (Taf. 6, 15) und wurden dann wobl be- senders als Waffen, als Dolcbe gebraucbt (Taf. 6, 13—15), oder sie waren ganz obne Scbeide, weil sie Handwerkszeug XL Die Yôlker waren (Taf. 6, 17). Bei beiden Arten waren die Griffe oft sûdeuropâischen scbon verziert. Nocb mebr gilt dies von den Scbwertern am Scblusse des Altertums. (Taf. 6, 7 u. 8). Hier waren die Griffe, denen übrigens ein Sticbblatt (Rëmisch-ehristlich.) oder aucb ein Querstück feblte, mit allerlei Figuren, Knopfen am Ende, zierlicben Drabtgeflecbten (Taf. 21. Hier sind Herbe, Ferrario und Wagners Trachtenbiich und verscbonert. Die meistens als Quellen benutzt worden : die Farben sind nacb den beiden dergleicben Klinge war ersten gegeben. Der Text ist zum Teil nach diesen, zum zwiscben 60—90 cm lang, zweiscbneidig und lang zugespitzt. Teil nach dem Werke von Malliot-Martin : Recherches sur les Es finden sicb ebensowobl welcbe, die, den griecbiscben costumes etc. des anciens peuples — bearbeitet worden.) abnlicb, nacb der Mitte bin breiter wurden (Taf. 6, 7), als aucb solcbe, die vom Griff nacb der Spitze zu allmablicb an Breite A. abnabmen (Taf. 6, 8). Einleitung. Gefasse Gefâsse verscbiedener Form aus Ton und aus Metall, Wir kebren hier nocb einmal zu Griecben und Rômern mit und obne Henkel, sind nocb in grosser Anzabl vor- zurfick, ebe wir die erste grosse Période der Menscben- banden. gescbicbte scbliessen. Wir steben hier in der Zeit des XI. Die sMeuropâischen V51ker am Schlusse des Altertnms. 99 Ubergangs aus dem alten Vôlkerleben in das nene, wie Was dieGeschichte dieser Zeit betrifft, so sind es durch die Vôlkerwanderung und den Untergang des die Begebenheiten bekannt genug, nur môchten Avir dem romiscben Wéltreichs dureb die gemianiscben Stamme sich einen Irrtum, dem weit und lange genug verbreiteten, bildete. Es tréten ganz nene Elemente wirksam auf, und begegnen, dass es das Christentum sei, welches die alte wie sie den Sturz der bisherigen Einriclitung herbeiftihren, Ordnung zertnimmert und die neuen Reiche begriindet werden sie in buntester Vermiscbung die Faktoren einer habe. Dem widerspricht jede Forschung. Waren die neuen Welt. Das wichtigste darunter ist das germanische Leibeigenen der Klôster eine christliche Einrichtung? Wesen nach alien seinen Eigentümlichkeiten. Ein zweites Waren es die barbarischen Gesetze des Mittelalters, gegen in Europa neu auftretendes ist das Judentum, wie es sich welche die berühmte Carolina mit ihren glühenden Zangen, durch die christlichen Priester nach und nach ausbreitete. Scheren, ihrem Rad und alien Foltenverkzeugen durch Wir meinen hier nicht die jüdische Lehre, obwohl auch ihre grosse Mil de abstach? Auch môchte die Geschichte ven dieser weit mehr dabei ist ais man immer zugeben der amerikanischen Lânder wohl lehren, Avelchen Um- will, sondem den jiidischen Ritus, insoweit er in den schwung das Christentum, wie es nun einmal gehand- christlichen übergegangen war. Denn es wird hoffentlich habt wird, in ein Volk zu biingen vermag. mehr und mehr erkannt werden, dass ein eigentlich christ- Die angeborene Natur eines Volkes ist es, welche licher Ritus von dem Stifter der Religion gar nicht fest- das meiste wirkt, Avie denn auch beim einzelnen die Geburt gesetzt worden ist, dass also ailes, was die ersten Gemeinden das Beste tut. Wâren die Staaten nach Christi Lehre dahin gehôriges hatten, von dem Judentum herüber- gebaut gewesen, sie hatten wohl anders aussehen mûssen, genommen war. Um noch deutlicher zu reden: der Penta- und auch von den heutigen Staaten liesse sich das hier teuch gibt aufs Genaueste die Vorschriften fur einen israe- und dort sagen. litischen Kùltus bis auf die Knôpfe und den Besatz am Rock etc. (s. 3. Mose) — wo aber ware im Neuen Tatamente B) Die Tracht. auch nur eine Spur solcher Vorschriften? Trotzdem fînden Die unendliche der verschiedensten Ele- wir schon im 8. Jahrhundert Vermischung eine ganz bestimmte Tracht der mente aus alien Lândern in West und Osb macht es oft christlichen Priester, aber eine kurze Betrachtung genügt, sehr schwer, sowohl den ôrtlichen Ursprung als die Be- ihre Abstammung und Herleitung aus der jiidischen Priester- deutung und Entstehung einer oder der anderen trácht bis auf einzelnes, das Eigen- den Griechen und Romem tümlichkeit in der Tracht dieser Zeit nachzuweisen nachgeahmt war, nachzuweisen. Im allgemeinen lâsst sich sagen, dass die charakteristi- Ein drittes, freilich schon vorhandenes Element war das schen Merkmale derselben mehr und mehr verschwinden Romertum und das in demselben aufgegangene Griechen- und sich in einer indem tum. Daneben gewissen auflôsen, erscheint Eintônigkeit jetzt auch durch die Rômer gleichzeitig die Tracht mit den Sitten weichlicher wird. manches Orientalische, und da die Germanen und Kelten Der Putz und die Prunksucht — der Orient! — hat die mit den Persern manches gemein hatten, wie die Juden tJberhand gewonnen über den guten Geschmack und die mit den Agyptern und Persern, so beriihrt sich nun in Gesetze der Nützlichkeit und Schônheit. Das utile samt den nordischen Vôlkern, als sie christlich wurden, z. B. dem dulce war vor dem Streben zu und Persisches geflohen mit Persischem; glanzen, der Ring schliesst sich. Ein wie wir bei den Gerâten der Rômer erwâhnt haben, dass ungeheurer Gâhrungspmzess der asiatischen, nordafri- man etwas darin suchte, zentnerschwere Silberschüsseln kanischen und europaischen Welt geht vor sich.' Ailes zu haben, so ging der Kunstwert derselben strômt und gleichzeitig stiirmt durcheinander, zwei, drei Jahrhunderte abwarts. Wo immer im Kulturleben eine durch lang. Dann setzt sich's; Wirkung es klârt sich langsam; die alte die Masse, durch die Zahl und erzielt Zeit ist grosse dergleichen wird, vorüber; eine neue Weit ist entstanden. In dieser da kann man sicher sein, dass die Kunst wenig dabei zu Ubergangszeit stehen wir eben jetzt mitunserer Betrachtung. tun hat. Dies gilt von der Architektur bis zur Musik Quellen sind hier rômische Schriften und Monumente. hinauf; ein Monstre-Konzert ist eben ein Monstrum — Tiber den Wohnsitz der zu berührenden Vôlker also kein Kunstwerk. Auch ein rômisches ist in frûheren Abschnitten Tiergefecht gesprochen, hier woUen wir nur im Amphitheater war keins. noch bemerken, dass schon jetzt in den Stadten sich die ersten Spuren zeigen von dem Absterben jener Eigen- tümhchkeit der Trachten des Altertums, nâmlich 1. OewOhnliche der, dass Traeht. sie durch den Wohnsitz des Volkes genau bestimmt Averden. a) Bedeckimg des Rumpfes. Heute ist davon, natûrlich wieder nur in den Stadten, Die Toga ist nicht mehr! Dieses so eigentümliche gar keine Rede mehr, soweit europâische Vôlker die Erde rômische Gewand ist zu den Altertümem gelegt. Auch bewohnen. In New-Orleans, in der Kapstadt, in Peters- das Himation ist nicht mehr! Das alies war dem ver- burg und in Rom tragen die Bewohner eine und dieselbe weichhchten Sinn zu unbequem geworden und dem ent- Tracht. Auf dem Lande jedoch gilt jenes alte Gesetz krafteten Kôrper nicht warm genug. fort und fort. Jedes Tal in ganz Deutscliland hat seine Eine einzige Darstellung etwa aus dem Jahre 370 eigene Bauerntracht, ist es gross, seine Trachten. ist mir bekannt, auf welcher ein Rômer Avieder die Toga 13* tragt, doch môchte es kûlin sein, daraus zu scliliessen, dem Mantel der Erzbischôfe, nach und nach ein blosses dass zu jener Zeit die Manner wieder die Toga getragen Band wird, oder wie aus dem Talar der protestantischen hâtten, da aus derselben Zeit DarsteRungen in Menge Geistlichen binnen zwei Jahrhunderten ein Streifen Seiden- vorhanden sind, die keine Spur davon, sondern an ihrer zeug wird, der, auf dem Rücken angeheftet, noch heute Stelle immer die Trabea zeigen. Entweder war es also bei den Kirchendienem, vor 50 Jahren noch bei den Geist- Laune des Prâfektor Probus (von dessen Bild eben die lichen sich findet und im Volksmunde den bezeichnenden Rede war), sich gegen die Gewohnheit seiner Zeit in der Namen ^Schwalbenschwanz" führt. Toga darstellen zu lassen — denn sicherlicb gab es auch Es fehlen zur voUstândigen Erklarung auch hier die in Rom wunderliebe Kâuze genug —, oder des dar- Übergangsstufen zu jener Schârpe, die, wie die Abbildungen stellenden Künstlers, der ibn so abbildete. Mehr môchte lehren, nicht selten gestickt war. Es lasst sich übrigens ich mir nicht erlauben, daraus zu folgern. Der grosse sicher annehmen, dass sie sonst einfarbig war und wahr- Kurfürst hat gewiss nie solche Kleidung getragen, wie scheinlich eine auffallende Fârbung in Purpur hatte, wenn seine Statue auf der langen Brücke in Berlin, weit eher sie nicht vielleicht ganz weiss war als Erinnerung an die noch kônnte Probus wirklich die Toga getragen haben. Toga. Dass die Vermutung des etwaigen Ursprungs oder Aile ûbrigen Abbildungen aus jener Zeit zeigen aber, der Bedeutung dieser Schârpe übrigens mehr als blosse Tuuika dass die Manner eine Tunika mit langen Àrmeln trugen, zufâllige Idee ist, dafür nur noch die Bemerkung, dass die meistens nur bis an die Kniee reichte (Taf. 21, 8 u. 11), manche Abbildungen auch am Bogen des Konstantin eine und, nach den verschiedenen Stânden, bald aus feinerem, Verlângerung dieser Schârpe zeigen, die vorn hinabreicht, bald aus grôberem Wollenstoff bestand. Bei feierlichen also das vordere gerade hinabhângende Stuck der Toga Gelegenheiten war dieselbe lang bis auf die Plisse, ebenso vertreten kônnte. Auch darf ich nicht unerwâhnt lassen, bei einigen Àmtern. So trugen z. B. die Totengrâber dass ich dieses Gewandstück nicht vor Konstantin gefunden in den Katakomben zu Rom eine lange dunkelfarbige habe, wie andererseits, dass sich aus dem Jahre 420 Ab- Tunika (Taf. 21, 1). Die Figur in der Tafel ist nach den bîldungen von Konsuln finden, die als Auszeichnung ihres Katakomben von St. Calixt gezeichnet und trâgt dort das Standes eine ganz âhnliche, meist sehr lange, gestickte auf der Schulter und an dem untern Saum angebrachte Schârpe um die Schultern tragen und zwar in derselben Zeichen der ersten Christen, zwei sich kreuzende, eigen- oder ganz ahnlichen Lage, wie einst die Toga getragen tiimlieh gebrochene Linien (s. d. Tafel). Diese Tunika wurde. Hier liegt es noch viel nâher, dieses Band als den ist auffallenderweise ungegiirtet. Sonst aber fehlt der Stellvertreter der Toga zu betrachten. Aus noch spât er Giirtel auf den Abbildungen jener Zeit fast nie (Taf. 21, Zeit zeigt das Bild Leo I. (um 490), dass diese Schârpe 7, 8 u. 11), und zeigt bei den Yomehmen oft hôchst damais wiederum anders umgeschlagen wurde, doch bleibt kostbare Verzierungen aus Perlen und dergleichen. die Hauptrichtung von der rechten Hüfte zur linken Schulter Trabea Über der Tunika wurde der Mantel oder die Trabea auch hier deutlich zu erkennen. In derselben Weise trugen getru,gen (Taf. 21, 8 u. 11), welche bald auf der rechten auch spatere Kaiser diesen Schmuck, so z. B. Tiberius Schulter, bald auf der Brust mit einer Spange verbunden Konstantin (um 580), obwolil daneben auch Bilder von wurde. Dieselbe bestand um diese Zeit ôfter aus ge- diesem existieren, wo das Gehânge, bald wieder als ein ein- musterten Stoffen (Taf. 21, 11), weil solche beliebt waren. facher Ring wie zu Konstantins Zeiten, bald als sich auf Bei Vornehmen waren die Kanten mit Gold eingefasst, der Brust kreuzend erscheint. In dieser letzteu Form er- auch Goldfiguren in das Zeug eingewebt. scheint die Schârpe nun zumeist, zuletzt bei Konstantin VIH. Auf dem Triumphbogen des Konstantin erscheinen (870). Von da an wird sie auf dem Oberkleid befestigt viele vornehme Rômer mit einem eigentümlichen Gehânge, als Besatz und verwandelt sich so aus einem selbst- scbíírpe einer Art Schârpe um die Schultem, das etwa handbreit ist standigen Kleidungsstück in eine Verzierung eines anderen. und von dér linken Schulter zur rechten Hlifte geht. Es- Es dauert also, wie ich diese Schârpe auffasse, dieselbe liegt liber der Tunika. Manche Figuren tragen dabei ein ungefâhr ein balbes Jahrtausend, von 370 bis 870. Sie Obergewand, das aber weder Toga noch Trabea ist, war ursprünglich eine Tracht der Vornehmen, in der sondem wahrscheinlich eine zweite sehr weite, etwas spâteren reicheren Ge^^talt scheint sie nur von den Konsuln klirzere Tunika ohne Armel darstellen soil. Dabei liegt getragen worden zu sein; wenigstens haben wir. keine die Schârpe liber diesem Oberkleid, und zwar erscheint Abbildungen von anderen, die sie trûgen. War es doch dieselbe als ein voiler geschlossener Ring ohne Schleife der Toga âhnlich ergangen. Ursprünglich die gewôhn- oder dergleichen. Wie nun die rômische Tracht der Vor- lichste Tracht, die es in Rom gab, bis auf den gemeinsten nehmen zu diesem seltsamen Umhang gekommen ist, lâsst Manîi hinunter, blieb sie spater durch den Gebrauch nur sich nicht mehr nachweisen. Die Lage der Schârpe entspricht den Konsuln im hôchsten Ornat vorbehalten, als sie im den Linien, welche frliher die Toga zwischen dem rechten übrigen Leben lângst verschwunden war. So mag wohl Arm und der linken Schulter beschrieb. Sollte es etwa jene Schârpe eine verkleinerte Auffrischung oder Ver- an dieses alte Kleidungsstiick erinnern? Wir haben âhn- jüngung der Toga haben darstellen solien, denn als jene liche Zusammenschrumpfungen der grôssten faltenreichen aufkam, war diese bereits verschwunden. Die letzte Toga Gewânder noch zu erwâhnen, wie z. B. aus dem Pallium, als gewôhnliches Kleid des Rômers (als besonderes Staats- XI. Die siidetiropâischen Volker am Schlusse des Altertums. 101 kleid kommt sie, wie schon erwahnt, noch viel spater vor) Kindern nicht gespart (Taf. 21, 5 u. 7); armere lebten habe ich bei den Gestalten der Trajanssaule gefunden; auch ohne diese. auf dem Triumphbogen des Septimius Severus (um 200) findefc sich keine mebr. Aucb schon auf jenem Denkmale b) Kopfbedcckiiiig. ist sie selten. — Wir gehen zu der Tracht der Romerinnen Auch hier war gegen die alte Zeit eine Ànderung in jener Zeit über. eingetreten; man hediente sjch, wenn auch nicht immer, Die Frauen trugen jetzt nur noch eine lange Tunika doch sehr haufig einer Kopfbedeckung! Die niederen Tunika engen langen Armeln. Dieselbe ist bei den unieren Stande blieben ihren alten Gewohnheiten treu, die hoheren Standen meist farbig (Taf. 21, 2), bei den hoheren oft weiss dagegen, die früher, ausser im Kriege, barhaupt gegangen (Taf. 21, 10), oft auch aus buntem gemusterten Zeug waren, trugen jetzt eine Mütze, die wohl ohne Zweifel Mutze (Taf. 21, 12), Oder mit Stickereien verziert (Taf. 21, 9). dem medischen Hochland ihren Ursprung verdankte. Sie Tiber derselben trugen Frauen der unieren Stande gleich war niedrig, oben flach und der Boden etwas grosser als Mantel den Mantel, so dass man auf den Denkmalern des 3, und die Offnung (Taf. 21, 11). Recht in Gebrauch kam sie 4. Jahrhunderts Manner und Frauen aus dem Volke oft kaum erst gegen das Ende des westromischen Reiches, also des unterscheiden kann. Vornehme Frauen trugen über der Altertums, und ihre beliebteste Zeit fallt erst unter die ersten noch eine zweite Tunika (Taf. 21, 9 u. 10), welche Byzantiner, also in den Anfang des Mittelalters. Dort weite Armel hatte und bisweilen nur etwas über die Kniee werden Avir sie wiederfinden. Gürtei reichte (Taf. 21, 9). Auf dieser wurde dann erst der Gürtel Das Haar und der Bart sind in diesen Jahrhunderten Haar und angelegt, der bei den Reichen aus Gold bestand und einem fortwahrenclen Wechsel der Mode unterAvorfen, in- mit Steinen und Perlen geschmückt war (Taf. 21, 10). soweit es die hoheren Stande betrifft, denn diese Avechselten Wer nur eine Tunika trug, gürtete diese (Taf, 21, 12), ihre Tracht, je nachdem es dem jeweiligen Herrn gefiel, Achsei- Eigentümlich sind auch hier zwei bunte Streifen von sich selbst zu tragen. Es würde viel zu Aveit fiihren, hier streifen Zeug oder Stickerei, die von den Achseln bis auf die Füsse ins einzelne zu gehen, sonst würde fast jeder einzeliie reichen und auf der obersten Tunika aufgesetzt sind, ahnlich Kaiser zu nennen sein, da fast jeder sich gerade in diesen einem Bande, das um den Nacken gelegt ist und bis zur beiden Stücken von seinen Yorgangern uuterschied. Ja Erde reicht (Taf. 21, 3, 9, 10 u. 12). Es solien diese haufig wechselte er selbst auch, ohne vom Alter dazu Streifén nicht, wie zur Zeit Ludwig XIV. oder wie in veranlasst zu sein, die Haar- oder Barttracht, so z. B. neuerer Zeit (1857), ein üntergewand vorspiegeln, das durch Tacitus binnen seiner sechsmonatlichen Herrschaft im Jahre das geteilte ObergeAvand hindurch sichtbar ist, sondern 275; von ihm gibt es dreierlei Barttrachten. Durchgangig liier bei den Romern sind und solien sie ein Band darstellen, aber trug man das Haar kurz geschnitten. wie es auch das uní den Hals gelegt ist und vorn frei hinabhangt. Wahr- im alten Rom Sitte war (Taf. 21, 1, 8 u. 11). Ebenso scheinlich ist es, dass die romischen Frauen zuerst auch tragen die meisten Herrscher den Bart kurz, bald wird der ein wirkliches Band umlegten und dass sie erst spater Schnurrbart rasiert, bald bleibt er stehen. Auch scheint dasselbe, vielleicht um sein Verschieben und dergleichen übrigens eine bestimmte Tracht nie ganz allgemein ge- zu verhindem, auf dem Gewand ais Besatz befestigten. wesen zu sein, denn auf Bildern von Gruppen, wie deren Diese Streifen sind zuweilen einfarbig (Taf. 21, 12), die Saulen und Triumphbogen in Menge autweisen, finden oft^aber mit Mustern geziert (Taf. 21, 8) oder reich gestickt sich in dfen nebeneinander stehenden Figuren meistens (Taf. 21, 9 u. 10). ganz verschiedene Haar- und Barttrachten. Vorherrschend schieief Der Schleier gehorte auch jetzt zu einem vollstandigen ist das kurze Haar und kurzer oder ganz rasierter Bart. Anzug ais unentbehrliches Stück (Taf. 21, 3 u. 10). Erst Konstantin scheint dem Bart das Vernichtungsurteil Über der Tunika trug die Frau beim Ausgehen einen gesprochen zu haben, denn von ihm an findet sich bei Mantel Mantel. Die Form desselben war aber in dieser Zeit sehr den Vornehmen gar kein Bart mehr, und selbst bei den willkürlich, d.enn neben der gewohnlichen Trabea oder Soldaten, die bis dahin fast immer voile Barfce trugen, sieht Chlamys (Taf. 21, 3) erschien auch die Pânula mit der man von nun an lauter rasierte Kinne. Die Zeit wird Kapuze (Taf. 21, 6) und andere Formen. weibisch; Konstantin rasierte nicht nur die Bârté der Manner Kinder- Kinder gingen in der Tracht ihres Geschlechts. Es und nahm ihnen dieses Zeichen der Kraft, auch die Kraft tracht isamen auch damais schon dieselben Ubertreibungen vor, des Geistes wurde in seinen Konzilien gebrochen und wie heute, dass kleine Mádchen wie erwachsene Frauen, ailes glatt und eben gemacht und schAvach und weibisch, und Knabchen wie Manner gekleidet einherschritten, was AAue ein rasiertes Kinn. Es liegt zuweilen eine ungeheuere stets die Lachmúskeln der Beschauer in Tátigkeit setzt. Konsequenz in Dingen, die sich ganz fremd zu sein Die Knaben trugen, sobald sie aus den ersten Jahren heraus scheinen, und solche ausserliche Merkmale in der Tracht waren, die kurze Tunika, aber auch mit langen, allenfalls offenbaren meistens sehr scharf den Geist der Zeit. mit weiten Armeln (Taf. 21, 7), dazu oft anliegende Bein- Die Frauen fuhren auch in der Kaiserzeit for^, ihr Frauen- kleider (Taf. 21, 7), die Mádchen und kleineren Knaben Haar in alien nur moglicheii Anordnungen und Ver- haartracht die lange Tunika mit langen engen Armeln (Taf. 21, 5). schlingungen zu tragen, AA'ie Avir dies bereits bei Griechen Einfassungen und Stickereien wurden bei vornehmen und Romem beschrieben haben. Bei -den Reichen halfen 102 Das Altertuni. Diadem und Perlenschnüre zur Aussclimückung des Haares. Avar jetzt erloscben. Die langen Armel der Tunika ver- Allgemein trug man es im Nacken ziemlich tief herab bargen den Arm, und der sollte ja docb durcb den Ring und bedeckte meistens die Obren damit. gescbmückt werden. Die zAveite Tunika mit oft weiten Armeln macbte den Ring ganz unmoglicb, und so scboben ibn die langen Armel vom Arme berab auf diè Hand- c) Fussbeklcidiiiig. Avurzel, wo er dann zum Armband verengt nocb langé Eine solche Avar jetzt unentbebrlich geworden, selbsfc sein Dasein fristete, übrigens an Pracbt seinen Vorfabren bis in die niederen Stânde hinab. Der Mann trug San- gar nichts nacbgab. Scbuhe dalen, Scliube von vemchiedener Gestalt und Fárbung (Tai. 21, 1 u, 4) oder Halbstiefel (Taf. 21, 11); im Heere 3. Priestertracht. blieben die alten Riemenschuhe im Gebraucb (Taf. 21, 8). Die Frauenscbuhe waren von sorgsamer Arbeit und zeigten Die ersten bestimmten Zeugnisse fiber eine solcbe bunte Farben (Taf. 21, 6) oder waren ganz Aveiss (Taf. 21, stammen erst aus dem Anfang des 5. Jabrbunderts, also 2, 3 u. 10), oder das bunte Leder Avar mit weissen Streifen erst aus dem Ende des rômiscben Reicbes oder des Alter- überzogen (Taf. 21, 5, 9 u. 12). Es Avar dasselbe Prinzip, turns. Aucb scbeint es, dass wâbrend der frfiberen Zeit, Avonach das Kleid mit (meistens weissen oder doch hellen) im Abendlande wenigstens, keine bestimmte Tracbt die Streifen besetzt wurde. cbristlicben Priester ausgezeicbnet habe. In den ersten Aus dem Anfang des 4. Jahrhunderts existiert das Jabrhunderten erklârt sicb dies zum Teil scbon daraus, Bild einas Kaisers, welcber an den hohen Scbuben eine dass 'der Gottesdienst i m gebeimen abgebalten Averden Art Stulpen oder Manscbetten bat, die weit absteben, musste und dass man also zuvôrderst auf einen sicberen abnlicb den Halbstiefeln der franzosisehen Hbflinge aus Platz zu denken batte und gern aile Ausserlicbkeiten bei- dem. 17. Jabrbundert. Docb lasst sicb eine grossere Ver- seite liess. Zudem war, wie scbon bemerkt Avurde, in dem breitung dieser Tracbt nicbt nacb^yeissen, da sie mir sonst N. T. keine Spur eiuer besonderen Vorscbrift ffir dergleicben nirgends wieder vorgekommen ist. Dinge zu finden, nicbt eipmal ein besonderer Priesterstand oder die Regeln ffir einen solcben eingesetzt. Erst als man ôffentlicb der neuen Lebre pflegen konnte, als die d) Sclimuck. Herrscber ihren Schutz und ihre Ausbreitung sogar be- Der grosste Teil desseiben fiel aucb bier dem Aveib- senders im Aug^e batten, da fand sicb aucb nacb und nacb licben Gescblecbt zu. Die Manner trugen ausser der eine Tracbt dep Priester ein, die dann nllmâblicb zu dem Hinge Fibula am Mantel und dem Ringe am Finger (oder den Pomp anwucbs, den wir ja kennen. Aber noch der beilige Ringen, denn mit einem Ringe begnügbe sicb nur der Colestin tadelte die franzosisehen Biscbofe von Narbonne, geringe Mann) keinen Scbmuck. Obrringe waren ibnen dass sie sicb durcb die Kleidung von den Laien unter- dureb den Gebraucb untersagt. scbeiden woUten. So im Westen. Docb waren um dieselbe Die Frauen dagegen trugen fast an jedem Finger, den Zeit im Orient scbon seit einigen Jahrzehnten die prâcb- raittleren ausgenommen, Ringe; Frauen niederer Stande tigsten Stickereien der priesterlicben Gewander eine Not- aus Silber, die der boberen solcbe aus Gold. Obrringe wendigkeit. Seitdem Konstantin das Cbristentum zur waren sebr belièbt, und bier pflegte man noch immer Staatsreligion erboben batte, war jedenfaUs aucb der kostbare Perlen oder Edelsteine anzubringen. Die Zabi offentlicbe Gottesdienst mit allerlei Ausserlicbkeiten in der Formen dieser Gebâûge gebt last ins Unendliche. Den Tracbt und Hergang bedacbt worden. Es wurde den meisten Scbmuck verwendete man im Haar, indem man Sinnen geséhmeicbelt und man nabm aus den alteren es, wie scbon gesagt, mit Perlenscbnfiren umflocbt oder Kulten manches herfiber, was dabin zielte: grelle Farben durcb Diademe fest bielt, die gewohnlicb die Form der ffir das Auge, Musik ffir das Obr, Raucberwerk ffir die Stepbane batten und nicbt selten mit Edelsteinen reich Nase. So gáb es auf einmal einen zusammengesetzten ausgestattet wurden. Gottesdienst, bei welcbem das Fremde die Hauptsacbe und Ketten Der Hals wurde mit Ketten, Perlenscbnüren und das eigentlicb W^esentliche — die Anbetung im Geist und dergleicben umgeben (Taf. 21, 2, 9 u. 10), die oft sebr m der Wabrbeit — zur Nebensacbe geworden war. Es kunstreicb geflocbten waren (Tai. 21, 12). Die nocb in wurde gleich daffir gesorgt, dass die Baume nicbt in den den Sammlungen vorbandenen Exemplare zeigen, welche Himmel wucbsen. grossen Sum men man damais auf solcbe Scbmucksacben Es. scbeint, dass die braune Farbe in der ersten Zeit verwendet baben muss, denn eine teuere Ware setzt reiche des Cbristentums die angesebenste gewesen sei, wozu Kaufer voraus, die daran Gefalien finden. Avabrscbeinlich irgend eine Tradition die ürsache sein Eine • ursprünglicb kriegeriscbe Auszeicbnung, der mocbte, vielleicht dass es von Jobannis dem Tâufer im Armringe Armring, war scbon vor den Kaisern ein Scbmuck der Evangelium beisst, er babe ein Kleid von Kamelbaaren Frauen geworden. Sie trugen damal^ nicbt nur einen getragen... üm 407, wird von Jobann Cbrisostomus er- oder einen an jedem Arm, sondem mebrere, die oft bocbst záblt, vertauscbte dieser dre braunen Kleider mit weissen. kostbar mit Edelsteinen besetzt waren. Dieser Scbmuck Selbst der beilige Augustin (j- 430) trug nocb ein ein- XI. Die südeuropàischen Vôiker am Schlusse des Altertums. 103 fâches Q-ewand, indessen schon rund umher die Pracht Darstellungen zeigen dieselbe bald mit zwei seitlichen dér Priesterkleidung überhand nahm Erhohungen (Taf. 21, 4), bald auch in der heutigen Form Ob es Koiïstantin selbst gewesen, der die Kirchen- der Bischofsmütze. Wie aus der Mütze des Hohenpriesters gewander so eingefiihrfc babe, wie wir sie nach ihm finden, jene mit seitlichen Homern sich hat entwickeln konnen, lasst sich nicht mehr bestimmt nachweisen, hat aber mehr lasst sich leicht dadurch erklaren, dass der hohepriesterliche als Wahrscheinlichkeit íür sich. Denn da seine ganze Turban wohl oft auch mit solchen Erhohungen erscheinen Regierung darauf hinausging, auch die Oeister seiner konnte, sobald die von der Stirn nach hinten gehenden Untertanen zu beherrschen, so darf man ihm wohl zu- Bander (Taf^ 5, 13) ein wenig straff angezogen wurden, trauen, dass er king genug war, ein so einfaches Mittel so dass in der Mitte eine kleine Vertiefung entstand. Ja nicht zu verschmahen, wie das war, die Gottesverehrung, es ist anzunehmen, dass dies sogar nicht seiten ohne be- den einfachen Kern, mit môglichst viel prunkender Ausser- senderen Willen geschehen sei. Die christlichen Priester lichkeit als Sohale zu umhüllen. Wen irgend ein Gianz machten also aus der zufalligen Form eine notwendige blendet, der sieht schlecht: dass wusste Konstantin wohl. und so entstand die doppeltgehômte Mütze der ersten Wir finden um diese Zeit das Priestergewand aus drei Bischofe. Auch hier hingen die Bander im Nacken hinab, wesentlichen Stiicken bestehend: ein Untergewand, ein wie bei der Mütze des jüdischen Priesters und waren ein Uberkleid und eine eigentümliche Mütze. notwendiges Zubehor. Alba Das Untergewand war gleich dem des jüdischen Wie nun aber aus dieser âltesten die heutige Bischofs- Hohenpriesters und jedenfalls eine Nachahmung desselben. mütze entstanden, ist schwer zu ermitteln. Eine blosse Denn um jene Zeit war, wie heute gewôhnlich übersehen Drehung auf dem Kopfe um 90 Grad würde freilich bin- wird, der innige Zusammenhang des Christen- undJuden- reichen, aber eine solche scheint mir gar nicht so an- tunis noch weit mehr im Bewusstsein der Volker als nehmbar als sie einfach ist. Und doch bleibt kaum etwas heute, ja! er war es gerade, der sich zuerst dem Auge auf- anderes übiig. Veranlassung dazu mochte der Wunsch drângte, und der die Ausbreitung des Christentums eher geben, die Stirn oder das Haupt mo^lichst zu erhohen, hinderte als forderte. Die «Nazarener" waren um ihres wonach ja so viele Kopfbedeckungen streben, von Anfang der Ausgangspunktes willen verhasst gewesen. Menschheit bis auf unseren schwarzenZylinderhut. Das wurde Dieses Unterkleid war Iang bis auf die Füsse, hatte aber durch jene, die nur die Schlafe erhohte, nicht erreicht, lange Armel und hiess spater wegen der weissen Farbe dagegen sehr wohl durch die Stellung der Mütze, welche die die Alba. Es war also gleich einer romischen Frauen- Horner vomhin in den Nacken brachte. Nun konnten auch Tunika, doch leiten wir es wohlbedacht n,icht von dieser diese noch mehr erhoht vrerden und wurden es auch. ab, obgleich das nâher zu liegen scheinen konnte, sondern Eine bessere Erklarung vermogen wir bis zum Augen- aus dem Kleide des jüdischen Priesters, und es wird auch, blick nicht zu geben. Die heutige Bischofsmütze hat mit wie dieses,, um die Hüften gegürtet. In der ersten Zeit ihren beiden Spitzen keinen Vorlaufer irgendwo und ganz scheint dies Gewand immer weiss, seit dem 3. Jahrhundert von sich selbst ist sie nicht entstanden. Die Mützen der auch zuweilen farbig gewesen zu sein, wie schon oben an- agyptischen Konige haben von vom gesehen einige Ahii- gedeutet wurde (Taf. 21, 4). Spater wird wieder die weisse lichkeit damit, aber sie sind geschlossene Kegel. Ebenso Farbe für dasselbe vorgeschrieben. sind es die Kronen der assyrischen Herrscher. Für unsere casuia Über diesem Gewand, welches ausser dem Gottes- obige Annahme einer blossen Drehung spricht übrigens dienste auch sein gewôhnliches Kleid war, trug der Priester dies, dass im 12. und 13. Jahrhundert, wie sehr viele wâhrend der feierlichen Yerrichtungen das Messgewand Abbildungen beweisen, die Bischofe und Âbte die Mützen oder die Casula. Dies war der romischen Panula ahnlich so tragen, dass die Spitzen bald zur Seite, bald auf der also glockenfôrmig, rundum geschlossen und hatte nur ein Stim und im Nacken stehen. Es scheint also zu jener Jlalsloch. An den Seiten wurde es durch die Arme in die Zeit im Belieben der Pralaten gestanden zu haben, in Hôhe gehoben (Taf. 21, 4), Am oberen und unteren Saume welcher Art sie dieselben tragen wollten. Ausserdem sind war es reich bordiert. Es war zu jener Zeit noch weit aus derselben Zeit auch Bilder von solchen hohen Geist- und reiehte fast bis auf die Füsse. So blieb es bis zum lichen vorh anden, auf welchen die Mützen nur geschlossene 11. Jahrhundert. Die Farbe dieses Gewandes war un- spitze Kegel bilden, ohne allé Horner, ahnlich also der bestimmt, aber meistens prachtig. Tiara der Papste. Daimátika Statt der Casula trugen die Diakonen die Dalmatika, Der Stoff, woraus die Bischofsmützeii gemacht wurden, ein ganz ahnliches Gewand, von jenem nur durch grossere war wohl anfangs ein dichter Wollstoff oder Filz, spater Lánge, zwei weite Armel und eine auf dem Rücken an- wurde golddurchwirkter Brokat oder dergleichen genommen. gebruchte Quaste unterschieden. Auch wurde die Mitra dann mit Perlen und Edelsteinen Das dritte Stück der priesterlichen Tracht war die besetzt. Wir werden spater einen eigenen Abschnitt über Mitra Mütze, Mitra. Sie war zu verschiedenen Zeiten von ver- die priesterlichen Trachten des Mittelalters geben und schiedener Form. Die âlteste mochte ebenfaîls genau der dann noch nâher als hier auf vieles eingehen konnen, we il Mütze des Hohenpriesters entsprechen. Schon sehr frühe bis zum Schlusse des Altertums das meiste hierher Ge- aber wird dièse Mitra „gehornt" genannt und die âltesten horige noch' unentwickelt war. 104 Das Altertum. iind Haar und Bai-t wurde von den Geistlichen in dieser langen engen Ârmeln (Taf. 21, 8). Ein Gürtel stíhloss aar Zeit noch. ebenso wie von den Laien getragen. sie über den Hüften dicht an den Korper an. Zuweilèn schuhe An den Fiissen trugen die Priester Schube der trugen sie eine Tunika darunter, dann batte das Sagum gewôbnlichen Art, eine Zeitlang auch Sandalen, docb keine Armel, sondem nur die Tunika, so z. B. auf dem diese, wie die übrigen Zeicben der verscbiedenen geist- Triumphbogen des Konstantin. lichen Würden, geboren erst in das Mittelalter. Hier Die Beine waren bei den Fussgangern meist nackt; ist von Stab und Ring etc. noch keine Rede. Von der unter den Reitern finden sich oft welche mit Hosen. Schuhe Hosen stoia Stola jedoch müssen wir schon hier eine notwendige wurden von alien Kriegern getragen; bei den Fusstruppen sehuhe Bemerkung machen, obwohl auch sie erst in das Mittel- umflocht ein Riemen den Unterschenkel bis über die alter gehôrt. Halite (Taf. 21, 3)^ wie wir dies schon bei den Romern Es lâsst sich wenigstens nicht nachweisen, dass sié ebenfalls erwáhnten. schon im 4. und 5. Jahrhundert gebr'àuchlich gewesen sei. Ais Kopfbedeckung dienten den Anführern griechische Dagegen ist sie unzweifelhaft unter der Regierung Justinians und romische Helme, den Reitern ebenfalls romische Heime (527—567), denn die Vorschriften des Konzils zu Braga Helme, Die Fusstruppen hatten zum Teil Helme, zum (Portug.) 563 imd dessen von Toledo 597 lantén dahin, Teil Mützen aus einem Geflecht von Leder oder Weiden- dass die Diakonen die Stola auf der linken Achsel be- ruten, die Bogenschützen solche aus Zeug und mit Fedem festigen, quer über Brust und Rücken nach der rechten geschmückt. Hüfte legen und dort verknûpfeh solien, so dass die beiden Ais Überkleid trugen die Soldaten, hohe wie niedere, Enden an der rechten Seite frei herabhângen. Daraus die Chlamys, auf der rechten Schulter befestigt (Taf. 21, 8). Chiamys geht ganz von selbst hervor, dass sie um diese Zeit kein Die Schilde waren meistens oval und nur klein und Kleid mehr war, sondem nur noch eine Binde oder dem von Leder. Die der Fusssoldaten waren etwas grosser als Àhnliches. Dagegen ist sie ursprünglich eine wirkliche die der Reiter. Stola, d. h. ein Gewand gleich dem der rômischen Frauen, Auch die Angriffswaffen finden wir wesentlich ver- das diesen Ñamen führte (Seite 77, Spalte 2), nur lâsst kleinert und erleichtert. sich nicht *mehr sagen, innerhalb welchen Zeitraumes sie Die Lanze oder der Speer ist weit kürzer ais früher, Lanze so getragen wurde. Die Geistlichen hatten also anfangs selten 1,50—1,90 m, meistens nur noch 1—1,20 m Iang. Frauenkleidung: die lange Tunika mit langen Ârmeln, Das Schwert ist kurz und breit. Der Bogen 1st nur bei schwert Alba, und die gleich lange Stola, die etwas weiter war wenigen Abteilungen im Gebrauch, die Axt ebenso. Bogen als jene. Oben erwáhnten wir schon des eigentümlichen Gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts wird auf den Bandes, das die Frauen jener Zeit vom Halse bis zur Feldzeichen das Monogramm für den Friedensfürsten,. Fahnen Erde trugen, und das schon im 4. Jahrhundert zu einem XPkítoç^ angebracht: Gewiss eine seltsame Ideen- festen Besatz auf dem Kleide geworden war. Dieser eigen- verbindung! und wahrscheinlich eine von den frommelnden tümliche Besatz wurde nun auf der priesterlichen Stola trügerischen Einrichtungen des tückischen Konstantin! die Hauptsache und gewann so ein weltgeschichtliches Wenn nicht mehr auf seinen Befehl, so ist sie doch aus Alter, denn er allein blieb spater, ais andere Oberkleider dem Geiste heraus entstanden, der ihn bei seinen Hand- die Stola überflüssig oder lástig machten, übrig, indessen lungen leitete, der bose Geist der Heuchelei! — das Kleid unter ihm allmahlich schmaler wurde und endlich ganz verschwand. Dieses um den Hals gelegte Band be- hielt C. Gerate. jedoch den Ñamen des Ganzen bei und heisst bis auf den heutigen Tag die Stola. Es ist ahnlich so, ais Hier finden wir alies ziemlich unverandert, wie wir bande sich jemand nach 100 Jahren nur einen Kragen es bei den Griechen und Romern beschrieben haben. Die um und wollte denselben Rock nennen. übrigen Volker des Romerreiches hatten sich auch nach Übrigens trugen um jene Zeit gegen Ende des 6. und und nach derselben Gerate bedienen gelernt. Besonderes Anfang des 7. Jahrhunderts die Frauen diese Streifen auch Nenes ist hier nicht zu erwahnen; denn dass auch das noch immer (Taf. 23, 8 u. 9) und auch bei den Mânnern, Stubengerat in den allgemeinen Strom des Luxus mit- wenigstens den Kaisem, scheinen sie ausser jener oben gerissen war und oft mit Perlen und Edelsteinen verziert erwáhnten Binde (Taf. 23, 3 u. Ib) beliebt gewesen zu wurde, darf kaum befremden, wenn man an die obigen sein (Taf. 23, 16). Notizen über dergleichen denkt (S. 90). Einige der Gefasse, die sich gerade aus dieser Zeit GefSsse erhalten haben, finden sich auf Tafel 28. Sie unter- 3. Kriegstraeht. scheiden sich von früheren, die fast ganz dieselbe Gestalt Jeder Kaiser nahm darin kleine Veranderungen vor, haben, durch Zeichen des christlichen Kultus. So findet die aber samtlich darauf hinausliefen, dieselbe leichter sich an den Lampen das Zeichen des Kreuzes (T f. 28, und immer leichter zu machen. 1 u. 6) oder, wie an den Phiolen, Bilder von Personen Sagum Die gewôhnliche Tracht des Kriegei s war das Sagum, der neutestamentlichen Geschichte (Taf. 28, 2, 4 u. 5). eine kurze, káum bis an die Kniee reichènde Tunika mit Andere Gefasse sind durch ihren Gebrauch beiin Gottes- XI. Die südeuropáischen Volker am Schlusse des Altertums. 105 Kirchiicbe dienst aus^ezeichnet, so der Taufstein (Taf. 28, 3) oder Die Perlen waren einmal da und so Gefasse wurden sie ¿¿g aucb Kelche ver- (Taf. 28, 7—9). Die Stoffe, deren man sich. braucbt. Ausser in einigen bediente, Kopfen von waren zu letzteren, wie den Phiolen, Silber Saulenheiligeft zu fand die Porderung der Einfachbeit keinen oder Gold, den Lampen Bronze oder Anklang, und zu gebrannter Ton. solien wir fragen, ob sie beute welcben findet? Die kirchlichen Gefasse, wie die Gewander, wurden Die Weltgescbicbte gebt einen Jahrzehnt Jahrzebnt gar seltsamen, aber von zu imraer prachtiger und bald festen gesetzmassigen Gang, der weit mebr durcb natürlicbe waren dadurch ganze Schatze in den Sakristeien auf- Elemeiite (Wobnsiiz und Abstammung), als durcb menscb- gehauft. licbe Satzungen und beliebige Einricbtungen bestimmt Es ging also in der Kircbe wie im Privatleben. Das wird. Den Strom bemmt kein Damm von Christentum mit seiner Menscbenband, Porderung eines einfachen Lebens- wenigstens niebt íür lange, aber die natürlicbe wandels vermochte nichts gegen die Senkung Strom ung der Zeit. des Landes scbreibt ibm unwidersteblicb seinen Weg vor. Kretschmer u. Rohrbach,. Trachten der Vôlker. 3. Aufl. 14 Das Mittelalter. Eine neue Zeit war es freilich. die seit dem Sturze Wií werden die Einteilung des Stoffes nach Volkem West-Roms begann, aber wie sich in der Natur nirgends auch hier beibehalten, obwohl wir dabei nur wenige Volker ein jaher Sprung findet, sondern alies durch allmâhliche von ihrem ersten Auftreten ohne, Unterbrechung bis zu Übergánge sanft vermittelt wird, so auch in ihrem bocbsten ihrem Yerschwinden verfolgen konnen; die meisten werden Produkt, in der Gescbichte der Menschbeit. Auch da wir daher nach grossen Zeitraumen betrachten. kommt alies allmàhlich. So waren die ersten Zeiten des Mittelalters ahnlich denen der alten Zeit, mit welchen wir dort schlossen, und dies ist auch natürlich, weil immer eine Période aus der anderen hervorgeht. Die Ereiguisse mogen ausserlich noch so jâh aufeinander zu folgen scheinen, so ist dies doch bei genauer Betrachtung keineswegs der 1. Die Fall und noch weniger sind die inneren Verháltnisse Byzantiner. ' wahrend derselben ohne die genaueste Wechselwirkung. (Taf. 23 u. 24. Nach Malliot-Martin, Hefner, Willemin, Ferrarlo Der Sturz des westromischen Kaisertums wird so oft als und Herbé.) etwas ganz Besonderes hingestellt und war ganz und Der erste Konstantin war klug genug gewesen, den gar nichts Auffallendes. Denn schon v. Chr. Geburt waren neuer da- deutsche Stamme erobernd im romischen Reich erschienen; anschwellenden Strom Glaubensüberzeugungen durch zu dass er sich zum Schein von ihm tragen von Jahrhundert zu Jahrhundert nehmen ihre Erfolge zu bândigen, aber ihn in ein Bette leiten wo er und der Widerstand der Romer ab. Ja! Rom schon liess, dadurch konnte, war mehrere Male durch Germanen geplündert worden, ehe ihm seine Mühlen treiben musste. Er batte das Christen- um die Geister damit der letzte Kaiser durch eben solche beseitigt wurde. War tum zur Staatsreligion erhoben, Herrschaft zu das nun so wunderbar? Und dazu kam ja, dass seit demütigen zu konnen und dadurch seine 400 Jahren die Legionen ihre Feldherren auf den erledigten befestigen. So batte er auch mit klugem Auge erkannt, durch ihre wundervolle wohl oder leer geraachten Thron gehoben batten, und gerade dass die alte Byzanz Lage geeignet war, Hauptstadt seines Reiches zu sein und dem- solches geschah 476, als die Heruler und Rugier den gemass verlegte er seinen Wohnsitz dorthin. Der Schwer- Odoaker zum Konig von Italien machten. Es war ein . Tiber an den blauen Vorgang, wie ahnliche schon hunderte zuvor stattgefunden punkt rückte von dem gelben Bosporus Auch die Yolkerwanderung nichts Neues, und natürlich musste nun die westliche Schale der batten. grossen war Chr. Cimbern und Teutonen nach Weltwage zu leicht und eine Beute der Stürme werden, denn 100 v. waren Süden und Herodots Zeiten die Kelten die sie bin- und herwarfen und bald zertrümmerten, in- gewandert zu zogen — wenn auch westwarts, und noch früher finden wir solcher ein Jahrtausend Wanderungen dessen die ôstliche noch und Schwan- mehrere ervvahnt. Wandern nicht noch heute die Ger- unter manchen Erschütterungen heftigen, — Geschicke wurden manen nach Amerika? Der Lauf der Yolker treibt west- kungen fortbestand. Die Europas Luft und freilich schon lange vor dem Untergang der stolzen warts, gleich den beweglichen Elementen, Wasser, Byzanz — und dem scheinbaren Lauf der Sonne, entgegen der Drehung auf die ser Wagschale nicht mehr gewogen! unseres Wohnorts, der Erde. Die Abschnitte der Geschichte sind von dem Geschichts- A. Die Tracht. forscher der besseren Ubersicht wegen gemacht worden und wir schliessen uns hier dem Gebrauch an, obwohl auch Was wir im letzten Abschnitt des Altertums zu be in den Trachten keme besondere Verwandlung stattfand, trachten Gelegenheit batten das hat hier nur eine weitere sondem nur die bisherige stufenweise Entwicklung ihren Ausbildung gefunden. In einzelnen Stücken griffen wir Fortgang batte. auch schon dort in diesen Zeitraum herüber. I. Die Byzantiner. 107 Die gemusterten Stoffe finden neben den einfarbigen: Armeln und eine zweite kürzere daruber eine Verwendung, sowobl bei Manner- trugen, deren grosse als Frauen- Armel nun ganz kurz waren. Anders konnte icb kleidern. Die Muster sind meistens wenigstens regelmassig geometrische bei der Entfemüng, aus welcber icb in die Figuren, als Kreise (Taf. 23, Konstantinopel 8; 24, 6), Quadrate (Taf. 28, Reliefs besab, die Linien nicbt 16; 24, 12), audi wohl deuten, und aucb Ab- Blumen oder Blatter (Taf. 23, bildungen der Saule belebrten micb keines Besseren. Docb 9 u, 10). Haufig sind innerhalb der Kreise etc. nodi andere ist, wie gesagt, Panula und Figuren Cblamys das angebradit (Taf. 24, 6), die gewobnlicbe sogar durch eine Obergewand. besondere Farbung sich hervorbeben (Taf. 23, 13). Man Eine Kopfbedeckung Avar im Freien liebt nodi immer weiss als die allgemein vornehmste ge- Farbe, be- braucblicb, nur Manner aus den untersten Standen senders zu den Hauptgewandern, d. h. gingen der Tunika des zuweilen ohne solcbe; meistens bedienten sie sicb Mannes aber und der Stola der Frau (Taf. 23, 6 u. 7, 13 u. 15; der Hüte. Diese waren von mittlerer Kobe und der Rand Hut 24, 4—6 u. 9-11). gewobnlicb umgekrampt. Die boberen Stande Daneben sirid aber die lebhaften Farben trugen sebr beliebt, flacbe Miitzen, die nacb oben etAVas breiter wurden. Die vor allem der dunkle Purpur zu den Obergewandern der Kronen der Kaiser waren ebensolcbe Mützen, nur reicb Motze Kaiser (Taf. 23, 5, 7 u. 13; 24, 10—12), der hochrote eben- verziert (Taf. 23, 15 u. 16). Eigentümlicb ist es, dass falls (Taf. 23, 1). Audi das grelle Rot (fast zinnoberrot) an der Tbeodosius-Saule die Hüte der Maultiertreiber mit wird bei den Fussbekleidungen^ sehr geliebt (Taf. 23 und kurzen gebogenen Federn verziert sind, ahnlicb den 24) — wie es sidi ganz bis beute in der Tiirkei und den an- Auerbabnfedern, welcbe unsere Jager an ibren Hüten grenzenden Landern dafiir erhalten tragen. bat — docb "wird es Die Frauen trugen Hauben, welcbe das Haar ein- Haube aucb zu Gewandern benutzt (Taf. 24, 4 u. 9). Ausserdem scblossen (Taf. 23, 8—10). Ausser dem Hause aber finden sicb allé Farben legten sie vertreten und jede in ver- aucb Avobl das ObergcAvand über den scbiedenen Kopf. Scbattierungen; Gold spielt dazwiscben eine Das Haav trugen die Manner kurz, aucb die Vornebmeu bedeutende Rolle Haar und als Besatz, aucb wobl, und nicbt selten, seit Konstantin, und ebenso fiel bei diesen seitdem der Bart. als eingewebter Faden. Die niederen Stande mogen wobl Die Aveniger Stoffe, welcbe nacbabmungs- man verwandte, waren fast allé, sücbtig darin gewesen sein. Mit Pbocas kommt im welcbe wir aucb beute Anfang kennen: Seide, Leinwand, Baum- des 7. Jabrbunderts (602 — 610) der Bart Avieder zu Ehren wolle und Wolle. Leder und Filz waren scbon von alters und bleibt es aucb von da an so ziemlicb obne Unter- ber bekannt. brecbung. Das Haar war scbon über ein balbes Jabr- bundert zuvor wieder langer 1. O«w0hiiliclic getrageii worden. Traclit. Die Frauen kâmmten das Haar meistens rückwárts Haar der Es sind von derselben nur wenige besondere Ab- oder scbeitelten es auf der Mitte des Kopfes und legten Frauen bildungen vorbanden, weil die meisten nur die Kaiser mit es zu beiden Seiten an den Scblafen binab und über den ibrer nacbsten Umgebung beriicksicbtigt baben. Docb Obren zum Nacken bin. Vornebme Frauen sucbten sicb lasst sicb, wenn man das Hofgewand ins gewobnlicbe Kleid durcb pbantastiscbe Haartracbten bervorzutun, und da jetzt iibersetzt, soviel als bestimmt annebmen, was denn audi die Perlen und Edelsteirie in so grossen Mengen verwendet durcb die Darstellung der Tbeodosius-Saule bestatigt wird, wurden, so erfand jeder Tag eine neue wundersame Zu- Tunika dass die Manner eine Tunika mit langen Armeln trugen, sammenstellung des Haares und der verscbiedenen Scbmuck- welcbe bis an oder bis etwas unter das Knie reicbte und gegenstande (Taf. 24, 10). um die Hüften gegürtet wurde (Taf. 24, 4 u. 8). Die Die Fussbekleidung Avar nicbt gerade durchgangig scbuhe niederen Stande zogen sie dann oberbalb des Gürtels zu gebraucblicb, aber sie feblt selbst Leuten niederen Standes einer Bauscbe bervor, um sie bis oberbalb des Kniees zu selten. Sie bestebt in Scbuben, welcbe die Knocbel um- kiirzen und so die freie Bewegung zu erleicbtem. Die scbliessen und vorn auf dem Spann Frauen befestigt werden dagegen trugen eine ebensolcbe lange Tunika, die (Taf. 24, 4, 5 u. 8). Vornebme tragen unter denselben bis auf die Fiisse ging, und dariiber meistens ein zweites eine Art Striimpfe oder Socken, die bis an die Wade strümpfe stola etwas weiteres Gewand von gleicbem Scbnitt, die Stola. reicben, viele aucb Beinkleider bis dicbt unter dem Knie. Beim Ausgeben trugen beide Gescblecbter nocb ein Ober- Aucb beides zusammen kommt vor, so dass nur der oberste Mantel gewand aus Wolle, gewobnlicb die Panula (Taf. 23,8—10), Teil des Unterscbenkels nackt bleibt (Avie Taf. 23, 1). — wenn nicbt bei den Mânnern deren Stelle durcb eine langere Die scbon erwabnten Maultiertreiber tragen sogar bobe oder kürzere Cblamys vertreten wurde (Taf. 23, 6 u. 12). Strümpfe bis an die Kniee, die oben weit und faltig er- Ubrigens zeigt die Tbeodosius-Saule, dass zu jener scbeinen, und gewobnlicbe Scbube darüber. Neben alien Zeit, gegen das Ende des 4. Jabrbunderts, Frauen der diesen Formen kommen aucb Stiefeln vor, die beides suefei Chiton und uiederen Stande aucb nocb den Cbiton und dariiber das vertreten (Taf. 23, 2). Ob aucb die Frauen sicb solcber Himation Himation trugen, so dass also die alten griecbiscben Ge- Strümpfe bedienten, lasst sicb nicbt mebr ermitteln, da wander, wenn aucb verdrangt, docb — und zwar natiirlicber- nur Scbube sicbtbar sind; diese scbeinen denen der Manner weise beim Volke — keineswegs ganz verscbwunden waren. zu gleicben. Die Gewander sind immer so lang, dass man Ebenso, dass Manner zuweilen die Tunika mit balben selten viel mebr als die Fusspitzen deutbcb erkennen kann. U* Das Miltelalter. 108 Der Stoff, woraus die Beinkleider wie die Strümpfe sein, so konnte es nur als der Anfang der Toga aufgefasst geraacht wurden, war wahrscheinlich ein Zeug aus Bautii- werden, die damais môglicherweise in ein solches Ende wolle oder Leinwand. auslief. Diese geht von hier gerade hinauf über die linke Achsel und den linken Oberarm nach dem Rücken, er- scheint an der rechten Achsel, mit dem Rande aufliegend, 2. Hof'traclit. und kommt nun unter dem rechten Arme hindurch bin- besonders. für die Kieidung der Herrscher über nach dem linken Hierfiir, Arme, der das übrige tragt. Bei selbst, fliessen die Quellen ausserordentlich reichlich. Denn diesem Überschlagen legen sich — fast in alien Ab- Reihe der Kaiser bildungen beide Saume oben und unten um und lassen — es esistieren von jedem in der langen oft freilicb Brustbilder, das — hier in unserer Tafel griine — Futter erkennen. und Kaiserinnen Abbildungen, nur Hierdurcb wird unzweifel- Wir kebren noch einmal zu dem vorhin erwahnten doch auch oft ganze Figuren. es Jahrhunderte die Hoftracht sich Schulterstiick aus Goldstickerei (Taf. 24, 5) zurück. Aus baft, dass im Laufe der fort und fort geândert hat und dass der Hofstaat oder diesem Gewandstück hat sich vielleicht der eigentümliche er- die Vornehmsten dem jedèsmaligen Herrscher unbedingt Umhang entwickelt, der an den Bildern Basils (886) nachahmten, bedarf wohl nicht der nâheren Erlâuterung. scheint (Taf. 24, 6). Es ist dies ein goldener Brustbehang, SCiilHUCxC ^ ^ Am auffallendsten ist der unaufhôrliche Wechsel der Kopf- der mit Edelsteinen besetzt ist, unten m zwei runden ^ 1 . der Kronen, würden wir an denen abermals tracht, sagen, doch war dieser Begriff Endungen auslauft, Verlangerungen sondern erst im Entstehen. bis zum Giirtel angebracht sind, welche auch Edelsteine damais noch nicht gelaufig, tragen. Das Ganze hángt an goldenen Bandern, die über a) Bedeckung des Rumpfes. die Schulter gehen und es zweifelhaft lassen, ob auf dem Die Tunika hat hier, in den hôheren Regionen, immer Rücken ein ahnlicher Schmuck Tunika angebracht sei. Es hat lange und enge Armel, die an der Handwurzel dicht an- einige Ahnlichkeit rait dem Brustschild des jüdischen schliessen. Sie ist bald Iang (Taf. 23, 3 u. 6, 15 u. 16), Hohenpriesters und kann auch allenfalls durch die Laune bald kurz (Taf. 28, 1, 5 u. 13; 24, 5 u. 12). Was die des Kaisers aus jenem abgeleitet sein, was um so mehr Farbe betrifft, so ist sie rneistens weiss, doch kommen Wahrscheinlichkeit hat, da derselbe auch bisweilen in einem auch purpurne (Taf. 23, 16) und überhaupt farbige Tuniken Gewand erscheint, das ziemlich dem hohenpriesterlichen vor (Taf. 23, 3; 24, 8). Ephod entspricht (Taf. 24, 9). Er tragt namlich dann Ephod- ahnliche.í • , -1 • m M 1 1 o, 1 1 Der Stoff, woraus sie angefertigt wurde, war anfangs über der weissen lumka zwei oblonge btücke von den Gewand feine Leinwand. Diese wurde spater, als die Seide be- Schultem bis unterhalb der Kniee, eins vorn, eins auf dem kannt wurde, gegen solche vertauscht. Rücken, welche beide auf den Schultern miteinander ver- Besatz Aber auch das war noch nicht kostbar genug. Schon bunden sind. Dieses Gewand wird von oben nach unten im 5. Jahrhundert besetzte man den unteren Saum mit durch Perlenreihen in drei gleiche Streifen eingeteilt und Goldborten und die Armel am Handgelenk mit Perlen ebenso durch horizontale Perlenbesâtze in Querstreifen, so (Taf. 23, 13). Man verbreiterte jene allmahlich (Taf. 24, 8) dass quadratische Felder entstehen, deren jedes in seiner und verdoppelte sie (Taf. 24, 4 u. 6), dann besetzte man Mitte einen Edelstein, eine Perle und dergleichen tragt. auch den Halsausschnitt mit Goldborten, die zuletzt zu Jener vorhin erwáhnte Brustbehang (mit Rücken- einem Schulterstiick sich verbreiterten, das bis stück?) konnte somit entweder die verkürzte grossen Wiederholung über die obere Armkuppel hinüberreichte (Taf. 24, 8). 4ieses Gewandes sein, welches das Ephod nachahmt oder Auf vielen Abbildungen erscheint es so, als sei es diesem mit Hinweglassung des Ephods nur das auf demselben Besatz gegangeu wie dem griechischen Diploïdiou, namlich hefestigte Brustschildchen darstellen solien. Wir finden als babe aus er sich ganz von der Tunika gelost und sei als übrigens dies lângere Gewand schon an Abbildungen ein besonderes Stiick angelegt worden (Ta£ 24, 5), etwa dem Jahre 811, also 75 Jahre zuvor (Taf. 24, 3) und es so, wie unsere Frauen sich einen Felzkragen umlegen., gibt dies unserer Vermutung nur grôssere Wahrscheinlich- insular- Nicht ebenso ist die Goldstickerei auf der Brust des keit. Denn so seltsam es auf den ersten Blick aussehen tracbt Konsuls (Taf. 23, 3) zu erklaren. Diese gehôrt jedenfalls mag, das kaiserliche Gewand mit dem des Hohenpriesters der Tunica palmata an, welche die Konsuln sclion seit zusammenzubringem, so erklârt sich dies doch aus der dem 3. Jahrhundert n. Chr. beim Amtsantritt mit der Toga ganzen Stimmung jener Zeit, indem die Herrscher es liebten, picta zusammen zu tragen pflegten (s. S. 86). Sie waren die Zeichen des Kultus zur Schau zu tragen. So wurden also, wenn sie auch noch nie eine Schlacht gesehen batten, die Mützen mit aufrechtstehenden Kreuzen geschmückt jetzt doch so gekleidet, wie einst die Triumphatoren. Allé (Taf. 24, 3; 23, 15 u. 16), an den Helmen und Feldzeichen Abbildungen aus dieser Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts das Kreuz angebracht (Taf. 23, 4), auch die Gewander zeigen unter der Toga, aber über der Tunika unten am sehr oft mit solchen geschmückt. So mag auch wohl ein Rande der letzteren, ein breites Stück Goldstickerei, das ausseres Zeichen der Würde im Tragen eines kirchlichen herabhângt wie das Ende einer breiten Scharpe. Vielleicht Kleides gesucht worden sein. ist es die durch Konstantin (S. 100) eingeführte Binde, Aus jenem Bortenbesatz um den Hals hat sich aber deren Tragweise sich oftmals ânderte. Sollte es dies nicht 1 eine andere Ausschmückung entwickelt. Indem sich der- I. Die Byzantiner. 109 Achsei- selbe namlich so verbreiterte, dass er bis auf scliintick die Achseln des Kragens gehabt hatte. Man besetzte es streifenweise reichte, kam man dahin, die rechte Achsei, welche bisher von oben nach unten mit Borten und wobei es nur mit Stickereien Juwelen, geschmückt war (Taf. 23, 6 u. 13), denn auch nicht selten sich fast bis zum ver- mit einer besonderen goldenen, edelsteinbeladenen Ellenbogen Klappe liingerte (Taf. 24, 11), indessen jene nur eine Rosette zu bedecken (Taf. 24, 10 u. 11). Es finden sich ge- namlich tragen hatte, die ebenfalls reich verziert sein friihere konnte Darstellungen, wo der Besatz am Halse sich bis (Taf. 24, 4 u. 10). Rosetten waren überhaupt nicht nur über die Achseln ausdehnt (Taf. 24, 4) und zuweilen auch in den Fenstern beliebt, sondem auch an alien Teilen hier der etwas verlangert, z. B. bei den Waffentragern Basils Kleidung. Man besetzte die Tunika am unteren Saume (Taf. 24, 5). Ebenso gehen die Borten rund um den Hals damit (Taf. 23, 9; 24, 4), wie wir dies schon bei den und uber den Achseln bei den Hoflingen Justinians, wie Romern (S. 87) fanden, ebenso auch die Rosetten auf sie das schone Mosaikbild zu St. Vitale in Ravenna darstellt der Achsei; man streute sie über das Gewand (Kopie bei Hefner, wonach ganze Taf. 23, 6-14). Uberhaupt (Taf. 24, 6); man verzierte auf solche Weise den Mantel Haiskragen gehort ein breiter, sehr mit Greschmeide beladener Kragen zu (Taf. 24, 11). den notwendigsten und langst dauernden Ausschmückungen Ausser an dem unteren Saume, dem Halsausschnitt der byzantinischen Zeit. Man wird dadurch noch einmal der Tunika und den vorderen Enden der Armel wurden an das nahe Agypten erinnert. Aber es finden sich auch spater die Perl en und Edelsteine auch noch dazu spatere Abbildungen, wo die verwandt, rechte Achsei durch ein be- allerlei Linien und Figuren damit zu die sonderes Stück bilden, bedeckt ist, parallel losgelost von dem Besatz am mit dem unteren Saume liefen, oft aber fast die Halfte Halsausschnitt, ja! wo dieser ganz fehlt oder zu fehlen der ganzen Flache einnahmen (Taf. 24, Die Ver- scheint 11). (Taf. 24, 10 u. 11). Dieses Stuck hat die Grestalt schwendung stieg ins Unglaubliche; es wurde eben alies eines Viertél-Eies, das mit der hohlen Seite dem Arme zu- auf ausseren Prunk verwendet und wenn man freilich gekehrt ist. Es sitzt an der oberen Kante hort, auf der Achsel dass Alexius Comnenus seine Leibwache in silberae Panzer fest, entweder an der Tunika oder, was wahrscheinlicher und goldene Helme kleidete, so kann es nicht ist, an der Fibula des Mantels. befremden, Uberhaupt scheint dieses wenn er selbst ganze Fürstentümer an Wert auf seinen Achselschildchen dem Mantel zuzugehoren und mit ihm Kleidern trug (Taf. 24, 11). Dabei verheerten mehrmals an- oder abgelegt worden zu sein. Denn es wird nur auf Hunger und Krankheit sein Reich aufs der grausamste — rechten, offenen Achsei getragen, und die linke hat er brach darum noch keinen Stein aus seiner dagegen eine entsprechende Stickerei Fassung, auf dem sie bedecken- Recbnung über die Staatswirtschaft brauchte er nie zu den Mantel (Taf. 24, 11). Wie dieses besondere Stück legen, aber Anleihen gab es dagegen auch noch nicht, entstanden sein mag, erklart sich wohl dadurch, dass man also auch keine Staatsschulden (nur Kriegssteuem) und auf der Strasse von dem kostbaren Haiskragen wegen des keine Renten. Man verschwendete nur, was schon geerntet verhüllenden Mantels nur das wenige sah, was unter der war, und es wurde nicht schon das Kom gegessen, das Fibula hervortrat. Was Wunder, wenn ein erfinderischer erst die Enkel in fünfzig Jahren oder noch spater bauen Kopf bald darauf verfiel, statt eines ganzen Kragens nur werden. Diese Art der Verschwendung stammt erst aus eine kleine Klappe über die Achsei zu legen und so glauben neuerer Zeit. zu lassen, er trage einen Kragen. Auf einem so kleinen Die Tunika der Frauen war gleich der der Manner, Stück konnte man ja die Kostbarkeiten dicht aneinander aber immer lang bis auf die Füsse. Auch hier tragt die bringen und so mit wenigem viel prunken. Binden doch rechte Achsei das Schildchen oder der Hals einen wir ganzen auch nur ein kostbares Stück Zeug, Samt oder Seide, Haiskragen (Taf. 23, 7; 24, 10). Der untere Saum wurde vor die Brust und decken den zugehorigen Rücken mit auch bei ihnen anfangs mit Stickereien (Taf. 23, 7 u. 10), etwas alltâglichem Kattun. Und schon langst denkt unter spater mit Perlen und Edelsteinen besetzt (Taf. 24, 10), Tausenden oft nicht einer daran, dass das nur eine eitle so wie auch die vorderen Enden der Armel solche trugen. Vorspiegelung ist, hinter die sich so leicht kommen liesse. Uber der Tunika wurde beim Ausgehen aus dem Westen, Vatermorder und Manschetten, Frauen-Unterannel Hause der Mantel getragen. Er wurde, wie die Chlamys, und byzantinische Achselklappen: es ist immer derselbe sein Vorganger, gewohnlich auf der rechten Schulter durch Vorgang: prunken mit einem Stückchen und glauben eine Fibula festgehalten (Taf. 23, 1, 5 u. 6, 12 u. 18; machen wollen, man besitze und trage das Ganze. Dass 24, 2 u. 4); selten lag diese auf der Brust (Taf. 24, spater übrigens das blosse Achselschildchen Mode geworden 12). Er wurde von beiden Geschlechtem gleich ge- war, so gut wie unsere Westen es sind, und dass dort tragen (Taf. 23, 7). In der Mitte des 8. Jahrhunderts wie hier auch der Reichste sich nicht scheute oder be- setzte man auf der geschlossenen Seite des Mantels, um sann, es gerade so zu tragen, wie es allgemein geschah, auch dem linken Arm freie Bewegung zu schaffen, einen dafiir sind die Bilder der Kaiser der beste Beleg (Taf. 24,11). weiten Armel ein (Taf. 24, 10). Etwas spater wurde dabei Es scheint, dass diese Eigentümlichkeit erst im 11. Jahr- die rechte Seite des Mantels bis unterhalb des Armes hundert unter den Comnenen allgemeine Sitte wurde. ganz geschlossen und im 9. Jahrhundert wieder offen ge- Dieses freie Schildchen erhielt dann aber auch all- tragen (Taf. 24, 10), Gegen Ende des 9. Jahrhunderts mahlich eine andere Verzierung als die entsprechende Stelle scheint diese Tracht erloschen zu sein und von da an 110 Das Mittelaltcr. nimmt der Mantel bald diesen, bald jenen Schnitt an. die bei den Herrschern gewohnlich mit Juwelen besetzt Er ist bald von der Achsel bis zur Mitte des Oberarms waren (Taf. 23, 15; 24, 11). geschlossen, bald gescblossen mit einem Halsloch, Wir haben schon früher ganz (S. 100) des eigentümlichen Schar^ye also ahnlich der Panula, nur langer, eine Tracbt, die Bandes erwahnt, das seit Koüstantin um die··Schultern der übrigens zwiscbendurcb immer beliebt gewesea war (Taf, 23, Kaiser und Hof linge hing, und wir haben auch schon gesagt, 7—10). Dann gab man ausser der verschiedenen Lange dass es von Zeit zu Zelt eine andere Form annahm. So aucb dem Mantel durcb verscbiedenen Schnitt des Saumes finden wir es zu Anfang des 7. Jahrhunderts unter Phocas allerlei Formen. Bald wurden die Ecken spitz (Taf. 24, 11), kreuzweise über die Brust gelegb (Taf. 23, 15). Auch ist bald abgerundet getragen, und beim Beginn des 10., be·' es jetzt keine einfache Binde mehr, sondem ein kostbares senders aber im 11. Jahrhundert trug man den reichen Geschmeide aus Goldbrokat mit Edelsteinen und Ferien Kragen Kragen über dem Mantel. Dies taten sowohl Manner besetzt. Auch haben wir dort schon erwahnt, dass dieses zuletzt als Frauen, und nachweislich blieb, dièse Tracht bis über Gewandstück nur bis zum Jahre 870 reicht, wo es die Mitte des 14. Jahrhunderts hinaús in Geltung. Der bei Kpnstantin VIIL, Basils Sohn und Mitregenten, er- Kragen muss in diesen letzten Jahrhunderten das wichtigste scheint. Eigentümlich ist es nun, dass' gerade dieser, Stück der Hoftracht gewesen sein, denn die Abbildungen indessen der Sohn ein altes Gewand zuletzt tragt, ein neues zeigen, dass man ihm vor allem eine grosse Sorgfalt Gewand bleibend einführt, das zwar schon vor ihm, aber widmete. nur rorübergehend, getragen worden war; wir meinen Es scheint auch, als ob im 12. Jahrhundert auf der jenes dem Ephod ahnliche Kleid. So scheint es, dass rechten Seite ein.kurzer welter Armel angesétzt worden dieses mit jener Binde deu Platz getauscht hàbe, und wenn Gewand ahnlich de . i bei der schon erwahnten Tracht des Achsel- letztere die Toga bedeuten sollte, so trat als-oT» in sei, was Byzanz Ephod schildchens leicht begreiflich ist (Taf. 24, 11). Die Aussen- mit dem Ende des 9. Jahrhunderts das Ephod an Stelle flache des Arméis war ja durch dieses langst da; es der Toga, das Kirchentum. au Stelle des Richtertums, der fehlte also nur noch die innere, um ihn abzuschliessen. orientalische Kultus an Stelle des rômischen Rechtes. Aus Einzelne Darstellungen machen glauben, als hâtten dem Rechtsstaat wurde ein Kirchenstaat, was sogar beilâufig im 12. Jahrhundert manche Mantel zwei Armel gehabt, auch ira Okzident, in Rom selbst, um jene Zeit in mehr und das ware nur eine Entwicklung des früheren. als bloss in der Tracht sicli vollzog. Es spielen zuweilen Dass der Mantel übrigens den schon bei den Romern die kleinen Ereignisse ganz dieselbe Mélodie wie die iiavus des Mantels erwahnten viereckigen Besatz, den Clavus, trug, grossen, und das ist kein Zufall. Aber es ist hier auch g7j und dass dieser sich unter mancherlei Wandlungen der nicht der Raum, nâher auf die innere Notwendigkeit, die Form zu Halbkreisen und dergleichen Figuren (Taf. 24, beide verbindet, einzugehen. Genug, die byzantinischen 11) fort und fort erhielt, ist bis zum Anfang des 13. Jahr- Herrscher trugen seit dem 9. JahrhundeH mehr und mehr hunderts durch die Darstellungen festzustellen. Seine Farbe die Zeichen des christlichen Kultus ausserlich zur Schau war aber nicht mehr rot auf vveissem Mantel, sondem und gefielen sich darin, priesterliche Kl eider anzulegen golden auf Purpur. Bisweilen iët er aus gemustertem und ihre Herrscher-Insignien mit Kreuzen und anderen Stoff (Taf. 23, 13), spater mit Juwelen verziert dergleichen Zeichen zu besetzen. Der erste, der das Kreuz sogar ki euz an (Taf. 24, 11). Er ist aber allmahlich hoher nach dem an der Mütze trug, war Justinian (527—565), und der es Mutze Halse hinaufgerückt, dass er die Bmst bedeckt und auf die Fahnen setzte, war 100 Jahre zuvor Valentinlan III. so wenig über den Gürtel hinausreicht. gewesen. Es ist diese Yermischung der weltlichen Macht nur Über das an Stelle eines Mantels getragene Über- mit geistlichen Dingen immer nur in zwei Perioden eines kleid, welches an das hohepriesterliche Ephod erinnert, Staates môglichr wenn er erst entsteht, denn da ist die sprachen wir schon. Hier wolleü wir noch erwahnen, dass vollstândige Trennung der Elemente noch nicht vollzogen, dasselbe auch unter dem Mantel so gut wie über dem- und wenn er sich seinem Untergang zuneigt, dann sucht selben getragen wurde, und dass es bis zum Jahre 1100 er sich solcher Vermischung als Stütze zu bedienen, um unverandert, dann noch mit einigen Anderungen sogar bis die sinkende Herrschaft zu retten. Doch führt er sie da- zum Jahre 120D sich im Gebrauch erhielt. durch immer noch schneller dem Untergang zu. Wo Dies Gewand wird aber niemals gegürtet (Taf. 24, immer an der hôchsten Stelle mit dem Glauben und seinen 3 u. 9), so wenig wie der Mantel, und darin unterscheidet âusseren Zeichen geprahlt wird, wo die Frômmelei zur es sich von dem jüdischen Ephod, dass dieses mit dem Gewalt sich gesellt, da ist diese im Untergehen und nimmt Gürtel umschlossen wurde und an den Seiten nicht im Gefühl ihres nahen Endes jene Gefahrtin zur Hilfe offen war. an. So erging es dem byzantinischen Reiche im 9. und Gürtel Dass der Gürtel, womit die Tunika gehalten wurde, 10. Jahrhundert. Es fühlte seinen Sturz schon, obgleich bei beiden Geschlechtem ausserst kostbar war, versteht der erst im 15. Jahrhundert eintrat. Freilich stirbt ein sich nach dem Bisherigen fast von selbst, da Gürtel schon solcher Staatskoloss langsam wie ein Walfisch, und.nicht ohnehin gewohnlich — selbst bis auf unsere Tage — kost- der erste Stoss wirft ihn nieder. Es kann natürlich auch barer sind als das Gewand, das sie halten. So trug man vorkommen, dass ein einzelner Herrscher solche frommelnde denn am byzantinischen Hofe Goldgûrtel (Taf. 24, 5 u. 8), Ausserlichkeiten zur Schau trâgt, dann gilt aber auch für I. Die Byzantiner. Ill ihn, was oben von der Període gesstgt ist: er füblt sich dieses Gewand wurde haufig aus buntem Stoff getragen, dann zu scbwacb zur Herrschaft. Denn wer seiner Kraft der meistens auf einfarbigem hellen Grunde Blumen (Taf. sich bewusst ist, der trâgt das Kreuz, oder welches Zeichen 23, 9) oder Verbindungen mathematischer Figuren zeigte ihm heilig sei, in der Brust; in der Hand aber führt er das (Taf. 23, 8). Die Herrscherin und ihre Tochter trugen es Zepter und Schwert und Wage. purpurfarben (Taf. 23, 2 u. 7; 24, 10). Auch auf diesem Kaiser in So finden wir unter den byzantinischen Herrschem Mantel wurden Rosetten und dergleichen in Goldstickerei Besatz Rüstung welche, die immer, andere, die meistens in der Kriegsrüstung in den Ecken oder ain oberen und unteren Saume an- dargestellt sind. Zu den ersteren gehort z. B. Leontius gebracht (Taf. 23, 7, 8 u. 10). Besonders die Brust und (696), zu den letzteren Konstans IH. (641) und sein Sohn die Achseln wurden mit auszeichnenden Juwelen bedacht Konstantin IV. Dagegen erscheint der Nachfolger des (Taf. 23, 7; 24, 10). letzteren, der entsetzliche Justinian II. (Taf. 23, 16) in der Kaiser allerfrommsten Tracht. Er tragt über der Tunika die b) Kopfbedeckung. ' tracht kirchliche Stola und darüber ein der Dalmatika ahnliches Dieselbe bestand bei den Mânnem in einer flachen Gewand, das aber enge Armel hat und auf den Seiten Mütze mit etwas verbreitertem Boden (Taf. 23, 13 u. 16; Motze offen ist von unten bis zu den Hüften. Seine Krone trâgt 24, 11 u. 12). Sie war bei den Kaisern aus Gold und ein Kreuz und ausserdem halt er ein solches, das manns- mit Edelsteinen oder Perlen besetzt oder eingefasst. Eine hoch ist, auf den Darstellungen in der Hand. Und dieser Abbildung des Phokas (Taf. 23, 15) zeigt dessen Mütze selbe Monarch wusste sich wahrend seiner zehn- und seiner am unteren Rande mit Pelz verbramt. Statt dieser Mütze zweiten sechsjahrigen Regierung nur durch die unerhortesten tragen manche Kaiser auch nur ein Stirnband aus Gold stimband Grausamkeiten auf dem Throne zu erhalten. Ein Wolf (Taf. 23, lu. 5). Auch dieses ist bisweilen, besonders im Schafskleide; er ist der letzte aus dem Stamme des in der spateren Zeit, mit Perlen besetzt und durch be- Heraklius. sondere Stirnverzierungen geschmückt (Taf. 24, 6). Auch Die Frau en trugen über der Tunika immer noch ein kommt es in Verbindung mit einer flachen, den oberen anderes Kleid vom gleichen Schnitt, aber meistens farbig Kopf bedeckenden Wolbung vor, die wiederum auf ihrer (Taf. 23, 8—10) oder weiss mit bunten Verzierungen Mitte eine besondere aufrechtstehende Verzierung trug stola (Taf. 23, 7). Diese Stola batte um die Mitte des 6. Jahr- (Taf. 24, 9). Man wahlte hierzu das Kreuz, welches früher i^utze mit hunderts noch sehr oft jene beiden Streifen vorn herab, auf der Stirnseite der Mütze, auf dem oberen Rande der- Kreuz deren wir im letzten Abschnitt des Altertums (S. 101) selben angebracht war (Taf. 23, 15 u. 16). Es kommt gedachten (Taf. 23, 8 u. 9). Indem sie aus der Frauentracht auch die Mütze in Verbindung mit dieser flachen Wolbung im Laufe des 6. Jahrhunderts allmahlich verschwanden, vor, so bei Nicephorus I. (Taf. 24, 3). Aus diesen beiden erhielten sie sich in der Priestertracht, und zwar als das letzten Formen hat sich die ,Krone" entwickelt. wesentlichste Stück des Gewandes, so dass dieses selbst An alien diesen Kopfbedeckungen flnden sich die Bander der allmahlich kleiner wurde und zuletzt nur noch die Streifen ursprünglich nur am Diadem gebiüuchlichen Bindebânder, Motze als eine Binde um die Schultern übrig bheben. Schon zu deren Enden mit Kugeln verziert waren (Taf. 23, 1, 2 u. 5), Anfang des 8. Jahrhunderts ist von dem ganzen Kleid anfanglich nur im Nacken, spater aber auf den Seiten nur noch das vordere Stück übrig (Taf. 23, 16); dies be- hinter den Obren als Perlenschnüre in doppelter Zahl; so halt aber den Namen des Ganzen und führt ihn auch bei Justinian auf dem erwahnten Mosaikbilde (Taf. 23, 13). heute noch. Noch spater hângen solche auch an den Schlafen hinab, wo Die Frauenstola dagegen liebte zu jener Zeit fast von irgend einem Zweck derselben, ausgenommen den, zu ausschliesslich die gemusterten Stoffe, welche sich nach zieren, gar keine Rede mehr sein konnte (Taf. 24, 2, 9 u. 12). dem Verlust der beiden Streifen gleichsam als Ersatz boten Diese Schnüre wurden übrigens nie so Iang getragen, dass (Taf. 23, 10). Sie waren zwar schon Zeitgenossen jener sie die Schultern erreichten, wie dies bei den Frauen geschah gewesen und auch mit ihnen in Verbindung aufgetreten (Taf, 23, 7). (Taf. 23, 8), aber spater fanden sie noch mehr Anklang. Übrigens berechtigten die vielen noch vorhandenen Besatz der Die Stola wurde übrigens auch, wie die Tunika der Abbildungen zu der Annahme, dass man, wenigstens bei stola Manner und der Mantel, mit goldenen Rosetten, Quadraten Hofe, sehr oft in blossem Kopfe gegangen sei. und dergleichen Figuren besetzt (Taf. 23, 9 u. 10). Dies Das Haar trugen die Herrscher und ihre Hoflinge seit Haar geschah vorzugsweise nahe am unteren Saume, und auch Konstantin kurz, im 5. Jahrhundert gewohnlich 7 bis 9 cm, dieser selbst wurde nicht seiten, wie der der mannlichen seit Justinian 12 bis 14 cm lang; doch herrscht darin Tunika (Taf, 24, 1, 4, 5 u. 8), rundum mit Goldstoff geziert immer einiger Wechsel, und von diesen Angaben flnden (Taf. 23, 10). auch inzwischen mehrfache Ausnahmen statt. So trug z. B. Mantel Der Mantel der Frauen war aber, wenn nicht die Heraclius (610—641) das Haar sogar langer als 14 cm, Chlamys, die wir schon oben nannten, eine sehr lange andere schnitten es vor und nach ihm kurz ab. Sein Panula. Dieselbe schloss rund um den Hals an und war unmittelbarer Vorganger, Phokas (Taf. 23, 15), war es, ofter an der rechten Seite offen von unten bis an die Hüften, der nach langer Zeit der glatten Kinne (seit Konstantin) zuweilen auch noch hoher hinauf (Taf. 23, 8 u. 9). Auch wieder einen Bart trug, voU und lang, und seine Nachfolger Bart 112 Das Mittelalter, ahmten dies nach. Die Barte blieben von nun an wieder es aussiebt, als wkren Sandalen über die Scbube gezogen in Ehren bis zum Ende des Reicbes 1453. Aucb der (Taf. 23, 3). Wabrscbeinbcb ist dies aucb im Anfang letzte Kaiser trug noch einen. gescbeben, so dass man also Scbube aus feinem Leder Die Frauen bedeckten den Kopf mit einer eng an- oder woUenem Zeug trug, die etwa Füsslingen bei uns Haube liegenden Haube (Taf. 23, 2 u. 7—10). Dies lasst sicb vom oder sebr kurzen Socken entsprecben würden, und über Anfang des Reicbes bis auf Justinian nacbweisen. Von da diese beim Ausgeben Sandalen anlegte. Sandaien an feblen Abbildungen, an denen man über die gewobnlicbe Dies ist um so mebr glaublicb, als aucb der beutige Haar- oder Kopftraebt klar werden konnte. Die vorbandenen Orientale nur kurze lederne Socken trâgt und erst beim Bilder sind lauter Darstellungen von Kaiserinnen und ibnen Austritt aus dem Hause Scbube mit festen Soblen an- Krone feblt denn nacb Justinian aucb nie die Krone. Dadurcb scblurft. aber wird eine Haube unmogbcb, und so mag es wobl Dass aber in der spateren byzantiniscben Zeit diese sein, dass aucb nocb weit spater als bis zum 6. Jabrbundert Überscbube oder Sandalen sebr oft an den Socken fest- socken die Haube eine gebrauchbcbe Kopfbedeckung gebbeben gesessen baben müssen, dies gebt daraus bervor, dass statt sei. Nur feblen, w^ie gesagt, dafür die Abbildungen als der Riemen, die quer über den Fuss gingen, bei den Beweise. Herrscbern oft nur Perlenscbnüre sicb finden (Taf. 24, Diese Haube deckte das Haar fast ganz. Sie Hess nur 9 u. 11) oder Reiben von Edelsteinen deren Stelle vertreten vorn um die Stirn einen Streifen des Haarwucbses unbedeckt (Taf. 24,12). Vorber waren die Riemen mit solcben besetzt (Taf. 23, 2), so dass das Gesicbt wie mit einem Rabmen (Taf. 23, 18 u. 15), bis aucb bier die Sacbe selbst ver- eingefasst "vvar (Taf. ,23, 8—10). Das Haar wurde. nun scbwand und ibre Ausscbmückung blieb. — Ein anderer mit Bândern oder Perlenscbnüren umflocbten, so dass es Grund für jene Annabme mocbte aucb der sein, dass oft fest um das Gesicbt lag (Taf. 24, 10). Zuweilen zog man die vorerwabnten Socken selbst scbon über eine andere den Kopf aus dem Nacken unter der Haube bervor und Beinbekleidung angelegt wurden (Taf. 23, 13) und dass, legte ibn nacb vom uber dieselbe bis zur Mitte der Stirn, weil die Riemen mit Juwelen besetzt oder durcb solcbe abnbcb dem Kamm oder Biigel eines Helms (Taf. 23, 2). vertrecen waren, jedenfalls kein ofteres An- und Auszieben Besonders im 4. und 5. Jabrbundert war diese Tracbt sebr ratsam war. Zudem blieb ja dann der Scbmuck des Fusses bebebt. aucb im Hause immer sicbtbar. Die Art, das Haar zu flecbten, war gar mannigfaltig Die Scbube oder Socken wurden am liebsten aus Docb ging man immer darauf aus, das Gesicbt mit einer rotem Stoff angefertigt, die Riemen darüber blieben weiss ziemlicb dicken Haarwulst zu umrabmen, bald nur die (Taf. 23, 13 u. 15). Die Kaiser liebten aucb bier zu- Stirn (Taf. 23, 8—10), bald aucb die Wangen nocb mit weilen die Purpurfarbe (Taf. 23, 16; Taf. 24, 11), aucb (Taf. 24, 10). Aucb liess man das Haar des Hinterkopfs wobl Goldstoff (Taf. 24, 12). gern als zwei oder vier Locken im Nacken berabbângen, Statt dei Scbube trug man aucb Stiefel, welcbe dann stiefei oder ^flocbt es zu Zopfen und liess "diese frei bangen- die oberen Beinkleider umscblossen (Taf. 23, 5). Aucb diese (Taf. 24, 10). wurden in der spatern Zeit mit Juwelen besetzt (Taf. 24, 12). Die Kaiserinnen tmgen anfangs als Auszeicbnung Die Frauen am Hofe trugen, soweit dies bei den Frauen- Diadem ein besonders kostbares Diadem (Taf. 23, 2). Spaterbin langen Kleidern zu brmitteln ist, ebenfalls Scbube, die bis schuhe setzten sie Iang berabhângende Perlenscbnüre daran, die an die Knocbel gingen, aber bier feblen jene die Sandalen bis zur Bmst reicbten (Taf. 23, 7). Dann kamen állerlei baltenden oder vorspiegelnden Riemen, so dass es biernacb Erbcbungen binzu, die dasselbe verzieren sollten, kleine scbeinen mocbte, die byzantiniscben Frauen seien nur für Bügel, Arabesken und dergleicben (Taf. 23, 7). So wurde das Hans bedacbt gewesen und batten der Strassenscbube Krone aucb von dieser Seite der „Krone" entgegengearbeitet. entbebren konnen. Docb wissen wir aus anderen Quellen, Sebón Helene (870) tmg einen Kopfscbmuck, der sebr an dass sie zwar offentlicb erscbienen, aber dass dies freilicb die beutige Tracbt der Herrscber erinnert (Taf. 24, 10). Er im ganzen selten gescbab. bestand aus einem ziendicb breiten Goldreif, der mit Edel- Aucb bier sind die oben genannten Farben vor- steinen besetzt war und auf der Stirn nacb Art der Stepbane berrscbend. An Stelle der Perlenbesatze treten bier eine mit Perlen eingefasste erbobte Spitze trug. Auf der- Stickereien auf dem vorderen Teil des Scbubes, Kreuze, selben stand eine blumenartige Yerzierung aus Edelsteinen. Blumen und dergleicben darstellend (Taf. 23, 7). Neben dieser Erbobung wolbten sicb zwei Bogen aus Perlen zur Seite bin bis über die Obren. Ob nicbt aucb am d) Schmuck. Hinterkopf solcbe waren, lásst sicb aus den Darstellungen Aus aliem Vorbergehenden gebt von selbst bervor, nicbt mebr erkennen. dass es an Scbmuck in Byzanz nicbt mangelte. Weder vorber nocb nacbber bat es in Europa einen Hof gegeben, c) Fussbekleidung. der gerade in diesem Stück so Unglaublicbes geleistet batte. schuhe Die am bâufigsten vorkommenden Scbube der Manner Übertroffen bat ibn wenigstens keiner. Der Padiscbab macbt reicben bis zum Knôchel oder ein wenig darüber und sind nocb beute grossen Aufwand in Brillanten, Perlen und mit Riemen überspannt, welcbe die Soble balten, so dass dergleicben, aber grosser ist derselbe gewiss nicbt als er I. Die Byzantiner. 113 unter seinen Vorgangern am goldenen Horn war. Byzanz und Subdiakonen, die Alba vor Beendigung des beiligen ist eben einzig in seiner Lage und diese wird immer die Dienstes abzulegen. Man kürzte dies Gewand von Zeit Schatze dreier Erdteile dort zusammenführen, só wie immer zu Zeit immer mebr, docb reicbte es immer nocb selbst zu diese Lage der Stadt die Herrschaft über Land nnd Meer Ende des byzantiniscben Reicbes bis fast an die Knocbel. sichern wird. Die kühnste Phantasie kann sich nicht (Siebe darüber Malliot-Martin H, 271). ausmalen, von welcbem Entziicken das Auge ergriffen Die Diakonen trugen seit dem 4. Jabrbundert über wird, wenn es Konstantinopel betracbtet. Rom und Kon- derselben die Dalmatika. Sie war Iang, von mittlerer Daimatika stantinopel: das kann man erst fassen, wenn man die Weite, mit sehr laugen und weiten Armeln. Oben batte sie beiden geseben bat. nur ein Halslocb zum Durcblassen des Kopfes (Taf. 23, 14). Von der Yerwendung der Perlen und edlen Steine zum Auf dem Mosaikbilde von Ravenna bat dieses Kleid zwei Besatz der Kleidungsstiicke baben wir oben das notige dunkle Streifen von den Scbultern bis zur Erde, die gesagt. Es bleiben uns nur nocb zu erwabnen die selbst- aber auf dem Kleide festsitzen. Solien dieselben eine standigen Schmucksacben an sicb, wie Ringe, Ketten und Andeutung der Stola sein? Sebr wabrscbeinlicb, da dergleicben. aucb der Biscbof Maximian dicbt daneben ein gleicbes Am allgemeinsten gebraucblicb vor allem war die Gewand trâgt. Die Dalmatika bat also mit solcbem Fibula Fibula des Mantels. Sie trug gewobnbcb einen grosseren Besatz gleicb die Stola inbegriffen, denn auf der anderen Edelstein, der entweder nur in Goldverzierungen oder in Seite muss Maximian, da er die Kasula und das Pallium einen Kranz von anderen Juwelen eingefasst war (Taf. 23, trâgt (Taf. 23,: 11), aucb die Stola tragen. Sie war zu 12 u. 13; 24, 4 u. 11). jener Zeit bereits eine blosse Binde geworden, wie aus Dass der Kopf bei Mânnern und Frauen mit Diademen dem 563 zu Braga erlassenen Gebot bervorgebt, dass die gescbmückt wurde, baben wir aucb scbon erwabnt. Beide Diakonen sie von der linken Acbsel zur recbten Hüfte Haisketten Grescblecbter aucb umgaben den Hals mit Perlenscbnuren tragen soUen. oder Ketten (Taf. 24, 5, 10 u. 12). Fingerringe waren Die Stola kam ausser den Biscbôfen aucb den Priestem stoia gleicbfalls allgemein im Gebraucb. Die Armbander um und Diakonen zu. Sie war ein farbiges, mebr oder weniger die Handwurzel scbeinen stets auf den Armeln festgesessen breites Band, das um den Hals gelegt wurde und dessen zu baben, nur bier und da ist es môglicb, dass es frei an- beide Enden bei den Biscbôfen vorn bis zur Erde reicbten gelegte Scbmucksacben sind (Taf. 24, 10). Da aber so (Taf. 24, 7) und bei den Priestern auf der Brust sicb viole andere Juwelen auf dem Kleide befestigt waren, so kreuzten. Seit dem Ende des 6. Jahrbunderts wurde sie ist es aucb bierfûr das einfacbste, solcbes anzunebmen. von den Diakonen in der zuerst bescbriebenen Weise quer Die Frauen insbesondere bedienten sicb nocb der über die Brust getragen. Das Verbot von Braga scbeint Perlen und edlen Steine zum Schmuck des Haares, indem nicbts gefrucbtet zu baben, da es auf dem Konzil von sie solcbe in dasselbe einflocbten (Taf. 24, 10; 23, 7). Toledo 597 wiederbolt wurde. obrringe Ausserdem trugen sie, was Manner nicbt durften, Obrringe Die Casula war in der Form nocb dieselbe wie Casuia (Taf. 23, 8—10) und in denselben nicbt selten bocbst kost- früber, im Stoff war sie indessen meistens aus Goldbrokat bare Gebânge. (Taf. 23, 11). Docb gab es daneben aucb wefcbe in an- G ürtei Von den Gürteln war scbon die Rede. Beide Geschlecbter deren Farben (Taf. 24, 7). Man ânderte im Scbnitt nur trugen solcbe Gold und oftmit Steinen besetzt (Taf. 23,15; die Spitze vom und binten, indem man dieselbe bald etwas aus 24, 5 8). langer, bald etwas stumpfer trug. Im 11. Jabrbundert u. Dass die Juwelen aucb aüf den Waffen befestigt kürzte man sie erst und gab den Scbultern und Armen wurden, kann nacb dem Früberen nicbt mebr wundern. besondere kürzere Stücke. Helme (Taf. 23, 4), Scbilde, Scbwertscbeiden (Taf. 24, 5) Das Pallium batte mit der Stola gleicbes Scbicksal. Païuum wie der Name waren mit ibnen besetzt und oft überladen. Ein Sieg über Ursprünglicb, scbon sagt, ein Mantel, und das byzantiniscbe Heer bezablte smb reicblicb auf dem zwar der Biscbôfe, der über der Casula getragen wurde, Scblacbtfelde und aucb dieser Seite Byzanz scbrumpfte er, als diese aus kostbareren Stoffen es war yon angefertigt eine verlockende Beute für seine Eroberer.. wurde, zusammen und wurde zuletzt ein blosses Band, das um den Hals lag und auf dem Rücken und vor der Brust ein. lang berabbangendes Stück batte. Es war an den 3. Priestertraclit. Acbseln und an den unteren Enden mit Kreuzen bestickt Die im vorigen Abscbnitt (S. 102 f.) genannten (Taf. 23, 11; 24, 7) und bier aucb mit Fransen besetzt. Gewander waren nocb ipamer gebraucblicb und batten eine Die Farbe und Zabi der Kreuze sind nacb den verscbie- Vermebrung erfabren durcb die Stola und das Pallium. denen Festen verscbieden fest bestimmt. Dies Band be- Nacb und nacb fübrte sicb jetzt durcb die Konzilien stand aus weisser WoHe und erinnert an das wollene ent- eine feste kircblicbe Kleiderordnung ein. So bestimmte Band des jüdiscben Priesters, aus dem es aucb wobl das Konzil Kartbago 398, dass die Alba von den standen sein kônnte, wenn es nicbt früber ein Mantel ge- Alba zu Diakonen nur wabrend der Messe getragen werden durfte. wesen ware. Docb mag es wobl im Hinblick auf jenes Spater verbot das Konzil von Toledo 589 den Diakonen priesterlicbe Band seine Verwandlung vollzogen baben, 15 Kretschmer u. Rohrbach, Trachíen der Vôlker. 3. Aufl. 114 Das Mittelalter. denn beide sind darin gleicli, dass sie aus Wolle bestehen Kleiderordnung ergriffen worden, Ein Streit, der zwiscben inüssen. Aucb A\ùrd auf dem 8. Konzil zu Konstantinopel einigen Abten und Biscbofen darüber ausgebrocben war, von dem Patriarclien Juvenal von Jerusalem bebauptet, wurde von Klemens IV. dabin entscbieden, dass die romi- der heilige Jakobus babe scbon die Alba, die Stola, dieses scben Abte auf den Synoden eine mit Gold gestickte jWollene Baud" und eine Inful getragen, daber solcbe Stücke Mitra tragen sollten, die aber obne Perlen und Juwelen aucb den Biscbofen gebübrten. Daraus wiirde, wenn diese sein musste, allé übrigen aber nur eine einfacbe weisse Bebauptung Wabrbeit ware, freilicb etwas ganz anderes Inful zu tragen batten. Daraus. gebt bervor, dass den zu beweisen sein, namlicb, dass das Pallium direkt von Biscbofen eine gescbmückte Mitra erlaubt war, Avie denn dem Gürtel des jüdiscben Priesters berstamme und keines- aucb die Monumente zeigen, dass sie solcbe, aber immer wegs zuerst ein Mantel geweSen sei. Aber sie sei nun von weisser Farbe, trugen, und nicbt nur auf den Konzilen wabr oder nicbt, so beweist sie sicber, dass, als sie ge- oder Synoden, sondem zu alien Zeiten. macbt wurde, also auf dem 8. Konzil zu Konstantinopel, Die Haar- und Barttracbt wecbselte im Laufe der Haar das Pallium bereits ein Band war, mocbte der Name nun Zeiten mebrmals. Die erste sicbere Bestimmung darüber vorber aucb bezeicbnet baben was er woilte. Dass es wird auf dem 4. Konzil von Kartbago (898) ausgesprocben, aber aus einem Mantel nacb und nacb entstanden oder von dass kein Geistlicber das Haar solle lang wacbsen lassen. einem solchen der Rest ist, das zeigt die Art wie es an- Docb scbeint dieses Verbot nicbt überall beacbtet worden gelegt und getragen wird. Der Ring um den Hals ist zu sein, denn das Konzil von Barcelona 540 wiederbolt gescblossen und die beiden Enden vorn und binten bángen es und fügt binzu: Kein Priester darf den Bart rasieren obne alien Zweck daran. Màn verbreitere diese drei in Fast ein Jabrbundert spater verfügt das Konzil von Toledo: Gedanken, so kommt man bald auf ein Gewand, das Die Diener der Kircbe solien eine Tonsur tragen und einem Epbod mit Seitenscbbtzen bis zu den Armen gleicb einen Eiranz von Haaren rund um den Kopf. Dass dieses ware. — Und ein solcbes scbeint es aucb iiur gewesen scbon früber gebraucblicb gewesen sei, beweist das Mosaik- zu sein. bild zu Ravenna (Taf. 28, 14), das aus dem 6. Jabr- Es existieren nocb mebrere Notizen,1 welcbe zeisOren, bundert stammt. » •dass das Pallium von besonderem Anseben und Bedeutung Ubiigens scbeint die Haartracbt scbon früber ein gewesen sei. Es wurde anfangs als besondere Auszeicbnung Zankapfel unter den Kircbenvatern gewesen zu sein. So nur einzelnen Biscbofen vom Kaiser oder Papst verlieben. stritt. im 4. Jabrbundert der beilige Ambrosius für die Im 8. Jabrbundert war es den Erzbiscbbfen vorbebalten, natürlicbe freie Haartracbt der Priester, indessen der beilige und die Biscbofe, welcbe es zugescbickt erbielten, be- Hieronyraus für das Abscbneiden focbt. tracbteten es als ein Zeicben der Berecbtigung, von nun Beilaufig sei erwabnt, dass dagegen das Gesetz des an sicb Erzbiscbofe zu nennen. Im 9. Jabrbundert da- Tbeodosius wie ein nocb früberes Konzil in Kleinasien gegen war es bereits Gemeingut aller Biscbofe geworden. und spatere Erlasse verscbiedener Art dén Frauen ver- Im Anfang des 10. Jabrbunderts war es wiederum ein boten, ibr Haar zu scbneiden. besonderes Gescbenk der Papste; selbst die Patriarcben von Der Bart war den Priestern anfangs geboten, wie Bart Konstantinopel durften es nur mit rômiscber Bewilligung- vorbin erwabnt wurde. Im 6. Jabrbundert war es eine tragen, bis 931 Jobann XI. ibnen wie den griecbiscben so wicbtige Sacbe, den Bart zu stutzen, dass man dabei Biscbofen überbaupt gegen eine Geldsumme für immer ein bestimmtes Gebet sprecben musste. Scbon im 8. Jabr- diese Erlaubnis gab. Nocb spater wurde es abermals eine bundert verordnete Klemens von Alexandrien, man solle besondere Auszeicbnung der romiscben Erzbiscbofe. nur so viel vom Barte wegscbneiden als beim Essen Das Pallium ist und war immer weiss. Die Kreuze binderlicb sei. Im allgemeinen trugen die Priester im darauf sind bisweilen (bei bestimmten Festen) scbwarz, Orient und Okzident den volien Bart (Taf. 24, 7), auf abgeseben jeder Scbulter eins, binten eins und vom eins bis drei. von einzelnen zeitweiligen Ausnabmen (Taf. 28, 11 u. 14), Zu anderen Zeiten des Kircbenjabres sind sie scbarlacbrot bis mit Leo HI. (816) eine Spaltung der Kircbe bierin oder rotlicbbraun (Taf. 24, 7). eintritt. Er rasierte zuerst das.Kinn und ibm folgten die Einzelne Stiicke der priesterlicben Tracbt entstanden lateiniscben Priester, indessen die Griecben den Bart (bis wabrend der spateren Zeit nocb oder kamen da in Ge- beute) bebielten. Inzwiscben freilicb ànderte sicb aucb im braucb. Hierber gebort die Manipel, der Rin^, der Stab, Okzident die Sacblage nocb mebrmals, da es auf dem die Sandalen und das Pormalium. Docb werden wir Konzil zu Limoges (1081) den Geistlicben dieselben freigestellt erst spater genauer besprecben, da wir am wurde, ob sie den Bart tragen wollten oder nicbt. Docb Scblusse des Mittelalters die geistlicben Tracbten vom scbon nacb einem balben Jabrbundert trat auf dem 6. bis lb. Jabrbundert ausfübrlicb betracbten Avollen, Konzil zu Rom 1084 die frübefe Bestimmung wieder aus und verweisen wir also über alies, was bier unvollstandig Gregors VH. Munde in Kraft, dass den Priestern und (weü nur fiir die Byzantiner) erwabnt wurde, auf jenen Kircbendienern der Bart vevboten sei. So blieb es bis Abscbnitt. auf Julius IL, der 1490 am Scblusse des Mittelalters Die Kopfbedeckung der boberen Priester, die Inful abermals das glatte Kinn. verbannte und dem Barte wieder oder Mitra, war nacb und nacb aucb von der kircblicben sein Recbt gab. I. Die Byzantiner. 115 4. von Norden die Krlej^traelit. tinopel, Avaren, von Westen die Bulgaren; aUe rissen Stücke des Reicbes an sicb, das nur von Zeit Eine bestimii^te Tracbt hatte das Heer zwar von An- zu Zeit sicb wieder einigermassen erbolte. Des Goldes fang des Reicbes scbon, aber jede Abteilung trug sicb und der Juwelen waren zu viel, .des Eisens zu weñis: in ® anders,^ Die verschiedenen Herrscber ânderten daran nacb Byzanz. Waren docb die Kreuzfabrer, als sie 1204 die ibíer Laune bald dies, bald jenes, wie das debn aucb nocb Stadt erstiirmten, bocbst erschrocken über die Grosse der heute gescbiebt. Es gab Reiterei und Fussvolk. erbeuteten Scbatze. „Mebr als der ganze Reichtum des Im allgemeinen lasst sicb sagen, dass man darauf Abendlandes", sagte Balduin, sei ibnen in die Haiide ge- bedacbt war, die Sebutz- und Angriffswaffen moglicbst tiu fallen, und wie viel bbeb immer nocb zuriick, und wie erleicbtem, sollte aucb ibre Zweckmassigkeit darunter leiden. viel ging zugrunde! Vor tauter dogmatischen Kiimpfen Zu den ersteren zahlten nocb immer Helme und Streit- verloren die Herrscber Land und Leute zum abscbreckenden bauben, Panzer und Sebilde, zu den letzteren Lanze, Beispiel für allé spateren Zeiten. Hat es aber gewirkt? — Scbwert und Bogen. Die letzten siegreicben Ejriege fiihrten Nicepborus Helm Die Helme blieben nocb bis zum Ende des 7. Jabr- Pbocas (963) und Johann Zimisces (970), besonders der bunderts im Gebraucb, und zwar vorzugsweise in romiscber letztere, der nocb einmal, zum letzten Male, die griechisclien Form. Sie waren von Metall und mit einem Kamm oder Feldzeicben bis zum Euphrat trug. Nocb unter ihm wurde Bügel verseben, der bei den Anfübrern oft mit Fedem ge- die rundlicbe Haube als Kopfschutz getragen. schmückt war. Die Kaiser trugen ibn mit Perlen besetzt Bald bernacb wurde sie vertauscht mit einer Mütze, Mütze (Taf. 23, 4). Der letzte Herrscber, der ibn auf den Ab- âbnlicb einem Barett, die den Abbildungen nacb ganz bildungen zeigt, ist Leontius (695—698). Dagegen trâgt weicb und bequem gewesen sein muss. Sie scbeint von Tiberius Apsimar (698—705) trotz Scbild und Lanze, die den Reitern wie von dem Fussvolk getragen worden zu er fiibrt, nur eine gewolbte Mütze mit dem Kreuz auf sein, und welcben Sebutz sie mebr als eine gewobnliche der Spitze. Der Helm scbeint von da an ganz ausser Ge- Mütze dem Kopfe gewabrt babe, ist nicbt mebr zu erkennen. braucb gekommen zu sein und einer niedrigen gewolbten Die Panzer wurden nur von einzelnen Abteilungeir Panzer Kappe den Platz geraumt zu baben (Taf. 24, 2). Dieselbe der Reiterei getragen. Sie bestanden meistens aus Leder bestand ebenfalls anfangs aus Metall, spâter nur nocb aus (Taf. 23, 1 u. 5) und batten kurze Armstücke, die die Filz oder Wollstoff. Der metallene Helm oder die Haube Acbseln deckten. An diesen wie an dem unteren Rande Leibwache blieb ein VoiTecbt der Warager oder Waringer, der nor- waren zur Verzierung und zur Bequemlichkeit Zacken war^ger <^iscben Leibwacbe der Basiliden und der Komnenen. Diese angebracht (Taf. 23, 1 u. 5), die ofter aucb in „Flügel'', war ursprûnglicb wabrscbeinlicb aus Normannen, die nacb lange bandfôrmige Streifen, endigten, welcbe ebenfalls aus Beute umberkreuzten und in Byzanz ans Land stiegen Leder bestanden (Taf. 24, 2), zuweilen aber aucb mit oder dortbin verscblagen waren, gebildet worden, und Metall beschlagen oder ganz aus solcbem verfertigt waren batte sicb im Laufe der Zeit immer aus solcben wieder (Taf, 23, 5). Docb blieben solcbe Auszeicbnungen nur erganzt. (Kiew war ja seit 882 der Sitz eines normanniscben den Anfübrem vorbebalten. Herrscbers, der sogar 907 vor Konstantinopel erscbien und Die Abbildungen, welcbe von Isaak Comnenus (1057 bis Leo VI. zum Tribut zwang, aucb einen Verkebrs-Vertrag 1059) vorbanden sind, zeigen ibn in einem reicb gestickten mit ihm macbte.) Ibre Zabi betrug gewobnlicb zwiscben Panzer, der bald aus Leder, bald aus Seide bestebt und in zwei- und dreibundert Mann. Sie trugen ibre beimatlicbe verschiedenen Fornien unten ausláuft, bald in zwei Hüft- Kjriegstracbt, den scbweren Stablbelm, den eisemen Waffen- stücken, welcbe die Oberschenkel bedecken, bald in einem rock, die furcbtbare Streitaxt und das lange, scbwere Mittelstück, bald aucb in einem Kreis von langen Streifen. Scbwert nur im Kriege. Hier entscbieden sie oft, sie Dass übrigens die eisemen Scbuppen- oder Ketten- allein, das Scbicksal der Schlacbt. Ln Frieden aber gingen panzer nicbt ganz feblten, ist ausser Zweifel, docb mogen sie in üppigster Pracbt, die sicb immer boher steigerte, sie zu den Seltenbeiten gebort baben und ein Vorrecht je bober ibre Hilfe gait. Denn mit der zunebmenden der Heerfübrer gewesen sein (Taf. 24, 2 u. 12). So lange Scbwacbe des ûbrigen Heeres leucbtete ibre Tapferkeit die kaukasiscben Reiter als Hilfstmppen im Heere dienten, um so beller. Ibr Goldhelm war mit Perlen besetzt, der gab es freibcb ganze Regimenter solcber eisenbedeckter silberne Panzer mit Gold beschlagen. Jeder einzelne Krieger, aber bernacb nicbt mebr, ausgenommen die scbon dieser Krieger batte mebrere einbeimiscbe Diener, stand erwabnte Leibwacbe. also im Range so bocb wie die Offiziere der übrigen Die Sebilde waren langlicb und etwa 75—95 cm sciiiid Truppen. bocb (Taf. 24, 1). Sie batten auf der Innenseite zwei Hand- Zerfaii des Dagegen war seit Heraclius das iibrige Heer immer baben zum Halten und wurden von Reitem und Fussvolk Reiches ei0n(Jef geworden. Man batte denken soUen, die ewigen getragen, docb nicbt von den Bogenschützen. Nacb Justi- Kriege, welcbe Byzanz zu fübren batte, müssten ein vor- nian verkleinerte man sie mebr und mebr, und scbon am trefflicbes Heer berangebildet baben. Keineswegs! Von Anfang des 8. Jabrbundert waren sie nur nocb 60 cm alien Seiten drangen Feinde herein: Von Osten die Perser, bocb. Aucb. fertigte man sie nicbt mebr wie früher spater die Turken bis an den Bosporus gegenüber Konstan- (Taf. 24, 1) aus Metall an, sondem aus Leder und bedeckte 15* 116 Das Mittelalter. sie bei den Heerführern mit Stickereien und Juwelen. Von Wafifen zeigte, denn von Anfang des 8. Jahrhundert bis Theodosius dem Jüngeren (408) bis auf Tiberius Apsimar zur Mitte des 15., das ist in sieben und einem halben (f 705), also drei Jahrhunderte lang, führen die Kaiser Jahrhundert, ist Isaak Comnenus der einzige Gerüstete. (mit wenigen Ausnahmen, wo das Monogramm des Friedens Der letzte Herrscher, Konstantin Palâologus, erscheint wieder an die Stelle tritt, z. B. bei Justinian) aUe dasselbe in Waffen, und zwar mit Pfeil und Bogen, dabei zu Pferde. Zeiclien auf dem Scbilde: einen Reiter, der auf einen am Alie übrigen Kaiser in den achteinhalb Jahrhunderten tragen Boden liegenden Krieger einhaut. Die Laune der Ge- nur den Reichsapfel mit ;dem Kreuz darauf in der einen schichte hat aber das Zeichen anders ausgelegt, ais die und ein Kreuz oder Labarum in der anderen Hand. Es Herrscher ahnten: freilich war es zweideutig. Ubrigens ist ihnen offenbar Hauptsache, ihre starke Kirchlichkeit ist Tiberius Apsimar der letzte Kaiser, der in Waffen dar- neben ihrer Lust am Herrschen zu beweisen. gestellt ist; alie folgenden, den einzigen Isaak Comnenus Der Bogen, der schon unter Konstantin eine wichtige Bogen ausgenommen, lassen sich wahrend 750 Jahren immer in Waffe war, blieb es auch femer, ja sein Ansehen stieg kaiserlichem oder priesterlichem Ornat oft in einem Gemisch sogar in demselben Verhâltnis, in welchem der person- aus beiden, darstellen. Das wirft ein breites Schlaglieht liche Mut abnahm. Man ging dem Feinde niçht mehr auf die byzantinischen Verhaltnisse. AUe Kaiserbilder aus gem auf den Leib, daher batte man auch aus dem kurzen diesen drei Vierteln eines Jabrtausends haben auf der Schwert ein langes und schon früher aus der langen Stoss- Mütze und in der Hand, oft in beiden, das Kreuz; die Ge- lanze die kurze Wurflanze gemacht. So wurden die Bogen- wander sind mit Kreuzen bestickt; das hierber am meisten schûtzen im Heere vermehrt und die schwere Infanterie benutzte Muster stellt ein Kreuz, von einem Kreise um- vermindert. Es ist eine eigene Laune des Geschicks, dass schlossen, dar (Taf. 24, 6 u. 11). Dies ist ein vorzugsweise gerade der letzte byzantinische Kaiser mit Bogen und byzantinisches Muster. Oft auch ist das Kreuz in quadra- Pfeû abgebildet ist — einer Waffentracht, deren sich ein tischen Feldern angebracht (Taf. 24, 3 u. 9). Das Kreuz rômischer Konsul geschâmt batte — und dazu noch auf und der Reichsapfel unter ihm, also die Erde, welche das dem Pferde vor einem Kreuz am Wege betend. Das ist der Kreuz tragt: das war ihr Hauptaugenmerk. Gewalt und letzte romische Kaiser: so endet des Reiches Herrlichkeit! Biirchentum! Die Geschichte hat ihre Bestrebungen gerichtet: sie haben ihr Kreuz tragen müssen, so bitter C. Oerâte. und nachhaltig, bis sie zugrunde gingen und der Halb- mond auf der heiligen Sofia glanzte. Sie waren nicht mehr Wenig ist es, was uns hier übrig geblieben ist. der einhauende Reiter, sondern der am Boden liegende Denn da die meisten Abbildungen nur von den Kaisern Besiegte. Ihr Schildzeichen war erfüllt. berichten und auch diese nur selten sitzend dargestellt Unter den Angriffswaffen behauptete immer die sind, so sind die Stubengerâte fast das einzige, wovon Lanze Lanze denVorrang. Die alte romische hasta wurde fast uns deutliche Bilder gegeben sind. Dagegen felilen aile gar nicht mehr geführt, ausser von einigen schweren In- musikalischen Instrumente ausser einer Orgel, mit Floten- fanterieabteilungen (Taf. 24, 1). Dagegen war die kurze, blâsern daneben (an der Saule des Theodosius), von welcher schon frfiher erwahnte Wurflanze in allgemeinen Gebranch spâter die Rede sein wird (s. Mittelalter, IV. Franzosen, gekommen; sie war nur 95 cm lang und wurde von Fuss- Musik. Instrumente, Schluss). Unter den G ef as s en sind gángern und Reitern geführt (Taf. 24, 2). ausser den früheren romischen, die noch immer im Ge- schwert Das Schwert blieb bis zum Ende des 9. Jahrhundert branch waren, wenige im engeren Sinne byzantinische, das kurze romische (Taf. 23, 1; 24, 5); von da an wurde also neue eigentümliche Formen zu finden. Wir geben die Klinge allmahlich verlangert, bis sie zuletzt im 11, Jahr- eine solche in einem Leuchter (Taf. 28, 41). hundert so lahg war, dass sie von der Hüfte bis zur Erde Von den Stubengeraten haben wir zwei Sessel reichte, also etwa dieselbe Lange batte, wie ein heutiger (Taf. 28, 42 u. 43) abgebildet, von denen der eine aus Offizierdegen. Ein solches Schwert trâgt z. B. Isaak Com- dem 9., der andere aus dem 11. Jahrhundert stamrat. Bei nenus 1058. Er ist nach einer langen Reihe von Kaiseru beiden bat das Untergestell vom auf den Seiten zwei in meist kirchlicher, selten kaiserlicher Tracht, wieder der Saulen zur Stütze der Hand. Die rechtwinkligO angOesetzte erste und letzte, der in Waffen dargestellt ist. Es war Lehne bildet am alteren Stuhl an den Seiten zwei Horner in Byzanz gerade umgekehrt wie bei uns. Wie es bei und oben einen konkaven Bogen (Taf. 28, 42), bei dem uns zu den Ausnahmen gehoren wurde, wenn ein Herrscher anderen dagegen erscheint oben ein konvexer Bogen, der sich mit kirchlichen Zeichen wurde darstellen lassen, da auf zwei viereckigen Saulen ruht (Taf. 28, 43). V or beiden es, wie es scheint, kaum anders moglich ist, als in mili- steht ein Tritt für die Füsse. Bei dem ersten gehort târischer Tracht, gerade als wiire der Krieg die wichtigste derselbe sogar dem Sessel fest an. Auf dem Sitze liegen Beschaftigung des Staates oder als batte Oken recht, seidene, reich gestickte Bolster oder Decken, und Juwelen wenn er die Kriegskunst die hochste aller Künste nennt; schmücken die Lehne wie die Seiten und die Saulen vorn. als wâren unsere Kônige Soldatenkônige und der Wehr- Auf den Ecken der Lehne ruhen Knaufe (Taf. 28, 43) oder stand der beste Stand des Staates: So war es in Byzanz Rosetten aus edlen Steinen. In derselben Art sind alie eine Ausnahme, wenn das Bild eines Herrschers diesen in Sessel und Stühle, von denen noch Abbildungen vorhanden II. Die Angelsachsen. 117 sind; statt des Kastens dient zuweilen auch ein roher und Deklination docb genugsam und wait mebr von der vierbeiniger Schemel mit oder ohne Lehne (ïaf. 24, 6). Die Mutter unterscbieden, als man gewobnlicb annimmt, sind Sessel und Sitze standen in Byzanz sehr fast und audi also ganz neue Spracben, und dam Neugriecbiscben ergebt der Thron stand — dank den romischen Gesetzen und as ebenso, und was die Volker selbst betrifft, so wird wobl Einrichtungen, auf denen er ruhte — erstaunlicli lange, aucb der befangenste Bescbauer einen Romer und Griecben wenn man bedenkt, wie erbarmlich diejenigen waren, die der beutigen Zeit nicbt gleicb setzen woUen einem des 4. ihn besassen, und wie er, wenn es ihrer Verwaltung ge- oder 5. Jabrbunderts v. Cbr. Geburt. — Wo sind ausser- mass gegangen ware, vielleicht kein Jahrhundert über- dam die Staatseinricbtungen jener Zeit? War der Kircben- dauert batte. (Man denke nur an die Parser!) Aber der staat des 19. Jabrbunderts abniicb der romischen Republik, romiscbe Unterbau war gut: Der hielt ihn ein ganzes als sie etwa gleicben Umfang batte? Jahrtausend trotz aller Brschütterungen. Zuletzt freilich Dagegen sind die beutigen Staaten von England, stiirzte er und as wurde an seiner SteUe ein neuer asia- Frankreicb, Deutscbland, Skandinavien etc. nur die Fort- tiscber erricbtet, der aucb scbon — as scbeint wirklicb, entwicklung der Staaten, welcbe sicb vom 5.—9. Jabr- als stünden die Sitze nocE beute in Byzanz sebr fast! — bundert dort gebildet baben, und es baben inzwiscben über vier Jabrbunderte stebt und aucb trotz aller Sebwan- wobl mannigfacbe Erscbütterungen, aber keine volligen kungen und der furcbtbarsten Stosse nocb immer sieb bait. — Zeistorungen und Neubildungen dort stattgefunden. Das franzosiscbe Reich ist die Unabildung des Frankenreicbs, das britiscbe die des angelsacbsiscben. Dieses selbst war aber ein Neubau und nicbt etwa eine Fortbildun<î des O ffaliscben cj oder altbritiscben, denn von dieseni blieb ausser den Menscben selbst, die es bewobnt und ausser II. Die Angelsachsen. batten, einigen Worten ibrer Spracbe wenig oder nicbts übrig. —-Wir (Tafel 22„ Zeichnung und Farbe nach den von Hamilton-Smith beginnen also mit den Angelsachsen die Reibe der Volker, veroffentlichten Abbildungen aus Manuskripten des Britischen welcbe nocb jetzt vorbanden und in einer fortdauernden Museums und nach Spalart.) Enfcfaltung begriffen sind, und gerade dieses Volk ist es, welches am weitesten nach Westen vorgediungen, seine A. Eînleitung. Spracbe und Sitte v^m Atlantiscben bis an den Stillen Ozean bingetragen und dort ganz neue Staaten gegrUndet bat. Hier betreten wir einen ganz neuen Boden. Alia bisber betracbteten Volker konnten wir von ibrem ersten Auftreten bis zu ibrem B. Die Traclit. Untergang verfolgen; alia aber, die uns nocb übrig bleiben zu betracbten, baben nocb Wir bescbranken uns vorlaufig auf die Zeit bis zu den keinen Untergang erlebt, sondem ragen alie, in steter Ent^ Normannen. wicklung begriffen, nocb bis in unsere Tage herein. Denn Die den alten Manuskripten beigefüglen Gemâlde geben wenn aucb z. B. die Angelsachsen als solcbe in ibrer ur- Aufscbluss bis in das 5. Jabrbundert binauf, und wenn aucb sprünglicben Reinbeit mit der Eroberung Englands durcb aûs dieser Zeit der Gründung des angelsacbsiscben Reicbes die Normannen aufboren, so bleiben sie docb der Gnmd- (oder der Reicbe) nur wenig Uberreste vorbanden sind, so stoff in der daratif folgenden Miscbung. Und genauer geben sie docb in Verbindung und Vergleicb mit den spateren besaban, waren sie aucb scbon zuvor in ihrer Ungemiscbtbeit Materialien genug Aufscbluss über die Tracbt aucb jener gestort durcb die Danen. Man pflegt aber mit Recbt das früberen Zeit. Am reicblicbsten fliessen freilicb die Quellen Ende eines Volkes erst dann anzunebmen, wenn seine aus dem 9. und 10. Jabrbundert, also aus dem Ende der Spracbe "aufbort oder wenn as in Jabrbunderten eine Période, die uns bier zur Betracbtung vorliegt. Die meisten Fremdberrscbaft mit fremder Spracbe und fremder Staats- der in Rede stebenden Manuskripte finden sicb in der einricbtung nicbt abzuscbutteln vermag. So waren die Cotton library des Brit. Mus. Die in ibnen entbaltenen Angelsachsen weder durcb die Dânen, nocb durcb die Nor- Figuren sind meistens farbig und geben also zugleicb nacb mannen untergegangen, denn sie bebielten ibre Spracbe und dieser Seite bin wicbtige Aufscblüsse. nabmen die Fremdlinge, wie ein Organismus die Nabrung, auf und verarbeiteten sie in sicb zu ibrem Eigentum. bier 1. Oewôliiilichc Tracht. WoUte jemand den Einwand machen, so sei as fast immer und die Romer und Giiecben seien nicbt untar- Wir konnen aucb bier diese Einteilung beibebalten, gegangen, denn diese beiden Volker selbst lebten nocb weil die Tracbt im Kriege wie am Hofe besondere Aus- fort in den beutigen Bewobnera Südeuropas und sogar die zeicbnungen batte. Spracben bestünden nocb beide, das Romiscbe in den ro- maniscben Spracben, das Griecbiscbe im Neugriecbiscben: a) Bedcckung des Rumpfes. so lasst sicb dam entgegnen: Die romanisaban Spracben Zum ersten Male begegnon wir bier dem Gewande, sind durcb die Mange ibrer Partikeln, durcb Konjugation welches wir nacb alien seinen Eigentümlicbkeiten und nacb Das Mittelalter. Hemd den heutigen Begriffen ein Hem d nennen. Wenn wir ünmittelbar selbst, bei den Menschen vermittelst der bisher diesen Ausdruck dann und wann gebraucliten, so Kultur. gescbab" das nur yergleichsweise und er bezeichnete dann Jenes Gewand, mochte es nun lang oder kurz sein, ein Gewand, das unmittelbar auf der Haut getragen wurde, wurde mit einem Gürtel über den Hüften umschlungen. was Voss aus Homer mit Leibrock übersetzt bat Ein Da dieser fast immer von derselben Farbe ist wie das griechischer Leibrock oder eine romische Tunika ist aber Kleid, so lasst sich annehmen, dass er aus einem Streifen kein jHemd". Die Vorstellung von ihrem Zweck unter- desselben Zeuges gebildet wurde, der ein- oder mehrmals scbeidet beide. Dem Griechen und Romer war der Leib- um den Leib gewickelt wurde. Der Gurt erscheint meistens rock ein Kleid, aber unser Hemd ist kein „Kleid". Es handbreit (Taf. 22, 5, 8 u. 11) und die Enden sind unter- solí nicht warmen und nicbt weiter schützen ais vor dem gesteckt. Blick des anderen. Es ist das Gewand der Schambaftigkeit, Zuweilen hat dieses Gewand státt der beiden Seiten- und solí zugleich alie übrigen Kleider von der Berübrung schlitze (Taf. 22, 8) einen Schlitz vom und hinten, um mit der Haut fem halten, also dieselben schonen. Es ist auf diese Weise das Gehen zu erleichtem (Taf. 22, 10), das grosse allgemeine Unterfutter der übrigen Kleidung oder sie fehlen auch ganz (Taf. 22, 5). Ebenso ist der und dient gerade so wie dem Araber seine woisse Mütze Schlitz vom Halse vom auf die Brust hinab (Taf. 22, 8) unter dem Fez. Ein Europaer, wenn er heute nur erst mit nicht immer vorhanden (Taf, 22, 5 u. 10). dem Hemd bedeckt ist, ist nach den Begriffen unserer Zeit Dass die ârmeren Edassen diesen Rock unmittelbar gerade so verbüUt wie ein Griecbe oder Romer, der ganz auf der Haut trugen, alëo das Hemd fehlen liessen, ist nackt war. Es ist ein wabres Untergewand, das man sehr wahrscheinlich, denn viele Abbildungen berechtigen obne ein anderes darüber nicht tragen kann. Ein solches zu dieser Vermutung. kannten die Alten nicht, und darum sagten wir wohl oben So wie man bei Hofe und bei besonderen feierlichen einmal, das Hemd sei erst eine nachromische Tracht. Anlassen dann imd wann einen langen Rock bis auf die Die Angelsachsen trugen He m den. Ob alie, ob selbst Füsse trug, so zog man auch über denselben noch einen die unteren Stande, das lásst sich nicht mehr nachweisen, kürzeren Oberrock an, der etwas über die Kniee hinaus- Oberrock dass aber, von diesen abgesehen, diese Sitte geherrscht reichte und weite Armel hatte (Taf. 22, 7). Zuweilen habe, dafür sprechen unzweifelhafte Darstellungen, auf waren diese zugleich auch kürzer, so dass man die Armel denen Manner unter dem Rocke ein weisses dünnfaltiges des ersten Kleides hervorragen sah. Ein solches Ober- Gewand, das also aus Leinwand war, tragen; dasselbe hat gewand war dann gewôhnlich reich an den Sâumen ver- lange, an den Handwurzeln eng anschliessende Armel, ziert und wurde auch gegürtet (Taf. 22, 7). reicht oben bis zum Halse, unten bis ans Knie, ist rundum Über dem Rock wurde allgemein der Mantel getragen. Mantel geschlossen und hat nur an den Seiten Schlitze, die vom Er war also bei den Begüterten das dritte, bei den. Ârmeren Knie f^t bis zur Halfte gehen (Taf. 22, 3—5). Da haben wahrscheinlich das zweite, bei Hpfe sogar das vierte wir aber ziemlich genau unser heutiges Hemd. Kleidungsstück. Er bestand aus einem langlichen vier- Rock Uber dem Hemd tiug der Angelsachse einen Rock, eckigen Stück WoUenzeug, das auf der Brust (Tal 22, der etwa von gleichem Schnitt und entweder von gleicher 5 u. 7) oder auf einer Schulter (Taf. 22, 1, 3 u. 11) durch Lange war (Taf. 22, 5 u. 8) oder (wie es scheint aber nur eine Fibula gehalten wurde. Man trug ihn gewôhnlich so, bei feierlichen Gelagenheiten) bis an die Knochel hinab dass die grôsste Masse des Zeuges den Rücken hinabfiel reichte (Taf. 22, 7). Dieses Kleid hat also ebenfalls lange und dadurch die Brust ziemlich frei blieb. Einen Besatz Armel, welche die Handwurzel dicht umschlossen, doch scheint er nie gehabt zu haben, selbst bei den Konigen nicht. bestand es aus Wolle und war an den Saumen zuweilen Veranderungen an diesen Gewandern traten im Laufe verziert (Taf. 22, 5—8). Die Farbe desselben war vollig der von uns genannten Zeit fast gar nicht ein, nur dass man unbestimmt und ging durch allé Schattierungen hindurch. im 10. Jahrhundert, also gegen den Schluss der Période, Im allgemeinen lasst sich von den Farben der Angelsachsen ôfter als sonst die Sâume des Rockes gestickt findet. sagen,. dass sie, ausser an den Gewandern der Konige, sehr Die F rau en trugen ebenfalls durch allé fünf Jahr- gedampft waren. Grelle Farben und gemusterte Stoffe hunderte ziemlich dieselbe Tracht, abgesehen von der auch wurden gar nicht geliebt; ein direkter Gegensatz gegen bei ihnen gegen das 10. Jahrhundert zunehmenden Vorliebe Griechen, Kleinasiaten und Etrusker. Der nordische Himmel für gestickte oder bordierte Saume. — der englische besonders — liebt das Blendende nicht, Ob die Frauen das Hemd trugen, lasst sich, so viel Frauenkieid er malt gem grau in grau, Wahrscheinlichkeit es auch hat, nicht mehr ermitteln, weder „und der Regen, der regnet jeglichen Tag." (Shak.) aus Zeichnungen noch aus Schriften, denn das Unterkleid, Die Kleidung hângt eben vom Wohnsitz ab, auch in der welches auf den Zeichnungen dargestellt ist, reicht.vom Hals Farbe; die Papageien und Kolibris haben auch glanzendere bis auf die Füsse und hat lange Armel, verhüllt also alies, Gewander als unsere Lerchen, Sperlinge, Drosseln etc. was darunter etwa noch getragen wurde (Taf. 22, 13). Auch Die Hauptfarbe unserer Vogel ist grau; die Tropen- hier schliessen die Armel dicht um die Handgelenke. Doch bewohner kleiden sich in grün, rot und blau: grau ist kommen auch einzelne Falle vor, wo sie etwas weiter, dann dort geradezu seiten! Bei den Vogeln tut es die Natur aber auch zugleich langer sind. Oder waren diese Armel II. Die An^elsachsen, 119 nur noch nicht um die Handwurzel geseMossen? Die anderen Dieser Frauenmantel unterscbied sieb also wesentlicb sind das jedenfalls durch eine besondere .Vorrichtung, deim von dera der Manner und blieb sieb aucb in der ganzen die Hand würde dufch die Offnung nicht hindurcb gekonnt Zeit gleicb. Docb finden sieb aucb Figuren, wo der Mantel haben, welche nach den Zeichnungen an der Handwurzel frei umgescblagen ist, wie ein beliebiges Stiick Zeug, aber sich findet (Taf. 22, 13). Aus jenen offenen oder weiteren immer obne Fibula. Wabrend also die Frauen unserer Arraeln zu schliessen, wie früher gescbehen ist, die Frauen Zeit, aucb die Britin, fast ein Monopol auf den Gebraucb batten zwei so lange Gewander getragen, das scbeint mir von Nadeln und Broscben baben, entsagte die Angelsacbsin zu voreilig. Dieses TJnterkléid war weit, von irgend einer denselben wenigstens in bezug auf den Mantel ganzlicb. Farbe und scbeint den Falten nacb aus einem dünneren Stoffe Diese Darstellungen aber, welcbe den Mantel als ein als Tucb gewesen zu sein, entweder also aus Leinwand oder frei umgescblagenes Stiick Zeug erkennen lassen, sind der einem leicbten Wollenstoffe. beste Beweis dafiir, dass es keine Glocke sein konnte, well Es wurde um die Hiiften gegürtet, docb finden sieb eine solcbe nicbt auf diese Weise umzulegen war. aucb viele Figuren ^ wo es frei den Korper umscbliesst, Die Farbe des Mantels scbeint meistens grau und oberkieid Ein zweites Gewand, das aber nur von vornebmen graublau gewesen zu sein, docb kommen bei vornebmen Frauen getragen wurde, war ein Oberrock mit weiten Frauen aucb rote Mantel vor (Taf. 22, 18). kürzeren Armeln, die nur bis auf die Mitte des tJnterarms Uber den Kopf trug die angelsacbsiscbe Frau ein reicbten und an dieser Stelle sieb nocb mebr erweiterteii, Kopftucb, das weit fiber beide Scbultem berabfiel und ge- Kopftuch so dass sie dort etwa 60 cm im Umfang baben mocbten. wobnlicb nocb die Acbseln vollstandig bedeckte. Es wurde Gegen das 10. Jabrbundert wurden sie nocb welter getragen, fiber den Mantel gelegt, war also das Stiick der Kleidung, so dass sie beim Heben des Unterarmes einen lang berab- Welches zuletzt angetan wurde. Es verbfillte Kopf und bângenden Bogen bildeten (Taf. 22, 13). Hals vollig und liess nur den unteren Teil der Stirn und Dieses Kleid war bedeutend kürzer als das erste das fibrige Gesicbt bis unter das Eann frei. Zuweilen um- Gewand und reicbte nur bis unter die Kniee, bocbstens scbliesst es dieses letztere, zuweilen aucb ist nocb etwas bis,auf die Mitte des Unterscbenkels und ware also einer vom vorderen Halse sicbtbar (Taf. 22, 13). Man konnte Dalmatika gleicb gewesen, wenn nicbt seine unbedeutende dieses Tucb einen Scbleier nennen, wenn wir nicbt mit Weite es von dieser unterscbieden batte.. Es war vorn diesefiû Worte immer den Begriff der Durcbsicbtigkeit zu gescblossen, batte, aber im 9. und 10. Jabrbundert vorn verbinden pflegten; diese ging aber dem Kopftucb der binab einen Besatz von buntem Zeug oder Stickerei. Zu- Angelsacbsin vollig ab. Seine Farbe war im Gegensatz gleicb wurden dann aucb die untere Offnung der Armel, zum Mantel meistens lebbaft und es scbeint rot dafiir am das Halslocb und der untere Saum ebenso geziert (Taf. 22, beliebtesten gewesen zu sein. Es ist dagegen, wenn der 13). Die Farbe aucb dieses Gewandes scbwankt in alien Mantel rot ist, gewobnlicb von der Farbe, die dieser sonst Scbattierungen umber, docb scbeint man ibm gem eine bat, gran oder blaulicb (Taf. 22, 13). Es war fibrigens saftige angenebme Farbung gegeben zu baben, da es, wie gross; oft reicbte es beidseitig bis zu den Knieen binab, gesagt, nur eine Ausnabmetracbt war. woraus sieb eine Lange von wenigstens 2,50 m ergeben Frauen- Dagegen war ein ganz allgemeines Frauengewand der wfirde; die Breite betrug dagegen nur 60—90 cm, denn mantel Derselbe muss notwendigerv^eise ein Halslocb sie reicbte von der Stirn bis auf die Mitte des Riickens. gebabt baben, denn er bângt ' vorn und binten gescblossen Man tat es um, indem man die Mitte der einen langen berunter. Aber das Brustteil ist bedeutend kleiner als das Seite auf der Stirn anlegte, die Breite des Tucbes fiber Rûckenteil und dieses letztere nur zeigt unten zwei Ecken. Kopf und Nacken scblug und dann die beiden Endèn fiber An vielen Abbildungen erscbeint er ganz so, als babe man die Acbseln nacb vom zog und berabfallen liess. Dann aus einer sebr weiten bis auf die Füsse reicbenden Panula wurden sie kreuzweise unter dem Kinn fibereinander gelegt, ein Stiick vom unten berausgescbnitten, um das Geben das linke Ende nacb der recbten Scbulter gescblagen und zu erleicbtem. Den Mantel als eine voUige Glocke " zu er- umgekebrt. Docb kommen ausserdem aucb nocb mancbe klaren, daran bindem ausser dem Faltenwurf die beiden andere Weisen vor, je nacb Laune oder Bedfirfnis. Durcb fast immer sicbtbareñ Ecken an deii Seiten und die be- das TJmwickeln des Halses mit den berabbange en Enden deutend verscbiedenen Lângen vom und binten. Nacb wurde die ganze Masse des Zeuges bier angebauft und vielen Versucben an der Puppe sind wir den AbbUdungen Brust und Rficken davon frei, wenn man woUte. am nacbsten gekommen mit einem langlicben Viereck, etwa Wenn nacb den Abbildungen zu urteilen ist, so muss doppelt so lang als breit, das bei einem Drittel seiner man sagen, das Kopftucb war neben dem TJntergewand Lange ein Halslocb bat und dessen Ecken an der kurzen Seite das notigste Stiick der Kleidung, denn es feblt nie und abgerundet wareu. Es batte somit die Gestalt einer Bogentür, nirgends. Es ist keine Abbildung einer Angelsacbsin in die etwas unter dem Zentrum des Boffens ein Locb O batte. blossem Kopfe vorbanden. Wir glauben biermit der Wabrbeit moglicbst nabe ge- kommen zu sein, denn den Mantel der Angelsacbsen aus b) Kopfbedcckung. mebreren Stücken zusammengesetzt zu denken, dazu feblt Die niederen Stande trugen kegelformige Mfitzen mit MQtze aller Hinweis, well nirgends eine Nabt zu entdecken ist. fibergebogener Spitze, die also den pbrygischen abnlicb Das Mitytelalter. 120 waren. Sie scheiiien aus Tierfell gemacht worden zu sein, sachsen ihr Haar eine Zeitlang blau gefârbt haben. Das mit der rauhen Seite nach aussen (Taf, 22, 3). Vornehme Grün, vorausgesetzt, dass es nicht ein durch die Zeit ver- behielten wolil dieselbe Form der Mütze bei, gaben ihr andertes Blau ist, mag also vielleicht ein Schmuck der aber eine ander Aussenseite durch Stoff, Fárbung und Ver- Laune eines einzelnen gewesen sein, denn es kommt nur zierung. Ais letztere firiden sich metallene, dem Anscliein einige Male vor, Allgemeine Sitte ist es nie gewesen, nach goldene Beschlage um den Kopf ais Ring und an den das lasst sich mit Gewissheit behaupten -und sogar das Seiten bis zur Spitze hinauf (Taf. 22, 6). Mit dem Beginn Blau mag wohl nur von einzelnen Vomehmen getragen des 9, Jahrhunderts wurde die Form der Mütze etwas ge- worden sein, wie solche in Rom, dünnes Goldblech auf andert, indem die umgebogene Spitze grosstenteils oder die Haare klebten oder deutsches Haar in Perücken trugen, ganz wegfiel und statt des Leders auch Filz oder Wolle Der Bart wurde nur als Kinn- und Backenbart ge- Bart genommen wurde, Im ganzen scheint den Augelsachsen, tragen; den Schnurrbart schor man ab. Man liebte es, im direkten Gegensatz zu ihren Frauen, jeder Kopfschutz den Kinnbart unten in zwei Spitzen endigen zu lassen unwichtig gewesen zu sein, da wohl ihr Haar das Beste tat, (Taf, 22, 2 u, 7), Mit dem Einfall der Normannen anderte Kopftuch Die Kopfbedeckung der Frauen ist mit dem Kopftuch sich auch diese wie so manche andere Sitte, erledigt, doch wollen wir nicht verschweigen, dass unter Die Frauen pflegten ihr Haar jedenfalls sehr, ohne demselben nicht bloss das Haar sich fand, sondern auch es darum vor der Welt zu zeigen; vielleicht gehorte auch wohl Stirnbinden und Diademe, welche hinten offen waren die Bedeckung des Haares mit zu ihrer Pflege desselben, und mit einer Schnur zusammengehalten wurden, ausser- Dass sie ihm aber Aufmerksamkeit widmeten, das zeigen dem auch Haarnadeln und dergleichen Schmuck der Haare die schon erwahnten Haarnadeln, Diademe etc. Wo solche mehr. Von alien diesen Dingen berichten die Abbildungen vorkommen, da pflegen Kâmme zuvor gewesen zu sein, natürlich nichts, weil eben das Kopftuch alies verhüllt, wohl aber tun alte Urkunden, Testamente und dergleichen c) Fusshekleidung. Beinkieider dieser Gegenstande Erwahnung und stellen also ihr Dasein Die Angelsachsen trugen Beinkleider, Strümpfe, Socken ausser Zweifel, und Schuhe. Die Beinkleider waren haufig kurz und reichten Haar Die Haare wurden beiden Geschlechtern mit entweder bis fiber oder unter das Knie von (Taf, 22, 11), grosser Sorgfalt gepflegt. Langes Haar war des Mannes Den Abbildungen nach konnte zwar auch angenommen Schmuck, Alies Eifern der Priester half nichts; es wollte werden, sie hatten oft Hosen getragen, die bis auf den keiner seine Locken opfern. Die Kirche fluchte dem Fuss fielen (Taf, 22, 1 u, 2), aber die Schriftsteller erklaren die bis auf die langen Mânnerhaar, nannte es weibisch, lasterhaft, heid- mehrfach solche Beinkleider ffir Strümpfe, nisch und gottlos, Trotzdem dauerte es mehrere Jahr- Halfte des Oberschenkels gereicht haben solien, Sei dem den einzelnen hunderte, bis das Volk sich der alten Sitte entwohnte, wie ihm wolle, denn die Frage lâsst sich bei Wahrend des 9, Jahrhunderts trug man das Haar schon Figuren um so weniger erschopfen, als eben allerlei Trachten 4 etwas kürzer, im 10, erst kurz. Als aber am Ende dieses vorkommen und auch nackte Kniee (Taf, 22, 3, u, 10) Jahrhunderts die Dânen das Land, inne hatten, welche nicht seiten sind — so ist so viel gewiss, dass es fiber- gar auch langes Haar frugen, griffen die Angelsachsen schnell haupt Beinkleider gab, und dass dieselben eng anliegend zuriick zu ihrer alten Sitte und benutzten die schone Ge- waren und zuweilen nur den Oberschenkel bedeckten Ffisse reichten legenheit, ihr Haar wieder lang zu tragen wie vordem, (Taf, 22, 11), zuweilen auch bis auf die Sie scheitelten es auf der Mitte des Hauptes und (Taf, 22, 1, 2 u. 5), liessen es dann hinten und rechts und links frei auf die Übrigens zeigen erst die Bilder aus dem 9, und Achseln hinabfallen, 10, Jahrhundert unzweifelha,ft Beinkleider, doch ware es Farbung Weiin sich ih den Manuskripten dann und das trotzdem moglich, dass die Angelsachsen schon viel frfiher wann des Haars blau, grün, ziegelrot und orangegelb welche trugen. sonst findet, lassen sich die beiden letzten Farben wohl als Die Strümpfe waren beim hohen Adel lang, strüir?fe so eine schon er- mangelhafte Darstellung des roten und goldblonden trug sie der angelsachsische Mann kurz, Wie Haares, welches bei diesem Volke haufig vorkam, erklaren, wahnt, werden Beinbekleidungen, die man ffir Hosen halten die beiden anderen dagegen keineswegs. Ware es auch konnte, ffir Strümpfe erklart, die bis auf die Mitte des zu kühn, daraus ohne weiteres schliessen zu wollen, die Oberschenkels gingen (Taf, 22, 2 u, 8), Die Farbe" war Angelsachsen hatten ihr Haar grün gepudert, so ist dies dabei meistens rot, zuweilen blau oder, wie dies auch von mit der blauen Farbe doch sehr wahrscheinlich, Denu den Hosen gilt, beliebig. da die Bilder aus dem 8,—10, Jahrhundert sehr oft Die kurzen Strümpfe bedeckten den (Jnterschenkel blaues Haar und blauen Bart haben, muss man wohl zur Halfte (Taf, 22, 4) oder etwas hoher, so dass sie noch so sie hatten annehmen, dass der Maler, da er ebensogut gelbes oder fiber die Wade gingen (Taf, 22, 10 u, 11), Auch beliebiges anderes Haar raalen konnte, das Blau nach der meist eine helle Farbe oder waren ganz weiss. Natur gegeben habe, Denn dass es Maler-Stil gewesen Im 10, Jahrhundert solien haufig Socken getragen Socken sei, irgend welche Naturfarbe durch Blau darzustellen, worden sein, die nur wenig fiber die Fussknochel reichten lasst sich nicht wohl annehmen; weit eher, dass die Angel- und dort auch wohl umgeschlagen wurden. Man zog sie II. Die An;igelsachsen. 121 oft noeh über die Strlimpfe an, und es gibt iiiehrere Zeich- Die Annbander waren urspriingbcb eine Auszeicbnung Armbander nungen, wo deutlich Striimpfe bis ans Knie, Socken bis der bocbsten Stande, besonders solcbe aus Gold waren etwas iiber die Knocbel und Schuhe bis unter die Knochel bocbst selten. Spater trugen aucb die unteren Stiinde zu erkennen sind. Oft ist der obere Rand der Socke schon welcbe und wabrscbeinbcb aus Horn, Holz oder unedlen verziert durch eine Einfassung oder Borte. Socken und Metallen. Man trug sie um die Handwurzel, wenigstens Striimpfe waren aus Wolle. Es kominen auch Bilder vor, finden sicb ausser dem Bilde des Biscbofs Wulfstan von wo Socken obne Striimpfe abgebildet sind. Worcester keine Spuren, von denen man auf Armbander strdmpf- Hierber geboren aucb die Strumpfbander, Diese waren am Oberarm scbliessen diirfte (Taf. 22, 9), und bier kann bander gum Teil einfacbe Bander aus Wolle oder Leinwand, es ebensogut ein Besatz als eir Armring sein, der dar- welche den Scbenkel horizontal umgaben (Taf. 22, 10) wie gestellt werden soUte. bei uns oder scbrag, wie der halblange Strumpf baufig Die Ringe waren meistens Siegelringe, wenn man nacb Ringe oben endet (Taf, 22, 3), so dass dej: aussere Rand bober den nocb vorbandenen Abbildungen scbliessen darf. Man ist als der innere. tmg sie an einem bestimmten Finger, der aucb Goldfinger Zum Teil trug man aber sebr lange Bander oder genannt wird; ob es aber der vierte war wie bei uns, lasst Riemen, die mebrmals um das Bein gewunden wurden. sicb nicbt mebr nacbweisen. Denn dass ein Bote, der einen Dies gescbab auf zwei Weisen, Entweder legte sieb der Ring überbringt, denselben am dritten Finger tragi, konnte Riemen so um den Scbenkel, dass ein Ring am anderen eber- ein Beweis sein, dass der dritte nicbt der Goldfinger sa^s, also zwiscbendurcb nicbts offen blieb (Taf. 21, 5), war, weil der Bote den Ring gar nicbt anstecken sollte, dann reicbte die ganze Umflecbtung nur bis mitten auf sondern ibn in der Hand balten müsste. Môgbcb ist es den Unterscbenkel oder, und dies war wie es scbeint ein freilicb, aucb das Gegenteil daraus berzuleiteñ. Vorrecbt der Konige und ibrer Angeborigen, der Riemen Die Halsbander waren wie die Obrringe ein Vorrecbt Ohrringe legte sicb in so weiten Zwiscbeiiráumeñ um das Bein, wie der Frauen. Aucb sie waren aus Gold bei den Vomebmen er selbst breit war, und zwar in zwei sicb kreuzenden bei geringeren Standen aus weniger edlem Metall. Wûrden Ricbtungen, so dass der Unterscbenkel wie mit einem Netz die Obrringe nicbt in den Scbriften des 9. Jabrhunderts bis ans Knie umflocbten war (Taf. 22, 9 u. 12). erwabnt, wüsste man gar nicbts von ibnen, da die Abr- Schuhe Die Scbube wàren vom gescblitzt, sonst rund um bildungen des Kopftucbs wegen nicbts davon zeigen konnen. den Fuss gescblossen (Taf. 22, 3—7). Sie bedeckten vom Die Giirtel vomebmer Prauen waren nicbt selt«n mit oortei den ganzen Spann, binten nur den Hacken und liessen Gold gestickt oder durcbwebt und wobl aucb mit Edel- meistens den Knocbel frei» Sie waren aus Leder und ge- steinen besetzt. wobnlicb scbwarz gefarbt. Selten sind sie rot oder farbig (Taf. 22, 2). 2. Iloftracht* Haihatiefei Im 10. Jabrliundert solien Halbstiefel getragen worden sein, die wie die Scbube vorn binauf zugescbnürt wurden Im wesentlicben stimmt dieselbe mit der gewohnbcben und ebenfalls aus Leder bestanden. Tracbt iiberein, denn es sind dieselben Stiicke bier wie Frauen- Zu eben dieser Zeit wurden die Scbube der Prauen, dort. Aucb die Konige trugen das Hemd, die Beinkleider, Bchuhe die sicb sonst nicbt wesentlicb von denen der Manner den Rock, den Mantel, Scbube und Striimpfe mit Strumpf- unterscbieden, oft farbig getragen, so dass neben den bândern. scbwarzen, die aucb jetzt die grossere Zabi blieben, rote, Die ersten drei Stiicke waren aus Leinwand, und zwar Rock gelbe, braune und blaue Scbube vorkamen. Ubrigens das Hemd welss, der Rock ebenso oder von einer scbonen trugen die Angelsacbsinnen aucb in friiberer Zeit scbon lebbaften Farbe, rot, blau, violett und dergleicben. Aucb niedrige, weit ausgescbnittene Scbube, ebensògut. wie war er mit Verzierungen besetzt oder gestiikt und an den Scbnürscbube; docb scbeinen jene den boberen Standen Saumen mit Gold bedeckt (Taf. 22, 12). vorbebalten gewesen zu sein, wie denn das aucb in unserer Die Beinkleider waren meistens rot und trugen oft Beinkieid Zeit (1830 f.) der Fall war. auf dem Knie oder um dasselbe benim irgend eine Gold- Ob die Frauen Striimpfe getragen, lasst sicb nicbt verzierung (Taf. 22, 12) in Gestalt von Blumen, Tierkopfen mebr ennitteln; aucb die alten Scbriftsteller scbweigen und dergleicben. dariiber, docb lasst es sicb als ebenso wabrscbeinlicb an- Der Mantel des Kônigs war von Wolle und in der Mantel nebmen wie das Tjagen des Hemdes. Form dem gewôbnbcben Mantel gleicb; in der Farbe Handscbube kommen vor den Normannen in England zeicbnete er sicb durcb ein leucbtendes Rot, Orange oder nicbt vor. Violett aus (Taf. 22, 12). d) Scbinuck. Die Striimpfe waren wabrscbeinlicli aus Leinwand und strOmpfe Dieser wurde von Mânnern und Frauen getragen, docb eng anbegend. Ob sie aber balblang waren oder bis an unterscbieden sicb die Oescblecbter aucb bierin, indem die die Kniee gingen, das ist unbestimmt, da die Konige baufig ersteren nur Armbánder und Fingerringe trugen, letztere in einer langen Tunika abgebildet sind. Andererseits wird dagegen ausserdem nocb Halsbunder, Obrringe, Diademe von den alten Scbriftstellern gesagt, der Hof babe lange und Haamadeln; aucb ibr Giirtel war oft bierber zu reebnen Striimpfe getragen, und so konnte stets, was selbst unter Kretschmer a. Rohrbach Trachtcn der Vdlker. 9. Aofl. 16 122 Das Mittelalter. der kurzen Tunika sichtbar wird, ebensoAVohl für Sfcriimpfe beiden. Der Rand war ñiit Metall umzogen und ebenso ais für Beinkleider gehalten werden. war die in einer Spitze vorspringende Mitte des Scbildes Stmmpfbander waren haufig die oben bescbrie- aus Metall. Es aucb die den ¡trumpf- (Taf. 28, 35). gab Scbilde, bander ' kenen, netzfonnig sich kreuzenden (Tal 22, 12). Doch Abbildungen nacb ganz aus Metall bestandcn oder docb gibt es auch Konigsbilder mit einfacben Strumpfbandeni damit überzogen waren (Taf. 22, 2 u. 3). Es findet sicb dicbt unter dem Knie. aucb nocb bier und da die Pelta, wabrscbeinlicb ein Uber- schuhe Die Scbuhe waren in der Form aucb den gewòhnlicben rest der romiscben Zeit (Taf. 28, 33). gleich, nur in der Farbe wicben sie danii und wann ab, Lanze und Scbwert waren dera Angelsacbsen so wert, indem die Konige rote, aucb wohl vergoldete Scbube trugen. dass er obne eines der beiden nicbt ausging. Krone Der Schmuck des Herrsebers war Bjone und Zepter. Die Lanze war etwa 1,80 m Iang; die Spitze -von Lanze Genaue Kunde über beide gibt es erst seit dem 8. Jahr- Eisen batte bald die Form eines Blattes, bald einer. hundert. Hier besteht die Krone aus einem einfacben Raute, bald war sie pfeilformig, bald mit vorspringen- Goldreif mit vier aufgesetzten blattartigen Zacken (Taf. 22,2), den Seitenbaken, immer aber zweiscbneidig (Taf. 28, das Zepter in einem mannsboben Stabe mit einer Kugel 36—39). Sie wurde von Reitern und Fussgangern gefübrt daraul Im 9. Jabrbundert wurde die Krone mit Edel- (Tal 22, 1). steinen besetzt (Taf. 22, 12); das Diadem trugen jetzt die Das Scbwert, nocb im 8. Jabrbundert nur bei letz- schwert Zepter Prinzen und der bocbste Adel, und das Zepter wurde an teren im Gebraucb, batte eine sebr breit.e und lange Klinge, der Spitze mit einem Scbnitzwerk, abnlicb einer Pflanze die spitz und doppelscbneidig war (Taf. 22, 2 u. 3). Griff (Taf. 22, 12) oder einem Vogel (Taf. 28, 29), verziert. Aucb und Sticbblatt waren von Bronze oder Gold (Taf. 28, 26). trug es wobl statt dessen ein Kreuz und ist bald Iang, Konige und Fürsten batten aucb pracbtige Scbwerter, deren bald kurz. — Die Krone in der Tafel (Taf. 22, 12) ist auf Griff und Scbeide mit Edelsteinen geziert waren. Nur sebr dem Original deutlicb viereckig, und dass dies kein Miss- selten kommt bei den Angelsacbsen eine Streitaxt vor; sie verstandnis des Künstlers sein kann, ist daran leicbt kennt- ist bisweilen zweiscbneidig (Tal 28, 40), z. B. fübrte das licb, dass er vorber und nacbber Konige mit runden vordere saclisiscbe Fussvolk in der Scblacbt bei Hastiiigs Kronen gemalt bat. Doppelbeile. Ob die verscbiedenen Stande des Adels durcb die Die Feldzeicben waren kleine, gewobnlicb viereckige Fahne Tracbt kenntlicb waren, ist beute nicbt mebr zu ent- Fabnen, die auf einem boben Stabe frei flatterten (Taf. 28,30). scbeiden, da allé Nacbricbten darüber feblen. Der Scbnitt Sie waren bunt oder mit Gold gestickt und oft kostbar. der Kleidung ist überaU derselbe und aucb die Farbe Zu Signalen in der Scblacbt dienten Horner und scbeint nicbt als Auszeicbnung gedient zu baben. Die Trompeten. Jene waren wirklicbe Stierborner, diese Rôbren konigbcben Bilder zeigen zwar immer leb aftere.Farben aus Metall, gewobnlicb Iang, wenig gebogen oder gerade, als. andere Abbildungen, aber selbst der Ptirpur war kein scbmal und tricbterformig gestaltet (Taf. 28, 24). ausscbliesslicbes Merkmal der Herrscber, da diese Farbe Die übrige Tracbt des Soldaten war die des Friedens. von alien Standen getragen wurde. Da nun aucb in den Er batte ein Hemd und eine Tunika aus Leinwand an; Stoffen kein Unterscbied auftrat, denn Leinwand und Wolle darüber trugen die Reiter den Mantel (Taf. 22, 1), ebenso trug der Konig wie der Bettler, so war es wobl nur die die Offiziere des Fussvolkes (Taf. 22, 3, u. 11). Der Korper Feinbeit der Weberei, was einen Unterscbied der Stande konnte also nur durcb Tapferkeit bescbützt tverden; die darsteUen konnte. Seide war zwar scbon seit dem 8. Jabr- Kleidung gewabrte keinen Scbutz. bundert bekaimt, aber immer nur sebr selten, weil sebr Panzerbemden zeigen die Abbildungen vor dem panzer- teuer. 10. Jabrbundert nicbt, aucb gescbiebt solcber nur selten hemden Erwabnung. Nur ein Bild gibt es, worauf ein Konig in 3. Kriegstraclit. einem Rock aus Eisenringen oder Eisenplattcben dargestellt Die Scbutzwaffen der Angelsacbsen waren Helm und ist, und dies Beispiel ist aus dein 8. Jabrbundert (Taf. 22, 2). Scbild, ibre Angriffswaffen Lanze und Scbwert. Zwar Moglicb, dass dies Gewand durcb Scbenkung an den Kônig fübrten sie aucb den Bogen (Taf. 28, 32), aber nur auf gekommen Avar und es wegen seiner Besonderbeit von der Jagd. Die Pfeile (Taf. 28, 31) wurdeü in einem dem Maler dargestellt wurde, Erst mit dem Anfang des Kocber (Taf.- 28, 34) getragen und verwabrt, der mit 10. Jabrbunderts werden die Abbildungen von Panzer- Metall bescblagen war, indessen sie selbst metallene Spitzen bemden bâufiger, docb scbeinen sie nicbt immer ganz aus batten. Die Bogen waren oft mit kûnstlicbem Scbnitz- Metall bestanden zu baben. Zuweilen sind nur die Hüften werk oder mit scbonen Bescblagen verziert. und Oberscbenkel durcb einige Reiben dacbziegelartig über- Helm Der Helm des Kriegers war eine Lederbaube aus einander liegende Blecbe gescbützt (Taf. 22, 3), indessen die robem Fell (Taf. 22, 3), der des Anfübrers eine gel- Brust durcb einen ledemen oder Avollenen Panzer bedeckt formige Mûtze aus Metall (Tal 22, 1 u. 11). Diese war ist; zuweilen aucb bestebt der Brustpanzer scbon aus nocb durcb Bescblage baufig verstarkt (Taf. 22, 11). solcben scbuppenartigen Blecben. Dass die Angelsacbsen schiid Der Scbild war etwa 90 cm bocb, oval oder kreis- sicb zur Anfertigung desselben aber meistens der Tierfelle rund imd bestand meistens aus Holz oder Leder oder oder wollenen Zeuge bedienten, gebt aus den Beschreibungen Die Angelsachsen. 123 deutlicli hervor, ebenso dass er dick und steif war. Es soil Was die Werkzeuge der auch Leinwand Angelsachsen betrifft, so aus gesteppte Harnische gegeben haben. waren dieselben den uhseren ziemlich ahnlich, z. B. Zanjen, Von den Schriftstellem werden auch Beinharnische Hammer, Axte und Beile, die zweiarmige erwahnt, aber in Wage, Scheren, den Zeichnungen findet sich keine Spur Messer. Sie schrieben mit Tinte und Gânsefedern. Das davon. Tintenfass war hochst ahnlich dem unserer heutigen Studenten, schmal und nach unten spitz und wurde mit Tiber die Priesertracht bei den Angelsachsen einem ver- Stachel in den Tisch etc. gestossen. weisen wir auf den spateren Abschnitt über die Priester- tracht des Mittelalters, weil diese, von Rom aus bestimmt, 2. Oefîksse. unter alien abendlandischen Volkern in der Hauptsache gleich ist und nur in Nebendingen hier und da abweicht. Von diesen ist ein grosser Teil noch wirklich vor- handen. Sie wurden zum Teil aus Ton, zum Teil aus Metall, zum Teil auch aus Holz verfertigt. Zu letzteren C. Gerate. gehoren die Korbe, die oft sehr zierlich geflochten waren. Die tonemen Gefasse sind teils Kannen Die mit vorhandenen Griff und Uberreste in Verbindung mit den Abflussrohr, teils Schiisseln und Napfe mit und ohne Deckel. Abbildungen geben ein ziemlich vollstandiges Bild der Vorherrschend ist die die samtlichen Geratschaften Form, der bauchige Angelsachsen. Kugelgestalt. Die metallenen Gefasse sind Becher aus Silber, Kelche und dergleichen. 1. I>a8 Im l§ltabengerâ.t. allgemeinen sind die angelsachsischen Gefasse den in Norddeutschland ausgegrabenen und in unseren Museen Hier sind nur die Abbildungen von Sesseln imd Lagem aufbewahrten germanischen Gefassen sehr ahnlich. Da wir geblieben, die Gerâte selbst sind wegen der Verganglichkeit diese als bekannt voraussetzen, haben wir von keine ihres Stoffes jenen verschwunden. Abbildungen gegeben. Sessei Die Sessel waren zum Teil einfache Feldstühle mit aufgelegten Eassen, zum Teü vierfüssige Schemel aus Holz, auch mit Polstem bedeckt. Die Fiisse breit und 3* Qarten» and waren Ackergerdt. plump, als sei man besorgt gewesen, sie konnten sonst Auch hierin hat die heutige Zeit nicht viel anderes nicht feststehen. Noch plumper erscheinen die Stühle mit aufzuweisen, soweit es die Handgeráte betrifft. Die Lehnen. Dieselben bestehen meistens aus einem einfachen Gabeln, Hauen, Rechen, Schaufeln, Sicheln, holzemen Dreschflegel, Kasten auf breiterem Untersatz, an welchem sogar die Karren sind fast dieselben wie die unserigen. rechtwinkelig die Lehne befestigt war. Entweder bestand Auch eine Weinpresse findet sich, bei welcher, wenn diese bloss aus einem Rahmen oder sie war ganz ge- nicht die Zeichnung triigt, die unendliche Schraube in schlossen durch eine FüUung von Holz. Der Sitz war Anwendung gebracht ist wie bei einer gewohnlichen Glatt- mit Polstem und Decken belegt. — An den Ecken der oder Buchdruckerpresse. Lehne und am Sitz waren oft allerlei Verzierungen an dem Holze geschnitzt. Lager Die Lager 4. waren ebenfalls hochst einfach. Eine Masikallsche Lage Instrnmente. von Brettern auf erhohtem Rahmen, der auf einem Holz- Die zum Kriegsgebrauch benutzten Horner und Trom- verschlag ruhte, mit vertikaler Kopf- und Fusswand bildete peten sind schon genannt. Daneben besassen die Angel- die Bettstelle. Diese wurde nur mit einem Tuche bele ' Ogt, sachsen aber auch friedliche Musik, zu welcher besonders an das Kopfende kam ein Bolster zur Stiitze des Hauptes Harfe, Leier und Doppelflote dienen inussten. Diese letz- und als Decke diente abermals ein blosses Tuch, das noch tere war gleich der romischen, vielleicht auch von dieser obendrein mcht sehr dick gewesen zu sein scheint. Die hergeleitet; sie diente beim Tanze und wurde dann ge- beiden Gatten hatten nur ein gemeinsames Lager mit zwei wohnlich mit einer viersaitigen Leier begleitet. Eine andere Kopfkissen. Vornehme Betten hatten an den vier Ecken Leier hatte acht Saiten (Taf. 28 , 28). Das beliebteste Saulen, welche ein Dach, auch zuweilen aus Brettern, zu- Instrument scheint aber die Harfe gewesen zu sein. Die weilen aus Zeug, trugen, von wo herab Vorhange auf Zahl ihrer Saiten schwankt zAvischen Î und 30 (Taf. 28, alien Seiten das Lager verhiillten, die dann zeitweilig an 25 u. 27). der vorderen, wo ihrer zwei waren, nach den Seiten zuriick- In Dublin im Museum des Trinity-College wird eine Harfe geschlagen oder an beweglichen Ringen zurilckgeschoben Harfe mit 28 Saiten aufbewahrt, welche 75 cm hoch und werden konnten, ganz in der Art wie uusere Gardinen reich mit Silber und Kristallen verziert ist. Sie soli ur- noch heute. spriinglich dem Barden des irischen Kônigs Brien Boiromhe Tische Von den Tischen und Tafeln lasst sich den Stiihlen gehort haben, dessen Sohn sie dem Papst schenkte. Von nach urteilen, dass sie gewiss hochst einfach und aus- Rom kam sie abermals als Geschenk an Heinrich VIH. dauerñd gewesen seien. und von diesem an den Grafen von Clanrickard. Die Harfen 16"-^ Das Mittelalter, 124 bei den Angelsachsen niemals so gross als unsere batten, als ein neues Volk aus ibnen geworden war. Da waren kleine Kniebarfen. Ibre Ge- bracb jener 31 jahrige Kampf an der Weser aus, der erst sind, sondem es waren stets stalt ist meist sehr einfach, und reich geschmückte, wie die durcb gegenseitige Nacbgiebigkeit mit dem Tribut der eben bescbriebene, selten. Sacbsen gegen die Franken endete. Docb nur von kurzer waren das Dauer war dies Verhaltnis der Untertanigkeit. Bald waren Hoi II Mit der Harfe zugleich wurde oft ein Hom gespielt, aber viel kleiner war als das Kriegshorn, übrigens dieselbe die Sacbsen in Deutscbland an der Spitze des Reicbes. Gestalt batte, oder die Geige, deren vier Saiten durcb vier Ein Zweig von ibnen, der scbon, ebe die Franken über Wirbel und mit einem Bogen gestricben wurden, den Rbein gingen, über die Nordsee war und Geige angespannt gegangen dieser trat nun von die also der unserigen im Wesen gleicb war. Zuweilen dort ein neues Reich erricbtet batte, wirkten aucb allé drei Instrumente zusammen und gaben Norden her, wie der Hauptstamm von Osten, den Franken Stammen also ein Orcbester aus Scblag-, Streicb- und Blase- feindlicb gegenüber. Zeitweilig ist dieser in den instrumenten. eingefleiscbte Gegensata durcb die Regierungen verdeckt "sind wir Unter Konig Edgar (966) soil zu Glastenbury durcb und übertüncbt worden. Aucb im Augenblick den Erzbiscbof Dunstan eine Orgel erbaut worden Zeuge der scbeinbar Orgei sogar innigsten Verbindung der zu beiden feblen die Nacbricbten darüber. Seiten des Kanals wobnenden Volker, dié nun scbon sein, docb genaueren Glocken waren um diese Zeit scbon bekannt und im Jabrzebnte wañrt, aber sicber ist dies Bündnis nicbt, denn Gebraucb wie beute. Sie waren aucb ebem wie unsere. sobald nur die Vorteile beider nicbt mehr Hand in Hand geben, bricbt aucb der alte ZAviespalt immer wieder von Ob die Angelsachsen gesellscbaftlicbe Spiele gebabt neuem aus, Der gegenseitige Nutzen verbindet sie und darüber feblt jede Auskunft. Jedenfalls waren Wetten das ist freilicb ein starkes Band, in der Hand einer weisen baben, bei ibnen sebr gebraucblicb. Ibre wicbtigste Unterbaltung Regierung bocbst gewaltig, aber die Naturen der Volker im Frieden war die Jagd mit Hilfe von Hunden und Falken. werden dadurch nicbt umgewandelt. Hierbei kamen Pfeil und Bogen zur Anwendung. Bis zur Zeit Karls des Grossen berrsclite bei den Franken das deutscbe Wesen vor, wie aucb die deutscbe Dies sind die ersten gescbicbtlicben Anfânge jenes Spracbe die Hauptspracbe war. Seit Karls Tod aber Inselvolkes, das beute nocb immer die Jagd zu den nobel- bracb die alte Gewalt des Rômertums, wie es sicb in den sten Bescbaftigungen zabit, nocb beute über die Massen Kelten festgesetzt batte, hervor und naliin überband und wettet, übrigens aber zugleicb das Volk Europas ist, so ging mit der deutscben Spracbe aucb deutscbe Art und gern Welches am strengsten auf kleine gesellscbaftlicbe Ge- Sitte westlicb vom Wasgau unter. Es bildete sicb das branche bait und jeden, der sie nicbt kennt und beacbtet, Franzosentum. scbnell abtut: No gentleman, no lady, Sie beberrscben das und rings den Erdball geben ibre Stationen: B. Die Tracht. Meer, um überall glânzen, wo ein wicbtiger Punkt ist, an den Toren Die altesten Nacbricbten reichen bis zum An ange des der Meerbusen etc, ibre roten Rocke hervor. Und docb 5. Jabrbunderts binauf, wo zuerst die Merowdngiscben hangen sie fester an ibven beimatlicbeii Gewobnbeiten als Fürsten in Gallien vordrangen. Dort aucb beginnen wir irgend ein anderas Volk der Erde, diese Angelsachsen. unsere Darstellung und beenden sie mit der Mitte des 9. Jabrbunderts, wo der Vertrag von Verdun Deutscbland von Frankreicb trennte. •——• 1. OewOhnliche Tracht. III. Die- Franken. Obwobl die Fürsten, sowobl die merowingiscben als 25—28. und meistens auch die Farbe nach karoliugiscben Stammes, ibre Würde nur durcb wenige (Tafel Zeichnung kund Ferrarlo, Hefner, Herbé, Maillot, Spalart, Wagner und Wlllemin. Abzeicben taten, so wollen wir denselben docb, wie Fur den Text nocb Jac. Falke.) aucb der Waffentracbt, einen eigenen Abscbnitt widmen. a) Bedcckung des Rumpfes. A. Einleituiig. Auszeicbnend für die Franken, gegenüber den anderen Nicbt erst sôit ihrer Einwanderung in die Lander deutscben Volkerscbaften, z. B. Angelsachsen und Longo- westlicb des Rbeines und der Yermiscbung mit den dort barden, ist der enganliegende Leibrock. Er war rundum Leibrock wobnenden Kelten waren sie den Sacbsen fremd und zu- gescblossen bis auf einen kleinen, vom Halslocb vorn binab- wider scbon da sie nocb in Deutscbland bausten, waren gebenden Scblitz, der aber aucb nicbt immer vorbanden sie mit diesen in fortwabrenden Streitigkeiten verflocbten. ist (Taf. 25, 8). Dies Gewand musste also über. den Kopf Zum deutbcb ausgesprocbenen Volkskampf kam es freilicb angezogen werden wie unser Hemd, aber es war nicbt erst, als sicb die Franken mit keltiscbem und romiscbem dasselbe, weil es kein „Untergewand", sondem ein bei Wesen bekannt gemacht und dasselbe in sicb aufgenommen vollem Anzug ganz sicbtbares Kleid war. Es reicbte kaum III. Die Franken. 125 ^ bis zu den Knieen, besonders wenn es über dem Gûrtel, baren Borten eingefasst, ebenso die Ârmelenden (Taf. 25, wie gewôhnlich, eine Bausche bilden sollte (Taf. 25, 7). 4; 26, 1). Die Verzierung dieser Borten war anfangs In der alten Zeit war der Rock nocb kürzer und be- freilich sehr einfach: es lief eine oder zwei Linien an der decktë kaum die Halfte der Oberscbenkel (Taf, 25, 8). Kante bin, dazwischen eine Reihe von Kreisen (Taf. 25, Seine Armel warea dann ebenfalls kurz und liessen fast 12) oder von Edelsteinen, die deren Stelle vertreten, oder den ganzen Arm nackt (Taf. .25, 8), spâter aber ver- es wurden statt der Kreise Kreuze und dergleichen ge- langerten sie sicb gleichzeitig mit dem Kleide selbst, in w^âhlt (Taf. 26, 7 u. 11), oder zwischen den Linién ein demselben Mass, wie die alte Abbârtung abnahm. Diese Zickzack (Taf, 26, 9) oder ein Gewebe aus Kreuzlinien •scbwand, die Kleider wuchserr. Da Tacitus schon als (Taf. 25, 4, 10 u. 11). Gegensatz zum Mannerkleid die Frauengewander ^armellos" Der Mantel, noch im 4. Jahrhundert bei manchen Mantel nennt, so folgt daraus, dass schon um d'as Jahr 100 n. Chr. deutschen Stâmmen das einzige Kleid der unteren Stânde, der Mânnerrock Armel batte, wenn auch nur kurze, demi war auch bei den Franken ursprünglich das Hauptgèwand. er nennt auch Halbarrael. Freilich liesse sich aus letzterem Sie trugen ihn, gleich den anderen Germanen, auf der auch folgern, dass die Manner damais schon zuweilen rechten Schulter durch eine Nadel oder Spange befestigt auch lange Armel getragen hâtten. Unter den Merowingern und so Iang, dass er bis ans Knie oder etwas über das- waren sie bereits bis ans Handgelenk verlângert und den selbe hinaus reichte (Taf. 27, 3—5). Seine Farbe stand noch heute sogeuannten deutschen Hemdârmeln âhnlich, in dem Beheben des einzelnen, scheint aber sehr hâufig vorn geschlossen (Taf. 25, 2—4). Dieser Rock bleibt rot oder rotlich gewesen zu sein (Taf. 25, 4; 26, 4). Vor- wahrend der Regierung der Karolinger gebrâuchlich und nehine besetzten auch den Mantelsaum mit Borten, wie noch im ,10. Jahrhundert hat er das alte Recht (Taf. 27, die Kônige ihn mit Edelsteinen schmückten (Taf. 25, 13). 14). Ja, da ihn die Franken am lângsten beibehielteii, Nach dem Mônch von St. Gallus waren die Mântel zur hiess er spâter sogar der frânkische Rock. Zeit Karls des Grossen grau und blau. Urspriinglich wurde er aus Wolle angefertigt, spâter Der Stoff des Mantels war stets WoUe; schon unter aber scheint er, besonders/bei den Vornehmen, aus Lein- den Karolingern waren die ^friesischen" Mântel berühmt wand bestanden zu haben, die dann schon um die Zeit und blieben es mehrere Jahrhunderte hindurch. Noch der Vôlkerwanderung bel alien Stânden gebrâuchlich war. heute wird jener dicker Wollstoff Pries genannt. Sie Uni die Hüften wuirde er gegiirtet und man liebte wurden damais wirklich in Friesland und den benachbarten Gûrtel es, über dem Gürtel den Rock zu einer Bausche hervor- Niedeiianden verfertigt und es ist bekannt, dass, als die zuziehen (Taf. 25, 3, 4 u. 7; 27, 4 u. 5). Franken unter Karl dem Grossen anfingen, die kurzen Seine Farbe ist vollig imbestimmt, d. h. beliebig, gallischen Mântel zu tragen, der Kaiser, da sich die Friesen deñn ein jeder trug ihn in einer anderen Farbe. Dies solche Cben so tener wie die deutschen langen Mântel be- gilt sowohl von dem wollenen als leinenen Rock, demi zahlen liessen, verbot, von ihnen andere zu kaufen als diese. auch dieser war farbig. Statt des Mantels trugen die Franken auch hâufig Nach Tacitus' Aussage wurde dieses Kleid anfangs Pelze und man kannte schon damais den Luxus mit edlem Peizc nur von den Reichen getragen; das ârmere Volk dagegen Rauchwerk sehr wohl. Pelzbesâtze waren etwas ganz Ge- beschrânkte seine ümbüllung auf das zweite Hauptstñck wôhnliches; die alten Heldenlieder erzâhlen ja oft geniig der deutschen Traclit, den Mantel. Doch w^ar zur Zeit davon. Dergleichen fiel natürlich nur den Reichen anheim, Chlodwigs der Rock schon eine ganz allgemeine Tracht, indessen der gemeine Mann einen gewôhnlichen Schafpelz nicht nur bei den Franken, sondem auch bei den benach- oder dergleichen trug, die rauhe Seite stets nach ausseu. barten Westgoten und Burgundem, wie aus dem Bericht Da der Pelz oft viel zu klein war, so blieb freilich ein des Sidonius Apollinaris deutlich hervorgeht. Dass er bei grosser Teil des Korpers unverhüllt, und dies wird auch den ersteren auch aus Leinwand war, wird ausdrücklich verschiedene Maie bestimmt erwâhnt. — Wir erinnern erwâhnt, ebenso, dass er bei den letzteren kurze Armel batte, hier an die schône Erzâhlung des St. Galler Monchs won überkieid Über diesem oder man kônnte auch sagen unter der Jagd, auf welcher Karl der Grosse seinen Schafpelz, diesem Gewand trugen Vomehme spâter noch ein zweites seine Grossen aber kostbare Mântel aus Hermelin, Pfauen- âhnliches, so dass das eine zum Hemd, das andere zum federn und dergleichen trugen. Rock wurde. Wann dies zuerst geschehen, lâsst sich nicht Es gibt noch jene erste deutsche Kleiderverordnung, mehr genau nachiveisen, doch mochte ich aus anderèn worin Karl der Grosse den Preis des gefütterten langen preise Karis Anzeichen wobl schliessen, dass es schon unter deu letzten Mantels auf 20 Solidus, den des einfachen auf 10 fest- des Grossen Merowingern der Fall war. Jedeníalls war es unter den setzt. Ein Rock mit Marder- oder Otterfell gefüttert, Karolingeni Sitte, und es batte dann das Hemd lange sollte 30, einer mit Zieselmaus 10 Solidus kosten. Und Armel und der Rock kurze oder Halbârmel (Taf. 26, .1); solches ailes bei einer Strafe von 60 Solidus. . Man sieht bisweileii jedoch batte auch der Rock lange enge Armel hieraus am besten, wie weit das Kürschnerhandwerk schon (Taf. 27, 8). in Blüte stand. Besatz Die Sâume des Rockes waren bei den Vornehmen Die Frauen legten auf die Kleidung nicht weniger Frauen; mit Streifen von anderer Farbe oder auch wohl mit kost- Wert. Spinnrocken und" Webstuhl fehlte selbst nicht in spinurad 126 Das Mittelalter. den konigliclien Gemacliern und die feine Leinwand wurde des Gewandes (Taf, 27, 6), so dass es ausseben sollte, als schon seit Anfang unserer Zeitrechnung von den deutschen sei das Kleid, vorn binab often. Frauen selbst gesponnen und gewoben. Die niederen Der Gürtel, welcber das ausserste Gewand umgab, Gürtei Stande bescbafften sicbi aucb auf solcbe Weise ihre Woll- war entweder aus demselben Stoft (Taf. 26, 6 u. 7) und stoffe selbst. Die liôberen ûberliessen dies bald den sicli scbeint dann mebrmals umgewickelt und die Enden unter- bildenden Handwerkern; wahrsclieinlicb war ibnen die gesteckt zu sein, denn er ist immer von ansebnlicber Breite, Wollarbeit zu grob. Docb. wird nocb von den Tocbtern oder er bestebt aus Goldgewebe oder Leder mit Gold be- Karls des Grossen erzablt, dass sie vom Vater aucb zu scblagen. Die Koniginnen der Merowinger tragen einen dieser Arbeit angebalten wurden. sebr langen Gürtel, der einmal um die Hüften reicbt, Unttrkieid Die Frauen trugen ein langeres Gewand als die Manner; binten sicb kreuzt und dann vorn scblaft und tief im es reicbte bis auf die Füsse, war aber urspriinglicb eben- Bogen berabbângend verknotet wird, so dass die beiden falls enff und besonders in der oberen Halfte fest an- Enden fast bis zur Erde reicben O (Taf. 25, 10 u. 12). Das ,, scbliessend (Taf. 26, 3). Anfangs scbeint es keine Armel obenliegende mittlere Stück des Gürtels ist mit Edelsteinen gebabt zu baben, denn Tacitus erwabnt dies ausdriicklicb. besetzt (Taf. 24, 10). Spater scbeinen statt solcber ein- Spater aber gab man ibm kurze Ârmel, wie das beutige facbe Gürtel bebebt gewesen zu sein, denn jene kommen Frauenbemd sie nocb bat (Taf. 25, 6), und zwiscberidurch nicbt mebr vor, dagegen dient statt des Knotens eine kamen aucb Falle vor, besonders in den boberen Standen, Scbnalle zur Befestigung des Gürtels (Taf. 26, 9). wo man die Armel bis zur Handwurzel verlangerte, wie Anfangs waren die Stofte einfarbig, welcbe zu den Farbung die des Mannerrocks (Taf. 26, 2 u. 8). Diese Tracbt scbeint Kleidern sowobl als zu den Manteln genommen wurden. sicb dann unter den Merowingem verallgemeinert zu baben, Seit den Zeiten der Karolinger kber kamen bei beiden so dass sie auCb bei den imtersten Standen sicb fand Gescblecbtem gemusterte Stofte vòr und zwar in der Weise, (Taf. 25, 1). Am Halse lag das Gewand anfangs dicbt an dass auf einfarbigem Grunde in regelmassigen Abstanden und batte daber zum Durcblassen des Kopfes nocb einen Kreise, Steme, Lilien, Kreuze oder Punkte in Gruppen kleinen Scbbtz vom Halslocb abwarts (Taf. 26, 3). Bald erscbienen (Taf. 26, 9 u. 11; 27, 11 u. 12). Diese Zeicb- aber erweiterte man dieses zu einem Ausscbnitt, der nun nungen waren von anderer, meist auffallender Farbe, bei der Mode freien Spielraum liess, die denn aucb nicbt ver- den Fürsten nicbt selten aus Gold. feblte, sicb alsobald einzufinden und die Halsoffnung bald Der Mantel der Frauen war bis zu den Zeiten der Mantel der Frauen ruud (Taf. 26, 9)j bald viereckig (Taf. 25, 6), bald grosser Karolinger kürzer und aus leicbterem Stofte als jener der und bald kleiner zu gestalten, bei Strafe, von alien ibren Manner (Taf. 25, 5 u. 6). Gewobnlicb trugen sie ibn aut Narren im jeweibgen Ubertretungsfalle veracbtet zu werden beiden Scbultem und bielten ibn auf der Brust durcb eine — wie solcbes nocb beute gilt. Spange zusammen (Taf. 26, ? u. 6). Docb kamen aucb überkieid Aucb die Frauen trugen wobl sebr bald doppelte Abweicbungen von dieser Regel vor, so dass er wie der Gewander, d. b. sie zogen unter oder über dem eben ge- Mannermantel getragen wurde (Taf. "25, 5). nannten nocb eins an, welcbes gleicbfalls aus Leinwand Seit den Zeiten der Karolinger wurden die Frauen- verfertigt wurde (Taf. 25, 12). Zu den Veranderungen der mantel langer und weiter, ja bei mancben Vomebmen so Mode musste natiirbcb das aussere Kleid dienen. Bald weit und lang, dass sie binten auf dem Boden nacb- gab man ibm lange Armel, die vorn eng zuliefen (Taf. 25, scbleppten (Taf. 25, 2 u. 5). Um diese Zeit aucb" wurde 12), bald sebr weite (Taf. 25, 10), bald mittelweite der Mantel, um mebr von dem Kleide sicbtbar zu lassen, (Taf. 26, 6), bald nur eine Audeutung derselben, die bis vom auf der Brust statt durcb eine Spange baufig durcb eine Spange^oder zur Acbsel often war (Taf. 26, 7); bald wurde es bis Borte oder kleine Scbnur oder Kette zusammengebalten (Taf. mitten auf den Unterscbenkel (Taf. 26, 6 u. 7), bald nur 26, 11), die gewobnlicb von einer Acbsel zur anderen reicbte. etwas über das Knie binaus getragen (Taf. 26, 11), bald Dass aucb die Mantel an den Saumen oben, unten wieder verlangerte man es bis auf die Füsse (Taf. 27, 6). und vom binab mit Borten oder kostbaren Besatzen geziert Besatz Aucb die Lange der Armel war nicbt unveranderlicb waxen, verstebt sicb fast von selbst (Taf. 26, 5, 6 u. 9), (Taf. 27, 6 u. 12). ebenso, dass statt solcber aucb Goldstickereien oder gar Selbstverstandbcb erbielt aucb das aussere Kleid die Edelsteine dienen mussten (Taf. 26, 2). Die Farbe der scbonere Farbung oder die Farbe überbaupt, indessen man Frauenmantel war meistens lebbaft, aber nicbt blendend; das untere gewobnlicb weiss liess. War es aber aucb blau in belleren Scbattierungen scbeint vorgeberrscbt zu gefârbt, so war die Farbe eine milde und bescbeidene, baben (Tat. 25, 5 u. 6; 26, 6 u. 9). die nur dem Òbergewand als Hintergrund dienen sollte Der Stoft war entweder ein leicbterer Wollenstoff (Taf. 26, 7;. 27, 6). Ebenso gab man diesem letzteren den oder Leinwand, denn die Falten deuten keinen so scbweren Besatz kostbaren Bortenbesatz am Halsausscbnitt (Taf. 25, 10 u. Stoft an, als der der Mannermantel ist. Fürstinnen trugen 12), am unteren Saume (Taf. 26, 7, 9 u. 11) und an den sogar seidene Mantel, wie dies von den Tocbtern Karls "Enden der Armel (Taf. 27, 6 u. 12). Zuweilen verlangerte des Grossen ausdrücklicb erwabnt wird. — Ubrigens er- man aucb den Besatz des wirklicben oder scbeinbaren zablt aucb scbon Sidonius Apollinaris in dem 5. Jabr- Scbbtzes (Taf. 27, 12), sogar bis auf den unteren Saum bundert von seidenen Manteln der Fürsten. III. Die Frankeji. 127 Noch ist zu erwalinen, dass man auch bei den Manteln Da er kein fremdlandisches der Manner bringen. einfacbe und an- doppelte unterschied, b. Kleidungsstück d. solche legte oder ohne und solche mit begiinstigte, so lasst sich daraus Futter. Letzteres scheint folgern, dass meistens. seine Mütze wohl auch ein Stuck der frankischen aus einem hellen Stoffe Tracht o-e- und also vielleicht aus Leinwand O wesen sei, das bestanden haben. langst gebrauchlich war. Denn gerade der- zu gleichen liebte er. Das letzte Stiick der Eginhard versichert Frauenkleidung ganz bestimmt, war der Schleier Karl habe nur zweimal in seinem und auch Kopftuch oder das Kopltucli. Leben, da Es war dem der Angelsachsinnen nur auf dringende Bitten der fremde Tracht gleich und bestand an- auch Papste, aus Leinwand, wie dieses, wurde gelegt, auserdem sei er stets in auch deutscher ebenso umgelegt. Doch scheint hier gegangen. es nicht ein so 1st obige notwendiges Stück der Schlussfolgerung, wie wir Frauentracht glauben, richtig, gewesen zu sein als so haben die Franken breite Mützen dort, vielleicht weil ahnlich das lachende Frankreich getragen, ganz nicht jene den byzantinischen, nur noch etwas hoher und oben immerwahrenden breiter Nebel des britischen Insellandes kennt, 25, 3 u. Der Stoff die (Taf. freilich 4). wollenes noch oder bis diesen mag Tag eine Zeug sorgfaltige Ver- gewiss sehr oft Pelz hüllung des gewesen sein, wie denn der Kopfes angenehm machen. Daher heutige ânderte deutsche Bauer noch eine grosse Vorliebe das fiir Kopftuch bei Pelziniitzen Peizmtuzen den frankischen Frauen auch zeitweilig hat 25, 4; Grosse (Taf. 26, und Form. 1). So trugen es die merowingischen Frauen Über die Haar- und Barttracht der sehr Franken sind da- nur kurz, dass es eben Schlafe und Nacken umflatterte gegen die ausführlichsten Nachrichten (Taf. vorhanden. 25, 10 u. 12). Dagegen wurde es zu den Zeiten Zur Zeit ihres Zuges nach Gallien der trugen sie noch das Karolinger nach angelsachsischer Art getragen, so dass lange Haar, auf dem Scheitel Kopf, Hals zusammengeknotet. Aber Haar es und Schultem umgab und nur das Gesicht, schon unter oder bald hernach aber auch einen Chlodwig schoren sie" ihr Teil des Haares, denn die Dichter er- Haar kurz und nur die wahnen desselben „gelockten und ihr Ge- immer, frei lasst Konige" (Taf. 26, 5, 6 u. 11). schlecht dm-ften Locken Noch lange tragen. Wie diese Verande- spater, nach Karls des Grossen Tod, wird jener rung in so kurzer Zeit Schleier lange Schleier moglich war, lasst sich nicht mehr daraus, den wir von den Alten her kennen erklaren, da wir bei den und der der Stirn über Angelsachsen den gesehen haben, dass von Eücken hinab bis zur der alte Widerwille der Germanen gegen kurzes Erde reicht und oft Haar, das so lang war, dass er, um nicht nach- Zeichen des Sklaven, nicht so leicht durch die Diener der zuschleppen, aufgenommen werden musste (Taf. 27; 6 u. 12). Kirche zu besiegen war. dass bei der Hier finden wir auch Moglich, fiir ihn despotischen gemusterte Stoffe in An- Regierung Chlodwigs seine Gewalt mit der Kirche sich wendung gebracht. verbündete und so den alten Hass gegen kurze Haare b) Kopfbedeckung. überwand, der noch heute in manchem Wort unserer Sprache seinen Ausdruck findet. Über „Lass mich eine solche fehlen hinreichende ungeschoren", Nachrichten, sagt man, wenn man jemandes Gewalt oder ab- und wir müssen Drângen uns durch spâtere Zeiten und Schlüsse wehren will, und das soil also nicht heissen: mir nach der „Nimm Analogie helfen. nicht die WoUe!" sondern „Mache mich nicht zu deinem Ursprûnglich trugen die Franken, wie die meisten Sklaven! Lass mir mein Haar!" „Ich gebe kein Haar Germanen, gar keine Kopfbedeckung. Als sie zuerst in der dafiii'" und ,Er hat Haare lassen müssen" Geschichte gehôren wird gleich- genannt werden, von ihnen auch berichtet, faUs hierher. — was sonst besonders von den Sueven gilt, dass die Manner Aber trotz dem hohen Werte der langen Locken Haarschopf ihr Haar von alien Seiten des Kopfes nach dem Scheitel schoren die Franken schon im 6. Jahrhundert ihr hinaufkammen und Haar, dort in einen Knoten verschlingen besonders im Nacken, ziemlich kurz, zwar noch nicht so (Taf. 25, 8). wie die Sklaven es trugen, aber weit kürzer als alie Da aber spatere Bilder übrigen von Konigen, z. B. das des Deutschen. Nur der Konig trug lange Locken, die früher Locken der Chlodwig (wie man es bezeichnet) am Portal der Frauen- jeder Freie trug. Auch ais die kirche Corbeil und Frankenkônige unter den zu das friihere Mosaikbild Karls des Hausmeiem Pipin und Karl schon blosse Grossen Rom Schattenkonige zu (besonders dies letztere), eine Kopf- geworden waren, trugen sie doch noch Bart und Haar bedeckung zeigen, só lasst sich daraus vermuten, dass lang, die letzten Zeichen ihrer Würde. Ais aber Childerich eine solche überhaupt Sitte gewesen sei. Auf diesem abgesetzt wurde, war die erste die ihn für leider nicht mehr Erniedrigung, vorhandenen Bilde trug Karl der Grosse den Thron unfahig machte: des Haares und Mütze eine breite Mütze Kürzung (Taf. 26, 12). Da nun ein kurzer Ver- Bartes. Ebenso verfuhr man, wenn ein Prinz dem Throne gleich lehrt, dass allé seine übrigen Kleidungsstücke in entsagen soUte. Die Majordome behielten ihr der Form sich nicht dagegen von den gewohnlichen unterscheiden, kurzes Haar und ihren Bart. so ist die gevvohnliclien obige Vermutung wohl begriindet, um so mehr, Hier ist eines Zweifels zu da ausserdem bekannt gedenken, der noch immer ist, dass dieser Fürst die eigentüm- nicht H^rtracht ganz zu beseitigen ist. erzahlt von Karl liche deutsche Eginhard ¿es Grossen oder frankische Tracht (also wie Augustus dem Grossen, dass er Haar und Bart nach der frankischen die romische, die Toga, siehe S. 85) überall vorzog und Sitte getragen habe, namlich ersteres ziemlich kurz alies dieselbe in ge- tat, Ehren zu halten oder zu Ehren zu schoren und über der Stim horizontal abgeschnitten, letz- Das Mittelalter. 128 teren dagegen glatt rasiert bis auf den Scbnurrbart. die Locken gefallen waren, sparten jene Zeit und Mübe, Ebenso er auf dem oben erwabnten Mosaikbilde dar- weil auf ibren Hauptern wenig mebr zu pflegen war. war in einen auf- gestellt, das sebr viel Anscbein des gleicbzeitigen Ent- Vorber aber, als sie nocb ibi Haar Schopf ber- stebens für sicb hat. Diesen beiden, die, besonders der gebunden trufen, musste dieser in künstlicbster Weise ' O O nicbt erste, eigentlich nícht zu bezweifeln sind, stehen Schilderung gericbtet und woblgesalbt sein, wenn sein Trâger Man denke und Abbildungen spattírer Zeit gegenüber, welche den Konig den offentlicben Anstand verletzen wollte. Jacke oder nur mit nach merowingischer Komgsart in langen fliegenden Locken sicb einen mif eng anliegender kurzer Germanen mit und mit langem volien Barte darstellen. Wir haben uns einem Pelz bedeckten, sonst nackten ge- in den Abbildungen der alteren Darstellung, also der Be- salbtem Haarscbopf und woblgekammtem furcbtbaren das Bild eines Franken in der schreibung Eginhards, angeschlossen (Taf. 26 ,12) und nur Knebelbart: so bat man denn er einen kurzen Vollbart neben starkem Scbnurrbart an- frübesten Anstandstracbt. Lacberlicb ist es nicbt, und das Denn es kam Kafl dem Grossen nur bei pflegte, was ibm die Natur gegeben, Hauptbaar genommen. er den nicbt seltenen Gelegenbeiten darauf an, zu prunken, und immer war obendrein sein Freibeitsbrief; wie batte des Volkslebens auf das sorgfaltigste bedenken solien! Urn ein ^var es ibm wicbtiger, die Elemente zur Gegen- Sebón diesem Grunde lasst sicb stück dazu zu liefem, welches den Unterscbied zwiscljen Geltung zu bringen. aus sein langes Haar bezweifeln. Jedenfalls ist Cbildericb III. den germaniscben und anderen Stammen in der Uranlage • wir auf einen Insulaner des Indiscben der letzte gelockte Franke, zeigt, verweisen der Ebenso baben wir bei den Angelsacbsen trotz unserer; Ozeans, z. B, Lakediven, der dem ankommenden Euro- blaue Haar gelten lassen, indem wir paer, wenn er diesem in bocbster Pracbt erscbeinen will, starken Zweifel das und in zugleicb unsere Gründe für diese Annabme darlegten. Es mit einem alten scbábigen scbwarzen Zylinderbut Brust kommen bei den Tracbten der Volker freilicb oft er auf der unglaub- einer europaiscben Weste, deren Rückteil licbe Dinge vor, aber wir mogen dennocb nicbt obne die trâgt, übrigens aber obne sonstige Kleidung, entgegen- unendlicbe ausserste Notigung solcbe Unwabrscbeinlicbkeiten zugeben, tritt und so freilicb dessen Lacbmuskeln in eine wie oben das blaue Háar. Auf der anderen Seite lasst Bewegung setzt. Wir konnten von den Negern Afrikas Uber- sicb aber aucb nicbt a priori bebaupten, das sei unmoglicb, solcbe Szenen zu Dntzenden erzablen und begen die un- denn wenn es nocb vor 80 Jabren füi' gescbmackvoU gait, zeugung, dass dergleicben bei den Indogermanen Aveisses Haar zu tragen, das steif gebacken sein musste: môglicb ware. Zeit ibres Bart warum sollte es nicbt früber einmal für sebón gegolten Der Bart der Franken bescbrankte sicb zur den Scbnurrbart. baben, blanes oder grünes Haar zu tragen? Ein aus- ersten Auftretens in der Gescbicbte auf gebleicbtes Scbwarz kann das Blau nicbt sein, sebón Man rasierte also alies bis auf den Bart der Oberlippe und als nur darum, weil kein sacbsiscber Konig scbwarzes Haar baben trug dafûr diesen so stark und lang môglicb konnte, denn die alten Gesetze, besonders der Sacbsen, (Taf. 25, 4 8). Und wie spater nur die Kônige Locken u. bestraften jede Missbeirat mit dem Tode, damit bei den trugen, so aucb nur sie den voUen Bart (Taf. 25, 11 u. 13). Adalingen die Grosse der Leiber und die Haare der blonden Aucb bis zu. den Karolingem berrscbte diese Sitte, und Vollbarte Haare und blauen Augen unverwandelt erbaltén würde. erst durcb sie, die das Vorrecbt dèr Locken und Aucb bat sicb die scbwarze Farbe an anderen Stellen der nicbt begebrten, kamen letztere in allgemeinere Aufnabme Bilder scbwarz erbalten warum sollte sie es nicbt aucb (Taf. 25, 8; 26, 1; 27, 4, 13 u. 14). bei den Haaren getan baben? Wir mussten uns daber Den Bart gar nicbt zu scberen, gait dem Germanen ôfter oben trotz des inneren Widerstrebens für die Môglicbkeit für eine barte Entbebrung oder Busse, daber kommen oder der- des blaugefârbten Haares entscbeiden. bis zu — Ebenso ist es Gelübde vor, sicb erlangter Genugtuung môglicb, dass Karl der Grosse lange Locken und langen gleicben den Bart nicbt zu scberen. der Frauen ist durcb das Kopf- Frauen: Bart gebabt babe, aber es ist bôcbst unwabrscbeinlicb Die Kopfbedeckung zum Teü trotz aller Gegenbeweise. tucb oder den Scbleier scbon grôssten erledigt. Auf die blonde Farbe des Haares wurde aucb nocb in Ausserdem tragen die frankiscben Frauen wobl zuwejlen die Haube spâterer Zeit viel gebalten. Wie man beutzutage dem rôt- kleine flacbe enganliegende Hauben, abnlicb denen^-=. Sie lichen Haare durcb Bleikâmme eine dunklere gedampfte beute nocb das Landvolk in Mitteldeutscbland trâgt. Lessen den vorderen Farbe zu geben bestrebt ist, so strengte man sicb in jener umscblossen nur das Hinterbaupt und Zeit an, den feurigen Glanz môglicbst zu erbôben oder zu Kopf unbedeckt (Taf. 25, lu. 5). Sitte erzeugen. Zu dem Ende hediente sicb allerlei künst- Zur Zeit Karls des Grossen scbeint es man gewesen stimbinde licber Mittel: eine Salbe aus Bucbenascbe und Ziegenfett, werden zu sein, Stirnbinden zu tragen. Bei seinen Tôcbtem eine Lauge von Kalk und einigen Beimiscbungen und der- dieselben immer als purpurne bezeicbnet. Sie umscblangen gleicben; nacb Sidonius Apollinaris salbten die Burgunder die Stirn und bielten das Haar von derselben zurück ibr Haupt mit einer scbarfen oder sauerlicben Butter. (Taf. 26, 8 u. 7). Aucb wurden um diese Zeit netzartige festbielt Ausserdem verwandten sie aucb sonst eine Stimbinde grosse Hauben getrugen, welcbe die (Taf. 26,2). Pflege auf das Haar und zwar die Manner in der ersten Das Haar wurde von den Frauen des Volkes in allerlei Vor- Zeit nocb mebr als die Frauen. Erst nacb Cblodwig, als Formen, meist ziemlicb frei, getragen (Taf. 25, 1). III. Die Franken. 129 nelime banden es aucb wobl im, Nacken, wie nach rômischer worden waren (Taf. 27, 18 u. 14). Sie unterscbeiden sicb Art, zusammen (Taf. 25, 6). Am gebrauchlichsten aber von den romiscben Umwicklungen immef dadurcb, dass zopfe war es bei ihnen, wie bel den Koniginnen, lange Zopfe bei diesen nur eine Soble oder Sandale am Fusse sitzt zu tragen. Das Haar wurde mitten ûber dem Kopfe ge- und die Riemen ausserdem dicbt aneinander binlaufen scbeitelt und auf jeder Séite zu einem oder zwei Zopfen (Taf. 27, 1 u. 8), bei jenen aber ein Scbub durcb die verflocbten, die dann vom hinabbingen und mit Bândern Riemen gebalten wird und diese sicb in grossen Zwiscben- oder Scbnüren durcb- oder uniflocbten waren (Taf. 25, raumen kreuzen (Taf. 27, 11 u. 14). 10 u. 12; 26, 2 u. 7). Es gait fiir scbon, sebr langes Die Frauenscbube waren, soviel man davon seben Frauon- Haar zu' baben und es wurde daber auf die Zopfe eine kann, nicbt wesentlieb von denen der Manner unter- soTgsame Pflege gewandt. scbieden; natürbcb sind bier die obne Riemen geraeint. Mit der karolingiscben Zeit scheinen aber diese, Bei Voraebmen erscbeinen sie oft durcb Stickereien verziert wenigstens als Iang berabbângende, ein Ende zu finden, denn (Taf. 26, 7; 27, 6 u. 12), bei Fürstinnen aucb wobl mit in der Mitte des 9. Jabrbunderts wird das Haar frei in Locken Edelsteinen besetzt. Engelbert erzablt sogar, als er den flattemd getragen (Taf. 26, 3). Scbon bei Karls des Grossen Auszug Karls des Grossen und seiner FamUie zur Jagd rau und Tocbtern ist es nacb der Bescbreibung zweifel- scbildert, dass Tbeodrade dabe] des „Sopbokles scbonen baft, ob sie bângende Zopfe trugen oder aufgewundene Kotburn getragen babe. 1st dies nur dicbteriscbe Über oder freies Haar. Es beisst von ibnen nur, das Haar sei treibung oder trugen die Frauen damais auf der Jagd mit Scbnüren umwunden gewesen; dies kann sicb aber Halbstiefel? Letzteres ist ebenso moglicb als das erstere ebensogut auf Zopfe als auf Locken bezieben. Docb mocbte und immer nocb wabfscbeinlicber. icb micb für das erstere entscbeiden, weil Karl der Grosse Die Beinbekleidung ist den Germanen im Altertum alie alten Sitten aufrecbt erbielt oder wiederberstellte, und fremd; wenigstens bescbreibt Tacitus diesselben als nackt- die langen Zopfe waren etwas recbt eigentlicb Deutscbes. beinig. Docb mogen einzelne Stamme, die um das Scbwarze Meer wobnten, scbon zu Anfang unserer c) Fuss- und Zeilrecbnung Beinbekleidnng. welcbe getragen baben. Ja, wenn Wirtb Recbt bat*) und Der Franke trug von alters ber bis lange nacb Karl die Tbraker aucb Deutscbe waren, so bat es scbon zu schuhe und dem Grossen Scbube, woran zwei Riemen von fast 2 m Herodots Zeiten Beinbekleidungen bei den Germanen im Hosen bei Riemen L-¿jjge befestigt waren, welcbe kreuzweise um Unter- und Osten gegeben. Aucb sind es nacb den deutscben Quellen Oberscbenkel ^^"grmanen^" gescblungen wurden (Taf, 25, 8). Dies war die Goten, also wieder Umwohner des Scbwarzen Meeres, die einbeimiscbe, germaniscbe Tracbt der Franken, neben welcbe zuerst Hosen trugen. Nacbweisbar gescbab dies welcber aber bald nacb ibrera Einzug in Gallien aucb die scbon im 4. Jabrbundert n. Cbr. Geburt, aber das ist einfacben Scbube oder Riemen, wie man sie dort trug, in keineswegs der Anfangspunkt dieser Tracbt. Scbon Herodot Gebraucb kamen (Taf. 25, 1—4) und zwar so, dass sie erwabnt der Goten (Geten) und spatere romiscbe Scbrift- mebr getragen wurden als jene. Sie waren ziemlicb bocb, steller erzablen gleichfalls von ihnen. So muss demi dieser gingen binten und an den Seiten nocb über die Knocbel Stamm mindestens acbt Jabrbunderte lang seine Wobnsitze und bedeckten vom den ganzen Spann Hier waren sie, am Scbwarzen Meere bebauptet baben. um das Anzieben zu erleicbtern, gescblitzt und wurden Die Franken aber, wie die Longobarden und Sacbseii, mit einem Riemen zusammengescbnürt. Der Scblitz scbeint kannten ursprünglicb keine Beinkleider. Nacbweislicb ist Hosen im zeitweilig sebr weit nacb den Zeben binabgereicbt zu baben. dies bei ibnen bis zum 5. Jabrbundert. Die Longobarden Die Scbube beider Arten waren aus Leder; früber liess nabmen nacb Paulus Diakonus, die Hosen von den Romern man das Haar am Fell, so dass es nacb aussen gekebrt um 620 an; die Burgunder batten nocb zur Zeit des war; spater, als man auf die Farbe Wert legie, musste Sidonius Apollinaris keine Beinkleider. Die Franken lernten selbstverstandlicb das Haar wegfallen. Man fârbte die die Sitte, Hosen zu tragen, von den Galliern, also erst nacb Scbube scbwarz (Taf. 26, 1), rot (Taf. 27, 5 u. 6), gelb îhrer Einwanderung in die Lander westlicb vom Wasgau, (Taf. 27, 8); Fürsten verzierten sie aucb wobl mit Gold und diese Nacbabmung fand, wie sicb leicht denken lasst, (Taf. 26, 12} oder bed ckten sie ganz damit (Taf. 27, 11). nicbt sogleicb, sondern erst nacb und nacb statt. In der Zeit der letzten Karolinger scbeinen aucb Docb scbon lange vor den Karolingern waren die stiefei Stiefeln getragen worden zu sein. Dieselben reicbteii bis Hosen etwas Alltaglicbes geworden. Eine genauere Be- ans Knie und wurden vorn durcb Scbnüren oder Knopfen, wie scbreibung der Beinkleider baben wir durcb Eginbarts Gamascben, dem Unterscbenkel angescblossen (Taf. 27, 4). Scbilderung der Kleidung Karls des Grossen, Sonacb, da Im Kriege dagegen scbeint man sicb ebensowobl der Halb- sicb an Karl die frankiscbe Tracbt ganz unverfalscbt dar- stiefei bedient (Taf. 27, 5), als aucb nacb alter romiscber stellt, trugen die Franken Hosen von Leinwand bis auf die Hosen und Art den Fuss mit Riemen umflocbten zu baben ^ (Taf. 27, Füsse und Strümpfe darüber bis ans Knie (Taf. 26, 12), 1, a u. 9). welcbe von den sicb kreuzenden Scbubbândern am Unter- Mit dem Ausslerben der Karolinger verscbwinden scbenkel festgebalten wurden. Unterhalb der Kniee bielt Die Kreuz- aucb die fraukiscbeû Kreuzriemen um das Bein, nacbdem sie zuvor scbon bis auf den balben Unterscbenkel bescbrankt *) Wirth, Geschichtc der Deutschen, I. Teil, 9. Hauptstück. Kretschmer a, Rohrbach, Trachten der VOlker. S. Âufl. 17 130 Das Mittelaltér. ein Band Strumpf und Hose zusammen. Ven dieser Tracht Gallien gab erst den unendlichen Schmuck her, den wir scheinen jedocli frülier und spáter allerlei Abweichungen spater bei ihnen finden. Dieser gehorte den Mânnern vorgekonimen zu sein. Früher scheint man ais erste Bein- ebensowohl wie den Frauen an. békleidung nacb den blossen Eiemen (Taf. 25, 8) lange Der Manner Schmuck sind vorzugsweise die Arm- Armringe und nicbt ganz enge Hosen getragen zu haben (Taf. 25, ringe. In den Grâbern finden sie sich in grosser Menge, 2 u. 3), was aucb sehr wobl übereinstimmt mit den bel zuweilen dutzendweise an einem Arme. Sie sind in der den GalHem gebraucblicben. Dann scheinen bald, um Breite sehr verschieden, von der Dünne des Drahtes bis dóch die Schenkel, die an die engen Riemen gewohnt zum Bande von mehr ais 2 cm Breite. Mit ihnen be- waren, wieder eng zu umschliessen, die Beinldeider ver- schenkte der Heerführer oder Konig sein Geleite. Da sie engt worden zu sein, so dass sie fast wie ein Trikot an einer Seite offen und sehr elastisch waren, so formten anschlossen (Taf. 25, 4; 26, 1 u. 4); dazu trug man sie sich leicht jedem Arme an. Feindliche Kampfer, die gewohnliche Schuhe. Für den Krieg behielt man aber sich gegenseitig ehren wollten, tauschten zuweilen ihre noch lange, "wde es scheint, eine Riemenumwicklung nach Armringe aus. tjberhaupt spielen die ,roten Ringe* eine romischer Art bei (Taf. 27, 1, 3 u. 9). Hierbei wurde Hauptrolle in den alten Heldensagen. Auch Sanger wurden der Schuh durcb die Sandale ersetzt. damit geehrt. Die „leuchtenden Bogen* oder Baugen iiosen mit Zu Karls des Grossen Zeit, vielleicht erst durch seinen sind ein Hauptaugenmerk aller Helden. Walter nimmt den Kreuz- T^j]2en, kamen die alten frankischen Schuhe mit den meter- dem Etzel, ais er dort mit so viel riemen ' Hildegunde fiieht, Ringe iangen Riemen wieder in Gebrauch; dabei sah man die mit als das Pferd nur tragen kann; dem Günther von Beinkleider nur bis ans Knie; vielleicht waren sie auch Burgund allein will er deren hündert schenken. Siegfried nicht langer, w^eil man der Unbequemlichkeit des Anziehens, empfangt von Kriemhild, ais er von Island als Bote kommt, welche die Iangen verursachten, los sein wmllte. Wahr- 24 Armringe als Botenlohn, — und andere Beispiele mehr. scheinlicher jedoch gingen sie, wde vor- und nachher, bis Wie lockend solcher Schmuck war, sieht man aus der auf die Füsse. Der Unterschenkel erhielt Strümpfe zur Erzahlung der Novaleser Chronik über den Besuch des Bedeckung oder blieb, wie bei den Kriegern, halbnackt, Algis bei Karl dem Grossen in Pavia. Denn als nach indem man die andere Halfte, wie schon erwahnt, durch der Tafel dieser an den zerbrochenen Knochen untar dem das romische Riemengeflecht bedeckte (Fig. 27, 1 u. 3). Tische, aus denen das Mark ausgesogen war, merkt, dass Bald nach Karl dem Grossen warden die Hosen wieder jener Gewaltige sein Gast gewesen, und sich ârgert, den mehr sichtbar, weil man nur Socken statt langer Knie- Feind nicht erkannt und gefangen zu haben, erbietet sich strümpfe trug und auch die Schuhriemen entsprechend einer seiner Hoflinge, den Algis zu betrugen und zu fangen, verkürzte (Taf. 27, 13 u. 14). Oder man trug statt der wenn ihm der Kaiser seine Armringe als Lockspeise dazu Haibstiefei Sockeu uud Schuhe Halbstiefe! (Taf. 27, 5) oder auch lange gebe. Dies geschieht, und bald ist der Flüchtling von Stiefel oder Gamaschen bis ans Knie (Taf. 27, 4). Das Bild dera Yerfolger erreicht, der ihm die golden en Bogen bietet. Karls des Kahlen zeigt noch die Iangen kreuzweise gelegten Der starke, aber auch vorsichtige Algis nimmt sie vom Schuhriemen, die er vielleicht im Andenken an den Gross- Kahne aus auf der Speerspitze an und sendet grossmütig vater trug (Taf. 27, 11). Nach ihm kommen sie ntir noch dafür seine eigenen dem Kaiser, der bei der Rückkehr selten vor. seines Boten sich getauscht sieht, da er statt des Feindes Farbe der Die Farbe der Hosen war keine bestimmte. DerKonig nur dessen Armringe empfangt, die ihm, als er sie anlegt, trug meistens rote; der Vomehme wahlte nach Belieben bis an die Achseln rutschen, sobald er den Arm hebt: blau, grün, weiss, braun, rot u. s. w, (Taf. 25—27). Ebenso Karl konnte daraus lernen, was für Arme der batte, den war es mit den Strümpfen oder Socken, die aber gew^ôhnlich er so gern in seiner Gewalt gehabt hattè. von anderer Farbe waren ais die Hosen, Die Riemen der i Sonderbarerweise treffen wir auf den Abbildungen Schuhe hatten ursprünglich die natürliche Farbe des Leders; j selten Armringe an, indessen sie in den Grâbern wie in aucb Karl der Grosse trug sie so (Taf. 26, 12). Spáter den Sagen und Erzahlungen eine so wichtige Rolle spielen, fârbte man sie gern (Taf. 27, 9, 13 u. 14) und der Konig Man erkennt daraus, wie unsicher es ist, wenn man nur trug sie übergoldet wie die Schuhe selbst (Taf. 27, 11). einer Quelle folgen kann und keine ande ren zur Ver- Der Monch von St. Gallus erzahlt, dass man zu Karls gleichung daneben hat. des Grossen Zeit feuerrote Strumpfbander und ebensplche Die Armringe scheinen besonders an der Hand- Leinwandhosen, kunstreich bunt gefarbt (gemustert?), ge- wmrzel getragen wordeii zu sein; dies gilt von beiden tragen habe. Geschlechtern (Taf. 25, 6; 27, 11). Denn auch die Frauen trugen solche, obwohl bei weitem nicht in solcher Menge d) Schmuck. ! wie die Manner. Seit der ersten Zeit bei den Franken ein Hauptgegen- Verziert waren die Armringe selten. Gewohnlich sind verzierung stand ihrer Sorge. Schon unter Chlodwig war des Goldes es eih- oder mehrmal den Arm umschlingende Spiral- die Fülle. Ob sie aber auch vor ihrem Einzug in Gallien wdndungen eines Bandes oder Drahtes. Ersteres hat zu- schon so reich waren, lasst sich sehr bezweifeln, demi weilen eingeritzte Linien, -svelche die Seiten begleiten oder damais trugen sie statt des Goldes nur Bronze. Das reiche die Flache kreuzweise durchziehen. Erst zur Zeit der III. Die Franken. 131 Karolinger wurden die Arbeiten der Goldscbmiede krnist- irgend eine ândere (Taf. 25, 13). Der untere Rand des reicher. PurpurgeAvandes ist, wie aucb meistens die untere Armel- Mantel- Aiisser den Armringen trugen beide Gescblechter an ôffnung, mit Goldborten besetzt und diese sogar bisweilen spange zunachst die Spange am Mantel, welche nocb durcb Edelsteine gescbmückt (Taf. 25, 11). Bei auf der Schulter oder auf dei* Brust iJiren Platz fand, Karl dem Grossen finden wir, wenn er im bocbsten Omat staatskieid Aucb sie Avurden anfangs oft aus zAvei Spiralen dargestellt, erscbien, eine golddurcbAvirkte Tunika, einen kostbaren Grossen die . uacli . entgegengesetzten Seiten liefen und aus derén Mantel mit Gold gestickt und von goldener Agraffe ge- Zentrum sicb Nadel und Haken entwickelte oder war ein balten und Scbube mit Edelsteinen besetzt. Sein Deuen- O einfacher Biigel, iiber welchen sicb die Nadel spannte, wie gebange war von Gold, ebenso der ScbAvertgriff, den solche jetzt seit einigen Jidirzehnten von England aus obenein nocb Edelsteine zierten, Docb trug er bei minder wieder in Gebraucb gekominen sind. Spater wurden die feierlicben Gelegenbeiten nie ein Scbwert, an dessen Griff Mantelspangen mit goldenen Blattern oder mit Edelsteinen Kleinode glanzten, Aveil ein solcbes gewiss zum Gebraucb geziert (Taf. 26," 2 u. G). nicbt das bequemste sein konnte. Anderer Yon den Prauen wurden ausserdem nocb Haarnadeln, (Bis in das vorige Jabrbundert baben die bis zum Vermeint- Schmuck (Taf. 26, 2, 3 u. 7) aucb in Form der Stepbane, Ende des deutscben Reicbes in Nürnberg, jetzt in Wien .ç^an^er Karis Halsringe (Taf. 26, 2), Obrringe (Taf. 26, 9; 25, 6), die aufbewabrten Gewandstücke, welcbe Karl dem Grossen an- des Grossen unten einen Ejiopf oder aucb eine zusammengesetzte Ver- gebort baben sollten, als solcbe gegolten. Cbr. Gottl. v. Murr zierung trugen, Scbn alien am Gürtel (Taf. 26, 2 u. 9) und bat das "V'erdienst, in seinen ,MerkAvürdigkeiten der anderer Scbmuck getrageu. Fingerringe finden sicb eben- Stadt Nümberg, 1778" diesen alten Irrtum gründlicb be- falls; docb mogen dieselben nur von Mânnern getragen seitigt zu babe indem er z. B. aus der an dem Mantel worden sein. Ein besonderer Scbmuck, der zur karo- befindlicben Kufiscben Inscbrift nacbAveist, dass derseíbe lingiscben Zeit und spater den Franken eigentiimlicb war, 1138 in Palermo in der Koniglicben Gewand-Maiiufaktur stab mit war ein grosser starker Stab mit einem silbernen oder verfertigt worden ist, also wobl scbAverlicb fiber 800 Jabre goldenen Knopf oder Griff, der mit Yerzierungen bedeckt vor seiner Yerfertigung von Karl dem Grossen kann ge- Avar (Taf. 27, 18). Der St. Galler Moncb nennt diesen tragen Avorden sein. Abnbcb ist es mit den andeçen Stab „ stark und scbreckbcb", Avoraus Avie aus anderem Edeidem). bervorgebt, dass er vorzugsweise als Waffe diente. Sollte Jeder bôcbste Ornat Avar, wie Avir oben andeuteten, er A-ielleicbt die durcb Karls des Grossen Edikte den bei Karl dem Grossen seiten, denn Eginbart erwâbnt imr friinkiscben Maiinem entrungenen Waffen ersetzen? Denn ZAveimal in Karls Leben die lange Tunika, als dieser nam- Gewohn- seit dieser Zeit war das Recbt, die Waffen zu tragen, licb, Avie scbon erAvâbnt, den Pâpsten Hadrian und Leo anfangs bescbrankt, bemacb voUig aufgeboben worden. zubebe rômiscbe Tracbt trug. Es scbeint sonacb, als ob des Grossen Und trotzdem boffte Karl das Allodialsystem vor dem Karl sonst immer den kurzen frankiscben Rock getragen Untergang zu retten! Er gab mit der einen Hand, was er babe, Avas aucb wobl môglicb ist. Ebenso wabrscbeinli'cb mit der anderen nabm — so stiirzte mit ibm sein ganzes ist es, dass Aveder unmittelbar vor nocb nacb ibm die Regieruugsgebaude zusammen. Kônige die lange Tunika trugen, sondem es ist weit eber anzunebmen, dass die Karolinger, Avie sie nicbt den Locken- scbmuck der frfiberen Herrscbér annahmen, aucb die 2. Hoftracht. Tunika derselbe verscbmâbten und sicb, ausser vielleicbt Im wesentlicben war sie von der gewobnlicben Tracbt bei der Krônung und dergleicben Gelegenbeiten, mit kurzem, niebt unterscbieden, denn aucb nocb zur Zeit des Glanzes frânkiscbem Rock Avie mit kurzem Haar begnfigten. Ja, des Frankenreicbes trugen die Herrscber ausser bei feier- Karl der Kable trâgt im volien Ornate den kurzen Rock, Kari der licben Gelegenbeiten eine Tracbt, die im Scbnitt dieselbe mit Goldborten am unteren Saum geziert, Avelcbe Edel- Byzaiitini- war wie die Tracbt der ûbrigen Franken. Aber scbon steine tragen. Hier ist also das germaniscbe Edeid eut- CblodAvig legte als Gescbenk des griecbiscben Kaisers die scbieden in die Hoftracbt aufgenommen und bat das lange Tunika, den Purpurmantel und die übrigein Stücke rômiscbe aus seiner ausscbliessenden Stellung verdrâugt der Kousulartracbt an (Taf. 25, 11) und von nun an blieb oder sicb einen Platz neben demselben erobert (Taf. 27, 11). dieses die auszeicbnende Tracbt der frankiscben Konige, Auf einem Bilde, das Avir Ferrarlo entnebmen (Taf. 27, 8) so oft sie feierlicb auftreten wollten. ist derselbe Kônig freibcb aucb mit eiiier langen weisseii Tunika Diese Tunika ist sebr Aveit und reicbt bis auf die Tunika, einer kfirzeren farbigen darfiber und fiber dieser Füsse. Sie bat lange Armel, die am Handgelenk an- mit dem frankiscben Rock bekleidet. Aber in dieser scbliessen. Sie bestand aus weisser feiner Leinwand. Tracbt erregte er, wie es beisst, das offentbcbe Missfallen. obere Uber derselben trug der Konig eine zAveite, etwas Man tadelte das „Fremdé", die lange Tunika. Tunika j^gj^^ere mit weiteren Armeln und aus scbwererem Steff Der Mantel der frankiscben Konige blieb in seinem Mantel (Taf. 25, 11 u. 13). Sie ist gefârbt in Purpur (Taf. 25, 11), Scbnitt durcb allé Zeiten derselbe, nur seine Yerzierung oder^ wenn über ibr nocb ein abnbcbes Kleid getragen wecbselte nacb dem Gescbmack der Zeit. Er war dem Avird, dann erbalt dieses die Purpurfarbe, sie selbst aber gewôbnbcben Mantel âbnlicb, der auf der recbten Scbulter 17* 132 Das Mittelalter. oder auf der Brust durch eine Spañge zusammengehalten dem sich ein freier Bogen über den Kopf nach hinten wurde, nur war er langer, so dass er bis auf die Knôchel zu dem entgegengesetzten Stück wôlbt (Taf. 28, 14), Die reichte (Taf. 25, 11 u. 13; 27, 11). Seine Farbe war Schilder sind mit Bildem verziert und mit Edelsteinen und meistens purpurn (Taf. 25, 11; 27, 8), docli kommen auch Ferien rundum reich besetzt. andere Farben daneben ver (Taf. 25, 13). Géwobnlicb Die Krone Karls des Kahlen nahert sich in der Form Krone Karis Kahien sind es doppelte, d. h. gefutterte. Mantel, welcbe die mehr den beutigen Kronen, indem von den vier Lilien, die Konige tragen, und ist die Farbe des Futters meistens auf dem Stirnreif stehen, vier Bogen nach der Mitte des weiss (Taf. 25, 11; 27, 8 u. 11). Einfache Mantel finden Kopfes gehen und sich doft in einen lilienartigen Knauf sich selten (Taf. 25, 13). vereinigen (Taf. 27, 11). Besat z etc. Die Saume sind mit Goldborten besetzt, spater werden Auf einer anderen Darstellung desselben Fürsten tragt des Mantels diesen nocb Edelsteine und Ferien befestigt (Taf. 25, er eine Krone, welcher diese vier Bogen fehlen, und die 10—13; 27, 8 u. 11). Die Spange, welcbe den Mantel bait, also nur aus einem Reif mit vier Lilien besteht (Taf. 27, ist golden und géwobnlicb durcb Kleinode verziert. 10). Der Ring ist auf beiden Kronen mit Kleinodien be- Obwnbl zú dieser Zeit und aucb spater gemusterte setzt. Sehr eigentümlicher Gestalt ist dagegen die Krone, Stoffe sebr beliebt waren, scbeinen doch die Miinnermantel welche dieser Konig auf dem Bilde bei Ferrarlo tragt nie aus solcben bestanden zu baben. (Taf. 27, 8). Hier wôlben sich von beiden Lilien über den Fvauen-. Die .Hoftracbt der Frauen unterscbied sich in Kleid Obren zwei grosse Bogen nach dem Scheitel hinauf, wo ti acht Mantel nicbt wesentbcb von der gewohnlicben Frauen- sie sich berühren und dann etwas rückwarts gebogen jeder tracht. Die Stoffe waren kostbarer, reicber verziert; der in einer Lilie endigen. Zugleich gehen kurze Auslaufer Scbnitt aber derselbe wie dort (Taf. 25, 10 u. 12; 26, 9 von denselben vor den Ohren hinab bis zur Wange, u. 11)., Furpur und Weiss waren die beliebtesten Farben, gleich als sollten sie jene schützen oder die Krone am und die Vomehmen gingen kaum anders ais in Gold- Kopfe festhalten. brokat, kostbaren Felzen oder Seidenzeugen von der grossten Das Bild einer Kaiserin aus dem 9. Jabrhundert trâgt Kostbarkeit. Goldstickereien, Ferien,. Edelsteine waren wie einen goldenen Stirnreif mit aufrecht stehenden Zacken ausgestreut über die ganze Kleidung von oben bis unten, aus Juwelen (Taf. 26, 9). Nacb Engelberts Beschreibung von dem Schleier bis zu den Scbuhen. Eine besondere hat die Gemahlin Karls des Grossen wie auch die Tochter Krone Krone Auszeichnung der Herrscherinnen war nur die Krone. eine purpume mit Edelsteinen besetzte Stimbinde um die Grofs^n^ln- Diese scheint meistens von derselben Gestalt gewesen Schlafen gewunden und über derselben trugen sie ibre dern . zu sein Wie die des jewèiligen Kônigs (vergleicbe Taf. 25, Kronen. Wie dies zu denken sei, wird uns nur dann klar, 10 u. 11). Auch pflegt sie dies noch heutigen Tages wenn wir Abbildungen jener Zeit binzunehmen. Dann zu sein. müssen wir zur „Stirnbinde" auch das ^Kopftuch" setzen. Krone Die erste Krone, von welcher eine Darstellung sich Denn andere Abbildungen mit blossen ^Binden" fehlen Chiodwigs jg|- ¿gg Chlodwig auf dem schon erwabnten ganz. Allé Darstellungen aus jener Zeit von Fürstinnen Skulpturbilde zu Corbeil _ (Taf. 25, 11). Sie gleicht voU- zeigen, dass dieselben ein Kopftuch trugen und die Krone kommen der der gegenüberstehenden Konigin (Taf. 25, 10). über dasselbe setzten (Taf. 26, 5, 6 u. 11). Nur so ist also und besteht in einem breiten mit Ferien und Edelsteinen auch Engelbert zu verstehen, so oft er der Stimbinde besetzten Stirnreif, der den Kopf ganzlich umgibt und erwahnt. Karl des Grossen Tochter trugen. demnach ein vom wie bin ten gleich breit ist. Ob der Raum, den er Kopftuch, das zunachst von einer purpurnen Stimbinde, umschliesst, durch eine Mütze gedeckt ist, die vielleicht am die auch Edelsteine tragen mochte, gehalten wurde, und Reife festsass, ist ungewiss; wir haben es so angenommen über dieser die Krone. Ebenso unterliegt es keinem Zweifel, und überbaupt Mützen von ganz ahnlicher Form mit auf- dass die Frauen aus der Familie Karls die Kronen selbst gestutzter Krempe bei den Franken als gang und gebe auf der Jagd trugen, also wobl bei jedem offentlichen vermutet (siehe S. 127). Môglich ist es aber auch, dass Erscheinen. Denn wenn sie nicht einmal beim Jagdanzug die Erhohung über dem Reife bei Chlodwigs Kopf. nur fehlten, so wüssten wir kaum einen, wo sie eher fehlen die Grenze des Haares andeuten soli. konnten. Auch von Karls Sohn Fipin heisst es; „Und Kronen 01 o- Die Kroneii Fredegundens und Clotars abneln sich, die Stirn mit dem rôtlichen Golde umwunden" — bei ^'degXie^r "^dem beide nach oben in vier lilienahnliche Zacken derselben Gelegenheit. endigen. Doch erheben sich diese bei der ersteren gleich Andere Kronen von Fürstinnen sind an Gestalt sehr Forsten- aus dem Ganzen (Taf. 25, 12), indessen sie" bei der letzteren verschieden (vergleiche Taf. 26, 5, 6 u. 11). Bald ist der Reif auf einen Ring aufgesetzt sind (Taf. 25, ,13). mit Zacken oder Strahlen besetzt, bald mit Bogen überwolbt. Krone Karis Karls des Grossen Krone (d. h. die gewohnlich dafür Von besonderer Gestalt ist die eines des Gro.sen Kopfbedeckung wird und sich bei den Reichskleinodien in Wien burgundischen Kônigs (Taf. 25, 9), die wir Herbé ent- befindet), besteht aus acht ungleichen Schildern, die unten nehmen. Die rot, und golden gestreifte Mütze ist mit eckig, oben in einen Halbkreis endigen und mit der langen einer weissen Stimbinde umschlossen, die im Nacken sich Seite aneinander gestellt sind. Das grosste ist das Stirn- zu einem Schirm verbreitert. Am untaren Rand liegt ein stück; dieses trâgt ein hohes reich verziertes Kjeuz, von schmaler Goldstreif mit einer Ferlenschnur. III. Die Franken. 133 zepter Das Zepter welches die frankischen Konige trugen, Als AngriffswaKe diente ein Spiess oder das andarte sich wie die Kroné bei Doppel- Spiess und jedem neuen Herrscher. beil. Ersterer war aus Holz mit eiserner Doch stimmen die langer meisten dieser Zeichen Spitze der Macbt darin und wurde oft aucb als Wurfspiess letzteres überein, dass der gebraucbt, gewobniich nur kurze Stab oben eine (Taf. 25, 8) batte ebenfalls einen bolzernen Stiel von etwa knospenartige Verzierung trâgt, aus welcber sieb spater 60 cm Lânge. das Zeicben der Lilie entwickelt (Taf. 25, 11 u. 13;^ 27, 11). Ein Scbwert tmgen nicbt allé Das Krieger, sondern nur schwert Zepter war golden und mit Edelsteinen besetzt. die Anfübrer; es bing an der recbten Hüfte. Um einzelries anzufiibren, erwabnen Dagegen wir nocb, dass war der Dolcli, welcber links das getragen wurde, ziembcb Doich Zepter Cblodwigs an dem Portal der Abtei S. Germain allgemein gebrâucblicb. Helme kamen wobl dann und de Prez ein Stab ist, der oben einen Adler trâgt. An der wann vor, docb ebenfalls nur bei den Fürsten. Frauenkircbe zu Corbeil wird dessen Stelle durcb eine Erst mit dem Auftreten der Blatter Karolinger ânderte sieb verzierung vertreten (Taf. 25, 11). Dagegen ist auf die Bewaffnung des Heeres. Scbon um die Mitte des Spatere dem Zepter Dagoberts in der Àbtei S. Denis eine Hand 8. Jabrbunderts fübren die Franken ausser den friiberen angebracbt, welcbe auf einem Postament einen Adler bait; Waffen, Spiess und Beil, aucb nocb den dieser Streitkolben, die trâgt zwiscben seinen Flügeln eine Frau. Arrabrust und die Scbleuder batten sie nun Zepter Karis Ganz Dagegen abweicbend voii diesen kurzen Stâben ist das aucb oder des ürossen Spiesse Lanzen, die gegen 1 m waren Zepter Karls des Grossen. Iang Dasselbe ist ein mannsbober (Taf. 27, 5). Stab, auf dessen Spitze ein sebón verziertes Postament Die Scbwerter Avaren allgemeiner geworden und wur- schwert das Bild des Kaisers im volien Omat trâgt. Dieses ist den jetzt links getragen (Taf. 26, 4 u. 10; 27, 3 u. an sieb allein 9). etwa 20 cm bocb; er bâlt in sitzender Das kurze Scbwert der alten Zeit wurde scbon unter den Stellung 'in der Linken ein langes Zepter, in der Recbten letzten Karolingern lânger und nabm nun immer mebr an einen Reicbsapfel. Das Ganze ist aus Gold und mit Grosse zu (Taf. 26, 4 u. 10), bis es im 11. Jabrbundert Perlen etc. gescbmiickt. das lange Ritterscbwert geworden war Hugo Capets Statt des Zepters trâgt ein Bild des ersten Capet Scbon frübe verzierte man Griff und Scbeide. Bei ^i-rchtfgL^t sogenannte Hand der Gerecbtigkeit (Taf. 28, 13). den Konigen waren sie bocbst kostbar oder Dies ist aucb bescblagen nur eine besondere Form eines Zepters, mit Steinen besetzt, so das Scbwert Cbildericbs die (Taf. 28, spâter bei den Gericbtsverbandlungen eine eigene Be- 16) und die beiden Scbwerter Karls des Grossen (Taf. 28, deutung erbielt. Es ist ein Stab, auf welcbem oben eine 17 u. 21) Die Griffe sind an diesen Hand ganz von Gold und in der Form der Eidesleistung angebracbt ist. Edel- die Scbeide reicb mit Gold beladen. steine und Perlen umgeben die Handwurzel, wo sie auf Als Scbutzwaffen waren ledefne Hamiscbe (Taf. 27, Hamisci) dem Stabe befestigt ist. 1 u. 9), Scbuppenpanzer,(Taf. 26, 4 u. 10; 27, 3) und Helme Helm Schuhe Die Fussbekleidung der Herrscber und Herrscberinnen verscbiedener Art gebrâucblicb. Diese waren bald nur unterscbied sieb nur durcb ibre Kostbarkeit von der ge- einfacbe Hauben (Taf. 27, 3), bald zu einem Kemm "auf- wobnlicben. Sie war mit Gold gestickt oder besetzt wârts gekrümmt (Taf. 27, l), bald mit z. B. und mit Perlen Yerzierungen, und anderen Kleinodien ausgescbmiickt Tiergestalten oder Flügeln (Taf. 27, 2), besetzt. Aucb' (Taf. 26, 12). trug man zur Zeit Lotbars sebr weite Helme, die zugleicb Handschuhe Hier muss aucb nocb der Handscbube erwâbnt werden, die Obren vollstândig überstülpten (Taf. 27, die 9); spâter, unter den Karolingern zuerst in Gebraucb kommen. Sie gegen das 10. Jabrbundert, erbielten sie aucb eine Scbiene sind gewobnlicb purpurn oder weiss, aber nicbt aus Leder, zum Scbutz der Nase (Taf. 26, 10). sondem aus Leinwand oder einem âbnlicb dünnen Stoff. Die gewobnlicbe Bekleidung der Krieger war freilicb Gewohniiche einfacberer Art und bestand aus einer Mütze, dem engen '^^rieger'^ 3. Kriegstracht. kurzen Rock Beinkleidern und Scbuben (Taf. 26, 1). Ein Mantel wurde nur von den Anfübrern Von der âltesten getragen, wie denn Zeit wissen wir, dass der Franke, aucb nur diese die oben erwâbnten Panzer und Helme den Scbild ausgenommen, obne Scbutzwaffen in den Kampf trugen. Docb war der Scbild alien ja, aucb Kriegera gemein und 20g> jener feblte oft. Er war dann einzig und bald eckig, bald oval, bald kreisrund allein (Taf. 26, 4; 27, 3 u. auf seine Kraft 5), und Scbnelligkeit angewiesen, denn bald unten spitz (Taf. 26, 10). Er war von Holz oder weder der kurze Rock oder Mantel nocb die Riemen um Leder und mit Metall die Scbenkel bescblagen (Taf. 26, 10; 27, oder vermocbten 5) Scbutz gegen einen Angriff zu aucb ganz aus Metall (Taf. 27, 3), und im 9. Jabrbundert verleiben. Der Kopf batte nur den Haarscbopf und Avar Avaren gemalte Yerzierungen auf demselben also aucb gebrâucblicb; schiide be- vollig scbutzlos, wenn nicbt der scbon erwâbnte docb Avaren dies nocb keine Wappen, sondern Schiw Scbild aucb bier Erzeugnisse das Notisre tat. der Laune des einzelnen. Dieser, die einzige Scbutzwaffe des Franken in der Die Franken kâmpften ebensoAVobl zu Ross als zu Reiter âltesten Zeit, war aus Holz und mit Leder überzogen oder Fuss, ja nacb Eginbard scbeint es sogar, dass das erstere aucb wobl bei den Anfübrern aus Metall. Er war lânglicb, mebr als bei irgend einem anderen Yolke der Fall war meist acbteckig und etwa 1,20 m bocb (Taf. 25, 8). Es muss dies darum besonders auffallen, da die Deutscben 134 Das Mittelalter. ostwárts des Rheins, abgesehen vom Adel, fast nur zu Im Rolandslied wird oft erwahnt, wie Roland gegen das Fusse fochten. Ende seines letzten Kampfs bei Ronceval sein Horn blies, Dass die Umwickluug der Beine mit Riemen auch so dass es der Kaiser jenseits der Pyrenaen horte und ihm Beinriemen unter den Karolingern nocli im Gebrauch war und zwar so, zu Hilfe eilte, jedoch bekanntlich zu spat kam. Dies dass die Riemen entweder über die Beinkleidçr (Taf. 27, 9) Rolandshorn war ein Elefantenzahn; sonst waren die Oder über die Beine (Taf. 27, lu. 3) liefen, bald eng ge- Homer aus Stierhôrnern mit Metallbeschlag oder auch gewickelt nach romischer Art (Taf. 27, lu. 8), bald weit- wohl ganz aus Metall. láufio'er nacli Art der Franken, ist schon früher erwáhnt Zur friedlichen Unterhaltung schlug man die Harfe O ' worden, ebenso, dass auch deren Stelle Halbstiefel oder oder die Leier (Taf. 28, 10—12). Letztere hatte drei bis Leier an Stiefel (Taf. 27, 4 u. 5) getragen wurden. fünf Saiten und war aus Holz, bald von dieser, bald von jener Gestalt. Die altesten Leiern aus dem 7. Jahrhundert sind hochst einfach geformt: von dem Klangkasten gehen C. Gerate. zwei Arme aus, die sich oben in einem Bogen vereinigen; dieser trâgt die Wirbel für die Saiten. 1. í^tubengerilt. Die Harfen waren rechtwinkelige Dreiecke, an deren Harfe Die Franken pflegten sich auf den mit Stroh oder Hypotenuse die Stimmwirbel sassen; diese war der Klang- Schilf belegten Boden zu setzen, und derselbe war auch kasten. schemei und ihre Schlafstátte. Nur die Fürsten hatten Schemel, Bânke Übrigens war die Musik bei den Franken in Ansehen, Banke Tisclie, aber auch diese waren ziemlich roh aus Holz und zwar dienten die Instrumente nur zur Begleitung des und mussten die beiden ersteren erst durch aufgelegte Gesangs. Besonders in Blute stand sie unter Karl dem Bolster benutzbar gemacht werden. Lehnstühle wurden Grossen. Mit seinem Tode aber brach die Verwirrung erst sehr spat gebrauchlich, denn noch bis zu Ende des über das Reich herein, in welcher durch den unseligen 15. Jahrhunderts hatte man in Frankreich nur Schemel und Bürgerkrieg, wo die Sohne gegen den Vater und Brüder Thron Bíinke zum Sitze. Von den Thronen der Konige sind uns gegen Brüder kâmpften, die sanften Musen flohen und einige Abbildungen übrig geblieben, aus deuen wir zwei der Roheit den kaum erworbenen Platz raumen mussten. in der Tafel aufgenommen haben, beide sind aus den Zeiten Mit ihnen floh des Reiches Herrlichkeit. Was aus den der Karolinger (Taf. 28, 22 u. 23). Der eine ist ein zerfallenden Trümmern sich neu bildete, war kein Franken- Sessel, der eine gebogene Rüoklehne hat (23). Auf einem reich, sondera Deutschland und Frankreich. Ihnen werden viereckigen Kasten, der auf einem breiteren Fusse ruht ■wir fortan gesondert unsere Betrachtung Avidmen. und einen ebensolchen Sitz trâgt, erhebt sich mit einer sanften Biegung nach innen eine hohe steile Lehne, die — den Kopf weit überragt. Der andere ist der Thron Karls des Kahfen (22) mit gerader steiler Lehne, die an den Ecken mit Lilien, sonst mit Juwelen reich ausgeschmückt IV. Die Franzosen ist. Ubrigens ist er dem vorigen ahnlich. Vor dem Sitze steht die niedrige Fussbank in deniselben Stil. Beide sind im 10., 11. und 12. Jahrhundert. aus Holz, bunt bemalt und vergoldet. (Tafel 29, 31, 34 und 35. Nach Hefner, Willemin, Herbé, Bock, Maillot, Lacroix, Spalart und Wagner, zum Tell auch nach 2» Oefi&sse. Skulpturen im Berliner Museum. Der Text nach denselben Werken.) Die gewôhnlichen Gefâsse waren aus gebranntem Ton, wie die der alteren Vôlker überhaupt; sie schliessen sich in Á. der Form den übrigen germanischen Von den Einleitung. genau an. kostbareren sind auch noch einzelne Überreste und haufiger Die Einwirkungen des rômischen Wesens ândern in noch Abbildungen erhalten, die uns zeigen, dass bei diesen dieser Zeit allé Gestaltungen des Lebens allmâhlich um, in- Gefâssen auch der rômische Einfluss mitgewirkt habe. So dem sich vereinigt, was bisher getrennt nebeneinander be- erinnert die Vase (Taf. 28, 19) an antike Muster, ebenso stand, und das rômische, gallische und germanische Wesen das Rauchfass (Taf. 28, 15) und, wenn auch schon weniger, sich miteinander verschmolz. Die daraus entstandene die Kanne (Taf. 28, 20). Die meisten kostbaren Gefâsse Mischung war das Franzosentum. Derselbe Vorgang wieder- wurden in den Kirchen benutzt, wo sie in unglaublicher holte sich hier in alien Bereichen der menschlichen Tâtig- Menge sich nach und nach ansammelten. keit, in Sprache, Bauart, Kunst und Handwerk und, was uns angeht, auch in der Tracht. Noch unter Karl dem Grossen unterschieden sich die Gallier vun den 3. Franken; Musikaliscbe Iiistrameiite. jetzt horte dies auf. Dieser Umbildungsprozess, der sich Zu Signalen im Kampfe und auf der Jagd diente das schon seit dem 9. Jahrhundert vorbereitet und eingeleitet Horn Horn, das an einer Kette um die Hüfte lag (Taf. 28, 18). hatte, kam endlich zum Abschluss und gegen die Mitte IV. Die Franzosen im 10., 11. iind 12. Jabrhundert. 135 unseres Zeitraums, schon im 11. Jabrhundert, treffen wir Der Rock hatte am Halsausschnitt einen kurzen Schlitz in Frankreich wie in Deutschland eine eigentmnliche Tracht (Taf. 31, 5; 34, 3), der ebenfalls mit besetzt wurde. an, die verschiedene Momenta der frttheren beibelialten Unter diesem Rocke trug man allgemein das Hemd. nemd hat, in anderen dagegen durchaus neu ist. Hiermit traten Es war meistens von weisser Leinwand und behielt auch wir erst recht in das Mittelalter ein. spater, als der Rock weitere offene Armel erhielt, die vorn geschlossenen Armel bei. Zeitweilig scheint es jedoch, besonders bei den untaren Stânden, auch aus gefárbter B. Die Traclit. Leinwand bestanden zu haben (Taf. 34, 1—3). Es reichte, ebenso wie der Jabrhundert die Gallier noch in Rock, nur bis ans Knie, sah aber Bis 10. gingen hiiufig, zum da es nicht gegiirtet und gebauscht wurde, unter dem- vielen Stücken anders gekleidet als die Franken, und untar selben hervor. jenen zeichneten sich die aus den westlichen Provinzen Die Farbe des Rockes war niemals bei den untaren Farben vor anderen aus durch runde kurze Mantel, enge Wamser Stânden sondern aus Gründen der mit weiten Armeln und Hosen. Die Franken dagegen grell, Sparsamkeit ge- trugen den Rock und den viereckigen Mantel, die dampft: grau, braun oder dergleichen (Táf. 29, 1; 31, 5; engen Vornehmen untar ihnen statteten beides reichlich mit Pelz- 34, 1 u. 3). Die Einfassung hatte lebhaftere Farbung. Die Frauen des Volkes trugen ein langes Hemd aus Frauen; werk aus, und as half weder Karl dam Grossen noch seinem Leinwand mit Sohne irgend ein Verbot oder eine Massregel, diesem langen geschlossenen Armeln (Taf. 29, 7), Hemd darliber ein langes Kleid, das ebenfalls enge lange Armel Kieid Luxus zu steuern. Die Burgunder, die jetzt gleichfalls in hatte (Taf. 31, 6; 34, 4—6) und um die Hiiften das grosse Reich gehorten, trugen noch immer voile Bârte, gegiirtet wurde. Saltan finden sich am Kleide weite Armel bis auch sie gegen das Ende des 11. Jahrhunderts den (Taf. 29,7), dagegen oft an dem Uberkleid, das manche Frauen dieser übcrkieid Bart rasierten und zum Tail den Kopf schoren. Sie Zeit noch ausserdem 7 u. kurze Rocke und Halbstiefel, die wir schon bei tragan (Taf. 29, 12; 34, 10); trugen dasselbe war jedoch ein Vorrecht des Hofes oder der Vor- den Franken gesehen haben. nehmen und reichte nur bis etwas unter das Knie. Die Farbung des Kleides war noch immer einfach Farben 1. Crewohuliclie Tracht. ohne Muster. Zwar tauchten schon im 10. Jabrhundert durch die Verbindung mit Italien und dem Orient dann Diese blieb wahrend des 10. Jahrhunderts bei den und wann gemusterte Stoffe auf, blieben jedoch nur eine Franken ziemlich dieselbe wie bisher und wurde wahrend Auszeichnung der Reichsten und Vomehmsten (Taf. 29, desselben auch von den Galliern raehr und mehr an- 8 u. 12). Im 11. jabrhundert wurden sie auch gern von genommen, so dass im 12. Jabrhundert kein Unterschied Mânnern getragen, wie denn in dieser Zeit iiberhaupt zwischen den beiden Volkerstammen mehr zu finden war, Byzanz sainen Einfluss weithin geltend machte (Taf. 31, wie denn gleichzeitig auch die Sprache im 10. Jabrhundert 9, 11 u. 13). Im 12. Jabrhundert sank er dagegen wieder allmahlich jenen Verschmelzungsprozess voliendate, den zuriick, und das eigentûmliche mittelalterliche Wesen sie im 9. begonnen hatte. Das Romische mischte sich herrschte in seiner ganzen Reinheit. Die Kleiderstoffe mit dem Deutschen und so entstand das Franzosische, wurden demgemass allmahlich verandert in Farben und welches wir bereits im 10. Jabrhundert als eine eigene Mustern, darunter finden sich auch Zeuge mit Streifen, Sprache vorfinden. die horizontal laufen (Taf. 34, 6). Auch die Frauenkleider waren am Halsausschnitt, an Besatz. a) Bedeckung des Bumiifes. den Handgelenken und am untaren Saume mit Einfassungen Rock Der enge germanische Rock war im 9. Jabrhundert besetzt, die bei den Vornehmen nicht selten aus Goldborten noch unverwandelt im Gebrauch. Als Karl der Kahle um bestanden (Taf. 29, 2 u. 7; 31, 6 u. 10). Der Stoff war 860 in byzantinischer Tracht erschien mit langem weiten haufig Seidenstoff. Gewande, schleppendem Mantel etc., erregte er allgemein Der Gürtel, womit die Frauen das Kleid hièlten, war Gortci grosses Argernis, und verschiedene Abbildungen dieses im 10. Jabrhundert ein einfacher Ring, der vom ge- Herrschers zeigen, dass er keineswegs immer diese Tracht schlossen wurde, bei den hochsten Stânden aus Gold und trug, dass er also dem Geiste seiner Zeit Rechnung trug. oft noch mit Juwelen besetzt (Taf. 29, 12), bei den übrigen Im ID. Jabrhundert wurde indes der Rock allmahlich von demselben Stoff, wie das Kleid gewohnlich mit einer waiter gemacht, der Gürtel dazu benutzt, eine Bausche lebhafteren Farbe oder doch an der Stella, wo er ge- oberhalb desselben hervorzuziehen (Taf. 29, l), die nach schlossen wurde, noch besonders verziert (Taf. 29, 7; hier und nach so vergrossert wurde, dass sie ihn fast ganzlich erscheint er zugleich sehr breit). Im 11. und 12. Jahr- bedeckte (Taf. 31, 7). Zugleich wurden auch die Armel, hundert liess man die beiden Enden oder das eine etwas die früher an der Hand geschlossen waren (Taf. 29, 1), herabhângen (Taf. 31, 6; 34,' 4), im 11. Jabrhundert waiter und unten offen (Taf. 31, 5) Das schon erwahnte Überkleid der Frauen aus den überkieid und gewohnlich, wie auch der Halsausschnitt und der drei vorliegenden Jahrhunderten fand wahrend des 11. Jahr- untere Saum, mit anders gefârbtem Stoffe besetzt (Taf. 34,3). hunderts auch bei den Mânnern Anklang. Damais war 136 Das Mittelalter. das byzantinisclie Wesen, das sich sebón im 10. Jahr- hundert liebte man sie aucb an dem Rock anzubringen, hundert eingeschlichen hatte, zur Geltung gekommen und jvobei sie zuweilen den Zipfel einbüsste und zur Haube so trugen denn die vornehmen Manner lange rômische wurde (Taf. 34, 1 u. 12). Früber nâmlicb war der Zipfel Byzant. Tuniken (Taf. 29, 8; 31, 9, 11 u. 13) und über denselben ein wesentlicbes Erfordernis der Kapuze gewesen. Tunika den Mantel (Taf. 29, 8) oder einen kurzen weiten Aucb der Mantel der Yornebmen bestand gewôbnlicb Rock mit sebr weiten Armeln, die bald bis zur Hand aus dickem Wollstoff, und indessen das Yolk die matten (Taf. 31, 9), bald nur bis an den Ellenbogen gingen Farben liebte, gingen die bôbëren Stande gern in grellem (Taf. 31, 11). Ja es gab sogar welche, die auch dieses Rot, Blau oder anderen lebbaften Farben der Mantel ein- Kleidungsstück, das immer nocb einen Anklang an den ber. Besetzt oder sonst gescbmückt wurden sie ubrigens germanischen Rock bewahrte, vertauscbten gegen einen nicbt. Nur die Spange oder das Scbloss des Mantels war Mantel- langen und weiten Talar mit sebr langen und weiten Armeln Gegenstabd der Pracbtentfaltung und bestand bei den (Taf. 31, 13). Damit war denn dem Orient die Ebre Reicben aus Gold, war aucb wobl nocb mit Kleinodien gegeben. gescbmückt (Taf. 29, 12; 31, 8 u. 10). Zuweilen diente Bunte Es passte zu diesen IQeidern ganz vorzügbcb, dass statt seiner aucb eine Scbnur oder Kette (Taf. 34, 4). "''étoffeman dazu auch orientaliscbe gemusterte Stoffe verwandte. Hier verdient nocb erwiibnt zu werden, dass gegen seidene Anfânglicb waren diese Muster nocb dieselben, die wir das Ende des 12. Jahrbunderts die Seide mebr und mebr i m vorîgen Abschnitt erwâbnten, Gruppen von Punkten in Gebraucb kam, seitdem Roger von Sizilien bei seiner (Taf. 29, 8) oder regelmâssige Vierecke, abwechselnd mit Eroberung Griecbenlands (1146 und 1147) viele Seiden- Punkten besetzt (Taf. 29, 12 u. 13) und dergleichen mehr. weber von dort mitbracbte und sie in Palermo ansiedelte. Spâter ging man weiter und füllte die Vierecke mit Damit erloscb freilicb ein wicbtiger Handel nacb dem Blumen (Taf. 31, 9) oder man fârbte sie anders als die Orient, besonders mit Byzanz, Jerusalem und Alexandrien, Zwischenrâume (Taf. 31, 13) und verzierte diese wie jene von wo die Seidenzeuge bisber bezogen wurden; dagegen mit Blumen, Kreuzen, Sternen etc. Ja man abmte aucb bob sicb der Gewerbefleiss in Italien, wo ausser Sizilien den byzantiniscben Geschmack so weit netpb, dass man bald aucb Lucca, Florenz, Genua, Mailand und Yenedig die in den Feldern eingewebten Figuren durch eine be- seidene Stoffe lieferten. Scbon 1185 riibmte Ebü Djobaïr sendere Farbe hervorbob und dieselben Gestalten wâhlte die seidenen Kleider der Frauen in Palermo, woraus zur wie dort, z. B. Vôgel (Taf. 31, 11), obgleicb die Beziebungen Genüge bervorgebt, dass solcbe baufig getragen wurden, und Verliâltnisse, welche jene gescbaffen hatten, hier ganz Yon bier erbielt sie Frankreicb, und die franzosiscben Grossen fehlten. Es gab also damais fiir die Yornebmen scbon ermangelten nicbt, solcbe alien anderen Kleiderstoffen vor- Mode jenes lange Gângelband, woran sie nocb beute wie am zuzieben^ obwobl man sonst sagen kann, dass ira 12. Jabr- Narrenseile gefiibrt werden, damais von Byzanz, beute bundert die Liebe zu byzantinscber Tracbt und Pracbt von Paris und London aus; jene kecke, oft frecbe Dime, allraabbcb erloscb, indem die reicben Einfassungen ver- die in alien Lândern der sogenannten gebildeten Welt scbwanden, die Edelsteine und Kleinodien wegfielen und berumstreift und womit ein jeder Narr liebaugelt und von dergleicben mebr. Auch das Pelzwerk wurde, nacbdera Peiz-Besatz welcber viele, die weise sein wollen, versicbern, sie wollten es bis zum Ubermasse angewandt worden war, um dieselbe nichts mit ibr zu sebaffen baben und baben es beimlicb Zeit seltener, und wie es denn in jener Zeit nicbt auf- docb, jene Sittenverderberin, die Mode. Sie war scbon fallig war, dass die Herrscber ,Kleider-Ordnungen" er- damais ein erwacbsenes Kind. liessen, so findet sicb aucb ein solcbes Yerbot Pbilipp M antel Der Mantel war im 10. Jabrbundert nocb ziemlicb Augusts von Frankreicb, worin den Milizen ausser Gold allgemein der friibere, der auf der recbten Scbulter mit und Silber aucb das Pelzwerk zu tragen untersagt wird. einer Spange befestigt wurde (Taf. 29, 8 u. 9). Nacb und Dergleicben pflegte man namlicb gern an den Waffen- nacb trugen ibn aucb die Manner so, wie es die Frauen rocken zu verwenden, die bis über die Kniee reicbten und scbon langst getan batten, dass er auf der Brust ge- über der Rüstung getragen wurden (Taf. 34, 8 u. 15). scblossen wurde (Taf. 31, 8 u. 10). Im 12. Jabrbundert war diese Tracht bereits so allgemein, dass sie die alte b) Kopfbedcjekuiig. Weise ganz verdrângt batte und dass selbst im Kriege, Yon der bei den niederen Klassen beliebten Kapuze wo die letztere sicb am lângsten erbielt, der Mantel auf baben wir scbon gesprocben. Die vornebmen Manner beiden Scbultern getragen wurde (Taf. 34, 13). trugen im 10. und 11. Jabrbundert eine Art pbrygiscber paiiuia Bei den niederen Yolksklassen war eine Art Pânula Mütze (Taf. 31, 5) oder die byzantiniscbe platte Mütze Mützen sebr beliebt, ein bis an die Kniee reicbender Überwurf mit (Taf. 31, 8), welcbe besonders im 11. Jabrbundert in Auf- daran befestigter Kapuze, der bald vorn offen (Taf. 31, 7), nabme kam und zu dieser Zeit aucb nocb durcb ein bald gescblosseu war (Taf. 34, 2). Et bestand aus grobem grosses Nackentucb bescbwert wurde, welches die Kapuze Wollenstoff und diente besonders bei Regen und Scbnee. der niederen Stande vertrat (Taf. 31, 13). Docb wollen Kapuze Ubrigens war namentlicb die Kapuze so beliébt, dass sie wir den Mannern jener Zeit nicbt so unrecbt tun, ibnen so aucb obne Mantel getragen wurde, wo sie dann bis über die veruiinftige Beweggriinde fiir diese Tracbt unterzuscbieben, Scbultern zu geben pflegte (Taf. 29, 1). Im 12. Jahr- sondern wollen die Sache mit dem Ñamen benennen, den IV. Die Franzosen im 10.. 11. und 12. Jahrhundert. 137 sie ihr selbst gaben. Sie betrachteten namlicb dieses im 11. wurde welches frei Nackentuch dieses, durch als eine Stellvertreter flatterte, Art des Frauenschleiers und Haube festgehalten 10 u. im schieier der wem dies (Taf. 31, wunderbar klingen 12); 12. man Haube sollte, dass Manner Schleier trug es um Manner das Haar geschlungen und vorn auf der tragen, den erinnern Brust wir, dass die damalige Zeit byzau- 6 u. tiniscbe, also übereinandergeschlagen (Taf. 34, orientaliscbe Tracht 7). Vornehme liessen liebte, wie auch schon den Schleier im Nacken herabfallen erwahht wurde, und dass noch (Taf. 34, heute im Orient 10) und auch trugen auch wohl beim eine Art Manner Schleier Ausgehen tragen, wie Schreiber dieses Mannermütze, einst selbst die niedrig und breit auf dem und dort Kopfe getan. lag durch ein Band unter dem Kinn gehalten wurde Wer freilich (Taf. 34, nun folgem wollte, dass das 4). IL Jahr- Sehr beliebt blieb es, neben alien diesen hundert in Frankreich (und auch in Trachten, Deutschland, denn goldene Stirnbander zu welche das frei auch dort tragen, flatternde stirnband trug man sich ahnlich) ein orientalisches Klima Haar, das in Locken nach hinten auf die Schultern gehabt habe, welches den Schleier fiel, oder dergleichen er- umgaben (Taf. 29, 7 u. 9; 31, Im 12. Jahr- forderte, der wiirde 6; 34, falsch schliessen. 5). Nicht das Elima hundert fingen die Frauen wieder an, es aufzubinden und gebot, sondern die Mode. Sie machte aus den vomehmen zu Zopfen geflochten um den zu Mânnern Weiber Kopf legen (Taf. 34, — den Kleidem nach (Taf. 31, 11 u. 13). 4—7 u. 10). Aber fast vier Jahrhunderte lang batten sie Man verband auch wohl die schon eingebiirgerte Form es offen in Locken getragen, ebenfalls eine der phrygischen Mütze mit der Erscheinung, neuen orientalischen und die des Nachdenkens wert ist. erhielt dadurch eine neue, keineswegs schone Kopfbedeckung (Taf. 31, 9). Ubrigens müssen wir noch bemerken, dass c) Fiisshekleidung. die schon früher in Frankreich beliebte phrygische Mütze Allgemein ein Schuh, der bis an oder etwas über den scbub Kapuze eine nahe Seitenverwandte der Zipfelkapuze ist, nur durch Knochel ging und meistens schwarz war. In der Zeit die Richtung der Spitze verschieden, jene weist nach vorn, des byzantinischen Geschmacks diese nach trugen vornehme Manner hinten, schützt aber zugleich Wangen und Hals, farbige Schuhe (Taf. 31, 11 u. 13), wie die Frauen solches welche jene dem vornehmen Manne frei lasst. auch vor- und nachher taten Im 29, 7 u. 12. Jahrhundert (Taf. 12; 31, 10; trugen die hoheren Stande, in- 34, 4 u. 10). Bei den niederen Standen liess man das dem die platten Mützen wieder allmahlich verschwanden. Leder auch wohl in seiner Naturfarbe Hüte mit breiter (Taf. 29, 1, 4 u. Hut 5). niedergebogener Krempe, deren Kopf Abweichungen von dieser Form waren hochst selten und halbkugelig gestaltet war und die mit einem bunten Zeug gewohnlich ging dann die noch mehr oder überspannt scheinen Fussbekleidung (Taf. 34, 3). Auf der Mitte des Hutes weniger an der Wade hinauf 29, 1 u. erhob sich (Taf. 5; nicht 34, selten eine 3). lange Spitze (ebenda). In beiden Fallen aber trug man die Beinkleider in Beinkieider Haar und Die Haar- und Barttracht der Manner anderte sich in die Schuhe, denn jene waren und bestanden den drei eng Jahrhunderten anliegend nicht bedeutend. Man trug beides aus einem leichten Stoff. In der Farbe wahlte nach kurz, wenigstens finden jeder sich Ausnahmen selten (Taf. 29, seinem Belieben, und so gab es denn auch allé 13; 31, 8). Das Volk moglichen gemeine stutzte den Bart (Taf. 29, 1) Schattierungen (Taf. 31, 3—8; 34, oder rasierte 1—3). Gemustert waren ihn auch ganz ab, welche Sitte im 11. Jahr- diese Stoffe nicht, wenigstens findet sich nur selten ein hundert zunahm (Taf. 31, 5 u. 7) und im 12. auch bei Beispiel der Art (Taf. 29, 4) neben so vielen anderen, wo den hoheren Standen ziemlich durchgriff (Taf. 34, 1—3, der Stoff der Beinkleider ganz einfarbig und ohne Muster 14 u. 15). Von Ludwig VII. bis auf Franz I., also von ist. Wie die Beinkleider oben am Korper befestigt wurden, 1150—1550, vierhundert Jahre lang, waren, eine kleine darüber lasst sich nichts Bestimmtes Zwischenzeit sagen. ausgenommen, allé Kinne in Frankreich glatt. Gegen das Ende des 12. Jahrhunderts kam die Mode Das war die beste Zeit der Barbiere; die Zeit, worin der der spitzen Schuhe auf. berQchtigte Olivier le Dain sein entsetzliches Messer wetzen Die Frauen trugen ebensolche Schuhe wie die Manner Frauen- konnte, indessen er seinem Vertrauten Ludwig XI. guten (Taf. 31, 10). Ob sie aber Strümpfe oder Rat erteilte. dergleichen — getragen, lasst sich nicht bestimmen; es ist jedoch nicht Es liesse sich weitlaufig untersuchen, wie solche Zeit, unwahrscheinlich, dass auch schon das weibliche Ge- wo kein Bartwuchs aufkommen darf, in anderer Hinsicht schlecht um diese Zeit eine Art Strümpfe, den Beinkleidem sich ausnimmt, doch ist dazu hier kein Raum. Nur das der. Manner ahnlich und entsprechend, getragen habè. lasst sich in der Kürze andeuten, dass im allgemeinen Dieselben bestanden dann wahrscheinlich auch aus âhn- Volker und Zeiten ni it Bârten für die Entfaltung der lichem Stoff. Menschheit günstiger sind als solche ohne oder als solche mit bestimmtem Bartzuschnitt. Man achte einmal darauf d) Schmuck. und vergleiche! — Man kann nicht sagen, dass dessen gerade viel in Kopftuch Die Kopfbedeckung der Frauen war ein Kopftuch der vorliegenden Zeit getragen worden sei; am meisten oder Schleier, der zugleich Hals und Schultern verhUllte. hediente man sich seiner .im 11. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert trugen sie haufig eine Kapuze am Ein Gegenstand, welchen beide Geschlechter gern aus Mantel- Mantel, die statt des Kopftuches diente (Taf. 29, 2 u. 12); edlen Metallen trugen, war die Mantelspange (Taf. 29,8 u. 12). Eretschmer u. Bohrbach, Trachten der VOlker. 3. Aofl. 18 Das Mittelalter. 138 Reiche verzierten sie auch nocli mit Edelsteinen. Ausser- noch ziemlich selten und gewôhnlich nur bei den An- Ring dem trugen Manner nur noch allenfalls einen Siegelring, führern (Taf. 29, 4). Sie sind zum Teil aus kleinen Schild- goldene Borten ais Einfassungen am Oberkleid (Taf. 31, chen oder Plattchen, zum Teil aus Ringen zusammengefügt. und schmückten ihre Waffen. Frauen zierten Die letzten behalten 8 11) spater den Yorzug und spielen ais u. den Schleier und den Gürtel, trugen Stirnbander, seltener ,lichte Brünnen" eine wichtige Rolle in den Helden- Halsbander; Obrringe babe icb nirgends entdecken konnen, gedichten. weil die Schleier oder Binden den ganzen Kopf bis auf Die Schilde waren zum Teil noch ruiid wie sie schiid das Antlitz verbüUen. Dass Fürstinnen auch die Ober- früher gewesen (Taf. 29, 5), zum Teil nahmeh sie die kleider (Taf. 34, 10) mit Edelsteinen und Ferien zierten, nach unten spitz zulaufende Form an (Taf. 29, 4). Sie Schuhe bedacbt wurden, verstebt sich waren dann von rechts nach links gebogen, so dass sich wobei segar die selbst. der Kôrper vom Hals bis an die Kniee fast von hineinschmiegen konnte. Der Krieger war auf diese Weise vollstandig durch den Schild geschützt. Auch an diesem, wie an dem Hoftracht. runden, waren die Rânder durch Metallbeschlage verstarkt Ausserdem, dass die Herrscher ihre Kleidung aus (Taf. 29, 4 u. 5). die runden Schilde kostbaren Stoffen verfertigen liessen, unterschied sich die- Im 11. Jahrhundert waren ebenfalls dieselbe nicht der gewohnlichen, sondern war in Form noch im Gebrauch, doch waren die ven langen keilfôrmigen und Schnitt dieselbe. Wir haben daher hier nur der be- bereits die hôher geachteten, und besonders die Anführer senderen Abzeichen zu gedenken, welche ausser ihnen nie- und Ritter pfiegten ihnen den Vorzug zu geben (Taf. 31, durfte, nâmlich der Krone und des Zepters. 3 u. 15). Auch bemalte man die Schilde schon mit mand tragen Die erstere bat bei jedem Herrscher eine andere Ge- allerlei Zeichen, doch waren dies noch keine Wappen Krone stalt, woraus hervorgeht, dass jeder sich eine neue Krone (Taf. 31, 15). machen Hess. GewôhnHch ist es ein Ring^ der mit Edel- Die übrigen Stücke der Kriegskleidung ânderten sich steinen besetzt ist und oben in, vier, sechs oder noch mehr auch ein wenig. Der Helm erhielt ausser dem Nasenschild Zacken oder Spitzen endigt (Taf. 34, 10 u. 11). Letztere, noch einen Nackenschirm (Taf. 31, 3 u. 4). In der zweiten gewôhnlich ihrer vier (Taf. 29, 3 u. 18; 31, 14), haben HaHte des Jahrhunderts trat an die Stelle des spitzen Kegels bald Kleeblâttem oder h aufig eine rundliche Eisenhaube (Taf. 31, 15). Eisenhaube bald die Gestalt von Lilien, von auch von Strahlen. In diesem letzteren Falle sind es aber Die Panzerhemden wurden in allerlei Gestalten ge- Panzerhemd bald mit gewôhnlich mehr als sechs (Taf. 31, 12). Auch Herzôge tragen. Man batte solche aus Eisengeflecht kurzen, und Grafen etc. trugen Kronen, für deren Gestalt und bald mit langen Armeln, ganz aus Ringen zusammengefügt Verzierung sich nach den genannten Quellen keine be- (Taf. 31, 15) oder aus Eisenschuppen, die wahrscheinlich stimmte Regel herausfinden lasst, wie solche spâter für auf lederne Unterkleider befestigt waren (Taf. 31, 4). Man die verschiedenen Fürsten bestand. findet auch Eisenhemden, sie sich von den Hüften an den zcpter Auch mit dem Zepter der Kônige ist dies nicht Schenkeln anschmiegen und zu kurzen Beinkleidern werdeii; môglich. Ob lang oder kurz, ob mit dieser oder jener solche bestanden aber notwendigerweise aus zwei Stücken, Spitze, ob oder geschmückt: das alies hing von die wahrscheinlich an den Hüften miteinander verbunden so so der Bestimmung des einzelnen Herrschers ab. So führt wurden (Taf. 31, 3). z. B. Philipp I. (1060) ein kurzes, Ludwig VI. (1108) Es wurden aber ausserdem in diesem Jahrhundert auch Panzerbosen ein langes Zepter mit Lilienverzierung auf der Spitze schon besondere Beinkleider oder besser lange Strümpfe aus (wie Taf. 29, 13). Eisenringen getragen, die dann jeden Schuh entbehrlich machten (Taf. 31, 15). Darüber wurde das kurze eiserne Waffenhemd mit daran befestigter Kapuze augelegt, so dass. 3. Kriegstracht. es ein vollstandiger Eisenanzug war. Diese ânderte sich wahrend der drei Jahrhunderte Über die Waffentracht der 2. Halfte des 11. Jahr- allmahlich um und zwar besonders in den hunderts gibt die bekannte Stickerei der Kônigin Mathilde, Wilhelm des Eroberers Gemahlin, vortreftlichen Aufschluss. a) Schutzwaffen. Sie ist ein Bild der Schlacht von Hastings (1066), und Der gemeine Krieger trug im 10. Jahrhundert die wenn sie auch von anderer Hand, als der genannten, her- gewôhnliche Kleidung des Volkes, allenfalls noch eine Art rühren sollte, so bleibt sie nichtsdestoweniger lehrreich. Weste (ais Panzer) über dem Rock (Taf. 29, 5). Nur der Zwar sind es franzôsische Normannen und britische Angel- Helm Kopf wurde schon, früh bei vielen durch einen Helm ge- sachsen, die darauf dargestellt sind, also nicht eigentlich schützt. Dieser ist meistens trichterformig aus Eisen und Franzosen; da aber aus anderen Quellen bekannt ist, dass hat oft einen kleinen Nasenschild (Taf. 29, 4). Daneben die franzôsischen Normannen nnd die Franzosen damais kommen aber auch runde Helme mit Kamm und Nacken- keinen grossen Unterschied in der Tracht zeigten, so gehôrt Eisenrocke schild vor (Taf. 29, 5). Auch schon Rocke aus Eisen mit die Stickerei wohl hierher, und dürfen wir dieselbe fur Armein und Kapuze finden sich um diese Zeit, wenn auch vieles Übereinstimmende ohne Bedenken benutzen. IV. Die Franzosen im 10.. 11. und 12. Jahrhundert. 139 Panzer aus Im 12. Jakrhundert wurden die Panzerhemden aus Füsse Bmgen reickte, also den Tráger und verdeckte jî,ingen vorherrsckend ganz gar und man vervollstandigte dieselben mit Ausnakme des Kopfes (Taf. 34, 11 u. 13). Im jetzt auck nock durck ein folgenden Gefleckt iiber die Hánde, so dass Jakrkundert wurde er wieder so klein wie im 11. der ge- ganze Korper mit Ausnakme des Gesickts durck Eisen- tragen. Auck dieser Sckild erkielt bisweilen einen Nabel mascken gesckützt war (Taf. 84, 15). Die Kapuze liess (Taf. 35, 16) und die Bemalung mit Zeicken wurde in der sick zuriickscklagen auf den Nacken (Taf. 34, 11), so dass zweiten Halfte des 12. Jakrkunderts zur und Hals Regel, so dass Kopf frei war. Die Panzerkemden waren viel man die Entstekung der Wappen mit Reckt in diese Zeit, Wappen weiter; übrigens katten sie auck jetzt nock bald lange die der Regierung Pkilipp Augusts, verlegen kann (Taf. 35, (Taf. 34, 11), bald kurze Armel (Taf. 34, 13) und wurden 17). Erblick wurden sie aber erst unter Ludwig IX. Auck durck einen breiten Giirtel ûber den Hüften gekalten. Die die spater so beliebte Aussckmückung des Helmes mit sporen Sporen, nock okne Râder, die sie erst am Ende dieses Federn kat kier ikren Anfang (Taf. 34, 14), wie denn Jakrkunderts erkielten, wurden mit Riemen am Fusse fest- überkaupt die Kreuzzüge so vieles dazu beitrugen, ausser gescknallt (Taf. 34, 11 u. 15). anderem auck den Formen- und Farbensinn der Europaer Die lange Tunika, nock aus dem vorigen Jakrkundert zu entwickeln. im Gebrauck, wurde nickt selten unter dem Panzerkemd getragen (Taf. 34, 18 u. 14). Daneben aber kam eine neue k) Angriffswaifen. Tracht auf, die immer allgemeiner wurde, namlick die — Die Angriffswaffen der Franzosen und Normanner freilick veranderte — Tunika iiber dem Panzerkemd zu waren zu Anfang des 10. Jakrkunderts Sckwerb und Lanze, tragen, Zu diesem Zwecke wurde der Halsausscknitt Pfeil und Bogen, an dessen Stelle spater die Armbrust Armbrust bedeutend erweitert, die Armel fielen weg, die Armlocker trat. Nackdem diese ein kalbes Jakrkundert, seit Ludwig VH. wurden bis zur ïïüfte vergrossert und der Rock, jedock 1139 durck ein Konzil im Lateran, verboten war, wurde nickt immer, in der unteren Halite vorn aufgescknitten. In sie dock unter Pkilipp August 1190 wieder wie zuvor be- Waffenroek dieser Gestalt kiess das Kleid Waffenrock (Taf. 34, 8 u. 15), nutzt (Taf. 35, 13). Am Ende des 12. Jakrkunderts gab Auf ikn stickte man dieselben Zeicken ein, womit der Sckild es aber ausser Lanze, Sckwert und Armbrust nock allerlei bemalt wurde und auck in den Parben desselben, da er Angriffswaffen, zum Teil freilick nur Abanderungen der sicktbar wurde, war man wáhlerisck (Taf. 34, 15). Er Lanze. Zu diesen gekôrte die Partisane und die Helle- reickte gewoknlick bis iiber die Kniee kinaus. barde. Daneben aber wurden auck Streitkammer, Streit- Piiger- Dieselbe Form eines Überkleides, nur mit etwas kolben und Streitaxte und Pfeil waren kieidung gefükrt. Bogen Ausscknitt, pflegten auck die Piiger jener Zeit jetzt für den Krieg fast ausser Gebrauck gekommen und zu tragen (Taf. 34, 9). Unter diesem Überwurf befand wurden nur nock auf der Jagd benutzt. sick das gewoknlicke lange Oberkleid mit langen vorn Hauptwaffe blieb immer das Sckwert. Es war nickt schwert gescklossenen Armeln. Uber die Sckultern king an einem lang und nur auf einer Seite sckneidig, zweisckneidige Querriemen eine Ledertascke mit etwaigen Nakruugsmitteln Sckwerter waren selten und wurden erst unter Ludwig IX. und der Kopf wurde durck eine flacke Miitze und Tiicker, im 13. Jakrkundert kaufiger. Der Querstab am Griff war die dieselbe umgaben, dickt verküllt gegen Wind und zuweilen aus edlem Metall (Taf. 34, 11, 13 u. 15), ofter Staub (Taf. 34, 9). Ein langer, oben gekriimmter Stab jedock nur aus Eisen (Taf. 35, 20). Besonders ausgebildet diente zur Stiitze und zur Verteidigung. war immer der Knopf (Taf. 35, 20). Zum besonderen Sckutz der Arme katten die Krieger Auck wenn man unbewaffnet ging, so king dock der sckon friiker den Unterarm mit ledernen langen Hand- Dolck am Gürtel. Dieser war kürzer, doppelsckneidig und Doich sckuken okne Finger bedeckt und mit Riemen umwickelt spitz und prangte bei den Vornekmen mit goldenem Handschuhe (Taf. 31, 3); jetzt trug man solcke Handsckuke, die nur oder vergoldetem Griff und reick bescklagener Sckeide die Fingerspitzen frei liessen und bedeckte den EUenbogen (Taf. 31, 11; 35, 19; Original zu diesem in Dresden, Rüst- mit metallenen Sckildern, wie solcbes gegen das Ende des kamnier). 11. Jakrkunderts zuerst, aber in geringerer Ausdeknung, Als Feldzeicken dienten den versckiedenen Heeres- gesckeken war. abteilungen versckiedene Faknen, viereckige Stücken Zeug, Fahnen An die Eisenkaube setzte man oft einen langen und die an der Spitze einer Lanze befestigt, mit bestimmten Nacken- breiten Nackensckirm aus Eisengefleckt, wenn nickt eine Zeicken schirm gesckmiickt und ofter an der Aussenseite aus- sckon den Hals sckirmte (Taf. 34, 14); oft trug gezackt waren (Taf. 35, 21). Die Hauptfakne des ganzen man sie okne solcken (Taf. 34, 13). Heeres war wakrend der drei Jakrkunderte von 1124 bis schiid Der Sckild, der bis in die erste Halfte des 12. Jakr- 1415 die Oriflamme, welcke zuvor am Altare zu St. Denis Oriflamme kunderts kinein nock ofter kreisrund gewesen war, mit aufbewakrt imd dort bei Prozessionen benutzt wurde starkem Nabel und Metallrand' (Taf. 35, 18), nakm nun (Taf. 40, 1). In der Scklackt von Azincourt gesckiekt bei den Anfükrern aussckliesslick die sckon erwaknte ge- ikrer zuletzt Erwalmung. Neben diesem Panier gait als bogene Keilform an mit der Spitze nack unten (Taf. 34,. Hauptfakne das Konigsbanner, welckes auf einem Wagen Konigs- 11 u. 13; 35, 16 u. 17). Gegen das vorige Jakrkundert aufgericktet war, der von Ocksen, mit samtenen Decken wurde er grosser, so dass er jetzt vom Halse bis auf die bekángt, gezogen wurde. 18* 140 Das Mittelalter. Trommein u. Das Zeichen zum Angriff wurde durch Trommeln hingen- grosse Gardinen das ganze Bett, welche auf hori- Trompeten Trompeteii gegebeii. Ob diese letzten dieselbe Form zontalen Stangen über demselben befestigt waren. So Horner batten, wíe die bei der Jagd gebrauchlichen Horner entstanden spater die Himmelbetten. (Taf. 35, 12), scbeint nicht mehr zu ermitteln. Letztere Die geringeren Stande schliefén ohne Gardinenhimmel waren gekrümmt und scbeinen stets wirkliche Stierhorner und ohne Bolster, oft auch ohne Bett auf der flachen gewesen zu sein, welcbe durch Metallringe und solche Erde auf Stroh, und selbst Stühle mit Lehnen waren am Beschlage verziert waren. Sie kommen oft auf Jagd- Ende des 12. Jahrhunderts nur erst in den Hausern der bildern vor und sind deutlich zu erkennen, Fürsten und Vornehmen zu finden. Der gemeine Mann brachte es kaum zu einem Holzschemel, wie denn âhn- liches auch noch zuweilen in unseren Zeiten vorkommt. C. Gerate. Wenn auch nicht mehr die Gregenstande selbst, so 2. OeHlssie. sind doch noch eine grosse Zahl von Abbildungen vor- handen, die uns über die hauslichen Einrichtungen einigen Von den noch vorhandenen sind der grosste Teil die Aufschluss geben. aus edlen Metallen in den Kirchen aufbewaKrten Schalen, Leuchter, Raucherbecken und dergleichen. Auch hat sich in den Adelsfamilien manches wertvolle Stück erhalteù und 1. Stubengerikt. ziert jetzt die Sammlungen. Von den Tonwaren, deren Dasselbe war nach unseren Begriffen schon ziemlich Zahl doch die unverhaltnismassig grosste war, ist natür- Sessei vollstandig. Was zunâchst die Sessel betrifft, so gab es lich nur noch. ein kleiner Teil übrig, da die Grâber aus welcbe mit und andere ohne Lehne. Letztere bildeten meist dieser Zeit nichts dergleichen enthalten. So kommt es ein festes würfelformiges Gestell, welches das Bolster- oft, dass uns eine frühere Zeit weit deutlicher wird als kissen trug (Taf. 35, 31). Erstere waren, wie schon bei eine viel spatere, well jene durch ihre Grabd^nkmaler die den Franken erwahnt wurde, sehr selten und den Hausern beredtesten Zeichen hinterlassen hat. der Biirger bis zum 15. Jahrhundert fremd. Sie waren Die Kreuzzüge batten auch in die Gefasse eine grosse unseren Stühlen ahnlich; nur war der Sitz ein Brett, worauf fortschreitende Verânderung gebracht. Wahrend man sich ebenfalls ein Bolster gelegt wurde (Taf. 35., 30 u. 32). im 9. Jahrhundert noch mit ziemlich einfachen, zuweilen Die Vorderbeine endeten oben gewohnlich in einem Knopf, rohen Formen begnügt batte, nahm man jetzt gern Rück- und haufig gingen von ihnen zur Rückenlehne noch sicht auf die aus dem Orient stammenden zierlichen Linien Sprossen, um die Arme zu stiitzen (Taf. 35, 30). Auch und OïTiamente, und so bildete sich der Geschmack all- die Fusse und die Rückenlehne waren durch Schnitzwerk mahlich um und mit ihm hielt das Bedürfnis gleichen Schritt. verziert; als Vorwurf für solches dienten meistens Tier- Die Gefasse aus edlem Metall wurden nicht selten formen. Die Sessel der Konige stimmen zum grossen noch mit Edelsteinen, fast immer aber mit eingravierten Teil darin überein, dass sie nâch Art der Feldstühle oder eingetriebenen Verzierungen versehen. Hohe Gefasse ohne Lehne gebaut sind, auf Lowen- pder Hundefussen wurden in dies,er Weise mit horizontalen Kreisen mehr- ruhen und oben in vier Tierkopfen neben dem Bolster mals umgeben und die Zwischenraume mit Rosetten, Sternen abschliessen (Taf. 35, 29). und dergleichen versehen, z. B. Kannen (Taf. 35, 23). Dieselben Grundformen finden sich auch bei den Ahnlich verzierte man auch die Schalen und Schüsseln Tische Tischen und Betpulten wieder Die Tische sind grossten- (Taf. 35, 35) Die Becher beim Gastmahl waren meistens teils rund (Tafelrunde) und stehen je nach ihrer Grosse aus Holz, zum Teil geschnitzt, zum Teil gebunden (Taf. 35, auf vier sechs oder mehr Beinen (Taf. 35, 35). Die 24 u. 35) , nach Art der Fasser mit Dauben und Reifen. Betpuit Betpulte (Taf. 35, 33 u. 34) sind entweder kleine Schrank- Solche Trinkgeschirre finden sich noch heute in Thüringen, chen oder auch nur kleine schrage Blatten, die von einer z. B! auf der Rudelsburg. Natürlich gab es auch Metall- mehr oder weniger verzierten Sâule mit breitem Fuss ge- becher. tragen werden. Sie waren meist aus Holz, oft vergoldet Hier müssen wir auch bei Gelegenheit des Mahles er- oder versilbert. wahnen, dass man dabei Messer und Gabeln führte. Letztere Messer u. Lager Die Lager waren den unseren im Wesen gleich. Auf waren ahnlich einer Lanzenspitze, die in der Mitte der einem Gestell, das vier niedrige Saulen trugen, eihoben Lange nach aufgespalten war. Môglich und wahrscheinlich, sich am Kopf- und Fussende zwei Gitter oder zwei Wande, dass sie in ahnlicher Weise aus einfachen, spitzen In- welche einerseits dem Kopfkissen, andererseits den Füssen strumenten zjim Essen entstanden sind (T'af. 35, 22 u. 35). zur Widerlage dienten. Auf dem Gestell lagen Decken oder bei Reichen auch wohl Bolster und Decken daruber und 3. Husiikalisclie liistraiiieiite. (Taf. 35, 36) am Kopfen de des Bettes lehnten Bolster zur Stütze des Kopfes. Zum Zudecken wurden wollene Hier haben wir eine rei che Auswahl der verschieden- Decken benutzt. Ein Schemel diente zum leichteren Be- sten Formen von Saiteninstrumenten. Wir haben in der steigen des Lagers, und bei den hochsten Standen über- Taf. 35 nur die bedeutendsten aufgenommen, um einen IV. Die Franzosen im 10., 11. tind 12. Jahrhundert. 141 Begriff von der Verschiedenheit derselben zu geben. Auch (siehe Seite 64, rechts in der Mitte). Von ihnen mogen die bei ihnen stellt sich ein Fortscbritt dar. Denn indem die Etrusker die erste Anregung oder Idee zu dem Instrument Harfe Harfe im 11. Jahrhundert (Taf. 35, 2) nur einen sehr empfangen haben, von welchem Pollux erzahlt*), dass es schmalen Klangkasten hat, von dem es sogar noch zweifel- aus einer Anzahl von Erzrohren bestand, die als Floten haft scheinen kann, ob er als solcher zu bezeichnen ist, dienten, in welche durch den Blasebalg von unten Luft bieten die Harfen des 12. Jahrhunderts ein weit schoneres eingeblasen und dieselben so zum Tonen gebracht wurden. Bild und einen weit besseren Klang (Taf. 85, 3—6). Die Wo der Blasebalg bei grosser Zahl oder Lange der Rohren Leier Leier, welche im 11. Jahrhundert noch im Gebrauch war nicht ausgereicht habe, sei Wasserdmck zu Hilfe ge- (Taf. 35, 1), sciteint im 12. ganz ausser Gebrauch ge- nommen, um die Luft hineinzupressen. kommen zu sein, wahrscheinlich weil die Harfen sich ver- Von den Etruskern kam diese Orgel zu den Romern vollkommneten und sie auf solche Art verdrangten. In und scheint dort wenig Anklang gefunden zu haben. Um bezug auf die Saitenzahl sjîhwanken die Harfen zwischen desto mehr aber bei den Byzantinem, vielleicht weil das 6 und 20; und ebenso waren sie in der Bauart und Giosse Instrument keine Mfihe und Ubung voraussetzte, sondern ausserst verschieden. So waren auch die Zwecke, denen nur einige Sklaven, welche die Balge traten, und einen, sie dienten, verschieden. Dass auch hier die Holzschnitz- welcher die Klappe der Pfeifen offnete, die gerade tonen kunst zu tun fand, lasst sich denken, un gewôhnlich sollten. Das Bequeme, Maschinenmassige mochte wohl waren es Tierkôpfe, welche sie an den Ecken ausarbeitete dem trâgen schlaffen Sinne behagen — eine Spieldose (Taf. 35, 3-6). ware ihnen noch lieber gewesen! Neben der Harfe kam im 12. Jahrhundert auch die Doch bleibt den Byzantinem das Verdienst, die Orgel Zither Zither in Gebrauch an Stelle der verschwundenen Leier. dadurch verbessert zu haben, dass sie statt der Wasser- Es war ein flacher Kasten mit Saiten bespaunt (Taf. 35, 7) druckbalge, wie sie allgemein gebrauchlich waren. Blase- und wurde vorn auf der Brust mittels eines Stabchens balge zum Treten einffihrten, also eine Einrichtung, die gespielt. Heute geschieht dies, z. B. im bayrischen Hoch^ ahnlich so noch heute im Gebrauch ist. An dem Fusse lande, wo dies Instrument sich bis heute erbalten, in hori- der Theodosiussaule zu Konstantinopel, deren wir schon zontaler Lage, indem der Kasten auf dem Tisch steht, (S. 107) erwahnten, findet sich ein Relief, worauf eine mit einem Eisenhakchen. Orgel mit acht Pfeifen und, wie es scheint, zwei oder vier Geige Gleichzeitig belehren uns die Abbildungen über die Blasebalgen, die von zwei Mannern getragen werden, ah- Entstehung eines anderen Instrumentes, welches bestimmt gebildet ist; ein (fritter, in vomehmer KleidUng, sitzt vor war, spater die Herrschaft fiber aUe seine Geschwister zu den Pfeifen und zieht wahrscheinlich die Ventile auf. ffihren, ein Konigtum, das bis heute besteht und bis in Nebenan stehen noch zwei Spieler, welche Doppelfloten feme Zeiten der Zukunft bestehen wird trotz aller Zu- blasen. — Soweit war also am Schluss des 4. Jahrhunderts kunftsmusik, die zeitweilig die Konigin des Orchesters, die Orgel bereits entwickelt; es fehlten noch die Tasten die Geige, zur dienenden Magd herabwfirdigt. uûd ihre Verbindung mit den Pfeifen. — Die neugeborene Herrscherin sah nicht gleich so aus, Erst drei und ein halbes Jahrhundert spater kam die wie heute: Vieles ândert sich im Laufe der Zeiten. Ihre erste Orgel in das Abendland, als Pipin der Kurze 757 Saitenzahl war auch nicht immer gerade vier,, wie heute von Konst. Copronimus mit einer solchen beschenkt wurde. bei uns — haben doch auch die Kontrebasse in Italien Sie muss eine grosse Bewunderung erregt und besondere heute nur drei Saiten —, sondem schwankte zwischen drei Aufnahme gefunden haben, denn sein Sohn Karl der Grosse und ffinf. Ein Steg hob die Saiten frei vom Griffbrett. erhielt gleichfalls eine Orgel vom Kaiser Konst. Michael Der Kasten war halbeirund, der Hals noch ziemlich breit geschenkt, und mit richtigem Sinne erkannte er die beste (Taf. 35, 8). Eine ganz gleiche Geige findet sich auch in Verwendung dieses Instrumentes, das in Byzanz nur dem einem englischen Manuskript aus der Zeit Heinrichs IL, Vergnfigen diente und noch dient, indem er es in den also' ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Auch sie hàt Dom zu Aachen bringen liess. Dies also war die erste ffinf Saiten, spatere aus dem 13. Jahrhundert meist nur vier. Kirchenorgel auf Erden! — Ausserdem waren noch verschiedene Saiteninstrumente Merkwfirdig bleibt es nun, dass man nicht daran gebrauchlich, die aber unmittelbar mit den Fingern ge- dachte, dies Wunderwerk nachzubilden. Aber sowie in Gitarre u. spielt wurden. Dies waren dreisaitige Gitarren (Taf. 35, Rom die etruskische Wasserorgel den ewigen Wa,ffenklang Laute g ^ Lauten mit ffinf Saiten (Taf. 35, 11). Auch nicht fibertonen konnte, so waren auch im Frankenreiche diese Formen waren und blieben nicht immer dieselben; gleich riach Karls Tode die unaufhorlichen Kriege Ur- ebenso ânderte sich die Zahl der Saiten. sache, dass die Aachener Orgel keine Nachbildner durch Orgei und Noch mfissen wir hier erwâhnen, dass nun auch bei ihren Klang hervorrief. — ^stehuu" germanischen Yolkern dieses Zeitraums zum Bau der Erst im 12. Jahrhundert haute man in England, wie Kirchenorgel die ersten Grandsteine, und zwar in England, das Psalmbuch Edwins zu Cambridge zeigt, ein Instrument, gelegt wurden. Das Pinzip der Orgel ist ja freilich schon das etwa ein Dutzend. aufrechtstehende Pfeifen hatte, die sehr alt, denn es ist, genau betrachtet, schon im Dudel- Siehe darfiber Otfried Müller und Ph. Buttmann: Bei- sacke enthalten, xmd diesen kannten schon die Griechen trag zur Erlduterung der Wasserorgel etc. 142 Das Mittelalter. von vier Blasebiilgen den Wind erhielten. Aucli hier und der Liebe, selbst der Frommigkeit. Nach der Messe Kuss beim fehlten noch die Tasten. Doch scheint dies die erste im folgte in der Kirche allgemeines gegenseitiges Umarmen westlichen Europa gebaute Orgel zu sein. der Andachtigen. Man erzahlt, dass Ludwigs YIII. Ge- mahlin einst bei solcher Gelegenheit eine offentliche Dime Yon den Spielen dieser Zeit brauchen wir nur zu iimarmt babe, weil dieselbe mit prâchtigen Kleidem an- erwahnen, dass Waffenspiele die beliebtesten waren. Um getan war und so den Schein einer adeligen Frau hatte. Turniere die Mitte des 12. Jahrhunderts kamen die Tumiere auf Die Folge davon war eine verscharfte Kleiderordnung. un d fanden selir sclmell eine ausserordentliche Yerbreitung. Es ist überhaupt charakteristisch für jene Zeiten, dass Kieider- ]\Iit ihnen verwandt waren allerlei ahnlicheWaffeniibungen, man von Karl dem Grossen bis in das 18. Jahrhundert, deren Namen wir übergehen, da es uns hier zu weit fûhren also fast ein Jahrtausend lang, dem Menschen, abgesehen würde. Das offentliche Leben war in hôchster Blüte, nicht von aller Sittlichkeit, nur aus reiner Willkiir vorschreiben etwa, dass dem Yolke ein Anteil an der Yerwaltung des konnte, wie er sich kleiden oder mit wie viel Ellen Zeug Staates gegeben ware, wohl aber verwalteten die Stadte er seinen Korper verhüUen müsse, welche Zabi dann nicht und Gemeinden ihre Angelegenheiten selbst, und an der überschritten werden durfte. Die Tyrannei ging ihm also Regierung des Staates nahm der Adel den sehr wichtigen dicht auf den Leib und er trug sie und sich wie jene gebot. Anteil, dass ohne ihn die Macht des Konigs hochst un- bedeutend und fraglich war. Noch hatte kein Ludwig XI. den Adel gebrochen und die Freiheiten der Stadte ver- nichtet. Doch fand sich freilich hin und wieder bei einem Herrscher die Lust dazu, und Philipp des Schônen Aus- rottung der Templer war ein erster roher Yersuch der V, Die Normannen Zentralisation. ôffentiiche Das offeiitliclie Leben bestand in den Festen im 11. Tind Aufzügen, 12. Jahrhundert. unter freiem Himmel, grossem Aufwand der Fürsten und (Tafel 33 und 35. Nach Spalart und Hamilton-Smith.) Edlen bei Hochzeiten etc., wobei immer dem niederen Yolke ein bedeutender Anteil gegonnt war. Es war ebeh alies Wir batten dieses Yolk auch in dem vorigen Kapitel draussen; man lebte, wie heute noch in Italien, vorzugs- mit besprechen konnen, da es in so vielen Stücken mit den weise auf Strassen und Mârkten; die Stuben waren noch Franzosen, so weit es die Tracht betrifft, übereinstimmte, zu unwohnlich, um sich ohne Notigung lange darin auf oder batten es mit den Englândern, die in einem der nachsten zuhalten, und so wurde denn das ganze Leben auf das Abschnitte zu behandeln sind, zusammenziehen konnen. Da offentliche Erscheinen angelegt. Es wurde freilich, das aber das Auftreten der Normanhen in der Geschichte überall war eine einfache Folge dieser Art zu leben, gar vieles, Epoche macht, wohin sie kommen, so scheint es gerecht- weil man nur an das Aussen dachte, rein ausserlich, und fertigt, ihnen eiiien cigenen Abschnitt zu Avidmen, um so davon ist den Franzosen bis heute der Drang nach netter mehr, da der Leser sich sonst das auf sie Bezügliche in angenehmer Aussenseite geblieben. Die Erscheinung, der anderen Kapiteln zusammensuchen miisste. Schein muss gut sein — das ist der erste Augenmerk. Hier kommt die oben erwahnte Stickerei der Konigin Geaniuche Man trug sogar den Schmerz zur Schau, daher verbot Mathilde als eine Hauptquelle sehr zu statten; neben ihr Philipp August im Jahre 1204, dass hinfort sich niemand die Manuskripte des 11. und 12. Jahrhunderts. mehr bei Leichenziigen das Haar ausraufen, noch das Gesicht zerkratzen, noch die Kleider zerreissen solle. A. Die Tracht. Dergleichen geschah also in solchem Ubermass, dass es offentlichen Anstoss erregte und zwar — dies ist dabei Manches war wohl den Angelsachsen, als sie von den fast komisch — nicht etwa von den Anverwandten oder Normannen besiegt wurden, an ihren Bezwingern neu, Freunden etc., sondern durch eigens zu diesem Zweck ge- aber vieles kannten sie auch schon durch die langjahrige mietete Manner und Frauen, welche sich der unangenehmen Nachbarschaft und den haufigen Yerkehr mit ihnen. Am Rolle soldien ^Trauerspiels" fur Geld unterzogën. Auch geringsten war der TJnterschied in der Tracht der hoheren verbot dieselbe Yerordnung die Anwendung von Dienern Stande, wie denn schon uni diese Zeit das westliche Europa zur Führung oder Unterstützung der Leidtragenden. Nur eine grosse tibereinstimmung der gleichzeitigen Trachten die nachsten Blutsverwandten sollten dieses Yorrecht be- zeigt. Die hoheren Stande haben das Yorrecht, keinem halten, ihren Schmerz nicht ohne Hilfe zu tragen; allé Yolke anzugehoren und jede Individualitat zu ersticken anderen Begleiter dès Leichenzugs sollten ohne Wanken und zu vernichten. Uniform ist das Ideal ihrer Tracht, allein zum Grabe schreiten. — Diese Yerordnung zeigt Uniform ihr Denken und Fiihlen, Uniform ihre Sprache deutlich, welch ein Geprange mit den Schmerzens- und Sitte. So war es damais, so ist es heute. Geistreich ausserungen getrieben Avurde, und wie wenig bei nâherer sein wollende Schriftsteller behaupten zwar, dass in dieser Untersuchung dahinter sein mochte, lasst sich leicht Uniformitat für ein feines Auge doch wieder eine Indivi- denken. Ebenso war es mit den Ausserungen der Freude dualisierung moglich sei und auch wirklich existiere — V. Die Normaumen. 143 aber wena die Feinheit bis zu einem so hoben Grade vom Ende des 11. Jabrhunderts an immer allgemeiner getrieben wird, dass sie nur mikroskopisch sichtbar ist, so lang bis auf die Füsse getragen wurde (Taf. 33, 2). Da- ist sie für das gewohnliche Leben überflüssig und unnûtz. neben gab es freilicb aucb Adelige, die ebenso kurze Wahrscbeinlich ist es ja, dass ein Reifrock vielleicbt Kleider trugen wie das gemeine Volk (Taf. 33, 9). Dann I—2 cm weiter ist als der andere — aber Reifrock ist unterscbied freilicb der Stoff des Rockes und sein kost- Reifrock und Uniform ist Uniform — auf einen Zenti- barer Besatz ihn von anderen. meter Weite und einen Knopf mehr oder weniger kann Die Frauen trugen lange Kleider, die bis auf die Frauei-: es hierbei nicht ankommen, sondern darauf, der Entfaltung Füsse und deren Armel bis auf die Hand reicbten, so dass des persônlichen Geschmacks einen berechtigten Raum zu von den Hemdarmeln selten etwas zu seben war (Taf. 33, lassen. Der kann aber nicbt nacb Haaresbreite bemessen 17). Bei den Vornebmen wurde der Halsausscbuitt, die vverden, und die Darstellung einer Individualitat würde Rânder der Armel und zuweilen, wenn das Kleid kurz sich damit nicht begniigen. Da aber in alien übrigen war, aucb der untere Rand mit Borten besetzt (Taf. 33, Erscheinungen des Lebens eine grosse Gleichfôrmigkeit 10 u. 15), Die Armel unterlagen im Laufe des 12. Jabr- Ànnei berrscht, so haben die meisten nur das Bediirfnis, dieser bunderts einer merkwürdigen Veranderung. Wabrend sie Herrscbaft geborsamst nacbzuleben. Das bat auch sein früber, gleicb den Hemdarmeln, vom eng anscbliessend Gutes ! getragen wurden, fing man am Scbluss des 11. Jabrbunderts an, sie in der vorderen Halfte zu efweitera 1. OewOhiiliche Trackt. (Taf. 33, 10). Im 12. Jabrbundert wurde diese Verwandlung fortgesetzt, Die niederen Stande geben bis auf diesen Tag eine und zwar bis zu solcbem Ubermasse, dass die Armel zwar weit buntere Reibe für die Betracbtung, und zwar gilt eng, aber die an dem unteren Ende angebracbten Auf- dies sowobl innerbalb jedes einzelnes Volkes als aller scblage so weit waren, dass sie bei bângenden Armen bis Vôlker überbaupt. Bei ibnen vraltet Lust und Laune trotz zur Erde reicbten (Taf. 33, 17). Diese Tascben oder Sacke, der bescbrankten Mittel weit freier als bei den durch wie man sie nannte, scbeinen auf der Innenseite bunt ge- tausend oft lâcherlicbe Rücksicbten sogenannten boberen füttert gewesen zu sein. Der Gebraucb derselben erloscb Stiinden. Und was das künstleriscbe Element betrifft, so scbon im 13. Jabrbundert ganzlicb; dass er nur auf die bieten die Trachten der niederen Stande weit mebr Vor- boberen Stande bescbrankt geblieben war, verstebt sicb wurf für den Künstler als die der boberen; Murillo bat von selbst, da mit solcbem Kleide, besonders mit solcben manchen Strassenjungen gemalt und sein Tbema nicbt er- Armeln, gar nicbts zu arbeiten war. scbopft; batte er aber eine vornebme Frau und einen vor- Im 12. Jabrbundert trugen manche Frauen statt des nebmen Mann seiner Zeit gemalt, so ware er damit am langen Kleides ein balblanges, welches bis mitten zwiscben Ziel gewesen. Wer will aus künstleriscber Rücksicbt auf Knie und Fuss reicbte (Taf. 33, 15). Aucb dieses erbielt die Tracbt eine beutige ^Dame" m alen? Und wer eine seinerzeit die weiten Sackarmel, ja sogar das Oberkleid, oberkieid darstellte, batte sie, was die Tracbt betrifft, allé dargestellt. welches bisweilen nocb über dem Kleide an Stelle des So waren aucb die niederen Stande der damaligen Mantels getragen wurde. Es war kurz, reicbte nur bis Zeit verscbieden und es trugen die gemeinen Normannen, etwas über die Hüften binaus und war weiter als das die Bauern, andere Tracbt als die Franzosen und Angel- Kleid. Spaterbin, im 13.—15. Jabrbundert, wurde es ganz sacbsen niederen Standes. aUgemein getragen und erbielt dann nicbt selten eine lange unfôrmlicbe Scbleppe. a) Bcdeckiiiig des Rumpfes. Einen Gürtel trugen die normanniscben Frauen über Gurtei Dieser Unterscbied stellte sicb in dem Stoff der Mantel dem Kleide nur hocbst selten (Taf. 33, 17) und bestand und der Oberkleider beraus. Beide wurden baufig aus er dann in einem Streifen desselben Zeuges wie das Kleid Fellen bergestellt und zwar trug man die Haarseite nacb oder in einer einfacben Scbnur. Docb scbeint es, dass sie aussen (Taf. 33, 3). Seltener bestanden sie, besonders die stets das Gewand unter dem obersten gürteten, also bei Mantel, aus Wollenstoff (Taf. 33, 1); docb wurde das einem Kleide das Hemd, bei einem Oberkleide das Kleid. Oberkleid im 12. Jabrbundert immer baufiger daraus an- Von den fürstlicben und vornebmsten Frauen wird erzablt, Hemd gefertigt. Das Hemd war aucb bier aus Leinwand, wo dass ibre Gürtel reicb mit Juwelen geziert seien, docb ist es überbaupt vorbanden war. Bei den Bauern feblte es auf den Abbildungen keine Spur davon zu linden. noch im 12. Jabrbundert oft. Die Manner trugen übrigens im 12. Jabrbundert, be- oberkleid M.mnei Es batte bei den Mânnern denselben Scbnitt wie das sonders gegen Ende desselben, ebenfalls zuweilen Ober- franzosiscbe Hemd und reicbte aucb nur bis kaum an die kleider statt der Mantel. Dieselben waren lang bis an die Kniee. Bei den Frauen waren die Armel ebenfalls lang Knocbel, batten keine Armel, sondera nur Armlôcber und und vorn eng zulaufend, übrigens reicbte es bier fast bis waren also den Waffenrôckén dieser Zeit (Taf. 33, 14) zur Erde. abnlicb, nur nocb langer als diese, welcbe nur bis über Kieid Uber dem Hemd trugen beide Gescblecbter ein Kleid, die Kniee reicbten. das bei den Mânnern der niederen Stande immer kurz war Als eine besondere Art von Oberkleid wird im und blieb (Taf. 33, 1 u. 8), dagegen bei den Vornebmen 12. Jabrbundert nocb des Talars erwabnt, derselbe soU Talar 144 Das Mittelaltcr. Iang bis auf die Fusse und sehr weit gewesen sein, ínit Der Stoff war um diese Zeit kostbare Leinwand oder sehr langen und weiten Armeln, die man auch zurückfallen Seide, und aucb solcbe Mantel wurden gefiittert und mit lassen konnte; zugleich batte er eine Kapuze, die ebenfalls Pelz oder teueren Borten eingefasst (Taf. 33, 15). zurückgeschlagen und auf die Schultern gelegt werden konnte. Dieses Kleid scheint sonach, abgeseben ven der b) Kopfbedeçkung. Kapuze, Tollig dem weiten Oberkleid byzantiniscben Stils, Ein ganz unentbebrlicbes Stück der Kleidung war bei wie wir solcbes bei den Franzosen im 11, Jahrhundert dem Erscbeinen dér Frau ausser dem Hause das Kopftucb. Kopftuch sebón fanden, abnlicb zu sein. Dort bestand der Talar Es wurde wie bei den Angelsacbsinnen getragen, so dass aucb sebón, um die oben genannte "Zeit aus kostbaren es meistens Kopf, Hals und Scbultern bedeckte (Taf. 33, Stoffen; bei den Normannen wurde er erst im 13. und 15 u. 16), selten, dass es den Hals frei liess (Taf. 33, 17). 14. Jabrbundert aus soleben verfertigt, dagegen bestand Im 12. Jabrbundert befestigte man dasselbe durcb einen er im 12. Jabrbundeit noeb aus dem gewôbnlieben WoU- Metallring, eine Art Diadem auf dem Haar (Taf. 33, 16), stoff der Oberkleider. Im 14. Jabrbundert fiitterte man oder durcb die damais aucb gebraucblicben kleinen Hüte ibn sogar mit Pelzwerk, und er sebeint um diese Zeit fast (Taf. 33, 17). In der zweiten Halfte des Jabrbunderts von alien Kleidern die Hauptrolle gespielt zu baben. Die kürzte man das Kopftucb immer mebr und so mocbte es niederen Stande iibrigens legten ibn niemals an. kommen, dass man ein besonderes Tucb, .das Brusttucb, Brusttuch Diese begnügten sieb, ais Oberkleid denselben Uber- um den Hals band, damit dieser samt der Brust "bedeckt wurf zu tragen, den wir aueb bei den Franzosen dieser wiirde (Taf. 33, 16). Im folgenden Jabrbundert war das Panuia Zeit seben, die mit der Kapuze versebene romiscbe Panula Brusttucb allgemein gebraucblicb. Am Ende des 12. kam (Taf. 33, ]). Sie war baufig vom ganzlieb gescblossen. es aber aucb scbon vor, dass Frauen den Scbleier unten Dass sie oft aus Fellen, den Pelz nacb aussen, bestand, am Kinn zusammenbanden und den Hals freiliessen, ja! erwabnten Avir scbon oben. einige wagten es sogar, ganz obne Scbleier zu erscbeinen, Mantel Der Mantel, dessen sicb die Vomebmen bedienten, docb mogen sie wobl als Empôrer gegen die gute alte Sitte war derselben ganz abnlicb nur langer und vorn ganz angeseben worden sein. NurMâdcben durften sicb tragen. ' so offen (Taf. 33, 9). Er bestand aus einfacbem oder aus Um dieselbe Zeit liebten es aucb vornebme Normannen, sicb doppeltem Wollenzeug (Taf. 33, 9) und wurde am Hals nacb Art der Nacbbarn siidlicb vom Kanal den Kopf durcb gescblossen. Ubrigens gab es aucb Mantel : obne Kapuzen ein Kopftucb zu verbüllen, welcbes mebr oder weniger den Kopftuch (Taf. 33, 3). Rücken binabbing und durcb den Hut gebalten wurde Manner Kostbarkeit Im 1 2. Jalirbundert wurde mit dem Stoff der Mantel (Taf. 33, 2). Docb muss bemerkt werden, dass sicb, wie der Mantel Vomebmeii grosser Luxus getrieben. Es gab es sebeint, nur wenige des urspriinglicb so kraftigen und welcbe aus Seide, aus Leinwand, aus Brokat, mit Gold abgebárteten Volkes fanden, die ibren Nacken lieber weiss oder Silber gestickt, mit dem teuersten Pelz gefiittert, mit und zart als sonnenverbrannt baben wollten, sonst würden Edelsteinen besetzt. Denn wenn zu damaliger Zeit ein die Normannen aucb wobl scbwerbcb die Oberberrscbaft Mantel 1500 Lire Sterling kosten konnte, wie der Biscbof im Lande bebauptet baben. Waren die Abnen so gesinnt von Lincoln, Robert Bloet, einen solcben von Tucb mit gewesen, wie eimge Entartete ibrer Nacbkommen, so Zobel gefiittert Ileinricb 1. sebenkte, so muss man wobl würden sie scbwerlicb weder England nocb Sizilien und staunen, da damais das Geld mebr als den zebnfacben Neapel u. s. w. erobert baben, sondem sie waren dabeim beutigen Wert batte. Von Ricbard 1. beisst es gar, in ibren Hütten am scbattigen Fjord sitzen geblieben; er babe einen nocb viel kostbareren Mantel getragen, sie batten es nicbt fur eine Ebre und Pflicbt des Mannes bedeckt mit goldenen Kreisen und massiyen silbemen gebalten, gegen See und Sonne, gegen Sturm und Stabl, Monden. gegen Stoss und Streicb mannbaft zu steben, sondem fur Frauen- Die Mantel der Frauen waren bei den niederen Stan- besser eracbtet, eine zarte weisse Haut zu baben. Mantel ¿enen der Manner abnlicb, bei den Vornebmen aber Die Hüte oder Mützen des Volkes waren von Leder Hute langer und scbeinen im 12. Jabrbundert baufige Ver- oder Filz, die der Vornebmen aus Tucb oder Seide, oft anderungen erlitten zu baben. Bei mancben Zeicbnungen, mit Pelz besetzt oder gefiittert und mit Borten oder gar besonders aus der ersten Halite desselben, wie aucb aus mit Kleinodien verziert. In der Form wicben sie unter- dem Ende des 11. Jabrliunderts, sebeint der Frauenmantel einander ab. Man trug kegelformige spitze Hüte, abnlicb glockenfôrmig, rundum gescblossen, mit einem Halslocb. einem balboffenen RegenscKirm (Taf. 33, 2) und aucb Man bemerkt an solcben Formen gar keine Ecken oder runde scbüsselformige, beide obne Krempe (Taf. 33, 8). Zipfel. Daneben gibt es aucb Darstellungen, wo der Die Jager liebten es baufig, runde Hauben, wie unsere Haube Mantel den Korper ganz frei umflattert. In der zweiten Kinderbaubcben, zu tragen, und aucb ebenso unter dem Halfte des 12. Jabrbunderts sebeint es aber allsremein Kinn zu binden. Wir finden solcbe spater überall als Tracbt geworden zu sein, nur lange Mantel zu tragen, die Falkoniermützen wieder. Die niederen StSbde trugen bobe vom offen auf der Brust durcb eine Spange oder Scbnur Zipfelmützen, abnlicb den Kapuzen der Mantel. — Die zipfeimütze befestigt waren (Taf. 33, 15). Aucb Kapuzenmantel waren Moncbe durften weder Hut nocb Mütze tragen, sondem besonders im Winter gebraucblicb. den Kopf bloss mit der Kapuze scbützen. V. Die Norm aunen. 145 Haar Aucli die Normannen hielten etwas auf Haare und Bart. Lange Haare galten immer fiir schon und sclion c) Fussbekleidung. unter dem zweiten Konige ihres Stammes war die Pflege Striimpfe waren bei den Normannen sehr beliebt und Strfnnpfc des Haares eine Sache der hochsten Wichtigkeit. Man selbst der gemeine Mann entbehrte ihrer nicht. Nur wer trug damais die Haare moglichst lang und künstlich ge- ein Gelübde zu erfüllen hatte, wie Mônche oder Pilger krâuselt und gelockt. Dem Übermass folgte der Umsturz (Taf. 33, 3), ging vielleicht um deswillen barfuss. Sie und Rückschlag. Hein rich L, der folgende Konig, ver- reichten aber von den Knocheln bis hoch an die Ober- bot das lange Haar, und wenn auch nicht sogleif^h, so schenkel hinauf und bestanden aus Leinwand, die gewohn- wurde doch zwei Jahrzehnte spâter auch durch die Mode lich einfarbig (Taf,. 33, 3 u. 4), zuweilen aber auch kurzes Haar streifig geboten — aber die alte Liebe schlug auch war (Taf. 33, 9). Vomehme trugen sie spâter aus Seide. jetzt und hier durch, wie früher bei den Angelsachsen. Die Landleute umwickelten den TJnterschenkel über dem Dort half das kirchliche Verbot nichts, hier hatte sich ein Strumpf kreuzweise mit Bâudern (Taf. 33, 1 u. 3), die oft Herrscher und eine Herrscherin, die Mode, vergebens an- auch noch über das Knie hinaufgingen, Doch scheint gestrengt; auch jetzt versuchte die Kirche wieder ihre diese Sitte im 12. Jahrhundert ganz erloschen zu sein. Macht: ailes umsonst! Selbst gegen die dreifache Gewalt Der Fuss wurde durch Stiefel oder Schuhe geschützt. stiefci siegte die angeborene Natur. Die Normannen trugen ihr Erstere wurden noch im 11. Jahrhundert getragen und langes Haar nach wie vor, und vielleicht war es gerade reichten bis in die Mitte des Unterschenkels (Taf. 33, 4), dem Eifer der Priester gegen diese «Gottlosigkeit" zu- letztere wurden im 12. Jahrhundert allgemeine Tracht zuschreiben, dass man es nun doppelt pflegte und dass (Taf. 33, 6—9). Sie waren aus Leder und bei Vomehmen Manner, welche keins mehr hatten, Perrücken aufsetzten, offers gestickt oder besetzt (Taf. 33, 12). Unter Wiihelm H. um dem geschmâhten und verwünschten Haar seine Ehre am Ende des 11. Jahrhunderts wurde es Mode, spitze zu schaffen. Man wickelte und brannte mit Hilfe von Schuhe zu tragen, und kein Schelten der Geschichts- schuhe eisernen Zangen, ganz wie in unserer Zeitj künstliche Locken, schreiber half. Den Geistlichen wurden sie bei Strafen die dann durch allerlei Schnûren und Bander in der be- untersagt. Sie müssen übrigens bald wieder abgekommen stimmten Ordnung festgehalten wurden. Diese bestand im sein, denn die Abbildungen aus dieser Zeit führen sie 12. Jahrhundert darin, dass das Haar auf der Mitte der gar nicht so haufig auf, als man hach den Schriftstellem Stirn nach beiden Seiten gleich gescheitelt wurde, so dass denken sollte. Man wand sogar die Spitze, erzahlen diese, Lange es an den Schlâfen hinab auf die Schultern sich krauselte; wie eine Schnecke zurück in sich selbst und stopfte sie am Ende des Jahrhunderts kâmmte man es seitlich mehr mit Werg und dergíeichen aus. Doch werden wir diesen zurück nach den Ohren hin (Taf, 33, 12). Stutzer gingen Schnabelschuhen wieder begegnen, wo sie sich auf die < in der zweiten Hâlfte des 12. Jahrhunderts fast immer Dauer im Gange erhielten. ohne Hut auf der Stresse, damit aile Welt ihren Haarputz Die Frauen mogen wohl auch Strümpfé getragen Frauen- bewundere. Die Narrheit kommt überall gedeihlich fort. haben, aber da die Schriftsteller darüber schweigen, so lasst Bart Dem Bart erging es ganz âhnlich, und er ist und war es sich nicht mehr ermitteln, denn die Abbildungen konnen immer nahe verwandt mit dem Haar. Er galt für ein wegen der langen Kleider darüber keinen Aufschluss geben. Zeichen der Wiirde, darum sollten die unterworfenen Angel- Die Schuhe sind vollig denen der Manner gleich. sachsen im 11. Jahrhundert keinen Bart tragen; diesen wollten sich die Eroberer vorbehalten. Aber Wiihelm drang mit seinem Verbot nicht durch und verlor durch d) Schmuck. nur Auswanderung wegen solchen Zwanges seine besten Bürger. Hierzu gehoren, sonderbarerweise als ein ganz aus- Handschuhe Daher wurde das Verbot nicht aufrecht erhalten und erst nehmend kostbares Stück, die Handschuhe. Nur die Vor- mit Heinrich I. im Beginn des 12. Jahrhunderts kamen, nehmsten trugen welche oder konnten welche haben. Seit weil der Konig mit solchem Beispiel voranging, wieder Heinrich H. haben allé Konige welche an, und Richards glatte Kinne auf, die aber immer vereinzelt blieben Handschuhe (Taf. 33, 12) sind sogar noch mit Kostbar- (Taf. 33, 9) und bald wieder in allgemeinem Bartwuchs keiten verziert. Auch Erzbischofe solien welche an Festen verschwanden. Schon unter Heinrich H. sah man wieder getragen haben. viele voile Bârte und unter Richard wurden sie allgemein Eigentlicher Schmuck war bei den Normannen seiten. wenig Ge- (Taf. 33, 12). Das Volk nahm an der Bartlosigkeit wenig Von den Diademen um das Haar sprachen wir schon und oder keinen Teil (Taf. 33, 1 u. 3). ebenso von den Kleiderbesatzen. Sonst aber waren Frau en- Die Frauen trugen ihr Haar von dem Scheitel zu Schmucksachen, mit Ausnahme der koniglichen Zeichen, beiden Seiten herabfallend und frei flattemd (Taf. 33, 10) ganz ausser Gebrauch. Man findet keine Spuren von oder auch in zwei dicken Zôpfen zusammengeflochten, den Ohrringen, Ohrgehangen und dergleichen, und nicht ein- Riicken hinabfallend. Am Ende des 12. Jahrhunderts mal die Haftel am Mantel, die sonst so gewohnlich trugen Frauen die Haare in einem Netz, über diesem die der erste Anlass zum Schmuck ist, findet sich als sol- Haube oder das Kopftuch; Mâdchen gingen im blossen cher vor. Die Normannen bezwangen die Welt durch Kopf. Eisen. Kretschmer n. Bohrbach, Trachten der Yôlker. S. Aafl. 19 146 Das Mittelalter. mit bessereñ Schutzwaffen rersehen sind ais das Fussvolk, S. Bíoftracht. eine Erscheinung, die beilâufig bis in unsere Tage fort- Wir brauchen bier nur der Herrscherzeichen zu er- dauert. wahnen, weil in aliem übrigen die Konige sicb nicht vo^ Die Panzerhemden waren zu Ende des 11. Jahrhunderts Panzerhemd den Vomelimen auszeicbneten, ausser, wie wir schon er- fast alie mit einer Kapuze versehen, die den Hals und Kapuze wabnten, durch kostbare Stoffe uod Stickereien etc. an den Kopf schützte (Taf. 33, 4—6, 13 ü. 14), die Armel úm Kleidern. diese Zeit weit und so kurz, dass die ganze Hand frei Neben Krone und Zepter finden wir aucb hier den blieb (Taf. 33, 4 u. 7). Diese Eisenrôcke bestanden Reichsapfei Reichsapfel ais ein koniglichea Zeichen. Er wird gebildet zum Teil schon aus jenen küustiichen Kettengeflechten, durch eine goldene Kugel, auf welcher auf rotem Stab- die spater allein und ausschliesslich getragen wurden chen eine Blâtterverzierung ruht (Taf. 35, 28). Gewohn- (Taf. 33, 4 u. 7), zum grosseren Teil aber aus Metallplatten lich steht auf dieser noch ein goldenes Kreuz (Taf. 85, 27). (Taf. 33, 5) oder Schuppen (Taf. 33, 6), welche auf einen Zepter Das Zepter ist ein kurzer roter Stab mit goldener Blume ledernen oder einen Rock von anderem starken Stoff auf- auf der Spitze (Taf. 35, 25 u. 26). Die Krone ist auch gesetzt waren. Krone hier bei jedem Herrscher eine andere, gewohnlich aber Schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts anderte man Ânderung ein Ring mit vier aufgesetzten blattartigen Zacken, reich die Panzerhemden etwas um, damit sie dem Korper mehr mit Edelsteinen besetzt (Taf. 33, 12 u. 15). Schutz gewahrten. Dieses erzielte man zunachst durch Verengung und Yerlangerung der Armel (Taf. 33, 5); die letztere war in der Mitte des 12. Jahrhunderts bereits so 3. Kriegstraclit. weit ausgedehnt, dass die Hânde vôUig verhüUt wurden Auch diese war der franzosischen sehr ahnlich, so- (Taf, 33, 11 u. 14). Zugleich fügte man zu dem Rock wohl in den Schutz- wie in den Angriffswaffen. entsprechende Beinkleider oder Strümpfe von derselben Eisen- Art (Taf. 33, 5); sie wurden, als man um die Mitte des a) Schiitzwaffen. 12. Jahrhunderts mehr und mehr dem Panzerhemd aus Hier inüssen wir bemerken, dass auch bei den Nor- Geflecht den Yorzug gab, ebenso hergesteUt wie dieses mannen nur die Anfûhrer und einzelne Abteilungen des (Taf. 33, 11 u. 14). Die Kapuze behielt man bei, doch Heeres die bedeutenden Rüstungsstücke trugen, dass da- war sie nicht immer an dem Panzerhemd fest, sondern gegen der grosste Teil der Truppen so gut wie gar bildete zuweilen auch ein Stück für sieh. schiid keine Schutzwaffen, den Schild ausgenommen besass, Auch wurde es in diesem Jahrhundert . Gebrauch, sondern nur in der gewohnlichen Volkstracht ging. Man einen Waffenrock über der Rüstung zu tragen, wie man Waffenrock begegnet gar zu oft der Yorstellung, im Mittelalter seien ihn früher nur unter dem Panzerhemd getragen hatte Rüstungen die Krieger alie in eisemen Rüstungen gegañgen, welche (Taf. 33, 4—7). Dieser letztere war meistens kurz, so dass ""fü1ire^°" ausserst falsch und dahin zu berichtigen ist, dass er kauni bis ans Knie ging (Taf. 33, 4—5), selten lang statt „Krieger" Anführer gesetzt wird. Denn wenn es zu bis auf die Knochel (Taf. 33, 6). Jener aber unterschied unserer Zeit, wo die Ausgaben für das Heer nicht gerade sich wesentlich daaurch, dass er keine Armel hatte und kleiner sind ais früher, doch keine Armee, sondern nur immer lang war, so dass er den Unterschenkel halb deckte einzelne Regimenter in Pabzem, also noch lange nicht ' (Taf. 33, 14). Er scheint nur von den Yornehmsten ge- in Eisenrüstungen, gibt, so kann man schon daraus tragen worden zu sein. schliessen, dass die Zahl der bepanzerten Krieger früher Die Beine waren früher, ehe man auf die Panzerhosen eine sehr beschrankte war, wo die Bearbeitung des Eisens verfiel, wenig oder gar nicht geschützt. Man trug die eine unendlich schwierigere und daher kostbarere Arbeit gewohnlichen Beinkleider, machte sie aber des besseren war als heute. Widerstandes wdllen haufig aus Leder (Taf. 33, 4, 7 u. 8). Für die Kriegstracht der Normannen ist jene Stickerei Die Schuhe waren die gewohnlichen, selten findet man Halb- schuhe der Konigin Mathilde sehr belehrend und auch sie bêweist, stiefel oder Riemenwicklung über den Schuhen (Taf. 33, 4). dass der grosse Haufe der Soldaten nur gewohnliche Die Panzerhosen machten allé Schuhe überflüssig, indem Rocke und Beinkleider, Schuhe und Mützen trug, dass es sie dieselben zugleich mit vertraten. Panzer aber einzelne Abteilungen gab, welche Panzer, entweder Der Helm wurde ebenfalls mit der Zeit verandert. Helm aus Leder oder aus Holz mit Leder überzogen, trugen Im 11. Jahrhundert sind die Helme meistens kegelformig Panzerhemd (Taf. 33, 7 u. 8), dass dagegen die Panzerhemden fast nur oder haubenahnlich, im 12. werden neben diesen auch den Anführérn zugehorten. Einzelne Stellen erscheinen Helme getragen, die oben abgeplattet erscheinen und freilich so, ais ob es auch Heerscharen in Panzerhemden zylindrisch sind. Eine Eigentümlichkeit der normannischen gegeben habe, vielleicht die Leibwachen reicher Fürsten, Helme, der wir schon bei den franzosichen auch begegneten, die solchen Aufwand machen konnten (Taf. 33 7). Minder war der Nasenschild, eine Platte, die von der Stirn zwischen, Nasenschiid begüterte mogen ihre Mannen nur mit Panzern und Hauben den Augen herablief und die ganze Nase bedeckte. Sie geschützt haben (Taf. 33, 8). Schon im 11. und noch war sowohl an den altesten oben zugerundeten oder zu- Reiter mehr im 12. Jahrhundert ist es deutlicb, dass die Reiter gespitzten Hehnen (Taf. 33, 4—6), als auch an den spateren V. Die Normannen. 147 zylinderfôrmigen (Taf. 33, 13 u. 14) angebracht. Diese etwa 1,20—1,60 m hoch und aus Holz. Die Pfeile hatten letzteren sind zuweilen ganz flach, so dass die Stirn von doppelschneidige Metallspitzen (Taf. 33, 7). ihnen nicht bedeckfc wird, sondera nur der obere Kopf Ausserdem fiihrten die Normannen noch fast allé Andere Schufcz hat (Taf. 33, 18), zuweilen hoher, so dass auch übrigen Waffen jener Zeit, namlich das einfache und das Stirn und Schlafe davon verhüllt werden. doppelte Streitbeil, die Streitaxt verbunden mit Lanzen- stoff der Der Stoff der Helme war Kupfer oder Eisen und es spitze und Spitzhammer, den Streithammer, die eisen- Heime etc. kaum, als ob man mit dem Panzerhemd^zugleich beschlagene Keule mit Spitzen, die Hellebarde und sogar eine Kopfbedeckung aus anderem Stoff getragen habe. die Schleuder. Wir haben nur die vier wichtigsten Waffen Selbst die Hauben der niederen Krieger, wenn diese be- besonders hervorheben woUen. panzert sind, bestehen meistens aus Eisen (Taf. 33, 7 u. 8); Die verschiedenen Abteilungen des Heeres, wie sie das gewohnliche Kriegsvolk trug Mützen. durch die anfiihrenden Herrén des Adels ausgerüstet wurden, Fahne Die Kapuze war zuweilen auch aus Leder oder einem gruppierten sich jede um ihre Fahne. Diese hatte das anderen derben Stoff (Taf. 33, Su. 11), bei den Rittera dem Herrn bestimmte Zeichen oder seinen Wahlspruch, meistens aus Eisen (Taf. 33, 4—6, 13 u. 14). spater im 13. Jahrhundert sein W^appen. Man hielt auf Hamilton-Smith gibt ein Bild des Richard Lowenherz, die' Fahnen ebensoviel wie heute bei uns. Sie zu ver- Helm mit WO mit dom vergoldeten Heime die Krone verbunden ist, verberen, war eine grosse Schânde, welche zu erobern, Krone Zusammenstellung, der wir in Zukunft noch ofter eine besondere Freude und Ehre. begegnen werden (Taf. 33, 11). Zu Signalen dienten Homer und Trompeten. schiid Der Schild war bei den Fusstruppen oval und etwa 75—95 cm hoch, bei den Reitera dreieckig oder keil- B. Gerate. formig, namlich oben breit und unten mehr oder weniger zugespitzt (Taf. 33, 4), dabei gewohnlich ebenso hoch, Hier sind, \^e bei den Franzosen, Abbildungen das zuweilen abèr auch grosser. Kreisrunde Schilde von einzige, was ausser einigen Gefassen noch vorhanden ist. etwa 60 cm Durchmesser trugen nur die leichten Fuss- soldaten, welche daneben mit langen Lanzen bewaffnet 1. l>as Stnbeiigerifct. waren. Die Schilde waren seitlich gewolbt, der Korper- Dasselbe ist dem im vorigen Abschnitt besprochenen form sich anschmiegend, gewohnlich aus Holz, mit allerlei sehr ahnlich. Die Sessel und Tische sind fast ganz von Figuren bemalt (Taf. 33, 4, 11 u. 14). Zuweilen sind die derselben Form. Die Throne die Konige haben auch hier Thron Rânder mit Metall beschlagen, bei den Vornehmsten auch meistens die Gestalt von FeldstiihJen; wenn sie hiervon wohl vergoldet. abweichen, sind es rundum geschlossene niedere Lehn- stühle auf hohem XJntersatz mit Stufen. Die Lehne wie h) AiigriffswaffciL die Seiten sind mit Schnitzwerk und Malerei oder Ver- TJnter den Angriffswaffen der Normannen nimmt das Die Lehnstiihle (ahnlich Taf. 35, 30) stuhie schwert Schwert die erste Stelle ein. Es goldung geziert. war von mittlerer Lánge waren nur in den fürstlichen Hâusern zu finden; der ge- und die Klinge ziemlich breit, wenigstens gegen Ende wohnliche Sitz war ein einfacher Schemel. des 12. Jahrhunderts; man trug es an der link en Seite Die waren je nach dem Stande des Eigen- Lager (Taf. 33, 14) an einem breiten Gürtel oder Lager an einem Wehr- tümers mehr oder weniger einfach. Das niedere Volk gehânge über die rechte Schulter. Eine Figur bei Spalart schlief auf Stroh am Boden. Die Bemittelteren aber trâgt das Schwert ausnahmsweise rechts auf der Hüfte hatten stets Bettstellen mit vier Beinen, einem Fuss- und (Taf. 33, 6). einem hoheren Kopfende; doch lasst sich über die TJnter- Lanze Die Lanze war sowohl zum Stoss als zum Wurf ge- nichts sagen, da sie in den Zeichnungen nicht brauchlich. Zu letzterem Zweck lagen war sie kürzer, leichter sichtbar sind. Wahrscheinlich schliefen die Vornehmen und mit breiterer Spitze versehen. Die Stosslanze war auf Polstera, die mittleren Stande auf Brettera, die mit mindestens^2 m Iang. Decken belegt waren. Zum Zudecken hediente man sich Eine eigentümliche Waffe der Normannen war die grosser, wahrscheinlich wollener Decken. Armbrust Aimbrust (Taf. 33, 8; 35, 13). Hier findet sie sich zu- erst und die benachbarten Volker lernten sie erst durch 2. Oefâsse. die Normannen kennen und gebrauchen, Der Bügel scheint, wenn nicht immer, doch sehr oft, aus Stahl Metallen oder gewesen zu Dieselben waren teils von edlen Bronze, sein. Man schoss aber noch nicht Bolzen, sondera Pfeile teils von Ton. Die Formen sind einfach und vorherrschend mit derselben und, wie. es scheint, diese bisweilen mit be- schlank. Selbst die Schüsseln und dergleichen Gefasse sonderen Stoffen, z. B. zum Ziinden oder zu anderer Be- sind mehr tlef als breit und flach. Von Beleuchtungs- schadigung, begabt (Taf. 35, 13). werkzeugen finden sich Leuchter und Ampeln, beid e freilich Bogen Neben der Armbrust blieb der Bogen stets in grossem in kirchlichem Gebrauch, aber es lasst sich denken; ^.dass Ansehen. Die normannischen Bogenschiitzen, heisst solche auch im Hause benutzt wurden, sowie dasselbe es, entschièden die Schlacht bei Hastings. Der Bogen war auch heute geschieht. 148 Das Mittelalter. turn war im Norden und Osten noch nicht überall durch- 3. mnsiikalisclie liistrniueiite gedrungen, und auch die Tracht war je nach den Stammen wurden bei den Normannen von alters her sehr geliebt verschieden. und wir finden daher bei ilinen alie damais bekannten im Erst in der zweiten Halfte des 9. Jahrhundert waren Gebrauch. Es sind ziemlich dieselben, die wir im vorigen allé deutschen Stamme christlich, Avenn auch hier und Abschnitt (S. 141) besprochen haben. Auch sind die dort an bestimmten Tagen des Jahres noch die heidnischen Formen ganz ahnlicli, bei den Harten wie Taf. 35, 4—6, Gebrauche gefeiert wurden, Avie sie es ja bis heute noch die Geigen wie Taf, 35, 8 und die Zither oder das Hack- Averden (Oster- und Johannisfeuer und dergleichen); zu- brett wie Taf. 35, 7. Auch Laute und Leier waren im gleich waren sie ausserlich unter eine Herrschaft vereinigt; Gebrauch, denn kein Gastmahl der Normannen ging vor- doch blieben Mundarten und Trachten als die ursprüng- über ohne Gesang und den Stoft" für denselben bildeten lichsten Ausserungen des Volkslebens am liingsten un- die Heldentaten der Vater. Die Normannen waren ja niehr veriindert. Das Volk trug mit AA^enigen Ausnahmen die ais irgend eines ein Volk der Tat; sie hatten also etwas deutsche Tracht; die Grossen zogen die romische und zu besingen, weil sie vieles zu besiegen gewusst hatteñ. spater die byzantinische vor. Es entAvickelte sich aus den  erschiedenen Elementen im 10. und 11. Jahrhundert eine Ihre Unterhaltungen neue alies Lebehs und damit übrigen waren ausser den ritter- eigentümliche Gestaltung lichen Übungen und der Jagd dramatische auch Darstellungen der Tracht, wobei das Romische in vielen Stücken biblischer, besonders neutestamentlicher Stoffe. Daneben die Oberhand behielt. So bildete sich auch hier wie in Vogelschiessen, Hahnenkampfe und dergleichen, bei der Frankreich im 11. Jahrhundert die mittelalterliche Tracht in Jugend das Ballspiel. Sehr beliebt beilaufig auch ihren ersten Anfângen heraus, die dann im 12. und nocir war das Schachspiel. mehr im 13. Jahrhundert und spater rei che Sprossen trieb. Wahrend unter den ersten sachsischen Kaisern die Regen- Ais Besonderheit sei hier noch bemerkt, dass wir schirm Normannen auch den ersten Regenschirm finden. Pürsten wie das niedere Volk noch immer den deutschen Das regnerische Alt-England ist also vielleicht die erstè Rock trugen, der aber allerdings an Weite schon etwas europâische Pflanzstátte dieses jetzt fast unentbehrlich zugenommen hatte und fiber den Hfiften ein Avenig bauschen gewordenen Gerates. Er ist nach demselben Grundsatz mussle, so trugen die Vornehmen seit Otto HI. meistens eingerichtet wie noch heute und der Überzug ist auch die lange Tunika. Also erst gegen das Ende des 10. Jahr- von gewebtem Stoff. Die orientalischen Schinne bestehen hunderts drang das Griechentum von Byzanz in Deutsch- sowohl Regen- ais Sonnenschirme lackiertem land ein. Von Otto I. wird ausdrficklich von — — aus Widukind Papier; môglich, dass die Normannen auf ihren Seefahrten erzahlt, dass er bei der Kronung den engen kurzen frankischen den Schirm im Orient kennen und schaizen lemten und Rock trug, dass er also sogar den weiteren sachsischen ihn von dort nach England einführten, wo „der Regen, der Rock gegen jenen vertauscht hatte, wahrscheinlich aus regnet jeglichen Tag", sie Benutzuug desselben trieb. Rficksicht auf den zur frankischen, frfiher herrschenden Stamm. Schiüssei Auch Schlüssel nach unserér Art mit künstlichem Ebenso erzahlt Liutprand, Bischof von Cremona, der Kamm finden sich in dieser Zeit und hier zuerst. als Gesandter Otto I. nach Byzanz reiste, dass die Griechen dort eine „weibischLe" Tracht trfigen, ganz verschieden von der deutschen, namlich der Kaiser trüge langes Haar, Schlepprock mit weiten Armein, Frauenmantel und Frauen- haube; der ,deutsche Konig" dagegen (also ist nicht vom niederen Volke die Rede) kurzes Haar, einen Mannerrock und einen Hut. VI. Die Deiitschen Diesem entsprechen auch die bildlichen Darstellungen, im 11,, 12. und 13. Jahrhuiidert. die noch aus jener Zeit vorhanden sind, z. B. ein mit Miniaturbildern geziertes Psalterium in der Bibliothek zu (Tafel 30, 32, 36 u. 40. Nach Hefner, Wagner, Guhl und dem Stuttgart, das jener Zeit entstammt. Hier allé Düsseldorfer tragen Kostümbuch; íür den Text noch Jac. Falke.) Manner, auch der Konig, die kurze Tunika, den Mantel, der auf der rechten Schulter durch eine Spange gehalten, A. Eiiileitung. vorn kurz, hinten Iang ist, und enge Beinkleider, die ge- wohnlich in Halbstiefejn stecken; nur der Konig tragt Unter Karl dem Grossen und seineni Sohne waren die Schuhe, ebenso die Frauen. Beilaufig finden sich hier die Deutschen nur ein Glied des grossen frankischen Reiches altesten Spuren einer Tracht, die erst im 13. Jahrhundert und noch weit mehr in sich zerfallen, als sie es in der durchgreifend zur Geltung kam, namlich des sogenannten ersten Halfte des 19. Jahrhunderts waren. Dies sfalt in „miparti", wobei zwei gegenfiberstehende Seiten des Kleides jeder Beziehung, in Sprache und Sitte, in Religion und durch eine Vertikallinie getrennt und verschieden gefarbt Tracht. Jede Provinz sprach ihre eigene Mundart; jeder wurden. Doch dehnt es sich hier nur erst auf die Bein- Stamm hatte seine eigenen Angewohnheiten; das Christen- kleidung aus, wahrend es spater auch ffir den Rock gait. VI. Die Deutschen im 11., 12. und 13. Jahrhundert. 149 Das Haar ist ziemlich kurz, der Kopf salten bedeckt, reits ein zusammenbangendes Kleid, das den Unterleib mit trotzdem aus den Schriftstellern hervorgeht, dass nieniand bedeckte." Nackte Füsse liessen sicb eber unbedeckten Hauptes ging; denn Widukind ertragen und erzahlt, dass warden ja aucb nocb beute nicbt durcbaus be- untar den 32 Legionen Ottos unmbglicb I., mit denen er nach Frank- funden. Es finden sicb aber aucb bei den untersten Standen reich zog, nur vier Mann, námlicb der Abt von Corvin bisweilen Scbube, die bis an den und drei Knocbel, oder Schuhc seiner Lauta, obne Hüte Strümpfe, waren. Diese Hüte des die bis ans Knie reicben. Es ist nicbt mebr zu Sachsenheeres erinitteln, warden ausdrücklich Strobhüte genannt. auf welcbe Weise untar diesen die Soble befestisrt Auch war, bier stimmen O » also, wie wir sebón ofter bemerkt ja ob überbaupt immer eine solcbe vorbanden war. An baben, die Scbriftsteller mit den Abbildungen niebt über- den iiocb vorbandenen Schuben untar den ein. Der Fabler Reicbskleinodien, steckt jedenfalls in den letzteren, wie die zum Tail in das 12. Jabrbundert sind die leicbt begreiflicb ist. geboren, Erst Bilder aus dem 11. Jabrbundert Soblen aus Holz, wonacb sicb annebmen lasst, dass man zeigen Kopfbedeckungen. sicb in jener Zeit dieses Materials dazu wobl ofter bedient In einem Evangelienbucbe zu Aacben, welcbes Otto III. baben mag, um so mebr, da nocb beute in Frankreicb etwa im Jabre 1000 dam Dome scbenkte, findet man auf und Deutscbland ein sebr einem Miniaturbilde grosser Tail des Landvolkes as ibn selbst mit zwei Fiirsten zur Seite aucb tut. und zwei Kriegern danaben. Er selbst tragt die lange, Aucb die Strümpfe mit darunter Soblen die anderen vier aber befestigten die kurze Tunika, ein Beweis, dass (diese gewôbnlicb aus Leder) sind nocb sebr im zu der genannten Zeit baufig der griecbiscbe Einfluss nocb nicbt Gebraucb bei den Bauerfrauen des vorberrscbend Tbüringer Waldes; be- war. Dennocb ist es dieser Otto III., der, senders scbeinen diese Fussbekleidungen bei ibnen beliebt wie er nacb Abstammung und Erziebung dam griechiscben zu sein für weite Marscbe. Auf den Wegen vom Wesen Gebirge zugetan war, jedenfalls dasselbe aucb in Deutscb- nacb den Stadten kann man im Sommer diese land, wo as scbon Frauen, untar seinem Yater auftaucbte, in der welcbe ibre Produkte nacb der Stadt zu Markte Tracbt bringen, zur Geltung bracbte. Denn untar seinem Nacb- truppweise rascb und rüstig dabiuscbreiten Heinrieb saben, alie mit folgar II. war sie bei dam Adel bereits all- solcben besoblten Strümpfen, statt mit Scbuben, gemein im Gebraucb. angetan. Der Ubergang muss also in das Die Kopfbedeckung der niederen Stande war bei den letzte Jalirzebnt das 10. Jabrbunderts fallen. Sacbsen, wie scbon erwahnt wurde, ein Strobbut. Was Hut Die Mantel bebialten ebenfalls ibre friibere Form bis bei den übrigen deutscben Stammen denselben etwa ver- in diese Zeit und wurden immer nocb auf der recbten trat, ist nicbt mebr zu finden, da Scbulter Abbildungen der niederen befestigt. Stande feblen. Wabrscbeinlicb aber war es bei ibnen Die Stiefel indessen warden immer niedriger, so dass ebenso ein Hut oder eine Mütze, vielleicbt abnlicb der sie nur bobe Scbube zu nennen sind, und so werden wir des Adels, die der sie pbrygiscben zu aucb vergleicben war. im 11. Jabrbundert nocb finden, zu dam wir nun Der Mantel blieb bei dam Yolke in seiner früberen Mantel ûbergeben. Gestalt und wurde auf der recbten Scbulter befestigt. Sein Stoff blieb nacb wie vor die Wolle. Erst im B. grobe Die Traclit. 18. Jabrbundert fingen aucb die niederen Stande an, den Mantel auf beiden Scbultern 1. zu Oewttkiiliche Traeht. tragen, worin ibnen der Adel scbon im 12. mit seinem Beispiel Aucb wabrend vorangegangen war. aller Yerânderungen, die durcb die Über die Frauentracbt der untaren Stande wissen wir, Frauen Neuerungen der drei letzten Sacbsenkaiser in die Tracbt dass sie in einem Hemd mit engen langen Armeln be- Hemd kamen, bebielt das Yolk seine friibere Art bei. Es trug stand, das bis auf die Füsse reicbte; darüber wurde ein Rock den alten Rock, wie er in dam 9. und 10. Jabrbundert kürzeres Kleid getragen, das in gerader Linie von den Kieid sicb allmablich erweitert batte, mit der kleinen Bauscbe Scbultern bis auf die Knocbel bing, obne besondere An- über den Hüften, die den Gürtel bier und da teilweise deutung der Hüften. Aucb dieses Kleid war nicbt allzu verdeckte. Wir baben, da diese Tracbt bereits in den wait und obne jedén Faltenwurf. Die Armel waren kürzer letzten Abschnitten besprocben worden ist, bier keine Ab- und waiter als die des Hemdes und so konnten diese an bildung derselben gegeben und werden as aucb nicbt mebr den Handgelenken sicbtbar werden. Der Stoff zu beiden in den folgenden Jabrbunderten, obgleicb dieses Kleidungs- Kleidungsstücken war Leinwand. stück als Bauernkittel bis in unsere Zeit sicb erbalten Die Kopfbedeckung war ein Tucb, das die Obren Kopftuch bat und dam grossten Tail des Yolkes als ïïülle dient. und den Nacken mit verbüllte und untar dem Kinn zu- Es war übrigens bei den niedrigsten Stânden Hemd und gebunden war. Die Scbube waren denen der Manner gleicb; schuhe Rock darin vereinigt, so wie diese aucb baufig obne Bein- ob Strümpfe vorkamen, lasst sicb bei den Frauen nicbt kleider gingen, eina Erscbeinung dia aucb nocb zwei entscbeiden. Jabrbunderte spater nicbt selten ist. War aber nur irgend Hemd konnte, trug ein Hemd und einen Rock und ebenso die 2, Tornehme Traeht. von dem allgemeinen Anstand ganz entscbieden vor- Wir baben diese statt der Hoftracbt in Gegensatz Beinkieid gescbriebenen Beinkleider. In dieser Zeit waren sie be- gebracbt zu der gewôbnlicben, weil die eigentümlicben 150 Das Mittelalter Verhaltnisse der deutschen Stande eine strenge Sonderung Unter. der Tunika trug man ein weisses feines Lein- des niederen Volkes oder der „Leute" yon den ^Freien" wandhemd, das nur bis an die Kniee reichte, übrigens Hemd und ^Adalingen" mit sich fiihrten und weil hiernacb. die aber bei etwas geringerer Weite denselben Schnitt hatte. Fürsten, als zu den Adalingen gehorend, auch deren Tracbt Es wurde von dem Rocke oder der Tunika vollig verdeckt. Die Tracht des Holes ist also auch die der hoheren Im Nibelungenlied werden auch seidene Hemden erwahnt. trugen. Stande überhaupt, nur dass dem Herrscher besondere Wenn man fragen woUte, wie das Mittelalter zu dieser Zeichen seiner Gewait vorbehalten waren, die aber die seltsamen Tracht kommen konnte, wie eine Zeit, wo der Tracht nicht weiter berührten. Heute ist das ünternehmungsgéist fast des ganzen Erdteils sich übrige gegen wesentlich anders. Heute sind in den Stadten die Stande den Orient wandte und in den Kreuzzügen austobte; wo Gegensatze durch die Tracht nicht mehr geschieden, Avie sie es auch die Lust an Abenteuern das ganze Leben durchdrang; wo rechtlich nicht mehr sind. Der Tagelohner trâgt an Fest- das Eisen die Kleidung des Ritters von Kopf zu Fuss war; tasen ebenso seinen schAvarzen Frack, schwarze Beinkleider wie solche Zeit zu solcher Tracht kommen konnte? so ' O und den zylinderartigen Hut, wie der vornehmste Mann im mochte vielleicht dies zur Antwort gehoren, dass ûber- Staate und selbst edle deutsche Fürsten tragen die Tracht haupt im Leben die Gegensatze sich oft berühren, dass des und in keiner sieht das Volk sie lieber. also Eisenkleid und Weiberrock an einem Leibe miteinander Bürgers Nur das Landvolk unterscheidet sich auch heute noch Avechseln konnten, und dass andererseits dieselbe Zeit eine dem Stádter durch die Tracht, aber keine Bileider- abgottische Verehrung der Frauen mit sich dass von brachte, stellt dieses fest, sondern einzig der Gebrauch. es also ehrenvoU sein konnte und zum Kultus der Frauen ordnung Es konnte auch jeder Bauer, wenn er woUte, die Kleidung gehorte, lange BJeider zu tragen. So schüttelte denn der des Stadters tragen, aber noch halt die alte Gewohnheit tapfere Eampe am Abend die nassen von seinem Schweisse die Zügel und wird sie auch ferner halten. rostigen Brünnen in den Schild und trat in Weiberkleidung Die Tracht der Vomehmen dagegen ândert sich in in den Speisesaal, die hochste Kraft und Abhartung in jedem Jahrhundert und wandelte sich auch in der Zeit, den Zeichen der hochsten Weichlichkeit und auch zum die uns eben beschaftigt, fort und fort um. Im 11. Jahr- Teil mit dieser selbst verbunden. Es war eine seltsame hundert war sie wesentlich anders ais in der vorher- Zeit und nur aus ihrem Geiste kann ihre Tracht verstanden gehenden Zeit, und blieb auch ini 12. und 13. Jahrhundert werden. nicht dieselbe. Das Bürgertum w.uchs gegen das 14. Jahr- Es herrschte neben allem Tatendrang, neben dem hundert so bedeutend an Ansehen und Macht, dass es Streben nach aussen, zugleich eine grosse Neigung zur dann auch die Tracht des Adels mehr und mehr annahm, religiosen innerlichen Selbstvertiefung und zur Schwar- bis dahin aber der Adel seine ^hofische" Tracht. merei. Die Kreuzzüge waren von beiden ein Beweis. Kreuzzüge trug nur Dazu kam der Einfluss des marchenhaften Orients. Ge- a) Bedcckung des Runipfes. fühl und Phantasie errangen die Herrschaft über den Ver- Tunika Die lange Tunika! Ein grosser, unendlicher Abstand stand; Empfindung war die Seele des Lebens. Die religiose von der Vergangenheit. Seit Uranfang ihrer Existenz ais Verehrung der Maria und die sinnliche Liebe des Orients ein eigenes Volk waren bei den Deutschen die Uúter- mit ihrer poetischen Verherrlichung verschmolzen hier zu schenkel der Manner frei gewesen, der Schritt nicht ge- dem Minnedienst, worin beide Elemente friedUch neben- Minnedienst hemmt: jetzt war er es; die Schenkel Avaren ganzlich ver- einander bestanden. Der Ritter vergotterte den Gegen- hüllt. Wie eigentümlich und fremdartig dies ist, mag stand seiner Liebe und verbannte dabei keinesAvegs die daraus klar werden^ Avenn wir uns denken, die heutige Gedanken an die hochste Lust der Sinne, die er von der ManiierAvelt sollte plotzlich in langeii geschlossenen Frauen- Verbindung mit der Geliebten erhoffte. Umgekehrt aber rocken gehen. So begreifen Avir, welch eine seltsame Tracht entwickelte sich aus dem Minnedienst der Marienkultus die lanííe Tunika AA'ar. Und diese trug der Adel des 11. Jahr- erst zu seiner O spateren Bedeutung. O hunderts und behielt sie auch in der folgenden Zeit bei. Das andere Hauptkleidungsstück, der Mantel, wird im Mantel Der Stoff derselben war feine Leinwand aus B}'zaiiz, 11. Jahrhundert noch gewohnlich auf der rechten Achsel auch Wolle oder gar Seide, an den Sáumen und Hand- befestigt, wie aus dem Aachener Missále Heinrichs II. gelenken oft mit Goldborten, besetzt (Taf. 30, 7 u. 8) oder hervorgeht. Er trágt ihn auf beiden Miniaturbildern in seit der Bekanntschaft mit dem Orient Jiiit Goldstickereien demselben auf solche Weise (Taf. 30, 8), und selbst das verziert (Taf. 30, 3 u. 13). Auch im 12. und 13. Jahr- Bild Rudolfs von Schwaben (Taf. 30, 13) gegen das Ende hundert blieb die lange Tunika dieselbe; sie hatte enge des Jahrhunderts zeigt darin keine Veranderung. und lange Armel (Taf. 30, 3; 32, 1, 6 u. 7; 36, 15—17) Der Mantel Avar aussen gefârbt in Purpur (Taf. 30, 13), Mantel mit und schloss am Halsè ziemlich dicht an. Sie Avurde ge- Blau (Taf. 30, 8) oder sonst einer lebhaften Farbe, innen gürtet über den Hüften und bauschte hier ein wenig Avar er meistens, auch noch im 12. Jahrhundert, mit anderem Gürtei (Taf. 30, 3 u. 8; 32, 1 u. 7; 36, 2 u. 17). Der Gürtel be- Stoffe gefüttert, der gewohnlich weiss oder hellfarbig war stand aus Goldgewebe, Seide oder sonst einem meist kostr (Taf. 30, 7 u. 13; 32, 1 u. 6). Erst im 13. Jahrhundert baren Stoff und diente oft dazu, den langen Rock der kamen die doppelten Mantel ausser Gebrauch, da man jetzt Bequemlichkeit willen kurz zu schürzen. wieder woUene Stoffe benutzte (Taf. 36, 7), andererseits VI. Die Deutschen im H., 12. und 13. Jahrhundert. 151 aber auch nicbt selten den ganzen Mantel mit Pelz fütterte Die Tracbt der Frauen, der vielbesungenen in dieser Fraaen: (Taf. 36, 18), Ebenso fielen jetzt bei dem einfachen Mantel Zeit, ist von den Dicbtern aufs genaueste bescbrieben und schonhcit die reicben Borten weg (Taf. 86, 17), welcbe friiher be- von Malern und Bildbauern ganz mit den Scbriftstellem senders im 11. Jabrhundert denselben geziert batten übereinstimmend dargestellt. Es gab scbon friiber, scbon (Taf. 30, 8 u. 13; 32, 1). zu der karobngiscben Zeit, einen gewissen Kanon der Mantel Die Hauptânderung, welcbe der Mantel in dieser Zeit Frauenscbonbeit, der in den Bescbreibungen jener Zeit ^schuitern anzulegen. Was im durcbweg derselbe ist. Blondes Haar, blaue Augen, kleine 11. Jabrbundert nur einzelne gewagt batten (Taf. 30, 7), weisse Hânde, Rosenwangen, Korallenlippen, Perlenzabne ibn namlicb auf beiden Scbultern zu tragen, das wurde und so fort werden stets getreulicb erwabnt, wenn eine jetzt allmablicb allgemeine Tracbt (Taf. 32, 1 u. 6-8) Scbonbeit bescbrieben wird. Aucb jetzt gait diese Regel und blieb es aucb allé diese Zeit bindureb (Taf. 36, 7 u. 13, nocb und batte sicb mit der Zeit nur nocb weiter aus- 15 u. 17). Also aucb bierin wurde die Frauentracbt gebildet und verfeinert. Die blauen Augen aber galten berrscbend, denn nur Frauen batten friiber ^den Mantel nicbt mebr fûr so scbon als die braunen; "docb batte das auf beiden Scbultem" getragen, was dem Spricbwort nacb blonde Haar nocb seine friibere Geltung. Aucb bei den veracbtlicb war. Mânnem batte diese Farbe das bôcbste Anseben. spange des Zur Befestigung diente aucb auf der Brust eine Spange Hánde und Füsse mussten bei beiden Mantels Gescblecbtern, Haftel, gerade so wie zuvor auf der Acbsel. Im Laufe besonders natürlicb bei den Frauen, ^bofelicb" sein; nam- der Zeit verlangerte sicb dieselbe, zuerst bei pracbtigen licb die ersteren weiss, weicb, klein und mit langen Fingern, Anzügen, zu einer Kette aus Grold oder einer breiten Borte die letzteren klein, bocbspannig und dadurcb bobl, so dass (Taf. 36, 13). Um bierzu nocb mebr Gelegenbeit zu „ein Voglein darunter sicb verbergen konnte". Uberbaupt geben, erbielt der Mantel sogar einen solcben Scbnitt, dass musste die Scbonbeit der Manner nacb Art der Frauen- er vorn auf der Brust kaum zusammenreicbte, sondem scbonbeit sein, wenn sie recbtes Lob finden sollte. Da- sicb den Scbultern so gut anscbmiegte, dass es kaum einer gegen ist die Hasslicbkeit stets ein Zeicben des Niedrigen, Spange bedurfte (Taf. 36, 13 u. 15). Diese Form des Scblecbten, Bosen. Gemeine Lente und Bosewicbter werden Mantels behielt im 13. Jabrbundert zuletzt den Siec und mit O gleicbem Pinsel gemalt. damit waren die Mantel der Manner und Frauen gleicb. Man muss gesteben, dass seit dem 12. Jabrbundert Das vierte und letzte notwendige Stiick der Manner- die Gesetze der Scbonbeit sicb in der Tracbt mebr und Hose kleidung war die Hose. Sie war nur bei den untersten mebr zur Geltung bracbten. Wabrend die Frauenkleidung Standen kurz und weit, bei den Vomebmen stets lang und bisber des Faltenwurfs fast ganz entbebrte, da beide enge. Daber war sie bier aucb weit spater nocb geteilt Tuniken zu eng waren, um einen solcben recbt aufkommen als bei jenen, weil offenbar das Anzieben der engen Stiicke zu lassen, und docb aucb zu geradlinig unformlicb, um sebr unbequem war. Docb scbon am Ende des 12. Jabr- den Wucbs zu zeigen (Taf. 30, 9), so fingen jetzt die bunderts gab es zusammenbangende Hosen aucb beim Frauen an, beiden Forderungen, denen der Korperform Adel, und im 14. waren nur diese nocb gebraucbbcb. wie des Faltenwurfs in der Gewandung, mebr Recbnung Heinricb VI. trug in seinem Grab eine Hose, die an dem zu tragen; ersteres gescbab besonders am Ober-, letzteres Gürtel über dem Rock mit seidenen Scbnüren, die durcb am Unterkorper. den Rock durcbgingen, festgescbnürt war. Im Sacbsen- Die Kleidungsstücke waren nocb wie friiber eine obere Spiegel tragen aucb gemeine Soldaten lange enge Hosen, und eine untere Tunika, Rock und Hemd, von denen aber Hemd und die zugleicb die Ferse bedecken, aber die Fussspitzen frei nicbt selten eines die SteUe des anderen vertritt, also allein lassen. Die feine Sitte der Vornebmen scbrieb moglicbste vorkommt. Beide wurden in dem oberen Teile nacb den Enge vor, wodurcb freilicb oft der Fall vorkommen mocbte, Formen des Kôrpers gescbnitten, so dass sie sicb an- dass sie bei beftiger Bewegung rissen. scbmiegten und diese bervorboben (Taf. 36, 11 u. 12). Indem also der gemeine Mann seine Beinkleider, die Nacb unten bin aber wurden sie beide weit und faltig, und Bruch sogenannte Brucb, weit und nur bis ans Knie reicbend zwar waren die Falten am Rock mit Kunst gelegt und fest- trug, und dieselben, wenn er enge anlegen woUte, in diese genâbt, wie die Einscbniirung um die Hüften mit beson- letzteren steckte, also nacb Art von Unterbosen bebandelte, derer Sorgfalt durcb künstbcbes Zuscbneiden vermittelt verscbmabte der Adel diese ganz und trug nur die engen wurde. Dass im 13. Jabrbundert zugleicb der Hals und Hosen. Sie waren aus Seidenzeug oder Wolle — aber ein Teil der Brust sicbtbar war (Taf. 36, 11) erbellt daraus, nocb nicbt gestrickt. Gemusterte Stoffe wurden dazu nie dass die Dicbter bei der Wintertracbt bedauern, sie beraube verwandt, wie dies z. B. bei der Tunika gescbab. Docb sie des Anblicks der Scbonbeit. Aucb davon war im 11. wurden sie ofter mi-parti gefârbt. Ursprünglicb trug man und zum Teil aucb nocb im 12. Jabrbundert keine Rede, nocb Scbube an den Füssen, aber scbon im 13. Jabrbundert weil die Tunika den Hals umscbloss (Taf. 30, 4 u. 6; 32, Hose mit bedeckte die Hose aucb den ganzen Fuss (Taf. 36, 3) und 2 u. 3). Aucb durfte man um diese Zeit nicbt bloss ein FUsshng gj-jjjgji; lederne (oder bolzerne?) Soblen, die in den Zeicb- Kleid tragen, sondern entweder Hemd und Rock oder Rock nungen zuweilen deutlicb, oft aber aucb gar nicbt erkenn- und Oberkleid. Wenn Beispiele von Mangel an Sitte und bar sind. Anstand gegeben werden solien, beisst es ausdrlickbcb. 152 Das Mittelalter. die Frau habe uur eiii Heind oder nur elnen Rock ge- ist der Rang der dargestellten Personen dei-selbe, ja es oberkieid trágen. Ja selbst Hemd und Rock ohne Oberkleid galten ist sogar der der schmuckloseren spateren noch hôher als im 11. und 12. Jahrhundert für unanstandig. Aucli durften der früheren reichgeschmückten. in dieser ganzen Zeit die Fusse der Frauen nie sicbtbar Das weite Oberkleid, welches früher über der ersten Oberkieid werden. Tunika getragen wurde (Taf. 30, 9; 32, 15) kam allmahlich stoff der Wenn eine Frau Hemd und Rock trug, war jenes ausser Gebrauch, so dass és im 13. Jahrhundert kaum Hemden ^eiss und ctwas kürzer ais der Rock; der Leinwand mehr zu finden ist. Dagegen findet sich um diese Zeit l aus Flachs, an der Sonne gebleicbt, geschieht am Ende ein anderer, dem armellosen Waffenrocke der Manner ent- ] des 13. Jahrhunderts bestimmte Erwahnunçj. Brunbildens sprechender Uberwurf, der anfangs nur etwas weitere Arm- überwui f j sabenweisses Hemd ist audi aus Leinwand, nâmlicli aus locher hatte als dieser, spater aber auf beiden Seiten bis i der damais berühmten feinen orientaliscl·ien. Wahrend über die Hüften hinab ausgeschnitten war (Taf. 32, 16). ; des 12. und 18. Jahrhunderts scheinen seidene Hemden Dieses Kleid kann ebensowohl mit dem Waffenrock, wie am beliebtesteif gewesen zu sein. eben geschah, verglichen werden, als auch mit dem früheren i Noch im 13. und 14. Jahrhundert ist der Gebrauch Oberkleid, aus dem es sich allmahlich entwickelte. Im 12. des Hemdes unter dem Kleide nicht ein durchgreifender. Jahrhundert niimlich wurde letzteres verlângert, so dass Zwar heisst es (z. B. bei Wolfr. von Eschenbach haufig), nur der untere Saum des Rockes (der Tunika) sichtbar dass über dem weissen Hemde das farbige Kleid O angeleOiít blieb, damit die O Verzierungen daran gesehen werden konnten wurde, wozu dann bei vollstandiger Kleidung noch Oberkleid (Taf. 36, 11), zu welchem Zweck man das Oberkleid auch und Mantel kamen, aber sicher hat es auch oft gefehlt, wohl ein wenig aufhob. Gleichzeitig anderten sich die indem der Rock seine Stelle oder umgekehrt mit vertreten Armel. Im Anfange des 12. Jahrhunderts waren die Armel Ârmei musste. Die Abbildungen konnen über das Hemd fast gleich umgekehrten Trichtem geschnitten; an der Achsel nichts entscheiden. umschlossen sie den Arm und gingen von hier allmahlich woiiene Für den Faltenwurf war es von fôrderndem Einfiuss, über zu einer Weite von 2,50—3 m am unteren Tunika Umfang obcrcn Tunika jetzt durchweg Wollstoffe genommen Saume, der aber die Handwurzel nicht erreichte (Taf. 30, 9). wurden, indessen die untere Tunika oder das Hemd von Noch in der ersten Halfte des 12. Jahrhunderts zeigen Seide oder Leinwand blieb. Bei den hochsten Stânden sich Ubergangsspuren. In der zweiten Halfte wird der trat beim Rock an die Stelle der Wolle auch wohl Seide. Oberarm von einem engen Armel umschlossen, der plôtzlich Von wie grossem Einfluss aber der Stoff auf die künst- am Ellenbogen oder auch noch weiter unten einen Sack | lerische Entwicklung der Tracht ist, braucht wohl nur oder Rand (Aufschlag) von 90 cm Durchmesser trâgt. Dass ! angedeutet, nicht welter ausgeführt zu werden. Daher eine Frau mit ' solchen Armeln so wenig arbeiten konnte entfaltete sich denn auch die Kunst in so überraschender als heuta- mit lang zugespitzten Handnageln, ist gewiss Schnelligkeit, weil das Auge statt der früheren Geradlinig- jedem sogleich glaubhaft gewesen, und diese Zeugnisse des keit in der Gewandung jetzt schone Wellen und sanfte Nichtstuns sind daher die deutlichsten, also beliehtesten. Bogen fand. Jedes Ubermass schlagt leicht ins Gegenteil um. Farben Auch in deu Farben wurde man wahlerischer. Man Unendliche Armel — uud dann plôtzlich am Ende des milderte und dampfte das Grelle, doch nur insoiveit, als 12. Jahrhunderts gar keine. Im 13. Jahrhundert wurden nôtig war, um es dem Auge angenehmer zu machen die Armlôcher erweitert und zuletzt die ganzen Seiten bis (Taf. 32, 2 u. 3; 36, 8—12). Es tauchten schon damais über die Hüften hinab aufgeschlitzt. Da man nun an ver- jene reizvollen Farben auf, die Lebhaftigkeit mit Milde schiedenen Stellen das Innere des Oberkleides sehen konnte verbanden, im vorigen Jahrhundert noch einmal Epoche (an den Armlôchern, früher an den Aveiten Armeln und beim machten und auch seit einigen Jahren wieder hier und dort Aufnehmen am unteren Saume, wodurch sich zugleich der vorkommen unter der Bezeichnung „gebrochene Farben". Faltemvurf verschônerte), so wurde meistens ein schon- Die Verzierungen der Kleider mit breiten Goldborten farbiges oder ganz weisses Futter, auch wohl Pelzwerk, und schweren Stickereien, welche früher den Mangel an hineingesetzt, um damit zu prunken (Taf. 30, 9; 32, 15; : Geschmack hatten verdecken solien, fielen jetzt von selbst 36, 11). Ein solches Kleid der letzten Art, mit Pelz ge- Aus- weg. Man begnügte sich, die Sâume mit einer bescheidenen füttert, hiess Korsett (von Kürsch d. h. Pelz). Korsett beschrankt Eii^^^'Ssung zu bedeckcn und liess auch wohl diese ganz Wie wir übrigens bei dem Diploïdion der Griechen Aveg, so dass des Kleides Zierde nur in seiner schonen bemerkten, dass dasselbe aus guten Gründen als ein be- Form und Farbe lag (Taf. 36, 8—12). senderes Stück der Kleidung behandelt wurde, so konnen Aus der ersten Halfte des 12. Jahrhunderts finden wir wir hier nicht unerwahnt lassen, dass die Kunst der wohl noch Abbildungen von Mannem und Frauen, welche Tauschung bei Kleidem auch dem Mittelalter nicht fremd des oben erwahnten Schmuckes zwar noch nicht entbehren war. Als im ' 13. Jahrhundert das armellose Oberkleid (Taf. 32, 7 u. 15), aber doch schon ein Zurückgehen dieses gebrauchlich war, wurden natürlicherweise die Armel des Gesclnuackes andeuten. Man vergleiche aber nur Taf. 30, 9 Rockes oder Unterkleides weit eher schmutzig ais das mit Taf. 36, 12, um mit einem Blick den Unterschied zu Kleid selbst. Darum liessen sich die Frauen einen grossen erkennen oder Taf. 30, 8 mit Taf. 36, 17. Beide Maie Vorrat von Armeln für ein und dasselbe Kleid machen, Ârmeivonat VI. Die Deutsehen im 11., 12. und 13. Jahrhundert. 153 um haufig wechseln zu konnen. Daher werden ofter von 14. Jahrhundert. So folgen sich in den Trachten wie in den Rittem die „ Armel" ihrer Dame als Helm- oder Schild- der Geschichte der Volker zuweilen die krassesten Gegen- sckmuck getragen, was sich auf obige Weise leicht erklart. satze und einer tritt dem anderen dicht auf die Fersen. Armel und Die Armel waren wahrscbeinlich nur leicht eingeheftet, Ein wunderbares Schauspiel! — Hejndenais ¿jg Hemden der Frauen warden nicht selten von Die Jugend liess ofter das Oberkleid Geschenke ganz fehlen, Oberkieid der Liebe an ihren Rittem getragen und kamen dann wiederum mit den ebenso Frauen bei hauslicher Beschaftigung. Sie trugen die Ritter j^igggn und Schâden des Kampfes zurück in die Hânde dann nur den Rock, doch ist derselbe dann gewohnlich ihrer Besitzerinnen, um von diesen abermals — ohne vor- welter, besonders im Unterteil und an den Hfiften in viele herige Reinigung etc. — getragen zu werden. Hier sínd kfinstliche Falten gelegt und durch einen Gfirtel gehalten. unter Hemden nicht Rocke oder Oberkleider verstanden; Ausser dem gewôhnlichen Oberkleid mit grossen Arm- sondern es heisst ausdrücklich von den Frauen: ,auf dem lochern erscheint auch hier und da noch ein anderes, das blossen Leibe getragen", von den Rittern dagegen oft: nicht nur bis zu den Hfiften, sondern an beiden Seiten bis „über dem Kettenpanzer". Die Fran trug also hernach auf zur Erde aufgeschnitten ist (Taf. 36, 10). Es entspricht der blossen Haut das von Rost, Blut und Staub gewiss ganz der spanischen Serape, mag auch wohl ein vom Aus- übel zugerichtete Gewand — eine eigene Art von Genuss lande stammendes Kleid gewesen sein. und Zeichen treuer Liebe! tJbrigens geht hieraus zugleich Dass fibrigens schon damais die ,Mode" ihren Umzug Moden aus hervor, dass die Hemden, die nur als solche, also unter dem durch das westliche Europa hielt und dabei gewohnlich, Kleide getragen warden, damais sehr weite Armlocher und wie noch heute, von Frankreich ausging, erhellt aus sehr keine oder nur ganz kurze Armel hatten (letzteres ist ja vielen Stellen der Dichter. Da wird von dem Oberkleid auch heute der Fall), sonst batte ein Ritter kein Frauen- nach „franzôsischem Schnitt" gesprochen und dergleichen hemd über den Panzer ziehen konnen. mehr. Ebenso geht aus den Schriften der verschiedensten Ausserdem heissen die Waffenrocke auch Waffen- Gegenden hervor, dass das Oberkleid unter aUerlei Namen hemden, müssen also doch dazu durch ihre Ahnlichkeit fiberall gebrauchlich war; auch der Sfirkot der Franzosen Grand , gegeben haben. Besonders auffallend war gewiss ist nichts anderes. ein solcher verliebter Ritter in seinem Frauenhemde nicht, Was hier zunâchst noch zu erwahnen ist, ist der GOrtei denn statt eines Waffenhemdes trug er jenes; nur dass es Gfirtel, der zwar keineswegs ein notwendiges Stfick der weiss war, fiel in die Augen, — doch wohl nicht lange! Kleidung war, doch aber gewiss oft getragen wurde. Wie wir oben bei den Sackarmeln des Oberkleides Wenigstens geschieht seiner in den Schriften oft Erwah- gesehen haben, dass die Gegensatze sich oft auf dem Fusse nung, indessen er auf den Abbildungen meistens fehlt. ümwandiung folgen, SO geschah auch an dem Oberkleide selbst Ahnliches. Wir erinnêm uns an den verhangnisvollen Gfirtel Brun- der Tracht ^âhrend in der ersten Halfte des 13. Jahrhtinderts das hildens, an den Wundergfirtel Ginevras und andere in den Oberteil genau den Korperformen sich anschloss und sie Heldengedichten jener Zeit erwahnte Gfirtel. Dass aber hervorhob, wahrend aus demselben Grande, um sie zu der Gfirtel nicht notwendig war, geht aus den Beschrei- zeigen, die beiden Seiten weit ausgeschnitten warden, fingen bungen des Kdeides hervor, das sich anschmiegt, anlegt, die Frauen nach der Mitte des Jahrhunderts an, ihre Formen kurz so enge ist, dass es des Gfirtels nicht bedarf (Taf. 36, durch weitere und geschlossenere Kleidung mehr zu ver- 8, llu. 12). Wenn er getragen wurde, was also vielleicht hüllen. Das Oberkleid rückte hoher hinauf, so dass nur ebenso oft geschah wie nicht, so wurde er fiber den Rock der Hals noch freí blieb, das Brusstiick wurde welter und angelegt. Zwar heisst es oft, er gfirte das Hemd, dann faltiger, das ganze Kleid langer, so dass es ebenfalls die lasst sich aber auch jedesmal erkennen, dass entweder Fusse verhüllte, wie dies bisher nur der Rock getan batte, nur das Wort oder die Sache selbst ffir den Rock steht. schieier Zugleich wurde der Schleier, der frfiber lang gewesen Ebenso natfirlich ist, dass er mehr ein Schmuck als ein (Taf. 32, 2) und spater verkfirzt worden war (Taf. 36, 12), notwendiges Stfick der Kleidung war, die ja ohnehin schon erweitert, so dass er auch die Wangen bedeckte; die Haare anschloss, und so ist er denn auch meistens hochst kost- warden durch eine Mfitze uraschlossen, und haufig durch ein bar: eine seidene Borte oder eine Borte aus Goldbrokat, besonderes Tuch auch Kinn und Mund verhfillt. Daneben geziert mit Perlén und Edelsteinen, die Schnalle oder der freilich trugen viele Frauen sich auch noch wie frfiher, Ring aus Gold oder edlem Gestein. Man zog das eine und selbst in dieser verhfillenden, nonnenartigen Tracht Ende hindurch und es musste so lang sein, dass es von blickte nicht selten hier und da der alte Hang zum Sichtbar- der Schnalle aus noch ein Stfick hinabhing. So trugen machen der G estait hindurch, z. B. bei der Sitte, das Ober- auch die Manner ihre Gfirtel (Taf. 32, 1 u. 15). kleid oder an seiner Stelle den Mantel an der linken Seite Dass sich an den Gfirtel allerlei Vorstellungen knfipften, Bedeutung hurtéis etwas zu heben (Taf. 36, 11 u. 12). Dies war so durchaus war damais in noch hoherem Masse als bei den Griechen vom Anstand geboten, dass auch bei der Abweichung zu der Fall. Der Gfirtel der Aphrodite, den sie der Here leiht, mehr verhfillenden Kleidern sich dieser Gebrauch erhielt. findet sehr viele Stellvertreter in allerlei Schattierungen, Auch war diese Abweichung nicht von Dauer, sondern sehr und selbst die Mannergfirtel hatten oft allerlei Wander- bald wusste die frfihere Neigung sich wieder zur Geltung krâfte (hier erinnere man sich nur an den Megingjardr, zu bringen, und zwar starker als zuvor; dies geschah im den Gfirtel des Donnergottes Thor, der seine Starke ver- Kretschmer u. Bohrbach, Trachten der YOlker. 3. Áufl. 20 154 Das Mittelalter. doppelt!), z. B. Sieg, Kraft, Frauenhuld, XJnverletzbarkeit b) Kopfbedeekiing. und dergleichen mehr, wie die der Frauen Anmut, Lieb- Unmittelbar auf dem Haar lag bei Mânnern und Frauen reiz, Heiterkeit des Herzens, Kraft, allerlei Weisheit und das Scbapel. Dies war ein einfacber oder scbnurartig Schapei Kunde u. s. w. gewundener Ring (Taf. 36, 15) ans Gold, Silber oder Mantel Das vierte und ausserste IQeidungsstück der Frauen Perlen (Taf. 36, 11), der meistens nocb verziert war, bald war der Mantel. Er wurde natûriicli nur ausser dem Hause mit Blumen oder Tieren ans Gold (Taf. 32, 3 u. 5), bald angelegt, und ais die Korsetts mehr und mehr in Aufnahme mit Zacken (Taf. 32, 2), bald mit natürlicben Blumen, oder kamen, wurde der Mantel ziemlich überflüssig. Es kam es war aucb ein Kranz mit Blumen, den nicbt seiten ein daber im 13. Jabrbundert ofter vor, dass Frauen ohne den- Ritter von seiner Dame empfing. Das Scbapel wurde selben gingen, um so lieber, ais sie das reiche Pelzwerk selbst im Hause nicbt abgelegt. des Korsetts und, bei aufgebobenem Saume desselben, das Darüber trug man beim Ausgeben einen Hut oder Hut gestickte Kleid zeigen konnten, docb galt ein solcher An- eine Mütze. Der erstere konnte von verscbiedener Form zug nicht für voU. Bei besonderen Feierlichkeiten durfte sein. Am vorberrscbendsten waren die Spitzbüte. Ihre der Mantel nicbt feblen. Die Dicbter stimmen aber mit Form glicb einem stumpfen Kegel mit einem aufrecbten den Bildern überein, dass er baufig bei Seite gelassen breiten Rande, der zuweilen binten berabbing und mit wurde (Taf. 36, 10 u. 11). einem Goldreife geziert war (Taf. 30, 7). XJrsprünglicb Auch bei dem Mantel fielen im 12. Jabrbundert die trugen ibn nur die Herzôge und er biess daber Herzogs- breiten Goldborten weg und damit zugleicb der Scbmuck but, wurde aber sebr bald mit Wegfall des Goldreifs die aus Gold und Edelstein; nur der Saum wurde nocb kostbar Tracbt der Ritter und spâter aucb der niederen Stânde. aber scbmal eingefasst. Yomebme besetzten den Rand mit Pelzwerk. Daneben trug ümwandiung Dass er aber den Scbnitt ânderte, baben wir sebón man aucb niedrige Hüte mit aufgestülptem Rande aus des Mantels Mánteln der Manner erwâbnt. Die oberen Ecken, Pelz (Taf. 30, 5^ 32, 8) oder Hüte ganz mit Pfauenfedern die früber an der Scbulter verbunden wurden, wurden ab- überdeckt, die oft genannten Pfauenbüte. Aucb Hüte mit gerundet, der Mantel zugleicb um die Scbultern diebt an- rundem Kopf und breiter Krempe kommen vor und die scbliessend gescbnitten und so verengt, dass die beiden Strobbüte der Sacbsen nannten wir scbon. Seiten von den Acbseln ber sicb nicbt beriibren konnten. Den Juden wurde im 13. Jabrbundert eine besondere Judenhnt Aus der Spange musste also eine Borte oder Kette, ein Form des Hutes vorgescbrieben, welcbe bei rundlicbem Fürspann sogenannter ^Fúrspann" werden, der den Mantel auf der Kopfe, der oben zugespitzt in einen Knopf auslief, einen Brust vor dem Zurückfallen scbûtzte (Taf. 30, 6; 32, 3; ziemlicb breiten abfallenden Rand batte. Dieser Hut wurde 36, 8 u. 12). Da, wo der Fürspann an dem Gewand fest von niemandem sonst getragen und biess ausdrücklicb war, waren zwei Knopfe oder Rosetten angebracbt (Taf. 36, „Judenbut*. Der betreffenden Vorscbrift, die aucb im 8 u. 12), welcbe Tassel oder Tessel genannt wurden. An 14. Jabrbundert mebrfacb wiedeÂolt wurde, war das Ver- Heiligenbildern feblt die Borte gewobnlicb, und der Mantel bot binzugefügt, ^dass kein Jude eine capucia tragen dürfe, ist dann nacb alter Sitte mit einer Spange auf der Brust sondem nur den Hut". Die Farbe desselben wurde in verschie- verbunden (Taf. 32, 15). den verscbiedenen Gegenden Deutscblands verscbieden be- Der feinste Anstand, den Mantel zu tragen, war der, foblen: in der Handscbrift des Sacbsenspiegels zu Heidel- mit der linken Hand den Saum zu beben und zugleicb berg ist der Hut gelb, in der Wolfenbüttler blau, in mit der recbten die Scbnur auf der Brust berabzuzieben Nürnberg war er rot. Der Scbwabenspiegel scbreibt nur (Taf. 32, 16). vor: einen spitzen Hut. Die Mantel waren gewobnlicb aus WoUe, nicbt seiten Wir fügen bier gleicb nocb einige Bemerkungen binzu aber aucb aus Seide oder Samt, das Futter immer dem ent- tiber die Abzeicben, welcbe den Juden im Mittelalter über- sprecbend, bei den Vornebmsten das letztere sogar Pelzwerk. baupt vorgescbrieben waren. Statt des Mantels wurde ofter, und besonders von Den Anfang zu solcben Vorscbriften macbten die Verord- Kappe Mânnern auf Reisen, die Kappe getragen, ein Kleid, Araber in S^panien und Marokko,' denen wabrscbeinlicb Araber an Welches dem alten Oberkleid der Frauen glicb, indem es durcb die Stammes-Yerwandtscbaft jede Unterscbeidung die Juden weite kurze Armel batte und bedeutend kürzer war als zwiscben sicb und den Juden sebr erscbwert oder oft ganz der Mantel (Taf. 36, 3); nicbt seiten trug es als Zugabe, unmoglicb gemacbt wurde, und welcbe sicb nicbt anders besonders seit dem Ende des 13. Jabrbunderts, eine Kapuze, zu belfen wussten, um die von ibnen docb gewünscbte Gugel, die binten im Nacken befestigt war, und gewobnlicb Unterscbeidung berbeizufübren, als dass sie nun auf dem aucb einen kleinen runden Kragen. Oft biess aucb das Kôrper, d. b. an den Kleidern, deutlicb macbten, was durcb ganze Gewand die Gugel. den Kôrper und an ihm selbst nicbt zu unterscbeiden war. Nocb wird ausserdem im 12. und 13. Jabrbundert Sie legten den Juden das Gebot auf, bestimmte Abzeicben, ein Gewand erwâbnt, das statt des Mantels dient und âusserlicb leicbt sicbtbar, an der Kleidung zu tragen. wabrscbeinbcb der alten Pânula âbnlicb ist, nâmlicb der Dies macbte sicb Innozenz III., der furcbtbare Er- Missbranch Kurzibaid Kurzibald; docb scbon vor dem Ende des 13. Jabrbunderts finder der Inq^uisition, zu Nutze, indem er eine Yerord- Innozenz III. erbscbt der Name wieder. ^ nung, welcbe bei den Arabem eine praktiscbe Bedeutung VI. Die Dentschen im 11.. 12. und 13. Jahrhundert. 155 haben mochte, begierig aufgriff und in seinem Fanatismus Soweit die Juden und ihre Tracht i m Mittelalter!*) missbrauchte, um daraus ein Mittel zur Unterdriickung Wir wenden uns nun zu der Kopfbedeckung jener Zeit und Verfolgung der Juden zu machen, um Verachtung zurfick. und Hass gegen diesen fremden Stamm zu erwecken und Mfitzen wurden in sehr verschiedenen Formen ge- Mütze zu nâhren. Wie schrecklich diese Saat des Hasses auf- tragen. In dem 10. und 11. Jahrhundert findet sich noch ging, das zeigten schon nach einem Jahrhundert und die der phrygischen Mfitze ahnliche Form (Taf. 30, 3 u. 10), Juden- weiterhin die Judenverfolgungen am Rhein und anderswo, spater wird sie durch andere ersetzt und Sehr verfolgung verdrangt. wahrlich weder dem deutschen Stamme noch der oft kommt eine runde, anschliessende Kappe mit hohem christlichen Rirche zur Ehre gereichen. Das waren die Rande vor, der meistens mit Pelz verziert ist. Dieser Erstes Früchte von Innozenz* Verordnung. Er befahl namlich wird auch bisweilen in Zacken ausgeschnitten und an den vierten vatikanischen Konzil für alie Abzeichen Christenheit, Kanten besetzt (Taf. 32, 4). Auch platte, barettartige, dass „beide Geschlechter" der Juden bestimmte Ab- steife Mfitzen waren nichts Seltenes (Taf. 36, 2 u. 7), und zeichen an der EJeidung tragan sollten. Jedes Land auf der Jagd pflegte man gern die Falkonierhaube zu erliess nun besondere Vorschriften über Form und Farbe tragen, welche einer Kindermfitze ahnlich sich eng dem dieser Abzeichen. Nur langsam drang diese Massregel ganzen Kopfe anschloss und unter dem Kinn gebunden durch. In Spanien und Portugal, wo die Juden machtig WTirde (Taf. 36, 3). und zahlreich waren, stand Innozenz selbst davon ab. In Im ganzen vermied man breite schirmartige Kopf- Deutschland erhoben sich Schwierigkeiten, daher erneuerte bedeckungen, um das Haar moglichst wenig zu storen und Haar Gregor IX. 1233 das Gebot, doch beschrankte man hier moglichst viel zur Schau zu tragen. Denn die Zeit des die Abzeichen ziemlich allgemein auf den Hut, wahrend kurzen geschorenen Haupthaares war vorfiber. Schon im in den Nachbarlandem ausser Deutschland die Juden ge- 11. Jahrhundert scheinen einzelne es versucht zu haben, zwungen wurden, gelbe oder rote Ringe auf der Brust die herrschende Gewohnheit zu fiberwinden, doch blieben oder dem Rücken, die Frauen auf den Schleiem, aufzunahen. es immer nur Yersuche, weil die Herrscher das kurze In Deutschland war im 13. und 14. Jahrhundert von Haar beibehielten und demgemass der Adel am Hofe Erneuerung solcheu Zeichen keine Rede. Erst durch das Konzil zu ebenso tat. So zeigen die Bilder Heinrichs 11. (Taf. 30, 8), ordJung B^sel 1434, WO das Gesetz wegen der Abzeichen verscharft Rudolfs von Schwaben (Taf. 30, 15) und selbst Friedrichs I. wiederholt wurde, wurden auch von den deutschen Juden (Taf. 32, 1) das kurze Haar, obwohl das letztere schon solche Zeichen gefordert und nun ûberall die bezüglichen dadurch abweicht, dass es in der Hohe der Ohren rundum Verordnungen erlassen, z. B. für Augsburg 1434 durch gleich lang geschnitten ist, also am Hinterkopfe langer Sigismund selbst: Gelbe Ringe auf den Kleidern! In ist als frfiher, wo nach romischer Sitte die Haare am Schafhausen gab der Rat 1435 das Gesetz: »Alle ein- Scheitel ebenso kurz waren wie die am Nacken, und diese heimischen und fremden Juden müssen von nun an auf nicht bedeckten. Um dieselbe Zeit gingen einzelne so der Brust ein rotes Zeichen, gestaltet wie ein Judenhut, weit, den allgemeinen Trieb nach langerem Haar so zu tragen, bei Strafe étc." Auf der Bamberger Synode erliess befriedigen, dass sie wachsen liessen was wuchs, und auf der Kardinal Cusanus 1451 die Yerordnung: „Alle jüdischen solche Weise lange flatternde Locken trugen (Taf. 32, 5, Manner solien auf der Brust einen gelben Ring von finger- 6 u. 8). Jedenfalls war diese Haartracht bei der Eisen- langem Durchmesser, allé Jüdinnen zwei blaue Streifen rfistung ausserst unbequem, und konnte daher keine Nach- am Kopfputz tragen". — Die Reichs-Polizei-Ordnung von ahmung finden. Endlich, wie immer aus den Gegensatzen, 1530 schrieb vor: „Die Juden solien einen gelben Ring wenn sie eine Weile miteinander gekampft habón, sich am Rock oder an der Kappe tragen!" das rechte Mass entwickelt, fand sich auch hier das Richtige, Trotzdem wurden diese Yerordnungen nicht streng welches zugleich gut und schon war. Um die Zeit des umgehung durchgeführt, sondem auf allerlei Weise umgangen, wie grossen Kreuzzuges der drei Herrscher von Deutschland, des Gesetzes denken lasst. Reiche Juden liessen sich gegen Zahlung Frankreich und England, also an der Grenze des 12. und einer Summe ^Dispens" erteilen, ârmere halfen sich durch 13. Jahrhunderts, wurde es allgemeiner Gebrauch, das Haar andere Mittel. So erzahlt z. B. die Regensburger Chronik in sanften Wellen bis fiber die Ohren fallen zu lassen, von 1518 ausdi'ücklich: Tinter zwanzig Juden ist oft nicht so dass diese ganz bedeckt waren, und rundum in der einer zu finden, der die anbefohlenen Zeichen offen und Hohe des Kinns abzuschneiden (Taf. 36, 2, 13—15 u. 17). deutlich sichtbar trâgt, der sie nicht in den Falten des So blieb Nacken und Schultern frei, und doch hatte das Rockes oder der Kappe verbirgt oder diese so drückt und Gesicht den schonen Rahmen des lockigen Haares. Wer zurechtlegt, dass die Zeichen verdeckt werden, oder der keine natfirlichen Locken hatte, half durch die Kunst nach, Lockeu sie nicht mindestens mit der Hand verbirgt. — Ja, die denn schlicht durfte das Haar nicht hangen. Brenneisen Kiage der Chrouik klagt fiber den Hochmut der Juden, dass sie sich und Ole taten schon damais ihre Dienste, und Stutzer Chromsten nicht von den Christen unterschieden, und als starken liessen sich am Abend ihr Haar aufwickeln, dass es am Beweis ffigt sie hinzu, manche gingen sogar wie die Lands- *) Genaueres dariiber findet sich in : Otto Stobbe, Die Juden knechte, in mi-parti, was dem Schreiber der Chronik als in Deutschland wâhrend des Mittelalters. Braunschweig, 1866, ein frevelhafter Ubermut erscheint. bei Schwetzschke & Sohn. 20» 166 Das Mittelalter. Morgen gekrauselt sei. Es war für Friseure uiid Barbiere sicb diese beiden dadurcb, dass die ersten eine Haube oder Haube eine goldene Zeit, einen Scbleier trugen, daber es wobl nocb beute beisst Bart Denn auch diese letzteren batten alie Hánde voll zu „ unter die Haube kommen", die letzteren dagegen, die tun Die Bartlosigkeit, die nun seit langer Zeit für sebón nocb jetzt offentlicb keine Haube tragen dürfen, das Haar gait, wus^ste dieses Anseben zu bebaupten. "Niemand als unbedeckt liessen. In der zweiten Halfte des 13. Jabr- etwa die Konige trugen den einst so unentbebrlicben bunderts ist diese Weise scbon durcbgebend im Gebraucb. Sebnurrbart, der spater aucb verscbwand, um unter dem Alte Frauen trugen das Haupt ganz verbüllt und so Kopftuch kircblicb gesinnten Heinricb IL (Taf. 30, 8) einem zwar wurde diese Kopftracbt als besonders ebrwürdig angeseben, kurzen, aber docb voUen Bart den Platz zu überlassen. und daber stellte man beilige Frauen, z. B, die Maria, immer Der ganze Bart, den fruber, nur die Priester trugen, war ebenso dar. Umgekebrt musste eine Braut, aucb nocb seit Leo II. im Anfang des 9. Jabrbunderts versebwunden; mebrere Jabrbunderte spater, das Haar in voiler Scbónbeit jetzt gerade, ein Jabrbundert spater, wusste Heinricb seinen frei berabfallen lassen. kircblicben Sinn unter anderem nicbt besser auszudrücken, Diese Sitte mag wobl mancbe Nacbteile, z. B. für al^ durcb Annabme dieser früberen Auszeicbnung des geist- die Kleidung, gebabt baben; am meisten aber wird die licben Standes. Die Biscbofe, wie in Sorge, dass er ibnen grosse Zeitverscbwendung gerügt, die sie kostete. Zopfe etwas vorwegnebme, liessen alsbald aucb -".vieder ibre Bârte wurden seiten oder nie getragen. wacbsen, aber aucb nur sie. So blieb es wabrend des Aucb die Frauen trugen, wie scbon oben angedeutet ganzen.ll. Jabrbunderts. Es tragen die bocbsten geist- wurde, fast immer ein Scbapel. Sie bedienten sicb Schapei licben und weltlicben Herren kurze Vollbarte (Taf. 30, dieser Vorricbtung, um das Haar von der Stirn zurück- 10 u. 11, 13), indessen die übrige Welt bartlos gebt. Im und an den Scblafen festzubalten; die Form derselben war 12. Jabrbundert treten die Biscbofe wieder zurück von aber ebenso unbestimmt wie bei den Mânnern. dieser Sitte (Taf. 30, 12; 32, 9), indessen die weltbcben Indessen das Scbapel aucb von Jungfrauen getragen Fürsten grósstenteils bei dem Barte bebarren (Taf. 32, 1, 4, wurde, blieb die Haube oder das Gebende (Gebânde) vom Gebende 6—8). Aucb diese gaben ibn im folgenden Jabrbundert 13. Jabrbundert an eine Auszeicbnung der verbeirateten auf (Taf. 36, 18—17) und die Bartlosigkeit wird wieder Frauen. Es wird wie das Scbapel zuerst im 12. Jabr- die allgemeine Regel. bundert in Deutscbland erwabnt. Dacb eine Zuflucbt findet der vielfaltig gescborene Anfangs war es ein breites, festes Band, das von der Bart — bei den Juden. Er gebort zu ibrer Tracbt vom Hobe einiger Zentimeter um den Kopf ging und baufig 12. bis in das 19. Jabrbundert (Taf. 36, 5 u. 6). oben gescblossen war. Im letzteren FaUe war es. also Ausserdem trugen die Pilger stets volien Bart und eine flacbe Mütze oder Haube. Es wurde durcb ein Band, dementsprecbend aucb mebrere geistlicbe Orden, z. B. die das vor den Obren binab um das Kinn .reicbte, fest- deutscben Ritter (Taf. 36, 7). Bei alten Leuten findet sicb gebalten (Taf. 36, 8-10). Die Farbe dieser Haube w^ar übrigens selbst in dieser Zeit zuweilen der voile Bart. meistens weiss (Taf. 36, 10), docb gab es aucb rote Aucb der Papst trâgt auf Bildem des 13. Jabrbunderts (Taf. 30, 6; 36, 8), blaue (Taf. 32, 16) und in anderen einen solcben und mit ibm die drei geistlicben Kurfürsten Farben (Taf. 32, 15). Im 13. Jabrbundert scbeint man von Mainz, Trier und Koln, indessen Kaiser und Konige den oberen Rand mit Pelz besetzt zu baben (Taf. 36, 9). bartlos geben. Nicbt seiten wurde das Gebende von der Krone um- Haar ab- Dass in der Zeit der Locken die Sklaven oder von einem Goldreif 32, 15 geschmtten gescboren geben kronenartigen (Taf. entspracb der alten germaniscben Yorstellung von u. 16), der dann das aufrecbt stebende Band vertrat. dem Werte der Haare. Aucb der Bauer musste — auser- Dass der Scbleier piucb den Frauen. dieser Zeit nicbt Schieier dem, dass er nocb in anderer Weise tlicbtig gescboren feblte, kann man sicb bei ibrem lebbáften Streben nacb wurde — sein Haar scbereti, desgleicben die Hofnarren. Scbonbeit der Tracbt wobl denken. Er wurde auf allerlei Dabin gebort aucb, dass freiwillige Sklaverei, wie die der Arten getragen, bald leicbt und frei flatternd (Taf. 30, 9), Klosterleute gegen ibre Oberen oder eines Ritters gegen bald nacb Art eiiier Haube mebr oder weniger eng an- seine Geliebte, durcb dies Zeicben dargestellt wurde. Es scbliessend (Taf. 30, 6; 32, 3; 36, 12) und ist im letzteren kam vor, dass eine einzige Angebetete viele Scberen in I Falle aucb aus dicbterem Zeug. Gewobidicb begt das Beweguhg setzte und viele Haupter kabl macbte. Scbapel über ibm (Taf. 32, 3), zuweilen aber ist er aucb Zugleicb war, wie bei den Griecben, bei Trauerfallen fiber demselben befestigt (Taf. 36, 12). das Abscbneiden des Haáres ein ausseres Zeicben des In der strengeren Zeit des Interregnums, als die Scbmerzes und bei beiden Gescblecbtem übbcb. Manner sicb vom Minnedienst abwandten und robere Sitten Frauen: Die Praueu liessen im 12. Jabrbundert ibr Haar einrissen, die Frauen demgemass sicb mebr verbfillten als Haar mebr und mebr unbedeckt und befreiten es von Kopf- zuvor, wurde ausser dem Scbleier nocb ein Mundtucb, die tücbern und dergleicben. Es fiel nun in langen Locken sogenannte Rise, getragen. Sie war nicbt gerade erst in Rise •zu beiden Seiten und binten gleicbmassig berab und ver- jener Zeit entstanden, sondern vereinzelt fand sie sicb büUte die Scbultem (Taf. 30, 4), So trugen es Frauen scbon früber bei Heüigenbildem oder alten wfirdigen und Jungfrauen. Spater, im 13. Jabrbundert, unterscbieden Frauen (Taf. 30, 9; 32, 3), aber jetzt wurde sie von den VI. Die Deutschen im 11.. 12. und 13. Jahrhtindert. 157 verheirateten Frauen allgemein getragen und erhielt sich gewohnlich aus gewirkter Seide, zuweilen aber, und dies auch zwei Jahrhunderte lang im Gebrauch. Man konnte gait für sehr vornehm, aus feinem Leder. In der Farbe sich mit der Rise nach Beheben das Gesicht bis auf Augen galten die weissen für die besten, und bei besonderen Ge- und Nase vollig verhüllen. legenheiten, wie noch heute, trug man nur solche. In der Ausserdem trugen die Frauen auch bei besonderen Lange waren sie unseren heutigen gewohnlichen Hand- Hiite Veranlassungen Hüte, die aber eben nur erwahnt, selten schuhen gleich. Der aussere Teil wurde oft bestickt oder beschrieben und noch seltener abgebildet werden. Die gar mit Ferien und dergleichen besetzt. Man trug nur A'orkommenden zeigen keine Unterschiede von den Hiiten ausser dem Hause welche, und wenn man als Gast irgendwo der Manner, eintrat, zog man sie aus. Auf der Jagd, wenn der Falke e) Fussbeklcidung. mitgenommen wurde, hatten die Handschuhe hohe Stulpen und waren aus starkern Eine solche war in der Regel, als für sich bestehend, Leder. Es war Sitte, den Falken auf der linken Hand nur bei den Mannern niederen Standes gebrâuchlich und zu tragen, daher findet man oft auch nur an dieser Hand Schuh bestand dann aus einem Schuh von Leder. Der vornehme einen Handschuh (Taf. 36, 3). Mann dagegen bedeckte seine Füsse gewohnlich, wie oben bei der Hose erwahnt wurde, durch diese. Nur einige Male d) Schmnck. wird eine besondere Fussbekleidung erwahnt und zwar, Derselbe ist gegen früher sehr beschrankt und kommt stiefei wenn auf der Jagd oder auf der Reise, so ist es der Stiefel, fast nur noch bei der Tracht der Frauen in Anwendung. oder wenn bei feierlichem Anzug, so ist es der Schuh, der Die Manner trugen ausser der Spange oder Kette, die den spange aber bis zum Knochel oder noch etwas dariiber hinaus Mantel hielt, nur noch das Schapel und einen Ring, ein geht. So trâgt Friedrich Barbarossa an seiner Statue „Fingerlein aus Gold" oder auch aus Glas; auch Ringe Ringe Schuhe mit einem Einschnitt am oberen Rande (Taf. 32, 1), aus Haaren kannte man schon. Aller übrige Schrauck ebenso Heinrich II. auf der schon erwahnten Abbildung kam den Frauen zu gute, die ausser den schon gen ami ten (Taf. 30, 8), doch ohne Einschnitt. Dieser findet sich Stücken noch Armspangen, aber keine Ohrringe mehr iiberhaupt nur im 12. und in der ersten Halfte des 13. Jáhr- tragen. Nur bei Mâgden oder unanstandigen Weibem hunderts, ist aber fast immer ohne jede Schnur (Taf. 32, 5, finden sich diese noch. 7 u. 9). Gleichzeitig finden sich auch Schuhe mit einem Im allgemeinen werden die Formen weit zierlicher Aus- oder zwei Ausschnitteii mitten auf dem Fuss (Taf, 32, 5, und schoner, und man will nicht mehr wie früher durch ^^^Schiihe"^ 6 u. 8). Am Ende des 13. Jahrhunderts trágt man den grosse Massen, sondern durch Anmut wirken. So be- Schuh wieder ganz geschlossen, im 14. wieder offen mit schranken die Frauen ihre Armringe auf liochstens zwei Armringe einem Riemen über den Spann. an jedem Arme, wâhrend sie deren früher eine ganze Reihe Der Stoff, aus dem diese Schuhe der Vornehmen be- trugen. Desgleichen geschieht mit den Fingerringen. Fingerringc standen, war auch meistens Leder, zuweilen jedoch aus- Sonst allé Finger besetzt, jetzt nur noch den einen Ring lilndisches bimtes, oder auch an seiner Stelle kostbare der Treue. Kopf, Brust und Hüften wurden allein mit Zeuge. Daher war die Farbe zAvar gewohnlich schwarz Vorliebe geschmückt, jener durch Schapel und Gebende, Schabei mid (Taf. 32, 5), aber auch oft gelb (Taf. 32, 7—9), rot und wovon -schon die Rede war, die Brust durch den Fürspann dergleichen. Der Einschnitt wurde haufig mit anderer mit den beiden Tasseln (Taf. 36, 12) oder auch durch eine Farbe eingefasst. Spange mit einer Platte, wenn der Mantel vorn zusammen- Spange Fraueii: Die Frauen trugen immer Schuhe, und zwar von so traf (Taf. 32, 15). Dieser letztere Schmuck scheint so Schuhe feiner Arbeit, dass unsere heutigen Stiefelkünstler sich grosses Wohlgefalien erregt zu haben, dass die Frauen, wundern würdern, wenn sie dieselben sehen konnten. „Auf auch wenn der Mantel auf den Achseln hing, doch eine zwei Leisten gemacht" mussten die Schuhe der vornehmen grosse Brosche auf der Brust trugen dicht am Ausschnitt Brosche Frau sein, sonst. konnte sie dieselben nicht tragen. Sie des Kleides. Dieselbe war dann von feinster Goldarbeit waren den heutigen Stiefelchen der Frauen ziemlich ahnlich, und oft mit Edelsteinen besetzt (Taf. 32, 16; 36, 8 u. 12). — gewohnlich vorn geschnürt und laufen in eine zierliche Von dem Gürtel sprachen wir schon. Spitze aus. Der Stoff ist feines, weiches Leder oder Gold- Dass man ausserdem die Kleider selbst durch Sticke- brokat, auch wohl Seide, damit sich der eng anschmiegende reien zierte, kam zwar vor, scheint aber doch nur selten Schuh jeder Bewegung des Fusses fügen konnte. Die gewesen zu sein. Am meisten stosst man auf Stickereien Farbe ist meist schwarz, rot, gelb oder weiss, doch kommen bei den Waffenrocken der Ritter (Taf. .32, 14; 36, 13); bei auch noch andere Farben vor (Taf. 30, 4 u. 9; 32, 3 u. 15; Frauen sind solche Ausschmückungen' selten (Taf. 32, 15). 36, 10-12). Eine eigentiimliche Verzierung des Kleides tauchte in scheiien Handschuhe Die Handschuhn, um auch dieses Artikels hier mit dieser Zeit auf, die namlich, den Rock mit Scheiien zu einigen Worten zu gedenken, finden wir zwar auf Ab- behângen. Anfangs wurden sie von den Rittern nur an bildungen selten, namlich nur beim Reise- und Jagdanzug, den Riemen der Pferde angebracht, doch waren sie schon aber sie waren dennoch ein wichtiger Teil der Kleidung, früher bei Abten und Bischofen an ihren Messkleidem ebenso wie jetzt. Den Dichtem nach waren dieselben benutzt. Jetzt gáb es Stutzer, die sich dadurch hervortun 158 Das Mittelalter. woUten, dass sie den Rock mit Schellen besetzten. Man 1 u. 5) wurden jetzt am Ende des 12. Jakrkunderts bestimmt liess ilinen dieses Vergnügen, liess es ilinen allein, und I feststekende, die den Ritter und seine Familie bezeickneten. die Schelle wurde spáter das Zeichen der Narrentrackt. j Es entsteken die Wappen. Wappen Unter den AngriffswaRen blieben Lanze und Sckwert die wicktigsten. Daneben waren freilick nock Streitkolben, S. Kriegstracht. Streitkâmmer und dergleicken im Gebrauck; Pfeile und Sie l·iielt wakrend dieser Zeit ziemlick gleicken Bogen kamen kôckst selten vor und sind dann von mittlerer Sckritt mit der in Frankreick und England und ânderte Grosse und von den früker besckriebenen nickt wesentlick allmaklick dock okne wesentlick den Ckarakter versckieden (Taf. 40 20). Diese Waffe sckeint nur in sick um, , zu zu verlieren, den sie zu Anfang des 11. Jakrkunderts katte. England und Sckottland eine reckte Pflege gefunden Im Laufe desselben kam das Kettenkemd neben dem kaben, war aber dort von anseknlicker Kettenhemd Grosse, der Bogen Sckuppen in allgemeinen Gebrauck. Es reickte vom bis 1,80 m, der Pfeil 90—120 cm aus lang. bis Knie und liess am Kopf nur die Mitte Die Lanze wurde seit dem 10. Jakrkundert oft mit Lanze Sckeitel zuin des Gesickts frei (Taf. 30, 1 u. 2). Ebenso blieb es im kleinen bunten Fâkncken geziert, welcke die Farben oder oft auck ein Kreuz 12. Jalirkundert (Taf. 32,. 10-14). Im 13. ricktete man das Zeichen des Ritters, sekr trugen wurde in den die Panzerkappe so ein, dass sie zurück in den Nacken (Taf, 32, 10, 13 u. 14). Letzteres Kreuzzügen Panzerkappe fallen konnte wie eine Kapuze (Taf. 36, 13). vorkerrsckend, zu welcker Zeit auck die Fâkncken ganz Die Arme und Hánde wurden durck das Panzerhemd, allgemein wurden. das im 13. Jakrkundert stets aus Ringen bestand, be- Die Banner und Standarten waren dadurck von der Banner Panzerhoseii sckützt uud die Beine samt den Füssen wurden mit Hosen Lanze mit Fakne untersckieden, dass bei iknen die Fakne demselben Gefleckt bedeckt. Anfangs, im 11. und als Hauptsacke grosser und darum auck fest an den aus 12. Jakrkundert, finden wir kaufig, dass es nur Vorderkosen Sckaft gekeftet war (Taf. 40, 2 u. 3). Auf ikr stand das d. k. Stücke Gefleckt, die, wie die spateren Sckienen, Zeicken des Landes, z. B. auf der kastilianiscken die drei sind, das vordere Bein deckten und kinten mit Riemen zu- Kastelle (Taf. 40, 4). Die berükmteste der nur damaligen Oriflamme Frank- sammengekalten wurden (Taf. 30, 1 u; 2; 32, 13). Dock Standarten war die sckon erwâknte wird im 12. Jakrkundert die voile Hose vorkerrsckend reicks (Taf. 40, 1). ziemlick Schwert (Taf. 32, 11, 12 u. 14) und bleibt es dann auck im 13. Jakr- Das Sckwert war breit und lang und daker an einem Gurt kundert (Taf. 36, 1, 4 u. 13). sckwer. Man trug es auf der linken Hüfte 1 13 u. 4 u. Der Griff Sporen Die Sporeu Avaren nock immer moistens einfacke (Taf. 30, u. 2; 32, 14; 36, 13). Stackeln; die Radersporen, obgleick sckon im 10. Jakr- batte einen dicken runden Knopf, der im 12. Jakrkundert kundert bekannt, finden nur sekr langsam Eingang (Taf. 30, oft verziert ist, und eine starke Parierstange, die zu- 13; 32, 14; 36, 4 13). weilen mit den Enden nack der u. Spitze kin gebogen ist. Der Kopf katte Sckutze einen Eisenkelra, der im Der Handgriff selbst ist unter den Hokenstaufen des Helm zum rauken Gefleckt 11. und 12. Jakrkundert einem vorn mit einer Nasensckiene ver- festen Haltens wegen meist mit seken war und bald kalbrund (Taf. 30, 2; 32, 13), bald umwickelt. abgeplattet (Taf. 30, 1) o.der zugespitzt war (Taf, 32, 10 Den Dolck, der selten feklte, trug man reckts am Doich u. 11). Diese Spitze bog sick zuweilen etwas nack vorn Gürtel, ebenfalls in einer Sckeide aus Holz oder Leder, (Taf. 32, 12). Gegen das Ende des 12. Jalirkundeiis die am Griffe und an dem unteren Ende mit Metall be- wurden die Topfkelme gebraucklick und blieken es auck scklagen (Taf. 36, 4 u. 15), kâufig aber auck ausserdem, im 13. Jakrkundert. Es waren breite Zylinder mit nur wie die Sckwertsckeide, mit solcken Verzierungen besetzt gelinder Ausbuckt für die Nase und zwei Spalten für die war (Taf. 32, 14). Augen (Taf. 36, 1). Man findet allerlei Versckiedenheiten Dass nur die Ritter befugt waren, den Helm wie die derselben Grundforra (Taf. 40, 0—11), ausserdem auck Sporen zu tragen, ist aus den Erzâklungen bekannt genug. Eisenküte (Taf. 40, 12 u. 16). Daneben kamen nock die Die Knappen dagegen trugen auck spâter nur die Sturm- alten runden Hauben vor, erkielten aber ein Art Nacken- kaube, welcke den oberen Kopf sckützte, dagegen das sckild, wenigstens den Ansatz dazu (Taf. 36, 4) oder Gesickt und deii Nacken offen liess. Ebenso waren die wurden den Topfen aknlick (Taf. 40, 13 u. 14). Die übrigen kostbaren Waffen nur den Rittem vorbekalten, trickterformigen Hauben stammen aus dem ôstîicken Europa wie wir sckon oben erwâknten, dass Panzerkemden und (Taf. 40, 10). dergleicken nur dann von den Knappen getragen Avurden, Der Sckild meistens drei-, selten viereckig (Taf. 30,, wenn ikr Herr reick genug war, iknen solcke zu schiid war geben. 5 7) und legte sick durck seine seitlicke Wolbung Ausserdem begnügten sie sick mit dem einfacken Rock. — 3, u. Hâlfte dem Korper sowokl beim Gefeckt (Taf. 32, 11) wie Nock erwâknen wir sckliesslick, dass in der zweiten an, ausser demselben, wo er an einem Riemen auf dem Rücken des 13. Jakrkunderts sckon Spuren von Sckienen an den Beinschienen king (Taf. 32, 10; 36, 4). Er nakm im 13. Jakrkundert Beinen sick finden und zwar zunâckst am Sckienkein Hoke und Wolbung ab, blieb aber bei der alten Form. (Taf. 36, 1), das vielleickt von daker seinen Namen er- an Die frûker bekebigen Verzierungen desselben (Taf. 30, 3 kalten und bekalten kat. vil. Die Italiener im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 159 C. Gerate. VIL Die Italiener Wirklich vorhanden ist aus jenen Jabrhunderten im 14. und 15. Jahrhundert. hier und da noch das 13., einiges, aus Metall bestand; von den bôlzemen Gerâten sind meistens nur nocb die Ab- (Tafel 37, 42, 43, 57 und 58. Nach Bonnard und Hefner.) bildungen übrig. Das Stubengerat war nocb sebr einfacb, und aucb Wir betrachten bierbei mit einem Male wesentlicb Sessei etc. bier wie in Frankreicb batten nur die Vomebmsten Sessel verscbiedene Zeitraume, nainhcb die letzte Zeit der eigent- und dergleicben. Selbst die Fürsten macbten darin sebr licb mittelalterlicben Tracbt, welcbe scbon gegen die Mitte wenig Auíwand, wie der Tbronsessel aus dem 13. Jabr- des 14 Jabrbunderts durcb allerlei neu aufgenommene bundert (Taf. 40, 49) zeigt. Elemente anfângt, sicb zu ândern und im 15. Jabrbundert Ein fast unentbebrlicbes Handgerât der Frauen, das ibren Charakter vollig verliert, und diese Zeit der Ent- án der Seite an einer Scbnur getragen wurde, war ein artung, wenn man sie so nennen will, oder des Luxus Spiegel kleiner Spiegel, Derselbe war oft mit Gold reicb verziert und der einreissenden Gescbmacklosigkeit. Diese endigt und die Rückseite, wie nocb einige vorbandene zeigen, etwa mit dem Ablaufe des 15. Jabrbunderts, also des ganz mit kiinstlicbem Scbnitzwerk bedeckt. Mittelalters selbst. Die drei Jabrbunderte teilen sicb also Weit mannigfaltiger als das Stubengerat waren die in diese beiden verscbiedenen Epocben ziemlicb gleicb. Gefasse Gefásse, sowobl die für den taglicben Gebraucb bestimmten, die grosstenteils aus Ton bestanden, als besonders die A. Fracbtgerate, die aus Silber und Gold Die Tracht. gefertigt waren. Aucb bier waren die Kjreuzzüge von grossem Einfluss ge- Vieles, was wir bereits von der Tracbt der Deutscben wesen, da sie die Kenntnis der zierlicben und reicben im 13. Jabrbundert gesagt baben, gilt aucb von den Formen orientaliscber Gefasse verbreitet batten. Itahenem, denn mebr und mebr verscbmolzen die west- Was die Musikinstrumente anlangt, so waren seit der europaischen Volker aucb in der Tracbt zu einer grossen Regierung des Hobenstaufen Friedrich II., der an seinem Familie. Mebr und mebr wurde die Mode macbti'g. Docb Hofe so vieles pflegte, was dem Orient entstammte, aucb nocb nicbt in der ersten Halfte des genannteu Zeitraumes; Kessel- die Trompeten und Kesselpauken von dort bekannt ge- da trug sicb der Italiener nocb auf besondere Art. — Wir worden (Taf. 40, 22 u. 83). Der strengglaubige Sinn vieler wenden uns bier zunacbst zu der Tracbt der Vornebmen verwarf dieselben als beidniscb und die Kircbe verdammte und werden an der betreffenden Stelle der Volkstracbt diese Lust am Auslandiscben als gottlos, dennoch erhielten gedenken, beide aber gegentiber der Kriegstracbt zusammen- sicb jene Instrumente im Gebraucb und bilden beute nocb fassen in der Bezeicbnung. einen wesentlicben Teil unseres Orcbesters. Für die Begleitung zum rezitierenden Gesang, der da- 1. Friedeustracht. mals eine so wicbtige Rolle spielte (man denke nur an Harfe den Sângerstreit auf der Wartburg!) diente die Harfe. Die- a) Bedeckung des Bumpfes. selbe war nur klein und wurde sitzend gespielt, indem Aucb bier gait im 13. Jabrbundert der lange Rock, docb Langer Rock sie auf den Knieen rubte (Taf. 40, 21). Sie batte nur reicbte er kaum bis an die Knocbel (Taf. 37, 9 u. 16). Die eine geringe Anzabl Saiten. Armel waren weit und so lang, dass nur das Handgelenk Ausser der Musik dienten der Unterbaltung nocb ganz frei blieb. Hier wie am unteren Saume des Kleides Spieie mancberlei Spiele, die aber mèistens den ritterlicben Künsten fanden sicb Borteubesatze, die mebr oder weniger reicb verwandt waren. Es wurde um die Wette geritten, ge- waren (Taf. 37, 9, 15 u. 16). Ebenso finden sicb aucb focbten, gerungen und gesprungen, gelaufen und dergleicben die Oberarmel und die Acbseln (eine Erinnerung an den mebr. Die alten Heldengedicbte sind voU davon und wir Ursprung dieses Kleides; Byzanz! siebe Seite 108) mit dürfen daber nur auf sie verweisen. Von anderen Uuter- kostbaren Besatzen verziert (Taf. 37, 9 u. 15). Der Rock baltungsspielen wird das Scbacb erwabnt. selbst war nicbt sebr weit und wurde über den Hüften durcb Wir verlassen biermit die Deutscben am Scblusse einen Gürtel gebalten, dessen eines Ende vorn ein Stück Gürtei des 13. Jabrbunderts und zugleich dicbt vor der Zeit der herabhing. Die Stoffe, woraus derselbe angefertigt wurde, Umwalzung, welcbe sicb wabrend des 14. Jabrbunderts waren aus Wolle und trugen nacb ibrer Eigentiimlicbkeit in der Tracbt vollzog. verscbiedene Namen, unter denen der Scbarlacb am be- rübmtesten war. Da er gewobnlicb rot oder rotbraun gefârbt war, so ânderte sicb spater die Bedeutung des Wortes so, dass es statt des Stoffes nur die Farbe bezeicbnete. Ursprünglicb gab es jedocb aucb grünen, weissen, blauen und violetten Scbarlacb. Die Farbe des Rockes wie des Mantels war weniger Farbe lebbaft als milde. Es waren ebenfalls jene etwas gedampften 160 Das Mittelalter. Farben, deren wir sebón bei den Deutscben erwahnten. Gürtel umzog die Hüften und trug gewobnlicb vorn eine Dasresen wurden im 14. und noch mebr im 15. Jabrbunderfc Ledertascbe zur Aufbewabrung des Geldes und dergleicben O O sehr lebhafte und selbsfc grelle Farben getragen. (Taf. 42, 4). Die Beinkleider blieben wie zuvor. Dagegen Unter dem Rocke trug man ein (walirscbeinlicb) kurzes fand der lange Rock spater Eingang bei den Bauern Hemd Hemd mit engen, langen Armeln. Dasselbe war aus Lein- (Taf, 58, 8). wand oder in seltenen Fallen aus Seide und meistens weiss Aucb unter den Bürgern gab es welcbe, die „mebr über- (Taf. 37, 9). Doch finden sicb aucb gefârbte Hemden zeitgemâss" sicb trugen und den kurzen Rock sebr kurz, (Taf. 37, 16), welches wohl vorzugsweise zugleich seidene den Mantel nocb kürzer, die Kapuze knapp und den Sack gewesen sein môgen. lang wie einen Zopf trugen, und das alies zugleicb aus Rosen Die Hosen gehôrten aucb bier zu dem Notwendigen Stoffen, die sonst aucb nur der Adel trug, reicb mit Gold der Kleidung, Sie waren wie bei dem deutscben Adel eng gestickt und die Saume mit Goldborten besetzt (Taf. 43, 1 : und anscbliessend und umscblossea zugleicb den ganzen Cimabue, der freibcb von adliger Geburt war, also in Fuss. Ibr Stoff war, wie der des Rockes, feine Wolle, solcber Tracbt nur wie seine Standesgenossen erscbien. und ibre Farbe wurde gern in irgend einen Gegensatz zu S 0 aber trugen sicb aucb viele Bürger, welcbe dem Adel der des Rockes gebracbt, ebenso wie die des Mantels nacbafften. Cimabue, geboren 1240 zu Florenz, f 1302, (Taf. 37, 9 u. 16). Aucb wurde im 13. Jabrbundert in war der erste Maler, der den bis dabin berrscbenden mi-parti Italien sebón sebr baufig mi-parti getragen, jedocb be- starren byzantiniscben Formen Geist und Leben einzubauchen scbrankte es sicb gewobnlicb nocb auf zwei Farben und wusste und so der Gründer wurde der spateren Blüte der wurde nur im grossen angewandt, indem die eine Halfte italieniscben Malerei. Unter seinen Scbülern war Giotto des Rockes oder der Hose andem gefârbt war als die der bedeutendste). andere (Taf. 37, 15). Wenn sonst ein Mantel sicb findet, was besonders bei Mantel des Mantel Das vierte Stück der Kleidung, der Mantel, war im Abbildungen der Landleute ofter ist, so ist derselbe immer 13. Jabrbundert nocb immer der alte, langst bekannte, nicbt langer als der Rock, gewobnlicb sogar nocb etwas der auf der recbteii Scbulter durcb eine Spange oder der- kürzer, so dass dieser darunter bervorsiebt (Taf. 42, 10). gleicben befestigt war. Es war sein letztes Erscbeinen; Er ist glockenformig und bat eine Kapuze, abnelt über- das folgende Jabrbundert begrub ibn, Seine Saume waren baupt sebr der romiscben Panula, von welcber er aucb aucb bortiert (Taf. 37, 9), und Fiirsten pflegten über dem- abzustammen scbeint. Das Landvolk batte sowobl diesen selben einen breiten Kragen aus kostbarem Pelz zu tragen, Mantel als aucb den kurzen Rock, soweit man es über- der jetzt nur die Acbseln bedeckte (Taf. 37, 16), spater seben kann, durcb viele Jabrbunderte zuvor scbon ge- aber sicb allmablicb bis auf die Oberarme (Taf. 42, 17) tragen und immer beibebalten. Moglicb also, dass in dieser und zuletzt bis auf die Hüften verlangerte (Taf. 43, 4). seiner Tracbt das Romertum aus dem Altertum berüber stoff und Der Stoff "des Mantels war bald feine Wolle, bald sicb fortgesetzt batte. Abnlicbe Erscbeinungen finden sicb Farbe ¿jg Farbe wie die des Rockes sanft gedampft ja unzablige, sobald wir die deutscben Bauern in den ver- und derselben angepasst im freundlicben Gegensatz. Der scbiedenen Gauen unseres Yaterlandes betracbten wollen. Mantel war meistens mit andersfarbigem Zeug von gleicber Aucb bier stossen wir ofter als nicbt auf Tracbten, die Kostharkeit (Taf. 37, 9) oder gar mit Pelz gefiittert. fiber ein Jabrtausend alt sind. Der Landmann, immer mit Rock des Statt aUer dieser Pracbt trug das Yolk im 13. Jabr- der Natur in Berfibrung, bleibt langer als der Stadter ein Voikes einen einfacben Rock mit langen, ziembcb engen gesunder natfirbcber Menscb; er bait fest, was ibm dient Armeln, der bis auf die Knocbel reicbte und oben mit und lasst sicb nicbt von auslandiscber Laune zu allerlei Kapuze einer Kapuze verseben war, die zuweilen fest an demselben Torbeiten verleiten. sass, zuweilen aucb als besonderes Stück über den Kopf Wie ganz anders die Yornebmen des Yolkes! An Tracbt der gezogen wurde. Dieser Rock wurde vorn zugeknopft und Stelle des langen Rocks, der nur im Anfang des 14. Jabr- vertrat sonacb Herad, Rock und Mütze und meistens aucb bunderts nocb getragen wurde (Taf. 42, 5), seben wir den Mantel. Sein Stoff war derbes Wollenzeug, das mit schnell den kurzen zur Herrscbaft gelangen; die Kreuz- irgend einer ziemlicb lebbaften Farbe bedacbt war (Taf. 37,10). zfige sind vorbei; der Orient ist vergessen; Byzanz bat übergang Im 14. Jabrbundert ânderte sicb anfangs diese Tracbt keinen Einfluss mebr. Nur als Zereinonienkleid bleibt die des Yolkes nur wenig. Der Rock wurde unten und an lange Tunika in einiger Geltung, so ffir die Professoren den Armeln etwas verlangert, an beiden SteUen eine Hand der Universitat (Taf. 43, 5), ffir die Advokaten (Taf. 42, 5), lang aufgescbnitten und bier, wie an dem vorderen Saume, ffir die romiscben Senatoren (Taf. 42, 17), ffir Magistrate mit vielen Knopfen besetzt. Die Kapuze blieb und die (Taf. 42, 8) und ffir die Ffirsten im Omat (Taf. 43, '4). frübere Spitze verlangerte sicb nacb binten in einen scbmalen Sie blieb es aucb in derselben Weise wabrend des 15. Jabr- Sack, der bis auf die Scbultern binabfiel (Taf. 42, 9). bunderts (Taf. 57, 8—11). Bald aber, und zwar nocb in der ersten .Halfte des Der kurze Rock war aber seit der Mitte des Jabr- Kurzer Rock Kurzer Rock Jabrbunderts nabm der Bürger aucb den kurzen Rock an, bunderts der Herrscber der Tracbt. Er trat in gar mancberlei der nur bis an die Kniee ging. Die Armel blieben eng, Anderungen auf und scbon nacb den verscbiedenen Teilen waren aber kürzer als die zuletzt bescbriebenen. Ein des ausgedebnten Landes nabm er sebr verscbiedene Ge- VII. Die Italiener im 13., 14. und 15. Jabrbundert. stalt an. Es würde uns zu weit führen, woUten wir hier Brokat, ebenso Zeuge nur aus Seide, die in verscbiedenen die Trachten der einzelnen Stadte oder Provinzen aus- Farben glanzten. Die Muster waren meistens Arabesken, führlich betrachten; sind dieselben doch npcb beute sebr aucb wobl Blumen oder Tiere in regelmássiger Wieder- verscbieden. Zudem müssten wir dann folgericbtig auch kebr (Taf. 42, 6; 43, 1; 57, 13, 15 u. 17). bei den übrigen Lándem ebenso verfabren und unser Werk Die Farben wurden mit der zunebmenden Pracbtliebe Farbe würde dadurch den angemessenen Raum um das Doppelte immer greller, so dass im 15. Jabrbundert bei den Vor- und Dreifacbe überschreiten. Nur wo eine Tracht ganz nehmen fast nur nocb reine ungebrocbene Farben zur ausscbliesslicb auf einen Stand oder dergleicben sicb be- Anwendung kamen (Taf. 57 u. 58). scbrankt, werden wir solcbes erwabnen. IJber dem Rock tmg man nicbt selten nocb einen überrock Seine Lange Die Lâiige des Rockes war im 14. Jabrbundert, wo zweiten etwas langeren, mit grosserem Halsausscbnitt, besonders bei alten Mânnern bisweilen aucb der lange weiten und meistens kurzen Armeln, die wie der untere nocb bier und da zu erscbeinen wagte (Taf. 43, 7), nocb Saum mit kostbaren Borten oder Pelzwerk besetzt waren. nicbt so sebr verringert, wie dies im 15. Jabrbundert ge- Docb erreicbte aucb dieser kaum das Knie (Taf. 42, 6 u. 7; scbab. Er reicbte jedocb nur selten bis ans Knie (Taf. 42, 7), 57, 4, 5 u. 17). Er wurde immer gegürtet. meistens blieb er oberbalb desselben und liess es vôUig Die Sucbt, an den EJeidem etwas zu baben, was frei (Taf. 42, 6; 48, 1 u. 3). Im 15. Jabrbundert wurde binabbinge, erzeugte aber seit 1350 nicbt nur den langen er, wie gesagt, nocb kürzer (Taf. 57, 2—7), so dass selbst Zipfel der Kapuze (Taf. 43, 1 u. 2), sondem aucb einen zipfei am die Oberscbenkel zum grossten Teil unbedeckt blieben langen Zipfel am Armel. Man bedeckte namlicb mit den (Taf. 57, 17 u. 18). Armeln des Überrockes nur die Oberarme, macbte uber Ârmei Die Armel waren bald durcbweg anscbliessend (Taf. 43, dem EUenbogengelenk bober oder tiefer einen Ausscbnitt 2; 57, 17). bald nur am TJnterarm eng, am Oberarm da- auf der Innenseite und Hess gegenüber auf der Aussen- gegen sebr weit (Taf. 57, 2; 42, 6), bald allmablicb von seite das Zeug in èinem langen, bald breiten (Taf. 57, 5), oben nacb unten sicb verengend (Taf. 57, 5 u. 7). Zu bald scbmalen Streifen, Strupfen genannt, bis zu den strnpfen diesen verscbiedenen Formen trat im 15. Jabrbundert nocb Knieen oder, wenn der Rock lang war, aucb nocb über eine neue, indem man den Armel an der Aussenkante dieselben binausbangen (Taf. 43, 2; 57, 13). aufscbnitt und ibn wieder an mebreren Stellen zusammen- Die Pagen tragen aucb wobl an SteUe dieses zweiten Puflfen nestelte, so dass kleine Puffen des Hemdârmels bervor- Rockes nur ein Wams (Taf. 57, 12 u. 18), wie sie sogar Wams der saben (Taf. 57, 15 u. 18). Oder man scbnitt ibn aucb am an SteUe des Rockes oft ein solcbes trugen (Taf. 57, 6 Scbulter- und EUenbogengelenk quer durcb, so dass er u. 12). Aucb dem oberen Wams gab man bisweilen den vom Rocke ab- und in zwei Teilen auseinanderfiel, und tiefen Ausscbnitt, so dass die Brust offen war (Taf. 57, 12). nestelte ibn dann ebenso wieder zusammen (Taf. 57, 12). Dieser Oberrock vertrat die SteUe des Mantels 'und Oberrock ais Beides ging darauf aus, die feine Leinwand des Hemdes daber trugen ibn bejabrte Manner selbst im 15. Jabr- zu zeigen. Aucb bierin artete mancber aus, so dass vom bundert oft lang, ebenso aUe Personen, die offentlicbe eigentlicben Armel wenig ûbrig blieb, sondem Hemdpuffen Amter verwalteten, wie wir dieses aucb scbon bei dem und Bander die Hauptsacbe waren (Taf. 58, 6). Viele Rocke erwabnen mussten. Bei ibnen reicbte das Oberkleid scbnitten aucb den Rock auf der Brust dicbt am Hals- bis zur Erde. Aucb dieser mebr oder weniger lange Ober- ausscbnitt von oben nacb unten einige Male auf, so dass rock (Taf. 43, 7) batte baufig Pelzbesatz oder Borten an Peizbesatz , scbiitze kleine Risse entstanden, zwiscben denen das Hemd oder den Saumen und man wusste durcb ein des am Rock Umscblagen scbonfarbiges Unterkleid bervorscbimmern sollte (Taf. 57, vorderen und oberen TeUes auf der Brust und am Halse 17). Man macbte das letztere dadurcb glauben, dass man das reicbe Futter zur Geltung zu bringen (Taf. 57, l u. iiiwendig binter die Risse einen Streifen bunten Stoffes 13). Bei Privatpersonen fanden sicb aucb die „Strupfen" setzte. Aucb zu jener Zeit, wie bis beute fast zu jeder, an den Armeln (Taf. 57,13). indessen die Armel der Beamten strebte man nacb dem glânzenden Scbein. nur eine grosse Weite batten (Taf. 57, 8, 10 u. 11). Den Pagen scbnitt man aucb wobl den Rock am Der lange Oberrock ist gewobnUcb obne Gürtel, docb Halse tief aus, so dass ein grosser Teil des Hemdes sicbt- findet sicb aucb ein Beispiel des Gürtels an einem solcben bar wurde (Taf. 57, 4 u. 6). (Taf. 42, 8), der zugleicb sebr weite und lange Armel bat, stoff Die Stoffe, woraus der Rock bestand, wurden mit so dass sie bis zur Erde bângen. Man erscbopfte sicb immer grosserer Sorgfalt ausgewablt, und es griff ein un- fast in Erfindung neuer Formen und wir konnen bier nur gebeuerer Luxus, besonders im 14. und 15. Jabrbundert, die bauptsacbUcbsten anfübren. um sicb. Seitdem in Sizilien die feinen Seidenzeuge und Der Mantel war ebenso von verscbiedenen Formen. Mantel Goldbrokate des Orients von den Mauren nacbgeabmt Junge Leute trugen ibn gem kurz (Taf. 57, 15), so dass wurden, wurden dergleicben Stoffe mebr gang und gebe. er nur wenig über die Hüfte reicbte; er war dann glocken- Man konnte ibrer bald nicbt mebr entbebren. Nacb ibien formig. Daneben gleicbzeitig waren Mantel gebraucbUcb, verscbiedenen Farben oder Geweben batten sie aucb ver- welcbe bis unter die Kniee gingen und eine weite Kapuze scbiedene Namen und von vielen ist weiter nicbts ge- trugen, die ebenfalls wie der Mantel vom am Halse ge- blieben als dieser. Es gab gríin-, rot- und blauscbillernden scblossen wurde (Taf. 57, 16). Diese Kapuze gab Ver- Kapuze Kretschmer n. Rohrbacb, Trachteo der Vdlker. 3. Aufl. 21 162 Das Mittelalter. anlassung, neben ihr einen reich gestickten, zackig aus- von zwei neuen Farben (Taf. 43, 3). Dementsprecbend geschnittenen, breiten Kragen anzubringen, der bei den wurden die Hosen gefarbt. Im 15. Jabrbundert wurden Stutzern noch mit Schellen verziert wurde (Taf. 58, 6). dieselben oft an einem Bein einfarbig, am anderen mit Eiñe eigentümlicbe Art des Mantels, die im 14. Jabr- Lângsstreifen getragen. Diese konnten von oben bis unten hundert getragen wurde und uns nocbmals an Byzanz er- reicben (Taf. 57, 12) oder aucb am Knie sicb teilen und iioo innert (siehe S. 109; Taf. 24, 10), war die, ikn auf der mit neuen Streifen abwecbseln (Taf. 57, 18). Es kam Mantel recbten Scbnlter mit einer Spange zu befestigen und in aucb vor, dass ein Bein am Oberscbenkel bunt gemustert "Íríei'" linken gescblossenen Seite des Zeugs einen weiten war, indessen das andere Lângsstreifen batte. Dass man Armel anzubringen, damit aucb der linke Arm freie Be- sicb bierzu insbesondere der lebbaftesten Farben hediente, wegung bekomme (Taf. 42, 5). Der um den Hals gelegte liegt in der Sacbe selbst begründet, da es ja auf Gegen- Peizkragfen breite Pelzkragen, der bis über die Acbseln reichte^ wurde satze der Farben ankam und man obnebin sebón in der mit dem offenen Ende bald nacb vom, bald nacb der Kleidung reine Farben zu tragen pflegte. recbten Scbnlter getragen. Aucb ais diese Tracbt bei Die Tracbt der Frau en bietet kaum weniger Mannig- Frauen: den reicben Privatpersonen sebón ausser Gebraucb ge- faltigkeit ais die der Manner. Aucb bier wird aus der kommen war, wurde sie in Scbarlacb ais Amtstracbt der edlen Einfacbbeit des 13. der übertrieben eitle Putz des Advokaten und Universitats-Professoren nocb lange bei- 15. Jabrbunderts. Man vergleicbe nur Taf. 37, 7 u. 15 mit bebalten. Eine andere Abanderung war die bei den Taf. 58, 9-12. romiscben Senatoren (Taf, 42, 17) gebraucblicbe, indem Im 13. Jabrbundert tmgen die Frauen über dem der Mantel auf beiden Seiten bis zur Erde offen war, so Hemd ein langes Kleid mit eng anscbliessenden Armeln. Kieid dass das Futter geseben werden konnte. Docb war er Dasselbe reicbte bis auf die Erde binab, so dass die Füsse oberbalb des linken Armes zu und auf der recbten Acbsel nur wenig oder gar nicbt sicbtbar wurden (Taf. 37 7 u. 8) sass die Spange die ibn bielt. und war um die Hüften durcb einen Gürtel gebalten, Gürtei Im Laufe des 14. Jabrbunderts wurde namlicb der dessen eines Ende gewobnlicb etwas berabbing (Taf. 37, Mantel frübere Mantel, der auf der recbten Acbsel gescblossen 15). Die Farbe dieses Kleides war ganz beliebig, docb aufderBrust 37^ 9. 43^ 3^^ mebr und mebr beseitigt und wurde neben dem Weiss seiten eine reine ungebrocbene ^6SCuX0S86n , an seine Stelle trat der auf der Brust zu scbliessende Farbe benutzt. Am Halsausscbnitt, an der Handwurzel, Mantel, der aucb in der Amtstracbt sicb Geltung zu ver- gewobnlicb aucb am Oberarm und bisweilen aucb am scbaffen wusste (Taf. 43, 4). Wir erwáhnten sebón, dass unteren Saum, wurden zur Verzierung Bortén oder Streifen Besatz die Pelzkragen sicb um diese Zeit zugleicb so verlangerten, andersfarbigen Zeuges aufgesetzt (Taf. 37, 7, 15 u. 17). dass man sie fast Mântelcben nennen konnte. Über diesem Kleide trugen manche Frauen nocb ein Kapuze mit Die Kapuze wurde ebensowobl mit dem Mantel ver- armeUoses Oberkleid aus sehr feinem Stoff (Taf. 37, 15), oberkieid bunden (Taf. 57, 16) ais sie aucb für sicb bestebend an- das bisweilen, die griecbiscbe Tracbt nacbabmend, auf den gelegt wurde (Taf. 43, 8; 57, 10). Sie erbielt ebenfalls Acbseln zwei Rosetten batte, um es dort faltig zusammen- wie der Oberrock und Mantel baufig eine Pelzverbrámung zubalten. Man scbeint dieses Oberkleid, jedocb mit Armeln, oder wurde mit Pelz gefüttert (Taf. 57, 10). bisweilen aucb allein getragen zu baben (Taf. 37, 8) Es überwurf Statt des Mantels trug man aucb einen Überwurf, der unterscbied sicb von dem gewobnlicben Kleide durcb seine mit Haisioch einer Decke mit einem Halslocb bestand und deren grossere Weite und den tieferen rundlicben Halsausscbnitt, Breite von Scbnlter zu Scbnlter, deren Lange dagegen der bei letzterem dagegen meistens viereckig war (Taf. 37, vom .und binten etwa bis ans Knie reicbte (Taf. 57, 2). 7 u. 15). Der Gürtel wurde, wenn zwei Kleider getragen Aucb diese wurden mit andersfarbigem Futter und bunten wurden, über dem oberen angelegt. Kanten bedacbt. Ganz abnlicb waren, jedocb nacb den Der Mantel der Frauen reicbte irn 13. Jabrbundert Mantel Scbultern gescbnitten und aus zwei Stücken zusammen- von dem Scbeitel bis zu den Füssen, so dass er sie ganz genâbt, die Überwürfe der Gelebrten, welcbe an Stelle und gar verbüllte. Gewobnlicb findet er sicb so dargestellt, des Talars getragen wurden. Aucb sie waren auf beiden dass er auf dem Kopfe einen Knoten bildet, der auf dem Seiten offen und batten ein eng anscbliessendes Halslocb. Gebende befestigt ist (Taf. 37, 7 u. 15). Von dort fâllt Gegürtet wurden sie ebensowenig ais jene zuvor erwabnten er seitlicb zu den Acbseln und weiter bis zur Erde binab Decken (Taf. 57, 9); sie reicbten aber bis zu den Füssen und wird mit der einen Hand, um das scbone ünterfutter binunter. zu zeigen, etwas aufgenommen (Taf. 37, 7 u. 15). Übrigens Ebe wir zu der Tracbt der Frauen übergeben, sei ist er an den Kanten, besonders am unteren Saume, mit mi-partí nocb mit einigen Worten der Farbentracbt des mi-parti Borten besetzt (Taf. 37, 17). 1200 erwâbnt. Sie wurde sebón im 13. Jabrbundert, wie wir Wurde der Mantel um die Scbultern und nicbt über Kopftuch oben sagten, benutzt, docb debnte sie sicb damais nicbt den Kopf gelegt, so wurde das Haar durcb ein besonderes weiter aus, als dass die beiden Seiten des Rockes oder Tucb bedeckt, das ebenso auf dem Gebende befestigt war der Hosen verscbieden gefarbt waren (Taf. 37, 15). Das und bis auf die Scbultern herabfiel, so dass im Not- 1300 folgende Jabrbundert ging darin weiter und gab z. B. der falle das Gesicbt ganz davon umscblossen werden konnte einen Seite des Enckes eine Farbe, der anderen Querstreifen (Tai. 37, 17). Der Stoff des Mantels war dem des Rockes VIL Die Italiener im 13., 14. tind 15. Jahrhundert. 163 ahnlich, die Farbe ebenfalls meist gebrochen wie bei sie wenigstens einiges Gegengewicht gegen das leichte diesem. Leben, das sie ffihrten, schaffen wollten — es waren aber wandiungen Schon in dar ersten Halite des 14. Jahrhunderts fingen goldene Lasten, die sie sich aufbfirdeten. die Zeicben einer neuen Zeit an, sich einzustellen. Die Das armellose Oberkleid (Taf. 37, 15), das an die Stoffe erhielten Muster, sowohl die der Kleider (Taf. 43, griechische Tracht erinnerte, finden wir im 14. Jahrhundert 6 u. 12) ais der Mantel. Diese letzteren verscbwanden nicht mehr. An seiner Stelle, jedoch wesentlich ver- überwurf mehr und mehr, ura einem weiten Überwurf mit sehr schieden in Zweck und Form, sehen wir Überwfirfe ver- überwurf weiten Armeln Platz zu machen (Taf. 43, 10—16). Be- schiedener Art, die Mantel zum Teil den Mantel vollstandig ersetzen trachten wir zuerst das Kleid. und ausschliessen. Es findet also bei beiden Geschlechtem Der viereckige Halsausschnitt ging in den runden derselbe Yorgang statt: der Mantel wird durch einen weiten Armel fiber (Taf. 43, 14—16). Die Armel blieben im untaren langen Uberrock mit weiten Armeln vertreten. verftndert anliegend, wurden aber zuweilen an der Aussen- Bei den Frauen ist derselbe im oberen Teil ziemlich seite des Armes aufgeschnitten und wieder zusammen- anschliessend (Taf. 43, 10 u. 14), wird fiber den Hfiften ge- genestelt, so dass die Armel des Hemdes sichtbar wurden gfirtet und fallt dann in reichen Falten bis zur Erde. Man Gegürtet und in mehreren Puffen hervorsahen (Taf. 43, 9). Im nahm ihn, wie frfiher den Mantel, beim Schreiten etwas folgenden Jahrhundert wurde diese Tracht vereinfacht auf auf, um das Gehen zu erleichtern, zugleich aber auch das zwei grosse Schlitze am ganzen Armel (Taf. 58, 14) und schone Futter oder das Eleid darunter sehen zu lassen so auch von Bfirgerfrauen getragen (Taf. 58, 7). Die Vor- (Taf. 43, 14). Auch erhielt er den Pelzbesatz des Mantels Peizbesatz nehmen dagegen hatten ausserdem schon wieder eine be- (Taf. 43, 10, 14 u. 15) oder wurde auch durchaus mit sondare Art erfunden: Der Armel wurde am EUenbogen Pelz geffittert (Taf. 58, 14). entweder ganz durch- oder rund ausgeschnitten und am Die Armel sind bald kurz (Taf. 43, 14), bald lang Achselgelenk auch gelost und an das Kleid genestelt, so (Taf. 43, 10), bald halblang (Taf. 43, 16); bald sind sie Puflfen mit dass also hisr zwei oder mehrere horizontale Puffen Nestein (Taf. 58, gar nicht mehr Armel zu nennen, da sie als grosse offene entstanden, am EUenbogen ebenso oder statt Stficken Zeug bis zur Erde hângen, den ^Strupfen" (Hânge- nangearmei dessen eine runde (Taf. 58, 9, 10 u. 12) und am Unterarmel armeln) der Manner entsprechend, nur dass sie breiter sind ein lange Puffe hervortrat (Taf. 58, 9 u. 12). (Taf. 43, 15). Sie wurden daher bei Bewegungen um die Am Oberarm wurden die Armel im 14. Jahrhundert Arme geschlungen (Taf. 43, 15) oder auf deh Achseln haufig sackartig erweitert (Taf. 43, 6 u. 9), so dass sie am zurfickgeschlagen (Taf. 58, 14); EUenbogen bauschten. Im 15. Jahrhundert griff man da- Es gab auch Überkleider, welche nur etwas fiber die Kurzes gegen wieder ganz zu den engen Armeln zurfick (Taf. 58, Kniee giugen, mit .^meln, die ebenfalls fiber der Hand- 9, 10 u. 12), behielt aber daneben, fast wie eine Erinnerung wurzel endigten (Taf. 43, 12). Solche konnten natfirKch an jene, eine Art Armel im Gebrauch, die ungemein weit in rauhem Wetter den Mantel nicht entbehrlich machen und waren und nur bis etwas unter den EUenbogen reichten. befriedigten auch beim Ausgehen die Ansprfiche des An- Unterarmel Von hier an wurde der Arm dtirch ebenso weite Unter- standes nicht, da sie zu kurz waren. Sie waren eine haus- armel aus leichtem, weissem Stoff verhfiUt, ganz in . der liche Tracht; auf der Strasse wurde der Mantel darfiber Art, wie die Frauen es um die Mitte des vorigen Jahr- getragen (Taf. 43, 12) oder an seiner Stelle ein langes Uber- hunderts trugen (Taf. 58, 11). Dieser Unterarmel war am kleid, wie wir deren zuvor beschrieben haben (Taf. 43, 13). Handgelenk geschlossen. Wie bei manchen Mânnem (z. B. den romischen Die Lange des Kleides blieb dieselbe; die Ffisse Senatoren, Taf. 42, 17) der Mantel, so wurde auch bei mussten davon bedeckt werden. Die Weite nahm im den Frauen noch im 14. Jahrhundert das Überkleid auf den überkieid 14. Jahrhundert zu, der Rock wurde faltiger; das Ober- Seiten von dér Achselgrube bis iur Erde aufgeschnitten teil blieb aníiegend (Taf. 43, 6). Gegen das Ende des und um die Hfifte durch einen Gfirtel dem Korper an- Ansschnitt Jahrhunderts wurde der Halsausschnitt vergrossert (Taf. 43, am geschlossen (Taf. 43, 13). ase nahm dies so zu, dass der ganze Ausserdem trug man auch Überwfirfe dieser Art ohne Nacken und die obere Brust sichtbar wurde. Beides blieb Armel und ohne Gfirtel (Taf. 43, 9), so dass auch hier unbedeckt (Taf. 58, 9—12). Die Sitten ivurden gleichzeitig die Tracht der beiden Geschlechter sich abermals berfihrt nicht strenger. (Taf. 57, 9; 43, 9). Besatz Die Borten und Besatze an den Saumen oben und Bei den niederen Standen waren diese ârmellosen Ober- überkieid unten und am Handgelenk erhielten sich auch im 14. Jahr- kleider, aber an den Seiten vôllig geschlossen und aus hundert noch einige Zeit (Taf. 43, 13—17), blieben aber grôberem Stoff, sehr gebrauchlich. Sie wurden meist ohne auch oft schon weg (Taf. 43, 6 u. 9). Im folgenden Jahr- Gfirtel getragen (Taf. 43, 18). Ketten und hundert schwanden sie ganz, um daffir durch Ketten und Neben alien diesen Umhfillungen erhielt sich, wenn Spangen gpangen etc. mehr als doppelt ersetzt zu werden (Taf. 58, auch nur seiten im Gebrauch, der Mantel, ânderte aber seine Auch dcr 9-^12). Am Kopf und Hals einer vornehmen Frau aus frfihere Gestalt wesentlich um. Ihn auf dem Gebende zu jener Zeit blieb kaum noch ein Platzchen ffir Schmuck befestigen, war eine Unmôglichkeit, da dieses selbst durch fibrig. Sie beluden und belasteten sich so sehr, als ob allerlei anderen Kopfputz ersetzt war, der keineswegs sich 21* 164 Das Mittelalter. dazu eignete, einen Mantel daranzuheften. Zudem war Hantieren des Hutes benutzt (Taf. 42, 7; 43, 7). Auf der die Zeit des züchtigen Verhüllens vorüber: man wlinschte TJnterseite war dieser Hut haufig mit buntem Futter be- gesehen zu werden. So wurde denn der Mantel nur leiclit setzt (Taf. 42, 7) und vorn und auf der Spitze mit Metall- um die Schultern geschlagen und auf der Brust zusammen- beschlâgen verziert. In der zweiten Halfte des 14. Jahr- gehalten (Taf. 43, 11 u. 12; 58, 13). hunderts erhielt er auch nach Art der Helme auf der Feder auf Spitze oft eine Feder zum Schmuck (Taf. 43, 7). 1)} Kopfbcdeckung. Noch mannigfaltiger bedachte das 15. Jahrhundert Mützen, Hüte, Baretts, Kapuzen, Kappcben — jedes die Kopfe. in so unzahligen Verschiedenheiten und Umwandlungen, Die Kapuze blieb, doch fiel ihr Zopf (Taf. 57, 10), i4oo dass es schwer ist, aus der Menge das Wichtigste heraus- ebenso wie die Strupfen der Armel gefallen waren. Man Kapuze zugreifen. hatte sich aber so sehr an etwas Hangendes gewohnt, dass Auch hier wie im anderen ist das 13. Jahrhundert noch man statt der Stmpfen nicht selten Nestel-Bander findet, einfach. Die gewohnliche Kopfbedeckung des Voíkes ist die wegen ihrer Lange als Ersatz angesehen werden Kapuze und die Kapuze (Taf. 37, 10) oder eine breite niedrige Mütze, konnen (Taf, 57, 18). Ebenso wurde auch an der Kopf- Mütze Vomehmen getragen wird (Taf. 37, 9). bedeckung der Zopf durch die Sendelbinde ersetzt, die von sendeibindc Noch fehlt jeder Federschmuck oder dergleichen. Nur die dem Hut oder der Mütze auf der Seite hinabflatterte bis Herrscher zeichnen sich an der Kopfbedeckung aus. So über die Hfiften und des schôneren Aussehens wegen von Dogenmütze trageu die Dogen Yon Venedig in dieser Zeit eine halb- der rechten Schulter, wo sie herabhing, über die Brast nach 1200 kugelformige Mütze mit einem Knopf oder einer Blume der linken Schulter gelegt wurde (Taf. 57, 2 u. 7). Sie aus Edelsteinen auf der Spitze; der Rand ist ziemlich breit war ein ziemlich breites Stück Zeug, das seinen Namer und steil und ist ebenfalls mit Gold und Edelsteinen ge- von einem dünnen Seidenstoff, Sendal, erhalten hatte; schmückt (Taf. 37, 16). Die gehomte Mütze ist noch derselbe wurde auch zu Helmdecken benutzt (Taf. 42, 11), 1300 nicht da. Ihr erstes Auftreten fallt in das folgende Jahr- und von diesen leitet offenbar die Sendalbinde auch ihren hundert. Sie erscheint da als eine kegelformige, mit der Ursprung her. So wie im 14. Jahrhundert die Feder, so Spitze etw;as nach vom gebogene, rote Mütze mit weissem ging im 15. die Seidenbinde vom Helm auf den Hut über. Pelzrand, an der Stimseite mit einer Blume aus Edel- Man wollte den ritterlichen Schmuck auch gem im ge- steinen geschmückt (Taf. 42, 18). Der Stoff war Yer- wohnlichen Leben und an den alltaglichen Kleidern sehen. mutlich bei dieser wie bei der Yorigen, die audi rot war, Mützen und Hüte waren jetzt von allerlei Art im Ge- Motzc Samt. Diese Mützé liegt jedoch nicht unmittelbar auf branch. Erstere waren zum Teil einfache, nach oben dem Haar, sondern wird von demselben getrennt, wie dies etwas enger werdende Kappen (Taf. 57, 8 u. 15), den auch bei den Mützen der Papste, Kardinale etc. geschah, Cerevismützen der Studenten ahnlich, zum Teil fiach und üntermtttze durch eine Unterhaube in der Form der Falkonierhaube breit (Taf. 57, 11 u. 13), bald ohne, bald mit einem Schirm (Taf. 37, 16; 42, 18; 43, 4), deren wir schon früher er- oder einer kleinen Krempe versehen, die in die Hohe ge- wahnten. klappt wurde (Taf. 57, 6 u. 16). Hier haben wir also die Kapuze in tlbrigens gelangte im 14. Jahrhundert die Kapuze zu Form des Baretts (Taf. 58, 6). Auch wurden noch Mützen Barett Anseheni Auseheu, dass sie mit reicher Yerbramung von mit Beuteln getragen, wie wir deren schon kennen (Taf. 57, Gold oder Pelz auch von Yornehmen getragen wurde. 2 u. 3); jetzt hatte auch das Yolk sie aiigenommen oder Sie erhielt dabei den langen zopfartigen Anhangsel nach nachgeahmt (Taf. 58, 8); trug aber darunter zum Schutz hinten bis auf das Kreuz hinab (Taf. 43, 1, u. 2, 5 u. 8). des Nackens noch ein Kopftuch. Sie bedeckte aber nicht nur den Kopf, sondern auch noch Stoff und Farbe waren ebenso mannigfaltig wie die stoff und mehr oder weniger die Schultern (Taf. 43, 2 u. 5). Neben Form der Mützen. Man trug sie von YV^ollenstoff, aus ihr blieb auch beim Yolke die Mütze im Gebrauch, wie Seide und auch aus Samt, und fârbte sie von Schwarz wir sie vorhin beschrieben (Taf. 42, 4, 9 u. 10). Die allé Farben hindurch bis zu Weiss, gab aber den roten Yornehmen jedoch hatten ausser ihr (Taf. 42, 12 u. 17) Schattierungen den Yorzug. Ahnlich erging es den Hüten. Hut schon allerlei neue Formen vorgenommen, unter denen Diese waren zum Teil noch die früheren, nur dass Beuteimütze eine Beutelmütze am beliebtesten war. Dieser Beutel war jetzt der Kopf oben etwas abgeplattet wurde und statt der entweder schmal und hing dann als langer Zipfel, wie der Yerzierung auf der Spitze oft eine Borte und dergleichen Zopf der Kapuze, herab (Taf. 42, 5) oder breit und lag um den oberen Rand lief (Taf. 57, 4 u. 17). Oft trug man dann in wohlüberlegten Falten auf dem Kopfe fest (Taf. 43, auch die Krampe ganz offen (Taf. 57, 1 u. 7), oft auch Hüte 6 u. 8). Daneben waren Hüte im Gebrauch mit rundem, ganz in die Hohe geklappt (Taf. 57, 14 u. 18). Wenn etwas zugespitztem Kopf und ziemlich breiter Krempe, Federn auf dem Hut waren, so staken sie nicht mehr auf welche von hinten her so aufgeklappt wurde, dass der der Spitze, sondern hinter der Krampe (Taf. 57, 14). Statt Hinterkopf ganz frei war und — beilaufig war dies die derselben flatterte auch wohl ausser der Sendelbinde noch Hauptsache — das schone Lockenhaar sehen liess, vom ein Stück Seidenzeug oben auf dem Hut, das, wie es aber in eine Spitze aiislief, als ob sie dem Wasser als scheint, einen Schleier darstellen sollte, der aber nie be- Abfallrinne dienen sollte; sie wurde aber in der Tat zum nutzt wurde (Taf. 57, 7). VII. Die Italiener im 13., 14. und 15. Jahrhnndert. 165 Der grossen Mannigfaltigkeit in der Form der Kopf- vom Mantel, den wir scbon kennen. Selten rubte es in bedeckungen entsprach die ausserordentliche Sorge für das einem Netze, das von der Stirn bis in den Nacken reicbte Haar Haar. Man trug es in 'dieser ganzen Zeit vom 13. bis (Taf. 37, 8). 15. Jahrbundert so lang, dass es bis in den Nacken reicbte, Aucb im 14. Jabrbundert pflegten mancbe Frauen das isoo also die Obren vollig bedeckte, nicbt aber die Schultem Haar nocb offen zu tragen, bald ganz frei (Taf. 43, 13), bald beriibrte. Es kommen zwar. einzelne Falle vor, wo audi durcb ein Band im Nacken zusammengebalten (Taf. 43, 9). dies der Fall ist, aber dies mogen wobl Ausartungen und Docb waren dies die seltneren Erscbeinungen. Die meisten Ubertreibungen der Mode gewesen sein (Taf. 57, 13; 58, 6). fiocbten das Haar zu Zopfen, die entweder als Kranz urn zoi)fe. Haarpflege Das Haar war gewobnlicb etwas tiefer als das Kinn rund den Kopf gelegt wurden (Taf. 43, 12 u. 15) oder nur auf um den Kopf abgescbnitten und in zierlicbe Locken ge- dem Hinterkopfe in einer Scbnecke befestigt waren (Taf. 43, bracbt. Diese wurden durcb allé drei Heilmittel des Hippo- 11 u. 19). krates bergestellt, durcb Medikamente", Eisen und Feuer. Fast immer aber trug man den Kopf bedeckt; bald Haube Besondere Liebbaber einer sebonen Lockenfiille wickell^n durcb eine Haube, die knapp anscbloss und aucb den vorderen aucb abends ibr Haar kiinstlicb auf und verbanden den Hals bedeckte (Taf. 43, 6), oder die, wie die Bürgersfrauen Wobl zugericbteten Kopf wabrend des Scblafs mit Tücbern. und die der untersten Stande sie trugen, mit langen Klappen stirn frei TJber der Stirn scbnitt man das Haar gewobnlicb oder Fliigeln an den Obren besetzt war (Taf. 43, 17 u. 19) kurz ab, sodass dieselbe frei blieb (Taf. 57, 6 u. 9). oder gar nacb Art der Kapuze aucb die Scbultern umscbloss Haartracht Die mittleren und niederen Klassen macbten ûbrigens (Taf. 43, 18) und gewobnlicb binten den unvermeidlicben sfânde^uuT ^0 viel Umstânde mit ibren Kopfen, sondem trugen Zopf batte (Taf. 43, 17 u. 19); bald durcb ein Kopftucb, Kopftuch der Krieger das Haar bequem und kurz, sodass die Obren Vôllig un- das nacb Laune in beliebigën Falten übergeworfen wurde bedeckt wareii (Taf. 42, 4 u. 10). Diese Tracbt finden und sowobl den Nacken, als aucb die Scbultern nocb wir aucb bei den Bewaffneten des 14. Jabrbunderts fast verbülljte (Taf. 43, 11 u. 14); bald durcb eine Miitze von Motze regelmassig, aucb wenn sie. Fürsten sind (Taf. 42, 15), so mebr oder weniger pbantastiscber Form. Dieselbe ist dass es scbeint, als batten sicb die Bitter vor jedem Feld- zuweilen bocbst einfacb: ein kleines rundes Kâppcben, das zug die Locken der Bequemlicbkeit willen abgescbnitten wie eine Scbale nur den oberen Kopf rund um den Scbeitel (Taf. 42, 12). Selten steben die Locken mit der Rüstung bedeckte (Taf. 43, 13); zuweilen abnelt sie einer alten zusammen (Taf. 42, 18); Biscbofsmütze mit zwei HÔrnern an den Seiten, von denen Bart Dér Bart dagegen scbeint in aller dieser Zeit wenig dann einerseits ein breites Stück des Zeugés, womit sie Beiiicksicbtigung gefunden zu baben. Man rasierte sicb, überzogen war, fast bis auf die Acbseln, andererseits ein dies war die Regel, und liess ^ar nicbts steben. Docb war scbmaler Streifen desselben als Sendelbinde bis auf die Sendeibiude der Bart nicbt verpont, sondern er findet sicb sowobl im Hüften berabbing (Taf. 43, 10). Zopfe oder Sendelbinden: 18. Jabrbundert (Taf. 37, 11 u. 16},.-als aucb im 14. (Taf. 42, etwas musste man flattern seben. 7 u. 9, 12, 15 u. 18; 43, 2 u. 7) und 15. Jabrbundert (Taf. 57, Zuweilen legte man aucb den Scbleier oder das Kopf- Schieier 16). Gewobnlicb ist er danù Vollbart; selten stebt nur tucb liber ein solcbes UntergesteU und befestigte ibn in der Scbnurrbart (Taf. 42, 16) oder Kinnbart (Taf. 43, l). dieser Lage durcb ein goldenes Stimband, das mitten auf Das Volk ging in dieser Zeit aucb zum Teil -mit der Stim ein wenig tiefer mit einem Halbkreis oder glattem Kinn (Taf. 37, 10; 42, 4 u. 10), zum Teil ini Bart dergleicben binabreicbte (Taf. 42, 16). Es scbeint fiber- (Taf. 42, 9; 58, 8). baupt beliebt gewesen zu sein, die .Stelle zu verdeoken, wo Franen: Die Kopfbedeckung der Frauen erfubr ebenfalls in der Scbeitel auf der Stirn anfing (Taf. 43, 10 u. 16). den drei vorliegenden Jabrbunderten mancberlei Verande- Es gab aucb Mfitzen, die breit abstebend als grosse Kringei- rungen und bielt immer ziembcb gleicben Scbritt mit der Wulste den Kopf kranzartig umgaben (Taf. 43, 15), kurz, der Manner. die Pbantasie erscbopfte sicb fast in Formen jeder Art 1200 Im 13. Jabrbundert war das Gebende vorberrscbend. Es beim Kopfputz. Gebende einem zwei bis drei Finger breiten steifen Ring, Das 15. Jabrbundert, wie wir scbon bei der Kleidung iioo der an dex Stimseite meistens eine Art Scbildcben tmg, bemerkten, tat sicb durcb Scbmuck bervor. Aucb bei der das sicb durcb scbonere Farbung oder Verzierung auszeicb- Kopfbedeckung. Man flocbt Ferien ins Haar (Taf. 58, 12) nete. Aucb die Rander des Ringes waren baufig mit Gold oder man besetzte die Mfitze damit (Taf. 58, 13). Diese notze mit eingefasst und der Ring selbst bei den Vomebmsten durcb bald klein und anbegend und batte dann wobl besondere Kiappen war Edelsteine geziert (Taf. 37, 15 u; 17). Statt eines Ringes Klappen ffir die Obren (Taf. 58, 13), bald breit und flacb bildete das Gebende aucb oft ein Diadem mit Zacken oder (Taf. 58, 11), bald aucb gross und mit Aufscblagen vom Blattem (Taf. 37, 8). Gebalten wurde es zuweilen durcb und binten verseben. Der letztere scbfitzte den Nacken, ein Band, das unter dem Kinn durcbging (Taf. 37, 7), der erstere Stirn und Augen; beide waren innen oft mit das aber baufig aucb ganz, feblt, so dass das Gebende nur Pelz geffittert (Taf. 58, 14). Haar frei lose auf dem Haar liegt (Taf. 37, 15 17). Dieses Man trug aucb Scbleier und zwar — was vielleicbt Schieier u. letztere bing frei im Nacken, woblgepflegt und gesalbt in diesem Jabrbundert der Üppigkeit seltsam erscbeinen in und so grosser Fülle, als nur immer moglicb, überdeckt mag — ganz fiber das Haar gelegt, so dass Stirn 166 Das Mittelalter. Scblafe, Obren und ein grosser Teil der Wangen zugleicb sie bis zum Übermass aus, so dass Karl Y. eine Strafe mit den Scbultern bedeckt warden (Taf. 58, 9 u. 10). Aber von 10 Gulden darauf setzte, um sie ausser Gebraucb zu dies widerspracb der sonst beliebten Entblossung der Brust bringen. Man sollte es für unmôglicb balten, dass so und des Nackens nicht, denn diese Schleier waren nicbt sinniose Ausartungen in der Tracbt je vorkommen kônnten, inebr, wie früher, aus einem dicbten sondem aus einem weim nicbt um uns ber ganz âhnlicbe Unmôglicbkeiten vollig durcbsichtigen Stoffe, so dass jene VerbüUung nur immerfort sicb zeigten. Hat docb die Krinoline über ein ein boberer Grad der EntbüUung war. Es war die Uppig- Jabrzebnt gedauert und gute Modeverstândige weissagten keit in boberer Potenz. Man wollte reizen und tat es in ibr 1855 kaum eine zweijâhrige Dauer, aber irren ist splcber Weise am meisten denn eine scbeinbare VerbüUung menscblicb. Trugen docb die Frauen vor einigen Jabren ist scblimmer als eine Entblossung. Kleider von solcber Enge von den Hüften bis zu den Haar Das Haar trug man in verscbiedenen Formen, mancbe Knieen, wie es seit der âgyptiscben Frauentracbt vor nacb alter Sitte ganz often (Taf. 58, 13 u. 14), mancbe in 4000 Jabren nicbt wieder gescbeben ist. Dort aber war langen Zopfen den Rücken binab (Taf. 58, 12), andere auf-" der Stoff elastisch und gab der Bewegung nacb; hier aber gebunden und auf dem Hinterkopf zusammengewickelt in muss eine eigene neue Gangart erlernt werden, um sicb einer Sebnecke. in dem widerlicben Zwangsrock bewegen zu konnen. Und Die Frauen der mittleren und niederen Stande zogen docb wird er getragen — wie aucb das Scbamgefübl ibn -die letzte Weise vor, weil sie die bequemste war bei der verwerflicb findet: er ist Mode! — Also muss es sein. Arbeit und weil sie zugleich die geringste Zeit in Anspruch In der zweiten Halfte des 15. Jabrbunderts trug man Naeh 1450 nabm. Sie bedeckten den Kopf mit einer rundum gut die Sebube dem Fusse ziemlich angepasst (Taf. 57, 18—18); scbliessenden Haube, die unter dem Kinn zugebunden von der früberen Spitze war nur eine Andeutung geblieben wurde (Taf. 58, 7). (Taf. 57, 15). Sie gingen vorn am Spann ziemlicb bocb binauf, wurden aucb bier zuweilen gescbnürt (Taf. 57, c) Fussbekleidimg. 18 u. 15). Stiefel waren aucb jetzt ziemlicb selten (Taf. 57, Das 13. Jabrbundert kennt nur niedere weit aus- 17) ; die Bauern liebten hobe Sebube oder Halbstiefel schuhe gesebnittene Sebube, an den Hacken etwas bober (Taf. 37, (Taf. 58, 8). In der Farbe waren die Fussbekleidungen Farbe 9 u. 16), zuweilen bier mit kleinen Obren zum Zubinden ineistens scbwarz, daneben aber aucb nocb zuweilen den besetzt (Taf. 37, 11). So für die Manner; für die Frauen Beinkleidern angepasst (Taf. 57, 18—18). Im Stofif wurde stotr wahrscheinlicb dieselben Formen, docb lasst sicb dies bei das Leder vorberrscbend. der Lange der Kleider nicbt bestimmt sagen. Die Sebube der Frauen scbeinen aucb in diesem Jabr- Frauen- stoif und Der Stoff war bei den Mannern Leder (Taf. 37, 11) bundert mit denen der Manner gleicben Scbritt gebalten Farbe Zeug (Taf. 37, 16), bei den Frauen wabrscbeinlicb zu baben; bei der Lange und Weite der Kleider wird jetzt 1400 ofter das fetztere. In der Fatbe scbeinen diese dem Rot gar nicbts von den weiblicben Füssen auf den Abbildungen am meisten zugetan zu sein (Taf, 37, 7, 15 u. 17); sonst sicbtbar. kommen übrigens vielerlei Farben vor. 1300 Die mittleren und niederen Stande scbeinen im 14. Jabr- d) Schmuck. bundert immer Sebube (Taf. 42, 4) oder kurze Stiefeln Wabrend das 13. Jabrbundert dessen nur wenig kennt, 1200 (Taf. 42, 10) getragen zu baben, dagegen der Adel sicb bat das 15. einen wabren Uberfluss daran. Aucb nebmen einer besonderen Fussbekleidung entausserte und solcbe beide Gescblecbter daran Teil. Im 13. Jabrbundert finden Hosen mit zugleich mit den Hosen verband (Taf. 42, 6). Daneben wir bei den Mânnern als Scbmucksacben nur die am Schuhsohien Spange aucb nocb die früberen ausgescbnittenen Sebube Mantel (Taf. 37, 16) und Borten an den Ârmeln (Taf. 37, 9) schuh- vor (Taf. 43, 7), jedoch mit bedeutend verlangerter Spitze, zu erwâbnen. Bei den Frauen kommt hierzu nocb das schnabei z^yar uocb uicbt bis zu halber Lange des Fusses, wie Gebende (Taf. 37, 7, 8, 15 u. 17) und allenfalls die Rosetten, Gebeude spater, angewacbsen war, aber immer dem Fusse sebón ein welebe auf den Acbseln das leicbte Oberkleid feStbielten Aucb bel betrâcbtlicbes an Lange binzufügte (Taf. 43, 2 u. 8). Aucb (Taf. 37, 15). die Frauen konnten nicbt mebr auf Scbuben von ricbtiger Aucb im 14. Jabrbundert war der Hang, sicb zu 1300 Lange leben sondern setzten sicb Füblborner an dieselben, scbmücken, nocb ziemlicb massig. Freilicb umsâumte man ais ob die Püsse jetzt eine ganz nene Fâbigkeit und nocb die Kleider mit goldenen Borten, aber eigentlicbe Tatigkeit erbalten batten (Taf. 43, lo). Oder sollten die Scbmucksacben gab es nicbt vieîe. Bei den. Mânnern findet langen Spitzen drobend gegen den anderen gerichtet sein? sicb ausser dem Fingerringe nicbts, das zu nennen ware, als Ring SoUten sie den Weg babnen und dem Trager belfen, allenfalls der Hutknopf (Taf. 42, 7), bei den Frauen die leicbter durcb, die Welt zu kommen? Verzierungen des Kopfputzes (Taf. 43, 10 u. 16). Obrringe 1400 Welebe Idee nun aucb vorgewaltet haben mag, die waren nicbt gebrâucblicb, da das Haar meistens^''über die Spitze ver- erwâbute lange Spitze bebauptete sicb aucb nocb im Anfang Obren ging, und Armbânder bôcbst selten. des 15. Jabrbunderts (Taf. 57, 4), nabm jedocb gegen die Docb scbeinen die Frauen einzelner Stâdte scbon seit Frauen Mitte bin ab und verscbwand dann ganzlicb. In Frankreicb, dem Anfange dieses Jabrbunderts den übrigen in der Putz- von wo diese Tracbt ausgegangen zu sein scbeint, artete sucbt vorangeschritten zu sein, z. B. die Florentinerinnen. VII, Die Italiener im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 167 Denn im Jahr 1299 sclion forderte der Senat, um den licb weite Armel und reicbte vom Hals bis ans Knie Luxussteuer Aufwand zu hemmen, 30 Mark jahrliche Luxussteuer fiir (Taf. 87, 11). Dazu Fio.renz trug man niedere Eisenbauben, die Haube in Tragen von Gold und Edelsteinen, also etwa 150 Mark oben mebr oder weniger zugespitzt waren und deren Spitze nacli dem heutigen Werte des Geldes. Dass diese Abgabe sicb zuweilen nacb vom bog (Taf. 87, 11). Scbirme batten den Frauen kein Hindernis wurde, erkennt man daraus, dieselben weder vom nocb im Nacken. Der Scbild war Schiid dass 1806 und dann im Laufe des 14. Jahrhunderts nocb langlicb, oben rund, unten spitz und seitlicb sanft um den sechsmal alien Vatern und Ehegatten, welche ihren Tocbtern Korper gebogen. Er war mit Eisen am Rande eingefasst und Frauen das Anlegen von Schmuck gestatteten, eine und aucb sonst damit stark bescblagen. Geldbusse aufgelegt wurde. Mit jedem Male wurde die Im 14. und 15. Jabrbundert ánderte sicb die Rüstung isoo Summe bôher — doch scbneller und starker nocb wucbs dadurcb vollig um, dass man zum Scbienenpanzer griff, schienen an die Eitelkeit und List der Weiber und dadurcb ibr Putz. um die Gliedcr zu verbüUen, so dass vom Scbeitel bis Fin Zeugnis dafür liefem die vielen Kleiderordnungen zur Fussspitie der Ritter von Eisen starrte und dabei die 1400 des 15. Jabrbunderts, die in alien grossen Stadten des Brust und den Leib durcb das Kettenbemd und einen Landes erlassen wurden. Dié Manner waren jetzt von der dariibergezogenen Waffenrock scbützte. So im 14. Jabr- iioo Scbmucklust aucb iitsoweit ergrijden, dass sie sicb goldene bundert. Im 15. wurde aucb bier der starre Eisenpanzer Haisketten Ketten um den Hals bingen, nicbt etwa, wie beute zuweilen vorgezogen, so dass also nun der ganze Korper mit Eisen- gescbiebt, einer silbernen Ubr willen, sondern lediglicb platten bedeckt war. Frauen der Kette balbèr (Taf, 57, 13 u. 15). Die Frauen aber Der gewobnlicbe Soldat trug ausser der Eisenbaube Tracht der scbmückten, was nur irgend moglicb war. Zunacbst den und einer Halsberge gewobnlicb nicbts mebr aus Eisen, Kopf durcb Miitzen, welcbe mit Goldrand oder mit Perlèn- als allenfalls kleine Scbienen an Ellenbogen und Knie. scbnüren umscblungen waren (Tab 58, 11 u. 13), die Sonst bestand seine Kleidung aus starkem Zeug, der Rock Obren durcb pracbtig besetzte Klappen (Taf. 58, 13) oder oft aus Leder (Taf. 42, 14). Zur Rüstung des Ritters ge- stücke der Ohrrirtee durcb Obninge (Taf. 58, 9 u. 10) oder, wenn das Haar bôrten dagegen im 14. Jabrbundert ^ gar viele Stücke, die Kopf- sie bedeckte, durcb kostbare Scbnallen mit oder obne Ge- zum Teil einzeln angelegt werden mussten: Scbienen auf schmuck aussen am Haar an der Stelle des Obres (Taf. 58, .12). der Acb.sel, auf dem Oberarm, am Ellenbogen und doppelt Das Haar selbst wurde mit Perlen umwunden (Tat 58, 12); auf dem Unterarm, dazu ein Eisenbandscbub mit bober über die Wangen bing bis unter das Kinn eine Scbnur mit Eisenstulpe (Taf. 42, 12, 15 u. 18); an den Beinen ebenso einem Kreuzcben oder dergleicben aus Edelsteinen; oft war Scbienen am Oberscbenkel, am Knie, am Unterscbenkel aucb die Scbnur selbst scbon kostbar, z. B. aus Perlen doppelte und ein Eisenscbub, der aus vielen bintereinander Haisband (Taf. 58, 9 u. 10). Dann wurde der Hals mit einem Hals- liegendën Scbienen bestand, damit die Bewegung ermog- band aus Gold oder Juwelen umgeben (Taf. 58, 9 u. 12), licbt war (Taf. 42, 12, 15 u. 18). Haisketten die Brust mit ebensolcben Ketten bebangen (Taf. 58, 9 u. 10), Die Scbienen am Oberscbenkel waren baufig auf- deren oft mebrere waren. Es war die Zeit, wo Italiens genietet auf kurze Hosen aus Kettengeflecbt, die unten von Macbt auf dem Gipfel stand. Der Orient war zum Teil den Unterscbenkelscbienen umscblossen wurden (Taf. 42, den macbtigen Republiken untertan, und seine Scbatze 15 Ü. 18). Uber aUes dieses zog man den armellosen flossen auf dem Mittelmeere jener scbonen Halbinsel zu. Waffenrock, der baufig pracbtig gestickt war und das waffenrock Was die ernsten Manner von St Marco beimbracbten und Zeicben seines Besitzers auf der Brust oder dem Rücken selbst zu tragen verscbmabten, das fand um so lieber eingearbeitet trug (Taf. 42, 15, 16 u. 18). Platz an ibren Frauen. Italien war das Tor zwiscben Es gibt eine Darstellung eines italieniscben Ritters, Morgen- und Abendland und die Warter dieses Tores dessen ganze Rüstung aus Leder zu sein scbeint, welches KunstvoUe batten einen scbonen eintraglicben Platz, das bezeugte die mit Messing- oder Goldbescblagen verziert ist (Taf. 42, Tracbt ibrer Frauen — bis ein Sobn dieser Familie ein 11). Er tragt die Beinrüstung eng anscbbessend; nur die nenes Tor durcb die atlantiscbe Mauer bracb. Da bracbten Kniescbienen und der Scbub sind aus Eisen. Der Rock sicb andere in den Besitz dieser neuen Pforte und der alte obne Armel ist ebenfalls ganz aus Leder und mit lauter Pfad durcb Itaben wurde nacb und nacb einsamer, seine Fin- Quadraten überdeckt, die von gelben Metallstabcben ge- nabmen geringer und die Goldketten verscbwanden wieder. bildet und mit einer vierblattrigen Blume aus demselben Docb gèbôrt dies erst einer spateren Zeit an. Für jetzt, im Metall verziert sind Er bat auf den Acbseln überliegende 15. Jabrbundert, genoss es seines Gliickes in volien Zügen. ETappen. Die Arme wie der Hals sind durcb Kettenpanzer gescbützt. Den Kopf bedeckt ein Stecbbelm aus Eisen mit 2. Kriegstraeht. geradem Visier; auf demselben stebt als Helmscbmuck ein Sie stimmt in den Hauptmomenten mit der deutscben goldener Hundekopf, zur Seite fiber den Obren zwei goldene und franzosiscben jener Zeit überein. Unter den Adlerscbwingen. Der Scbild ist von Eisen, aber nur klein, so dass er kaum Brust und Leib bedeckt (Taf. 42, 11). a) Schutzwaifen Statt der Kettenbemden und -bosen trug man aucb 1200 nimmt im 18. Jabrbundert das Kettenbemd die erste Stelle oft lederne, auf welcbe dann die Scbienen ebensowohl schienen Kettenhemd. bestand aus Eisenringen, batte balblange, ziem-~ aufgenietet sein konnten (Taf. 42, 12). anfgemetet Das Mittelalter. 168 Heime mit Neben den Topfhelmen, die jetzt im 14. Jabrbundert dass diese schon fast ein Jabrbundert früber der Scbôn- Schirmcu für a^fkamen, blieben auch die alten spitzen Hauben im An- beit zustrebten, indem die Metallarbeit scbon durch die sehen (Taf. 42, 13). Man gab ihnen aber Schirme auf Waffenscbiniede mit zu den oberstèn vornebmsten Be- der Stirn, über den Obren und aucb im Nacken (Taf. 42, scbâftigungen gebôrte. Auch in Italien mussten trotz des 16), auch ein Eisenband, das unter dem Kinn durchging früberen rômiscben Lebens erst die Kreuzzüge einen neuen und ihn fest auf dem Kopfe hielt. Auf der Spitze wurden Aufschwung der Künste veranlassen, weil sie den Orient aucb zum Schmuck Federn aufgesteckt (Taf 42, 14 u. 16). nabe rückten, der dann den Italienern besonders Dass reiche Fürsten auch die Eisenrüstung an vielen lange nabe blieb. Veigoidete Küstungen yergoldeten oder mit Goldzierrat bedeckten, zeigt das Bild B. Viscontis (Taf. 42, 15). Hier sind die Siiume •——• der Schienen, die Zacken des Kettenhemdes und die Saume des Waffenrockes reich vergoldet oder aus Gold, ebenso die Bander und Haken der Schienen, die Stickerei des VIII. Die Englânder Rockes u. s. w. Es gab spâter Rüstungen, wie noch im 14. und 15. Jabrbundert. heute die Rüstkammern bezeugen, die über und über mit 13., eingelegter Goldarbeit bedeckt waren; besonders Venedig (Tafel 88, 47, 53 und 54; Zeichnung und Text grôsslenteils zeichnete sich durch solche Arbeiten aus. nach Hamilton-Smith, Henry ShaAv & Spalart.) 1)) Angrîifsivaffon. Nacbdem wir im II. Kapitel (Seite 117) die Angel- schwert Laiize und Schwert waren die wichtigsten. Letzteres sacbsen, spâter im V. Kapitel (Seite 142) die Normannen batte im 13. Jabrbundert eine breite Klinge und war ziem- betracbtet baben, wenden Avir jetzt unsere Aufmerksamkeit licb lang, so dass es von den Hüften fast bis zur Erde dem aus diesen beiden und verscbiedenen anderen Vôlkern reicbte (Taf. 87, 11). Spâter im 14. Jabrbundert wurde es geiuiscbten neuen Volke der Englânder zu, das durcb Ab- baufig verlangert, so dass man wobl aucb die alte Lange stammung und Wobnsitz berufen war, eine so wicbtige nocb fand (Taf. 42, 15), daneben aber aucb Scbwerter, Rolle in der Entwicklung des Menscbengescblecbts zu spielen. deren Klinge über 80^ cm lang war (Taf. 42, 12 u. 18). Trotz der Yerscbmelzung aller verscbiedenen Tracbten Lanze Die Lanze war wie die der Deutscben und Franzosen. in Westeuropa, die um jene Zeit begann, bebielten die Fahne Bannerberren durften an der Spitze eine viereékige Fabne Englânder docb nocb einige Eigentümbcbkeiten, die sie mit ibrem Abzeicben tragen (Taf. 42, 11); bei anderen von anderen Vôlkern unterscbieden, und aucb-beute, avo Rittern lief eine solcbe Fabne in zwei Spitzen aus. diese Yerscbmelzung lângst voUendet ist, baben sie nocb Doich Der Dolcb, der auf der recbten Seite am Scbwertgurt immer manches, woran man sie, sowobl Mânner als Frauen, bing, feblte fast nie (Taf. 42, 12); die Klinge war etwa in der Tracbt unterscbeidet. Heute sind diese Eigentüm- 28 cm lang. Der Griff wurde, wie der des Scbwertes, licbkeiten freüicb so feiner Natur, dass nicbt jeder sie entweder durcb Nagelbeschlag oder durcb umsponnenen findet. Es ist oft nur die besondere Art, ein Kleidungs- Drabt raub gemacbt zum Festbalten. stück^ das übrigens ganz den gewôbnlicben Scbnitt bat, Andere Dass aucb die Italiener im Kampfe Streitkolben, zu tragen; z. B. das Halstucb wird weder von einem AVaffen g|;i.gi^]ig,jj2jjier, Morgeusteme und dergleicben fübrten, be- Deutscben nocb einem Franzosen in derselben Weise wie darf kaum erwabnt zu werden. Denn die Waffen der von einem Englânder umgelegt, und wenn aucb, wie dies westeuropaiscben Volker waren in jener Zeit kaum von-- wobl gescbiebt, einer von beiden es diesem nacbtun wollte, einander unterscbieden. so "wird es dennocb nicbt gelingen; ps bleibt stets eine unvoUkommene Kopie. Diese mperumflossenen Insulaner B. Gerate. baben in aUem ibre eigene Art, die in vielen Stücken zum Yorbild dienen konnljp, besonders was Wobnung, Nabrung Es ist aus jener früberen Zeit des 13. Jabrbunderts und Kleidüng betrifft. Sie sind ein praktiscbes Yolk. nur nocb bier und da in alten Kircben und Palasten etwas Aucb damais, obgleicb sie ebenso wie die übrigen zu finden; zum Teil sind es Gefâsse, besonders metallene, Yôlker der allgemeinen Zeitstroraung folgten, offenbarte zum Teil Stubengerate. Wie einfach diese letzteren aucb ibre Tracht mancbe Besonderbeïten die wir weder bei im 14. Jabrbundert nocb waren, davon gibt das Pult ibren naheren nocb femeren Nacbbam antreffen. (Taf. 40, 50) einen Begriff. Man macbte nocb nicbt grosse Ansprücbe an Bequemlicbkeit und Scbonbeit; Dauer- A. Die Tracbt. baftigkeit und Zweckmassigkeit waren die Hauptsacbe. Dies ânderte sicb freilicb im 15. Jabrbundert scbnell um. Wâbrend der drei vorbegenden Jabrbunderte voUzog Die Formen Avurden leicbter, zierlicher und man verzierte sicb aucb hier mancbe Yerwandlung, wenn auch keine so Stüble und Sessel, Tiscbe und Scbreine mit den wunder- auffallende wie in Deutscbland, Frankreicb und Itaben. vollsten Holzscbnitzereien, die uns nocb beute in Entzücken Die Hauptzüge aber fehlten nicbt. Aucb bier wird gegen versetzen. Ganz ebenso erging es mit den Gefâssen, nur die Mitte des 14. Jabrbunderts die alte Tracbt allmâblicb VIII. Die Englilnder im 13., 14. und 15. Jahrhundert. umgewandelt, wie wir dies bei den einzelnen Kleiduogs- ira 14. Jahrhundert bald oben wait und unten anschliessend stücken beider, Gescblechter finden warden. getragen (Taf. 47, 5 u. 8), bald umgekehrt, oben anliegend und- allmahlich zura Sack sich erweitemd, so dass sie bei 1. Friedenstracht. herabhângendera Arm fast den Boden berührten, bei zur Hüfte gehobenera Arm noch bis ans Knie Ira gingen Jahrhundert (Taf. 47, 13. herrschte auch in England die 7 u. 9). Diese weiten Armel wurden rait kostbarera Futter sogenannte raittelalterliche Tracht. Der anstandige Mann versaban, das raeistens, wenn nicht weiss, doch- vén heller trug Herad, Hose und Rock, dariiber den Mantel, an den strahlender Farbe war. Füssen Schuhe, auf dera Haupte den Hut. Der Bauer Gleichzeitig wurde, besonders von jungan Leuten, der Rock ge- dagegen liess bald das eine, bald das andera dieser Stücke Rock gekürzt, so dass er nicht einraal den Oberschenkel weg. Am raeisten mag dies wohl rait dam Herad ge- halb bedeckte (Taf. 47, 5 u. 7). Yorn hinunter besetzte schehen sein und dam zunachst rait den Beinkleidem. man ihn rait Knopfen; ebenso geschah an den Aussen- Denn wir finden ofter, dass ira 18. Jahrhundert Arbeiter seiten der untaren Armel, wenn diese eng waren, ura sie in nackten Beinen erscheinen, ebenso auch die niedersten enger anschliessen zu konnen, ohne das Anziehen zu er- Diener der Yornehraen, z. B. der Narr (Taf. 38, 6). Ira schweren (Taf. 47, 5). Auch der langa Rock, der daneben 15. Jahrhundert scheinen aber bei der allgeraeinen Ver- noch iraraer íür hohe und mittlere Stande im Gebrauch feinerung der Tracht auch die Diener besser bedacht worden blieb, hatte solche Knopfe (Taf. 47, 8). Das zu sein geraeine (Taf. 54, 4 u. 5). Yolk trug den früheren kurzen Rock bis an die Kniee, der zugleich seine alte Weite behielt. Es kara ihm nicht a) Bedeckimg des Ruiupfes. darauf an, mit seinen Korperforraen Schauspiel zu treiben Bock Der Rock war ira 13. Jahrhundert wait und faltig, lang (Taf. 47, 4). Gegürtet wurde auch der kurze Rock noch Gürtel bis fast auf die Knochel, in den Arraeln von raittlerer zuweilen, obwohl dies bei dera knappen Schnitt nutzlos Weite und uni die Hüften gegürtet (Taf. 38, 10). Dieser war. Wenn es geschah, war es, um die Mitte des Korpers Güitei Gürtel diente zugleich, den Rock bei Gelegenheit nach durch eine Linie zu bezeichnen und dadurch den AnZug Wunsch zu verkürzen, indem man ihn über dera Gürtel zu verschonem (Taf. 47, 5 u. 7). Ein Ende des Gürtels hervorzog und etwas bauschen liess (Taf. 38, 5). Yon hing von der Schnalle abwarts, auch jetzt noch, wie schon solchera Yerfahren finden sich in den Dichtern haufig ira 13. Jahrhundert (Taf. 38, 10; 47, 8). Beispiele. Geringe Lauta trugen dea Rock überhaupt kürzer, Die Stoffe, woraus der Rock geraacht wurde, waren stoff ebenso wie auf der Jagd und ira Kriege auch der Ritter bei den oberen Standen durch alie drei Jahrhunderte faina einen kurzen Rock trug. Dasselbe geschah auf der Raise. Wolle oder Seide, bei dera Yolke Wolle und, wie es zu- Besatz An den Handgelenken waren die Armel, ebenso der weilen scheint, auch Leinwand. Die Fürsten liebten es, untare Saura des Rockes rait goldenen Borten besetzt oder selbst in dera 14. und 15. Jahrhundert, ais bereits ge- rait Gold gestickt (Taf. 38, 10). Edelsteine und dergleichen musterte Stoffe sehr beliebt waren (Taf. 47, 7 u. 10), dass anzubringen, verbot ira 13. Jahrhundert bereits die gute ara Hofe einfarbige getragen wurden (Taf. 47, 5 u. 14). Sitte; der Schrauck rausste rait Mass aufgewendet warden. Sie besetzten aber, wie schon gesagt wurde, die Kleider Nach der Mitte des Jahrhunderts wurden durch die Handels- auch zu dieser Zeit noch rait goldenen Borten (Taf. 47, verbindungen rait dera Morgenlande die polddurchwirkten 14; 53, 9). Stoffe bekannt und gebrauchlich und verdrangten nun die Ais Zeremonienkleid bei Hofe war der Rock im 14. Rock am Goldborten und Goldstickereien ganz; nul etwa Fürsten und 15. Jahrhundert sehr lang und vom bald ganz, bald trugen sie noch. Jane raorgenlandischen Gewebe blieben halb geschlossen, bald offen; er rausste also über den Kopf sehr langa in Ansehen und Gebrauch; Froissart erzahlt angezogen warden (Taf. 47, 9 u. 14; 53, 3, 4, 9 u. 12—14), von Heinrich lY, dass derselbe, ais er 1399 in London Die Armel waren dabei stets wait, einzog, einen kurzen Rock aus Goldbrokat nach deutschera Wir verstehen hier untar Rock das Obergewand, Schnitt getragen haba. -über welches kein andares raehr ausser dera Mantel an- Rock enger Nach und nach wurde namlich der Rock kürzer und gelegt wurde. Wohl aber wurde, und dies scheint schon dera der Frau dadurch ahnlicher, dass er ira Oberteil im 13. Jahrhundert (Taf. 38, 10) zur Hoftracht gehort zu enger wurde, bis er ira 14. Jahrhundert wirklich an- haben, untar diesera Rocke noch ein anderer mit engen unterer liegend genannt warden konnte (Taf. 47, 5 u. 7). Da war Ármeln getragen, der ira 13. Jahrhundert lánger ist ais von Falten auf der Brust und dera Rücken keine Rede der obere, ira 14. und 15. aber, wo dieser bis auf die raehr; der Rock rausste knapp nach dera Leibe geschnitten Erde reicht, untar deraselben nicht raehr, ausser an den sein, und ofter wird sogar von ,wohl geschnürten" Rocken Arraen, sichtbar wird (Taf. 47, 9 u. 14; 53, 3, 9, 12 u. 13). gesprochen, iramer aber das gute Anschliessen gerührat. Die Farbe dieses Untergewandes ist bald weiss, .bald gelb, Farbe Dieses war es, was Froissart ,nach deutschera Schnitt" rot u. s. w., scheint also ebenso in dera Belieben des nannte. Tragers gestanden zu haben wie die des Oberkleides. Der Ânnei weit Día Aimel raachten aber hiervon eine Ausnahrae, in- Stofi war bei jenem wohl noch zarter ais bei diesera. dera sie ihre eigene Entwickelung durchliefen. Sie wurden Aúch hohere Diener der Grossen pflegten noch untar dera Kretschmer u, Bohrbach, Trachten der YOlker. & Aufl. 22 170 Das Mittelalter. Rock ein solcbes Unterkleid zu tragen, das dann freilich trat spater an die Stelle des Mantels. Über dem früberen in der Lánge ihrem kurzen Rock entsprach (Taf. 54, 8), Rocke mit gescblossenem Kragen batte man den Mantel Dieses Unterkleid gestattete dem Rock die grôsste nocb getragen (Taf. 53, 12), ebenso über alien früberen Freibeit in der Verwandlung seiner Formen, da für die Formen (Taf. 47, 14; 53, 9). Aus der letzten ging übrigens UmhüUimg des Korpers bereits gesorgt war. Von dieser aucb die Tracbt der Ritter des Hosenbandòrdens bervor, Eitter des Freiheit macbte der Rock aucb den ausgedebntesten Ge- indem der breite Kragen wegfiel und der Rock am Halse Ârmei des brauch. Seine Armel, die schon im 13. Jabrbundert weit gescblossen wurde, zugleicb aucb um die Hüften einen Eockes ^0), wurden, wie scbon gesagt, gegen das Gürtel erbielt (Taf. 54, 1). Zu dem eng anliegenden Brust- Ende des 14. Jabrbunderts sebr weit (Taf. 47, 7 u. 9) — stück wurden die Armel in Harmonie gebracbt, indem der Bürger -trug zu derselben Zeit nocb enge Armel — sie bis zum Anliegen verengt wurden. Yorn an denselben stoffim am Anfang des 15. Jabrbunderts so lang und weit, dass legte sicb das kostbare Felzfutter als Manscbette um Ubermass nacbscbleiften und man füglicb aus jedem (Taf. 54, 1). Der ganze Rock war mit Abbildungen des einen Rock macben konnte (Taf. 53, 3). Diese Mode — Hosenbandes bedeckt, das ausserdem selbst am linken denn von nun an übt diese Tyrannin ibre Macbt — ent- Knie die engen roten Beinkleider umgab. Im 16. Jabr- stand unter dem weicblicben Ricbard IE. (1377—99). Der bundert wurde auf Befebl der Herrscber aucb diese Ordens- gauze Korper scbwamm in weiten Falten und strotzte von tracbt vôllig umgeandert. Zeug, das an den Saumen zackig ausgescbnitten war und Kebren wir zu den übrigen Kleidungsstücken der vor- am Boden nacbscbleifte (Taf. 53, 3). Sie bbeb aucb unter begenden Période zurück! Heinricb lY. und Y. nocb in Anseben und erloscb erst Das Hem d, das an den Abbildungen nur seiten Hemd mit dem letzteren (1422). sicbtbar wird (Taf. 53, 14; 54, 8), war von Leinwand oder Umwand- Aucb bier scblug das Ubermass ins Gegenteil um: aucb von Seide und ineistens weiss oder docb von beller die Armel fielen nun ganz weg und man scbnitt das Arm- Farbe. Im 14. und 15. Jabrbundert wurde es Sitte, das- locb bis zur Erde auf (Taf. 53, 4), so dass statt des Rockes selbe oben mit einem Überscblag (Kragen) zu verseben, ein scbmaler langer Uberwurf mit einem Halslocb diente, der dann über dem Rock umgescblagen wurde, ganz in wie wir solcbem scbon ofter begegnet sind. Nocb vor derselben Weise wie beute über dem Halstucbe (Taf. 47 Eock wie der Mitte des 15. Jabrbunderts kebrte der alte Rock 5, 7 u. 8; 53, 3; 54, 4). frûher ersten Halfte des 14. wieder zurück zur Herr- Die Beinkleider erfubren wabrend der vorliegenden Hosen scbaft, dócb bald girig die Erweiterung des Arméis wieder Zeit keine Yeranderung. Sie waren eng anliegend (Taf. 38, ibren Gang (Taf. 53, 12—14) und verband sicb mancbmal 4 u. 5; 47, 5) und aucb bier wurden sie zuweilen gleicb aucb mit künstbcben Auszackungen des vorderen Saumes als Scbube verlangert, so dass Fuss- und Beinbekleidung (Taf. 54, 8). Dás beUe kostbare Futter spielte aucb jetzt ein Stück war (Taf. 47, 7; 54, 4). Der Stoff mag wobl seine RoUe (Taf. 53, 3, 9 u. 12—14; 54, 8). Zugleicb trat meistens Wolle gewesen sein und die Farbe war beliebig, Kragen ein neuer Teil des Rockes auf: ein breiter Kragen, der docb waren es nie gemusterte Stoffe (Taf. 47, ). Wobl rundum gescblossen die Acbseln verbüllte und bis mitten aber trug man aucb in England das mi-parti, ebenso wie mi-parti ciu auf die Brust reicbte (Taf. 53, 12 u. 13). Er war bis"- in Deutscbland, Frankreicb und Italien, und aucb bier weilen von anderer Farbe als der Rock (Taf. 53, 13). war es wie dort stets das Zeicben einer wirklicben oder keit Wabrscbeinbcb war die Unbequembcbkeit des An- nur freiwillig angenommenen Untertanigkeit (Taf. 47, 7; ziebens scbuld, dass diese Form sicb bald in eine andere 54, 8), sie mocbte nun einen Sinn baben, welcben sie vèrwandelte. Denn man siebt leicbt ein, dass das lange woUte. In keinera Lande trug ein Gebieter als soldier faltige Gewand mit der Zugabe des meistens daran be- geteilte Farben (Taf. 47, 5 u. 14), sondern nur dann, wenn festigten Kragens sebr bescbwerbcb über den Kopf an- er gegen einen anderen oder gegen eine Frau das Yer- zulegen war. Aus demselben Grunde moobten wobl scbon baltnis der Abbangigkeit darstellen wollte. im Anfange des 15. Jabrbunderts die Armel ganz weg- Was endbcb deri Mantel betrifft, so batte das Mantel gefallen sein. Jetzt balf man sicb anders und kam zu 13. Jabrbundert den auf der Brust zu scbliessenden jedem einem scbonen Kleide. Man scbnitt den Rock, wie damais anderen vorgezogen. Diese Befestigung gescbab bald durcb auf beiden Seiten, jetzt vom binab ganz auf, den Kragen eine Kette oder Borte (Taf. 38, 10), bald durcb eine blosse Talar zugleicb, und erbielt nun einen weiten offenen Talar mit Spange (Taf. 38, 11). Das 14. Jabrbundert aber kebrte breitem überfallenden Kragen, der als Umscblag des Rockes zu der alten Form zurück, wonacb der Mantel an der bebandelt und mit demselben Futter wie die Armel be- recbten Seite often, also die recbte Hand frei war. Auf setzt wurde (Taf. 53, 14). Dieser Überrock erbielt sicb der Acbsel aber, wo . sonst ein Haftel den Mantel gebalten bis ins 16. Jabrbunderf, wo er denn mancberlei Anderung batte, war derselbe jetzt eine kurze Strecke vom Halse erfubr. Da er um den Hals nicbt mebr anscbloss, sondern bis auf die Acbsel fest zusammmengenabt, so dass er die ganze Last des Kleides auf den Scbultern lag und über den Kopf angelegt werden musste, und auf dieser die ganze Aufmerksamkeit darauf gericbtet sein musste, Nabt mit Borten oder Knopfen und dergleicben besetzt dasselbe vor dem Hinabrutscben zu bewabren, so vermied (Taf. 47, 5 u. 8). Als Staatskleid scbeint jedocb der vorn man es, über diesen Rock den Mantel anzulegen; er selbst pffene Mantel im 14. Jabrbundert nocb beibebalten zu VIII. Die Englânder im 13., 14. und 15. Jahrhuudert. 171 sein, denn Konig Eduard III. tragt ilin so mit einer seKr mit Scbmuck, als Ketten, Broscben, Scbnüre und der- breitèn Borte auf der Brust festgebalten. Im 15. Jahx- gleicben mebr. htindert aber wurde er aucb bei Hofe durch den anderen Die orientabscben Stoffe Waren zu dem alten einfacben verdrangt (Taf. 53, 9 u. 12). Scbnitt wobl geeignet gewesen (Taf. 38, 13), jetzt aber Zacken am AUe diese Mantel wurden aber gewohnlicb mit einem waren sie zu steif, um die künstlicb gelegten und fest- Mantel jjellen Zeuge gefüttert (Taf. 47, 8 u. 14; 53, 9 u. 12). Zu- genâbten Falten des Kleiderrockes zu erlauben. Daber dem pflegten Stutzer schon im 13. Jabrhundert die Saume legte man sie offer zur Seite und griff zu unvermiscbter des Mantels zackig auszuscbneiden, welche Sitte im 14. Jabr- Seide oder Wolle, batte aber aucb in solcber Weise ein- bundert mebr und mebr um sicb griff, so dass sie ziemlicb farbige gemusterte Stoffe (Taf. 47, 13). Bei festlicbem allgemein und dadurcb scbon gefunden wurde, trotzdem Geprange sab man aber aucb im 15. Jabrbundert nocb dass sie anfangs fiir lacberlicb gait (Taf. 47, 5). goldgestickte oder golddurcbwirkte Zeuge, sowobl bei Zacken am Aucb die Eocke erbielten zackige Saume, was vorber Mânnern als bei Frauen (Taf.,53, 13—16; 54, 9 u. 11). nur die Narren trugen (Taf. 38, 6) und was daber seines Hinsicbtbcb der Farben ânderte sicb die Tracbt der Farb® Ursprungs wegen fiir narriscb gait. Abnlicb, docb nicbt Frauen insofem, als im 13. Jabrbundert vom Hals bis zu Scheiien bis zu solcber Verbreitung, erging es den Scbellen. Aucb den Füssen nur eine Farbe gait (Taf. 38, 7—9 u. 13), sie fanden von dem Grescbirr der Pferde und den Kleidern dagegen im 14. und nocb mebr im 15. Jabrbundert deren der Narren (Taf. 38, 6) ibren Weg zu denen mancber Vor- zwèi oder gar drei vorbanden waren, indem der Besatz nebmen, wo sie am Rock, am Giirtel, am Mantel u. s. w. von anderer Farbe war als das Kleid (Taf. 47, 11 u. 13; Platz erbielten, Sie wurden aber von den Dicbtern lacberlicb 53, 16 u. 17; 54, 11), oft aber aucb, besonders im 15. Jabr- gemacbt und galten nacb wie vor fiir ein Zeicb^L leib- bundert, das BrustteiL des Kleides oder die über dasselbe eigener oder freier Narren, solcber mit oder obne Pritscbe. angelegte Jacke eine andere Farbe batte als der Kleider- Es gescbab aucb in England, dass im 15. Jabrbundért rock (Taf. 47, 6 ; 54, 11). Aucb wurde zuweilen das Brust- und teilweise scbon am Scblusse des 14. die Tracbten stück selbst zu einer Jacke verwandelt. an Scbonbeit einbiissten, weil die Pbantasie, nur nacb Man bebielt nâmbcb, als man den Scbnitt des Kleides neuem begierig, von dem erstiegenen Gipfel des Eben- ânderte, die Enge des oberen Teiles bei, indem man die masses in der Kleidung berabsank zu allerlei Über. scbone Hebung der Korperform nicbt aufgeben woUte. treibungen und Yerzierungen, die weder Sinn nocb Yerstand Aber aucb bier spracb sicb der leicbtfertige Cbarakter der batten. Denn welcben Sinn batte ein tief ausgezackter Zeit aus, indem der Halsausscbnitt bis auf die Brüste Hais- Mantelsaum?! erweitert wurde (Taf. 47, 6 u. 13;. 53, 15—17).*) An den F rau en: Die Erauen macbten in ibrer Tracbt wabrend dieser Hüften scbnitt man das Brustteil in mebr oder weniger Kieid geteiit drei Jabrbunderte einen abnbcben Gang durcb. Aucb bier gescbwungener Linie ab, so dass also eine Jacke entstand verwandelte sicb die edle Zierde und Einfacbbeit des (Taf. 47, 6, 11 u. 13; 53, 10; 54, 11), und verbüllte den 13. Jabrbunderts in mebr oder weniger Zierèrei und Ein- übrigen Teil des Kôrpers von den Hüften abwârts mit faltigkeit der Kleidung nacb Scbnitt und Farbe, gleicb- einem besonderen Rock, der, in künstbcbe Falten gelegt, zeitig wie bei den Mânnern. unter dem oberen Teil befestigt wurde. Auf solcbe Art Kieid Der Rock oder das Kleid der Frau war im 13. Jabr- konnte natürbcb grôssere Weite dieses unteren Teils er bundert lang, in dem oberen Teil bis zur Hüfte eng und reicbt werden als zuvor, wo das ganze Kleid vom Hals den Korperformen sicb fast anscbliessend, so dass diese bis zu den Füssen keine Unterbrecbung des Stoffes er- scbon bervorgeboben wurden; am Halse scbloss es ziem- laubte. So wurde die spâtere nocb bis beute gültige Form licb bocb, so dass die Brust ganz bedeckt war. Yon den des Frauenkleides aufgebracbt, wonacb dasselbe aus zwei Hiiften an erweiterte es sicb zu natürlicbem Faltenwurf bestimmten Stücken, Leibcben und Rock, bestebt (Taf. 47, und liess beim Geben vollig freie Bewegung zu (Taf, 38, 11 u. 13; 53, 10 u. 15—17; 54, 11), in welcber denn gerade 7—9 u. 13). Gegiirtet wurde es wegen seiner anscbliessen- um 1880 die Enge des Unterteils ibr bocbstes Mass erreicbt den'Enge geivobnlicb nicbt (Taf. 38, 8 u. 9), docb war zu baben scbeint, wâbrend 1856—1866 und 1700—1780 solcbes nicbt etwa durcb den Gebraucb untersagt und die Weite des Rockes aUe Grenzen überscbritt. Wâre besonders im Anfang des Jabrbunderts nocb ofters zu für dieselbe das Bedürfnis massgebend gewesen, so würde finden (Taf. 38, 7). aus der damaligen Weite des Kleiderrockes folgen, dass Armel Die Armel waren gleicbfalls eng anliegend und an unsere Frauen ganz ungewobnKcb lange Scbritte von der Handwurzel vollig gescblossen (Taf. 38, 7—9 u. 13). 7—8 Fuss zu macben pflegten sie sind aber be- stoff Die Stoffe der Yomebmen waren wie bei den Mânnern feine Wolle oder Seide und spater die scbon erwabnten *) Wir mochten hier für das ganze Werk ein- für gemusterten Brokate (Taf. 38, 13). Aucb im 14. und aliem al bemerken, dass wir uns überall, wo es sich bei den 15. Jabrbundert war Seide das beliebteste, docb sucbte Ausschreitungen der Tracbt um bildliche Darstellungen in diesen eine auferlegt haben, man jetzt die Kostbarkeit nicbt allein in Zurückhaltung golddurcbwirkten handelt, gewisse es seien nun Halsausschnitte der Kleider oder Sehuhschnábel Stoffen, sondern ersetzte sie wobl aucb durcb breite Be- oder Reifrocke oder Kopfputz etc. etc. Der Text muss dann satze aus Pelz (Taf. 47, 6 u. 11) und reicbbcben Bebang das Fehlende erganzen! — 22* 172 Das Mîttelalter. kanntlich keine Brunhilden. Es ist gut und schôn, wenn wieder auf (Taf. 54, 9), kann aber kein Anseken wieder auch die Frauen rüstig vorwartsschreiten, doch würde erlangen. Die Jacke mit engen Armeln, jetzt mit Hinzu- dies auck bei geringerer Mannigfaltigkeit ihrer Kleider iügung weiter Aufscklâge oder Stulpen, welcke die kalbe luoglich, ja sicker leickter gewesen sein! — sogar Heute Hand: bedeckten, bekauptete den Vorrang (Taf. 54, 11). dagegen sckeint es, als wollten sie nur nock durck das Ubrigens waren in der ersten Hâlfte des Jakrkunderts nangearmei Leken trippeln, denn was nützt der faltige Bausck von die engen Armel fast versckwunden und katten langen, Zeug an den Fersen, als kôckstens von. reckts nack links vora offenen Hângeârmeln wie bei den Mânnern Platz und von links nack reckts gesckleudert zu werden und gemackt, die an dem unteren Saum über 1 Meter weit dadurck den Weg zu reinigen, wakrend die Obersckenkel waren (Taf. 53^ 15—17). Dock waren sie nur an Kleidera, bis zu den Knieen fast dickt aneinandèr gescklossen sind nickt an Jacken, die gleickzeitig getragen, wurden, ge- durck den strumpfartig umsckliessenden Rock! Yielleickt brâucklick (Taf. 53, 16). sojl derselbe verküten, dass die Trâgerin lûckt so leickt Innerkalb dieser Hângeârmel wurden, wie auck 1860 Unterarmei fallt, was sonst wokl wegen der unsinnig koken Abs'átze wieder, feine weisse Unterârmel getragen (Taf. 53, 12). gesckeken mockte, sobald sie im gewoknlicken Sckritt Gürtel gab es im 14. und in der zweiten Hâlfte des cartel ginge. So aber zwingt der Rock zu kleinsten Trippel- 15. Jakrkunderts nickt mekr, da die Trennungslinie zwiscken sckritten, wie die Absatze sie gleickzeitig voraussetzen. oben und unten nickt mekr oberkalb der Hüften, sondera Man siekt, dass diese Torkeit (wie Polonius sagt) dock um oder gar tiefer als die Hüften lief (Taf, 47, 6, 11 u. 13). Metkode kat! — Aber in der ersten Hâlfte des 15. Jakrkunderts wurde Besatz Die bunten Besatze, deren wir oben gedackten, fanden zugleick mit den weiten Armeln auck ein Gürtel getragen, sick oft sowokl am Rock als auck am Brustteil des Kleides der oberkalb der Hüften . lag (Taf. 53, 16 u. 17). (Taf. 47, 11; 53, 10 u. 15—17; 54, 11), jedock oft auck Gleickzeitig wurde die Sckleppe unentbekrlick. Dock schieppe nur an einem von beiden allein. Sie waren zugleick darauf war sie sckon im 14. Jakrkundert im Gebrauck, denn berecknet, den Wucks kervorzukeben oder, wo er nickt unter Rickard II. (1390) wurde voû einem Priester feier- sckon genug war, ikn so zu erkeuckeln. Daker mussten lick gegen diese Unsitte in einer ganz besonderen Abkand- sie den Korper um die Mitte reckt sckmal und an Sckultern lung gestritten. und Hüften breit darstellen (Taf. 47, 6 u. 11). Bei der Lânge der Kleider und der Armel lâsst sick Da man das Brustteil des Kleides sckon durck eine über das Hemd der Frauen im 13. und 14, Jakrkundert Hemd Linie um die Hüften vom Rock trennte, so ging man bald nickts mekr entsckeiden, da auck die Sckriftsteller, wokl nock weiter und liess das obere Teil nock einmal als aus demselben Grunde, weil nickts davon zu seken war, Jacke seib- wirklick besonderes Kleidungsstück, als Jacke, auftreten, ganz daruber sckweigen. Nur eins lâsst sick davon sagen, stándig leickter Überwurf ■ über das Kleid angetan wurde. dass der Halsausscknitt bereits so weit war wie bei unseren Da der Zweck der Verküllung kier ganz wegfiel, so katte Frauenkemden, dass er nâmlick bis auf die Ackseln reickte. man freie Hand und gab ikr also auck einen den Wünscken Denn man trug die Kleider so weit ausgescknitten, und môglickst entspreckenden Scknitt. Man liess sie auf der Brust der Hais war nackt (Taf. 47, 6 u. 18). offen, um den Reiz zu erkoken, besetzte sie an den Saumen Im 15. Jakrkundert wird dies bestâtigt durck die Hemdkragen mit Pelz und dergleicken, die Eoniginnen sogar mit Gold Sitte, oberkalb des meist viereckigen Halsausscknittes das und Edelstein (Taf. 54, 11) und gab ikr eine lebkafte auf- Hemd oder ein Stück weisses Zeug, welckes das Hemd Armel ge- fallende Farbe (Taf. 47, 6; 54, 11). Die Armel wurden vorstellen sollte, kervorsteken zu lassen. Die Kante wurde knopft EUenbogen an aufgescknitten und mit Knôpfen wieder mit Zacken und dergleicken geziert (Taf. 53, 16 u. 17). gescklossen, gerade so wie die der Manner (Taf. 47, 6). Selten reickte es, wie bei den Mânnern, bis dickt an den Dadurck konnte man sie so eng und ansckliessend macken, Hals (Taf. 53, 14 u. 16). dass der ganze Arm zu erkennen war. Die ganze Kleidung Der Mantel der Frauen blieb sick wâkrend der drei Mantel ging tiberkaupt seit der Mitte des 14. Jakrkunderts darauf Jakrkunderte ziemlick gleick. Er war im 13. vora offen 1200 aus, nickt die eigentümlicke Sckônkeit des Kôrpers zur und wurde von Acksel zu Acksel durck eine Scknur oder Geltung zu bringen, sondem vielmekr eine fur sckôn dergleicken mit zwei Tasseln gekalten (Taf. 38, 7), ebenso geltende Form, die zum Teil kôckst verzerrt und albern wie der Mantel der Mânner in- jener Zeit (Taf. 38, 10). war, darzustellen. Damais entstand jene Plage aller Er war ebenso oft einfack okne Futter (Taf. 38, 7 u. 8) kleidertragenden Menscken, die oft verwünsckte und vieî als doppelt, d. k. gefüttert (Taf. 38, 9 u. 13). gekatsckelte Mode. Im 14. Jakrkundert wurde die Form des Mantels nickt isoo i-Joo Das 15. Jakrkundert ânderte an der Form des Kleides verândert, wokl aber sein Anseken. Er wurde von den schmock nur wenig; der Halsausscknitt Mantels wurde, besonders in der Yoraekmen nie anders als mit sckonem Futter getragen, ersten Hâlfte des Jakrkunderts, am liebsten viereckig ge- und die an ikm befindlicken Tasseln und Scknüre spielten Nàeh 1450 trageu (Taf. 53, 15—17). In der zweiten Hâlfte tauekt, jetzt keine Nebenrolle mekr (Taf. 47, 6 u. 13). Ja man wie auck in unseren Tagen oft alte Moden wieder in ging sogar so weit, nickt nur seine Innenseite aus ge- Kraft zu treten sucken, die alte enge Form des Kleides, mustertem Zeug zu macken (Taf. 47, 11), sondera ikn wie die am Gürtel keine TJnterbreckung kennt, kier und da die Waffenkemden der Ritter zu bekandeln und auf der VIII. Die Engl&nder im 13., 14. tind 15. Jahrlinndert. 173 Aussenseite, wie die Kampfer auf Schilden und Waffen- die Obren bedeckte und etwa in der Hobe des Kinns rocken (Taf. 47, 12), Darstellungen von Tieren im grossten endigte (Taf. 38, 10). Im 14. liess man es in wobl ge- Massstab anzubringen oder das Fatnilienwappen einzusticken krauselten Locken fast bis auf die Scbultern fallen (Taf. 47, Oder einzuwirken (Taf. 47, 11). Dadurch wurde er, der 5, 7 u, 14); ebenso wandte man im 15. Jabrbundert auf friiherdas einfarbigste und bescheidenste Stück derKleidung die Pflege des Haares einen grossen Teil der Zeit. Man war, das prablendste und bunteste. trug es gewôbnlicb nocb etwas langer, so dass es die 1400 Im 15. Jahrhunderfc kebrte man aucb hinsicbtlich des Scbultern berübrte (Taf. 53, 18 u. 14; 54, 1, 4, 6 u. 8). Mantels zu grosserer Einfachbeit zurück, indem man seine Kurzgescbnittenes Haar ist, ausser in der Waffenrüstung, Aussenseite meist einfarbig bielt tind die Tasseln und selten (Taf, 53, 3), docb war es in dem oben erwabnten Scbnüre auf einen einfa.cben Haftel einscbrankte (Taf. 58,10; balben Jabrbundert von Ricbard H. bis Heinricb Y. (1377 54, 9 u. 11). In der zweiten Halfte des Jabrbunderts scbeint bis 1422) und aucb nocb wabrend der ersten Zeit unter man sogar aucb diese gewôbnlicb weggélassen und den Heinricb VI, (Taf. 53, 9) Mode, das Haar über den Obren Mantel auf den Acbseln angesteckt zu baben. rundum kurz abzuscbneiden, damit es den boben steifen ausgezackten Hemdkragen nicbt store (Taf. 53, 3), der not- b) Kopfbedeckimg, wendig zu dem reicb umwallenden Kleide geborte. Kapnzo Das Volk beuutzte bierzu am meisten die Kapuze, Der Bart wurde weit ofter rasiert als er etwa ganz Bart welcbe zugleicb Hals und Scbultern verbüllte (Taf. 47, 4; oder teilweise steben blieb. Wenn nur letzteres gescbab, 54, 5), trug aber über derselben nicbt selten nocb einen so war dies der Scbnurbart, ofter aber stand der ganze breitkrempigen Hut, dessen Rand nur binten oder aucb Bart., docb bielt man ibn nur von mittlerer Lange (Taf. 38, rundum in die Hobe gescblagen war, wie wir das erstere 10 u. 11). Lange Bârte waren Ausnabmen, die besonders scbon bei den Italienern fanden. Ausserdem batte man bei alten Lenten gestattet wurden (Taf. 47, 9 u. 14; 53, 13), Mûtze aucb kleine Kappen (Taf. 38, 6) und Miitzen mit künst- Nicbt geringere Sorge wandten die Frauen dem Frauen: licb gescbnittenem Kande (Taf. 54, 4, 6 u. 8), der nacb Kopfe und seiner Ausscbmückung zu. Das Haar war Haar Rebeben in die Hobe gestiilpt werden konnte, also eine wabrend des 13. Jabrbunderts nur wenig, im 14. und 15. Barett Art Barett. aber gar nicbt mebr sicbtbar. Die HüUe desselben batte Diese Form wurde zuletzt vorberrscbend. Zuweilen eine solcbe Wicbtigkeit gewonnen, dass man zwar den Hut trug man den Hut nocb über dem Barett (Taf. 54, 6). In Kem über der Scbale nicbt vergass, wobl aber ibn unter der zweiten Halfte des 15. Jabrbunderts scbmückten aucb derselben verbarg. Gekammt und gebürstet wurde das die Bürger den Hut oder das Barett mit Fedem (Taf. 54, Haar gar sauberlicb, damit es sicb in aUe die wunder- 4 u. 6). licben Formen fügte, die man ibm aufzwangte. Nur unter jagdhaube Auf der Jagd waren ausser den Kapuzen aucb Hauben, der Konigin Margaretbe, 1445—1470, ist das Haar zum nacb Art der Kindermützen, gebraucblicb, damit das Haar Teil sicbtbar, weil sie selbst gern ibr sebones Haar zeigte voUig umscblossen und gesicbert war (Taf. 38, 5). (Taf. 53, 10 u. 15—17). Hut Beit Vornebme trugen im 14. und 15. Jabrbundert ausser Im 13. Jabrbundert wurde der Kopf mit dem Gebende 1200 dem Barett (Taf. 53, 13 u. 14) aucb Hüte, die den unseren bedeckt, das ebenso wie in Deutscbland eine flacbe Mütze abnlicb waren. Sie batten zybndriscbe, etwas nacb oben mit steifem Rande und kreisrundem Boden war, welcber enger werdende Kopfe und eine scbmale Krempe (Taf. 47,7). letzterer oft ein wenig grosser war als die Offnung (Taf. 38, Ausserdem aber trugen sie in dieser Zeit aucb über dem 7—9). Ein breites Band, das die Obren bedeckte und Kopftuch Barett oder Hute ein Kopftucb, das bis auf die Acbseln unter dem Kinn durcblief, bielt diese Kopfbedeckung auf fiel und vielleicbt die Kapuze der niederen Stande er- dem Haar fest. Der Rand wurde oft scbon verziert, so- setzen sollte (Taf. 47, 9). Vielleicbt aucb war es aus der gar mit Gold und Juwelen (Taf. 38, 7). Das Kopftucb Sendeibinde Seudelbiude entstauden, die aucb in England eine Zeitlang oder der Scbleier, der zuweilen das Gebende vertrat schieier getragen wurde und z. B. ein Teil der Rittertracbt des (Taf. 38, 13), fiel bis auf die Scbultern berab und scbeint Hosenbandordens war (Taf. 54, 1). besonders von verbeirateten Frauen getragen worden zu Im Hause aber, wo allé übrige Kopfbedeckung ab- sein. Ebenso die Riscbe, ein feines Tucb, welcbes das Rische schapei gelegt wurde, blieb docb das Scbapel auf dem Haare Gesicbt umscbloss und nacb Belieben mebr oder weniger sitzen. Es war ein mebr oder weniger verziertes Band, von demselben frei liess (Taf. 38, 13). Sie scbeint aucb Ring oder Kranz, welcbes die Locken in ibrer sorgfaltigen unter dem Gebende nicbt ungebraucblicb gewesen zu sein Scbeitelung festbielt (Taf. 47, 7). Gewaffnete benutzten es (Taf. 38, 9). über der Kettenbaube, um diese festzubalten (Taf. 38, 12). I Wenn durcb die beiden letzten Gewandstücke dem Aucb die Frauen trugen es (Taf. 38, 13) und es gilt da- weiblicben Kopfe im 13. Jabrbundert eine Umbüllung von von überbaupt, was wir oben bei den Deutscben darüber weicben Falten gegeben wurde, so kebrte sicb dies in dem gesagt baben. Im 15. Jabrbundert scbeiiit es selten mebr 14. Jabrbundert ins vollige Gegenteil um. Das Gesicbt isoo im Gebraucb gewesen zu sein. erbielt eine steife feste Einfassung, besonders auf den Haar Haar und Bart genossen einer sorgfaltigen Pflege. Seiten, da wo die Natur die allersanfteste Bedeckung durcb Im 13. Jabrbundert trug man das Haar so lang, dass es das Haar woUte. Es wurde sonacb aus dem Frauen- 174 Das Mittelalter. antlitz eine mathematische Figur, die von mehr oder c) Fussbekleidung, weniger geraden Linien eingeschlossen war. Dies kan Taschen an daher, dass es für sckon gait, an den beiden Schláfen zwei Bei Mánnern und Frauen, beim Yolke wie bei den den Schláfen ^yjg^artige Tascten anzubinden, die bald klein, nur etwa Yornebmen, war diese dureb allé drei Jabrbunderte ein faustgross waren, so dass der Ohrzipfel nocb frei blieb, Sebub, ausgenommen die niebt zu baufigen. Falle, dass im schuh bald gross von dem Scbeitel bis zum Kinn liinabreicbten. 14. und 15. Jabrbundert manebe die Hosen bis über die Sie wechselten, wie an Grosse, so an Gestalt und Farbe. Füsse verlângerten (Taf. 47, 7), wie wir dies abnlieb aueb Bald waren sie lialbkugelig, bald scbneckenbausartig, bald bei den übrigen Westeuropâern gefunden baben. glockenformig (Taf. 47, 6), bald zylindriscb (Taf. 47, 13), Der Sebub war auf dem Spann offen und mittelst bald halbmondformig (Taf. 47, 11). Sie bestanden aus kleiner Klappen oder Obren zusammengescbnürt (Taf. 47, einem über eine feste Unterform gespannten kostbaren 5 u. 8). Im 13. Jabrbundert scbeinen aueb vollig ge- gemusterten Zeug und waren oft mit Gold eingefasst seblossene Sebube getragen worden zu sein (Taf. 38, 10), oder gestickt (Taf. 47, 11 u. 13), wobei aucb Edelsteine im 15. Jabrbundert dagegen aueb sebr künstlieb durcb- nicht fehlten. Zuweilen scbeinen sie aucb aus Goldblecb broebene Sebube mit gotiseben Rosetten und dergleicben. bestanden zu baben oder übergoldet gewesen zu sein Der Stoff war bei den Mannem meistens Leder (Taf. 38, 4), (Taf. 47, 6). In der Farbe sind sie bald blau (Taf. 47, 13), selten Zeug; bei den Frauen der Yomebmen war es um- bald rot, bald bla (Taf. 47, 11) und die Muster scbeinen gekebrt. Die Frauen des Yolkes dagegen gingen, wenn meistens Kreuzeben, Sterne und dergleicben zu sein. Durcb niebt bg^rfuss, in Ledersebuben wie die Manner (Taf. 47, 4). diese Seitenflügel erbielt das Gesiebt die doppelte Breite Die Hauptveranderung, welebe der Sebub im 14. und schnabei am und sein sebones Oval konnte nun in jede beliebige Form 15. Jabrbundert erlitt, war das Ansetzen eines Sebnabels schuh verwandelt werden, bald zum flacben Recbteck (Taf. 47, 13), an seine Spitze. Gegen Ende des 14. Jabrbunderts — bald zum Dreieck oder zur Herzform (Taf. 47, 11), bald er kam etwa gegen die Mitte desselben auf — war er zur Form eines Klee- oder Efeublattes (Taf. 47, 6) u. s. w. bereits mebrere Centimeter lang und wuebs im 15. Jabr- Es sebeint, als babe man das Haar in diesen seit- bundert noeb mebr. Dieser Sebnabel wurde ebenso an beben Anbauten des Kopfes, die imraer unwillkûrbeb an den Beinkleidern, wenn diese die Stelle der Sebube mit die Sebeuleder der Pferde erinnern, verborgen. Ebenso vertraten, angesetzt (Taf. 47, 7) als aueb sogar an den wurde zuweilen noeb der Sebleier damit verbunden, in- Rüstungen der Ritter (Taf. 47, 12) angebraebt, trotzdem, dem er in künstbeber Wiekelung von der Stim über dass er bier gewiss die Bequemliebkeit niebt erbobte. Die die beiden Wangenwulste binüber bis in den Naeken lag mittleren und niederen Stande lebten auf kleinem Sebub (Taf. 47, 11). obne oder nur mit kurzem, 10—15 em langen Sebnabel 1400 Aueb im 15. Jabrbundert ist manebe Verunstaltung (Taf. 54, 4-8). des Kopfes gebrauebbeb, wie es denn zu alien Zeiten der Die lange Spitze war aber, wie wir bereits bei den Mode gefalien bat und gelungen ist, aus der Woblgestalt Normannen (S. 145) erwabnt baben, in England sebon ein- des Menscben ein Zerrbild Oder eine Missgestalt zu sebaffen, mal gebr'áueblieb gewesen, ebenso in Frankreieb, wenigstens um dann der Yernunft ins Antbtz bobnen zu konnen: in dessen nordliebem Teil, denn auf dem Konzil zu Paris Ecee bomo! So wurde, wie in Frankreieb sebon im 1212 wurden den franzosiseben Priestern die langen Sebub- 14. Jabrbundert gesebab (Taf. 48, 19—21 und Taf. 55, 19), sebnabel verboten und die Byzantiner wunderten sieb übrigens aueb noeb im 15. sieb fand, auf dem Haupte bereits 1097 über die gesebnabelten Sebube der Kreuz- Hohe Mütze eiue bobe zjlindrisebe Mütze angebraebt und alies Haar fabrer. In Deutsebland scbeinen dieselben in dieser früben darin verborgen (Taf. 54, 11), dieselbe aussen aber mit Zeit wenig oder gar niebt Eingang gefunden zu baben. Gold und Kostbarkeiten verziert. Koniginnen setzten oben Bald naeb dem Erloseben dieser Unsitte in England, was darauf die Krone (Taf. 54, 11), sonst wurde aueb wobl etwa um die Mitte des 13. Jabrbunderts fallt — noeb 1250 Sendeibinde der Sebleier oder die Sendelbinde dort oben befestigt und werden die Englander die „Gesebwanzten" genannt — bing berab (Taf. 48, 19—21; 55, 19), wie bei den Husaren tauebte sie in Frankreieb neu auf unter Pbilipp lY. (um der Zipfel der Tsebakobinde. 1300), aber erst um 1350 in England unter Eduard 111., Schieier und Kopftucb oder Sebleier war aueb im 15. Jabrbundert also naeb Unter Bische gerade bundertjabriger Zwisebenpause. immer gebraueblieb, ebenso die Risebe (Taf. 54, Riebard 11. biessen sie ^eraekowes", und Yornebme trugen 7 u. 9). die Spitzen jetzt mindestens 70 em lang, so dass sie oft Aueb die Kopfbedeekung war wabrend Heinricb Yl. mit kleinen Ketten, naebdem sie dureb Werg oder der- Regierung dureb seine Gemablin Margaretbe von Anjou gleieben steif ausgestopft waren, am Kñieband festgebalten Doppelte in zierliebe Form gebraebt. Man trug eine weisse Haube, werden mussten. Manebe soUen diese Ketten oder Bander welebe die bintere Halfte des Kopfes bedeekte und aueb sogar am Gürtel angebunden baben; weleb ein Gang! —• die Wangen zum Teil verbüllte. Sie endigte in der Hobe (Siebe Anmerkung Seite 171.) des Kinns. Darüber lag eine bunte Haube von derselben Das Ende dieser Mode fallt erst in die zweite Halfte verbot oder ábnbeber Form, die im Naeken ein frei flatterndes des 15. Jabrbunderts, etwa gegen 1485. Im Jabre 1480 Ic^nab^i- Tueb trug, das diesen sebützte (Taf. 53, 2, 15—17). erliess noeb der Papst eine eigene BannbuUe gegen , diese schuhe VUI. Die Ënglânder im 13., 14. und 15. Jahrhundeit. 175 unnatürliche Sünde und arge Ketzerei". Doch würde die- Der Kettenpanzer musste der Scbienenrüstung den Platz selbe ebensowenig als alie bisberigen koniglicben Verbote raumen. und Strafgesetze gewirkt baben — nocb Eduard IV. setzte die Lange des Scbnabels auf 5 cm fest, jedocb obne alien a) Schutzwaffen. Erfolg —, wenn niebt ibr Ende dureb die Laune der Das Hauptstück derselben war im 13. Jabrbundert 1200 Mode bescblossen gewesen ware. Diese Laune sebeint un- das Kettenbemd. Es reicbte vom Scbeitel oder, wenn die Kcttenhemd ergründbcb; damais mocbten wobl die grossen gescbicbt- Kapuze feblte, vom Hals bis zu den Knieen (Taf. 38, l-r4). licben Ereignisse sie bestimmen. In England fiel damit Im letzten Falle wurde aucb wobl eine. besondere Kapuze, das Ende des blutigen Kampfes zusammen, den die rote die bis auf die Scbultern reicbte, übergezogen, so dass ihr Ende und weisse Rose gefûbrt batten. Mit Richard III. enden 1485 Kopf und Nacken docb dicbt gescbützt war (Taf. 38, 12). bei Boswortb diese Grreuel — und die Scbubscbnâbel! — Dieses Hemd batte zuweilen balblange (Taf. 38, 4), meistens Farbe und Die Farbe der Scbube war beimVolke scbwarz oder aber lange Armel (Taf. 38, 1 u. 2, 11 u. 12). Zur voll- lederbraun (Taf. 47, 4; 54, 5 u. 6), bei den Vornebmen standigen Kettenrustung geborten aucb Beinkleider oder ebenso (Taf. 47, 5 u. 8; 53, 3 u. 4; 54, 1), ausgenommen Strümpfe aus demselben Geflecbt, diese büUten zugleicb Koiten- wenn sie Zeugscbube trugen (Taf, 47, 14). Goldene oder den Fuss mit ein (Taf. 38, 1 u. 2, 11 u. 12). Die Innen- vergoldete Scbube, welcber friiber, aucb nocb im 13. Jabr- seite der Hand und des Fusses, die Handflacbe und Fuss- bundert, sebr gescbatzt wurden (Taf. 38, 10, 13 u. 14), soble, waren nur mit Leder bedeckt; bier feblten die Ketten kamen spâter selten oder gar nicbt mebr vor. (Taf. 38, 2 u. 11). Das Knie dagegen war meistens mit stiefei Stiefel wurden von den mittleren und niederen Stânden einem kleinen Scbildcben gescbützt, das nocb über dem Knieschiid aucb bisweilen getragen, und es sebeint, als seien die- Kettenstrumpf angelegt wurde (Taf. 38, 2 u. 12). Das- selben immer sebr bocb gewesen, so dass sie aucb den selbe war oft aus gelbem Metáll oder vergoldet, um sicb Oberscbenkel bedecken konnten (Taf. 54, 6), Sie wurden vor dem Eisen auszuzeicbnen. Aucb im 15. Jabrbundert aber nacb Bedürfnis oben umgestülpt, so dass sie nur bis liebte man es, der Kniescbiene baufig eine solcbe Aus- ans Knie gingen (Taf. 54, 2 y. 5). zeicbnung vor den übrigen Beinscbienen zu geben (Taf. 54, Frauen- Von der Pussbelvleidung der Frau en wissen wir nur, 12 u. 13). Die Sporen, welcbe im 13. Jabrbundert schuhe anfingen, Sporcn Form und Farbe immer mit der der Manner Radcben zu tragen (Taf. 38, 12), indessen gleicbzeitig barinonierte und dass die Ladies nur Zeugscbube aus (wie aucb im 14. Jabrbundert) nocb die Stacbelsporen ge- Seide und dergleicben trugen (Taf. 38, 7; 47, 11 u. 13; braucblicb blieben (Taf. 38, 1 u. 11; 47, 1), wurden mit 53, 10 u. 16). Riemen oder kleinen Ketten über den Fuss gescbnallt d) Schinuck. (Taf. 38, 11 u. 12; 47, 12). Die Putzsucbt der Englânder ist beute nicbt so gross Das 14. Jabrbundert bracbte die Scbienen auf. Sie 1300 als die mancber anderer Yôlker. Aucb im Mittelalter war wurden anfangs nur zum Scbutze der Beine benutzt, indessen schienen 1200 wenig es so, Das 13. Jabrbundert bat ausser dem Scbapel, den der übrige Kôrper durcb den Kettenpanzer gesicbert war Tasseln und Scbnüren des Mantels und aUenfalls einigen (Taf. 47, 2, 3 u. 10). Nicbt aber wurde gleicb das ganze Halsketten und Armbander der Frauen kam etwas auf- Bein von Scbienen umscblossen, sondem nur der vordere zuweisen, was so beissen kann. Teil, eine scbone Andeutung der Seite, welcbe man dem 1300 und Dagegen legte das 14. und 15. Jabrbundert allerdings Feinde zuzuwenden batte. Erst in der zweiten Halfte des 1400 mehr Yfert auf solcbe Gegenstande, weniger jedocb bei den Jabrbunderts wurde aucb die bintere Seite der Scbenkel Mânnern als bei den Frauen. Jene trugen wobl aucb bescbient (Taf. 47, 12), gleicbzeitig aber aucb die Scbultern goldene Halsketten (Taf. 47, 9; 53, 11, 13 u, 14) und bei und Arme. Die Hande erbielten Eisenbandscbub mit boben Eisen- den Rittern war das Webrgebange mit Gold geziert (Taf. 47, Stulpen; die Finger waren mit Sobuppen bedeckt (Taf. 47, 5 u. 12; 53, 1 u. 11), aucb wobl die Rüstung mit Gold an 12). Der EUenbogen wurde mit einem besonderen Scbutz den Kanten eingefasst und dergleicben (Taf. 47, 12; 53, bedacbt, so dass besonders die beiden Seiten des Gelenks 1 u. 11), die Frauen aber prangten ausser mit ibrem Kopf- aucb durcb Scbilder verbüllt waren (Taf. 47, 12). Der putz aucb nocb mit goldenen Scbnüren von, übermassiger Rumpf bebielt das Kettenbemd, der Hals die Kapuze; der Lange am Mantel (Taf. 47, 11 u. 13), mit Halsbandern Helm nabm ein Visier an. visier und Halsketten aus Gold oder Perlen (Taf. 53, 15-17; 54, 11), Bisber war namlicb der Kopf ausser durcb die Kapuze Ketten- auf der Brust mit einem Kleinod nacb Art einer Broscbe aus Kettengeflecbt durcb einen mebr oder weniger balb- (Taf. 47, 6 u. 11; 53, 10) und Ringen an den Fingern. Arm- kugebgen Helm gescbützt gewesen, das Gesicbt blieb da- bander scbeinen sie nicbt getragen zu baben, ebensowenig bei offen und wurde nur mittels der Kapuze bis auf einen Obrringe, welcbes freilicb bei den seltsamen Obrentascben un- kleinen Kreis scbiitzend bedeckt (Taf. 38, 1, 2 u. 12; 47, nütz gewesen ware. Denn jeder Scbmuck will geseben sein. 1 u. 12). Der 'Helm batte weder Scbirm nocb Nacken- scbild, sondem war eine einfacbe, entweder rundbcbe 3. Krieg(»t]*acht. (Taf. 47, 1) oder oben etwas zugespitzte Haube (Taf. 38, Haube Diese macbte wabrend der drei Jabrbunderte dieselben 1; 47, 2 u. 12), an deren Stelle zuweilen aucb ein breiter Wandlungen durcb, wie in Frankreicb und Deutscbland. flacber Hut, wie ein Scbirm, oder eine bobe zugespitzte 176 Das Mittelalter. Mütze mit Nasenschild, beide aus Eisen und gewôhnlich abwechselnd am Halsloch miteinander verbunden waren; lïiitMèssingbeschlag verziert, getragen wurde (Taf. 38,2 u. 4). jene deckten Brust und Rücken, diese die beiden Achseln In der zweiten Halfte des 14. Jabrhunderts aber (Taf. 54, 10 u. 13). Doch wurden sie keineswegs von Helm wurde aus der Haube ein Helm, d. h. sie erbielt Gesicbts- alien Rittern getragen (Taf. 53, 8 u. 11; 54, 12). und Nackenscbirm und ein bewegliclies Visier (Taf. 47, Früher hatte man auch über dem Kettenhemd einen 10) Trotzdem bebielt man die Kapuze noch eine Zeitlang Waffenrock, der auch meistens ein Wappenrock war, ge- Waffcnrock bei, um den Hals auf beiden Seiten zu scbützen, bis im tragen; derselbe flatterte aber in seinen einzelnen Stücken Anfang des folgenden Jabrbünderts auch hier die feste nicht frei um den Korper, sondern lag knapp und dicht Haisberge Eisenschiene als Halsberge aiiftrat und die Kapuze über- am Kettenpanzer an (Taf. 47, 12; 53, l). Er hatte keine flüssig machte (Taf. 53, 1, 5 u. 11). Sie war bald voli- Armel und reichte nur vom Hals bis auf die Mitte des standig umschliessend (Taf. 53, 11), bald auch nur für Oberschenkels, wo er mit dém Kettenhemd zugleich endigte. den Vorderhals berechnet (Taf. 54, 13), in welchem Falle Er bestand meistens, ebenso wie der spatere, aus stoff dea- dann das Kettenhemd aushalf. Leder und war gewôhnlich mit einer dicken Unterlage Bald danach, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, wurde versehen, so dass er als Stepprock ganz steif war. Der Panzer auch das Kettenhemd abgelegt und mit einem festen Gürtel konnte daher wenig heMen und wurde als blosser Eisenpanzer vertauscht, der Brust und Leib hinten wie aber hochst kostbarer Zierrat unterhalb der Hüften auf vern schützte (Taf. 53, 8 u. 11). Er reichte bis auf die die Kleidung festgemacht, indessen ein schmalerer Riemen Mitte der Oberschenkel und bestand oben in einem Brust- von der rechten Hüfte querhinab nach links ging und das und einem Rückenteil, unten aus horizontalen Reifschienen, Schwert trug (Taf. 53, 1 u 11). Diese Sitte herrschte in die vom Gürtel an bis hinab reichten. Das unterste Teil dem letzten Drittel des 14. und im Anfang des 15. Jahr- war des Reitens wegen nur mit Schnallen befestigt (Taf. 53, hunderts. 11), blieb aber spater man ganz weg, da man die Beine gleich Im Anfang des 14. Jahrhunderts dagegen trug vom Hiiftgelenk an durch zwei besondere Stücke bedeckte noch den alten ursprünglíchen Waffenrock, der vorn offen, (Taf. 54, 10 u. 12). weit und lang war, so dass er in vielen Falten bis fast Der Übergang zu dieser ausgebildeten Plattenrüstung zum Knôchel hing (Taf. 47, 1). Aus ihm entwickelte war jedoch kem plotzlicher. Schon iim die Mitte des sich noch vor der Mitte des Jahrhunderts zunachst ein 14. Jahrhunderts pflegte man die Brust durch eine Eisen- kurzer enger Rock, mit oder ohne Armel, der bis zum platte zu schützen die auf dem Kettenhemd befestigt wai Knie reichte (Taf. 47, 10); allmahlich blieben die Armel und die nur darum auf den Abbildungen nicht sichtbar weg und der Rock wurde noch knapper und kürzer ge- waflfenrock werden kann, weil der lederne Waffenrock noch darüber macht, und so entstand in dem Anfang der zweiten Halfte lag. Aber schon am Ende des 14. Jahrhunderts trugen des 14, Jahrhunderts der oben erwahnte enganliegende manche Ritter die Brustplatte aussen auf dem Waffenrock Waffenrock, côte-hardie, in Deutschland Lendner genannt. cote-hardie oder manche liessen auch diesen ganz weg, weil er durch Doch blieb auch neben ihm der lange faltige noch eine die Platte ñberflüssig war und trugen diese auf dem Ketten- Zeitlang im Gebrauch. Hefner gibt die Abbildung eines hemd, eine Sitte die mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts englischen Ritters von 1360 (Abteilung H, Taf. 24), welcher mehr und mehr um sich griff. Dazu vnirden im zweiten über dem Wams noch den alten Waffenrock trâgt. Ob Yiertel des Jahrhundeiis die Schienen um die Hüften er unter demselben eine Brustplatte hat, ist nicht zu er- auf den Kettenschurz befestigt und nach und nach ver- kennen, jedoch wahrscheinlich, da das Kettenhemd fehlt. drângten und ersetzten sie auch diesen, so dass nach der Solche und ahnliche Falle berechtigen neben anderen Mitte des 15. Jahrhunderts das Kettenhemd nur noch Gründen zu der Annahme, dass auch das Wams, das un- Wams seiten unter der Riistung zu finden ist. mittelbar über dem Hemd getragen wurde, mit Baumwolle Handschuh Die Hâude wurden in der zweiten Halfte des 15. Jahr- oder dergleichen gesteppt war, so dass es schon an sich aus 2 Flatten Stulphandschuhe aus Eisen bedeckt, welche auch ohne Lendner dem Leib zum Schutz dienen konnte. mittels einer grossen blattartigen Schiene auch die Finger Der alte faltige Vorganger des letzteren wurde aber aussen verhüllten; ebenso hatte die Stulpe diese Form nur von den Rittern so lang getragen (Taf. 38, 11 u. 12; (Taf. 54, 10 u. 18). Der Ellenbogen erhielt als Schutz 47, 1); gewôhnliche Krieger trugen ihn bis ans Knie einen breiten in der Mitte eingezogenen Ring, der nach (Taf. 38, 1—3; 47, 3). Im 13. Jahrhundert war er ge- Farbe dea Dorn am aussen mit einem ungeheueren Eisendom besetzt war wôhnlich einfarbig ohne Verzierung, oft aber mit Futter von Ellenbogen Achseln pflegte man, gleichsam anderer Farbe versehen (Taf. 38, 12). Bestimmte Orden als Armel an dem zu einem blossen freihangenden Brust- trugen ihn in bestimmten Farben, z. B. die Templer weiss, und eben solchen Rückenstück zusammengeschrampften wie auch den Mantel und die Mütze (Taf. 38, 11). Dass Schniter- Waffenrock, zwei Klappen zu tragen, die mit die.sem oben die Dienei eines Fürsten oder Ritters auch dessen Farben kiappen wareu und ebenso wie er gewôhnlich das am Waffemrocke trugen, versteht sich nach dem früher wafiFenhemd Wappen ihres Tragers zeigten. Das Waffenhemd, in gesagten fast von selbst. solchem Fall also auch Wappenhemd zu nennen, bestand Das zweite Stück der Rüstung, oder, wenn man in somit aus zwei grossen und zwei kleinen Stücken, die Hinsicht auf den Waffenrock will, das dritte, der Helm, Helm Vllí. Die Englander im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 177 maclite, wie gesagt, bis zum Ende des 15. Jahrhunderts phantastische Gebilde Diese manche ergaben (Taf. 54, Verwandlung dutch. 12). Von kleinen, der rundlichen, ohen nach vorn gewolbten, am Eande mehr oder gewohnlich künstlich weniger zugespitzten Hauhe ge- (Taf. 47, 1 u. 12) zackten Schñde hiessen Tartschen. An der oberen rechten Tartsche oder A'on dem topffôrmigen, fasi vôUig geschlossenen StreitT Ecke befand sich eiu Ausschnitt zum der helm (Taf. bis Einlegen 40, Lanze, 5—11) zum voUstandig geschmückten an der linken auf der Innenseite ein Haken womit die Turnierhelm (Taf. 61 3 u. 7) war ein welter Weg, der Tartsche am Brusthamisch eingehângt werden konnte. nicht mit einem Schritte zurückgelegt wurde. Die Eisen- Der Schiid der gemeinen war im Haubo mit haube ohne Visier Krieger behauptete in allgemeinen Wni8t England sehr lange ihren kleiner als der der Eitter aber (Taf. 38,3) und im 15. Jahrhundert piatz, erhielt eine eigentiimliche Zugabe im Anfange waren ganzkleine kreisrunde Handschilde die Kleiner des 15 Jahrhunderts, namlich gebrauchlich, «men Bing oder eine Wulst, beim Schwertkampfe den Hieb mit der Linken die am unteren Eande der Haube den auffingen; Kopf umschloss diese wurden am Gürtel neben dem (Taf. 53, Schwertgriffe 1 u. 11; 61, 6). Diese scheint getragen aus einem weichen (Taf. 54, 3 u 5). Stoffe, wahrschèinlich Polsterwerk, bestanden zu haben und Die Tracht der gemeinen Krieger richtete sich nach dem Tracht dea mit Metallbeschlag verzlert gewesen zu sein. Sie dieute Eeichtum ihres Herm. Daher gab es welche mit Ketten- nicht etwa zum Schutze der Ohren, denn diese wurden (Taf. 38, oder Kriegers panzem 4) spater mit Schienen der Haube (Taf. 47, 2; von bedeckt, sondern lediglich zur Yerzierung 53, 5—7), .dagegen ,auch andere in blossen Eocken und und scheint aus dem Schapel, das friiher ebensQ; getragen Beinkleidem ohne allé Eisenbedeckung. Die letztere scheint wurde (Taf. 88, 12), entstanden zu sein. Auch die gemeinen überhaupt zunachst immer dem zu Soldaten Kopfe gute gekommen zu trugen urn jene Zeit haufig eine ahnliche Kopf- sein (Taf. 38, 1—4; 47, 2; 53, 5; 54, 2 u. 3). So finden wir hedeckung (Taf. 53, 6 u. 7), die in Verbindung mit der auch im 15. Jahrhundert die Bogenschützen, jene Waffen- Bogeu- darunterliegenden Mûtze einem türkischen Turban durchaus gattung, die in England eines hohen Euhmes aimlich sah. In genoss (sie der zweiten Halite des Jahrhunderts ist hatten z. B. den furchtbaren Tag von sie Crecy abet bereits [26. Aug. verschwunden. 1346] entschieden), in eisemen Hauben und Kettenhemden Das im (Taf. 54, 14. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich 2 u. 3), Arme und Eeine aber und den Hals nur leicht Visier gebrauchliche Visier, das an einem Schamier ohen an der bedeckt; Brust und Eücken waren mit einem ledemen, Stirnplatte des Helms befestigt war und wie ein Deckel eisenbeschlagenen Panzer geschützt. aufgeklappt werden konnte (Taf. 40, 42), scheint in England In der ersten Halite des 15, Jahrhunderts war neben der wenig oder gar nicht in Gebrauch gekommen zu sem. Eisenhaube auch eine Art Turban bei den gemeinen Kriegem Turban Dagegen finden wir hier schon'um dieselbe Zeit, in der im Gebrauch. Wir erwahnten derselben schon zuvor. Es zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts, das spater allgemein scheint diese Sitte, obwohl wir dieselbe als aus dem verbreitete Visier, das an zwei Meten über den Ohren sich Schapel entstanden ansehen dürfen, doch nur eine Mch- dreheu liess und in die Hohe geschoben werden konnte âfferei orientalischer Tracht gewesen zu sein, da gleich- stirn- und (Taf. 47,10). Ebenso hat die Eisenhaube gleichzeitig schon massig áuch ein breiter Kragen, mit bunten künstlich aus- schuiter- ^schiir Stirn- und Nackenschild oder eins von beiden, wodurch sie geschnittenen Zacken besetzt, an die breiten Kragen der dànn dem heutigen Helme ahnlich wird; Im 15. Jahr- Italiener erinnert und d,er mit langen aFlügeln* besetzte hundert findet sich dieselbe Form wieder neben ver- Brustpanzer aus Zeug oder Leder an die griechische und schiedenen anderen ahnlicher Art (Taf. 53, 8; 54, 12 u. 13; roraische Tracht des Altertums streift (Taf. 53, 7). Zu 61, 1—5), die mehr odër weniger gebrauchlich waren. Doch dem aUen kam noch, um die Lacherlichkeit der Komposition, war in dieser Zeii kaum noch eine bestimmte Form fût die aus aUerlei Zeiten und Volkem zusammengetragen ein Land in Westeuropa vorherrschend, sondern man trug war, voUstandig zu machen, ein krummer Türkensabel, Türkenskbei in alien, was man in einem trug. Der Verkehr war bereits auch wohl noch eine Beinbekleidung mi-parti gefarbt. zu lebhaft, und so übettrugen sich auch die Helmformen Der steife Hemdkragen, der unter Eichard H. bis von einem Volk zum anderen. zum Eegierungsantritt Heinrich VI. zur Tracht des vor- Turnierhelm Bci den Tumieren waren im 15. Jahrhundert besonders nehraen Mannes gehôrte, übertrug sich gleichzeitig auch steifer geschmuckte Helme, die obenauf das Zeichen des Herm auf die Kriegstracht, wo er. als steifer Eockkragen den trugen, gebrauchUch; hinten flatterte die Helmdecke herab Hals der gemeinen Soldaten umgab (Taf. 53, 6°u. 7), eine (Taf. 61, 3 u. 7). Sitte, zu der wir Ahnliches aus der.letzten Zeit der deutschen schiid Ahnlich wie dem Helm erging es dem Sçhild. Vor- Soldatenrocke beibringen konnten. herrschend war die dreieckige Form (Taf. 38, 12; 47,1 u. 3). Die starke seitliche Wolbung, die derselbe hatte, nahm b) AngriffswafPen. alhnahlich mit der Grosse ab; ubrigens blieb die Sitte, Für die Eitter war auch ñier Lanze und Schwert das ihn mit den Farben oder den Zeichen des Eigentümers zu Wichtigste, daneben aber gebrauchte man auch Streitaxte, zieren, auch spater im Gange, als im 15. Jahrhunderte mehr Streithammer, Kolben, Morgensteme und dergleichen, allé die oblongen und ovalen Schilde gebrauchlich wurden. Von jene Schlag- und Stossinstrumente, die noch heute in den diesen beiden Grundformen wurden aUerlei Abweichungen Eüstkammern unsere Aufmerksarakeit fesseln (Taf, 61 durch Ausschnitte am Eande erzielt, die dann ofter sehr 12—15). Die Verbindung beider Zwecke in der Partisane Kretscluner u. Bohrhach, Trschtea der VOlker. 3. Aofl. 23 178 Das Mittelalter. und Helleparde (Taf. 53, 5 u. 6; 61, 12 u. 13) scheint erst Période genauer darauf eingeben und dûrfen also bier auf aus dem 14. Jahrhundert, wenn nicht gar erst aus dem jenen Abscbnitt verweisen. 15., zu stammen. Vorher haben die Axte und dergleichen Abnlicb erging es mit den Gefâssen. Aucb bier Gefasse Hiebwaffen nur einen kurzen Stiel und langgestielt ist stimmen die in den engliscben Sammlungen aufbewabrten Lanze nur die Lanze. so ziemlicb mit den deutscben und franzôsiscben derselben Diese war etwa 2 m faocb mit langer Eisenspitze; Zeit überein, in demselben Grade wie dies aucb lieute der Ritter durften an derselben ein Fahnchen mit'ihrem Wappen Fall ist. Von den im taglicben Gebraucb verwendeten (Taf. 53, 8) flibren, das in zwei Spitzen endete; bracbten nicbt metallenen ist wenig oder nicbts mebr vorbanden, Faillie daran sie einen Heerbaufen, „ein Fabnlein" mit sicb, das sie allenfalls nocb bier und da ein Trinkkrug aus Ton oder anfiibrten, so fielen die beiden Spitzen weg. Hobere ein Glas mit allerlei Malereien bedeckt. Nur von den Anfübrer fübrten die blosse Lanze obne Fabne, z. B. der Metallgefassen bat sicb eine grosse Zabi erbalten, und Graf von Warwick „der Konigsmacber" (Taf. 54, 13). diese zeigen den vòrberrscbenden Gescbmack jener Zeit. schwert Das Scbwert batte eine gerade, doppelscbneidige Dasselbe gilt von den musikaliscben Instrumenten. MusikaUsche Klinge von etwa 1 m Lange imd wurde vom Griff zur Wo sicb solche erwabnt finden, sind es dieselben wie in ■Spitze bin scbmaler. Diese war gescbarft, so dass es zu Frankreicb und Deutscbland, aber es sebeint als ob gerade Stoss und Hieb zu gebraucben war. Die Parierstange diese vorliegende Période in England die Lieder allmablicb war gerade (Taf. 38, 2, 10 u. 11) oder mit den Enden nacb babe verstummen lassen. Waren es die langandauernden England der Spitze bin Musik gebogen (Taf. 38,12; 47, 12; 53, 11; 54,12). Kriege beider Rosen; oder war ès die nunmebr vollzogene Letztere Form sebeint seit dem 14. Jabrbundert vor- Verscbmelzung der Vôlkerstâmme und Spracben; — denn Heft herrscbend gewesen zu sein. Das Heft war dureb Um- da seit 1283 aucb Wales erobert war und die engliscben wicklung mit Drabt (Taf, 53, 11) oder sonstige künstliclie Gesetze angenommen batte, ja da 1296 sogar Scbottland Verzierungen (Taf. 38, 2 u. 12) raub gemaebt, um fester unterworfen wurde (Irland war scbon von Heinricb II. gebalten werden zu konnen. Der Knauf war meistens erobert worden), so waren nun aile Telle der grossen rund, aus Metall und gewôbnlicb auf irgend eine Art ver- Miscbung voUstândig beisammen und batten sicb gegen- scheide ziert (Taf. 47, 12). — Die Scbeide war aus Holz, mit Leder seitig durcbdrungen — oder wat es der Fiucb der 1285 iiberzogen (Taf. 61,19) und mit Metallbescblâgen, besonders von Eduard I. ermordeten Barden von Wales über ihre au der Spitze, verstarkt und bier und da gescbmûckt Scblâcbter, weil sie nur bingeopfert wurden, damit die (Taf. 38, 12; 47, 12). Untèrdrücker Rube batten vor der durcb die Gesange So die Scbwerter der Ritter. Die der gemeinen erregten Begeisterung; oder welcber andere Umstand es Krieger waren gewôbnlicb kûrzer, leicbter (Taf. 54, 3) und sein mocbte, der die Musik im meerumwogten England ver- ausserbcb scbmucklos. Hier finden wir aucb kurze krumme stummen macbte, wâbrend sie docb in Scbottland und Sabel (Taf. 38, 4) und, wie scbon oben erwabnt wurde, sogar ebensosebr in Irland fortlebte: kurz, seit jener Zeit des 14. den Tûrkensâbel (nacb Hamilton-Smitb Taf. 53, 7). und 15. Jabrbunderts ist in England der Gesang etwas Bogen Eine besonders in England woblgefübrte Waffe war Seltenes geworden; das Volk bat aucb beute keine Lieder der Bogen. Er war ziemlicb bocb, 1,30—1,60 m, und und die weûigen, die es bat, sind dürftig an Melodien aus zábem Holz gearbeitet. Die dazu geborigen Pfeile und meist aus neuerer Zeit. Hin und wieder bat der trug der Scbütze im 15. Jabrbundert nicbt in einem Kocber, Hof und. einzelne Grosse die Tonkunst begünstigt, aucb sondern in einem Ringe an der recbten Seite des Gürtels einer unserer grôssten Komponisten lebte und wirkte dort, (Taf. 54, 2 u. 3). Die engliscben Bogenscbützen waren aber im Volke lebt keine Musik und wird wobl aucb weit und breit berübmt, so dass sicb z. B. Ludwig XI. von kûnftig keine leben, wie gem die Englânder sie aucb Frankreicb eine solcbe Leibwacbe bielt, die er wie eine bôren. Sie selbst singen nicbt. Sie sind ein praktiscbes Scbar von Rittern tener besoldete. Seine Vorganger batten Volk. — die engliscben Bogenscbützen genugsam kennen gelemt — als Feinde: er bielt sicb eine Truppe dieser gefabrlicben Gegner als Freunde und traute ibnen am meisten vor alien. Armbrust Nebeu dem Bogen bbeb aucb die Armbrust immer in Gebraucb und Anseben. Ibr Bügel war aber meistens aus Stabl (Taf. 38. 4) und die Sebne wurde, um sie zu spannen, mît Hilfe einér Winde beim Laden zurückgezogen (Taf. 61, 16). B. Gerate. stubengerât Das Stubeugerât, Tiscbe Stüble, Truben, Scbreine, Betten und dergleicben scbloss sicb aucb bier, wie in Frankreicb und Deutscbland, dem berrscbenden Gescbmack des Zeitalters an. Wir werden bei den Deutscben derselben IX. Die Fraaizosen im 13., 14. Tind 15. Jahrhtmdert. 179 der hochst zierlich IX. Die bunte Franzosen gegKederte, ewig bewegliche, Schmetterling entwickelt. Wir schreiten somit, genau genommen, mit dem Die Mode im 13., 14. und 15. Jakrlmndert. 14. Jahrhundert aus der Geschichte der Trachten hinaus 1300 und aus treten ein in die Geschichte der (Tafel89, 40, 46, 48, 55, 56 und 61. Moden, und wir be- Frankretch QueUen: Willemin, Herbé, rühren Maílíot-Martin, dies bei Dusseldorfer gerade den Hefner, Kostümbuch Samm- Franzosen, weil und wir hier an lung von Miniaturgemaiden des 14. bis 17. Jahrhunderts der in der Quelle stehen, die von Zeit zu Zeit wie der Geyser in Herzoglichen Bibliothek zu Gotha; fiir den Text noch Jak. Island mit grossem Getose ihren Ausfluss in die Lüfte wirft Falke: die deutsche Trachten- und Modenwelt.) und dadurch- Staunen und oft genug auch — Schrecken verbreitet, dann erkaltet zurücksinkt, bis vríeder ein neuer Es entsteht Dieses YoIk, das heute den Ton angibt in dem, was Erguss die Spuren des alten verwischt. Die zweite HâKte Mode heisst, hat gerade in der uns eben vorliegenden unserer Tafeln stellt die aufeinander gelagerten Kiesel- Període von dieser Stellung Besitz ergriffen. Bis zu dieser krusten dieses Geyserbeckens dar, und es wird keine Zeit ge- des 14. Jahrhunderts sind die Trachten in West- ringe Mühe kosten, die verschiedenen Schichten gehorig europa immer noch Yolkstrachten, obwohl freilich schon zu scheiden und nur annahemd darzustellen. Denn sie seit dem 9. Jahrhúndert eine allmâhliche Ausgleichung liegen so dicht aufeinander und gehen zuweilen so un- und Verschmelzung sich vorbereitete und mehr und mehr merklich ineinander über, dass die klare Auseinander- . einführte, wie wir an anderen Orten angedeutet haben. haltung dann fast unmoglich ist. Auch konnen vrír nicht Aber wahrend des 14. und dann aufs neue seit dem Be- einmal in den Tafeln allé verschiedenen Formen auf- ginn des 17. Jahrhunderts tragen allé Yolker im west- zeichnen, sondem müssen uns mit dem Wichtigsten be- lichen Europa, soweit sie in den Stadten wohnen, nur gnügen und werden den Trachten unseres eigenen Yolkes franzosische Tracht, mehr oder weniger abgeândert. Da darum etwas mehr Zeit und Raum widmen, damit dann nun diese selbst von Zeit zu Zeit — in Zwischenraumen von ihnen aus der Leser sich das Fehlende bei den übrigen von einem bis zu zehn Jahren und dariiber — sich durch Yôlkern ergânzen kônne. Denn je weiter wir in der Zeit Aiimahiich die Stimmung der Zeit und durch die Laune einzelner vorschreiten, desto mehr verwischen sich die Eigentümlich- Kopfe verwandelt, diese Yerwandlungen aber schnell die keiten der verschiedenen Yôlker, und heute sind wir so in Europ.-» Runde durch allé Stadte machen, so ist statt der Herr- weit gekommen, dass ein Rock, Hut, Mantel u. s. w. in scherin Tracht die Tyrannin Mode auf den Thron der England ebenso aussieht wie in Russland, Deutschland, Kleidung gelangt und gebietet ohne Rücksicht auf Klima Frankreich und Italien, ja wie in Nord- und Südamerika oder Abstammung, ohne Rücksicht auf Yemunft und und in Australien. Die Mode macht ihre Yolker zu Schonheit, ohne Rücksicht auf Gesundheit und Glück. Knechten und steckt sie aile in dieselbe Uniform: Frack ist Für sie ist der Korper nur eine Puppe, auf welcher Kleider Frack in der Havanna, in dem Haag oder in Moskau, in zur Schau gestellt werden: diese sind Zweek, jener ist Sidney oder Rom. Es ist unglaublich und doch wahr, dass Mittel. Daher brauchen auch beide moglicherweise nicht unter den Tropen der Europâer im schwarzen Zylinderhut miteinander zu harmonieren und haben es denn auch oft und schwarzen Frack in GeseUschaft erscheint, erscheinen genug nicht im mindesten getan, sowohl gleiçh im An- muss, ebensowohl wie in Stockholm, sollte er auch vor fang der Modenherrschaft, als auch bis auf den heutigen Hitze in dieser Kleidung umkommen. Wo ist da die Rück- Tag. Modenkleidung und Korperform passen oft noch sicht auf die Natur, auf das Klima? Wo also die Yemunft? schlechter zusammen als die Faust aufs Auge. Denn der — Aber die Mode vríll es, und so keucht der arme schwarz- Unterschied Unterschied von Tracht und Mode liegt eben darin, dass befrackte Gentleman durch die Strassen von Demerara TracM und Tracht ZU allemâchst den Zweck der YerhüUung und und weiss nicht einmal, wessen Narr er ist — trotz seiner Mode des Schutzes gegen das Wetter im Auge hat; die Mode Narrentracht. Der Tagelôhnemeger neben ihm trâgt weisse aber findet vielleicht gerade ihre Lust an der Entblossung Lumpen, aber doch weisse, und einen Strohhut auf seinem des am meisten zu Yerhüllenden und fragt nichts nach WoUkopf. der Zweckmassigkeit in Bezug auf Kalte und Nasse. Die Da nun gar in neuester Zeit eins der uralten ostasia- Japan trágt Tracht zieht die Schonheit zu Rate und bleibt wohl hinter tischen Reiche seine Schranken gegen die Europâer nieder- deren Forderungen aus Nützlichkeitsrücksichten zurück, gerissen und nicht nur diesen den Eintritt erlaubt, sondem die Mode aber springt narrenhaft dariiber hinaus. Die sogar deren Tracht angeaommen hat, so wird der Bezirk, Tracht gehorcht dem Bedürínis: die Mode stützt sich auf welcher der europâischen Mode gehorcht und ihr Heeres- die Nachahmungssucht. Darum hat die Tracht lange folge leistet, immer grosser, irnd sollte nun das Nachbar- Dauer, die Mode aber nur ein Imrzes verfliegendes Dasein, reich China spâter oder früher es ebenso machen wie das freilich gleich dem der Blattlause sich durch fort- Japan, so bliebe dann von der ganzen Menschheit, die in gesetzte Hautung stets in ein neues verwandelt. Oft schlagt Stadten wohnt, wirklich nur noch ein Ideiner Teil übrig: eine Form auch gerade in ihr Gegenteil um, wie wir noch nâmlich die mohammedanische und indische Welt und ofter sehen werden, ahnlich dem Yorgang, \vie sich aus Afrika ausser der Südspitze. Die Yôlker, welche diesem der gliederlosen, steifen, walzenformigen, braunen Puppe Teil der Erde angehôren, sind dann die einzigen (heute 23* 180 Das Mittelalter. sind auch die Chinesen noch dazu zu rechnen), wélche ins Freie und zwingt ihn zu einer schûtzenden Tracht, die tren den al+ân angestammten Gewohnheiten und Trachten, sich dem Klima imd der Jahreszeit anschliesst. Daher frei von der Herrschaft unserer Mode leben; ob sie aber sind denn auch die Bauemtrachten noch immer die uralten, daheim nicht auch eine Tyrannin dieser Arfe haben, scheinfe mag auch hier und da die Mode ein wenig in die den Moden bei mir kaum zweifelhaffc. Sind nicht bei den Chinesen, die Stâdten zunachstliegenden Dôrfer hineinschweifen und ihre den Chinesen doch heute von unserer Mode noch nichfe unfcerjocht sind, Überredungskunst versuchen. Im ganzen ist der Erfolg die kleinen Füsse der Frauen eine kleine zwar, aber sehr sehr klein und beschrânkt sich dann darauf, dass der deufeliche Andeufeung, dass auch im himmlischen Reiche Bauer neben seiner Volkstracht vielleicht fiir besondere Ge- eine ebenso wahnsinnige Knechfeschaft unfeer eine bestímmte legenheiten auch einen Stadtanzug sich hait, schwerlich aber Mode besfeelife ais bei uns? die Bâueiin, denn die hait was auf ihre besondere Tracht. Es scheinfe somit, ais sei bei jedem Kulturvolk, sobald Neben der Idee aber, die Menschheit unter eine es nur erst ein gewisses Alter und eine besfeimmte Reife Tracht zu bringen, liegt eine andere sehr nahe. erlangfe hat, dieser Übergang zu einer Verwilderung des Die Kleidung diente von jeher und dient auch noch, Die Tracht Geschmacks, diese Gefangennahme der Yemunffe durch die selbst bis zu den Indianern Amerikas oder den Negem Nachahmungssucht ein allgemein menschliches Ver- Afrikas hinab, dazu, die verschiedenen Stânde der Gesell- stande, die hangnis. Es entsteht aus dem Trieb zuni Neuen, Auf- schaft zu bezeichnen. Vermischt man nun durch die Mode fallenden, aus der Eitelkeit, Aufmerksamkeife zu erregen diese Zeichen, so liegt die Gefahr nahe, dass auch die Sache um jeden Preis. Im Alfeertum und im ]\Iittelalter bis zum verwischt werde, dass also die verschiedenen Stande in- 13, Jahrhundert galt, was man ^Mode" nennen konnte, einanderfliessen. Jal die Mode hat diesen Prozess bereits immer nur für ein Volk und zunachsfc innerhalb desselben, zum grossen Teil ausgefiihrt oder ausfiihren helfen und war also nichfe diese heimatlose, umherschweifende Gauk- sie ist also eine bedeutende Macht in Bezug auf die Aus- lerin, wie sie seit dem 14. Jahrhundert bei alien Volkern gleichunff der verschiedenen Stande der menschlichen Ge- O (zunachst Westeuropas, spater ganz Europas und seiner sellschaft. Sie ist viel gewaltiger und wirksamer als es Kolonien) Eingang und Geltung gefunden hat und die- auf den ersten Anblick scheinen konnte. Sie, die selbst selben trofez aller Feindschaft auf anderen Gebiefeen doch Sklaven macht, ist jeder anderen Sklaverei gefahrlich. hinsichtlich der Kleidung zur wunderbarsten Einigkeit, Darum ist es auch kein Zufall, dass ihre Entstehung ge- Gleichheit und Ubereinstimmung gebrachfe hafe, denn sie rade in die hochste Blûtezeit des Bürgertums fôllt. Denn schworen alie zu einer Fahne, einer Mode. Das Reich ailes GeschichÜiche entwickelt sich organisch. dieser Herrin umfassfe nun die meisten Reiche der Erde, Diese letztere Wirkung der Mode liigt schon eine Ver- verordnang wie wir vorhin schon andeuteten, wahrend sie früher in ordnung Karl VH. (1422—61), indem sie neben der «Ver- jedem Volk sich auf besondere Art zeigen mussfee. Aber ânderlichkeit, Anmassung, Masslosigkeit und Unbestândig- geherrscht hafe sie — wenn auch anfangs nur in schwâcherer keit der Franzosen, wodurch diese aile Vôlker der Erde Wirkung — immer schon seit den altesten Zeiten. So an Entartung übertreffen" (das sagt ein franzôsischer Kônig finden wir ihre Macht schon tâtig im Anfang der Menschen- der grande nation vor 400 Jahren ins Gesicht), beklagt, geschichte in Agypten, so in Griechenland und Rom, so ,dass man durch die Kleider die verschiedenen Stande nicht immer und immer wieder — und so wird es bleiben, so- mehr erkennen kônne, indem jeder trage, was ihm beliebe." lange Menschen auf Erden leben. Noch der vorletzte Und doch gab es in Frankreich seit 150 Jahren strenge Mensch wird bestrebt sein, die Blicke des letzten auf sich Kleiderordnungen ! zu Ziehen, und dieser, der nach jenes Tode keinen mehr hat, der seine Eitelkeit anreizen kônnte, besinnt sich dann vielleicht auf seine Freiheit und A. Die Tracht trâgt die Mode zu Grabe, sich aber nach seinem Beheben. Von da bis zu seinem Wir werden auch hier den Waffen einen besonderen Tode ist dann das erste Zeitalter ohne Moden, die letzte Abschnitt gônnen und wenden uns daher zunachst zur und zugleich die modeni ose Zeit. Die Mode Wenn man die Sache im grossen ansieht, so liegt in zerstOrt die 1. FriedeDstraeht. Eigentfim- der Herrschaft der Mode ein Riesengedanke: aile Menschen lichkeit der uuter einen Hut, unter eine Tracht zu bringen, damit dann Einfach und schon ist sie im 13., reich, bunt und voiker Persônlichkeit der verschiedenen Vôlker zum Teil zer- lâcherlich geziert im 14. und 15. Jahrhundert; Rôcke und stort wûrde. Zwar ist sie noch weit vom Ziele und nur Mantel, Mützen und Schuhe machen unendliche Verwand- auf die Stadte kann sie zâhlen, da, wo die Beschâftigung lungen durch und schweifen ans einem Extrem ins andere. nicht eine bestimmte Tracht erzwingfc. Der Schreiner Besonders der burgundische Hof ist es, der in jedem Luxus, Beîchtum kann zwar nicht in demselben Kleide arbeiten wie der besonders aber in der Kleidung, voranschreitet. Der Be- Grobschmied oder umgekehrt; jedes Gewerbe macht sich's sitz der reichen Niederlande lieferte freilich eine FüUe des nach seiner Art bequem; aber am Abend nach getaner Reichtums, von der man, heute kaum noch eine VorsteUung Arbeit kônnen und wollen aile in derselben Tracht er~ hat, denn was jene Provinzen auszeichnete, war die ail- scheinen. Nicht so der Bauer. Seine Arbeit führt ihn gemeine Verbreitung des Wohlstandes. Es gab d.ort sehr IX. Die Franzosen Im 13., 14. and 15. Jahrhundert. 181 viele reiche Stadte, wie nirgendswo auf der Erde wieder die Soutane, den langen Rock trug; gegen das Ende seiner auf so kleinem Raum, and in jeder Stadt nicht einzelne, Regierung kamen die kurzen Rocke hin und wieder auch sondern viele reiche Burger, so dass wohl mit Recht bei Vornehmen vor, indessen die Bürger noch Jahrzehnte Philipp des Schônen Gremahlin Johanna, als sie in Gent spater die Soutane bei ehielten. Auch unter seinen Nach- in den Saal' des Rathauses trat, wo die Bürger mit ihren folgern schwankte die Tracht noch eine Zeitlang hin und Frauen sie empfingen, sagen konnte: „Ich glaubte die her, doch ohne in das Extrem zu geraten. Dies geschah einzige Konigin hier zu sein, aber ich sehe hier mehr erst um die Mitte des Jahrhunderts. denn sechshundert." Denn ihr eigener Schmuck konnte Der Rock musste nun plotzlich sehr kurz seim, so isso es mit denen vieler Biirgersfrauen, die von Diamanten dass er nur den Anfang der Oberschenkel bedeckte (Taf. 46, Begegnung strahlten, nicht aufnehmen. Ebenso ritt spater Kaiser 17—19) und so eng, dass er überaU dem Kôrper knapp Kari de's Fiiedrich III. von und Deutschland, als er zur Verlobung seines anlag (Taf. 46, 17—19). Diese Enge wurde natürlich nur Kühnen Sohnes Max 1473 mit einem Gefolge von 2500 Reitern mogHch, indem er von oben bis unten geschlitzt war, um nach Trier kam, gekrânkt und misstrauisch wieder von ihn anlegen zu konnen. Dies geschah und zwar vorn, und dannen, denn der Brautvater, Herzog Karl der Kühne, er- damit war dem mittelalterHchen Rock, dem kurzen wie schien mit 8000 Reitem, darunter 3000 edle Ritter, und der Soutane, auf immer der Abschied gegeben. Er wurde 6000 Fusssoldaten, die Leibwache von Gold und Seide dann mit Knopfen (Taf. 46, 17 u. 19) und spater sogar starrend. Neben dem burgundischen Herzog und seinen mit Schnürbandem knapp angezogen. Auch die Armel Ârmei eug Leuten nahm sich der deutsche Kaiser und sein Gefolge waren eng und anschliessend, reichten gewohnlich bis hochst dürftig aus! — mitten auf die Hand (Taf. 46, 17 u. 18) und wurden gleichfalls mit Hilfe von Knopfen den Armen angepasst. a) Bedeckuiig des Rumpfes. Als Erinnerung an das Mittelalter blieb nur der Bauern- Die mittleren und niederen Stande unterscheiden sich kittel, die Bluse, bis auf unsere Tage übrig. von den hoheren weniger durch den Schnitt als durch Eine hochst wichtige Veranderung, die gleichzeitig stoff bunt den Stoff der Kleider. So sehen wir den Bürger in der- eintrat, war die, dass die Vornehmen statt wie bisher in 1200 selben Tracht wie den vornehmen Mann (vergleiche Taf. 39, einfarbigen, meistens in Rocken aus gemusterten Zeugen 1 u. 11), nur dass jener in groberer, dieser in feinerer gingen (Taf. 46, 11 u. 18). Viele trieben den Luxus gar Eock WoUe oder gar in Seide geht. Der gewohnliche Rock so weit, dass sie den ganzen Rock mit Stickereien besetzen ist im 13. Jahrhundert noch wie er im 12. war, kurz liessen, die oft die abenteuerlichsten Figuren darstellten. bis an die Kniee (Taf. 39, 1 u. 11) und hat enge Armel. Natürlich hatte die Laune des einzelnen freien Spielraum Wenigstens schliessen sie, wenn auch der Oberarmel weit und benutzte ihn auch sehr (Taf. 46, 1 ). Einfarbige ist, am Unterarm gern dicht an (Taf. 39, 11 u. 14) und Rocke waren hinfort eine Seltenheit (Taf. 46, 17). sind daher hier oft zum Knopfen eingerichtet (Taf. 39, 14). Die Ritter trugen über diesem Rock etwas unter den Offrtei Weite Armel sind dagegen selten (Taf. 39, 16). Der Hüften auf demselben befestigt das Wehrgehenk (Taf. 46, lange Rock ist aber, wie die weiten Armel, noch keines- 17 u. 19). Gegürtet brauchte der Rock fügHch nicht zu wegs vergessen, sondem er behauptet seinen Platz auch werden; dagegen hat man aUe Ursache, als sicher an- noch im 14. Jahrhundert, wenn auch sein Ansehen auf zunehmen, dass, wie die Ritter bei der Kriegstracht durch immer kleinere Kreise beschrankt wird. Er geht bald bis das Wams wie durch den Waffenrock an gesteppte und auf die Knochel (Taf. 39, 16), bald auch nur bis mitten wattierte Kleidung gewohnt waren, sie auch beim gewohn- auf die Wade (Taf. 39, 14). Auch ist er zeitweilig in lichen Rock, von dem wir sprachen, diese innere Ver- Eockwattiert grosserem Ansehen, wie es die immer machtiger werdende starkung nicht verschmahten, dass also mit anderen Worten Mode vorschreibt. die Vornehmen, wie bis auf den heutigen Tag dasselbe .stoflf Vornehme wahlten als Stoff dazu im 3. Jahrhundert geschieht, ihrer Gestalt durch Watte und dergleichen vom desseiben ^Qch einfarbige Seidenzeuge oder sehr feine Woll- Schneider nachhelfen Hessen, damit sie den ausseren Rock stoffe, die Bürger Wolle oder Leinwand. Zu verzieren gehorig ausfüUe (Taf. 46, 17 u. 19). Bestimmte Rüge pflegte man den Rock, fast gar nicht, ausser etwa vorn dieser Unsitte findet sich z. B. in Suchenwirt, wenn er an den Armeln (Taf. 39, 16) oder am unteren Saume sagt: Du legst dir BaumwoUe vor und schnürst dich in (Taf. 39, 1), zuweilen auch wohl am Oberarm durch eine den Seiten ein u. s. w., und die bohmische Chronik spricht Schnitt ihn umgebende Borte und dergleichen. Am Halse schloss von den künstHchen Weiberbusen der Manner und ihren er dicht an; geschlitzt war er bisweilen unten ein Stück ausgestopften Brustlatzen. bis fast zum Gürtel (Taf 39, 1), und über demselben Hess Die Bürger nahmen diese Kleidung auch an, und Enger eocu ' ~ 1 nnn auch bei den man den Rock ein wenig bauschen (Taf. 39, 1 u. 11). zwar nicht so sehr viel spater. bchon um IdoU war sie Burgern 1300 Das 14. Jahrhundert begann diese Tracht schon unter so aUgemeio, dass der fur nichts gait, der sich ihr ent- ^der^Tricht^ Philipp dem Schonen etwas umzuandern. Im Anfang gegenstemmte. Bis um 1356 hatten die mittleren Stande seiner Regierung war der kurze Rock nur bei Dienern noch die frühere Tracht standhaft behauptet (Taf. 46, 1—7), oder bei den Bauem zu finden gewesen, indessen der an- aber kaum ein Lustrum spater war die Mode zur Allein- gesehene Bürger wie der Vornehme, der Mode gehorsam. herrschaft gelangt. Von nun an half weder gute alte 182 Das Mittelaltet. Sitte, noch neues Verbot, weder freundlicbe Mabnung, die pralle Kleidung aufs deutlichste hervortreten mussten, noch harte Geldbusse gegen die hereindringendé Flut dem Beschauer preis. neuer Moden. Die Limburger Chronik kann als Mode- Um diese Zeit trug man statt des Rockes hâufig einen Moden- Joumal jener Zeit gelten. Sie erzablt fast in jedem Jahr Oberrock, der so ^weit war, dass er auf der Brust viele Oberrock wechseii neuen Moden und klagt urn 1380 scbon, dass solche Falten batte (Tal 55, 2 u. 8; 56, 1 u. 16), die Armel nicht einmal ein Jahr ausdauerten, und dass mit den desgleichen, und auf den Achseln wurde durch eingestopfte Achsein selben zugleich auch die Schneider wechselten. Es scheint Watte (Epaulettes) die Breite des Kôrpers erhôht. Jetzt also auf so schwierige Kunststûckchen in der Handhabung sollte der Mann in breiten Schulteni erscheinen, wie um der Schere und Nadel angekommén zu sein, dass der- das Jahr 1830 die Frau. Wir begegnen auf alien Bildem gleichen nicht von jedem geleistet und nichk einmal so ans jener Zeit solchen Wattierungen (Taf. 55, 2; 56, 6, 9, schnell erlernt vrerden konnte, Man liess also das Kleid 13 u. 16). An deir Darstellung Kàrls VU. (Taf. 55, 2), Biid nach dieser Mode bei dem einen, das Kleid nach der die wir Hefner entlehnen, treten ebenfalls innerhalb der anderen neuesten bei einem ganz anderen neuen Schneider weiten braunen Armel des Oberrockes noch enge grüne verfertigten. hervor, ebenso am Halse ein gruner Kragen, den Hefner Rock sehr Doch í)lieb der Rock bei allem Wechsel des Schnittes freilich als zu der Jacke gehôrig ansieht, den wir aber und der Farben stets „wohl gespannt", d. h. eng bis zum samt den grünen Armeln einem Wamse zugehorig be- Platzen, wie denn auch dieser letztere Unfall ofter erwahnt trachten, das der Kônig unter dem Rocke trâgt und wird. Man nanote daher die ganze Tracht auch kurzweg welches da hier zufâllig die Beinkleider ganz von der- jVerschamt", was gleichbedeutend ist mit unserem „unver- selben Fârbe sind, wahrscheinlich auch, wie dies um jene schamt". Peter Suchenwirt macht sich oft g'enug dariiber Zeit geschah, mit Knôpfen an denselben befestigt ist. So lustig, dass kein Rrtter mehr der friiheren Ubungen der trug man das Wams und die Beinkleider oft auch ohne Kraft und Gewandtheit pflegen konne, weil allé Minuten eigentlichen Rock (Taf. 56, 13), eine Tracht, die auf dem hier oder dort ein Band reisse. Sie müssten sich, solle oberen Rand der Beinkleider, besonders hinten, wo nur alies ganz bleiben, steif und starr halten wie Holzscheite. ein oder zwei Knôpfe waren, das Hemd durchblicken liess Armel Eigentümlich ist um diese und die folgende Zeit, dass und die freilich jede angestrengte Bewegung, Bücken und doppeit meisten Abbildungen doppeite Armel erscheinen, dergleichen verbot. — So blieb auch der Rock wâhrend namlich innere eng anliegende, und aussere weite, ge- des ganzen 15. Jahrhunderts von auffallender Kürze und wohnlich gezattelte, die zeitwéilig bis auf die Erde hangen. hiess jetzt mit doppeltem Recht ^verschamt", wie er Es ist nun wohl moglich, dass die engen Armel dem früher ausserdem „hart gespannt* oder „côte hardie" ge- Wams zugehôren, da es deutlich ausgesprochen wird, nannt worden war. dass seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ein seiches Wie viele Knôpfe übrigens zu einem Rocke nôtig vieie Knopfe ebensowohl wie der Rock getragen wurde. Doch wird waren, darüber gibt eine Chronik von 1367 Aufschluss, nicht gesagt, dass sie beide zusammen getragen wurden. welche sagt, dass an den Armeln Knopf an Knopf sitze, Ware dies nicht, gehôrten die engen Armel, die immer so dass man sich kaum bewegen kônne, und dass der ganze von anderer Farbe sind als der Rock, nicht dem Wams Rock bei besonders Yomehmen, d. h. bei Modenarren, an an, oder wurde also nur entweder Wams oder Rock 5—6 Schock Knôpfe habe, sage 300—360 Stück — welche getragen, was jedoch sehr unwahnscheinlich ist, dann Mühe und Zeit mochte sonach der Anzug erfordern! — Da- müssten die Rôcke hâufig ein doppeltes Armelpaar ge- gegen zeigt freilich das 15. Jahrhundert einen bedeutenden habt haben (Tal 46, T, 11 u. 19). Wir entscheiden uns Fortschritt in den weiteren Rôcken'mit ausgestopften weiten nach den vorhandenen Nachrichten für die emte An- Armeln. nahme, dass also bei doppelten Armeln die engeren einem Es darf aber nicht unerwâhnt bleiben, dass sowohl Kampf gegen Wams und Wams zugehôren, das unter dem Rock getragen wurde. einzelne, z. B. die Dichter, von denen wir oben den Ôst- Trugen doch dieRitter in derRüstung auch Wams, Ketten- reicher Peter Suchenwirt nannten, als auch die Obrigkeiteri hemd (oder spâter Plattenpanzer) und darüber den Lendner. in alien Lândern gegen diese Torheiten der Mode kâmpften Schon im 14. Jahrhundert, um 1350, wurde der engé — freilich umsonst! Auch finden sich Abbildungen wie Jacke Oder kurze Rock hâufig Jacke (jacque) genannt, woraus in geschriebene Nachrichten genug, welche beweisen, dass Schecke Deutschland das Wort Schecke wurde. Schon um 1365 auch in den Zeiten der tollsten Entartung die Klasse der werden die Schecken der in Elsass eingedrungenen Eng- Vernünftigen nicht aùsgestorben war, die Mût genug lander erwahnt. hatten „unmodern" zu erscheinen. 1400 Unseren BegriKen einer Jacke nâherte sich der Rock Uber dem Rocke trug man gewôhnlich, besonders in Mantel kurz^"'° Jahrhundert, indem er noch kürzer wurde, so dass früherer Zeit, den Mantel. Doch schon im 13. Jahrhundert er nicht viel mehr als handbreit unter dem Gürtel hervor- batte derselbe einen Nebenbuhler bei den mittleren und ragte, welch letzterer jetzt um die Hülften lief. Er be- niederen Stânden, der sich allmâhlich so zu Rang und deckte also die Oberschenkel gar nicht mehr, sondern gab Ansehen zu bringen wusste, dass auch die hôheren Stânde — und darauf kam es der sittenlosen Zeit allein an — ihn annahmen, ja dass durch ihn der Mantel nach und Mantel ver- die mittleren Teile des Korpers vom und hinten, die durch nach ins Vergessen kam, ein Prozess, der sich wâhrend des IX, Die. Franzosen im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 183 14. Jahrhunderts voUzog. Eine ganz ahnliclie Ersclieinung 3 u. 5), was besonders bei den niederen Stânden haufig hat sich unter unseren Augen zugetragen, indem der Mantel, geschah. der noch in den dreissiger Jahren unseres Jahrhunderts in Dieses Oberkleid war ebenfalls lang bis auf die Oberkleid vollem Gebrauch und Ansehen stand, wahrend âer vierziger Knôchel, batte aber zum Unterschied vom Rock weite Mantel Jahre durch allerlei Formen von Überrochen in seiner Armel (Taf. 39, 3) oder gar keine, sondern nur Armlôcher Herrschaft angegriffen und verdrangt wurde, so dass er in (Taf. 39, 16), die dann zuweilen durch daneben hângende dem folgenden Jahrzehnt ganz verschwunden war. Heute Sackârmel oder lang herabhângende Zeugstreifen geziert tragen nur wenige einen Mantel. Man muss im Winter waren (Taf. 39, 5). Dieses Oberkleid war vorn ebenfalls danach suchen und findet ihn allenfalis noch in kleinen geschlossen, batte aber zuweilen auf der Brust einen kleinen Stadten. Auf dem Lande freilich herrscht er noch immer. Schlitz, der durch Knôpfe geschlossen wurde (Taf. 39, Mantel im Der Mantel des 13. Jahrhunderts war aber nicht wie 3 u. 5) oder auch, um das Gehen zù erleichtem, einen 15. Jahrh. zuletzt erwâhute unseres Jahrhunderts mit einem weit Schlitz vom Gürtel abwarts (Taf. 39, 16). Es bestand bei herabreichenden Kragen versehen, sondern war der uns den Vornehmen aus feinem Seidenstoffe, Goldbrokat und schon bekannte mittelalterliche Mantel, der auf der rechten dergleichen und wurde, wie der Mantel, mit dem kostbarsten Schulter jDder auf der Brust durch einen Haftel zusammen- Futter bedacht, selbst mit Pelz. Das Brustteil dieses gehalten wurde. Jenes war die altere Form (Taf. 39, 14), Oberkleides lag ziemlich genau am Korper an, indessen dieses die spatere (Taf. 39, 1, 11 u. 16). Er reichte bis das untere Teil mehr oder weniger faltig war. fast auf die Knochel und bestand bei den mittleren Standen Bei den Bürgern des 14. Jahrhunderts wird das Ober- isoo aus Wolle, bei den vornehmen auch oft aus Samt oder kleid wegen seiner Vorzüge so beliebt (Taf. 46, 2—6), dass obe^Mem dergleichen Stoff und war dann mit kostbarem Futter ver- der Mantel nur selten daneben erscheint (Taf. 46, 1 u. 7). sehtn (Taf. 39, 16), das nicht selten ganz aus Pelzwerk Sie gürten es aber gewôhnlich sehr tief und tragen am bestand (Taf. 39, 14). Statt des Haftel auf der Brust diente Gurt noch Taschen, Messer und dergleichen (Taf. 46, 1—4), auch oft eine Schnur, Kette oder dergleichen (Taf. 39,1 u. 16). die durch ihr Gewicht ihn noch tiefer hinabziehen. Vor- zattein unten AIs die Zatteln beliebt wurden, zeigte der untere nehme tragen das Kleid bisweilen ganz ohne Gurt wie die Vomehme ManteLsaum deren eine lange Beihe (Taf. 46, 18). Fürsten Hoike (Taf. 46, 8 u. 9) oder sie gürten es, wie es von der und Vornehme trugen auch noch im 14. Jahrhundert Gold- Mitte des Jahrhunderts an allgemein Sitte wird, oberhalb borten an den S men (Taf. 46, 16). Auch legten dieselben der Hüften (Taf. 46, 12—14), was übrigens von den Bürgern Peizkragen wohl über dem Mantel einen breiten Pelzkragen an, der bis baldigst nachgeahmt wurde (Taf. 46, 5). über die Achseln ging (Taf. 39, 14; 46, 16). Auch in Es bildete sich jetzt eine herrschende Form dieses Frankreich war es schon vor dem Anfang des 14. Jahr- Kleides heraus, das man von nun an auch in Deutschland hunderts Sitte, den auf der Achsel befestigten Mantel hier den Trappert (auch Tappert, Trapphart) nannte. Er wurde Trappert eine kleine Strecke vom Halse bis zur Achsel ganz zuzunahen, ebensowohl lang bis auf die Füsse (Taf. 46, 13), als kurz so dass solche Mantel über den Kopf ngezogen werden bis ans Knie getragen (Taf. 46, 5, 12 u. 14). Der lange mussten (Taf. 46, 1 u. 7). Aus dieser Form entwickelte Trappert war vorn von unten bis zur Halfte seiner Lange sich sehr leicht eine andere, indem die Naht bis auf den offen (Taf. 46, 13), damit auch das reiche Futter den unteren Saum fortgesetzt wurde. So entstand eine Glocke, Augen der Beschauer nicht verborgen bliebe. Der kurze Hoike welche den Namen Hoike führte, die also rundum ge- war haufig bis zum Gürtel offen (Taf. 46, 14) und oben mit schlossen war. Sie war am meisten um die Mitte des einem Schlitz am Halse versehen, der zugeknôpft werden 14. Jahrhunderts gebrauchlich. konnte (Taf. 46, 12 u. 14). Jener wurde gegen das Ende Um dieselbe Zeit erwahnen die Chroniken aber auch des Jahrhunderts, sowie in England, auch in Frankreich Hoike ver- einer Hoike, die vorn von oben bis unten zugeknôpft Atuirde, und Deutschland durch die Mode der vorherrschende. wandeit -^odurch dann ein Mittelding zwischen Mantel und Ober- Ursprünglich batte man mit dem Namen Trappert kleid gegeben war. Es erfolgte sonach der Umschwung der (welcher dem Keltischen entstammen soli, wie Hoike dem Formen für das âusserste Kleidungsstück ganz allmahlich, Arabischen) jedes Oberkleid bezeichnet; in der zweiten Halfte indem der ursprünglich offene Mantel, der umgelegt wurde, des 14. Jahrhunderts, wo die beiden oben beschriebenen auf der rechten Achsel zugenâht und darum über den Kopf Formen modern waren, begriff der Name auch nur diese angelegt werden musste. So war er schon dem Wesen nach beiden in sich. kein Mantel mehr. Die voUstândig geschlossene Seite Der Trappert war im Unterteil ziemlich weit, im oberen Lange wcite " machte aus ihm die Hoike, und seit man diese vom zu- wenig faltig (Taf. 46, 12—14) ; seine Ârmel aber waren unend- knôpfte war dem Mantel der Abschied gegeben. Das bisher lich. Sie reichten bei gebogenem Unterarm oft bis zur Erde, nur beilâufige Oberkleid erhielt nun den Rang eines Haupt- sonst schleiften sie nach. Natürlich fehlten auch hier die stückes und wurde der Stellvertreter des Mantels. Zatteln nicht und ebensowenig bei Vornehmen das kost- Man batte nâmlich auch schon im 12. und 13. Jahr- bare Futter. hundert über dem Rocke nicht selten noch ein Oberkleid Im Bèginn des 15. Jahrhunderts batte der Trappert i4oo getragen und entweder noch darüber den Mantel angelegt auch zuweilen enge Armel (Taf. 55, 1 u. 11), die nicht (Taf. 39,16) oder auch diesen durch jenes ersetzt (Taf. 39, selten sogar in der unteren Halfte zugeknôpft wurden Sackarmein 184 Das Mittelalter. (Taf. 55, 5). Daneben erschienen 1420 die sogenannten und Edelsieine an sicb, dass der gemeine engliscbe Soldai Sackârmel. Dies waren zwei wirklicbe Sacke, deren obere reicb wurde. Man konnie die Scbâize nur vom Boden Offnung das Armloch, deren uniere Seite aber vollig auflesen, aber man acbieie ibrer kaum. Dieser Tag endeie gescblossen war, so dass der Arm nur binein-, niclit aber aucb Frankreicbs Modeberrscbafi auf lange Zeii, denn die Die Mode- bâtie durcbgestecki werden konnen, wenn nicbi ungefabr einiretende Noi wussie nicbis von Scbmuck. Der Hof in der Miiie vorn eine Offnung für die Hand angebracbi Karl VH. ging prunklos, nocb mebr der seines Sobnes reich an worden ware {Taf. 55, 4). Dieses Locb wurde mii buniem Ludwig XI. Um so berrlicber scbmfickten sicb die Bur- Sioff oder Pelzwerk eingefassi, ebenso die spaierbin aucb gunder seii Pbilipp dem Guien, und sie gaben nun den am unieren Ende angebracbie Offnung. Ton an in allem, was die Kleidung beiraf, bis die Scblacbi schaute Aber dies Jabrbunderi bracbie aucb ein neues Ober- von Nancy dem Leben des siolzen Karl ein Ziel seizie kleid in Gebraucb, die Scbaube (Joppe, Jupe). Sie unier- und Burgund an den osierreicbiscben Max bracbie. Wiederum scbied sicb Yom Trapperi besonders dadurcb, dass sie vorn scbwankie die Wage, wer nun den Tbron der Mode ein- offen und aucb im Brusiteil weii war, also nicbi über nebmen sollie; da warf die Eroberung Amerikas ein Uber- den Kopf gezogen zu werden braucbie. Ibre Lange war gewicbi in die spaniscbe Scbale, und die wesieuropâiscbe Spaniscbe bebebig und scbwankie von dem bôcbsien Masse, das Weii ging daber im 16. Jabrbunderi in spaniscber Tracbi. bis zu den Fiissen binabreicbie (Taf. 56, 9 u. 11), bis zum Ersi im 17. nabm Frankreicb das alie Zepter der Mode kûrzesten, wonacb sie nur bis ans Knie ging (Taf. 56, 8). wieder in seine Hand. Die Armel waren die scbon erwabnien Sackârmel mii So sind es denn im 14. Jabrbunderi franzosische Bei Hofe be- einer unieren und einer seiilicben Offnung. Bei Hofe Moden, welcbe die Volker in Wesieuropa beberrscben, im war dieses Oberkleid das beliebieste Galakleid. Die Pelz- 15. burgundiscbe, im 16. Jabrbunderi spaniscbe und seii vorbrâmung ricbieie sicb nach dem Siande des Besiizers. dem 17. wieder franzosiscbe, denen der unierianigste Ge- Gegüriei wurde die Scbaube nur zuweilen (Taf. 56, 11); borsam gezollt wird, mebr, als sonsi irgend ein Herrscber am Halse fiel sie bald in einem breiien Kragen bis zu sicb dessen rfibmen kann. den Acbseln zurück (Taf. 56, 8 u. 11), bald aucb scbloss Der Trapperi blieb neben diesem kurzen Oberrock, sie dicbi an demselben an (Taf. 56, 9). dessen wir vorbin bei Karl VH. erwâbnten (Taf. 55, 2), Kurzer Ausser der Scbaube irâgi man aber aucb, selbst bei und neben der Scbaube immer nocb im Gebraucb, ânderie Oberrock eineu ganz kurzen Oberrock, der dem Trapperi aber seine Form jenen zu Liebe bald bier, bald dort um. Ver- âbnelt, indem er vorn voUig gescblossen und siets gegüriei Er kfirzte die Armel auf die Hâlfie (Taf. 55, 10) und er- ^^rappert*^ isi, aber dadurcb von ibm sicb unierscbeidei, dass er sebr weiterie sie; ef verlangerie den Scblitz vom Halse berab weii und faliig isi. Unierbalb des Güriels stebt nicbi mehr bis auf den Gfiriel (Taf. 55, lu. 10); er kfirzte das Unier- als ein bandbreiier Sireifen bervor; das Kleid reicbi also ieil von den Knieen (Taf. 55, 3) bis auf die Mitie der kaum fiber die Hfifien (Taf. 55, 2 u. 8; 56, 16). Man Oberscbenkel (Taf. 55, lu. 10). Er scbniii die Àrmel am mfissie Bedenken iragen dieses âussersi kurze Gewand ein Acbselgelenk zum Teil auf (Taf. 55, 1); er schliizie sie Oberkleid zu nennen, aber ïuan kann dennocb nicbi umbin, von oben bis unien ein- oder gar zweimal (Taf. 56, 6); denn es wurde sieis fiber einer Jacke geiragen, mag man er liess sie ganz wegfaUen, so dass er nur nocb als eine nun diese Wams oder Scbecke nennen. Wir enifernen fiber den Kopf geworfene Decke erscbeint (Taf. 56, 10 uns daber in der Erklârung jener Abbildung Karl VII. u. 18), indem er zugleicb die beiden Seiien von der Acbsel- nocb um einen Scbriii mebr von Hefner, der annimmi, das grube bis unien bin aufscbliizie (Taf. 56, 10); dies iai er braune Kleid sei die Scbecke- und babe einen grfinen Kragen ebensowobi, wenn er bis auf die Ffisse ging (Taf. 56, 6), und grime Sireifen vorn am Armel, denn wir konnen dies als wenn er kaum bis an die Hfifien reicbie (Taf. 56, 18). Büd nur so versteben, dass der Konig einen grfinen Scbecken- So enisiand jenes Oberkleid, welcbes die Herolde, nacb- Heroida-Ge- rock oder ein grfines Wams irâgi, dessen Ejragen und Àrmel dem es sonsi lângst ausser Gebraucb war, nocb in den bervorsieben, und dass das braune Kleid sein Oberkleid isi. nacbsien Jabrbunderien irugen; es war aus dem frfiberen Armut in Dieser koniglicbe Anzug erscbeint ârmlicb, aber das Trapperi derselben durcb WegfaUen der Àrmel enisianden erklâri sicb, wenn man bedenki, dass die Kriege mii Eng- (Taf. 55, 10). Zu^eicb aber war diese Tracbi eine Vor- land den Reicbium der franzosiscben Krone -wie des Landes verkfindigung des spaniscben Mantels, dem wir im nâcbsien vernicbiei baiien, so dass man sicb gern mii dem Noi- Jabrbunderi begegnen. dfirfiigsien begnfigie. Nocb unier Karl VI. war die Pracbi Die Scbambafiigkeii baiie bei aUen diesen Mânner- scham- des franzosiscben Hofes fiber aUe Bescbreibung fippig. tíacbien nicbi mii zu Rat gesessen, und so mocbie es Nicbi nur die Damen, dem Beispiel der Konigin Isabelle kommen, dass sie aufs aussersie beleidigi war, als jene (Taf.. 48, 19) folgend, sondern aucb die Mânner sifablien obne ibr Vorwissen erscbienen. (Von der Fraueniracbi von Gold und Edelsieinen. Und solcbes nicbi eiwa bloss gali fibrigens dasselbe.) Sie batte wabrscbeinlicb, wie einsi am Hofe, sondem aucb in der Scblacbi. Darum war der in Griecbenland, die Wobnungen der Menscben verlassen Tag von Azincouri (1415, 25. Okiober) ffir die Englânder und war zu den Goiiern enifloben. Die unbescbreiblicbe ein Tag reicbsier Beuie; die Tausende von erscblagenen Enge der Beinkleider wie der Wâmser und Scbecken yer- franzosiscben Ffirsien und Riiiern irugen so viel Perlen binderie jede freie Bewegung, zeigie aber allé Kôrper- IX. Die Franzosen im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 185 formen aufs deutlichste, selbst jene, um derentwillen der und 15. Jabrbundert vertraten sie zugleicb die SteUe der Zngieich sonst nackte Wilde zum Schurz greift und welche ûber- Sebube, indem sie bis zu den Fussspitzen gingen, aucb baupt zuerst vor alien Korperteilen verhüllt wurden. bier den unvermeidlicben Scbnabel nicbt vergassen (Taf. 46, Kampf Die Kleiderordnungen jener Zeit fordem allé eine Ver- 17—19). Der Stoff zu denselben war bei den boberen dagegen ig_jjge].mjg ¿gg Qberkleides, niindestens docb bis auf die Standen Seide, bei den geringeren WoUe. Natürlicber- Mitte zwischen Hüften und Knie; vergeblich! Man woUte weise trugen die Beinkleider, wenn sie die Sebube ver- gesehen sein! — Die Dichter eifem über die Schamlosig- traten, aucb Soblen unter den Ffissen, obwobl dies an keit: alies umsonst! Die Manner kûrzten die Rocke und den Zeicbnungen nicbt zu bemerken ist. zwangten ihre Beine in engste HüUen; die Weiber scbnitten Auf der nackten Haut trug man ein^Hemd von Hemd die Kleider hinten und vorn bis auf den Gürtel aus; diese Leinwand. Dasselbe scbeint seit dem 14. Jabrbundert nur kiirzten die Hülle oben, jene unten. Man Hebte es, sicb in seltenen Fallen selbst bei Vomebmen von Seide gewesen Blossen zu geben. zu sein; im 13. dagegen war es bei diesen ausdrücklicb Denkt man sicb einen Modebelden des 15. Jabrbunderts, Seide. Es war vorber wie nacbber weiss und batte den- Korper- SO eutstebt vor den Augen ziembcb genau die Form einer selben Scbnitt wie unsere Mannsbemden nocb beute, docb "Tormig^^^ griecbiscben Herme oder, abgeseben vom Kopfe, die eines scbeint es am Halse einen tieferen Ausscbnitt gebabt zu in die Erde getriebenen Keils: denn da die Scbultem durcb baben, daber denn aucb der Kragen feblte. die scbon erwabnten Bolster im Armel (maboîtres) be- AUes zusammen genommen trug also der Mann: ein Manner- deutend verbreitert ' wareu (Taf. 56, 13 u. 16), so nabm der Hemd, darüber ein Wams samt daran befestigten Bein- Korper von bier an nacb unten sebr merkbcb an Breite kleidern, darüber im 13, Jabrbundert Rock und Mantel ab, bis er endbcb in den Scbnabeln der Sebube ein spitzes (Taf. 39, 11) oder an des letzteren Stelle ein Oberkleid Ende fand. Die menscblicbe Gestalt war ziemlicb voU- (Taf. 39, 5) oder Oberkleid und Mantel (Taf. 39, 16). Im standig unkenntbcb gemacbt. 14. Jabrbundert über Wams und Beinkleider einen Scbecken- Farben sym- In den Farben war man in der ganzen vorbegenden rock, darüber das Oberkleid, das entweder Trappert wandiungen bohsch^ver- ^git sebr wâbleriscb, indem man dieselben sebr 12 u. W6IlQ6t baufig (Taf. 46, 18) oder die Hoike oder an mancben Orten symboliscb verwandte. Mit bestimmten Farben wollte be- aucb scbon die Scbaube ist. Über dem Trappert legte senders die junge vornebme Welt bestimmte Gedanken man anfanglicb zuweilen nocb den Mantel an (Taf. 46, 7); oder Empfindungen ausdriicken; so gait Griin für die spaterbin ersetzte er diesen. Zuweilen blieb der Scbecken- Hoffnung, Blau für die Treue und Stetigkeit, Rot für die rock aucb im 14. Jabrbundert scbon fort, indem das Liebe, Weiss für die Unscbuld, Scbwarz für die Trauer Wams seine Stelle vertrat. Yiel baufiger gescbab dies u. s. w. Spuren davon baben sicb ja bis in unsere Tage im 15. Jabrbundert, wo der Mantel vollig verscbwand erbalten. Rot und Gelb waren am bebebtesten, Gelb be- (ausser bei festbcben Aufzügen als Zeremonienkleid Taf. 55, senders für den Kopfputz der Frauen, die Gebende etc. 12), weil bier selbst das Oberkleid so verkürzt wurde, mi-parti Geteilte Farben, mi-parti, wurden in Frankreicb sebr dass die Oberscbenkel ganz frei blieben. Da musste wobl baufig besonders im 14. Jabrbundert getragen (Taf. 46, Wams und Scbecke von gleicber Kürze sein oder sicb in 11 u. 14), sowobl an den Rocken als aucb an den Trapperten eins verscbmelzen (Taf. 55, 2 u. 8; 56, 13 u. 16). In diesem und Beinkleidern. Falle wurden dann die Beinkleider an der Scbecke (Jacke) stoffe Unter den Stoffen nabm Goldbrokat die bocbste Stelle befestigt, indessen dieselbe früber dies unter ibrer Würde ein. Es waren meist goldene Blumen auf rotem Grunde gebalten batte (Taf. 46, 17 u. 19). So ist es gekommen, (Tal 39, 16). Abnbebe gestickte Stoff-e erwabnten wir dass spaterbin aucb beide Namen gleicbe Bedeutung er- scbon. Der Samt war daneben sebr bebebt. Seide trugen hielten; Wams und Jacke war dasselbe, und batte, wie selbst vornebme Bürgersfrauen sebr baufig und sogar die es zuletzt gescbab, das Wams zuweilen keine Armel, so Brokate bbeben ihnen nicht fremd trotz aller Verbote wurde es ausdrücklicb „ârmelloses Wams", spâter Weste, der Obrigkeiten. Bei den Mânnern der vomehmen Stande genannt. kam WoUe kaum nocb in Gebraucb, ausser bei den Ober- Die Frauen dagegen trugen ein Hemd, ein langes Frauen kleidern im Winter. Es wird überbaupt sebwer, sicb einen Kleid, über demselben ein, spâter haufig zwei kurze und Begriff zu macben von,, dem Luxus und der Uppigkeit darüber den Mantel oder einen der vorbin erwabnten Stell- des Mittelalters, und unsere beutige Mannertracbt kann, vertreter. soweit es die Kosten betrifft, gar nicbt damit vergbcben Das Hemd war im 13. Jabrbundert, wo es baufig Hemd werden. zugleicb das erste lange Kleid vertrat, besonders an den Beinkieider Die Beinkleider waren wahrend aller dieser Zeit eng Armen sicbtbar, daber denn aucb das einzelne Hemd mehr und knapp, so dass sie stets in Gefabr waren, zu reissen. als ein Paar Armel batte. Man konnte, da sie leicbt Am bocbsten stieg diese Sucbt nacb Enge im 15. Jabr- scbmutzig wurden, sie durcb neue ersetzen. Sie mogen bundert, als zugleicb die Rocke so überaus kurz wurden. also bloss eingebeftet gewesen sein, wie beutzutage die Man nestelte sie an das Wams an, wie dies auf das deut- feinen Spitzenarmel unserer Frauen. Das Hemd war den bcbste aus Bildern jener Zeit bervorgebt. Sie reicbten Kacbricbten zufolge stets weiss („von blendender Weisse" von den Hüften bis auf die Füsse und besonders im 14.- beisst es oft) und nicbt selten in dieser Zeit von Seide. Kretflduner a. Bohrbach, Trachten der VOlker. 3. Aufl. 24 186 Das Mittelalter. Dass es bei dem Minnedienst eine grosse Rolle zu spielen Spott der Dicbter, allé Verordnungen der Obrigkeit waren Hemd ais batte, erwâhnten wir sebón an anderen Orten. Die Ritter umsonst. Zugleicb nabm dié Enge des oberen Teils und Liebesgabe bâufig das Hemd ibrer Damen über dem Ketten- der Armel bis zum aussersten zu. Man scblitzte den Rock panzer und stellten es nacb voUendetem Kampfe, be- von oben bis zur Mitte auf und knopfte ibn knapp zu, so scbmutzt von Scbweiss, Staub und Blut, ibrer Angebeteten dass die Korperformen aufs deutbcbste bervortraten und zurück, die es dann zum Zeicben der Liebe obne vor- besonders die Brüste nacb oben bervorgedrangt wurden. berige Reinigung wieder ais Hemd auf der blossen Haut Statt der Knopfe nabm man spater die Scbnur, mit deren Knopfen und trugen. Es werden verscbiedene solcber Beispiele um- Hilfe schnüren man seinen Zweck nocb weit vollkommener erreicbte. standlicb erzablt, aucb dass die „Damen" zuweilen ver- Aucb an den Armeln fand beides, das Knopfen wie das langten, ibr Anbeter solle, bloss mit ibrem Hemde bedeckt, Scbnüren, seine Anw^endung. Sogar die Hemden wurden in den Kampf geben und dass solcbes Begebren erfüllt gescbnürt. Die zugescbnürten Scblitze waren natürlicb worden sei. Das war die Zeit der Minne! An ibren notwendig, um überbaupt Hemd und Rock anzieben zu Frücbten lâsst sie sicb erkennen. konnen, was obnedies bei der übermassigen Enge vollig Unterkieid Dieses Hemd war im 13. Jabrbundert báufig das Unter- unmoglicb gewesen ware. Es vdrd scbon vor 1360 mebr- kleid (Taf. 89, 17); über ibm trug mân damais gewôbn- facb erwabnt, dass jede vornebme Dame eine Gebilfin Hiife beim licb nur ein Oberkleid und den Mantel. Es batte lange beim Ankleiden notig batte, sonst bracbte sie das Kleid Armel die an der Handwurzel anscblossen (Taf. 39, 17), gar nicbt an. Nacbber aber war die Hilfe zum Knopfen reicbte bis zur Erde und war besonders gegen unten sebr weit. oder Scbnüren unumgângbcb nôtig. Es ist derselbe Trieb, Dass übrigens aucb über dem Hemd niebt selten ein mit seinem Leibe Scbauspiel zu treiben, den wir bereits Rock sogenannter Rock, d. b. ein besonderes Unterkieid, ge- bei den Mânnerii erwâbnt baben. Gegen das Ende des tragen wurde, das fast dem Hemde ganz gleicb war, nur 14. Jabrbunderts werden scbon besondere ^Gefângnisse" dass es aus anderem und farbigem Stoffe bestand, gebt aus für die Brust, also Scbnürleiber, erwabnt, um damit die Schnorieib anderen Scbriftstellern, z. B. W. v. Escbenbacb^ ebenso un- Brüste bober und anscbaulicber zu macben. Der alte zweifelbaft bervor wie das erste, z. B. aus U. v. Licbten- Name bezeicbnet das Wesen der Sacbe sebr wobl, in- stein. Es berrscbte also darin die Laune des einzelnen. dessen der beutige, ^Korsett", ursprünglicb ein mit Pelz Der Rock bat aucb lange enge Armel, scbbesst aucb im (Kurs, Kurscb) besetztes Úberkleid bedeutet, besonders wie Oberteil sicb mebr oder weniger dem Kôrper an und nur es die Frauen in Frankreicb und England jackenartig im abwarts vom Hürtel ist er weit (Taf. 39, 7, 8 u. 13). 14. und 15. Jabrbundert trugen (Táf. 48, 16 u. 19; 55, 14). Wird Rock und Hemd getragen, dann ist das letztere Durcb die blosse Abnlicbkeit der Form mag spater dieser kurz und, wie aus der ersten Halfte des 13. Jabrbunderts Name auf das Scbnürleibcben übertragen sein. bericbtet wird, zuweilen aus so zartem Stofí, dass die Die Hauptverânderung in der Form des Rockes trat Haut durcbscbimmert. In dieser Vorbindung mit dem aber erst gegen das Ende des 14. Jabrbunderts ein, indem Rock wird aber das Hemd nicbt aussen sicbtbar. Gegen der Gürtel dicbt unter den Brüsten angelegt wurde. Es das Ende des Jabrbunderts wird es statt aus Seide aus entstand also die sogenannte bobe Taille (Taf. 48, 20 u. Hohe Taiiie Leinwand gemacbt, verliert aber zugleicb das Recbt, den 21; 55, 19; 56, 14 u. 15). Die Frauen wollten jetzt den Rock zu vertreten. Seit dieser Zeit erst wird und bleibt Busen zeigen und vordrangen, wie sie früber mit ibrer Hemd Beit es ein Hemd ganz nacb unseren Begriffen, wird also nie Scblankbeit batten prunken wollen. Tonangeberin war ^borgen âusserlicb sicbtbar und der Rock wird mündig und um diese Zeit in allem, was Kleider betraf, wie in unserer tritt in seine volien ungestôrten Recbte ein. Wir konnen Zeit von 1855—1870 die spaniscbe Eugenie, so damais daber seit Beginn des 14. Jabrbunderts über das Hemd die berücbtigte Kônigin Isabeau (Taf. 48, 19). Ibre Pracbt- aus den Abbildungen nicbts mebr erfabren, und aucb die liebe wie ibre Uppigkeit war nicbt geringer als ibre Dicbter, da sie das Hemd nicbt mebr wabmebmen, er- Herrscbsucbt, und Frankreicb kam durcb sie an den Rand wabnen desselben selten oder gar nicbt mebr. des Abgrundes. Rock ver- Der Rock, dei^Hun seit dem Anfang des 14. Jabr- Diese Mode der boben TaiUen bbeb wabrend des wandeit sich gjjj uuentbebrlicbes Stück neben dem weit aus- ganzen 15. Jabrbunderts in Geltung und die burgundiscbe gescbnittenen kurzarmebgen Hemd wurde, ânderte jetzt Modezeit setzte also die Erfindung der franzosiscben Laune seine Form. Zwar, wie er im 13. Jabrbundert lange enge weiter fort (Taf. 56, 14 u. 15). Aucb Deutscbland nabm Armel gebabt batte (Taf. 39, 7, 8 u. 13), so bebielt er sie an; nur England und Spanien widersetzten sicb einige in England diese aucb im 14. und 15. Jabrbundert (Taf. 48; 56, 12). Zeit und fielen aucb bald wieder ab, indem besonders die Aber der Halsausscbnitt wurde vertieft und sowobl die engbscben Ladies nicbt vergessen wollten, dass eine lange Brust als der Rücken mebr und mebr entbüllt (Taf. 48; Taille mâcbtiger wirke als eine bobe; sie straubten sicb 56, 12 u. 14), so dass scbon um die Mitte des 14. Jabr- daber, stolz auf ibren scblanken Leib, lange gegen die Brnst ent- buuderts die Brüste balb sicbtbar waren, 100 Jabre spater einreissende Sitte der boben biosst Gürtel, und obne dies jemals Brust ganz oder fast ganz und der Rücken tief berab bis in der Ubertreibung ibrer Nacbbam nacbzuabmen, ver- fast auf den Gürtel entblôsst war. Man sab die Acbselgruben bannten sie dieselbe wieder lange bevor, ebe diese aucb und beide Scbultem. Allé Predigten der Geistlicben, aller nur daran dacbten, dass die bobe Taille basslicb sei. IX. Die Franzosen im 13., 14. nnd 15. JahrhTmdert. 187 stoffe Die Stoffe, deren man sich. hediente, waren ausserst Hüften laufende Gürtel, der nur wie der gleicbe der Manner kostbar, besonders da die Bereitung der Seidenzeuge jetzt aussen aufgesetzt war, aber keinerlei Zweck als den der einer der wichtigsten Erwerbszweige der burgundischen Yerzierung batte (Taf. 48, 10, 16 u. 19). Mit der Ein- Niederlande war. So lange man die Seidenstoffe aus Italien fiibrung der boben Taille kam der Dupfing ausser Ge- bezog, blieben sie das Vorrecbt der boberen Stande; jetzt braucb und der Gürtel batte nun wieder einen Zweck wo sie inlandiscbes Fabrikat waren, warden sie Gremein- (Taf. 48, 20 u. 21). gut. Daber trugen aucb die Bürgersfrauen Kleider und Im 15. Jabrbundert oder in der Zeit der burgundiscben i4oo Mantel aus Seide und selbst der Samt konnte ibnen trotz Moden blieb das Oberkleid lang; die Armel waren bald Oberkleid aller Yerbóte nicbt genommen werden. Ja, viele blieben weit (Taf. 55, 16), bald eng anbegend mit Aufscblagen, aucb bierbei nicbt steben, sondern trugen sogar Kleider Staucben, fiber der Hand (Taf. 55, 14 u. 19; 56, 15). Der aus Goldstoff (Taf. 48, 14 u. 16). untere Teil der Kleider wurde fibermassig weit, so dass oberkieid Uber dem Rocke trug die F^au ein oder aucb zwei er viele Falten bildete, und da man zugleicb aucb die Oberkleider. Im 13. Jabrbundert begnügte man sicb ge- Lange vergrôsserte, so scbleppte der kostbare Stoff der wobnlicb nocb mit einem solcben. Dieses war obne Armel niederlandiscben Webstfible auf der Erde nacb (Taf. 56, (Taf. 39, 7 u. 17) oder nur mit balben weiten Armeln ver- 12 u. 15). Docb war die Scbleppe keine burgundiscbe Schieppe seben (Taf. 39, 13). Warden zwei Oberkleider getragen, Erfindung, sondern scbon um 1350 bei den franzosiscben so batte das untere um diese Zeit solcbe Armel, das obere Damen ffirstbcber Abkunft so lang, dass sie von besonderen keine (Taf. 39, 13). Diese Oberkleider waren entweder Dienern nacbgetragen werden musste. Sogar scbon im lang bis auf die Füsse wie der Rock oder reicbten aucb Anfange des 14. Jabrbunderts werden die sebr langen nur bis an die Knocbel (Taf. 39, 7, 13 u. 17). franzosiscben Kleider erwabnt. Docb zur eigentlicben 13Ü0 Im 14. Jabrbundert war das Oberkleid stets lang jMode" wurde die Scbleppe erst durcb die berficbtigte (Taf. 48). Kurze Ausnabmen (Taf. 48, 7) sind grosse Isabelle (Taf. 48, 19) gemacbt. Es kam nun freibcb so Armel Seltenbeiteu. Seine Armel waren meistens ziemlicb weit weit, dass nicbt nur Frauen der niederen Stande, sondern und reicbten entweder nur bis zum Ellenbogen (Taf. 48, sogar Mágde eine mit Pelz besetzte Scbleppe trugen — wagde mit 11 u. 14) oder bis zur Handwurzel, wo sie in einem Borten- ein Seitenstfick zu den Reifrocken unserer Mâgde von besatz oder dergleicben endigten (Taf. 48, 1—4). Bisweilen 1856—1864, fiber denen zuweilen ein geflicktes Kattun- feblten sie aber aucb ganz und dann waren die Armlocber kleid bin- und berwackelte, oder der beutigen Faltenmassen gewobnlicb sebr weit und tief ausgescbnitten und mit und Scbleppen-Leitmotive, welcbe unsere Strassen kebren, Pelz, Goldborten oder buntem Stoff (baufig Sendal) ein- und, aus armlicbem, dfinnem Stoff ^zusammengerafft", von gefasst (Taf. 48, 6). Es finden sicb aucb Beispiele, wo den groben Scbuben der Magd beim Geben bin- und ber- Hangearmei andersfarbige Hângeârmel eingesetzt waren (Taf. 48, 10 gescbleudert werden. Der burgundiscbe Hof aber erbob u. 17), die bis zur Erde reicbten. Kurz, die Pbantasie er- die Scbleppe zur Wfirde der Hoftracbt, welcbe sie denn scbopfte sicb in allerlei Scbneiderkunst, um die Kleider aucb bis beute bebalten bat. berauszuputzen. Die erste Reaktion gegen die Scbleppe findet sicb Scbleppe Jacken mit Aucb die bei den Englanderinnen erwabnten Jacken im Jabre 1456, wo bei der Taufe der berfibmten Marie Peizbesatz ggj^j. gebrâucblicb, indem sie das zweite Ober- V. Burgund ibre Mutter ein kurzes Kleid trug. Dann wird kleid vertraten. Sie waren aucb bier dem Kôrper sicb aus dem Jabre 1467 beiicbtet, dass die Damen statt der anscbmiegend gescbnitten, batten enge Armel, reicbten Scbleppe einen breiten Peizbesatz angenommen batten bis iiber die Hûften binab uud trugen gewobnlicb einen (Taf. 55, 16) und jene scbeint seitdem nur nocb bei Hof- Hermelinbesatz vom und unten (Taf. 48, 16 u. 19). Auf festen eine Rolle gespielt zu baben. Docb blieben die der Brust war aucb wobl ein breiter Einsatz von Pelz Kleider immer nocb scbleppend bis in den Anfang des (Taf. 48, 16), da man gegen Ende des 14. Jabrbunderts 16. Jabrbunderts, so dass sie ellenlang auf der Erde nacb- und ebenso im 15. Jabrbundert die Kleider baufig bis zum scbleiften (Taf. 56, 12). Gürtel aufscbnitt und dann als Hülle des offenen Busens Was aber die burgundiscbe Mode vor alien frfiberen Lmas in einen Einsatz von feiner Leinwand, von Spitzen oder Seiden- und spateren auszeicbnete, das war die Pracbt und die zeug, das künstlicb bestickt war, benutzte (Taf. 48, 20 u. 21; Kostbarkeit der Stoffe. Die Farben waren so scbon und 55, 19; 56, 12, 14 u. 15). Bei feierbcben Gelegenbeiten, leucbtend und dabei so dauerbaft, dass die Niederlander wo der Mantel angelegt werden musste, vertrat diese Jacke darin nie fibertroffen worden sind. Man liebte besonders stets das zweite Oberkleid (Taf. 48, 19). Bei Todesfallen Rot, Grfin, Blau und Yiolett, aber jedes von stecbendem scbeint sie ebenfalls, aus scbwarzem Stoff, sebr gebrâucblicb Glanz. Man fârbte in Wolle, Seide, Samt, Atlas und gewesen zu sein. Sonst wurde sie-stets aus dem scbonsten Brokat. Die Goldstoffe waren meistens derart, dass Goldbrokat angefertigt. Pfianzenmuster in Gold in eine der genannten Farben An dieser Jacke wurde auf der Pelzverbramung vorn eingewebt waren. Daber blfibte bier, da das wirklicbe von oben bis unten eine reicbe Yerzierung aus Edelsteinen Leben so farbig strablte, sebr bald die Malerei, die aufgesetzt (Taf. 48, 16 u. 19; 55, 14). Ausserdem wurde Kunst der Farben, zu nie geabnter YoUkommenbeit Dupfing aucb der Dupfing angedeutet, der friibere, tief um die empor. 24* 188 Das Mittelalter, Von der Pracht des burgundischen Lebens lasst sich recbt erbielt, ja hier und da nocb stronger inacbte. Nur heute nur schwer eine annabemde Yorstellung gewinnen. ein Fall von Widersetzlicbkeit ist uns bekannt, wo Karl Wir bemerkten sebón, dass es gerade die grosse Aus- der Vorscbrift des Vaters nicbt folgte. Dieser batte ein- breitung des Reicbtums war, die nur damais und dort sicb mal krankbeitsbalber sicb das Haar ganz kurz scbneiden fand. So scbliefen die burgundischen Ritter im Lager lassen, und nun mussten — man bewundere die Konse- unter seidenen Zelten, wie deren z. B. bei Granson mehr quenz! — die gesunden Hôflinge auch ebenso kurzes Haar mit ibm zeit Karis d. als vierhundert standen. Das herzogliche war innen mit tragen. Der Kronprinz weigerte den Geborsam, Ktihnen gamt beschlagen und mit Perlen und Gold verziert. Als die stolzen Niederlânder. Ware dies nicbt gescbeben, so die Schweizer das Lager einnahmen, fanden sie dort des ware das kurze Haar ein Jabrbundert früber Mode ge- Herzogs Sessel aus Gold hundert goldene Rôcke des worden, und zwar aus demselben lacberlicben Grunde Herzogs, daneben goldene und andere kostbare Stoffe, wie spater. 400 Kisten voll. Das Gedeck, Teller, Schüsseln, Becher, Die Regeln der Hofetikette erstreckten sicb scbon wie beute. ailes war aus edlem Metall, Perlen und Edelsteine überall damais bis auf Bander und Scbnallen so gut zu Hunderten und Tausenden. So allein Karls des Hâtten wir nicbt die genauesten Nacbricbten von Zeit- trug Sein Hut Kühnen Hut, der von gelbem Samt statt der Schnur es würde kaum glaublicb sein wie weit diese war, genossen, Einzeine ein Diadem aus Perlen, Rubinen und Saphiren und ober- Vorscbriften ins einzelne gingen, z. B. Grâfinnen solien bei ^ halb desselben umgab ihn eine secbsfache Perlenreihe. Tiscbe ibr Brot neben dem Messer auf einem besonderen Die Agraffe vorn war vorzugsweise aus Diamanten. Ebenso Tücbelcben liegen baben; ibre Tafel darf nur ein Tiscb- etikette war sein Scbwert und seine übrigen Waffen mit den tucb baben; ibre Scbleppen darf nur ein Page, keine Frau, kostbarsten Edelsteinen geziert. Sein gewôbnliches Hof- trasren. Die ibnen bei Tiscbe aufwartenden Edelleute dürfen kleid kostete 640000 Taler, also nach heutigem Wert die Serviette nicbt auf der Scbulter, sondern unter dem etwa 3 Millionen Es strotzte von Edelsteinen und Perlen. Arm tragen. Ebenso gingen seine Ritter und Hôflinge in den prâchtigsten WasWunder, wenn unter solcben bestimmten Scbranken Kleidern. Gold war etwas AUtâgliches geworden, und so die Tracbt gleicbfalls bescbrankt, steif, basslicb wurde. Die batte Pbilipp der Gute wobl Grund genug, den bei seiner Grazien floben! An ibre Stelle trat prosaiscbe Scbam- Vermâblung mit Isabella von Portugal (10. Januar 1429) losigkeit und Übermut. Daber die steifen Kopftracbten, gestifteten Orden „vom goldenén Vliese" zu nennen. die wattierten Scbultem, die entbüllten Busen, die boben Wir bebalten uns vor, weiter unten etwas genauer auf Taillen, die kurzen Jacken! — Es gebt auf Erden alies denselben einzugeben. sebr natûrlicb zu. Kebren wir jedocb zu der Kleidung Nocb eins verdankt die Welt dem burgundischen der Frauen zurûck! Hofe, und da es auch teilweise Gegenstand, die tiber dem Oberkleide wurde baufig nocb der Mantel Mantel unseren Trachten, berûbrt, so unterlassen vdr nicht, es zu er- getragen. Dies gescbab ebensowobl im 13. (Taf. 39, 17) Hof-Zeremo- wâbnen. Dies ist das Hofzeremoniell, wie es nach Klei- als aucb nocb im 14. Jabrbundert (Taf. 48, 1—4). Im nieii eine âusseren ,Bewegungen, Spracbformen u. s. w. 15. Jabrbundert ' ' trugen ibn nur nocb die Bürgersfrauen bnrgunâiscne o o r _ ^ Sonst Erfindung sich bis in uusere Zeit erbalten bat. Die sogenannte und die Hofdamen bei feierlicben Gelegenbeiten. Hof-Etikette ist eine burgundiscbe Erfindung. Wobl wird er stets durcb das Oberkleid ersetzt, das jetzt ^Robe" scbrieb der Gebraucb aucb scbon friiber an den Hôfen beisst, ausgenommen in Trauerfallen, wo er unentbebrlicb mancberlei Besonderbeiten vor, aber dieselben waren auf bleibt für alie Stânde (Taf. 56, 5); vomebme Frauen der einen Seite keineswegs unumgânglicb, auf der anderen mussten ibn dann, mit granem Pelz gefüttert, sogar im bocbst einfacb und obne inneren Zusammenbaug. Es waren Zimmer tragen. Einzelbeiten. Erst durcb Pbilipp den Guten, also seit Der Mantel des 13. Jabrbunderts ist nocb der nur friibere, 1200 1430, ist die Welt mit einem Kodex bescbenkt der auf beiden Acbseln aufliegt und durcb eine quer fiber neuen worden. Nun weiss man docb, dass bei Hofe nur ein die Brust gebende Borte oder Kette gebalten wird (Taf. 39, isoo besonderer Rock, eine besondere Parbe zulâssig ist, dass 8 u. 17). Ebenso bleibt er im 14. Jabrbundert (Taf. 48, man seinen Kôrper in bestimmte Bewegungen zu bringen 1—4). Er reicbt bis zur Erde und ist an den Saumen mit bat, dass die Worte in bestimmter Auswabl und Goldborte oder mit Pelz eingefasst. So wie der Stoff der nur Reibenfolge anzubringen sînd — kurz aile jene Absonder- Kleider, so wird aucb der des Mantels mit der Zeit immer licbkeiten im festesten inneren Zusammenbang als un- kostbarer. Docb wurden ffir ibn niemals gemusterte Zeuge umstôsslicbe Norm fûr den Zutritt bei Hofe: das ist das verwendet. Kunstwerk, welcbes Pbilipp der Gute dem unscbuldigen Im 15. Jabrbundert wabrend der burgundischen Moden 1400 Europa, welcbes bis dabin obne dasselbe fertig geworden trat an seine Stelle ziemlicb allgemein die Hoike, von Hoike ûbermacbte. Von der guten Pügung dieses kûnst- demselben Scbnitt wie bei den Mânnern, oder aucb ein dem war, beben Baues ist es ein Beweis, dass er bis beute sicb er- Trappert abnlicbes Oberkleid (Taf. 55, 16). Bei vomebmen balten bat, ein grôsserer aber vielleicbt dies, dass der Frauen ersetzte die lange scbleppende Robe den Mantel Rote, unbândige Karl, Pbilipps Sobn, sicb solcbem Zeremoniell (Taf. 56, 14 u. 15). Sie war bis zum Gfirtel ausgescbnitten unterwarf und dasselbe spater, da er selbst regierte, auf- und mit einem umfallenden Kragen von anderem Zeuge IX. Die Franzosen im 13., 14. tind 15. Jahrhxmdert. 189 (Pelz oder Sendal) besetzt, von dem aucli der untere Saum nicbt bin, wobl weil sein Zartgefiibl sicb straubte. und die Stauchen waren. Ein breiter reicbbesetzter dagegen Gürtel In dem Makartscben Bilde aber laufen sie dicbt vor und lief dicbt unter der Brust bin. neben dem Kaiser auf def Gasse zwischen dem ber! Mit Karls des Kûhnen Tod erhielt die Gefolge ungebundenste Was gibt also das Bild? Die eines Laune jedes einzelnen Darstellung freien Spielraum. Daber finden wir Yorganges, der nie stattfand und in dieser Weise, wie selbst 1480-1500 in den beiden letzten Jabrzebnten gesagt, des 15. Jabrbunderts in der sittenlosesten Zeit des Mittelalters, nie stattfinden kaum noch irgend eine bestimmte Form vorberrscbend. konnte. Wer sicb nacb solcbem Gemalde ein Bild Manner und Frauen tragen was ibnen beliebt. Eine jener Aus- Zeit bilden wollte, würde ganz febl geben! Und wie diese Aiieriei gelasseubeit obnegleicben reisst allé Dâmme ein. Mancbe widerlicbe Trachten Yermiscbung bewaffneter Manner und nackter kebren zu den friiberen engen Kleidem zurûck, docb Edelfrauen in einem Zuge auf offener Strasse das astbetiscbe mit solcber Ubertreibung, dass fast gar keine Bewegung Gefühl beriibrt, mag jeder selbst entscbeiden! Wir woUen mebr moglicb ist und die Korperformen nur mit einer das Mittelalter und seine losen Sitten nicbt Haut bescbonigen, aus Zeug überspannt erscbeinen. Andere wieder aber ibm aucb sein Recbt und seine Wabrbeit lassen. umbüUen sich mit eiñer Unzabl von Ellen des kostbarsten Wobl trug der einzelne sicb nacb seiner Laune oft mebr Stoffes. Ebenso erscbeinen neben einfarbigen dunklen entblosst als die Scbam erlaubte, aber wo viele ôffentlicb Stoffen, die aUes verbûllen, durcbsicbtige Florkleider, die zusammen wirkten, wie bei dem Einzuge zu Antwerpen, Grnppen nicbts verbergen. Wie weit sicb überbaupt der Gescbmack dessen ganze Anordnungen und Festlicbkeiten vom Magis- Gelegenheiten em trat ausgingen, da vergass man nicbt, dass nur die Kunst Festiieheiten Beispiel, WO bei offentHcben Aufzügen Madcben oder Frauen allenfalls erlauben find weiben konne, was fiber die Grenzen vollig nackt erscbienen. Den Zeitgenossen scheint das gar des Anstandes binausging. niebt auffallend gewesen zu sein, denn sie sprecben davon Wobl waren diese Grenzen scbon weit als genug gehore es ganz zur Sacbe. So gesteckt. mussten bei Ludwigs XL Aucb die jungen Manner scbnitten ibre Jacken und Rocke Kntbiossang Einzug in Paris (1461) drei der scbonsten Tocbter dieser so aus, dass die Scbultem, ein Teil des Rfickens und die wanner Stadt, ganzHch obne Hülle, ibn mit Festgedichten bewill- Brust bloss waren. Sie prunkten mit weisser Haut, weichem kommnen; so gab Lille (1468) Karl dem Eûbnen zu Ebren und rundem Nacken, zarten Scbultem, weisser weicber als Festspiel „das Urteil des Paris* mit nackten Gottinnen. Bmst, Kraft gait nicbts mebr; Muskeln waren basslicb; Aucb nocb im folgenden Jabrbundert finden wir (1520) Weicblicbkeit war scbon. Die Hosen mussten so stramm bei Karls V. Einzug in Antwerpen bei den Spielen, die sitzen, dass allé Formen sicbtbar wurden, und wer nicbts auf der Strasse vor dem Kaiser aufgefûbrt wurden, eine aûfzuweisen batte, der balf mit Watte nacb. Nicbt nur maleriscb aufgestellte Gruppe von nackten Frauen: es an den Acbseln, aucb an den Beinkleidem wurde sie vielfacb waren die scbônsten Tôqbter der vomebmsten und reicbsten verwendet. Dazu nun nocb die Mode des Aufschlitzens, AofgchUtaen Bûrger, welcbe dazu erwablt waren und sicb in dieser um das Band durcbscbimmem zu lassen, die von manchen Weise, nur von einem durcbsicbtigen Flor umwebt, aller so weit getrieben wurde, dass der ganze Rumpf nur vom Augen preisgaben. Albrecbt Durer, der als Augenzeuge diese Hemd verbfillt wird, fiber welches sicb bier und da scbmale Tatsacbe in einem Briefe an seinen Freund Melancbtbon Riemen von Zeug binzieben. Diese Streifen sind die Jacke. erzahlt, fügt ausdrücklicb binzu, dass der junge ernste Daneben die Zatteln, und — was wir beim Scbmuck nocb Kaiser gar nicbt bingeseben babe, er aber, als Maler, berfihren werdeu, die Scbellen! Es ist ein Zusammenfiuss scheiien babe sicb die scbonen Gestalten genau betracbtet! — von lauter Widersprficben und Ubertreibungen, wie er So gar auffallend solcbe Vorgange für uns sind, so muss nicbt ârger gedacht werden kann. Aucb auf anderen zu ihrer ricbtigen Beurteilung docb bemerkt werden, dass Gebieten macht sicb dies geltend, die zu berfibren uns ibnen stets ein poetiscber oder künstleriscber Gedanke zu bier zu weit ffibren wfirde. Grunde lag, wie z. B. beim Urteil des Paris. Die Nackt- heit wurde nicbt als solcbe imd um ibrer selbst willen b) Kopfbedecknng. ôffentlicb ausgestellt, sondem es gait bei solpben Wenn wir scbon bei den Kleidem uns begnfigen Gelegenbeiten immer, die Scbonbeit künsÜeriscb zu ver- mussten, nur eine Auswabl der unendlicben Ffille ver- berrlicben, wie es aucb Tizian und andere in ibren Bildern schiedener Formen zu erwabnen, welcbe jene Zeit hervor- ' taten. Wie weit weicbt also das in unseren Tagen ent- brachte, so ist dies noch weit mebr in diesem Abscbnitt standene Bild von Hans Makart von der Wabrbeit ab, und gaboten, wo die Laune des einzelnen fast nocb freieren wie grundfalsch ist die ganze Darstellung des Vorgangts, Spielraum batte und benutzte als dort. der von Albrecbt Dürer deutlicb genug bescbrieben wird! Die Haar- und Barttracbt der Manner bbeb wabrend Da batte denn docb bei aller seiner Uppigkeit das tolle der drei Jabrbunderte im ganzen dieselbe. Das Haar wurde Haar Mittelalter mebr astbetiscbes Geffihl, als dass es nackte von mittlerer Lânge getragen, so dass es die Obren ver- (obenein vomebme) Frauen unter bewaffnete Trossknecbte bfiUte; ira 14. und 15. Jabrbundert aucb wobl nocb etwas gemiscbt batte! Jene Frauen zu Antwerpen formten zu- langer, docb niebt so, dass es die Scbultem erreicbte. saiamen — nacb beütigem Ausdruck — ein lebendes Bild, ! Dergleicben blieb immer Ausnabme oder Yorrecbt ein- waren also dem Bescbauer fern, und Earl Y. sab trotzdem 1 zelner Stutzer (Taf. 55, il), Über der Stim scbnitt man 190 Das Mittelalter. es kurz ab (Taf. 39, 16; 56, 13) oder sclieitelte es nacb die Offnung durch Knopfe wieder geschlossen. Gewohnlich beiden Seiten sie über den werden 46, Ton der Mitte aus. Dass Philipp der Gute aber musste Kopf gezogen (Taf. und seine Hôfîinge kurzés Haar trugen, erwâbnten wir 1, 2, 4, 10, 12 u. 17), Zuweilen trug man auch die Kapuze Krfiuseln des schon (Taf. 55,13 u. 18) und aucli warum. Auch krauselten ohne Kragen (Taf. 46, 6 u. 8) und ebenso spater diesen Haarcs Modehelden ibie Locken mit Hilfe ohne ven Brenneisen und letzteren, GoUer genannt, auch Kapuze (Taf. 46, 14)^ Wickeln und wendeten 01 und Pomade auf, um es glanzend Dies kam wohl daher, dass man die Kapuze oft zuriick- machen. Die allgemeine Tracht aber blieb, lockiges schlug und im Nacken hangen liess (Taf. 39, 3; 46, 5 u. 11). zu Haar bis zur Lange des Kinns als es so Mode zu haben. Bei schlechtem Wetter und auch war, trug Bart Der Bart mirde wahrend der ganzen Zeit rasiert. Es man die Gugel auf dem Kopf, so dass das Gesicht voUig finden sich nur wenige Ausnahmen eins kurzen YoUbarts davon umschlossen war (Taf. 39, 5 u. 10; 46, 1, 4, 12 u. 17). (Taf. 56, 3 u. 4) und noch seltener eines blossen Schnurr- Sehr haufig besonders im 13. und in der zweiten Kinnbarts 46, 5, 13 15). Halfte des 14. Jahrhunderts trug man über der und (Taf. u. Gugel noch Gugei und Die niederen Stande trugen das Haar, wie die Bauem, Hut Oder Mütze (Taf. 39, 1 u. 11; 46, 1, 2, 5, 6, 10, 12 u. Haar der uiederen kurz (Taf. 56, 10). Ebenso mussten es die Diener tragen 17). Nur um die Mitte des 14 Jahrhunderts war sie bei Stânde als Zeichen der Knechtschaft. Daher schnitten auch wohl den Vomehmen eine Zeitlang als voUwichtige Kopf- blieb sie Ritter zu Ehren ihrer Damen die Locken ab, wie solches bedeckung in Geltung. Bei dem Volke war und auch den Kâmpfern 5 vor dem Kampfgericht geschah. dies immer (Taf. 39, u. 10; 46, 4). Locken als Manche Dame wusste sich etwas mit den Trophâen ihrer Wahrend Jener Blütezeit der Gugel wird sie dann Liebesopfer Schônheit, und es gab welche, die mit diesem Gewinn ihrer auch nicht nur aus Stoffen von sehr lebhaften glanzenden Reize einen Handel hâtte treiben kônnen. Farben angefertigt (Taf, 46, 2, 4, 5, 12 u. 17), sondem durch Um das Haar von dem Gesicht zuriickzuhalten, wurde sie wird auch vielfach ausgeschmuckt. Zuniichst Schapel das Schapel Rânder getragen. Dieses war wahrend des 13. Jahr- Zatteln (Taf. 46, 12 u. 14) oder bunte (Taf. 46, 4), hunderts unumgânglich nôtig, daher fehlt es auch auf den dann durch einen langen Zopf oder Schwanz, der von zopf der bald Gugel Abbilduugen nie (Taf. 89, 14 18). Auch im 14. Jahr- der Spitze herabhing. Die Lange desselben wurde u. noch die alte Form (Taf. 46, so übertriehen, dass die Kleiderordnungen daiiiber nicht hundert hat es anfangs 11 u. 19); spâter aber in der zweiten Halfte des Jahr- schweigen konnten. So finden wir denn zu verschiedenen an verschiedenen Orten verschiedene Masse Schnfire statt hunderts scheint es nach und nach durch farbige Schnüre Zeiten und dessen 1 L&ngen- oder seidene Bander ersetzt worden zu sein, so dass es für diesen Zopf vorgeschrieben (Taf. 46, 4), bald Elle, Vorschrift im 15. nur in dieser Gestalt noch angetroffen wird. Die bald 1^/j, 2 Ellen u, s. w. Übrigens reicbte er oft bis daran befindliche Schnalle oder Agraffe war mit einer zur Erde trotz aller Verbote. Auch wurde er vom gewunden Feder mit Schmelz- geziert. Man trug das Haar ausserdem im Hause, und gedreht und er sowobl als die Kapuze so wie heute, oft vôllig unbedeckt. perlen, Borten, Gold- und Silberstickerei, bunten Fedem, Ausser dem Hause, aber auch nicht seiten im Hause, Quasten — und Schellen verziert! Man denke sich das trug man einen Hut oder eine Miitze. Es gab mancherlei voUig aus! — Zugleich bemerken wir, d^s dies alies auch Arten und Formen beiden. fiir die Frauen gilt, denn auch sie von tricen gleichzeitig die Hut Unter den Hñten war der angesehenste der sogenannte Gugel (Taf. 48, 3). Herzogshut Herzogshut Er war gelb mit einem Goldreif unten rand Wahrend also der Herzogshut aus den hoheren zu um den Kopf, hatte eiué breite Krempe, die meist auf- den niederen Standen hinabstieg, ging es der Gugel dm- recht stand und einen spitzen Kopf. Doch wurde er schon gekehrt. Ursprünglich war sie nur eine Tracht der Diener im 14. Jahrhunderb gemeine Tracht des Bürgers, indem und unteren Stande, um 1360 war sie auch Tracht der er die Farbe wechselte und der Goldreif wegfiel (Taf. 46, Yornehmsten. Schon 40 Jahre friiher war sie v6n ihnen Der Rand wurde mit feinem Pelz besetzt, spater auf der Jagd benutzt worden — damais noch ohne 3 u. 5). Zopf. auch wohl der ganze Hut. Ebenso gestaltet war der So blieb sie auch eine hesoudere Tracht der Jager noch Pfauenhut Pfauenhut, der statt mit Pelz ganz mit den Schwanzfeder- ein Jahrhundert spater, als sie sonst iangst nicht mehr Qngei ver- Bchwindet , jï spitzen der Pfauen besetzt war. getragen wurde. Andere Noch im 13. Jahrhundert waren auch Hüte mit Dies geachah bei der vomehmen Welt etwa um 1380 Formen rundem Kopf und breitem Rande im Gebrauch (Taf. 39, 2), bis 1385. Man wusste trotz aller phantastischen Yer- ebenso noch die alten zeltfôrmigen, die von der Spitze bis zierungen doch eigentlich recht wenig mit der Gugel an- ¡zum âussersten Rande keinen Absatz batten (Taf. 39, 1). zufangen. Sie war ein unfügsames Ding. Man schnitt 1300 Mannigfaltiger wurdea die Hutformen im 14. Jahr- wohl die Kanten aus, man besetzte sie, man ^verlangérte hundert, obwohl gerade diese Zeit anfangs alien Hiiten und verkurzte den Zopf, man wand ihn, aber es blieb doch und Mützen den Untergang drohte. Man bedeckte namlich im ganzen die alte Gugel. Das behagte den Modeleuten Gugel den Kopf durch die Gugel (auCh wohl Gogel, Kugel, Kogel, nicht. Es muss allé Jahr was neues am Ruder sein! Beim Gugler, Kugelhut oder Kulhut genannt). Diese war eine Yolke dagegen erhielt sie sich noch mehrere Jahrzehnte. Kapuze mit angesetztem Kragen, der den Hals und die Die vomehme Welt griff also nun mit Entschiedenheit Schultem verhüllte. War sie vom geschlitzt, so wurde zu Huten und Mützen, die auch wahrend der Gugelzeit IX. Die Franzosen im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 191 nie ganz aus dem Gebrauch. gekommen waren. Man trug, bôbt und der Boden wie schon vergrossert wurde, se dass ein gesagt, haufig Gugel und nocb boher, Hut oder Mûtze nacb oben sicb erweitemder Zylinder entstand dariiber (Taf.<39, 1 u. 10; 46, (Taf. 46, 1, 2, 5, 6, 10, 12 u. 17). Jetzt, 13). Die Rânder wurden aucb hier mit Pelz mit dem besetzi Ende des i4. Im Jahrhunderts, bebielten die Vor- 15. Jabrbundert wucbs die der Formen. Goiier nebmen Mannigfaltigkeit nur nocb den Kragen, denGoller, bei und bracbten Neben sebr breiten Mûtzen ibn mit der Jacke (Taf. 55, 12 u. erscbeinen oder dem Rocke in 13) Verbindung {Taf. 46, ganz kleme Kâppcben, wie balbierte 14). So erklaren sicb aucb die breiten Bîumentopfe (Taf. 55, runden Pelz- 6 u. 8) oder niedere Mûtzen, mit steifem scbmalen Rand kragen der Fürsten im 15. Jabrbundert (Taf. 46, 16; 55, und weicbem Kopf, die den zum Barett andeuten 11, ,12 u. 17) und der Übergang Wappenkragen Pbillipp des Guten (Taf. 56, 8 u. 11), jener vorberrscbenden (Taf. 55, 18). Kopfbedeckung des folgenden Jabrbunderts, vor welcber die Als nun die Gugel dabin allmâcbtigen zurückging, wober sie ge- Filzbûte dieser Zeit bis ein Wechsel kommen entweicben, war, stieg statt ibrer spaterer aus denselben Regionen des Scbicksals sie abermals zur Herrscbaft Fiizhut ibr Stellvertreter, eine bringt. neue Erscbeinung, auf: der Pilzhut, Dies war durcb den Hof zum ersten i4oo um denselben Gang durebzumacben burgundiscben und aucb ebenso zu Male. mit dem des enden. gescbeben. ^bon Jabrbunderts Fiizhut Er ist das Zeicben Anfang der burgundiscben Zeit. Vor- war er obne allé aus den dienenden Klassen ber batten die Verânderung Vomebmen ausser der sebou erwabnten zu den berrscbenden Es war der Formen des ûbergegangen. Herzogsbutes und des graue, breitkrampigen runden breitkrampige Hut mit (Taf. rundücbem, niederen der 46j 1) im 14. Jabrbundert nocb Kopf, verscbiedene andere bei uns vor 50 Jabren abermals sicb Hûte und getragen: niedere runde emporarbèitete mit scbmaler aufgestûlpter von 1850—1870 wurde. Zuweilen wurde statt Krempe getragen (Taf, 46, 17), etwas bôbere runde mit ganz oder Filz ein kostbarer Pelz docb bebielt teilweise irgend gewablt, der aufgestiilptera Rand, beide mit Fedem gescbmûckt Hut seine alte Form. Aber wie — Gar bald wurde (Taf. wandiungen 46, 14), aucb wobl lange? mit Goldreif und Goldknopf auf er der langweilig; man krampte den Rand aufwarts Spitze 55, geziert. Es (Taf. waren dieselben Erscbeinungen, 3 u. 18), man die bog ibn binab (Taf. 55, man tat balb wir scbon bei den Italienem 11), (Seite 171 f.) erwâhnt das eine, balb das andere 55, 9 u. man baben, denn (Taf. damais 17), berrscbte scbon ûberzog die Mode. ibn mit bunten Stoffen, man fârbte bald Abnlicb ibn, war es in beiden einfarbig Jabrbunderten mit der (Taf. 55, 11 u. 18), bald Rand und Mfltze Mûtze. Im Kopf 13. Jabrbundert verscbieden, ja trugen die Vomebmen solcbe sogar mi-parti von oben nacb unten man schmûckte mit breitem Boden geteilt; und die Seiten mit Pelz oder Borlen ibn mit Fedem, mit Goldrosetten 55, mit Gold- besetzt, (Taf. so. dass sie steif 18), in die Hôbe standen (Taf. 39, ringen, ja Konige legten Kronen um den Deckel 10 u. 16), den Gebenden sogar der Frauen abnlicb. Das Volk (Taf. 55, 17) — aber der Hut war docb aucb sehr trug âbnliche, doch obne steif lang- en Rand, so dass sicb die weilig — fûr die Mode. Mûtze dem Eopfe rundlich anscbloss; oben batte sie ge- Da fand ein erfinderiscber eine womit wôbnlicb eine Kopf Ausbilfe, Quaste (Taf. 39, 4). Diese Form findet sicb fûr einige Zeit Aussicbt zu vielem Neuen gegeben war. aucb nocb im 14. Jabrbundert (Taf. 46, 10), obwobl aucb Man band einen Streifen daran und er daneben Sendal, die Seidenzeug, Beutelmûtze der Vornebmen beim Volke Ein- tmg nun die Sendelbinde. — Die Welt war — Hut mit gang fand. gerettet! Das Zeug wurde binsicbtlicb der Farbe sebr Beutelmûtze Diese batte sicb nâmlicb ausgewablt: aus der frûberen dadurcb je greller, desto scboner, also rot 55, 13 u. entwickelt, (Taf. 2, dass innerbalb 18), der steifen, aufrecbtstebenden gelb und Sie reicbte bis zur Erde Seiten dergleicben. ein loser 56, Beutel (Taf. aus weicbem Stoff, gewôbnlicb 2), wurde aber gewobnlicb quer ûber die Brust Seidenzeug, aufstieg, der gelegt nun nacb Belieben nacb irgend (Taf. 55, 5 u. 18) und fiel dann binten ûber die Scbulter einer Seite ûber den Rand gezogen werden konnte oder binab. Damit batte die Laune Raum zum innerbalb derselben Spiel in allerlei gewonnen. Falten oder Figuren zurecht- Denn diese Mode, sie ûber die Brust zu legen, die zulegen gegen war (Taf. 46, 2; 55, 7). Dadurcb gewann das 1425—1435 berrscbte Deutscbland nocb bis Ausseben (in des 1500), Kopfes eine wicbtige Handhabe zur Dar- wurde bald gewecbselt. Man legte sie rund um den Hut, stellung seiner Launen. Solcber Art waren aucb die Mûtzen wie einen Turban, wickelte sie mebrmals um den der Vliessritter Hals, (Taf. 55, 13). Jetzt batte man, was man nabm aucb wobl nocb eine oder bei der mebrere, ja sogar zebn Gugel so schmerzlicb vermisst batte: ein fûgsames, oder mebr Sendelbinden zu Hilfe, gab ibnen Zatteln und nacbgiebiges Stûck. Man besetzte sie mit Bândem, die besetzte sie mit allerlei wieder Sj)ielzeug: Stemcben, Kreuzen, ausgezackt oder federartig gescblitzt und mit Blumen und dergleicben aus Gold oder Silber oder mit Scbmuck besetzt waren (Taf. 56, 11); man konnte sie ge- Scbmelzwerk, besonders am unteren Ende. rade und scbief aufsetzen: kurz, es war mit der Mûtze Bald ging aucb die Sendelbinde auf die Mûtze ûber sendeibinde etwas zu macben. (Tat. 55, 13). «.derMM». Wandiungen Dagegen bliebcn aber die frûberen steifen Mûtze Mûtzen er Docb aucb am Hute selbst versucbte man sicb immer jjjjjjjgj. ^ocb im Gebraucb, selbst bis ins 15. Jabrbundert wieder aufs neue, denn aucb die Môglicbkeit der Sendel- Ânderungen (Taf. 46, 12; 55, 4 u, 12) und fanden zugleicb nacb einer binde erscbopfte sicb zuletzt. Man scbmalerte also den anderen Seite bin eine Entwicklung, indem die Seiten er- Rand (Taf. 56, 16), man stûlpte ibn steif in die Hôbe 192 Das Mittelaiter. war (Taf. 56, 13), man krampte ihn einseitig herab (Táf. 56, 9), auf dem Haar (Taf. 39, 7, 8, 12, 15 u. 17). Bisweilen man liess ihn zuletzt fast verschwinden (Taf. 56, 7). Zu- der erstere auf diesem befestigt (Taf. 39, 8), bisweilen gleich ânderte man den Kopf und gab ihm eine mehr trug man dasselbe auch ohne Schleier (Taf. 39, 17) oder kugelige Form (Taf. 56, 16) oder oben einen scharfen Rand diesen allein mit dem Schapel auf dem Haar festgehalten (Taf. 56, 9), liess ihn erhohen und oben stumpf oder spitz (Taf. 39, 12 u. 15). Im letzten Falle bedeckte er zu- im besonderen Knauf enden (Taf. 56,7). Bei alledem mussten weilen, indem er lang den Rficken hinabfiel, die ganze die Farben und die schon erwahnten Verzierungen, Fedem Lockenffille (Taf. 39, 12). und dergleichen immer noch mithelfen. Doch blieb das Die Hauben oder Gebende waren fibrigens schon im Volk indessen immer dem alten Hute treu (Taf. 56, 10). 13. Jahrhundert verschieden an Gestalt in den verschiedenen Der burgundischen Hofetikette verdanken wir auch Teilen Frankreichs und Deutschlands, wie ims die Dichter einen der torichtsten Qebrâuche im alltâglichen Leben, der jener Zeit berichten. um Rise sich, wie so mancher Unsinn, mm schon über vier Jahr- Die Rise wurde im 13. Jahrhundert nur benutzt, hunderte erhalten hat und und kam erst im aus Rücksichten auf die Ge- Lippea, Kinn und Hals zu verhfillen, sundheit langst hâtte verbannt werden solien, nâmHch die 14. Jahrhundert mehr in Gebrauch, doch immer nur ffir Gi uss auf der Begrüssung durch Abnehmen der Kopfbedeckung. Yielleicht verheiratete Frauen — sofern sie nicht dem allgemeinen du^c^Hut- schlagt auch dieser Erbschaft einer der untergegangenen Welt Zug der Enthfillung der Brust folgten. Denn dieser, abnehmen eiust ihre Stunde; bis jetzt ist sie noch gültig und niemand seit der Mitte des Jahrhunderts die Frauen beherrscht, 1250 hat den Mut, das Vermachtnis umzustossen. Nur im liess die Rise liur noch ffir alte und wfirdige Frauen Waffenrock ist der Deutsche berechtigt und sogar ver- fibrig (Taf. 48, 1, 4, 7 u. 8) oder, mit der Gugel verbunden, die verheiratet pflichtet, Kopfbedeckimg beim Grusse im Freien nicht als Witwentracht (Taf. 56, 5); allé übrigen, zu lûften. Môchte er endlich dieses Recht auch auf die oder nicht, verschmahten sie nicht nur, sondem^enthfillten ■ Friedenskleidung übertragen! Der Orientale ist darin noch weit mehr als die Rise hâtte verdecken kdnnen — kluger aJs der Europaer; er lasst Fez oder Turban etc. (Taf. 48, 5 u. 6, 11 u. 14). stets in Ruhe und sein Gruss ist hoflicher als der Der Schleier wurde seit dieser Zeit nur ein Zierstfick Schleier unsere. Die Kopfbedeckung hat also beim Grusse nichts zu tiin! und hatte keinerlei Nutzen mehr. Er hing als ein fiber- Erster Aber schon als unter Philipp dem Guten und Karl dèm flfissiges Stack Zeug am Kopfe und war mehr lastig di^^unsftte kâmpfte man gegen die Ehrfurchtserweisung durch angenehm (Taf. 48, 9, 16 u. 18). Mit dem Fortschreiten unbedeckten Kopf, denn ein ahnlicher Zweig desselben der Putzsucht wuchs aber seine Bedeutung. Stammes von Zeremoniell schrieb vor, dass bei Hof jeder, Im Anfange des 14. Jahrhunderts trugen hohe und isoo noch das Haar offen; ausgenommen der Herzog, den Hut abnehmen musste. (Nur niedere Frauen und Jungfrauen die Granden durften in Spanien in Gegenwart des Kônigs gegen die Mitte hin wird dies immer seltener, denn das isso den Hut tragen.) Man half sich durch eine hohe Unter- Haar bedeckte ja, was man sehen lassen wollte: den Hals mutze (Taf. 56, 6) und nahm den Hut dann freilich ab, und die Schultern. Nur Ffirstinnen und vornehme Jung- in die Hand, oder liess ihn auf dem Rûcken an einem frauen trugen um diese Zeit noch dann und wann offenes Bande hangen. Haar (Taf. 48, 12 u. 14). Aber bald nach dér Mitte des F rau en; Die Frauen hatten indessen gleichfalls mancherlei 14. Jahrhunderts war auch dies unmogUch. Die Mode schwere Sorge, wo sie Matronen immer zur Nacht nicht den Kopf aber bezwang zuletzt allé. Indessen sich , den Kopfputz hinlegen soUten, denn die er erforderte dichter verhfiUten (Taf. 48, 7 u. 8), entblosste sich ganz besondere Schranke für sich, fibrige Frauenwelt mehr und mehr. Die Kleider wurden 1200 Doch nicht so im 13. Jahrhundert, wo das Schapel ausgeschnitten, das Haar in besonderen Taschen und Haar schapei (Taf. 89, 6, 13 u. 15) mit dem Gebende (Taf. 39, 8 u. 17) sonstigem Kopfputz untergebracht. Ja, die Übertreibung die einzigen, steifen Kopfbedeckungen welche tag- ging unter Isabeau soweit, dass auch kein Harchen sicht- waren, taglich gebraucht wurden. Daneben wird wohl noch dann bar bleiben durfte, ausgenommen ein kleines, gebogenes und wann ein Hut, besonders ein Pfauenhut, erwahnt. Als Zopfchen vom fiber der Stirn (Taf. 48, 19—21). AUes leichte Kopfbedeckungen werden der Schleier (Taf. 39, fibrige Haar musste innerhalb der seltsamsten Kopfaufsatze 7 u. 8) und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die Rise vollig verschwinden (Taf. 4B, 5 u. 6, 10 u. 15). Im Nacken aogeführt. Alie diese haben wir bereits in einem fruheren und an den Schlafen riss man, was nicht unterzubringen Abschnitte besprochen (S. 156 f.) und konnen uns also war, aus oder sengte es ab. hier darauf beschranken, dorthin zu verweisen. Es ging Um dies vollige Verbergen der Haare zu ermoglichen, in Frankreich damais hinsichtlich dieser Kopftracht ziem- musste man ihrer vollstandig Hen* sein; sie wurden also lich genau ebenso wie in Deutschland; dasselbe gilt von zu Zopfen geflochten und diese fiber den Ohren oder zopfe dem Haar. hinten oder spater oben auf dem Kopfe zusammengelegt Haar Es fiel in offenen, langen Locken fiber die Schultern und befestigt. Dies geschah schon vor der Mitte des hinab (Taf. 39, 6, 13 u. 17); verheiratete Frauen trugen 14. Jahrhunderts sehr haufig, wurde aber von da ab die Schleier und den Kopf nicht unbedeckt wie die Jungfrauen, die bloss Regel. Ubrigens mfissen, wenn die Dichter Recht haben, Gebende Schapel anlegten, sondern noch Schleier und Gebende die Zopfe gerade in Frankreich schon im 13. Jahrhundert iüi wm IX. Die Franzosen.îm 13!, 14. und 15. Jahrhundert. 193 nichts Seltenes gewesen sein, da ihrer schon damais Er- vor zurück, sowohl die seitlichen Goldtaschen (Taf. 48, 2; wahnung gescMeht, z. B, im Wigalois. In Deutschland 55, 16) als auch die aus Deutschland stammenden Netze dagegen kommen sie um diese Zeit noch nicht vor, auch (Taf. 48, 5). Sie waren allé nicht gross, wohl besonders auf franzosischen Bildern nicht. nicht steif und beschwerlich genug, um zu der burgun- Die beliebteste Art, das Haar zu ordnen, war die, dass dischen Etikette zu passen; sie liessen dem Frauenkopf es nach jeder der beiden Seiten des Kopfes in einen Zopf zu viel Freiheit in der Bewegung wie in der Behandlung; Haar in geflochten war und dieser dann schneckenartig über dem Auch blieb dabei gewohnlich noch etwas Haar sichtbar. Taschen Obre aufgeroUt wurde. Jede dieser Schiiecken erhi^lt denn Diesen Ubelst&nden halfen die ungeheueren Produkte Isa- auch ihr Haus in einer goldenen Tasche (Tal 48, 2, 5, bellens ab. 10 u. 16), wie wir deren bereits bei den Englanderinnen Der Hauptvorzug derselben bestand in ihrer Grosse. Grosse und dieser Zeit erwahnt haben, oder das ganze Haar wurde Die Haube hatte die Form einer sich nach oben erweitern- Ban der- selben In einem mit einem Netz verhüllt, das verschieden war nach Art den Glocke, die etwa eineinhalb bis zwei Spannen hoeh Netze der verschiedenen Anordnung der Zopfe (Tàf. 48, 6, 11 u. war (Taf. 48, 19—21). Sie war mit Seide oder Goldstoff 15). Es offen zu tragen, wagten nur wenige (Taf. 48, 13), überspannt und mit Stickereien, Perlenschnüren, Rosetten mindestens musste ein Schleier dariiber liegen (Taf. 48, und dergleichen geschmückt; von vorn nach hinten liefen 18), und auch nur Jungfrauen war es gestattet", ebenso über die Kuppel Wülste aus Pelz oder sonstigem kost- die Zopfe hângen zu lassen. baren, andersfarbigen Stoff. Auf der Hohe lag noch oft Falsches Dass dabei sehr oft falsches Haar verwandt wurde, ein dicker, in der Mitte vom eingebogener Wulst oder Haar dariiber liegen die deutlichsten Zeugnisse vor, besonders es hing die Sendelbinde (Taf. 48, 20 ; 55, 19) oder der wenn die Zopfe offen getragen wurden, entweder lang im Schleier (Taf. 48, 19) von oben herab. Letzterer steifte Nacken hangend oder seitlich im Bogen um die Ohren sich auch wohl als eigener Aufbau noch über die Haube (Taf. 48, 17);, auch war immer noch bei beiden Ge- empor, durch Draht oder Starke gehalten, ehe er hinten schlechtern das blonde Haar in besonderem Ansehen. hinabfiel (Taf. 48, 21). Die Konigin trug bei Festen oben Schmuck des An Schmuck fehlte es solchem Kopfputz nicht. Die auf der Haube noch die Krone (Taf. 48, 19). Kopfputzes Netze waren oft aus Goldfaden oder Perlenreihen. Auf Dass mit hoher Haube kein Beugen des Kopfes mog- der Stirn zeigten die Turbanhauben gewbhnlich eine kost- lich war, versteht sich von selbst. Kopf und Hals hatten bare Agraffe aus Edelsteinen, welche gewohnlich drei fortwahrend zu tun, um die Haube zu halten. Daher Federn trug (Taf. 48, 11), die nicht seiten, wie Abbildungen lassen die Dichter — freilich vergeblich! — alien Spott Spott der Dichter jener Zeit lehren, von ansehnlicher Grosse waren. gegen diese Tracht los und vergleichen die Weiber mit Eins aber ging bei alien diesen Kopftrachten verloren, Hirschen und anderen Homer tragenden Tieren. Jeder Schapel das Schapel, jedenfalls die schonste aller Kopfzierden. Durchgang durch eine gewohnliche Tür war ein Kunst- verschwindet Hier und da sah man sie wahrend des 14. Jahrhunderts stück (die Hauben wurden von den vornehmsten Damen noch (Taf. 48, 15 u. 18), aber auch an ihr versuchte sich auch im Hause getragen!), und man erzahlt, dass im der Geist der Zeit, indem er sie umwandelte in weniger Schlosse zu Vincennes die Türen und Tore hatten erweitert schone Formen durch Verbreiterung und dergleichen werden müssen, damit Isabeau mit ihren Hoffrauen bin- (Tal 48, 17). durch konnte. Gebende Auch das Gebende wich allmahlich den Hauben, die Der vorhin erwahnte, über dem Scheitel eingebogene Wulsthaube durch nun alljahrlich mit grosserer Missgestalt hervortraten. Vor Wulst wurde auch zuweüen als besondere Haubeii Kopfbedeckung verdrângt allem machte sich die aus dem bürgerlichen in den Adel- getragen in Verbindung, statt mit der hohen Haube, mit Gugel stand erhobene Gugel wichtig (Taf. 48, 3; 55, 15). Wohl- einer der früher erwâhnten (Taf. 48,16). In dieser Form hatte gezattelt, buntgestreift, reich geziert mit Ferien, Gold und er einige Verwandtschaft mit den turbanartigen Hauben, Edelsteinen, mit ellenlangen Schwanzen: wer konnte sich die wir schon oben anführten (Taf. 48, 11), und welche etwas Schoneres vorstellen?! So dachte man wenigstens in der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts, doch nicht als gegen das Jahr 1370 — doch die Zeit kam, wo Isabelle, allgemeine Mode, vorkamen. die Erfindungsreiche, wirklich noch Schoneres fand, nam- Das 15. Jahrhundert brachte mit der Blüte der lich verschiedene Arten von Türmen, die der Kopf zu burgundischen Herrschaft noch einige neue Formen zur tragen hatte. Geltung, worunter zwei die vorherrschendsten waren. Die Schleier Nur der Schleier rettete sich aus der Vergangenheit erste war eine gehomte Haube, und sie mag wohl zumeist GehOrnte Haube herüber und diente in seiner Verschiedenheit nach Grosse, zu den Versrleichen der Frauen mit Wiederkâuern die O Stoff, Besatz und Verzierung zur TJnterscheidung der Ursache gewesen sein. Sie erinnerte an die in der ersten Stânde. Es trugen ihn ebensowohl vornehme Frauen als christlichen Kirche üblichen Bischofsmützen, nur dass sie niedere Bürgeriimen, jene aus Seide fein gewebt, diese viel grosser war. Über einem hohen Drahtgestell spannte grob aus BaumwoUe (Taf. 48, 7 u. 9, 16 u. 18). sich Seide und Goldstoff so aus, dass er seitlich in zwei HOriier nacli aussen ge- Hohe Hauben Mit der burgundischen Modeherrschaft wurden im hohe Spitzen auslief, die in der Mitte eine tiefe Senkung bogen durch Isa- 15. Jahrhundert die von Isabelle erfundenen hohen Hauben auf dem Scheitel bildeten Die Laune der belle (Taf. 56, 14). vor- herrschend überwiegend. Alie anderen Kopfbedeckungen traten da- Trascerin konnte nun die Horner erhohen oder ihren Kretschmer u. Bohrbach, Tracbten der VOlker. 3. Âofi. 25 194 Das Mittelalter. Zwischenraum erweitern, und es gab daber Hauben, die wobnlicbes, dass der Fuss duitîb einen Scbub bedeckt war. wirkiich meterbreit waren, so dass man ein Ungetüm zu Im 14. Jabrbundert dagegen trugen die Vornebmen fast 1800 sehen glaubte, wenn eine Frau sicb zeigte. Oder es wurden nie Scbube, sondern die Hose vertrat dieselben. Aucb im Hose ohne Schuhe HOrner nach die Horner oben zusammengebogen, so dass die Haube 15. Jabrbundert, wenigstens in dem ersten Viertel, war inuen ge- kugelabnlich erscbien. Dabei half die Verschiedenheit der bogeu dies nocb die Regel. Von der Mitte an batte der Scbub 1350 Farben, Stickereien und des Schmuckes natürlich ebenso sein Vorrecbt bei alien Standen siegreicb wieder zurfick- Schuhe zur Verzieruhg wie bei der ersten Haube. Desgleicben erobert. bei der dritten. Der Stiefel kommt zwar wabrend des 13. Jabrbunderts stiefei KegelfOrmige Diese war ein 30—60 cm hoher, spitzer Kegel, der, vor, docb nur, besonders bei den boberen Standen, sebr Haube mit der Spitze nacb binten geneigt, oben auf dem Kopfe seiten. Auf der Jagd und auf Reisen wird er bier und befestigt wurde. Er war steif, mit buntem Zeug oder da angeffibrt. Aucb auf den Abbildungen ist er kaum mit Goldstoff überzogen (Taf. 55, 14; 56, 15) und von einem einmal zu finden. Schleier Schleier spiralformig umwunden, dessen Ende von der Der Scbub war gewobnbcb obne Scbnfirlocber, batte daran Spitze bis zur Erde fiel, so dass es Sitte wurde, ibn über dagegen an beiden Seiten oft Obren mit Riemen. Diese Schuhe mit den linken Ai'm zu scblagen, um das Flattern zu verbüten, entstanden dadurcb, dass an dem Scbub, der bis die Ohren an Derselbe war baufig mit Gold gestickt, mit Spitzen be- Knocbel reicbte, vorn auf dem Spann ein breiter und setzt und dergleicben mebr. Über die Stirn legte sicb tiefer Ausscbnitt gemacbt war (Taf. 39, 3 u. 14). Der ein breites, farbiges Band, fiel auf beiden Seiten fiber die Rand desselben war oft farbig eingefasst. Zuweilen war Acbseln nacb binten (Taf. 55, 14) und wurde aucb wobl aucb statt des Ausscbnitts nur auf jeder Seite ein Ein- gleicbwie die Sendelbinde mit dem einen Ende nocb nacb scbnitt, abnlicb wie bei den beutigen Hausscbuben (Taf. 39, vorn fiber die Brust gescblagen (Taf. 56, 15). 11). Zuweilen feblten aucb diese, und der obere Rand Grosse Ver- Diese Haube samt Zubebor scbeint die weiteste Ver- batte keine breiíung der- Unterbrecbung (Taf. 39, 10 u. 16). Diese selben breitung gefunden zu baben, denn sie findet sicb in alien vôllig gescblossene Form wurde gegen das Ende des Jabr- Provinzen im Gebraucb. Man wagte sie sogar fiber offenem bunderts vorberrscbend. Nicbt seiten waren die Scbube HoheSchuhe Haar zu tragen (Taf. 55,14) und bracbte auf diese Weise aucb so erbobt, dass sie nocb ebensoweit fiber die die grosste Knecbtscbaft mit der grossten Freibeit in Ver- Knocbel reicbten, als sie unterbalb derselben bocb waren bindung: ein Zeicben der Zeit. (Taf. 39, 1). Kegelhaute Von diesen verscbiedenen Haubenformen kamen zu- Der Stoff, der zu den Scbuñen verwendet wurde, war Stoff verândert gleicb alierlei Abweicbungen vor, besonders von der letzten. gewobnlicb Leder, bei den Vornebmen aucb wobl Zeug Man stumpfte den Kegel an der Spitze ab (Taf. 56, 12); oder Goldbrokat (Taf. 39, 16 u. 17). man liess die Scbleier-Spirale weg und befestigte diesen In der Farbe war Scbwarz das Vorberrscbende (Taf. 39, Farhe auf andere Art an der Haube, so dass er breit und scblaff 8, 7—11, 14); daneben kommen aber aucb allé anderen berabbing. Aucb kfirzte man ibn um die Halfte, so dass Farben vor (Taf. 39, 19). Aucb die Naturfarbe des I-eders das Tragen unter dem Arm wegfiel (Taf. 56, 12). Kurz, war sebr gebraucblicb (Taf. 39, 1). man sucbte dem ünbeil, dass jede neue Tracbt nacb einigen Die Form des Scbubes war dem Fuss angepasst und Form der Jabren keine neue mebr war, nacb Krâften abzubelfen, in- lief gewobnlicb Schuhe vorn spitz zu (Taf. 39, 1, 11, 14 u. 19), dem man bald bier, bald dort etwas ânderte. Man beftete docb obne Verlangerung der Spitze. Daneben kamen aber Schmuck mit goldenen Nadeln Obrglocken aussen auf die Stirnbinde aucb Scbube vor, die vorn etwas daran abgestumpft und ab- (Taf. 56, 12) oder eine Agraffe darauf mitten fiber der Stim gerundet waren (Taf. 39, 16 u. 17). (Taf, 56, 15); man liess unter dem Bande nocb eine scbmale Von den Frauenscbuben gilt dasselbe, und sie. sind Frauen- Scbleierkante vortreten und bracbte auf diese und andere daber bei dem Vorstebenden immer •schuhe mit inbegriffen. Art immer wieder Abwecbslung in das Stetige. Denn Das alies ânderte sicb im 14. Jabrbundert ganz und 1800 diese boben Hauben erbielten sicb, so unglaublicb dies gar um. erscbeinen kann, ein ganzes Jabrbundert bindurcb. Keben Scbon um 1290 fângt die Spitze an sicb allmablicb Schuh- ihnen existieren wobl, wie wir scbon bemerkten, nocb andere zum Scbnabel (poulaine) zu verlangem und wacbst nun mit 8ChnS,hel Formen, aber sie bebaupten den entscbiedenen (poulaines) Vorrang. jedem Jabrzebnt, bis sie zuletzt mit dem Meterstab mess- Übrigens bleibe nicbt unerwabnt, dass um die Mitte bar wird (Taf. 46, 12—19). Wir baben aucb bier keine der burgundiscben Zeit zur Abwecbslung aucb auf eine Abbildung der Ausarfcungen gegeben, sondern uns auf das Filzhut kurze Zeit sogar der Filzbut bei den Frauen in Aufnabme bescbeidenste Mass bescbrankt, wie es selbst von den kam. Man denkt dabei gleicb an die Tirolerinnen, und Zurfickbaltendsten getragen wurde. von solcber Grosse trugen ibn aucb die Damen jener Zeit, Der Ausscbnitt auf dem Spann tritt ebenfalls bald Schuh- aber farbig und gewobnlicb nocb mit einer Feder geziert. nacb dem Anfang des 14. Jabrbunderts wieder auf und arsschnitt bebauptet sicb nun in der ganzen folgenden Zeit (Taf. 46, c) Fussbekleidimg. 4-7). Im 13. Jabrbundert war es nicbt nur bei den unteren Bei den Bfirgem und den niederen Standen kamen Stiefel schuhe Standen Regel, sondem aucb bei den oberen etwas Ge- aucb die vorbin erwabnten doppelt boben Scbube nocb in IX. Die Franzosen im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 195 diesem Jalirliundert vor (Taf. 46, 1 u. 2), ebenso bier und aber die letzten sicb nacb oben und trugen 30 cm lange dort auf Reisen und dergleichen auch die Stiefel (Taf. 46, 12). Spitzen; daber saben sicb die Reicben genotigt, gleicb- Ausser den bunten Rândern «batten die Sebube oder falls zuzulegen, und so trat denn eine allgemeine Ver- Stiefel seit der Mitte des Jabrbunderts nocb eine andere langerung der Schnabel ein. Allé Stande trugen sie; den Zatteln ' Verzierung, die Zatteln. Übrigens stimmten sie in Farbe Geistbcben, die sicb damais in solcben Dingen trotz deren Die Schuh- und Stoff mit den frûberen überein. aweltlicber Art" sebr bervortaten, wurden sie 1365 durcb schnabel bei 8chuh ausBer Seit derselben den Geist- Zeit ungefabr wurde der Sebub von den das Konzil zu Oebrauch. Angers verboten, wie sie ibnen scbon bei lichen boberen Standen ganz beseitigt und durcb die bis ûber den der ersten Epocbe der Scbnabelscbube 1212 auf dem Fuss reicbenden Beinkleider ersetzt (Taf. 46, 14 u. 17—19), Konzil zu Paris verboten worden waren. Docb aucb dies Diese enganbegenden Kleidungsstücke, die sicb von unten zweite Mal blieb obne Erfolg. Da gedacbte nacb 50 Jabren Scharferes berauf immer mebr verlangert batten, so dass aus den Konig Karl VI. das Ubel an der Wurzel anzugreifen und Verbot StrQmpfe Striimpfen, in welcbe man die weiten leinenen Beinkleider, verbot daber 1422 in Paris den Scbubmacbern die Ver- warden zu die Bosen Brucbe, fruber bineingesteckt batte, im 11. und fertigung der Schnabel, liess aucb ausserdem in alien 12. Jabrbundert zwei lange Hosen geworden waren, welcbe offentlicben Verkaufsladen, eine grosse Jagd nacb ibnen binten zusammengenestelt und oben an das Wams be- ansteUen und setzte Strafe auf 'den Handel mit dieser festigt wurden, batten nun eine solcbe Bedeutung erlangt, Ware: Alies vergeblicb! Die Mode spottete in ibrer Al l- dass bei den Vornebmem die Brucbe ganz ausser Ge- gewalt der koniglicben Ordonnanzen und lacbte auf ibrem braucb kam. Scbon im Anfang des 13. Jabrbunderts gebeimen Throne aller solcber Anstrengungen. Sie liess waren diese langen Strümpfe eine Hose, d. b. ein zu- keine Befeble ausrufen, bielt keine Polizeisoldaten, und sammenbangendes Stück, das den Leib und beide Beine man geborcbte ibr dennocb pünktbcb. Erst als sie es Die Schnabel Die bis zu den Fussspitzen verbüUte. .Die Bruche Brucbe, das alte, für Zeit bielt, die Scbnabelscbube abzuscbaffen, welken und was um ^ er- fallen ab schwindet Weite, leinene Beinkleid, blieb bei den Bürgern nocb bis 1485—1490 der Fall war, da borten sie auf. Karl VIII. um 1360 im Gebraucb (Taf. 46, l), macbte aber dann den eiferte zwar ebenfalls wie sein Vorgânger gegen diese Hosen aucb .bier Platz (Taf. 46, 5 u. 7), obne dass jedocb Unsitte, aber mit demselben Erfolg. Aucb der Papst aucb die Sebube mit ibr Abscbied nabmen, wie dies bei scbleuderte nocb 1480 eine Bulle gegen die Schnabel, den Vornebmen gescbab. Nur bei besonderen Gelegen- jedocb obne sie zu beugen oder zu brechen, ja obne sie beiten finden sicb bei diesen nocb Sebube (Taf. 46, 16). im geringsten zu verletzen. Man erkennt aus solcben Vor- Hose Die Hose bestand meistens aus Wollstoff, im folgenden gângen am deutlicbsten, dass das ganze Gebiet der Tracbten Jabrbundert aucb nicbt selten aus Seide, und wurde dann, ein vollig anderes ist als das der obrigkeitlicben Ver- ausserdem dass sie durcb eine schone Farbe sicb hervor- fügungen. Es passt diese Waffe nicbt gegen jenen Feind: Stickerei bob, nocb durcb allerlei oft bocbst darauf pbantastiscbe Sticke- es ist ein Kampf mit Windmüblen. Das Reich der Tracbten reien verziert. Diese waren oft nur auf einer Seite, oft scbwebt in der Luft, so fest aucb die Kleider auf dem aucb auf den beiden Seiten, in verscbiedener Zeicbnung Leibe sitzen. angebracbt (Taf. 56^ 13 u. 16). Die Scbubscbnabel waren durcb eine Gewobnbeit von Schuh- Fr auen: Die Frauen trugen die Sebube im 14. und 15. Jabr- zwei volien Jabrbunderten schnabel an (von Pbilipp IV. bis auf KarlVIII., der Eisen- Schuhe auch bundert gleicbfalls gescbnabelt und in Farbe und Stoff 1290—1490) so sebr ein unvermeidlicbes mit Anbangsel des rilstung wie Schn3i'bela früber. Scbwarzes Zeug war das beliebteste, daneben Korpers geworden, dass sie aucb an den Rüstungen nicbt gelb und rot, aucb wobl Sebube aus feinem spaniscben feblen durften, obwobl bier ibre Unbequembcbkei gewiss Leder (Taf. 48). Der Schnabel erreicbte zwar bei ibnen am meisten füblbar wurde. Freibcb werden aucb bier Falle weder im 14. nocb im 15. Jabrbundert die ungebeuere bericbtet, dass im emstbcben Kampfe die Ritter sicb der Lange wie bei den Mânnern, weil — sonst ware es wobl wirklicb lastigen Hemmscbube durcb zwei Scbwerthiebe docb gescbeben — die langen Kleider solcbes von selbst eutledigten indem sie die Spitzen kurzweg abbauten. verboten (Taf. 55, 14 u. 19; 56, 12 u. 15), aber trotzdem Man konnte sicb wabrend der obengenannten Zeit gab es welcbe, die 60 cm lang' waren. Ausserdem kann keine Menscbengestalt obne diese letzten Wurzelenden des bier 2ur Ebre der Franzosen nicbt verscbwiegen werden, ganzen denken, daber müssen denn aucb auf den Bildern dass sie geràde die Scbubscbnabel, obwobl diese Mode die Heiligen sicb bequemen zu dieser Unbequemlicbkeit, Die Heiligen jetzt von ibnen ausgegangen war, nie bis zu der Aus- ja! selbst Cbristus und Maria und sogar Gott der Vater mit poulaines debnung, wie, es in England und Deutscbland gescbab, müssen modem erscbeinen und tragen ibre poulaines anwacbsen liessen. ebensogut und lang wie die sündbaften Menscbenkinder. Verhote Docb waren bei ibnen, wie in den letztgenannten Die Maler müssen also die Meinung nicbt geteilt baben, gegen die Schnh- Lândern, alie Verbote gegen diese Unsitte ganz umsonst. als seien die Schnabel der Sebube etwas Scblimmes, eine achnahel Anfangs, mit dem Beginn des 14. Jabrbunderts, batte jeder jHoffart", wie sie sonst baufig gescbolten werden. Masse nach Stand seine besondere Lange der Scbubspitze: der bobe Um den weicben, biegsamen Spitzen einen Halt zu den Standen verschieden Adel trug sie in beiden Gescblecbtern 60 cm lang; die geben, trug man bolzerne Unterscbube, die mit Quer- Unterschuhe vornebmsten die Bürger und der niedere Adel für 30—50 cm, riemen über den Spann befestigt waren. Unter dem Schnabel die gewobnlicben Bürger 15 cm. Nacb und nacb scboben Hacken wurden sie durcb bolzerne Absatze erbobt, ebenso 25* 196 Das Mittelalter. vorn unter dem Ballen. Welch ein leichter, gerâuschloser erwahnt haben. Dass die Nadeln, deren man sich zur Nadeln Gang dadurch erzielt wurde, lâsst sich leicht denken. War Befestigung derselben hediente, von Gold waren, brauchen scheiie am nun gar die ypitze des Schnabels mit einer Sohelle be- wir kaum noch zu erwahnen. Schnabei gQ -yy ^r wohl das Mass der Torheit voll. Denn Das 15. Jahrhundert erhohte diese Prunksucht noch 1400 Pouiaines in da die Spitze wie ihr Pantoffel durch grelle Farbe auch um ein bedeutendes, doch gilt dies von den Franzosen im mi-parti Jalirhundert sehr haufig die erstere durch geteilte engeren Sinne nur in dem ersten Abschnitt dieses Zeit- Farben, die bis zum aussersten Ende fortliefen, sich aus- raumes, da, wie schon erwahnt wurde, die Schlacht bei zeichnete, so war für die beiden Hauptsinne ein wahrer Azincourt (1415) die goldenen Ketten durch englischen Schmaus bereitet. Geklapper und Geldingel, grelle, bunte Stahl wegraffte. Desto prachtiger gingen aber die Bur- Burgunder Farben und rundlich geschwungene Linien, phantastische gunder, die wir bier mit jenen in der Betrachtung ver- Formen: was liess sich an ein Paar Füssen noch mehr einigt haben. anbringen? Ihrem Hauptzweck freilich konnten sie kaum Man brachte jetzt, wo es nur irgend anging, vom Hut Schmuck an mehr dienen; am liebsten der war ihnen volliger Stillstand. bis zu den Schuhen, goldene Yerzierungen oder edle Steine ganzen Kleid ung und Perlen an. Hut und Mütze wurden mit goldenen d) Schmuck. Bosetten und dergleichen geschmückt (Taf. 55, 3—4,11 u. 18; So gering derselbe im 14. Jahrhundert noch ist, so 56, 7, 8 u. 13). Dasselbe gilt von den Frauen, deren sehr nimmt er im 15. Jahrhundert überhand. In jener Hauben haufig ganz aus Goldstoff bestanden und mit Perlen Wenig Zeit trugen sogar die Frauen dessen wenig. Armspangen umwunden waren (Taf. 55, 14, 16 u. 19; 56, 12, 14 u. 15). Schmuck waren selten, ebenso wurden die Binge an den Fingern Der Hals wurde noch mehr überladen mit Ketten und Hals- gespart. Die Manner trugen hochstens den Trauring. baiidern als zuvor (Taf. 55, 12—14, 17—19; 56, 4, 9, 11—14). Ohrringe werden aUein von Mâgden getragen. Nur ein Der Gürtel, der wieder an seine alte Stelle hinaufrückte, Schmuck ist beiden Geschlechtern gemeinsam, da er einen nahm nicht minder teil an der allgemeinen Bereicherung Mantel- bestimmten Zweck hat, namlich die Spange oder Kette, (Taf. 55, 16 u. 18; 56, 11, 14 u. 15). Dazu noch die Agraffen spange welche den Mantel hielt. Hier wurden besonders die Bo- an den Stirnbandern oder den über der spitzen Haube setten, die Tasseln, reich ausgestattet (Taf. 39, 16 u. 17). getragenen Seidenbinden (Taf. 56, 15), die Ohrgehange, Schapel und Gebende erwahnten wir schon als haufig von die aussen an der Mütze befestigt waren (Taf. 56, 12), und Gold und Edelsteinen strahlend (Taf. 89, 13—15, 17 u. 18), die Fingerringe, die bis zur Belastigung angetan wurden. ebenso den Gürtel, obwohl dieser nur selten vorkommt Dass Goldstickereien an den Kleidern beider Geschlechter Kleider (Taf. 89, 8). vorkamen, gehoit wohl ebenfalls auch hierher mit (Taf. 56, Gold ge- stickt 1300 Erst im 14. Jahrhundert kommt derselbe zu hoher Be- 13 u. 16), ebenso dass die Knopfe nicht selten aus Gold Gürtel wahrend wichtig deutung, er gleichzeitig ein blosser Schmuck wird oder Edelsteinen bestanden. und keinem anderen Zweck mehr dient. Er hângt jetzt bei Wir konnen, und wollten wir auch dreifach Mühe und Dupfing beiden Geschlechtern unterhalb der Hiiften als Dupfing Baum aufwenden, dennoch keine erschopfende Schilderung (Taf. 46, 11, 13, 15 u. 17—19; 48, 16 u. 19) und nur selten der Kleiderprachf jenes Jahrhunderts geben. AUes bleibt noch erscheint er in seiner früheren Gestalt; dies ist Stückwerk gegen die Ganzheit eines Eindruck,es, wie ihn bei den Mânnem zumeist in der ersten Halfte des Jahr- die Zeitgenossen von selbst batten. Unsere Kleidung ist, Unsere Klei- hunderts der l^all, wo er den Trappert umgibt, bei und ware sie auch noch so reich, immer hochst armlich der dagegen den Frauen besonders gegen das Ende des Jahrhunderts, im Vergleich zu jener Zeit. Wenn man hort, dass eine als die „hohe Taille" in Mode kam (Taf. 46, 12 u. 13; wohlhabende Frau gewôhnlich zwei Dutzend Kleider und 48, 20 u. 21). fast halb so viel Oberkleider gehabt babe, dazu mindestens 1350 Als in der Mitte des 14. Jahrhunderts der grosse ein balbes Dutzend Mantel, und das alies von teuren Umschwung in den Trachten erfolgte, Irat zugleich eine Stoffen, so dass nach dem heutigen Geldwert ein Kleid Preise Schmuck grosse Neigung zu allerlei Schmuck hervor. Da die Frauen selten unter 90, meistens aber über 150 oder 180 Mark nimmt zu die Kleider tief ausschnitten und das Haar vollig verbargen, kostete, so geht daraus schon soviel hervor, dass in dèn so war zwischen Kopfputz, und Kleid die grosse offene Truhen und Schranken jener Zeit ein ansehnlicher Wert Flache des Halses und der Brust ein verlockender Spiel- geborgen wurde. Der gewohnliche EJeidervorrat einer platz für allerlei Schmuckgegenstande. So finden wir denn vornehmen Frau kostete also mindestens 4500 Mark, hatte Halsketten Ketten aus Gold oder Perlen (Taf. 48, 13 u 14; 18—21). aber meistens doppelten Wert. Dagegen halte man unsere Wert an denen nicht selten noch Kreuzchen und dergleichen Schranke! Und nun gar erst die Schmucksachen, den Kopf- Ringe hângen (Taf. 48, 19 u. 20). Ebenso trug man Fingerringe putz, die Schuhe u. s. w. Noch grosser ware vielleicht soviel man konnte und durfte. Selbst Manner hingen sich der Unterschied zwischen einer damaligen und heutigen Ketten um den Hals (Taf. 46, 19). Mannerkleidung, doch sei es mit dem Angeführten genug. Besatz An den Kleidem wurden die Saume und die Armel Wir erinnern nur an die im Zelte Karls des Kühnen vor- mit Gold oder Perlen besetzt (Taf. 48, 12—15 u. 19), der gefundenen Bocke und Goldstoffe: dagegen halte man die Kopf mit allerlei Beifen, Bândern, Schnüren oder dergleichen Kleider eines Fürsten unserer Zeit! Der Fortschritt zu geschmückt, wie wir dies bereits bei früherer Gelegenheit emsterefi Sitten, zu würdigerer Anwendung des Beichtums IX. Die Franzosen im 13., 14. Tind 15. Jahrhuudert 197 ist ganz unverkennbar. Haute warden die Millionan nicht Im 14. Jabrbundert wurden sie mit dem Umscbwunga Seit i3oo die in goldanen Rocken odar Halskattan untargabracbt, sondarn der Tracbten sait der Mitté ain allgemaines Kleidungsstück. in aisarnan Wagan auf aisarnan Schienan. Wir „geban Zwar findan wir, wia wir derglaicban scbon ofter erwâbnan breitet Gold für Eisan", wia die Bagaistarung von 1813 tat, und musstan, aucb biar dia Schriftan mit dan Abbildungan nicbt nia vialleicht, aussar durcb die Romar, ist so ungeheures übarainstimmend. Indessan jana sia sebr bâufig arwabnan, Kapital auf gamainnütziga Untarnabmungan varwandet feblan sie aùf diasan fast immer, sogar nocb im 15. Jabr- warden als in unsarar Zeit. bundart, wo. sia beraits zu dan unvarmaidlicban Klaidungs- Eiteikeit des Jena abar strabta nach dam Glanze das Goldes; dar stückan einzeinen gabôrtan. Durcb dia in solcban Angelegenbaiten ejnzelne wollta mit sainar Basondarhait vorwiasren;■ as war O dankwürdiga Hofhaltung Pbilipp das Gutén Avurden sia zu aina egoistischa Zait. Dia grossen Kircbenbautan und solcbam Ranga erboben. Zwar zaigan.ainiga niederlândiscba abnlicbes sind kaineswegs Produkta dar Gameinsamkeit, Hailiganbildar blaua und grüna Handscbuba, und auf einem dar Varainigung vialar zu ainam Zwacka, sondarn grossa Blatte bai Hefner (Abteilung II, Taf. 189) finden wir Dankstaina, dia ain ainzalnar sicb erricbtata, Zierratan, dia italieniscba Stutzar aus dam Anfanga des 15. Jabrbunderts ar sainam Namen umbiug wia aina Goldketta um sainen sâmtlicb mit seidenen Handscbuban verseben, die eine Nacken; wie ar Edelstein naban Edalstain an den Finger bobe Stulpa mit Quaste am âusseren Ende baben, aber steckta, um zu prunken, so fiigte er Stain an Stain zu dam die unzâbligen übrigen Bilder aus jener Zeit lassen die Pracbtbau ainar Kircba odar darglaicben aus damselben Handscbube gewobnlicb feblen. Ibre Wicbtigkeit gebt Grunda. abar aus dan Dicbtern und Scbrifstellern unzweifelhaft Seheiien Wir baban biar aucb nocb dar Scbelle zu arwabnan, bervor. obglaicb as scbaint, dass dieselban in Frankraicb nur sabr Nocb konnan wir diesen Abscbnitt fiber den Scbmuck saltan im Gabraucb waren. Dia Scbriftsteller arwabnan nicbt bescbliessen, obna des Hauptscbmuckes der bur- dersalben nicbt, wie dies z. B. in Deutscbland unzabligemal gundiscben Hoftracbt zu gedanken, des durcb Pbilipp den •gescbiebt. Docb sind viele Abbildungen franzosiscber Guten gestifteten Ordens vom goldenen Vliese. Die festlicbe Das goideue Tracbten des 14. und 15. Jabrbunderts kaum anders zu Tracbt dar Ritter bestand in ainam Rocke und Mantel aus erklaren, als dass man die am Halsband odar Gürtel u. s. w. bocbrotem Samt, geffittert mit weissem Atlas. Am Saume angabracbtan Glockan als klingende auffasst. So bat aucb des letzteren lief eine Goldstickerei bin (Taf. 55, 13), Hefner z. B. in seinem zweiten Telle, Taf. 72, den Hals- welcbe abwecbsalnd Feuerstable, Feuerstaine, vorspringende scbmuck einer Dame angeseben und erklart. Ebenso Funken und goldena Vliase darstellte. Ausserdem Avaren scbeinen die an den Tascben bángenden kleinen Kugeln in dan Atlas des Saumes die Worte aingestickt: Je l'ai Scbellen gewesen zu sein. Docb war die Anwendung dieses empris. Die Mfitze war ebenfalls aus rotem Samt mit Zierrats jadanfalls aina sebr seltene und bescbrankte und roter Sendelbinde, die Handscbube gelb, Scbube und blieb nur bei einzeinen Modenarren. Der allgemeine Ga- Strfimpfe rot. Die Ordenskette bestand aucb aus goldenen scbmack sowobl dar Franzosen als Burgunder scbaint sicb' Feuerstablen und blauen Feuersteinen mit vorspringenden dagegan gastraubt zu baban, viellaicbt weil as nicbt eigene Flammen (Taf. 61, 30), unten das goldene Vlies tragend. Erfindung, sondarn aina Launa der veracbteten Deutscben Spâter wurden aucb an ibr mancbe Anderungen vor- war. Aucb in England baben die Scbellen nie Eingang genommen (Taf. 78, 24), als der Orden zugleicb mit den gefunden, wobl aber bei den Italienern, wo wir ibrer zu Niederlanden an Osterreicb kam (1489). Als unter Karl V. arwahnen unterlassen baben, weil sia aucb dort immer nur aucb Spanien damit verbunden war, wurde durcb ibn die von Modebaldan, aber jadanfalls baufiger als in Frankraicb, Zabi dar Ordansritter von 81 auf 51 erbobt. Zugleicb angawandt wurdan. Allgamaina Tracbt waren und blieben gastattata ar, statt der Kette das goldene Vlies an einer sia nur in Deutscbland. goldenen Scbnur oder an einem roten Bande zu tragen; Ein immar nocb saltanar und kostbarer Artikal waren nur ffir bobe Feste blieb die Kette vorbebalten. Nacb Handschuhe im 14. und 15. Jabrbundart dia Handscbuba und kaineswags Karls Tod blieb der O Orden bei der spaniscben Krone bis so allgamein varbreitet wia sie as bautzutaga sind. Wir auf Karl II. (f 1700). Zugleicb mit dem Kriege um die findan sia, abgasaban von dan Eisanbandsçbuban der Ritter, spaniscbe Erbfolge wurde nun aucb ein Streit um das anfangs nur bei Fürsten und Grafen (Taf. 55, 18), und sie Recbt geffibrt, das goldene Vlies zu vergeben. Spanien scbeinen ebensooft von Seida als von Leder gewasan zu wie Osterreicb beansprucbten es beide, und ini Frieden zu sain (Taf. 56, 4). Mannar wia Frauen der mittlaren Stande Wian 1725 verglicb man sicb dabin,.dass jede von beiden badecktan ibra Handa ganz odar zum Tail durcb dia Kronen den Orden verleiben dfirfe. So ist es denn trotz AufscblagOa dar Armel oder durcb die weiten und lancOen den aucb nocb spater fiber dies Recbt erbobenen Zwistig- Am Hofe Armel des Obargewandes. Die Hofleute aber musstan keiten geblieben, und so baben Avir also beute einen scbon ira 18. Jabrbundart Handscbuba tragen, und aine spaniscben Orden vom goldenen Vlies und ebenso einen vornebma Dama konnta auf dar Strassa scbon damais osterreicbiscben, welcbe beide so ziemlicb fibereinstimmen, nicbt obna solcbe arscbainen: war docb dar Handscbub nur dass der letztere nocb mebr die frfibare Gestalt bei- sainar Angabatetan für dan Ritter eine der bôcbsten Gaben bebalten bat (Taf. 78, 24) und zwiscben Vbes und Ordens- ibrer Huld. kette ein verscblungenes blaues goldgesaumtes Band ein- 198 Das Mittelalter. gesclioben ist, welches die Worte tragt; Pretium laborum Übrigens zeigen viele Abbildungen aus dem 14. Jahr- non vile, indesseft der spanische die vorspringenden Funken hundert, dass die Schienenrüstung keineswegs schon um oder Flammen jetzt rot trâgt und statt des eben beschriebenen diese Zeit allgemein war, sondern dass besonders in der Bandes eine Gbldverzierung zeigt, worunter ein Scbildchen ersten Hâlfte die alte Rüstung ganz aus Kettengefiecht mit einem Lorbeerkranz angebracht ist, an welchein dann vorherrschte. Erst nach 1350 bricht sich die neue das goldene Vlies hangt, darüber, wie auch beim oster- Waffe Bahn. reichischen, zuvor noch ein Feuerstein mit Funken. Das 15. Jahrhundert gibt ihr dagegen entschieden i400 den Vorzug (Taf. 55, 18), doch wurde darum die frühere Schienen- Tracht nicht verbannt (Taf. 56, Auch Rüstung 2. 4). jetzt noch hielt Kriegstraeht. man das Kettenhemd fest ais Schutz für Schultern und Was wir über diese bereits bei den Englándern und Nacken und alie nicht von Schienen bedeckten Teile. Die Italienérn gesagt haben, konnen wir hier nur andeutend Arme wurden gewohnlich doppelt geschützt, indem über Aviederholeii, da es zum grossen Teil auch von den den Kettenârmeln noch Schienen lagen (Taf. 55, "18; 56, 2) Franzosen gilt. oder umgekehrt, wenn kurze Armel des Kettenhemdes die Kettenhemd darunter Schienen der Oberarme zum Teil verhüllten (Taf. 56, 4). a) Schutzwaffen. Die Brust hatte bald nur eine Platte zum Schutz (Taf. 56, 1200 Wahrend im 13. Jahrhundert auch hier das Ketten- 3 u. 4), an der zuweilen noch herabhângende Schienen Kettenhemd hemd im Gebrauch ist (Taf. 39, 18 u. 19), sind daneben auch bis über die Hüften gingen, bald auch einen gaiizen Brust- Panzer die Schienen für die Schenkel nicht unbekannt (Taf. 39, panzer (Taf. 55, 18; 56, 2). Dass zur burgundischen Zeit, Helm 19). Den Kopf schützt eine Eisenhaube, die oben bald in die Rüstungen von Gold prangten, erwâhnten wir schon eine Spitze auslauft, bald abgestumpft (Taf. 40, 38) oder oben (Taf. 56, 4). Die Helme erhielten jetzt das an zwei Heim abgerundet ist. An den Füssen finden sich die bis über seitlichen Nieten sich drehende Visier (Taf. 56, 1 u. 4). Eisenhosen die Zehen verlángerten Eisenhosen und zuweilen noch Der Schild hatte meist noch seine frühere Form, obwohl schiid Sporen ausserdem Schuhe (Taf. 39, 19). Die Sporen haben meistens sich hier und da auch schon viereckigé und runde Schilde noch keine Radchen (Taf. 39, 19), erhalten sie aber gegen schüchtern Lervorwagen. Die Sporen haben jetzt immer das Ende des Jahrhunderts mehr und mehr (Taf. 40, 44). Râdchen (Taf. 61, 23). Seit der Mitte des Jahrhunderts Schild Der Schild, etwa 60 cm hoch und unten spitz zu- wird das Kettenhemd durch die Schienenrüstung verdrân laufend (Taf. 39, 19), hângt ausser dem Kampf an einem Riemen um die linke Schulter. Über der Rüstung liegt h) AngrîffswafFen. das lange, bis zu den Knieen oder noch tiefer reichende Schwert, Lanze, Pfeil und Bogen, Armbrust, Parti- Waífenrock Waffenhemd, das vorn bis zum Gürtel offen und ohne sane ünd alie jene Hiebwaffen von grosser Wncht, die Armel ist (Taf. 39, 19). Es trâgt das Wappen oder Zeichen wir bereits früher nannten. seines Herrn ebenso wie der Schild und die Fahne, die Die Schwerter haben nur noch zuweilen die ge- schwert an der Lanzenspitze angebracht ist. bogene Parierstange; die gerade wird yorherrschend. Sie 1300 Im 14. Jahrhundert wird die Schienenrüstung vervoll- nehmen im ganzen wâhrend dieser Zeit an Lânge und standigt. Die Beine haben nicht nur vorn, sondern auch Schwere zu, in demselben Masse, wie die Rüstungen fester Schienen hinten Flatten, ebenso gehen Schienen über die Füsse und werden. Zwar betrâgt diese Zunahme an Lânge nur etwa über die Arme (Taf. 46, 15). Die Brust hat noch keinen 15 cm und es wurden auch spâter noch von vielen ebenso Brustplatte Panzer, sondern erst eine Brustplatte über dem Ketten- kurze Schwerter wie früher getragen, aber das wider- Waífenrock hemd, das jetzt wie der Waffenrock nur noch bis auf dié spricht dem Vorhergesagten nicht. Im 15. Jahrhundert gesteppt Mitte der Oberschenkel reicht. Ja der letztere geht oft gab es sogar zweihândige Schwerter, deren IQinge allein zweihandíge kaum so weit. Er ist aus Watte gesteppt und keines- 1—1,10 m Iang war und die also nicht wie andere ge- wegs immer aus Wolle, sondern oft aus Seide' oder Gold- handhabt werden konnten. Solche Schwerter führten die stoff. Über ihm liegt jetzt der Gürtel, meist kostbar mit verachteten Schweizer Bauern in den Scblachten von Granson Dupfing Gold verziert, der Dupfing, tief um die Hüften und trâgt undMurten und auch bei Nancy, und die goldgeschmückten den Dolch. Das Schwert hângt gewôhnlich an einem be- Eisenrüstungen der burgundischen Ritter waren zu weich senderen Riemen von der rechten Schulter nieder. gegen die harten Hiebe der im groben Leinenkittel fech- Helm mit Die Eisenhaube, mit einem nach oben beweglichen tenden Bauern. Die langen Schwerter hissen zu scharf Vlsier Visier zum Aufklappen versehen, ist mit Federn ge- durch Gold und Eisen und Knochen; jeder Hieb gait schmückt, deren Farben schon jetzt nach dem Wappen einen Mann. des Ritters sich richten. Am unteren Rande des Helms Im alltâglichen Leben trug der vornehme Mann, Halskerge ist aus Kettengefiecht eine Halsberge befestigt, die ais wenn auch nicht das Schwert, doch den Dolch. Er Doich rundum geschlossener Kragen das Gesicht umgibt und bis hing am Gürtel und zwar im 14. und 15. Jahrhundert auf die Schultern herabfâllt (Taf. 40, 35 ; 46, 15). Sie gewohnlich vorn (Taf. 46, 17; 55, 2 u. 8; 56, 11 u. 16). entspricht dem Goller der Gugel, ihrem Zeitgenossen. Die Lanze war noch wie sonst. Das Fâhnchen an Lanze Schild Der Schild hat noch die frühere dreieckige Form. der Spitze trug das Zeichen des Herrn (Taf. 39, 19). Aus IX. Die Franzosen im 13.. 14. und 15. Jahrhundert. 199 dieser Sitte ging spater der Gebrauch hervor, auch den Wanduhr, durch Gewichte getrieben, ganz ahnlich den Uhren Fahnen eine Lanzenspitze zu geben (Tal 55, 10). heutigen Schwarzwalder Uhren. pfeii und Pfeil und Bogen gaben ihre Rolle allmâhlich an Begen Armbrust ab, doch gab es auch im 15. Jahrhundert 2. Oefâsse. noch Bogenschützen. TJm die Armbrust zu spannen, be- Auch in ihnen gewahren wir den ungemein grossen diente man sich einer Winde mit doppelter Kurbel (Tal 56, Fortschritt, welchen das Emporblbhen der Künste im 14. 1—2) die, am Giirtel hângend, gewiss dem Schützen die und 15. Jahrhundert auf das Handwerk ausübte. Die Last des Krieges nicht erleichterte. Goldschrniede wurden zuerst davon beriihrb. Daher sind Heiiebarden Die Hellebarden und Partisanen, die zugleich Stoss- denn auch die Formen unendlich viel schoner und ge- "lelcheui Hiebwaffen waren, kommen bei den Franzosen zu- falliger als die friiheren. Man fiihlt überall den Sinn für weilen in so eigentümlicher Gestalt vor, dass sie an die Schonheit und Grazie sich regen; die Roheit — auf diesem Sensen der Polen erinnern konnten (Tar. 61, 8—13). Die Gebiet wenigstens — weicht. Wunderbar genug, dass sie Klinge ist so in die Lange gezogen, dass sie einer Sènse auf so vielen anderen ruhig fortbestand! abnelt (Tal 61, Bu. 16), aber noch mit verschiedenen In den Formen der Kelche und Kannen wird man sehr Kaimeu uud Stacheln und Haken besetzt, wie sie der damaligen Kampf- oft an die antike Gestalt solcher Gefasse erinnert, denen Seiche weise niitzen konnten. sie auch wohl nachgebildet wurden (Taf. 40, 24—27; 61, 31). Man verfertigte dieselben von gleicher Form in Gold B. Gerate. und Silber, in Zinn und Ton. Letztere batten freilich Je nâher wir dem Schluss" des Mittelalters kommen, nicht die Sauberkeit der Arbeit wie die drei ersten. urn so grosser wird auch die Zahl der uns überkommenen Die Teller und Schüsseln waren jetzt in den vor- Teller und Uberreste oder Abbildungen jener Zeit. Daher gewinnen nehmen Familien fast durchgangig aus Zinn, bei den wir denn auch immer klarere Vorstellungen der Yergangen- Fürsten auch wohl zuweilen aus Silber. Bei den unteren heit, je kürzer der Zeitraum wird, der -uns von inr trennt. Standen waren sie aus Holz, bei den mittleren aus ge- branntem glasierten Ton oder ebenfaUs aus Holz. 1. ]>asi 8tnbengeriit. Noch sind die Bedürfnisse wie die Formen sehr ein- 3. masikalitsiehe Instrnmente. Tisch fach. Der Tisch des 13. Jahrhunderts ist eine auf zwei Wenn auch in der YervoUkommnung der Instrumente Bocken liegende Platte (Taf. 40, 47); er hat alsb gewohn- der Schritt nicht so gross ist, den diese drei Jahrhunderte lich acht Füsse; im 14. Jahrhundert beschrankt sich diese machen, wie in den übrigen Geratschaften des Hanses, so Zahl auf die Halite, indem man sie unten durch Stege ist er doch nicht zu verkennen; noch mehr aber muss verbindet. Das 15. Jahrhundert kennt schon runde Tische man anerkennen, dass der Sinn für Musik sich ausbreitete. auf einer Saule mit drei Füssen. Zwar denke man sich die Sache nicht wie heute, wo in stuhi Eine gleiche VoUendung gewinnt der Stuhl. Im den grossen Stadten, besonders Deutschlands, kaum ein 13. Jahrhundert noch eiii mehr oder weniger verzierter Hauschen ohne musikalischen Apparat ist, doch aber so, Kasten (Taf. 40, 49), wird die Lehne hinten und auf den dass es zur feinen Bildung des 14. und 15 Jahrhunderts Seiten mehr und mehr Bedürfnis (Tal 40, 46 u. 48). Die gehorte, irgend etwas von Musik zu konnen, es sei nun. Form wird leichter, gefalliger, so dass wir im 15. Jahr- Gesang zur Gitarre (Taf. 61, 24) oder die Geige (Taf. 61, Geige, H.arfe hundert neben den schonsten geschnitzten Armstühlen mit 25), die Harfe (Taf. 40, 32; 61, 26) oder die Zither (Taf. 61, ¿ergiefcjjcj, hoher steiler Lehne (Tal 61, 37) zugleich die zierlichsten 28) spielen zu konnen. Dies gait von beiden Geschlechtern. Sessel und Schemel finden (Taf. 61, 34—36). Auch an Die Musik war kein Privilegium eines besonderen Standes, ihnen versuchte sich die Holzschnitzkunst (Tal 61, 36), kein besonderer Beruf mehr wie im 12. und 13, Jahr- am meisten aber an den kleinen und grossen Schranken hundert. Wer Lust und Fâhigkeit hatte, übte sie, Daher Truhen und Truhen (Taf. 61, 38). Die Reste, welche dem Zahn finden wir aus jener Zeit viele Bilder, wo junge Leute der Zeit entgangen und bis auf . uns gekommen sind, ver- sich gegenseitig durch Spiel und Gesang erheitem. setzen den Beschauer in Entzücken. Das im Kriege gebrauchliche Instrument war noch Bett Dementsprecheud findèn wir auch die Betten. Yor- immer die Trómpete, auf der Jagd das Horn. Erstere so- Trómpete nehme liebten es unter Himmelbetten zu schlafen (Taf. 61, wie ein ihr an Form verwandtes Instrument aus Holz oder 33), von deren Schirm oben auf alien Seiten Yorhange Metall wurde auch zu friedlichen Zwecken bei Tanz und hinabfielen und das Lager umhüllten. Dass schon zu jener Spiel gebraucht (Taf.-40, 23; 61, 27). Diese waren damais Zeit eine Yerderbnis der Eunderbehandlung eingerissen war, bei den Franzosen schon ebenso beliebt und im Schwunge, die erst jetzt nach und nach der besseren arztlichen Ein- wie noch heutigen Tages, denn auch damais war schon sicht weicht, davon liegen die unzweideutigsten Zeugnisse der Wein ihr Hauptgetrank. Wein aber ist ein Sorglos- Wiege vor. Wir meinen die Wiege (Tal 61, 32); sie ist schon macher und sorglose Leute haben gut tanzen und spielen. ganz wie aus unserem Jahrhundert. Noch ein Stubengerat wollen wir erwahnen, das schon damais in vornehmen Hausern seiten fehlt, namlich eine 200 Das Mittelalter, einigung durcb die Heirat Ferdinands von mit X. Die Spanler und Mauren Aragonien Isabella von Kastilien stattfand (1475), da war das Schick- im 14. und 15. Jahrkundert. sal der südlicben Staaten Gleicb 13., entscbieden. wurde die vereinte Macbt gegen den gemeinsamen Feind gekebrt und es ist eins von den Launen und der Ge- (Tafel 41 und 59. Nach Wandgemülden aus der Alhambra Scbauspielen kopiert Von E. Gerhard, Aquarellen im Kôuig'lichen Museum zu scbicbte, dass, indem der Halbmond von der südwestlicben Berlin; nach der Iconographia Española, nach Bonnard, Oven Ecke Europas verdrangt wurde, er auf der südostlicben Jones und Hefner.)* eindrang und sicb auf den Zinnen von Konstantinopel aufpflanzte. Die Bewol·iner der pyrenaisclieii Halbinsel waren zwar Die Mauren wurden aus Spanien zurückgedrangt nacb schoii seit dem 9. Jahrhundert, wo Karls des Grossen Er- Afrika, docb ist nocb beute im Süden des Landes ibre oberungszug den nordlichen Teil des Landes bis zum Ebro Spur unverkennbar. Gestalt, Spracbe und Tracbt eines ais spanische Mark gewonnen batte, mit in das Schauspiel Kastilianers unterscbeidet sicb immer von der eines Anda- der westeuropâiscben Bühne gezogen worden, traten aber lusiers, wena aucb in den beiden letzten Beziebungen die immer bald wieder von derselben zurück, um sicb nur mit Ausgleicbung weit bedeutender stattgefunden bat als in ihren eigenen Angelegenbeiten zu befassen. Diese waren der ersten. Das scbwarze lockige Haar, die dunklere auch in der Tat wicbtig genug, sie vollauf zu beschaftigen. Hautfarbe, die mebr gedrungene kürzere Gestalt des Süd- Seit der Landung des Tarik oder Terek an der beute von spaniers erinnert nocb immer an die Mauren, wabrend das den Englandern besetzten wicbtigen Südspitze des Landes lange scblicbtere Haar, die bellere Haut und vor allem (Djebl al Tarik, Gibr-al-tar) war ein unaufborlicher Kampf die lange scblanke Gestalt, die ja spricbwôrtlicb geworden um den Besitz des Landes entbrannt. Die Westgoten, ist, den Kastilianer erkennen lassen. ais der berrscbende Stamm, die sicb ausser den Iberern Da in dem uns vorliegenden Zeitraume beide Volker aubb die Reste der Vandalen und Sueven, die vor ibnen nocb unvermiscbt, ja meist in Feindscbaft, nebeneinander dort eingedrungen waren, unterworfen batten, stritten nun lebten, so werden wir der besseren Ubersicbt wegen jedes mit den von Süden eingewanderten Mauren im ver- besonders berücksicbtigen und daber zuerst betracbten zweifelten wilden Eirieg um Sein oder Nicbtsein. Zurück- gedrângt bis an den Fuss der nordlicben Felsenburg, der Pyrenaen, sammelten sie allmablicb neue Krafte, um im die Mauren. 9., 10. und 11. Jabrbundert das verlorene Besitztum zu- rückzugewinnen. Unter Femando I. und seinem Sobne Sie sind bier zugleicb im allgemeinen die Stellver- Alpbons yi. wurde bierin durcb den tapferen Rodrigo treter ibrer Glaubensgenossen, der Araber, und stimmen von Vivar, genannt der Cid, den darum die spaniscbe mit diesen in der Tracbt insoweit überein, dass die Zabi Dicbtkunst verewigt bat als den grôssten ïïelden ibres und Art ibrer Kleidungsstücke dieselbe ist, jedocb in Yolkes, der Hauptscbritt getan. Er vergrôsserte das Reicb Stoff und Farbe bier und da abweicbt. Diese Überein- fast um das Doppelte, indem er Neukastilien und das stimmung rübrt bauptsacblicb von dem gleicben Bedürfnis reicbe Valencia gewann. Zugleicb wurde das feste Toledo ber. Der beisse sandige Boden Arabiens und die Hocb- genommen und sofort die Hauptstadt des Reicbes (1085). ebene von Marokko baben mancbe Ahnlicbkeit, daber Von nun an war die Macbt der Mauren auf den Südosten scbrieben sie ibren Bewobnern eine abnlicbe, wenn nicbt bescbrânkt. Dennoch blitte der Kampf uôi Leben und gleicbe Tracbt vor. Was aber nicbt übereinstimmend w^ar, Tod weit eber zu Ende gefübrt werden konnen, ware die wurde es nun durcb den Eroberungszug der Araber nacb spaniscbe Macbt nicbt immer wieder durcb Erbteilung Westen, der sie zu Herren des ganzen Nordafrikas macbte, zersplittert worden. Und andererseits waren die Mauren denn nun kam zu den scbon vorbandenen Abnlicbkeiten unter sicb ebenfalls zu uneinig, um das Verlorene wieder (des Bodens etc.) zwiscben Mauren und Arabern nocb die zu gewinnen. Der scbonste und reicbste Teil des Landes Gleicbbeit der Religion, die nait ibren Satzungen auf den war immer nocb in ibrer Hand. Auf welcber Seite zu- Korper und seine Pflege nicbt geringe Rücksicbt nabm. erst Eintracbt berrscbte diese musste die Oberband ge- Als nun nacb der Landung in Spanien die Mauren bier winnen. Das Gescbick batte scbon 1038 gewollt dass es allmablicb vordrangen, fanden sie abermals ein Hocbland, auf der spaniscben gescbab, indem sicb Ferdinand von das von dem verlassenen Vaterlande keineswegs so ver- Kastilien mit Sancba von Leon vermâblte. Wunderbar scbieden war, um eine Anderung der Tracbt notig zu genug fangt von demselben Jabr der Hader der Mauren macben. Sie bebielten also, was ibnen durcb die Gewobn- untereinander an. So wirkten zwei Krâfte nacb einer beit lieb geworden war, obgleicb weder das Klima nocb Ricbtung: die mauriscbe Macbt sank! Ebenso gescbab allé übrigen Verbâltnisse des Wobnortes sie für ibre mit- der zweite Hauptscblag gegen sie, als Fernando III. 1240 gebracbte Tracbt bestimmen konnten. Hier wirkten also Kastilien abermals mit Leon vereinte: er eroberte Cordova, die beiden anderen Momente, namlicb Abstammung und die frubere Hauptstadt der Mauren, dann aucb Sevilla Gescbicbte, für die orientaliscbe Tracbt, wie bei den nacb- und Cadiz. Als aber zura dritten Male eine solcbe Ver- barlicb anwobnenden Goten, den Spaniern, für die okzi- X. Die Spanier iind Mauren im 13., 14, und 15. Jahrhuiidert. 201 dentalische. Die Mauren waren afrikanischen Stammes ab. So tragen mancbe Stamme braune, einzelne und ilire bisherigen Erlebnisse batten ihnen sogar jene Tracht scbwarze, die meisten aber weisse Mantel, Hier ist der bewahrt. So trugen sie dieselbe denn auch an den Ufern Rock gewobnlicb aus Seide, dort aus Wolle, In des Guadalquivir und auf Syrien den Hocbebenen von Kastilien. legt. man um den Tarbuscb, die rote Mütze, einen Die bunten, Spanier waren germaniscben Stammes und, bisber in Agypten gewobnlicb einen weissen Scbal, Die Quaste überall Sieger, batten sie keine neue Tracbt anzunebmen dieser Mütze war früber blau, jetzt ist sie seit der notig gebabt, so bracbten sie Regie- den deutscben Rock und rung des Abdul-Medjid meistens scbwarz; war abniicbes mit über die wenigstens Pjrenáen und bebielten es bei. sie es in der europliiscben und asiatiscben Türkei wabrend Der Wobnort batte, da er beiden Yolkern gemeinsam war, meines Aufentbaltes dort im Jabre 1856, sie zu einer Tracbt notigen müssen, aber bier entwickelt Docb stimmen, wie gesagt, die Hauptmomente der sicb das intéressante Scbauspiel, dass auf demselben Boden Kleidung in all den genannten Lândern überein und sind die allerverscbiedensten Tracbten auftreten und 800 Jabre fast nocb vollkommen dieselben, wie die Bilder der Albam- nebeneinander unvermittelt fortbesteben. Wir baben bier bra sie uns zur Anscbauung bringen (Taf. 41, einen 13—18), jener seltenen Falle, wo der Wobnort und seine Yor- Es trâgt nâmlicb der beutige und es der scbriften trug zurücktritt damalige gegen die durcb Abstamniung und Maure ein blaues Hemd aus Leinwand oder Baumwolle. Hemd Gescbicbte gegebenen Momente. Freilicb musste der Ort Zuweilen ist es aucb von blauer Wolle, Bei dem Fellab solcben Scbauspiels dazu geeignet sein. Afrika selbst oder ist dies neben der Mütze das einzige Kleid und er bedarf Skandinavien ware keine Bübne dafür gewesen. Im ersteren also nicbt so vieler Scbranke und Truben wie Karl der batten die Germanen ibre abendlandiscbe, im letzteren die Kübne, um seine Gewander zu bergen, Der Beduine der Mauren ibre morgenlandiscbe Tracbt ablegen müssen. Wüste trâgt ein weisses Hemd aus Leinwand oder Baum- Es konnte nur auf einem solcben Ubergangs- oder Be- wolle, der woblbabende Túnese bâufig aus weisser Wolle. rübrungspunkt zweier Welten stattfinden, wie in Spanien Ebenso scbeinen die Konige von Granada getragen zu oder Syrien, wo die Einwanderer von beiden Seiten nocb baben (Taf, 41, 14—16). Das Hemd ist lang und reicbt immer einige Abnlicbkeit mit dem früberen Wobnsitze bis auf die Knocbel (Taf, 41, 14 u, 16). Die Armel sind fanden. weit und lang bis auf die Hand, oft aucb nocb lânger. Ein solcber Fall, dass auf einem docb ziemlicb be- Über dem Hemd liegt ein wollener Gürtel, der oft weiss, ourtei scbrankten Boden zwei so ganzlicb verscbiedene Tracbten oft aber aucb gefârbt ist, und in dessen Faltung, wenn er nebeneinander besteben, ist in der Gescbicbte sebr seiten eben farbig ist, eine besondere Kunstfertigkeit dargelegt und in solcber Reinbeit wie bier einzig in seiner Art, Gibt wird, um allé ' Farben scbon zusammenzustellen. Er lieO^ es docb aucb überbaupt wenig abnlicbe Bübnen der Erde, in ziemlicber Breite, die nicbt unter 15 cm betrâgt, um wo solcb Scbauspiel sicb wiederbolen konnte, Und ge- die Hüften; in Kleinasien z. B, wird er aber gewobnlicb raten docb aucb seiten so zabe Gegensatze nebeneinander 30 cm breit getragen, ist aber aucb entweder ganz aus wie Goten und Berber. Die Eroberung Nordamerikas Seide oder aus Seide und Baumwolle durcbeinander. Das durcb die Angelsacbsen zeigt einiges Abnlicbe, aber es wollene Zeug der Nordafrikaner soUte, wenn es weiss ist, kommen dabei docb nur Yolker einer Zone in Kampf und eigentlicli weisslicb genannt werden, da es ebensowobl der Gegensatz wird aucb dadurcb geringer, dass auf der etwas ins Graue als ins Gelbe scbimmert. Es ist scbwer, einen Seite, bei den Indianern, kaum von einer „Tracbt" diese Farbe genau wiederzugeben (Taf. 41, 13—18); sie Farte die Rede sein kann, Zudem ist der Zeitraum viel kleiner siebt immer aus, als sei der Stoff etwas scbmutzig, was als in Spanien, wo zwei gebildete Kulturvolker in Beriibrung dann nocb deutlicber bervortritt, wenn baumwollenes oder treten, nicbt nur wabrend ein oder zwei Jabrbunderte, seidenes Zeug, das weiss ist, darauf liegt. Dies ist z. B. sondern wo dieselben acbtbundert Jabre lang (von 711 der Fall mit den beiden Seidenquasten, die vom am Halse, bis 1492) in imimerwabrendem, seiten friedlicbem Yerkebr am Kleide oder am Mantel bângen und immer weiss sind nebeneinander leben. (Taf. 41, 13—18). Sie sind aus rober Seide und bângen gewobnlicb aucb an der Kapuze, die bâufig getragen wird A. Die Tracht. (Taf. 41, 13), ebenso an den vorderen unteren Enden des Mantels. Da der Maure wie der Araber in Krieg und Frieden Zuweilen finden sicb aucb, besonders in den niederen dieselbe Kleidung trâgt, so dass er im letzteren nur die Stânden, Hemden aus bellbrauner Wolle (Taf. 41, 18). Waffen anzulegen braucbt, um für den ersteren gerüstet Über diesem ersten Kleidungsstücke tragen und trugen Mantel zu sein, so baben wir aucb nur eine Tracbt zu erwabnen die Armeren nur nocb einen engeren oder weiteren Mantel, und werden an deren Scbluss die Waffen anreiben. der aus einem übergeworfenen Stück Wollenzeuges be- Maurisciie Die aus vielen Bescbreibungen und Abbildungen be- stand, Aucb bei den Yornebmen finden wir es bisweilen der^orfento- Tracbt der Araber in Syrien, Arabien und Nord- als Zierde in verldeinerter Gestalt (Taf. 41, 14) und an lischen afrika ist im ganzen genomnien ziemlicb dieselbe nacb den Enden mit bunten Kanten und mit Fransep verscbonert. .ihnhch Zabi und Scbnitt der Kleidungsstücke. Nur in Farbe und Sonst tragen diese gewobnlicb über dem Henide zu- Stoff weicbt die eine von der anderen mebr oder weniger nâcbst ein Oberkleid mit ebenso weiten, zuweilen aber oberkieid Eretscbmer u, Bobrbach, Tracbten der VOlker, 3, Anfl. 26 202 Das Mittelalter. kürzeren Aermeln ais jenes hat (Taf. 41, 13—18), die so- von oben herüberschiebt. Statt dieser benutzten die gar so kurz sein konnen, dass sie nur bis zum Ellenbogen spanischen Mauren einen Schal, der als Turban um den reichen (Taf. 41, 16). Dem in den Bildern der Alhambra Tarbusch gewickelt Avurde, so dass sie also immpr in Turban von einem Krieger getragenen kragenahnlicben Umhang und Coffia erschienen, wahrend der heutige Araber ge- (Taf. 41, 18) sind wir heute nirgends mehr begegnet, docb wohnlich nur eins von beiden, oft sogar auch keins von isi die Abbildung unzweifelhaft. beiden, trâgt. Auch der vornehme Türke trâgt bei seinem FarLung Die Farbe des Oberkleides, das meist etwas kürzer Prachtanzug nur den Tarbusch, das türkische „Fes". So desseiben -^1. Hemd, ist gewobnlicb lebbaft; hierbei kam z. B. erscheint der Sultan und seine Grosswürdentràger sogar das mi-parti der christlicben Abendlander in An- nie, weder mit der Coffia noch mit dem Turban. wendung, ein Beweis, wie sebr diese Art der Farbung da- Übrigens wurde schon damais, wie noch heute, gleich mals beliebt gewesen sein muss (Taf. 41, 14). Die vorderen über dem Tarbusch zuweilen die Kapuze getragen (Taf. 41, Kapuze Enden- der Armel sind gewobnlich bunt umsaumt. 13), die dann alies übrige ersetzte. Sie war mit dem Gürtei Gegürtet wird das Oberkleid entweder mit einer Oberkleid oder dem Mantel verbunden, so dass sie den scbmalen Schnur (Taf. 41, 14—18) oder mit dem Hemd Hals vollig vor Staub und dergleichen schützte. zugleich durch den breiten Scbal (Taf. 41, 18). Aucb , Das Haar, welches die heutigen Mauren, wie allé Haar wurde schon damais der noch heute gebrauchliche Mantel Mohammedaner in Afrika, rasieren lassen bis auf einen getragen, der kreisformig geschnitten und gewobnlich mit kleinen Schopf am Wirbel, scheint bei den spanischen einer Kapuze versehen ist. Mauren des Mittelalters nicht ebenso behandelt worden Beinkieider Beinkleider trâgt zwar der Araber nicht immer, der zu sein, denn wir finden wenigstens bei dem einen der Konige Fellah fast nie, der Beduine zuweilen,. der Maure gewôhn- von Granada lange Locken (Taf. 41, 16). Ob dies eine lich und so mogen wohl auch ihre Vorfahren in Spanien personliche Abweichung oder eine des Standes ist oder ob welche getragen haben (Taf. 41, 13). Doch lasst sich überhaupt die spanischen Mauren ihr Haar nicht rasieren nicht behaupten, dass dies Kleidungsstiick unumganglich liessen, darüber fehlen bestimmte Nachrichten. notig gewesen sei, da die langen Hemden gewobnlich alies Der Bart dagegen genoss damais derselben Pflege Bart verbergen. Wo Beinkleider sichtbar werden, da sind sie wie heute. Er war immer Vollbart und gait für eins der von weisser Leinwand oder von weisser Baumwolle und wichtigsten Stücke des ganzen Kôrpers (Taf. 41, 13—18). schliessen an den Knocheln an. An den Füssen trug der Maure niedere Schuhe aus Scimhe Zur Kopfbedeckung der Mauren gehorten ebensowohl rotem oder gelbem Leder, ahnlich den heutigen (Taf. 41, mehrere verschiedene Stücke, wie heute zu der der Araber 13, 14 u. 18), nur dass die Spitze noch nicht aufwârts ge- Untermütze und Türken. Das erste ist eine kleine anschliessende Mütze, bogen erscheint. Unter denselben werden kurze Socken socken aus Filz oder grobem Wollenstoff bei den niederen, aus aus gelbem Korduan oder einem ahnlichen weichen Leder Baumwolle bei den hoheren Standen. Dort ist sie braun angetan, die unsere Strümpfe vertreten. Sie haben keine oder grau, hier blendend weiss und darum aus Baumwolle, Sohle, sondem die Naht liegt mitten unter dem Puss; nur um ofter gewaschen ;zu werden. Diese Mütze ist aber, unter den Zehen ist ein eigenes Stück eingesetzt. Sie sind wenn auch aus Wolle oder Filz, eigentlich nur Unter- ausserst bequem, was dem Europâer anfangs gar nicht so niütze, und wer es irgend vermag, trâgt über derselben den scheinen will, bevor er sie angetan hat. Trâgt jemand Tarbuscb Tarbusch, die rote Tuchmütze mit blauer oder schwarzer Socken und Schuhe, so lâsst er die letzteren beim Ein- Quaste auf der Mitte des runden Bodens (Taf. 41, 13). tfitt ins Zimmer vor der Türe zurück, jedenfaUs aber, coffia Als drittes Stuck der Kopfbedeckung erscheint der Coffia, auch wenn er nur Schuhe an hat, legt er sie ab, bevor ein weisses oder buntes ziemlich quadratisches Tuch, bald er den Teppich vor dem Divan betritt. aus Baumwolle, bald aus Seide. Bei den Mauren Spaniens Dass schon damais die Farben der verschiedenen Farten der war den Abbildungen nach ein weisses das vorherrschende. Kleidungsstücke von Bedeutung waren, ist kaum zu be- . Turban Diese Coffía wird entweder als Turban um den Tarbusch zweifeln. Heute gilt Grün für besonders heilig. Niemand geschlungen, wozu wiederum eine eigene Kunstfertigkeit darf einen grünen Turban tragen, der nicht die Wallfahrt im Wickeln gehort (Taf. 41, 16), oder sie wird als Über- nach Mekka vollendet hat. Überhaupt ist der Turban tuch, einmal zum' Dreieck zusammengelegt, so über den auch noch heute besonders gem mit Schmuck bedacht. schmuck Tarbusch gezogen, dass sie ihn vollig verdeckt und vorn Die Schals, die ihn bilden, sind je nach Verhaltnis des das Gesicht umschliesst, indessen der doppelte Zipfel im Besitzers mehr oder weniger kostbar. Vornehme schmücken Nacken hângt und die beiden seitUchen dazu dienen, das ihn mit Agraffen und dergleichen. Tuch unter dem Kinn zu befestigen oder auch noch zuvor Sonst wenden die Mânner, ausser an ihren Waffen, um den Hals geschlungen zu werden, so dass der Kopf wenig Schmuck auf. Einen Fingerring von ziemlicher Ring dicht vom Tuche umschlossen ist. So zeigen es auch die Breite mit irgend einem Stein als Platte trâgt auch der Bilder der Alhambra (Taf. 41, 14 u. 15, 17 u. 18). gemeinste Araber aus Silber, nicht aber am Goldfinger, .Coffia Um aber die Coffia oben auf dem Tarbusch zu be- sondem gewobnlich am kleinen Finger der rechten Hand, Mûtze^ festigen, dazu bedient sich der heutige Agypter und Berber gerade wie die Bewohner von Salzburg und Tirol. Der- einer doppelten Schnur aus Kamelgam, die er als Ring selbe ist aber nicht bloss Schmuck, sondera mehr noch X. Die Spanier und Mauren im 13., 14. und 15. Jahrhnndert. 203 Waffe, da er beini Schlag mit der Faust so steht, dass An den Füssen tragen die Frauen dieselben gelben die Platte uuten ist. Bei den Tirolern, Oberbayern etc. Socken wie die Manner, darüber die roten Schuhe. Die Schahe und heisst er deshalb audi der Schlagring, hôchsten Stande verzierten und verzieren diese mit Steinen, Socken Fr auen: Was nun die Frauen anbetrifft, so ist es kauni zu Perlen, Seide- und Goldstickereien, Haifischzahnen und der- bezweifeln, dass ihre Tracht der der heutigen in jenen gleichen mehr. Lândern ganz ahnlidi war. Die Abbildungen, die noch An Schmuck -wird bei dem ôffentlichen Erscheinen der Schmuck vorhanden sind, bestatigen das vollkommen, so dûrftig sie Fran nichts sichtbar, desto mehr aber im hauslichen Ver- sind. Danach gingen auch die mauriscben Weiber ganz- kehr. Da finden sich Armringe, Halsketten, Spangeu, Auf der lich verhüllt vom Scheitel bis zur Zehe, sobald sie ihr Ohrringe, Fingerringe, reich mit Perlen und Edelsteinen Strasse Haus verliessen. Dass die verschiedenen Stande auch bei verziert. Selbst das gemeinste Weib trâgt gern kleine den Frauen sich durch die Tracht auszeichneten,' unterliesOft Münzen oder Goldbleche auf Stirn und Nase, einen oder eberifalls keinem Zweifel, mehrere Ringe am Finger, an Hand- und Fussgelenk, in Àrmere Es tragen namlich heute wie damais die unieren Klassen den Ohren, waren sie auch nur aus Silber oder gar aus Hemd nur ein langes blanes'Hemd aus Baumwolle oder Leinwand, Messing; es glanzt doch! denn an Glanz haben die Mauren iiberwurf das fast bis an die Knochel geht, dariiber einen Über- so viel Vergnügen, dass sie statt der Perlen und Steine wurf, der von der Stirn bis unter die Kniee reicht und buntes Glas in das Messing setzen und der Drang nach den Kopf samt dem Oberkôrper vollig verhüllt. Er ist Gold wird am besten deutlich durch das Sprichwort; Wer ein grosses Stück Zeug, meistens auch bjau, aber dunkler einem Mauren ein Auge rauben und statt desselben ein als das Hemd und an seinem vorderen Bogen, da, Wo er Goldstück einsetzen will, der ist ihm willkommen. die Stirn bis zu den Augen umschliesst, wird mittels einer Am reichsten wird aber der Schmuck bei den Mânnern Spange ein schmaler Streifen schwarzen Zeuges, gewohn- auf die Waffen verwandt, sowohl auf die Angriffs- als auf waffen Schleier lich Krepp, als Schleier befestigt, der von den Augen bis die Scliutzwaffen. unter die Kniee herabhângt. Diese letzteren sind zwar in den oben genannten Ab- Gewôhnlich môgen die Weiber der untersten Stande bildungen beschrankt auf den Schild, aber es lasst sich Schuhe barfuss gegangen sein wie noch heute. Trugen sie Schuhe, trotzdem annehmen, dass vornehme Mauren im Kampfe so waren es jedenfalls dieselben wie die der mittleren ebensowohl Helm und Panzerhemd getragen haben wie Rüstung Stande, namlich die schon oben beschriebenen aus rotem ihre Yerwandten in Afrika und Asien dies taten. Zudem Leder. erwabnen die Erzahlungen dessen ganz bestimmt und die Vornehme Ganz anders die mittleren und oberen Stande. Bei Abbildungen schildern nirgends Kriegsszenen. Auch sind Frauen jenen tritt zu dem Hemd zunachst ein etwas kürzeres Ober- dieselben überhaupt nur so sparlich — der Koran ver- Beinkleider kleid und weite faltige Beinkleider. Diese letzteren sind bietet ja allé Bilder von Lebenden, wozu damais die aus weissem Leinen oder Baumwollenzeug, oft sehr fein Pflanzen noch nicht zahlten — dass aus ihnen allein und kostbar, bei den hoheren Standen aus bunter Seide. kein vollstandiges Bild jenes Volkes gewonnen werden Oberkleid' Das Oberkleid ist nicht so weit als das Hemd, hat áber kônnte. langere Armel, so dass sie oft fast bis zur Erde hângen Der Helm war, wenn wir den oben gegebenen An- Helm und wird vorn zugeknopft. An den Seiten ist es bis zur deutungen folgen, jedenfalls eine halbkugelige, oben zu- Mitte offen; ebenso bleiben vom auf der Brust von oben gespitzte Haube mit einem daran befestigten Schirm zum her mehrere Knopfe unbenutzt. Die hoheren Stande kürzen Schutze der Ohren und des Halses. Dieser bestand ent- Gilrtel dies Kleid bisweilen zu einer Jacke, tragen aber den Gürtel weder aus Kettengeflecht oder aus drei getrennten festen auch um diese geradeso, wie er um das Kleid geschlungen Stücken, die an Schamieren sich bewegen liessen. Die wird. Er ist dem der Manner gleich, gewôhnlich aus Haube selbst war durch allerlei Yerzierungen aus anderem einem bunten Schal zusammengefaltet. Metall besetzt, die nicht seiten eingelegt waren. Auf der Als Kopfhülle tragen auch die Frauen dieser Stande Spitze wallte eine Feder oder ein Federbusch, dessen Farben Tarbusch den Tarbusch und seine Untermütze und bedecken diesen nicht ohne bestimmte Rücksicht gewahlt wurden. noch mit einem bunten seidenen oder feinen schleierartigen Das Panzerhemd, schon seit den altesten Zeiten im Panzerhemd M antel Tuch. Tiber demselben wird dann der Mantel oder Über- Orient bekannt und gebrauchlich, Avar auch bei den Mauren wurf, den wir schon oben beschrieben, angelegt, nur dass ohne Zweifel die Avichtigste Schutzwaffe. Zudem war es er hier nicht aus dunkelblauer Baumwolle, sondern aus ja bei ihren Nachbarn und Feinden, den Spaniern, im bunter streifiger Baumwolle oder bei den hochsten Standen Gebrauch, und so batten sie es, Aveun sie es nicht schon aus farbiger Seide besteht. In Agypten tragen die Frauen kannten, hier kennen lernen müssen. Daraus freilich wurde ihn jetzt durchweg aus schwarzer Seide, was einem Edikt nicht folgen, dass sie es auch trugen, aber die franzôsischen des alten Mehmed Ali seinen Ursprung danken soli, und spanischen Dichter nennen es ausdrücklich, zwar immer der dadurch dem unerhôrten Luxus der Weiber steuern nur bei Fürsten und Heerführern, aber von den gemeinen woUte. Kriegern Avurde es auch bei den Franzosen, Deutschen etc. Schleier Der Gesichtsschleier ist ebenso wie bei den niederen nicht oft getragen und von solchen Avird auch in den Standen, nur nicht schwarz, sondern gewôhnlich weiss. Heldenliedern überhaupt seiten oder nie gesprochen. Es 26* 204 Das Mittelalter. bestand entweder ganz aus Ringen oder batte aucb auf und :noch weniger der Bewohner von Afrika, und also, wie der Brust und im Rücken statt derselben Flatten. ich glaube, erst seit dem Eroberungszuge der ersteren in Es ist sogar wabrscheinlich, dass auch baufig die der mohammedanischen Welt vorherrschend geworden ist. , Schienen Arme und Beine durch Schienen geschützt waren. Jedenfalls ist am Schlusse des 15. Jahrhunderts bei den schiid Die Hauptschutzwaffe war aber der Scbild. Ihn trugen Mauren noch das gerade Schwert das allgemein gebrauch- auch die gemeinen Krieger. Er hatte die Form zweier der liche, und der Sabel kommt nur ausnahmsweise einmal vor. Lange nach verbundener Ovale (Taf. 41, 18), Der Stoff Was das maurische Schwert von dem der christlichen war Leder oder Holz mit Leder überzogen; die Rânder Europaer jener Zeit unterscheidet, das ist der Griff, und waren mit Metall beschlagen. Auf der Mitte jedes Ovals zwar besonders eine Art Korb, welcher statt der Parier- Kerb am hing eine oder mehrere bunte Quasten, die ausser dem stange die Hand schützt. Dieser liegt aber nicht, wie beim Zwecke der Verschonerung auch wohi noch den der Ver- Rappier oder beim Pallasch, um die Hand, sondern vor starkuDg hatten, indem sie die Kraft des feindlicheù Stosses der Hand, so dass diese doch vollig unbedeckt, nicht, aber oder Hiebes brachen. Der Schild war etwa 60—75 cm ungeschützt ist (Taf. 41, 14). Er besteht aus einer oder hoch und fast ebensobreit. zwei gewolbten Metallscheiben mit eingetriebener oder Die Angriffswaffen boten nicht weniger Gelegenheit durchbrochener Verzierung (Taf. 41, 14—18); dieselben sind dar, den Reichtum ihres Tragers in dem darauf verwendeten bei den Yornehmen aus Gold oder vergoldet und auch Schmuck zur Schau zu tragen. Dies gilt am meisten vqn wohl, wie die Scheide, mit Ferien oder Edelsteineû. besetzt. Lanze Schwei't und Bogen, weniger von der Lanze. Auch der Knauf des Schwerfces ist dadurch eigentümlich, Knauf Diese nahm auch die geringste Stelle unter den dreien dass er nicht kugelformig, sondern gewohnlich nach oben ein. Sie war in zweierlei Gestalt gebrauchlich: einmal als zugespitzt ist. Auch er ist seitlich oft mit Edelsteinen langer Speer zum Stossen (Taf. 41, 13 u. 18), wo sie eine verziert. Ubrigens ist der Griff wie sonst mit Draht Lange von 2,50 bis 8 m, auch zuweilen 3,60 m und darüber umwunden oder mit Metall beschlagen, auch wohl ganz hatte; daneben aber war sie auch als Wurfspiess in Ansehen aus Metall. — Die Scheide ist aus Holz und mit farbi^em scheide und die Reiter hatten eine grosse Geschicklichkeit, iin volien Stoff überspannt (Taf. 41, 14, 16 u. 18), an dem oberen Laufe des Pierdes doch ihr Ziel zu treffen. und unteren Ende oft auch ausserdem noch mit schônen Bogen und Dasselbe gelang ihnen auch mit Bogen únd Pfeil, Metallarbeiten verstarkt. welche in bezug auf Führung ihre Lieblingswaffen waren Das Schwert wurde an einem über die rechte Schulter schwert An ihnen brachte ein jeder nach seinem Vermogen recht liegenden Bande getragen. Dieses war buntfarbig und vielen Schmuck an, besonders an dem die Pfeile bergenden nicht selten mit reichen Metallbeschlagen verziert (Taf. 41 j Kocher und an der Tasche, die den Bogen trug. Der 14—18). Es bestand wabrscheinlich aus Leder, das bunt Bogen selbst, entweder aus Horn oder zahem Holze — es gefârbt oder mit Samt und dergleichen Stoffen überzogen gibt Bogen, die aus verschiedenen Lagen verschiedener war. Es hatte aber, ausser durch seine Lage, keine Ahnlich- Holzer sehr zweckmassig zusammengesetzt sind — wurde keit mit den Scharpen der Ritter, da es nur sehr schmal, bemalt und vergoldet, mit seidenen und Goldfaden um- etwa zwei Finger breit, war. Ubrigens war das maurische Kücher wickelt und dergleichen mehr. — Der Kocher war aus Schwert den Schwertern des Abendlandes gleich. Seine Leder, ebenso die Bogentasche, aber beide haufig durch Klinge war auch zweischneidig und lief allmahlich spitz zu. bunte Fâden bestickt oder mit Seide überzogen, auch durch Besonders berühmt waren die Klingen von Toledo. kostbare Metallbeschlage verziert je nach dem Stande des Dass auch Streitaxte, Kolben und Keulen bei den Andere Eigentümers. Mauren nicht unbekannt waren, lasst sich denken, doch tritt Die grosste Freiheit aber, geschmückt zu werden, liess ihre Bedeutung und Anwendung gegen die drei genannten schwert das Schwert zu; daher war es der treue Begleiter des Waffen so zuriick, dass es genügt, sie zu erwahnen. Mauren und seine liebste Waffe, insofern er ihr die meiste Ausschmückung zuwandte. Sie wurde ihm so kostbar und teuer, B. so wichtig, dass er das Schwert als ein Gerâte. eigenes Wesen betrachtete und ihm daher nicht selten einen Namen Den Abbildungen nach war dasselbe hochst einfach. gab, wie wir denn diese Sitte auch bei den abendlandischen Und ebenso ist es ja auch noch heute sowohl bei den Rittem finden. Wer kennt nicht den Balmung Siegfrieds, afrikanischen Mauren als bei den Orientalen. Man hort so den Eckesachs Dietrichs, die Tizona des Cid, den Ahgur- viel vom orientalischen Luxus rühmen, von der Pracht und Luxus des wadel Frithjoís! dem Glanze der Gerâte: aber das bezieht sich auf Orients ganz Das Schwert der Mauren war gerade; oh der krumme andere Seiten als bei den Westeuropaem. Man sitzt im sabei Sabel, der sich bei ihnen wahrend des letzten Kampfes mit Orient auf einer elenden Matratze von Baumwolle mit den Spaniern auch im Gebrauch fand, ihnen auch schon Kattun überzogen, aber zu den Füssen liegt ein Teppich, bei dem ersten Eintritte in die Pyrenaen-IIalbinsel bekannt der Hunderte kostet; die Wand ist bloss geweisst, aber gewesen, lasst sich schwerlich entscheiden. Ich mochte dies die Leuchter daran sind von massivem Silber. Die Kaffee- bezweifeln, da der Sabel wabrscheinlich eine charakte- tasse kostet 10 Pfennige, denn sie ist schlechte Fajence, ristische Waffe der Türken war, keineswegs aber der Araber aber die Unterschale ist von Gold und mit Diamanten X. Die Spanier tind Mauren Im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 205 besetzt und kostet vielleicht mehr als tausend Mark. Es die Topferei gebracht batte, als auch durch seine reiche ist kein Stuhl ira Ziramer, und der Boden hat keine Dielen, Ausschmückuug, welcher Geschmacksrichtung die Mauren aber für die Pfeife die uns geboten wird, konnte man sich folgten. Es ist rait blauer Glasur überzogen, auf welcher ein kleines Wohnhaus kaufen oder eine grosse Wohnung in Weiss und Gold die feinsten Arabesken angebracht sind; sehr schon einrichten. Das Wasser wird in schlechten dazv ischen laufen Rei hen von Schriftziigen als Grenzen Tonkriigen aufgetragen, von denen das Stück 2 Pfennige für die abgeteilten Felder. Dabei ist die Form des ganzen kostet, aber der Prasentierteller ist von Silber; die Loffel plump und steif, die Henkel sind schwer und ungeschickt, bei der Suppe sind von Holz, dagegen die Kanne und das dagegen der Korper des Gefasses ohne dieselben, sowie die Waschbecken vor und nach Tische von Silber. Das Bett, Verzierungen sehr leicht und gefallig. auf dem man die Nacht sich ausstreckt, hesteht aus einem Die metallenen Gefasse waren aus Kupfer oder Zinn, Metaii- rait Leinen bespannten Holzrahmen, der eine baurawollene wenn nicht aus Silber und Gold. Ihre Zabi war jedenfalls Matratze trâgt; die Decke ist eini Lnnentuch oder hochstens nicht gross und ihr Gebrauch nur auf die Vornehmen eine wollene Pferdedecke, aber das Pferd, das uns bei beschrankt. Denn Spanien lieferte ja den schonsten Ton Ton- Tage tragt, ist ein schdnes Tier arabischer Zucht, dessen zu Topferarbeit und so war ein fügsamer und billiger Stoff Geschirr von edlen Metallen blinkt, entsprechend dera zu Gefassen gegeben, der durch Brennen und Glasieren hart hohen Werte, den es selber hat. Das ist der orientalische und dicht gemacht wurde. Luxus. Keine Mobel, keine grosse Zabi von Hausgeraten, Die Gefasse sind entweder Schalen, mehr oder weniger schaicn und keine Bilder und Spiegel, keine kostbaren Schranke, keine flach, bald mit, bald ohne besonderen Fuss, oder flaschen- weiclien Bolster: und doch Reichtura, aber an so wenigen artige Gefasse, die je nach ihrem Zvvecke mit langera oder sonderbaren Stellen vereinigt, wo wir ihn gar nicht suchen. kurzein, engeni oder weitem Halse versehen sind. Henkel Henkel Ebenso war es bei den Mauren. scheinen im ganzen nicht sehr gebrauchlich gewesen zu Tische Ihr Stubengerat war ausserst einfach. Tische nach sein, was diese Gefasse von den griechischen sehr unter- unseren Begriffen hatten sie nicht. Was bei ihnen zuweilen scheidet, die fast allé Henkel oder Griffe haben. Dort als Tischchen gebraucht wurde, ware nach unserer Ansicht kommt vielleicht auf 4 oder 5 ein gehenkeltes, hier auf ein Scherael genannt worden, naralich eine kleine Platte 50 gehenkelte ein henkelloses. rait 4, 6 oder 8 Beinen, die dazu diente, den Prasentier- Was die musikalischen Instrumente angeht, so waren Musikaiische teller zu tragen, auf welchem die Speisen und Getranke diese zum Teil Blas-, zum Teil Saiteiiinstrumente. Von aufgetragen wurden^ Man sass entweder auf der Erde letzteren wurden die Zither und Gitarre mit den Hânden Salten- sitze auf Teppichen oder Matten oder auch auf niederen Sitzen, mittelst einer Federspule gerissen oder geschlagen, die Diwans, die aus einem leichten Holzgestelle rait aufgelegter arabische Geige dagegen mit einem Bogen aus Rosshaaren Matratze und dariiber gebreiteten Teppichen und Tüchern gestrichen. Es scheint, als hatten die Mauren der Musik bestanden. Oder das Holzgestell wurde mit Zeug über- besonders gepflegt, denn Abderrhaman gründete in Cordova zogen und Kissen oder Matratzen aufgelegt (Taf. 41, 16). eine musikalischp Akademie. Jedenfalls immer ein hochst kunstloser Sitz. An Blasinstrumenten hatten sie die Flote, ahnlich der Bias- Schranke kannten auch die Mauren nicht, sondern nur unseren, ein Oboe, eine Schalmei, dazu verschiedene Doppel- Truhen Truhen, d. h. grosse und kleine Kisten mit flachem Deckel, pfeifen, wie sie noch heute im Orient gebrauchlich sind. wie sie heutzutage noch auf dem Lande üblich sind und Die eine gibt gewohnlich fortdauernd einen sumnienden auf den Jahrmarkten, hell und bunt bemalt ausgeboten Grundton, indessen die andere die Melodie spielt; es ist werden. Zum Aufbewahren kleiner Sachen, besonders des Orgelpunkt und Cantus firmus im rohsten Anfang. Eastchen Schmuckes, batte beliebten man zierliche kleine Kastchen aus ver- Dass die Mauren auch die bei den Orientalen schiedenen Holzern zusammengesetzt, auch wohl mit Elfen- Pauken, Tamburins und dergleichen Schlaginstrumente Pauke bein, Silber und Gold ausgelegt. benutzten, unterliegt keinem Zweifel und wird auch aus- Lager Die Lager zur Nacht waren ganz ahnlich den Diwans, drücklich erwâhnt. Noch ist die Trómpete zu nennen als Trómpete wenn man es nicht wie der grosste Teil des Volkes tat, das Kriegsinstrument, das mit der Kesselpauke gern ver- vorzog, auf Teppichen an der Erde zu übernachten. Em eint war, wie das platte Tamburin mit den Becken. Noch kleines Kissen oder eine Wulst stützte in beiden Fallen heute finden sich diese letzteren in Spanien und Süd- den die Kopf. italien hâufig im Gebrauch, und auch Kastagnetten Gefasse Die Gefasse der Mauren waren ebensogering an Zabi môgen wohl schon aus der maurischen, wenn nicht aus der verschiedenen Formen, wie durch die Beschrankung^ noch altérer Zeit, stammen. welche der Koran der Kunstentwicklung in den Weg legte, Mit der Vertreibung der Mauren ging dem Lande einfach und unbedeutend in der Gestalt. Daneben aber ein fleissiges geschicktes Volk verloren, doch nicht gânz- bestand eine grosse Fertigkeit, die verschiedensten Stoffe, lich. Ein grosser Teil trat zum Christentum ûber und Metall, Ton, Stein etc. zu behandeln. So gibt 0. Jones blieb im Lande; ein anderer verbarg sich noch lange Zeit die Abbildung eines im Keller der Alhambra gefundenen in den Gebirgen und verschmolz sich erst nach und nach und Ge- Gefasses, das 1,50 m hoch ist und 60 ihre Sitten cm Durchmesser hat. mit den Spaniern. Diese brachten von denen Es zeigt dies ebensowohl durch seine Grosse, wie weit es branche mit, nahmen aber auch nicht wenig 206 Das Mittelalter. der Unterdrückten an, und so begegnet man, besonders in fiber die Hfiften, batte bier einen kleinen Scblitz und Südspanien, noch heute auf Tritt und Schritt den Spuren war vorn mit vielen dicbt aneinander stebenden Knopfen der friiheren Besitzer. Die seit ihrer Vertreibung ver- gescblossen (Taf. 41, 3 u. 12). Ebenso waren. die engan- flossenen 400 Jahi'e haben niclit alie Wirkungen der vor- scbliessenden Armel bis zum Ellenbogen gescblitzt und bergehenden 800 aufheben konnen. Auch in der Sprache wieder mit Knopfen gescblossen (Taf. 41, 3, 5 u. 12). finden sicb viele Hundert Anklange, wie z. B. die Wôrter Aucb die Spanier batten die Sitte des mi-parti an- mi-parti mit der Vorsilbe Al meistens maurisclien Ursprunges sind. genommen uiid gefielen sicb darin ebensogut wie ibre Nacbbarn (Taf. 41, 12). Uber dem Lendner tmg der vornebme Mann aus dem Adelsstande den Scbwertgfirtel, Dupfing, aucb wenn èr Dupfing kein Scbwert trug (Taf. 41, 3, 8, 9 u. 12). Die Spanier. Die geringeren Stande trugen statt des Lendners die Bluse, durcb einen Gfirtel um die Hfiften festgebalten Biusebeiden Wir übergehen die Zeit, wo sie noch nicht mit den (Taf. 41, 1 u. 2). Sie reicbte bis fast ans Knie und b3,tte Armeren Nachbarn in Berührung kamen, sondem im eigenen Hause ziemlicb enge Armel. Vornebme scbeinen dieselbe bis- vollauf zu tun batten, ebenso die erste Zeit, wo dies ge- weilen, wenn aucb mm als Oberkleid, getragen zu baben scbab und unterzieben sie erst seit dem 14. Jabrbundert (Taf. 40, 4), und sie batte dann balblange, etwas weitere unserer Betracbtung, wo sie d)ereits nacb alien Seiten Armel, die bis zum Ellenbogen reicbten (Taf. 41, 5); Sonst bin ih Beziebungen zu den übrigen Vôlkern Westeuropas wurde als Oberkleid der Mantel benutzt (Taf. 41, 12), der Mantel standen und wo der Rubm des spaniscben Namens so bocb in dieser Zeit mitten auf der Brust gescblossen wurde gestiegen war, dass z. B. die deutscben Pürsten Alpbons X. durcb Knopfe und Hafteln. An seiner Statt erscbeint wabrend des Interregnums zum Kaiser erwablt batten. aber nicbt seiten ein langer Oberrock, der massig weit Oberkleid vom Hals bis zu den Knocbeln reicbt und obne Gfirtel seiner getragen wurde. Im Oberteile lag er flacb A. unten Die Traeht. an, erweiterte er sicb zu massigen Falten. Armel batte er Wir finden bier viele Momente wieder, die uns sebón nicbt, sondem nur weit aufgescblitzte Armlocber mit bei den Nacbbarvolkern bekannt geworden sind, docb kleinen tfitenartigen Klappen fiber den Acbseln (Taf. 41, 5). setzen sicb diese bin und wieder anders zusammen und Er wurde vorn von oben bis unten durcb Knopfe ge- scbaffen also neue Wirkungen. scblossen. Gegen das Ende des 14. und im Anfange des 15. Jabr- bunderts treffen wir 1. aucb bier Friedenstraclit. den weiten langen Trappert Trappert mit den ungebeueren Hangearmeln an, ganz so wie er bei Sie zeicbnet sicb vor den gleicbzeitigen Tracbten der Englandern und Franzosen bescbrieben wurde (Taf. 59, 1). Franzosen und Englander durcb bellere Farben aus. Man Spaterbin aber erscbeint er nicbt mebr und seine Existenz findet viel Weiss, was wobl dem südlicben Klima zu- mag also wobl fiberall keine Dauer gebabt baben. Da- gescbrieben werden muss, und die bunten Farben, wie Rot, gegen tragt man den kurzen Trappert mit weiten Armeln Grim, Blau etc., erinnern nocb im 14. Jabrbundert durcb und zuweilen einen breiten Scbulterkragen, der als Rest ibren sanften gedampften Ton an den Orient, bier also der Gugel, als Goller, eine selbstandige Laufbabn betritt zunacbst an die nacbbarbcben Mauren. (Taf. 59, 8). Statt den Goller nocb fiberzuwerfen, wird aucb zuweilen der Halsausscbnitt erweitert und zwar, wie a) Bedcckimg des Rumpfes. es im 15. Jabrbundert Sitte war, viereckig, die Offnung Wir konnen uns, wo wir scbon Bekanntes zu beriibren aber durcb einen feinen Leinwandeinsatz bedeckt (Taf. 59, baben, kurz fassen und geben daber unmittelbar an die 5 u. 12). verscbiedenen Stücke der Kleidung. Statt des Trapperts wurde aucb nicbt seiten ein Ober- Geschiosse- Henid Dicbt auf der Haut wurde ein weisses Hemd getragen. kleid getragen, das oben ziemlicb eng war, einen Gfirtel Im 12. und 13. Jabrbundert war es bei den Vornebmen um die Hfiften und rund ausgescbnittene Armlocber batte meist aus Seide gewesen, jetzt batte Leinwand und Baum- (Taf. 59, 10). Es war rundum vollig gescblossen, musste wolle bei alien Standen vorberrscbende Anerkennung und also fiber den Kopf angelegt werden und reicbte bis auf Gebraucb gefunden. Es scbloss bei den Mannern ziemlicb die Knocbel berab. bocb am Halse an (Taf. 59, 7 u. 12), bei den Frauen war Die Scbaube aber gewann bald alien fibrigen Ober- schaube es bis an die Acbseln ausgescbnitten (Taf. 41, 7 u. 10; kleidern den Vorrang ab. Ibr reicber Besatz aus Pelz 59, 14 u. 17). Seine Lange war der beutigen bei beiden oder farbigem Samt, der kostbare Stoff, aus dem sie be- Gescblecbtern ziemlicb gleicb. steben konnte, obne scbnell verdorben zu werden, die Be- Uber dem Hemd trug der vornebme Mann im 14. Jabr- quemlicbkeit des Anziebens und manches andere macbten Rock bundert den kurzen engen Rock, den Scbeckenrock oder sie scbnell beliebt. Daber finden wir sie in der zweiten Lendner, wie wir ibn scbon kennen. Er reichte wenig HaRte des 15. Jabrbunderts als das vorberrscbende Ober- X. Die Spanier und Mauren im 13., 14. und 15. Jahrhundert. 207 gewand, bald mit, bald ohne Armel (Taf, 59, 7 u. 15), Die Frauen nahmen in ihrer Tracht denselben En^- Fran en: nur mit Schlitzen für die Arme versehen, aber immer wicklungsgang. Auch sie verloren inr Laufe der Zeit mehr ziemlich lang, gewohnlich bis auf die Knochel. und mehr die Eigentümlichkeiten ihres Volkes und unter- Eadmantei Der Mantel nahm in diesem Jahrhundert an Weite warfen sich der Mode. Nur einiges wenige ist ihnen ge- so zu, dass der rechte Zipfel bequem über die linke blieben, das sie noch heute auszeichnet, namentlich der Schulter geschlagen werden konnte und dort wie der Zipfel Facher und die Mantilla. der Toga noch lang hinabhing (Taf. 59, 2). Es entstand Sie trugen im 14. Jahrhundert über dem Hemde zu- i3oo: also damais jener Mantel, der noch heute gebrauchlich nachst ein Kleid, das im Oberteil eng anliegend, nach und besonders in Italien und Deutschland bei den unt-en bin in Falten um die Füsse fiel, und wenn auch ohne Kiinstlern wegen seines Faltenwurfs beliebt ist und wegen Schleppe, doch lang genug war, dass es den Boden er- seines Schnittes „Radmantel'', zuweilen auch „spanischer reichte und den Fuss verdeckte. Es blieb ohne Gürtel Mantel", heisst, áber nicht zu verwechseln ist mit dem und seine Armel wurden vom Ellenbogen an geknopft, spanischen Mantelchen des 16. Jahrhunderts. sowohl ihrer Enge als der Ausschmückung wegen (Taf. 41, verwandt- Auch hicrbei mag "wohl der nachbarliche Einfluss 7 u. 10). Zuweilen finden sich auch von oben bis unten ben'^mit^dTm Mauren mitgeAvirkt haben. Denn ihre Mantel batten Knôpfe (Taf. 41, 10), doch ist es zweifelhaft, ob sie nicht, Burnus jenen Schnitt, wie ihn noch heute die Tunesen ihrem wie auch heute oft, ein blosser Schmuck waren. -Bumus geben, wodurch es môglich wird, den einen Zipfel In der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts schlitzte i4oo: über die gegenüberstehende Schulter zu werfen, ohne den man den engen Armel dieses Kleides der Lange nach ein Gang zu beeintrachtigen. Noch bestarkt wird diese An- oder mehrere Male auf, so dass das Hemd durchschimmem genesteit nahme dadurch, dass die atteste Darstellung dieses Mantels, musste, und die zerschlitzten Teile wurden durch Nesteln die mir bekannt geworden, auf einem Bilde Heinrich IX. in die Quere wieder hier und da zusammengehalten, wo- von Kastilien sich findet (Taf, 59, 2, nach Hefner), auf durch dann Puffen entstanden (Taf. 59, 3, 6 u. 9). In der welchem dieser zugleich ein Fez trâgt. Er scheint also über- zweiten Halfte des Jahrhunderts schlitzte man die Armel haupt an der maurischen Tracht Gefallen gefunden zu haben. quer, so dass sie am Ellenbogen in einen Ober- und Unter Bcinkieider Die Beinkleider gehorten auch in Spanien zu den armel sich teilten (Taf. 59, 17). notwendigen Dihgen und nicht nur im 14. und 15. Jahr- Über diesem Kleide wurde fast immer ein zweites ge- Oberkieid hundert, sondern auch schon in der vorhergehenden Zeit. tragen, ein Oberkieid also, das aber sehr bald die Haupt- Sie waren eng anliegend und reichten bis zur Fussspitze, rolle übernahm. Nur ein Kleid zu tragen, scheint nur im so dass sie bei den Vornehmen zugleich die Strümpfe ver- Hause môglich gewesen zu sein (Taf. 59, 9), oder ausser traten (Taf. 41, 3—5 u. 12; 59, 8). Manner niederen Standes dem Haüse nur, wenn der Mantel darüberlag (Taf. 41, 10; strümpfe trugen meist noch Strümpfe bis ans Knie über den Bein- 59, 13). Das gilt jedoch nur von den hoheren Standen; kleidern, so dass also diese wahrscheinlich nur bis zum die niederen waren weniger bedenklich. Knochel oder bis übers Knie reichen mochten (Taf. 41, 1). Dieses zweite Kleid hatte kürzere weite Armel, die stofT der Der Stoff der Beinkleider war bei den Reichen Seiden- im 14. Jahrhundert etwa bis zum Ellenbogen reichten Beinkleider 41, 3 u. 12), bei den Àrmeren Leinwand oder (Taf. 41, 7), im 15. Jahrhundert noch kürzer wurden, auch Baumwolle, bin und wieder auch Wolle, wozu man wohl wohl ganz fehlten (Taf. 59, 3 u. 17) oder sich sehr er- besonders im Winter greifen mochte (Taf. 59, 8 u. 12). In weiterten, indem sie zugleich bis zur Handwurzel vor- Farbe der Farbe liebte man auch für dieses Kleidungsstück bei gingen. Sein Stoff war schweres Seidenzeug, Samt oder den hoheren Standen das Weiss (Taf. 41, 3—5), wie dies Goldbrokat (Taf. 41, 7; "59, 3, 6 u. 17). Es war gewohn- ebenso bei Rocken und Manteln gern angewandt wurde lich noch etwas langer als das erste und hatte nicht selten (Taf. 41, 3, 5, 11 u. 12); auch die Unbemittelten zogen eine Schleppe (Taf. 41, 7; 59, 3). schieppe Wechsei es vor, SO oft sie konnten (Taf. 41, 1), bis die Mode auch Beim Ausgehen legten die vornehmen Frauen über derseiben gpanien ihr Zepter streckte und neue Farben herein- dieses Kleid noch ein Oberkieid oder den Mantel. Dieser Mantel führte, welche ein anderes Klima und ein anderes Volk letztere hatte sich aber nach dem Beispiel des Manner- für seine Bedürfnisse passend gefunden hatte. Da kam mantels fast ganz von der Schaubühne zurückgezogen es dann zuletzt soweit, dass derselbe spanische Adel, der und wurde nur selten sichtbar. Dagegen nahmen ver- jetzt im 14. Jahrhundert am liebsten in Weiss ging, im schiedene Arten von Oberkleidern den von ihm verlassenen 16, Jahrhundert geradezu das Schwarz für die anstandigste Platz ein. Farbe erklarte (Taf. 71, 12). Im 14, Jahrhundert schon gab es solche, die ganz verschiedene Über dem Weiss wurden im 14. Jahrhundert auch den aus jener Zeit beschriebepen der Manner entsprechen. die bunten Farben getragen, doch meistens in grosser Milde Sie waren vom offen und durch Knôpfe wieder geschlossen, vom otren und sehr gedampft. Lebhafter wurden sie im 15. Jahr- reichten bis fast an die Knôchel und batten statt der Armel Àrmei hundert, auch schon in der zweiten Halfte des 14., wo die mehr oder weniger tief ausgeschnittene Armlôcher, oben an Neuerung gçwaltig hereinbrach, so dass sich bald kein einer die Achsel ûberwôlbenden Kuppe endigend (Taf. 41, 7). Unterschied mehr zwischen den Farben der spanischen Die Saume oben (seltener unten) und an den Armlôcbern und franzosischen Kleidung fand. waren mit Borten besetzt. Das Kleid hatte eine sehr be- 208 Das Mittelalter. schrânkte Weite, so dass es auch unten kaum Falten warf, Scklitze liegen aber dort vorn und kinten, bei dem letzten und wurde daher auch nicht gegürtet. Gewande dagegen an der Seite. Von kinten ersckien dieses 1400; Das 15. Jakrhundert ânderte diese Form dahin ab, gewiss ganz als Mantel, der auf beiden Ackseln fest auf- Hangearmei runde Halsausschiiitt sick in einen viereckigen lag, weil der Stoff, gewoknlick Samt oder sckwere Seide, verwandelte, die Armlocker mit langen Zeugstreifen bis vom Halse bis zu den Füssen frei kinabfiel. — Die seit- ■'ur Erde besetzt wurden (Taf. 59, 6) und die Weite, be- licken Scklitze, wenn auck nickt einmal bis zum Gürtel, senders im unteren Teil, bedeutend zunakm, so dass es finden sick um diese Zeit übrigens auck bei der Manner- nun aúck gegürtet werden konnte. Es war die Zeit der kleidung, z, B. an der des Kônigs Ferdinand an beiden Hangearmei bei den Mánnern, daker die langen Flügel Obergewandern (Taf. 59, 16), über denen er nock den bei den Frauen (Taf. 59, 1 u. 6). faltenreicken Mantel trâgt. vorn und Der Offnung des Kleides vom kinab entsprack eine aknlicke kinten von der Mitte bis zur geòffnet Erde, so dass also b) Kopfbedecknng, ^ ... das Kleid in der unteren Halite zwei lange freie Streifen Im 14. Jakrkundert sckeint die Kapuze (Gugel) vor- Kapuzo bildete und dadurck genug Offnung liess, das kostbare kerrsckend gewesen zu sein. Die Bilder der Alkambra Untergewand zu seken (Taf. 59, 6). Dariiber flatterteii stellen zum Teil Jagdszenen dar," wobei die Jager auch auf nock frei die beiden Armelstreifen, also sak man vier solcke Weise den Kopf gesckützt kaben (Taf. 41, 1 u. 3). Stücken Zeug. Zugleick gab man dem Oberkleid kost- Dies gilt von den vornekmen wie von den geringen. Auck bares seidenes Futter und besetzte allé Kanten mit golde- katte die Gugel kier wie anderswo den Goller als ge- Goiier nen oder dergleicken Borten. wôknlickes Zubekôr; derselbe reickte bis über die Ackseln Der schaube Eine andere Abanderung aus der ersten Halfte des (Taf. 41, 3 u. 4), oft auck tiefer, fast bis auf den Mien- ahnhch Jaliikunderts war die in eine Art Sckaube, dock okne den bogen (Taf. 41, 1). breiten überfallenden Kragen und okne Armel, wie auck Daneben waren Hüte mit breiter Krempe im Gebrauck, note die Manner solcke trugen. Dabei wurde der Halsausscknitt wie wir deren auck nock im 15. Jakrkundert finden (Taf. 59, nack vorn sckrag übergefükrt in die vorderen Saume, die 10 u. 12). Bei dem gemeinen Mann waren sie grau, braun nun nickt mekr durck Knopfe gescklossen wurden; die oder sckAvarz (Taf. 59, 12), bei den Vornekmen sckon ge- Liinge Avurde bis fast auf die Füsse vergrôssert und auck fârbt (Taf. 59, 10) oder mit kostbarem StoK überzogen, wokl nock kinten eine Sckleppe kinzugefügt (Taf. 59, 3). die Krempe zuweilen nock besonders ausgezeicknet durck Eine dritte Form entsprack der mannlicken Kleidung Pelz (Taf. 59, 5) oder Goldbesatz und dergleicken. Oberkleid dieser Zeit nock mekr. Wie dort der Trappert bis zur Erde Dass die mauriscke Mütze aus rotem Filztuck, wie Mütze verlangert, die Armel ins Ungekeuere vergrôssert wurden Heinrick IV. von Kastilien sie trâgt (Taf. 58, 2), auck bei Hângefirmeiii (Taf. 59, l), SO sckufen sick auck die Frauen ein Oberkleid, den Grossen seines Hofes gebraucklick geAvesen sei, ist das auf der Erde sckleifte undmitungekeuenweiten Hans:e- mekr als O wakrsckeinlick, dock fand sie — das ist ebenso O firmeln begabt war (Taf. 59, 14). Man liess es aber nickt unzweifelkaft — keine weitere Verbreitung, und sie war bis dickt an den Hals geken, sondem gab ikm ebenfalls auck keine Trackt von langer Dauer. Dagegen waren den gebraucklicken viereckigen Ausscknitt, Avenn auck flacke Mützen mit beweglicken Sckirmen für Stirn und kleiner als sonst. Gegürtet wurde es ebenfalls und vorn Nacken sekr beliebt, und so zeigt" sick kier sckon im sckeint es trotz des Besatzes gescklossen gewesen zu sein 15. Jakrkundert das Barett in voiler Geltung. Es war nock Barett vom Gürtel an bis nack unten. Kostbare Borten oder nickt das spater in Deutsckland gebraucklicke, sondera Stickereien an den Kanten feklten auck kier nickt. Es ist untersckied sick von diesem nock durck den kokeren Kopf dasselbe Kleid, Avie aaûi es unter Margarete in England mit steifem Boden, so dass es eine Mittelstufe zwiscken kennen gelernt kaben (Taf. 58, 16). Hut und Mütze einnakm (Taf. 59, 7 u. 8). Es gab auck Gegen das Ende des Jakrkunderts kommt kierzu nock Mützen, deren Rand rundum gescklossen war, wie sie z. B. Oberkleid eine neue Art Oberkleid, die man fast einen Mantel nennen das Bild eines Grafen aus dieser Zeit zeigt (Taf. 59, 15); s°iLn"^en ^^nnte. Denn kinten kângt von den Sckultem kerab das dieselbe ist reick mit Perlen und Edelsteinen gesckmückt GeAvand ungegürtet bis zur Erde nieder in reicken Falten, und mit Goldborten besetzt. auck zuAveilen nock mit einer Sckleppe verseken vorn fliesst Die Haare trug man im 14. Jakrkundert von der Haar zwiscken Acksel und Acksel ein zweites Stück kinab, das Lange des Kinnes (Taf. 41, 1, 3—5, 11 u. 12) zu sanften aber beim Geken über den Arm gescklagen wird. iim nickt Locken gerollt. Wo die Natur solcke versagt katte, musste wegen seines freien Flatteras kinderlick zu sein (Taf. 56, die Kunst nackkelfen. Selten sak man langeres Haar bei 17). Es ist also eine Hoike, die jederseits von den Ackseln Vornekmen, zuweilen Avokl bei Dienern (Taf. 41, 2). Ge- bis zur Erde aufgescknitten ist. Der Halsausscknitt dieses woknlick trugen diese das Haar kurz. Auck im 15. Jakr- Gewandes das ebenfalls über den Kopf angelegt ^werden kundert blieb jene Haartrackt die Regel (Taf. 59, 7, 8 u. musste ist auck viereckig. Es üknelt sonack etwas dem 15^, dock fanden sick ofter Ausnakmen, dass vornekme zuerst betrackteten (Taf. 59, 6), nur dass dort die Arm- Mânner das Haar bis auf die Sckultern fallen liessen locker mit Streifen von Zeug als Erinnerung an die Hânge- (Taf¿ 59, 10 u. 16). Im Anfang des Jakrkunderts trug man ai-mel besetzt waren und ein Gürtel da,zu gekorte. Die auck eine Zeitlang kurzes Haar (Taf. 59, 1). Der Bart Bart X. Die Spaiiier und Mauren im 13., 14.,iind 15. Jahrhuudert. 209 wurde im 13. und 14. Jahrhundert glatt wegrasiert (Taf. 41, 50 Jabren lacbte man allgemein über die Cbinesen, dass 1 —5), im 15. dagegen zuweilen yoU getragen (Taf. 59, 10). sie des Nacbts ibre Nagel durcb besondere Futterale Regel blieb aber immer noch das rasierte Gesicht (Taf. 59, scbützen sollten, und seit 40 Jabren fand und nocb beute 1, 2, 7, 8, 15 u. 16). findet der Gott des Scblummers die Gliedor der boberen Frauen: Die Frauen liessen in der Zeit des 18. und 14. Jahr- Stande aucb in Europa in ibren Betten mit verbüllten Haar bunderts ibr Haar vollig frei in langen Locken um die Hânden. Scbreibt morgen die Mode zweieckige wie beute Scbultern fallen (Taf. 41, 7 u. 10) und es kostete dasselbe zugespitzte Nâgel vor, so werden sie aucb zweieckig go- taglicb nicbt geringe Opfer an Zeit und Aufmerksamkeit. tragen. Es ist erstaunlicb, wie nabe sicb die Leute von stirnband Um es von der Stirn zuriickzubalten, hediente man sicb dieser Dime auf den Leib kommen lassen — trotz Ver- aucb bier eines Bandes oder Kranzes oder, wie es nacb nunft und Selbstbestimmung. den Abbildungen scbeint, zumeist einer Scbnur aneinander gereibter Rosetten von verscbiedenen Farben, unter denen c) Fussbckleidung. Blau und Rot vorberrscben. Woraus dieselben bestanden Hier scbeint der Scbub aucb bei dén bôcbsten Stânden schuh baben mogen, lasst sicb nicbt mebr ermitteln, docb da sie immer im Gebraucb und Ausebeii geblieben zu sein. Die den Halsketten derselben Abbildungen gleicben (Taf. 41, Sitte, die Beinkleider den Scbub ersetzen zu lassen, ist aus 7 u. 10), iiur dass diese gewôbnlicb aus kleineren Kugeln, den Abbildungen nirgends ersicbtlicb. Dagegen zeigen die die wabrscbeinlicb aus Glas oder bunten Steinen bestanden, Scbube der Vornebmen aus dem 14. Jabrbundert aile ein zusammengereibt waren, so lasst s'icb aucb fiir diese Stirn- Muster sicb durcbkreuzender Linien, womit offenbar der scbniire dergleicben annebmen. Saffian bezeicbnet werden soil, aus dem sie gemacbt sind Aucb im 15. Jabrbundert finden sicb anfangs bis- Taf. 41y. 3, 5 u. 12); die Farbe ist dabei immer gelb oder weilen nocb Stirnbander, docb gewobnbcb in Gestalt ein- rot. Die Scbube sind ziemlicb bocb bis auf die Knocbel, facber Ringe (Taf. 59, 3). Das Haar war aber nicbt mebr scbliessen sicb dem Fusse dicbt an und zeigen nur an der frei, sondern wurde künstlicb gescbeitelt und im Nacken Innenseite oder vorn auf dem Spann bisweilen einen kleinen zu einem Knauf mit kleinen Locken (Taf. 59, 3) oder zu Scblitz (Taf. 41, 3). Die Scbube der niederen Stânde zopf einem langen steifen Zopf vereinigt (Taf. 59, 6). Spaterbin waren gewobnbcb von derselben Form (Taf. 41, 2), nur Knoten blieb man bei dem blossen gewundenen Knauf steben und war ibre Farbe, wenn nicbt scbwarz (Taf. 41, 1), gewobnbcb er gewann sicb den Vorrang (Taf. 59, 9 u. 14). Indessen die natürlicbe des Leders. fielen die Stirnbander und macbten anderen Kopftracbten Im 15. Jabrbundert wurde Scbwaw die allgemein Farbe Schieier Platz. Dabin gebort vor allem der Scbleier (Taf. 59, 9). beliebte Farbe der Scbube (Taf. 59, 3, 8, 12—14 u. 16), so Bald trug man ibn frei auf dem Haar Legend, bald als Zu- dass daneben nur selten nocb rot (Taf. 59, 10) oder gelb gabe zu einer Haube (Taf. 59, 14). Yon den frliberen auftreten. In der Form setzt sicb aucb bier der Scbub- Stirnbandern aus Rosetten erscbien nocb bisweilen ein scbnabel als unvermeidlicber Angbângsel fest; docb scbeint Uberrest in einer einzelnen auf der Mitte der Stirn ange- er nicbt zu solcber Lânge ausgewacbsen zu sein, wie im bracbten Rosette aus Edelsteinen und Perlen (Taf. 59, 6). benacbbarten Frankreicb. — Stiefel scbeinen selten ge- Die am meisten vorberrscbende Kopftracbt wurde aber tragen worden zu sein (Taf. 59, 2). Haube jetzt die Haube; bei Matronen umscbloss sie den ganzen Die Scbube der Frauen trugen im 14. Jabrbundert Franen- Kopf und bedeckte das Haar vollig; aucb das Kinn wurde eine Goldborte vorn vom Spann bis an die Spitze (Taf. 41, teilweise verbmllt (Taf. 59, 13). Bei jüngeren Frauen war JO), übrigens zeigen sie keine Besonderbeit, ausser dass die Haube besonders in der letzten Halfte des Jabrbunderts sie etwas niedriger zu sein scbeinen. Aucb auf sie debnt den gleicbzeitig in England getragenen abnlicb (Taf. 59, sicb im 15. Jabrbundert die scbwarze Farbe aus. Über 14). Sie umscbloss nur den binteren Teil des Kopfes, den Ausscbnitt und die Art der Befestigung am Fuss lasst liess Yorderbals und das balbe Haar frei, scbmiegte sicb sicb bei den langen Kleidern nicbts entscbeiden. dagegen vom Scbeitel über die Obren sanft am Halse Dürfen wir an dieser Stelle aucb der Handscbube Handachube binab und reicbte fast bis auf die Acbseln. Sie war kleid- gedenken, so woUen wir nur kurz erwâbnen, dass die- sam und zierte das Gesicbt. selben bei den spaniscben Frauen scbon im 13. Jabrbundert Uberbaupt bielten die spaniscben Damen viel auf ibr im Gebraucb, dass sie aber im 14. und 15. Jabrbundert pflege der Ausseres. Scbou im 13. Jabrbundert wurde viel auf feine unentbebrlicb waren. Es ist gerade ein spaniscber Ritter, Hande scbônes Haar, weisse Hânde gebalten; im 14. Jabr- Suero de Quiñones, von dem die Erzâblung sagt, dass er bundert trugen sie die Nagel an den Fingern lang und das Gelübde getan, jeden Ritter zum Kampfe zu fordern, zugespitzt — und zwar so sebr, dass dem es auf den Bildern der 15 Tage vor und 15 Tage nacb St. Jakob auf wUrde. aus jener Zeit bocbst unangenebm und basslicb auffallt — Wege zum Grabe dieses Heiligen vorbeizieben damit jeder sabe, dass sie mit ibren Hânden keine ernst- Nur der Konig Jobann ll. und sein Liebbng Alvar de bafte Arbeit tâten. Zwar andere Zeiten, aber dieselben Luna sollten frei vorbei konnen. Jede Dame von An- Sitten! Denn diese aucb beute gebraucblicbe Art der seben, seine eigene Geliebte, die im Um- j ausgenommen Vornebmen, ibre Hânde zum Ausbangescbild ibrer Un- kreise einer balben Stunde von seinem Standorte vorbeireise, es tâtigkeit macben, ist also aucb scbon dagewesen. Vor solle ibren recbten Handscbub abgeben, sei denn> zu Eretschmer a. Bohrbach, Trachten der VOlker. 27 3. Aufl. 210 Das Mittelalter. dass ein Eitter für sie kampfe. Solcker Bedingungen oder und deutscben Scbwert. Die Farierstange war aucb bier Gesetze hatte er eine lange Reihe aufgestellt und sie in anfangs nacb vorn gebogen, spater immer gerade und 20 Hauptstücke eingeteilt. Dies geschah 1434 zu Medina recbtwinklig auf dem Griffe. del Campo. Für uns ist dabei das "wichtigste, dass daraus Die Lanze war der sonst gebraucblicben gleicb und Lanze unzweifelhaft hervorgeht, dass alie vornelimen Frauen trug an der Spitze baufig aucb ein Fabncben (Taf. 41, 8). damais Handschulie trugen. Hellebarden (Taf. 59, 12), Streitkolben, Streitbammer und dergleicben wurden aucb bier gefübrt. Dagegen scbeint d) Sclimiick. Bogen und Ffeil seiten odef nie in Anwendung ge- Der Halsketten aus bunten Ferien oder Kugeln und kommen zu sein. der ibnen áhnlichen Stimb'ánder gedacbten wir sebón. Sie sind der im 14. Jahrbundert am meisten gebraucblicbe B. Gerate. Scbmuck, dazu kommen nocb Obrgehange aus Edelsteinen Diese sind Aveit mebr denen der und Ferien, die in Gestalt überpyrenaiscben von Kreuzen und dergleicben als der dicbtanwobnenden Mauren abnbcb. Hin geordnet sind (Taf. 41, 7). So im 18. und 14. Jabrbundert. Nacbbarn, und wieder finden sicb freilicb, besonders im 15. Jabr- Ira 15. baben sicb die Stirnscbnüre in eine Rosette zu- oder in einen Ring verwandelt, die Hals- bundert, wo bereits ein grosser Teil des früber mauriscben sammengezogen Gebiets in Hânde ketten sind geblieben, aber kostbarer geworden und tragen spaniscbe übergegangen war, Anklange Die an dieses Volk und seinen zuweilen MedaiUons und dergleicben (Taf. 59, 14). Gescbmack, wobl einfacb da- die von den mancbes lernten. Kleider werden mit kostbaren Besatzen verziert dass (Taf. 59, 6) durcb, Sieger Besiegten und aucb die Manner verscbmabten Im dergleicben nicbt ganzen und grossen aber war der spaniscbe Hausrat der des mauriscben Hacbbars wie (Taf. 59, 15). Im ganzen ist die Fracbtliebe und Frunk- europaiscb, indessen orientaliscb war. sucbt bedeutend wir gestiegen. geseben (S. 204—205) Stubengerat, Gefasse u. s. w., alies abnelte den südfranzosiscben Formen. Aucb die musikaliscben Instrumente unterlagen dieser 3. Kriegstracht. Regel, docb war die Zitber und besonders die Gitarre Hier ist nicbts wesentlicb Verscbiedenes den ibnen mit den Mauren von gemeinscbaftlicb. Gesungen wurde Franzosen die leider Rüstung anzufübren. Das viel. Es Kettenbemd, das im 12. und viel, sebr gab unzablige Volkslieder, 13. Jabrbundert den Korper umhüllt, wird im unter der Scbreckens- 14. durcb in dem nun folgenden Jabrbundert Arm- und Beinscbienen verstarkt (Taf. 41, 8 im regierung Fbilipp II. zum grossen Teil verstummten^ u. 9), 15. durcb diese und den Aber nocb frei. Nocb Brustpanzer anfangs im 15. Jabrbundert atmete bedeckt, Spanien dann ersetzt (Taf. 59, 11), zuletzt durcb die frente es sicb des bei und Tanz vollstandige goldenen Tages Gesang Helm Flattenrüstung verdrangt (Taf. 59, 15). Der Helm bat und Spiel. antangs das Visier mit Scbarniergelenk, das sicb wie eine Maske vor das Gesicbt klappte (Taf. 41, 9), spater das an zwei Nieten beweglicbe Visier, das sicb in die Hobe scbieben liess und wegen der grosseren Bequemlichkeit XL Die Deutschen allgemein gebraucblicb blieb (Taf. 41, 8). waffenrock Der Waffenrock über der Rüstung war gleicbfalls der im 14. und 15. Jabrbundert. bereits bekannte (Taf. 41, 8 u. 9), kam aber um so mebr (Tafel 40, 44, 45, 49—52, 61. Nach Hefner, Wagner, Düssel- ausser Gebraucb, je mebr die Flattenrüstung in Gebraucb dorfer Kostümbuch, Ulrich von Eeichenthal, Israel vonMeckenen kam, da diese ibn überflüssig macbte (Taf. 59, 15). Die und einzelnen anderen Radierungen der damaligen Zeit, für spaniscben Waffenscbmiede waren übrigens besonders be- den Text ausserdem Jac. Falke.) rübmt, besonders die Scbwertfeger von Toledo. Es gab bocbst kostbare Rüstungen, mit der feinsten Metallarbeit Vielleicbt batten wir in einer Hinsicbt besser getan, verziert (Taf. 59, 15). unsere Landsleute den übrigen Volkern voraufgeben zu Schiid Die Scbilde waren nicbt sebr gross, 60—75 cm bocb lassen, statt dass sie nun die letzten in dem grossen Ab- und etwas schmaler. Die Ecken waren abgerundet und scbnitt des Mittelalters sind. Wir batten dann bei den die vier Seiten gewobnlicb sanft eingebogen, so dass ein Nacbbarn mancbes nicbt auszufübren braucben, wie es krummliniges Oblongum mit stumpfen Ecken entstand gescbeben ist, sondem batten uns auf die Deutscben be- (Taf. 41, 8 h. 9). Sie waren meist von Holz und mit Leder zieben konnen. Wir wollten aber, da bei diesen sicb die überzogen, bunt bemalt und zuweilen aucb durcb Metall- Eigentümlicbkeiten der mittelalterlicben Tracbt> in den rânder verstarkt. argsten Ubertreibungen berausgebildet batten und gleicb- schwert AIs Scbutzwaffeu dienten besonders Lanze und Scbwert. zeitig von ibnen uns die meisten und genauesten Nacb- Das letztere war gewobnlicb etwas langer als die sonst ricbten geblieben sind, an den Scbluss dieses grossen Zeit- gebraucblicben, so dass die Klinge gewobnlicb 90 cm mass abscbnittes gern das vollstandigste und abgerundetste Bild (Taf. 41, 3 u. 5). Im übrigen abnelte es dem franzosiscben setzen, und darum steben unsere Landsleute erst bier. XI. Die Deutschen im 14. und 15. Jahrhundert. 211 Wir verliessen sie bei unserer letzten Untersuchung jetzt, da er gar nicbts mebr trâgt, denn das Scbwert bángt ihrer Tracht am Schlusse des 13. Jahrhunderts, da wo die an einer besonderen Scbnur oder Kette (Taf. 44, 12; 45, 0), ersten liabsburgisclien Herrscber den Kaiserthron inne aus lauter scbweren Metallgliedern und ist zuletzt ge- batten. Dort knüpfen wir nun wieder an. wobnlicb fest auf den Rock genâbt wie eine Borte. Wir konnen an dieser Stelle nicbt unerwabnt lassen, A. Die Tracht. dass scbon 1350 dieser enge kurze Rock J a eke genannt Jacke oder wurde. Das Wort soli aus dem franzôsiscben jacque und Nocb war am Beginn des 14. Jabrbunderts die so- dieses aus dem engliscben Jack entstanden sein, welcbes genannte mittelalterlicbe Tracbt die vorberrscbende; nocb letztere eine Ubertragung der deutscben Bezeicbnung dieses war es die Scbonbeit, welcbe zumeist die Linien der Kleides mit Hanscben oder Hanselein sein soil. Sonst Kleidung zog, den Faltenwurf bestimmte. Nocb gab es aber nannten die Englander diesen Rock aucb rocket, die keine Mode! Neuerungssucbt und Ubertreibung batten Franzosen, wie scbon erwabnt, sebr passend cote-bardie, nocb nicbt die Oberberrscbaft gewonnen. Dieser Zeit eilen woraus dann bei den Raliern cotardia wurde. Aus dem wir nun entgegen. Denn weim aucb der grosse Um- engliscben und franzôsiscben Jack und jacque wurde aber scbwung, die klaglicbe Entartung von dem Scbonen zum aucb das deutscbe Scbecke, unter welcbem Namen der Auffallenden, etst um die Mitte des 14. Jabrbunderts statt- Rock bereits bei dem Einfall der Englander im Elsass 1365 fand, so waren docb scbon 20 bis 80 Jabre zuvor die vorkommt. Vorboten deutlicb zu erkennen, die eine neue Zeit an- Zuweilen beisst er aucb der Lendner, obgleicb dieses Lendner kündigten, Sowie das Reicb allmabbcb seiner Auflosung Wort eigentlicb den ledernen Waffenrock über der Rüstung entgegenscbritt, wie der Adel nacb und nacb unter die bezeicbnete (Taf. 45, 9, 10 u. 13), der gleicbzeitig wie der Fürsten sicb beugte, der Bürger die alte biedere Art ver- gewobnlicbe Rock kürzer und enger wurde. Man vergleicbe liess, so ging aucb die Tracbt immer gleicben Scbritt mit bierzu Taf. 44, 3 u. 4 mit 11 u. 12 oder Taf. 45, 5 u. 11 diesen Vorgângen der Gescbicbte. mit 9 u. 13! Da er also dieselbe Form batte wie dieser, Enge und Kürze der Kleider oder, um es nocb all- so wurde sein Name bisweilen auf diesen übertragen. Abn- gemeiner zu sagen, moglicbste Blossstellung der Korper- licb erging es mit der Bezeicbnung Wams. Aucb dieses wams formen, Aufscblitzen der Kleider, Hângeârmel, Knopf- geborte ursprünglicb der Kriegstracbt an und war das unter reicbtum, Scbellen Zatteln, Scbnabelscbube — das sind in dem Kettenbemd befindlicbe gesteppte Gewand, das die kurzem die Hauptmomente der neuen Zeit. Ritter bisweilen aucb als Hauskleid obne Rüstung trugen. Nocb um 1350 scbeint es nur den Adligen eigen gewesen zu sein, dagegen ist es um 1370 bereits aucb bei den 1. Friedeiisitraeht. Bürgem beimiscb, und spielt eine besondere Rolle neben a) Bedeckuiig des Rumpfes. der Scbecke, die gleicb von Anfang alien Standen ge- Rock wird Nocb ist der lange Rock in der ersten Halfte des meinsam war. kurzer Jabrbunderts nicbt verscbwunden (Taf. 44, 10), aber Wir baben also neben dem Rock, der bald Scbecke, er ist seltener geworden und kiirzt sicb allmablicb mebr bald Jacke und Lendner genannt wird, aucb nocb das Wama und und mebr (Taf. 44, 3 u. 4), so dass scbon der spatere Wams, das im 15. Jabrbundert und der folgenden Zeit Scbeckenrock entstebt, der bernacb die Alleinberrscbaft sicb forterbalt und bis in unsere Tage als Weste herein- bebauptet (Taf. 44, 4). Den Bürgern und unteren Standen reicbt. Seit dem Anfang des 16. Jabrbunderts ging die bleibt der alte Kittel am liebsten, wie er sicb aus dem Scbecke ganz in ibm auf und verscbwand. ersten germaniscben Rock entwickelt batte (Taf. 44, 5 u. 7). Das 15. Jabrbundert musste den Gürtel wieder bin- Gurtei Er zeigt nocb dieselbe Lange und Weite, die vorn eng aufrücken über die Hüften, weil der Rock an seiner Lange zulatufenden Armel, den Gürtel mit der Bauscbe wie früber. jetzt soviel eingebüsst batte, dass er kaum nocb bier ge- Bock eng Seit dem Jabre 1350 gab es nur nocb kurze Rocke. gürtet werden konnte (Taf. 50, 13 u. 17). Er war nun anhegend g-^ mussteu eng auscbliesseu in alien Teilen, daber die geworden, Avas wir eine Jacke nennen und verscbmolz wams und Knopfe und Scbnürlocber im Ubermass. Anfangs erreicbte freibcb in dieser Gestalt mit dem Wams fast zu einem gc^jeden das Kleid nocb fast die Kniee (Taf. 45, 5), spater ging es Stück. Docb bestand der wesentlicbe TJnterscbied beider nur eben über die Hüften (Taf. 45, 11), docb scbloss es darin, dass das Wams an den Beinkleidern festgenestelt sicb oben nocb dicbt an den Hals an. Die Armel waren wurde (Taf. 45, 4), der Rock aber stets für sicb bestand von oben bis unten (Taf. 45, 5 u. 11) und trugen und keine Verbindung solcber Art mit den Hosen ganz eng einging. in der unteren Halfte ebenfalls zablreicbe Knopfe, um das Daber findet sicb aucb jenes gewobnbcb von derselben Anzieben zu ermogbcben. Farbe, also aucb wobl Stoff wie die Beinkleider, indessen Gegürtet braucbte ein solcber Rock natürbcb nicbt sicb für den Rock keine solcbe Regel nacbweisen lasst. mebr zu werden, daber sinkt der Gurt als blosse Zierde Das Hauptgewicbt fiel aber im 15. Jabrbundert auf Oberkieid bis auf die Hüften binab (Taf. 45, 11) und beisst nun das Oberkieid und daber bemübte man sicb für dieses der Dnpfing Dupfing. Er ist eine Auszeicbnung der Rittei und darf moglicbsten Vielseitigkeit in der Erfindung, so dass eine von keinem niederen Manne getragen werden. Er bestebt srrosse Zabi der verscbiedensten Überrocke entstand. O 212 Das Mittelalter. Mantel Im 14. Jahrhundert hatte nocli der Mantel sein altes die der letzteren, zwischen Knie und Knochel. Der Stoff, lange behauptetes Ansehen. Er kapi in zwei Formen ver, woraus man ihn fertigte, war bei den Vornehmen eben- einmal so, dass er über den Kopf angezOgen werden falls kostbar wie bei der Hoike, Samt oder Brokat (Taf. 50, musste, weil auf der rechten Schulter die beiden Enden 15 u. 16; 49, 18); ebenso wurde er mit Pelz oder Seide zusammengenaht waren, welche früher durch eine Spange und dergleichen gefüttert und besetzt. gehalten wurden (Taf. 44, 9), dann aber auch so, dass er Als Wiedergeburt des alten Rockes brachte der Trappert auf der Brust offen war und vorn durch einen Fürspann auch den Gürtel mit, der über den Hüften liegen musste, Trappert ge- oder einen Haftel gehalten wurde (Taf, 44, 10). Beide indessen Mantel und Hoike seiner entbehrten (Taf. 44, 8; Formen finden wir noch in der zweiten Halfte des Jahr- 49, 8; 50, 15). hunderts (Taf. 45, 5 u. 13), und für Feierkleidung blieb Nicht lange blieb der Trappert die ausschliessliche Trappert der Mantel auch spater im Gebrauch. Tracht der hoheren Stande; gar bald trugen ihn auch die Nicht selten erscheint schon vor 1350 irgend ein Bürger und unteren Stande (Taf. 49, 10 ; 52, 8 u. 4) und Oberkleid ais Stellvertreter des Mantels und zwar am bei ihnen blieb er auch das ganze 15. Jahrhundert hin- Hoike haufigsten vor anderen die Hoike, Jenes rundum ge- durch im Gebrauch. Mit dem 16. Jahrhundert aber wurde schlossene Kleid, das oben nur drei Offnungen für den er durch die Schaube verdrangt. Kopf und die Arme batte (Taf. 44, 10 u. 18). Es wurde Diese war bereits in einzelnen Gegenden schon im schaube übrigens, besonders anfangs, sehr oft mit dem Mantel zu- 14. Jahrhundert getragen worden, aber erst im 15. fand gleich getragen, so dass dieser noch darüberlag. Erst sie weitere Verbreitung und erst in der zweiten Halfte spater errang sich die Hoike die Würde der Stellvertretung dieses Jahrhunderts finden wir sie in ganz Deutschland für jenen. Ihre Lange schwankte zwischen Knie und bekannt und gebrauchlich. Sie hatte vor alien ihren Ge- Knochel und wir finden sie im 15. Jahrhundert noch ebenso nossen den grossen Vorzug des leichten Abziehens, da sie gebrauchlich, zuweilen sogar gegürtet (Taf. 49, 2 u. 8), vorn ganz offen war (Taf. 50, 8 u. 10; 52, 9) und gewahrte obwohl die Hoike gewohnlich ohne Gürtel getragen wurde dem TJnterkleid durch den breit zurückliegenden Kragen (Taf. 49, 11; 50, 2, 7, 12 u. 16). Auch unter den niederen Raum, sich in. aller seiner Pracht zu zeigen. Das hatte Standen war sie beliebt, hier aber meist gegürtet (Taf. 52, Mantel, Hoike und Trappert nicht getan. Man gab ihr 1 U. 5) und eng, so dass sie kaum noch einer Hoike ahnlich war. daher eine womoglich noch reichere Ausstattung als jenen Hoike ge- Man gab ihr wie dem Mantel bei den Vornehmen und die Pelzbesatze erhielten nun erst durch den un- ^''besetz"^ kostbares Futter aus Pelz, Seide oder Wolle und besetzte geheueren Kragen, der auf die Schultern zurückfiel, Gewicht auch demgemass die Rânder der Offnungen (Taf. 49, 2 u. und Bedeutung. 18; 50, 2, 7, 12 u. 16) mit solchem Stoff. Im 15. Jahr- Auch die Schaube begann ihre Laufbahn bei den schaabe vo»i hundert wird sie durch Schlitze von unten auf (Taf. 49, hochsten Standen und war hier stets lang bis auf die Füsse g^tanden*^z»" 18; 50, 2 u. 12) und durch die immer grosser werdenden (Taf. 49, 5). Nach und nach stieg sie zu den mittleren den unteres Armlocher dem Trappert ahnlich, der sich zu ganz nahe Standen hinab und auf diesem Wege wurde sie allmahlich liegenden Formen verwandelt, so dass sie denn in solchen immer kürzer, so dass sie ebenfalls zuletzt nur noch das Gestalten auch haufig Trappert genannt wird, mit welchem Knie erreichte (Taf. 50, 10). Wir haben also denselben Wort man überhaupt im 15. Jahrhundert ofters jedes Vorgang zum dritten Male, dass das Oberkleid anfangs Oberkleid benannte. lang ist und wahrend seiner Verbreitung zu den unteren Sobald namlich der alte Rock zur Schecke zusammen- Standen sich kürzt bis zu den Knieen. Denn der gemeine schrumpfte, stieg aus der ische, wie ein Phonix, der Mann kann ein langes Kleid nicht brauchen und so modelte Trappert Trappert hervor, der aber nichts Anderes war als der- er damais die Hoike, den Trappert und die Schaube nach selbe alte Rock, den man für ewige Zeiten beseitigt oder demselben Masse um. Ja auch der Mantel als viertes und vielmehr vervollkommnet glaubte in der *Schecke. Der attestes Glied im Bunde musste gehorchen und sich kürzen Trappert war aber durch diese Verjüngung eine ganze (Taf. 50, 4 u. 17; 52, 7). Sphare hoher gerückt: er war Oberkleid statt Rock. Sein Die Schaube, in einigen Gegenden auch Joppe oder Sacktirmei Unterschied von der alten Form beschrânkte sich ledig- Juppe genannt, hatte weite Armel (Taf. 49, 5), die gegen lich auf die weiteren und meist offenen kürzeren Armel das Ende des 15. Jahrhunderts zuweilen ganz fehlten, zu- und den Schlitz vorn, vom unteren Saum bis zur Mitte weilen auch in Sacke sich verwandelt hatten, die unten (Taf. 44, 8). Beides nahm jedoch zuweilen auch andere geschlossen waren und auf der vorderen Seite einen Schlitz Gestalt an: die Armel konnten auch Iang und geschlossen hatten, um den Arm hinauszustecken. Solche Sackarmel sein (Taf. 50, 15), der Schlitz auch fehlen oder seitlich finden wir übrigens auch schon früher am Trappert (Taf. 49,3). erscheinen (Taf. 49, 18). Die lange Schaube hat sich bis auf unsere Zeit er- schaube Der Trappert kam spater als die Hoike in Gebrauch, halten, indem sie im Winter, mit Pelz gefüttert und mit ais^eizVock doch ist er um 1360 schon ziemlich bekannt und ver- breitem bis auf die .Schulter zurückfallendem Kragen, als breitet. Er gewann bald alien anderen Oberkleidern den Uberkleid dient. Ausserdem aber auch als jenes haus- Vorrang ab, denn er hatte vor Mantel und Hoike die Armel liche Kleidungsstück der Manner, das gewohnlich als der voraus. Seine Lange war unbestimmt und schwankte, wie Reprasentant des Behagens in Deutschland gilt, übrigens XI. Die Deutschen im 14. und 15. Jahrhundert. 213 ais schiaf- niit einem vollig falschen Ñamen sich herumtragen neben dem Halsloch (Taf. 50, 5). Der Gürtel fehlte, denn muss, den es auch wohl nie los werden wird: als ScWaf- die Teile waren zu kurz zum Giirten. rock! — Diese Ausartung war entstanden aus der schon er- Die kurze Sckaube ist ebenfalls geblieben und wir wahnten Yerwandlung der Hoike, die sich noch lange Zeit ais Rock tragen sie allé: den Rock. Denn dieser ist weit mehr eine nach dem Verschwinden derselben als Amtskleid erhielt ais Joppe Scbaube als die beute sogenannte Joppe der deutschen und aus welcher der Heroldsrock sich ableitete. Wir finden Hcroidsrcck Alpenbewohner, die sich seit den letzten fûnfzèhn Jahren sie schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts sehr weit verbreitet übrigens in ganz Deutschland bei hoch und niedrig sehr (Taf. 49, 6 u. 7). Man hatte namlich die Hoike zu beiden eingebürgert hat und, wenn auch nicht bei festlichen An- Seiten von den Armlochern hinab aufgeschnitten, so dass lassen, doch im Haus und auf der Strasse, gern getragen vom Hals bis zur Erde vom und hinten zwei lange Stiicken wird. Der heutige ^Oberrock", oder kurzweg Rock genannt, Zeug hinabflossen, die auf den Achseln verbunden waren ist also jetzt etwa 400 Jahre alt. Er hat inzwischen und auflagen. Dieses Kleid scheint sich sehr bald ein mancherlei Veranderungen im Schnitt erfahren, aber die gewisses Ansehen erworben zu haben, so dass es aus- Hauptmomente sind geblieben; er ist vorn ganz offen, hat schliesslich ein Amts- oder Festkleid wurde, denn wir einen zurückfallenden Kragen und umgeklappte Brust- finden es fast nur als solches, wenn es bis zu den Füssen saume. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts blieb das reicht. So tragen es Fürsten (Taf. 49, 6 u. 7) bei feierlichen vom geschlossene Kleid vollig verbannt. Wir haben gar Gelegenheiten, desgleichen in der zweiten Halfte des Jahr- keinen Begriff mehr davon, wie es einem zu Mute sein hunderts auch die Ratsherren (Taf. 50, 1), erstere von mag unter einem Rock mit ungeteiltem Bruststück. leuchtender Farbe, gewohnlich rot (Taf. 49, 6 u. 7; 52, 16), Nachdem wir so die vier Hauptformen des Oberkleides letztere in ernstem Braun oder Schwarz (Taf. 50, 1). Wenn und bei dem vierten, der Schaube, auch die vier heutigen es von Privatleuten getragen wird, ist es bis zum Knie Formen derselben betrachtet, bleiben uns noch die rer- gekürzt (Taf. 50, 12). Immer aber war es mit kostbarem schiedenen Abweichungen derselben übrig. Wir werden Futter, gewohnlich Pelz, bedacht und an den Saumen und den Stoff nicht erschopfen, denn die Neigung des 15. Jahr- Ausschnitten besetzt. hunderts zu phantastischen Ausartungen brachte so wunder- Wenn wir dies Gewand von der Hoike ableiten, so be- Trappert ais liche Dinge hervor, dass es unmôglich ist, in beschranktem finden wir uns dadurch im Widerspruch mit ^ der Benennunog Name Raum allé Einzelheiten darzustellen. jener Zeit, welche er stets Trappert nannte. Mit diesem Mantel Was zunachst den Mantel betrifft, so ist er im 14. Jahr- Namen wurden aber allé Oberkleider, die nicht entschieden Gebrauch ^^ndert, wie schon gesagt, noch im Gebrauch, wird aber Mantel oder Hoike und Schaube in der Urform waren, gegen das Ende desselben schoii mehr und mehr durch bezeichnet, daher denn auch jenes Amtskleid. sowie die Hoike und Trappert vertreten. Im 15. kommt er nur zuvor erwahnte kürzere Ausartung desselben. Wenn nun noch als Feierkleid vor oder als Aihtskleid für besondere auch der Name auf einen anderen Ursprung hinzuweisen Würden (Taf. 49, 8 u. 9; 52, 8 u. 10). Doch auch als scheint, so lehrt doch der Augenschein die Yerwandtschaft solcher hat er schon in einer TJmanderung der Hoike seinen jenes Kleides mit der Hoike zu deutlich, um auch nur Nebenbuhler, von dem wir sogleich weiter horen werden. einen Augenblick fiber seine Ei tstehung im Unklaren zu Als Reisekleid oder als besonderer Schutz gegen das Wetter sein. Ausserdem gibt es zu vide Übergangsformen, an kommt er auch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts noch denen dieselbe zu erkennen ist, z. B. Hoiken mit so tief vor (Taf. 50, 14 u. 18). Er ist aber dann derb, ungefüttert ausgesehnittenen Armlochern, dass nur noch wenig zu und nicht von schoner heller Farbe. trennen ware, um jene Form zu erzielen (Taf. 50, 2). Auch Manteichen Daneben aber hat sich ein Sprossling, ein Mantelchen finden wir im 15'. Jahrhundert die Schlitze, welche sonst in Duodezformat, bei den Mânnern dieses Jahrhunderts nur den Trappert auszeichneten, an alien Oberkleidern bald angesiedelt, das leicht und luftig, nur wie zum Spass, ihnen hier, bald dort angebracht, so dass man ein solches Gewand um die Schultern flattert. Es ist ein kleines Stück meist wie Taf. 50, 2 ebensogut einen armellosen ungegfirteten sehr kostbaren Stoffes, an den Saumen bunt besetzt, kost- Trappert wie eine geschlitzte Hoike nennen konnte. Auch bar gefüttert und wird auf der rechten Schulter (Taf. 50, daher mag wohl der Namenstausoh jener Zeit sich erkliiren. 17) oder auf der Brust (Taf. 50, 4) durch eine Schnur Auch an dem Amtskleide findet sich zuweilen oben auf der oder Kette festgehalten. Übrigens war es oben so enge, Bmst ein Schlitz (Taf. 50, 1), ebenso am Trappert statt dass es nur von Achsel zu Achsel reichte und dement- vorn (Taf. 50, 3) auf beiden Seiten (Taf. 49, 10; 52, 4), sprechend unten. Von Einhüllen oder Schutz durch dieses sogar noch an der kfirzesten Form desselben, wo er nur Lappchen konnte bei seiner Lange, die kaum die Hüften noch bis zu den Hfiften reicht (Taf. 50, 13), oder gar vorn erreichte, wohl keine Rede sein. Es war eben nur ein und auf den Seiten (Taf, 50, 11 u. 18). Schaustück. Diese kürzeste Form eines Oberkleides, deren wir schon Jacke ais Abanderung Ganz âhnliche Bewandtnis hatte es mit einem Ab- bei den Franzosen (S. 184) gedachten, war eine Jacke, er Hoike komiuling des Hoike, der etwa von gleicher Lange in auf der Brust gewohnlich ziemlich weit, mit nicht ganz zwei Teilen Brust und Riicken bedeckte. Die Verbindung anliegenden, vorn geschlossenen Armeln, um die Hfiften dieser beiden bestand nur in zwei schmalen Achselstreifen gegfirtet, so dass unter dem Gfirtel nur ein kurzer Schoss 214 Das Mittelalter. handbreit mid faltig liervorstand (Taf, 50, 33). Oben in Beinkleider, die Beutelmützen Und dergleicben, ebenso die den Annebi v\Tii-de diircb Watte die Breite der Scbiiltern Frauen die weit augescbnittenen Kleider, den bunten Kopf- vergrossert, weslialb man die Armel oben weit inacbte. putz u. s. w., aber alies sitzt unbebolfen und scblottert um Aucb diese Jacke, die als Oberkleid gait, gebort mit dem die plumpen und ungescbickt bewegten Glieder: es sind kurzen Miintelcben und der bis zu den Hüften abgestutzten wabre Karrikaturen der stadtiscben Mode, zeigen aber, da Hoike (Trappert) in eine Klasse; es sind laiiter Kleider, sie bistoricb sind, die Entartung des Landvolkes jener Zeit die nur um des Gepriinges, nicbt um des Korpers willen Unter den verscbiedenen tolien Ausgeburten der Pban- Allerlei getragen werden; sie sind unnütz. Wir batten zwanzig tasie fallen meisten in die Augen: die ungebeuren Torheito.ii vor am Jabren Seitenstiicke zu diesen Objekten in unseren kurzen Armel, die Zatteln, die Sendelbinden und ibre Yerwandten, Miintelcben, den sogenaniiten Havelocks und dergleicben, die die Scblitze und Ausschnitte der Kleider, die Scbnabel der aucb bei warmem Wetter geimgenden Scbutz verlieben und Scbube und die Scbellen, bei den Frauen nocb die Scbleppen die nil tere Halite des Korpers in keiner Weise belastigten. und die boben Mützen. Aucb muss nocb der Farben und Zeit der Das 15. Jabrbundert ist die Zeit der tollsten Aus- ibrer Bedeutung erwabnt werden. Ausartung artungen in den Tracbten des Mittelalters. Es ist, als ob Die Hangearmel fanden sicb anfangs an der Scbecke. mingetlrmel die alte Zeit geíüblt babe, dass es mit ibr zu Ende gebe Als diese um 1380—90 sicb so verkürzte, dass sie die und nun nocb zum letzten Male babe recbt lustig und aus- Hüften kaum nocb bedeckte (Taf. 45, 11), da gab man den gelassen scbwarmen wollen. Gewiss aber ist es, dass das Armeln zu, was man den Scbossen genommen batte. Man Gefiibl eines absterbenden Zeitalters und die Abnung des erweiterte sie tricbterformig nacb unten bin so, dass sie bis kommenden Morgens der ganzen Zeit in den Gliedern lag. an die Kniee und nocb darüber binausreicbten (Taf. 50, 12; Mit dem Scbeiterbaufen des Huss wurde die Nacbtlampe 51, 16). Im Anfange des 15. Jabrbunderts ging man nocb der letzten langen Nacbt angezündet; es begann der ent- weiter und liess sie bis zur Erde binabgeben. Da nun bis ziii' Erde scbeidende Kampf zwiscben Licbt und Dunkel. eine solcbe Fülle von Zeug jede freie Bewegung des Armes Wieder Eine iibnlicbe Zeit der Entartung in der Tracbt erscbeint binderte, so verfiel man bald auf die Idee, den ganzen Armel 1750 f. im 18. Jabrbundert und aucb bier gebt eine absterbende vorn von oben bis unten aufzuscblitzen; so entstand eine aufgeschlitzt Zeit ibrem Untergange eiitgegen. Ausscbweifungen und zweite Form, die als lange flatternde Streifen oder zu Flügel flFiageln" Ubertreibungen in den Kleidern, besonders aber Ent- vom Armlocb zum Knie oder bis zur Erde bingen (Taf. 51, blossungen des Korpers, sind stets die Vorboten eines 14; 52, 3). Diese wie die vorigen prunkten mit kostbarem grossen gescbicbtlicben Umscbwungs gewesen. So ist die Futter und solcbem Besatze. Beide Arten w urden ebenso Tracbt ein feines deutlicbes Barometer fur die Yeriinderungen wie die dritte aucb von den Frauen getragen, ja sogar in der gescbicbtlicben Atmospbare. Wenn dieselbe gar zu die geriisteten Ritter trugen sie am Waffenrocke (Taf. 49, leicbt und locker wird und das Barometer fallt, die Yer- 13 u. 14). Nacb der Limburger Cbronik waren übrigens die büllungen sinken, dann steben sicber Sturm e bevor. So langen Hangearmel scbon 1389, die Flügel sogar scbon aucb am Scblusse des Mittelalters. 1351 bei Hofe im Gebraucb. Stimmung Es war aber eine lustige Nacbt, das 15. Jabrbundert, Man niocbte aber wobl füblen, dass die weiten Armel Armel eng der Zeit des eine 15. Jahr- Fascbingsnacbt, ein toller Maskenball. So wie im zu dem engen Scbeckenrock an der gar nicbt passten und darum Scbecke hunderts Reicb die bestebende Ordnung überall aus den Fugen wicb, überliess man sie bald nacb dem Anfange des 15. Jabr- unaufgebalten durcb den macbtlosen Friedricb III., wie bunderts dem Oberkleide, indessen die Scbecke, ibrer ganzen sebón zuvor Kaiser Wenzel den Stádten die wicbtigsten Art gemass, enge annabm. Gerade in dieser Zeit wurden Redite für einige Fâsser Yv'^ein verkaufte, so wicb aucb überall, wie wir scbon bei den Englandem und Franzosen Sitte und Recbt überall aus den Scbranken, so wurde um geseben baben, die weiten scbleppenden Trapperts Mode des lustigen Lebens willen Recbt und Gesetz vergessen, (Taf. 49, 15 u. 18). Hier waren denn aucb die ungebeuren verscbleudert, mit Füssen getreten. Genuss! Sinnengenuss! Armel recbt an ibrem Platze. Man trug beide vorbin war der Y aiilsprucb des Tages. Man wollte vor der berein- genannten Arten, sowie seit 1420 die dritte, übrigens brecbenden Sündflut nocb einmal lustioO; sein. Demi es lagO' immer nebenejnander, und nicbt verdrangte eiiie Form etwas in der Luft, das abnen liess, es komme eine andere die andere. neue Zeit, eine Zeit ernster Gedanken, barter Karapfe. Und J ene dritte Art von Armeln bildete einen Sack, der Sackilrmel sie kam! Da fielen die Zatteln und die Scbnabel, die Sendel- anfangs unten' vollig gescblossen und einen am sogar war nur Trappert bindeii und die Scbellen und all der eitle Kram. In der Scbbtz oben auf der vordereii Seite batte, um den Arm Zeit vorber spricbl sicb der Cbarakter derselben in den durcbzustecken (Taf. 49, 3). Spater erbielten sie aucb Tracbten recbt deutlicb aus. Yon Jabrzebnt zu Jabrzebnt unten die gewobnlicbe Offnung. Da bei dem Auftaucben steigt die Zabi der Torbeiten und Ausartungen, und immer dieser Sackarmel die Scbecke scbon langst zu den engen weiter binab in die gesellscbaftlicben Scbicbten frisst das zurückgekebrt war, so kamen sie an ibr nie vor, wobl aber Gift und die Yerderbnis. Es gibt Bilder von Baueinfesten, gingen sie vom Trappert mit den übrigen Formen spater auf denen das Landvolk in stadtiscber Tracbt erscbeint auf die Scbaube über. (Taf. 52, 6 u. 7). Die Manner trage.n aucb die .kurzen, eng Auf vielen Abbildungen des 14. Jabrbundeiks erscbeinen Armel des aufgescnlitzten Jacken, die kleinen Mantelcben, die engen innerbalb der weiten Armel der Scbecke nocb eng anliegende Wamses Xí. Die Deutsehen im 14. und 15. Jahrhundert. 215 von anderer Farbe. Man hat daraus folgern wollen, dass um ihn her, und liess das eine Ende bis zur Erde reichen, die Schecke doppelte Armel gehabt habe. Ich halte diese trug es aber so, dass es von der Schulter quer über die inneren Armel stets für die eines unter der Schecke ge- Brust ging und auf der anderen Schulter hinabflatterte Tragweiso tragenen Wamses. Denn sehr oft lasst sich durch die (Taf. 51, 16). Diese Tragweise wurde so unumganglich, Abbildungen selbst auch noch im 15, Jahrhundert ein dass sie noch am Ende des Jahrhunderts sich findet. solches nachweisen, indem am Halse die Saume desselben Natürlich aber wussten Modehelden bald etwas Neues zu hervortreten oder sonst sich Spuren zeigen (Taf. 39, 12; finden und wickelten sie mehrere Male als Halstuch oder 59, 18), und andererseits geschieht solcher doppelten Armel Kopftuch um (Taf. 49, 15), noch andere trugen sie auch in den Schriftstellern, so umstandlich sie iibrigens von der ohne den Hut, indem sie dieselbe an der linken Schulter Tracht sprechen, nirgends, dass ich wiisste, Erwahnung, wie befestigten und das Bruststiick mit einer Kette vertauschten es doch z. B, von dem Bruststückeinsatze dei ' Manner im (Taf. 49, 12). Auch die Sendelbinde war Mannern und 15. Jahrhundert oder von den doppelten Armeln der Frauen Frauen gemeinsam. Doppelte geschieht, z, B. in dem Nachlasse der Frau Winter in Wie man sich nicht mit einer Reihe Zatteln Armel begniigte, Mehrere ]^ijj.nberg werden 1485 neben vier Tuchmanteln, deren zwei sondern dieselben in verschiedenen Terrassen übereinander seidenes Futter batten, sechs Oberkleidern, drei Trapperten anbrachte, so blieben viele auch nicht bei einer Sendelbinde und einer Schaube auch drei Unterkleider, sechs weisse stehen, sondern legten zwei, drei, vier u. s. w. an, ja manche und ein schwarzes Schürzhemd, zwei Badetrapperte, fünf brachten es bis zu zehn und zwolf derselben. Auch hier Unterhemden, zwei Halshemden, neunzehn Schleier und durfte die geliebte Zattel nicht fehlen, und ebenso setzten sieben Paar Armel erwahnt. sich auch die glitzemden Perlen und dergleichen darauf zattein Die Zatteln waren in Deutschland schon im 18. Jahr- fest, umgeben von kleinen Sternen, Kreuzchen, Blumen hundert bei fahrenden Schauspielern, Seiltanzern und der- oder selbst geordnet zu solchen! — gleichen im Gebrauch, drangen aber vorlaufig nicht weiter Als Yerwandte der Sendelbinde nach obenhin, d. h. voriaufer der nach oben. Im 14. Jahrhundert aber verbot bereits 1356 als Vorganger derselben, konnen die langen Schwanze der der Magistrat zu Speier die Zatteln an der Gugel. Sie Gügel gelten (Taf. 44, 4), von denen wir bei der Kropftracht waren schon einige Zeit vorher hier und da aufgetauclit zu reden haben. Ebenso auch die Beutel an den Mützen (T-af. 44, 3), wie sie denn bei den verliebten Bittern von (Taf. 49, 17), die ebenda zu betrachten sein werden. Hier Südfrankreich seit Anfang des Jahrhunderfcs ganz gang und wenden wir uns zunachst zu dem Aufschlitzen und Aus- gâbe waren. Von nun an nahmen sie schnell ein Kleid schneiden der Kleider. nach dem anderen in Besitz. Auch an der Kriegstracht Beides fallt vorzugsweise in die zweite Halfte des Aus- durfteu sie nicht fehlen (Tal 45, 3, 8—10 u. 13). Am 15. Jahrhunderts und ist bei beiden Geschleclitern im Ge- der Kleider besten harmonierten sie mit den Hangearmeln und Flügeln branch. Es ist, als ob der Ubermut aus alien Ecken und und daher waren sie auch unter deren Herrschaft, im Kanten hervorbrechen wollte oder als ob die enge Kleidung Anfange des 15. Jahrhunderts, am beliebtesten (Taf. 49, ihiien doch nachgerade zu enge geworden sei. Oder war 18). Sie blieben auch wahrend dieses ganzen Jahrhunderts es ein Drang nach freier Bewegung des Kôrpers, der dem iramer im Gebrauch (Taf. 50, 5, 12, 13 u. 15; 52, 3 u. 14) nach freier geistiger Bewegung voranging? Zuweilen offen- und wurden von den Frauen in derselben Weise und oft, bart sich ein seltsam feiner Sinn in solchen ausserlichen wegen der weiteren Kleider, in noch grosserer Fiille ge- Dingen. Auch lui der tragen als von den Mânnern. Aus den Rüstungeii der Die Frauen waren es, welche bei der volligen Ent- Frauen Rustung Ditter quollen aus den Spalten die flatternden Zacken hier blossung der Brust und der Schultern den Anfang machten. und dort hervor und wehten oft vue lange Biinder um .sie Dies geschah seit etwa 1400. Schon 50 Jahre zuvor aber herum. Waren die Zatteln, wie dies oft geschah, auch noch war der Halsausschnitt so vertieft worden, dass gewohn- bunt gesâumt (Taf. 50, 13 u. 15), so waren sie um so mehr lich die Brûste bis zur Halfte unbedeckt blieben. Allé auffallend. Ubrigens waren sie lange nicht so oft Aus- Dichter und Prediger der damaligen Zeit sind entrüstet über schnitte des Kleides, als besondere Besatze von ausgezackten die Schamlosigkeit, mit welcher das weibliche Geschlecht Biindern, deren oft mehrere Reihen übereinander standen. die Brust und den Rücken entblosst. Die Achseln waren Zatteln Auch daran hatte man noch nicht genug; die Zacken jetzt bis zur Achselgrube nackt, die Bniste nur wenig oder besetzt nocli mit glitzemden Perlen, Goldflittern, Schmelz- seit 1450 oft gar nicht verhüllt, der Rücken durch einen perlen und dergleichen besetzt sein, so dass es vor den tiefen Ausschnitt zuweilen bis an den Gürtel sichtbar. Bald Augen flirrte, wenn man sie ansah. war das Kleid horizontal unter den Achselgmben weg- Aus der Sucht, moglichst viel flatternden Stoff um sich geschnitten (Taf. 51, 14), bald war der Ausschnitt vorn und Sendeihinde hângen ZU seheu, gingen auch die Sendelbinden hervor, hinten keilformig (Taf. 51, 8 u. 17), so dass die Achseln die in dieser Weise Seitenverwandte der Zatteln waren. zwar bedeckt waren, dagegen die Mitte der Brust bis unter- Sie entstanden um die hochste Bliitezeit der Zatteln gegen halb der Brüste sichtbar wurde. Wir haben auch hier in 1420, als man an dem Filzhute kein Umformung mehr vor- den Abbildungen nur das Massigste wiedergegeben. Die nehmen konnte, die neu und auffallend gewesen ware. Da Bilder jener Zeit aber zeigen wunderliche Gestalten, so dass wickelte man ein langes Stuck leichten Seideiizeuges, Sendal, der Eifer der Sittenlehrer wohl lodemd entbrennen konnte. 216 Das Mittelaiter. Hemd mit Die Sittc, den tiefen Ausschnitt teilweise dnrch ein sehen. Wer Einsatz jetzt die weisseste feinste Haut am Halse, auf fgjj^gg Hemd oder einen gestickten Einsatz zu verhiillen Brust und Schultem zeigen konnte, der war der Mann (Tat. 51, 18 u. 20), karn erst in den letzten Jahrzehnten des'^ allgemeiner Bewunderung. Und das geschah nicht nur 15. Jahrliunderts auf; vor 1470 ist immer die Haut un- beim Adel und den Fürsten, sondern auch die mittleren bedeckt, soweit das Kieid ausgeschnitten ist. und unteren Stânde hatten solche Helden aufzuweisen. In schieppe Seltsam ist es, dass gérade zu derselben Zeit, wo man Florenz befindet sich ein Bild Albrecht Dürers, von ihm oben das Kleid stutzt, unten dieScbleppe angesetzt wird. selbst in seinem 26. Jahr gemacht, worauf er Hemd und Es war gleichsam, als ob das Kieid von den Achseln hinab- Jacke. weit ausgeschnitten trâgt und die langen schônen gerutscbt ware und nun unten nachscbleppte. Denn ob- Locken um die nackten Schultem hângen. Oft ging gleich in Frankreicb die Schieppe schon im ganzen der Ausschnitt der Jacke auch noch vorn und hinten 14. Jahrhundert sehr im Gebrauch ist, kommt sie doch bis zum Gürtel hinab, so dass nur zwei schmale Seiten- erst mit dem Beginn des 15. nach Deutschland. Indessen teile von ihr übrig blieben (Taf. 50, 17). Zwischen den- sie dort schon 1350 so lang ist, dass eine Dienerin sie selben wurden dann goldgestickte Einsâtze angebracht Masse dafür fiachtrageu muss, wird sie in den deutschen Stadten iim oder das feine Hemd in saubere Falten gelegt. Um den 1410 gewohnHch in der Lange einiger Zoll erlaubt; nackten Hais flatterten die wohlgekrauselten Locken, in- München eriaubte sie sogar nur fingerbreit. Andere Stadte, dessen die Frauen ihn mit Ketten schmiickten, das Haar anderes Mass; in einigen soli die Schieppe um dieselbe aber sorgfâltig unter Hauben verbargen und aaden Rândern Zeit schon nach Ellen bestimmt worden sein, was im all- derselben ausrissen oder absengten. Es ist die Zeit der gemeinen erst nach der Mitte des Jahrhunderts geschah, tollsten Widersprûche. Man denke sich eine gemischte so z. B. in Sachsen erst um 1480 zwei EUen. Gesellschaft mit nacktschuiterigen, nacktarmigen Mode- ^iigemeine Die Schleppe war ubrigens den Gesetzen nach nur den helden in ihren Jâckchen und strammen verbreitung knâppen Hosen, ^¿gijggji gestáttet, blieb aber keineswegs den Biirgersfrauen bartlos und mit wohlpomadisierten krausen Lôckchen, auf unbekannt. Selbst die Dienerinnen konnten sich s nicht ver- denen Hûte und Mützen von aUen nur môglichen Formen sagen, wie 1860 mit dem Reifrock Und 1880 mit dem Raff- und Farben sitzen, den Kôrper in die schreiendsten bunte- rock, so damais mit einem ^Schwanzlein" ûber die Strasse sten Farben gekleidet, ja wo môglich der ganze Anzug zu stolzieren. Sie mussten doch die Mode mitmachen. ans lauter kleinen Lâppchen zusammengenâht, daneben die Wie in Frankreich die Schleppen schon fast 100 Jahre Frauen und Mâdchen mit nacktem Rûcken, ent- Absterben früher ganz als in Deutschland getragen wurden, so horten blôsster Brust, mit der Schieppe ungetümen Hauben oder mâchtigen auch dort eher auf. Dies geschah gegen 1470; aber steifen Zopfgebâuden von Schnüren durchflochten, unten gerade in dieserund der folgenden Zeit kamen sie in Deutsch- aber mit ungeheuren Schleppkleidern angetan, beide Ge- land und besonders in den Niederlanden erst recht in schlechter mit klingenden Schellen behangen und auf lang- Schwung und Ansehen (Taf. 51, 18), und erst mit dem geschnâbelten Schuhçn sich mühsam so Ende des Jahrhunderts fortschleppend: sterben sie auch allmâhlich ab. hat man eine schwache Skizze der damaligen Tracht.. Oder Als Hoftracht bei grossen Festen existieren sie bis heute man lese Sebastian Brants Narrenschiff oder sehe die noch, haben sich aber auch seit 1867 wieder im gewôhn- Bilder und Kupferstiche der Niederlander und Deutschen lichen Lebèn eingeschlichen, so dass nun scRon seit manchen aus dem 15. Jahrhundert an. Jahren keine Frau der mittleren Stânde — geschweige Neben dem tiefen Ausschnitt der Kleider half man sich der hôheren — sich anders wohlgekleidet findet als wenn auch zu freier Bewegung bei der durch Aufschiitzen hinter übrigen ihr Enge das Kleid den Boden kehrt. Mitte der sieb- Aufschlitzen. Zunachst wagte man sich an die Armel. ziger Jahre verbindet sich mit diesem Überfluss d«s EJeider- Man schnitt sie am Eilenbogen rund aus oder von da ab zuerst die stoffes nach hinten eine widerliche Enge vom, und man eine grossere oder kleinere Strecke nach der Hand hin ordnet sogar die Falten und den Stoff so, als se er von (Taf. 50, 7; 51, 8) oder auch quer durch, so dass ein vom nach hinten straffgespannt. Ober- und ein Unterarmel entstand (Taf. 50, 16; 51, 7, Mit dem Ausschnitt des Kleides an den Schultem ént- 13, 18 u. 19), oder man schnitt die Armel von oben bis Zerteiien stand gleichzeitig eine ganz neue der Sitte, die wir auch noch unten hin auf der Seite Armel (Taf. 51, 4) oder hinten auf (Taf. 50, j^enneu; man schnitt um 1450 die Armel halb ab, so 5; 51, 8) oder durch viele kleine dass der Arm Langsschnitte in Reihen bis zum Eilenbogen nackt war. Dies ge- ûbereinander (Taf. 52, 2) oder man teilte sie durch mehrere schah aber nicht plotzlich, sondern der Armel wurde all- Querschnitte in drei bis vier Stücke (Taf. 50, 4), die unter mâhlich immer kürzer gemacht, bis man den Unterarm sich durch Nesteln verbunden wurden, wie man auch die befreit batte (Taf. 51, 4, 8 u. 10). Die Manner gingen da- Saume des Schlitzes gewohnlich durch ISTesteln oder Schnüre mit noch weiter am Oberarm hinauf (Taf. 50, 17) und aneinander befestigte, doch immer so, dass das Hemd in schnitten zuletzt aus der Jacke die Armel vôllig aus, so grossen Falten dazwischen dass hervordrang. nur das Hernd den Oberarm teilweise- bedeckte und Von den Schuhschnabeln und den hohen Mützen der jene also gânzlich unserer Weste glich. Frauen wird an anderer SteUe die Rede sein, ist Ausschnitt Aber auch den dagegen Halsausschnitt ahmten die Manner den es der Manner hier am Platz, noch der Schellen und der Farbensucht nach uud liessen Achsêln und Schultem nackt zu gedenken. XI. Die Deutschen im 14. und 15. Jahrhundert 217 scheiien Die Deutschen sind es, welche den S cHellen die Narren, erinnert wurde. Wie das in den Kopfen sich Würde zu- einrâumten, vom Geschirr der Pferde an ihre Kleider sammen vertragen haben mag, scheint schwer zu geheftet zu werden. ííur die Italiener begreifen, und Schweden, also und doch vertragt sich in den der heutigen noch viel mehr aùsserste Suden und Norden, ahmten es ilmen nach. Widersprechendes. Die Englander verschmallien sie, und bei den Franzosen Auch im 15. Jahrhundert trug man die ScheUen am sind es nur seltene Falle, wo die Schelle angewandt zu Gürtel (Taf, 49, 14), und dieser hiess dann D using. Sowohl ousjng sein scbeint. der Dupfing erhielt ScheUen, als auch der um die Mitte des ' Schon friih ist die Schelle bei der Tracht der Geist- Kôrpers liegende Gürtel (Taf. 49, 14; 51, 16) bei Mamiem lichen heimisch; in Mailand wurde 1103 den Monchen des und Frauen. Die ScheUen, bald kugel-, bald bimenformig, verteiiung heiligen Antonius erlaubt, ScheUen an der Kutte zu tragen. bald wirkliche Glockchen, hingen an kleinen Ketten, so dass Im 13. Jahrhundert kommt sie hier und da bei einzelnen sie bei der geringsten Bewegung klingen mussten. Die Rittem, noch ofter aber am Sattel vor, so im Parzival: Frauen trugen auch am Halsausschnitte welche (Taf. 51, „Manche goldene Schelle 14) klang an der Deck und an dem oder an breiten Scharpen, die quer über die Brust Mann"; auch.im gingen Nibelungenlied tragen die Pferde von und auf der Hüfte gegenüber zugehakt wurden. An diesen Gunthers Mannen ScheUen von rotem Golde. Auch in Bandem oder Borten trug man Lichtensteins ursprünglich das Frauendienst Jagdbom, tragi Ritter Ilsung an 500 daher sie Hornfesseln hiessen; nun behielten sie auch ScheUen an der Rüstung und sogar welche an der Lanze. diesen Ñamen bei, obwohl sie Schellenfesseln Doch sind solche Falle geworden trotz ofteren Vorkommens nur yer- waren. Jetzt dienten sie einzig zum Schmucke und wurden einzelt und, wie es scheint, nur aus übermütiger Laune meistens von kostbaren Stoffen oder gar aus SUber und entsprungen. Gold gemacht. Ebenso waren die ScheUen meist vergoldet Dagegen tritt die ScheUe um die Mitte des 14. Jahr- oder ganz aus Silber und daher jedenfalls eine teure Zierde. hunderts als eine ziemlich allgemeine Tracht auf, die zwar So konnte man denn auch leicht für eine solche Homfessel, in Nümberg 1343 vérboten wird, aber dadurch nur noch wie z. B. 1496 Jakob Rohrbach tat, 145 Fl., d. h. nach allgemeinere Verbreitung gefunden haben wird.. Denn heutigem Wert 1000 Mark, bezahlen. wenn auch in der zweiten Halfte des Jahrhunderts kein Manche trugen solcher ScheUen nicht nur eine, sondern weiteres Verbot nachzuweisen ist, vielleicht weil anfangs zwei oder drei Reihen an der Kleidung, und Fürsten liessen nur die hochsten Stande ScheUen trugen, so heisst es bei feierlichen Aufzügen ihr gauzes Gefolge von Rittern doch schon in dieser Zeit von den Deutschen, dass sie und Knappen aUe in Schellentracht einherstolzieren, so z. B. ohne Glocken nicht leben konnen. Aus dem Jahre 1370 Herzog Friedrich von Sachsen 1417 bei seinem Einzuge in werden die Schellengürtel, und zwar als von beiden Ge- Konstanz. Gegen das Ende, des 15. Jahrhunderts bleiben schlechtern getragen, schon erwahnt. Auch zeigen Grab- sie nur den Narren als Auszeichnung, und, wie sie dies Narren- steine aus der zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts, dass schon zuvor gewesen waren, ein besonderer Teil der Priester- die ScheUen bei den hoheren Standen schon sehr ver- tracht. Auch bei einzelnen Festgebrauchen, z. B. dem Fackel- breitet waren. Herzogin Anna von Braunschweig hatte tanz, Schwertertanz und dergleichen, sind sie nOch im 16. den Gürtel ganz mit ScheUen besetzt. Die Ritter trugen Jahrhundert gebrauchlich. Heute kennen wir sie nur noch sie auch über der Rüstung, z. B. RudoK I. von Sachsen an den Schlittenpferden und in den deutschen Kartenspielen. am Wehrgelenk über der Schulter lauter silbeme ScheUen Was uns hier noch zu erwalmen übrig bleibt, der Ge- Bedeutnng in Birnenform; am meisten horte man die Glocken béi branch, durch bestimmte Farben bestimmte Empiindungen grossen Hoffesten erklingen. oder Bestrebungen anzudeuten, so gait dieser bis zum Ende Gewohnlich trug man sie am Gürtel, doch auch am des 15. Jahrhunderts. Freilieh aber artete diese Weise in Arme scheinen sie nicht verschmaht worden zu sein (Taf. 45, der letzten Halfte desselben bei den jungen Stutzern zur 11 u. 12). abgeschmacktesten Sucht aus, durch Farben überhaupt auf- Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts brach aber zufallen, sei es nun, dass sie sich, wie Benahard Rohrbach Aiigemeiue überaU ein aUgemeines Geklingel herein, so dass selbst die von sich und drei veibreitung Eumpanen in seinem Tagebuche erzahlt, in stâdtischen Kleiderordnungen die ScheUe erlauben mussten, absonderlicher Laune einmal in eine Farbe (Weiss) kleideten, Farbenw*i)i doch wurde sie nOch immer dem Adel vorbehalten, bis oder dass sie Rock und Beinkleid aus lauter verschieden- I'losser Laune in der Mitte des Jahrhunderts auch der Bürger sie an- farbigen Streifen, Quadraten, Dreiecken und dergleichen Ende legte und sie durch ÜberfüUung des Ohres dem Ende zusammensetzen liessen. Von irgend einer Bedeutung der ihrer Herrschaft zuführte. Als hôchste Blütezeit kann Farben, irgend einer Allegorie, ist dabei gar keine Rede also die erste Halfte des 15. Jahrhunderts gelten. mehr. Nur bunt! Nur auffallend! Nur ganz funkel- inderKirche Ausdrücklich verboten wurde sie für den Besuch der verboten nagelneu! Nur so ausgesucht unsinnig, dass es noch keiner Kirche, woraus also folgt, dass sie selbst dort gefunden wurde. zuvor so gehabt haben kann! Das war die Losung der Gleichzeitig war die ScheUe das Zeichen des Narren vornehmen j ungen Welt. (Taf. 52, 1) und gait für etwas Feierliches, so dass man mit So war es aber nicht immer gewesen. Auch noch ihrem Klang an einen vornehmen machtigen Herrn — und im 15. Jahrhundert galten bestimmte Farben für bestimmte an seinen Leibeigenen, dem er sie angebunden, an den Beziehungen. Am reinsten war diese Sitte freilieh in der SretBchmer u. Bohrbach, Trachten der Vdlker. 8. Aufi. 28 Das Mittelalter. 218 der Minnesanger bis Mitte des 14. Jahrhunderts, Rot, Blau, Grün und Gelb Zeit zur (Taf. 52, 4—7), wahrend gerade Obwohl auch in dieser Zeit schon das mi-parti vorkommt, der reiche gesetzte Bürger, der Ratsherr und der Gelehrte ist doch noch nicht bis zu solcher Übertreibung gestiegen sich in Braun oder Schwarz kleideten, woneben dann der es wie im 14. und 15. Jahrbmidert. Sicberlich aber hat die Stutzer buntfarbig erschien. durch die Sitte, „geteilte Farben" zutragen, Die Frauentracht erlebte in diesen beiden Jahr- Frauen Farbenaliegorie den Todesstoss bekommen, obgleich dieser gerade aus jener hunderten nicht weniger Umwandlungen als die der Manner. ist. Denn mochte es nun sein, dass die geteilten Gleich mit dem Beginn des zweiten Jahrzehnts im 14. Jahr- entsprungen Farben eine wirkiiche Abhaugigkeit, wie die zwischen hundert treten die Vorboten der kUnftigen Zeit auf. Die Herr und Diener, oder eine eingebildete, wie zwischen Kleider werden im oberen Teile eng und anliegend, damit Kieider èng Ritter und seiner Herrín, bezeichnete, so hatten sie Brust und Hüften recht deutlich hervortreten dem (Taf. 44, doch ursprünglich eben immer den Zweck, eine bestimmte 1 11, 2) ; von da abwarts werden sie faltenreich und liegen Untertanigkeit darzustellen. Sie war also auch eine Art auf dem Boden auf, so dass nur die Fussspitzen sichtbar Farbenaliegorie. Bald aber wurde im 14. Jahrhundert werden konnen. Doch sind sie immer aus zwei Teilen, einem jener Zweck hintenangesetzt und vergessen, und die jungen einem Vorder- und Rückenteil, zusammengesetzt; vornehmen Stutzer kleideten sich in geteilte Farben ganz noch gibt es keine Trennung in die Quere, in Jacke und nach ihrem Belieben, ohne irgend eine bestimmte Rücksicht Rock. Auch helfen auf der Brust bereits viele Knopfe zu ais die, môglichst aufzufaîlen (Taf. 44, 4). Wie weit dies oder Schnürlocher, die moglichste Enge erzielen. Oben Kieider zuletzt getrieben wurde, zeigen die Bilder des 15. Jahr- wird der Halsaussschnitt allmahlich immer grosser; fiir hunderts (Taf. 50, 4, 10, 14 u. 17). jetzt, d. h. bis 1350, bleibt er jedoch noch so züchtig, Daneben aber blieb in manchen Kreisen der hoheren dass nur der Hals bis zu den Achseln entblosst wird Gesellschaft, besonders an den Hofen, die Bedeutung der (Taf. 44, 1 u. 2). Farben dieselbe. Und auch heute noch sind Überresle Gewohnlich trugen die Frauen über dem Hemde zwei davon vorhanden. So galt Schwarz immer für die Farbe Kieider, ein Unter- und ein Oberkleid. Jenes hatte eng- Zwei Kieider der Trauer; an einigen Orten nahm man Gran oder anliegende Armel (Taf. 44, 1 u. 2, 13 u. 14), dieses halb- nur Weiss dafür. Weiss war sonst die Farbe der Reinheit, lange mit anhangenden Strupfen oder Lappen, die etwa so also auch der Vorbereitung zu einer grossen Feierlichkeit, lang wie der Arm sind (Taf. 44, 2), oder gar keine, indern der Weihe; zuweilen auch deutete es die Freude an. Deren die Armlocher so weit ausgeschnitten sind, dass die Saume Farbe war aber allgemein Rot, zugleich die der Ehre und derselben vom über die Brüste und unten über die Hüften Würde; daher gin die Fürsten in Rot gekleidet. Auch gehen (Taf. 44, 13). Auch an den Armeln des Unterkleides gen deutete es die Gewalt über Leben und Tod an. Grun war wurden Knopfe und Schnürsenkel angewandt, um sie, nach- die Farbe der Hoffnung, der beginnenden Liebe; Blau be- dem sie bis zum Ellbogen aufgeschlitzt waren, recht an- deutete Treue und Bestandigkeit. In Gelb kleidete sich schliessend zu haben. die beglückte Liebe; diese Farbe scheint bei den Frauen Als oberstes Gewand beim Ausgehen diente noch der sehr beliebt gewesen zu sein. Daneben ist Rot vor- Mantel, der auf beiden Schultern auflag und vom die Brust Mantel herrschend. offen liess, wo er mit einer Schnur oder Borte zwischen Farben- Von diesen Bedeutungen der Parben gab es, wie schon den beiden Tasseln gehalten wurde (Taf. 44, 1, 13, 14). verbmdung ^urde, allerlei Abweichungen; auch setzte man Diese letzteren waren zum Tail noch Rosetten (Taf. 44, 1), sie paarweise oder zu dreien zusammen, um einen be- zum Teil aber wurden sie durch kleine Schildchen ver- stimmten Ausdruck zu finden, z. B. Schwarz und Grün, treten, auf denen das Wappen dargestellt war (Taf. 44, 14). um eine schnell erstorbene Hoffnung zu bezeichnen und Die Mantel der Vomehmen waren meist doppelte, d. h. dergleichen mehr. gefütterte, die Stoffe dazu ohne Muster, wahrend zu den Es war jedenfalls sehr naiv, seinen Herzenszustand in Unterkleidern sehr oft gemusterte Stoffe benutzt wurden. Gemusterte solcher Weise durch das Kleid alien kundzutun, aber die Am beliebtesten waren die durch gerade Linien in Quadrate Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts Avar auch in anderen geteilten Muster, in deren Mitte dann wohl Punkte oder Stücken so. Dass auch in jener Zeit schon vielfaltig Miss- Steme ¡und dergleichen angebracht waren (Taf. 44, 2,3 u. 13). brauch mit dieser Sitte getrieben wurde, steht unzweifelhaft In geteilten Farben gingen die Frauen fast nie. fest durch die Zeugnisse der Zeitgenossen. Aber ganz Mit dem Beginn der zweiten Halfte des 14. Jahr- aus Rand und Band kam die Farbenwahl erst im 14. und hunderts andert sich die Tracht ausserordentlich schnell um 15. Jahrhundert. Nun wurde sie. anfangs Spielerei, spater und geht nun in 50 Jahren so rasch auf der abschüssigen verfaii vollige Narrheit. Bahn der Sittenlosigkeit abwarts, dass allé Predigt und Farben auch Gerade die Farben waren es auch, die damais bis in Lehre umsonst ist und nutzlos verhallt. Doch müssen wir • «if stànd^^ niedersten Stande vordrangen, wahrend die Formen so auch hier wiederholen, was wir bereits an anderer Stelle ziemlich die alten blieben. Früher, selbst nqch im 14. erwahnt haben, dass neben alien Ausartungen der Mode Jahrhundert, hatten die unteren Klassen dunkle und für sowohl in den oberen als mittleren Standen auch die die Arbeit vorzuziehende Farben getragen (Taf. 44, 6 u. 7); schonen und massvollen Trachten fortbestanden und wenn jetzt aber im 15. Jahrhundert griffen sie zu leuchtendem auch weniger Verehrer als jene fanden, doch immer noch XI. Die Deutschen ini 14. imd 15. Jahrhundert. 219 genug, um jenen einen festen heilsamen Widerstand zu Gegen Knopfen und Scbnüren vom und auf den Seiten bieten, aus dem sicb KnOpfen weiterhin die Réttung herleiten ricbten sicb fast allé konnte. Kleiderordnungen mit Jede gleicber Schnu- Reformation Strenge, entspringt ebensowohl, einer- woraus die volbge AUgemeinbeit dieser Mode ersicbtlicb seits aus Ubersattigung am Scblechten, als andererseits wird. Aucb jetzt sündigten freilicb nicbt allé, sondern aus dem fortlaufenden stillen Einwirken des vielleicht wie gewobnlicb nur die meisten; es gab also aucb Frauen, wenigen Guten, das neben jenem, wenn aucb in noch so die sicb zücbtig trugen (Taf. 45, 6 u. 7). Bei ibnen geringer Minderheit, sicb forterbalt gingen und die neuen Keime die Kieider beide bis an den Hals und waren weit in sicb birgt und ge- entwickelt, aus denen die spatere Hilfe nug, um nicbt die Korperformen dem kommt. Aus Auge dem aufzudrângen. durcb und durcb Scblecbten wûrde Daber konnte dann aucb der Gürtel nocb an seiner alten sicb keine Umformung und Neugestaltung entwickeln Stelle oberbalb der Hüfte nûtzlicb werder^ oder er feblte konnen. Das Gute kann nur vom Guten kommen. — ganz, wenn das Kleid anliegend war. Aucb Allé gescbnitten Kleidergesetze mit barten Bussen, allé Strafreden dèr im Anfang des 15. Jabrbunderts treffen wir nocb auf Geistbcben, allô Satiren der Dicbter baben nicbt so viel solcbe Gestalten (Taf. 49, 1 u. 4). gewirkt, als das stille gute Beispiel der wenigen, die in Die vorberrscbenden Formen aber seit 1350 waren dem Meere des Unsinns und der Sittenlosigkeit sicb ver- die scbon angedeuteten, und wie sebr sie allmablicb die stândig und sittig bielten. Sie waren eine stumme Straf- Obergewalt erlangt batten, gebt scbon daraus bervor, dass Oeringere rede, ein abscbreckender Spiegel den Entarteten, und wenn nacb und nacb, bpsonders seit dem Anfang des 15. Jabr- aucb, wie gesagt, ibre Zabi oft verscbwindend klein sein bunderts, die Kleiderordnungen nacbsicbtig werden, bald mag, so sind sie docb dadurcb so wicbtig, dass aus ibnen bier 30 cm in der Lange des KÍeides oder Mantels, bald die neue Zeit bervorgeben muss. Wie viel Karrikaturen dort so und so viele Meter Stoff oder einige Zatteln mebr erfubr nicbt der Reifrock 1855, als er eben aufkam; wie erlauben oder den Wert des zu tragenden Scbmuckes und viel Yernunftgriinde wnrden gegen ibn ins Feld gefübrt; dergleicben bober ansetzen. Am ausfübrlicbsten und am wie viel Menscbenleben bat er dem entsetzlicbsten Ende baufigsten sind die Kleidergesetze aus der zweiten Halfte zugerissen, die aUein in England nacb Tausenden zablen : des 15. Jabrbunderts, wozu freilicb die frecbe Zucbt eine aUes umsonst! Er berrscbte bis 1868, bis aus der kleinen Hauptveranlassung bietet. In den beiden letzten Jabr- Scbar derer, die ibn verabscbeuten, siob eine neue Mode zebnten greifen aucb die Fürsten mit ans Werk und der ibre Formen boite. Eins bat die beutige Zeit vor Adel verbindet sicb bier und dort gemeinsam, um dem der alten voraus: Es gibt seit dem SOjabrigen Krieg IJbel zu steuern. Denn aJle friiheren Kleidergesetze gingen keine Kleiderordnung mebr — ausser an den Hofen. nur von den Stadten aus, galten also aucb nur fur deren Und so ist wenigstens eine, wenn aucb kleine Ursacbe kleines Gebiet. Am Ablauf des Jabrbunderts wurde die gefallen, die sonst zum Luxus und zur Ausartung ver- Sacbe sogar im grossen und ganzen angegriffen: das Reicb Reichs- leitete, denn verbotene Friicbte baben bekanntlicb be- nabm sicb der Sitten an und erbess 1496, 98 und 1500 sonderen Reiz. Kleiderordnungen; aber was am Zweige nicbt gelingen Es ist ein Zeicben der Zeit, dass in Deutscbland, wie wollte, das gelang aucb am Baume nicbt; da jenes ge- Kieider- der Luxus, SO aucb die Eleidergesetze spater als in den scbab am gninen Holz der Stadte, wie soUte eô da am gesetze J^acjjjjarig^n^ern auftreten, und dass die ersten derselben dürren des Reicbes besser werden? — Es wurde dann gerade um die Mitte des Jabrbunderts fallen. In Speier freilicb besser, als der Frubbngssturm des 16. Jabrbunderts erlasst der Rat 1356 eine sehr weitlaufige Yerordnung, durcb den Baum fubr und viele dürre Aste und Zweige worin das Knopfen und Scbnüren der Frauenkleider ganz. niederbracb; als nun die neuen Knospen, die von innen untersagt wird, ebenso die langen Lappen der Armel auf beraustrieben, sicb Raum verscbafften, da stand er da im eine Elle bescbrânkt werden. Der Besatz an Kleid und neuen Laub, im neuen Kleid. Mantel soil nur zwei Finger breit sein und unten ganz Um die Mitte des 15. Jabrbunderts waren die zwei Uuterkieid feblen. Letzterer soli oben am Halse anscbbessen wie Kieider, welcbe scbon früber gewobnlicb von den Frauen vor alten Zeiten und ersteres soli auf den Acbsebi auf- getragen wurden, zur festen Mode geworden. Das untere liegen. AUe Stickereien werden verboten und mit ibnen batte lange enge Armel, das obéré gar keine oder kurze die Scbnabelscbube. mit langen Flügeln. Yielleicbt sobten die ScbeUenbebange Aus dieser langen Yerordnung, woraus wir nur einzel- (Taf. 45, 12), die bier und dort vorkamen, die langen nes kurz angefübi*t baben, gebt bervor, dass alies das statt Lappen der Armel vertreten (Taf. 49, 4). Mit dem An- batte, was verboten wurde. Die Frauen trugen also jetzt fang des 15. Jabrbunderts bângte sicb dem Oberkleid die schieppe am Kieider, welcbe die Acbseln nackt liessen, mit Blumen, Scbleppe an. Anfangs klein und unbedeutend, wucbs sie Bucbstaben und dergleicben bestickt und mit breiterem docb scbnell trotz der dawider streitenden Yerordnungen zu als dem vorgescbriebenen Besatz verbramt waren. Die bedeutender Lange an, so dass sie in mancben Stâdten nacb Armel batten also Lappen, die vom Ellenbogen an über EUen bestiramt werden .musste. Wir baben scbon oben weiter 30 cm lang waren und die Kieider waren nicbt nur vorn, darüber gesprocben und kônnen uns bier darauf bezieben. sondern aucb an den Seiten aufgescblitzt und wieder zu- Aucb das Oberkleid musste bis über die Hüften bin oberkieid gescbnürt, um sie anbegender zu macben. ganz eng anbegen, so dass die Korperformen aucb nocb 28* Das Mittelalter. 220 sehen Auch hier wnrden Knopfe zum Gûrtel von dem ûbrigen, und hat dadurch nicht nur da deutlich zu waren. und Schnürlocher benutzt, um dies zu erreichen. Segar den Vorteil des leichteren Anziehens, sondern auch der solche Weise dem Kôrper dicht an- Ersparnis an Stofi und leichtere Mûhe des das Hemd wurde auf Verfertigens. Welch eine Mühe mochte also schon damais Der untere-Teil, von nun an Rock geschmiegt. genannt, wird durch einer Fran Stande machen! Man findet viele eingelegte Falten nach Belieben weit das Ankleiden von hergestellt — besondere ^Gefangnisse" erwahnt, die das Auf- wir wissen ja aus den Jahren 1855—1868, wie weit man scTinür- sogar leiber aus der gç}j{ij.2;0n ¿er Brüste unterstützen soUten, wahrscheinlich es treiben, und Gegenwart, wie eng man sich be- breíte die unter dehselben hinliéfen schrânken und den Rock ohne Falten herstellen kann Leibchen und Bander, —, werden-samtene und seídene Brise der obere Teil dagegen, das Leibchen, besteht für sich und sie stützten, Sie und ais solche verboten, und lâsst sich nun eng und knapp herstellen, so sehr man (auch Prise und Freise) genannt B. ia Ulm 1426. nur will, wofiir wir heute gleichfalls auf den Augenschein z. Man unterscheide aber wohl dieses Schnûren von dem uns berufen konnen (Taf. 51, 8, 16, 19-u. 20). Man machte schntiren damais und heutigen Frauen. Damais kam es darauf an, den schon damais die beiden Stücke zuwéilen aus verschiedenem ^ heute V o ^ Kôrper so zu zeigen, wie er war und nur allenfalls den Stoff (Taf. 51, 16), ja sogar aus dreierlei, indem die Armel Busen in die Hôhe, drângen. Heute ist den von anderem Gewebe als das Leibchen sein koniiten. etwas zu daran gelegen, den Kôrpër so zu zeigen, wie er Uber das Ausschneiden der Kleider am Halse und Ausschnitt Frauen nicht ist, nâmlich mit einer Taille (wir haben nicht wie dasselbe in der zweiten Halfte deë 15. Jahrhunderts einmal ein deutsches Wort fur dieses Modestückl), die an bis zum Ubermass Brust und Rûcken entblôsste, haben die erinnert und die zU allem môglichen gut sein wir schon gesprochen. Ebenso ûber das Aufschlitzen der Schutze und Wespe sicherlich aber nicht,-um eider Venus âhnlich zu sein Armel (Taf. 51, 4, 7,-8, 18 u. und die hervortretenden mag, 19) oder gesunde Kinder zurWelt zu bringen Unser Pu^en, wie ûber die um Bruststücke, die zwischen den Aus- — Schnûren ist, wie wir bei Gelegenheit sehen werden, auS schnitt eingesetzt wurden (Taf. 51, 18, 18 u. 20). einer spateren Zeit (zweite Halite des 16. Jahrhunderts). Die verschiedenen Formen des Oberkleidés, die wir Oberkieid Im Hause trug die Frau gewôhnlich nur das Unter- bereits erkannt haben, wurden noch um eine neue in dieser kleid; erst beim Ausgehen trat das Oberkleid hinzu und Zeit vermehrt, indem neben den alten ohne Armel (Taf. 51, der Mantel (Taf. 51, 1 u. 2) oder wie bei den Mánnern 6) oder mit langen Flûgeln (Taf. 51, 14) oder Range- an seiner Stelle die Hoike ódér der Trappert. Doch blieb ârmeln (Taf. 51, 16) auch eine mit langen engen Armeln Mantel bei den Frauen der Mantel noch eine gute Zeit langer im auftrat (Taf. 51, 18, 19 u. 21). Auch kam es vor, dass Gebrauch, und zwar immer in der alteren Form, so dass er Frauen das Kleid vorn (Taf. 51, 4) oder an den Seiten bis auf der Brust zusammengehalten wurde: Wir finden ihn zum 'Gûrtel aufschlitzten, um die lang nachschleppenden das 15. Jahrhundert hindurch. Um aber auf der Stoffmassen ûber den Arm legen zu konnen. Sonst aber Handhabuug ganze t^ehen Strasse mit dem reichen Besatz der Kleider zu prahlen blieb es allgemeine Sitte., das Oberkleid mit der Linken (Taf. 51, 6, 18 u. 21)," war die Lange des Mantels ein vorn aufzuheben, angeblich um freier zu gehen, in der Tat Er wird Hindemis; darum kurzten ihn die Frauen so, dass er oft aber, um das reiche Unterkleid sehen zu lassen (Taf. 51,6, gekürzt noch die Kniee erreichte, wogegen denn aufs neue 18, 19- u. 21). Heute nehmen die Frauen aus âhnlichen Verordnungen erlassen wurden. Was man also den Grûnden das Oberkleid an der linken Seite auf. Kleidem als Schleppe zusetzte, schnitt man gleichzeitig Der Halsausschnitt wurde immer an beiden Kleidern Besatz uud den Manteln ah. mit Goldborten (Taf. 51, 2, 11, 14, 18—21), Sendal oder Gûrtei Der Gürtel, der imi 14. Jahrhimdert mit der zu- dergleichen (Taf. 51, 3, 7, 9 u. 17) eingefasst, der untere nehmenden Enge der Kleider von seiner alten Stelle ober- Saum meistens. Die Stoffe waren nach den Vermogens- weit luxus halb der Hüften hinabgesunken war, so dass er diese als Verhâltnissen verschieden, der Luxus aber weit, blosser Schmuck umgab (Taf. 45, 12), blieb in der zweiien grosser als heute. Man hat wirklich jetzt keinen Begriff Halfte des 15. Jahrhunderts entweder ganz fort (Taf. 51, 2, mehr von solchem Aufvvand, wie ihn die damalige Zeit betrifft. Die Kleider- 6 u. 14) oder rückte jetzt, wo man den ganzen Schnitt des kannte, besonders was Frauenkleidung Kleides ânderte,. wieder darin der an seine alte Stelle. ordnungen mit ihren Preisbestimmungen sind Kleid ge- Die Hauptverânderung nâmlich, welche die weibliche sicherste Schlüssel. Bald heisst es, eine í'rau solí nicht diescr Zeit ist die des mehr Schmuck ais (nach heutigem Geldwert) für 840 Mark schmuck Leibchen verdankt) Querteilung und Rock Kleides in Leibchen und Rock. Bisher war jedes Kleid tragen, ein andermal ebenso, dass das Kleid nicht über wie das Hemd aus einem Vorder- und Hinterteil zusammen- 1800 Mark kosten dûrfe! Freilich Samt und Seide oder gesetzt worden und die Enge des oberen und die Weite des Goldbrokat — eines von diesen musste es sein — waren unteren Teils durch den Schnitt oder, wie wir gesehen nicht billig. Die Farben mussten grell sein, so dass sie haben, das erstere mit Hilfe von Knopfen und Schnûren weithin strahlten. Für das Unterkleid wahlte man nicht erzielt worden. So finden wir auch in der genannten Zeit selten weiss (Taf. 51, 18, 19 u. 21). Boch viele Kleider aus Vorder- und Rûckenteil bestehend In den letzten Jahrzehnten des 15. Jahíhunderts setzten (Taf. 51, 13, 14 u. 18), aber neben ihnen taucht etwas auch, die Fraüen in den weiten Ausschnitt feine Leinwand, Einsatz ganz Neues auf. Man trennt nâmlich den oberen Teil bis Stickereien oder Seide ein (Taf. 51, 13, 18 u. 20), um XI. Die Dentschen im 14. tind 15. Jahrhundert, 221 die vollige Nacktheit zu verbergen. Auch mit diesen ZU beben. Der Zopf wurde Einsâtzen langer und riss sehr bald langer, bis er in zopf der ein unvernünftiger Luxus ein. manchen Stadten den Boden erreichte; Wir wollen aber nicht gewohnlich unerwabnt ging lassen, dass Viele, er wenigstens bis zur Kniekehle und war dabei Faischer denen die Mittel echten gewunden zu Stickereien, Perlenschnüren Oder indessen an Prunk gedreht, der Gugel Borten, Perlen, Federn j^ostbaren Borten fehlten, sieb durch falsche zu helfen und dergleichen angebracht wurden. Hfite und Mfitzen wussten. Es war lange nicht alies Gold, was glanzte, und kamen in dieser Zeit fast ganz ausser Gebrauch. die Perlen wurden nicht durch die Auster allein, sondern Der Bart fehlte nun der Regel nach in weit vollig; er Wurde Bart grosserer Menge und von alien Grossen durch die ganzlich wegrasiert. Nur Ffirsten oder alte Manner ^Perlenmacher" trugen hervorgebracht, deren jede grossere Stadt allenfalls einen volien Bart (Taf. 45, 5 u. und manche eine besondere 10) Zunft aufzuweisen hatte. Ritter oder Ffirsten einen Schnurrbart (Taf. 45, 9). Es Schnurrkart ist eine selfsame, gerade diesem Jahrhundert b) Kopfbedccknng. eigentfimliche Sitte, den Bart fiber den Lippen wachsen zu lassen. Sie 1300 Schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts stammt, wie Jak. Falke sehr richtig bemerkt, wahrschein- mu Goofier Gugel mit ihrem breiten Kragen sehr verbreitet lich von den ostlichen Nachbam der Dentschen, den Ursprung (Taf. 44, 4), Letzterer .war bald klein, so dass er nur Bohmen und Slaven. Karl lY. von den Hals Luxemburg war Konig uraschloss, bald so gross, dass er noch iiber die der Deutschen und Bohmen und Sigismund spaterhin so- Achseln ging (Taf. 44, 3 u. 7), welche Form spater die gar der Ungarn, wo Knebelbarte von jeher beliebt waren. vorherrschende wurde. Der Zipfel der Kapuze reichte sehr So kam es wohl, dass die Deutschen durch die weit haufige auf dem Rücken hinunter (Taf. 44, 4), so dass er Berfihrung mit diesen Anwohnern eine Sitte annahmen, wenigstens die Mitte des Kôrpers erreichte. von der seit dem 10. Jahrhundert keine Rede mehr ge- Mützen Daneben waren Hûte und Mützen von verschiedenen wesen war. Mit den Karolingern waren auch die Schnurr- Gestalten gebrauchlich. Letztere waren meist medrig und harte begraben worden mit den Luxemburgern feierten breit, wie schon im 13. Jahrhundert solche getragen sie ihre Auferstehung aus der Vergessenheit. Auch die wurden. Die der Fürsten waren gewohnlich mit Hermelin Bfirger nahmen spater hier und dprt diese Neuheit auf natc besetzt (Taf. 44, 9). Die Hüte des Volkes waren niedere und ahmten sie nach. runde Filzhüte mit breiter Krempe und gewohnlich in der Das Haar wurde auch in der zweiten Halfte des Haar Naturfarbe des Filzes (Taf. 44, 7). 14. Jahrhunderts noch meistèns lockig wie frfiher ge- Haar Das Haar trug man allgemein so lang, dass es etwa tragen.(Taf. 45, 10), doch begegnete man schon ofter als in gleicher Hohe mit dem Kinn endigte (Taf. 44, 6, 7, 9 sonst langgelockten Mânnern, denen das Haar bis auf die u. 10). Langeres Haar kam zwar vor, gehorte aber be- Schultern fiel (Taf. 45, 1 u. 11). Andererseits wieder wird senders ganz im Anfang des Jahrhunderts zu den Aus- auch berichtet, dass viele sich das Haar nach monchischer nahmen. Gegen die Mitte hin, wo die Neigung zum Phan- Art kfirzten, wodurch wenigstens so viel deutlich wird, tastischen immer mehr hervortrat, kam es auch ofter vor dass die Willkfir des einzelnen und die Sucht aufzufalien (Taf. 44, 3 u. 5). Man trug es stets lockig, ohne aber etwa bereits in Tátigkeit kam. zu steifen Haarkiinsteleien zu schreiten. Nur in sanften Die frfiheren Schapels, Ringe, Kranze und dergleichen Schapei und Wellen fiel es fiber die Obren herab. Spaterhin wurde blieben auch jetzt noch bei beiden Geschlechtern ffir den auch bier der verdorbene Geschmack offenbar, indem hauslichen Gebrauch beliebt, weil man hier die Kapuze allerlei Frisuren Platz griffen, die weder schon noph be- ablegte (Taf. 45, 7, 10—12). quern waren. Die bfirgerlichen Stande ahmten seit der Mitte des Bart Der Bart wurde in der Regel ganz wegrasiert (Taf. 44, 14. Jahrhunderts den Rittem mehr und mehr nach, so 3—8). Es finden sich aber dennoch einzelne Abbildungen dass der aussere Unterschied der gesellschaftlichen Klassen aus der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts, wo bald der immer mehr verwischt wurde. Nur die Bauern behaupteten Haartracht Vollbart (Taf. 44, 9), bald nur der Schnurrbart getragen sich in der alten Tracht. Sie trugen auch jetzt noch Baueni wird (Taf. 44, 11). das kurze Haar. Wir haben schon oben erwahnt, dass 1350 Seit der Mitte des Jahrhunderts nimmt aber die ganze 100 Jahre spater auch sie von der Kultur beleckt wurden. Kopftracht den sonderbaren Charakter an, der sich auch Denn schon bald nach dem Anfange des 15. Jahr- an der fibrigen Kleidung zeigt. Von nun an hatte hunderts, als die burgundische Tracht die tonangebende Gugel vor- die Gugcl bei Mânnern und Frauen die bestimmte Ober- wurde, da ging mit den Kopfen und ihrer herrschend Ausschmfickung i4oo Sie trieb es darin so weit, dass sie bisweilen eine grosse Veranderung vor sich. Die Gugel verschwand. nur die Augen frei liess, ja! an manchen Orten war das Schon am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sie aus den ganze Gesicht verdeckt und die Augen mussten aus zwei hoheren Regionen weichen mfissen und nur ihr Goller Lochern hervorlugen. Eine vollige Vermummung also! — erhielt sich noch (Taf. 49, 6, 8 u. 9). Jetzt trat sie immer Besatz und Der vordere Saum wurde trotz der Verbote rund um mehr zurfick und bald war sie nur noch als praktische das Gesicht ausgezattelt, mit Pelz verbramt, besonders gern Hfille auf Reisen und auf der Jagd gebrauchlich, daher mit weissem, um die Farben der Gugel, die gewohnlich denn auch ohne den Schwanz. Der Bauer bewahrte sie rot, gelb, grfin oder sonstwie hell und grell waren, recht noch lange und selbst beim Bfirger fand sie sich noch Das Mittelalter. 222 Ais Tracht besonderer Aniter gilt sie auch Das Haar wurde selbstverstandlicb bei solcbem Kopf- Haarpflege um 1420. noch am Ende des Jahrhunderts (Taf. 52, 1 u. 3). putz mit grosser Aufmerksamkeit bebandelt. Ole, Salben, Hüte Statt ihrer nabmen Hüte und Mützen die Kôpfe in Lockenwickel, Brenneisen mussten der Natur zu Hilfe Besitz. Erstere, wie wir scbon bei den Franzosen dieser kommen und Locken scbaffen, wie diese Meisterin nimmer Zeife erwahnt baben, waren Abkommlinge des niederen welcbe fertig gebracbt batte. Man erstaunt über die ge- Filzhutes und erschienen zuerst bei Hofe um 1400 ganz drecbselten gekünstelten Locken-Frisuren der vornebmen in der Gestalt und Farbe ihres Ahnberrn: grau und niedrig, jungen Welt jener Zeit. Stundenlang musste taglicb der mit rundem Kopf und breitem Rand. Bald aber ver- von Putzsorgen angefüllte Kopf still balten, um in seinem wandelten sie ibr Anseben durcb Veranderung der Farbe, langen Haar jene künstlicben Anordnungen treffen zu wandiungen die nun in rot, gelb, 'blau und sogar in geteilte Farben lassen, die dann die Welt entzücken sollten. Da Avurden überging und durcb Yeran^erung der Form, indem man rundum horizontale Terrassen von Locken angelegt, oder die Krempe bald binauf-, bald binabbog oder den Kopf lauter vertikale Rollen, wie Orgelpfeifen, umstanden das bald so, bald anders gestaltete. Aucb durcb Ausscbmückung, würdige Haupt oder es krauselte sicb rundum, wie bei mit Federn, Borten und dergleicben sucbte man sicb j ungen Lammern, das Haar; kurz, was nur die Pbantasie belfen (Taf. 49, 8 9; 50, 5, 9, 11 u. 11), und als an Frisuren ersinnen konnte, das wurde aucb u. ausgefübrt zu aucb das nicbt mebr verfangen -woUte, nabm man die (Taf. 49, 12 u. 16; 50, 4, 5, 8-10 u. 14-18; 52, 2 ut 15). Sendelbinde zu Hilfe (Taf. 50, 12). Wir verweisen bier Der Bart blieb verbannt, nur dass alte oder fiirstlicbe Bari. sendeibinde auf 'den scbon erwabnten Abscbnitt (S. 191), denn die Personen dann und wann einen Vollbart trugen (Taf. 49, Deutscben trieben es ebenso arg und ârger als die 5, 15, 17 u. 18) oder dass, besonders in der ersten Halfte Franzosen in der Sucbt, durcb allerlei Formen aufzu- des Jabrbunderts, einzelne Ritter den Scbnurrbart wacbsei. zu- fallen. liessen — (Taf. 49, 3 u. 13), was denn aucb nocb spater judeiihüte Die Juden allein durften von ibrer Pbantasie keinen weilen einem jungen Modebelden als etwas Nenes einfiel Gebraucb macben, sondern mussten ibre steifen gelben (Taf. 50, 5 u. 17). Frauen: Tricbterbüte mit obligatem Knopf auf der Spitze tragen Die Frau en batten indessen nicbt geringere Re- (Taf. 49, 10), mocbte es ibnen nun gefallen oder nicbt; volutionen auf ibren Kopfen zu besteben. Scbon mit dem diese Hüte mit einem Beginn des 14. Jabrbunderts sab man die bisber allgemein isoo bocbstens batten sie Erlaubnis, breiten Kopftucbe zu vertauscben (Taf. 49, 11). Hüte oder getragenen offenen Locken (Taf. 44, 2 u. 13) sicb bier und Fiechten Mützen aber, wie andere Leute, durften sie nicbt tragen, da zu Flecbten verscblingen und in Netzen verbergen sei denn, dass sie sicb die Erlaubnis dazu durcb be- (Taf. 44, 1) oder docb als es Zopfe auf den Seiten und sondere Geldopfer erkauft batten (S. 154). im Nacken in Scbneckenform und dergleicben zusammen- Mütze Die Mützen des 15. Jabrbunderts waren ausserordent- geroUt werden, so dass die unteren Wangen und der licb mannigfaltig in Form, Grosse, Farbe und dergleicben. Nacken durcb ibre Aveisse Haut prangen konnten. Alte Alte Frauen Bald die ibren Abscbeu vor der ein- umzog der Rand nur einen einfacben niederen Kopf Frauen oder solcbe, (Taf. 50, 10, 15 16), bald einen weiten Beutel, der auf reissenden Entblossung darlegen woUten, verbüllten sicb u. irgend einer Seite lose berabbing (Taf. 49, 17 u. 18). Bald dagegen um so mebr, indem sie mittelst Rise und Haube auf das Gesicbt verbüllten Wandiungen war er gescblitzt an beiden Seiten, so dass ein Stirn- oder Scbleier alies bis (Taf. und ein Nackenstück entstand, deren jedes nacb Belieben 44, 14). auf- oder abwarts 13.50 gebogen werden konnte (Taf. 49, 2; Scbon um 1350 werden die frei berabfliessenden 50, 1—3 u. 14; 52, 15), bald feblte aucb der Rand ganzlicb Haare seiten und verberen sicb von da an sebr bald ganz zopfe (Taf. 49, 52, 8 16), bald wurde der Mütze unten (Taf. 45, 12). Dagegen werden die Zopfe in allerlei künst- 15; u. beliebig zu einem Rande verbolfen durcb Umlegen des beben Windungen am Kopfe untergebracbt, bald in scboner, Saumes (Taf. 50, 6 u. 7). Der Beutel Avar bald bescbei- bald in bassbcber Form (Taf. 45, 7). Dabei bebielten dener (Taf. 52, 9), bald unmassiger Grosse (Taf. 49, die Frauen das Scbapel, das sonst die freien Locken balten schapei von 17) oder nocb durcb gezattelte Bander (Taf. 49, 18) ver- musste (Taf. 45, 12), jetzt nocb einige Zeit als Zierde starkt oder von Sendelbinden umgeben (Taf. 49, 15). bei (Taf. 45, 7), verwandelten es aber aucb je nacb der Die Lust, Pelzwerk anzubringen, fand an den Mützen- Jabreszeit in Blumenkranze oder seidene Bander und Peizmotzen rândern einen bequemen Spielplatz; aucb bier wurde für Scbnüre. Bald aber verscbwand diese ganze Klasse von Haube die verscbiedenen Stande bald ein bestimmter Kanon ge- Kopfputz und die Haube nabm die Alleinberrscbaft für funden, wonacb des Jabrbunderts. z. B. der vomebme Bürger meist Fucbs- sicb. Dies gescbab um die Mitte 15. pelz trug (Taf. 50, 14) u. s. w. Seltsam ist es, dass gerade die fürstbcben Frauen und iiaarbinder Im Hause trug man aucb nocb in diesem Jabrbundert Jungfrauen am langsten der alten Sitte, lange Locken zu «m Hause Haar umscbliessenden Ringe, Kranze und der- tragen, treu bbeben, so dass wir ge];^de bei ibnen die Aus- gleicben; meistens in einzelnen waren es seitdem Bander oder Scbnüre, nabmen von der Mode nocb um die Mitte, ja die auf der Stirn nicbt seiten eine Rosette trugen, welche FaUen sogar nocb am Ende des 14. Jabrbunderts finden. eine oder mebrere Federn bielt (Taf. 49, 12; 50, 8), avo- Ursacbe mocbte wobl sein, dass sie Zeit und Geld genug von sie oft Federkranze genannt wurden. batten, ibr Haar in solcber Weise zu tragen, die offenbar XL Die Deutschen im 14. und 15. Jahrhuudert. 223 einen grosseren Aufwand an Pflege und Kleidern erfordert eine Flut von aUerlei als seltsamen jede andere. Moglich auch, dass ihr Sinn Kopfputzen über die für das deutscben Frauen herein. Schone und bobe Würdige geweckter Turbane, und Anteil spitze war einigen Mützen, runde solchem Entschlusse Tôpfe, Mannerbüte — es lasst sicb kaum an katte. bezeicbnen, wie Mit den vielgestaltig in dieser zweiten Halfte Zopfen, die des 15. Jabr- übrigens bei aller ibrer Schonbeit bunderts die deutscben nicbt selten falscbe Weiberkopfe bedeckt waren, wie waren. Wir aus vielen Kleiderordnungen baben scbon die und Cbroniken franzosiscben Hauben in ibren bervorgebt, wurde die Haube immer kübner wicbtigsten Grundformen und und immer macbtiger. Das Unterscbeidungen nâber betracbtet Scbapel fand aucb bei den (Seite 193 f.); sie fanden sicb nun Mânnern aucb in nocb eine Zuflucbt Deutscbland (Taf. vor der Verfolgung. Zunacbst 51,6), daneben aber aucb allé kam aber die moglicben Abarten und auf Umwand- Gugel einige Jabrzebnte zur Ober- lungen derselben, von denen eine die berrscbaft, und andere immer zwar in derselben nocb lacberlicb verzierten an Hasslicbkeit übertraf. Am Form wie beliebtesten bei den von Mânnern diesen (siebe oben). Verbeiratete scbeinen aber in unserem Frauen Vaterlande durften die boben ausserdem aucb nocb eine besondere Haube spitzen und die grossen sackformigen Hauben tragen, die mit zu mebreren Reiben Krausen gewesen sein, von Gesicbt die Kruseier und Scbultem umscbloss balbmondformigen, bornerabnlicben seltener (Taf. 45, 6). Diese Haube dagegen biess Oder Hulie Anklang ¿gj. Kruseler gefunden zu baben. Sebr baufig wurde indessen (Kjauseler) oder aucb die Hulle (Holle). die Die turbanar^ige Kopfbedeckung getragen, welcbe das Haar Turban- Obrigkeiten bestimmten die AnzabI der Krausen, die zum Teil seben liess (Taf. 51, 14) und wobei bald auf der Scbleier drei, vier, secbs u. s. w. festgesetzt wurde. abwecbselnd mit Perlenscbnüren und schieier Der Scbleier aber aucb neben dergleicben um eine war der Gugel immer Wulst gelegt war. Diese Wulst oder Wurst in Anseben wird zuweilen geblieben. Er unterscbied scbon ganz allein durcb das Haar selbst die Frauen der verscbiedenen dargestellt Stande (Taf. 51, durcb 17), zuweilen seine Feinbeit, aucb Grosse, Borte diademartig auf die Zopfe Bald gedrückt (Taf. 51, wurde 18, 20 u. s. w. er mit der Haube zu- u. 21), aucb wobl mit Federn und Blumen gleicb, bald aucb für sicb allein gescbmückt. verschie- nur getragen. Hin und wieder erinnert das Ende dieselbe, von bunten Tücbern Formen Gugei ver- Gegen des Jabrbunderts nabm die schwindet Gugel umwunden und mit einer • Abscbied und liess Agraffe den geziert, an das frübere von Frankreicb bereindrino-en- O Gebende (Taf. 51, 2, 5 u. 19), bald ist sie so dass den boben Hauben, die sie gross, jedenfalls an Hasslicbkeit sie wie ein übertrafen und breiterHeiligenscbein dasHaupt 51, an Unzweckmassigkeit umgibt (Taf. gar nicbt mit ibr 11). Oft sass aucb eine solcbe Haube nocb auf dem zu vergleicben waren, das Feld. Docb bebielten aucb die Kruseier als zweite Hülle (Taf. 51, 3 u. und zuweilen Goiier bei Frauen den Goller nocb eine 10), Zeitlang bei, aber nicbt all- ist die den Frauen ganze Kopftracbt in eine kleine Studentenmütze ^ulange und eben nur die Frauen, nicbt die Jungfrauen, (Cerevismütze) zusammengescbmolzerr(Taf. 51,4). Zwiscben- denn denen kam es gerade darauf an, das vom Goller be- durcb laufen aber jene boben breiten bei denen deckte Stück ibres Ungetüme, Korpers zu entbüllen. Er wurde aucb der Stoff fiber ein in grosses ist der ersten Halfte Drabtgestell des ausgespannt 15. Jabrbunderts mit der Hulle und die wunderlicbsten Schnorkel und Figuren bildet zusammen nocb ofter getragen (Taf. 49, 1). Docb nicbt (Taf. 51, 3, 7, 9—13), so dass bald das Gesicbt bis allé Frauen ganze gingen so. Viele zogen es vor, sicb nacb auf Nase und Augen verbfillt ist (Taf. 51, 10 u. 13), bald • Art der Jungfrauen mebr unverbûllt zu tragen. aucb Hals und Nacken frei bleibt (Taf. 51, 9 u. Da die 7, Frauen den Scbleier 12). meistens ebenso legten Matronen und ebrsame Frauen aber wie frfiber in wie die Manner gingen die Sendelbinde, so lasst sicb diese recbt Hulle und Goller (Taf. 49, 1), selbst in dieser Zeit nicbt gut als eine Stellvertreterin desselben anseben, und zu- selten mit dem Scbleier und der Rise weilen lasst (Taf. 51, 1) in an- er sicb ebensogut mit dem einen wie mit dem standiger und zuweilen maleriscb scboner anderen Ñamen bezeicbnen Verhfillung. (Taf. 51, 5 u. 6), um so mebr, Dass aucb Mannerbüte von den Frauen note da er ebenfalls meist getragen mit bunten Zatteln besetzt war. wurden, deuteten wir scbon an, ebenso fanden aucb die Die scbon erwabntenNetze und Sackcben oder Tascben, Mützen der Manner Eingang bei dem zwejten Gescblecbt. in denen die Frauen scbon im 14. Jabrbundert bisweilen Neben dem Goldstoff, der Seide und feinen Leinwan^ stoffe der ibre Flecbten geborgen batten, wurden mit dem Beginne wurden Samt und besonders Pelzwerk des baufig zu den Hauben 1400 15. Jabrbunderts aUgemein Mode. Wir finden aucb benutzt. Leinwand wurde, nacbdem sie wabrscbeinlicb ^die zTpfe*^ bier dieselben Formen wieder, die wir scbon bei den durcb Starke gesteift war, besonders von verbeirateten Englanderinnen zu erwabnen batten. Bald waren diese Frauen zu ibren kugelabnlicben Hauben verwandt. Aucb Tascben, die übrigens eine deutscbe Erfindung zu sein diese wurden freilicb oft nocb durcb Goldstickerei verziert scbeinen, bocb und scbmal, bald kurz und dick wie Halb- (Taf. 51, 13). Die um Mund und Kinn liegende Binde kugeln und dergleicben mebr. Sie bestanden baufig aus bei diesen Leinwandbauben (Taf. 51, 10 u. 13) war eine Goldstoff (Taf. 51, 15) und waren dabei nocb oft mit Netzen Nacbabmung der Rise, aber gewiss oft lacberlicb genug. aus Edelsteinen oder Perlen überzogen (Taf. 51, 18). Denn den Mund zu verbülíen und den Oberkorper vom 1450 Seit der Mitte des 15. Jabrbunderts werden die boben Kinn bis zum Gurtel fast ganz zu entblossen, ist sicber Hautoen Hauben der Konigin Isabeau, die bisber nur einzeln er- Zeicben einer ziemlicben Ideenverwirrung. Die Gegensatze scbienen waren, aUgemein und mit ibnen zugleicb bricbt prallten damais an einer und derselben Person jâb aneinander. 224 Das Mittelalter. c) Fussfeekleidung. Sclimuck. Schnabel- Hier haben wir nichts wesentlich Neues zu erwahnen, d) schuhe g^^gggj. ¿agg Scbubschnabel, das Hauptmerkmal der „Keine Frau soil Gold, Silber, Edelsteine oder Ferien ver))ote Scbube diesel Zeit, in Deutscbland spater ais in Frank- tragen an ihren Manteln, Rocken oder Hüten, noch an reicb getragen wurden. Wahrend sie drüben im Nacbbar- Bândern, Fürspangen oder an Gürteln in keiner Weise", land schon zu Anfang des 14. Jabrbunderts gebrauchlicb sagt die Kleiderordnung des Rates zu Speier vom Jahre 1356, waren, kamen sie büben erst um die Mitte desselben in und weiter: ,Kein Mann soli Federn oder Metallrohrchen Aufnahme. Die Kleiderordnungen verboten seit dieser oder Geschmelz auf den Gugelhüten tragen; keiner, der Zeit oder beschrankten sie auf eine gewisse Lange. Vor- nicht Ritter ist, goldene oder silberne Borten oder Bander, her werden sie nicht erwahnt. Im folgenden Jahrhunderb noch Gold, Silber oder Ferien, weder an den Gugelhüten, wurden sie nur in den untersten Standen verboten; ein Rôcken, Manteln, noch an Gürteln, Taschen, Scheiden oder Beweis, dass die Gesetzgebung mit der Mode fortschritt. Spitzmessern." -Ahnlich lautet *'es in alien Yerordnungen Vor der Mitte des 14. Jahrhundert§ wurde nur erst damaliger Zeit. Bald wurde den Tochtern mehr als den die Neigung zu den langen Spitzen (Tai. 44, 3) hier und Müttern erlaubt, bald den adligen Frauen mehr als den da sichtbar; im ganzen blieben die früheren Schuhe ge- Bürgerinnen. Aber darin stimmen sie allé überein, dass brauchlieh. Seit 1350 aber bis 1480 hatten sie den Thron sie den verschwenderischen Gebrauch von Gold und Silber, der Mode bestiegen und hinderten jeden freien Schritt der von Edelsteinen und Ferien hindern wollen. Auch hierin Füsse. Auch hier in Deutschland trug man sie bisweilen gab die zweite, Halfte des 15. Jahrhunderts die argsten von der Lange von 60 cm und dariiber hinaus. Auch Beispiele. Es wurden durch die gewaltsam alies überflutende hier setzten sie sich, als man die Schuhe durch die langen Verschwendung auch die Gesetze zur Naehgiebigkeit ge- Gesetze bis an die Fussspitzen reichenden Beinkleider ersetzte, an zwungen, und so erlaubte schon 1426 die Ulmer Kleider- diese an, und man trug sie ebenfalls bald schlaff, bald ordnung Halsbander ,aus Ferien und dergleichen bis zum durch Werg oder WoUe ausgesteift (Taf. 49, 7). Die (heutigen) Werte von 360 Mark, silbeme Gürtel von 2 Ffund Trippen holzemen Unterschuhe oder Trip pen, mit Riemen quer- Schwere, also bis zum Freise von 180 Mark, desgleichen ûber befestigt, waren auch hier dem Gange eben nicht anderen Schmuck bis zu demselben Werte, so dass das forderlich, noch weniger, als man erst unter Ferse und ganze Geschmeide immerhin schon eine ansehnliche Summe Ballen zwei erhohende Klôtze anbrachte (Taf. 50, 8). Fins kosten durfte. scheiie am hatten aber die deutschen Schubschnabel' vor den aus- War es schon im 14. Jahrhundert genug gewesen, Schnabel voraus: die Schelle, welche nicht selten vorn die den Gürtel, die Tasseln des Mantels und die Saume der bunte, oit vielfarbige Spitze zierte. Indessen die Spitze Kleider kostbar zu machen durch edle Metalle, so hatte klingelte, klappten die hôlzernen Pantoffeln den Takt dazu. man im 15. Jahrhundert kaum Flatz am ganzen Korper, überiadung Die beiden Spitzen waren übrigens zuweilen, wie die Armel, um aUen Schmuck unterzubringen. Man fing beim Hut der Neuheit wegen von verschiedener Lange. Dâss sie oder Schleier an und horte an den Schuhschnabeln auf, hundert auch, und zwar sehr hâufig, von verschiedener Farbe, ja und Manner wie Frauen wetteiferten jetzt in solcher Sucht. Spitzen In eine unâ dieselbe Spitze mehrfarbig sein konnte, erwâhnten Am Kopfputz mussten goldene Borten, Stabchen, Agraffen, wir schon an anderer Stelle. Der Stoff zu den Schuhen Nadeln, Ringe, Kranze, Scbnüre und dergleichen angebracht oder den um 1420 hier und da auftauchenden kurzen werden (Taf. 49, 12; 51, 2, 12—14); um den Hals hingen stiefei Stiefelchen mit weitem Rande (Taf. 49, 17; 50, 10, 12 u. 17; oft sechs- bis achtmal gewunden schwere Goldketten (Taf. 52, 2) war Leder, Seidenzeug oder auch, besonders bei den 49, 12; 51, 6,13—14,18—20); an den Hânden blitzten Ringe, Frauen, Goldstoffe. Schwarz war die vorherrschende Farbe oft an einem Finger mehrere, und daher hatten viele Farben der bei deii Mannern ; rot und gelb kam oft bei den Frauen vor. Frauen, selbst des Bürgerstandes, ein halbes Schock und schube lange die langen Beinkleider getragen wurden, waren darüber im Besitz, so z. B. die schon oben genannte 1485 freilich auch bei den Mannern die Füsse rot,' ¿O^elb oder in Nürnberg verstorbene Frau Winter. Auch Armbander Armbander sonst lebhaft bekleidet (Taf. 49, 7, 12 u. 18). Dies war trug man wieder; es war ihr zweites Aufleben nach drei- noch in der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts der Fall; bis vierhundertjahrigem Schlafe, wie sie denn im dritten in der. zweiten dagegen gewannen die Schuhe ihr Recht Jahrzehnt unseres Jahrhunderts ihre dritte Wiedergeburt zurûck und um 1480 auch ihre alte Form ohne Schnabel, erlebt haben. Das Kleid war mit Ferien und edlen Steinen die aber rasch umschlug in das Gegenteil. Hatte man bis bestickt und trug an den Saumen breite Goldborten, auf jetzt seit 130—140 Jahren die Lange übertrieben, so tat der Brust aber eine Brosche, die gewohnlich sehr kostbar man dasselbe nun mit der Breite. Stumpf und plump und war (Taf. 51, 4, 11 u. 18). Auch der Latz, de/ in den Latzgestickt breit an der Spitze gait nun für ausnehmend schon und tiefen Brustausschnitt eingesetzt war, war meistens mit noch der Schluss des 15. Jahrhunderts sah die neue Form Gold bestickt (Taf. 50, 17). (Taf. 50, 14 u. 15) ebenso allgültig und vorherrschend, wie Aber dieser Schmuck war nicht mehr, wie der unter Kuhmauier sein Anfang die langen Schnabel gesehen hatte. Kuhmauler den Karolingern, nur um des edlen Metalles oder der Steine Kostbcar TchMbd"' Entenschnabel hiessen diese neuen Schonheiten, die und Ferien willen kostbar, sondern sein Hauptwert lag z. B. schon um 1493 in Nürnberg getragen wurden. in der kunstvoUen Arbeit, die dabei aufgewandt war. War XI. Die Deutsche!! im 14. und 15. Jahrhundert. 225 doch an der gewohnlichen Kleidung der Manner schbn 11). Die Kniee wurden gewohnlich durch besondere Schild- ohne Schmuck haufig der Arbeitslohn grosser als der chen geschützt (Taf. 44, 8, 11 u. 12; 45, 9 u. 10). Aus Stoffwert; beim Schmuck war dies in noch weit grosserem ihnen, wie aus den schon erwahnten Metallstreifen langs Masse der Fall. Oft war die Kunst daran dreimal so der Schenkel entwickelten sich in der zweiten Halfte des teuer als das Material. In bedeutender BIüte stand bei Jahrhunderts die Schienen an Armen und Beinen (Taf. 45, schienen diesen Arbeiten damais das Emaillieren des Goldes; auch 9 u. 13), sowie aus der Brustplatte (Taf. 45, 10) spater schnitt man ausgezeichnet in allerlei Stoffen; die Metall- der Brustpanaer. Brustpanzer arbeiten wurden gewohnlich getrieben, daher waren sie Der Waffenrock, in der ersten Halfte des 14. Jahr- waffenrock denn auch sehr teuer. hunderts noch weit und bis zum Gürtel aufgeschlitzt Kieider be- Die Stickerei der Kleider war ebenfalls kunstvoU und (Taf. 44, 8, 11 u. 12), verwandelt sich (n der zweiten in den ^eschâftigte eine besondere und Zunft. suber Gewohnlich wurde sie enganschliessenden Lendner (Taf. 45, 8—10 u. 13). Jener Gold in Seide, oft aber auch in Silbar und Gold ausgeführt. Wie wie dieser zeigt das Wappen oder die Farben des Herm. weit man dabei ging, zeigt unter anderen eine Nachricht Der Gurtel, bisher über den Hüften (Taf. 44, 12), GOrtei in Bernhard Bohrbachs Tagebuch, wo er von sich erzahlt, rückt noch vor der Mitte des Jahrhunderts auf dieselben dass er den einen Armel seines Rockes mit beinahe 6 Pfund hinab und wird zum Dupfing, der aUenfalls noch den Dupfing Silber babe besticken lassen. Die Stickereien nahmen ihre Dolch (Taf. 44, 11; 45, 5 u. 13), aber nicht mehr das Vorbilder gewohnlich aus dem Pflanzen- und Tierreich: Schwert tragen kann. Dieses hângt an besonderen Ketten, Blum en, Laubwerk, auch wohl ganze Landschaften, Vogel, die auf der Brust befestigt sind, zuweilen auch der Dolch allegorische Tiere waren das Gewohnliche. Auch Spriiche an solchen (Taf. 44, 8 u. 12; 45, 9 u. 10). oder bedeutungsvolle Schriftzeichen, Namenszûge und der- Der Kopf hatte seine Eisenhaube zum Schutz. Sie Helm mit gleichen kamen vor. Auch hiervon ein Beispiel, um den erhielt auch noch im 14. Jahrhundert ein Klapp-Visier, Geschmack der Zeit zu oezeichnen. Derselbe Bernhard das an einem Schamiergèlenk über der Stirn beweglich Rohrbach (von Jakob Falke sehr bezeichnend „ein Lowe war (Taf. 45, 13; 40, 42). Der Tumierhelm war vollig seiner Zeit in Frankfurt" genannt) batte sich auf der Mütze geschlossen von oben bis unten und hatte nur Offnungen einen silbernen Skorpion und um denselben herum vier V für Augen und Mund. Er reichte unten bis an den Hals und auf dem rechten Beine seiner Hose ebenfalls einen und hatte auf der Spitze das Zeichen seines Tragers Skorpion und um diesen vier M in Silber sticken lassen, (Taf. 44, 11; 45, 13). Hinten flatterte die reiche seidene um damit zu sagen: Mich Mühet Mannich Mai Unglück, Helmdecke in den Farben des Besitzers auf den Rücken Heimdecke tJntreu Und Unfafl. Ob wohl irgend einer seiner Freunde hinab (Taf. 45, 8). Auch in der Schlacht trug man wohl oder sonst ein Menschenkind dies Ratsel hat losen und ahnliche, zuweilen auch ohne Verzierung (Taf. 40, 39 u. 40). seinen Sinnspruch lesen konnen? — Es lâsst sich bezweifeln. Der Schild war noch dreieckig und blieb es auch; schiid er war sanft gebogen von rechts nach links (Taf. 45, 8) 2. und zeigte ebenfalls das Wappen oder die Farben seines Kriegstracbt. Tragers (Taf. 44, 11 u. 12). Zuweilen waren die Kanten Hier konnen wir auf das verweisen, was wir bereits ausgezackt, so dass er wie ein Blatt erschien (Taf. 61, 20). über die Waffen der Italiener, Franzosen und Englander Die Tartsche, ein kleiner. viereckiger Schild, war auf der Tartache jener Zeit gesagt haben, denn dasselbe gilt auch ziemlich rechten oberen Ecke ausgeschnitten, um die Lanze ein- von den Deutschen. Was zunachst die legen zu konnen (Taf. 45, 10; 61, 21). Bisweilen waren auch beide obere Ecken abgerundet (Taf. 61, 22). Ge- a) Schutzwaffen wohnlich waren auch die Tartschen mit Bildem, Sinn- Kettenhemd betrifft, SO war im 14. Jahrhundert das Kèttenhemd sprüchen und dergleichen verziert. Bei den gemeinen mit dem Halskragen aus gleichem Geflecht. Unter dem- Kriegern kamen auch kreisrunde (Taf. 44, 5) und herz- Andero selben trug der Ritter das Wams, über ihm den Waffen- fôrmige (Taf. 45, 3) und dergleichen Schilde vor. Ebenso rock (Taf. 44, 8, 11 u. 12). Auf den Kopf wurde die oben finden wir bei ihnen auch noch allerlei Kopfbedeckungen Eisenbaube zugespitzte Eisenhaube gestülpt, an welcher unten als aus Eisen, Mützen und Hüte von verschiedener Form mit Goiier Fortsetzung der Ringkragen oder Goller aus Ketten- (Taf. 45, 3 u. 4). geffecht hing. Dieser reichte gewohnlich bis auf die Im 15. Jahrhundert wurde die Plattenrüstung vor- Flatten- Achseln (Taf. 44, 11 u. 12; 45, 9 u. 13). Es war bis auf herrschend, und das Panzerherad erhielt nach und nach den Zopf die Wiederholung der Gugel ■ in Eisen. Dem- den Abschied. Die Beine batten zuerst eine vollstandige Kettenhosen entsprechend waren auch die Beine mit Kettenhosen ge- Eisendecke erhalten, weil hier die grossen unbeweglichen schützt, welche bis auf die Fussspitze gingen und in der Flachen der Schenkel am meisten sich dazu eigneten. Bald Zeit der Schnabel diese last!ge Verzierung ebenfalls nicht folo'ten die Arme und ihre Hülle schmolz allmahlich mit O entbelîrten. der sich verbreiternden Brustplatte zusammen, die als An Stelle der eisemen kommen bisweilen lederne Gegenstück auch eine Rückenplatte nach sich zog (Taf. 52, Beinbekleidungen vor (Taf. 45, 10), die bin und wieder 11 u. 12). Die einzelnen Stücke bildeten, indem jedes sich Kweschiider duTch Metall streifen und Buckeln verstarkt waren (Taf. 44, verbreiterte, ein geschlossenes Ganze, wie in den letzten Eretschmer a. Bohrbach, Tr&ohten der Vdlker. 8. Aafi. 29 226 Das Mittelalter. Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in der vollstandigen Der Bogen (Taf. 52, 14) kam nicbt allzuoft vor und Bogen stücke Plattenrüstung vor uns liegt. Da gibt es von oben nach blieb immer mebr der Jagd als dem Kriege dienstbar. derseiben Helm, Haisberge, Schulterplatten, Armscbienen, Hand- Dagegen wurde die Armbrust immer wicbtiger, und zwar Armbmst scbuhe, Brust- und Rückenpanzer, Hüftplatten, Beinschienen. so, dass ganze Regimenter Armbrustscbfitzen bei jeder Jedes Stück bat oft wieder mebrere Telle, die wir über- Scblacbt zur Verwendung kamen (Taf. 52, 13). Es ist dies geben. Der Bitter war aber vom Scbeitel bis zur Soble um so merkwfirdiger, als das Laden des Gescbosses eine voUstandig von Eisen umscblossen (Taf. 52, 12 u. 16). Der besondere kleine Mascbine mit Kurbel erforderte, die jeder Warns Lendner fiel nun ganzlicb weg; es blieb nur das Wams Soldat an der linken Hfifte mitscbleppen musste (Taf. 52, unter der Rüstung (Taf. 52, 11). Jetzt wurde aucb das 13; 61, 16). Scbwert wieder an einem Gurte oberbalb der Hüften ge- tragen, denn mit dem Lendner verscbwand aucb der Dupfing. Helm Der Helm verlor B. Gerffte. seine Spitze und nabm eine balbkugel- verwandeit (testait an (Taf. 52, 11); wenn aucb eine scbarfe Wir baben in Taf. 40, 46 u. 47 Stubl und Tiscb aus Nabt fiber den Scbeitel lief, so verlor er docb die tricbter- dem 14. Jabrbundert abgebildet. In diesem Stile sind die formige Grundform (Taf. 52, 12). meisten Hausgerate der damaligen Zeit gebalten. Vor- Hausgerat Tracht der Bel den geringeren Kjriegern gab es aucb jetzt nocb berrscbend ist die gerade Linie, dadurcb gewinnen die geme.men Haubeu, aucb eiserne Hfite ( oder Sacben Krieger '·Taf. 52,' 14) aucb alie das ' Anseben der Dauer und Festigkeit. Zierlicb _ _ wobl nur gewobnlicbe Hfite und Mfitzen aus Filz, Tucb sind sie nocb nicbt. Die gescbweifte Linie ist ganzlicb oder dergleicben (Taf. 52, 13). Bei ibnen blieb aucb das ausgescblossen, nur der Kreis und die gotiscben Spitzbogen Kettenbemd und der Lendner nocb im Gebraucb, daneben werden zugelassen. So ffir Tiscbe, Stfible, Scbranke, Truben vielleicbt Scbienen an Armen und Bernen oder aucb nur und dergleicben. Haufig waren diese Gerate mit den kost- Beinkleider und Lederstiefel, wie es gerade der Vermogens- barsten Holzscbnitzereien geziert. Die Lager der Reicben stand des ausrfistenden Ffirsten oder Grossen zuliess (Taf. 52, ! sind gewobnlicb Himmelbetten (Taf. 61, 33). 18 u. 14). ! Was die Gefasse betrifft, so werden die Formen Gefasse Sporen Die Sporeii batten wabrend dieser ganzen Zeit Ráder besonders im 15. Jabrbundert auffallend scbon und zierlicb, und zwar ansebnlicb grosse. Sie wurden mittels kleiner aber in demselben deutscben Stil, den wir oben erwabnten. Bfigel oder Ketten vorn fiber dem Spann festgescbnallt Die Abbildungen und nocb vorbandenen Metallgefasse (Taf. 40, 44; 61, 23). zeigen zur Genfige, dass die Goldscbmiedekunst und die ibr verwandten MetaUarbeiten, z. B. das Ziselieren, zu einer b) Allgriffswaifen. ausserordentlicben Vollendung gedieben war. Gleicben Aucb bier sind dieselben gebraucblicb, wie in den Scbritt damit bielt die Scbnitzkunst in Holz, Elfenbein, Nacbbarlandern; Lanze und Scbwert sind die wicbtigsten, Horn u. s. w. und eine arbeitete oft der anderen in die neben denen dann nocb Hellebarden, Partisanen, Streit- Hand, woraus dann jene Kunstwerke bervorgingen, die den kolben, Morgensterne und abnlicbe Sticb- und HiebAvaffen Bescbauer nocb beute in Erstaunen setzen. vorkamen. Der Bogen war weniger beliebt als die -Vrmbrust, Musikaliscbe Instrumente waren zwar nicbt ausser Musikaiische die besonders im 15. Jabrbundert sebr gebraucblicb war. Gebraucb gekommen, aber die Zeit des politiscben Verfalls Lanze Die Lanze war nocb unverandert dieselbe, wie im war aucb die des poetiscben. Die Meistersauger konnten 12. und 13. Jabrbundert. Sie war bei den Fusstruppen nicbt viel retten. Die fippige Zeit des 15. Jabrbunderts wie bei den Reitern im Gebraucb (Taf. 45, 3 u. 4). Landes- liebte zumeist die Gitarre, weniger die Harfe; zum Tanze berren durften an der Spitze ein langes flatterndes Wimpel spielte Geige und Flote. Zur Jagd rief das Horn, zur tragen (Taf. 40, 36; 45, 1). Scblacbt die Trómpete (Taf. 61, 29) und Trommel. Man schwert Das Scbwert batte bald eine gerade, bald eine nacb macbte Musik genug, aber um anderer Dinge als der Musik vom gebogene Parierstange (Taf. 44, 8 u. 9; 11 u. 12). Der willen. Lârm und Lust war Zweck; es gait die innere Knopf des Griffes war meistens kugelig oder von abnlicber Hoblbeit zu verdecken, die Gewissen zu betauben. Man Gestalt, das Heft selbst mit Drabt oder dergleicben um- ffircbtete die Zukunft. sponnen (Taf. 40, 28-31 u. 34). Spater verfertigte man es ganz aus Metall (Taf. 45, 9, 10 u. 13; 52, 11 u. 12). Doich Der Dolch batte nur ein kleines Sticbblatt oder eine kurze Parierstange; seine Scbeide war bald aus Metall (Taf. 45, 9 u. 10), bald aus Holz oder Leder. Die Klinge war scbmal und doppelscbneidig (Taf. 40, 37). Er wurde stets auf der recbten Seite getragen (Taf. 45, 5, 9 u. lo). 1 Andere Hellebarden, Partisanen und dergleicben Waffen waren wie zuvor, und wie wir sie aus den Rfistkammern zur Genfige kennen, sowobl zum Scblag als zum Stoss eingericbtet i (Taf. 52, 3 u. 12). 1 XII. Die Geistlichen rom 6.—19. Jahrhuñdert unter den erwfthnten Vôlkern Europas. 227 seit der Zeit der Karolinger aber wurden solche iiblich. XII. Die Geistlichen Im 10. Jahrhundert bestanden sie aus Leinwand oder Byssos, im folgenden wie auch im 12. und 13. Jahr- hundert aus vom 6.—19. Jahrliandert unter den erwahnten rotem, gemustertem Seidenstoffe (Taf. 80, 21). Sie reichten bis zu den Knieen, wurden aber auch im Volkern Europas. 13. Jahrhundert nur von den Bischofen, nicht von den (Taf. 22—42 mit einigen Ansnahmen, dazu 58, 65 u. 77 und Priestera getragen. Seit dem 16. Jahrhundert traten an Taf. 80—82. Nach Spalart, Ferrario, Hefner und Bock). Stelle der genâhten Strün^fe gewirkte, die ebenfalls bald durch Stickereien oder durch eingewirkte Figuren ver- ziert wurden. A. Die lîturgîschen Oewander. Über die Striimpfe wurden angelegt In den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche besonderen Kirchengewandem noch keine Rede. 3. Die Sandalen. war von Die Geistlichen trugen nach Farbe und Schnitt solche Diese waren im 8. und 9. Jahrhundert meist von Kleider bei ihren gottesdienstlichen Amtem, wie sie zu purpurfarbigem Seidenstoff oder von gefárbtem Leder, mit jener Zeit von den Patriziem und Senatoren Roms ge- Gold und Perlen bestickt. Noch im 12. Jahrhundert wôhnlich getragen wurden. Dies waren nicht selten Ge- finden wir unter dem Ñamen „Sandalen" auch Schuhe schuhe wander aus Byssos oder aus teurer milesischer WoUe, an den (Taf. 80, 19), die durch die tiefen Einschnitte an der Seite Saumen mit Gold gewirkt oder mit goldenen Verzierungen an ihren Ursprung, an die Sohle mit seitlichen Riemen, ben'áht. So waren auch die Kirchengewander der Geistlich- erinnem sollten. Im 13. Jahrhundert bestanden sie zu- keit; im taglichen Leben dagegen trugen sie weniger weilen aus Goldstoff (Taf. 38, 14) oder aus rotem Samt kostbare, wenn diese auch wahrscheinlich dem Schnitte mit aufgesticktem Kreuz (Taf. 80, 20; 37, 12—14), das Kreuz auf- nach jenen gleich waren. seitdem iiblig geblieben ist. Seit dem 15. Jahrhundert Im 6. und 7. Jahrhundert erst entwickelten sich aus (Taf. 58, 1 u. 2) ist diese Ausschmiickung immer zu finden diesen Formen die bestimmten liturgischen Gewander der und die Streifen, welche das Kreuz bildeten, waren nicht Kirche als solche und wichen nun von den Profangewandem selten mit Perlen und Edelsteinen geziert und, wenn nicht der Zeit immer mehr ab. Wahrend nach dem Sturze des ganz aus Gold, dann mit Goldfâden in farbiger Seide westrômischen Reiches auch die Edeidung eine vollige TJm- gestickt. bischoflichen gestaltung erfuhr, bewahrte die Kirche treu die einmal Seit dem 16. Jahrhundert haben die mehr und mehr eine andere Form und Art an- ver- angenommenen Formen, die dann im 6. Jahrhundert, nach- Sandalen dem sich durch die Volkerwanderung überall neue Reiche genommen, doch wurde stets das Kreuz auf demselben und neue Trachten begriindet batten, sehr verschieden beibehalten, wenn auch seine Form sich mit der Mode der Erst von der profanen Kleidung erschienen. Freilich blieben Zeit ebenso verwandelte, wie die Art der Stickerei. alten auch sie nicht vollig unberiihrt von dem Strome der Er- in der neuesten Zeit ist man hier und da zu der eignisse, weil ofter Geistliche die kirchlichen Gewander auch Art der Sandalen zuriickgekehrt. Leben und dadurch schon seit der Striimpfe und Sandalen stehen nur dem Bischof zu. im gewohnlichen trugen Mitte des 3. Jahrhunderts Verbote veranlasst wurden, denen Von den liturgischen Gewandern, welche Brust und sich dann auch friiher und spater Verordnungen hinsicht- Leib verhüllen und welche sowohl dem Bischof als dem lich der Form etc. der kirchlichen Gewander anschlossen. Priester am Altar zukommen, wurde zuerst angelegt Die verschiedenen Stücke des liturgischen Ornats, auch Amictus welche nach und nach in Gebrauch kamen, entstanden 3. Das Schultertucli oder Humerale, ale zum Teil aus den griechisch-romischen Profangewandem, Oder Superhumer geiianiit. schuitertuch zum Teil aus dem hohenpriesterlichen Ornat und aus Es ist dies ein viereckiges fast quadratformiges Tuch, anderen früher und spater von verschiedenen Seiten hinzu- urspriinglich von Leinwand (Taf. 80, 10), so gross, dass Stücken.*) es über Achseln und Brust reicht, wobei sich auf dieser genommenen Indem wir zunachst die Teile des bischôflichen die Enden kreuzen. Es liegt auch noch heute unter der Alba und dient dazu, den Hals zu umhüUen. Im Gebrauch Omats betrachten, beginnen wir mit den zuerst anzulegen- Freilich ist nur sein den Gewandstiicken. Dieses waren ist es seit dem 8. Jahrhundert. ausserster Rand oben fiber der Alba sichtbar, und da mit 1. Die Tlbialia, Striimpfe. der Zeit allmahlich allé Kirchengewánder reich verziert Humerale nicht Sie wurden zuweilen auch caligae genannt. Ursprûng- wurden, so wurde auch das vergessen. ihm an dem mittleren Teile des sichtbaren strûmpfe lich giug der Pralat beim Gottesdienst haufig ohne Striimpfe; Man gab Randes eine Stickerei auf Seidenzeug (Taf. 65, 13), *) Wer ausfiihrliche Kunde iiber die Kirchengewánder welche hier aufgenaht wurde (Taf. 80, 10 u. 40). Dieser sucht, dem empfehlen wir angelegentlichst drxs vortreffliche Besatz hiess die oder plaga und kam zuerst im pamr* Werk von Dr. Fr. Bock, Geschichte der liturgischen Gewânder parura Mittelalters etc. 11. Jahrhundert in Gebrauch; im 16. und 17. Jahr- des 29* 228 Das Mittelaltor. hundert wurde dieser Streifen in vielen Kirchen durch Im 12. und 13. Jabrbundert war der Giirtel meist ein eingesticktes Kreuz verdrangfc. Ais Erinnerung an flacb, reicb mit Gold durcbwirkt oder gestickt und oft die parura besteht noch ein freier steifer Kragen aus Gold- mit Figuren und Sprficben geziert. Die Breite scbwankte Breite stoff, der nicht am Schultertucli befestigt ist und einzeln zwiscben 3 und 6 cm, docb sind diese breiten Gfirtel die angelegt wird. seltneren. Sie wurden mit besonderen Bândem unter Zuweilen wurde das Humerale, mi der parura nacb der Brust gebunden, damit der Goldstoff nicbt durcb das miteiia vom, übet den Kopf gelegt und biess darum aucb mitella. Binden verdorben wfirde. Im 15. und 16. Jabrbundert Das Humerale gehort aucb zum Omat des Priesters, ebenso war das Zingulum meist scbmal und scbnurformig mit wie das nun folgende Gewand, die Alba. Quasten an den Enden (Taf. 80 , 25), wabrend in der Seine Knden tiber das Scbultertucb wird namlicb zunacbst angelegt frfiberen Zeit die Enden mit goldenen und silbernen Apfeln, Lôwenkôpfen und dergleicben und diese wieder durcb 4. Die Alba. Perlen oder Edelsteine verziert waren. Alba aus Sîe ist scbon sebr friibe, mindestens seit 590, als Leinwand Qmatstuck im Gebraucb; scbon am Scbluss des 4. Jabr- 6. Die Stola oder das Orarium. bunderts gab auf dem vierten Konzil zu Kartbago Anastasias 1. Sie entstand aus dem Ebren-Gewande der rômiscben stoia Vorscbriften fiber dieses Gewand; es war in der ersten Frauen (siehe S. 101 und 111), welcbes mit dem Ñamen Zeit wirklicb weiss und bestand damais aus feiner Lein- Stola bezeicbnet vmrde, und mit dem Ñamen bebielt man wand oder Byssos; spater seit dem 10. Jabrbundert war aucb die Form dieses Kleides unverandert bei. Sie wurde Aus seide es ffir die Biscbofe aus weisser Seide und mit Gold ge- aucb zuweilen in der vorcbristlicben Zeit von Konigen, stickt (Taf. 38, 14); sonst aber war bei den Priestem nocb Priestem und Patriziem getragen und so wurde sie scbon um die Mitte des 14. Jabrbunderts der Byssos oder die frfibe ein kircblicbes Gewand des cbristlicben Gottesdienstes, Leinwand ffir die Alba im Gebiaucb. Ursprfinglicb wurde wabrscbeinlicb, weil ibre weiten Falten den ganzen Korper sie aucb unter der Stola getragen und biess zuweilen bis zum Halse vollig verbfillten. Sie bestand gewobnlicb Kamisia Kamisia. Sie war sebr lang, weit und faltig und reicbte aus weisser Wolle oder Byssos und war oft mit Gold bis auf die Ffisse. Die Armel waren lang und scblossen durcbwirkt. Um den Hals von binten nacb vorn fiber um das Handgelenk an (Taf. 22, 14; 29, 10 u. 11; 82, 9). beide Acbseln und von bier auf jeder Seite bis zur Erde verzienmg In der ersten cbristbcben Zeit war sie von demselben binab lief ein 8—10 cm brelter farbiger Streifen, oft streifen schnitt Scbnitt wie die tunica talaris des rômiscben und bebraiscben aucb aus Gold oder Purpur (Taf. 23, 11 und 14: 24, 7). Oberpriesters. An jeder Seite war von unten bis an die So erbielt sicb dieses Gewand bis 604. Von da an scbeint Acbselgrube ein Keilstfick eingesetzt (Taf. 80, 9), um das allmablicb die Alba an Stelle der Stola getreten zu sein, Gewand nacb unten zu erweitem, damit das Geben er- und von dieser letzteren blieb im Laufe des 7. Jabrbunderts Ver- leicbtert wfirde. Zu demselben Zwecke vnirde sie aucb nicbts fibrig als die beiden Streifen und der Name, den gescbfirzt durcb einen Gfôrtel. nun dieses Band ffir sicb in Ansprucb nabm; eine scbmale F^st-Aiba Scbon im 10. Jabrbundert wurde an boben Festtagen Verzierung ffibrte nun die Bezeicbnung des weiten, langen eine besonders verzierte Alba getragen. An dieser war und sebr faltenreicben Gewandes. Im 8. Jabrbundert piaguiae an dcm unteren Saume vorn em abnlicber Streifen, plagulae, findet sicb ffir dieselbe zuweilen aucb der Name Orarium. aufgesetzt, wie am Humerale (Taf. 38, 14; 80, 9), dli* aucb Dass sie aber im 6. Jabrbundert nocb die alte Form meistens mit jenem in Faroe und Muster fibereinstimmte batte, dies zeigt das Mosaikbild von St. Vitale (Taf. 23, (Taf. 80 , 40). Ebenso aucb der Besatz der Armel am 11 u. 14). Handgelenk. Nacbdem seit dem 7. Jabrbundert die beiden Streifen streifen Im 15. Jabrbundert wurden die plagulae aus kost- selbstandig geworden waren, fing man aucb an, sie zu barer, durcbbrocbener Weissstickerei, im 16. und 17. durcb veruieren und mit kostbaren Stickereien zu bedecken. Im Besatz aus flandriscbe Spitzen bergestellt. Durcb fortwabrende Ver- 10. Jabrbundert wurden sie mit Glôckcben an den Enden Spitzen fireiterung derselben verlor die Alba ibren ursprfinglicb gescbmfickt und nicbt selten mit Perlen und edlen Steinen ernsten Cbarakter. geziert. Im 11. Jabrbundert nabm man aucb gemusterten Seidenstoff dazu, der auf besonderen Stfiblen 5. Der Criirtel, Zlngulum, aucb gewebt vrarde; Zona gciiaimt, im 12. Jabrbundert wurde die Stola aus gemusterten Gùrtei diente zum Aufscbfirzen der Alba und stimmte mit ibr Goldtressen verfeitigt und die breiter auslaufenden Enden in Stoff und Farbe fiberein. In der ersten cbristlicben (Taf. 80, 22j besetzte man mit Troddeln (Taf. 22, 14; Zeit bestand er daher aucb aus weisser Leinwand oder SO, 12; 31, 2; 32, 9 etc.). Sie war um diese Zeit an 2 m stoflF ver- Byssos, ânderte sicb aber mit der Alba zugleicb allmablicb lang und gewobnlicb sebr scbmal, namlicb 5—6 cm breit; um. In der Zeit der Karolinger bestand er aus Goldstoff, docb gibt es aucb welcbe, die 10—12 cm breit sind. wurde rund und bobi wie ein Scblaucb gewebt find ausser- Vom 13. bis 15. Jabrbundert wurde Stola und Manipel licb abnlicb der Scbuppenbaut einer Scblange, wesbalb als zur Kasula geborig betracbtet und daber oft aus dem er aucb bei den Papsten und Bis.cbôfen jener Zeit zu- Stoff derselben zugescbnitten. Aucb wurden die Endstficke Enden aib murena weîlen murena beisst. in dieser Zeit nocb vergrossert und waren gleicbfalls mit XII. Die Qeistlichen vom 6.—19. Jahrhundert unter den erwahnten Vôlkem Europas. 229 Quasten besetzt (Taf. 80, 23). Im 16. und 17. Jahr- landiscben Biscbofe ganz allgemein unter der Planeta die hundert wurden die Enden schaufelformig verbreitert und Dalmatika und unter dieser also die Tunicella, um dadurcb mit breiten Gold- und Silbertressen besetzt. zu zeigen, dass der Biscbof die verscbiedenen kircblicben Die Stola wurde nur von Biscbofen, Priestern und Grade in sicb vereinige. Die Tunicella war zur Zeit der Aniegung Diakonen getragen. Da sie anfanglich sehr Iang war, so Karolinger am unteren Rande ofters mit klei nen Scbellen der stola ¿gj, yorkarolingiscben Zeit die beiden Streifen verziert, etwas langer, von grôberem Stoffe und farbig stoff und von den Priestern auf der Brust über Kreuz gelegt und (Taf, 88, 14; 42, 3); man liebte daffir die rotblaue Farbe, Farbe so durch das Zingulum festgehalten. Biscbofe dagegen weil diese ,dem Himmel am abnlicbsten" sei. Sie liessen die Streifen von oben gerade berabfallen. Die war enger und aucb ibre Armel kfirzer und schlossen Diakonen legten die Stola mit ihrer Mitte auf der linken dicbter an als die der stets weissen Dalmatika, die scbon Scbulter an und verbanden dann die beiden Streifen unter seit dem 4. Jabrbundert im Gebraucb war. Vorber trugen dem recbten Arm so, dass die Enden an derselben Seite die Diakonen das Kolobium, das statt der Armel nur binabfielen. Armlocber batte. Um aber die Arme zu bedecken, gebot Papst Sylvester den Gebraucb der Dalmatika statt des Kolobium. Jene batte weite Armel und reicbte bis 7. Der Manipel oder lange Mappula, Siidarium. etwa mitten zwiscben Knie und Fuss (Taf. 22, 14; 29, 10 Manipei In Form und Entstebungsweise nabe mit der Stola u. 11). Der Stoff, woraus sie angefertigt wurde, war ur- Anfang ¿gj. ¿er bereits unter Gregor dem sprfinglicb weisse Wolle oder Byssos (Taf. 22, 14), wurde Grossen (604) vorkommt, indem dieser ihn den Biscbofen aber scbon frfibe, wabrscbeinlicb Scnon im 6. Jabrbundert, zu Ravenna erlaubt, wabrend er zuvor nur von denen zu mit kostbaren, baufig purpumen oder gemusterten Seiden- Rom getragen wurde. stoffen (Taf. 29, 10 u. 11) vertauscbt. Aucb erbielt sie Im 9. Jabrbundert kommt er aucb in Deutscbland vor. sebr bald die beiden auszeicbnenden Streifen von Purpur Streifen als Der Manipel war urspriinglicb ein leinenes Tucb, das oder Gold (die scbon im 18. Jabrbundert erwâbnt werden Verzierung zweck ausdriicklicb als Scbnupftucb des Priesters dienen sollte. und die erst spâter aucb der Tunicella zugeteilt wurden), Es mocbte an den Saumen verziert sein; getragen wurde welcbe auf der Vorder- wie auf der Rfickenseite parallel es auf dem linken Arm. Nocb zu Alcuins Zeiten war der nebeneinander von oben nacb unten befen (Taf. 80, 7); Manipel ein wirklicbes Tucb und biess damais bald Mappula, die Piinula batte nur einen solcben Streifen, aber breit bald Sudarium. Aber scbon im 9. Jabrbundert wurde (latus clavus); bei der Dalmatika waren die Streifen scbmal ibm dasselbe Scbicksal zu teil, wie es die Stola batte (angusticlavi) (Taf. 29, 10 u. 11). Im Ver)auf der Zeit Verwand- erfabren müssen: das Tucb fiel fort und es blîeb nur ein anderte sicb die Dalmatika nocb ôfter um; die Streifen lung scbmales verziert es Band, das von mittlerer Lange und aber baben sicb, wenn aucb mit Unterbrecbung (Taf. 32, 9; etwa 3—4 Finger breit war. Es wurde unter den linken 87, 12—14; 42, 3; 58, 1), bis beute auf ibr wie auf der Arm gescboben und dort gebalten. Stoff und Verzierung Tunicella erbalten, ebenso die am Rande der Armel scbon entspraob stets der Kasula und Stola; benutzt wurde der im 12. Jabrbundert (Taf. 82, 9) binzugekommenen Gold- Manipel nur mit der ersteren zusammen, nie aber mit der borten als Einfassung. Aucb am unteren Saume wurde Andere Ver- Pluviale. Im Mittelalter war er langer als jetzt. Seit dem scbon im 18. Jabrbundert zwiscben beiden Streifen ein zierungen 11. Jabrbundert nahm er seine eigene Entwicklung und kleiner Querstreifen mit Stickerei als Verzierung angesetzt. Aniegung wurde seit dieser Zeit dem Biscbof oder Priester erst Aucb wurde der untere Rand gern mit Quasten, Glôckcben, wabrend des Altardienstes an den linken Unterarm ge- am gewÔbnlicbsten mit Fransen verziert. Im spâteren bunden (Taf. 82, 9; 87, 14; 88, 14; 80, 24 u. 40). Mittelalter erbielt die Dalmatika dieselbe Farbe wie die Kasula. An den beiden Seiten des Gewandes war vom unteren Saume aufwârts ein lângerer oder kfirzerer Scblitz Schlit 8. Die Dalmatlka und die Timicella (Subtile). angebracht (Taf. 80, 12; 88, 14; 42, 3; 58, 1; 80, 40). Dalmatika u. Sie beissen beide aucb die Diakonatsgewander, weil Seit dem Í0. Jabrbundert trugen mancbe Biscbofe Tunicella sie ausserdem, dass der Biscbof sie bei der Feier der statt dieser beiden Gewânder nur die Dalmatika (Taf, 82. 9; Nur Dalma- tika statt beiligen Messe anlegt, aucb in gleicber Form von Diakon 87, 12—14), weil ihnen durcb den reicben Scbmuck der beider Ge- und Subdiakon getragen werden, und zwar vop diesen Goldstickerei auf denselben beide Gewânder zu scbwer sein wknder unmittelbar fiber der Alba. Bis zum 7, Jabrbundert scbeinen mocbten und weil aucb das seidene Futter der Dalmatika die Subdiakonen sogar nur Scbultertucb, Alba und Zingulum als Vertreter der Tunicella gelten konnte. Heute ist es wabrend des beiligen Dienstes getragen zu baben. Von da allgemeine Regel fiir die Biscbofe, wabrend des beiligen an durften aucb sie das Subtile tragen. Dienstes beide Gewânder zugleicb zu tragen. Docb bat Erstes Scbon in der altesten Kircbenordnung von Rom, aus ïnan seit dem Scblusse des 16. Jabrbunderts, um dies zu Vorkommen dem 4. Jabrbundert, werden beide Gewander angeffibrt als erleicbtern, beide aus leicbtem Seidenstoff, welcber in der grosse uud kleine Dalmatika; in anderen Scbriften beissen Farbe mit der Kasula fibereinstimmt, aber obne jede ge- sie Dalmatika und Tunicella, woven die letztere zuerst an- "wicbtige Verzierung, anfertigen lassen, da obnehin die gelegt wurde. Seit Karl dem Grossen trugen die abend- Kasula aus scbwerem Goldstoff bestebt. 230 Das Mittelalter. dort zwei Streifen oder Goldborten von 9. Das Messgcwaiid oder die Planeta. gleicber Breite Paiiula, Kasula, binzu, die sicb, von der Mitte beidseitig in spitzen Winkeln Kasuia Sie ist das álteste priesterliche Amtskleid, entstanden zu den Acbseln aufsteigend, bier recbts und links mit ürsprung roinischen Pânula, und ist wie diese rundum ge- denen vom Rücken treffen. So entstebt auf Brust und scL·lossen, glockenfôrmig, hâufig mit einer Kapuze versehen Rücken die Form eines Gabelkreuzes oder Y (Taf. 80, 2, Gai)eikreuz und reicht meistens bis unter die Kniee; oft war sie auch 3 u. 40). Im 14. Jabrbundert man J scbnitt die Kasula an und RUcken so Iang, dass nur die Fusse hervorsahen. Sie war von den den Seiten, um die Arme leicbter bewegen zu kônnen, grossen Messgewândern das âusserste und nur das Pallium bedeutend aus (Taf. 80, 3) und ging im 15. Jabrbundert (des Erzbischofs) lag nocb über ibr. Sie war wabrscheinlich darin nocb weiter, so dass die Arme nur nocb auf den Armiecher scbon im 1. Jabrbundert im Gebrauch. Acbseln von dem Gewand verbüllt waren, die beiden Seiten schnitt Ibr Schnitt war seit den âltesten Zeiten der eines also offen erscbienen (Taf. 80,4). Zugleicb ânderte in dieser vollstândigen Halbkreises, dessen beide âusseren Radien Zeit das Gabelkreuz sicb um, indem die beiden Seitenarme aneinandergelegt und durcb eine Nabt verbunden wurden. nicbt mebr aufwârts zu den Acbseln gingen, sondern recbt- Die Spitze am Mittelpunkt, welche dadurcb entstand, wurde winkelig zur Seite, woraus zunâcbst ein T entstand und abgescbnitten und so entstand das Loch zum Durchlassen sebr bald, indem man den mittleren Streifen oben bervor- des Kopfes (Taf. 80, 1). ragen liess, ein vôlliges Kreuz wurde. Andeutungen bierzu zum Kreuz stoff Die Stoffe, woraus die Pânula verfertigt wurde, waren finden sicb scbon früber (Taf. 42, 1 u. 3), nocb ebe man scbon in früber Zeit Seide oder golddurcbwirkter Seiden- die Kasula ausscbnitt. stoff, Golddamast. Im 10. und 11. Jabrbundert wurde Da nun aber durcb das Ausscbneiden der Seiten das aucb wobl Leinwand mit Seide gemisebt, so dass durcb Bruststück bedeutend scbmâler als das Rückenteil ist, so kunstvolle Weberei die Muster sicb vertieft auf seidenem ist aucb das Kreuz auf dem Rücken grosser und breiter Grnnde darstellen. Dieser Art ist z. B. die Kasula des als das auf der Brust (Taf. 80, 4). Die ausgescbnittene beiligen Willigis (f 1011), die in der Stepbanskircbe zu Kasula ist aucb nocb bis beute im Gebraucb (Taf. 80, 5). Mainz sicb befindet (Taf. 80, 6). Die Farbe scbeint man Wâbrend die bisber besprocbenen Ornatstücke mit zu jener Zeit nicbt besonders ausgewâblt zu baben, wobl Ausnabme der beiden ersten, der Strümpfe und Sandalen, aber legte man Wert auf die Muster des StoflPes. Diese aucb von dem Priester bei der beiligen Messe getragen sind gewôbnlicb Tiergestalten (Taf. 29, 11; 37, 14; 80, 2) werden, bat der Biscbof als Auszeicbnung seines bôberen oder Laubwerk. Die Verzierungen sind meistens sebr Ranges ausser den Strümpfen und Sandalen beim Gottes- reicb und mit der Nadel aufgestickt. dienst nocb folgende Stücke anzulegen: Handscbube, Ring, In der apostoliscben Zeit war die Kasula wabrscbeinlicb Mitra, Brustkreuz und Stab; der Erzbiscbof dazu nocb Farbe weiss und aus Leinwand; spâter wurde sie meistens rot das Palbum. getragen; seit dem 12. Jabrbundert ausserdem aucb grün und scbwarz und seit den letzten Jabrbunderten bei 10. Die Handsehuhe, Manîcae, Chirothecac. kircblicber Trauer violett. — Nocb im 10. Jabrbundert Der Biscbof legt sie zur Begebung des beiligen Opfers Handsehuhe finden wir Messgewânder obne Muster (Taf. 22, 14; 24, 7), an, bevor er an den Altar kommt, und zwar nacb der dagegen aucb scbon im 6. Jabrbundert solcbe aus dem Dalmatika, aber vor der Kasula. Scbon im 6. Jabrbundert Alter kostbarsten gemusterten Goldstoff (Taf. 23, 11). Es gab waren sie bei den galliscben Biscbôfen nacbweislicb im aucb Messgewânder in Blau (Taf. 24, 7; 29, 11; 42, 1), Gebraucb. Ibr Stoff sollte Leinwand sein und so finden stoir in Weiss (Taf. 30, 12), in Grün (Taf. 31, 2; 32, 9; 37, 14), sicb solcbe im 9.—12. Jabrbundert; in Canterbury solien sowie aucb in ganz dunklen Farben, sogar in Scbwarz 1321 nocb welcbe vorbanden gewesen sein. Docb ging (Taf. 27, 7). man bald zu kostbareren Stoffen über und nabm also Seide Im 11. und 12. Jabrbundert wûrde die Kasula durcb und verzierte sie, wie z. B. eine Angabe Innocenz III. lautet, verzierung die scbw^ereu Goldstickereien und die Edelsteine und Perlen mit goldenem Ej-eise auf der âusseren Flâcbe 80, eine wirklicbe (Taf. 27) Last fur den Trâger, obgleicb sie seit dieser oder mit Stepperei und künstlicb gestickten. Ihre Zeit, und vielleicbt Figuren. aucb aus diesem Grunde, bedeutend Farbe war wobl ursprünglicb bis zum 13. Jabrbundert Farhe kürzer getragen \7urde (Taf. 32, 9; 37, 5; 38, 14). Denn gewôbnlicb weiss, um die Reinbeit zu scbon vorber symbolisieren, aber war die Kasula seit dem 10. Jabrbundert, wie aucb bei der Tunicella und anderen Gewandstücken mit Riugen zum Aufscbürzen und mit langen Scbnüren gescbab, wurden sie bald farbig und so finden wir scbon im verseben, um die Bewegung beim Tragen derselben dadurcb 11. Jabrbundert purpurrote aus scbwerer Seide mit allerlei zu erleicbtem. Stickerei, spâter aucb violette und grüne. Man liess die Hand- Im 10. Jabrbundert wurden vorn auf der Nabt und scbube gern in der Farbe mit dem ebenso übrigen biscbôflicben mitten auf dem Rücken entlang bunte gewirkte Ornat übereinstimmen. Sie waren nicbt gestrickt oder Aurifrisiae Streifeu oder eigens Goldborten, aurifrisiae, aufgesetzt; ebenso gewebt, sondern aus Seidenstoff wurde zugescbnitten und durcb der Halsausscbnitt damit verziert (Taf. 29, 11; 31, 2; doppelte Nâbte an den Fingern baltbar 80, Seit gemacbt. 1). dem 11. Jabrbundert wird dieser Bandstreifen Statt der goldenen auf der auf Brust Verzierung Aussenflâcbe, verzierung und Rücken breiter und erbâlt nocb bier wie deren wir scbon gedacbten, findet sicb seit dem 13. Jabr- XII. Die Geistlichen vom 6.—19. Jahrhundert unter den erwahnten Volkem Europas. 231 hundert auch oft ein Kreuz, das sogar mit Edelsteinen selben zu erleicbtern. In dieser Zeit treten daber allerlei besetzt wurde (Taf. 80, 28). Formen der Mitra auf, docb stinimen sie darin überein, Um das Handgelenk waren sie reichlich wait, so dass aus dem weicben faltigen Tucb allmablicb eine weisse Mutze mit stuipe dass sie ohne jeden Schlitz über die Àrmelsâume der Mütze wird mit zwei langen Banderii, die bis auf den Alba und des Tatars zu schieben waren. Auch wurde Rücken binabbângen. dieser Rand mit Goldborten oder Stickereien verziert (Taf. Eine ôfters vorkommende Form der Mitra im 11. Jabr- 80, 27). Nacb und nach verlangerte sich der Handscbuh bundert war diese, dass die Mütze, deren unterer Rand Mütze mit nach dem Arme bin in einer weichen Stuipe, die bald ein Goldreif umscbloss, an beiden Seiten der Scblafe sicb ^ seitiichen Bauscheii langer, bald kürzer sein konnte, aucb wobl nacb der Aussen- ZU einer klemen Bauscbung erbob (Taf. 80, 11). Zuweilen seite in einer Spitze mit Quaste endigte (Taf. 80, 28 u. 40). wurden diese beiden Erbobungen durcb ein goldenes Band, Des bequemeren Anziebens wegen scblitzte man aucb die ligula, getrennt, das vom Stirnreif aufstieg und sicb über Aussenseite zuweilen auf. den Scbeitel nacb binten bis wieder zu dem Goldrand Gewirkte Im 16. Jabrbundert wurden die biscboflicben Hand- wolbte (Taf. 80, 12; 81, 2; 80, Handschuhe 12). künstlicb gewirkt, also nicbt mebr genâbt wie im Scbon am Scblusse des 11. Jabrbunderts und dann 12. Jabrbundert, und aucb auf diesen wurde die Aussen- weiter im 12., in welcber Zeit aucb das Tragen der Mitra flacbe durcb ein gesticktes Kreuz oder abnlicbe Zeicben alien Biscbofen obne Ausnabme gestattet wurde, ent- verwand- verziert (Taf. 80, 29). Im 18. und 19. Jabrbundert wurden wickelte sicb aber die Form der Biscbofsmitra, die nocb Heutige die Handscbube gleicb den Sandalen immer zierlicber und beute g°ebraucblicb ist. Es wurde namlicb die Mütze über Entstehen der Mode folgend, so dass jetzt die breite Stuipe mit ibren der Stirn und auf der Nackenseite erbobt, so dass dieselbe Verzierungen ganz verscbwunden und auf der ausseren oben jederseits in Gestalt eines Dreiecks endigte (Taf. 81,1; Handflacbe nur nocb als einzige Auszeicbnung ein scbwer- 82, 9; 80, 13). Dabei war der untere Rand voii einer Goicirand falliges gesticktes Kreuz übrig geblieben ist. reicben Borte oder einem Goldband umzogen und ein Bei Trauergottesdienst und am Cbarfreitag werden ebensolcbes ging aucb aufrecbt auf jeder Seite vorn und die Handscbube nicbt angelegt. binten von der Mitte des Randes zur Spitze binauf. Im Nacken bingen zwei reicb verzierte Bander binab, die in 11. Die Mitra oder Inful. goldenen Fransen endigten (Taf. 80, 12, 18 u. 40). Diese So wie mebrere Stücke des biscboflicben Ornats abzu- Mitra veranderte sicb nun vom 18. bis zum 17. Jabr- leiten sind von der Tracbt des alttestamentlicben Hoben- bundert nacb Hobe und Form mebrmals (Taf. 88, 14; Ursprung priesters, so wird dies jedenfalls aucb mit der Mitra der 42, 3; 65, 13; 77, 3). Im Anfang des 12. Jabrbunderts FaU sein. Scbon in der frübesten Zeit der cbristlicben batte sie eine Hobe von 15 cm, die bis zum Ende des- Hohe ver- Kircbe bedienten siçb die Biscbofe eines mit Gold gezierten selben auf 25 cm angewacbsen war. Im 18. Jabrbundert stirnreif mit Stirnreifes, der bald corona, bald lamina genannt wird, wurde der früber buntdurcbwirkte Stoff mit einfarbigem Kopftuch eines von demselben gebaltenen weissen Kopftucbes aus vertauscbt und die Streifen mit Edelsteinen besetzt (Taf. 80, Leinwand oder Byssos, welcbes das Haar bedeckte, und 16). Im 14. Jabrbundert war sie 84 cm bocb (Taf. 80, 14), dessen Zipfel oder Bander, vittae, binten im Nacken binab- bátte aber sonst die alte Form nocb ziemlicb beibebalten. bingen. Scbon der Apostel Johannes soil diesen biscbof- Nur die Verzierungen, z. B. an den aufsteigenden Rândem, verzie- licben Scbmuck getragen baben. Das Tucb war auf drei batten zu aucb setzte man in leeren vier Ogenommen;' die nehmencl Seiten mit Fransen besetzt. Spater, scbon im 6. und Felder, welcbe durcb die Goldstreifen gebildet wurden, 7. Jabrbundert, kamen aucb Kopftiicber von roter Seide rosettenartige Verzierungen mit Edelsteinen etc. binein vor, so bei dem beiligen Birin, Biscbof von Dorchester, (Taf. 42, 3). Im 15. Jabrbundert wurde die Mitra oben ebenso in Frankreicb auf den Bildern des beibgen Amandus verbreitert (Taf. 80, 15) und die Verzierungen nocb ver- und des beiligen Vindicianus in der Bibliotbek zu Va- mebrt. Man wablte aucb statt der weissen Grundfarbe lenciennes. ofter eine andere, docb blieben immer die Streifen um Tuch ohne Seit dem 9, Jabrbundert trugen die Biscbofe das die Stirn und die beiden davon recbtwinkelig aufsteigenden stirnreif obne den Goldreif, der wabrscbeinbcb durcb die vorn und binten (Taf. 65, 13; 80, 40). Die Innenseiten der innenseite stets zunebmenden Verzierungen zu scbwer und driickend beiden Spitzen wurden mit kostbarem Samt oder Atlas geworden war, docb war dann das Tucb dreieckig und reicb gefüttert (Taf. 65, 13; 80, 16). in der Mitte der langen Seite selbst mit einem breit- Seit dem 11. Jabrbundert war die Mitra alien Biscbofen Aiien gestickten Goldrand besetzt, der die Stelle der Krone ver- erlaubt, docb wurde bei Leicbenfeiem oder kircblicber ^¡riaubr trat und aucb nicbt langer war als der Umfang des Trauer nicbt die gewobnlicbe Mitra, sondern eine glatte Kopfes es erbeiscbte. Die Zipfel des Tuches blieben also scbmucklose, obne ligula, getragen. frei von dem Goldbesatz, um freier und besser bângen Im 14. und 15. Jabrbundert trugen die Biscbofe zu konnen. ôfters aucb ausserbalb der Kircbe oder ibrer Amtstatig- Vom 9. bis 12. Jabrbundert wurde die biscboflicbe keit die Mitra, und da dieselbe in besonderen Fallen zu- Besondere Kopfbedeckung immer mebr dem Haupte des Tragers an- weilen sogar an Laien (ais ausserordentlicbe Auszeicbnung) gepasst und man war zugleicb bestrebt, das Anlegen der- verlieben wurde, so kann man sicb nicbt wundern, dass der Mitra 232 Das Mittelalter. sie manclinial auch an Abte und selbst an Priester voni durch kiinstlichen Schliff mit spiegelnden Flachen umgeben Papst ais besondere Ehrenbezeigung vergeben wurde. (Taf. 80, 31). Im 15. und 16. Jahrhundert bedeckte man Solcbe Mitren waren aber einfacber in der Ausstattung, die Flache des Ringes mit mehreren Steinen und Perlen, so und ein Abt, der nicbt unabbangig war, trug dann z. B. dass das Tragen desselben hochst unbequem wurde. Im 16. eine weisse Mitra. und 17. Jahrhundert brachte man die Edelsteine des Ringes Fürst- Die gefürsteten Bischofe trugen im 18. Jabrhundert in XJbereinstimmung mit den en des bischof Brustkreuzes, indem einen kronenartigen Kranz ais Aus- man diese beiden als zusammengehorig betrachtete. zeicbnung. Auf Grabdenkmalern des 15. und 16. Jahrhunderts Bischüf in Bischofe, welche an der Spitze ihrer Mannen zum finden sich Abbildungen von Bischofen, die zwei und so- Zwei Ringe waffen gampfe zogen, trugen im 13. und 14. Jabrhundert eine gar drei Ringe tragen. Dies erklart sich dadurch, dass der Mitra (Tai. 80, 17) auf dem Eisenhelm, die im 15. Jahr- Bischofsring das Zeichen der Herrschaft fiber die Lander hundert auch der goldenen Zierraten nicht entbehrte seines Sitzes war, und dass zuweilen ein Pralat zwei oder (Tai. 80, 18). drei Bischofstfimer zugleich unter seiner Regierung batte. Im 16. Jabrhundert und dann noch mehr im 17. Jahr- Wenn manche Bischofe vor dem Ring ihrer Wfirde überiadung hundert wurde die Mitra der Bischofe mit Schmuck an noch einen kleineren so kam dies dass der mit sehmuck trugen, daher, Edelsteinen so überladen, dass ihr Tráger sie Bischofsring oft so weit war, dass er dem einen oder Hiifsring ais eine schwere Last auf dem Haupte fühlte. Dabei war anderen Pralaten vom Finger rutschte, und dass dieser die Grosse der Mitra noch gewachsen, so dass sie jetzt also, um ihn zu halten, einen engen, gut anschliessenden nicht selten 40 cm hoch und 30 bis 32 cm unten breit kleineren Ring vor jenen schob. war. Auf den beiden Spitzen wurden Kreuzblumen aus Im Mittelalter wurde der Bischofsring am Zeigefinger Ort des Edelsteinen angebracht und dergleichen mehr. Im 18. Jahr- getragen; spater aber war es Vorschrift, ihn am Goldfinger hundert wurde der Schmuck noch weiter vermehrt und (immer der rechten Hand und fiber dem Handschuh) besonders in Frankreich zum Übermass ausgedehnt. Das zu tragen. Gewicht der Mitra solí dadurch so zugenommen háben, Wenn ein Bischof seinen bisherigen Sitz mit einem Mechanische dass es besonderer Einrichtungen von Eisenblech und anderen vertauschte, so behielt er trotzdem den frfiheren Ring. sl^^il^men tungen zu'm Fedem bedurfte, um sie auf dem Kopfe zu Auch heute noch gehort der Ring zu den Zeichen Tragen befestigeu, da sonst die grosse Last bei jeder Bewegung der bischoflichen Wfirde. in Gefahr war, herabzustürzen. Erst im vorigen Jabrhundert ist seit seiner Mitte das 13. Das Brustkreuz, Pectorale. Neueste Zeit Bestreben hervorgetreten, die Mitra wieder auf ein ver- Wenngleich Leo III. schon ein goldenes Kreuz auf Brustkreuz nünftiges Mass und Gewicht zurückzuführen, und so sind der Brust trug, das ihm der Kaiser Nicephorus geschenkt oeschenk denn .. ohl in Frankreich als in Deutschland seit 50 bis batte, und wenn auch schon Gregor der Grosse 200 Jahre 60 Jahren wieder Mitren in Gebrauch, die sich mehr an vorher der Konigin der Longobarden ein solches Kreuz die Formen und Stickereien des 14. Jahrhunderts an- zusandte, so war doch das Tragen eines solchen Kleinods schliessen und deren Grosse zeigen. keineswegs eine Vorschrift der Kirche, sondern nur ein Gebrauch, der wohl von den Grossen der christlichen Kirche 12. Der Ring, Annulus. oft gefibt wurde, besonders wenn diese Kreuze hohl und Schon auf dem vierten Konzil zu Toledo 633 wird mit Reliquien geffillt waren, wie dies gewohnlich der Ring ais der Ring als ein Zeichen der bischoflichen Würde ge- Fall war. Es trugen die Konige der ^^w^rde^^^ westeuropaischen nannt, ja! schon im Sacramentarium Gregors des Grossen Yolker seit den Karolingern ebenso haufig diese Kreuze, wird die Formel vorgeschrieben, welche bei der Übergabe als es die byzantinischen Kaiser schon frfiher getan batten. des Ringes an den Bischof zu sprechen war. Im Mittel- So trugen es denn auch haufig die Papste seit Leo III., alter gehorte er zu den Stücken, die den deutschen Bischofen aber bei den Bischofen findet es sich erst seit dem 14. Nur von bei der Investitur durch den Kaiser überreicht wurden als Jahrhundert;' doch Lessen sie,' wie auch Erzbischofe und das Zeichen der weltlichen Gewalt über die zu dem Bischof- ^ getragen Kardinale, es in Gegenwart des Papstes nicht offen sehen, sitz gehorigen Lander, "wie aus unzweifelhaften Andeutungen gleichzeitiger Schrift- stoflf Der Ring bestand aus purem Golde und war meist steUer hervorgeht. Es scheint also, dass diese Zierde bis mit einem kostbaren Edelstein verziert (Taf. 35, 14; 40, 43). dahin noch ein papstliches Yorrecht war. Erst seit Im 11. und 12. Jabrhundert waren diese Ringe noch dem 15. Jahrhundert tragen es auch die abendlandischen Auch von sehr einfach, ohne besondere Verzierung, die Steine nicht Bischofe offen an goldener Kette fiber der Kasula (Taf. 80, selten ganz ungeschliffen, doch stets kostbar (Taf. 80, 30). 32 u. 40). Es finden sich aber auch schon auf Ringen aus dem Wie es der Mitra und dem Ringe erging, so auch im verzie- 7. Jabrhundert auf den Steinen eingegrabene Figuren 16. und noch mehr im 17. Jahrhunderte dem Brustkreuze: Christi oder eines Heiligen u. s. w. Es wurde mit Yerzierungen bedeckt, mit Steinen in verzie- Im 13. Jahrhundert wurde sowohl der Ring selbst leuchtender Farbe und kostbarem Schliffe e(^en besetzt und nach rungen Verzieruugen im Golde bedacht als auch der Stein und nach damit fiberladen. ' XII. Die Gelstlichen vom 6.—19. Jahrliuudert untci- den erwâhnten Volkern Europas. 233 Heutige zeit In neuester Zeit kehrt auch liier der Gesclimack zu Vom 14. bis 17. Jahrhundert war an den Hirtenstaben den einfachen und würdigen Formen des 12. und 13. Jahr- der Bischofe und Abte ein feines viereckiges weisses Tuch, hunderts zurück, denn aucli heute nocli gehort das Brust- Pannisellus, auch zuweilen vetum, orarium oder sudarium Panniseiius kreuz zu den bischoñichen Auszeichnungen. genannt, unterhalb des Knaufs befestigt, das frei am Stabe bis etwa zu dessen Mitte herabhing. In Italien soli es nur 14. Ber Stab, Pastorale. von den Abten getragen worden sein als Unterscheidungs- ürsprung Er gehôrt zu den altesten Zeichen der bischoñichen zeichen von den Bischofen und Erzbischofen. In Deutsch- Würde, wie das Szepter zu den Zeichen der koniglichen land, Frankreich und England aber trugen es auch diese gehôrt; schon auf dem Konzil zu Toledo (633) wird er (Taf. 65, 13; 80, 39 u. 40). erwahnt. Ursprünglich war er ein einfacher niedriger Die Bischofe trugen im Mittelalter den Stab, wenn verschic- Stab mit Stab, der in der griechischen Kirche oben ein Querstück sie zum Altar gingen, stets in der ^ linken Hand <=> und zwar, wie ' Quergriff der edlem Holze den Stab aus Elfenbein o trug, gestaltet wie eine manche Schriftsteller behaupten, so, dass die Krümmung zu tragen Krücke, so dass er der Hand als Stütze dienen konnte. nach aussen gewandt war, zum Zeichen der Herrschaft Dieser obere Teil wurde verziert durch kunstvoUes Schnitz- über die ganze umgebende Diozese. Dagegen trugen die werk; so endigte z. B. die Krücke jederseits in einem Abte den Stab umgedreht mit der Krümmung nach innen, Tierkopfe oder dergleichen (Taf. 80, 34 u. 35). weil ihre Befugnis nicht über die Abtei hinausreichte. In der abendlandischen Kirche dagegen waren solche Doch findet diese Behauptung in den Bildern keine Be- Stabe, besonders spater, seltener ais die, welche in einer statigung. Krümmung endigten. Im 9. und 10. Jahrhundert finden Die Abtissinnen führten ebenfalls Hirtenstabe, ahnlich stab der Stab mit sich auch noch die niederen Krückenstabe (Taf. 80, 34), im denen der Abte. Bis ins 11. Jahrhundert trugen sie einen Krümmung 10. aber auch schon die gekrümmten (Taf. 80, 33). Auch Stab, der oben in einen grossen Knopf endigte. Spater diese Krümmung ist aus Elfenbein, spater aus Gold und aber führten sie auch einen Krummstab, wie die Bischofe. dergleichen und mit allerlei Verzierungen bedeckt. Im An den Staben der Erzbischofe findet sich schon seit Erzbischsf- 11. Jahrhundert fing der Stab an, langer zu werden, dem 14. Jahrhundert, vielleicht noch früher, statt der H'""* L6I1S vâ>D und gleichzeitig entwickelte sich die Krümmung zu einer Krümmung ein Kreuz (Taf. 42, 3; 81, 8, 9 u. 23), und an künstlichen Figur (Taf. 80, 36). Auch liess man bereits denen der Patriarchen ein Doppelkreuz mit zwei Quer- Edelsteine in den Goldbeschlag derselben ein. Die Krücken- staben (Taf. 58, 1), wie die Papste sie seit dem 14. und stabe wurden von nun an im Abendlande immer seltener 15. Jahrhundert trugen. (Taf. 80, 35). Der Stab hat im 11. und 12. Jahrhundert bei einer 15. Bas Pallium. Lange Lange von 1,50 m drei wesentlich verschiedene Teile: den Ursprünglich ein faltenreiches, meist purpurnes Ehren- ürsprung Stab mit Fuss, den Knauf mit der Handhabe und die kleid der romischen Patrizier, das mit Goldstickereien ver- Krümmung. ziert war, wurde es als ein auszeichnendes Obergewand Teile des Der Fuss lauft in einer Metallspitze aus (Taf. 80, 34) von den byzantinischen Kaisern im 6. und 7. Jahrhundert Stabes und der Stab wird dann und wann von MetaUringen um- an einzelne Bischofe gesandt. In derselben Zeit aber blieb Ver wand- schlossen. Der Knauf mit der Handhabe bildet die Ver- filr den kirchlichen Gebrauch von diesem Ornatstücke lung nur bindung zwischen Stab und Krümme und dient zur Be- die obere Eandverzierung am Halse und auf der Brust festigung beider. Er ist oft von durchbrochener Arbeit iibrig und wurde stets aus weisser WoUe angefertigt, die und mit reichen Verzierungen, auch mit Edelsteinen, besetzt. mit roten oder schwarzen Kreuzen bestickt war. Am Schlusse des 12. und Anfange des 13. Jahrhunderts In der abendlandischen Kirche trug nur der Papst wurden die Bischofstabe von hochster Schonheit ange- das Pallium und diejenigen Erzbischofe und Bischofe, Pallinm als fertigt, deren Krümme gewôhnlich aus Elfenbein geschnitzt denen er es erlaubte, und zwar so lange die byzantinischen besondere Ehrentracht und reich mit goldenen oder silbernen Verzierungen bedacht Kaiser in Itahen machtig waren mit deren Zustimmung. war. Es wurden in dieser Zeit und bis in das 14. Jahr- So wird 432 von Valentinian HI. der Bischof von Ravenna hundert hinein in der Krümme, die aus einem Stücke zum Erzbischof ernannt und ihm das Pallium zugestanden. Elfenbein bestand, offers ganze Szenen aus der heiligen So erlaubt Gregor der Grosse unter Bewilligung Justinians Geschichte dargestellt (Taf. 80, 38). dem Bischof von Autun, das Pallium zu tragen, so Sym- Krümmung Im 12. Jahrhundert bereits bog sich die Krümmung machus 513 dem Erzbischof von Aries. — schnecken- zu einer Schneckenhnie zusammen und in der fôrmig Hohlung Wie schon erwahnt, blieb, wie von der Stola nur die wurden oft Tiergestalten angebracht oder dergleichen (Taf. beiden Streifen, so auch von dem Pallium schon sehr frühe 30, 12; 32, 9; 80, 37). Unterhalb der Krümmung fand nichts übrig, als die Eandverzierung um den Hals und auf Nur noch sich jetzt der Knopf. der Brust von oben nach unten. Diese erschien ein Streifen nun als Wollstoff Seit dem 13. Jahrhundert legte sich die Krümmung eine drei Finger breite Binde aus weisser feiner Wolle, winklig an den Stab zurück und wurde sehr reich verziert, mit griechischen Kreuzen bestickt, die um den Hals ge- was im 14. und 15. Jahrhundert noch mehr und mehr schlossen lag und über den Kopf angelegt werden musste; zunahm (Taf. 65, 13; 77, 3; 80, 38 40). vorn und hinten ging von diesem Ringe ein gleicher Kretschmer a. Rohrbach, Trachten der Vülker. 3. Aofl. 30 234 Das Mittelalter. Streifen nach unten, der in Fransen endigte (Taf, 22, 14; Ob aucb in Deutscbland dieses Brustscbild mit den 24, 7; 37, 12—14; 38, 14). Die Rânder wurden spâter zwôlf Edelsteinen zu jener Zeit getragen wurde, ist bis verzierung aussen und innen mit einem Purpursaum geziert, und ■ jetzt nocb nicbt entscbieden. Ebensowenig, ob man in purpurne Kreuze waren je eins auf jeder Schulter und an Frankreicb und Itaben das Brustscbild auf einem Scbulter- schuiter- den lierabhangenden Streifen oben und unten eingestickt. gewand getragen babe, welcbes dem Epbod des Hoben- Im 13. und 14. Jabrbundert wurden diese beiden priesters abnlicb war. und welcbes sicb in Deutscbland Streifen so verlângert, dass sie oft bis auf die Fûsse, mebrfacb bis beute unter dem Namen Rationale eidialten inindestens aber ûber den unteren Rand der Pânula binaus- bat, wâbrend das Brustscbild bier gar nicbt vorbanden Enden mit gingen (Taf. 37, 12—14). Aucb setzte man bier wobl ein ist und aucb nicbt erwâbnt wird. Entweder ist also das- Fransen Oder yerbreitertes Endstiick an,' das ausser GlOekchen mit Fransen aucb. selbe in Deutscbland gar nicbt oder nur in der friibesten noeb mit Glôckcben besetzt war. Zeit im Gebraucb gewesen. Dann betracbtete man also Bis zum Scblusse des Mittelalters waren die ein- biôr das Scbulterkleid als das wicbtigste und wesentlicbste gestickten Kreuzcben griecbiscber Form nocb von purpurner von beiden Stficken. Dieses biscboflicbe Rationale war veranderung Farbe, beute aber sind sie wie aucb die Rânder scbwarz. wie das erzbiscboflicbe Pallium eine Ebrengabe des Papstes der Farben Lange der beiden Streifen bat sicb seit dem 17. Jabr- an den betreffenden Biscbof, und so batten z. B. die bundert bedeutend verringert (Taf. 80, 26) und seitdem Biscbofe von Salzburg, Regensburg, Eicbstâdt, Bamberg, findet sicb bereits an jedem der berabbângenden Streifen Paderborn und anderen ausdrficklicb das Recbt, dieses ein scbwarzes Endstiick angesetzt, das diese Farbe aucb Rationale zu tragen. scbon batte als nocb die Rânder rot waren. Diese scbwarzen Dieses Scbultergewand, dem Epbod âbnjicb, bestand Seine Telle seidenen Endstücke umbüllen nâmlicb zwei diinne Blei- aus zwei gleicben Stficken ffir Brust und Rficken, die auf platten, die zur Sicberung der rubigen und festen Lage den Acbseln durcb grosse Rosetten verbunden waren. Am des Palliums unten angebracbt sind. unteren Saum bing jederseits ein bandbreiter Streifen bis Das Pallium wird erst über der Kasula angelegt und fast zum Gfirtel, der ebenso wie die fibrigen Teile mit ist beute nur den Erzbiscbofen zu tragen erlaubt. symboliscben Dargtellungen und Inscbriften in Gold be- stickt war (Taf. 82, 1 u. 2). Aucb Perlen und dergleicben 16. Das Rationale oder Pektorale. wurden bei den Stickereien verwendet. Es bandelt sicb bier um zwei verscbiedene Stiicke, Im 15. Jabrbundert scbeinen die Brust- und Rficken- veranderung unter- die bald mit dem einen, bald mit dem anderen Ñamen stficke des Rationale kleiner, die vier seitRcben Streifen scheiduDg }je2;eicbnet werden, nâmlicb um das epbodartige Scbulter- dagegen breiter geworden zu sein, so dass das ganze Gewand gewand und das auf demselben getragene Brustscbild. jederseits aus drei gleicben Streifen zusammenge&etzt er- Beim Hobenpriester geborten beide Stiicke untrennbar zu- scbeint, deren einer oben horizontal fiber die Brust reicbt sammen, und daber mag es kommen, dass aucb im Abend- und dieselbe bedeckt, die beiden anderen seitlicb bis zum lande ein Name fiir beide gait und dass man von den Gfirtel reicben und unten mit kléinen vergoldeten Glôck- . beiden Namen bald den einen, bald den anderen wâblte, cben verziert sind. um eins von beiden (oder vielleicbt urspriinglicb beides?) Dass das Rationale fiberbaupt in seinen Formen dann zu bezeicbnen. und wann verândert wurde, zeigen verscbiedene Abbildungen Scbon in der ersten Zeit des Mittelalters findet sicb von Biscbofen zu Eicbstâdt (Taf. 82, 2—4), welcbe dies Brustscbild das Brustscbild erwâbnt (obne des Scbultergewandes dabei Gewand tragen. "steinen^ ZU erwâbnen!), als eine Auszeicbnung, welcbe der Papst Heute ist es fast ganz ausser Gebraucb und seit den Heute ausser an einen oder den anderen Biscbof verscbenkte. Im 9. Jabr- letzten zwei Jabrbunderten allmâblicb verscbwunden. Gebranch bundert wird es zuerst genannt, ofter im 10., z. B. in Dagegen findet sicb ein anderes Omatkleid nocb in einer Scbrift des Abtes von Corvey und ebenso bei dem grossem Anseben, nâmlicb Biscbof von Chartres. Im 12. und 13. Jabrbundert wurde In Frank- in Frankreicb das Rationale ebenso getragen, wie es der 17. Die Pluviale oder Cappa choralis, reich Hobepriester trug: ein Brustscbild mit zwôlf Edelsteinen, die wir scbon bei Abbildungen von Biscbofen und Pâpsten je vier in einer Reibe, besetzt, welcbes an goldenen Ketten aus dem 14., 15. und 16. Jabrbundert (Taf. 58, 1; 65, 13; um den Hals oder an dem Kragen des biscboflicben 77, 2 u. 3; 81, 19 u. 21) bâufig finden. Seit der Mitte Erstes vor- Scbultertucbes, Humerale, getragen wurde (Taf. 37, 14; des 13. Jabrbunderts war dieser Mantel ein Teil des 82, 5). So zeigt es sicb z. B. an der Statue eines Papstes priesterlicben (Taf. 81, 18) und biscboflicben Ornats ge- am Eingang zur Katbedrale in Rbeims. Hier Hegt das worden und ist es aucb bis beute geblieben (Taf. 81 20j. Pektorale fiber der Kasula und dem PaUium. Von dem Urspriinglicb trugen nur die Assistenten des Priesters Epbod ist keine Spur zu finden oder sollte das Pallium beim Hocbamt die Cappa cboralis; seit dem 12. Jabr- Frühere seine Stelle vertreten? Von den Edelsteinen wird gesagt, dass bundert nabm sie die Form eines Halbkreises mit an- sie vier verscbiedene Farben batten. An den beiden unteren gesetzter Kapuze an (Taf. 81, 17). Sie biess, weil sie Ecken des Scbildcbens waren keine Ketten angebeftet, wie immer dann angelegt wurde, wenn das Raucbfass gebraucbt dies an dem alttestamentíicben Pektorale der Fall war. wurde, aucb Raucbmantel, in anderen Gegenden aucb Kauchmantei XII. Die Geistlichen vom 6.—19. Jahrhundert unter den erwilhnten VOlkern Europas. 235 Vespermantel. Sie hatte urspriinglicli keinen Schmuck wahrend die fibrigen Stficke von derselben Form sind wie durch Stickerei oder dergleichen, reichte bis zu den Knieen wir sie oben beschrieben haben. und hatte hinten am Nacken eine Kapuze, die bei un- Trauerkieid giinstigeiii Wetter oder bei Trauerfalien über den Kopf aa. Die Mitra oder Tiara. gezogen wurde (Taf. 82, 13). Als seiches Trauerkieid Die Mitra des Papstes war bis zum 12. Jahrhundert Mitra kegei- finden wir sie vom 13.—15. Jahrhundert. ein weisser, frfiher weniger, spater mehr zugespitzter, mit Als aber um die Mitte des 13. Jahrhunderts dieses Gold umzogener und mit Edelsteinen besetzter Kegel wird Kleid ZÙ der Ehre gelangte, ein Teil des priesterlichen (Taf. 37, 12 u. 13; 1 u. Wahrend des 12. ornatstück 81, 2). Jahr- werden, da war es auch um seine Einfachheit hunderts erscheint es, als sei die Mitra aus einem Flecht- geschehen. Zunachst wurde es bis auf die Füsse ver- werk gebildet; es verschwindet die ligula, das vertikale Erhait Ver- lângert (Taf. 82, 18), dann fiir die Bischofe aus kostbarem Goldband, und es bleibt nur der Stirnreif und der zierungen Knopf hergestellt und mit (joldborten und reichen Stickereien auf der Spitze von Gold (Taf. 81, 3-5), Ebenso noch bedacht (Taf. 81, 18 u. 19), auch wohl am unteren Rande im 13. Jahrhundert (Taf, 37, 14), doch formte sich nun Veranderung mit silbernen Schellen besetzt. Auch die Cappa der Vor- schon seit dem Ende des 12. Jahrhunderts der Goldreif Sanger wurde nun prachtiger (Taf. 81, 22). Die Kapuze durch angesetzte Zacken allmahlich zur Krone um. Zwischen Erste Krone fiel bei dem bischoflichen Gewande schon am Ende des 1227 und 1303 kam die zweite Krone hinzu, die fiber der Zweite 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts fort und an ihre ersten angesetzt wurde und im siebenten Jahrzehnt des- ciipens Stelle trat ein dreieckiges Schild, Clipeus, das reich bestickt selben Jahrhunderts noch (1362—70) durch Urban V. die war (Taf. 81, 18 u. 19) und auch noch heute vorhanden, dritte Krone, die noch hoher ihren Platz fand (Taf. 81, 6). Dritte Krone aber etwas tiefer auf dem Rücken angebracht ist (Taf. 81, So ist die papstliche Tiara seit dem 14. Jahrhundert eine 20). Besonders aber der vordere Saum der Pluviale wurde dreifach gekronte Mitra und nur dem Papste eigen. Gleich- im 15. und 16. Jahrhundert mit Verzierungen, selbst mit zeitig wurde der Knopf in einen Reichsapfel verwandelt Perlen und Edelsteinen, ûberladen (Taf. 65, 13; 77, 2) (Taf. 58, 1; 81, 7) und so ist es bis heute geblieben. Lknge und die Lange des Mantels oft ins Masslose übertrieben Im 14. und 15. Jahrhundert muss die Tiara nach Rote Tiara 8ChleppeDd 32, 21). Miniaturen in der herzoglichen Bibljothek zu Gotha eine Mittei- Bei Prozessionen alter tragt der Priester die Pluviale . p zum Zeitlang rot gewesen sein (Taf. 58, 1), wahrend sie vorher Schutz gegen das Wetter fiber dem Messgewand, ebenso wie nachher nur weiss vorkommt (Taf. 40, 41; 42, 1). Gekraiich des Nachmittags, d aber die Namen Pluviale und Vesper- mantel; Rauchmantel, weil er, wie schon erwâhnt, beim bb. Der Pontifikal- and der Fiscberring. Rauchern angelegt wurde. Der Ring, welchen der Papst am Finger trâgt, der Nachdem wir so die liturgischen Gewander des Bischofs Pontifikalring, ist ein sehr kostbares Kleinod mit einem Pontifikai- betrachtet haben, gehen wir zunachst fiber zu der be- sehr grossen Brillant auf der Platte, der von Smaragden, senderen Tracht der einzelnen priesterlichen Wfirden und Saphiren und Rubinen umgeben ist. Diese Steine mit beginnen hier mit der hochsten, also mit dem Oberhaupt ihren vier Farben erinnern an das hohepriesterliche Pek- der romischen Kirche. torale mit seinen 12 Edelsteinen, welches die Papste bis zum 13. Jahrhundert noch trugen (siehe oben). Diesen Ring trâgt er bei der heiligen Messe immer und ausser- B. Geistliclie Würden. dem wann er will. Auch hat er das Recht, sich mehrere Pontifikalringe machen zu lasseh und nach Belieben zu 1. I>er Papst. tragen; dieses ist aber nicht der Fall mit dem oft ge- nannten und von dem oben beschriebenen wohl zu unter- a) Amtstraclit. scheiden¿en Fischerring. Den trâgt der Papst nicht, Fischerring Papst am Wenn der Papst vor dem Altar erscheint, trâgt er sondem er ist nur sein Amtssiegel zur Bestâtigung seiner dieselben Gewandstficke wie der Bischof, also: Strfimpfe, Breves. Schuhe, Schultertuch, Alba, Zingulum, Stola, Manipel, Man hat oft gesagt, bei dem Tode des Papstes werde Tunicella, Dalmatika, Kasula, Handschuhe, Ring und Mitra der Fischerring vor der Leiche zerbrochen; dies ist durch- (bei feierlichen Gelegenheiten statt dieser die dreifach ge- aus falsch, sondern es bringt ein Hausprâlat des Ver- kronte Tiara), das Brustkreuz und den Stab mit Doppelkreuz. storbenen als hôchster Kâmmerer auf silbernem Teller den Im 12. und 18. Jahrhundert trugen die Papste auch Fischerring in die Versammlung der Prâlaten, wClche die Brustschiid das Brustschild, Pektorale, mit den 12 Edelsteinen; seit Leiche umstehen, und fiberreicht ihn dem Kardinalcamer- bis zum ^ 2g Jahrhundert findet sich dasselbe nicht mehr; es lengo, als dem Vorsitzenden des 14. Jahr- Kardinalkollegiums und hundert ist also im Laufe des 14. ausser Gebfauch gekommen somit dem zeitweiligen Haupt der Kirche bis zur Neuwahl (Taf. 37, 14). eines anderen Papstes. Denn der Ring ist das pâpstliche Von den genannten bischoflichen Zeichen sind hier Amtssiegel und zeigt — ohne aile Edelsteine — auf besonders zu erwahnen die Mitra iind der Ring als seinem ovalen Schilde, das wie der Ring aus Gold ist, solche, die den Papst vor alien Bischofen etc. auszeichnen. eingraviert Petrus im Kahne, das Netz zum Fischen aus- 30* 236 Das Mittelalter. werfend. Daher der Name Fischerring. Am Finger wird hemd mit engen Armeln, wie es in Italien und Frankreich derselbe nie getragen. meistens getragen wird, beisst Rocbettum, wâbrend das Cborkleid mit weiten Armeln (die oft fast bis zur Erde b) Sonstige Tracht. bângen) Superpelliceum oder Cotta genannt wird. Es ist Papst l)ci Wenn der Papst soiist offentlich erscheint (also nicht in Deutscbland gebrâucblich. Offentlichem beim Erscheincn Hocbamt), so trâgt er eine weissseidene, lange Soutane, Das Chorbemd bat sicb seit dem 12. Jabrhundert aus Ursprung des Chor- purpurne Schuhe mit goldenem Kreuze bestickt, Hut oder der Alba allmablicb entwickelt, denn scbon im 18. und hemdes Barett aus rotem Samt, über der Soutane das Chorbemd, 14. Jabrhundert wird eine verkürzte Alba angefübrt, die Rochetto, unten reich mit Spitzen verziert, gebalten durcb unter dem Ñamen Superpelliceum mit weiten Armeln bei den Gürtel, um die Schultern einen Mantelkragen, Mozetta, bestimmten Verricbtungen angelegt werden musste. So aus rotem Samt mit Hermelin verbramt darüber die Stola spricbt scbon ein Brief des Biscbofs Stepban von Tournay mit Gold gestickt (Tal 81, ¿5). aus dem 12. Jabrhundert von einem weissen Talar, dem lin llixusc Im Hause trâgt der Papst eine Soutane von weisser Superpelliceum, das bis zu den Knocbeln reicbe. Aucb Seide oder von feinem weissen Tucb, je nacb der Jabres- in England war es in jener Zeit bereits im Gebraucb. zeit, Darüber in früberen Zeiten die rote Mozetta (Taf. 77, Über dem Chorbemd tragen die Kardinale entweder 14), jetzt gewobnlicb eine Zimarra (wie Tal 82, 19) aus die Cappa magna oder die Manteletta oder nur den Camail weissem Tucb mit weissem breiten Gürtel, der in zwei (Mozetta). Da diese Stücke aucb von den Biscbofen, im Goldquasten endigt, welcbe auf der linken Seite berabfallen, Scbnitt ebenso, aber von violetter Farbe, getragen werden, auf dem Kopfe eine weisse Kalotte (Tal 81, 10). Die wâbrend die Kardinâle sie purpurn tragen, so besprecben Strümpfe sind von weisser Seide; die Scbube («Pantoffeln" wir dieselben bier einzeln etwas genauer und konnen uns genannt) von feinem roten Tucbe oder rotem Samt mit spâter bierauf bezieben. erbaben daraufgesticktem Kreuz in Gold. Die Cappa magna ist ein weiter langer Mantel mit Cappa Wir wenden uns nun vom Oberbaupt der katboliscben Kapuze, die sicb bequem über den Kopf zieben lâsst. Vorn magna Kircbe zu den Mitgliedern des Kollegiums, welcbes die ist sie zuweilen offen (Tal 81, 27), da sie mit Knopfen Wabl desselben zu vollzieben bat. Dieses sind gescblossen wird, meistens aber wird sie durcbaus von oben bis unten fest gescblossen getragen. Die Arme baben seitlicb zwei Scblitze, welche gewobnlicb mit kurzen sebr 2. ]>ie Kardiuille. weiten Armelansâtzen verseben und aucb zuweilen mit Sie tragen einen Talar oder eine Soutane von purpur- Hermelin wie die Kapuze besetzt sind (Tal 58, 4; 77, 4; roter Seide. Im 14. und 15. Jabrhundert scbeint nacb 81, 23). Seit dem 15. Jabrhundert ist die Cappa magna den Abbildungen dies Gewand aucb oft blau gevvesen zu mit langer Scbleppe verseben, und wie sie selbst aus purpur- Scbleppe Soutane seiu (Taf. 42, 2; 58, 3;'77, 4). Die Soutane ist oben bis roter Seide bestebt, so ist aucb die Kapuze im Sommer zum Gürtel eng anliegend, unten weit, oft nacbscbleppend mit roter Seide, im Winter dagegen mit Hermelin ge- lang und bat enge Armel (Taf. 82, 20). Heute trâgt man füttert (Taf. 42, 2; 58, 4; 77, 4; 81, 23 u. 27). sie bisweilen obne Scbleppe, die aber vom 15.—18. Jabr- In dieser Jabreszeit wird die Cappa magna so getragen, Im Winter bundert allgemein war. Dies Kleid ist von oben bis unten dass die Kapuze bei Abbaltung der kircblicben Tageszeiten dure Knopfe gescblossen und bestebt je nacb dem Stande leicbt und ohne Mübe der Wârme wegen über den Kopf seines Trâgers aus Wolle, Halbseide, bei Bisobofen und gescboben werden kann. — Die Scbleppe (cauda) wird Kardinalen aus Seide, Es entstand etwa im 11. Jabr- wegen ibrer betrâcbtlicben Lange im Geben über den linken Talar huudert und unterscbeidet sicb vom Talar dadurcb, dass Arm gescblagen oder gerollt, aucb wobl verscbleift, wie Tragen der es oben eng anliegt, wabrend der Talar weit ist. Ge- dies aucb von den Biscbofen und anderen Prâlaten gescbiebt Scbleppe gürtet werden beide (Taf. 82, 20). Die weisse Soutane des (Taf. 81, 29), oder sie wird bei feierlicben Gelegenbeiten Papstes (Tal 81, 25) wie die rote des Kardinals (Tal 81, von einem Scbleppentrâger nacbgetragen. 28) baben aucb beute nocb stets die Scbleppe. Die Kapuze (Cucullus) ist so gross, dass sie, wenn Kapuze Chorhemd Tiber der Soutane legen die Kardiiiale das Chorbemd aucb über den Kopf gezogen, docb nocb auf beiden Seiten an, Rochetto, das bis an die Kniee oder wenig darüber tief, oft bis auf den Gürtel, niederreicbt und Schultern und binausreicbt (Taf. 81, 27 u. 28). Im 14. und 15. Jabr- Oberarme umgibt (Taf. 42, 2; 58, 4; 77, 4; 81,- 23 u. 27). bundert und bis zum 16. war es lang bis auf die Knocbel Die Manteletta ist ein kurzer Mantel obne Armel, Manteletta (Taf. 58, 8; Bl, 23); von dieser Zeit an wurde es immer der bis an die Kniee reicbt und vorn offen, meist nur im kürzer und zugleicb unten mit Spitzen besetzt. Aucb an oberen Teil zugeknôpft wird (Tal 81, 28). Er wird über den Armeln finden sicb beute Spitzen um das Handgelenk dem Chorbemd statt der Cappa magna getragen, von den (Tal 81, 28). Kardinâlen aus roter Seide (Taf. 81, 28), von den Biscbofen Dieses Gewand beisst zuweilen aucb Cborrock, aucb aus violetter Seide oder Tucb, mit roter Seide gefütíert Rocbettuin (italieniscb Rochetto) und Superpelliceum. (Tal 81, 24). Zwei Formen Zwiscben diesen Formen unterscbeidet man die beiden Der Camail (die Mozetta) ist ein runder des Ohor- Kragen, Camail oder rockes letzteren durcb die Armel. Der Cborrock oder das Cbor- der die Oberarme bis zum Ellenbogen mit umscbbesst Mozetta und XII, Die Gelstiichen vom 6.—19. Jahrhxindert nnter den erwâhnten Vôlkem Eoropas. 237 bedeckt, vorn mit Knôpfen gesclilosseii. Am Halsaussclinitt Wabrscbeinlicb veranlasst durcb das Gewicht des trâgt er nach hinten eine kleine Kapuze als Verzierung Goldes und der Edelsteine an der Mitra (s, dort!), gab (Taf. 77, 16), Aucli dieser ist bei den Kardinalen aus man im 14. Jabrbundert dem Solideo eine Yerlângerung Kaiotte roter Seide (Taf, 81, 28), bei den Bischofen aus violettem nacb dem Nacken und nacb den Scblâfen bin, wobl um Stoff: Seidé oder feines Tucli (Taf, 82 22), Zuweilen ist den Druck der unteren Kante an der Mitra dadurcb vom er bei Pai)st und Kardinalen an den Saumen mit weissem Kopfe abzubalten, Man siebt an den Bildern jener Zeit Pelz eingefasst (Taf, 81, 25), diese kleine Kappe unter der Mitra bervorragen (Taf. 42, Als Kopfbedeckung trug der Kardinal früher den 1 u, 3; 58, 1; 80, 40). Diese verlângerte oder vergrôsserte Eoter Hut roten Hut (Taf, 77, 4; 81, 13 u, 23; 82, 10 u. 12). Diese Form des Solideo benannte man Kaiotte (Taf. 81, 10 u. 21). Auszeiclinung stammt aus dem Jahre 1245, wo Innozenz IV. Zum vollstandigen Ornat des Kardinals geboren nun sie verlieh als stete Ermabnung dass die Kardinale stets nocb die Handscbube und an den Füssen rote Striimpfe Handschuhe, bereit seien im Kampfe für die Kirche das eigene wie (nur bei besonderen Gelegenbeiten sind andere Farben vor- strampfe des Feindes Blut zu vergiessen, Bonifazius VIII. fügte gescbrieben) und rote Scbube (Taf. 42, 2; 81, 23, 27 u. 28). hierzu 1297 den Purpurmantel wabrend die Kardinale In mancben Bildern des 15. Jabrbunderts tragen Kardinâle sicb bisber nicbt anders als die Biscbofe getragen batten, scbwarze Scbube (Taf. 58, 3 u, 4), obwobl sie ubrigens im schnhe Der Kardinalsbut ist ein flacber niederer Hut mit volien Ornat geben. breitem Rande, an den Seiten mit Scbnüren verseben, Dass sie auf Reisen wobl scbwarze Scbube oder Stiefel, Keisetracht deren jede (seit Ende- des 16. Jabrbunderts) in eine Gruppe aber dabei den roten Hut trugen, dies zeigen mancbe Seine von Quasten auslauft, die in funf Reiben übereinander Bilder des 15. und 16. Jabrbunderts (Taf. 82, 10 u. 12). Quasten sind, in der obersten eine, in der zweiten zwei, Zugleicb bedienten sie sicb dabei der Cappa magna, aber in der funften fiinf Quasten, zusammen also fünfzebn auf nicbt von rotem, sondern von scbwarzem Stoff. jeder Sei'te (Taf. 81, 13). Sie bângen beim Gebraucb bis auf die Kniee berab (Taf. 77, 4; 81, 23). 3. Die BlschOfe Heute nur Heute ist der rote Hut des Kardinals keine Kopf- mebr sondern nocb ein zeichnung bedeckung pur Ehrenzeicben, wobei wir aucb die Erzbiscbofe inbegriffen betracbten, Welches ein Diener dem Kardinal vorantragen muss. Er zeicbnen sicb gegen die Kardinale besonders durcb die selbst dagegen trâgt Farbe aus, Wâbrend diese fast alie dieselben Gewânder Biret das Biret auf dem Kopfe, Pies ist eine Mütze mit in rot tragen, ist die Farbe der Biscbofe das Violett. vier gesteiften Ecken, die seit dem Ende des 15. Jabr- bunderfcs (Taf, 81, 14 u. 15) gebraucbbcb und aus fiinf- a) Hauskleidimg. eckigen Teilen zusammengesetzt ist. In der Mitte des Im Hause trâgt der Biscbof eine violette Soutane im Haase Fioccus Bodens trâgt sie einen Biiscbel, Ploccus, der in der Mitte (Taf. 82, 22), gegürtet mit einer Binde von derselben Farbe, des 16. Jabrbunderts bedeutend grosser wurde. Bei den die mebrmals um den Leib gebt und deren Enden, mit Biscbofen bestebt das Biret aus viblettem Stoff (Taf. 81, Fransen verziert, lang an der Seite berabbângen (Taf. 82, 22), 15 u, 24), bei den Kardinâlen (Taf. 77, 7 u. 11; 81, 12 u. 14) Scbon seit dem früben Mittelalter kommt die Soutane aus rotem. So trugen z, B, allé Knrdinâle bei der Wabl neben dem Talar vor. Dieser ist, wie scbon erwâbnt Pius IX, die Mozetta (wegen der Trauer fiber den ver- wurde, weit und faltenreicb, bat weite Armel, wâbrend storbenen Papst) nicbt rot, sondern violett, dazu jedocb die Soutane oberbalb des Gürtels und in den Armeln eng das rote Biret ebenso bei der Wahl Leo XHl, (wie anbegt, daber sie leicbter erlaubt das Cborbemd, das Taf. 77, 7). aucb in Italien und Frankreicb meistens enge Armel bat, Piieus Hervorgegangen ist das Biret aus dem Pileu s, der überzuzieben, Daber mag es kommen, dass sie mebr als bis ins 15. Jahrbundert seine Stelle vertrat (Taf. 81, 11 jener getragen wird, Dazu legt der Biscbof den Kamail u. 22), dies war eine runde ziemlicb bòbe Mütze aus und das Solideo von gleicber Farbe an. Oder er trâgt rotem Tucb oder Filz, âbnlicb dem beutigen Fez der die Zimarra (Taf. 82,19), einen kurzen, nur die Scbultem zimarra Mubamedaner Sie wurde nacb oben bin etwas enger als bedeckenden Kragen mit weiten Halbârmeln, die vorn eine am unteren Rande. Reibe Kiiopfe zeigen. Die Knopfe sind rot wie die Kanten Eine andere Kopfbedeckung, der wir bei den Prâlaten der Zimarra und wie in Itàlien oft aucb die ganze Gamierung oft begegnen, ist ein kleines anscbbessendes Kâppcben, der Soutane ist; dazu trâgt dann der Biscbof aucb einen Solideo Solideo (Soli Deo) genannt. Es kommt scbon im 12,, roten Gürtel (Taf. 82, 19). sicber im 18, Jabrbundert vor und wurde von den Biscbofen Die Zimarra ist nur Haustracbt, wâbrend die Mozetta unter der Mitra getragen (Taf, 81, 16, 18, 27—29). Bei wie die Manteletta über dem Cborbemd angelegt wird. Farbe den Priestem ist es scbwarz, bei Biscbofen violett (Taf. Zum Gebraucb auf der Strasse oder auf der Reise 82, 19—23), bei Kardinâlen rot (Taf, 81, 27 u. 28). Zu- trâgt der Biscbof einen violetten Mantel mit rotem seide- Mantel weilen wurden diese Mützcben mit Pelz gefüttert, Sie nen Futter (Taf. 82, 21) oder aucb die violette Cappa magna werden zusammengesetzt aus dreieckigen Stücken, die oben mit ebenfalls rotem Futter (Taf, 82, 11). Bisweilen trâgt zusammentreffen. ein Biscbof statt der violetten Soutane wobl eine scbwarze. 238 Das Mittelaîter. dann ist aber wenigstens der Giirtel um die Hiiften violett magna aus violettem Seiden- oder Wollenstoff mit rot- (Taf. 82, 21). Im 13. und 14. Jahrhundert gingen sie ein- seidenem Futter (also wie der Bischof Taf. 82, 21), an fâcher (Taf. 37, 6). dessen Stelle im Winter grauer Pelz tritt. Auf dem Kopfe trugen sie schon im 13. Jahrhundert b) Chorklcidiing. einen Hut, der seit dem 14. einen breiten Rand batte. Hut Amtstracht Die Ghorkleldung des Bischofs besteht aus violetter Derselbe war aus schwarzem Tuch, aus Seide oder Filz Soutane, dariiber das Chorhemd (Taf. 81, 24 u. 29) und und hatte an jeder Seite eine violette Schnur mit 3 Quasten über diesem die Cappa magna, violett mit rotseidenem in zwei Reihen, womit er auf dem Rücken befestigt war. Futter (Taf. 81, 26), die er aüch wohl ganz offen tragt, Wahrend also der Kardinal 15 Quasten in fünf Reihen in Quastenzahi und mit der Schleppe am linken Arme aufgebunden (Taf. den Zahlen von 1—5 geordnet, der Erzbischof 10 Quasten Würden 81, 29), od.er nur die violette Manteletta (Taf. 81, 24) oder in vier Reihen von 1—4 geordnet, der Bischof 6 Quasten die gleichfarbige Mozetta. Biret und Solideo sind gleich- in drei Reihen von 1—3 hatte, trug der Domherr 3 Quasten falls violett (Taf. 81, 24 u. 29; 82, 19 u. 22), ebenso die in zwei Reihen: 1 und 2! Wie bei dem Kardinal und Schuhe. Bischof, so stammt auch bei dem Domherrn diese An- Bischofshut Wie die Kardinâle, so trugen auch die Bischofe im ordnung der Quasten und Schnüre aus dem 16. Jahrhundert. Mittelaîter einen besonderen Hut von derselben Form wie Der Camail des Domherrn, den er im Sommer statt der jene, aber schwarz, statt rot (Taf. 82, 9). Er war von Cappa trâgt, besteht aus schwarzem oder violettem Tuch. Tuch, Seide oder Pilz und batte seit dem 16. Jahrhundert grüne golddurchflochtene Schnüre, auf jeder Seite mit h) ChorkleidiiHg. sechs (nach einzelnen Angaben fiir die Erzbischofe mit Zu dieser gehort der Talar, der entweder schwarz oder im chor zehn) Quasten, in ebensolchen Reiken nach zunehmenden violett ist (Taf. 82, 16 u. 17). Über demselben liegt der Zahlen geordnet wie dort. Dieser Hut diente auch im Chorrock, ein weites Hemd mit vielen Falten, das bis gewohnlichen Leben zu ihrer Kopfbedeckung (Taf. 82, 11). zwischen Knie und Knochel reicht; seine Armel sind, wie Seit dem Schlüss des 16. Jahrhunderts liess man den die Abbildungen zeigen, bald eng, z. B. meist in Frank- Hemdkragen als weissen Vorstoss über dem Saum der reich und Italien, bald sehr weit und faltig (Taf. 58, 5; 82, Soutane çrscheinen, und da er allmâhlich breiter wurde, 16 u. 17), z. B. im 15. und 16. Jahrhundert in Deutschland. so legte man ihn um die Mitte des 17. Jahrhunderts um Über dem Chorhemd tragen dit oomherren die Pluviale Rabat (Taf. 81, 11 u. 16). Dieser Umschlagkragen hiess Rabat. und auf dem Haupte das Biret, früher an dessen Stelle Als aber im 17. Jahrhundert die Perrücken erschienen den Pileus (Taf. 58, 5). verandernng und diesen Kragen bis auf ein kleines Teilchen vorn ganz Seit dem Mittelaîter bis zum 18. Jahrhundert war bei verdeckten, so legte man das Verhüllte gleichsam dem ihnen auch das Al mu ci um im Gebrauch. Ursprünglich Aimncmm Sichtbaren hinzu, und da die Mode bei der ausserkirchlichen im 13. und 14. Jahrhundert ein weiter Schulterkragen von Tracht ohnehin vom unter dem Kinn zwei Zipfel des Pelzwerk mit Kapuze (Taf. 82, 6), zum Schutz für Kopf Ursprung Halstuches vorschrieb (seit Louis XIV.), so verlangerte und Schultern gegen das rauhe Winterwetter, wurde es man die beiden Ecken des Rabat nach unten hin zu zwei schon im 14. Jahrhundert ein Omatstück der Domherren, Omatstack steifen Streifen, die sich noch bis heute (auch bei den welche es über dem Chorhemd anlegten (Taf. 82, 7 u. 8). protestantischen Priestern) erhalten haben (Taf. 82, 20, 21 Auch hier bestand es oft aus Pelz, oft war es auch nur u. 23). Diese Streifen heissen mit dem Halskragen, daran mit Pelz gefüttert und zwar besonders das Innere der Beffciien sie befestigt sind, die Beffchen. In der katholischen Kapuze. Ein Grabmal zu Rom aus dem Jahre 1360 be- Kirche sind sie in verschiedenen Gegenden verschieden von weist, dass auch in Rom das Almucium getragen wurde. Farbe und Stoff, doch gewohnlich mit weissem Rand üm- Auch hier zeigt es die zwei über den Ohren vorspringenden geben. Auch die Halskragen der Ministranten (Taf. 82, Ecken oder Horner (Taf. 82, 7, 8 u. 16). 15) erinnem noch daran. In den rheinischen Diozesen ist Im Laufe der Zeit vergrosserte sich das Almucium veriangerung Collaré in letzter Zeit an ihfe Stelle das rômische Coliare getreten, nach unten hin, so dass es nicht nur die Schultern, ein aufrechtstehender, steifer Halskragen, welcher nach sondem schon im 15. Jahrhundert auch die Hüften ver- unten hin ein dreieckiges Stück Zeug von, je nach den hüllte (Taf. 82, 16). verschiedenen Gegenden, verschiedener Farbe trâgt, so in Da das Almucium auch bei dén Domherren haufig aus Rom schwarz für die Priester und violett für die Bischofe, Pelz bestand oder doch mit solchen gefüttert war und in Mecheln hellblau u. s. w. daher auch am unieren Rande mit Pelzquasten verziert wurde (Taf. 82, 16 u. 17), so legten die Kanonizi dasselbe 4. l>ie l>omherreu {Kanoalzl, iStiftsIíerreii). im Sommer oft statt über den Kopf nur über den linken Arm und im Chor hinten über die Lehne des Stuhles. a) Hanskleidung. Im 16. Jahrhundert wurde, wenigstens in den Gegenden Nar noch Im Hause Sie besteht aus dem Talar oder der Soutane von am Rhein, das Almucium nicht mehr als Kopfbedeckung, schwarzem oder violettem StojEf mit gleichfarbigem Gürtel. sondem nur noch zur UmhüUung der Schultem benutzt, Für die Strasse bedienen sich die Domherren der Cappa wahrend der Kopf das Biret trug (Taf. 82, 17). XII. Die Geistiiehen vom 6.—19. Jahrlmndert uater den erwfthnten Volkern Enropas. 239 Heute fast Heute ist das Almucium in den meisten Kirchen ganz seidenes Mantelchen kam, das auf dem Rücken hinab bis schwunden Gcbrauch, nur hier und da ist es noch in Ansehen. zu den Knieen hing; um den Hals lag das Rabat, auf Seit Ende des 17. Jahrhunderts wurde es durch die Cappa dem Kopfe das kleine Solideo-Kappchen, ûber welches der magna allmahlich verdrangt. moderne Eut gesetzt wurde (Taf. 82, 23; 89, 8). Trotzdem aber den 5. l>ie Priester, verschiedenen Kaplane mid Tikare. geistiiehen Standen übertretang die Tracht durch ihre Oberen vorgeschrieben war, so vorscbriiten Priester Die Priester ûber der Soutane ... tragen (Taf. 82, 18 kamen doch überall mancherlei Ausschreitungen vor. Be- bei den u. 20) aus schwarzem Tuch das Chorhemd von weisser senders war das 14. und 15. Jahrhundert auch den geist- Leinwand. Am Halse findet es seinen Abschluss im Rabat lichen Standen sehr ergiebig in Kleiderverordnungen. In oder (in den italienischen Diozesen) im KoUare. Der alien Lândern Westeuropas erhoben die Oberhirten der Kopf wild bedeckt durch ein schwarzes Solideo-Kappchen Kirche Klage ûber die Unsitten eines Teiles ihrer Unter- (Taf. 82, 20), liber welchem das Biret (Taf. 82, 18) ge- gebenen hinsichtlich der Tracht. Diese kleideten sich tragen wird. Zuweilen statt dessen auch ein niedriger gern in die gewohnliche Tracht, so dass jedes Abzeichen Hut mit breitem Rande. ihres Standes fehlte, weshalb z. B. in Ulm, wo sie mit In Rom tragen die Priester eine schwarze Zimarra Sporen an den Füssen, den Dolch am Gürtel und reich von Tuch mit violettem Besatz und Knopfen. mit Silber geschmückt. auf den Strassen einherstolzierten, Tiber den liturgischen Ornat des Priesters haben wir der Rat diese Übeltater durch Stadtdiener arretieren und bereits oben bei den Ornatstücken das Notige gesagt. vor den Burgermeister bringen liess. Auch die Schuh- Kaplane Die Kaplane tragen den Talar oder die Soutane von schnabel fanden an einem grossen Teil der Geistiiehen schvvarzer Wolie, dazu Rabat oder KoUare und in Rom eifrige Verehrer und Pfleger. Indessen eiferte der andere auch wie die Priester eine ebensolche Zimarra. bessere Teil mit strengem Wort von der Kanzel dagegen vikare Die Vikare oder Hilfsgeistlichen in Stiftskirchen und und bot im Beichtstuhl oft umsonst seine Beredsamkeit Kathedralen tragen ûber der Soutane den weiten Talar, auf, die Sitten der Zeit zu bessem. Sogar der Kirchen- Mantellone, welcher statt der Armel nur Armlocher hat, bann, mit dem die Kirchenfürsten in Frankreich Schneider von denen schmale Zeugstreifen, etwa drei Finger breit, und Putzmacherinnen bedrohten, blieb ohne Wirkung. lang herabhângen bis zu den Knocheln. Uber den Talar Besonders auszeichnend war von früh an schon die legen sie einen kurzen Schulterkragen an, der seit dem Haar- und Barttracht der Geistiiehen. In der ersten Haar und 18. Jahrhundert mit Quastchen verziert ist. Zeit trügen sie das Haar kurz, den Bart massig lang. Schon auf dem Konzil zu Barcelona lautete der 3. Kanon: Kein Priester soil das Haar wachsen lassen und den Bart 6. l>ie Chorknaben oder Ulinistranteu rasieren. Büssende und Monche liessen sich ganz kahl chorknaben tragen die Alba mit Gürtel und das Superpelliceum (Taf. 82, scheren. Seit dem 6. Jahrhundert fingen auch die Priester 14 u. 15) seit dem 13. und 14. Jahrhundert, wo es zuerst an, sich scheren zu lassen, entweder (wie Paulus) am in England als Ministrantenkleid auftrat. Doch trugen Vorderteil des Kopfes oder (wie Petrus) in einer kreis- auch im 17. Jahrhundert die Chorknaben noch Alba und formigen Platte auf dem ScheiteL Das erstere wurde im Dalmatika. Um den Hals lag der kleine Schulterkragen, Orient Sitte, das letztere, die Tonsur, seit 633 für die der auch noch bis heute sich erhalten hât und dessen abendlandische Kirche Vorschrift. Nach der geistiiehen Farbe in verschiedenen Gegenden verschieden ist. Er ist Würde wird die Grosse der Tonsur bemessen. gewohnlich rait weissem Saum umzogen (Taf, 82, 14 u. 15). In den frühesten Zeiten hatten die Geistiiehen meist Im Mittelalter wurde von den Ministranten auch die Bârte (Taf. 22, 14; 24, 7; 26, 8; 27, 7). Erst Leo III. Coppa choralis getragen (Taf. 81, 22), wie wir schon bei (f 816) rasierte zuerst das Kinn. Ihm folgten die romischen Frohere Besprechung dieses Ornatstückes bemerkt haben. Geistiiehen,' indessen die Griechen den Bart behielten ordnungen (Taf. 29, 10 u. 11). Auf dem Konzil zu Limoges 1031 Noch bleibt uns hier zu erwâhnen übrig jene Gruppe blieb es in das Belieben der Priester gesteUt, ob sie den von Geistiiehen, die zwar dem geistiiehen Stande sich Bart scheren wollten oder nicht (Taf. 37, 12 u. 18), bis gewidmet, aber noch nicht die Priesterweihe empfangen Gregor VII. auf dem Konzil zu Rom 1074 den Bart aus- Abbés haben, die Abbés. Sie kamen besonders haufig vor zur drücklich verbot (Taf. 30, 12; 31, 1 u. 2; 32, 9; 37, 14). Zeit Ludwigs XIV. in Frankreich und übten einen be- Trotzdem finden sich auch aus spâterer Zeit in England deutenden Einfluss, da ihre Einkünfte, welche aus den noch Beispiele, dass die hochsten Kirchenfürsten Bârte Klostern ihnen zuflossen, sehr ansehnlich waren. Sie trugen (Taf. 38, 14). Sonst aber erlangte das Verbot spielten bis zur Revolution eine grosse Rolle, aber mit Gregors nach und nach voile Gültigkeit (Taf. 42, 1—8; derselben verschwanden sie grosstenteils, um nicht wieder 58, 1, 2 u. 4), bis Julius 11. (1490), der sich sehr be- zu erscheinen. zeichnend von Michelangelo mit dem Schwerte in der Faust Ihre Kleidung bestand in einem schwarzen, oder sehr darstellen I'ess, wieder einen volien Bart trug (Taf. 58, 3; dunklen violetten Anzug nach der Mode, wozu ein kleines 77, 14). Nach ihm gait wieder die frühere Sitte, bartlos zu 240 Dius Mittelalter. geheü, bis seit Klemens VIT. die Pâpste ôfter den Bart war schwarz und weiss. Die Nonnen dieses Ordens, die wachsen liessen. Vorherrschend blieb aber das glatte Kinn um 1120 zuerst vorkommen, tragen im Chor weisse Kutten und ist es auch bis beute gebliebèn. und nicht allé schwarze Mantel, die Novizen weisse, die Wir scbliessen diesen Abschnitt fiber die Geistlicbkeit Laienschwestem dagegen braunliche. Von den Cisterzien- und damit das Mittelalter mit einer kurzen Übersicht fiber sem abgezweigt sind die Religiosen zu la Trape durch den Grafen von Rotron II. um C. Die 1140. Sie heissen nach einem gelstlichen Orden. Perche, Orte an den Grenzen der Normandie. Ihre gewôhnliche Die Tracht derselben ist gewôbnlich ein Bock, die Kleidung ist weiss, bei der Arbeit aber weiss und schwarz Kutte genannt (colobium), der durch einen Strick odm* (Taf. 39, 10). Gfirtel (cingulum) gebalten wird und oben die Kapuze Die Beguinen, besonders in Belgien und Holland (cuculus) trâgt. Einige Orden haben ausserdem noch als sehr verbreitet, sind 1184 durch Lambert le Begues in besondere Zeichen das Skapulier (scapularium) oder den Lfittich gestiftet Es ist ein weltlicher Orden ffir JFrauen; Mantel (pallium), andfere das Ziegenfell (melote). Die ihre Kleidung ist bald grau, bald braun, bald schwarz auffallendsten Unterscbiede der Tracht bestehen jedoch oder sogar himmelblau. Der Hauptsitz dieser Genossen- in der Farbe der Kleidung, einige auch in der Form schaft war Gent, wo auch noch heute zwei Beguinenhofe derselben. bestehen. Sie haben keine Ordensregel und konnen heiraten Unter den wichtigsten geistlichen Orden nennen wir, oder sonst wieder ins bfirgerliche Leben zurficktreten. etwa geordnet nach der Zeit ihrer Entstehung; Die Karmeliter, gestiftet um 1180 durch Berthold Die Aùgustiner, gestiftet gegen 390 von dem von Kalabrien, der sich auf dem Berge Karmel anbaute. spâteren Bischof Augustin, Ihre Hauskleidung ist weiss, Sie tragen eine braune Kutte und Skapulier und einen dagegen die offentliche schwarz (Taf. 87, 2), Sie heissen weissen Mantel mit Kapuze. auch Barffisser-Monche. Die Nonnen dieses Ordens gehen Die Trinitarier wurden in Spanien um 1198 ge- ebenfalls schwarz und weiss. stiftet; sie tragen eine braune Kapuze, sonst aber weisse Die Benediktiner, gestiftet im Anfang des 6, Jahr- Ordenskleider mit einem blauroten Kreuz auf dem Skapu- hunderts durch den heiligen Benedikt (geb. in Spoleto lier und dem schwarzen Mantel. 1201 entstanden auch um 480 oder zu Nursia in TJmbrien). Es war den Abten Nonnenkloster dieses Ordens und verbreiteten sich bald fiberlassen, die Kleidung üach Klima und Landeseigen- in Spanien und Frankreich. Als sie in Paris bei der tumlichkeit zu bestimmen, daher unterschied sich fast jedes Kapelle des heiligen Mathurin ein Kloster anlegten, nannte Kloster dieses Ordens von dem anderen durch seine Tracht. man sie hier Mathurinen. Doch blieb schwarz die Hauptfarbe (Taf. 26, 8). Die Die Franziskaner, um 1200 durch Franziskus von Nonnen dieses Ordens gehen gleichfalls in verschiedener Assisi gestiftet und 1215 vom Papste bestatigt, tragen Tracht, die auch meistens schwarz und weiss ist, Gestiftet braune Kleidung (Taf. 37, 3). In Deutschland heissen sie wurden die Benediktinerinnen um 620, doch kamen schon Minoriten. fast ein Jahrhundert zuvor Nonnen dieser Ordensregel in Die Klarissinnen, 1212 durch Klara von Assisi Frankreich vor, welche weisse Kleider trugen. gestiftet, trugen graue Kleidung und schwarze Schleier. Die Kamaldulenser, gestiftet durch Romuald von Die Dominikaner, gestiftet zu Toulouse 1215 durch Ravenna, geb. 951, tragen weisse Kleidung. den Spanier Domingo Guzman. Zum Bettelorden wurden Die Pramonstratenser, gestiftet im Anfang des sie erst 1272 und blieben es seitdem, Ihre Kleidung be- 11. Jahrhunderts, tragen gleichfalls weisse Tracht; die steht in einer weissen Kutte, Skapulier und schwarzem Nonnen daneben einen schwarzen Schleier. Mantel darfiber (Taf. 37, 1). Die Nonnen dieses Ordens, Die Karthauser, gestiftet zu Chartreux bei Grenoble der schnell eine ausserordentliche Ausbreitung fand, gehen 1082 durch Bruno aus Kôln, haben weisse Ordenstracht auch in Weiss mit schwarzem Schleier und schwarzem (Taf. 89, 9), auch die Nonnen; der Mantel aber ist schwarz, Mantel darfiber (Taf. 37, 4). indessen die Kapuze weiss ist. Die Sylvestriner, von dem Italiener Sylvester Goz- Die Ebraldsbrunner oder Religiose von Fonte- zoli um 1231 gestiftet, gehen in Blau, die Nonnen in vraud, gestiftet am Schlusse des 11. Jahrhunderts von Weiss und Schwarz. Robert von Abrisset aus der Bretagne, haben schwarze Die Vater des Todes oder der Orden des heiligen Kleidung, indessen die Nonnen dieses Ordens schwarz und Paulus, gestiftet von Eusebius, einem ungarischen Edel- weiss gehen. mann um 1250, Ihre Kleidung ist braun, das Skapulier Die Cisterzienser sind eine Abzweigung der Be- schwarz, ebenso die Kapuze. Bisweilen ist alies braun nedikliner, die um 1098 in Dijon durch Robert von Cham- oder auch schwarz und weiss, wie es gerade an dem be- pagne ausgeffihrt wurde. Da gleich zu Anfang der heilige stimmten Orte von alters her Gebrauch geblieben ist. Bernhard von Clairvaux diesem Orden angehorte, so hiessen Die Colestiner, von dem spateren Papst Oolestin die Monche zuweilen auch Bernhardiner. Sie zeichneten 1254 gestiftet, gingen entweder ganz schwar oder schwarz sich aus durch strenge Beiolgung der Regeln; ihre Tracht und weiss. XII. Die Geistlichen vom 6. bis 19. Jahrhundert imter den erwâhnten Volkern Europas. 241 Die weissen Büssenden in Rom gehen ganz weiss. Ein anderer Zweig der Benediktiner, gleicbfalls scbwarz Sie wurden um 1264 gestiftet. gekleidet, wie aucb die Cluniacenser, waren die Vo 11 am- Die Einsiedler des heiligen Hierouymus von brosser, docb gab es unter ibnen aucb graugekleidete der Kongregation Peters von Pisa wurden gegen. das Ende Genossenscbaften. des 14. JaErhunderts von Peter Gambacorti aus Pisa ge- Ebenso geboren aucb die Olivetaner, in Weiss ge- stiftet. Sie tragen braune Kleidung, wabrend die gewohn- kleidet, zu den Orden, die der Regel des beibgen Benedikt lichen Hieronymiten weisse Kutten und braune Kapuzen folgen. tragen. Die Serviten oder Brüder von Ave Maria, aucb Die Annonciaden, Nqnnen, um 1500 von Johanna Diener der heiligen Jungfrau genannt, wurden 1288 zu von Valois gestiftet, tragen einen granen Rock, rotes Ska- Florenz gestiftet. Sie tragen scbwarze Kleidung und folgen pulier und weisser Mantel. Die himmelblauen.Annonciaden der Regel des heiligen Augustin. Zu ibnen geborte der wurden 1604 durch Maria Viktoria Fornari aus Genua ge- berübmte Altertumsforscber Ferrario, den wir aucb in stiftet; sie tragen einen weissen Rock, himmelblauen Mantel diesem Werke scbon mebr als einnial genannt baben und Skapulier und einen schwarzen Schleier. und dessen Name nocb an der Spitze dieses Abscbnittes Die Theatiner, eine besondere Kongregation der vorkommt. Augustiner, hiessen ursprünglich nach ihrem Stifte Kajetan Thiene aus dem Gebiete Venedigs Kajetaner. Sie batten Der Vollstandigkeit wegen greifen wir bier in die Neu- ibren Ursprung um 1524. Ibre Kleidung ist scbwarz, bei zeit voraus, um dieses Kapitel von der Geistbcbkeit gleicb Moncben und Nonnen; bei den letzteren zuweilen aucb bier zu vollenden, indem wir aucb der protestantiscben scbwarz und weiss. Priesterscbaft etwas eingebender gedenken. Die Kapuziner, eine Kongregation der Franziskaner, Nacbdem durcb die Reformation sicb ein neuer geist- solien ibre Entstebung einem Streite über die Kapuze des licber Stand, unabbangig von Rom, gebildet batte, wurde heiligen Franziskus verdanken, indem der Pater Mattbaus in Dèutscbland der scbwarze Talar die allgemeine Tracbt von Bassi 1526 bebauptete, dieselbe sei spitz gewesen. der protestantiscben Priester (Taf. 62, 6; 84, 5), ebenso Infolgedessen bildete sicb diese Abzweigung des Ordens aucb in Frankreicb und der Scbweiz. In England, wo der Franziskaner und trágt dieselbe Tracbt wie diese, aber Heinnch VIH. eine eigene Reformation einfübrte, wie er die Kapuze spitz. Der Papst bestatigte die Regeln des sie wünscbte, bestimmte er aucb die Tracbt der Geistlichen neuen Ordens und so bestand er. Die Bettelbriider des- nacb seiner Laune. Er bebielt zum Teil die alten Ornate selben geben aber scbwarz. bei, zum Teil scbloss er sicb den übrigen Protestanten in Die Ursulinerinnen, weiblicber Orden, wurden der Tracbt an. Spater wurde scbon unter seiner Tocbter durcb Angela von Brescia im 16. Jahrhundert gestiftet. Maria Tudor vieles anders, und abermalige grosse Um- Hire Tracbt, gewobnlicb in scbwarz und weiss, ist in ver- walzungen und zwar eben im kircblicben Regiment gingen scbiedenen Lândem verscbieden. unter deren Scbwester Elisabeth vor. Sie gab der ganzen Die Jesuiten, durcb Ignatius von Loyola gestiftet Hocbkircbe eine feste Gestaltung und ibre Vorscbriften und 1540 durcb Paul III. bestatigt, tragen scbwarze Klei- und die ibres Nacbfolgers Jakob i. gelten zum grossen dung (Taf. 71, 6) wie die Weltpriester, ebenso gescbiebt Teile nocb beute. So trugen die Biscbofe ibrer Zeit wie dies ausser den scbon erwabnten Tbeatinern aucb von den aucb der beutigen einen weissen Cborrock und dariiber Oratorianern, Barnabiten, Lazaristen und den regulierten den schwarzen Talar, aber obne Armel (Taf. 78, 6), so Cborberren. dass die weissen Armel des Cborrockes sicbtbar wurden. Ausser den genannten Orden gab und gibt es nocb Nur vorn am Handgelenk befanden sicb als Erinnerung manche andere, z. B. die Basilianer, besonders in den an die Armel des Talars zwei scbwarze Staucben. Als griecbiscben und den orientaliscben Kircben verbreitet. Kopfbedeckung wurde das scbwarze Barett mit breitem Aucb in Sizilien und Spanien gibt es nocb Kloster der- Deckel getragen, wie wir dasselbe aucb bei den deutscben selben. Moncbe und Nonnen geberi in scbwarz. Der Orden Geistlichen der ersten Reformationszeit antreffen. Der ist nocb alter als der der Augustiner, indem der Stifter Bart feblte ebenfalls so dort wie bier;- das Haar war Biscbof Basilius zu Casarea scbon 379 starb. Er ist der mittellang. Vater der morgenlandiscben geistlichen Orden. Wabrend dèr folgenden Jabrbunderte ânderte sicb in Ein Zweig der Benediktiner waren die aus dem Kloster England die Tracbt der protestantiscben Geistlichen wenig Clugny in Burgund (gestiftet 910) bervorgebenden Clu- oder gar nicbt, dagegen macbte sie in Frankreicb und niacenser. Sie setzten zuerst bestimmte Stunden des Deutscbland mebrfacbe Veranderungen durcb, wie sie die Gottesdienstes fest, gaben feste Regeln in dem kloster- Mode des Tages mit sicb bracbte. So trugen im dreissig- lichen Geborsam, über die gemeinsame Verwaltung aller jâbrigen Kriege, wo der Bart vorwiegend wurde- aucb nicbt ibrer Kloster, deren sie im 12. Jahrhundert 2000 batten. wenig lutberiscbe Geistlicbe Barte (Taf. 84, 5) und lange Der Reicbtum verderbte sie und der Orden sank allmablicb; Locken. Im folgenden Jahrhundert, als die Perücke seine Reste vereinigten sicb im 17. Jahrhundert mit den berrscbte, mussten sie endlicb, trotz ber früber dagegen Benediktinern von St. Vannes und St. Maurus. gebaltenen Strafpredigten, aucb dem Gôtzen der Mode Kretachmer u. Rohrbax:h, Trachten der Vdlker. S. Aafl. 31 242 Das Mittelalter. opfern und sich dieses Kunstwerk aufstülpen (Taf. 93, 4). 10—12 cm lang. Bei den protestantiscben Geistlicben Damais trugen sie zwar auch nocli den schwarzen Talar, sind sie weiss, bei den katbobscben ' scbwarz oder farbi bloss Notwendigkeit Deutschiaud In Deutschland dagegen wurde die kirchliche Be- gewesen war, auch Schmuck und Zierde werden konne. wegung eine allgemeine, die bis in die unteren Schichten Man unterfütterte auch die Schlitze der Jacke und man drang und ebenso entwickelte sich auch hier die geschlitzte schlitzte und ritzte nun nicht nur an den Gelenken, sondern Tracht frei und ungehindert bis zum Ubermass, so dass fiberall, am Ober- und Unterarm, auf der Brust, auf dem .sie endlich vor Ubersattigung schwach wurde und dem An - Rficken, sogar am Oberschenkel. Anfangs hatte man nur drang der spanischen Strenge erlag. Übrigens war dieser vertikale Schnitte gemacht, um eben grossere Weite zu Gedanke der Zusammengehorigkeit zweier so Yerschiedener erzielen; jetzt aber ffihrte man sie kreuz und quer, stellte Dinge, wie Protestantismus und Pluderhosen, schon den Sterne, Blumen und dergleicheu mit ihnen dar (Taf. 63, Zeitgenossen ganz gelaufig, denn der Augenschein zeigte 1; 72, 15) und schnitt demzufolge nun auch krummlinige, ja deutlich, dass in den Lândern, Wo das eine sich fand, bogenformige und sonst beliebige Schlitze. Damit wurde auch das andere vorkam, und wo das eine fehlte, auch die ehemalige Aushilfe zur Hauptsache, der Notruf zur daS andere sich nicht fand. ausffihrlichen Rede. Man schlitzte, wo nur noch irgend Wir müssen hier aus Mangel an Raum darauf ver- ein ganzes Stfickchen Zeug stehen geblieben war (Taf. 68,1), zichten, tiefer auf die Sache einzugehen und lassen es bei so dass es zuletzt erschien, als sei das Kleid bloss des dem gesagten bewenden. Ebenso konnen wir nicht der Putters wegen da, um dessen Bauschen und Blasen doch Lands- genaueren Betrachtung der Landsknechte, die mit dem einigen Halt zu geben. Die ganze Kleidung bestand schliess- knechte ¿gg Jahrhunderts durch Kaiser Max entstanden lich nur noch aus schmalen Bandern, die das bauschige waren, eine eingehende Besprechung widmen, so gern wir Unterzeug hier und da hielten (Taf. 68, 10). Ja auch dies auch tâten, sondem wir müssen unsere Leser auf die diese wurden noch unterbrochen, zerschnitten uud wieder Bûcher der Geschichte verweisen. Nur so viel sei gesagt, aneinandergeheftet und diese Punkte mit bunten Lappcheii ihrc dass dieses Kriegsvolk nicht etwa "oder bei den Ffirsten mit Edelsteinen oder Elemente zusamraengelaufenes Knopfchen, Qgg^jj^gj soudern Seine Manner aus den unteren, mitt- Goldverzierungen, besetzt (Taf. 72, 11). 248 Die Neuzeit. Da bald Jacke und Beinkleid nichts mébr zu nur nocb eine Rolle und nicbt nur Barett an untergeordnete spielen geschlitzt von seiner wirklicben scblitzen blieb, so griff die Sebeare in ibrer tolien Wut von seinem Anseben, sondern aucb das Barett an und sebnitt ringsum nacb Herzenslust ein Gi-osse in vielen Fallen ein gutes Stück eingebüsst baben. Schuhc (Taf. 63, 2, 3, 9 u. 10), gebort sprang dann zu den Scbuben binab Eine zAreite Veranderung, weniger wicbtig, cbenfalls versucbte aucb bier ibr moglicbstes, so klein aucb der iolgenden Période an und cbarakterisiert sie. und der Willkür- das Feld ibrer es unter Tátigkeit war (Taf. 68, 10 u. 13), stieg Abnlicb wie dér Hose erging die berrscbaft der Landsknecbte aucb dem Wams. Vom AVauis dann wieder binauf und griff nun sogar das Oberkleid, Auch die altebrwiirdige Scbaube mit ibrer Scbarfe an und' operierte 15. Jabrbundert war dasselbe eng, weit ausgescbnitten und Schaube Aucb aucb sie obne viel Bedenken (Taf. 72, 11). Docb war mit engen oder balben Armeln übergeben Avorden. Hemd dies alies nirgends in solcbem Ubermass im Scbwunge, das H em d darunter war bekanntlicb bis auf die Acbseln wie in Deutscbland. Hier wucbs die Scblitzsuebt ins TJjn- ausgescbnitten gewesen. Beides konnte der Reformation gebeure empor, und da die Landsknecbte den Reilien nicbt Avidersteben. Mit der Aufscblitzung der Kleider und fiibrten, konnte es kaum anders sein, als dass sie bald dem ganzen Ringen nacb Freibeit stand die Entblossung ausartete, sicb dadureb selbst abscbwacbte und der nun dem in zu grellem Widersprucb. Sie war eine Frucbt Gegendruck erlag. Entsittlicbung und Üppigkeit gewesen, des lockeren leicbt- Jetzt war die Zeit Keine Farben- Neben den Scblitzen bebaupteten sicb aber die Farben- sinnigen Lebens im 15. Jabrbundert. entblOsstcn Launen spielereien. Das mi-parti erlebte nun eine verdoppelte ernstef; Die Landsknecbte waren bei all ibrer Prablerei Nacken mehr Verjiingung, denn mit Hilfe der Scblitzfutter liess sicb docb bandfeste Kerle und konnten mit ibrem Plunder gar sie aucb das TJnglaublicbes leisten in Farben. Man bedacbte das Ge- ernstlicb dreinscblagen. Liebten ungebundene wand scbon mit mebreren Farben, dazu entsprecbendes lustige Leben, so Avar ibr gauzes Handwerk docb ein verscbiedenes Futter (Taf. 63, 10), und nun sucbte man oft ernsteres, als das der Stutzer des 15. Jabrbunderts. Sie die Brust seben an jedem Gewandstück wiederum Neues zu leisten. Die konnten unmoglicb den Hals und lassen, Das Laune der Landsknecbte macbte freilicb tolle Spriinge. um mit deren Weisse und Zartbeit zu prunken. sonst .Oft war ein Bein mit engem Beinkleid, das andere mit widerspracb ibrer ganzen Art und ware aucb wobl Nacken gescblitzten bedeckt; dazu war das erste vielleicbt rot, das unmoglicb gewesen. Die vom Wetter gebraunten andere blau oder bekleidet (Taf. 63, 12). Ebenso batten nicbts Weicblicbes, Zierlicbes. Im Gegenteil sucbten griin erbielt die Jacke nicbt selten einen engen und einen weiten sie mit dem Worrecbt des Mannes, mit einem starken Armel Oder kleidete sicb aucb volien Bart, zu prunken (Taf. 63, 9—13). So scbob sicb Vollbart und dergleicben. man nur ill eine Farbe (Taf. 63, 9) oder durcbaus in zwei (Taf. 63, denn das Hemd wieder binauf bis an den Hals und legte Hals bcdeckt 10) oder wie nun die Aufscbneiderei und Prunksucbt der^ sicb mit seinem oberen Saum wie mit einem Kragen dicbt wilden Genossen irgend ausdenken konnte. um diesen an (Taf. 62, 12; 68, 1, 3 u. 5). Spater, als nun es nur Da das Beinkleid am Unterscbenkel niemals ge- das Wams diesem guten Beispiel seines Untergebenen scblitzt Avurde, so balfen sicli die kecken Burscben se.br folgte, wollte docb das Hemd nicbt ganz vergessen sein Zwei Hosen bald auf eine kurze und biindige Art, ihdem sie zwei Hosen und im Dunkeln bleiben und lugte also über den Saum AVams mit anlegteu, eine ganze (unzerscblitzte) weite aus dem Futter- des Wamses mit einer kleinen Krause verstoblen beraus Hemdlu;ause stoff und eine Aveite zerscblitzte dariiber, die aber nur bis (Taf. 63, 2, 6 u. 11; 68, 13). Bei den Englandern ist es ans Knie ging. Durcb die Scblitze der oberen bauscbte ein kleiner umfallender Kragen (Taf. 72, 11 u. 15). Aus und scbimmerte nun die untere bindurcb. tJber das untere jener kleinen unscbeinbaren Krause erwucbs spater durcb Stiick der Unterbose sie Striimpfe, die am Knie günstige Verbaitnisse das Ungebeuer, das wie ein zogen Müblra^ festgebunden wurden (Taf. 63, 9 u. 13). Hiermit war in um den Hals lag. Docb dies gebort erst der iolgenden der Gescbicbte der Tracbten ein ungebeurer Scbritt getan, Période an (1550—1600). obgleicb für den Augenblick die Folgen gar nicbt so ber- Der goldgestickte Saum, den das Hemd im 15. Jabr- Hemd mit Goldsaum Hose und Yortraten. Es Avar namlicb die Hose am Knie geteilt, der bundert oben ^ebabt batte, blieb aucb jetzt nocb und fiel Strumpf Strumpf von ibr gelost worden und damit für die fernere erst dann, als die Jacke durcb ibren wacbsenden Kragen Entwicklung des Beinkleides die Babn gebrocben. Denn oder die vergrosserte Krause ibn verdeckte. Vorber sab nocb immer, Avir müssen dies bier besonders erwabnen, man gewobnlicb oberbalb der Jacke das Hemd in un- ging die Hose von den Hüften bis auf die Fussspitzen, zâbbgen feinen Falten den Hals umscbliessen (Taf. 62, und so lange dieser Bann nicbt gebrocben war, konnte 12; 65, 11 u. 14; 68, 1 u. 5). Dass dasselbe bierdurcb ein unser beutiges Beinkleid nicbt entsteben. Die Landsknecbte Luxusartikel war, verstebt sicb von selbst. Kniehose sind dessen erste Anpflanzer; sie bracbten das Alte zum Diese TJmwandlung des Hemdes fallt zwiscben 1510 Zeit der ümwandlung Brucb und zwar in der Mitte, am Knie; Nun war die und 1530. In dem erstgenannten Jabre finden wir nocb des Hemdes Hose unten often. Jetzt rückte sie nun so. lange am alte Herren mit nackten Scbultern, die von dem Pelzbesatz Scbenkel binauf und binab, bis sie mit dem Beginn unseres der Scbaube verbüUt werden (Taf. 62, 1). Es ist also nocb Heutige Jabrbunderts plotzlicb bis zu den Knocbeln binabsank wie keine Rede vom Wacbstum des Hemdes oder Wamses. Hose ein Vorbang und den frübèr so macbtigen Strumpf in ein Ebenso erscbeinen-die Soldaten dieser Zeit nocb, wie die undurcbdringlicbes Dunkel büllté. Seitdem soil derselbe jungen Herren, dîi unzerscblitzten knappen Beinkleidem I, Die erste Hâlfte des 16. Jahrhunderts. 249 und engen tief ausgescliTiittenen kurzen Jacken nur mit Wehrstande kennen (Taf. 72, 11 u. 15); nun wurde wenigstens einigen Schlitzen am Oberarm (Taf. 62, 3 u. 4). Die Unter- dieser Korperteil in eine feste mathematische Form ge- arme sind wieder bedeckt. bracht. Wir werden spater noch darauf zuriickkommen Schon um 1520 dagegeii sind nackte Scbultern der müssen, wenn wir bei der spanischen Tracht diese Idee Manner selfcen und zebn Jabre spater sind dieselben ganz weitergeführt finden. Ebenso des verscbwunden, Sebr bald folgte aucb das Wams. Scbon Eine grosse Umgestaltung, da auch bei den Trachten, schaube wamses 1515 uiid 1516 rückt es, dem Halse nâher und um wie bei aUem Lebenden, immer eins ins andere greift, 1520 halt es bereits mit dem Hemde gleichen Schritt. Nun erfuhr durch das Wams das Oberkleid, namlich die Armel gmg es an die engen Armel. Man schlitzte sie an den Schaube. Sie hatte, wie wir sie im 15. Jahrhundert ver- gcschhtzt EUenbogen schon lange zuvor; jetzt er- liessen, weite Armel gewôhnlich mit zweifacher Ôffnung weiterten sie sich zu Sacken, die von oben bis unten gehabt, eine unten und eine seitlich nach vorn (Taf. 72, 7). reichten und hier die Handwurzel dicht umschlossen Schon gegen 1520 sind aber die Armel des Wamses zu (Taf. 62, 14; 63, 11 u. 12). Um die grosse Weite etwas weit, um durch die der Schaube durchgesteckt zu werden. zu überwinden und einigen Wechsel in die Eintonigkeit zu Das Alte musste, wie im Pfianzenleben, dem Neuen weichen. bringen, wurden sie quer unterbunden, ein- oder mehrere Die Armel der Schaube mussten fallen, um der neuen ohne Ârmci Male, ja zuletzt so oft als es nur môglich war, so dass Mode Platz zu lassen. Dies geschah entweder zum Teil der ganze Armel aus lauter übereinander stehenden Wülsten oder ganz. So finden wir sie in England (Taf. 72, Su. 11) bestand (Taf. 62, 12; 63, 8, 9 u. 18; 65, 14; 68, 18). Die und Frankreich (Taf. 68, 18) halb gekürzt noch gegen Schlitze machten nun aus dem schon weiten Armel einen 1540, daneben aber auch ganz weggeschnitten (Taf. 68, noch weiteren (Taf. 62, 12) und wurden ebensowohl in die 1 u. 6; 72, 3), indessen schon 1530 in Deutschland fast Lange als in die Quere gefûhrt (Taf. 63, 9 u. 12). keine Schaube mehr Armel hat, selbst in den unteren Warns ver- Innerlich erlitt das Wams eine nicht geringere Ver- Stânden (Taf. 62, 18 u. 14; 65, 11). In dem Jahrzehnt ^^gesleppt ^ anderung, indem aus dem leichten luftigen Rockchen, das zuvor tauchen allerlei Aushilfen auf, um die Armel des bisher ûber den Hüfterï mit Nesteln an den Hosen be- Wamses ungedrûckt zu erhalten und doch auch die der festigt war und nicht einmal Futter gehabt hatte, jetzt Schaube zu retten. Man schlitzte daher die letzten auf tîbergang ein Stepprock wurde, der die Lange des Lendners hatte der Rückseite von oben bis unten auf und nestelte sie oder doch noch die Hüften verhüllte. Am lângsten wurde zusammen (Taf. 63, 4 u. 7). Um sie nun vorkommenden- er in England (Taf, 72, 8, 9, 11 u. 15), am kürzesten in falls zurückschlagen zu kônnen, wurden sie kostbar ge- Frankreich getragen (Taf. 68, 1 u. 10), abgesehen von den füttert mit strahlonden Farben und so bei besonderer Ge- Landsknechten, seiaen Urhebem, die ihn haufig in der legenheit vorn so zurückgeschlagen, dass der untere Saum Kürze der Jacke beibehielten. Sie waren wohl nicht auf auf den Schultern lag und das Futter sich in grossen den Gebrauch der Watte verfalien, um ihre Korperteile Massen zeigte (Taf. 68, 10). damit zu vergrossern, wie heute oft geschieht, besonders Eine andere noch wichtigere Umwandlung ging fast in den Uniformen des Militars, sondem einzig aus Ge- gleichzeitig mit der Schaube vor, die mit jener aber ganz sundheitsrücksichten. Beim Marsche wie beim Sturm oder nahe verwandt war. Wie dort die Schere an den Armeln, schaabe in der Schlacht waren Oberkleider lastig. Wollten sie so war sie hier am unteren Saum tâtig, indem sie ihn nun nicht frieren, so musste die übrige Kleidung warm allmâhlich mehr und mehr kürzte. Wahrscheinllch arbeitete genug sein: Daher fütterten sie nicht nur die Jacke, sie sogar eher hier als dort. Wâhrend die friihere Schaube sondem steppten sie durchweg mit Baumwolle und konnten bis auf die Knochel reichte (Taf. 62, 1 u. 18; 63, 6), ging so des Mantels oder dergleichen entbehren. Auch hâtte sié in den zwanziger Jahren nur noch bis auf die Wade ja ein solcher alie Aufschneiderei verdeckt. (Ich vermute, (Taf. 63, 4 u. 7; 68, 6), ja bald nur noch bis aufs Knie dass dieses Wort und seine Bedeutung eben aus jener (Taf. 62, 14; 63, 8; 65, 17) und auch dort blieb man nun Zeit stammt.) Ein Grund mehr, im blossen Wams einher- nicht stehen, sondern ging noch hôher bis oberhalb des zuschreiten (Taf. 63, 9—18). Knies (Taf. 65, 11; 68, 1, 5, 10 u. 18; 72, 3, 8, 11 u. 15). Obwohl nun die übrige Welt die Oberkleider keines- So war dem kurzen spanischen Mântelchen die Bahn des wegs für lastig oder überflüssig erklarte, so nahm sie doch Einzuges gut geebnet. verbreitung das gesteppte Wams recht gern an. War es nun, weil Zugleich mit den Armeln und der grossen Lange hatte ^Tockes^ der. Spanier dasselbe ebenfalls eingeführt hatte und auf aber in vielen Fallen die Schaube auch ihre Würde und solche Weise also ein Anschluss an dessen Tracht erreicht ihren Ernst eingebüsst. Sie war nun besonders bei der wurde oder war es in der sich überstürzenden Willkür und Jugend und dem Adel ëin leichtes Putzkleid, wenn man schaube ais Regellosigkeit ein Suchen nach festem Halt, wie denn so auch den Pelzbesatz beibehielt und sie auch ferner aus oft in alien Verhaltnissen die Gegensatze sich suchen und teuren Stoffen anfertigte. Nahm man doch nun nicht beruhren: 6 genug, das gesteppte Wams fand allgemeinen mehr vde sonst dunkle Farben dazu (Taf. 62,-1; 63, Beifall, diesseits wie jenseits des Kanals, diesseits wie u. 7), sondern die junge und vomehme Welt gewôhnlich jenseits dér Alpen und Pyrenaen. Nun bekam die Brust helle und grelle (Taf. 63, 8; 68, 1 u. 5; 72, 8, 8, 11 u. 15). — jene stolze Wolbung, die wir ja auch heute noch beim Der breite Kragen war indessen noch breiter geworden Kretschmer n. Bohrbach, Trachten der VbUcer. 3. Aafl. 32 250 Die Neuzeit, und fiel bis auf den Rücken hinab (Taf. 63, 4 u. 7), wurde Die Gelebrten batten aucb bier das Vorreclit der Geiehrte in jedoch nach 1530 audi bald aus andersfarbigem Stoft" dar- roten Farbe (Taf. 62, 7; 68, 8), wenn sie nicbt, wie die gc^warz gestellt, so dass der Pelz bin und wieder wegfiel (Taf. 63, Redits- und Gottesgelebrten, scbwarz gingen (Taf. 62, 6; 7 u., 8; 72, 3 u. 8). Auch fanden sidi sdion Scbauben 68, ,9). Sonst war Scbwarz aucb jetzt dfe Farbe der Trauer mit scbnialem Stebkragen (Taf. 62, 14; 72, 15). Nur der (Taf. 62, 8). In der Kleiderordnung von 1530 waren allé Biirger bewabrte sie als ein emstes Gewand, indem er niôgbcben Stande bedacbt, aucb die ffirstlicben Beamten, selbst das Putter von dunklem Pelz oder sonst dunklem die Reisigen, Krieger, Bergleute, Kanzleiscbreiber, sogâr kostbaren Stoff wablte. die liederlicben Dimen und die Scharfricbter. Aucb den verschiedene In den Stoffeii war jetzt überbaupt dei* Untersdiied Juden Avar ein besonderer stoffe bei Paragraph gewidmet, der ibnen Judentracbt Stande so deutlicb zu den wie kaum ie zuvor. die ver- erkennen,' •' gelbe Farbe der Kopfbedeckung und ein Stfickcben _ schiedenen Nicbt als ob die Kleideiordnungen mebr Geborsani erzielt gelbes Tucb in Kreis- oder Herzform auf der linken Acbs'el standen j^g^^^en als friiber, sondern es gescbab durcb die ganze als Zeicben vorscbrieb (Taf. 62, 9). Ricbtung der Zeit, die neben aller Regellossigkeit der Die Frauen Frauen: Landsknecbte docb durdi die gewaltige geistige Bewegung fol^ten in der Tracbt ganz derselben Ricbtung Avie die sebr ernst war und auf grosse Ziele lossteuerte. Audi Hânner. Aucb sie entledigten sicb der engen unbequemen feblte es übrigens nicbt an Gesetzen und Verordnungen Kleidung und versucbten. es, soviel es anging, natfirlicber Kieider- fiber die Tracbt. Die bedeutendste ist ffir Deutscbland und anmutiger zu erscbeinen. Das Kleid rfickte daber gesetze 1530 auf dem Augsburger Reicbstage erlassene. Den zunacbst wieder mebr von unten nacb oben, so dass die Ffirsten wird darin keine Sebranke gesetzt, wobl aber Brust mebr bedeckt und die Scbleppe kfirzer Avurde. Docb ffir sie als Auszeiebnung der Goldbrokat, der Zobel und gescbab das aiicb nur allmablicb. Zuerst bedeckten sicb Anne Hermelin ausdrficklicb vorbebalten (Taf. 62, 5). Grafen die Arme Avieder, die seit 1450 oft die untere Halfte ent- und Herren ist die Karmoisinfarbe und der Samt, dazu blosst gezeigt batten. Scbon um 1510 traf man dies fast Marderpelz und Goldketten von 500, ibren Frauen sogar nie mebr an. Han batte dagegen jetzt Armel von alien von 600 Gulden Wert gestattet. Dann folgt der fibrige nur moglicben Arten; ganz enge unzerscblitzte (Taf. 64, Adel, vor dem die Ritter und die Doktoren nocb bevor- 1 u. 17; 65, 7) mit einera Aufscblag, der bei kaltem Wetter zugt sind; bier ist Seide, Damast und Atlas erlaubt, der nacb vom umgeklappt wurde und dann die Hittelband Besatz von Samt, an Pelzwerk Harder und Goldketten von scbfitzte, daneben enge mit dem alten Lângsscblitz am schutze der 200 Gulden Wert, den Rittem bis zu 400 Gulden. Die Unterarm (Taf. 64, 3; 78, 12) oder mit der Querteilung fibrigen Stande, als Bfirger, die im Rat sitzen oder von am Ellenbogen (Taf. 64, 7), wozu dann aucb wobl nocb Gescblecbtern stammen, dann die Kaufleute und feineren an den Acbseln eine eben solcbe Teilung oder viele Langs- Gewerbe, als Goldscbmiede, Ubrmacber und dergleiehen, scbnitte kamen (Taf. 64, 15). Aucb fing man sebr bald endlicb, die Handwerker werden nocb von den Bauern vom an, am Ellenbogen statt des Ausscbnittes oder des einen Lande und untereinànder durcb die Tracbt unterscbieden, langen Scbnittes bis zur Hand nur am Gelenk rundum indem die erste Klasse der Bfirger ibre Scbaube nocb mit kleine Scblitze zu macben und sie bell oder bunt zu ffittern Samt, die zweite nur mit Atlas oder Seide besetzen darf. (Taf. 64, 11 u. 16); dasselbe gescbab dann aucb am Ober- Beide tragen sie aus Kamelott; als Pelzwerk ist ibnen und Unterarm bloss zur Verzierung (Taf. 64, 5, 8, 13 u, 14; Harder erlaubt. Der Scbmuck darf sicb bei den Frauen 78, 12), bis man es den Landsknecbten gleicb tat und den auf Gfirtel von 20 Gulden Wert, ebenso wertvolle Scblosser Armel mit vielen borizontalen Reiben von Scblitzen be- am Halse und auf goldene Ringe bei den Hânnern ver- scbenkte (Taf. 64, 4; 78, .11) oder aucb wobl mit Figuren steigen. Der Handwerker aber darf keinerlei Scbmuck aus Scblitzen oder dergleicben mebr (Taf. 64, 14; 78, 14), tragen; nur seiner Frau ist ein goldener Ring erlaubt. wie wir dies bereits bei den Hânnern erwabnt baben. Han Sein Pelzwerk ist Fucbs und litis, sein Kleiderstoff das trug aber aucb weite Armel, bald von oben bis unten einbeimiscbe 64, Tucb (Taf. (Taf. 65, 10). Der Bauer endlicb darf 5; 77, 12; 78, 15), bald aucb nur am Ober- oder Unterarm sicb gar nicbt scbmficken und nur Lammer- und Ziegen- weit (Taf. 64, 8 u. 13) und das fibrige 78, pelz eng (Taf. tragen bei dem 12). gewobnlicbsten und billigsten groben Aucb die Flfigel an den Armeln kamen nocb Fiogei au. Tucb. Oberkleider vor, kommen bei ibm fiberbaupt nicbt vor. wenn aucb nicbt gerade baufig, und man ffitterte sie aucb ^rmein Er trâgt gewôbnlicb nur Jacke und Hose, darfiber ent-i jetzt sebr kostbar; es Avar ein sie auf weder einen eigener Anstand, gewobnlicben Kittel (Taf. 65, 1, 5, 6, 8 u. 9) der Strasse gefallig zu tragen 64, Die oder ein (Taf. armelloses 3). Hânner, kurzes Gewand, das baufig nocb eine bei denen sie nocb seltener erscbeinen, macbten es sicb Kapuze batte (Taf. 65, 2—4). Selten einmal kommt bei bequem und steckten sie in den Gfirtel ein ibm ein 65, Rock (Taf. 14), vor, der vorn offen ist. — Aucb in Frank- deutlicbes Zeicben, dass die Zeit des frei flatternden Stoffes reicb find England unterscbeiden sicb in dieser Zeit die vorfiber war und die der Bauscben und und Puffen Bfirger und Bauern Bogen von den boberen Standen durcb Stoff berrscbend wurde. und Farbe der Kieider und ibren Scbnitt, indem aucb bier Die Aufscblâge (Taf. 64, 1 u. 7, 15—17) bielten nicbt Ârmei- die Vornebmen die bellen -und leucbtenden Farben, der lange stand, da sie den Handkrausen, die der Hals- Bfirger sicb, dagegen die gedampften tr^ (Taf. 68, 6; 72, 5). krause entsprecbend, sebr bald einfanden, binderUcb waren. I. Die erste Halite des 16. JahrhtmdertB. 251 Sie wiclien daher schon im dritten Jahrzelmt vor dieser Abnlich wie dem Brusteinsatz ging es dem GoUer. Goiier Neuerung zuriick (Taf. 64, 8 u. Í3) und liessen ihr das Aucb er batte, seitdem das Hemd die Brust verbüllte, Feld. In Italien, Frankreicli und England scheint der keinen recbten Zweck mebr, erbielt sicb aber trotzdem Vorstoss oder Aufschlag wenig oder gar keinen Anklang bei den deutscben Frauen. als ein beliebtes Pracbtstück, gefunden zu haben, destomekr aber die Handkrause, die das man nur ungem aufgab. Er war nocb immer, wie sehr bald eine wichtige Rolle spielte, da sie aus den im 15. Jabrbundert, ein Bjageñ, der vom Hals bis auf die feinsten Spitzen besteben musste, um geacbtet zu werden Acbseln reicbie und Brust und Nacken bedeckte. Solange (Taf. 68, 7, 11 u. 12; 72, 2, 10, 12 u. 16; 78, 10, 12 u. 14). diese vôllig nackt getragen wurden, war er als Scbutz Aucb den Mânnern warden sie unentbebrlicb (Taf. 65^ 11; gegen Ealte und Sonnenbrand von Bedeutung und war 68, 1, 10 u. 13; 72, 3, 8, 11 u. 15), anfangs nur bei Hofe, daber im Winter mit scbônem Pelzwerk gefüttert (Taf. 64, bald aber aucb dem vornebmen Bürger, 15), aucb ausserdem gewobnlicb aus Samt oder Seide oder Kieider- Der Ausscbnitt oben am Halse blieb wabrend der docb mit solcben Stoffen besetzt (Taf. 64, 1, 7, 13 u. ausscimitt 15). ersten Jabrzebnte nocb ziemlicb tief, so dass die Fürstinnen trugen ibn wie die Fürsten aus Hermebn Scbultern und die Briiste nocb sicbtbar blieben (Taf. 78, (Taf. 62, 5) oder aus Goldstoff. 12) oder durcb Einsatze aus Spitzen, diinnem Flor, feiner Seit 1530 erbobt sicb das Kleid am Halse immer Kieid bis Leinwand und dergleicben balb verbüllt wurden (Taf. 78, mebr, bis es am Ende dieser Période denselben erreicbt 11 u. 13). Er war bald horizontal rundura (Taf. 64, 14), bat und vom Hemd nur nocb die kleine Krause sicbtbar bald von den Acbseln spitz nacb unten laufend„ (Taf. 64, bleibt, deren wir gedacbten. Es ist also derselbe Vorgang, 3 u. 17; 72, 2 u. 4), bald aucb rund (Taf. 64, 2), bald vier- nur spater, wie bei den Mânnern. Bis zu der genannten eckig (Taf. 64, 6 u. 8; 78, 11 u. 15). Diese letzte Form Zeit war immer nocb ein mittelgrosser Ausscbnitt ge- errang und bebielt die Oberband unter alien westeuropaiscben braucblicb gewesen; seitdem aber das bobe Hemd sicb Volkern, selbst bei den niedersten Standen (Taf. 64, 4; eingefübrt batte und der Nacktbeit immer mebr Boden 65, 7); bei den boberen wurde sie unentbebrlicb. Ein abgewann, war aucb dem Wacbstum des Kleides nacb oben Hemdsaum feiner Streifen von Leinwand mit Goldrand und Spitzen bin freie Babn sichtbar gebrochen. jjgsgf^git, der obere Saum des Hemdes, war oberbalb des Zugleicb verscbwand in demselben Masse unten die schieppefort Ausscbnittes sicbtbar und begleitete denselben auf alien Scbleppe. Zwar war scbon mit dem Ende des 15. Jabr- vier Seiten (Taf. 64, 8 u. 14; 68, 2, 7, 11 u. 12; 72, 10 u. bunderts eine Abnabme dieser Mode sicbtbar geworden, 12—14; 78, 11). Oder es zog sicb das Hemd in unzabligen docb nocb um 1510 werden die langen Scbwânze der Falten bis oben an den Hals, verbüllte so Nacken und Frauen erwâhnt (Taf. 64, 3, 5, 13 u. 15). Aber scbon 1520 Kranse am Brust gânzlicb uiid ciidete oben in einer Krause ganz sind sie sebr seiten Halse geworden und in den nâcbsten Jabren Mánnern scbon bescbrieben verscbwinden sie ganz; die Kieider werden rundum gleicb- (Taf. 64, 5, 6, 15 u. 16; 72, 16; 78, 15). Docb gescbab lang bis zur Erde getragen (Taf. 64, 1, 8, 11 u. 17; 78, 11). dies erst seit dem dritten Jabrzebnt. Der Goldsaum des Da dies anderwârts eine deutscbe Mode genannt wird, so Hemdes lag dann als ein gelbseidenes oder goldenes Hals- kônnte sie von Dentscbland ausgegangen zù sein scbeinen; band dicbt unter der Krause und bielt sie fest um den dein ist aber nicbt so, denn in Frankreicb war scbon seit Hals gescblossen. Diese Tracbt war aber fast ausscbbess- 1470 das runde Kleid getragen worden, und wenn aucb licb deutscb: in Frankreicb und zumeist aucb in England am Hofe die Scbleppe nocb zeitweilig wieder zu Ebren liebte man die vollige Verbiillung nicbt. Erst unter kam (Taf. 68, 2 u. 7), so war docb dies eben nur vorüber- Maria Tudor fand sie bier einigen Anklang (Taf. 72, 16). gebend. Regel war das rundum aufstebende Kleid mit In Italien finden vvir sie mehrfacb im ^'ierten und fiinften einem Oberkleid darüber, das vom Gürtel nacb unten bin Jabrzebnt (Taf. 78, 11 u. 15). Aucb in Deutscbland kam offen stand (Taf. 68, 11 u. 12). Ebenso gilt dies für sie nicbt gleicb zur volien Geitung, sondern nocb um England (Taf. 72, 10, 12 u. 16) und aucb bier batte die 1540 findet sicb neben dieser Tracbt aucb die des ent- Scbleppe nocb im Anfange des Jabrbunderts ibre Verebrer blossten Halses, die aber in den folgenden zebn Jabren gebabt (Taf. 72, 2 u. 4). Dass sie für Hoffeste nocb bis fast ganz verscbwindet. beute im Gebraucb ist, erwabnten wir scbon an anderer Brnsteinsatz Das Bruststück, das der weiblicben Eitelkeit so wicbtig Stelle. Wie rascb diese Umwandlung binnen 30 Jabren geworden war (Taf. 64, 17), fiel nun nacb und nacb weg. sicb voUzog, erkennt man z. B. daran, dass Geiler von Es war nocb um 1520 von der grossten Bedeutung. Seine Kaisersberg (f 1510 in Strassburg) in seinen Predigten Farbe musste mit der des Kleides einen grellen Gegen- nocb gegen die Scbleppen eifert, weil sie 1480 gerade satz bilden (Taf. 64, 2, 15 u. 17) und man hob seinen in Deutscbland und den Niederlanden recbt in Bliite Effekt nocb durcb Seiden- oder Goldstickerei, je nachdem standen, und dass sie docb seit 1510 in den Eleider- der Stand und der Reicbtum es erlaubte (Taf. 64, 17). ordnungen, diesen treuen Massstâben der Mode, in der vor- Man batte es sogar so lieb gewomien, dass man es anfangs liegenden Période sicb gar nicbt mebr erwabnt finden. nocb mit dem boben Hemde zusammen trug (Taf. 64, 15), Wabrend unten die Scbleppe fiel, scbob sicb der wo also sein Zweck, namlicb die Verbiillung, durcb dieses Gürtel, der den Entblossungen zu Liebe dicbt unter die Gûrtei tiefer letztere bereits erreicbt war. Brüste gerückt war, jetzt wieder binab auf die recbte 32* 252 Die Neuzeit. Stelle. Auch dieser Umschwung vollzog sich allmahlich gleicben mebr. Man miscbte also die edlen Metalle mit schon in dem zweiten Jahrzehnt. Vor 1510 lag der Giirtel Seide oder mit ibnen selbst, und so kam es, dass ibr Wert noch kocb. genug (Taf. 64, 13 u. 16); scbon um 1515 so bocb wurde. Der gewôbnliche Preis aller dieser Stoffe findet sich, die neue Mode ebenso machtig wie die alte, ist ungefâbr 10 Gulden die Elle, d. b. etwa 84 Mark nacb indem sie es schüchtern nur erst ihit geringer Veranderung beutigem Werte. Die meisten dieser Stoffe kamen aus stoffe aus anfângt (M. 64, 2 u. 6; 78, 11 u. 12), und abermals fûnf Italien und spâter aucb aus den Niederlanden, wurden Jahre spâter bat sie bereits die Oberband und tritt sebon aber bernacb in beiden Lândern immer seltener, da eine bestimmter auf (Taf. 64, 1, 4, 7, 8, 14 u. 17; 78, 13 u. 15). Fabrik nacb der anderen durcb die unseligen Kriege ein- Wir warden in der nâcbsten Période seben, wie die Fort- geben ' musste. Scbon um die Mitte des 16. Jabrbunderts setzuDg dieser Bewegung des Gürtels nacb unten ausartet liess sicb der allmâblicbe Verfall in Italien und zebn Jabre zur Ungestalt. Fur jetzt aber erzielte sie ein entscbieden spâter aucb in den Niederlanden spüren, der dann in der sebones Resultat", indem der Gestalt wieder ibr Recbt Folge rascb zunabm. — Um 1530 aber fütterte eine wurde und die Teilung in oben und unten auf der ricbtigen Fürstin ibr Samtkleid, dessen Stoff an 1800—2000 Mark Stelle lag. Aucb in den übrigen Lândern Westeuropas gekostet batte, mit Goldstoff, der mindestens ebenso teuer fand dieser Vorgang statt (Taf. 68, 2, 7, 11 u. 12; 72, 2, war (Taf. 77, 12) oder aucb umgekebrt war Samt das 10, 12 u. 16). Flitter zu Goldatlas und dergleicben. So war ein solcbes Die Sitte des Aufscblitzens, deren Avir bereits bel den Kleid scbon obne den Besatz 3600—4500 Mark wert. Ârmeln des Frauenkleides erwâbnten, erstreckte sicb aber Eigentümlicb ist es, dass mit dem Beginn der Neu- aucb kaum nocb auf einen anderen Teil der Kleidung. zeit aucb die neue Sitte sicb einfübrt, nur ein Kleid zu Nur noch ein Hin und wieder wurde wobl bei deutscben Frauen das tragen, so dass der mittelalterlicbe Gebraucb zweier Kleider Mieder Mieder vorn und binten aufgescblitzt (Taf. 64, 8 u. 13), aucb mit dem Mittelalter selbst vorlâufig Abscbied nimmt, geschiitit Seltenbeit. Ebenso fiel es aucb zwar nicbt so, dass seit 1500 keine Frau mebr zwei Kleider wobl einer ein, eine Reibe kleiner Scblitze am unteren getragen bâtte, wobl aber so, dass seit dieser Zeit manche Saume des Kleides anzubringen. Frau nur eins trug, die früber zwei bâtte tragen müssen. Aucb jetzt nocb, trotz der ernsteren Ricbtung der Selbst vornebme Bürgerinnen und Adelige scblossen sicb Farben der Zeit, Hebten die Frauen in bellen friscben Farben zu geben. gem der Neuerung an und so finden wir scbon in den ideidung Bürgerinnen gingen allenfalls in dunklen Stoffen zwanziger Jabren in Deutscbland nur selten nocb doppelte (Taf. 64, 9), sonst aber wurden diese selten verwendet, Kleider (Taf. 64, 1—3, 5—8, 11—14, 16 u. 17), um so mebr, ausser zur Hebung der bellen Farben durcb den Gegensatz. da der Reicbtum sicb ja docb im Fiitter, wie wir oben Aucb die sebr beliebten Besâtze aus nebeneinanderlaufenden geseben baben, zur Genüge zeigte. Docb verscbwanden schmalen und breiten Streifen an den Sâumen (Taf. 64, die doppelten Kleider keineswegs ganz (Taf. 64, 15) und 7, 13, 15—17) waren, wenn nicbt aus Goldstoff, baufîg aus lebten aucb in Deutscbland in der folgenden Période dunklem Samt oder Atlas. Man war übrigens in der wieder neu auf. In Frankreich blieben sie obnebin in der maleriscben Betracbtung der Stoffe bereits so feinfiiblig Oberberrscbaft, docb nicbt so unbedingt in England; aucb geworden, dass man, um die verscbiedenen feinen Unter- hier fand die Neuerung, nur ein Kleid zu tragen, manche scbiede in der Beleucbtung zu erzielen, haufig gleicbfarbige Anbânger (Taf. 72, 2). In Italien nabm man zwar eben- Stoffe verscbiedener Gattimg zusammenbracbte, z. B. blauen falls diese Sitte an, wollte aber, bei dem ausgebildeten Samt als Besatz auf blaue Seide oder umgekehrt, ebenso Sinne für Farben und deren Zusammenwirkung, wie er in Gold auf gelben Atlas und dergleicben. Die Gescbmack- jener Zeit in diesem Volke lebte, nicbt gern den Reiz losigkeit, in geteilten Farben zu geben, die übrigens bei vermissen, verschiedene Farben nebeneinander wirken zu der Frauenwelt aucb im vorigen Jabrbimdert nur selten lassen. Man gab daber zu diesem Zwecke den Armeln einmal vorkam, war jetzt nur nocb den Frauen der untersten eine andere Farbe als dem Kleide, so dass dieses wie ein Stande, Markedenterinnen und dergleicben, vorbebalten Oberkleid obne Armel erscbien (Taf. 78, 11—15). Oder (Taf. 64, 4), wie denn diese letztereu überbaupt sicb der man scblitzte das Mieder und seine kurzen Puffârmel viel- Art und Weise der Landskiiecbte in alien Stiicken an- facb auf und fütterte die Scblitze mit Atlas, besetzte die scblossen. Ebrbare Frauen und Jungfrauen waren in Hin- Kanteu derselben mit Goldborten und nestelte sie mit sicht der Farben se'br wableriscb (Taf. 78, 12), und wie Goldscbleifen zu (Taf. 78, 12). Selbst an jeder Seite des wir geseben baben, war der Gescbmack darin aufs bocbste Kleides binab lief wobl ein langer Scblitz, der ebenso verfeinert, so dass wirklicb den Gesetzen der Scbonbeit gefüttert, besetzt und vielnials zugenestelt war, als liege Yoile Genüge gescbab. unter dem Oberkleid ein andersfarbiges Unterkleid, das Wert der Die bocbsteu Staude trieben mit dem Anzug einen bier wie am Mieder durchscbimmere und dessen enge unerbôrten Aufwand, so dass ihre Kleiderstoffe nacb beu- Armel frei aus den Achselpuffen vorragten, selbst wieder tigem Wert die Elle 75 bis 90, ja bis 120 Mark kosteten, gescblitzt und mit weissem Stoff gefüttert (Taf. 78, 12). denn die beliebtesten waren roter goldener Samt oder So batte man der Farbenlust Genüge getan und zugleicb roter goldener Atlas oder Damast und Atlas von Gold die Erinnerung an die frühere Sitte von Ober- und Unter- über Gold (Taf. 78, ii) oder Silber über Silber und der- kleid aufgefrisebt. I. Die CTste Halfte des 16. Jahrhxinderts. 253 Gürtei nur Zwar war es nocli immer Sitte, dass Frauen einen I andere aucb seine Rückwirkung auf das Innere und macbt zum Putz trugen, docli hatte er mit dem Kleide keinerlei ¡ bisweilen aus balbvemünftigen Leuten Narren. Verbindung mehr. Wie friiber im Mittelalter der Dupfing, Aucb aussen an den Kopfen zeigte sicb scbon im so hing auch jetzt der Gürtei lose um die Hüften (Taf. 64, ersten Jabrzebnt eine allmablicbe Umwandlung. Soweit 8 u. 16) und trug an meistens lang herabhangender Kette es die Haartracbt betrifft, so fielen nacb und nacb die Haar oder Schnur und dergleichen eine Tasche (Taf. 64, 1) langen Locken und man kürzte das Haar bis zum Obr- oder den Facber (Taf. 78, 11; in Italien) und niebt selten lappcben. Die dadurcb. entblossteju Stellen des Nackens in reieb Yerzierter Scbeide das Messer (Taf. 79, 47). Aucb und der Scbultem deckt das beraufrückende Ilemd und Frauen der bocbsten Stande gingen in solcber Weise be- ibm nacbfolgend das Wams. Allmablicb stellt sicb eine waffnet, ebensogut die der niedersten (Taf. 64, 4). Zu- bestimmte Haartracbt fest, die sogenannte Kolbe. Danacb Koibe weilen feblt der Gürtei gânzlicb, docb nur selten. Aucb wird das Haar des Vorderkopfes gerade berabgekâmmt und in England (Taf. 72, 10, 12 u. 16), Italien (Taf. 78, 11 u. auf der Mitte der Stirn querüber horizontal abgescbnitten 12) und Frankreieb (Taf. 68, 2, 7, 11 u. 12) bat er keinen (Taf. 62, 3 u. 4; 63, 11), das des Hinterkopfes ebenso von weiteren Zweck als vor allem den Reicbtum zur Scbau Obrlappcben zu Obrlappcben. Mit dem Beginn des dritten zu tragen. Denn die Gürtei bestanden bei den Vornebmen Jabrzebnts war diese Sitte so ziemlicb allgemein verbreitet. meist aus Ferien und Edelsteinen, bei den Bürgersfrauen Einige Jabre spater batte aucb die Barttracbt eine Bart aus Ketten oder Riemen, die übergoldet oder mit Gold bestimmte Norm angenommen und zwar war nacb Art bescbiagen waren. der Landsknecbte ein voiler Bart, der nicbt allzuweit unter Mantel Als Stellvertreter des Mantels diente den vornebmen dem Kinn horizontal abgescbnitten war, der gebraucb- Frauen die Scbaube; nur die geringeren Bürgersfrauen licbste (Taf. 63, 5, 9, 10, 12 u. 13; 65, 9-12 u. 16). Bis trugen ibn bei scblecbtem Wetter (Taf. 64, 9). Er war zu dieser Zeit aber scbwankte man aucb damit bin und dicbt um den Hals in viele Falten gelegt und wurde vorn ber, Viele wollten gar nicbts von der „basslicben Neuerung" unter dem Kinn gescblossen. Seine Hauptanderung gegen wissen und rasierten sicb nacb wie vor (Taf. 62; 63, 1, früber bestand darin, dass er weiter geworden war. 4, 6 u. 7); andere Lessen nur den Backenbart steben schaube Gerade umgekebrt erging es jetzt der Scbaube: sie (Táf. 65, 17), wieder andere nur den Scbnurr- oder Kinn- wurde zuletzt ganz eng. Angesebene Bürgerinnen und bart; manche scboren nur die eine Seite des Gesicbts und ad elige Frauen, ebenso allé Jungfrauen trugen sie früber gaben der anderen Freibeit, wacbsen zu lassen soviel sie am liebsten (Taf. 64, 11) ganz in derselben Art wie die wollte — dies war bei den Landsknecbten als etwas be- Manner, entweder mit weiten oder mit keinen Armeln. senders Auffallendes recbt beliebt; — manche Lessen Docb wurde sie allmablicb immer enger und kam in dieser überbaupt wacbsen, was da wucbs, und so gab es aucb Form in den letzten Jabrzebnten bei den-boberen Standen Bârte bis auf den Gürtei. Seit den zwanziger Jabren aber immer weniger in Gebraucb. Sie sab sicb kaum mebr drang die eine Form mebr und mebr durcb und wurde abnlicb in dieser Form, fand aber bei den Nacbbarn gute vorberrscbend. Aufnabme, sowobl in England, als aucb in Italien, Spanien Aucb in England trug man den Vollbart (Taf. 72, 3 in England und Frankreieb, in welcben Liindern wir sie dann in der u. 9), wenn aucb Heinricb VIII. ibn in grosser Kürze Lebte folgenden Période allgemein verbreitet finden. und das Kinn vom rasierte (Taf. 72, 11). Er stimmte Uberbaupt leiten die beiden letzten Jabrzebnte der darin mit Franz I. von Frankreieb überein (Taf. 68, 10 u. 13), in Frank- ersten Halfte allmablicb den neuen Zustand der zweiten dem er aucb in der Haartracbt glicb. Früber zwar batte Halfte dieses Jabrbunderts ein. Bis gegen 1530 batte Franz langeres Haar getragen, das die Obren nocb be- sicb in Deutscbland die Tracbt nacb ganz eigener Weise, deckte (Taf. 68, 10), spater aber trug er es nacb spaniscber ungestort durcb alies Fremde, entfaltet; seit dieser Zeit Sitte ganz kurz (Taf. 68, 13). Docb folgten ibm die Vor- aber wird trotz der Landsknecbte oder vielleicbt weil sie nebmen darin nur sebr allmablicb, bis endlicb in den ausarteten, das spaniscbe Wesen immer macbtiger. Jedes vierziger Jabren die Kolbe (Taf. 68, 1, 5, 8 u. 9), die aucb Stück der Kleidung vom Kopf bis zu den Füssen wird bei den mittleren und unteren Standen mebr oder weniger nun allmablicb steif und bart in der Form und allé natür- Eingang gefunden batte (Taf. 68, 3, 4 u. 6), durcb die licben Falten verscbwinden allmablicb ganz. Nur solcbe, Mode der kurzen Haare nacb spaniscber Art verdrangt die festgenabt sind, baben künftig die Erlaubnis des Daseins. wurde, welcbe gleicbzeitig mit der spaniscben Tracbt oder nocb vor ibr sicb verbreitete. Denn aucb in Deutscbland b) liopfbcdeckuiig. fand sie sicb nocb vor der Mitte des Jabrbunderts be- ,A la mode Kleider, à la mode Sinnen, senders baufig bei den Landsknecbten ein (Taf. 63, 10 u. Wie sicb's wandelt aussen, wandelt sicb's aucb innen", 12). Bei verscbiedenen Bildern ein und derselben Person sagte Friedricb von Logan ganz ricbtig, docb nicbt etwa in aus verscbiedenen Zeiten zeigen sicb am deutlichsten die der Meinung, als wandle sicb das Innere nacb dem Ausseren Einflüsse der Mode, z. B. auf den Abbildungen Dürers, von um — dies nacb in doppeltem Sinne genommen —, sondern ibm selbst ausgefübrt: friiber das kable Kinn und lange was innen vorgebt, das spricbt sicb gar bald aucb aussen Locken auf nackten Scbultern; spater die Kolbe und der aus. Aber freibcb übt dieses Aussen dann wie alies VoUbart bei verbüLter Brust. 254 Die Nenzeit. Barett Als Kopfbedeckung macbte sicb das Baretfc geltend. (Taf. 62, 12; 63, 9—11; 72, 1 u. 3). Auck die Frauen Es war eine -weiche niedrige Mütze mit breitem Boden nakmen kieran in Deutsckland ganz gleicken Teil (Taf. 64, und aufwarts gekehrtem, breitem Eande, der gewohnlich, 4, 6, 11 u. 13), wie denn das Barett auck bei iknen, dock um ilm leicht .nach. Belieben ganz oder teilweise auf- oder etwas spater als bei den Mânnem, grossen Anklang ge- niederklappen zu konnen, ein- oder mehrere Male ge- funden batte. scblitzt war (Taf. 62, 1, 6, 13 u. 14; 68, 1, 5, 6, 8, 10 u. 13; Die Vornekmsten blieben, wie in Deutsckland (Taf. 65, 72, 7, 8, 11 u. 15). Dieser wurde gern mit Pelz besetzt, 11), so auck in Frankreick und England bei einer oder wie ibn die versehiedenen Stande (s. oben, S. 250} zu wenigen Federn steken (Taf. 68, 10 u. 13; 72, 8, 11 u. 15), Sonstiger tragen pflegten (Taf. 62, 1, 5 u. 13; 63, 1 u. 5; 68, 3 u. 13). besetzten aber dafiir ikr Barett mit Perlen und Edel- am Barett Zwar lebten in den ersten beiden Jahrzebnten aucli steinen und seltsamerweise oft mit kleinen Médaillon- die aus dem 15. Jahrhündert überkommenen Kopf- bildern (Taf. 63, 1 u. 5; 68, 1, 10 u. 13; 72, 8, 11 u. 15). Hûte bedeckungen nocli eine Weile fort. So gab es nock Hüte Den Landskneckten, denen es vor allem darauf an- in allerlei Gestalt (Taf. 62, 11; 63, 4 u. 12; 65, 1—3, 5, 6, kam, Aufseken zu erregen, war es bald nickt genug, nur 8, 10, 14 u. 18; 68, 4; 72, 5 u. 9); die meisten aber ânderten Federsckmuck, grelle Farben und dergleicken zu benutzen, ikre Form der des Baretts eutgegen, was zuweilen auf- sondern sie fanden auck eine eigene Art, das Barett zu Barett schief fallend deutlicli ist (Taf. 63, 4 u. 12), indem der Rand tragen, indem sie es sckief auf ein Okr drückten. Da es sicb verbreitert und der Kopf sick erniedrigt. Auck sick aber wegen seiues niedrigen Kopfes so nickt kalten Mûtzefi Mützen sak man nock kier und da, dock auck an diesen konnte, so nakmen sie ein Sturmband zu Hilfe, mittels war dasselbe Streben zu bemerken (Taf. 63, 7 u. 8), aus- dessen, da sie dies unter dem Kinn zubanden, das Barett genommen die Beutelmützen, an denen eine solcke Um- festlag (Taf. 62, 12; 63, 3, 9 u. 11). Dock bei einer wandlung nickt moglick war (Taf. 63, 6; 65, 12; 68, 9). Steigerung der Einseitigkeit — und diese wurde sekr bald Gugei Die Gugel katte sick zu den Jagem und Lands- versuckt (Taf. 63, 10) — war das Band nickt ausreickend kneckten geflücktet (Taf. 62, 11; 65, 4, 6 u. 18) und blieb und man sak sick nack Hilfe um. Bald merkte man, nebenbei auck jetzt nock ein wesentlicker Teil der Narren- dass die Frauen weit besser daran waren und gar nickt trackt (Taf. 65, 15). Sonst war sie nur nock bei Trauer- in Verlegenkeit kamen wegen des auf eine Seite gesetzten Barett auf gelegenkeiten im Gebrauck (Taf. 62, 8). Baretts. Denn sie batten eine feste Grundlage für dessen Die Sendelbinde war gefallen und mit ikr die Befestigung an der goldenen Haube oder. dem Haarnetze, Sckapels und Federkranze. Die Turbane batten sick das sie sckon seit dem vorigen Jakrkundert trugen. Hatten Fiizhut aufgelost und der Filzkut war mit der Gugel gegangeu die Frauen die obere Kopfbedeckung von den Mannern und leistete ikr dort Gesellsckaft. Vielleickt würden auck iibemommen, so zogerten diese nun auck nickt, von jenen diese beiden versckwunden sein, wenn die unteren Stande die Haube, gewoknlick Kalotte genannt, anzunekmen. Uns ^ das Barett batten tragen dûrfen. Aber es war iknen bei mag dies befremdlick ersckeinen; auck jener Zeit war es Strafe ebenso streng untersagt, wie den Priestem und sckon so, aber um des sckiefsitzenden Baretts willen über- Moncken. Nur die protestantiscken Geistlicken scklossen wand man den Widerwillen gegen die Weibertrackt und sick der neuen Sitte an (Taf. 62, 6). trug fortan das Haarnetz, wie das andere Gesckleckt Das Barett war durck seine Nachgiebigkeit gesckickt, (Taf. 62, 1; 63, 8; 65, 17; 64, 2, 11, 12, 14 u. 15). Auck alien Standen und Launen zu genügen. Sckon durck die in Frankreick (Taf. 68, 6, 11 u. 12) und England (Taf. 72, Farbe des Fárbe gewann es einen bestimmten Ausdruck. Geistlicke 1, 2, 13 u. 14) war die Kalotte bei Mannem und Frauen Baretts Gelekrte waklten dazu die sckwarze (Taf. 62, 6; 68, in Gebrauck gekommen. 8 u. 9); iknen scklossen sick viele der Vornekmsten und War sckon im 15. Jakrkundert an diesem Haarnetz sogar die Fûrsten an (Taf. 65, 11; 68, 1, 5, 10^ u. 13; 72, allerlei Prunk versuckt worden, so gesckak dies jetzt nickt 11 u. 15). Sonst war bei den kocksten Standen rot be- minder. Man verfertigte die Hauben nock wie damais stoflf der liebt (Taf. 62, 14; 63, 1 u, 3; 72, 3 u. 8), auck wokl blau aus leucktender Seide oder Samt und besetzte sie netz- oder sonst belle Farben (Taf. 63, 2). Die Landskneckte formig mit Goldfaden oder brackte sonst allerlei Gold- schmuck nakmen die grellsten, die moglick waren (Taf. 63, 9—13) stickerei darauf an, daker sie denn oft kurzweg goldene und stutzten das Barett in jeder Weise auf; iknen akmten Hauben genannt wurden. Netze waren sie eigentlick wokl es die juugen Stutzer nack. Bald wurde der Rand steif selten oder nie, sondern Hauben, die oft mit netzformiger Form des gemackt und ausgebreitet, bald halb kinauf-, kalb kinab- Stickerei besetzt waren (Taf. 64, 11, 12, 14 u. 15). Oft ver"n"e^rt g^scklagen, bald mekrfack zerscklitzt, bald rundum regel- waren die Hauben auck ganz aus Goldstoff und die Stickerei mâssig eingekerbt und die Scknitte bunt durckzogen. aus Perlen. Diese letzte Sitte griff sekr allgemein um sick (Taf. 63, Dass die Kleiderordnungen natürlick auck unter den vorschriften 2, 8 u. 9—13), ebenso die der AusSckmiickung durck Federn. versckiedenen Kalotten Untersckiede mackten, laSst sick ^Kalotte Fedem auf Aus der einen besckeidenen im Anfange des Jakrkunderts denken. So waren denn die dem Barett gewoknlick goldenen und g—é) wurden bald zwei, drei und mekrere (Taf. 63, silbernen nur den Adligen erlaubt, indes die Biirger sick 1—3), bis dann in den dreissiger Jakren zuweilen ein mit seidenen begnügen sollten. Auck wurden der Aus- wakres Gebaude von Fedem auf dem Barett sckwankte sckmückung durck bestimmte Preise Grenzen vorgesckrieben. I. Die erste Haifte des 16. Jahrhunderts. 255 Die Freiheit, welche durch die Kalotte fiir die Be- durch dieses unentbehrlich 12 u. festigung des (Taf. 64, 11, 14). Sie war Baretts gegeben war, trug bald weitere durch Edelsteine und Perlen reich Friiclite. und Zunacbst geschmückt bestand setzten viele das Barett so auf ein Obr, meistens aus Goldstoff oder dass seltener aus die roter. ganze andere Halffce gelber Seide, des Kopfes unbedeckt blieb Diese Farbe gait (Taf. 63, Eine dagegen beim Barett für die schônste 10). andere Folge war die, dass der Kopf (Taf. 64, 6, llu. 13), daneben die schwarze mit Gelb oder 'Farbe uud Barett ganz des Baretts noch niedriger wurde, als er schon war und Rot in den Schlitzen. Auch hier wallten reiche fast Strauss- nacbgerade ganz verscbwand, so dass das Barett wie des tedern Baretts über dem Haupte, oft in massloser eine grosse Scheibe aussah (Taf. 63, 2 Ubertreibung u. 3; 64, 11 u. 18). (Taf. 64, 4, 6, 11 u. wie bei den Aucb Mânnern. liessen 13), ganz nun viele, da der Kopf doch schon bedeckt Das Haar wurde zwar von der Kalotte war, nach Art der Landsknechte umschlossen, Haar (Taf. 62, 3 u. 4) das aber keineswegs vollig verdeckt. Schon oben Barett bemerkten an seinem Bande auf den Schultern niederhangen wir, dass die vollige Unsichtbarkeit des Haarwuchses und seit gingen nicht nur im Hause, sondern auch auf der 1500, obwohl noch viele der alten Art treu blieben Strasse in der blossen Kalotte. (Taf. 64, 1 u. 3), keine Die Frauen notwendige Erfordernis der Schonheit mehr Frau en behielten, trotzdem sie das Barett an- war. In den ersten 20 Jahren des Jahrhunderts versuchte Hauben nahmen, doch auch gleichzeitig ihre früheren Hauben noch das Haar, was man ihm wohl jetzt erlauben Avürde. Es lange bei. Noch war auf der Grenzscheide der Jahr- trat also hier und da nicht nur an einzelnen Stellen hunderte aus kein Hiirchen an den Weiberkopfen sichtbar der Verhiillung hervor (Taf. 64, sondern wallte frei (Taf. 7), 64, 1 u. 3); noch prangten die hohen Drahtgestelle, und ungebunden bei einigen den Rücken hinab, indessen mit gesteiftem Leinen überzogen, in unverminderter Grosse. das Barett es überschattete. So auch in Italien Noch lebte das Kinntuch, das (Taf. 77, den unteren Teil des Ge- 12). Bei anderen legte es sich sichts wenigstens zu zu- zopfe verhüllte, uni desto mehr Zopfen unterhalb des Kinnes ent- sammen, die hinten blôsst hinabhingen (Taf. 64, 4 u. 6). Ja zu lassen. Aber von 1500—1520 wandelte sich das soger liessen manche das Haar frei flattern, indessen sie Werdeu Alte zuni Neuen um. Die Hauben wurden kleiner und Kalotte und Barett kieiiiei trugen (Taf. 64, 11). Dass das auf- ^Taf. 64, 17); die Kinnbinde blieb weg, dafür geloste Haar für besonders prachtig gait, sieht man Offen verhüllte sich der Busen daran, (Taf. 64, 16) und die Haube dass besonders die Braute bei der Hoehzeit sich (Taf. 64, schmiegte dem 5) Kopf an, liess auch wohl etwas vom sich so trugen, und auch noch in den spateren Jahrzehnten Haar bemerken (Taf 64, 16 u. 17). Diese Tracht scheint dieses Jahrhunderts (Taf. 66, 16) in gleicher Weise er- auch in England und Frankreich sehr beliebt gewesen zu schienen. sein (Taf. 72, 12—14; 68, 7, 11 u. 12), wâhrend man in Nachdem die Haartracht in den erwahnten zwanziff Hauben in Italien die Haube weniger nach dem und mehr Jahren allerlei Weisen Italien Hinterkopf versucht hatte, sie sich j^acli oben gestaltete rückte, so dass also die Ohren freí blieben, zu einer vermittelnden Art zwischen dem Alten und Neuen, welche man auch durch Ohrgehange zu zieren pflegte Die langen Zopfe verschwanden aus den Stadten (nur bei (Taf. 78, 11—15). Hier tragen die Vornehmen zuweilen Kindern, Taf. 64, 10, erhielten sie sich und auch hier) das Haar, das in zogen Zopfen um den Kopf liegt, ganz sich auf die Dorfer zurück. Die Kalotte oder irgend eine Haar zum unbedeckt (Taf. 78, 12), Die Hauben zeigen dagegen Haube fasste den ®grossten Teil des Haares doch nicht . T®!' allerlei Gestalten und Farben, woraus hervorgeht, dass der sichtbar mit peinlicher Haft, sondern liess vorn und im Nacken Geschmack noch herumsuchte und unentschieden war, was einigen vorwitzigen Lockchen gem Platz, hinauszuschauen ihm am besten zusagte (Taf. 78, 11—15). ins Freie (Taf. 64, 11—17; 78, 11—15). Es war In Deutschland sogar zieht sich die Haube endlich zurück gestattèt und kein Verstoss, ohne Kalotte zu bleiben und in die unteren Stande, wo sie als einfaches Kopftuch ein nur ein goldenes Haarband (Taf. 64, 8) um das Haar zu Ver- bescheidenes Dasein fristet (Taf. 64, 7 u. 9), um von dort legen, solange man nicht ins Freie trat, wo dann natür- aii^huch spater einen neuen Eroberungszug durch die Stadte lich wenigstens das Barett hinzukam (Taf. 64, 13) anzutreten. Auch die bei den Jungfrauen noch um 1510 beliebte Kugelhaube, die auf dem Hinterkopfe eine grosse c) Fusshekleidung. Kugel hatte und stets aus gelbem oder aus Goldstoff ver- Wir erwahnten schon an einer früheren Stelle (S. 224), fertigt war, musste weichen (Taf. 64, 15), dass die Schuhschnabel nicht mehr'in das neue Jahrhundert Schieier Mit den Hauben nahm auch der Schleier seinen Ab- hereinreichten, trotzdem dass die Schuhspitze bei schied. jeder Er war noch im Anfang des Jahrhunderts fast Fortbewegung vornan ist und dass damais dieses Voraus- unvermeidlich, und wie einst die Griechinnen im Krokus- sein noch weit mehr stattfand. Aber sie erlebte das rockchen, so gefielen sich die deutschen Frauen am besten 16. Jahrhundert nicht mehr; ihre Zeit war gekommen und im Krokusschleier. Auch er weicht mehr und mehr zurück rascher als aUe übrigen Teile der Kleidung verwandelte vor dem mâchtigen Barett und wird schon um 1510 nur sie sich in eine neue Form, die so ziemlich ihr Gegenteil Kuhmauier noch selten sichtbar (Taf. 64, 16); um 1520 ist er so gut war. In Frankreich geschah dies schon in dem vorletzten wie beseitigt. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts und rasch folgte Deutsch- Kalotte Nur die bieibt enganschliessende runde Haube, die Kalotte, land und die iibrige Modewelt. Schon in den ersten neun- auch mit dem Barett zugleich in Ansehen, ja wurde ziger Jahren finden wir sie in den deutschen Ileichsstadteii 256 Die Neuzeit. bei den vornehmen Bürgern und daber langst beim Adel. Man kann sicb nacb dem Gesagten nicbt wundern, Die niederen Bürger versuchten noch in diesem und dem dass, wie einst die langen Scbn'âbel, nun aucb die breiten Kuiimiiuier folgenden Jabrzebnt eine Vermittlung zwiscben dem Alten Kubmauler an den Riistungen der Ritter angebracbt vnirden und Neuen, indem sie Scbube obne Spitzen, aber aucb (Taf. 62, 10; 68, 1 u. 5). (Taf. 65, 2 u. 6—10). Docb Der Stoff zu den Scbuben war bei den Frauen wie stoflf der obne Verbreiterung trugen rote oder aucb man liebte dergleicben nicbt; ailes musste bis zum ausser- bei den Fürsten und Yornebmen blaue, sten getrieben werden. Und so mussten denn aucb diese wobl gelbe oder gar weisse Seide oder Samt; die Scblitze Klassen der Gesellscbaft nacbgeben und die Kubmauler, waren jedesmal entsprecbend gefiittert (Taf. 68, 7 u. 10—13; Entenscbnabel oder Barentatzen, wie man die neue Mode 72, 15). Ausserdem verwandte man aucb feines spaniscbes benannte, annebmen, Leder zu Scbuben. Die geringeren Stande trugen ge- Wie der Scbnabelscbub sicb nacb vorn verlangert wobnlicbes scbwarzes Leder (Taf. 68, 4 u. 6), welcbes aucb batte, so debnte er sicb aucb weit am Fuss binauf bis iiber den meisten Scbutz gewabrte. den Knocbel. Aucb dies bebielten die niederen Stande, Bei den Bauern wie bei den Jagern und abnlicben weil es praktiscb war, nocb eine Zeitlang bei (Taf. 65, 7, erufsarteii blieben die boben Stiefel aucb jetzt nocb in stiefci schuhe 9 u. 15). Die neue Form dagegen kiirzte nicbt nur die Lands- vorn, Gebraucb (Taf. 62, 11; 65, 3, 4 u. 18). Aucb iiiedrig gon¿ern aucb oben, indem sie von dem aufrecbtstebenden knecbte trugen solcbe bisweilen (Taf. 63, 11); sogar Ritter Teil des Scbubes nur ein scbmales Randcben iibrig liess, scbmückten sicb wobl einmal damit (Taf. 65, 14). Docb kaum bocb genug, dass die Ferse daran einigen Halt ge- waren die letzteren Falle immer grosse Seltenbeiten. wann. Oder mit anderen Worten: sie scbnitt den ganzen Schmiick. Scbub horizontal etwa 4 cm iiber der Soble weg, so dass d) er vorn einen weiten Ausscbnitt batte und binten nur ein Lutber sagt in seiner derben Weise: Wenii man jetzt niedriges Hackenleder bebielt (Taf. 65, 11 u. 17). Scbube, eine Braut scbmücken will, muss man viel Seide und Menge des die bober Fuss binaufreicbten, es mocbte nun vorn Ferien baben, gerade als sollte die Braut nur seben am lassen, oder binten sein, blieben im Anfange des Jabrbunderts wie scbwer sie tragen konne; wenn das gescbmückt beisst, Seltenbeiten und kamen scbon im dritten Jabrzebnt nicbt konnte man aucb wobl einen Karren scbmücken, der konnte Er wird also wobl mebr vor (Taf. 62, 1 u. 13; 63, 7). Dagegen waren solcbe der Dings gar viel tragen u. s. w. nur die la England in England gerade gebraucblicb, wie Aber nicbt man denn bier aucb - Ursacbe gebabt baben, so zu klagen.. hoher meistens nocb eine Spitze andeutete (Taf. 72, 6-9 und u. 15), Frauen, sondern aucb die Manner liebten Gold- Silber- trotz der ansebnlicben Ervveiterung und Verbreiterung des scbmuck, besonders Ringe. Die Kleiderordnungen scbrieben Kieider- Yorderteils. Frankreicb und Deutscbland aber leugneten daber für jeden Stand das Mass vor, das innegebalten nicbt bis zu 500 nur jede Spitze ab, sondern scbweiften sie oft sogar werden sollte. Grafen dürfen Goldketten Gulden, negativ nacb innen, so dass zwei Aussenecken am Vorder- ibre Frauen bis zu 600 Gulden Wert tragen. Bei Rittern teil entstanden (Taf. 62, 12 u. 14; 68, 13; 65, 11; 68, 10 dürfen sie 400 kosten, bei ibren Frauen aber allé Scbmuck- Bin u. 13). In der Erniedrigung dei Seitenrander und des sacben ausser den Ringen 280 Gulden wert sein.. Hackenleders ging man zuletzt so weit, dass der Scbub Adliger, der nicbt Ritter ist, darf nur eine Kette von kaum nocb Fusse festscbloss und man daber einen 200 Gulden Wert tragen. Kaufleuten ist ein am goldener Gulden Querriemen Querriemen iiber dem Spann anbringen musste, um ibn Ring erlaubt; bei den Ratsberren darf er 50 ^^Spann" balten (Taf. 68, 2—4, 6 u. 8; 68, 4, 6, 10 u. 13; 72, 3). kosten und ibrer Frauen Kette desgleicben, aber der Gürtel Docb den Landsknecbten (Taf. 68, 9—13) und ibren Nacb- nur 80 Gulden. Bei den Frauen der Kaufleute ist 20 Gulden für das Goller- abmern gefiel der Riemen nicbt und sie bebalfen sicb die Wertgrenze für den Gürtel, ebensoviel obne ibn; sie sucbten eine Ebre darin, die Scbubsoble mit scbloss und 10 Gulden für das Haarband der Tocbter. etwas Leder -darf kein Gold docb seine vorn und binten docb am Fusse festzubalten Der Handwerker gar tragen, (Taf. 62, 12 u. 14). Aucb die Frauen mussten sicb zu Fran einen Ring. Der Bauer aber wie die Bauerin müssen der Mode bequemen (Taf. 64, 4 u. 7; 68, 7 u. 11). gânzlicb obne Scbmuck erscbeinen. An der Ausfübrlicb- neuen die Dass solcbe Scbube mit dem weiten Sackcben an der keit solcber Yerordnungen siebt man, wie verbreitet Fussspitze, das nur oben die Zeben verbiillte, fast Lust am Golde und Gescbmeide war. Daber finden wir ganz obne seitlicben Halt bocbst unbequem beim Geben denn aucb auf den Bildern der boberen Stande solcbes waren, 6 u. Uutaugiich- war ibr geringster Febler. Der 5 u. 8; grossere war der, dass die Fülle, als Halsketten (Taf. 62, 10; 68, 3, 4, '^schuhr*^ sie bei nassem Wetter, besonders seitdem man sie aucb 64, 5, 11 u. 13-17; 65, 11 u. 17; 68, 2, 7 u. 10--13; 72, 7, aufscblitzte, keinen Scliutz gewabrten. Das Wasser 8 u. 10-16), Gürtel (Taf. 64, 16; 68, 2, 7, 11 u. 12; 72, gar lief oben und unten binein und da die Strassen in jener 12 u. 16), Ringe (Taf. 68, 11) und dergleicben mebr. Ferien Zeit nocb nicbt die beste Pflasterung batten, man wurden im Übermass verwendet, ecbte Und falscbe. Yon so mag sicb ein Bild macben, wie es einem Fussganger jener dem Scbmuck der Konige, den Kronen, baben wir in Zeit bei nassem Wetter zu Mute gewesen sein wie sie um diese mag. Die Taf. 79, 8—11, Abbildungen gegeben, bolzernen Trippen batte man natiirlicb zuerst abgelegt, Zeit in den vier Lândern: Deutscbland, Frankreicb, Eng- sobald man den Scbubscbnabeln Ade sagte. land und Spanien getragen wurden. Ebenda (Taf. 79, 24) I. Die erste H&lfte des 16. Jahrhunderts. 257 Orden des ist der Orden des goldenen Vlieses, woriiber wir schon beschrânkt. Zwar wird schon (im Kriege der Reichsstadte goldenen (S. 197) gesproclien, und die Vlieses Ordenskette des Hosenbánd- gegen den Adel von Franken, Bayem und Schwaben) von ordens (Taf. 79, 26)-, wie das Hosenband selbst abgebildet Augsburg 1381 versprochen, „dreissig Biichsen" zu liefern, Bttchseu Hosemband- (Taf. 72, 15; 79, 27). Das blaue, goldgerânderte Band aber es fragt sich oh das Handbiichsen waren oder nicht Orden. wird mib goldener Scbnalle untçr dem linken Knie an- vielmehr kleine Kanonen. Auf dem Scheibenschiessen zu gelegt. Es trâgt die Umscbrift: Hony soit qui mal y Leipzig wurde aber 1498 schon mit wirklichen Biichsen, pense. Die Ordenskette dazu bestebt aus solcben" Hosen- d. h. mit gezogenen Gewehren, geschosseu. Immerhin mag bandringen, jeder um eine Rose gelegt, die mit goldenen das Feuergewehr noch so selten oder kostbar gewesen Schleifen abwechseln. Sie trâgt das Bild des heiligen sein, dáss es nur von einzelnen gebtaucht wurde. Denn Georg, wie er den Dracben tôtet. die erste Anwendung desselben im grossen, 4. h. bei den Truppen, wurde 1521 gemacht, indem Karl V. ein 3. Kriegstracht. spanisches Regiment ,Musketiere" errichtete. Ob nicht Musketiero • schon irgendwo fruber ahnliches geschehen, steht dahin; Rûstung Was die Ritter betrifft, so war ihre Rüstung, wie wir wir haben bis jetzt keine frühere Nachricht iiber die sie schon am Schlusse des 15. Jahrhunderts gesehen haben, Muskete finden konnen. Indessen war aber, obgleich diese ganz vollstândig aus Eisen. Der Helm batte Visier und spanischen MusketíéTre auch die spater in Deutschland Federschmuck (Taf. 62, 10). Die Helmdecke war mit der und Frankreich errich teten Regimenter noch allé die Lunte Sendelbinde zu gleicher Zeit gefalien; sie prangte fortan benutzlen, schon 1517 (nach anderen schon 1512) von nur noch auf dem Wappen. Der Hamisch deckte Brust einem Nürnberger das Radschloss erfunden worden. Es RadlichloM und Rücken (Taf. 62, 10; 72, 6) und an ihn schlossen- fand erst spater weitere Anwendung. Von der Lunte in sich dben die Schulterstücke, dann die Armschienen und freier Hand (Taf. 63, 9) ging man zunachst, nach langer Handschuhe an (Taf. 65, 16), unten dagegen die Hüftgefüge Zeit erst, zu dem Luntenschloss iiber, welches vermittelst Luntenflinte (Taf. 63, 9) und an diese die Schenkelstücke an, die aber eines Drückers die in den Hahn geschraubte Lunte ans nur vorn oder aussen die Oberschenkel schiitzten, wàhrend Zündloch brachte (Taf. 72, 9; 79, 28). Erst im folgenden auf der Innenseite dies durch Leder geschah. Das Knie 17. Jahrhundert wurde die F lin te bei den Soldatçn ein- Flinte mit war rundum von Eisen umgeben, ebenso der Unterschenkel geführt. Sie batte statt der Lunte FJintenstein und Stahl, Feuerstein durch die Beinscliienen; an diese schloss sich der Eisen- um das Feuer zur Explosion herzugeben. Wir werden danñ schuh, dessen Form, wie schon erwâhnt, auch jetzt modem darauf zurûckkommen. Für jetzt bégnügten sich die sein muíste (Taf. 62, 10; 63, 1 u. 5; 72, 6). Sôldner mit der Luntenbüchse. Man arbeitete besonders Es war also in der Schutz -Bewaffnung keine in Nürnberg an der VervoUkommnung der, Feuer waffen. wesentliche Verbèsserung hinzugekommen. Man legte zwar So wie dort das Radschloss erfunden wurde, so wurde auch die Helme und Panzer mit Gold aus oder schmückte sie 1552 durch Wolf Danner das Schmieden und Bohren der Bohren der mit ^choner Ziselierarbeit (Taf. 79, 1—4), aber in der Biichsenrohre bedeutend verbessert. Das Kaliber derselben Bücbsen- rohro Form gewannen sie nichts. Auch beschrankte sich ihr war freilich — da man immer noch an die Kanonen Nur bei den Gebrauch gewohnlich auf die Ritter und Hauptleute; von dachte und einer kleinen Kugel keine Wirkung zutraute — Anffibrern den gemeinen Soldaten trugen wohl die Reiter und einzelne doppelt so gross als Mitte des 19. Jahrhunderts noch das Abteilungen des schweren Fussvolks noch Helme oder gewohnliche war und dreimal so gross als das amerikanische, Hauben (Taf. 79, 5—7), aber die grossere Zabi ging wie welches die Kugel zu 1 Lot macht. Die Luntenbüchseá Kaliher die Landsknechte in Mützen, Hüten und Baretts (Taf. 63, schossen 31ôtige Kugeln, daher batte gewohnlich der Mann 9—13; 68, 4; 72, 9). Goller aus Kettengeflecht oder einzelne gerade 1 Pfund Munitiou am Bandelier, námlich 10 oder Stücke der Plattenrüstung, z. B. Brustschilde und der- 11 Patroneo. Welch eine bescheidene Ausriistung gegen gleichen, wurden jetzt und auch noch in der folgenden unsere heutige Zeit, wo der einzelne Soldat in einer Període haufig getragen (Taf. 63, 9, 10 u. 18; 72, 9). Im Minute 8—10 Schüsse abfeuert. Fast harmlos erscheint allgemeinen aber strebte man auch in der Kriegstracht dagegen die damalige Kriegführung in Rücksicht der nach grosserer Freiheit und Beweglichkeit der Gestalt, und Bewaffnung! Schiess- der zunehmende Gebrauch des Schiesspulvers trieb nach Hauptwaffe war immer noch die Hellebarde, Lanze Wafifen zu pulver uud und nach die Schlachtfelde fort. und Partisane Stoss seic Eisenriistung und vom (Taf. 63, -12 u. 13; 65, 6 Einfluss u. 16; 68, 4; 79, Hieb Mit dieser Erfindüng war in den Angriffswaffen 17—22), daneben das Schwert, dessen Gríff jetzt nicht eine Revolution begonnen, die noch heiite immer neue selten mit einem Bügel geschützt war (Taf. 68, 10; 72, Erscheinungen zu Tage fordert und also nach 500 Jahren 3, 8 u. 9; 79, 13—15). Doch blieben auch die früheren noch zu keinem Abschluss gelangt ist. Damais zeigten Schwerter mit dem blossen 7 Kreuzgriff im Gebrauch Schwert sich freilich erst die Anfange. Hachdem man um die (Taf. 65, 14, 16 u. 18; 68, 13; 79, 16), und besonders Mitte des 14. Jahrhunderts die erste Anwenduug des Pulvers die Landsknechte batten eine eigene Art Gríff an den Kanonen bei Kaiionen versucht batte, denn um 1365 wird schon Schwertern mit einem- um das Heft laufenden S-formig das Geschiitz des Markgrafen, zu Meissen erwâhnt, blieb gebogenen Bügel oder Parierstange; es war námlich beides doch wahrend des 14. Jahrhunderts sein Gebrauch auf diese zugleich (Taf. 63, 9 u. 13; 79, 12). Auch Streitkolben Kretschmer o. Bohrbach, Tracbten der Vôlker. 3. Aofl. 33 Die Neuzeit. 258 (Taf. 79, 23) und ahnliclie Waffen kamen nocb nicht ausser (Taf. 79, 32), Gitarre (Taf. 79, 29) und verscbiedene Bias- Gebrauch. instrumente, worunter aucb eine Doppelflote (Taf. 79, 31 bebielt das Horn seine Rolle Eine eigentiinilicl·ie Tracht dieser Zeit ist der so- u. 38). Auf der Jagd (Taf. 62, wafifenrock genannte Waffenrock der Ritter, der von ibnen bald 11; 65, 18; 79, 30), sowie bei den Soldaten Trómpete, aucb zu den Landsknecbten und in die niederen Stande Pauke (Taf. 79, 34) und Trommel (Taf. 63," 11). Es ist ein Rock aus zwei Stücken zusammen- Wie das eindringt. Scbiesspulver den Krieg, so anderte das neu Leinen- gesetzt, die sicb sebr ungleicb sind. Indessen vom Hals erfundéne Leinenpapier (obne welches die Bucbdrucker- guchdruck Gürtel das Kleid fest anliegt (Taf. 63, 1—3) und kunst wirkungslos geblieben ware) den friedlicben Verkebr bis zum die Armel weit sind, bangt vom Gürtel abwarts bis ganz und gar um. Erst nun wurde die Scbreibkunst nur Knie ein sebr weiter faltiger Scburz berab (Taf. 63, wertvoll; nun entstanden unter Max I. die Posten, und Post zum 1—3), so dass dieses Kleid, abgeseben von seiner Lange, welcbe Entwicklung aucb dieser Zweig der menscblicben einem Frauenkleid vergleicben ist, wie Gesittung nocb in unseren Tagen nimmt, das erleben wir am besten mit zu sie vor 20—30 Jabren getragen wurden. Wir finden es taglicb. Ja, erst jetzt wird der Postverkebr lebendig; erst sowobl in Frankreicb als in Deutscbland gebraucblicb jetzt werden Briefe ein kleiner Ersatz für das Gespracb. (Taf. 68, 4). Da das Bruststück glatt anliegend war, s^- Seitdem nun gar der Weltpostverein éntstanden und die konnte der Panzer ebensogut über dem Waffenrock (Taf. Dampfer rund um den Erdhall geben, sind die Menscben 63,5) als unter demselben getragen werden (Taf, 63,1). Aucb auf demselben wirklicb untereinander verbunden. Jetzt wurde bisweilen nocb der Gollef binzugefügt (Taf. 63, 3), gebt íür 20 Pf. ein Brief von bier bis zum Stillen Ozean: der dann in Farbe und Besatz natürlicb dazu passen musste. vor 50 Jabren kostete derselba nocb das 15—20fiicbe Die Stoffe, woraus die Ritter diesen Waffenrock liebten, Porto, und in den Zeiten des 16. Jabrhunderts war er waren meistens Seide und zwar Damast oder nicbt selten gar nicbt so weit zu befordern. Damais begann erst der Goldbrokat (Taf. 03, 5). Um die Mitte des Jabrhunderts Briefverkebr in scbwacben kleifien Anfângen. Der Brief Schreib- verscbwindet er allmablicb, wie er mit seinem Beginn sicb musste unter Kreuzband mit Wacbs gesiegelt sein (Taf. 79, vor eingestellt batte. Er bat also nur ein sebr kurzes und 39) und die Tinte stand nocb in einem grossen Topfe Feder des vorübergebendes Dasein, wie er aucb weder aus irgend dem Scbreiber (Taf. 79, 36 ü. 37), der mit der einem Kleid entstanden, nocb eins von ibm abgeleitet ist. beliebTen Martini-Vogels eintunkte (Taf. 79, 38). Aucb bier bat erst die neueste Zeit Hilfe und Ersatz geschafft, denn, vieUeicbt mocbten' jetzt wobl die Gansefedern den B. Gerate. Scbreibbedarf nicbt mehr decken konnen. So scbeint es schônheit Wir finden im ganzen 16. Jabrbundert, indem wir wenigstens, wenn man den Verbraucb der Stablfedern be- der Gerate ¿gjjj folgenden Zeitraume binsicbtlicb der Ge- denkt, der ins Ungebeuere gestiegen ist. rate zusammenzieben, einen künstleriscb gebildeten Ge- schmack sowobl in den Stubengeraten, die uns überkommen . sind, als aucb in den nocb zablreicb vorbandenen Gefassen. Es war nocb nirgends eine Uberladung mit Verzierung, nocb keine Ausscbweifung zum Uppigen und Lüsternen IL Die Russen, Polen und Ungarn modern geworden. Der Stil ist meist einfach und edel, die Arbeiten sinnreicb und voll G^danken. im 15. nnd 16. Jabrbundert. stuben- So zeigen sicb uns die Stubengerate-(Taf. 79, 48—56). (Tafel 60, 74 und zum Tell 85. Quellen : Bekleidung und Be- Gerate Verzierungen derselben, aus der Tier- und Pflanzen- waffnung des russischen Heeres; Museum von Czarscoje-Selo ; welt entnommen, sind in den Bau des Gegenstandes, Hefner, Weisskonig, Weigels Trachtenbuch und verscbiedene so verarbeitet, dass sie notwendig erscbeinen. Sie sind' nicht Kupferstlcbe.) Gefasse bloss überflüssige Anbângsel. Ebenso die Gefâsse (Taf. 79, 40—46), die teils aus edlen oder unedlen MetaUen, teils Wir baben diese drei im ostlicben Europa wobnenden aus gebr^ntem und glasiertem Ton besteben. Aucb Volker in den Tafeln vereinigt, weil sie darin überein- glaseme Gefasse mit berrlicben Malereien sind noeb aus stimmen, dass ibre Tracbt nicbt den Weg der westeuro- dieser Zeit in den Sammlungen vorbanden und erfreuen piiscben Volker gebt, sondem sicb auf eigene Art^iHi uns bald durcb ibre gelungenen bildlicben Daistellungen, gegenseitiger Ausgleicbung Qptwickelt. Zudem gebôren bald durcb ibre kemigen Sinnsprücbe. zwei von ibnen, die Russen und Polen, zu den slawiscdien Musikaiische Was die musikaliseben Instrumente betrifft, so war in Stammen, wabrend die Ungarn oder Magyaren, wie^sie Instrumente j)eutscbland mit dem deutscben Klrcbengesang aucb neue sicb selbst nennen, ein ganz eigentümbcbes Volk sind, Liebe zur Musik erwacbt, und da gleicbzeitig in Italien ein das in Spracbe und Sitte mit keinem anderen europaiscben reges musikaliscbes Leben und Treiben waltete, so balf Volke verwandt ist, wobl aber in der Tracbt mit seinen eines dem anderen. Daber finden wir denn aucb im Nacbbam, wie die Gallier und Germanen mit den ibrigen, Familienleben wieder Musik. Die Instrumente, die dabei dies und jenes austauscbte. Wir baben in den beiden dienten, waren vorzugsweise die Geige (Taf. 79, 35), Harfe Tafeln zwar die Uberscbrift „slawiscb" gesetzt, bemerken II. Die Eussen, Polen nnd Ungarn im 15, nnd 16. Jahrhundert. 259 aber bier ausdrücklicb, dass wir keineswegs die Ungarn zu Gerade im 15. und 16. Jabrbundert, die eben unserer den slawiscben Volkern rechnen. Jene Benennung wurde Betracbtung vorliegen, drangen zum ersten Male einzelne nur nach der grosseren Zabi der Figuren in den Tafein Elemente der westeuropaiscben Tracbt in den femen Osten gewahlt. und fanden aucb Anklang, natürlicberweise zunâcbst nur Die ersten Nacbricbten über jene Volker erbalten wir bei einzelnen Fürsten und Yornebmen. In den aus dem 9. Jahrbundèrt. folgenden Die Magyaren, nacbdem sie eine Jabrbunderten wucbs dieser Anklang des Fremden, docb Zeitlang in Siidrussland gebaust batten, zogen im Anfang niemals so, dass die franzosiscbe Mode batte. der zweiten vollig gesiegt Halfte des 9. Jabrbunderts in Pannonien ein, Heute zwar finden sicb in den vornebmsten Salen der Ungarn welcbes nun den Namen Ungarn erbielt; am Scbluss des Russen, Polen und Ungarn, besonders der ersteren, zabl- Jabrbunderts erscbienen sie zuerst in Deutscbland, das reicbe Anklange an die Tagesmode in Westeuropa, abet seitdem über 50 Jabre fortwabrend von ibren Raubzugen vorberrscbend bleibt die eigentümbcbe Tracbt jedes der beimgesucbt wurde. Seitdem ist das deutscbe Volk mit drei Yolker, und fast alleinberrscbend ist sie bei den beiden diesen Nacbbarn fast immer in bald freundlicbem, bald letzten. In einem Festsaale zu Pest oderWarscbau findet feindlicbem Verkebr geblieben, bis sie ibre Krone den sicb beute wobl bier und da ein Frack und der Zylinderbut, Habsburgern antrugen. Docb baben sie, trotzdem dass aber sie verscbwinden gegen die nationale Tracbt des Lan- dies vor bereits mebr als 300 Jabren gescbab und die des, vorausgesetzt, dass nicbt viele Fremde anwesend sind. Krone seitdem immer bei diesem Hause gebbeben ist, ab- geseben davon, dass aucb scbon der Kaiser Sigismund und 1. Friedenstraebt. Albrecbt 11. auf dem ungariscben Tbron gesessen batten, Im 15. Jabrbundert wurde das Jocb der Mongolen Russen: docb bis auf den beutigen Tag ibre Traebt wie ibre eigen- auf einige Jabrzebnte durcb Iwan I. Wasiliewitscb von tümlicben Sitten zum grossen Teil beibebalten und alies dem russiscben Yolke genommen, docb scbon sein Sobn Fremde, das seit den langen Jabrbunderten ibrer Berübrung musste sicb wieder zum Tribut bequemen ; der Enkel aber, mit den Déutscben an sie berangetreten ist, auf ibre eigene Iwan II. Wasiliewitscb (1533—84), macbte das Reicb auf Art und Weise verarbeitet und sicb teilweise angeeignet. immer von ibnen frei. Er ist der Gründer der russiscben So bebaupten sie nocb beute eine besondere National- Macbt, der zweite Zar der Reussen, da sein Yater diesen tracbt; — wir müssen bier das fremde Wort nebmen, da Titel eingefübrt batte. Yon seiner Zeit an macbt sicb das deutscbe ^Volkstracbt" einen anderen Begriff bat, den Russlands Druck gegen den Westen bemerklicb, denn er wir bier vermeiden wollén. — kampft zuerst gegen Scbweden, Polen und Deutscbe, wie Polen Abnlicb ist es mit den Polen. Aucb sie werden in er denn aucb gegen Osten Kasan und Astracban gewann der deutscben Gescbicbte seit dem 9. Jabrbundert erwabnt, und unter ibm die Eroberung Sibiriens begann. Aucb anfangs selten, dann seit Otto L, unter dessen Regierung Turban musste sicb beugen unter ibn, die Kirgisen und das Cbristentum in Polen eingefübrt wurde, ofter, und seit selbst die Samojeden seinem WiUen geborcben. Er fübrte dem 13. Jabrbundert, seitdem die Scbwertbrüder und die die ersten Anfánge europaiscber Kultur bei seinen durcb deutscben Ritter ibre Nacbbam geworden waren, bleiben die lange asiatiscbe Knecbtscbaft verwilderten Horden ein, sie ebenfalls immer im Yerkebr mit den Deutscben. Aucb indem er besonders aus England Gelebrte, Künstler und sie baben zeitweilig auslandiscbe Konige gebabt, mebr- Handwerker berbeizog, aucb den Englandern in Archangel, mals die von Ungam, im 18. Jabrbundert aucb einen das damais zum erstenmal auf Scbiffen, und zwar von Deutscben, August von Sacbsen, aber ibre Tracbt bat sicb ibnen, erreicbt worden war, eine Faktorei einraumte. Er docb ganz eigentumlicb erbalten, stimmt aber in mancben legte, das beste Zeicben der erwacbenden Morgenrote, die Stücken mit der ungariscben überein, wie sie denn mit erste Bucbdruckerei in Moskau an. Freilicb waren es nur diesen überbaupt weit mebr barmonieren als mit den die allerersten scbwacben Strablen, indessen das weite Russen, die docb aucb slawiscber Abkunft sind, wie Reicb nocb in mongoliscber Finsternis scbmacbtete. sie selbst. Nocb zeigte sicb aucb in der Tracbt der asiatiscbe Russen Die Russen kommen dagegen mit unserem Yolke in Einfluss, der freilicb 100 Jabre zuvor nocb mebr füblbar Kopf- früberer Zeit in gar keine Berübrung. Die Nacbricbten war. Scbon die Kopfbedeckung der Yornebmen zeigte über sie reicben zwar aucb bis ins 9. Jabrbundert binauf, denselben im 15. Jabrbundert aufs deutlicbste. Eine sebr aber erst im 15. Jabrbundert treffen sie mit den Deutscben bobe zybnderformige, nacb oben sicb verbreitemde Pelz- an der Ostsee zusammen. Ibre Tracbt, obgleicb sie beute mütze, steif und mit kreisfôrmigem Boden, gewôbnlicb eine eigentümlicbe ist, bat sicb docb nicbt durcb sicb dunkel, méist scbwarz (Taf. 60, 4 u. 5). Im 16. Jabr- selbst so entwickelt, sondern ist seit Peter dem Grossen bundert bat sicb dieselbe verwandelt in eine kegelformige, mebr und mebr auf Befebl der Herrscber umgestaltet die mit kleinem, nicbt scbarf gerândertem Boden gewobn- worden. Bis zu jener Zeit war sie ibren eigenen ungestorteji licb aus Tucb oder Samt bestand und mit einem etwas Weg gegangen und zeigte daber durcb den regen Yerkebr aufwarts gericbteten Pelzrand wie mit einer Krempe um- mit den asiatiscben Yolkem eine grosse Menge asiatiscber zogen war Taf. 74, 1—3, 5 u. 10). Dieser Rand lief oft Momente, die beute fast kaum nocb in scbwacben Spuren vom in zwei, zuweilen aucb nocb binten in zwei Ecken bier und da aufzufinden sind. aus. Diese Mütze bat einige Abnlichkeit mit der des Zaren 33* Die Neuzeit. 260 die ebenfalls kegelformig war und reicbt und aucb nur sebr kurze Armel bat Jakrhundert, (Taf. 74, 10). im 15. Pelzrand hatte (Taf. 60, 6), nur bestand sie aus Wir konnen nicbt umbin, obwohl wir die einen Figur aufge- mit Edelsteinen verziert und trug auf der nommen baben, einige Zweifel an dem Scbnitt dieses Rockes Goldstoff, war Spitze eine kleine Krone. sowie an der Fussbekleidung auszusprecben, da wir in Die Haar- und Barttracbt war in beiden Jabrbunderten keiner anderen Quelle ein und Analogon dafür finden konnten. Haar ziemlicb dieselbe, dass im 15. der Vollbart bis- Unter dem Rock oder unter dem Kaftan, wenn dieser so nur weilen nocb bis auf die Brust reicbte, wie es besonders etwa an seiner Stelle diente, trug jeder Russe einen Leib- Leibrock bei den Alten beliebt war (Taf. 60, 4 u. 5). Übrigens war rock, der vom Gürtel abwarts gescblossen und vom Hals das Haar mittlerer Lánge, so dass es bis zum Obr- bis zum Gürtel von gescblitzt war, wie unser Hemd oder wie zipfel reicbte, und der Bart wurde gewobnlicb rund um die Bluse, aber aucb bier mit Knopfen gescblossen werden das Kinn massiger Lange gehalten (Taf. 60, 1—3, 10—12; konnte (Taf. 74, 1 u. 10). Er reicbte bis mitten auf die in 74, 2—5). Selten lief er unten spitz zu (Taf. 74, 1). Wade, und wurde durcb einen Gürtel um die Hüften an- Ebenso wie die Kopfbedeckung erinnerte aucb die scbliessend gebalten (Taf. 74, 1). Zuweilen wurde aucb Fussbekleidung der Russen im 15. Jabrbundert nocb der darüberliegende Rock gegürtet (Taf. 74, 4 n. 6), nicbt schuhe Asien und tat aucb grosstenteils nocb im 16., ob- aber der Kaftan. Aucb beute an es trâgt der niedere Russe wobl sicb bier bereits die europaiscben Moden füblbar Leibrock (Kittel) und darüber den weiten langen Oberrock, macbten. Sie trugen namlicb Stiefel, die bis zum Knie den er vorn übereinander scblagt und gürtèt; derVomebme reicbten und deren Spitze nacb Art der beutigen türkiscben dagegen trâgt nocb den ungegürteten Kaftan oder Pelzrock Scbube aufwarts gebogen war (Taf. 60, 1—6 u. 10—12; darüber. An Stelle des Leibrocks tritt bei den niederen 74, 2—5). Es war dies aber nicbt etwa der Scbubscbnabel Standen mancbmal aucb eine Jacke, Weste oder dergleicben. des 14. und 15. Jabrbunderts, wie wir ibn in Westeuropa Die Beinkleider, die nocb beute ein wesentlicber Beinkieider kennen gelernt, sondern es war die tartariscbe krumme Teil der Kleidung sind, waren es aucb scbon im 15. und Scbubspitze, die wir im Orient nocb jetzt vorberrscbend 16. Jabrbundert. Aucb damais scbon wurden sie oben stiefel finden. So waren aucb die Stiefel meistens aus buntem in die Stiefel gesteckt, so dass nur der Oberscbenkel und Leder (Taf. 60, 1—6; 74, 4 u. 5) und bei den Vornebmen das Knie von ibn en bedeckt war. Den Unterscbenkel gewobnlicb mit andersfarbigem Leder oder mit Stickereien scbützte der Stiefel. Selbst bei der Kriegsrüstung zog man verziert (Taf. 60, 4—6; 74, 2). den Stiefel über die Kettenbosen, wenn solcbe getragen oberkieid Nur in dem Oberkleid, obgleicb dasselbe ebenfalls wurden (Taf. 60, 11 u. 12), oder wenn nicbt, scbützte man morgenlandiscben Ursprungs war, fand sicb einige Ver- den Unterscbenkel aucb wobl durcb Metallscbienen, die wandtscbaft mit dem der abendlandiscben Vôlker, namlicb aussen um den Stiefel gelegt wurden und vom Knie bis Kaftan mit der Scbaube. Der Russe trug seinen Kaftan, der zum Knocbel reicbten (Taf. 60, 1 u. 2). statt Mantel diente, ziemlicb von demselben Scbnitt, wie Ibre Stammesverwandten, die Polen, von denen wir Polen; der Deutsche oder Franzose die Scbaube bis zum Anfang zugleicb aus dem 17. Jabrbundert in Taf. 85 einige Figuren des 16. Jabrbunderts trug, namlicb lang, weit, mit zurück- geben, stimmten darin mit ibnen überein, dass ibr Rock Rock mît fallendem Kragen und mit langen weiten oder aufgescblitzten gleicbfalls mit Scbnüren besetzt war (Taf. 74, 11; 85, 11), Armeln (Flügeln). Aucb deç Stoff war dort bei denVor- aber er war baufig kürzer und reicbte nur bis an die nebmen meist Damast, bei den niederen Standen Tucb Kniee. Dieser kurze Scbnürenrock gebôrt aucb nocb beute (Taf. 60, 4—6; 74, 2), sowie der Pelzbesatz gleicbfalls nicbt zur polniscben Nationaltracbt. Docb blieben zugleicb die feblte (Taf. 60, 4 u. 5). Nur eins batte der Kaftan ge- langen Rocken, wenn aucb weniger, immer im Gebraucb Schnur- wobnlicb mebr: den Scbnurbesatz an den Knopflocbem (Taf. 74, 9; 85, 12, 16 u. 18). Aucb der darüber geworfene besatz 60, 4 u. 5), welcben die Scbaube nicbt kannte. Solcber j¡ Pelzrock mit breit umfallendem Kragen war zuweilen lang Scbnurbesatz war aber, wie die Stiefel, alien drei Voikem (Taf. 85, 16), meistens aber ebenfalls kurz, indessen er bei als besondere Tracbt eigentümlicb und ist es aucb bis den Russen immer lang war. Statt. seiner trug man im beute geblieben, mit der Ausnabme, dass die Scbnüre bei 17. Jabrbundert oft einen eng um den, Hals scbliessenden den Russen seit vorigem Jabrbundert durcb die anbefoblene Mantel von mittlerer Lange (Taf. 85, 9—12, 15). Bein- Mantel Tracbt fast ausser Gebraucb gekommen sind. kleider trugen aucb die Polen, aber sie waren eng und Beinkleider Der Kaftan reicbte bis auf die^Knocbel. Unter dem- darin den Rockarmeln abnlicb. Vom Knie abwarts scbützte selben trugen die Vornebmen einen fast ebensolangen der Stiefel, docb batte er nicbt die asiatiscbe aufwarts stiefel Rock Rock, vom mit Knopfen vom Gürtel bis zum Halse ge- gebogene Spitze (Taf. 74, 9, 11 u. 12; 85, 9—12, 15—18). scblossen, wobei wieder der Scbnurbesatz eine Rolle spielte In der Fussbekleidung also wie in der Kopfbedeckung (Taf. 60, 5; 74, 2 u. 3), vom Gürtel abwarts offen. Die spracb sicb der Unterscbied gegen die ostlicben Nacbbarn Armel waren eng, der Kragen klein (Taf. 60, 5; 74, 2 u. 3), ganz entscbieden aus. Denn aucb die letztere war bei und nur bei den unteren Standen, wo dieser Rock den den Polen eigentümlicb. Sie war eine bobe Mütze obne Mutze Kaftan ersetzte, ■ gross und breit (Taf. 74, l). Scbirm oder Krempe, rundüm mit einem Pelzrand besetzt, In Weigels Tracbtenbucb findet sicb ein russiscber an welcbem, meist in einer Agraffe, eine Feder oder ein Krieger mit einem solcben Rock, der nur bis an die Kniee Federbuscb stak (Taf. 74, 9 u. 11; 85, 9—12, 15, 16 u. 19). II. Die Russen, Polen und Ungarn im 15. und 16. Jahrhundert. 261 Spater wurde der hohe Kopf mit viereckigem Boden vor- als môglicb trugen, um jenem abnlicb zu werden (Taf. 74, herrschend und noch lieute ist diese Mütze, ebenfalls 7 u. 8). Sie scblitzten aucb den Rand und zieiten sie mit unten mit Pelz besetzt, die den Polen auszeicbnende Straussenfedern, docb wurde sie kein Barett, sondern blieb Nationaltracht und die Grundform der Tscbapka bei den immer trotz aller Verwandlungen eine ungariscbe Mfitze Ulanen. (Taf. 74, 14). Haar und Das Haar trugen die Polen kurz; der Bart war Das Haar trugen die Ungarn im 16. Jabrbundert nur Haar und meistens bis auf den Scbnurrbart abrasiert (Taf. 74, 9, 11 balblang wie die Deutscben (Taf. 74, 7) oder ganz kurz u. 12; 85, 9—12, 15—19). (Taf. 74, 8, 14 u. 15), den Bart dagegen voll, besonders den Ungarn: Die Un g am waren unter den drei Volkern am Scbnurrbart lang und in eine Spitze auslaufend (Taf. 74, meisten mit den Deutscben in BerüLrung gekommen, da- 6, 7 u. 13-16). her finden sich auch bei ihnen die friihesten und tiefsten Immer blieb der Scbnfirenrock als Oberkleid vor- oberkieid Spuren dieses Einflusses. Derselbe ging, wie schon an- berrscbend, mocbte er nun aucb bis zum Knie reicben oder gedeutet wurde, nicht so weit, dass sie die einheimische nocb langer oder kfirzer sein (Taf. 74, 15). Unter dem- Tracht aufgegeben oder die westliche angenommen batten, selben trug man einen ziemlicb engen Rock, der an den Rock aber docb weit genug, um kleine Anderungen der ersteren Seiten von unten auf lange Scblitze batte und vom Gfirtel durcb die letztere zu bewirken, so dass sicb ein Produkt bis zum Halse vorn in der Mitte der Brust durcb Knopfe beider bildete. So finden wir die ungariscben Frauen gescblossen war. Seine Armel wareb baufig von der Frauen- im 15. Jabrbundert mit boben spitzen Hauben aus Gold- Acbsel an gescblitzt, so dass sie ganz zurfickfielen (Taf. 74, haube deren Spitze der lange Scbleier berabfallt und 7 u. 14) und das darunter befindlicbe Leibgewand sicbtbar Leibrock fiber den linken Arm getragen wird (Taf. 60, 9) oder mit werden liessen, das ebenso eng, aber kfirzer war und ganz runden anscbliessenden Hauben, abnlicb denen in Deutscb- eng anscbliessende lange Armel batte. Der Gfirtel, der land (Taf. 60, 8); unter beiden wird das Haar vollig ver- aus einem farbigen, mebrmals um den Leib gewickelten borgen gebalten, gerade so, wie die franzosiscbe Isabeau Scbal bestand, bielt den Rock fest an den Hfiften (Taf. 74, Locken der es vorscbñeb. Dementsprecbend finden wir bei den 7 u. 14). Die Beinkleider waren und blieben anliegend, Hosen und Mannern lange wallende Locken bis auf die Scbultern und staken, wie aucb nocb beute, in den Stiefeln, die meist Jacke (Taf. 60, 7) und nicbt selten eine kurze Jacke mit ein- bis fiber die Kniee (Taf. 74, 13—16), seltener bis zur balben gesetztem Bruststfick aus Goldstoff oder mit Stickereien, Hobe des Knies, binaufreicbten (Taf. 74, 14). dazu knapp anliegende Beinkleider. Nur die Fussbekleidung bebaupteten selbst diese Stutzer nacb einbeimiscber Art: 2. stiefei sie trugen Stiefel, Kriegstraeht. wenn aucb nur balbbocb, und ebenso blieb der Mantel lang und weit und wurde nicbt mit Aucb bier findet sicb bei alien drei Volkern manches dem luftigen Mantelcben der westlicben Mode vertauscbt Gemeinsame, wie die sensenartigen Hiebwaffen, der Bogen Frauen: (Taf. 60, 7). Die Frauen trugen den Mantel ebenfalls und der krumme Sabel. Aucb der Streitkolben konnte Mantel nacb der Landessitte, balblang, etwa bis zum Knie und nocb genannt werden. vorn auf der Brust durcb Spange oder Kette gebalten. Unter den Scbutzwaffen der Russen erinnert der Russen: Der Saum war rundum reicb mit Gold bestickt und der scbone, oben zugespitzte Helm mit Obren- und Nacken- Helm Mantel selbst aus Samt oder Seide (Taf. 60, 8 u. 9). Ebenso scbild samt einem Scbutzbfigel ffir die Nase an die beutigen Kieid waren die Kleider der Vornebmen kostbar und, ganz wie und einstigen Bewobner des Kaukasus (Taf. 60, 1—3). Er bei den westlicben Volkem nacb Beseitigung der Scbleppe, bestand aus Eisen und war baufig, wie das Panzerbemd Gürtei unten mit breitem Pelzstreifen besetzt. Der Gfirtel lag aus Eisenringen, mit zierlicber Arbeit aus gelbem Metall fiber den Hfiften, docb nicbt zu bocb und nicbt zu tief. verziert (Taf. 60, 1, 11 u. 12). Das Panzerbemd batte Panzerhemd Der Ausscbnitt war selbst im 15. Jabrbundert immer . meist Armel bis zum Ellenbogen (Taf. 60, 1, 2, 11 u. 12), massig und anstandig, so dass die Sitte nicbt beleidigt zuweilen aucb statt derselben einen Goller aus Eisenringen wurde. So konnte die Mode weder bei den Frauen, nocb (Taf. 60, 3). Der Unterarm war durcb Eisenscbienen schienen bei den Mannern zu unbedingter Herrscbaft gelangen, aucb gegen aussen gesicbert (Taf. 60, 1, 3 u. 12). Das Panzer- nicbt im 16. Jabrbundert. Denn aucb jetzt, wo im-Westen bemd reicbt bis mitten auf den Oberscbenkel, indessen die Scbbtze, das Barett und die Entenscbnabel und spater der darunter liegende Waffenrock fast bis zum Knie die spaniscbe Halskrause, der Gansebaucb und das Mantel- binabbing. Die Unterscbenkel waren durcb Stiefel oder cben berrscbten, blieb man in Ungarn docb der alten aucb nocb durcb darangelegte Schienen gescbfitzt (Taf. 60, Sitte in den Hauptstficken treu. 1—3), wenn nicbt Kettenbosen in die Stiefeln binabgingen Peizmütze Denn nocb immer war die hobe runde Pelzmfitze (Taf. 60, 11 u. 12). mit stolzem Federbuscb und berabbângendem Beutel die Die aus den sfidlicben Gegenden des Reicbes hervor- bocbste Zierde des Kopfes (Taf. 74, 15) und ging sogar gebenden Truppen, die Horden des scbwarzen Meeres, des Truppen aus mit Stepban Batbory als anerkannte Tracbt nacb Polen Don und Dniepr, ffibrten keine Eisenrfistung, sondern nur Vei-andert binfiber (Taf. 74, 11), wenn aucb einzelne Ffirsten und lederne Jacken von der Form der Kettenbemden, ebenso Edle dem Barett zu Liebe diese bobè Mfitze so niedrig lang und mit weiten kurzen Armeln wie diese (Taf. 60, 10). 262 Die Nenzeit. Ihr Helm oder ihre Haube war oben zugespitzt und glich den Russen oft ein Eisengoller aus Scbilden (Taf. 74, 12) etwas den Eisenbelmen durch die Obren- und Nacken- oder wie bei den Bôbmen (Taf. 60, 13) ein solcber aus scbilder und den Nasenbügel. Sie trugen weite Beinkleider Kettengeflecbt, der gleicb an der Haube festsass. Die und Stiefeln wie die anderen, Sie bildeten mit Bogen und TJnterscbenkel waren aucb gepanzert, zuweilen mit Scbienen, schienen Pfeil bewaffnet die leicbten Truppen und fiibrten übrigens zuweilen aucb mit Strümpfen aus Kettengeflecbt wie bei den krummen Sabel wie die anderen. den Bôbmen (Taf. 60, 13), oder aus Scbuppenreiben, die Ganz eigentümlicb war die Kopfbedeckung der Krieger, mit scbmalen Eisenbândern abwecbselten (Taf. 74, 12). Oft Alls westen die aus den mittleren westlicben Teilen des Reicbes waren sie aucb bloss mit Lederstiefeln bedeckt (Taf. 85, 18). stammten. Es war dieses eine Mütze aus Kettengeflecbt, Unter den Angriffswaffen müssen wir aucb bier die die wie ein Topf mit etwas breiterem Boden auf den Kopf Sense in erster Reibe nennen; sie war aucb bei den Sense gestiilpt war. Aucb sie batte Obren- und Nackenscbirm Bôbmen gebrâucblicb (Taf. 60, 13). Neben ibr zunâcbst (Taf. 60, 11 u. 12) und war zuweilen bei den Vornebmen die Lanze und der Sâbel (Taf. 74, 9), der aucb dann und Lanze oben auf dem stark unterlegten Boden mit kostbaren wann gerade ist wie bei den Deutscben (Taf. 74, 12), und sabei Steinen, Goldrandern und dergleicben verziert. Ibr unterer für die Anfübrer nocb der Streitkolben, der bald, wie wir streitkolben Rand ging mitten über die Nase, so dass die Augen durcb bei den Russen bescbrieben, mit einzelnen Flügeln besetzt das Eisengeflecbt lugen mussten, freilicb aucb von dem- ist (Taf. 74, 12; 85, 18), bald aucb eine mit Zacken oder selben Sebutz empfingen. Knôpfen besetzte Kugel bildet (Taf. 74, 9). Bogen und schiid Die Scbilde waren zwar nocb im Gebraucb, aber eben Pfeil war ebenfalls sebr gebrâucblicb. im Absterben durcb die neu auftaucbenden Feuerwaffen, Die Ungarn kannten zwar die voile Eisenrüstung Ungam: die im 16. Jabrbundert bereits ibren Weg bis zum fernen recbt gut, scbeinen sicb derselben aber seltener als die Osten gefunden batten (Taf. 74, 4 u. 5). Deutscben bedient zu baben. Ibre Kampfart war von Bogen Unter den Angriffswaffen stand der Bogen obenan. jeber die der leicbten Reiter und ist es aucb nocb beute. Er war in alien Gegenden des Reicbes bei alien Stammen Sie sind die besten Husaren, wie sie die ersten waren. Husaren im Gebraucb (Taf. 60, 3 u. 10; 74, 10). Neben ibm am Diese Truppengattung stammt von dort. Demgemâss flnden Sense meisten in Anseben stand die weitreicbende Sense, eine wir aucb aus dem 15. und 16. Jabrbundert ibre Krieger an langem Stiele befestigte sensenartige Klinge von 60 bis meistens obne besonders scbwere Scbutzwaffen und selbst 90 cm Lánge (Taf. 60, 12; 74, 5), die wegen ibrer grosser. ibre Scbwergepanzerten gewôbnlicb obne Scbienen am Unter- ohne Scbarfe eine entsetzlicbe Waffe war. Da die Scbneide scbenkel, als woUten sie der Rosse wegen sicb dieses Glied an der konvexen Seite lag, so kann man diese Waffe aucb beweglicber erbalten als es im Eisen môgb'cb ware. Nur ebensogut Streitaxt oder wegen des langen Stieles Helle- der Oberscbenkel ist dann gepanzert und zwar gewôbnlicb barde nennen. W^ir wablten, da die wirklicbe Sense beute mit Scbuppen (Taf. 74, 16); vom Knie abwârts deckt nur nocb die Hauptwaffe der Polen ist, diesen Ñamen, da es der Stiefel das Bein (Taf. 74, 13 u. 16). Docb ist dies jenen Vôlkern wobl vorzugsweise darauf ankam und an- nur der zumeist vorkommende Fall; es gibt aucb andere, kommt, eine lange scbneidende oder bauende Klinge an wo der Unterscbenkel bescbient ist (Taf. 74, 6). Aus langem Stiele zu fiibren. Hierin stimmen jene früberen Scbuppen besteben aucb oft ibre Armbüllen (Taf. 74, 16) sabel Waffen mit der Sense überein. Der Sâbel war krumm, und ibre Brustpanzer aus scbmalen Reifen (Taf. 74, 13 u. Panzer nacb vorn breiter und dann plôtzlicb zugespitzt nacb Ai't 16). Es gibt aber aucb solcbe aus einem Stück wie man der Tûrkensâbel. Er wurde in lederner, metallbescblagener sie in Deutscbland trug (Taf. 74, e)- — Her Helm, der Heim Scbeide getragen. Der Griff batte eine einfacbe Parier- sonst nicbts Eigentümlicbes zeigt, bat mit dem der Russen streitkoiben stange (Taf. 60, 1—3, 10—12). Der Streitkolben wurde und Polen den Nasenbügel gemein (Taf. 74, 6 u. 16). gewôbnlicb nur von den Anfübrern gebraucbt und bestand Wie bei den Polen Lanze und Sense, so war bei den meistens aus secbs oder mebreren Metallplatten, die wie Ungam der Bogen die Hauptwaffe. Mit grosser Gewandt- Bogen Flügel eines Rades an dem Stiel befestigt waren (Taf. 60,1). beif scbossen sie ibre Pfeile im wildesten Jagen der Pferde Polen: Aucb bei den Polen finden wir unter den Sebutz- ab und trafen ibr Ziel. Daber bebielten sie diese Waffe Panzer waffen Panzer, aber nicbt immer aus Kettengeflecbt, son- aucb nocb lange Zeit nacb Erfindung der Feuerwaffen dern baufig aus Scbuppen (Taf. 74, 12; 85, 18), wozu (Taf. 74, 14). Neben ibm war der krumme Sâbel (Taf. 74, sabei eben solcbe Beinkleider gebôrten. Docb waren bei ibren 6, 7 u. 14) am wicbtigsten. Aucb bei ibnen finden wir Stammverwandten und Nacbbarn, den Bôbmen, die Ketten- den Streitkolben gebrâucbbcb; er bat aucb bier bald die streitkolben bemden und Kettenbosen beliebter (Taf. 60, 13). Aucb zackigen Flügel (Taf. 74, 6 u. 7), bald ist er eine Kugel Helm der Helm der Polen bestand samt den Armscbienen aus (Taf. 74,13). Aucb die Streitaxt findet sicb ôfter (Taf. 74,16). Scbuppen, die auf eine feste Unterlage genietet waren. Die Von den Gerâtscbaften dieser drei Vôlker aus jenen Gerate Brustpanzer batten zuweilen einen Scburz von den Hüften Jabrbunderten bemerken wir, dass nacb und nacb die ein- bis balb zum Knie, der aus Leder oder Zeug bestand beimiscben gegen die ibrer westbcben Nacbbarn vertauscbt (Taf. 74, 12), oder reicbten aucb mit einem kurzen Panzer- oder bâufiger nacb denselben mebr oder weniger umge- scboss nocb breit über die Hüften binaus (Taf. 74, 9). wandelt wurden. Dieser Prozess ging aber gerade so Den Hals und die obéré Brust scbützte âbnbcb wie bei langsam vonstatten, wie sicb ibr übriges Leben dem der III. Die Türken und Mauren im 16. Jahrhundert. 268 Westeuropaer annaherte. Die Ungarii waren dabei immer Mütze gelegt und dann um Kinn, Sebultem und Brust ini Vorsprung; die Eussen, trie sie am femsten wolmten, gezogen wie die beutige Coffia (Taf. 76, 8). Oder es be- Coffla aucb stets im Naclitrab. deekte aueb nur den Kopf, der dureb den Sebleier oder Wir wenden uns nun von ibnen nocb etwas weiter einen Sebal sebon verbüllt war, und bing dann, dureb eine nacb dem Orient zu ibren gemeinsamen Nacbbarn und Sebnur oben festgebalten, im Naeken berab (Taf. 76, 6). deren weit im Westen wobnenden Gla'ubensverwandten. Die Kapuze, am Mantel festsitzend, war aueb jetzt Kapuze und ist bis beute eine beliebte Kopfbedeekung bei stür- —< misebem Wetter und dergleieben (Taf. 76, 4). Sie wurde noeb über den Turban gezogen, wie aueb Konige die Krone auf demselben trugen (Taf. 76, 3). III. Die Tûrken und Mauren Der Mantel war sebr weit und ziemlieb lang, so dass Mantel er bis unter das Knie reiebte im 16. Jabrbundert. (Taf. 76, 9). Er bestand bei den Yornebmen aus feinem Tueb, bei dem Yolke aus einer (Tafel 76. Quellen: Owen Jones, Jost Amman, Wagners Art Fries von grauer oder bellbrauner Farbung (Taf. 76, Trachtenbuch.) 2, 4 u. 9). Konige trugen ibn in leuebtenden Farben (Taf. 76, 8). Die Frauen bedienten sieb statt des Mantels Wie wir im X. Abscbnitt des Mittelalters die Mauren eines grossen weiten Uberwurfs, der, über den Kopf ge- mit den Spaniem zusammen betracbteten, weil sie deren legt, alies bis auf das Gesiebt verbüllte und doeb noeb Nacbbarn waren und als Bewobner ein und derselben bis zu den Knieen reiebte (Taf. 76, lu. 6). Halbinsel in steter Beziebung zu ibnen blieben, so baben Unter dem Mantel trug man ein oder zwei K1 eider. Kieid wir in Taf. 76 die Mauren mit den Türken zusammen- War nur eins im Gebraueb, so batte dasselbe weite lange manner gestellt, niebt nur, weil sie Giaubensgenossen waren und Armel und reiebte bis fast auf die Knoebel. Mittels eines beide unter dem Koran lebten, sondem besonders darum, um den Leib geseblungenen SebaJs bess es sieb bei der weil dureb diese Glaubensgemeinscbaft und dureb deb Reise oder dergleieben gürten und dadureb kürzer maeben Geborsam beider gegen dasselbe religiose Gesetz in ibrer (Taf. 76, 3). Wurde noeb ein zweites Kleid getragen, so Sitte und Lebensweise und so aucb in der Traebt mancbes war dieses ebensolang und weit wie das erste, über dem übereinstimmend geworden ist, was ursprungbcb gewiss es lag, batte aber kurze Armel. Dieses wurde zuweilen verscbieden war. Denn wir wollen niebt ausser acbt lassen, statt des Mantels getragen. dass sie in Spraebe und Abstammung gar nicbts mitein- Ausserdem war es Sitte, einen Leibrock (Hemd) Hemd ander gemein baben. Die Türken sind Asiaten vom Aral- mit engen langen Arm ein zu tragen, der aber bei den See, die Mauren Afrikaner vom Atlas. Aber da sie beide Mannern kaum bis ans Knie reiebte (Taf. 76, 3 u. 9) und dureb die Araber (die Mauren 709, die Türken 830) unter- aueb niebt so weit war als die übrigen Kleider. Bei den worfen und zum Koran bekebrt, aueb beide von ibren niederen Standen moebte wobl der Leibroek, die Bein- Bekebrern eine Zeitlang regiert wurden, so lasst es sieb kleider imd der Mantel oder das Oberkleid die ganze Be- begreifen, dass sie von denselben manebes annabmen und kleidung ausmaeben. Kinder begnügten sieb mit dem sieb auf diese Weise am Atlas und am Oxus gleiebe Ge- Leibroek (Hemd) ganz allein (Taf. 76, 5), und er batte brauebe einfübrten, die aueb manebe TJbereinstimmung in bei ibnen wie bei den Frauen kurze Armel, ganz wie dies der Traebt naeb sieb zogen. Doeb waren und blieben beute von unseren Hemden gilt. es trotz alledem zwei sebr versebiedene Yolker und wir Beinkleider waren bei beiden Gesebleebtern in Beinkieider werden sie daber aueb gesondert betraebten. Gebraueb (Taf. 76, 1—3). Sie waren oben weit, naeb unten enger und wurden um die Knoebel festgebunden 1. Die Mauren. oder in den Sebub gesteekt. Sie waren ofter farbig als weiss und bestanden aus leiebtem BaumwoUenzeug, bei Was wir sebon in dem erwâbnten früberen Absebnitt den Yornebmen aueb wobl aus Leinwand oder Seide. (S. 200 f.) von den spaniseben Mauren des 14. und 15. Jabr- Die Frauen trugen über dem Hemd und den Bein- Frauenkieid bunderts gesagt baben, konnten wir bier von denen des kleidern ein Kleid mit kurzen weiten Armeln oder obne 16. Jabrbunderts in vielen Stüeken wiederbolen; wir be- solebe. Es reiebte bis auf die Knoebel und wurde ge- sehranken uns also darauf, das bervorzu^eben, was etwa gürtet (Taf. 76, 6—8), konnte also dadureb aueb gekürzt untersebeidend genannt werden kônnte. werden (Taf. 76, 1), ebenso das etwa noeb darüberliegende Als Kopfbedeekung trugen Manner und Frauen Oberkleid. Brust und Hals war ausserdem (Taf. 76, 1 Fes den Tarbuseb, die rote türkisebe Mütze (Taf. 76, 1, 7 u. 9), u. 6) dureb den Kopfbebang (Mantilla) oder einen Sebal Mantilla bisweilen mit weisser TJntermütze, wie das noeb beute bedeekt, den sie an dessen Stelle benutzten (Taf. 76, 7). üblieb ist (Taf. 76, 1). Um denselben legte man in künst- Als Fussbekleidung dienten den Yornebmen Sebube, schuUe Turban licbeu Yerscblingungen einen langen weissen Sebal, der die bis zum Knoebel reiebten und, einen kleinen Seblitz bisweilen aueb noeb Kinn und Naeken verbüllte (Taf. 76, am oberen Rande ausgenommen, sieb dem Fusse vollstândig 2—4, 7 u. 9). Oder es wurde ein Tueb glatt über die anseblossen (Taf. 76, 1-3). Die geringeren Stande be- 264 Die Neuzeit. Saiidaicn dicntcn sich liaufig der Sandalen (Taf. 76, 5, 6 u. 8) oder (Taf, 76, 15). Die Mütze batte, wie die der Trabanten Trabantcn gingen auch wohl ganz barfuss (Taf. 76, 7). (Taf. 76, 14), keinen Turban, sondern nur einen breiten Übrigens gilt von den Mauren des 16. Jahrbunderts Goldstreifen am unteren Rand. alies das, was "wir von denen des 14. und 15 gesagt, in- Die Frauen tiugen ein Fes, das je nacb dem Stande Frauenfes soweit es nicbt dem eben Angefiihrten widerspricht. Was gescbmückt war. Die Vornebmsten zierten es mit Gold bier etwa unvollstandig erscbeint, moge man von dort er- und Perlen (Taf. 76, 18) und banden aucb wohl einen ganzen, da wir es nicbt Aviederbolen w.ollten. kostbaren Scbal als Turban darum (Taf. 76, 13). Seine Farbe war damais nocb keine bestimmte, daber konnte das Fes aucb aus Goldstoff besteben. Bei der Sultanin war Suitauiu 2. Die Türten. die Krone nacb Art einer kegelformigen Mütze gestaltet, Wir treten bier vor jene asiatiscben Horden bin, die um welcbe unten der Reif mit seinen Zacken und Ver- aus den Steppen des Aralsees nacb Westasien und von zierungen lag (Taf. 76, 17). Unter demselben quoU der da nacb Europa vorgedrungen waren, die Herrscbaft der kostbare doppelte Seidenscbleier hervor und flatterte in byzantiniscben Kaiser gestiirzt und als Erben deren Hin- reicben Falten den Rücken binab. — Geringere Frauen terlassenscbaft angetreten batten. Sie setzten sicb am begnügten sicb mit einer einfacben Mütze aus Filztucb, goldenen Horn fest und genossen in voUen Zügen die wie solcbes von den Tartaren seit den altesten Zeiten ver- Herrlicbkeit des eroberten Reicbs. fertigt wurde. In der Tracbt bebielten sie ibre früberen Formen bei, Das Haar scboren die Manner bis auf einen kleinen Haar bedienten sicb aber mit Freuden der kostbareren Stoffe, Büscbel am Scbeitel vollig ab (Taf. 76, 10—12, 14—16); die ibnen nun zu Gebote standen, wie sie dies aucb scbon die Frauen trugen es Iang und frei flatternd (Taf. 76, 13, in Kleinasien nacb Moglicbkeit getan batten. So finden 17 u. 18). Der Bart genoss grosser Pflege und wurde fast Bart wir denn bier auf europaiscbem Boden ganz unverfalscbte immer als Vollbart in mittlerer Lange ruud um das Kinn asiatiscbe Tracbten. gebalten. In der Kopfbedeckung, um gleicb beim Haupte Die Kleider waren nacb Stoff und Zabi je nacb den zu beginnen, spricbt sicb dies scbon deutlicb aus. Die Standen verscbieden, der Form nacb ziemlicb gleicb. Als Mütze meisten Mützen sind bocb und kegelformig, und es scbeint Oberkleid trug der Mann einen langen weiten Rock mit Kaftan fast, als babe die Wichtigkeit des Amtes ibren Ausdruck kurzen weiten Armeln, die kaum den Ellenbogen er- aucb in der Hobe der Mütze finden soUen. Denn von reicbten, zuweilen aber nocb mit langen Flügeln bis zur Turban ungebeurer Grosse ist der Turban des Sultans, der aus Erde bedacbt waren (Taf. 76, 11, 14—16). Er wurde einer 45 cm boben spitzen Mütze und einem Wulst be- mittels eines Scbals über den Hüften gegürtet. Die Vor- cartel stebt, der 30 cm bocb und 45 cm breit ist. Der Turban nebmsten legten bisweilen nocb über diesen Kaftan einen ist weiss, die Mütze rot, der Federbuscb auf ibrer Spitze zweiten an, der dann aus nocb kostlicberen Stoffen bestand scbwarz (Taf. 76, 16). Abnlicb, wenn aucb kleiner, waren als der erste; so war der des Sultans aus Golddamast und die Turbane der Pascbas, Offiziere und Soldaten, wenn mit Hermelin gefüttert (Taf. 76, 16), indessen der innere aus dieselben sicb nicbt etwa, wie einzelne Abteilungen, durcb Samt mit Silber bestand. Dann fielen auch die Flügel besondere Kopfbedeckungen auszeicbneten. Diese waren der Armel dem âusseren zu, und der innere batte nur kurze einesteils Zeicben des Amtes, andererseits Zeicben der weite Armel. Der Gürtel blieb aber bei diesem; der Horde oder des türkiscben Stammes, dem der einzelne ausserste war ungegürtet. angeborte. Das Janitscbaren-Museum zu Konstantinopel Unter dem Oberkleid trug man den Rock, der bald Rock zeigt, dass gewisse Stamme oder Abteilungen stets eine lang bis auf die Füsse (Taf. 76, 10 u. 16), bald aucb nur besondere Tracbt beibebielten, wenn icb den Wacbter des- kurz bis zum Knie reicbte (Taf. 76, 14). Letzteres war selben (der selbst ein aus dem allgemeinen Blutbad ge- für die Truppen das bequem ere und sie boben aucb das retteter Janitscbar war, wie das eingeatzte Zeicben auf lange Uberkleid vom an den Zipfeln auf und zogen diese seinem Arme bewies) ricbtig verstanden babe. unter dem Gürtel durcb, so dass der Scbritt nicbt weiter Die boberen Beamten trugen oft keinen Turban, son- gebindert wurde (Taf. 76, 14 u. 15). Der Rock batte lange, derii statt desselben um die bobe Mütze ein breites Gold- vom anscbliessende Armel^ die nacb oben bin etwas weiter band gelegt. Jene war bald spitz (Taf. 76, 10), bald ab- wurden, docb obne lastig zu werden (Taf. 76, 11 u. 14—16). gestumpft (Taf. 76, 11), bald aucb mit berabbangendem Er bestand bei den geringeren Standen aus Tucb, bei den Federbuscii Beutel verseben (Taf. 76, 12). Ein Federbuscb auf der boberen aus Seide oder Samt. Aucb Goldstoff wurde dazu Spitze, bald scbwarz, bald weiss und ebenso nacb den verwendet (Taf. 76, 10). Einen Kragen scbeint er nie ge- Federn, aus denen er bestand, verscbieden, batte gleicb- babt zu baben; aucb das Uberkleid batte keinen (Taf. 76, falls seine bestimmte Bedeutung, so gut wie- die Farbe der 16) oder nur eiiien kleinen Kragen (Taf. 76, 10, 14 u. 15). Mütze. Aucb die Leibwacbe war in besondere Uniform Die Beinkleider waren trotz der langen Rocke bei Beinkieider Janitscharen gekleidet und besonders bewaffnet. So trugen die Ja- beiden Gescblecbtern im Gebraucb und reicbten unten bis nitscbaren eine bobe stumpfe Mütze mit niederbângender in die Scbube oder Stiefeln, die man darüberzog (Taf. 76, Schuhe Klappe oder Beutel und einen Federbuscb über der Stirn 11, 14 u. 15). III. Die Tûrken und Mauren im 16. Jahrhundert. 265 Rôcke mit Aucli bei den Türken, wie bei ibren Schnûren Nachbaxn, den war, eine gewaltige Wucbt. Das Heft war nur mit Polen, einer wa.ren die Scbnüre auf dem Rock sebr einfacben geraden verseben gebraucblicb und ebensowobl Parierstange bei den Frauen (Taf. 76, 11). (Taf. 76, 13, 17 u. 18) als bei den Mânnern. Im wesentlicben ist die türkiscbe Die Tracbt Frauen: ersteren unverandert trugen ein Unterkleid, Verande- das dem Anscbein geblieben, denn wenn aucb seit 1826 nacb durcb Mabmud Kieid II. vorn volbg gescblossen war und bei den niederen • dTie JT • amtscb1 aren vernic1btet Nenzeit und die Standen Truppen allmablicb Baumwolle, mebr aus bei den boberen aus Seide bestand. und mebr so dass sie Es batte europaisiert wurden, Rock und enge lange Armel bis jetzt zum Handgelenk (Taf. 76, Beinkleider tragen wie die 13, 17 18) und reicbte bis Deutscben, und wenn aucb der u. auf die Knôcbel. Über dem- Turban für sie beseitigt und mit dem selbeu blossen ein Fes oberkieid ebenso ver- lag langes Oberkleid mit weiten Armeln, tauscbt ist, so docb ausser dem Hof und das vorn offen trâgt dem Militar war und meist aus gemustertem Zeug be- niemand die europaiscbe Tracbt, sondern der Türke stand, in dessen Farbung horizontale Parallelstreifen gebt vor- nacb wie vor im Turban, in den weiten berrscbten. in Hierbei liessen es die faltigen Hosen, geringeren Stánde be- roten ledernen Pantoffeln, in einer Weste und Jacke oder wenden, indem sie das letzte Kleid mit einem bunten Scbal einem kurzen Rock mit Vornebme unzâbligen um die Hüfte gürteten. Knôpfen, begnügten sicb damit nicbt, sondem den breiten Scbal, und beim er über dem zwei legten nicbt selten nocb ein Ausgeben ebensolcbes trâgt zweites Kleid von alien oberkieider nocb gem den Kaftan. Farbe langen an, das gleicbfalls aus Seide bestand und Die europaiscbe Tracbt bat also nocb keine Handbreit dem vorigen im Scbnitt gleicb war, nur dass dann eins von Boden gewonnen ausser den Palasten des Hofes beiden und den gar keine Armel batte. Über die ganze Klei dimg Kasernen. Das Fes bat nocb den meisten wurde von den bocbsten Frauen Erfolg nicbt selten, errungen, nocb eine lange aber die Zabi der Turbane ist docb bei weitem Jacke Jacke angelegt, deren Scbosse bis mitten grosser. zwiscben Hüfte Tracbten lassen sicb einmal, aucb Russland nicbt aus- und Knie reicbten; sie wurde aus den kostbarsten Stoffen genommen, nicbt kommandieren, weder im nocb verfertigt, batte meist Orient, ganz kurze weite Armel (Taf. 76, im Okzident. 13), bisweilen mit Flügeln (Taf. 76, 17); seltener reicbte sie tiefer und batte langere Armel (Taf. 76, 18). Im oberen »—<♦«>♦> — Teü lag sie dicbt anscbliessend am Korper und batte Scbnüre auf der Brust und an den Armeln; ein Scbal gürtete sie. IV. Die Mexikaner sciimuck Um den Hals trugen die Frauen, je nacb ibrem im 16. Jabrbundert. Stande, golden-e Ketten, Perlenreiben und auf der Brust Scbmuck aus Gold und Edelsteinen (Taf. 76, 75. 17 (Tafel Quallen: u. 18). An Clavlgero, Chaterwood, Ferrarlo, Guhls den Hand- und Fussgelenken lagen Bander Denkmâler, Museen zu Gold Berlin oder und aus Paris.) Perlen, und aucb an den Kleidern wurde als Besatz das Wir baben dieses Yolk als das edle Metall oder wicbtigste der von sonstiger Scbmuck den nicbt gespart. Spaniern bei ibrer Amerikas schuhe Die Fussbedeckung der Frauen Eroberung bestand in Scbuben vorgefundenen Kulturvolker einer besonderen Tafel wert aus gelbem oder rotem weicben Leder, wie Volker- gebalten, weil es jene in ibnen der westlicbe Kontinent scbaften der ,zur Zeit des 16. Steppe seit undenklicben Jabr- Zeiten zu bereiten bunderts sicb am besten und versteben. vollendetsten Die' darstellt. Zwar Scbubspitze war etwas aufwarts gekrümmt, ist beute von ibrer wie damaligen Tracbt nocb beute mebr (Taf, 76, 17). Die Scbube reicbten wenig bocb- übrig, obgleicb der bis Zeitraum, der uns von ibnen stens an die nur drei Knôcbel binauf. Die trennt, Manner trugen Jabrbunderte misst; docb ist die ebenfalls Tracbt der Scbube Indianer Nord- (Taf. 76, 14—16) ganz abnlicber Art, amerikas aucb beute nocb bisweilen abnbcb. Die aucb Stiefeln jener Mexikaner (Taf. 76, 11). sind aber von den einbeimiscben Volkern Waffen XJuter die Waff der Türken im Jabr- dasjenige, welches en war 16. immer am meistén die Teilnabme Gewehr bundeit aucb scbon das Feuergewebr Europas erregt bat, aufgenommen (Taf. 76, und aucb in der zweiten Halft« des 15), freilicb in derselben vorigen Jabrbunderts aufs Ausbildung, die es bis dabin in neue in Ansprucb nabm. Yon einem kann bei Westeuropa erreicbt batte, d. b. ,Kostüm" mit dem Luntenscbloss. ibnen in Zeit trotz der Bogen Neben jener demselben blieben aber mangelbaften Bogen und Pfeil nocb Bekleidung lange (abnlicb wie im alten wobl in Anseben Àgypten) insoweit die Rede (Taf. 76, 14) und mebrere ibrer Horden zeicb- sein, als gewisse Stande sicb einér bestimmten neten sicb in Tracbt deren Handbabung aus, so dass sie der bedienten, und in aUen EJassen der Gesellscbaft Scbrecken der Nacbbarn waren. Aucb in Deutscbland gewisse war Regeln in der der türkiscbe Name Bekleidung befolgt zu sein scbeinen. WoUte lange Zeit und gerade im 16. Jabr- man jenen Ausdruck nur erst bei einer bundert Zabi von sebr unbebaglicbem gewissen Klang. Wurde docb von Kleidern anwenden, so mocbte er freilicb für Wien die Mexi- zweimal von türkiscben Heeren belagert und um- kaner vielleicbt nicbt da scblossen! Die passend werden, im allgemeinste Waffe gefunden war und blieb der ganzen der Korper mebr unbedeckt als verbüUt war. sakei Sabel. Krumm, von scbwerer Klinge, die nacb der Spitze Obwobl die bin breiter Figuren der Tafel mit der wurde, batte grossten Ge- er, wenn er einmal im Scbwunge wissenbaftigkeit nacb zuverlassigen Quellen Kretschmer gearbeitet sind, n. Rohrbach, Tracbten der VOlker. 3. Aofi. 34 Die Nenzeit. 266 Werken genannt warden, iind obgleich der Neaen Welt, ohne dass einer vom anderen etwas ge- die in den obigen Hilfsmittel benutzt warden, welcbe in dem etbno- wasst hâtte. allé des Berliner Maseams, sowie in den Âhnliches gilt von dem Goldschmack, aaf den wir graphischen Kabinett letzteres enthalt, gegeben waren, spater noch in seiner Gesamtheit für alie Korperteile Originalsknlptaren, die Tafel dennoch als ein Versach be- kommen werden. so kann die nar Die Fassbekleidang scheint zwar Regel gewesen Fuss- trachtet werden, dieses tote Kostüm zu beleben and machen. Die Schwierigkeiten, za sein, doch mag es davon, besonders in dem niederen kiinstlerisch braachbar za Ausnahmen schon B. das agyptische Kostüm der Bearbeitang Volke, reichliche gegeben haben. Denn wir welche z. bot, rat müssen hier bemerken, dass das mexikanische verstandlichen Zeichmmg en Volk, wie and einer richtigen einem noch starkerem Grade aaf, da die Dar- es die Spanier vorfanden, keineswegs einzigen Stamme hier teilweise in der Agypter keinen entsprossen war, sondern aas sehr vielen Yolkerh mit ganz stellangen der Mexikaner mit denen die schon oben erwahnte Ver- verschiedenen Sprachen bestand, die untereinander ebenso- Vergleich aashalten, Nar mexikanischen Tracht mit der hen- wenig gemein batten, wie etwa die Deatschen mit den wandtschaft der alten Amerikas liess hier and Polen. Herrschend waren in jener Zeit die Azteken. Sie Azteken tigen mancher Indianerstamme in das ratselhafte Dankel fallen. bildeten den Adel des Volkes, gegen den aber in alien dort Licht Provinzen fortwahrend Unrahen entstanden, and am so Teil aas der Die Kleidang der Mexikaner bestand zam ofter, je grosser die Entfernang von der Haaptstadt stoffe Kieidung ^atarprodakten, B. der Kopfpatz aas Fedem, zam Teil Tenochtitlan war. Ihre Oberherrschaft war nar eine an- z. Erzeugnissen des Kanstfleisses, wie Gewebe and Flecht- sichere and hochst verhasste. Im Süden des Landes, in aas werk. Die Stoffe, deren sie sich bedienten, waren Leder, Oaxaca and der Umgegend, wohnten die Tzapotekeo, weit Baamwolle and Federn. WoUe scheinen sie nicht gehabt schoner von Gestalt, weit sanfter von Sitten als die Azteken, wohl darum, weil keine der verschiedenen Arten mit weicher za haben, gesangreicher Sprache. Im Westen and Osten Lama auf dem mexikanischen Hochlande fortkommt. and im Norden andere Stamme, die einst vor Jahrhanderten, des Dagegen wird aasdrücklich der peraanischen Wollweberei ehe die Azteken ihren Eroberangszag in das Land machten, Zeit oftmals mit Rahm erwahnt and es werden anter eigenen Haaptiingen gelebt batten. Es lassen sich aas jener Zeage gepriesen, die aas der Wolle, noch heate acht bis nean ganz verschiedene Sprach- and Verschieden- die verschiedenen B. der Vicanna, gefertigt warden. Volkerfamilien aaf dem mexikanischen Hochlande nach- kanischen z. Farbensinn Die Farben waren mit feinem Gefühl, wie wir es noch weisen, and wenn aach die aztekische Sprache in alien stamme der indianer jjgj ¿g^ amerikanischen Ureinwohnern bewandern Landesteilen verstanden wird, so herrschen doch daneben and wie die verschiedenen Welt-Aasstellangen an deren aach noch die Sprachen der verschiedenen Stamme, jeden- es Arbeiten auf das schlagendste dargelegt haben, zasammen- falls getrübt and vermischt mit allerlei Fremdem, aber gestellt. Es sind iinmer, wie das bei den Agyptem ahnlich noch keineswegs vollig anterdrückt oder vernichtet. Aach der Fall reine Farben, angetrübt and angemischt babe ich oft wahrend meines Aafenthaltes dort (1854) war, and dabei von solcher Echtheit and Daaer, dass weder Gelegenheit gehabt, noch Sparen des Widerwillens and Wasser noch Laft sie verandert and verdirbt. Hasses nicht nar gegen die Spanier, als die letzten Ein- Hass gegen der Mexikaner kann dringlinge and Eroberer, sondern sogar noch gegen die Von einer Kopfbedeckang eigentlich kaam die Rede sein, sondem wohl nar von einem Azteken za beobachten, deren Einzag in das Land doch Jahrhanderte alter als der der Kopfputz Kopfpatz. Dieser bestand aas Federn. Zameist war noch am einige war, Spanier diese fanden sie eine der Haarschopf, der aaf der Mitte des Scheitels zasammen- anter Fernando Cortez. Als kamen, gefasst darch eine oder mehrere Federn geschmückt grosse Monarchie; an der Spitze einen Herrscher, ihm zar war, Adel and eine and (Taf. 75, 4, 8 a. 11). Anführer oder Haaptlinge and sonst Seite einen kriegslastigen ausgebreitete Hiérarchie aas dem- Vornehme tragen aach wohl einen Federkranz (Taf. 75, 5, festbegründete and wohlgegliederte — 9, 13 a. 16). Aach wenn der Kopf darch eine Mûtze, die selben Stamme. Soldaten oder Priester zu etwas wahrscheinlich aas Leder bestand (Taf. 75, 7 u. 13—15) anderem gaben sich die Azteken nicht her. Handwerk, ' oder darch einen Tierkopf (Pantherkopf) bedeckt war Feldbl^ and alies übrige überKessen sie den Unterworfenen. warden oben aaf dieser Kopfbedeckang Aach unter diesen — wir sprechen hier immer nar von (Taf. 75, 6), so doch noch Federn angebracht, entweder als Basch den Indianera oder, wie sie sich selbst zam Unterschiede gern oder Kranz oder als beides (Taf. 75, 6, 7, 12, 14 u. 15). von den ,Wilden" nennen, den Indiern, die etwa jetzt Eine besondere Aaszeichnang wie noch hçate bei noch 35 Prozent der Bevolkerang Mexikos, also etwa waren, den Indianera, ein Paar ganze Flugel eines Adlers, Geiers 4 Millionen betragen — bestand ein grosser TJnterschied oder dergleichen, die aaf dem Kopfe emporstanden (Taf. 75, and besteht bis heute. Denn ein Stamm, vielleicht der mit den 12). Was die earopaischen Volker von den Griechen and altesten Bewohner des Landes, die Tolteken, der Romera bis auf die die gepanzerten Ritter Deatschlands and Azteken schon die zweite and mit den Spaniern dritte Frankreichs als kriegerischen Kopfpatz, teils in Nach- Unterjochang erlebte, scheint am meisten verachtet and auch noch bildangen von Erz, teils in Natur wie die Helmfedern, bedrückt gewesen za sein and ist es jetzt. anlegten, das finden wir also auch hier bei den Bewohnera Er wohnt in Hohlen der Berge in kleinen Trupps bei- IV. Die Mexikaner im 16. Jahrhtmdert. 267 sammen, lebt ganz wild wie im Naturzustande und arbeitet Brust und Rücken, um wie ein Panzer diese Teile zu hocbstens Bmatbinde als ^ Handlanger oder Tagelohner in den um- schützen (Taf. 75, 12). liegenden Dorfern. Die Hautfarbe ist dunkler, der KÔrper- Die Verbüllung des ganzen Kôrpers vom Halse bis ban klein und sehr basslicb, die Sprache rob und wenig zu den Füssen scbeint ein Yorrecbt der Vomebmsten ausge))ildet, weder in B[lang nocb Formen. ge- Er kann fast weséñ zu sein. So die Priester die Farias trugen Mexiko lange Decken, von genannt werden, denn er wird sebr welcbe in der Mitte ein Halslocb batten, nacb Art der verabscbeut von alien übrigen. Die KJeidung bestebt in beutigen mexikaniscben Fazada oder und vom und einem blossen Scburz Serape, Serape bei den Mânnem, in einem kurzen hinten bis zu den Füssen binabfielen 9 u. Rock bei den (Taf. 75, Frauen, der 10). von den Hüften bis zum Knie Wenn ein Krieger eine solche Decke reicbt. Selten tmg, so reicbte sie kommt bei diesen nocb ein Kopftncb binzu. kaum bis ans Knie (Taf. 75, 18). Aucb der be- FussbeMeidung feblt. Konig diente sicb einer solcben Serape, docb von So wobl doppelter Breite, mag es aucb im 16. Jabrbundert nocb bei so dass sie aucb den Kôrper verbüUte, wenn er sie als Herrschaft nfancbem Stamme gewesen sein, nur bei dem der Azteken berrscbenden, Mantel umschlug, unter dem recbten Arme und Azteken, nicbt. Sie durchzog batten mit der Obergewalt über die Enden auf der linken Acbsel Kôrper und Geist verknüpfte 75, durcb Soldaten (Taf. 4). und Friester aucb ibre Aucb der beutige Mexikaner trâgt seine wenn er Spracbe als die Serape, der Gesetzgebung über das Land aus- zu Fuss geht, umgescblagen, docb beide Arme innen, und gebreitet und die unterworfenen Volker mussten sie lemen, lasst das vordere Teil über die linke Scbulter hinten binab- mocbten sie aucb für ibren hauslicben Verkebr sicb der bângen. Beim Reiten aber er sie mittels des Hals- alten legt Stammesspracbe bedienen. Da aber allé Bauwerke loches über den Kopf an und lasst mit den beiden Stücken nur von den Azteken erricbtet wurden, so wurde aucb in vom und biuten Reiter und Pferd verhüUt sein. den darin angebracbten Bildem und Hieroglyphen nur Aucb die Frauen trugen ahnbche tjberwürfe, die Frauen dieser erwabnt; der Unterjocbten wurde nicbt gedacbt; zuweilen bis über die Hüften reicbten zuweilen überwurf nur der (Taf. 75,1), eigene Rubm wurde verkündet und durcb Denk- aucb wie ein Halstucb von den Acbseln hinten und vom maler verewigt. Daber baben die Bildwerke allé den bass- schrag hinab nacb unten spitz zuliefen und bis unter den licben Gesicbtsausdruck dieses Siegerstammes (Taf. 75, Gürtel reicbten (Taf. 75, 2 u. 3). Ausserdem trugen sie 13—15), dem docb nur ein kleiner Brucbteil des ganzen Rôcke von den Hüften bis auf die Knôchel, unten mit Rock Volkes angeborte. Darum geben aucb die Denkmaler nur andersfarbigem, breitem Saum besetzt (Taf. 75, Das Aufscbluss 1—3). über die Tracbt der Azteken und lassen allé Haar wurde aufgebunden und entweder nur von einer übrigen Stamme im Dunkel. Docb lasst sicb wobl an- Schnur umzogen (Taf. "75, 1) oder aucb durcb ein Kopf- nebmen, dass dieselben — besonders bei der grossen tucb oder eine Art Haube bedeckt (Taf. 75, 2 u. Einfacbbeit 3). dieser Kleidung — sicb kaum anders baben Zum Scbmuck diente den Mexikanern ausser den schmuck tragen konnen. Denn bier war nur von wenig Kleidern Federn, die sie aucb zu Arm- und Kniebandern benutzten die Rede. (Taf. 75, 6, 8, 11 u. 12), besonders Gold und Silber. Man Bei den Azteken also war eine Fussbekleiduug die verfertigte Armbander (Taf. 75, 4 u. 16), Halsringe (Taf. 75, sandaien Regel. Sie bestand in Sandalen oder einer Art Halb- 8 u. 12), Obrgehange (Taf. 75, 4, 8, 11, 12 u. 16), Stirn- stiefeln. Bei beiden war der vordere Fuss frei. Bei den bander (Taf. 75, 4 u. 16), Haarketten (Taf. 75, 11), Hals- ersteren war an die Soble ein Hackenleder angefügt, dessen ketten (Taf. 75, 4) und daranhângende Geschmeide, Brust- Enden vom zusammengeknüpft wurden (Taf. 75, 6—8, schildcben (Taf. 75, 6) und verschiedene andere Zieraten Haibstiefein 12—14). Bei den Halbstiefeln war es ganz abnlicb; bier daraus. Daneben dienten bunte Samenkôrner, Steine, reichte das Hackenleder bis an die balbe Wade binauf Tierzabne (Taf. 75, 5) und aUerlei andere Naturprodukte, und wurde vorn zusammengescbnürt (Taf. 75, 4, 11 u. 15). ais Muscbeln und dergleicben, zu weiterer Verscbônerung; Haufig bestanden diese Halbstiefeln aus Pantberfell, mit nicbt selten waren solcbe Geschmeide bôcbst zierlicb und den Haaren nacb aussen. gescbmackvoU. Die Kleider im engeren Sinne des Wortes waren Im Kriege waren die Mexikaner für die einbeimiscben waffen meistens nur zur Verbüllung einzelner Korperteile be- Verhaltnisse sebr gut bewebrt. Sie waren weit bessere stimmt. Entweder trug der Mann nur einen scbm'alen Krieger ais z. B. die Pemaner, und ibr Kampf gegen Schurz Scburz, abnbcb einer breiten Binde, um die Hüften, dessen Cortez zeigt ebensowobl Mut und Kübnbeit ais Ausdauer Enden vom bis zum Knie hinabbingen (Taf. 75, 8, 10, 12 und Zabigkeit. Yon dieser letzteren Eigenscbaft wenigstens, Ausdauer der u. 14) oder einen breiteren, der die Oberscbenkel verbüUte wabrend die anderen alhnablicb verderbt wurden, ist trotz und bald aus Federn (Taf. 75, 5), bald aus Leder bestand des SOOjábrigen Druckes immer nocb ein Teil geblieben, (Taf, 75, 11 u. 15). Selten reichte der Scburz bis zum und wenn a,ucb die Kreolen bis jetzt nocb an der Spitze Knocbel (Taf. 75, 16) und nocb seltener wurde der Ober- des Landes steben, so tauchen docb mebr und mehr die jacke kôrper verbüUt, entweder durcb eine Art Jackcben mit indianiscben Krâfte an die Oberflâcbe und vielleicbt ist Goller aus Riemenflecbtwerk (Taf. 75, 15) oder durcb eine die Zeit nicht allzufera, wo trotz der Mibtârberrschaft lange Jacke, die bis über die Hüften reichte (Taf. 75, 6). und Hiérarchie, unter Jer sie aucb jetzt, wie einst unter Zuweilen lag aucb wobl eine Lederbinde horizontal um den Azteken, stehen, docb die Eingeborenen wieder die 34* 268 Die Neuzeit. Regierung in die Hands nehmen. Die franzosische Okku- wirkt: Das Landvolk ist beute als cbristlicbes Yolk nocb pation wird die Entwickelung dieses Vorganges nicht gerade so aberglaubiscb und verdummt, wie es vor 400 wesentlich storen. Die Indianer sind sine zake Rasse. Jabren als beidniscbes wabrscbeinlicb aucb war; die Zabi (So schrieb ich 1864 in der ersten Àuflage dieses der Einwobner ist auf den vierten oder einen nocb ge- Werkes. Seitdem haben die Ereignisse diese Bemerkung ringeren Teil berabgesunken durcb die Unsittlicbkeit der scbneller bestatigt als icb boffen konnte. Die franzosiscbe Europaer; das Land, früber in bocbster Kultur, ist jetzt Bésetzung des Landes fand zu Queretaro 1867 mit Maxi- grossenteils eine Wuste! — Und überall dort scbwillt die milians Tode ein scbreckliches Ende. Und Indianer waren Erde vom Segen: Moge er dem Jabrbunderte laug miss- es, welcbe das Land von den fremden Eroberern sauberten, bandeltem Yolke endlicb zum Segen werden! — und Indianer sind es fast ausscbliesslicb, welcbe seitdem die Regierung fûbren und unter deren Hânden das Land o<«»-o allmabbcb emporblübt.) Als Scbutzwaffen fübrten sie im 16. Jabrbundert schiid einen bolzemen Scbild, meist kreisrund (Taf. 75, 7, 12 u. V. Die zweite Halffce des 16. Jahr- 13), seltener langlicb (Taf. 75, 5). Derselbe war am Rande mit MetaU bescblagen oder aucb mit Federn geziert. hunderts Malereien bedeckten seine Flacbe und ein an demselben befestigter Scburz aus langen Fedem (Taf. 75, 6, 12 u. 13) in Westeuropa. gewabrte dem Krieger guten Scbutz nacb unten, (Tafel 66, 67, 69, 70 u. 71 ; 72, 16 ; 73, 77 u. 78. Quellen fur wurfspiess Die AngriffSwaffsn waren Bogen und Wurfspiess. die Deutschen: Jost Amman, Leonbard Frondsbergs Kriegs- Der letztere war 1—1,5 m Iang und mit sebarfer Spitze buch, Hefner, Weigels Trachtenbuch, Original - Gemálde im Bogen aus bartsm Holze verseben (Taf. 75, 6, 8 u. 12). Der Schlosse zu Gotha; fiir die Franzosen: Femmes célébrés. Maillot, Bogen, gleicbfaUs aus Holz gesebnitzt (Taf. 75, 7 u. 14), Willemin, Berliner Museum, Gallerie zu Versailles, Hefner, war aucb 1,5 m Iang und trieb seine Pfeile zum Ent- Herbé, Lacroix ; fur die Spanier: Iconographia Española, Weigels setzen der aucb nocb durcb ein Wams Trachtenbuch, Helyots Ordensbuch, Musée des armes rares etc., Spanier gestepptes für die Englânder: Hefner, Lodge und Miniatur-Originale ; für Keuie bindurcb. Die Keule war ebenfalls gebraucblicb (Taf. 75, die Italiener: Titian, Eaphael, Tintoretto, Palma vecchio, 13) und ausserdem nocb ein Hiebinstrument, das abnlicb Bronzino, Solarlo, Hefner, Museen zu Innsbruck und München. einem Scbwert gescbwungen wurde, aber nicbt eine lange fortlaufende, sondern eine Menge kleiner Scbneiden batte Wir batten diesen Abscbnitt aucb, statt nacb der (Taf. 75, 5). Es bestand namlicb aus lauter steinernen Zeit, nacb seinem Inbalt benennen konnen und er wiirde scbarfen Keilen, die in kleinen Zwiscbenraumen, etwa dann die Uberscbrift von ibrer eigenen Breite, an einem Stabe befestigt waren, so dass ein Scblag mit dieser Waffe gleicb mebrere Die Zeit der spaniscben Tracbt Locber gab. erbalten baben. Denn das ist das auszeicbnende Merkmal Fahne Aucb sins Art Fabne oder Feldzeicben finden wir bei dieses Zeitraumes, dass nacb der Ungebundenbeit der den Mexikanern, jedenfalls eine Zusammenstellung aus Landsknecbte der beftigste Umscblag in die engste, steifste Fedem, Bandem und Scbnitzwerk. Es wird erwabnt, dass Gebundenbeit der spaniscben Tracbt erfolgte und bis zura einmal die Scblacbt nur dadurcb entscbieden wurde, 4ass Ende des 16. Jabrbunderts dauerte. Trommel Cortez dies Feldzeicben eroberte. Aucb einer Trommel Lutber war tot. Seine Lebre erstarrte zur bannenden wird gedacbt und dass sie die Ejieger zum mutigen An- Formel und wurde der Papst der neuen Gemeinde, um griff begéistert babe. — Leider sind durcb den spaniscben dessen Anerkennung sicb die Tbeologen stritten. Das verwüstuDg Môncbseifer fast alie XJberreste der Aztekenzeit vernicbtet, Yolk erlabmte geistig unter Predigten der Busse, die ibm so dass unsere Nacbricbten über dieses Volk nur bocbst die Holle lebendig ausmalten, und was die Priester etwa mangelbaft sind. Bis auf einige Tempel, jetzt in Wild- nicbt deutlicb genug mit Worten darstellten, das taten die nissen gelegen, ist aUes zerstort. Wo Tenocbtitlan stand, Maler mit Pinsel und Farbe. Es riss eine wabre Hollen- fand icb nur ein Feld mit grossen Steinblocken besaet — und Teufel-Krankbeit ein. Prediger und Künstler fiber- die Aztekenstadt w;ar verscbwunden. boten sicb gegenseitig in erfinderiscber Kraft, das Ab- Wenn man den Mobammedanem oft vorwirft, dass gescbmackteste und Abscbeulicbste den Lenten vor die sie die eroberten Lander baufig verwiisteten und die Zeug- inneren und ausseren Sinne zu bringen. Das war vor- nisse frünerer Kultur vernicbteten, wie Omar die Bibliotbek laufig alies, was von dem rebgiôsen Aufscbwunge und der zu Alexandrien verbrennen Hess, so bat man darin recbt. Forderung zur Selbsterziebung und Yertiefung in das eigene Um aber Beispiele von der Yerderblicbkeit des blinden Innere fibrig gebbeben war. Statt friscben Strebens nur Glaubenseifers zu finden, kann man innerbalb der cbrist- Herzensangst und gebeugter Sinn. Gleicbzeitig befestigten lichen Yolker bleiben. (Sie nennen sicb ja allé so, wenn die Ffirsten ibre Gewalt nacb alien Seiten bin. Aucb die sie aucb nacb Cbristi Lebre wenig fragen!) Mexiko ist ein Kircbe war nun unter ibre Hand gegeben. Der Adel trauriges Zeugms, wie entsetzbcb der religiose Fanatismus lag gebeugt an den Stufen ibrer Throne; dem Bfirger ill V. Die zweite Hâlfte des 16. Jahrhimderts in Westenropa. 269 war angst vor der Bewegung und vor sicl·i selber ge- Erfolg widersetzen konnte, so war es bier die lange Ge- Einfluss der worden und ihm war am woblsten, wenn er sich um nicMs wobnbeit der aufgescblitzten Kleidung und die ausserste Lands- knechte zu kümmem brauchte. Der Bauer batte seinen Versùcb, Ungebundenbeit und Willkür, in welcber sicb das Leben auch zur Geltung zu kommen, teuer bezahlen müssen; der Landsknecbte gefallen batte. Nocb waren diese vor- ibm war das Gesetz des Starkeren mit eiserner Bute auf banden und nocb batten sie das Heft in der Hand. Sie den Rücken geschiieben. So war denn eine allgemeine batten in deutscben Landen einer eigentümlicben Tracbt Kraftlosigkeit und Erscblaffung eingetreten, die, sonderbar das Dasein gegeben und verteidigten darum ibre Scbopfung genug, in alien Landern fast gleicbzeitig zu denselben gegen den eindringenden Feind, der alies ins Gegenteil Resultaten binstrebte: zur unumscbrankten Fiirstenmacbt. umzukebren drobte. Er wollte ibre freie Weite gegen In Deutscbland waren die protestantiscben Fürsten einscbrankende Enge, ibr weicbes scbmiegsames Barett scbon wegen der Religion Gegner des katboliscben Kaisers gegen den steifen Hut, ibre bequeme nützlicbe Scbaube und sucbten sicb seiner Macbt zu entledigen. In Frank- gegen den kleinen lappiscben Mantel, der zu nicbts taugte reicb brannte der Streit zwiscben den Hugenotten und den als zur Belastigung, ibre luftigen lustigen Bauscben gegen Guisen fort und fort und selbst das Blut der Bartbolomaus- fest ausgestopfte, ernste, steife Polster vertauscben. Es nacbt konnte den Brand nicbt loscben. In England setzte war kaum ein scblimmerer Gegensatz denkbar. Elisabeth nacb kurzer Unterbrecbung das Werk ibres Und docb vollzog sicb der Umscbwung. Denn von Ursachen Vaters fort und macbte die Krone aucb zur Lenkerin der oben ber wurde durcb den kaiserlicben Hof die spaniscbe der Ver- wandlung religiosen Gewissen. In Spanien, wo der erste Scblag Tracbt eingefübrt und von unten war die Kraft des Wider- gegen die politiscbe Freibeit gefallen war, wurde aucb standes durcb die Ubertreibung des Eigenen gebrocben. die geistige am ebesten, gründlicbsten und scbrecklicbsten Man batte sicb selbst überboten und tat es gerade in vemicbtet. Nur in Italien, gerade im Lande der Papste, dieser Période erst recbt; dadurcb bescbleunigte man den wo es am stiUsten und diistersten batte sein müssen, war Untergang. Die Ausartungen der Landsknecbte batten es wenigsten aussserlicb am lustigsten. Da wogte nocb das Missfállen aucb der protestantiscben Fürsten erregt ein friscbes Leben; da kannte man keine Bussfertigkeit, und so konnten sicb diese nicbt deutlicber und starker keine Sünden und Hollen und Teufel; da bielten die ver- von ibnen lossagen als durcb Annabme der fremden Tracbt. sebiedenen kleinen Fürsten ibre lustigen Hofe und man Die katboliscben Hofe abmten dem kaiserlicben nacb — sab neben der spaniscben Tracbt, die freilicb aucb bier und so war wenigstens auf dem Gebiet der Tracbten die von Neapel und Mailand aus allmablicb Eingang fand, deutscbe Einigkeit vollkommen bergestellt. Docb artete docb aucb freiere und scbonere Gewândér. Die Maler, man in Deutscbland an keinem Hofe so aus, wie an dem besonders die Venetianer, bielten als wackerer Damm engbscben oder franzosiscben; aucb wurde die spaniscbe lange Zeit den Strom der steifen Manier, der die Welt Tracbt von alien Seiten ber umgewandelt und mit deutscben Yermischang und Kunst zu verscblingen drobte, durcb ibre Bilder auf. Elementen durcbscbossen. Man konnte an einer und der- der spaniscben Zuletzt freilicb wurde aucb dieser Damm durcbbrocben selben Gestalt deutscbe und spaniscbe Ideen dargestellt und dent- und aucb Italien verfiel dem aUgemeinen Verbangnis der finden. Es bildete sicb dadurcb bier eine schen Tracbt bürgerlicbe Geziertbeit und steifen, abgezirkelten und gespreizten Art Tracbt beraus, die nicbt nur ebrbar und anstandig, sondern der spaniscben Tracbt. Wie die Kleidung so war aucb zuweilen aucb kleidsam, meistens freilicb obne recbte Form das Leben. Uberall Einscbrankung und Vorscbrift, ringsupa und Scbonbeit war. Seltsam nimmt sicb neben den dunklen Bestiramungen der sein soUenden Wabrbeit un(F Scbon- Farben der Hang zu Scbmuck aus, der ein wesentlicbes beit. Und ringsum nicbts als Verrenkung und Unnatur, Moment dieser ganzen Période ist. Lüge und Hasslicbkeit. Aucb die Farben verscbwanden. Obwobl scbon gegen 1530 sicb die ersten Anzeicben Immer eintoniger und dunkler wurden die Kleider, wurde der spaniscben Tracbt eingefunden batten, so dauerte es das Leben. Gar bald ging man volb'g scbwarz (Taf. 70, docb nocb bis zur Mitte des Jabrbunderts, ebe sie etwa 14; 71, 12; 77, 1). der deutscben an Einfluss gleicb war. In dem nun folgen- den Jabrzebnt kampften die beiden Elemente um die Ober- Kampf A. Die Tracht. berrscbaft. Die gescblitzte deutscbe Tracbt beider griff zum Elemente Aussersten, um im Anseben zu bleiben; sie zog aus der 1. Friedenstraclit. gescblitzten Hose das seidene Unterfutter ellenlang beraus und liess es im Winde flattem: das war docb gewiss Plnderbose Der besseren Ubersicbt wegen woUen wir bier jedem Freibeit und die Volk Beweglicbkeit; spaniscbe Tracbt stopfte einen besonderen Abscbnitt widmen und beginnen ibre Hose mit Werg oder Pferdebaar so prall aus, dass mit unserem Vaterlande. aucb kein Faltcben moglicb war. Jene gab immer grosseren Puffbose Raum; diese engte ibn immer mebr ein. Zu welcben a) Bentschland. Abenteuerlicbkeiten man gekommen sein mag, das lebren Hier fand die spaniscbe Tracbt bei ibrem Eroberungs- am besten die Tracbtenbücber der damabgen Zeit. Denn zug einen nocb macbtigeren Widerstand als in Italien. sowobl die Kleiderordnungen, die jetzt wieder in alien Wenn es dort die Kunst war, die sicb langere Zeit mit Reicben des Reicbes sicb vemebmen Lessen, als aucb die Die Neuzeit. 270 Predigten der Kanzelredner geben allein kein sicheres Bild anlangte (Taf. 67, 4). Zugleich fielen die Armel bis auf Ârmei rer- Übertreibungen des ein- ein kleines Stiickchen an den Achseln. Auch dieses ver- der Zustande. Diese sind liaufig berübren gleichfalls manche Dinge, schwand zuletzt und das Armloch schloss sich beschamt zelnen Eiferers; jene denen die Abbildungen aus derselben Zeit zuweilen wie ein Auge zu. Der breite umfallende Kragen war indes von nichts melden. Es môgen wohl zu alien diesen gerügten zu einem niederen Stehkragelchen geworden und so war verbotenen Kleidern einzelne Ausschreitungen denn das Ideal des Mángeln oder zeitigen Überwurfs, das spanische erreicht. Der Pelzbesatz an zu ver- Peizhesatz die Yeranlassung gewesen sein, aber wie eine Schwalbe Mantelchen, fing noch man ihm 67, keinen Sommer macht, so müssen anch wir uns an das schwinden. Nur selten begegnete (Taf. als die Regel gált, und dürfen von einzelnen 11) und bei den Frauen noch halten, langer als bei den Mânnern. was besonderen Vorfalien entweder keine Notiz nehmen oder Fürsten und alte vornehme Herren blieben noch eine Zeit- als das gelten lassen, sie eben sind, lang dem alten Branch treu, trugen auch die was Schaube, sie dock nur Ausnahmen. wenn auch armellos, doch weit und lang (Taf. 67, 11). ^ Ebenso blièb sie in der alten Form als Amtstracht giiltig. Unruhe in Als Résultat der Bètrachtung geht aber aus den beiden dass in Deutschland eine Der wahrend dieser Període haufig gebrauchte Name — zeit"^" letztgenannten Quellen hervor, Tracht seit ebenfalls der Schaube, sowohl der langen grosse Unbestandigkeit und Unruhe in der jHarzkappe" gilt 1530—40 eingerissen und dass eine allgemeine Zer- als der kurzen. Letztere erhielt beim Volke den Spott- war fahrenheit die Mitte des Jahrhunderts herrschte. Mit namen um ^Puffjacke". ihr zugleich aber war ein Liebaugeln mit allerlei Weit mehr als die Schaube widerstand dem fremden aus- die wie lândischem Wesen der Tagesordnung, so dass nirgends Element das Beinkleid. Wenn auch Fürsten, an in der deutschen Tracht jener Zeit gefunden wir schon erwahnten, samtlich Feinde der Pluderhosen Piuderhose ein fester Halt viele mit werden doch konnte., Es solchen, war eben eine Zeit des Kampfes waren, so gingen dagegen Adelige wie unzweifelhafte oder Umschwunges. Die Welle tauchte auf — und ver- und erschienen auch darm bei Hofe, schwand — und schon war eine andere an ihrer Stelle. Zeugnisse der Zeitgenossen beweisen (Taf. 67, 8). Freilich Betrachten wir nun die einzelnen Stücke. Zuerst vor gab es dann Zerwürfnisse, auch wohl einen ungnadigen sich Flucht Kampfgefild Abschied und dergleichen, aber die Piuderhose blieb trotz alien anderen wandte zui vom der Kanzelpredigten und trotz der Ungnade, Sie war etwa die Fassbekleidang. um 1550 zuerst aufgetaucht, indem die Landsknechte die Noch ehe die vorige Période schloss, hatte sie bereits Schlitze der Oberhose vom Gurtel bis ans Khie offneten, den Rückzug angetreten. Gerade wie die langen Schnabel so dass lauter breite Bander daraus entstanden, die oben schon vor dem Beginn des 16. Jahrhimderts verschwunden und unten aneinander festhingen. Zwiséhen je zwei Ban- so wanderten auch ihre Nachfolger, die Enten- dem wurde nun der Enten- Stoff, das ursprüngliche waren, unterlegte schnabel ygj. ¿gj. Mitte dcs Jahrhunderts wieder in Unterfutter der Schlitze, spater, wie wir schon im vorigen ' ver- Massen Menge des Bchwinden die Vergessenheit. Jetzt trug in man zugespitzte hohe Schuhe, Abschnitt erwahnten, die Unterhose, bauschigen die den ganzen Fuss umschiossen, oft reichlich geschlitzt so weit herausgezogen, dass es weite Sacke bildete, ja oft 7 u. Hohe spitze und unterfüttert, an der Spitze mit Langs-, auf dem Spann bis auf die Fusse herunterschlotterte (Taf. 67, 1, 3, 10). Schuhe Qugrschlitzen (Taf. 67, 2, 3, 8 u. lO) oder auch ganz Zu dem Ende musste die Unterhose entsprechend weit sein, dazu 60 und bis 100 geschlossen (Taf. 67, 1, 4, 5 u. 11). Sie waren meistens und so kam es denn, dass 20—40, ja schwarz, wenigstens dunkel (Taf. 67, 11). Als Aus- Ellen leichten Seidenzeugs, Kartek genannt, verwendet schmückung liessen Vomehme oder junge Stutzer sie an warden. Einige geben sogar an, es seien selbst 200 Ellen Stelle der Schlitze mit Silber beschlagen oder mit Seide dazu Jjenutzt worden. Daher rauschte es, wenn ein Haufe der Elbstrom über besteppen. Manche trugen auch Pantoiffeln über den Landsknechte vorbeimarschjerte, „ als ob Schuhen, die nach der Beschreibung holzerne Sohlen ein Wehr liefe". Das-war die Piuderhose. batten. Wenn nun auch die Adeligen sich nicht in lands- Aiigemein . Die Schuhe der Frauen waren ebenso gestaltet wie knechtischer Übertreibung, sondem m.it massigen Bauschen ' die der Manner. trugen (Taf. 67, 8), so war doch die Nachahmung über- Unter den verscbiedenen Teilen der haupt schon wichtig genug. Auch die Studenten trugen sie und erregten dadurch die Kanzelberedsamkeit der Predigten ^®^®8^®° Kleiditiig Priester, welche dieser Piuderhose alies nur mogliche musste gleich das ausserste Stuck den argsten Stoss aus- SchHmme nachsagten; sie. walr gegen die Scham, gegen schauhe halten. Ihm, namlich der Schaube, wurde am schlimmsten Gott und sein Gesetz, gegen die Taufe, gegen die Kindes- verwandeit j^i^gggpigj^ Hatte sio schon in der vorigen Període sich pflicht, gegen das Evangelium, gegen Gottes Ebenbild, moglichst verkurzt, dem Zeitgeschmack zu huldigen, gegen die Gewohnheit und gegen das Vaterland. Aber um so musste sie nun die einmal betretene Bahn inne halten. was half's? Trotz dieser schweren Verantwortung, welche Sie hatte dem Feinde den kleinen Finger gereicht; er nahm die Piuderhose in ihren Bauschen barg, fand sie doch von die ganze Hand. Sie musste kürzen und kürzen, bis sie Jahr zu Jahr mehr Anhânger, und auch der Bürger tmg zur eigenen Schmach mit dem untaren Saum auf den Hüften sie, so dass die' Kleiderordmmgen diesem sogar, z. B. in V. Die zweite Haifte des 16. Jahrhimderts in Westenropa. 271 Braunschweig, 12 Ellen Seide erlaubten. Die Magdeburger gleichen besetzt (Taf. 67, 11). — Welche Last übrigens von 1583 erlaubte den Geschlechtern und den vornehmsten diese nene Form durch das Ausstopfen verursachen mochte, Biirgern 18 Ellen. lasst sich denken, wenn man erwagt, dass von den Hüften Fttrstiiehe Die wichtlgsten Gegner blieben aber die Fürsten. Sie bis zum Knie ein ziemlicher Vorrat von Pferde- Massregein Werg, bisweilen kurzen die Prozess,' so Joachim gegen II. von haaren oder, womit ^ einige sogar sich behalfen, von Kleie piuderhose Brandenburg, indem er einem Edelmann, der zur Kirche unterzubringen war und bei jedem Schritt sich fühlbar ging, den Hosengurt zerschneiden liess, so dass dieser nun machte (Taf. 67, 2). Manche stopften sie nicht ganz straff mit nackten Beinen, um die der ungeheure Plunder rau- aus (Taf. 67, 11), dann hiess sie Schlumperhose. Als schiumper- schend herumhing, dem Gelachter der Strasse preis ge- solche wurde sie bald vom Volke angenommen (Taf. 67, 5), geben war. Andere kleideten die Henker in Pluderhosen. denn sie bot freilich grosse Vorzüge vor beiden Extremen. Doch das half alies nur für den einen Ort und auch da In den Niederlanden erhielt sie sich bis zum Anfang des nur auf kurze Zeit. Die Piuderhose, durch den Lands- 19. Jahrhunderts als Volkstracht. Sie verdrangte sehr ihr Ende knecht geschaffen, starb erst mit ihm ab, als er und sein bald die spanische Hose aus alien Schichten, bis dieselbe freies Wesen gegen 1590 auf dem Exerzierplatze endete. nur noch von den Fürsten getragen wurde, und ebenso Bei den Schweizem erhielt sie sich noch und hiess daher zog sich die Piuderhose zu ihren Urhebern zurück. An - spater, im 17. Jahrhundert, auch Schweizerhose. fangs stopfte man noch emsig aus; nach und nach sank Pumphose Der Pluderhose gegenüber stand die Pump hose, spa- der Eifer, auch wenn er nicht von Fürsten und Priestern nischer Abkunft. In ihrer reinsten imd auszeichnendsten ware gerügt worden, und die Schlumperhose behielt Gestalt reichte sie nur von den Hüften bis auf die Mitte das B'eld. der Oberschenkel, war sehr weit, rundum mit von oben Das Wams behauptete ebenfalls seinen Platz mit wams nach unten reichenden Bândern besetzt und in ihrer ganzen grosser ,Zahigkeit, «o dass noch um 1590 seine Spuren Ausdehnung mit Pferdehaaren ausgestopft, so dass sie ein nicht ganz verwischt waren, aber die Mode wurde ihm Polster bildete, das die Schenkel rings umgab (Taf. 67, 4; fioch übergewaltig und es musste der spanischen Art besser zu erkennen in Taf. 69, 13 u. 15; 70, 11). In weichen. Am langsten behaupteten sich die Axmel nach ;pafifhose solcher Gestalt hiess sie Puffhose; Fischart nennt sie deutschem Schmtt, namlich weit, mit vielen Schlitzen und Urtterschiede die „spanischen Heerpauken". Der wesentliche Unterschied hervorquellenden Bauschen. An der Hand schlossen sie zwiBchen, beiden Pump- und Formen von der Piuderhose bestand aber an und endigten hier, wie oben das Halsloch auch, in einer Piuderhose daiin, dass diese die Trennung von Strumpf und Kniehose Krause (Taf. 67, 1, 3 u. 10). Das Leibchen war eng und Krauac an festhielt, indessen bei der spanischen Puff- und der deut- glatt, ohne Falten, hatte aber ebenfalls Schlitze. Es endigte schen Pumphose die alte Unteilbarkeit des Beinkleides unten in zwei schmalen Schossen, die sich auf die Hose wieder zur Geltung kam, denn sie selbst war ja nichts auflegten, oft auch ganz fehlten (Taf. 67, 3, 5, 8 u. 10). als ein iiber das frühere lange eng anschliessende Bein- Beilaufig waren die Armel oft von anderer Farbe wie das kleid ûbergezôgenes Polster. Jenem hatte -sie damit weder Leibchen und stimmten nicht selten mit den Beinkleidern Hilfe noch Schaden gebracht. Die Piuderhose aber hob überein, denen sie durch ihre Bauschen schon ohnehin das lange Beinkleid geradezu auf und hielt den im friiheren verwandt waren (Taf. 67, lu. 10). (L) Abschnitt hervorgehobenen Fortschritt fest, welcher Dagegen waren die spanischen Armel auch wie ihre darin bestand, dass sich Strumpf und Hose getrennt hatten Beinkleider, namlich eng anliegend (Taf. 67, 4), und wenn und jedes von beiden selbstandig geworden war. Wie auch oft wirklich oder scheinbar mit kleinen Schlitzen ver- hochst wichtig diese Trennung auch schon damais als sehen, doch ohne Bauschen, wohl auch bisweilen wattiert. solche gefühlt wurde, erkennt man daraus, dass die Pump- Uber die Achseln liefen hohe Wülste, die ein charakte- Achsei- hose, da sie denn doch einmal, begiinstigt von Thron und ristisches Merkmal dieser Zeit sind, da sie in alien Landern Verwand- Kanzel, nicht ganz zu verdrangen war, sich eine Um- und bei beiden Geschlechtern vorkommen und auch in Poffhose wandlung nach diesem Prinzip gefallen lassen musste. Deutschland schnell Eingang fanden, selbst bei solchen, Man zog sie bis zu den Knieen herab und liess die langen die alies andere Spanische verschmahten, z. B. bei den Beinkleider, die bisher darunter lagen, nur noch von unten Landsknechten. Die Schulterwülste wurden a .genommen bis dahin gehen; das übrige fiel weg, d. h. man benutzte (Taf. 67, 3, 6, 8 u. 10), man mochte übrigens denken, wie statt ihrer blosse Striimpfe und machte aus den friiheren man woUte; sie waren das einzige, was keinem spanisch Zierpolstern eine ordentliche Kniehose (Taf. 67, 2, 5 u. 11). vorkam. Das Leibchen aber um so mehr. Denn es zog sich Freilich musste man dieses Mittelding zwischen deutscher vorn von beiden Hüften schrâg hinab zu einer Spitze und und spanischer Tracht, diese Ausgleichung von Pluder- die Schosse fehlten entweder ganz oder waren nur sehr und Pumphose auch ausstopfen, wie ihre Vorgangerin, schmal, weil die Pumphosen es nicht anders duldeten. Auf deren Námen sie dann auch annahm, aber in der Haupt- der Brust wurde aber mit Werg oder Watte das Leibchen sache war sie doch mehr deutsch wie spanisch: sie hielt so ausgepolstert, dass es nach unten und nach der Mitte die Teilung am Knie fest. Denn aus dieser Trennung hin am hochsten erschien (Taf. 67, 8 u. 11). Diese seltsame entAvickelte sich erst unser heutiges Beinkleid. An der Unsitte, der Gansebauch genannt, wurde von den Soldaten oansebauch Seitennaht war sie mit Borten, Spitzen, Knopfen und der- auf eigene Weise als Panzer benutzd, indem sie das Polster 272 Die Neuzeit. an zwei besonderen Riemen sich vor die Brust banden. der zweiten Halfte des 16. Jabrhunderts, die Ffirstenmacht Aucb die Rûstungen zeigten diese Geschmacksrichtung der an gar vielen Punkten Deutscblands sicb Brennpunkte zerfaii Zeit (Taf. 67, 9). — Am Leibchen, um aucb bier die Ein- sucbte und scbuf, und dass dadurcb das deutscbe Land Mandrin tonigkeit der Farbe zu unterbrechen, denn man war einmal in eine Unzabl kleiner, voUig getrennter Staaten zerfiel, vieie kieiEe an die Schlitze gewohnt, liess man, da man diese selbst deren jeder bald seine eigene besondere Art in Mfinze, nicbt braucben konnte, bunte Lappcben von anderer Farbé Mass, Gesetz und Tracbt haben und bebaupten wollte. aufsetzen, oder man liess das Wams mit scblitzfôrmigen So wurde das kleinliche Festbalten an besonderen Eigen- Seidenstickereien verseben. Solches gescbab aucb baufig tfimlicbkeiten in jeder grosseren Stadt eine Lebensfrage an den Armeln. — Die Gansebaucbe, gar lange Zeit der und daber kann man kaum mebr verscbiedene Tracbten Gegenstand vieler Kanzelreden, wurden von den Nieder- in einem Lande finden als im 16. Jabrbundert in Deutscb- landern am meisten übertrieben. land. Es ist ein vollstandigér Wirrwarr, eine grosse un- Aucb das Wams sucbte eine Vermittlung der Extreme. fibersebbare Tracbtenverwirrung, die eingerissen ist. Was So entstand eine Ubergangsform mit mittelweiten aus- wir scbon oben erwabnten, das Liebaugeln mit dem gestopften Armeln, mit Scblitzen oder buntem Besatz Fremden und die allgemeine Zerfabrenbeit erklaren sicb (Taf. 67, 2 u. 8) und mit massiger Wattierung auf der zum Teil aus dem eben Gesagten, zum Teil aus dem Brust. Streben der verscbiedenen Stande, sicb zu scbeiden und Besatz Der bunte Besatz von Goldborten, Seiden- oder Samt- solcbes aucb ausserlicb bemerkbar zu machen. Es zeigen streifen, welcber das Wams und baufig aucb zugleicb die sicb die ersten Spuren der Entstebung der Volkstracbten. Pumphosen überzog, war der deutscben wie der spaniscben Am meisten aber wird die bunte Mannigfaltigkeit dieser Tracbt gemeinsam. Période sicbtbar in der Krause Wie die Krause allmahlicb dadurcb entstanden war, dass ^e nackten Scbultem des 15. Jabrhunderts sicb wieder Frauenkleidung. mit Hemd und Wams verbüllten, baben wir scbon im Daher haben denn aucb die Tracbtenbficber dieser I. Abscbnitt der Neuzeit nachgewiesen. Um die Mitte des Zeit weit mebr Bilder von Frauen als von Mânnern. Die 16. Jabrhunderts ist sie bereits bei beiden Gescblecbtem Figuren scbeinen meistens sebr verscbieden gekleidet; in verschie- in Gebraucb, aber nocb in massiger Grosse und kein selb- den Hauptzfigen findet sicb aber docb Übereinstimmung. standiges Stiick, sondern wirklicb was sie scbeinen will, Betracbtet man die einzelnen Stficke, so findet man scheinnng Wird ein namlich das obere Ende des Hemdes. Ebenso die Krausen meistens, dass sie der Zeit angeboren, nur anders verteílt besonderes an den Hânden die Enden der Hemdarmel. Bei ibrem un- oder angewandt sind als die Mode vorscbreibt. Dazwiscben Stflck der Eleidong gebeueren Wachstum konnte sie aber nicb^ langer mit dem erscbeinen aucb wobl altere, bereits beseitigte Elemente der Hemd verbunden bleiben; sie riss sicb los und wurde Tràcht. Die Jfingerinùen der Mode freibcb stimmten aucb mündig. Nun wuchs sie nacb alien Ricbtungen in die in Deutschland fast fiberall fiberein. Neben ibnen aber Breite und Hobe und wurde zugleicb feiner im Stoff, da bewegen sicb so viele, eigentfimlicbe Gestalten, die geradezu sie ja nur für sicb allein bestand. Das Hemd mocbte nun im Kampf mit der Mode liegen und jede docb ibren aussehen wie es wollte, wenn nur die Krause oder Krose, eigenen Weg gebt. Nur eins ist diesen alien gemeinsam: wie sie baufig biess, recbt fein und sauber war. Sie wurde sie wollen die steife gezierte Art der Spanier fernbalten vom oder binten mit Bândem gescblossen und wurde bald und den liebgewordenen früberen Formen eine Stellung so gross, dass sie entweder aufrecht weit fiber die Obren sicbern. Docb vergeblicbes Benifiben; war die Tracbt der oder bângend bis auf die Scbultern reicbte. Abnlicb war ersten Half te des Jabrhunderts sebón gewesen in ibrer Aach die es mit. den Handkrausen. Stutzer und Landsknechte arteten Freibeit, so war diese der zweiten Halfte wobl nocb frei, Hand»' gem in beiden aus (Taf. 67, 10). Bfirger und Adelige aber nicbt mebr scbon. Wobl aber blieb sie, was stets kraosen taten wobl aucb ibr Moglicbstes (Taf. 67, 2 u. 8), bielten bervorgefioben wird, ebrbar, wenn sie aucb, wie die sitten- sicb aber in Deutschland nocb immer sebr massig, ver- ricbterlicben Prediger binzuffigen, viel zu kostbar ist. glicben mit den Franzosen, Englandern und Spaniern. Denn aucb das ist den deutscben Frauen dieser Zeit VerhfliiuDg Alte Manner oder sebr Vornehme und aucb sonst nocb ' gemeinsam: sie sind bis ailf das Gesicbt vollig verbfillt. KOrpers vieie verscbmabten die Krause und trugen nur den Hemd- Dies ist oft mebr, als gërade sebón genannt werden kann, kragen umgescblagen (Taf. 67, 5 u. 11) oder bielten sie denn nicbt selten reicbt das Kleid bis an die Obren docb stets in einer sebr geringen Grosse (Taf. 67, 1, 3, (Taf. 66, 7, 8, 13 u. 14). Zuweilen wird im oberen Teil das 6 u. 7). Es war im Anfang des 16. Jabrhunderts in Kleid durcb das Hemd vertreten (Taf. 66, 1, 9 u. 17), aber Deutschland einmal das Selbstbewusstsein so rege ge- wabrscbeinbcb nur bei Festlicbkeiten. Nur Braute dfirfen worden und batte sicb aucb durcb die Tracbt so deutlicb in einigen Stadten balb ausgescbnittene Kleider tragen, dargestellt, dass man sicb nocb am Scbluss des Jahr- z. B. in Kóln (Taf, 66, 16), Aucb das Aufscblitzen, das schiitze hunderts immer nicbt recbt gewobnen konnte, das eigene fibrigens, wie wir frfiber geseben baben, bei der Frauen- Wesen ganz abzutun und dem Fremden zu buldigen. kleidung nie sebr zur Anwendung kam, fiel ganz weg bis Daber denn fiberall die Einscbrankung oder Umwandlung auf die Acbselvriilste. Hier allein liess man dergleicben des letzteren. Dazu kam nocb, dass gerade damais, in nocb, wenn aucb nur scbeinbar, vorkommen; denn gewóbn- HÉliflll V. Die zweite Halite des 16. Jahrhunderts in Westeuropa. 273 lich ahmte man nur eine Schlitzung nach, indem man die Dabei beisst dies Kleid ausdrücklicb hohen unformliclien ^weit" das Polster mit breiten gegen Bândem überlegte letztere. Es war von oben bis unten wüiste auf (Taf. 66, Disse gewobnlicb 2, 8, 15 u. 17). Wülste offen, auf beiden Seiten wurde aber meist durcb den Achsein Knopfe oder aucb durcb Scbnüre j^ohen Krause dienten eben nicbt dazu, die Gestalt zu ganz oder zum Teil gescblossen, so dass das scbone Unter- verschonem. -Als nun die Krause wuchs, mussten die bohen kleid sicbtbar blieb (Taf. 66, 11 m 17). Zuweilen war es Puffen sich erniedrigen oder verschwanden auch ganz. So zu diesem Zweck aucb etwas kûrzet als dieses 9 finden wir sie in den zwei letzten (Taf. 66, Jahrzehnten nur massig u. 16). In der Form scbloss es sicb aber sebr bald und seiten (Taf. 66, genau 4—6, 9—11, 14 u. 16). an das untere Kleid an, indem es sicb ebenfalls bis zu Beira Ausgehen trugen die Frauen der boberen Stande den Hüften dem Korper dicbt anlegte und aucb in den und woblbabende Biirgerinnen zwei Kleider, nur Frauen Armeln demselben glicb (Taf. 66, 9 u. 17). In der Farbe Farbe der unteren Stande begnügten sicb da mit einem. Zu Hause war es womôglicb nocb glânzender und reicber, ebenso mogen wobl die meisten Frauen nur eins getragen baben. in dem Besatz. An ibm erbielt sicb denn aucb nocb eine Unterkieid Dieses, das sogenannte Unterkleid (Unterrock genannt), lange Zeit der jetzt allmablicb verscbwindende bestand bei Pelz, so^- den Bürgerinnen aus einfarbigem Stoff mit wobl am Kragen als aucb an den Armeln oben und unten buntem Besatz aus Seide oder Samt (Taf, 66, 1, 2, 4 u. 6), (Taf. 66, 9, 11 u. 16), desgleicben am unteren Saum. Aucb bei den Vomebmen aus gemustertem Brokat oder docb aus nabm man dazu die kostbarsten Stoffe, Brokat oder stoff uud kostbarem Stoff von strablender Damast, Farbe, mit Stickereien jede Frau nacb ibren besten Krâften (Taf. 66, 3 u. geziert oder mit Gold- und 8), Silberborte eingefasst (Taf. 66, gerade wie man dies, sowie den Pelzbesatz, aucb bei der 7, 9, 11, 14, 16 u. 17). Scbaube stets im Auge bebielt. Seine Form folgte mebr und mebr der berrscbenden Denn aucb diese wurde jetzt von den Frauen wieder Scbaube Mode des Tages. Diese scbrieb vor, den Oberkorper durcb baufiger getragen, zuweilen nocb lang nacb alter Sitte Leibchen Scbnüren einzuscbmâlem und das Leibcben vom in eine mit mit schieppe (Taf. 66, 14) langen Sackarmeln, meistens aber kurz gpftze aiTslaufen zu lassen (Taf. 66, 16), dazu ent- nacb der Mode und mit kurzen Armeln, die nur die Acbsel- weder keine Falten von den Hüften abwárts oder wenige wülste bedeckten (Taf. 66, 2). Wenn im vorigen Zeit- und dann festgenabte (Taf. 66, 4 u. 7). Der Rock musste abscbnitt nur vornebme Frauen sicb ibrer und aucb diese rundum auf dem Boden aufsteben (Taf. 66, 2, 4, 7 u. 9), von Jabr zu Jabr immer seltener bedienteh (S. 258), so und um ibn darin zu bestarken, wurde er auf der Innen- dass sie zuletzt als Frauenkleid fast ausser Gebraucb kam, seite unten mit Filz besetzt. Dadureb wurde der untere so fand sie jetzt wieder eine freundlicbe Aufnabme, weil UntererRand Saum steif und breitete sicb stets moglicbst aus, so dass sie in ibrer kurzen Form dem gesteift bequemen spaniscben Mode- untere Halfte der Frauengestalt eine Glocke nacbabmte. mantelcben so abnbcb sab. Sie wurde ein Modekleid neben Zugleicb zog man oberbalb der Hüften, um den Gegensatz diesem, das gewobnlicb Mantille genannt wurde. So batte, zu beben, die Scbnürsenkel desto straffer an. Bald wurde verbunden mit der Kopftracbt, die Modefrab in der oberen Korb- Oder der Filz vertauscbt mit Korbgeflecbt, dann mit Drabt oder Halfte ganz das Anseben eines Mannes, worüber die Sitten- Gesfeii^imter ®isernen Reifen und zuletzt sogar, wie dfeibundert Jabre ricbter sicb zornig auslassen und sie spottiscb ^Sie-Mann" dem Kieid spater, mit Stablbügeln. Wenn die Kleiderordnung von benennen. 1583 „den Frauen und Jungfrauen aller Stande zu Magde- Aucb die sogenannte Mantille wurde wie die Mantille burg) die Springer un ter den Rôcken durcbaus verbietet", Scbaube gewobnlicb aus Damast, Samt oder Brokat ver- so ist die Zeit seitdem docb soweit fortgescbritten, dass fertigt und mit kostbarem Pelz besetzt (Taf. 66, 2, 7 u. 14). damais dieses Verbot durcbaus übertreten, beute durcbaus Aucb Goldborten und dergleicben wurden nicbt daran nicbt erlassen wird. , Die Gesetzgebung bat aus der Er- gespart, fabrung docb etwas gelernt. — Der alte Mantel blieb den alteren und den Bürgers- Mantel Reifrock Gegen das Ende des Jabrbundérts wird der Reifrock frauen überlassen (Taf. 66, 12 u. 15), und diese waren aucb fôrmig basslicber, indem er gleicb um die Hüften weit ab- baufig klug genug, sicb seiner zu erfreuen und ibn gern stebt wie der Deckel einer Tonne und dann sicb fast dem unnützen Mantelcben vorzuzieben. Er konnte je nacb vertikal berabsenkt zu dem Boden (vergl. Taf. 70, 12 u. 13). den Vermogensverbaltnissen aucb aus Samt besteben und So gebt er nocb ins 17. Jabrbundert binein und wird nocb ebenso reicb verbramt sein wie jenes (Taf. 66, 15). Eine um 1620 verboten, wenn ibn aucb die vomebmen Frauen eigene Art, ibn zu tragen, war in dieser Zeit bei den bereits beseitigt batten. Witwen Gebraucb geworden: sie bingen ibn zum Zeicben Uber dem Unterkleid legten woblbabende Bürgerinnen der Trauer fiber den Kopf (Taf. 66, 10). Oberkieid und Frauen der Gescblecbter nocb ein Oberkleid an. Der G oiler wurde jetzt von den Vomebmen beseitigt, Goiier Anfangs scbeint dies der Scbaube nacbgeeifert zu baben, denn er war überfiüssig geworden. Nur die Bürgerinnen indem es obne Unterbrecbung, von oben nacb unten all- und Dienstboten bebaupteten ibn trotz seiner Nutzlosigkeit mablicb weiter werdend, bis zum Boden fiel (Taf. 66, 13). (Taf. 66, 4 u. 15). Docb war es gleicb zu Anfang enger als die Scbaube Umgekebrt ergebt es der Scbfirze; sie wurde von schürze und ganz obne Falte; freilicb war bei dem glockenformi- den vomebmen Bürgerinnen zum Scbmuck getragen und gen Unterkleid aucb kaum nocb eine solcbe moglicb. daber baufig mit Spitzen, Borten, Perlen und Stickereien Kretsebmer a. Rohrbach, Tracbten der VOiker. 8. Aofl. 35 Die Neuzeit. 274 besetzt, so dass an ihr schon der Standesunterschied be- mit Pelz besetzt waren (Taf. 66, 12 u. 15). Ihr Schnitt merkbar wurde (Taf. 66, 2, 6 u, 10—12) schloss sich insoweit der Mode an, dass er auch von der Hemd Das Hemd, von dem wir schon sagten, dass es nur Stirn zu den Obren bin die beliebte geschwungene Linie in seltenen Fallen, da nur an Festkleidern allenfalls ein der Kalotte beschrieb; Ausschnitt angebracht war, sichtbar wurde, musste sich Bei den Mânnem war die letztere. iibrigens schon am auch bei den Frauen von seinem urspriinglichen oberen Schluss der vorigen Période verschwunden, sobald der Hut Auslaufer, der Krause, tre nen, da diese zu gross wurde, den Kampf gegen das Barett begann. Mit dem Jahre um sie langer festhalten zu konnen. Nur wenige ehrbare 1550 findet sich keine Kalotte mehr auf Mannerkopfen. Biirgersfrauen schlugen einfach den Kragen des Hemdes Die Haartracht der, Frauen war iibrigens um die- Haar der um (Taf. 66, 15), und hochbetagte oder trauemde behielten selbe Zeit auch nicht mehr an die Kalotte gebunden. auch wohl noch die Riische bei (Taf, 66, 10 u. 12). Die Manche trugen zwei lange (nicht selten falsche und dann Krause Krause wurde nun aus anderer, weit feinerer Leinwand bestimmt blonde) Zopfe auf dem Riicken, die je langer verfertigt und mit Brenneisen gekrauselt, beim Anlegen- und besonders je heller, desto schoner waren (Taf. 66, 3, aber mit einem Draht unterzogen, damit sie hübsch steif 13 u. 14). Daher wurden allerlei Kiiuste des Bleichens in der gewünschten Lage verharre. Sie wuchs wie bei und Farbens der Haare versucht, um die gewiinschte Blond vergrôsse- den Mánnem von ihrem bescheidenen Anfang (Taf. 66, 3, blonde Farbe zu erlangen. Es ist eigentiimlich, dass von '^"efben^" 5 u. 14) ZU immer grosserer Ausdehnung heran (Taf. 66, den Romern bis zur AUongeperiicke das Blonde fiir schon 2, 4, 6, 9 u. 17), bis sie über die Obren weit hinausstand und vornehm gilt. Auch heute noch hat es bei vielen (Taf. 66, 1, 8, 10 u. 11) und schliesslich die Grosse einer einen Vorzug. Schüssel erreichte. Dass man aber bei alledem wohl ein Als nun gar von 1580 an die Frauen das Haar Haar Gefühl dafür batte, dass diese Mode ein hôchst lastiger hiiufig of fen trugen und Hut und Haube ablegten, da und fremdlandischer Zwang sei, geht am besten daraus gait es erst recht, mit seinem eigenen oder fremdem Haar hervor, dass um das Gesicht rück- an den Ehrentagen der Fran, z. B. bei der zu prunken. Es wurde nun rund Hochzeit, Brant und Brautjungfern in blossem Halse mit warts gelegt, durch Pomade und Klebstoffe unter sich ver- mâssigem Kleiderausschnitt und erstere auch in aufgelostem hunden und über Drâhte gespanut, die ihm eine bestimmte Haar erschien (Taf. 66, 16). Dies gait also doch noch Form gaben und erhielten. Bald lag es wie eine Wulst fiir schoner und feierlicher als die ungeheuerste Krause. rund um das Gesicht (Taf. 65, 17), bald auch türmte es Die Ausdehnung dieses Halsringes batte aber natürlich sich auf den beiden Stirnhügeln hornerartig in die Hohe. den grossten Einfluss auf die Perlenschnüre, seidene und goldene Bander und Borteri wurden nicht dabei gespart, dazu kamen noch Diademe, Kopfbedeckung. Kranze und dergleichen (Taf. 66, 3). Derm sowie die Kkause wuchs, musste jene abnehmen, Gleichzeitig mit der Sitte des offenen Haares trat die und wie sie in die Hoh'e stieg, musste Haar und Haube Stuarthaube auf. Wie die Spitze des Leibchens am stuarthaube Kaiotte weichen. Noch hielt.sich die Kalotte trotz der wachsen- Eleide sich auf den gewolbten Reifrock legte, so legte den Bedrangnis. Sie schmalerte sich, schnürte sich fester sich die Spitze dieser Haube vorn auf die Wolbung der zusammen und fristete in solcher Nachgiebigkeit ihr Da- Stirn, zog sich dann nach beiden Seiten in grossen Bogen sein bis gegen 1580, dann aber begann ihr Rückzug, erst über die emporgekammten Haare zu den Obren bin und aus den hoheren Standen, spater aus alien. Ihre Zeit war umschloss* von hier an, dicht anliegend, den übrigen endlich gekommen; sie verschwand, noch bevor das Jahr- hinteren Teil des Kopfes. Ausbauschungen und spitze hundert endete. Schneppen waren die Grundtone der damaligen Harmonie, Bis gegen 1575 war sie aber noch im alten Glanze w:enn in jener Tracht von einer solchen die Rede sein und Ansehen. Sie prangte noch aus Seide oder Goldstoff kônnte. — Die Stuarthaube war mit den kostbarsten Spitzen (Taf. 66, 4, 5, 7, 9 u. 11) und war noch ebenso reich wie (vergleiche Taf. 69, 1) besetzt, mit Perlen gestickt und ehedem mit goldenem Netz oder mit Schnüren aus. echten umsaumt und trug an der Spitze vom auf der Stim ge- oder falschen Perlen umgeben. An den Schlafen batte sie wohnlich irgend einen Schmuck. Der Stoff war Samt, gewohnlich zwei zuweilen recht ansehnliche Wülste, um Seide oder auch Goldstoff. das vordere Haar darin zu bergen, damit nicht hinten die Am haufigsten aber wurde das Barett oder wie es Barett Masse zu gross wurde (Taf. 66, 4, 5 u. 11). Denn das nun gewohnlich hiess, der Hut getragen, so dass auch verbot die Krause und oben woUte das Barett Platz haben. jetzt die Frauenkopfe, wie schon in der vorigen Període, So war man in Verlegenheit um Raum, wo man das Haar denen der Manner ahnlich waxen. Mit der wachsenden lassen soUte. Krause musste der Rand des Baretts sich beschranken; Wand^ Neben der Kalotte waren, besonders bei Biirgersfrauen was man dort zusetzte, man ' schnitt bier ab und so wurde desselben _ Andere oder bei dem ehrwürdigen Alter, auch noch andere Hauben denn der Rand geschmalert bis auf die Breite eines Fingers Hauben grosserer Weite gebrauchlich, die luftig und faltig das (Taf. 66, 5, 7, 8, 13 u. 14). Gleichzeitig wurde auch die ganze Haar umschlossen und bald aus Leinwand (Taf. 66,1), Weite so eingeengt, dass von einem Umschliessen des bald auch aus Samt bestanden (Taf. 66, 2) und im Winter Kopfes keine Rede sein konnte, sondern nur noch von V. Die zweite Hâifte des 16. Jahrhnnderts in Westeuropa. 275 einem Aufsetzen des Baretts oben auf den Scbeitel. Es starrte. Dieses stimmte in Form und Wesen mit der erreichte weder die Stirn noch das Hinterhaupt. Wohl- Haartracht der Frauen seit 1580 uberein. Solche Manner- weislicb bebielt man daber auch jetzt noch die Kalotte bei, frisur nannte man jetzt auch Kolbe, so dass also die Koibe Âusserste üm das Barettlein darauf befestigen zu kônnen (Taf. 66, Bedeutung dieses Wortes wechselte wie die Mode. Die ^^rung"^ 5 u. 7) und es war sehr bezeiehnend, dass gesagt wurde: weniger modische Welt trug es aber doch auch kurz, die Hiitlein sind so klein, dass sie kaum den vierten Teil wenn auch nicht kolbig (Taf. 67, 3, 5, 6, 10 u. 11), und des Hauptes bedecken und sehen aus, als ob ein Weib selten sah man noch ein Ohr, das vom Haar bedeckt einen Apfel auf den Kopf setzen wollte und sagen: das war (Taf. 67, 4), obwohl sich einzelne durch langeres ist ein Hut! — Dass bei diesem kleinen Rest einer Kopf- Haar am Hinterkopf auszuzeichnen bestrebten, eben weil bedeckung nicht mehr oder nur noch hôchst selten von es jetzt etwas Absonderliches war und zur Krause nicht Schlitzen die Rede war (Taf. 66, 7), ist nicht zu ver- passte. wundem, doch wollte man den Gegensatz zweier Farben Der Bart verlor zunachst seine beiden Ecken (Taf. Bart nicht ganz aufgeben und umschlang daher den Hutkopf 67, 5) so gut wie die Kuhmauler, und wie diese sich in unten am Rande mit einer hellen Schnur, die entweder den spitzen Schuh, so verwandelte sich der breite Bart in silbern oder golden oder auch aus Seide von âhnlicher den spitzen (Taf. 67, 1—4, 6 u. 11). Die Krause konnte Farbe war, indessen der Hut gewôhnlich aus Samt bestand. kein Freund des Bartes sein, darum wurde er von beiden Feder am Auch steckte man wohl eine Feder in diese Schnur, Seiten so lange geschmalert, bis die Wangen ziemlich Sut • • gerade über der Stirn (Taf. 66, 7) oder man bestickte nackt waren (Taf. 67, 8) und nur noch der Schnur- und den Hut mit andersfarbiger Seide oder mit Gold- und Kinnbart übrig blieb (Taf. 67, 8 u. 11). Silberfâden. Wir haben die Umwandlung des Baretts nach dem Barett Wâhrend man in der ersten Halfte des Jahrhnnderts Vorbild des spanischen Hutes vorhin bei der Kopfbedeckung am Barett bei wachsendem Rande den Kopf immer mehr der Frauen besprochen und diirfen uns hier darauf be- verkleinert hatte, bis er nicht selten ganz verschwand, Ziehen. Mit schmalem Rande, niederem Kopfe und kleinem so fing man nun in dieser zweiten Halfte an, ihn wieder oder mittelgrossem Boden behauptete es sich in den mitt- zu erhôhen. Damais Erniedrigung und Verbreiterung, jetzt leren Standen bis gegen das Ende dieses Jahrhnnderts. Barett Zunahme der Hôhe und Abnahme der Breite. Um ihm Die Herren der Mode aber gingen in der vorhin erwahnten erhoht geben und die gewünschte Hôhe ins Auge zu Erhôhung des Kopfes und Vergrôsserung des Bodens riicken, musste der Samt oder woraus der Hut sonst be- immer weiter, bis sie einen hohen steifen Kopf erzielt stand, steif unterfûttert werden. Dabei wusste sich aber hatten (Taf. 67, 10 u. 11), dem oft sogar der Rand ganz ein Prinzip der friiheren Zeit, freilich sehr an unrechter fehlte oder mit Hilfe der Falten das sogenannte spanische Stelle, zur Geltung zu bringen. Damit bei aller Hôhe sich Barett, das ebenfalls hoch und weit war, aber weich und eine gewisse Freiheit und Zwanglosigkeit darstelle, sollte formlos erschien. Es war lange Zeit die echte Modetracht Hut mit der Hut falti g erscheinen, wie zufâllig so geformt. Da- (Taf. 67, 8 u. 8), bis gegen das letzte Jahrzehnt der Hut Falten legte m^n ihn in feste Falten und verbreiterte zugleich zur Alleinherrschaft kam. den Boden, so dass ein solches Barett oder Hut, wenn Dieser war aber nicht mehr der alte Filzhut, wie er es auf seinem Boden stand, aussah wie ein gefûlltes Sack- sich bei den Bauern noch bis jetzt erhalten hatte und von chen, das man eben im Begriff ist zuzuschnüren (Taf. 66, ihnen nun nach der Mode .um Ende des Jahrhnnderts um- 5 u. 7), eine Form, an der die Schônheit auch nicht den geformt wurde, sondern es war der spanische Hut, oben Hut spanisch geringsten Anteil hatte. zugespitzt, mit schmalem Rand, mit scharfkantigem kleinem Weiter aber ging die Übereinstimmung zwischen Boden und ziemlich hoch (Taf. 67, 2 u. 5). Er war bald Mânnem und Frauen nicht; hier lag ihre Grenze. Weder aus Filz, bald auch aus Samt und Seide oder aus Tuck. Der der eigentliche Hut, noch das hohe ,spanische Barett", alte Hut hatte einen breiten Rand, runden Kopf und daher wie man das in den Hut verwandelte Barett zu nennen keinen eigentlichen Boden gehabt, war auch weit niedriger pflegte, fand bei der Frauenwelt rechten Anklang. Nur gewesen (Taf. 67, 6). Er fand aber jetzt bei den Vomehmen das niedrige schmale Barettchen oder Hütchen wurde ge- gar keinen und bei den Bürgern nur noch wenige Trâger. tragen, und ais um 1580 die offenen Haare und mit ihnen Der steife spanische Hut überwaltigte alies. Seitdem sind zugleich die Stuarthaube aufkam, ging jedes der Ge- die Hüte bis heute Mode geblieben. schlechter seine eigene Strasse in bezug auf die Kopf- Gemeinsam blieb alien diesen Formen der Kopf- Fedem am • • îînt bedeckung. Doch werden wir sie nach nicht gar langer bedeckung der Federschmuck fast bis zum Ende dieser Zeit schon vdeder beide unter einem Hute finden. Période. Doch war er bescheidener und selten nur, viel- Haar der Die Manner machten an ihren Kôpfen eine ahnliche leicht an Rittern oder Soldaten, sah man noch wallende Manner durch. Mit der wachsenden Krause wich breite Federn (Taf. 67, 1, 3, 7 u. 9). Gewôhnlich war es das Haar zurück und wurde gekürzt, so dass es rundum nur ein kleiner Busch (Taf. 67, 6 u. 8) oder einzelne kurze nur 1 bis 2 Zoll lang war. Vorn auf der Stirn kammten j Federn, die man aufsteckte (Taf. 67, 2, 10 u. 11). Auch es die Helden der Mode aufwarts (Taf. 67, 8) und bürsteten | dies hôrte uegen das Ende des Jahrhnnderts auf und be- O O es auch wohl überall gegen den Wuchs, so dass es ab- | gann erst im dreissigjahrigen Kriege von neuem. 35* 276 Die Neuzeit. Hut-ver- WeJcher Luxus übrigens mit den Hüten getrieben wieder daraus bervorgezogen und die Hüllen in der Hand schwendung ersieht man z. B. daraus, dass ein Adliger deren bebalten (Taf. 66, 7). So war es Gebraucb bei Mânnern über 20 baben konnte mit gleicbviel bunten Federn oder und Frauen, bei vornebm und gering, bei alt und jung. Federbiischen. Dementsprecbend waren freilicb aucb die Bei Tiscb und beim Tanze wurden sie nicbt benutzt, und Kleider, die sicb oft über ein Scbock beliefen und deren es gab daber grosses Aufseben, als der affektierteste Mode- Wert nicbt nur im Stoff lag, sondern besonders im beld seiner Zeit, Heinricb III. von Frankreicb, in Wien dies docb tat. — Sonst trug ein Stutzer — wie man es ISchmnck. in unseren Tagen nocb seben kann — den éinen Hand- Denn dieser bestand ausser in Goldborten und der- scbub balb angezogen, den anderen spielend in der Hand. gleicben Stickereien (Taf. 66, 7 u, 16) besonders in den Das war der allerfeinste Gescbmack. Aucb an den Hand- neu erfundenen feinen Spitzen oder aucb in Perlen und scbuben glanzten Perlen und Diamanten. edlen Steinen. Da man gleicbzeitig grossen Wert auf scbone Wer aber solcbes nicbt aufwenden konnte, der macbte Linien legte, so mussten diese Verzierungen künstleriscb wenigstens den allgemeinen Gebraucb mit, die Handscbube ausgefübrt werden, und diese Arbeit wurde daber oft mit woblriecbend zu macben. Woblgerücbe waren jetzt über- wohi- vielen bundert Talern bezablt. Muster und aucb Arbeiter baupt allgemein beliebt. Man verwendete sie bei Hand- liess man aus Italien kommen; Spitzen bezog man aus scbuben, Scbnupftücbern, Facbern, künstlicben Blumen- dem Erzgebirge, wo sie seit 1550 gekloppelt wurden. straussern, bei Seifen und künstlicben Wassern, bei Kleidern verwendung Gegeu den Verbraucb von Gold, Perlen und Edel- und bei den vom Gürtel berabbangenden Riecbkugeln. Man von Gold und er ietzt gebrâucblicb war, trat aber alies batte eine Juwelen im ' j o ^ Menge gebeimer und bekannter Rezepte zur ^ übermass andere in den Hintergrund. Die Juweliere waren auf der Anfertigung solcber Dinge, als Raucberkerzcben, Bisam- Hobe ibrer Entwicklung angekommen. Die wundervoUsten, apfel, Riecbkissen für Wascbe u. s. w. Man taucbte aucb künstlicbsten Arbeiten unserer Museen aus dieser Spbare die Scbnupftücber in woblriecbende Wasser und wiscbte entstammen der vorliegenden Période. Von Kopf bis zu damit ofter über das Gesicbt, um die Haut dadurcb zu Füssen musste die Kleidung des Vomebmen von Gescbmeide verscbonern. Aucb Scbminke wurde in Massen verwendet. schminke blitzen. Manner wie Frauen batten darin ein Streben. Gleicben Scbritt damit bielt der Bedarf an Kanimen, Zwar erreicbten die Deutscben, aucb ibre Fürsten nicbt, Bürsten, Bücbscben etc. niemals das Übermass, das bierin in Frankreicb an der Das Scbnupftucb war wie der Handscbub eine schnupftuch Tagesordnung war, aber an ibrem guten Willen zur Er- Notwendigkeit geworden für beide Gescblecbter, docb war reicbung desselben feblte es keineswegs. So erbielt eine seine Feinbeit und Verzierung sebr nacb den Klassen ver- Prinzessin von Preussen zur Hocbzeit vier Halsbander, im , scbieden. Wabrend nacb dem Gesetz das Tascbentucb der Werte von 3600—4500 M. jedes, Goldketten, Binge und Dienstboten nur 1 M. kosten durfte, trugen die Adligen dergleicben für eine abnlicbe Summe, wobei stets der da- solcbe zu 4—5 M. Zwar waren Borten, Fransen und malige Wert des Geldes in Anscblag zu bringen ist, der Quasten bier und dort verboten, aber obne Erfolg. Man etwa des beutigen betragen mocbte. — Aucb Adlige besetzte sie mit Goldborten, mit Perlen, mit Spitzen und batten bisweden Scbmucksacben von ungebeuerem Wert, stickte sie auf das sauberste. Aucb farbige Tascbentücber wie binterlassene Testamente und Inventare zeigen. Wenn waren gebraucblicb; docb blieb die weisse Farbe die ge- jemand ein Hutband für fast 1500 M. tragt oder eine wobnlicbste (Taf. 66, 15). Goldkette mit Diamanten für 2000 M., so mag man sicb Aucb der Facber war scbon keine Seltenbeit mebr, Facher von dem übrigen leicbt einen entsprecbenden Begriff macben. blieb aber ein ausscbliesslicbes Besitztum der Frauen. Der Halsketten waren etwas so gewobnlicbes, dass nicbt etwa gewobnlicbste war der aus Straussenfedern verfertigte, der nur die Yornebmen (Taf. 66, 7, 9 u. 17; 67, 8 u. 11), als Buscb oder breiter Scbirm an einem scbon gescbnitzten sondern aucb die Geringeren solcbe anlegten, z. B. die Griff sass. Er bing bisweilen an der Gürtelscbnur. Da- Landsknecbte (Taf. 67, 3 u. 10). Auffallend beliebt waren neben war aucb ein anderer im Gebraucb, der wie eine die Perlen, die man pfundweise an den Kleidern ver- kleine Fabne erscbien und kaum einen Quadratfuss gross wendete. Sie mussten überall glânzen, vom Hut bis zu war. Er bestand meistens aus Strobgeflecbt oder aus Zeug den Scbuben, indem sie meistens zu Stickereien benutzt über einen Rabmen ausgespannt. Der geflocbtene ist nocb wurden. Sie sassen an den Hauben, Kronen, Kranzen und beute in Arabien und Agypte sebr gebraucblicb, von Diademen, aucb an den Haarnadeln und Obrgebangen, wo er aucb wobl damais seinen IJrsprung baben mocbte. oder als Scbnüre im Haar, um den Hals (Taf. 66, 16), um Endlicb war aucb nocb eine dritte Form im Gange, die die Handgelenke; sie glanzten auf den Gescbmeiden der spater allé anderen besiegte und die wabrscbeinlicb aus Brust, des Gürtels (Taf. 66, 7, 16 u. 17), der Finger u. s. w. Cbina oder Japan stammt, namlicb die des zusammen- Zu den besonders unentbebrlicben Putzsacben, die gefalteten Facbers aus Zeug oder Papier, wie wir ibn aus vom Fürsten bis zum Bürger gebraucbt wurden, geboren dem vorigen Jabrbundert berüberbekommen baben und Hiindschuhe aucb Handscbube und Scbnupftücber. Sobald man wie er nocb bei uns vorkommt. das Haus verliess, wurden die Hânde in ibre Kapseln Der Scbleier kam aucb in dieser Période in Deutscb- Schieier gesteckt, und sobald man ins Zimmer trat, wurden sie land nocb nicbt wieder zu Anseben und Gebraucb, ob- V. Die zweite Hálfte des 16. Jahrhundcrts in Westenropa. 277 gleich dann und wann eines gelben Schleiers erwahnt wird, nacbdem er bereits bei alien übrigen Nacbbam sicb ein- der mit Gold- oder Silberborten besetzt war und von dem gebürgert batte. Er war eben der Feind der spaniscben spanischen Hiitchen herabwehte. Es sind das nur Ausnabmen Tracbt, welcbe diese Freibeit in der Trennung des Bein- von der Regel; diese kannte noch keinen Schleier wieder. kleides am Knie nicbt annebmen kpnnte, obne sicb selbst schieppe Ebenso blieb die Schleppe fern vom taglicben Leben zu verleugnen. In Deutscbland, wo der Strumpf als und wagte nur bei grossen Hoffesten oder bei Hochzeiten Reprasentant dieser freien Trennung entstanden war, wurde als Gast zu erscbeinen, wie sie bei solcben Gelegenbeiten er aucb am ebesten und weitesten verbreitet, und zwar aucb beute unter uns niemals feblt. — Zu den wicbtigsten scbon gleicb in den ersten Jabren dieser Période. Er Spiegel Bedürfnissen gebôrte aber nocb der Spiegel, den Frauen bestand aber anfangs aus WoUe oder Baumwolle, spater sogar in kleiner Form am Gürtel trugen (vergleicbe Taf. 70, erst aus Seide. Die Italiener und Franzosen und bald 12). Aucb die scbon aus der vorigen Període bekannten aucb die Englander nabmen diese Tracbt auf. Letztere Tascben mit daran befindlicben Messern waren nocb bei macbten sogar einen wicbtigen Erwerbszweig daraus und den Frauen im Gebraucb und bingen vora Gürtel berab erleicbterten bald dessen Anfertigung durcb Erfindung des Gewirkte (Taf. 66, 4, 11, 1.5 u. 16). Stumpfwirkestubls (Siebe unter d. England). strumpfe Tiber diese laügen engen Beinkleider zog der Spanier b) Spanicn. ein Paar kurze sebr weite. Diese reicbten nur von den Hier war der Ausgangspunkt der neumodiscben For- Hfiften bis auf die Mitte der Oberscbenkel, waren aus- Pufifhose men, und bier finden wir sie daber aucb scbon lange vor gepolstert und mit breiten Vertikalbandem von anderer der Mitte des 16. Jabrbunderts. Im zweiteh Jabrzebnt Farbe umgeben, ein Prinzip, das sie der landsknecbtiscben war aucb in Spanien der Trieb nacb Freibeit, innerer wie Pluderbose abgenommen batten (Taf. 71, 2—5). Nur bei ausserer, erwacbt, und tat sicb aucb in den Kleidem kund. der scbwarzen Tracbt waren aucb die Bander scbwarz Aucb bier batte man Scblitze eingefübrt, aber das vor- (Taf. 71, 12). quellende Futterzeug oder Hemd wurde bald zurückgedrangt Das Warns mit seinem Gansebaucb konnte wesren wams und der Scblitz gescblossen durcb das niederbeugende der Hüftenwülste keine Scbosse oder bocbstens fingerbreite , Regiment des Herrscbers, und ebenso wurde das bervor- Anfánge zu solcben baben (Taf. 71, 2). Es war gewobn- quellende Wort zurückgedrangt und die Lippen gescblossen licb rundum stark gesteppt und batte statt der Scblitze durcb die Inquisition. Straff waren allé Zügel angezogen: kleine aufgesetzte oder aufgestickte Flecken von bunter straff sassen die Kleider. Nicbts sollte sicb verbergen Farbe (Taf. 71, 7). An den Knopfen, die selbst sebr kost- vor den Augen der beiligen Hermandad: nirgends durfte bar sein konnten, da sie zuweilen aus Edelsteinen bestanden, ein Faltcben sicb zeigen: alies musste offenbar werden. begleiteten oft Goldborten den Saum (Taf. 71, 11). An den Acbseln lagen die scbon bekannten W^ülste, um mebr Die Kleidung Breite zu erbeucbeln (Taf. 71, 2, 5 u. 7). Bei der unter ist uns in ibren wesentlicben Merkmalen scbon bekannt Pbilipp n. gebraucblicben scbwarzen Tracbt wurden die und wir babèn bier nur genauer auf das einzelne einzu- Scbosse des Wamses laager, so dass sie fast die Puffen Schosse Hosen gebeu. Was zunacbst die Beinkleider, als das unter- der Hosen bedeckten, wie denn um diese Zeit aucb vom scbeidendste Stück der spaniscben von der deutscben Tracbt, Hofe das lange enge Beinkleid als ein in Strumpf und betrifft, so waren diese nun so eng, dass sie nirgends eine Hose geteiltes angenommen wurde (Taf. 71, 12), so dass Falte warfen (Taf. 71, 1—5). Dabei kam ibnen die neu die Beinkleider aus drei Stücken bestanden: Strumpf, enges erfundene Strumpfstrickerei ausserordentlicb zu Hilfe. Denn Unterbeinkleid und weite Puffbose. Gleicbzeitig trugen man batte ja aucb scbon im vorigen Jabrbundert enge die mittleren und unteren Klassen statt der beiden letzten lange Beinkleider getragen, aber da sie vom Schneider Stücke nur eius: die deutscbe Pumpbose, die bei den gemacbt werden mussten, so war docb ein vollig falten- Niederlandern von jener Zeit an bis auf die neueste be- loses Anscbliessen von ibnen nie zu verlangen gewesen. liebt geblieben ist (Taf. 71, 7). Gestrickte Jetzt wurde das ganz anders. Die gestrickten Beinkleider Der Mantel des Spaniers ist weltberübmt geworden. Mantel Hosen ¿icbt an vi^ie die Haut und konnten vermoge ibrer jenes kleine Mittelding zwiscben Goller und Mantel, das Elastizitat docb freie Bewegung gestatten, obne zu reissen. weder das eine nocb das andere war und sein sollte. Ge- Man verfertigte diese Trikots gewobnlicb aus Seide; die wobnlicb aus doppelter Seide in zwei Farben, mit Streifen ersten in Frankreicb soli Heinricb II. 1559 getragen baben, von Samt, mit Goldstickerei oder solcben Borten besetzt, in England Heinricb Vin. scbon 14 oder 1 5 Jabre früber; war es das oberste und Hauptstück des Stutzers, der in Spanien, wober er sie erbalten batte, waren sie wabr- seiner Ziererei durcb allerlei Arten es umzuscblagen voile scbeinlicb eben aufgekommen. Bis dabin musste die Kunst Genüge tun konnte (Taf. 71, 5, 11 u. 12). Seine Lange des Schneiders ibr moglicbstes tun, die Form des Beines scbwankte von den Hüften bis zur Mitte des Oberscbenkels, strumpf in ibren Einzelbeiten bervorzubeben. — Der Strumpf, der ebenso seine Weite. Bald deckte es nur notdürftig den früber als die langen Trikots durcb Stricken entstanden Rücken, bald konnte man es vorn übereinander scblagen. war, und der eigentlicb die neue Erfindung veranlasst Der Stoff scbeint aucb zuweilen feine Leinwand gewesen batte, wurde von den Spaniern erst ganz spat angénommen. zu sein. Die Nenzeit. 278 Übrigens, auch selten, wurde auch in Spanien Alter musste die wenn Spanierin sich schnûren. Wir sprechen die Schaube getragen, ebenso wie in Deutschland ge- hier natürlicherweise nur von den Vornehmen und ihren schaube kürzt und verengt, aber doch mit dem breiten Pelzbesatz Nachahmern. oberhalb der bis ganz liinab (Taf. 71, 2). Die niederen Stande be- Geschnürt sein musste die Kleidung dienten sich aber auch des langen Mantels mit Kapuze Hüften, dagegen aufgeblassen unterhalb derselben. Dort (Taf. 71, 9). môglichst schmal, hier môglichst breit. Dazu verhalf der Reifrock tiber dem Kragen des Mantelchens, der flach zuruck- Reifrock (Taf. 71, 18), der das Kleid zur Glocke ausspannte. den Boden beriihren und die Fusse Krause fiel, erliob die Krause ihr künstliches Rund und um- Es musste rundum — starrte den Hals mit wohlgelegten Falten. Sie wehrte durften nicht sichtbar werden. „Eine spanische Konigin und das passte — zura spanischen Wesen jede freie Kopf- hat keine Fûsse", soli die spanische Oberhofmeisterin der als die eben bewegung; starr musste das Antlitz nach vom sich wenden, Konigin Elisabeth geantwortet haben, diese, durfte nicht riick- und nicht seitwarts blicken. Denn was aus Frankreich heriiberkam in ihre neue Heimat, von hatte daraus entstehen konnen, wenn man auch von der ihren Füssen gesprochen hatte, und sie dadurch in die Angst übrigen Welt hâtte Notiz nehmen diirfen! Ebenso ge- gestürzt haben, man werde ihr die ihrigen abnehmen. hindert die Hânde durch gleiche Krausen. Sind Das Kleid reichte ganz hinauf bis an den Hals, wo waren aber einem Volke erst Kopf und Hânde gefesselt, dann die Krause darüber hinausragte, und hatte an den Achseln hat seine Entwicklung Ruhe und Stillstand und ist nicht hohe Wülste. Übrigens Waren die Armel eng anliegend mehr zu fürchten. (Taf. 71, 13). Über diesem Kleide lag gewohnlich ein Aber wie oft in der Greschichte sich ein gewisser Oberkleid, das sich bis zur Hüfte genau dem unteren oberkicid Humor, der bisweilen recht bitter sein kann, bemerkbar anschloss, bisweilen oben einen Ausschnitt hatte, um das macht, so auch hier. Dasselbe Volk, dass so korperlich Unterkleid zu zeigen (Taf. 71, 13), oder vom Halse bis waffen und geistig vollig geknechtet war, ging — in Waffen. hochstens zu den Hüften geschlossen war durch Knopfe, Kein ohne seinen langen Degen! Selbst der ge- von da bis zu den Füssen aber offen blieb zu demselben Spanier meinste Handwerker trug einen solchen. Welch bittere Zweck, um das Unterkleid sichtbar zu machen (veigleiche Ironie! Sklaven in Waffen! Wie man Kindem Spielzeug Taf. 69, 1, 3 u. 4). Die Armel waren entweder eng mit Geziertheit gibt, SO hatten die Spanier an ihren wohlgedrechselten Schulterpuffen — wenn diese nicht schon am Unterkleide schuiter- paffen — epanis^en Penden einen Stossdegen hângen, aber nicht abwarts, das sassen; dann fehlten die oberen Armel auch wohl ganz in Zeit nicht selten in wesens wehrten die Polster, sondern gestürzt, horizontal (Taf. 71, oder sie hingen spaterer grosser 1, 3 u. 5). Gedrechselt! das ist das passendste deutsche Weite fast bis zu den Füssen (Taf. 71, 13). Über dem Wort für diese ganze Tracht. Nicht nur, weil wirklich Oberkleide lag der meistens sehr kostbare Gürtel, oft aus so vieles an ihr kiinstlich rund war: Krause, Schulter- Perlen und dergleichen. puffen, Hüftwülste, Gansebauch, Hut, sondem auch, weil Beide Kleider waren übrigens mit Goldborten, Sticke- mit diesem Ausdruck das Gezwungene, Steife, Gezierte reien und Juwelen reichlich, wie in Deutschland, bedacht. bezeichnet ist. Gedrechselt war denn auch das ganze Des Mantels bedienten sich die vornehmen Frauen selten, Mantel und spanische Leben, was am deutlichsten aus der Sprache weil sie gern ihren Wuchs zeigten, der damit teilweise hervorgeht. Welch ein Schwulst von zierlichen Redens- verhüllt worden ware. AUenfalls bedienten sie sich der arten ist da im Gange! Welch ein lacherliches Gebaren Mantilla, Bürgerinnen dagegen eines langeren Mantels, den Hoflichkeit ohne Wahl der Person (Don Quixote)! sie auch über den Kopf legten, wie jene die von Mantillà, sich Noch heute ist der spanische Schafhirt „Ew. Gnaden" und aber auch oft ganz damit verhüUten. Diese jeder Hausknecht ist ^Herr" (Don) und „erweist Gunst und Gnade" u. s. w. Kopfbedeckung Dieses fiel auch schon den Zeitgenossen machtig auf ist bei alien spanischen Frauen noch heute gebrauchlich, und sie ermangelten nicht, diese hohle gespreizte Weise diejenige aber, welche der spanischen Tracht ihr Geprage zu bespotteln. Besonders die Niederlander, die denn auch gab, war der Hut, hoch, steif, mit schmalem Rande und Hut Ursache genug zum Widerwillen hatten, liessen es nicht am Boden etwas zugespitzt (Taf. 71, 12). War er von an Spott fehlen. Samt oder Seide, so war er haufig mit künstlichen Falten Frauentracht Die spanischen Frau en waren womoglich noch bedacht und unten mit einem mehr oder weniger breiten übler daran als die Manner. Denn indem diese doch nur Bande umschlungen. Bei der schwarzen Tracht war Hut ausserlich ihrer Gestalt etwas anzuhangen und vorzubinden und Band schwarz (Taf. 71, 12), sonst war das Band oft brauchten, um der Mode zu genügen, mussten jene ihr aus Silber und Gold. — Die geringeren Stande blieben ausserdem auch etwas nehmen. Es ging ihnen wirklich dem Filzhut treu und auch mehr der alten Form mit an Leib und Leben. Denn eine der entsetzlichsten Er- breiter Krampe (Taf. 71, 7), auch wohl statt seiner einer Schnûrbrust findungen war jetzt aufgetaucht: die Schnürbrust, und Art Barett ohne Schlitz und ohne Krampe (Taf. 71, 9). sie legte sich schon dem spanischen Madchen in die Wiege In manchen Teilen des Landes wurde aber auch dieser — und driickte es als Alp und von ihr konnte es nur erst verschmaht und es hatten sich dort die ersten ihrer frei werden durch das Totenhemd. Denn auch im hohen Art in Europa — bereits besondere Volkstrachten im V. Die zweite Hâlfte des 16. Jahrhuuderts in Westeuropa. 279 heutigen Sinne des Wortes angesiedelt, so z. B. in den und gewôhnlich auch wie diese mit kleinen farbigen Flecken Biskayische baskischen Provinzen. So trugen die Bauern in Biskaya benâht (Taf. 71, 5 u. 7), — Bei den Frauen besonders Fraueu- Bauern noch die Gugel mit langem Z'opf (Taf. 71, 8), dazu die waren sie hâufig aus Seide und bei besonderen Festlich- schube kurze Bluse mit langen Hangeârmeln und Lederstriimpfe keiten sogar weiss und mit Perlen und Spitzen besetzt. mit Riemen umbunden. — Eine den spanischen wie den italienischen Frauen Statt des Hutes finden wir bei den boheren Standen ganz eigentümliche Tracht waren beim Ausgehen hohe Barett aucb wobl das Barett, jedocb ohne Schlitze und meist Unterschuhe aus Holz oder Kork, die aber nicht wie die UnterBchuhc auch ohne Federn, wie auch der Hut getragen wurde. Es des 15. Jahrhunderts den Zweck hatten, den Schuh ana Holz zu war dann das hohe, schon beschriebene spanische Barett unterstiitzen, sondem den, ihn vor Schmutz zu schützen mit breitem, aufgetriebenem und hohem Kopfe, hutahnlich und über die Grosse der Tragerin oft sehr bedeutende und mit künstlichen Falten (Taf. 71, 5). Der Rand war Irrtümer zu verbreiten, da manche diese Unterschuhe 60 bis ebenfalls nur sehr schmal und der Stoff Samt oder Seide. 90 cm hoch getragen haben solien, wâhrend die gewôhn- Seine Farbe war dunkel und seine Form durch das unter- liche Hohe nur 7 bis 8 cm betrug. liegende Drahtgestell ebenso unverânderlich als die des Aber auch diese geringere Erhebung konnte nicht Hutes. Niedrige mûtzenâhnliche Baretts waren sehr selten bloss dem schlechten Wege zuliebe benutzt werden, sondern (Taf. 71, 2 u. 11). wie in der Kôrperform, so war es vielleicht auch in der Haar Haar und Bart wurden wesentlich durch die Krause Grosse auf bestimmte künstliche Normen abgesehen. bedingt. Ersteres wurde über den ganzen Kopf kurz ge- So breit, so hoch, so geformt muss der Korper sein! schoren (Taf. 71, 2—5, 11 u. 12) und nur selten und nur Das war spanische Freiheit. — Auch die ârmeren Frauen Auch bei in den unteren Standen sah mittellanges Haar (Taf. 71, den ármeren man trugen sie, und zwar unverhüUt, indessen die Kleider der Frauen Bart 7 u. 9). Letzterer musste ebenfalls die Schere walten Vornehmen so lang waren, dass man von den Unterschuhen lassen, die ihn denn zunachst seitlich wegstuzte, dass er nichts wahrnahm. Jene trugen sie auch noch als diese schmâler und schmâler wurde (Taf. 71, 1, 2, 4 u. 11). sie lângst wieder abgelegt hatten, weil ihr Gebrauch, wenn Schliesslich fand man nackte Wangen schon und der auch nicht bequem, jedenfalls bei schlechten Strassen und Bart blieb nur um Kinn und Lippen stehen (Taf. 71, 3, schmutzigem Wetter ein sehr nützlicher war. — Vornehme 5,7 u. 12). Frauen machten es sich daher leichter, indem sie sich auf Haar der Bei den Frauen rückte gleichfalls das Haar aus der Strasse auf zwei Diener stützteif, welche Stelle denn Zwei Diener Frauen ihre zur dem Nacken in die Hohe, um der Krause Platz zu lassen. zuweilen auch „ergebensten Diener", irgendwelche Stütze Man befestigte es nun mit Nadeln oben auf dem Kopfe hofliche Herren, vertraten. Der Gang der spanischen oder fasste es in einem kleinen Netze eng zusammen und Damen wird um diese Zeit oft als sehr zierlich und setzte dann ein Diadem, einen Kranz (Taf. 71, 18) oder schwebend genihmt; war dies vielleicht eine Folge der den Hut darauf, der ganz dem der Manner âhnlich war, durch die Unterschuhe kraftiger gewordenen Fussgelenke? nur dass ihm zuweilen die Grosse und selten die Feder Der Fuss, im Zimmer wieder von der Last befreit, war fehlte. An dem Haar band man aber zuvor, noch unter nun um so mehr Herr über seine Bewegungen. Wir schieier dem Hut, den Schleier fest und liess ihn im Nacken hinab- konnen diese Beobachtung bei uns im Winter machen, wo Hut flattem. Der Hut war wie gesagt oft nur ein Hiitchen, beide Geschlechter sich der Uberschuhe bedienen. klein wie ein Bierglas und meist von Samt oder Seide. Übrigens waren diese Unterschuhe aus Holz bei den Verzierung der Stelzeii Selbst alte Damen trugen ihn so, aber dazu einen langen Vornehmen sehr schon mit Seide, Samt oder Brokat an vom zusammenreichenden Schleier, der sis vôUig verhüUte. den Seiten überzogen, mit Quasten und Fransen besetzt Ihnen war noch ein eigener Kopfputz vorbehalten, nâmlich und schon mit Silber oder dergleichen beschlagen. Oben Brille die Brille. An dieser erkannte man die Duenna wie wurde der Fuss durch einen Schuh oder auch nur durch einen Soldaten heute an der Uniform. Auch wohl noch, Riemen gehalten. ausser dem grossen Schleier,, an den breiten Schulter- jSchmuck. Wülsten, dem grossen Reifròck und der Schleppe. Anfangs hatte die spanische Tracht dessen nicht entbehrt; ja, sie war damit ziemlich verschwenderisch Die FuHsbekleidimg; umgegangen. Aber mit der Thronbesteigung Philipp II. batte sich in Spanien wohl am frühesten verândert. Hier ânderte sich das mehr und mehr um. Die hellen Farben Farben verbannt waren die Entenschnabel oder Kuhmâuler schon lange vor wichen, man trug am Hofe nur noch braun und schwarz, der Mitte des Jahrhunderts gewichen und hatten einem und allmahlich sickerte diese Weise auch in die unteren schuhe an- voU umschliesseoden Schuh Platz gemacht, der bis unter Regionen über. Nur den Frauen liess man noch Farben, schhessend gjjggjjgj reichte und vorn in eine kurze Spitze aus- ihnen auch reicheren Schmuck (Taf. 71, 13). Bei den lief (Taf. 71, 1, 2, 4, 5," 7 u. 12). Er war seltsamerweise Mânnern wich er trotz der Reichtümer Spaniens. Goldene das das einzige Waffen waren noch von alien Kleidungsstücken, das der mensch- Halsketten und reich verzierte lichen Form sich anschloss und nicht statt derselben eine einzige, worin der Spanier seine Lust am Golde zeigen künstliche einsetzte. Die Farbe war ebenfalls dunkel, doch konnte (Taf. 71, 2 u. 3). Als die schwarze Tracht durch- auch der Kleidung entsprechend, rot, grün drang (Taf. 71, 12), wobei ausser den Krausen an Hals und übrigen u. s. w. 280 Die Neuzeit. Hánden alies schwarz war, da fielen sogar die goldenen ofter mit kurzen engen Kniehosen und Strümpfen wie in Hutbander und die goldenen Schwertgurte, Sie blieb aber Spanien unter Phiiipp II., so dass dann die Beinbekleidung Hoftracht. Pbilipp scbrieb bier aufs strengste vor. aus drei Stücken bestand (Taf. 70, 11). Statt dessen aber phiiipp II. nur Befehie g0j,;je ^Pragmatica" musste gebalten werden; kein Kavalier findet sich auch in derselben Zeit schon die Verschmelzung durfte Gold oder Silber tragen; keine Hofdame ein Kleid, der beiden Hosen, d. h. der ganz kurzen Puffhose und der das er nicbt erlaubte. Die arme Elisabeth (Taf. 69, 12) kam engen Kniehose, in die weite Pumphose, die auch bis ans Pumphose Versailles nach Madrid aus dem Tanzsaal ins Kloster. Einie reichte und gepolstert wurde. Sie wurde auch als von Tracht des Hofes wie der Leibgarde genehmigt (Taf. 70, Diese spanische Tracht war es, die nun von 1550 1 u. 4) und gait lange Zeit unter Heinrich IV. ausschliess- bis 1600 auch in der übrigen westeuropâischen Welt An- lich als Mode (Taf. 70, 14). Die Schweizergarde behielt schweizer- klang und Nachahmung fand, bald mehr, bald weniger dagegen ihre geschlitzte landsknechtische Tracht (Taf. 70,2), erenau und treu. Wenn auch einzèlne Formen sich hier trug aber doch dabei das spanische Barett mit schmalem O und da umwandelten, so war doch das Prinzip derselben Rand und ohne Schlitz. in diesem halben Jahrhundert das herrschende. Einzelne Über dem Wams breitete sich am Halse anfangs unter Stücke, z. B. die Krause verbreitete sich sogar bis Russland. Heinrich II. der mit Spitzen besetzte Kragen (Taf. 69, 13), In Spanien selbst dauerte diese Tracht über ein Jahr- spater die Krause aus mit wohlgebrannten Falten (Taf. 69, Krause hundert. Dort begann sie bereits um 1530 und endete 2, 15 u. 16). Diese wuchs unter Heinrich IH. zu der erst nach dem 30jahrigen Kriege, wahrend in den Nach- Grosse einer ansehnlichen Schüssel heran (Taf. 70, 3, 4, barlandern mit dem neuen Jahrhundert auch eine neue 9 u. 11); der Konig selbst trug sie doppelt und unter ihr Tracht auftauchte. noch zwei oder drei grosse runde Kragen, wie sie spater Wenn in Deutschland die spanische Art durch ein unter Heinrich IV. mit Spitzen besetzt ohne Krause ge- eigentiimliches Trachtenwesen lange bekampft wurde und tragen wurden (Taf. 70, 14). Überhaupt stand allé Tor- nur mit wenigen Ausnahmen selbst an den Hofen nie rein heit und Abgeschmacktheit der spanischen Tracht unter und ganz zur Geltung kam; wenn in Italien die Lebens- dem dritten Heinrich auf ihrer Spitze. Er überspanisierte Heinrich iii. lust neben der Kunst dem finsteren steifen Wesen der noch das Spanische! — Er war die Karrikatur derselben, spanischen Tracht widerstrebte: so fand sie dafür in Frank- und so konnte es nicht fehlen, dass auch das vollige reich und England desto getreuere Nachahmung; ja hier Gegenteil in ihm Platz hatte. Wenn der Spanier im ging sie über sich selbst hinaus und leistete mehr, als Vollgefühl seiner Manneswürde mit Grandeza einherschritt, sie in Spanien je zu traumen gewagt hatte. In England ohne viel rechts oder links über seine Halskrause hinaus- dauerte der Rausch zwar nicht allzulange, war aber immer zublicken und die linke Hand am Stossdegen, mit der heftig genug. Am tollsten wurden allé Ubertreibungen anderen auch jede Bewegung môglichst vermied, so glaubte dieser gezierten Tracht aber ausgeführt in Heinrich lU., die Würde bestehe in der Unbeweglichkeit, und um daher dem Ideal noch naher zu kommen, sass c) Frankreich. oder stand er starr wie ein Bild aus Stein bei den Hof- Hier hielt sich die spanische Weise sehr lange in festen und regte kein Glied. So am Abend. Am Vor- Ansehen. Erst in dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahr- mittag aber zeigte er die Kehrseite dieses Wesens: da hunderts loste sich der Zauberbann, den sie über die war seine wichtigste Tâtigkeit die einer Wascherin und Franzosen geübt hatte, und nun fingen diese an, zum Teil Plattfrau oder des Friseurs und Barbiers. Denn über alies die freieren Formen der italienischen Tracht zu übernehmen ging ihm die Lebensfrage, dass seine und seiner Gemahlin oder selbst neue zu erfinden. Doch war beides nur be- Halskrause richtig von seinen eigenen allerhochsten Handen schrankt. Bei den Mânnem blieb dann nach und nach gewaschen, gestarkt, gekrauselt und gebrannt sei, dann, nur die Krause zurück, wurde auch allmahlich kleiner und dass beider Haar genau gekammt und gebürstet, wohl- verschwand zuletzt; gleichzeitig verlangerte sich das obere gesteift und richtig gefârbt sei. War dann noch vom Tage Beinkleid bis ans Knie und das enge untere verwandelte etwas übrig, so ordnete er geistreiche Unterhaltungen an, sich in den Strumpf (Taf. 70, 1, 4 u. 14), wahrend die indem er sich als Weib kleidete mit nackter Brust, Stuart- Polsterung nach dem Knie hin abnahm. haube, Halsbandern — Ohrgehange trug er ohnehin — Frauzosen Vonl550—90 aber war die spanische Tracht in hochster und die Hofdamen in Mannertracht erscheinen liess. An spaXch Ubertreibung und unbeschrankter Macht im Schwunge. seinem Bartchen hatte er taglich wohl über eine Stunde Daher trugen die Hofleute, und wer sonst vornehm sein zu tun. So der Konig der Franzosen: Jeder ZoU ein Narr! wollte, das gesteppte Warns mit den Schulterpuffen und Unter Heinrich IV. waren die Beinkleider anfangs mit einem Gansebauch von zuweileu sehr reichlicher Aus- sehr dick gepolstert bis zu den Knieen (Taf. 70, 14), spater verande- dehnung (Taf. 69, 10, 13, 15 u, 16; 70, 1,4 u. 11); dazu aber liess man die Ausstopfung von oben nach unten all- Puffhose die gepolsterten Puffhosen von moglichster Kürze und mahlich an das Bein verlaufen (Taf. 70 4) und schwankte Heinrich iv. Breite (Taf. 69, 7, 13, 15 u. 16; 70, 11) und lange enge dann noch lange bis in die folgende Période zwischen Hosen darunter, die bis zu den Füssen gingen (Taf. 69, diesen beiden Arten hin und her. Die Schulterpuffen, die 2, 13, 15 u. 16). Unter Heinrich III. vertauschte man diese kurzen Schosse des Wamses und seine Polsterung wichen V. Die zweite Halfte des 16. Jahrlmnderts in Westeuropa. 281 auch nur sehr allmaliUch und behaupteten sich bis ans statt zu wachsen, aber was ihm an Fülle abging, gewann Ende des Jahrhunderts. Auch das Yolk (Ta£. 69, 10) er an Wichtigkeit, wie einst die sibyllinischen Bûcher. liess nicht sobald von ihnen, obwobl es gem den Stmmpf Endlich war gar kein Bart mehr vorhanden als der über und die Kniehose, als eine ausserpfc bequeme Tracht, an- den Lippen und unter dem Kinn. Der Yollbart, der einst genommen hatte. alies gait (Taf. 69, 2, 13, 15 u. 16), war vergessen und Mantel Das spaniscbe Mantelchen wurde am franzosischen nur sein Rest gait noch schon (Taf. 69, 5—8; 70, 1, 8, 4 Hofe womoglich noch kürzer als am spanischen getragen u. 9). Dies geschah aber erst am Schlusse des Jahrhunderts. (Taf. 69, 13 u. 15; 70, 11); zuweilen war es auch mit In der Fussbekleidung war der Franzose gleich- Kapuze versehen (Taf. 69, 2). falls modern. Die Schuhe gingen hoch am Fuss hinauf Schnhe sciiaube Statt Seiner sah man auch wohl die kurze enge Schaube, und waren vom und hinten noch mit hôheren Zacken oder anliegeiid mit kurzen oder mit Hângeârmeln, auch noch mit Pelz Bogen versehen, um das Anziehen zu erleichtern (Taf. 69, verbramt (Taf. 69, 5 u. 15; 70, 4). Soldaten und Yolk 6—8, 10, 18, 15 u. 16; 70, 1, 2, 4 u. 9). Dabei waren sie trugen den Mantel auch wohl so lang, dass er bis an die geschlitzt und vom zierlich zugespitzt. Ihr Stoff war beim Lange Kiel- Kniee reichte (Taf. 70, 8), sonst aber waren lange Kleider Soldaten und Bürger Leder und die Farbe dann braun "^^eamte^n*^ nicht gebrâuchlich, und wo sie erschienen, kündigten sie oder schwarz (Taf. 69, 6—8), beim Hofling aber Seide, schon aus der Feme den Beamten an. Die Prasidenten und die Farbe konnte dann sogar weiss sein (Taf. 69, des Parlaments, die Richter, die Universitatslehrer, die 18 u. 15). Bei Heinrich III. und lY. wurden die Schuhe Arzte, die hochsten Beamten der verschiedenen Yerwal- ausser den Schlitzen auch noch durch eine Rosette oben Rosette auf tungsbehorden : sie allé tragen lange Kleider, gewohnlich auf dem Spann verziert (Taf. 70, 11 u. 14). spanu den Talar bis auf die Piisse, mit weiten Armeln, und viele, Auch in Frankreich, wie in Deutschland und Spanien, z. B. die Kanzler und die Prasidenten, noch einen Goller tauchten um diese Zeit, wie Yorahnungen dessen, was aus weissem Pelz dariiber, dazu ein kleines, steifes, plattes kommen sollte, neben den seidenen Schuhen der Hoflinge Barett ohne Rand (Taf. 70, 7 u. 8). Manche, z. B. die vereinzelte hohe Reiterstiefel auf, die bis mitten auf die Reiterstiefci Arzte Arzte, trugen eine lange Tunika mit engen Armeln und Oberschenkel reichten (Taf. 67, 6; 69, 5; 71, 3). dariiber einen kurzen geschlossenen Rock ohne Armel, Wenden wir uns nun zu den eine Jacke mit Armlôchem, dariiber den Pelzgoller, und Fr au en, um doch auch der Mode ihr Recht zu tun und den Leuten, so finden wir auch hier dieselbe Ubertreibung der spa- mit denen sie taglich verkehrten, zu Gefallen zu leben, die nischen Tracht wie bei den Mânnern. Der Reifrock Reifrock Halskrause (Taf. 70, 9). Auf dem Kopfe, der nach der Mode charakterisiert die ganze Erscheinung der Frau. Über dem kurz geschoren war, sass ein kleines eckiges Barettchen. Gestelle aus Draht, Fischbein oder eisernen Reifen breitete Sonst war die Kopfbedeckung der Franzosen aber sich glatt und fáltenlos der Stoff des Kleides aus und streng nach deir spanischen Mode, ein mehr oder weniger stellte ziemlich genau die Form einer Glocke dar, bis gegen Barett hohes Samtbarett mit schmalem Rande, goldenem Bande, das Ende des Jahrhunderts der Abwechslung wegen eine mit Ferien bestickt und einer Feder an der Seite (Taf. 69, neue Form entstand, welche noch weit hasslicher war. 18, 15 u. 16). So tmgen es die Konige und ihre Hoflinge; Denn nun bildete der ganze Korper ein seltsames Gebaude; weniger Reiche begniigten sich mit geringerem Aufwand auf hoher Tonne des Rockes schwebte inmitten einer Hut bei gleicher Form (Taf. 69, 5). Oder man tmg einen Hut grossen Hüftkrause das schmale wohlgeschnürte dünne gewohnlich aus Filz, doch bei den Yornehmen aus Tuch, Leibchen und auf dessen Hohe, abermals von grosser Seide oder Samt, dessen Kopf spitz zulief und dessen Krampe Krause umgeben, der Kopf (Taf. 70, 12 u. 18). Yorher bald schmaler, bald breiter (Taf. 69, 2, 7 u. 10; 70, 4 u. fehlte aber die Krause um die Hüften und nur der Rock 14), zuweilen sogar ansehnlich breit war (Taf. 70, 8). quoll hier in vielen dicken Falten neben dem geschneppten Haar Das Haar wurde dabei so kurz als nur moglich ge- Leibchen hervor (Taf. 70, 5, 6 u. 10). Wie der Reifrock in tragen, und unter Heinrich HI. dann auch so neumodisch Frankreich am meisten Anklang fand, hier bis ins Über- in die Hohe gebiirstet, dass eine Stuarthaube auch auf mass erweitert wurde und wie er auch einen franzosischen den Mannerkopf passte. Es wurde strahlenformig nach Namen trug (man nannte ihn sehr doppelsinnig und recht aussen gekâmmt (Taf. 70, 9 u. 11), ganz entsprechend der bezeichnend vertugaUe oder vertugade^ auch wohl vertugadin Weiberfrisur, woraus dann unter Heinrich lY. die Haar- statt vertugarde oder -gardi&ri)^ so hat er auch hier ohne tracht hervorging, wonach es vorn von der Stirn aufrecht Zweifel seinen Ursprung gehabt. Waren doch die fran- in die Hohe, auf einer Seite gescheitelt und übrigens mehr zosischen Frauen an aufblahende Drahtgestelle seit dem oder weniger glatt gehalten wurde. Yor alien Dingen Kopfputz der Konigin Isabeau gewohnt. Stammt auch fielen die Bürsten an den Schlafen weg (Taf. 70, 14). der erste Yersuch der Yerbreiterung der Hüften, und zwar Bart Der Bart fand jetzt, was Pflege betraf, ein wahres durch Polsterkissen, als Parallèle zu der Puffhose der Eldorado in Frankreich. Man kammte und biirstete, man Manner, wahrscheinlicherweise aus Spanien, so ist dagegen olte und salbte, man steifte ihn durch Wachs und Pomade; das Fischbein- oder Drahtgestell, d. h. der eigentliche Reif- kurz, er hatte die zarthchste Wartung. Zwar kam er rock, jedenfalls franzosischen Ursprungs. Durch ihn ge- verftnderung dabei, wie ein Schosshündchen, immer mehr herunter, rieten die schüchternen Anfânge, sich durch Huftpolster Kretschmer a. Bohrbach, Trachten der YOlker. 3. Aafi. 36 282 Die Neuzeit. oder, wie in DeutscMand, durcli eingenâhten Filz unten vom geschlitzt war (Taf. 70, 10), angeschlossen hatten, nun im Saum zu verbreitern, bald in Vergessenbeit. auch die letzte Stufe ohne Widerstreben beschritten, nam- An der Spitze der franzosischen Moden standen seit lich das Hakchen des Kragens oben am Halse zu offnen dem Anfang dieser Període die Prinzessinnen Elisabeth und den ganzen Einsatz auf die Schultern zurfickzuschlagen und Margarete, die Tochter Heinrichs II. Erstere (Taf. 69, (Taf. 70, 6). Man besetzte nun den Ausschnitt rundum veranderun- 12) wurde 1559 die Gemahlin Philipps IL, letztere 1572 mit Spitzen und formte ihn anders, bald tiefer, bald ¿iejenige Heinrichs IV. Sie formten zuerst nur einzelnes schmaler u. s. w. (Taf. 70, 12). So wurde diese neue Tracht an der spanischen Tracht um, die bis dahin in ungestorter immer verbrerteter und war gegen das Ende des Jahr- Herrschaft am Hofe zu Frankreich gewaltet hatte (Taf. 69, hunderts ziemlich aUgemein in Frankreich. 1, 3 u. 4), spater gingen sie weiter und erfanden nenes. Ahnlich willkfirlich verfuhr man mit den Armeln. Ârmei Auch die Franzosinnen hatten früher das eng anhegende Wahrend in Spanien der Armel seine Form behielt, ânderte geschnürte Unterkleid mit faltenlosem glockenformigen er sie in Frankreich fast von Jahr zu Jahr um, seitdem Rock und gewohnUch mit Schneppe, darüber das vorn einmal der spanische Bann gebrochen war. Bald schlitzte offene Oberkleid mit hohen Schulterpuffen und kurzen man ihn (am Oberkleid) horizontal oder vertikal viele Armeln getragen. Auch hier war das letztere vom Halse Male auf oder offnete ihn von oben bis unten (Taf. 69, abwarts eine Strecke geschlossen (Taf. 69, 1 u. 3), hochstens 12; 70, 10 u. 12); bald war er fest geschlossen und weit bis zum Gürtel (Taf. 69, 4), und fiel von da ab bis zur wie ein Sack, dazu ausgestopft mit Watte oder Werg Erde immer weiter vom auseinander, um das Unterkleid zu (Taf. 70, 5), bald war es der alte Hângeârmel mit den zeigen (Taf. 69, 1, 3 u. 4; 70, 6). Statt der kurzen Puff- langen Umschlagen aus Seide oder Pelz (Taf. 70, 6). Es armel sah man bisweilen auch lange Sackarmel, wie sie war doch immer etwas Neues. an der Schaube gebrauchlich gewesen waren (Taf. 69, 3), Die Schnfirbrust wurde bei den Franzosinnesn nicht Leibchen selten einmal diese selbst als Oberkleid (Taf. 69, 14). weniger angewandt ais bei den spanischen Frauen, ehér Auch hier hatte die frommelnde Sitte der Spanierinnen, noch mehr, dort auch aus Gehorsam und Unterwerfung einen weissen Strick statt des Gürtels umzubinden und gegen vorgeschriebene Forpien, hier bloss aus Eitelkeit. vom hinabhângen zu lassen, Nachahmer gefunden, aber Auch die Schneppe am Leibchen wurde immer mehr ver- sehr bald wurde auch hier wie dort und wie in Deutschland langert, so dass sie bis zur Mitte der ganzen Kôrperhôhé statt des Strickes eine Perlenschnur genommen (Taf. 66, hinabreichte (Taf. 70, 10). Da das Oberkleid spater meistens 16 u. 17; 69, 1 u. 12; 70, 6; 71, 13). Spater verwandelte vorn geschlossen getragen wurde, so wurde es wieder Sitte, sich diese in einen festen Besatz des Eileides aus Perlen, es an der Seite aufzuheben, um das Unterkleid sichtbar Gold und dergleichen (Taf. 70, 12 u. 13). zu machen (Taf. 70, 5 u. 12). Elisabeth In alien diesen Dingen gingen Ehsabeth und Mar- Auch die Kopfbedeckung wurde durch Margarete Hauben « X garete als Reformatoren vor. Besonders die letztere war mehrmals ® umgeformt. Zuweilen trug sie und ihr Anhang Margarete, Tochter es, die viele Jahre hindurch, bis zu ihrer Ehescheidung, so eine Haube, die der Stuarthaube glich, aber weiter zurfick- Heinnch II. Paris waltete, indessen die erstere schon 1559 nach lag, so dass das Haar mehr gesehen wurde (Taf. 70, 6 u. 10), Spanien in das erstarrende Hofleben zu Madrid und zuweilen eine Netzhaube in âhnlicher Form (Taf. 69, 14). Aranjuez kam. Anfangs wurde nur am Kleide hier und da Dann. wieder trug man das Haar offen, bloss von goldenen geândert, hier einige Schlitze oder der Armel geôffnet Bândem umschlossen (Taf. 69, 12; 70, 5), oder nur am (Taf. 69, 12), dort eine Offnûng geschlossen. Aber bald Hinterkopfe mit einem Netz aus Perlen oder Gold um- wurde Grosseres untemommen. Es geschah ein Haupt- geben (Taf. 70, 12 u. 13). Man wechselte und ânderte schlag gegen das spanische Prinzip, als Margarete eines daran nach Belieben der Konigin, wâhrend inzwischen die Tages mit offener Brust erschien und trotz allseitigem Stuarthaube im Gebrauch blieb (Taf. 69, lu. 3) und sogar stuarthaube Kieid ofifen Widerspruch darauf beharrte, das Kleid mit einem Aus- beim Volke eine Art Nachahmung fand (Taf. 69, 9 u. 11), am Halse ^u trageu, der sich hinten vom Halse nach beiden ebensogut, wie der offene Hals sie gefunden hatte. Es gab Achseln senkte und vom quer fiber die Brust lief. Die auch Hauben nach italienischer Art mit einer viereckigen, Krause war schon einige Zeit zuvor gegen zwei bis vier sich um den Kopf wolbenden Verdachung (Taf. 69, 4). spitzen- (Taf, 70, 13), dann gegen einen breiten Spitzenkragen ver- Auch das spanische Hfitchen "wurde getragen, zuweilen Spanischer ein^^etzt worden (Taf. 70, 10), und dieser schmiegte sich so klein, dass es nur wie eine Obertasse erschien. Dabéi willig in den weiten Ausschnitt ein, indem er wie ein breiter fehlten aber doch die beliebten Federn nicht, denn solche Fedem am Fâcher hinter dem Haupte sich ausdehnte (Taf. 70, 5 u. 6). mussten auch an den Hauben, auch noch am kleinsten Nun brach ein Zwiespalt aus und es entstanden Parteien Haarnetz stecken (Taf. 70, 10, 12 u. 13), und jede Art der ffir und wider die neue Tracht. Die Konigin aber, die Befestigung hatte ihren besonderen Ñamen. Auch der ihren schonen Busen nicht wieder verhfillen woUte, siegte Schleier war in Ansehen, und man verstand sich seiner so Schieier doch so weit, dass die Hofdamen, die sich alien verschie- vorteilhaft zu bedienen, dass er ebenfalls beim Volke ein denen Zwischenstufen, dem geschlossenen hohen Kleide mit unentbehrliches Stfick wurde und eine Dienstmagd sich mehreren Spitzenkragen (Taf. 70, 13), dann dem aus- auch darauf einfibte, ihn in der rechten Weise zu hand- geschnittenen Kleide mit eingesetztem Ejragen, der bereits haben (Taf. 69, 9 u. 11). V. Die zveite Haifte des 16. Jahrhnnderts in Westeuropa. 283 Haar Die Haartracht war zwar, wie man sicli denken aucb wobl wâbrend eines Besucbs vor dem Gesicbt blieb. kann, bei so reformatorischen Bestrebungen ebenfalls vielen Sogar in einer Sitzung des Staatsrats kam Heinrieb IV. Wandlungen unterworfen, behielt aber immer das Haupt- maskiert; seine Gemablin Margarete dagegen, der es darauf merkmal, dass das Haar aus dem Gesicht allseitig rück- ankam, sicb seben zu lassen, hediente sicb nie einer Maske, warts gekammt wurde (Taf. 69, 12 u. 14; 70, 6, 10, 12 u. 13). nicbt einmal, wie von einem Zeitgenossen betont wird, in Was die Fussbekleidung betrifft, so war zwar der feierlicben Prozession, die zu Blois veranstaltet wurde. gewohnlich von ihr gar nicbts sicbtbar, aber sie genoss An Scbmuck liessen es die franzosiscben Damen Schmuck schuhe ,desbalb docb der grossten Aufmerksamkeit. Die Scbube, nicbt feblen. Im Haar Goldbander, Diademe, Perlen, bei den Vornebmen meistens aus Seide, bei Festlicbkeiten Retze (Taf. 69, 12 u. 14; 70, 5, 12 u. 13), auf der Stim aus weissem Atlas, wurden mit Stickereien und Spitzen be- oben eine grosse Perle oder einen Edelstein (Taf. 69, lu. dacbt und sogar mit Perlen und edlen Steinen verziert. 12; 70, 12), daneben Hauben verscbiedener Art mit Gold strümpfe Mcbt geringere Sorgfalt wurde den Strümpfen zuge- und Perlen besetzt (Taf. 69, 1 u. 14; 70, 6 u. 10), in den wendet, die sicb in Frankreicb scbnell viele Freundinnen Obrjn Obrgebânge (Taf. 70, 6, 12 u. 13), um den Hals und bald aucb Freunde erwarben. Trug docb Heinrieb IH. Ketten und Halsbander mit grossen Gescbmeiden auf der welcbe mit der spaniscben Puffbose zusammen, so dass er Brust (Taf. 69, 1, 3, 4, 12 u. 14; 70, 5, 6, 10, 12 u. 13), vorn beiden Weisen sein Woblgefallen zeigte (Taf. 70, 11), Die am Eleide vom Gürtel bis zur Erde reicben Besatz aus Damén bielten sebr viel auf einen glatt anliegenden Strumpf, Gold und Steinen (Taf. 69, 3 u. 12; 70, 12 u, 13) oder statt die Hofdamen nicbt allein desbalb, weil sie ofter in Manner- dessen den Gürtel selbst, den er darstellen sollte (Taf. 69, kleidung dem weibiscben Konig aufwarten mussten, son- 1 u. 4; 70, 6); aucb der von bier an goldener Kette berab- dern aucb, weil es dann und wann Spiele und Aufziige bei bângende Spiegel feblte selten (Taf. 70, 12): so scbritt Spiegei am Hofe gab, in denen sie „als Nympben", d. b. mit kurzen eine franzosiscbe Dame einber und batte oft wirk- ®^rtei gewiss Rocken, die kaum das Knie erreicbten, erscbeinen mussten. licb eine ,goldene Last" zu tragen, ebensogut wie die Strümpfe und Strumpfbander spielten eine grosse- Rolle, edlen Hoflinge und Ritter „ vom Orden des beiligen Geistes", freilicb genau genommen nur die Beine, die darin sassen. den der elende geistlose Heinrieb III. 1578 gestiftet „Ein sebones Bein" ist erst seit jener Zeit ein Gegenstand batte (Taf. 70, 11 u. 14; 78, 25) und der am blauen Bande der Verebrpng und unsere Balletfreunde dienen also einem ein*goldenes Kreuz mit weisser fliegender Taube zeigte. Kultus, der am Hofe Heinricbs III. entstanden ist, Vor- Statt seiner, aucb wobl mit ibm zugleicb, trug der from- ber war von den Beinen der Frauen gar keine Rede ge- melnde Konig zuweilen einen Korb mit kleinen Hunden wesen und jetzt konnte plotzlicb eine Abbandlung ge- und Affen an einem Bande um den Hals. Das war eine scbrieben werden „über die Scbonbeit und den Wert eines seiner liebsten bauslicben Unterbaltungen. flScbônen Beines", indessen docb gleicbzeitig „eme Konigin von Spanien keine Beine bat." Die Gegensatze im Leben d) England. berübren sicb und praUen oft aufeinander. Nicbt aus besonderer Liebe zu Spanien trug die gute Handschuhe Was wir bei den Deutscben von den Handscbuben Queen Bess und ibr Hofstaat die spaniscbe Tracbt vom gesagt baben, gilt bier womoglicb in verstarktem Masse. reinsten Stil, aber aus âbnlicbem Grunde war sie docb Aucb in Frankreicb konnte ein anstandiger Menscb nicbt ins Land gekommen unter ibrer Scbwester Marie Tudor, Marie Tudor obne Handscbube auf der Strasse erscbeinen (Taf. 69, 3 u. der Gemablin des spaniscben Pbilipp II. (Taf. 72, 16). 13), dagegen zog man sie im Zimmer ab (Taf. 70, 3 u. 9). Wâbrend deren fünfjabriger Regierung wurde, um den Die feinsten bezog man aus Spanien; die vomebmste Farbe lieben Gespons zu ebren und ibm zu scbmeicbeln, alies war weiss, dann bellgelb; die baufigste war die Naturfarbe moglicbst spaniscb eingericbtet. NicBt nur die Kleidung des Leders, Aucb bier waren sie bei den Frauen baufig bekam spaniscben Scbnitt; nicbt bloss die steife Hof- bestickt oder mit Perlen und dergleicben besetzt, immer etikette wurde in London angepflanzt: aucb die Messe aber parfümiert. Die Strafreden dagegen waren vergebens. wurde wieder eingericbtet und ad majorem Dei gloriam schnupftuch Ebenso mussten die Scbnupftücber woblriecbend wurden jede Wocbe ein paar Protestanten verbrannt. Be- sein, und die zur Verbesserung der Haut mit allerlei Medi- sonders wâbrend Pbilipps Anwesenheit, die zum Glück kamenten getrânkten „mouchoirs de Venus" batten einen nicbt lange dauerte, mussten solcbe Festlicbkeiten ofter grossen (wenn aucb ganz unbegründeten) Ruf. Aucb an vorkommen, denn wie die griecbiscben Gotter nicbt obne ibnen waren Spitzen, Perlen und dergleicben verscbwendet den Opferraucb verbrannter Tiere, so konnte dieses Zerr- (Taf. 70, 6 u. 10). bild eines Menscben nicbt obne den Raucb von bin- Fâcher Aucb der Fâcber, besonders die früber erwâbnte geopferten verbrannten Menscben besteben. dritte Art aus Papier oder einem Webstoff, war sebr ge- Als 1558 endlicb der Tod das Leben der Konigin brâucblicb (Taf. 70, 10 u. 12). und damit aucb die Scbeiterbaufen ausbbes, beseitigte Wie bei der spaniscben Duenna die Brille, so wurde Elisabeth zwar gleicb die Messe, bebielt aber docb die Elisabeth Maske bei der franzosiscben Dame die Maske beliebt (Taf. 70, spaniscbe Tracbt und das Hofzeremoniell bei. Wenn ibre 12). Sie stand mit den Handscbuben auf ziemlicb gleicber Namensscbwester in Spanien kein Kleid, wie erzâblt wird, Stufe, indem sie aucb beim Ausgeben arigelegt wurde und mebr als einmal trug, um den kargen finsteren Gemabl 86» Die Neuzeit. 284 wenigstens durcli die ungeheueren Kosten, die sich bei Ahernials einen Schritt weiter — da Hess man nach einiger Kleide auf mindestens 1200 Mark beliefen, dafiir Zeit die Krause fallen und behielt nur den standhaften jedem zu zücbtigen, dass sie sich nach seiner Vorschrift tragen Spitzenkragen, natürlich aber von entsprechender Grosse, Spitzen- Kieider- miisste, SO mag die englische Elisabeth es wohl nicht viel bei. Es war also ein ahnlicher Yorgang wie in Frankreich, meiige ohne Ent- |^ggggj. getrieben haben^ da sich bei ihrem Sterben drei- nur dass hier in England die Umânderung aber auch tausend Kieider vorfanden, unter denen viele waren, die blôssung vor sich ging. Diese folgte spâter die Tausende gekostet batten. nach; gegen das Ende des Jahrhunderts ging j.ung- Kieid aus- Auch hier also Reifrock, Schnürleib, Krause, Schulter- frauHche Kônigin, wie sie einst in der Jugend gegangen puffen bei den Frauen und Pumphose, Gansebauch, Mantel- Avar, mit tief ausgeschnittenem Kleide. Sie war auch in chen und Hut bei den Mânnern. Wir heben nur das ihren letzten Jahren noch ebenso eitel wie in ihren ersten. Unterscheidende hervor. Die Frauenkleidung war der der Spanierinnen Die spanische Puffhose wurde hier in solchem Uber- gleich. Ein Unterkleid aus kostbarem Stoff, darüber ein Kieider PuíThose mass getragen, dass man im Parlament die Sitze deshalb Oberkleid, bald vorn geschlossen, bald offen, womoglich erweiterte (Taf. 73, 1, 5, 8 u. 9), der Gansebauch so dick aus noch kostbareren Stoffen, dazu Krausen an Hals und und so lang, dass er zuweilen die Puffhose fast verdeckte Hânden und eine Stuarthaube (Taf. 72, 16; 73, 10) oder Hauben Der Stossdegen musste wie in ein spanisches Hütchen (Taf. 73, 2): das waren die Grund- (Taf. 78, 3, 5, 8 u. 9). Frankreich moglichst lang sein: je langer, je lieber! — züge, nach denen man sich richten musste. Die Stoffe Die Schulterpuffen wurden gegen 1560 sehr hoch, spâter waren bei beiden Geschlechtern von ausgesuchter Pracht, jedoch mâssiger getragen (Taf. 73, 1, 3, 4 u. 7). — Als wie es scheint hier noch mehr als in Frankreich. Bürgers- RtrQinpfe die Strümpfe aufkamen — Elisabeth erhielt die ersten frauen freilich trugen nur einfache Hauben aus Tuch 1561, sie waren aus schwarzer Seide — fanden sie hier oder Pelz; das noch um 1500 meist frei flatternde Haar Haar Beifall, ohne jedoch die Puffhose gleich zu ver- wurde zwar nicht verborgen, denn soweit grossen gaben die Eng- drangen. Man vereinigte auch das Widerstrebende und landerinnen ihren Haarschmuck nicht auf, wohl aber trug Strümpfe, enge Kniehosè und spanische Puffhose zusammengefasst, gesteift, gekrâuselt und über Draht- schmuck (Taf. 73, 8 u. 9). Erst spâter legte man die letztere bei gestelle gelegt. Man zierte èé durch Diademe, Netze, Seite und stopfte die Kniehose aus (Taf. 73, 3 u. 4). Die Goldringe oder Geflechte und durch ein Hütchen von Kônigin bemühte sich um die weitere Ausbreitung der Goldstoff oder Samt, das aber nur den Edelfrauen erlaubt 1580 schon die Bauern darin war. Die Kônigin war streng; sie voUzog Kieider-Yer- Kieider- sirickerei Strickerei und gegen waren gepflegt go wuchs mit der Verfertigung das Bedürfnis urteilungen, die sie im Yorbeigehen aussprach, auf der und wirkte zurück auf jene, bis endlieh noch vor Beginn SteUe durch die ihr nachfolgenden Diener, welche z. B. des 17. Jahrhunderts William Lee den Strumpfstuhl er- ein zu langes Kleid gleich mit der Schere auf offener fand und dadurch der Preis der Strümpfe sich bedeutend Strasse kürzten. ermâssigte. Die Kopfbedeckung der Manner hatte ebenfaUs Als Überkleid über dem Wams diente gewôhnlich nichts Besonderes. Man trug Hüte und Baretts, jene bald Hut und und breiter Spanischer das spanische Mantelchen. Es musste sehr kurz sein mit hohem, spitzem Kopf Krempe (Taf. 73, 8), Mantel -^3^ 5 3 9^^ Statt seiner trug das Yolk die kurze bald, z. B. bei den Soldaten, mit niedrigem Kopf oder schaube Schaube, deren sich auch des besseren Schutzes wegen, schmaler Krempe (Taf. 73, lu. 3), bald fast ganz ohne den sie gewahrte, die Soldaten bedienten {Taf. 73, 3 u. 4), Krempe (Taf. 73, 5); diese, die Baretts ebenfalls in ver- doch so, dass der Gürtel über derselben lag. Auch trugen schiedenen Formen, teils platt nach der alten Art (Taf. 73, diese wohl zuweilen ein Wams mit lângeren Schôssen 7), teils hôher, mehr der spanischen Form zugeneigt (Taf. 73, 1). — Die lange Schaube kam nur noch als (Taf. 73, 4). Auch die Bitter des Hosenbandordens trugen Amtstracht vor (Taf. 73, 7). jetzt faltige Samtbaretts mit Federbusch (Taf. 73, 11). Krause Die Krause wurde anfangs aus Leinwand, dann aus Fedem und Federbüsche waren überhaupt auch in Eng- Kammertuch verfertigt und schliesslich musste der Stoff land beHebt (Taf. 73, 1, 4 u. 5). so fein sein, dass man kaum die Fâden erkennen konnte. Das Haar trugen die Hofherren nicht allzu kurz Haar und Eine Angelegenheit war es, dass sie gut gestârkt und wohlgekrauselt, den Bart nach der Mode grosse (Taf. 73, war. Man Hess niederlândische Frauen kommen, die es 8, 9 u. 11). wie eine geheime Kunst für schweres Geld lehrten. Man Auch in der Fussbekleidung folgten die Englander Farbige trug auch gefârbte Krausen. Als nun aber nach und nach und Englanderinnen der spanischen Weise. Der Schuh schuhe Krausen ¿jggg Kunstwerke nach alien Richtungen des Baumes zu- musste den ganzen Fuss umschliessen, vorn etwas am nahmen, denn Queen Bess liebte das (Taf. 73, 2—5, 8—11), Spann hinaufreichen und war geschHtzt oder mit bunten so nahm auch gleichzeitig trotz des feinen Stoffes, der Flecken besetzt oder besteppt (Taf. 73, 1, 3—5, 8 u. 9). vorzugsweise aus diesem Grunde beHebt war, doch das Handschuhe (Taf. 73, 7 u. 11), Schnupftücher, Handschuhe Gewicht so zu, dass eine Unterstützung geschaffen werden Fâcher und Masken waren auch hier beHebt, daneben aber Krausen musste. Diese wurde durch ein DrahtgesteU erreicht, besonders die Spiegel, welche, wenn sie nicht am Gürtel Spiegei ^"g^tatzt^' das man mit einem Spitzenkragen verhüllte (Taf. 73, 9). hingen, wie bei ihren Nachbarinnen, nicht selten mitten V. Die zweite Hâlfte des 16. Jahrhxinderts in Westeuropa. 285 in die Faclier der Damen eingesetzt waren, so dass sie. schon um die Mitte des Jahrhunderts. Noch kurz nach leicht gebandhabt werden konnten, obne Aufsehen zu er- derselben finden wir, besonders in Venedig, die Erinne- regen. Aucli die ïïerren trugen welche in der Tasche, rungen an die vorige Període (aus dieser: Taf. 77, 8 u. 12 um ibre Bârtchen oder Locken bescbauen zu kônnen. Bei nach Solario und Raphael) lebendig in der Tracht. Noch den Ladies waren die Masken sehr beliebfc und gebrauch- gibt es hin und wieder bei beiden Geschlechtern Baretts licb: sie waren aus Samt. (vergl. Taf. 77, 8 u. 12), ausgeschnittene Kleider, bei den schmuck An Scbmuck fehlte es auch hier zu Lande nicbt. Frauen ohne Verhüllung des vorderen Halses Goldene (Taf. 78, Ketten um den Hals (Taf. 73, 2, 7 u. 8), goldene 1—4, 7—11), bei den Mânnem mit hoch hinaufreichendem Borten oder Stickereien an den Kleidem (Taf. 73, 2, 8—10), Hemde und Andeutung der Krause, die Armel noch weit goldene Ringe, Perlenschmuck und dergleichen wurde im und haufig geschlitzt wie früher (Taf. 78, 1—11), keinen Ubermass zur Schau getragen. Die Englânder waren Reifrock und keine Schleppe bei den Frauen, keinen wegen ihrer Prachtliebe sogar bei den Nachbarn berühmt, Gansebauch und keine Hüftwülste bei den Mânnem, da- wie ibre Frauen wegen weisser zarter Haut. Die letzteren gegen bei diesen ein Wams mit langen Schossen bis fast sind dies bekanntlich noch heute. Damais erzâhlte ein ans Knie und einen weiten langen faltigen Mantel fiber Zeitgenosse von ihnen, dass sie diese Zartheit durch ofteren den Schultern. Allmâhlich drang im zweiten Jahrzehnt Haarpflege freiwilligen Aderlass erzielten. — Das hellblonde Haar dieser Període die spanische Tracht selbst in Rom und war auch hier das beliebteste und wo die Natur solches Florenz und schliesslich auch in Yenedig durch; in Mai- versagt hatte, half die Kunst nach, entweder durch Blei- land und Neapel herrschte sie lângst unumschrânkt, so Endiichcr chen, Fârben, Einsalben und dergleichen oder durch ein- dass selbst Kinder so gingen (Taf. 77, 13 u. 15), in den geflochtenes oder aufgelegies falsches Haar. War doch spà,^fgcb"en fibrigen Stâdten musste sie ihre Torheiten aufgeben, ehe Tracht die Fama sogar so keck, sich bis an das gesalbte Haupt sie Einlass fand. Nun trugen auch hier die Mânner das der Kônigin zu wagen und ihr 1 faar anzutasten als solches, kurze Wams, doch ohne Gânsebauch (Taf. 77, 1), die das nicht auf diesem hehren Boden gewachsen sei. Ware langen engen Beinkleider mit Pumphosen darfiber, doch dem auch so, und das Gerücht hátte Wahrheit geredet, so ohne bedeutende Ausstopfung (Taf. 77, 1). Auch das folgte sie nur einer hoheren Herrscherin, der Mode, wie eine kleine Mântelchen eigneten sie sich an und das kleine grosse Zahl der Ladies nun ihr folgten. Sie ging diesen Hfitchen oder Barett, doch auch dieses niedrig und mehr dann ais Landesmutter nur mit einem Beispiele voran, wie der alten Form noch verwandt (Taf. 77, 1). Die Krause man rasch zum ersehnten Ziele komme! In mancher am Hals war stets mâssig, ebenso die an den Hânden nur Hinsicht war dies Beispiel freilich durchaus nicht nach- klein, beides auch zuweilen durch den umgeschlagenen ahmenswert, denn sie war in der Wahl ihrer Mittel nicht Hemdsaum ersetzt. Die Schulterpuffen wurden ganz weg- gerade angstlich, wenn es sich um Befriedigung ihrer gelassen, das Haar aber gekfirzt und der Bart seitlich ge- Elisabeths Lauueu handelte. Ihre Kleiderpracht — da uns diese hier Gal dérobé stutzt, so dass er dem spitzen spanischen Bart nahe kam giunâchst angeht — war über alie Begriffe. Es ist aus (Taf. 77, lu. 10). damaligen Dokumenten festgestellt, dass sie 1601 — sie Die Frauen nahmen dagegen die Schulterpuffen an, Frauen war damais 68 Jahre alt! — folgenden Kleidervorrat be- wenn auch nur von unbedeutender Hohe (Taf. 77, 15; sass: 67 Kleider ohne Schleppe, 100 Kleider mit Schleppe, 78, 6, 8 u. 9), und folgten ebenso wie die Mânner der 99 Staatskleider zu Hoffesten, 102 franzosische Kleider, spanischen Haartracht. Auch hier war das Losungswort: Haar 126 Gewander in antikem Schnitt, 136 Leibchen, 125 Rocke, Arriba! aufwârts! — Aus Stim und Nacken wurde das 96 Mantel, 85 Überwürfe, 18 Mantillen, 13 Schürzen, Haar hinaufgewohnt, dem Scheitel zu (Taf. 78, 5 u. 8 bis 27 Fâcher, 9 Paar Pantoffeln etc. Mit jedem Jahre wurde 10); dort aber horte die Vorschrift auf und die Freiheit sie hoffartiger; je alter, desto eitler! So begreift es sich, und Laune der einzelnen hatte hier offenes Feld und freie dass sie bei ihrem Tode 3000 Kleider hinterliess. — Hand. Bald war das ganze Haar am Hinterkopf zusammen- gerollt (Taf. 78, 3, 5 u. 6), bald das vordere auf beiden e) Italien. Seiten der Stirn hornerartig („à la lune") in die Hohe ge- Wenn wir von den spanischen Besitzungen, Mailand kâmmt, bald wulstartig gelegt, das Gesicht einrahmend und Neapel, wo freilich die spanische Tracht v^orherrschend u. s. w. (Taf. 77, 6 u. 15; 78, 8—10). war, absehen, so finden wir in Italien die freieste und selb- Auch hier gait blond ffir die schonste Farbe fies Blond gilt standigste Tracht dieser Període. Kunst und ungezwungene Haares, und auch hier kfinstelte man, besonders in Yenedig, sorglose Lebensweise waren die Faktoren, denen dieses und wie manche Bilder (siehe Hefner) beweisen, nicht ohne Produkt zugeschrieben werden muss. Zwar war die erstere Anstrengung, diesen Besitz zu erlangen, Zu dem Ende nicht mehr in ihrem hôchsten Glanze — Raphael war setzten sich die Sehnenden mit einera sehr grossen Stroh- lange tot —, aber auch ihre letzten Atemzüge waren noch hut, dessen Boden ausgeschnitten war, in die Sonne, zogen stark genug, die spanische TJberfiutung zu verhindern. durch die obere Offnung das Haar nach aussen und Langsames Zwar trugen die Manner, im grossen ganzen an- breiteten es fiber dem Hutrande aus, so dass es nach alien der'^spani" gesehen, spanische Tracht, aber mit Vermeidung aller Seiten hinabfiel. Nun wurde es — wie die Leinwand auf Bieichen schen Tracht hâsslichen Ausartungen und sie ufares trugen sie erst spat, nicht der Bleiche — fieissig genasst, freilich nicht mit Wasser, 286 Die Neuzeit. sondem mit künstlich zubereiteten Essenzen, die ilim die entweder ganz oder zum Teil oben, und wenn auch nur Farbe nebmen sollten, bis es auf blond herunterkam. Eine dicht am Halse, geschlossen war (Taf. 77, 15; 78, 9), und sonderbare, gewiss nicbt allzu angenehme Sitzung — bald enge, bald weite Hângeârmel, bald kurze, bald Sack- stundenlang, tagelang im Sonnenbrand zu verharren, je- ârmel hatte. Hier kam auch wohl eine ganz kurze Schaube doch! was tut man nicht, um der lieben Eitelkeit zu mit Puffârmeln vor, die dicht um den Hals schloss und frôhnen! kaum bis zur Hüfte reichte (Taf. 78, 6). Hatte man sich aber um das Haar so viele Miihe ge- Auch in der Fussbekleidung hielten die Italiener Schuhc geben, so wolite man nun auch den Erfolg s eh en lassen, ziemlich gleichen Schritt mit ihren Nachbarn in Deutsch- also selbst welchen ernten: man trug es unbedeckt land und Frankreich. Man hatte in der ersten Hâlfte des (Taf. 78, 1—11), ja sogar frei flattemd (Taf. 78, 1 u. 7) Jahrhunderts Entenschnâbel getragen, aber dieselben sehr wagten es manche zu zeigen. Nur Perlenschmuck, Nadeln bald gegen den zugespitzten Schuh vertauscht. Dennoch oder dergleichen wurde nebst dem Schleier angebracht scheinen sie sich in mancher Amtstracht noch einige Zeit (Taf. 77, 6), auch wohl dieses noch verschmaht (Taf. 77, erhalten zu haben, da z. B. das Bild der venetianischen If)} und aile Reize nur vom Haar erwartet (Taf. 78, 3, 5 Herzogin noch in der zweiten Hâlfte des Jahrhunderts Schleier u. 9). Der Schleier fehlte selten; er wurde zugleich als solche zeigt (Taf. 77, 6). Mantille benutzt (Taf. 78, 1, 4, 8—10). Dagegen blieben Eigentümlich ist aber besonders den Italienerinnen Unterschnhe Hut selten Hüte und Haubeu fern von dem künstlichen Ban, den die der Gebrauch der holzernen hohen Pantoffeln oder Stelzen, zarten Hânde da oben errichtet batten, und erschienen nur deren wir bereits früher gedachten. Italien war ihr rechtes hochst selten (Taf. 78, 6). Vaterland; hier wurden sie von ait und Jung, von hoch Der Hals war anfânglich noch ganz offen getragen und niedrig getragen. Frauen der niederen Stânde ver- worden (Taf. 78, 3 u. 4), dann verdeckte man hier und da lângerten darum die Kleider nicht; bei ihnen sah man die Aussehnitt deu Ausschuitt des Kleides durch ein feines Hemd mit hohen Unterschnhe ganz deutlich, und sie trugen sie weit des Kieides Q¿gj. grôsserer Krause (Taf. 77, 15; 78, lu. 8); hâufiger als die vornehmen Damen, zugleich auch hôher, auch riickte das Kleid wohl über die Achseln, nicht aber wohl einfach darum, weil ihr Leben sie mehr auf die bis an den Hals hinauf. Man liess den Aussehnitt vorn Strasse nôtigte als diese. — Wâhrend jene bisweilen bestehen (Taf. 78, 4). Bald dann, in den siebziger Jahren, Unterschnhe von 30 cm Hôhe trugen, sind dieselben bei Hohe der ôffnete man, wie wir schon bei Margarete von Frank- den Frauen der vornehmen Stânde gewôhnlich nur 8 bis reich erwâhnten, vbm den Schluss des Kragens und legte 10 cm hoch. Die Hôhe der Pantoffeln stand also mit diesen auf die Schultera zuriick und so entstand der fâcher- der Hôhe des Standes nicht im geraden, sondem im um- spitzen- fôrmige Spitzenkragen, den wir schon kennen (Taf. 77, 6; gekehrten Verhâltnis, die eine konnte als Komplement kragen 2 u. 10). Diesc Tracht scheint sich von Venedig aus der anderen für eine gewisse Grôsse gelten. Daher trugen über ganz Italien (ausgenommen Mailand und einige andere z. B. die ôffentlichen Dirnen Unterschnhe, die über 15 cm Stâdte, zum Teil auch Neapel und Sizilien) verbreitet zu hoch sein mussten und welche die Füsse nicht verdeckten. haben; nach Deutschland kommt sie erst mit dem Be- Die der vornehmen Frauen waren aber oben mit einer ginn des 17. Jahrhunderts. In Mailand u. s. w. blieb bis Vertiefung versehen, worin der Fuss in besonderen Schuhen Krause dahin die Krause gebrâuchlich, wie denn dort auch der untergebracht wurde. Dass diese Pantoffeln mit feinem verzierung Reifrock mehr Anklang fand. " Leder, mit Seide oder Samt bespannt, mit Silber oder Sonst aber liebten die Italienerinnen, durch ihre Gold beschlagen, mit Spitzen oder gar mit Geschmeide Künstler an Faltenwurf gewôhnt, faltige Kleider, und besetzt waren, erwâhnten wir wohl schon früher. Auch gaben auch der Schnürbrust nur eine beschrânkte An- die mehr oder weniger schône, zierliche Form derselben Schneppe wendung. Die spitze Schneppe blieb meistens verschmaht; unterschied schon die Stânde. — Neben den Italienerinnen selten schweifte aUcnfalls das Leibchen vorn etwas nach fanden die Pantoffeln bei den Spanierinnen den meisten unten aus (Taf. 78, 2 u. 10). Auch das steife Aussehen Anklang, blieben dagegen in Deutschland, Frankreich und eines rundum aufstehenden Rockes missfiel ihnen, lieber England nur auf einzelne Falle beschrânkt. schieppe liessen sie eine kleine Schleppe hinten nachschleifen An Schmuck fehlte es auch den Italienern und ihren schmuck (Taf. 77, 6; 78, 5, 6 u. 8). Als Oberkleid trugen sie das Frauen nicht, aber sie bekannten selbst, dass sie dessen schauhe schon beschriebcne weite Kleid, das der Schaube âhnelte weit weniger bedürften als die Franzosen und doch ebenso (Taf. 78, 1, 4 u. 5). Hier tat es dies oft noch mehr als glânzende Resultate erreichten, da sie ihn besser zu ver- sonstwo, da die Italienerinnen es hâufig auf die Achseln wenden wüssten. Dies gait sowohl von den Geschmeiden, zurückschlugen, um dem schônen Spitzenkragen Platz zu die sie anlegten, als auch von dem Schmuck, der auf der machen (Taf. 77, 6; 78, 5). Mit dessen Erôffnung war Kleidung befestigt war. In diesem ietztèren gaben sie so- die des Oberkleides von selbst bedingt. So war es nun gar den Ton an, so dass Franzosen und Deutsche die von oben bis unten offen und fiel mit seinen weiten Ârmeln Borten, die Muster der Stickereien und sogar die Arbeiter frei und faltig auf den Boden herab (Taf. 78, 4 u. 5). In selbst aus Italien kommen liessen. Die Italiener batten den spanischen Provinzen, wo die Krause sich erhielt, jetzt noch den besten reinsten Geschmack. — Halsbânder blieb man auch dem anderen Oberkleide treu, das vom und Halsketten fehlten nicht (Taf. 77, 6 u. 15; 78, 1—11), V. Die zweite Hfilfte des 16. Jahrhuuderts in Westeuropa. 287 ebensowenig Ohrgehange, Gürtel, Ringe u. s, w. War Sonstige Schutzwaffen — wenn wir nicht den Ganse- nicht, wie die Herzogin in Venedig, gezwungen war, eine bauch selbst nennen wollen, der einen nicht zu ver- Mütze zu tragan (diese war der des Dogen ahnlich; Taf. 77, achtenden Brustpanzer bildete — waren nicht im Gebrauch 6, 9 u. 10), der trug nur Perlen oder edle Steine im Haar ausser dem Schild. Er fand sich noch bei Franzosen und (Taf. 78, 8 u. ,10). Kostbare Stoffe waren beliebt und ge- Englandern (Taf. 69, 8; 78, 1 u. 3); bei den Deutschen brauchlich. Handschuhe, Scbnupftuch, Fâcher und war er durch die Landsknechte, die lieber ohne Schild Maske sind hier zum Teil früher als irgendwo in Ge- fochten, in Vergessenheit gekommen. Wahrend so im brauch, z. B. das Schnupftuch und die Maske gewiss; ganzen und grossen die Schutzwaffen sich verminderten, jedenfalls keins von den vieren spater als in den Nachbar- wurden die landem (Taf. 78, 1—11). Auch wurde Italien, das sehr Angrififswaffen schnell der neuen Erfindung des Strumpfes sich hediente, durch das Feuerrohr immer voUkommener und gefâhr- Feuerwaffen Tanzkunst dadurch das Vaterland des neumodischen Tanzes, wie wir licher. Dieses wurde bereits in drei Formen verwendet: ihn noch heute kennen, und diese Période war die Zeit als Kanone, als langes Gewehr für zwei Hânde und als seiner Entstehung. Von Mailand aus kamen sogar Pro- kurzes Gewehr, Pistole, für eine Hand. fessoren der Tanzkunst nach Paris; man tanzte nach Die Kanonen oder Kartaunen mit ihrer Mannschaft Eanono akademischen Regeln; es wurden grosse illustrierte Werke bildeten die „Archiley" oder „Arkeley''. Man hatte auch über diese Kunst geschrieben. Es entstanden jene Ziele bereits kurze" Geschütze, Morser, aus denen man mit jugendlicher Sehnsucht — die Tanzstunden. steinemenKugeln schoss. Nach dem Gewichte dieser Kugeln wird in Deutschland noch bis heute der Morser benannt; so heisst der ein 24pfünder, dessen steineme 2. Kriegstracht. Kugel 24 Pfund wiegt, obwohl man sich solcher Geschosse langst Noch existiert keine Uniform, aber es regen sich die nicht mehr bedient und die jetzigen derselben Kanone ersten Anzeichen derselben in kleinen Momenten. So wird 59 Pfund wiegen. SchHrpen es z. B. Gebrauch, dass die Offiziere Scharpen tragen; die- Das lange Gewehr mit dem Luntenschloss fand mehr Luutcnrïiute der Offiziere selben sind oben geknûpft seit 1560 (Taf. 67, 7;" 71, 4); und mehr Verbreitung, und die Musketiere wurden der so wird den verschiedenen Truppengattungen ein und die- wichtigste Teil der Infanterie (Taf. 67, 1; 69, 6; 70, 1). selbe Bewaffnung, z. B. Bandehere, vorgeschrieben. Aber Die Munition hing als Patronen an dem Bandelier in 10 die Farbe und Form ihrer Kleider stand im eigenen Be- bis 12 Holzbüchschen; mehr Schüsse konnte also der lieben, wie man denn nur an die Landsknechte zu denken Musketier vorlaufig nicht tun (Taf. 70, 1), aber das war braucht, um dies zu begreifen. Auch hatte der einzelne auch für die Begriffe seiner Zeit sehr viel. Trotz dieser Kieidung Soldat selbst für Kleidung zu sorgen, und so war an Uber- Vorzüge des Gewehrs blieben aber doch die Lanze (Taf. Lanze und nngieich ginstimmuDg gar nicht zu denken. Natürlicherweise folgte 67, 2) und HeUebarde immer noch in Gebrauch Hellebarde (Taf. 70, er nun überall der Mode; der Landsknecht ging ihr ja so- 2; 73, 4 u. 5); auch die Offiziere, welche zu Fusse fochten, gar voran, Daher finden wir die Soldaten in Deutschland führten haufig die letztere oder das Schwert. Die Lanze in der Pluderhose (Taf. 67, 1, 3, 7 u. 10) oder in der war bei den Reitern, die sich nicht des Gewehrs bedienten, deutschen Pumphose, die bis ans Knie reicht (Taf. 67, 2 die Hauptwaffe; da sie aber ein starkes und gut einge- u. 5), in den ubrigen Landern in dieser oder in der spa- schultes Pferd verlangte und in einem langeren Kriege ein nischen Pumphose (Taf. 69, 6—8; 70, 1—3; 71, 7; 73, 1, solches nicht immer für jeden Reiter zu erhalten ist, so 3—5). Dementsprechend sehen wir die Hüte oder Baretts legten z. B. die franzosischen Lanzenreiter in den Kriegen und ebenso die Schuhe. Auch die Krause fehlte nirgends. gegen die Niederlande schliesshch die Lanzen ganz ab und Unter den bedienten sich von nun an als fernwirkende Waffe nur noch der Pistole. Da sie mit Hehn und Panzer bekleidet Schutzwaffen waren und fortan nicht mehr Lanzierer heissen konnten, Lanzierer nahmen die verschiedenen Teile der Lanze werden Eisenriistung immer denn sie hatten ja keine mehr, so zahlte man sie Kürassierer noch eine wichtige Stelle ein. Die hochsten Führer, Fürsten nun zu den „Kürassierern". Diese Reiter unterschieden und Ritter gingen auch jetzt zuweilen noch in ganzer sich von ihnen in einzelnen Stücken. Wahrend die Lan- Rüstung geschlossener Rûstung (Taf. 67, 9; 71, 10). Solche wurde, zierer meistens Adlige waren und ihr Harnisch vom Kopf Unterschied bei den Fortschritten der feinen zwischeii Schmiedekunst, haufig bis zu den Füssen reichte, ihre Bewaffnung in einer 5 bciden mit Gold eingelegt und auf solche Weise hochst kostbar. bis 6 m langen Lanze, einem Schwert und zwei Pistolen Gewohnlich aber bedienten sie sich auch, wie die meisten mit Radschlôssem bestand, führten die Kürassierer, die Aiimahiiches Anführer, nur des Helmes, des Brustr und Rûckenpanzers aus aUen Stánden zusammengesetzt waren, nur ein breites Verschwin den und der Hüftstücke (Taf. 67, 7; 69, 6 u. 8; 71, 3 u. 4). starkes Schwert und ein Paar Faustler (Pistolen), dazu Pulver- Man liess gem die Arm- und Beinschienen fallen und gonnte flasche und Spanner (zum Radschloss). Auch waren ihre den Gliedem freiere Bewegung. Dass der Panzer dem Pferde nicht so gut, wie die der Lanzieier, die haufig edle Gânsebauche zuliebe sich vorn erweiterte, sagten wir schon; Schlachtrosse ritten. Ihr Harnisch reichte nur bis zum ebenso taten die Hûftklappen den Bauschhosen zuliebe. Knie; dazu trugen sie grosse Stiefeln. Ihre Trompeter 288 Die Neuzeit. hatten keinen Kiirass, sondern nur ein festes Warns, weite VL Die erste Halffce des Hosen und holie Stiefeln, dazu auch keinen Eisenhelm, sondern einen Fikhut mit Federn (Taf. 67, 6). 17. Jahrhunderts. Pikcnierer Die zu Fusse fechtenden Lanzentrager hiessen Pike- nierer oder Doppelsoldner; auch sie fiihrten ausser der (Tafel 83; 84, i—e, s-ii; 85, i-3, is u. 14; 86 u. 87; 88, i—s; 90 u. 91 1—14. Quellen fiir die Deutschen : Wallhausen, J. de Heiiebar- Lanze noch das Schwert (Taf. 67, 2). Die Hellebardierer ; 92, aus verschiedenen Kirchen zu dicrer ¿j^gen statt der Lanze die Hellebarde; sie warden selten, Gheyn, Skulpturen Leipzig, Tharandt, Brandenburg, Niirnberg, Bilder in den Schlossem zu meist nur noch als Leibwache der Fûrsten, verwendet Berlin und Koburg und anderen; fiir die Englhnder: Lodge (Taf. 70, 2; 73, 4 u. 5), wie denn noch heute an manchen und Van Dyk; fiir die Schweden: Statuette im germanischen Hôfen die Leibwache bei Festlichkeiten Hellebarden führt. Museum und Bild im Ferdinandeum zu Innsbruck; fiir die Beiiâufig sei hier bemerkt, dass im 16. Jahrhundert Kroaten: Landauer Kloster zu Niirnberg; fiir die Franzosen: Einteiiung Waff Herbé, Malliot, Callot, Engelmann, Lacroix; fiir die Nieder- der Truppen Eintcilung der Regimenter keineswegs nach den en lânder: einerlei Waffen Palamedes, Teniers, Wouvermann, Terburg, Metzu, gemacht wurde, so dass ein Regiment nur Rubens, Van Dyk und andere Maler.). geführt hâtte, sondern im Gegenteil bestand jedes Regi- ment Fussvolk aus z. B. 10 Fahnlein, jedes Fahnlein aber Wenn wir die vorige Période die der spanischen aus 100 Pikenierern, 50 Hellebardierern und 150 Muske- Tracht nennen konnten, so lasst sich fiir die vorHegende tierern, also das Fahnlein aus 800, das Regiment aus 8000 nicht ein ahnlicher Name finden, da jetzt nicht ein einzelnes Mann. Ebenso bestand ein Fahnlein Reiter aus 60 Lan- Volk bestimmt den Ton angibt. Solches geschieht erst zierern, 120 Panzerreitem mit kurzen Feuergewehren, Ka- in der folgenden Zeit und von da ab fort und fort bis rabinern, und 60 leichten Reitem mit ebensolchen. Spater heute durch die Franzosen. In der Zeit des 80jahrigen im 80jahrigen Krieg ânderte sich diese Einteiiung mehr- Krieges wogten und tobten allé Vôlker so durcheinander, fach; im setzte man die Zahlen herunter. dass noch keins die entschiedene Oberherrschaft ganzen erlangte. Um die Mitte des Jahrhunderts kommen auch die Wohl aber liess sich bereits ahnen, was kommen würde, Husaren ersten Husaren in Deutschland vor, jene Truppen, die denn Frankreich wurde als Vorbild eifrig nachgeahmt und Matth. Corvinas 100 Jahre frfiher als Miliz zu Pferde er- gait bereits in Sachen der Mode als musterhaft. Darum richtet und die sich sehr bewahrt hatten. mussten die jungen Fiirsten auf einige Zeit nach Paris, Minierer Auch Minierer und Sappeurs gab es bereits, bei den sich dort fertig auszubilden; darum wurde bald, was nicht Osterreichem seit 1508, sie 1529 béi der Belagerung ganz ,à la mode" war, „altfrankisch" genannt und als wo Wiens sehr nützlich warden. solches beseitigt und verachtet. Es ging nun jener neue Die Macht Fahnen Die Fahnen und Stahdarten führten das Wappen oder Zustand an, den zuvor die Welt nicht kannte, dass die die Farbe des Landes (Taf. 67, 3 u. 10). Eigentümlich verschiedensten Vôlker eine vollig gleiche Tracht anlegten dieser Període ist das Auftauchen der Stulphandschuhe und keinerlei Abweichung von der Vorschrift erlaubt war. (Taf. 67, 6) und der Korb des Schwertes (Taf. 67, 2 u. 3; Das Modeleben nach den neuesten Begriffen nahm seinen 69, 13 15). Anfang. Wer ihm nicht folgt, gehort nicht mehr zur 6, u. guten Gesellschaft. Ware nicht der 80jahrige Krieg eingetreten, so ware B. Gerâte. Frankreich wahrscheinlich gleich jetzt zur unbedingten Wir haben, was bier zu ware, bereits mit der Modeherrschaft gelangt, die es nun erst 1650 antreten sagen vorigen Període zusammengêzogen und verweisen daher konnte. Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben. In- nur auf jenen Abschnitt (S. 258). dessen wurde ringsum dem franzôsischen Zepter vorge- arbeitet, da überall eine Auflehnung gegen das spanische Abfaii von Wôsen eintrat. Am frühesten geschah dies in Italien durch gp^ifigchen die Künstler, besonders die Caracci, die aus der Geziert- Traeht heit des Spaniers zurückführten zur Natur. Doch haftete ihnen zu viel kalte Berechnung, zu viel Theorie an, und in italien so entstand nach ihnen in Caravaggio und anderen ein Gegendruck gegen dies „akademisch normale" Wesen, indem man sich darin gefiel, ganz natürlich, d. h. gelegentlich auch unschôn und gemein, zu sein. Auch in Frankreich wollte man nicht langer geziert in und unnatiirlich sein. Man strebte danach, naiv zu werden; man liebte das Idyll; man feierte die arkadischen Schafer und ihre reizende Unschuld. Es war freilich auch nur Modesache, aber dabei fielen doch die Reifrocke, Pump- hosen und Krausen, und es verschwand der steife gespreizte Hofton. Man wurde nun geistreich und freisinnig. VI. Die erste Hîllfte des 17. Jahrhunderts. 289 In Diese Preisinnigkeit und teilweise Sittenlosigkeit fand und dort die Puffhose so Dcutschiand herrscht, brauchen wir nicht deutschen Fürsten jedes eifrige Jiinger, und daruni Land oder Volk einzeln zu betrachten. Wir fassen sie also scMckten sie ihre Sohne nach Paris, um dort vôllig „ge- zusammen und trennen nur die jetzt so bildet" werden. Das wichtigen Soldaten zu Deutsche gait bald für barbarisch. von der übrigen Welt. Sogar die Sprache Avurde verleugnet und die erste schle- sische Schule predigte ziemlich tauben Obren; wenigstens fanden sich an den Hofen keine Horer für sie. Neben 1. Friedensitracht. der einreissenden Roheit und Gottlosigkeit gefiel man sich Man konnte diese Període mit Recht in zwei kleinere in allerlei Ubertreibungen. Die Natürlichkeit, die anfangs abteilen, deren Merkmale sich etwa so feststellen lassen: eintrat und hochst anziehend erschien, wurde bis ins Beseitigung der spanischen Tracht und Erringung eines Ubermass gesteigert, so dass sie in die hasslichste Un- malerisch schônen, durçhaus freien und bequemen Kostüms natürlichkeit ausartete. Je toller, desto besser! war zu- in der ersten ; in der zweiten: Übertreibung dieser Natür- letzt der Wahlspruch., Einfache Wahrheit wurde gar lichkeit und Freiheit zu ausgelassener Albemheit. Unser nicht mehr gehort, einfache natürliche Form gar nicht Schiller hat die Grundtone dieser Zeit in seinem Wallen- mehr wahrgenommen. Der furchtbare Krieg hatte allé steinischen Lager sehr deuthch angeschlagen: Sucht nach Sinne abgestumpft, und es bedurfte langer Zeit, ehe sich Genuss, Unsicherheit der Zukunft, Haschen nach raschem das Volk von sainen Schrecken erholte. Erfolg, Abenteuerlichkeit, Scheinleben, Aufgeblasenheit In den Am erquicklichsten in dieser Zeit ist der Blick auf und Wir uns Niederianden Geckenhaftigkeit. mogen umsehen, wo wir Mederlande. Der Kampf gegen Spanien war beendet. wollen, überaU dieselbe Erscheinung. Beginnen wir mit Die unendEchen Ejrafte, die er wachgerufen hatte, konnten dem, Avas diese Període am meisten auszeichnet, mit der nun im eigenen Hause schaffen und schufen auch nach alien Richtungen. Selbst die Kunst blühte in hochster a) Fussbekleidung. Fülle; wir erinnern nur an Rubens und Van Dyk. Der Stiefel! der Stiefell und wieder der Stiefel! das In England In England kam mit dem Beginn unserer Période das ist die Losung. Zwar nicht von Anfang, aber schon in Haus Stuart auf den Thron, und schon der zweite Konig der Mitte dieser Zeit und bis an ihr Ende regiert er die desselben stieg von ihm gerade am Schluss dieses Zeit- modische Welt. Im Anfang des Jahrhunderts trug man raums auf das Schaffot, ein Opfer seiner Verblendung. Die allgemein noch den spitzen S chu h von früher, der bis an Schuhe spitz Regierung dieser beiden Fürsten ist voiler Gahrung gegen den Knochel reichte (Taf. 83, 1 u. 2). Doch nicht zehn den Zwang, den sie übten. Das Parlament und die Puri- Jahre waren verflossen, als man die Spitze, auch eine Erin- taner wollten sich nicht beugen. Karl I., prachtliebend nerung der spanischen Tracht, abschnitt, und bei Mânnern und leichtsinnig, verachtete die Gegner, bis sie ihm über und Frauen den Schuh vom stumpf und breit endigen schuhe das Haupt gewachsen waren. — Vier Parlamente lôste Hess. Die Spitze war der Auslaufer der Geziertheit und er auf, das fünfte ihn. Wahrend der Hof etwas darin des Zwanges; die freie Zeit ging stumpf und breit. Dazu suchte, jeden nur moglichen Luxus zu treiben, so fand er gab man ihm auch einen Schmuck: entweder eine schone beim Adel nur geringe, in der Bürgerschaft aber fast gar Schleife aus Band oder eine ebensolche Rosette, bei den Rosetten keine Nachahmung. Die Tracht kehrte gern zu schoneren Frauen auch noch Gold- und Silberstickerei. Von 1608 Formen zurück, wie dieser Weg schon von der alternden bis 1620 ist diese Tracht aEgemein bei hoch und niedrig, Elisabeth angedeutet war, und wie man sich dem tyran- bei alt und jung, auch beim Krieger (Taf. 83, 5—12; 84, nischen Wesen der beiden Konige widersetzte, die allé 2—9; 86, 2, 6 u. 8; 87, 5, 8 u. 12; 90, 1—9). Auf der Freiheiten nur als Ausflüsse kôniglicher Gnade angesehen Strasse trugen beide Geschlechter holzerne Unterschuhe, wissen wollten, so eiferte man auch gegen die gespreizte die Frauen zuweilen noch hohe. spanische Art, die ein Abbild dieser Sinnesart war. Mit Von 1620 an trat ein Nebenbuhler auf, der dem Schuh Kampf dem Streben nach den „Rechten" ging Hand in Hand ein den Boden wegzuziehen und ihn zu verdrangen drohte, Streben auch nach dem Rechten im übrigen Leben. Mit doch behauptete dieser noch ein Jahrzehnt neben jenem dem Begriff der Gewissensfreiheit setzte sich auch der das Feld, indem er allé Reizmittel aufbot, dies zu erzielen. Begriff mancher anderen weniger wichtigen Freiheit in Er vergrosserte die Rosetten, erhohte die Absatze und den Kopfen fest und so ging man der neuen Tracht auf fârbte sie rot, seltener gelb (Taf. 84, 11; 86, 8; 87, 8 u. halbem Wege entgegen. 12; 90, 11). In dieser Gestalt war ihm Avenigstens er- Einen besonderen Stil in der Architektur und damit laubt, neben dem neuen Eindringling, der trotz alledem Gerate auch in den Geratschaften zeigt die vorliegende Période vom vierten Jahrzehnt an beliebter wurde als er, fort- nicht, wohl aber die beiden folgenden. Wir werden also zubestehen bis in eine für ihn bessere Zukunft. Er wurde auch den Geraten erst dort einen besonderen Abschnitt dabei gar sehr durch Strunipf und Beinkleid unterstützt, widmen und konnen uns hier auf die Tracht beschranken. deren Existenz durch jenen Emporkommling ebenso be- Da aber der grosse Kampf in Deutschland nach alien droht AA^ar als die seinige. Denn der Strumpf Avurde durch Grenzen bin die gleiche Wirkung auf die Mode aussert, denselben überEüssig oder ganz verdeckt, und das Bein- und nicht, Avie in der vorigen Període, hier die Pluderhose kleid verlor die schonste Gelegenheit, sich zu putzen, wenn Kretschmer u. Kohrbach, Tracbten der ATOlker. 3. Aofl. 37 Die Neuzeit. 290 den Stiefel indessen ver- Grosse des der stiefel herrschte, denn sein unterer Rand, dieser schone Die Soldaten trugen weniger Stiefels und aucb von Wenn er aucb Platz für Borten und Spitzen, fand in jenem sein Grrab. ziert grosserer Ausdebnuug. wurde 83, 15; 85, Der Stiefel Aber inacbtig wucbs der Feind, die lederne Rinde beim Reiten ganz binaufgezogen (Taf. siegt mit seiner oft Weite der Unterschenkel, berauf aus der Dunkelheit und drobte 1 u. 3), wo er dann unglaublicben 13 u. alies in seinein weiten Scblunde zu verschlingen. Am selbst die dickste Pumpbose überspannte (Taf. 85, 14; Knie angelangt, batte er Halt macben konnen. Doch er 86, 9; 90, 14), so klappte man docb sonst gewobnlicb das übersprang diese Naturgrenze und kletterte weiter, sicb obere Teil als Stulpe um oder scbob es am Bein biQunter selbst aucb erweiternd, 13 am Oberscbenkel hinauf (Taf. 85, (Taf. 83, 4, u. 14; 85, 2; 86, 10; 87, 6 u. 7; 88, 9; 90, 4, 7, 9, 13 u. 14; 90, 14), so dass er denselben fast ganz 12 u. 13). diesem umscbloss (Taf. 83, 15; 85, 13). Erst um die Mitte des Welcben Wert man Eileidungsstück beilegte, Jabrbunderts, als er seben inocbte, dass seine Zeit gekommen siebt man aucb daraus, dass sicb die Handwerker bemübten, war, sucbte er, sicb vor den früber Unterdrückten beugend, wabre Kunstwerke von Stiefein zu scbaffen, z. B. solcbe aus einem Stück in demütiger gesenkter Haltung eine Versobnung mit ibnen, ganz obne Nabt, also zusammengewalkt, Stiefel aus einein Stück indem ibnen allé Rechte bewilligte, die sie begebrten, wie der Stiefel Wallensteins er beweist, der nocb beute zu und für sicb wird. nur unten am Fuss, ganz in sicb zusammen- Dux in Bobmen gezeigt Platzcben nacbsucbte (Taf. 88, 1 der Ver- Verzierung gekauert, um ein letztes u. 3). Dass aucb der Stiefel der allgemeinen Regel des Stiefels Ursprünglicb deuteten wir scbon an. Der obere ürsprung des war der Stiefel, wie wir scbon aus zierung sicb unterwarf, Stiefels der vorigen Période -wissen, den Kürassierern besonders Rand erbielt Spitzenbesatz (Taf. 85, 14; 87, H; 88, 1 u. 3), eigen nacbdem er früber nur mit Fransen besetzt oder gewesen. Scbon die leicbten Reiter verscbmabten ausgezackt ibn (Taf. 83, 7 u. 8). Als aber der wilde Krieg entbrannt gewesen war (Taf. 83, 4 u. 13; 86, 1). Mancber, der nicbt Stiefel aber docb diese oder war und immer grossere Ausdebnuug gewann, da gescbab trug, legte Spitzenstulpen mit dem Stiefel das gleicbe. Sein Anseben und seine Wert- Stiefelmanscbetten an (Taf. 87, 3). Das Sporenleder wurde 13 u. 7 baltuDg wucbs von Tag zu Tag. Zunacbst nabmen ibn zierlicb ausgescbnitten (Taf. 83, 15: 85, 14; 87, 6, aucb Fusstruppen an, und Offiziere und Generate konnten u. 11; 90, 12—14) oder mit Scbleifen besetzt (Taf. 86, 10 — ibn nicbt mebr entbebren (Taf. 83, 15; 85, 14; 86, 1). u. 13) oder mit sonstigen Ausscbmückungen bedacbt. Bis bierber mocbte es mit seiner Verbreitung geben. Aber Ganz abnlicb ins Ungebeuere artete die Umgebung des bier blieb sie nicbt steben. Die Zeit war soldatiscb. Die anderen Pols der Menscbengestalt aus, des oberen, nam- Stiefel der Krieger galten was und so liebten as denn die Helden bcb die Modehelden der Mode, sicb als Helden der Scblacbt zu geberden. Sie b) Kopfbedeckung. liessen ibre Beine aucb in grosse Stiefein scblüpfen, Was dort am unteren Ende der Stiefel war, das war scbnallten sicb vom über den Spann das ansebnlicbe Sporn- bier der Hut. Beide von niederer Herkunft, wucbsen Hut leder und waren nun die Helden des Tages. Auf der beide zu Macbt und Anseben empor und arteten, durcb die Strasse und im feinen Empfangssaal stolzierten sie damit Gunst des Glückes übermütig gemacbt, zur Ungestalt aus. einber und ibr Sporèngeklirr war angenebme Musik — für Der alte Filzbut, scbon so mancbes Jabrbundert immer die eigenen Obren (Taf. 86, 13). Um dem Beinkleide nicbt ein treuer Gefábrte der unteren Stande, zeitweilig aucb seinen unteren Besatz von Goldborten oder Spitzen zu einmal salonfabig wabrend der burgundiscben Zeit, kam rauben denn man wollte wobl gern als Krieger er- jetzt, nacbdem er sicb nocb in der — vorigen Període der scbeinen, konnte aber docb den Gecken nicbt ganz ab- neuen steifen Form anbequemt batte, plôtzHcb zu Würden Stulpe tun — legte sicb der Stiefel am Knie mit einer Sculpe und Ebren. Welcbe Gestalt aber soilte er jetzt baben? umgelegt zü um (Taf. 86, 1), oder wenn es, wie spater sicb fand, Die spaniscbe war verbasst; die alte ursprüngbcbe notig aucb scbon un ter dem Knie (Taf. 87, 10 u. 11), gewobnlicb; so kam man denn ins Versucben und bald war, oder er scbob sicb, obne den oberen Rand umzulegen, so erscbienen allé nur moglicben Formen auf einmal: bobe Allerlei Formen weit binab (Taf. 86, 7 u. 13). So erbielt das Beinkleid Kopfe, niedríge Kôpfe, runde und eckige, breite und spitze sein voiles Recbt, nicbt aber der scbone Strumpf. Aucb Kopfe, dann scbmale Krempen, breite Krempen, steife und dieser wollte recbt geseben sein, und infolgedessen ging scblaffe etc. etc. Man batte die Wabl. — Eins aber drang der Stiefel nocb weiter binab und gonnte ihm diese Gunst zur allgemeinen Regel durcb: der Hut musste überall (Taf. 87, 11). Solcbes gescbab scbon in dem vierten Jabr- weicb und scbmiegsam sein und, wo nur irgend moglicb, Stulpe des zebnt. Im folgenden aber, da er einmal im Sinken war, eine grosse webende Feder tragen (Taf. 83, 3, 5, 7, 9—12; Stiefels unten wurde er nocb tiefer am Knôchel binabgedrückt, so dass die Stulpe 84, 3, 4, 8, 9 u. 11; 85, 13 u. 14; 86, 2, 7, 8, 12 u. 18; 87, aufrecbt dicbt über dem Fusse sass und gleicb über dem- 3, 5-8, 10-12; 88, 1-3; 90, 4—14). selbeu mit ibrem weissen Futterstoff wie ein flacber, sebr Nacbdem diese Regel sicb überall Anerkennung ver- Ver- knderungeu breiter Tricbter erscbien, dessen Spitzenbesatz weit vom scbafft batte, ging's ans Übertreiben. Nun wurde die des Hates Beine abstand (Taf. 88, 1 u. 3), so dass das Geben in Krempe verbreitert zum Regenscbirm, so dass sie bis an diesen breiten Napfen jedenfalls ebenso unbequem war wie die Acbseln bervorreicbte (Taf. 83, 10—12; 85, 13; 86, 12; das mit den langen Scbnabeln im 15. Jabrbundert. Hun 87, 5—7 ; 90, 7—9, 12—14), aucb wobl nocb darûber binaus- war aucb Strumpf und Strumpfband voUig sicbtbar. ragte (Taf. 90, 8). Andere erbobten den Kopf und spitz- VI. Die erste Hâlfte des 17. Jahrhunderts. 291 ten ilin oben zu (Taf. 84, 3, 9 u. 11; 87, 12), und wieder und Haar", so war er jetzt ganz entscbieden; andere verflachten und , Abwarts!" Haar nach erniedrigten ihn (Taf. 90, 8, 9 u. 12). So fiel denn das steife Bann Barett, der. Feder ging aucb die Feder; sie wurde spaniscbe Hut ""ten man (Taf. an darauf vergrossert, 91, 9), die gescbneppte Stuartbaube und ibre Verwandten zuweilen binten hinabfiel bis ins Kreuz, ja! (Taf. 84, 10; 91, 5 u. 17); so fielen die bis in die Kniekeble; sie wurde andererseits auf allerlei emporgebürsteten Haare, die Frisuren à la lune, wie bei den Arten Mânnem die aufgesteckt, bald vom, bald seitlich, bald binten, Kolbe der neueren Art. Abwarts! beisst das bald Macbtwort liegend, bald aufrecbt, bald nicbt nur eine, sondem und wie durcb einen mebrere die Zauberscblag fallen die (siebe Tafeln). Oder dnickte durcb die Drabtgestelle, man fallt aucb die unantastbare Krause Farben seine Laune indem (Taf. 91, 5, 9 u. 17). aus, man scbwarz, rot, weiss Nun senkt sicb das Haar und obenauf sitzt allenfalls ein und allé nur moglicben Farbungen des Hutes und nocb Bandscbmuck, eine Rosette oder mebr der Feder wablen konnte. dergleicben Nocb (Taf. 86, 3 Kopfpntz immer waren die u. 5; 91, 16) oder ein kleines auf dem Mittel Hinter- des Hutes nicbt Kopftucb erscbopft. Eine ganze Reibe neuer baupte (Taf. 87, 4; 91, 15) oder an seiner Stelle ein Umschiagen Erscbeinuugen eroffnete sicb durcb das der kleines der Haubcben Krempe Aufscblagen oder Netz, das aber stets den Yorder- Was liess sicb daduTcb nicbt alies ausdriicken! kopf frei lasst (Taf. 91, 7, 8 u. und zuweilen Man 13) konnte, sowie man die Stulpe sogar am Stiefel umklappte, der modiscbe aucb den breitkrempige Hut Rand (Taf. 91, 18). Docb des Hutes vorn, seitbcb, binten oder auf scbeint er seiten zwei Stellen vorgekommen zu sein, ebenso wie eine zugleicb in die Hobe oder abwarts biegen kleine Kugel mit breiterem Tricbter oder verscbiedenen darunter, der vorn an Seiten verscbieden verfabren. Siebt auf die Spitze der Stim auf gesetzt diese balb verdeckte und man solcbe Weise nun die Zabi der Kombinationen zum Anbeften des Scbleiers die der gedient zu baben scbeint. an, aus Farbe, Form und Grosse des Hutes, aus Diese seltsame Form ist wabrscbeinlicb aucb ein über- der Farbe und der Anbeftung der Feder und scbliesslicb rest der früberen Període, wo es oft dem ja war, „ala ob ein aus Aufscblagen der Krempe gebildet werden konnten,^ Weib einen Apfel auf den Kopf setzen wollte und so wacbst dieselbe ins Unendlicbe und sagen: so begreift sicb Das ist mein Hut!" Hier ist ein solcbes das kaum zweierlei sebr leicbt, dass namlicb Ding, nie ein Menscb den die Grosse eines Apfels bat und offenbar als Hut Hut ebenso trug wie der andere und gelten dass diese Kopf- soil (Taf. 91, 10). Gewobnlicb aber gingen besonders die bedeckung so scbnell und durcbgreifend in alien Standen jüngeren Frauen und die gern für woUten beliebt wurde und sicb ibre jung gelten Verwandten bis in unsere im blossen Kopfe (Taf. 86, 4 u. 5; 87, 2 u. 9; Tage erbalten 1, 2, baben. 91, 4, Denn der Hut gab der Laune des 6, 11 u. 14). Yollig verbiillt durcb einzelnen Gugel und Goller gingen Gngei und den moglicbst grossen und freien Spielraum. mancbe nocb im Winter oder bei scblecbtem Der Hut als Was die junge Stutzerwelt Wetter, im 15. Jabrbundert einst aber aucb dieses (Taf. 91, 12) wurde wie die Mützen nacb dCT^Empfiii- mi-parti erreicbt batte, dass sie ibre Stim- Mânnerart (Taf. 91, 3) und wie die allumfassenden Hauben, dnngen mungen und Erlebnisse durcb die Farben der Kleidung taglicb seltener. Man wollte auf keiner Seite und auf ausdrückte, das erreicbte jetzt die junge Welt der Tage- keinerlei Weise eingeengt und umscblossen sein. diebe und Modebelden durcb den Hut. Er wurde zum Die Haartracbt der Manner nabm zwar scbon im Haar der voUstandigsten Wetterglas ibres Denkens und Empfindens. Anfang des Jabrbunderts den ersten Anlauf zu neuen Dazu diente ausser den scbon genannten Momenten aucb Formen, aber fiber ein Yiertel des Jabrbunderts nocb verstricb, die Hutscbnur, die baufig aus Gold bestand (Taf. 83, 3; ebe sie einen bleibenden Erfolg errang. Diese 84, ganze Zeit 3, 9 u. 11; 87, 3; 88, 1 u. 3) oder die Scbleifen und lag sie im Kampfe mit der Krause. Rosetten, mit denen widerspenstigen er besetzt wurde (Taf. 87, 6 u. 11). Diese, wie ein unangenebmer Diener, den man nicbt los Schiussform Im letzteu Jabrzebnt unserer Période nabm der Hut werden kann, nabm, um im Amte zu eine bleiben, allé nur festere Gestalt an, sowobl in Stoff wie in Haltung. moglicben Yerwandlungen an sicb vor und scbob auf Der Kopf wurde von mittlerer Hobe, die Krempe von solcbe Weise ibren Abscbied docb an 30 Jabre weiter mittlerer Breite getragen, welcbe sicb auf beiden Seiten binaus. Sie konnte freilicb wenig aus sicb macben, denn etwas nacb oben rundlicb umbog. So überscbritt er die sie war an und ffir sicb ein unbebilflicbes Ding, sonst Mitte des Jabrbunderts (Taf. 84, 9 u. 11) und trat in die batte sie es nocb weiter gebracbt. An einem solcben folgende Període binüber (vergleicbe Taf. 88, 8—10 u. 15). Falle lemt sicb leicbt, wie langsam die Prinzipe in der Andere Kopfbedeckungen, wenn es nicbt nationale Tracbt und Mode wecbseln; es geben zuweilen zwei bis Mfltzen iind sind, wie die Mützen der Kroaten (Taf. 85, 1—3) oder drei Menscbenalter dergieichen darfiber bin; es ist jedesmal ein Auf- ¿jg einer Amtstracbt geboren (Taf. 84, 6), wer- steigen, Herrscben und Yergeben in jeder Form. Und den jetzt selbst bei den Bauern kaum mébr sicbtbar. Der ebenso ist daraus ersicbtlicb, dass allé Einzelkâmpfe der Hut erobert alies. Nur auf dem Lande erscbeint wobl Predigt, Satire u. s. w. ganz vergeblicb sind. Sie scbfiren nocb bier und da eine Miitze, ein Barett und dergleicben oft nur das Feuer. Aucb traurige Erfabrungen belfen (Taf. 90, 3 u. 6). nicbt. Wie viele Opfer an Menscbenleben batte die Frauen: Aucb bei den Frauen macbte sicb der Drang nacb Krinoline unserer Tage (1855—1871) gekostet und was Freibeit am Kopfe geltend. War der Wablsprucb der batte sie an der Gesundbeit gescbadigt: AUes vergebens! vorigen Període gewesen: , Aufwarts! Aufwarts mit Hut Sie musste ibre Zeit baben. Erst als die Übersattigung 37* 292 Die Neuzeit. eingetreten war, wurde sie zu anderen alten Moden ver- wie wir nocb im 18. Jabrbundert (Taf. 93, 4) die Krause sammelt und ruht dort bis zu ihrer abermaligen Erweckung. in ibrer zuletzt erwabnten scblaffen Form bei denPredigern Krause So fiel auch die Krause nicht gleieh, obwohl das finden, so finden wir nocb im 19. Jabrbundert diese beiden wacbsende Haar gegen die Sterbende, Yerworfene von Klappen aucb bei ibnen als ^Beffcben". — Eine andere Beffchen oben lebendig herabdrangte (Taf. 84, 1 u. 10; 87, 1; 91, Form, welcbe durcb sie bervorgerufen wurde, die vor- 5, 9 u. 17). Sie verwandelte sicb wahrend der Bedrangnis, liegenden Halstucbzipfel, gebort der folgenden Période an wusste aber docb zwei Hauptmomente ibres Wesens zu (vergl. Taf. 88, 3, 11 u. 13). retten, indem sie das dritte, namlicb die Ricbtung nacb In den beiden letzten Jabrzebnten der jetzigen, aber oben, das Aufwarts, aufgab, — denn das war entscbieden war der weicbe Kragen, womoglicb mit Spitzen besetzt, nicbt zu retten. Wobl aber bewabrte sie das Steife und die überwiegende Form. Seitdem er vorberrscbte, batte das Krause und zwar so, dass sie sicb trennte und jedes das Haar endlicb die vollige Freibeit, so lang zu wacbsen Haariocken Anfiosuug der Beiden für sicb fortbesteben liess. Si loste sicb als es nur wollte. Zwar batte es sicb aucb scbon vorber, der Krause ^uf in Unter- und Oberbau, d. b. in eigentlicbe seitdem die Krause ibre Unterlage aufgegeben und sicb Krause und steifen Unterkragen, und jedes dieser beiden auf die Acbseln gesenkt batte, gleicb des freien Raumes bestand binfort einzeln für sicb weiter, war aber nun zu bemacbtigt und war mit freien Locken dortbin vor- scbwacb und bilflos, dem âusseren Andrange Widerstand gedrungen (Taf. 85, 13; 86, 1 u. 8; 87, 5 u. 6; 90, 7 u. 13), zu leisten; beide gaben also der Stromung nacb und aber nocb ungebinderter konnte es jetzt walten und floss ricbteten sicb abwarts; die Krause legte sicb (obne Unter- nun lockig auf die Acbseln binab (Taf. 83, 16; 84, 11; kragen mit Drabtgestell) von selbst auf die Scbultern 86, 7 u. 13; 87, 10—12; 90, 11 u. 14). Sonderbar ist aber, (Taf. 83, 10; 84, 3; 86, 1 u. 8; 87, 6; 90, 7 u. 13) und der dass bei der ersten steifen und steilen Form des blossen Kragen knickte seine Drâbte gleicbfalls nacb unten um Spitzenkragens das Haar nocb die spaniscbe Kürze bebielt spitzen- und wurde ein selbstandigers Stück, der Spitzenkragen, (Taf. 83, 15; 85, 14) und nicbt zu wacbsen wagte. kragen yQjj nacb unten starrend (Taf. 88, 15; Andererseits liess die Ausartung des langen Haares Lange 85, 14; 87, 3, 8 u. 11; 90,8), spater nacb dem Yorbild nicbt lange auf sicb warten. Geckenbaftigkeit lag einmal eines neuen Nebenbublers etwas gescbmeidiger geworden, in der Zeit und so bebielt sie auch bier die Oberband, frei und gefallig, aucb wolil von etwas übertriebener Grosse indem sie durcb wild zerzauste Locken aufzufaUen sucbte sicb auf die Acbseln legend (Taf. 86, 6, 7, 10 u. 13; 87, oder den zierlicben Locken nocb einen oder mebrere Zopfe 5, 10 u. 12). Man liess nun von selbst das Drabtgestell binzufügte. Gewôbnlicb bingen diese nur an einer Seite zopf auf fort und kam so zu einem bantierlicben Gegenstand, der des Gesicbts diebt an den Wangen berab auf die Brast nicbt nur für die Yomebmen, denn nur diese konnten ibn (Taf. 87, 8) und trugen unten eine Perle oder sonst einen anfangs wegen der teueren Spitzen tragen, sondem aucb Scbmuck und besonders oft kleine Andenken von der Ge- für die mittleren Stande ein Bedürfnis wurde. liebten. Diese, die in Bandscbleifen, Ringen und der- Als Yermittler bierbei batte der scbon erwabnte gleicben besteben konnten, wurden allgemein ,faveurs" faveurs Waiionischer Nebenbubler gedient, der walloniscbe Reiterkragen, genànnt, und so biessen bald durcb Ubeidragung dieses Reiterkragen scbou im 16. Jabrbundert in den Niederlanden ge- Namens allé die vielen Tandeleien, mit denen sicb die tragen wurde und aucb daber seinen Namen erbielt. Nun Stutzer an Korper, Haupt und Gliedern zu bebângen aber, wo. die walloniscben Regimenter in Deutscbland pflegten, „faveurs". baufig genug geseben wurden, wie sie früber gegen Frank- Dass aucb jetzt Pomade und Brenneisen viel Arbeit reicb und Spanien gekampft batten, kam dieses ibr eigen- batten, braucben wir kaum zu versicbem, aber eins mocbten tümlicbes Zierstück aucb nacb Deutscbland und fand aucb wir als eine besondere Eigentümlicbkeit bervorbeben. dort, wie überall sonst, bald Liebbaber und Nacbahmer. Wir bemerkten nocb in der vorigen Période, dass die Es war ein einfacber ungefabr vier Finger breiter Leinen- blonde Farbe fast immer die beliebteste gewesen sei — kragen, der vorn zugebunden wurde. So trugen ibn die bier aber steben wir vor einer Ausnabme von dieser Regel. Soldaten, so nabmen ibn die Biirger und selbst die Yor- Jetzt gait nur das scbwarze Haar an Mannern für scbon. Schwarzes an, und er gab dem Spitzenkragen das Muster des sanften Die Zeit blonder ^ehebt war kriegeriscb und ernst. Ein Kopf leicbten Umbeugens und balf denselben weiter verbreiten sab zu sanft, zu zabm aus, darum wurde Scbwarz das Ideal. (Taf. 83, 1-5, 7-9, 12 u. 16; 84, 2, 4, 6, 8 u. 11; 86, 9 u. Finster mussten die Brauen drohen, mussten die Locken Verwandiung 11; 87, 7; 90, 1 u. 14). Aus ibm ging am Scblusse dieser um die Stirn fallen; das sab tapfer und berzbaft aus. desseiben Pgj-jode eine neue Form bervor, die in die folgende binüber- So fârbte man denn nun scbWarz, wie ebedem blond, bis reicbte. Indem man namlicb den Kragen vorn eine Strecke die notige Tapferkeit bervorscbimmerte. lang zusammenstossen liess, bracbte man es dabin, dass Aucb der Bart musste scbwarz sein und bekam Bart die beiden Ecken durcb eine gerade Linie quer unter dem ausserdem seinen besonderen Zuscbnitt. War er früber Kinn verbunden wurden und so scbeinbar zwei mebr oder scbon von den Wangen mebr und mebr zurückgewicben weniger breite Lappen entstanden, die eine eigentümlicbe (Taf. 86, 12) und batte sicb meistens als Lippen- und Kinn- Tracbt des fünften und secbsten Jabrzebnts in diesem bart geformt, so wurden nun die Wangen ganz kabl rasiert, Jabrbundert sind (Taf. 87, 11; 88, 1 u. 4; 90, 11). So und nur auf der Oberbppe und von der Unterlippe bis VI. Die erste Haifte des 17. Jahrhunderts. 293 ans Kinn Hess man den Bart wachsen. Diese Bartform, griff, dass es den Adeligen scbwer wurde, nur Scbritt mit Der Waiien- nacH dem Helden des Krieges der ^Wallensteiner" ge- derselben zu balten. steiner Daber dann die unter nannt, wurde in Deutschland Lu'Xusgesetze ganz allgemein bei Kriegern Ricbelieu und Mazarin! und Bürgern, bei Geistlicben und Laien (Taf. 83, Iñ; 84, Von 1610 — 1620 trugen die Damen sebr Pe- D am en- 6, 8 u. 9). Auch im Auslande baufig trug man ibn (Taf. 85, 13 rücken; ebenso ist dies die Blütezeit der Scbminke und u. 14; 86, 8—10; 87, 6—8 u. 11). Aber ein wicbtiges der Masken. Moment des Scbnurrbartes oder des Enebels, wie er da- Wie wir scbon oft bemerkt baben, stebt die Haar- mals biess, war von Anfang an dieses, dass er „über sicb tracbt in steter Wecbselwirkung mit der Bedeckung des gestürzt" sein musste, d. h. seine Enden mussten sicb auf- Halses und der Scbultern. Wir fügOen daber bier gleicb warts dreben. Um dieses O zu erreicben niusste Brenneisen die notigen Bemerkungen binzu, welcbe sicb auf diese und Peeb belfen (Taf. 86, 8'u. 10; 87, 8,u. 11). In Frank- Teile des Kôrpers bezieben, obgleicb wir dies wie reicb sebor sonst, man sogar das Kinn nocb glatt und Hess also es sicb von selbst ergibt, in dem Abscbnitt über die Be- nur auf der Oberlippe und unter der TJnterlippe, das Bart- kleidung des Rumpfes zu tun pflegen. Der Henri cben stebeu; so entstand der Henri quatre, der im vierten Wie die Krause der Frauen quatre sicb in den Jabrzebnt nocb fiir feiner Spitzenkragen gait als der Wallensteiner. verwandelte, baben wir bereits in der vorigen Période bei Dieser war nocb zu plump; scbmal und zierlicb musste Margarete von Valois und bei den Italienerinnen erwabnt. des Modebelden Bart erscbeinen, dann war er scbon. Man So erging es nun, indem man den letzteren stutzte in dieser nacbabmte, Weise fort, so lange, bis kaum nocb eine ü'berall. Allgemein Hess man die steife Krause fallen Krause Spur von dem Bartcben übrig war und erreicbte so das und legte den Kragen zuriick auf die Acbseln. So wurde Ideal des Bartes. Und in der Tat bestand dieser Bart der Hals und ein Teil der Brust wieder frei und man ver- fast nur in der Idee (Taf. 84, 11; 86, 1 u. 18; 87, 12; tiefte nun den Ausschnitt bis mitten auf die Brüste 90, und überscbritt (Taf. 86, Tiefer aus- 11) in dieser Form die Mitte des 4 u. 5; 87, 2 u. 9; 91, 10, 11, 14, 16 u. ® war Jabrbunderts 18). (Taf. Anfangs 88, 1, 3, 4 u. 13). — So war man denn der Kragen nocb kreisrund, der friibere von den landsknecbtiscben Scbeibenkragen VoUbarten, die ICQ Jabre zu- der Krause (Taf. 87, 2 u. 9); spater náberte er sicb dem vor wucberten, glücklicb beim glatten Gesicbt angelangt. Kleiderausscbnitt und legte sicb flacb auf diesen auf Frauen: Die Haartracbt der Frauen entspracb der der (Taf. 91, 14 u. 18). Aucb der Ausscbnitt verwandelte sicb Manner in bezug auf die Ricbtung: abwarts! — Aucb bier allmablicb. Anfangs deckte er die Acbseln nocb gait es denselben Kampf mit volHg der Krause (Taf. 84, 10; (Taf. 86, 4 u. 5; 87, 2 u. 9; 91, 14), dann riickte er immer 87, 1; 91, 5, 9 u. 17). Mit ibr bestanden die steifen Hauben; weiter zuriick, bis endlicb die Acbseln nackt waren und Achsein mit ibr fielen sie. Und mit ibr sanken die steifen Locken- ■der Ausscbnitt horizontal um die Scbultern lief 91, Locken gebaude. Nun krauselten (Taf. sicb rund um den die In dieser lundum Kopf 16). Gestalt überkam ibn die Période ^Qckcben auf Stirn folgende und Nacken im Wonnegefiibl der (vergl. Taf. 88, 5—7 u. 12). Die Krause aber kam bocb- neuen Freibeit.. Man teilte zu diesem Zweck scbon seit stens nocb bis zum Scbluss der dreissiger Jabre bei alten 1620, nocb baufiger aber seit 1630, eine kleine Partie der Frauen vor, welcbe die Entblossung scbeuten und die neue Stirnbaare besonders ab und kâmmte sie als Lockcben ins Mode nicbt annebmen wollten Gesicbt (Taf. 91, 5 u. 17). Aucb (Taf. 86, 3 u. 4; 87, 2, 4 u. 9; 91, 2, 6, 14 u. 18). seben wir wobl vomebme Frauen mit einem feinen Lein- Die übrigen Haare des Vorderkopfes wurden an den wandgoller, der mit Spitzen besetzt ist, den Hals und die Scblafen binabgekrauselt und die des Hinterbauptes in Scbultern bedecken (Taf. 91, 15); aucb dient statt dessen Flecbten aufgerollt oder aucb nocb zu Locken bergericbtet zuweilen ein feines Tucb mit Spitzenkanten, beides wobl Schuitertuch (Taf. 91, 14 u. 18). Zuriickgekammte Haare kamen nur nur als Scbutz gegen die Sonne. Letzteres war bei nocb selten vor, und dann zumeist bei den mittleren und den Biirgersfrauen dagegen ziemlicb oft im Gebraucb unteren Standen, weil die Locken mebr Mübe und Zeit (Taf. 91, 13). erforderten (Taf. 91, 4, 7, 8, 13 u. 15). Übrigens musste Margarete von Valois, die Gemablin schmuck Dass das Haar mit Federn, des Bândern, Scbleifen und Heinricbs Haaies IV., die einst Meisterin und Regentin im Reicbe verachtang ¿grgleicben gescbmückt wurde, sagten wir scbon, und daès der Mode gewesen war (siebe S. 282), nocb erleben, dass aucb den Frauen allé Hilfsmittel ^Mode^ des Haarkünstlers zu sie lacberlicb gefunden wurde. Als sie aus ibrem Asjl, Gebote standen, verstebt sicb von selbst. Wer kein natür- dem Scblosse zu Usson, 1606 nacb Paris kam, fand sie Hcbes Haar batte, bebalf sicb mit einer Periicke, und zwar bei Hofe freundlicben Empfang, als sie aber sicb in aucb das natürlicbe wurde am franzosiscben Hofe oft nocb ibrer Weise auffallend trug, wurde sie verlacbt, und man ^verscbonert" durcb Puder, aber nicbt etwa durcb weissen, bracbte ibre Gestalt unter Louis XIII. sogar in einem Farbiger sondem durcb farbigen, denn die Briinetten benutzten BaUett auf die Bûbne als Zeichen der Puder Torbeiten und Poudre de Violettes, die Blonden dagegen Poudre d'Iris. Albernbeiten friiberer Zeit. Als ob sie nun weiser ge- Diese Mode gait jedocb nur für die Zeit unter Henri IV. wesen waren, die Zuscbauer des Balletts! — Nocb wollen (bis 1610). Nacb seinem Tode batte mancber Luxus des wir bier bemerken, dass bis um 1590 zu Paris, dem Haupt- Hofes plotzHcb ein Ende, wâbrend umgekebrt in der vor- punkt der Ligue, aus Hass gegen Heinricb III. und den nebmen Biirgerscbaft eine solcbe PracbtHebe um sicb Hof zu St. Germain meist andere Trachten galten als dort, 294 Die Neuzeit. ebenso wie die Hugenotten sich gleichfalls der Hoftracht 8 u. 11) und mit Goldborten und dergleicben besetzt war enthielten. Erst mit Heinrich IV. erlangte die Mode wieder (Taf. 84, 11; 86, 8 u. 13), war das dariiberliegende Kollett Koiiett die alte voile Grewalt. fast immer aus naturfarbigem Leder (Taf. 83, 15; 85, 13 u. 14). Dieses war der Uberrest der einst so berrlicben c) Kleidiiiig. Scbaube. Kurz und eng war sie scbon in der vorigen Wenn auch die übrigen Kleidungsstücke nicht so auf- Període geworden; jetzt batte sie aucb nocb die Armel fallend wurden und so ausarteten wie Hut und Stiefeln, so verloren und war nicbts als ein knapp anliegendes kurzes batten sie doch auch immerhin ihr eigentümliches Ge- Kleid, wenig langer als das Wams. — Dass aucb die prage in dieser Période. Modebelden im Kollett gingen, braucben wir nicbt nocb Koiiett der • * bis Puffbose 1 i»»L woHllti-en *1d1och 'XT Mod6bcld6n Warns Das Warns, welcbes friiher nur zur zu versicbern; es geborte — sie Krieger reicben konnte, reicbte — nun, da diese den Abscbied erbalten spielen! zum grossen Scblappbut und zum ungebeueren batte, wieder weiter binab und batte wieder Scbosse, indem Stiefel. Und so vergassen sie aucb nie ein riesiges, breites, zugleicb der Giirtel binaufrückte. Der Gansebaucb fiel metallbescblagenes Webrgebange, die Degenkoppel, fiber wehr- samt den Scbulterpuffen mit den Hiiftpolstern zugleicb die recbte Scbulter zu werfen, so dass quer vor der Brust und von jenen blieben nur ein paar scbmale niedrige zur linken Hfifte bin der gewaltige Riemen binablief, Achseiwüiste Kíimme auf den Achseln iibrig, die oft sogar nur aus einem scbon an und ffir sicb drobend und ebrfurcbtgebietend, Streifen Zeug obne Unterlage bestanden (Taf. 83, 1 —5, selbst obne den Stossdegen, der daran bing (Taf. 84, 11; 7—12 u. 15; 84, 2—4, 6 u. 9; 85, 13 u. 14; 86, 8—10; 87, 86, 13; 87, 11; 90, 11). Aucb das Wams wurde an alien 1, 5, 6 u. 8; 90, 1, 2, 7—10, 12—14). Die allgemeine Rieb- Ecken und Enden, wo es nur moglicb war, mit Band- tung der Zeit nacb Ungebundenbeit zeigte sicb aucb bier scbleifen und Faveurs bebangt und besteckt (Taf. 87, bald deutlicb genug. Man liess das Warns unten offen 3 u. 11). steben, um das moglicbst feine Hemd zu zeigen (Taf. 84, Wie das Wams, so anderten sicb aucb die Bein- Beinkieicicr 11; 86, 13; 87, 3, 5 u. 11; 90, 11) und gab ibm einen kleider nacb denselben Grundsatzen um. Audi bier fiel ganz geraden Scbnitt von oben bis unten bin, obne Ein- zunâchst die Polsterung, die das neue Jabrbundert nocb zieliung über den Hüften, wie man sie im Anfang nocb zu retten versucbte (Taf. 84, 2—4; 86, 2; 87, 3). Die geliebt batte (Taf. 88, 1—4, 9 u. 12; 84, 1, 3 u. 9; 87, 6, 8 weiten Sacke, zu denen man nicbt weniger als 4,5 m u. 10). Nun gab es aber weder Scboss nocb Taille; von Zeug gebraucbte, wurden immer leerer und daber immer oben bis unten war alies eins (Taf. 84, 11; 86, 8, 10 u. 13; faltiger (Taf. 83, 1—12; 85, 13 u. 14; 86, 1; 87, 6—8; 90, 1). Armel weit 87, 7 u. 11; 90, 3, 10 u. 11). Zugleicb wurden die Armel, Die Scblumperbose gewann an Bedeutung. Man scblitzte Schiumper- die friiber eng gewesen waren (Taf. 83, 1 —5, 7—12; 84, nicbt mebr, besetzte aber statt dessen die Nabt an der 2—4; 86, 2; 90, 1, 8 u. 14), jetzt weit und bauscbig, aucb Seite mit Borten, Knopfen und dergleicben (Taf. 83, 12; wobl von oben nacb unten mebrfacb gescblitzt, um das 84, 4 u. 9; 86, 1 u. 10) und liess sie unten gern etwas Hemd zu zeigen (Taf. 85, 13; 86, 8; 87, 6). Diese letzte offen steben, damit das Hemd durcbscbimmere, gerade wie Rücksicbt war so macbtig, dass man scbliesslicb, um zu bei den Armeln und vorn am Wams (Taf. 84, 9; 87, 6,u. einem genügenden Abscbluss zu gelangen, bald nacb der 10). Um dies glauben zu machen, wurde in den Scblitz Mitte dieser Període den Armel nacb vorn bin von oben ein Stuck weisse Leinwand eingesetzt. Gesehiitzt bis unten aufscblitzte, obne ibn wieder zu nesteln, so dass Unterbalb des Knies, da, wo Strumpf und Hose zu- denn aus dieser langen und weiten Spalte die Leinwand sammenstiessen, wurde ein farbiges Band als Strumpfband strumpfUand genügend bervorquoll (Taf. 84, 11; 86, 6, 7, 10 u. 13; 87, oder Kniegfirtel mebrmals umgewickelt und seitlicb in einer Armel kurz 5u. 11; 90, 7 u. 11). Zugleicb kürzte man den Armel grossen Scbleife verscblungen (Taf. 83, 1—5, 7—9 u. 12; schieife gegen die Mitte des Jabrbunderts zuweilen ein wenig, in- 84, 2-4, 8 u. 9; 86, 2, 6, 8; 87, 5, 8 u. 12; 90, 1, 2 u. 9). dem man den Erauen nacbabmte, denn dadurcb wurde Wurde aucb das Band zuweilen weggelassen, so blieb aucb vorn am Handgelenk mebr von dem Hemd sicbtbar docb wenigstens die Scbleife (Taf. 90, 10). Ja sie bildete (Taf. 84, 11; 90, 11). sicb spater, als die Hosen unten offen standen, zu einem nand- Hier batte bisber die Manscbette sicb stets im gleicben ganzen Nest von Scbleifen aus — man nannte sie aucb maiischette ¿gj, gj-ause und ibren Nacbfolgern gebalten. Nesteln —, die als blosser Zierat obne jeden Zweck, als Oben steife Krause am Hals, unten steife Krause an der etwa den, viele Faveurs zu tragen, aussen am Beinkleid Hand (Taf. 84, 1); oben scblaffe Krause, dann aucb unten sassen (Taf. 88, 1; 90, 11 u. 12). Aucb verwandelte sicb ebenso (Taf. 87, 5; 90, 7); oben steifer Spitzenkragen, unten die Scbleife oder aucb das Band in einen Kranz von Kcanz von desgleicben (Taf. 83, 15; 85, 14; 86, 6); oben umgelegter Scbleifen unten am Saum der Hose (Taf. 84, 11; 86, 2, 7 scblaffer Kragen, unten anliegende Manscbetten (Taf. 86, u. 13; 87, 11; 88, 1 u. 3), an dessen Statt gewobnlicbe der Hose 18; 87, 11; 90, 8). Leute aucb nur eine gerade Manscbette aus Band trugen Wabrend das Wams bei den Soldaten und Bürgern (Taf. 90, 8). Zuweilen lag aucb Band und Scbleife, wenn aus Tucb, zuweilen- aucb aus Leder, bei den Vornebmen die Hosé scbon fiber dem Knie endigte, unterbalb der- oft aus den kostbarsten Stoffen, aus Samt, Seide oder selben auf dem blossen Strumpf als Strumpfband (Taf. 83, Goldstoff bestand (Taf. 83, 15; 84, 11; 86, 6—8u. 13; 87, 7 u. 10; 84, 2 u. 3; 86, 2; 90, 1). VI. Die erste Hâlfte des 17. Jahrhunderts. 295 Als nun am Schluss des dritten Jahrzehnts die Fran- hielt sich die schwarze Tracht und selbst bei den Frauen Hosen eng zosen anfingen, die Hosen ziemlich eng und olme jede Aus- der Hang zu dunklen Stoffen (Taf. 90 u. 91). In Deutsch- polsterung zu tragen (Taf. 87, 5, 11 u. 12), fand dies land blieben die Biirger einzelner Stadte solchen gleichfalls sclinell Nachahmung bei den Nacbbam im Norden und treu, sonst aber war die ganze Zeit zu Ausgelassenheiten Osten (Taf. 86, 6—8 u. 13; 87, 5, 11 u. 12; 90, 3-6 u. 10) mehr als geneigt. und fübrte sebr bald zu der Neuerung, den Anschluss am Die Frauen nahmen an ihrer Kleidung ganz ent- Frauen: Hosen weit Knie zu losen und die Hosen unten offen zu tragen, sie sprechende Yeranderungen vor. Auch bier sah das neue und gerade aber gleichzeitig audi schon von oben her weit zu lassen, Jahrhundert wohl noch den tonnenformigen Reifrock (Taf. Reifrock so dass sie als zwei ansehnliche Zylinder den Oberschenkel 87, 1), aber seine Zauberkreise verloren ihre Kraft und umgaben (Taf. 84, 11; 88, 1—3; 90, 11 u. 12). In dieser Wiirde und mussten fallen. Gegen dieses Geschick konnte Form schritten sie in die folgende Période hinüber, wo auch der kiinstliche Gang mit bin- und herbewegten Hiiften sie weitere Ausbildung fanden. nicht schiitzen, welchen die Damen sich eigens angewohnt Schleife Gleichzeitig mit der Schleife an der Aussenseite des batten, damit das TJngetüm unterhalb des Gürtels stets oben an Knies entfaltete sich audi die bescheidene Schleife, die im Gleicbgewicht bliebe. Vergebens bestrebten sich auch der Hose anfangs am oberen Saum der Hose vorn sich befunden die mittleren Stande, ihn noch einige Zeit zu halten. hatte, zu immer grosserer Bedeutimg und Pracht (Taf. 87, Wir sehen an Bildern einer und derselben Person, wie 3 u. 11). Bald verdoppelte und verdreifachte man sie und die Tracht mit der Zeit sich ândert, z. B. an denen der Verdopplung nicht lange, so reichte sie samt ihren Nachkommen, die Maria von Medicis, der zweiten Gemahlin Heinrichs lY. derselben wie die der Auster neben ihr sich ansiedelten, von Hiifte zu (Taf. 87, 1 u. 2). So wie die Krause sich in den offenen Hüfte und bildete eine ganze Schleifenbank die wie ein breiter Kragen, die Haube in Haarlocken verwandelt hat, so zer- Gürtel vorn vor dem Leibe lag (Taf. 84, 11; 88, 1; 90, 11). schmilzt der harte Reifrock an der Sonne des neuen Jahr- Strumpf Der Strumpf war bei Mânnern und Frauen aus hunderts bald zu weichen Falten. Auch liessen sich selbst Seide. Unter jenen gab es doch manche, die nicht danach Yornehme an leichterem weicheren Stoff genügen, als dies trachteten, fiir Beiter oder Krieger gehalten zu werden, bisher geschehen war, wo besonders Samt und Atlas ver- z. B. die Abbés und andere; diese verschmâhten den Stiefel wendet wurden. In der Farbe liebte man das Lebhafte, Farben und hielten etwas auf einen schon anliegenden Strumpf. und um die Wirkung verschiedener Farben nebeneirander Faibe Die Farbe wahlten beide Geschlechter so, dass sie der zu haben, wahlte man Ober- und Unterkleid wohl zuein- ûbrigen Kleidung stets entsprach. Da aber das Gewebe ander passend, und liess vorn von oben bis unten das so übermassig fein sein sollte, so waren die Strümpfe letztere sichtbar werden zwischen dem ersteren. Man fiir die Manner keine besonders warme Verhiillung; vom offnete also jetzt das Oberkleid auch vom Hals bis an den Oberkieid Knie abwarts wurde die Kalte sehr empfindlich. Daher Giirtel (Taf. 87, 9; 91, 14 u. 18) und nicht nur wie bisher griff man zu der Aushilfe, mehrere Paar iibereinander unterhalb des Gürtels (Taf. 84, 10; 87, 1). Welche Frau anzuziehen; so erzahlt man vom dem Dichter Malherbe, nicht zwei Kleider anlegen wollte oder konnte, die wusste Scbeiiizweier Streifen das Kleider dass er einst elf Paare zugleich getragen babe. sich wenigstens durch einen vorn eingesetzten Aliintel Der Mantel, den man gewohnlich überwarf, war Ansehen zu geben, als trage sie zwei (Taf. 91, 16), eine noch ein Mittelding zwischen dem spanischen Mantelchen Weise, die wir Mitte des 19. Jahrhunderts mit zwei etwas und dem früheren Mantel. Er war nicht lang und nicht seitlichen breiten Streifen wieder haben anwenden sehen, kurz, nicht weit und nicht lang. Gewohnlich reichte er bis und die wir etwa 20 Jahre sp'áter in den wunderlichsten ans Knie und war so weit, dass er vorn zusammenschlagen Zusammenstellunsfen an Rock und Leibchen wahrnehmen konnte (Taf. 84, 1). Echte Modehelden hüUten sich' in konnen. Heute wird selten eine Frau wirklich zwei Kleider dieses dürftige Kleid wie die Romer einst in die weite tragen, damais aber trug jede vornehme Dame wie selbst Toga (Taf. 84, 8), und doch hielt sie niemand fiir Romer. die angesehene Bürgersfrau zwei Kleider, ja manche Hof- Andere trugen es nur auf einer Achsel, und das recht- und Modedame sogar drei Unterkleider und ein Oberkleid. vier Kieiiic zuirlelcb fertigte sich eher, da es für zwei keinen Uberfluss hatte Dabei wusste sie durch eine besondere Kunst, die Kleider (Taf. 84, 11; 86, 8 u. 13; 87, 3, 8, 11 u. 12; 88, 1 u. 3; seitlich aufzunehmen, es richtig dahin zu bringen, dass 90, 7 u. 11). Der Stoff war noch immer Samt oder Seide, man die vier verschiedenen Stoffe sah, deren Farben ganz mit Goldborten und dergleichen besetzt, bei den Biirgern verschieden waren, aber zueinander passen mussten, und Tuch und ahnlicher Stoff. Lângere Mantel trugen nur deren Besatz nach aussen bin immer kostbarer wurde. einzelne Waffengattungen, bei denen sie zur Volkstracht So war das erste IQeid besetzt mit Borten, das zweite gehorten, so z. B. die Kroaten (Taf. 85, 3). mit Seide gestickt, das dritte mit Gold und Silber gestickt Schaube Statt des Mantelchens eine Schaube zu tragen, war oder besetzt und die Robe endlich mit Perlen und Edel- fast ganz ausser Gebrauch gekommen. Nur bier und da steinen geschmückt. (Taf. 86, 2) und besonders als Amtstracht finden wir sie Indein nun der Rock dieser Kleider in freien Falten noch (Taf. .84, 6), als letztere sogar lang. bis auf den Boden fiel und hier auch wohl ein wenig Farbe der An alien diesen Kleidern war übrigens die Farbe nachschleppte (Taf. 84, 10; 86, 3—5; 87, 2, 4 u. 9; 91, 1, Kleidung eine lebhafte und strahlende, nur in den Niederlanden er- 11, 14 u. 18), ânderte sich auch der obere Teil des Kleides. 296 Die Neuzeit. Leibchen das Leibchen, entsprechend um. Uber den Ausscbnitt Bedeutendes an. Goldene Ketten sind eine Seltenheit Schmuck Ausschnitt uiid den sich einscbmiegenden Spitzenkragen sprachen wir (Taf. 86, 4); Perlen kommen auch nicht mehr in solcher schneppe scbon oben; der untere Sauin mit der langen Sclineppe Unzahl vor wie vorher (Taf. 84, 10; 86, 4 u. 5; 87, 1 u. filgt sich, indem er hoher hinaufrückt, luehr der Korper- 9; 91, 2, 6, 10, 11, 14, 16 u. 18). Die [Jrsachen lagen nahe Ursachcn form an; auch kürzt sich die Schneppe ein wenig (Taf, 8d, genug: In Deutschland frass der Krieg alies auf; in Eng- 10; 86, 5; 87, 2 u. 9; 91, 2, 4, 6, 9, 11, 14, 16 u. 18) oder land wurde nicht nur voin Parlament gegen den Konig filllt sogar hier und da ganz (Taf. 91, 15). Auch die gekargt, sondern auch im Privatleben machte sich jetzt ausgestopften Armel, welche die Breite des Kôrpers an eine gewisse Sparsamkeit geltend; die Ansprfiche waren den Schultern fast verdreifacht hatten (Taf. 87, 2), ver- zu hoch geschraubt gewesen, und so waren die strengen schwanden allmahlich und machten besseren Formen Platz. Puritaner aus dem fippigen Leben unter Elisabeth auf So wie sich die Manner haufig des Wanises und Kolletts natfirliche Weise durch den Gegensatz hervorgewachsen ; bedienten, von denen besonders das letzte ziemlich lang man hatte allzu yerschwenderisch gewirtschaftet. Auch sein konnte, so finden wir auch hierzu eine Parallèle bei Frankreich ffihlte die Folgen des langen Kampfes zwischen Zwei den Frauen, indem diese oft zwei Leibchen tragen, von Hugenotten und Guisen, und in den Niederlanden war Leibchen aucli das âussere am langsten ist und eigentliche ■^ohl Reichtum genug, abei der strenge Sinn der Refer- Schosse hat (Taf. 84, 3 u. 4; 91, 3). Ebenso erwei.tern sich mierten wehrte den Putz ab. — So begnfigte man sich Armel , die Armel, schlitzen sich (am Oberkleid) ebeùso wiè die der geschhtzt allgemein mit unbedeutendem wertlosen Tand, mit Metall- jyjg^aner (Taf. 87, 2 u. 9; 91, 14, 16 u. 18) und verkürzen stâbchen, Glasperlen, Schleifen und anderem Flitter. Doch gekürzt sicli ill der letzten Zeit an beiden Kleidern bedeutend, oft ist dies nur die Regel; man darf aus dem Gesagten nicht schon so, dass der halbe Unterarm entblosst wird (Taf. 86, folgern, es habe keinen echten Schmuck mehr gegeben, 3 u. 4; 91, 16). Die Achselwiilste fehlen; die Manschetten sondern nur, dass er im Verhaltnis zu frfiheren Perioden gehen immer mit dem Kragen in gleichem Schritt (Taf. 91). ausserordentlich abgenommen hatte. Statt des Oberkleides mit Taille trugen manche Frauen Gerade der Anfang dieses Jahrhunderts findet die Pracht unter Koiiett wie die Manner das KoUett, ein Kleid ohne Einschnitt Prachtliebe in hochster Blfite. Am franzosischen Hofe gab an den Hiiften. Dies ahnelte wieder der Schaube, stand Gabrièle d'Estrées den Ton an, und der war kein niedriger. aber vorn ganz offen von oben bis unten und war enger Perlen und Edelsteine wurden im Ubermass auf der ganzen Schaube als dicse (Taf. 91, 5, 6, 17 u. 18). Auch die Schaube in Kleidung vom Kopf bis zu den Ffissen verschwendet. ihrer kurzen Form kam noch bisweilen vor (Taf. 91, 12). Beim Einzug Henri IV. in Paris, 15. September 1594, Schürze Die Schürze, die in der vorigen Période so wichtig war Gabrièle am Abend so mit Edelsteinen und Perlen geworden war, hielt sich noch in dieser in mittelmassiger fiberladen, dass, wie Zeitgenossen melden, das Licht der Geltung, so dass wir sie auch bei Vornehmen gebrauchlich Fackeln dadurch verdunkelt wurde und ihr Kleid aus finden, jedoch weniger als zuvor (Taf. 86, 5; 91, 4 u. 9). schwarzer Seide ganz weiss und strahlend erschien. Bei den Bürgerinnen ist sie beliebt (Taf. 91, 2, 3, 7 u. 8). Als 1606 am 14. September der Dauphin und seine Eine eigentiimliche Erscheinung in dieser Période ist beiden Schwestern zu Fontaineblau getauft wurden — in die wahrend der Regentschaft der Maria von Medicis ent- Paris wfitete eben die Pest — fiberboten sich die Hof- Kieiue standene Yorliebe für kleine Nebensachen in von Pracht und Sacheichen (1610—1620), linge Entfaltung Glanz. So trug der Frauen nach einer Ausgleichung gesucht hatten Herzog von Epernon ein Schwert, dessen Scheide mit 1800 für ihre ungeheueren Kleider und schleppenden Roben. Diamanten besetzt war, woffir er (damais!) 30000 Taler Sie liebten es, die gewohnlichen Hausgerate und dergleichen gezahlt hatte. Die Prinzessinnen und Hofdamen strahlten im kleinsten Massstabe zu besitzen: kleine Scheren, kleine von Edelsteinen, so dass Augenzeugen versichern, man Juweien in Messerchen, kleine Hündchen, kleinste Muffs, kleine Schach- habe den Glanz der edlen Metalle und Steine nicht telchen ertragen und dergleichen. Doch diese Spielerei ging vor- konnen: die Augen seien ganz davon geblendet worden. fiber wie manche andere, und vergebens hatte der Spott Die Robe der Konigin z. B. war besetzt mit 32000 Perlen seine Pfeile gegen sie verschossen. und 3Ô00 Diamanten, so dass ihr Wert gar nicht abzu- Auch bei den Frauen fehlten die geliebten Schleifen schatzen war. Ebenso waren die Stoffe der Kleider von Liebesknoten nicht, die ^Liebesknoten", wie man deren gebrauchlichste hochster Kostbarkeit. Art nannte. Da sass eine solche oben mitten vor der Dabei wurden auch wahrend Heinrichs IV. Brust Regierung am Halsausschnitt (Taf. 87, 2 u. 9; 91, 11 u. 14), die Verordnungen gegen den Luxus von Zeit zu Zeit er- Luxusedikte eine zweite vorn an der Schneppe (Taf. 91, 11 u. 14), eine neuert, doch ohne Erfolg. Auch waren sie nicht sowohl dritte und vierte an der Mitte der Armel (Taf. 87, 9; 91, gegen die prachtigen als gegen die auslandischen 11 u. 18). Dutzendweise wurden sie verwendet; von denen Stoffe gerichtet; die in Frankreich nachgeahmten durften im Haar sprachen wir. schon. Was fiberhaupt den getragen werden, und schon im Anfang des 17. Jahrhunderts wurden dort die feinsten und kfinstlichsten Gewebe aus d) Schmiick der Tfirkei und China sehr gut nachgeahmt. betrifft, so ist derselbe in dieser Zeit gewohnlich ohne Die Handschuhe waren auch und Handschuhe rechten Wert. jetzt notwendig, Ausser den Kleiderbesatzen trifft man kaum da der Krieg die Stulpen sehr in Schwung brachte, ging stuipen VI, Die erste Hâlfte des 17. Jahrhunderts. 297 aucli der feine Stutzer in Stulphandscliulien, nur dass die 1,20 m langen Karabiner (Taf. 83, 13; 92, 13), die Arke- Arkebu.-^iorc des Soldaten aus einfachem Leder waren, die des Mode- busiere zu Pferd ein Gewehr von gleicher Lange (Taf. helden aber gestickt oder besetzt sein mussten (Taf. 83, 83, 4), ebenso die Dragoner, wenn diese nicht eine Pike 1 u. 15; 84, 1, 4 u. 9; 85, 13 u. 14; 86, 2 u. 13; 87, 3, 6 fiihrten, was darum der Fall sein konnte, da sie zu Fuss u. 7; 90, 1 u. 14). Am hofe waren sie woblparfiimiert, und zu Pferde fechten mussten (Taf. 83, 7 u. 8). Die aus Seide oder Samt und mit kostbaren Fransen besetzt. Kiirassiere fiihrten als Schutzwaffe noch die Pistole (Taf. 92, Soiistige Luxusgegenstande, wie WoMgeriiche und 14), ebenso auch die Arkebusiere, welche spater Kara- Karabiniers dergleicben, waren wie zuvor im Gebrauch. Wir heben biniers genannt werden. Diese batten nur den Brust- nur nocb drei hervor, die hier neu áuftreten, wie früher harnisch und die Sturmhaube von Eisen (Taf. 83, 4). die Schnupftücher. Zu diesen gehôrt bei den Mânnem Die irregularen Reiter, Kroaten und Husaren, der Husarcn imd stock der Stock. Es wird gegen das Ende dieses halben Jahr- Schrecken der Bauem, gingen in ihrer Nationaltracht hunderts, wohl auch als eine Frucht des Soldatentums, (Taf. 85, 1—3). Sie fiihrten allerlei Waffen, doch allé den Sitte und Branch, dass jeder angesehene Mann einen Stock Sabel (Taf. 92, 10) und kamen natiirlich nur im kaiser- trâgt, der oben mit einem schônen Knopf oder einer Kj-iicke lichen Heere vor. geziert ist. Je hôher der Stock, desto hoher der feine Das Fussvolk bestand aus Pikenieren, Musketieren Fussvoik Geschmack, daher reicht er oft bis an die Brust (Taf. 84, und Handschiitzen. Die ersteren trugen eine Eisenhaube, Pikeniere 11; 86, 1 u. 2; 87, 11). den Brust- und Riickenhamisch, auch zuweilen noch Arm- Bei den Frauen gehôrt zu diesen Neuerungen der schienen, die aber spater allgemein weghelen und ausser Puder Puder und die Schônpflastérchen. Ton dem ersteren dem Schwert (Taf. 92, 1—4) eine 5—6 m lange eschene machten nur erst einzelne Gebrauch; sie waren ihrer Zeit Pike mit langer Eisenspitze (Taf. 83, 1). Ihre niederen voraus, Genies im Reiche der Mode, prophetische Gemüter Offiziere fiihrten Hellebarden oder Partisanen (Taf. 83, 5; schôn- der Fashion. Die letzteren wurden im letzten Jahrzehnt 92, 8, 11 u. 15). Dies war die schwerste Truppe des Fuss- pflasterchen schon SO gebrâuchlich, dass sie vielfach bespôttelt volkes (Taf. 90, 1). schminke wurdeu. Dagegen war die Schminke ganz allgemein im Die Musketiere (Taf. 83, 10—12; 90, 8) trugen iiber Musketiere Gebrauch. Vomehme legten Weiss, Bürgerliche dagegen dem Kollett von rechts nach links die Degenkoppel und Faische Rot auf. — Auch die schônen wallenden Locken sind diese kreuzend von der linken Schulter nach der rechten Locken Geschlechem oft genug falsche. Besonders Hiifte bin das Bandelier mit 11 Patronen, jede in einer die franzôsischen Stutzer bedienen sich schon seit 1680 — kleinen Holzbiichse. Ausserdem fiihrten sie die Schiess- auch in richtiger Vorahnung der kommenden Zeit — gern gabel, die beim Feuern das Gewehr stiitzte. Anfangs anderer Haare als solcher, die auf ihrem Schâdel gewachsen trugen auch sie noch die Eisenhaube, vertauschten sie waren (Taf. 88, 1 u. 3). aber bald mit dem Hute. Die Muskete war 1,80 m lang und 10 ihrer Kugeln wogen 1 Pfund. Die Fuss-Arkebusiere oder Handschiitzen fûhr- Hand- 2» Kriegstraeht. ten einen Karabiner von 1,20 m Lange und von kleinerem Wir haben auf sie bereits mehrfacÊ hindeuten müssen, Kaliber als die Muskete. Sie schossen aus freier Hand weil sie die Tonangeberin in dieser Période ist. Die ganze und trugen (Taf. 83, 2; 90, 2) kein Bandelier, sondem Zeit trâgt ihren Stempel. Charakteristisch ist der Hut, fiihrten Pulver und Kugeln einzeln mit sich. Aus ihnen der in der bereits beschriebenen Form mehr und mehr bildeten sich im Laufe des Kjieges die ersten Jager-Kom- den Eisenhelm verdrângt. Daneben der hohe Stiefel, den pagnieen, bei denen man ôfter schon gezogene Bûchsen wir auch zuvor schon betrachtet haben, und das Kollett. finden konnte. Das Haar ist lang und flattemd, der Bart Knebel- und Auch gab es Grenadiere, die aus fréier Hand orenadiere Kinnbart. Granaten warfen, und ausserdem noch Artilleristen Betrachten wir die verschiedenen Waffengattungen (Taf. 83, 3), ungefahr gekleidet wie die Handschûtzen, Reiter nach ihren Hauptmerkmalen, so finden wir bei den Rei- zur Bedienung der Geschiitze. Helm tern als Kopfbedeckung den Helm oder den Hut. Jener Hellebarde und Partisane (Taf. 92, 8,. 11 u. 15), Heiie- ist aus Eisen, mit einem Grat oder Kamin und mit Rand als gemeinsame und Hauptwaffe einer Abteilung, kamen rundum versehen (Taf. 83, 4, 6, 8, 13^ u. 14), zuweilen auch nicht oder nur hôchst selten vor, aUenfalls bei Leibwachen mit Nasenbügel (Taf. 86, 9—11; 92, 5—7), dieser der be- (Taf. 86, 11). kannte mit wallender Feder (Taf. 83, 7; 90 12—14). An Gewôhnlich trug das Fussvolk ausser den schon ge- Tracht des den Stiefeln werden die Sporen angeschnallt (Taf. 87, 6 nannten Stiicken eine Kniehose, die zu Anfang des Krieges Panzer u. 7). Tiber dem Lederkollett sitzt der Eisenkiirass, der noch gehôrig gepolstert war und erst spater zur Schlumper- Kiirassiere bei den Kürassieren und Lanziers, welche letztere hose wurde (TaL83, 1—12). Sie bestand aus Tuch, nicht aber wahrend dieser Période und abgeschafft selten auch aus Samt und unter den Farben dei^elben ganz gar werden, auch noch Halsberge (Taf. 92, 12), Arm- und Bein- war Rot vorherrschend in allerlei Schattiemngen. Dazu schienen zahlt (Taf. 83, 13 u. 14). Die ersteren führen triig man Striimpfe, wohl gewôhnlich aus Wolle; bisweilen einen schweren Pallasch mit Korb (Taf. 92, 9) und einen scheinen sie aus Leder gewesen zu sein. Das Knieband Kretschmer a. Rohrbach, Tracbten der VOlker. S. Anfl. 38 298 Die Nenzeit. mit anselinlicher Schleife fehlte nicht und ebenso prangten, besonders spater, meist aucb Schleifen auf den Scbuben; VII. Die zweite Halite des 17. sogar auf den Stiefeln wusste man sie noch anzubringen. und der Anfang des 18. Jahrhunderts Feidbinden Die Offiziere waren an den Feldbinden kenntlich, die eine gemeinsame Farbe bei jedem Heere batten (1650-1720). (Taf. 83, 1, 3, 5 u. 15; 85, 13 u. 14; 90, 2, 10 u. 14). Die 4 Abzeichen Soldaten erkannten sich an anderen gemeinsamen Ab- (Tafel 84, 7, 12 u. is; 85, 4-8; 88, -14; 89; 92, le—30; 95, 1 u. 4—6 1 fiir die Franzosen : zeicben, B. weissen Binden um den Hut oder Helm, ; 97, u. 2. Quellen Engelmann, z. Herbé, Lacroix und Armée oder française; für die Deutschen: Schlôsscr aufgest'eckten Zweigen dergleicben. zu Berlin und Gotha, Allemand: ôsterr. Armee, Rabe: preuss. Fahneii Die Fabticn des Fussvolkes waren sebr gross und Armee, Friedr. Fôrster, Jakob Falke.) der Stoff, woraus sie bestanden, reicbte fast die ganze Stange entlang. Da es meistens Seide war, so batten die Die vorliegende Période ist der Beginn einer Zeit, Fabnentrâger wobl daran zu scbleppen (Taf. 83, 9). Ibre in welcber wir nocb beute uns befinden, der franzosiscben Farben waren baufig die des Landes, dem sie angebôrten, Modeberrscbaft. Seit 200 Jabren bat Paris der Welt oder es waren aucb Sinribilder oder Spriicbe darauf ge- gezeigt, wie sie sich zeitweilig tragen soil und diese bat malt oder gestickt. geborsam nacbgeabmt, was die Meisterin vorscbrieb. Der standarten Die Staudarteu der Reiter waren kleine Fabnen, dreissigjâbrige Krieg batte ailes aus Rand und Band ge- die oben an einer Lanze befestigt waren, wie in früberer bracbt und so wurde es dem 14. Ludwig um so leicbter, Zeit die Ritterfabnlein (Taf. 83, 6). Ibre Farbung war sicb an die Spitze der Bewegung zu stellen und eine neue denselbén Gesicbtspunkten wie diè der Fabnen unterworfen. Form des Lebens zur Geltung zu bringen, wie er sie eben Aucb jetzt nocb sorgte der Soldat selbst fiir Seine wollte. Er formte und uniformte sie, Bürger und Adel, Kleidung und man sab daber ein buntes Gemisch von Hôflinge und Soldaten. Ein Ordner tat Not; er füblte Keine Wâmsern und Hosen durcbeinander. Nur bei den Tra- sich dazu berufen und ordnete — aber nicbt nur den Staat: ümfonn ¿gp Leibwacbe, wo der Fürst eine Uniform gab, Aucb ailes übrige musste sich seiner WiUkür beugen; berrscbte Ubereinstimmung. Ebenso waren aucb die ailes erbielt den Zuscbnitt, den er diktierte, den des Regimenter und Fabnlein nicbt gleicbmassig bewaffnet, Rokoko. Sogar die Baume und Straucher wurden ge- Rokokostn Zasammen- sondem jede Abteilung war aus den verscbiedenen Waffen- formt nach dieser Scbablone und so nabm denn auch das gattungen zusammengestellt, so dass z. B. ein Fabnlein Haupt der Scbopfung, die Menscbengestalt, gern die vor- Fussvolk aus Pikenieren oder Doppelsoldnern, Musketieren geschriebene Form an. oder Gabelscbützen und aus Handscbützen oder Fuss- Diese war aber weder scbôn nocb wabr, obwobl man Arkebusieren bestand, wie wir dies abnlicb scbon in der sicb spreizte und sich vorlog, man sei auf dem Gipfel der Yorigen Période bemerkt baben. Im osterreicbiscben Heere Kultur angelangt. Auf der einen Seite vôllige Zügel- Gegensatzc wurde 1647 die Starke eines Fabnleins von 300 Mann losigkeit der Sitten, auf der anderen der feierlicbste ab- Dragoner auf 200 Manii erniedrigt. Das erste Dragoner-Regiment gescbmackteste Gesellscbaftston und Anstand. Maitressen wurde 1633 erricbtet. Diese Waffengattung fand bald obne Ende und Standbilder der Tugend! Aufklârungs- grosse Verbreitung, da die Dragoner zu Fuss und zu bestrebungen (Akademie der Wissenscbaften) und Jesuiten! Pferde kampfen konnten und daber nur leicbt bekleidet Nackte Busen und steife Komplimente! Weiber in alien und bewaffnet waren. Spater wurden sie aber nur nocb Ecken als Triebfedern und starrer Absolutismus! Das lief als Reiter benutzt, so wie denn aucb die Reiter-Arkebusiere in der berzlicbsten Einigkeit nebeneinander lier und ver- in Deutscbland seit 1657 in ibnen aufgingen, wie früher trug sicb. Ein wunderbares Scbauspiel, diese Zeit der die Lanziers in den Kiirassieren aufgegangen waren, Seit Alongeperücke. 1657 gibt es also als deutscbe Reiter 100 Jabre lang Aber sie war durcbaus nacb ein em Scbnitt; das muss nur Kürassiere und Dragoner. Osterreicb batte ausser- man ibr lassen. Es passte und klappte alies zusammen, Charakter Husaren dem noch Husaren (seit 1688 sogar Husaren-Regimenter), und alies batte einen grossen Anstricb. Gebaude und wie wir ja neben ibnen aucb der Kroaten scbon erwahnt Garten, Perücken und Aufschlage. Daneben war aber baben. alies aucb ausgescbmiickt mit den kleinsten Sacbelcben, Es tobte das ausgelassene Kriegsvolk in Stadt und mit Girlanden und Lockcben und Schleifen ohne Ende. Land dreissig Jabre; es stolzierten in den Strassen die So war auch die Rede mit so viel gekrauseltem, verwirrtem Modegecken und liessen aucb die Sporen klirren; es scbien und gedrechseltem steifen Zeug durcbschossen, dass man alies ausser Rand und Band und die Welt aus den Fugen vor lauter Baumen den Wald nicht sehen konnte. Alies geben zu solien; da kara endlicb der langersebnte Friede sollte pomphaft sein! ■ Alies musste auf bohen scbon- und fiibrte alies in rubigere Babnen zurück. Yieles iible gefarbten Absatzen einberstolzieren, Menschen und Redens- verscbwand, was diese scblimme Zeit bervorgebracbt batte, arten. Das Rokoko kann die gerade ungebrocbene Linie aber eins blieb: die „Herren" und „Damen'' la mode'^. nicht leiden; Ausladungen und Einziehungen müssen toll Und sie sind denn bis beute unsterblich wie die Gotter, durcbeinander rennen, alies Ganze sicb unendlich zerteilen und in aUerlei willkûrlicbe Formen sich scbmiegen. VII. Die zweite Hálfte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1650—1720). 299 Deutsche In Deutschland fand der nene Stil frohe Nadiahmer. Künstler in Nahrung gesetzt; eiligst trug Fürst und Hof- Allgemeine Naehahmung Fürsten bauten ihre Schlosser und Scblosschen nach mann, Kammerdiener und Stallknecht die Perücke. Nun Mode dem Muster zu Versailles, legten ihre Garten nach jenen musste auch der Bürger gehorsam sein; auch an den Uni- an mit geraden Wânden aus Grün, mit Bogeiigangen, mit versitaten kronten sich die gelehrten Haupter mit dem Springbrunnen, mit Nischen, mit künstlich zugeschnitzten künstlichen Lockenbau — nur die Geistlichen wagten noch Widerspruch Bàumfiguren, mit Statuen etc. etc. Von Paris bezog gross 1670 zu widersprechen, als bereits allé einstimmten in das der Geistlichen und klein der Vornehmen die Modeblatter; nach Paris Lob der Perücke. mussten die Jiinglinge wandern, um Lebensart zu lernen. Und sie widersprachen auch noch 1680, ja noch 1690. Sehen wir uns denn diese Mode etwas genauer an! Aber von da an bis zum Ende des Jahrhunderts fügten auch sie sich endlich. Spat kamen sie — doch sie kamen — hinter der Mode fast nachgehinkt. — Es kostete aber A. Die Traelit. lange und heisse Kampfe an alien Ecken und Enden; viele Ries 1. Friedensitraclit. Papier wurden in Streitschriften und Ver- teidigungen vertan, viel Aufwand von Scharfsinn ver- Indem wir von oben beginnen, stossen wir gleich auf schwendet. Es ist mit der Mode ein gar eigen Ding; sie das Hauptmerkmal dieser Zeit, nâmlich die will ihre Zeit und ihren Raum haben und ist die eigen- sinuigste, unzuverlassigste Dime auf der Welt. Je mehr a) Kopfbcdcckimg, gescholten, desto besser scheint sie zu gedeihen. Je mehr Alongé- dargestellt durch die Alongeperücke. Sie ist nicht gepriesen oder befolgt, desto rascher wird sie sich selbst ].euickc Stellvertreter fehlenden Haarwuchses, ein Not- zum Ekel. Aber auch diese Regeln sind nicht zuverlassig; behelf für Kahlkôpfe, nein! sie ist Zierde, sie ist Not- zuverlassig ist nichts an ihr, auch nichts, was nur den wendigkeit. Wer früher eine Perücke tragen musste, tat leisesten Bezug auf sie hat. es heimlich, mit Widerstreben. Jetzt mochte einer das Hatte die protestantische Geistlichkeit erst spat die Daaer der schonste Haar. haben: die Perücke war schôner. Sein Perücke angenommen, so hielt sie dafür auch desto Perücke langer bei den eigenes Haar tragen zu wollen, ware Roheit und Barbarei an derselben fest, so dass noch der Schluss des 18. Jahr- Geistlichen gewesen. — hunderts sie bei ihr in voUer Glorie vorfand. Noch mehr Wir haben in der vorigen Période gesehen, wie statt Widerstreben hatte sie bei den katholischen Geistlichen der rund um das Gesicht aufgerichteten Bürste Hein- zu bestehen gehabt, denn das Haupt in Rom wollte nichts Eutstehung richs HI. das wallende, auf die Schultern fliessende Haar von der Perücke wissen. Dessenungeachtet trugen die derseiben wurde, und wie sclion damais viele Stutzer als x4.us- franzosischen Abbés, die zu den Modehelden gehorten hilfe zur Perücke greifen mussten. Diese Tâuschung ver- (Taf. 89, 8), die Perücke gleich von Anfang unserer Període leitete bald zu einer Steigerung und Ubertreibung. Die an. Auch in Deutschland fand sie bei den Priestern viele Perücke konnte ja ohne Not uoch langere Locken zeigen Liebhaber, so dass selbst die Messe darin gelesen werden und man liess sie demgemâss zurichten. Einmal im Zuge, sollte. Aber nun schritten die papstlichen Edikte mit Papstliche immer weiter. Bald konnte das natürliche Haar Scharfe Verbote der ging's gegen das Ungetüm ein und verboten nicht nur Perücke nicht mehr folgen. Wer anstândig erscheinen wollte, den Priestem die Perücke beim Kirchendienst, sondem musste also zur Perücke greifen, denn sie allein zeigte überhaupt immer. Dadurch wurde das Ubel nicht ge- die modernen Locken von richtiger Lange. So war sie bessert. Als im Anfang des 18. Jahrhunderts das Verbot veihreitung denn in Paris schon in den dreissiger Jahren ziemlich ver- nach 10 Jahren emeuert werden sollte, konnte man nicht breitet, und schon vorher hatte Louis XIII. seit 1620 aucL mehr damit durchdringen, weil die Perücke bereits zu viel eine getragen. Louis XIV. dagegen wollte anfânglich, Kopfe für sich eingenommen hatte. Man gab also halb stolz auf die angeborene Kraft, sein eigenes Haar tragen; und halb nach und auch der Versuch Benedikts im Jahre bald aber, als dieses in seinem 36. Jahre mangelhaft wurde, 1729, mit Strenge diese geliebte Kopfhülle zu vertreiben, stülpte er sich 1678 auch die Perücke auf, die von den blieb ohne dauernden Erfolg. Man musste mit ihr ein Ohne Erfolg meisten seiner Hoflinge schon seit Jahrzehnten getragen, Abkommen treffen; die Perücke offnete demnach gern auf und die vom Konig langst begünstigt wurde, denn um ihrem Gipfel einen kreisrunden Deckel, die Tonsur dar- der Mode Ansehen und Nachdruck zu geben, bestimmte er zustellen, so lange diese erforderlich war (beim Altar- schon in seinem 18. Jahre gleich vier Dutzend Friseure zu dienst), und wurde dafür allerorten geduldet. Auch die Hofperruquiers (1655). Dann wurde 1656 eine Perücken- katholischen Priester hielten sie bis zum Schluss des macherzunft gestiftet, die .200 Mitglieder umfasste. Ihrer 18. Jahrhunderts als ein wesentliches Stück der Amts- Tâtigkeit, ihrem Kunstsinn und Eifer war es zu danken, tracht fest. dass die Perücke von Jahr zu Jahr sich vervollkommnete, Indessen hatte die Perücke in so langer Zeit vielfache so dass sie zuletzt wirklich in ihren Reizen so unwider- Wandlungen durchzumachen. Wir wollen hier noch nicht VerUnde- ruDgen in stehlich wurde, dass selbst der starke Ludwig sein Haupt vom Pu'l^r sprechen, der sich auch noch in dieser Període der Form beu^te, um es in ihrer FüUe zu versenken. Jetzt wusste einstellte (Taf. 95, 1), sondem nur von den Formen, die der Perücke ■ O Europa, was es zu tun hatte. Eiligst wurden die neuen sie im Laufe ihrer Zeit annahm. Anfangs war es selbst- 38* 300 Die Nenzeit. verstândlich, dass sie, als blosse Stellvertreterin des natür- Auch in der Art, sie zu tragen, wich man von Zeit zu lichen Haares, eifrigst bemiiht sein musste, dessen Aussehen Zeit vom früheren ab. Anfangs fielen die Locken rundum nachzuahmen. Sobald dieses seine Locken nicht mehr gerade herunter (Taf. 88, 1, 8, 11 u. 18), dann teilte man schon geordnet, sondem in wiister Unordnung auf die Schul- in den siebziger Jahren die vorderen Locken von den hin- tern hinabwirbela liess (Taf. 88, 8, 11 u. 13), da beeilte sich teren und liess jene vorn auf die Brust fallen (Taf. 89, 4). die Periicke, auch diese Form nachzubilden. Doch von Am Hofe Ludwigs wurde bald diese, bald jene Lockenlage Jahr zu Jahr wurde sie freier, machtiger und dadurch beliebt und befohlen (Taf. 89, 9 u. 18), und an der Folg- selbstbewasster. Als sie nun nicht mehr eine falsche samkeit der ganzen ^gebildeten" Welt brauchte man nie Rolle spielte, sondern als Periicke auftreten durfte, da zu zweifeln. Allés, was irgend konnte, trug die Perucke, schien es ihr auch nicht langer nôtig zu sein, fremde Auch die Schauspieler in Rollen der Vorzeit, z. B. der so Gestalt zu tragen, sondern sie gefiel sich nun darin, eigen- sehr beliebten grieçhischen Antike, erschienen so. Aga- Aniike tiimlich aufzutreten. Demgemass wuchs sie ins Ungeheuere, memnon und Achill in Perûcken, mit Galadegen Gesta)ten in etc., Periicken so dass niemand im Zweifel sein konnte, dass er ein „Kunst- Klytemnestra inReifrock und Fontange!! Auch die Malerei werk" vor sich habe. Es waren dies noch Nachklange und Skulptur durfte alies nur in solcher Tracht darstellen der Eiriegszeit im Stil des grossen Stiefels. Mit dem Be- und so mussten sich die Evangelisten und selbst Christus, ginn der siebziger Jahre, als bereits ein Vierteljahrhundert ja Gott sogar, die Perucke gefalien lassen und mit dem seit dem Frieden verflossen war, verklangen diese Erinne- kleinen Bártchen vorlieb nehmen. Wie es gerade an der rungen. Man wurde sanfter, zartlicher, weicher, zierlicher. Tagesordnung war, so musste gross und klein erscheinen Perûcken- Die Verehrung, die man wahrend des Krieges dem schwarzen — und erschien. Bald lagen die Locken hier, bald da in Moden Haar gezollt hatte, wandte sich wieder dem blonden zu. ihrer erhabenen Pracht. Das ânderte sich haufig. Eine Die wilden Locken ordneten sich zu Reihen und Terrassen sehr wichtige Neuerung war aber die eines Scheitels mitten und umwallten wie ein weiter Mantel den denkenden und über der Stirn, zu dessen beiden Seiten die Haare sich auf- nichtdenkenden Kopf (Taf. 84, 18; 89, 4, 9, 10 u. 12—14). bauschen mussten (Taf. 89, 14). Sie trat gerade auf der Alongé- Sie hiess nun Alongeperiicke oder auch Staats- Scheide des Jahrhunderts ein und hielt sich etwa 20 Jahre peiücke perücke, denn sie gait für das hochste Zierstiick der im Gange. Sie war das Gegenstück zu der Kopftracht der Mannertracht, wie sie zugleich im Verhaltnis ihrer Grosse Frauen und darum besonders wichtig das kostbarste war. Der Preis einer echten blonden voll- Dass mit der grossen voUwichtigen Staatsperücke keine wichtigen Periicke belief sich bis auf 1000 Taler, und wahrend schwierigen korperlichen Ubungen auszuführen waren, be- Vornehme sie im Preise zwischen 50 und 100 Talern greift sich wohl. Daher blieben die Soldaten bei ihrem Soldaten trugen, so konnten nur Fiirsteii sie in jener VoUendung eigenen Haar (Taf. 85, 4-8; 88, keine 9; 89, 1—8; 95, 4—6), Perücke der hochsten Art sich aneignen. Sie musste dann aus und nur die Offiziere, die mit unter den ersten Mode- Paris sein, obwohl auch deutsche Fiirsten diese Industrie helden waren, trugen eine Perücke je nach dem Range ■ seit 1660 im eigenen Lande pflegten und nach Ludwigs (Taf. 95, 1). Aber sie waren in einer üblen Lage: hier Vorbild ihre Hofperiickenmacher hielten. Yor allem zeich- die Pflicht des Berufes, der die Perucke nicht ertragen nete sich darin Friedrich 1. von Preussen aus, der selbst konnte; dort die Mode des Tages, die der Perücke nicht gewohnlich ein Berliner Machwerk trug. Er legte auf entsagen durfte. Da war guter Rat teuer; doch er wurde Perûcken- jede gute Periicke eine Steuer von einem Taler (3 Mark), gefunden — im Haarbeutel. Damit aber treten wir in steuer in auf Preussen jede mittlere, wie Biirger (Taf. 89, 7) und niedere Be- die nachste Période hinüber. amte sie trugen, einen Gulden (2 Mark) und auf die ge- Den Bart haben wir in der vorigen Période bis nahe Bart ringste Sorte, die von Hoflakaien und Handwerkern ge- an die TJnsichtbarkeit abnehmen sehen und so empfangen tragen wurde, einen halben Taler (1,50 Mark). Aus- wir ihn an der Schwelle dieses Zeitraums in einer Grosse, genommen waren nur die Glieder des Wehr- und Lehr- welche der Lupe bedarf, um bemerkt zu werden. Yon standes und Kinder unter 12 Jahren. Erst 1717 wurde dieser mikroskopischen Ausdehnung bis zum volligen Yer- diese Steuer durch seinen Sohn wieder aufgehoben, nach- schwinden war nur ein Schritt, doch auch dieser wurde dem der Konig sie seit Anfang des Jahrhunderts an einen noch halbiert. In den ersten zwei Jahrzehnten, also von ErIOschen franzosischen Emigranten verpachtet hatte, um nicht fiir 1650—1070, verschwand das Bartchen Kinn desselben am (Taf. 88, die genaue Erhebung sorgen zu niiissen. 18), und nur wenige Jahre spater, aber noch innerhalb Ausser der Grosse machte auch der Stoff und die dieses Zeitraums, auch noch das pinselformige Restchen an Farbe einen Unterschied zwischen den Periicken. Die der Unterlippe (Taf. 84, 18). So blieb im Jahre 1670 verschieden- besten Sorten nur reichten bis auf die Schultern; sie be- nichts als das Schnurrbartchen das iieit der übrig, entweder, an den I'erQcken standen wirklich aus Frauenhaar und mussten blond oder ausseren Enden ganz weggeschnitten, nur als ein Paar doch hellbraun sein. Geringere Sorten waren dunkler in der schwarze Tupfen erschien oder mit zierlich aufwarts ge- Farbe, kiirzer an Locken, armer an Fiille, und die billigsten drehten Enden an frühere Zeiten erinnerte. Auch dieses endlich waren dunkel und kurz und bestanden hiiufig gar verschwand nun, indem dèr zweite Schritt im nachsten nicht aus Menschenhaar, sondern aus dem der Pierde oder Jahrzehnt bis 1680 gemacht wurde, so dass von da an Ziegen. Solche waren schon für 15—30 Mark zu haben. aUe Gesichter glatt erschienen (Taf. 89, 4, 7, 8, 10, 12 u. VIL Die zweite Hâlfte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1650—1720). 301 14; 95, 1). Nur die Soldaten und die protestàntisclien stand schliesslich ein Kopfputz, der hoher war als der Geistlichen gingen in Barten; letztere noch eine kurze Zeit Kopf selbst und der, nach der Maitresse Ludwigs die nach dem Verfall mit kleinen gedrehten Knebelbartchen, Fontange genannt, sich schnell fiber ganz Westeuropa erstere mit stârkerem Scbnurr- und Kinnbart (Taf. 85, 4 verbreitete. Saint-Simon sagt in seinen Memoiren, dieser bis 8; 89, 1—3), bis auch sie im Anfang des neuen Jabr- Kopfputz „sei ein Gebaude von zwei Fuss Hohe, welcher bunderts zu immer kleineren Bartformen kamen (Taf. 95, das Gesicht der Frauen in die Mitte des Kôrpers versetze". 4—6), die in die folgende Zeit übergingen. Die gleich Orgelpfeifen geordneten Reihen von Spitzen etc. Frauen: Die Haartracht der Frauen nahm der Richtung hatten jede ihren besonderen Namen; das Ganze dieser Haar nacb den umgekebrten Entwicklungsgang wie die der Rohren nannte man eine Kommode. Manner. Hier reiche Fülle nach unten, dort Aufbau nach Die Bliitezeit der Fontange fallt ffir Frankreich in oben. Anfangs zwar schienen beide denselben Weg neh- das letzte Yiertel des Jahrhunderts, ffir Deutschland und men zu woUen, als sie am Schluss der vorigen und Anfang die fibrigen Nachbarlander etwa ein Jahrzehnt spater. Die der gegenwârtigen Période beide rundum fliessende Locken Fontange nimmt dann aUmahlich ah, so dass in Frankreich, liebten (Taf. 88, 1—5). Aber schon das Aufbinden des da der Konig sich kurz zuvor gegen dieselbe geaussert, Frauenhaares im Nacken zu einem Nest oder einer Schnecke schon gegen 1700 der Hof und die Vornehmen sie nicht deutete eine neue Richtung an, und dies geschah ebenfalls mehr tragen, um 1710 die meisten Damen sie nicht mehr schon auf der Scheide beider Perioden (Taf. 88, 6, 7 u. 14). kennen. Das Haar wurde jetzt rund um den Kopf in Damit war der Nacken von allem Haar entblosst und nur kurzen krausen Lockchen gruppiert und durch Puder weiss seitlich fiel es noch lang herab (Taf. 88, 6 u. 14), aber auch gefârbt (Taf. 97, 10). So begann die folgende Période. dies anderte sich gleich im ersten Jabrzehnt, indem die In Deutschland, England und Italien erhielt sich die langen Locken zu kurzen wurden (Taf. 88, 7) und gleich- Fontange noch fiber 1710 hinaus in voUer Geltung und zeitig das Haar an den Schlafen so frisiert wurde, dass es stirbt erst um 1720 ab. Ihre Lebensdauer muss also doch bauschig abstand wie ein dickes Polster (Taf. 88, 12). In nur eine kurze genannt werden, da sie nicht viel fiber dieser Form erhielt es sich auch im zweiten Jahrzehnt eine Generation hinausreicht. Sie erhielt sich freilich an Reste der unserer Période, immer noch in einiger Ubereinstimmung einigen Stellen bis heute: so ° ist sie z. B. noch in Thiirins-en ° , Hais nackt mit der Alongeperücke, - . , Deutschland obgleich freilich die , vôllige Nackt- zu finden, doc,h nicht aus weissem, sondern aus schwarzem heit des Halses und der Wangen auch jetzt schon Haupt- Stoff und ohne die zugehorige Haarfrisur. bedingung war. Von 1670 an griff aber dieser Gedanke Auch bei den Frauen hatten sich die Begriffe fiber immer gewaltiger um sich und schob demnach die ganze die Schonheit des Haares hinsichtlich der Farbe geândert. Haarfülle fiber den Kopf, damit alies, was am Kopfe nackt Auch bei ihnen war dunkles oder schwarzes Haar in der Anfange der war vou Natur, aucli nackt erscheine. Man baute also mit J- vorigen Période schon gewesen, aber auch bei ihnen wie ontangc jjjjfg Eisendiaht, Pomade und allerlei" Klebstoffen ein bei den Mânnern wurde nun das belle Haar ffir schon er- Biondwieder kfinstliches Lockengebiiude fiber der Stirn auf und um- klart. Blond war vorlaufig das schonste und musste, wenn schloss die zusammengerollten Haare des Hinterkopfs mit es nicht von Natur da war, durch Kunst erzielt werden einem kleinen Haubchen, das als Stfitzpunkt dienen musste (Taf. 88, 6, 7 u. 12; 89, 5). Es war nur eine weitere Fort- ffir das Drahtgestell, welches den Vorderkopf fiberragte. setzung der Bewegung ffir die hellere Haarfarbe, dass Dieses trug ausser den Haarlocken in verschiedenen man schliesslich zum Puder griff, und jung und ait be- Puder Schichten auch feinen weissen Stoff, der mit Starke ge- machtigte sich begierig dieses neuen Auskunftsmittels, in steift, kfinstlich gefaltet und durch Bandschleifen reich hellstem Haar zu erscheinen und allé Mangel der Natur verziert war. Unscheinbar fing diese neue Tracht an, in- unter der verhfillenden Schneedecke zu verbergen. Was dem das Haar mitten fiber der Stirn gescheitelt, sich gleich schadete es nun, wenn man schwarzes Haar oder gar schon bauschig aufrichtete wie an der Perficke dieser Zeit (Taf. 89, ergrauendes Haar battel der Puder bemantelte alies mit 4 u. 5). Gern legten sich auch zwei kleine Lockchen in gleicher Liebe, schwarz und blond, alt und jung. Form von Krebs- oder Skorpionzangen vor dem Anfang Eine weitere Konsequenz des Puders war die des Scheitels auf die Stirn (Taf. 89, 5; 97, 2). Auch Schminke. Gegen das Weiss der Locken konnte nur schmiuke schlangelte sich wohl dann und wann, dem allgemeinen eine schone Haut aufkommen; eine nur mittelmassig ge- Grundsatz zuwider, seitlich eine Locke am Halse hinab fârbte verlor alies Ansehen dabei. Sollte man deshalb den wie eine verstohlene Lockung, ein heimlicher Flfichtling Puder wieder aufgeben? Nein, dann doch lieber weiter aus dem Gefângnis oben (Taf. ,89, 5). Doch das waren auf dem einmal betretenen Wege: Lfige fiber Lfige! Ergfisse der personlichen Laune; die Regel blieb: Unter- Malerei oder Farberei fiber Fârberei! Schminke neben Fontange halb des Ohilâppchens alies nackt! (Taf. 89, 11). Man Puder! Gesicht, Hals, Schultern bedeckten sich mit dem baute nun eine Lockenterrasse fiber der anderen in die Hohe lieblichen Weiss, die Wangen und Lippen mit Rot. Wie und folgte gleichen Schrittes mit den Spitzenterrassen; bei den Mânnern durch die Perficke, so wurden bei den auch diese fiberragten und fiberboten sich, so dass die Frauen durch die Schminke allé Gesichter gleich. Die oberste die grosste war (Taf. 89, 11; 97, 1 u. 2). Im Uniform wurde nicht bloss beim Militar eingeffihrt; dies Nacken flatterten zwei breite lose Bander hinab. So ent- war erst recht welche! — 302 Die Neuzelt. Zur Unterstützung der Schminke warden bei Nacht scbiedenbeit teilnabm und seine Krempe zu bewegen Maske Masken vorgelegt, die aus allerband Wundermitteln be- anfing. Gleicbzeitig wurden Federn und Borten bervor- reitet Avaren, and bei Tage, wabrscbeinlich um das lieblicbe gesucbt, um mit verstarkter Macbt zu der neuen Scbonbeit Rot and Weiss der Haut durcb den Gegensatz zu beben, beizusteuem. bier and da im Gesicbt kleine scbwarze Stückcben Taffet Zuerst ricbtete sicb die linke Seite der Krempe in die Krempe angeklebt, die bekannten Scbonbeitspflastercben. Sie Hobe; binten webte eine Feder, und eine breite Goldborte Mouches biessen aucb ^Moucbes", weil sie, wenn aucb nicbt gleicb umzog den Rand auf seiner Unterseite (Taf. 84, 13). Es anfangs, baufig die Gestalt von Fliegen batten; docb wabrte nicbt lange, so ricbtète sicb aucb die andere Seite existierten daiieben aucb Stemcben, Kâfer, Blumen etc. der Krempe in die Hobe, um docb aucb bier die Goldborte Anfangs trugen aucb Manner welcbe; um 1649 klagt der glanzen zu lassen (Taf. 88, 8 u. 9; 89, 1 u. 3), und nacb Verfasser der „Maximes morales" dariiber, dass man Abbés nocb kûrzerer Zwiscbenzeit erbob sicb die Krempe an sebe, welcbe wobl frisiert etc. und mit Moucbes beklebt drei Seiten, reicb mit Goldborte besetzt und mit kleinem seien. Docb sebr bald ûberliess man diese „Verscbônerung" Gefieder rundum verziert. Dabei blieb anfangs aucb wobl nur dem weiblicben Gescblecbt. Je nacb der Stellung batte nocb eine Feder oben am Hutbande stecken Avie früber; ein solcbes Pflastercben eine andere Bedeutung und es gab docb verscbwand sie aucb bisweilen und es blieb nur das eine vollstandige Zeicbenspracbe durcb sie. Die Dame Randgefieder übrig (Taf. 89, 4, 12 u. ,14; 95, 1). In dieser konnte rait ibrer Hilfe eine ganze Reibe von Empfindungen, Gestalt scbritt er in das neue Jabrbundert binüber, indem Grosse des Stimniungen und Wiinscben darstellen, und daber trug sie er bald kleiner, bald grosser Mode wurde, obne die Grund- stets ein Biiscbcben voU Moucbes bei sicb, um sicb ibrer form zu andern. Zuweilen ist er nur Avie ein kleiner Auf- notigenfalls bedienen zu konnen. Gewobnbcb trug man satz auf der Perücke anzuseben, zuweilen ist er gross aucb nicbt nur eins, sondern mebrere, oft 6—10 solcber und umfangreicb (Taf. 95, 1). Ebenso legen sicb die drei Pflastercben zugleicb, die teils auf dem Gesicbt, teils auf Krempen bald mebr, bald woniger dicbt an den Hutkopf Hals und Busen sassen. Zur ricbtigen Anbeftung der- an, wie es eben der Wandel der Mode vorscbreibt. selben bedurfte raancbe Dame eine voile Stunde Zeit. Ob Als aber am Scbluss dieser Période die Perücke sank. Hut unter die Moucbes, wie es wobl wabrscbeinlicb ist, dadurcb ent- fiel aucb ibr Hut mit berab von seiner Hobe. Der Puder standen sind, dass irgend eine Maitresse einen Gesicbts- liebte die Hüte nicbt; die terassenformigen Locken an den fleck damit verbergen wollte, ist ziemlicb gleicbgiiltig, da Scblafen fürcKteten den Druck von oben — der Hut konnte sicb die Nacbafferei selbst dieses seltsamen Gegenstandes wobl bleiben, durfte aber binfort nicbt mebr aufgesetzb so scbnell bemacbtigte, dass von der ersten urspriinglicben werden; das Avar der Beginn der folgenden Période. Absicht gar keine Rede war. Sie sind ein Beweis, wie Die Soldaten indessen batten weder die Alongeperücke soidatenhut weit die Harrbeit es treiben kann, denn bei ibnen kann angenommen, nocb den fein beblümten Hut, wobl aber aucb aucb nicbt der leiseste Scbein eines niitzlicben Zweckes bei dem ibrigen die Krempe auf drei Seiten in die Hobe angegeben werden. Sie geboren mit zu den hocbsten Po- gescblagen und die Kanten weiss oder bunt besetzt tenzen, in denen die Albernbeiten der Mode erscbienen sind. (Taf. 85, 5, 7 II. 8; 89, 1—3). In diese Zeit, an den Scbluss Es bleibt uns nun nocb übrig, der Kopfbedeckung des Jabrbunderts, fallt übrigens, wie Avir bernacb nocb der Manner zu gedeiiken, die ausser und auf der seben Averden, der Anfang der Uniformen. Das Belieben Uniform Hut Periicke gebraucblicb Avar: dies war der Hut. Wenn er des einzelnen, sicb zu kleiden Avie er will, bort mit dem in der Mitte der vorigen Période gleicb dem Stiefel aus- 17. Jabrbundert auf geartet war, so baben Avir ibn docb gegen den Scbluss Wenden wir uns nun von dem Kopf und seinen Um- bin mit der Zunabme der Locken allmablicb an Grosse ab- büllungen zur nebmen seben. Zugleicb war er fester in der Form und steifer im Stoff geworden und war mit mittelbobem Kopfe b) Kleidung, und massigem, an den Seiten etwas gebogenem Rande über so stossen wir, von oben anfangend, zunacbst auf den die Mitte des Jabrbunderts in diese Période herein- Spitzenkragen, der sicb vor den berabbângenden Locken Spitzen- gescbritten (Taf. 88, 1—3). Dabei wurde der Kopf gleicb scbon am Scblusse der vorigen Période aUmablicb ver- anfangs nocb etwas niedriger, und die Feder, die bisber kleinert batte (Taf. 84, 11), jetzt aber vor den Flügeln der nur binten steckte, erbielt vom ein Gegenstück (Taf; 88, Perücke ganz die Segel stricb und von def Bübne seines 13; 89, 10). Bürger, Bauern, aucb Geistlicbe und Sol- Rubmes verscbwand. Die vollige Verdunkelung krànkte Feder- daten liessen dagegen die Feder gewobnlicb feblen (Taf. 85, ibn; er macbte zwar nocb einen letzten Versucb gerade 5 u. 6; 88, 10; 89, 1—3, 7 u. 8). Der Rand war meistens auf der Scbeide beider Perioden, sein Dasein zu fristen, ganz flacb ausgebreitet und bot keinerlei Abwecbslung. sei es aucb mit balber Grosse, indem er binten nur scbmal So konnte es bei der putzsücbtigen Zeit nicbt bleiben. umliegend, nacb vorn in zwei breiten aneinanderliegenden Kaum war daber das Jabr 1670 überscbritten und das Flacben als Rabat sicb unter dem Kinn bervortat (Taf. 88, ganze Kostiim batte sicb auf seine Eigentümlicbkeit be- 1, 4, 8 u. 10) — aber vergebens! Seine Zeit war um. sonnen und war zu bestimmten Entwicklungen vor- Scbon war sein glücklicber Nacbfolger und Stellvertreter Haiatuch gescbritten, als auch der Hut an dieser allgemeinen Ent- da, um den Hals in einer neuen W'eise zu umscbliessen. VII. Die zweite Hâlfte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1650—1720). 303 der Stammvater eines neuen gestaltenreichen Gesclilechts, wurden stumm und still unter dem sanften Druck des der unter seinen Nachkommen die seltsamsten, zierlichsten Halstuches; die Leute batten von nun an Manschetten. und riesigsten Formen zâhlen kann; der in seinen TJrenkeln So sind und bleiben die Trachten das Barometer der noch bis heute von den Hâlsen der Manner nicht wieder Volkerfreiheit. zu entiernen ist, wenn aucb im Augenblick der Stamm Das Halstuch war aus feinem, weissem Stoff, wurde stoir uud seinem Erlôschen nabe scheint. Die gegenwârtigen Re- unter dem Kinn gebunden und seine beiden Zipfel, zierlich prâsentanten sïnd wenigstens so klein und schwâcblich ge- in Falten gelegt und mit reichen Spitzen besetzt, hingen worden, dass es wobl môglich ware, diese edle Familie — auf die Brust herab (Taf. 84, 18; 85, 5 u. 6; 88, 3, 9, 11 die der Halstücber und Krawatten — stürbe dem- u. 13; 89, 2, 3 u. 7). Sehr bald, schon gegen 1675, wurden nâcbst aus und aile Mannerbalse. durften wieder frei Schleifen aus buntem Bande unter dem Kinn hinzugefügt atmen. Für solcbe Ârzte, die nicht an der Gesundheit, und auf dem Knòten des Tuches befestigt (Taf. 89, 1, 4, sondem am Leiden ein Interesse haben, freilich keine er- 10 u. 12; 95, 1). Seítener ging das Halstuch über sie hin- freulichen Aussichten, noch weniger für die Krawatten- weg (Taf. 89, 14). Bei den mittleren und unteren Standen und Schlips-Fabrikanten. Doch müssen wir fûr die letzten fehlten natürlich die Spitzen; auch war bei ihnen sehr fünf oder sechs Jahre hinzufügen, dass sich seitdem wieder bald der Billigkeit wegen das Tuch von farbigem oder ein Erstarken und ein Wachstum der Formen herausstellt, dunklem Stoff (Taf. 85, 7; 95, 4). Bei den Modehelden welches die Aussicht auf ein Absterben dieser Familie hingen seine Zipfel bis mitten auf den Leib. sehr ferne rückt. Mit dem freien Atmen hat's vorlâufig Das Wams war schon vor 1650 so kurz gewesen, wams noch gute Wege. dass es kaum noch bis an die Hüften ging (Taf. 88, 1). Beffciien Wenn wir also in den beiden Beffchen der GeistlTchem So trat es in diese Període ein, wo es dann noch 20 Jahre die unmittelbar aus jenem eben erwâhnten letzten Versuch lang mit allerlei Wandlungen sich hinhielt, bis die Zeit des Ki'agens und seinem Übergange in das Halstuch her- der unentschiedenen Übergange fortschritt in die echte Yorgingen, die letzte Erinnerung an den grossen Ileligions- rechte Perückenzeit. Es wurde zunachst noch kürzer und krieg, die 200jâhrige Ruine des grossen Spitzenkragens, enger, so dass es weder vom zugeknopft werden konnte, wie ihn Wallenstein und Gustav Adolf trug, oder genauer noch unterhalb der Achseln eine zweckm'ássige Ausdehnung des wallonischen Reiterkragens sehen, der ihre Krieger hatte. Es war nicht viel mehr ais ein Paar Armlocher Heutiger schmûckte, so haben wir in dem heutigen Schlipse der mit einiger Hmgebung (Taf. 88, 8, 11 u. schiips 13). Ringsum welcher vor fühfzig Jahren in seiner Diminutiv- quoU, wie ein damaliger Poet sagte, „gleich schaumigen form erschien und jetzt sogar von den Frauen getragen Wellen" das Hemd hervor, vorn.voii oben bis unten und wird, den Sprossling eines Geschlechts vor uns, das vor am unteren Rande weit über handbreit bis zum Beinkléide 200 Jahren entstand. Nie zuvor hatte die Welt etwas (Taf. 89, 7), Die Sâume des Wamses waren mit Bândern von einem Halstuche gewusst; nie hatte ein Mann seinen oder Borten besetzt, seine Armel mit Schleifen (Taf. 88. Hais umschlungen mit kgend einem Stoff. Erst dem 8 u. 11). Der Stoff war bei den Hoflingen Damait, Samt Grander der absoluten Monarchie, dem Despoten, der oder Seide, bei den iibrigen Vornehmen Taffet, beim Bürger sich für den Staat erklarte, war es vorbehalten, der ,und Bauer Tuch. Die Armel waren ganz kurz, so dass Armel Menschheit ein neues Angebinde zu machen und allé Halse sie nur die Achselkuppen bedeckten. Von da abwarts war am Gangelbande zu nehmen, wie er allé Kôpfe unter der Arm nur durch den Hemdarmel verhüllt (Taf. 88, 11), die Last seiner Perucke beugte. Orientalische. Herrsoher der bisweilen durch Schleifen in mehrere Puffen abgebunden schicken ihren Untergebenen, die zum Tode verurteilt sind, war (Taf. 88, 13). eine seidene Schnur; Ludwig beschenkte Europa mit dem Soweit das GberteU wahrend der beiden ersten Jahr-. phiiipp II Halstuch. Seitdem sind allé Kehlen gefesselt. Fhilipp H. zehnte. Past noch toller sah das Gegenstück aus, das Krlut'c almliches gewollt mit seiner lieben Krause, die den Beinkleid. War es am Schluss der vorigen Període am Beinkiehi- Kopf vollig vom Rumpfe zu trennen schien. Aber da Knie offen und mit Schleifen oder Spitzen besetzt gewesen er diese bildliche Darstellung durch seinen Henker Alba (Taf. 88, 1 u. 3), so band man es nun wieder unten zu- an 18—20000 Niederlandem allzu deutlich und blutig sammen (Taf. 88 8—10), liess ihm auch anfangs die ausführen liess, so wandten sich Augen und Herzen von Schleifenkrempe oder die Spitzen noch (Taf. 88, 8 u. 9), der beengenden, gefahrlich drohenden Krause ab. Kopf bis man spater den Strumpf bis oberhalb des Knies ver- und Rumpf soUten zusammen bleiben. Man wollte diesen langerte und unterhalb desselben nur das Strumpfband mit durch jenen lenken und regieren und dabei freie Hânde seitlichen Schleifen beibehielt (Taf. 88, 11 u. 13). Auch behalten. Was aber der steife spanische Phiiipp mit der wurden die Nesteln vorn am Leibe, die sich bis zu den Krause an Hals und Hânden nicht erreicht hatte, das ge- Hüften ausgebreitet hatten, gleichfalls beibehalten (Taf. 88, Ludwigs lang dem schlaueren franzosischen Ludwig mit Halstuch 8), sassen aber bald nicht mehr am Beinkleid, sondern an Halstuch Manschetten besser. Weicher, schmiegsamer, harm- dem weiten faltigen Schurz oder Weiberrock, der etwa Schurz loser erschienen diese beiden, wirkten aber, weil sie nicht seit 1657 über der Hose angelegt wurde und mit ihr von so steif und abschreckend auftraten, weit mehr. Die gleicher Lange war (Taf. 88, 11 u. 13). An diesen setzten Knebelung der Freiheit gelang vollstandig. Die Stimmen sich nun rundum am oberen, oft auch am unteren Saume 304 Die Neuzeit. Schieifen einfache Oder doppelte Schleifenkranze, Krausen, Spitzen, sie umgescblagen werden konnten und reicbte ungefabr daran Liebesknoten (diese letzteren, les galants, waren überhanpt bis ans Knie (Taf. 85, 5 u. 6; 88, 9 u. 10). Dieser Rock so beliebt, dass ein recbter Modeheld aus der Zeit zwischen wurde nun formlicb durcb Befebl zur Uniform erboben 1650—60 deren fünf- bis sechshundert verteilt an alien und die Tjruppen-Abteilungen erbielten bestimmte Farben, Punkten der Kleidung an sich trug) und dergleichen an dazu ebenso bestimmte Aufscblage und Besatz; die Uniform und macbten ibn, der an sicb scbon sonderliçb genug war erfunden (Taf. 85, 7 u. 8; 89, 1—3; 95, 4—6). war, zu einem der seltsamsten Kleidungsstücke, die je ein Da nun aber die Offiziere aucb solcbe Rocke trugen Rock im Europaer getragen bat. Aber er kam von Paris, also fand und der Adel grossenteils im Heere diente, so wurden er überall Anklang und Nacbabmung, ausgenommen in diese Kleider salonfabig und Ludwig selbst, der ebenso Spanien, wo es, trotzdem dass man gerade in dieser Période gern zierbcb als tapfer erscbien, ging seit 1672 ebenfalls wieder anfing, nacb Moden zu fragen und die eigene Tracbt, in solcbem Uniformrock, nacbdem derselbe - durcb ■ eine die seit 100 Jabren bestand, allmablicb aufzugeben, der Einscbnürung über den Hüften der Gestalt sicb etwas mebr Grandaza docb zu sebr ins Antlitz scblug, in Weiber- als zuvor anscbmiegte. Man nannte ibn daber Justau- Justaukorps rocken zu geben. Da dieses Kleid nur ungefabr ein korps (juste au corps). Er wurde aus Tucb, Fries, Leinen Dutzend Jabre oder wenig dariiber alt wurde, so drang oder Kamelott verfertigt und durcb seine Einfacbbeit es gar nicbt bis in den Burger- und Bauernstand vor bekam die ganze mannlicbe Kleidung etwas Emstes, Wür- sondern blieb einzig eine Tracbt der bobereri Stande, abnlicb diges. Er erbielt andersfarbige Aufscblage, Bortenbesatz wie der in der ersten Halfte des 16. Jabrbunderts vor- und auf der einen Scbulter eine Nestel aus vielen- langen , kommende, audi aus Frankreicb stammende Waffenrock Bandscbleifen (spater Goldborten) (Taf. 84, 13; 89, 4, 8, (S. 258), der aucb nur kurze Zeit existierte und mit dessen 9, 10, 12—14; 95, 1), die für bôcbst wicbtig gait und sebr unterer Halfte es allenfalls zu vergleicben ware. an die byzantiniscbe Acbselklappe (S. 114; Taf. 24, 10 u. Docb kann man aucb diesen Scburz als eine Vor- 11) erinnert. Sollten aucb die Zeiten und Verbaltnisse bereitung zu Künftigem anseben. Denn er entbielt den- sicb abnbcb seben? — Vielleicbt mebr als es auf den selben Grundgedanken, welcber der spateren Rbcktracbt ersten Blick scbeint! Ludwigs Zeit war in mebr als einer seit 1670 zugrunde lag, namlicb den, die Beinkleider nocb Beziebung ecbt byzantiniscb. — durcb ein anderes Kleid zu überdecken. Denkt man Gewobnlicb batte der Rock aucb Tascben vom zu sicb daber das Warns bis zu den Hüften verlângert und beiden Seiten, die wieder mit Borten und Knopfen besetzt mit dem Scburz vereinigt, diesen vorn gescblitzt, so bat waren. Ein feiner Scbal, bei Hofe aus Goldstoff oder man den neuen Rock, der nun, ans Ruder kam. Spitzengewebe, sonst aus Baumwolle, Wolle oder Seide, Rock Das war jedocb bei Licbte beseben der alte Rock, diente als Gürtel aussen über dem Rock, konnte aber aucb ein Verwandter der woblbekannten Scbaube, aber bis feblen (Taf. 84, 13; 89, 13). Vom aus den Aufscblagen zum Halse gescblossen. Wie einst der Hut aus der Ver- quoUen die weiten Hemdarmel mit feinen Falten hervor gessenbeit, aus der Dunkelbeit der unteren Stande wieder und liessen ibre langen Manscbetten, mit Spitzen besetzt, Manscbetten aufgetaucbt war an das Licbt der Salons, so kam aucb weicb und zartlicb über die Hand fallen (Taf. 84, 13; 88 jetzt die Scbaube, die in den letzten Perioden so arg 9; 89, 2—4, 7, 8, 12 u. 14). So trat der Justaukorps nacb missbandelt und verstiimmelt worden war und nur in den 50 Jabren in die neue Període ein. untersten Standen ein massiges Dasein nacb dem alten, Das Warns blieb aucb unter dem Rock (Taf. 89, 7) Wam's etwas verandertem Scbnitt gefristet batte (Taf. 88, 10; und fing sogar sebr bald an, nicbt nur bis zu dem Saume 89, 7), wieder empor auf die Weltbübne und auf die der Beinkleider vorzudringen, sondern sogar nocb denselben Parkettboden der Hofsale. Zwar batte im SOjabrigen zu überwaçbsen, so dass es scbon nacb einigen Jabren, Kriege jeder Soldat nocb selbst für Kleidung gesorgt, aber nocb vor 1680, bis auf die Mitte der Oberscbenkel reicbte wie scbon die Landsknecbte in ibrer Tracbt ziemlicb über- (Taf. 89, 4). Seit dieser Zeit konnte daber der Rock aucb einstimmend im Scbnitt gegangen waren und nur die allenfalls vorn offen steben, da docb die Beinkleider nocb Farbe unter den einzelnen wecbselte, so gingen aucb die sebr überdeckt waren. Zugleicb überaábm das Warns all Soldaten des letzten E^eges in ziemlicb gleicben Rocken, den Besatz, welcben man dem Rocke éntzog. Es war reicb obne es besonders zu wollen. Zudem waren die einzelnen mit Bândern, Borten und Spitzen besetzt; die Knopfe, Truppenkorper durcb gleicbe Farbe der Feldbinden aus- um das Gold und Silber nacbzuabmen, wurden mit gelber gezeicbnet. So erbielt der Zug nacb Ubereinstimmung und weisser Seide - überzogen, bis 1686 diese edlen Metalle die erste Nabrung und ganze Abteilungen trugen sicb selbst wieder anfingen, an der Kleidung zu erscbeinen. nacb stummem Ubereinkommen ziemlicb gleicb. Bald Die Beinkleider blieben, wie sie in den ersten 20 Beinkieid begünstigteh die Fiibrer und Fürsten diese Neuerung und Jabren dieser Període geworden waren, am Knie mit dem so entstand balb mit, balb obne deren Zutun seit 1670 Strumpf vereinigt und gescbloSsen, verengten sicb aber Truppen in die Militâruniform, indcm fast allé Mannscbaften denselben seit 1670, so dass die ûberm^ssigen Falten verscbwanden Uniform gdmitt des Rockes batten. Er war vom often von oben (Taf. 89, 4). Der Strumpf lag sauber und knapp am strumpf bis unten, aber durcb Haken oder Nesteln zuzumacben, Unterscbenkel an und war unterbalb des Knies durcb ein batte mittellange enge Armel, unten gescblitzt, so dass Band gebalten, das seitlicb jetzt keine Nesteln mebr zeigte VII. Die zweite Haifte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1650—1720). 305 (Taf. 84, 13; 89, 4, 9 u. 14), wie es dieselben 1660 noch wollte durcb sein gutes Beispiel wirken und seinen Unter- getragen hatte (Taf. 88, 11 u. 13). Statt dessen wurde als tanen voranleucbten auf dem Wege der Tugend. Leider Ersatz ein goldener Zwickel unten aufgesetzt (Taf. 89, 9), wurde er bald von diesem Pfade abgelockt! — Als spâter damit doch. wenigstens etwas Verzierung angebracht sei. nacb dem Tode Mazarins (1661) Louis XIV. die Spitzen- Spitzen- In der Farbe der Strümpfe scheint weiss, gran und ein fabriken zu Alencon und Cbantilly grfindete, indem er aus * gegrüiiQet . . . etwas gedampftes Rot vorherrschend gewesen zu sein. Brabant, Genua und Venedig die besten Arbeiter kommen Sehr belie Farben waren nicht beliebt, ausser am Rock liess, war er nacbsicbtig gegen den Verbraucb von Spitzen und nocb mebr am Wams. — und seidenen Borten — docn mussten es franzôsiscbe sein! stiefei Die S tie fel blieben binfort aus den Hofsalen ver- Die Gold- und Silberstoffe und -stickereien bebielt Goidstoff bannt; nur Soldaten durften nocb in solcben erscbeinen sicb Louis aber aucb spâter nocb ffir die koniglicbe (Taf. 89, 12; 95, 1). Dieselben waren dann obenein nicbt Familie vor und ffir solcbe Gfinstlinge, denen er sie aus- mebr scblaff wie friiber, sondem bobe steife Kanonen mit drficklicb erlaubte. ungebeueren steifen Stulpen, die weit fibers Kbie binauf- Mit dem Jabre 1686 trat plotzlicb eine gewaltige Umschiag rercbten (Taf. 85, 4 u. 7; 89, 1 u. 12; 95, 1 u. 4). Anderung ein; es war, als wfirden aUe Scbleussen auf- Eiufachheit Im grossen und ganzen war die Kleidung der Manner gezogen, und die Verscbwendung brauste herein wie eine — ausgenommen die vom Hofe — obne besondere Pracbt. Flut. Silber- und Goldstoffe Borten aus diesen edlen Dies war die nacbbaltige Folge der Luxusedikte, welcbe Metallen oder aus Seide werden fiberall verwendet, und Ricbelieu und Mazarin erlassen batten, besonders daxum, Scbriften von damais klagen, dass es weder Hut, Mfitze, um das Greld ffir Spitzen, Borten und dergleicben nicbt Mantel, Halstucb, Kleid, Hose, Wams, Unterkleid, Jacke ins Ausland geben zu lassen. nocb sonst was gebe, worauf nicbt Gold- und Silberbesatz Luxus- Das erste Edikt von Ricbelieu (18. November 1638) oder dergleicben angebracbt sei. Mikte von g^len Frauzoseu in und ausserbalb Frankreicbs Nocb scblimmer wurde es 1697 bei der Heirat des steigerung Richelieu ZU tragen auf Hemd, Halskragen, Manscbetten, Kopfputz Herzogs von Burgund. Der Konig wollte zeigen, dass oder anderer Wascbe irgend einen Besatz oder Borte von sein Hof der glanzendste sei, und so trug er, der sonst Gold oder Silber, Spitzen, Stickereien, Flecbtwerk etc. aucb in dieser Zeit nocb gewobnlicb sebr einfacb er- Das Parlament debnte dies Verbot nocb aus auf Rabats, scbien, bei dieser Gelegenbeit den Orden des beibgen Geistes Strfimpfe, Scbnupftficber und Kbawatten. — Das Edikt fiber dem Rock mit Edelsteinen von 8 oder 9 Millionen von 1634 verbot beiden Gescblecbtem jede Art von Gold- Franks an Wert. Seine Hoflinge liessen nun aucb allé Segel stoff zu Kleidem, ecbt oder unecbt(!), und ebenso allé los und erscbienen seitdem mit ibren Frauen in solcber Besatze aus solcbem Stoff. Es soUte nur ein Besatz aus Pracbt, dass die meisten bei dieser toUen Wettfabrt tief Seidenband erlaubt sein an den Pracbtkleidern aus Samt, in Scbulden versanken, und wenn es scbon 1686 biess: Seide oder Taffet; allé Diener soUten in Leinwand geben, „lbre Walder und Wiesen, ibre Mfiblen und all ibr Gut allé Sanften und Karossen sollten auf der Stelle ibrer wird von ibren und ibrer Frauen Kleider verzebrt", so Gold- und Silberborten, mit denen sie innen bescblagen konnte man dies zebn Jabre spâter nocb mebr beklagen. waren, enÜedigt werden etc. Die Kleidung der B^rauen verfolgfce seit der Mitte Frauen: Foigen der- Infolgc dieser beiden strengen Verordnungen scbickten des Jabrbunderts nur den frfiberen Gang der Entwicklung seiheu Hoñinge ibre Gold- und Silberborten zum Scbmelz- und bildete die in der vorigen Période begonnenen Formen tiegel und begnfigten sicb mit Besatz aus Seidenband. So weiter aus. Scbon damais batte man den Hals und die kam dieser Stoff zu Bedeutung und Anseben, und sein Brust entblosst; die spaniscbe Scbnfirbrust war geblieben Verbraucb ging ins Fabelbafte. Man entscbadigte sicb und etwas umgestaltet wordeu, und fiber das gewobnlicbe Ersatz durch nun ffir die Entbebrung der Edelmetalle durcb zebnfacben Kleid batte sicb ein Oberkleid als notwendiges Zubebor Seidenband Ygrbraucb von Seidenband, daber fiberaU die Scbleifen, gelegt. Das alies blieb aucb jetzt in Geltung und erbielt Nesteln etc., wo sie binpassten und wo sie nicbt binpassten. nocb die Scbleppe als neuen Zusatz dieser Période zur Bestimmte Fabrikanten waren berfibmt wegen ibrer „ge- Auszeicbnung. scbmackvollen" Bandscbleifen, wie Molière einen in seinen In der Übergangszeit von 1650—1670 blieben vor- „Précieuses ridicules" (1660) verewigtbat; indem Mascarille lâufig nocb die frfiberen Formen in Gebraucb. Man trug seine Scbleife bewundem lasst, erklart er: „ C'est Perdrigeon also das Oberkleid nocb enganliegend und gescblossen bis Oherkieid tout pur" — wie wenn jemand beute von seinem Fern- zur Hfifte, von da bis zur Erde sicb immer weiter offnend, robr rfibmen kann: „Das ist ein ecbter Frauenbofer", um das Kleid darunter seben zu lassen (Taf, 88, 5—7, 12 Edikie von Die Luxus-Verordnungen Mazarins, 1656 und 1660, u. 14). Der Ausscbnitt lief bei beiden Kleidern borizontal Mazann nocb strenger als die vorbin genannten gegen die um die Scbultern und war von einem spitzenbesetzten Spitzen, Borten, Stickereien und dergleicben auf, und Umscblag, dem Nacbfolger des Spitzenkragens, rundum Louis XIV. ging in dieser Zeit dann bier und da — er war damais 18 Jabre begleitet. Derselbe wurde (Taf. 88, 7) alt — bocbst einfacb gekleidet in einem scblicbten Wams durcb Scbleifen oder Hafteln zusammengezogen, so dass aus einfarbigem Samt obne jeden Besatz, obne Bander und er faltig und bauscbig wurde. Sab er scbon zuvor kaum Scbleifen, mit einem Webrgebange aus Maroquin. Er nocb einem Ejragen âbnlicb, so war dies nun nocb weniger Eretschiner u. Rohrbach, Trachten der Vôlker. 3. Anfl. 39 306 Die Neuzeit. der Fall. Hals und Brust waren bis zu den Schultern in grossem Bogen abwarts und endigte unten — wenn nackt; Gescbmeide trug man wenig oder gar nicbt; nur alies nacb Wunscb ging — in den Hânden eines kleinen eine Perlenschnur dicht um den Hals war beliebt (Taf. 88, Negers, der die Scbleppe tragen musste. War dies nicbt schieppc Armel 7, 12 u. 14). Die Armel der Robe wie des Kleides waren moglicb, begnügte man sicb aucb mit einem weissen Diener, entweder ganz kurz, so dass nur die Achseln von ihnen oder wer aucb das nicbt aufwenden konnte und docb vor- bedeckt warden (Taf. 88, 7 u. 12), oder wenn sie langer nebm sein und eine tragen musste, liess sie nacbscbleifen. waren, batten sie auf der vorderen Seite einen Scblitz von Der Besatz beider Kleider war gewobnlicb weniger Besatz oben bis unten, aus welchem das Hemd bervorscbimmerte kostbar als glânzend durcb seidene Borten an der Robe (Taf. 88, 5 u. 14). Die Armel dieses letzteren oder die und durcb Spitzenfalbeln, goldene Kette und dergleicben dafiir gelten sollenden, besonders angelegten Stûcke waren an dem Kleide (Taf. 89, 5 u. 11; 97, 1 u. 2). immer so lang, dass sie bis auf die Mitte des Unterarms Der Ausscbnitt lief an dem Kleide horizontal um die Ausscimitt reicbten; sie also bedeckten bei kurzen Armeln der Kleider Scbultem wie früber, an der Robe aber stieg er von unten den Arm zum grossten Teil. Sie bestanden daber aus auf innerbalb der Acbselkuppen vorbei, so dass diese be- feinem, leicbtem, weissem Stoff und waren gewobnlicb deckt blieben bis zum Nacken bin (Taf. 89, 11; 97, lu.2). mebrere Male durcb Scbleifen in Bauscben abgebunden Die beide ..sscbnitte kreuzten sicb also vor der Brust. und geziert, endeten aucb unten in breiten Manscbetten, Der frûbere Horizontalausscbnitt der Robe war nur nocb die in dieser Zeit zuweilen nocb zuriickgescblagen warden in den ersten J abren nacb 1670 bier und da sicbtbar Scbleifen (Taf. 88, 5, 7, 12 u. 14). Der Besatz mit Nesteln an den (Taf. 89, 5), verlor sicb aber dann ganz und gar. Armeln, am Gürtel, an den Kleidersaumen war aucb nocb Selbst im Neglige wurde der Gescbmacksricbtung, Mebrere jetzt gebraucbbcb (Taf. 88, 7 u. 12), ebenso aber aucb mebrere Farben nebeneinander zu zeigen, Recbnung ge- scbon ein anderer mit borizontalen Faltenreiben (Falbeln), tragen (Taf. 89, 6), und nur die Trauer bescbrankte sicb die drei- oder vierfacb übereinander gestellt oft bis zum auf das blosse Scbwarz (Taf. 84, 12) oder bocbstens Gürtel binaufreicbten (Taf. 88, 7). Spater griff auf einige Scbwarz mit Weiss (Taf. 84, 7). Im Scbnitt entspracben Trauer- Zeit diese Mode scbnell und macbtig um sicb (Taf. 97, übrigens die Trauerkleider der eben berrscbenden Mode 1 u. 2). In der Ubergangszeit entspracb sie den Krausen so gut wie beute. Es fanden sicb also aucb da Scbleifen und Scbleifenkranzen um den Scburz der Manner (Taf. 88, und Falbeln, kostbare Unterarmel und gewobnlicb bei 13). Die Scbnürbrust samt ibrer Scbneppe blieb; letztere den deutscben Frauen nocb ein Stück mebr, namlicb ein wurde nur nocb langer, und man sucbte sebr bald etwas Scbleier oder seidener TJmbang, der am binteren Haar darin, von da bis zur Erde eine steife gerade Linie durcb befestigt war. Er O biess das ReOgentucb und wurde selbst den Kleiderrock darzustellen (Taf. 88, 7, 12 u. 14). von den Bürgerinnen bei der gewobnlicben an- Diese Kleidung ganze Tracbt der Frauen ânderte sicb nun seit gelegt. Ausserdem aber bielt man aucb in der tiefsten 1670 dabin um, dass aucb das Leibcben der Robe siçb Trauer und Bekümmemis die personlicben Reize nicbt ver- oberkieid offuete vou obeu bis zur Spitze der bier aber wobl um nicbt aucb ganz offen Scbneppe, borgen, andere nocb wieder dadurcb einem Punkt gescblossen war. So bescbrieben die zu betrüben (Taf. 84, 7 u. vorderen 12). Saume des Oberkleides ein liegendes Kreuz, dessen Denn die Entblossung blieb aucb jetzt ein Haupt- Ausscimitt Durcbscbnittspunkt unten in der Spitze der Scbneppe lag augenmerk der Frauen, bielt sicb aber auf derselben Grenze und dessen beide kurze obere Arme auf den beiden Acbseln, wie in der früberen Zeit. Man liess balb seben, balb die langen unteren dagegen am Boden endigten. Diese abnen und trug aucb jetzt nocb kein letzteren Gescbmeide, als dass wurden zurückgescblagen und künstlicb in dieser man der Perlenscbnur dicbt am Halse, die wir scbon aus Lage gebalten, damit man das scbonfarbige Futter seben den beiden Jabrzebnten der konnte Ubergangszeit kennen, nocb (Taf. 89, 5 u. 11). Dasselbe gescbab aucb etwas ein kleines Kreuzcben oder dergleicben anbing (Taf. 89, spater an dem Leibcben und sogar an den Armeln (Taf. 11; 97, 2). Den Ausscbnitt beider Kleider besetzte'man 97, lu. 2). So kamen nebeneinander die drei wobl aus- mit feinen Spitzen, den vorderen Saura der Armel mit gewâblten Farben der Robe, ibres Unterfutters und des doppelten und dreifacben Manscbetten oder man scbob stoff der Kleides zur Wecbselwirkung. Die Stoffe der Robe waren einen feinen Unterarmel ein, der mit licbtem Gewolk den meistens einfarbig (Taf. 89, 5; 97, 1 u. 2); gemusterte Arm und seine Reize um auf diese auf- waren bier überscbattete, Seltenbeiten (Taf. 89, 11). Dabei war es ge- merksam zu macben, so wie der am Aus- wôbnlicb scbwerer Spitzenbesatz Seidenstoff oder Samt, so dass die scbnitt demselben Zwecke diente. Falten gross und steif sicb bracben und nicbt leicbt fliessen Um die gerade Linie, die vorn am Kleide so beliebt schnürbrust Kieid konnten. Zum Kleide nabm man ebenfalls kostbare, bier war, aucb am Leibcben hediente man sicb des aber berzustellen, baufig gemusterte Stoffe (Taf. 89, 5 u. 11; 97, 2). Blankscbeits. So stand docb die steif in ibrer Wabrend dieses Scbneppe vom fast vertikal von der Scbneppe zur Form und wurde nicbt durcb die des Erde fallen musste Bewegung (Taf. Korpers 89, 11), war die Rückseite das verandert. Zugleicb sorgte der Scbnürsenkel dafür, dass voUendetste Gegenteil. Hier wôlbte sicb der Stoff von den aucb die Breite des HUftwûiste Hüften über die Oberkôrpers das ricbtige Mass batte. untergelegten Wülste (100 Jabre spater Das Scbnürleibcben war aucb der abermals in Gebraucb jetzt grosse und dann Regulator ^Culs de Paris" genannt) der Kôrperformen. Hôbe und Breite wurden dadurch ab- VII. Die zweite Haifte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1650—1720). 307 gemessen; das Blankscheit drückte die Schneppe hinunter, scbaffen gewusst batten (Taf. 88, 11-18), mussten nacb das Sclinürband scbob die Brust nacb oben und bielt die dieser Zeit aucb bier weicben und an ibre Stelle traten unteren Telle scbmal. So war die ricbtige Scbonbeitsform Scbnallen mit Scbleifen (Taf. 84, 13; 89, 4, 8, 10 u. 14). erreicbt; wie sie aucb beute nocb in Anseben stebt. Als besondere Verzierung, die zugleicb das Anzieben er- Die Scbniirbrust wurde aber nicbt nur unter dem leicbterte, liess man das Leder vom Spann mit einer zier- Kleide getragen, sondem sie vertrat aucb baufig selbst licb gescbnittenen Klappe fiber das Gelenk binaufgeben, das Leibcben desselben, indem sie mit dem betreffenden so dass es mit den beiden Scbleifen zur Seite und dem Edeiderstoff iiberzogen wurde und als ein Teil des Kleides Scbube unter sicb ein Kreuz bildete (Taf. 89, 4 u. 10). erscbien. Die beutigen Bewobnerinnen der Alpen bedienen Frauen trugen auf der Strasse oft nocb Überscbube. sieb dieses Mieders nocb vielfacb und wir finden aucb bei ibnen nocb baufig samtene, mit Gold und Silber bestickte d) Schmuck. Scbnürleibcben. Wenn wir bier nur der Gescbmeide gedenken woUten, Verbreitung Jetzt fand diese Frauenmode weit mebr Eingang als so wfirden wir uns sebr kurz fassen konnen, da bis zum des Korsetts Aucb die Bürgerinnen mussten das Korsett tragen; Jabre 1686 bei den Mannern (ausser den goldenen Be- aucb sie und ibre Tocbter ibre Reize zur Scbau bringen, satzen bei den besonderen Gfinstlingen des Kônigs, wie und wenn nun aucb bei solcber wacbsenden Verderbnis oben erwabnt wurde) nicbts dergleicben vorkam, bei den die Sittenricbter um so strenger predigten, so balf das docb Frauen aber ausser den scbon erwabnten Halsbandern ebenso wenig als früber. Mit der Mode der oberen Stande allenfalls nur nocb Obrgebange (Taf. 89, 11) getragen ohrringe batten die mittleren glücklicberweise aucb deren Scbwer- wurden. Seit 1686 nabmen dann die kostbaren Besatze Bcsiltze aus borigkeit gegen vernünftige Anscbauungen auf solcbem aus Gold und Silber wieder fiberband und blieben nun aucb Silber Gebiet iiberkommen, die wesentlicb dazu gebort, wenn die bis zum Ende der Període unangefocbten. Gem batte Mode sicb balten soli. Es wurde umsonst gepredigt, um- Ludwig am Ende des Jabrbunderts den Strom der Ver- sonst gespottet, umsonst aucb von den Arzten ermabnt scbwendung wieder eingedammt, aber er konnte es nicbt und gewarnt. Die Scbniirbrust war unbesiegbar, wie sie mebr; mocbte nun seine alternde Hand zu scbwacb sein es beute ist und wie es vor 50 Jabren die Krinoline war. oder mocbte er aus Eitelkeit die Pracbt seines Hofes Die Mode bat wobl einen Kopf, aber nicbt zum Denken, gern seben — er lobte z. B. die Erfindungsgabe und den sondern nur als Trâger für den Kopfputz; Augen, aber Fleiss der Kleiderkfinstler —, er liess die Dinge geben, nicbt für die Scbônbeit, sondern für die Brille; Obren, wie sie mocbten. Und sie gingen — dem Abgrund aber nicbt zum Anboren von beilsamer Lebre, sondern entgegen. vielleicbt zum Einbângen von Obrringen, wenn sie eben Wir begreifen aber unter unserer Uberscbrift aucb dazu Laune bat, wie sie den Korper nur ais Kleidergestell allé jene Luxusgegenstande, die zur Ausscbmfickung ver- betracbtet. Mit der Arzneiwissenscbaft und Gesundbeits- wendet werden und docb nicbt gerade Kleider beissen lebre ist sie verfeindet und spricbt kein Wort mebr mit konnen, z. B. Stock und Facber, und wollen aucb* diesen ibr sebón seit langer Zeit. Gegenstanden einige Aufmerksamkeit zuwenden. Bei den Mânnem war aucb jetzt nocb der S toss- stossdegen c) Fnssbekleiíluiig. degen, oft von zierlicbster Form, ein notwendiges Zu- stiefei Des Stiefels gedacbten wir sebón. Er batte sicb bebor der Modetracbt (Taf. 84, 13; 88, 11 u. 13; 89, 4, ais Modestück überlebt und fand nur nocb ais kriegeriscbe 9, 10 u. 12—14). Nicbt minder der Stock mit goldenem stock Tracbt Anwendung (Taf. 85, 4 u. 7; 89, 1 u. 12; 95, oder silbernem Knopf. Ibn trugen aucb, docb von ge- 1 u. 4). ringerer Ajrt, die Bfirger, denen der Degen versagt war schnh Der Scbub batte die Salons gewonnen und be- (Taf. 89, 7). baiq)tete sie. Er batte die Füsse der Manner und Frauen Bei den Frauen wurde er vertreten durcb den Facber, Facher in Besitz genommen und gab sie nicbt wiedeç ber. Scbon welcber in den meisten Fallen der in Falten gelegte war in der vorigen Période batte er gegen den Scbluss die (Taf. 88, 5 u. 12); die fibrigen Formen kamen selten vor Absatze gefârbt; jetzt bebielt er diese bei und gab der (Taf. 97, 2). Aber man konnte am Scblusse der Període roten Farbe den alleinigen Yorzug; zugleicb erbobte er scbon bier und da bocbgestellte Frauen seben, die statt die Absatze und spitzte sie nacb unten etwas zu. Dies des Facbers — den Stock ffibrten. Sie waren ibrer Zeit gait für beide Gescblecbter (Taf. 84, 13; 88, 11 u. 13; um ein Jabrzebnt oder mebr voraus. 89, 9 u. 14). Der Gang, der bei den Mannera durcb die Die Handscbube wurden von beiden Gescblecbtem Handschnhe Perücke, bei den Frauen durcb Fontange, Scbnürleib und getragen und aucb sie waren jetzt scbon in die mittleren Scbleppe steif und geziert war, wurde durcb die boben Stande vorffedrunffen. Obne Handscbube konnte nur nocb O O spitzen Absatze nicbt gerade leicbter und gefalliger. Der der Bauer geben. Sie waren immer mit boben Stulpen Stoff war bei den Mânnem feines Leder, bei den Frauen verseben und besonders bei den Frauen oft gestickt. Weiss ausserdem aucb wobl Seide oder Samt und baufig reicb und gelb waren die Lieblingsfarben, docb gab es aucb gestickt. Die Rosetten, die in der Ubergangsperiode aucb zeitweilig andere modeme (Taf. 89, 12). Bei den Frauen an den Scbuben sicb ein Platzcben oder mebrere zu ver- j reicbten die Handscbube den balben Unterarm binauf, 39 ' 308 Die Neuzeit. der sonst nackt gewesen ware; bei ihnen war weiss vor- Kleidergesetze auf: es gab keinen Reicbtum der Kleider herrschend (Taf. 88, 5, 7 u. 11—13; 89, 5, 7 u. 8). mebr — und so erloscben die Verordnungen von selbst. Hierher gehort aucb der bei Mânnern und Frauen Sie vérscbwinden mit dieser Període. Nur nocb einzelne gebraucbliche Muff, der im Winter bei den dünn be- leise Nacbklange finden sicb im 18. Jabrbundert. Der Muff deckten Unterarmen gar sebr angenehm war und ganz dreissigjabrige Kbieg batte diesen Pflanzen die Nabrung, dem beutigen glich. die franzôsiscbe Modeberrscbaft Blatter und Blüten ge- nommen. Sie starben nun von selbst ab. Indessen in solcber Weise die franzosische Tracbt das ganze westliche Europa bescbritt und aucb gegen den 2. Kriegstracht. Osten bin bier und dort ibre Sendboten mit Erfolg aus- sandte, waren es ausser den scbon erwabnten Abweicbungen Wir baben scbon früber erwabnt, dass in diese Període in Spanien besonders die niederdeutscben Stadte, wo sie die Entstebung der Uniform fallt. Gleicbzeitig ist bier Mischung Widerstand fand. Die zaben Niederlander liessen ungem das Ende der Eisenrüstung, von der nur Helm und RUstungver- fiener^ioden ibnen bewabrten verscbiedene land- Kürass übrig bleibt, diese beiden sogar bis in unsere Zeit. licbe Gegenden Reste friiberer Moden und so bilden sicb Dagegen taucben jetzt zum ersten Male die Bajonette Bajonette nun augenscbeinlicb die Volkstracbten. Aucb als Amts- auf (Taf. 89, 2). Dieselben solien zuerst in Bayonne ver- tracbten finden sicb in verscbiedenen deutscben Stadten, fertigt worden sein, und das erste Regiment, welcbes sie wie wir scbon erwabnten. Reste alter Zeit, so die Krause fübrte, war das 1671 (oder 1670?) von Ludwig XIV. er- bei den Predigem, so die Scbaube oder das Mantelcben ricbtete Füsilierregiment. Dieses erbielt seinen neuen bei den Ratsberren — daneben aber docb die Perücke, Namen nacb der neuen Waffe, die nicbt nur ein Bajonett und wenn es der spottiscbe Zufall wollte, obenauf der batte, sondem sicb besonders dadurcb auszeicbnete, dass spaniscbe Hut. bier zum ersten Male das Feuerscbloss (mit Stein und Stabl) Bei den Nocb baufiger sind solcbe Miscbungen in der deutscben angewandt war. Es waren die ersten Flint en beim FUnten Frauen jrj.au0nwelt. Da erscbeint neben der Fontange nocb die Militar. Nacb Deutscbland kamen die Bajonette erst 30 alte Pelzbaube, neben der blossen Brust die grosse Krause, Jabre spater beim Beginn des neuen Jabrbunderts. Im Bringt man gar die verscbiedenen Stadte mit ibren Frauen- übrigen blieben die Waffengattungen dieselben Avie in der tracbten nebeneinander, so kami man es erleben, die Formen früberen Période und entwickelten sicb auf der früberen der letzten 200 Jabre vertreten zu seben. Aucb die friibere Grundlage weiter. Goldbaube (Kalotte), bedeutend verbreitert und erbobt, Die Reiterei zerfiel in scbwere und leicbte, in Kü- Reiter kam nocb als Flinderbaube vor, daneben der faltige Seiden- rassiere und Dragoner. Erstere fübrten in den acbtziger Kürasaiere but der Spanier u. s. w. Allé diese Kopf- und entsprecbenden Jabren in Osterreicb nocb den Eisenbelm (Taf. 85, 4), in Kleidertracbten finden wir in den Kleiderordnungen der Frankreicb und Preussen dagegen nur den Hut (Taf. 89, verscbiedenen Staaten und Statcben erwabnt, aucb die 1; 95, 4). Übrigens stimmten sie bei den verscbiedenen moderne franzôsiscbe, docb obne Verbote gegen diese Yolkern ziemlicb überein, denn sie trugen alie den Brust- letztere, wobl aber gegen die veralteten, kostbaren, deut- und Rückenbamiscb, darunter den Rock, bier langer, dort Frühere scben Tracbten. Was früber ein Hauptaugenmerk der kürzer, Hosen und bobe Kanonenstiefeln mit breiten Kleidergesetze gewesen war, namlicb die Stande von- Stulpen. Als Angriffswaffen fübrten sie einen Karabiner, spatere einauder durcb die Tracbt zu scbeiden, das war seit dem zwei Pistolen und einen starken Pallascb (Taf. 85, 4; 89, Anfang dieser Période umgescblagen in das eine Be- 1; 95, 4). streben, der Pracbt und dem Prunk zu steuern. An dem Die Dragoner batten weder Brust- nocb Rücken- Dragoner Unterscbied der Stande scbien wenig mebr gelegen und barniscb, sondern focbten im blossen Rock mit Lederkollett die franzôsiscbe uniforme Tracbt verwiscbte denselben darunter, in Hut und boben Stiefeln. Ibre Bewaffnung ganzlicb. Aber sie Avar bilbg und mit wenig Kosten ber- war der der Kürassiere gleicb; aucb fübrten sie oft nocb zustellen. Wir bemerkten scbon in der vorigen Période Halbpiken. Die Farbe der Rocke und der Feldbinden, die beim Scbmuck, dass derselbe damais abgenommen batte um den Leib getragen Avurden, unterscbied die Regimenter und in ein Bebangen mit eitlem, glitzerndem, wertlosem seit dem Beginn des 18. Jabrbunderts aufs Genaueste. Tande umgescblagen war. Dies gait aucb jetzt" nocb. Zudem wurde aucb scbon auf die Farbe der Scbabracken Fur Frankreicb baben wir es genauer erlautert; für die und Halfterklappen geseben, und bei der Leibwacbe, z. B. Leibwache übrigen Lander blieb die erste Ricbtung in Frankreicb der des Grossen Kurfürsten, wurden die verscbiedenen ^^mrsTen" vor 1686 massgebend. Für Deutscbland verbot es sicb Scbwadronen nacb der Farbe der Pferde benannt: die von selbst; der unglücklicbe dreissigjabrige Krieg batte weisse, die scbwarze u. s. w. Scbwadron, weil in jeder Hab und Gut verzebrt: wer konnte da an Putz denken! die Pferde allé von derselben Farbe sein mussten. Diese So berrscbte überall (in Frankreicb nur bis 1686) grosse Leibwacbe zu Pferde biess (1675) Trabantengarde; bei der Einfacbbeit. Scbmuck war kaum zu seben; nur Rnopfe allgemeinen Franzosensucbt erbielt sie auf den Wunscb der und bunter Besatz aus Band oder Borten war alies, was Offiziere 1692 den erwünscbten Namen „Garde du Corps". vorkam. So borte denn aucb die letzte Triebfeder der Diese Truppe wurde sebr pracbtig gekleidet. Sie ging in VII. Die zweite Haifte des 17. und der Anfang des 18. Jahrhunderts (1750—1820). 309 Blau mit goldenen Tressen auf den Naliten und Knopf- Tucb, bald aus Leder, wie ein jeder im Notfall sicb zu lochern, mit rotsamtenen Bandelieren, auf denen der kur- belfen gewusst batte; die Knopfe aus Zinn, aus Messing, fiirstliche Namenszug in Gold gestickt war, mit roten und aus Kupfer und dergleicben mebr. Aucb die Bewaffnung goldenen Scharpen und ebensolchen Achselsclinüren. Ebenso war nocb nicbt fibereinstimmend in alien Teilen, sondern waren Schabracken tind Halfterdecken reich mit Gold nur, wenn es gut ging, in der Hauptwaffe, also bei den bestickt und besetzt, die Zaume der Pferde bei den ver- Pikenieren in der lanze. bei den Musketieren in der Muskete schiedenen Schwadronen verschieden gefârbt etc. Die u. s. w. Erst in seinen letzten Regierungsjabren konnte AiimahHche Offiziere trugen Scharlacbrocke mit Goldnâhten und mit der Grosse Kurfürst es dabin bringen, dass ® Bewaffnung und . ® einstimmunff Goldfransen sebr reieb besetzt. Im Jahre 1687 erhielt das Bekleidung wenigstens im ganzen fibereinstimmte. Unter eben aus lauter Offizierem erricbtete Regiment der Grand Friedricb I. wurde das Uniformierungswerk voUendet und Mousquetaires eine nocb pracbtigere Uniform, namlicb aucb bis auf die Einzelbeiten ausgedebnt. Er bielt sicb Scbarlacb mit Gold; Aufscblage mit fünf goldenen Tressen, aucb bei seiner Pracbtliebe fiir genotigt, eine Scbweizer- Knopflocber und Knopfe in Gold und dergleicben mebr. garde zu erricbten, die ganz in kostbarem Scbweizerkostfim Im übrigen stimmte die Bekleidung mit der Offiziers- ging. Sie dauerte freilicb nur kurze Zeit (1696—1718), uniform der Trabantengarde überein. Die ganze Truppe denn der sparsame Sobn batte nacb des Vaters Tode zablte nur zwei Kompagnien, nicbts Eiligeres zU tun, als allé betressten Hofkleider ibrer Fusstruppen Die Infanterie batte sicb ebenfalls wenig seit der goldenen Last zu entledigen und das Gold nfitzlicber zu Yorigen Période geândert, ausser dass nun die Flinte mit verwenden. So verscbwaud denn aucb alsobald die scbone Bajonett eingefiibrt wurde. Diese gab dem Pusssoldaten Scbweizergarde mit ibren blinkenden Hellebarden. im Einzelkampf ein bedeutendes Gegengewicbt gegen den Diese Zeit bezeicbnet ffir Deutscbland und zunacbst Lanze ver- Reiter, SO dass jetzt die Lanze ganz entbebrlicb wurde. ffir Preussen einen bedeutenden Wendepunkt. Denn Fried- schwindet verscbwaud sie daber scbnell, und die auf- ricbWilbelm 1. Avar ein ebenso entscbiedener Gegner des gebende Sonne des 18. Jabrbunderts macbte nur nocb die franzôsiscben Wesens und der aufgeblasenen stolzierenden letzten Spitzen derselben blinken. — Von da an war die Pracbt, wie sein Yater ein Verebrer und Anbânger des- leicbte Infanterie obne, die scbwere mit Bajonetten ver- selben gewesen war. Ibm verdankte die Welt fiie neue seben. Die Grenadiere fûbrten Sabel, Muskete und Hand- Erfindung, den Nacbfolger der Alongeperficke, den Zopf. granaten (Taf. 89, 2), die Musketiere nur Sabel und Muskete (Taf. 85, 5 u. 8). Die Bekleidung bestand in Rock, Bein- B. Oerate. kleidern, Strumpfen und Scbuben; als Kopfbedeckung diente Farben der Hut. Als Farbe war in Preussen scbon damais blau Rokoko! Mit diesem Worte ist der Stil der Zeit be- Rokoko vorberrscbend, docb trugen z. B. die Kürassiere weisse zeicbnet, die vor uns liegt. Man sucbte nacb neuem und Rocke um 1700 (Taf. 95, 4). Die Spielleute der Infanterie entfernte sicb dadurcb immer mebr von Scbonbeit und waren sebr bunt anzuseben, indem von den Acbseln bis Xatur. Die spaniscbe Grandeza trieb zu einer gewissen nacb unten auf dem Rock zwei bunte Streifen entlang Grossartigkeit; die Üppigkeit andererseits — denn beides liefen, ebenso die Aufscblage und die Tascbenklappen beberrscbte den Hof zu Versailles in gleicber Weise — er- gleicbmassig bunt besetzt waren (Taf. 95, 5). Aucb fanden zeugte die kleinlicben Spielereien und Tandeleien der Form. sicb bei ibnen nocb die aus früberer Période stammenden GeradO: Linien waren verpont; Ausladungen und Unter- Formen Acbselwülste, finden sicb aucb nocb beute. brecbungen daber Bedfirfnis, der einfacbe Bogen zu ge- Garde in In Frankreicb ging die Garde sebr gescbmückt durcb wobnlicb; man nabm statt seiner den flacben, statt des Frankreich Farben uud reicben Besatz mit Silbertressen (Taf. 89, Kreises das Oval. Nur neu! Neu um jeden Preis! Man 3). Aucb sie trug, wie das franzosiscbe Militar überbaupt, affektierte Liebe zur Antike und entstellte deren reine auf der recbten Acbsel die Nestel aus bunten Scbleifen Scbonbeit durcb Verrenkung und Uberladung mit albernem (Taf. 89, 1—3). In Preussen mussten die Offiziere sie tragen. Anbangsel: Ipbigenié mit Reifrock und Fontange! Immer Artillerie Die Artillerie ging gekleidet wie die Infanterie, derselbe Scbnitt, fiberall dieselbe, zuweilen grossartige docb fübrte sie in Deutscbland als Einzelwaffe nur den Sinnlosigkeit. Docb unterscbeiden sicb in dieser Période Sabel (Taf. 85, 6; 95, 6). Die brandenburgiscbe ArtiUerie zwei Abscbnitte binsicbts der Kunsttatigkeit. In dem im Anfang unter dem Grossen Kurfürsten ging braun, spater um ersten folgt man nocb der Renaissance, wie sie'seit dem 1710 blau (Taf. 95, 6). 16. Jabrbundert sicb emporgearbeitet und zum Teil sebr Wie es übrigens nocb in den acbtziger Jabren mit Tficbtiges geleistet batte. Die Gerâte dieser Zeit, z. B. Berichte der Uniformierung besteUt war, zeigen verscbiedene Be- Zimmermobel, sind reicb und grossartig durcb die daran Uniform ^ber Musterungen der brandenburgiscben Truppen. verwendeten edlen Metalle. Der zweite Abscbnitt, der in Schiuás Da finden sicb Klagen fiber das bunte, zusammengewfirfelte der Tracbt von 1670, in den Gerâten aber erst seit 1680 Ausseben der Regimenter, indem unter der braun sein datiert, ist der Durcbbrucb des Rokoko und gebt bervor sollenden ArtiUerie blaue, graue und allerlei Rocke er- aus jener scbon erwabnten Liebaugelei mit der Antike und scbeinen, ebenso unter der blauen Infanterie mancberlei ibrer volfigen Missgestaltung nacb dem Muster des Tages. andere Farben vorkommen. Die Hosen sind bald aus Docb soUte es spater in der Zopfzeit nocb scblimmer werden. 310 Die Neuzeit. Wâhrend im Anfang seiner Regierung Louis XIV. .Aiôbei mit seine Stühle und Tische zum Teil nach amerikanisclien VIII. Das 18. Jahrhundert seit 1720. befcWag prachtvoll mit bossiertem Silber beschlagen liess, (Tafel 92, 8i-7i; 93; 94; 95, 2, a u. 7-u; 96; 97, 3-i4; 98; 99 u. kleinere Stiicke und Gefasse aucb massiv daraus verfertigt 100. Quellen für die Deutschen: Cbodowiecky, Allemand: ester- wurden, wird der Schluss des 17. Jabrbunderts und der reichische Armee, Rabe: preussische Armee; Berliner Kunst- Beginn des 18. durcb jene künstlicb eingelegten Arbeiten kammer, Kirche in Bcrchtesgaden (Bayern) und verschiedene Boules cbarakterisiert, der Metall und Scbildplatt als Be- Kupferstiche; für die nouie Engiander: Hogarth; für die Schotten: The Clans of Scotish Highlands: für die Franzosen: Herbé, deckung von Tiscbplatten u. s. w. benutzte. Dagegen Armée française, Engelmann, Lacroix, Berliner Schloss und wurden Sessel, Sofas und Betten mit kostbaren Damasten Museum, Modejournale und Zeitschriften mit Illustrationen. Seit bedeckt, und die ersten beiden besonders anfangs aucb der Mitte des 18. Jahrhunderts fliessen überhaupt die Quellen nocb mit kunstvoUen Holzscbnitzereien verziert. Spater so reichlich, dass sie kaum allé zu nennen sind, da fast in jedem póisterung überwucbertc die Polsterung alies so sebr, dass Hause sich sogar die Erinnerungen finden, die ein Jahrhundert zurück- es sei in in Bildern in Büchern Aufsatze der Bettbimmel aus Samt und dergleicben Stoff weisen, Gerâten, jener Zeit, und dergleicben.) dargestellt wurden und an ibnen z. B. gar kein Holz siebt- bar blieb (Taf. 92, 30). Bei den Sesseln gescbab dies Die Zopfperiode und die Revolutionszeit aucb, docb erst in der folgenden Periode. In dieser blieb konnten wir diesen Zeitabscbnitt nacb seinem Inbalt be- immerbin die Holzarbeit nocb geacbtet und lieferte be- nennen, und, wenn wir ibn genauer ins Auge fassen, ibn in senders zu Anfang unseres Zeitabscbnittes die kunstreicbsten zwei Unterabscbnitte zerlegen, von denen freilicb der erste Teiiung der und aucb in der Form bis auf einzelne Ausscbweifungen fast nur balb so gross ist als der letzte. Jener wûrde die scbone Gegenstande (Taf. 92, 18—21 u. 26). Aucb die ein- ersten dreissig Jabre dieser Periode umfassen, in welcber gelegten Arbeiten waren oft gefallig (Taf. 92, 27), arteten Zeit sicb nur die langst angefangene Ricbtung der Tracb- aber bald in Spieierei aus (Taf. 92, 28 u. 29), In der ten etc. weiter fortsetzt; dieser wurde die letzte Halfte Polsterung der Sessel folgte man im ganzen den Mustern des 18. und das erste Lustrum des 19. Jabrbunderts in des 16. Jabrbunderts, indem das früber aufgelegte Kissen sicb begreifen, da in diesem Zeitraum sicb die Gegen- festgenagelt, mit Samt bescblagen und mit Goldborten stromung füblbar und geltend macbt und scbliesslicb und Troddeln besetzt wurde. So blieben aucb die Grund- zura Siege gelangt. Wenn jener erste Abscbnitt nur die formen des Gestells ziemlicb dieselben, die gerade Lebne spaniscbe Geziertbeit und das künstlicb gespreizte Wesen, war etwas zurückgebogen und ebenfalls gepolstert. Aucb das zwar durcb den dreissigjabrigen der Pussscbemel Krieg unterbrocben wurde nocb benutzt (Taf. 92, 22—25). wmrde, sicb aber dann docb in der Alongeperücke fort- Gefü.sse In den Gefassen nabm man grosstenteils antike For- gesetzt batte, aucb jetzt in Puder und Zopf nur weiter men zum Muster, anderte sie aber ebenfalls nacb dem berr- entwickelte, so ist dieser zweite dagegen die dem Hatür- scbenden Gescbmack nicbt immer glücklicb um (Taf. 92, 16). licben zugewendete Ricbtung, welcbe freie und Musiîiaiisciie Voii Bewegung deu musikaliscben Instrumenten war bei den Instrumente bequeme Kostüme liebt und die sicb in unsere Zeit berein jjebegirrenden Hoflingen die Gitarre (Taf. 92, 17) am erstreckt bis zur Mitte des Jabrbunderts, bis zu den 1855 meisten in Gebraucb. — Es war die Erimierung an die neu aufgetaucbten Reifrocken. In jenen ersten 80 Jabren gespreizte spaniscbe Weise, die ibnen die stissen Redens- stirbt alies ab; das Haar wird weiss, die Kunst und arten gegen die woblgescbnürten Damen einflüsterte und Literatur süsslicb, weicblicb, scbwulstig, scbwacblicb; in ibnen dies Instrument in die Hand gab. den letzten 80 Jabren dieser Periode lebt alies Aber auf, bei fângt alledem, wenn man die franzosiscbe Ge- neu an, und diese Zeit stellt sicb daber scbicbte durcbblattert und nacb der Zeit anfangs gar un- fragt, avo Frank- reicb den gebardig in Tracbt und Sitte, in Wort und Bild. Da- unter europaiscben Staaten den bocbsten Rang zwiscben eine nücbterne einnabm in liegt starre, tote, Mittelzeit, ein jeder Beziebung, so ist dies die Zeit. des Vierteljabrbundert der matbematiscben Grundsatze, wo 14. liudwig, die der Alongeperücke. alies nacb solcben gestaltet werden sollte, Gedicbte und Statuen, Musik und Umgangsformen. Es war der Uber- gang zwiscben Tod und Leben, das ABC-Lemen der neuen Denk- und Füblweise. Es war ein prosaiscber Ubergang aus der versüsselten alten Zeit durcb das Spiessbürger- und Pbilistertum Gottscbeds in die Sentimentalitat Wertbers, dann in die Sturm- und Drangperiode des Gôtz, der Rauber, der Revolution, des runden Hutes, des Fracks und scbliess- licb der Pantalons oder Inexpressibles und des Bockes. A. Die Traclit. Obgleicb das cbarakteristiscbe Stück dieser Zeit, der Zopf, ein mibtariscbes Produkt genannt werden kann. VIII. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 311 und obgleich aucb sonst nocli manches andera Moment der gewbhnlich auf der einen Schulter auflag (Taf. 96, des gewohnlichen Lebens ven dar Kaserne und dem Exerzier- 12), Auch hierbei krâuselten sich die Seitenhaare ab platze sich herschreiben mochte, so z. B. día steife und gesondert in Terassen an den Schlâfen hinauf. Der hoch formelle Art dar Begrüssungen, die Haltung des Korpers aufbauschende Scheitel (Taf. 96, 9) wurde nur noch hochst und andares mehr, so wollen wir doch aucli hier der bis- selten gesehen. herigen Verteilung des Stoffes treu bleiben und beginnen Die dritte Weise, der Locken im Nacken Herr zu mit der werden, war freilich die gründlichste, aber auch die wenigst . schône; sie war eine deutsche Erfindung und ergab — den 1. Friedenstraclit. Zopf. Man umwickelte die zusammengefassten Locken zopf Auf die hochtrabende pathetische Art der Alongé- mit seidenem Bande, das wohl auch, dem franzosischen perücke folgte die schlaffe, nücliterne, pedantische Weise Haarbeutel nacnahmend, oben eine Schleife bilden konnte und des Zopfes. Der Puder hüllte die Welt in den Winter- (Taf 95, 2, 8 u. 14), Bisweilen steckte man auch den zopf Zopf schnee, untar dem die jungan Triaba der Aufklarung aber in den Haarbeutel; die vorderen Locken aber baute man nicht erstickt wurden, sondern kraftig emporschossen, auch hierbei in horizontalen Schichten oder Terassen an ganz bis endlich der Frühling kam und die neue Zeit und der Seite hinauf. Freiheit und Warme; da wogten neue Fluten, neue Krafte; Ubrigens geschahen aile diese Ubergânge und Ver- neue Formen traten auf. Wir betrachten die beiden Zeit- mittelungen zum blossen Zopf nur allmâhlich, so dass abschnitte einzeln nacheinander. diese ganzen drei Jahrzehnte darüber hingingen. An- fânglich hielt sich auch die Lockenperücke noch, doch nur Perucke A. Die Ebbe (17:^0—1*750). dadurch, dass sie den Puder annahm. In solcher Farbe Immer mehr sank das Niveau des bürgerlichen Lebens. und allmâhlich sich verkürzend, blieb sie noch ein Zeit- Immer trockener wurden die Ufar, immer beschrankter lang im Gange (Taf. 93, 2, 7 u. .8; 96, 9; 99, 3). Louis XIV. die Bewegung. Der allgemeine Zug der Zeit war die selbst war dem Puder anfangs durchaus feind, aber man Uniformitat, das Verwischen des Individuellen, Subjektiven. überredete ihn, dass durch denselben aile Altersunterschiede Der Einzelne gait nichts mehr; nur die Masse wirkte noch. verschwânden und der Gesichtsausdruck milder würde, Nach dem frohlichen, ûppigen, schwelgerischen Tage wâhrend eine schwarze Perücke ihn finster mache. Zu- Louis XIV. folo'te wahrend der Orgien Louis XV. die letzt stimmte Louis ein — und puderte seine Perucke O O Erschlaft'ung und die Dunkelheit der Nacht, in Freussen auch, behielt aber deren alte Form bei, wâhrend seine nach Friedrich-s I. prachtiger Hofhaltung die nüchterne, Hoflinge, gerade des Puders willen, ihre Perücken ver- Weise Friedrich Wilhelms I. Gottsched war. der kleinerten und ihnen allerlei Gestalten und bestimmte sparsame Mann des Tages. Die hochtrabenden Phrasen Lohensteins Namen gaben, je nach den Zwecken, denen sie dienen hatten den deutschen Magen bis zum Ekel verdorben; sollten, z. B. fur den Aufenthalt auf dem Lande: la cavalière, man schlief den Rausch aus und beim Erwachen stellte sich für die Stadt: la financière, für andere Zwecke: la carrée, zunachst das weinerliche Gefühl ein, das die Studenten l'espagnole etc. Man sah nur noch weisse Kopfe überall; mit einem eigeiien Namen bezeichnen. Nun wurde man auch die Blonden, deren Farbe sonst so geschâtzt war, sehr sentimental. Das war der Anfang des neuen Tages, puderten sich, so dass ein Hôfling zu Louis mit Redit der Beginn der Flut. sagen konnte: Aile Welt will alt sein, um weise zu sein! Auch in der Tracht wie in alien Erscheinungen des in Deutschland hâtte er sagen kônnen: Weiss sein, um Lehens lasst sich diese Entwicklung der Zeit erkennen. weise zu sein. Der Puder war Ursache, dass die Perücken an Grosse a) Ivopfbedeckuiîg. abnahmen. Immer kürzer wurden die Locken; immer Die zilongeperncke war zu freier schneller ' Bewegung freier Wange und Nacken. Nur als Amtstracht der Geist- gar nicht angelan und so hatten sich die Offîziere des lichen, Gelehrten und Ratsherren blieb sogar nach 1750 4 u. franzosischen Heeres, wie wir schon erwâhnten, dadurch noch die grôssere Perücke gebrâuchlich (Taf. 93, 5) zu helfen In gesucht, dass sie die hinteren Locken derselben und wurde erst sehr spât abgelegt. England gehôrt An- Haarbeutei in den Haarbeutel gesteckt hatten. Dies war éin kleines sogar die Alongeperücke bis auf diesen Tag zu dem seidenes Sâckchen, das an seinem Saume mit einer schbnen zug verschiedener juristischer Würden; so sah ich sie (1854) — Schleife verziert wurde und sich von Frankreich aus (Taf. dort im Parlaments-Gebâude. nach 96, 3—6, 10 u. 11) bald nach Deutschland und England etc. Mit dem Zurückweichen der seitlichen Locken ihre Zahl so dass (Taf. 94, 4, 5 u. 12} verbreitete. Die vorderen Locken den Schlâfen hin wurde auch vermindert, wurden anfangs besonders geordnet, indem sie bedeutend schliesslich nur noch eine oder zwei auf jeder Seite sassen, TaubeniHijiei vèrkürzt an den Schlâfen sich hinaufrollten; spater zog die sogenamiten Taubenflügel (Taf. 95, 2; 96, 4—7, lU hier sie über die Ohren hin u. 11: 99, 3). Die Verbindung zwischen diesen und da gleichfalls Flügeln man es vor, nach hinten mit in den Haarbeutel zu bringen (Taf. 94, 12). machte oben der schon geschwungene Bogen der Vergette, vergette Haarknoten Eine andere Aushilfe bestand darin, die Locken zu- das Meisterstück des kundigen Friseurs (Taf. 96, 12) Dieses im Nackeii gg^jj^j^gnzufassen und in einen Knoten zu verschlingen. war ein halbkreisformiger Wulst aus den zurückgestrichenen 312 Die Neuzeit. Haaren gebildet, der die Stirn umzielien musste. Da diese ausser einem kleinen Scbnurrbart bei den Soldaten (Taf. 95, Frisur sich wegen des Ansatzes an der Stirnhaut mit der 3, 7—9; 96, 5). Perücke scblecht lierstellen liess, griff man wieder zuriick Der Hut, der unter oder vielmebr fiber der Alongé- Hut zum eigenen Haar und liess dasselbe nacb Wunsch frisieren perficke drei Krempen batte annebmen mfissen und docb und pudem. Damit war der grosse Scbritt zum Bessern kaum auf dem Kopfe getragen werden konnte, sab sicb in getan und die Perücke erbielt liun den Abschied. Der nocb scblimmeren Noten dem Puder gegenfiber. Da waren Puder batte sie vollstandig aus dem Felde geschlagen, die Taubenflfigel zu scbonen, die Vergette nicbt zu zer- d. b. von den Kopfen verdrangt. drficken u. s. w., kurz er mysste davon bleiben; er konnte, So langte man allmablicb da an, wo der Soldat langst das HeiHgtum nicbt berfibren obne zu freveln. Man trug stand, der sein eigeneS Haar zwar lang getragen batte, ibn also in der Hand (Taf. 93, 4 u. 5) oder unter dem Arm als die Alongeperücke Mode war und es gepudert batte, (Taf. 96, 9). Der Bfirger freill^b, dem es nicbt so genau als die Perücke weiss sein musste, der jetzt aucb Haar- darauf ankam, setzte ibn rubig auf (Taf. 93, 7 u. 8; 99, 3). Eigenes beutel uud Zopf trug, aber docb immer alies >aus eigenem Um aber die Hnke Hand rfibren zu konnen, da die recbte Haar. Seine Weise gait jetzt für modern: das Eigenbaar scbon ohnehin den Stock zu traben batte, so bracbte man kam wieder zu Ebren und zur Herrscbaft. In -den mittleren ibn in eine bequemere Form und ging von drei Krempen Standen gescbab dies freilich erst zieipbcb spat, denn bier auf zwei gegenfiberstebende zurfick; so Hess er sicb be- wurde beftig gegen jede Neuerung geeifert. War docb quem zusammenklappen und unter den Arm nebmen. Das Obapeau-bas die Perücke in ibren Seitenlocken zum ausseren Massfeb kleine Gefieder, womit man bisber den Rand verziert der Würde geworden. Wabrend die Apotbeker deren drei batte (Taf. 96, 9 u. 10), Hess man, da es sonst zerdrfickt auf jeder Seite trugen, batten die Ubrmacber und Gold- wurde, Heber ganz weg und benutzte statt seiner Borten arbeiter nur zwei, die Scbubmacber und Schneider nur (Taf. 94, 4). So ging er in den zweiten Teil dieser Période eine u. s. w. Es war damit eine eigene Wissenscbaft ent- binfiber, indem ibn nun aucb die Soldaten, der Mode standen, und sie wollte gelernt sein, diese Heraldik der folgend, mit zwei Ebrempen trugen. Perücke und der übrigen Zutaten gleicber Art. Das Sebr bald wurde aus dem zweikrempigen Hut der wucbs und wucberte alies immer toller und voUer, bis die Dreispitz, da man die vordere Krempe auf der einen Dreispitz Scbrecken der Revolution das ganze Unkraut dieser ver- Seite durcb eine Scbleife, Kokarde oder dergleicben mit dorbenen Sitten niedermahten. dem Hutkopf zusammenband; so zog sicb vorn fiber der In Deutscbland war es besonders Preussen, das mit Stim eine Spitze zusammen, die kfibn fiber den Kopf den reformatoriscben Bestrebungen in der Tracbt voran- binausragte (Taf. 95, 2, 8, 10—12 u. 14; 96, 3—6). Friedrich ging. Friedricb Wilbelm L basste die grosse Staatsperücke Wiiheim I. daber selbst nur eine kleine Stutzperücke, einen Die Fr auen Frauen: ^Muffer"; in den dreissiger Jabren des Jabrbunderts wandte verkleinerten ibre Haartracbt ebensosebr wie die Manner. er aucb den Puder an, und wie er mussten aucb seine Hof- Legten jene die Staatsperficke ab, so beseitigten diese die Foutange linge tun. Dagegen bess er Henker und Büttel in Alongé- Font ange. Am Hofe von Frankreicb gescbab dies zu- perûcken und spater in Haarbeuteln geben, um diese erst auf eine Ausserung des Missfallens Louis XIV. am Tracbten dadurcb in Verruf zu bringen. Die Soldaten 23. September 1699, durcb welcbe er sicb entscbieden mussten scbon in den ersten Jabren seiner Regierung, gegen diesen Kopfputz ausspracb, dessen bescbeidenen An- also nocb vor 1720, ibre Haare zu einem Zopf zusammen- fang er einst, 20 Jabre zuvor, reizend scbon gefunden binden, der sebr bald um so scboner und voUendeter, je batte, den er jetzt aber in seiner Ausartung langst nicbt langer und dicker er war. Aucb die Offiziere, sogar die mebr leiden konnte. Alsbald — nocb ebe man 1700 boberen, trugen ibn und es ist bekannt, dass er selbst scbrieb — war die Fontange in den boberen Standen fast dem jungen Kronprinzen gewaltsam angefügt werden soUte verscbwunden; viele zogerten, besonders die Frauen reiferen und nur durcb des Hofcbirurgs Fürsorge nocb einige Zeit Alters. Als aber. die alte Kônigin von England aucb die entfernt bbeb. Docb fand der Zopf bei den Bürgem und Fontange ablegte, da war deren Scbicksal entscbieden, dem Teil des Adels, der nicbt Soldat war, keine freund- „da fielen", wie Saint-Simon sagt, „die Pyramiden mi^einer Hebe Aufnabme, und es dauerte lange genug, ebie sicb reissenden Scbnelligkeit." TJberall folgte man nun der im Ausiand selbst in Preussen ausbreitete. Im Auslande aber, in bescbeidenen Erniedrigung des Kopfputzes und die Sonne Frankreicb, England und selbst in Osterreicb blieben die des neuen Jabrbunderts scbmolz mebr und mebr die Offiziere in dieser ersten Zeit unserer Période (bis 1750) zackigen Scbneegipfel der Damenwelt. In Paris ver- der Stutzperückç treu und verbargen das eigene Haar. scbwanden die letzten Fontangen erst mit dem Scbluss Da aber scbon der Haarbeutel sicb derselben angebangt der Regentscbaft (1723). Die Spitzen und Bander des batte, spater aucb der Zopf sicb an ibr ansetzte, so konnte ungetfimen Gebaudes waren also im allgemeinen scbon der Sieg des natürbcben Zopfes nicbt zweifelbaft sein, trat lange vor 1720 weggelassen worden, aber das Haar baute aber erst in dem zweiten Abscbnitte dieser Période ein. sicb dabei docb nocb immer bocb auf. Jetzt aber, mit Puder Der Puder aber war alien Kopfen gemeinsam. dem Beginn des dritten Jabrzebnts, sank es, wie der Bait Der Bart war durcbaus verpont und kam nicbt vor. bauscbige Scbeitel der Perficke sicb glattete, allmahHcb VIIT. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 313 immer mehr herab, ohne jedocb den Nacken und die (Taf. 96, 1, 2 u. 4—8), und so auf einige Zeit balbfrei. Obren, die bisber entblosst gewesen waren, zu verbûllen. Decb sebr bald trat das Halstucb, das die unteren Stande Locken Es krauselte sicb rund um den Kopf in kleinen Lockcben, gar nicbt abgelegt batten, in rundiun vergrossertem Massstab neu aucb mit Puder und zierte sicb bald mit einer auf die Bübne und nabm allé Keblen aufs neue gefangen. Feder (Taf. 97, 3 u. 11), bald mit Blumen und Scbleifen Um diese Zeit traten die beiden Halstucbzipfel als be- Beffchcn (Taf. 94, 10 u. 11; 97^ 4, 5, 9, 10, 12 u. 14), bald aucb wobl sendere Tracbt der Geistlicben und Ratsberren auf und mit einer kleinen Decke, aus feiner Leinwand, besetzt mit erbielten sicb seitdem. Yon den ersteren trugen segar nicbt Spitzen, mit binten berabflattemden Bandem, eine letzte wenige necb die alte Krause (Taf. 93, 4—6; 99, 1). Erinnerung an die Fontange (Taf. 94, 6; 97, 8 u. 13). Diese Der Reck blieb im ganzen wie er war. Er batte Rock Mode fand bei den Biirgerinnen, die sicb übrigens zumeist necb seine breiten Geldberten und Tressen, seine un- aucb puderteu, den meisten Anklang, und bbeb es denn gebeueren Aufscblage, mit den darunter berverquellenden bei ibnen gewobnlicb nicbt bless bei der kleinen Decke Hemdarmeln und Manscbetten (Taf 94, 5 u. 7; 96, 9—12), (Taf. 93, 15), sondern es wurden spaterbin nacb 1750 Sebr bald aber, etwa gegen 1723. wurden seine Scbosse RockscbOsse Hauben ganz ordentKcbe Hauben daraus (Taf. 93, 10 u. 11; 94, 1 durcb Fiscbbein und dergleicben so ausgespreizt, dass sie çesteift u. 2; 97, 7), die bei den alteren Frauen segar das Haar weit vem Korper abstanden und wie eine Glocke um die ziemlicb vellstandig verbüllten (Taf. 93, 9, 16 u. 17; 94, 3, Beine bingen (Taf. 96, 10). Dabei Avurde viel auf sebones 8 u. 9). Die jiingeren dagegen abmten gem den Ver- Unterfutter gegeben, und ecbte Medebelden wussten die nebmen nacb und liessen binter dem Obr eine lange Ringel- Reckscbosse bei jedem Scbritt so glücklicb zurückzuwerfen, lecke berabfallen bis auf die Scbulter. dass dasselbe geseben werden musste. Aucb die Aufscblage Überbaupt batten ven nun an in Frankreicb allé der Armel, die Platten, wurden mit besenderer Sorgfalt aus Kopfe — wenigstens aussen — voile Freibeit! Jeder und Geldbrekat eder dergleicben bergestellt (Taf. 94, 4 u. 5; jede-kennte von nun an tragen, was ibm beliebte, demi 96, 9—12). So für das Staatskleid. Für den gewobnbcben Letztes 1704 wurde bier die letzte Kleidererdnung erlassen — zu- Gebraucb war der Reck leicbter und bequemer, die Auf- fallig bezog sie sicb besenders auf den Kepfputz der scblage kleiner, die Armel enger und langer, sb dass nur reich Frauen. Nacbber bat es kein franzosiscber Herrscber die Manscbette sicbtbar blieb, nicbt aber der Hemdarmel, wieder versucbt, der Mode Verscbriften zu macben. Waren der Reck zugleicb enger, die Knopfe und die Tascben aucb decb aucb in Frankreicb, wie wir scben an anderer Stelle kleiner, kurz alies daran eingescbrânkter (Taf. 99, 3), se erwabnten, allé Luxusgesetze nur so gemeint, die aus- dass er nun wortlicb ein Justaucorps wurde. Die Knopfe, Knopfe landiscben Erzeugnisse, Spitzen und dergleicben fem- die 1718 necb so riesengress wurden 1719 klein gewesen waren, zubalten, keineswegs aber den Leuten zu webren, ibr Geld so klein, dass im italieniscben Theater zu Paris in einer in inlandiscben Nacbabmungen zu verscbwenden. Daber Kemodie eine neue gebeime Erfindung angekündigt wurde, waren allé selcbe Vererdnungen ebne recbten Erfelg. namlicb Knopfe so Idein anzufertigen, dass man das Kleid nur mit Bülfe eines Mikreskeps zuknôpfen konne. Wir b) Kleldiing. baben um 1878 abnlicbes erlebt, indem die Hemdknopfe Bei den Mannern verwandelte sie sicb in dieser Zeit auf der Bmst so zusammenscbrumpften, dass sie nur necb fast gar nicbt. wie Stecknadelkopfe erscbienen! Es ist eben ewig das Warns Das Wams bebielt seine langen Scbosse (Taf. 93, 8), alte Lied! — seine Geldberten und Fransen (Taf. 94, 5; 96, 10 u. 11), Wie gross übrigens der Luxus gegen die Mitte des Luxus am aber es scbliesst nicbt mebr bis zum Halse an, sondem Jabrbunderts am franzosiscben Hefe war, lasst sicb Hofe aus stebt von eben bis mitten auf die Brust offen, um den einzelnen Zügen recbt deutlicb erkennen. Es war eben neuen Stellvertreter der Halstucbzipfel seben zu lassen. in den 30 JaJiren seit 1720 toller und toller geworden. Jabot namlicb die Busenkrause eder den Jabot. Dieser war, Wenn damais (1718) Peter der Grosse von Russland vem da man die Zipfel des Halstucbes nicbt mehr scben fand, Marquis de Nesle, der ibm auf seiner Reise durcb Frank- an deren Stelle getreten und gait nun mit seiner Unterlage, reicb als Begleiter mitgegeben war und, um standesgemass einem kirscbreten Seidenkissen, das man auf der Brust aufzutreten, allé Tage in einem anderen Pracbtkleid ver trug, für weit scboner und anstandiger (Taf. 94, 5, 7 u. 12; dem Zaren erscbien, mit bezug bierauf sagte: „Icb be- 96, 10-12; 99, 3). daure wirklicb den Marquis de Nesle, dass er einen so Um den Hals lag im Anfang dieser Période necb das scblecbten Schneider bat, der ibm nie ein Kleid nacb Haistuch Halstucb mit seiner scbwarzen Seidenscbleife vera unter seinem Gescbmack macben kann% so war man in dieser dem Kinn, so dass diese ein Gegenstück zu der des Haar- Weise fertgescbritten und 1745 bereits dabin gelangt, beutels im Nacken war (Taf. 94, 5 u. 7; 96, 10). Allmab- dass bei dem Einzug der Infantin Marie Tberese Antoinette licb bbeb sie fort und das weisse Halstucb verlief sicb die Hoflinge ibre Anzüge bergen mussten, denn kaufen mit seinen Zipfeln im Jabot (Taf. 94, 12; 96, 9, 11 u. 12). war geradezu fast unmoglicb. Der Marquis von Mirepeix Aucb das fiel in den boberen Standen um die Mitte des zablte für seinen Anzug einen einzigen Tag 6000 Franks Jabrbunderts weg, und der Hals war nur necb von einem Leibgeld für drei Kleidungsstücke. Dagegen batte sicb aufrecbt stebenden Streifen, dem Saum des Jabots, umgeben Marquis de Stainville sein Festkleid aus drap d'argent mit Eretschmer u. Bobrbacb, Tracbten der VOlker. 3. Aud. 40 314 Die Neuzelt. Marderpelz füttcrn lassen (es war Februar!), was ibm einen kleinen Schulterkragen, einen Verwandten des Rollers, 25000 Franks kostete. So fiber allé Scbranken binaus docb weit dfirftiger als dieser. Aucb batte er, der Zeit- wirtscbaftete man am franzosiscben Hofe und abmte es ricbtung folgend, vorn bis zur Mitte Knopfe und seitlicb mancbem deutscben leider nacb! — Tascbenklappen angenommen, so dass er wie ein fiber- an Rock des Der Bfirger, sowobl diesseits wie jenseits des Wasgau, gebângter Rock erscbeinen konnte (Taf. 93, 8). BOrgors lang indesscn den Rock oft langer und bequemer, aucb, Die Beinkleider blieben wie sie zuvor scbon waren; Beinkleider wie sich von selbst versteht, obne Borten und dergleichen sie reicbten bis zur Mitte des Jabrbunderts immer nur (Taf. 93, 7 u. 8), wie er in dieser Form aucb als Haus- bis ans -Knie und trafen oberbalb desselben mit dem rock meist mit Uberscblagkragen, also als ecbte Scbaube Strumpfe zusammen. Unterbalb des Kniees sicb — legte — bei den Vornebmen vorkam und nocb vorkommt ein einfacbes Knie- oder Strumpfband um das Bein und (Taf. 99, 2). Aucb als Reiserock pflegte man ibm, wie bielt den Strumpf fest. Dieser batte auf seiner meistens eine Erinnemng an alte Zeiten, nocb den Roller anzu- milden Farbe nocb immer den goldenen Zwickel als Zierde bângen, wenn aucb nur in balber Grosse (Taf. 93, 2). War (Taf. 94, 4 u. 5; 96, 9—12; 99, 1), war aber bei den Reist- docb der Roller und die Rugel einst auf der Reise so licben und Ratsberren scbwarz wie die fibrige Kleidung. beliebt gewesen! Die Hose dagegen war bei den Vornebmen und selbst bei — Tracbt der Die Scbotten, trotzdem sie ibre Nationaltracbt bei- den Bfirgern durcbweg aus scbwarzem Samt (Taf. 93, 8; schotten ]3y]2alten wollten, geben docb der Mode so weit nacb, dass 94, 7; 96, 9 u. 11; 99, 3), und nur bei den Bauern beU, sie ibr kurzes Oberkleid zum Justaucorps verwandelten mit weil aus Leder (Taf. 93, 1 u. 3). bunten Aufscblagen, Bortenbesatz, Tascben etc., nur reicbte Frauen: derselbe bloss bis mitten auf die Oberscbenkel, und sein Die Frauen, Stoff war der einbeimiscbe in den Klanfarben. Darunter indem sie den Kopfputz emiedrigten und die Frisur auf trugen sie statt des Wamses den kurzen, bis ans Knie das kleinste Mass zurfickffibrten, legten nun in der unteren reicbenden Scburz von demselben Stoff (Taf. 94, 12). Docb Halfte zu, was sie der oberen entzogen batten. Wabrend feblte weder Jabot nocb Manscbetten, weder Haarbeutel die Fontange fiel, blabte sich der Rock zum Reifrock Reifrock nocb Puder, wobl aber die Beinkleider, aucb bei den Vor- auf. Scbon in dem zweiten Jahrzebnt des 18. Jabrbunderts nebmen. Die Reringen (Taf. 94, 13—15) trugen ibren nocb bei Lebzeiten Louis XIV. war die neue Mode nicht Scburz und den Plaid in ibren Klanfarben, ebenso die nur in Frankreicb, sondern aucb in England und Deutscb- kurzen Halbstrfimpfe, und ein Oberkleid, das dem Wams land verbreitet und fand ebenso eifrige Regner wie An- glicb, mit km'zen Scbossen. Dies bestand bald aus Leder, banger. Ibren Anfang nalim sip am Hofe, indem der alte bald aus Tucb, bald aucb aus Pelzwerk, die Haare nacb Vertugadin, jetzt unter dem Narnen ^Korb" (le panier), aussen gekebrt (Taf. 94, 13—15). Ibre Kopfbedeckung aufs neue erscbien und freundliche Aufnabme fand. Bald war die niedrige blaue Mfitze mit breitem Deckel, obne wauderte er aber aus dén Hofkreisen binaus zu der vor- Scbirm und mit einem Knopf auf der Mitte. Sie trug als nebmen und reichen Bfirgerscbaft und bier scbwoU er sebr Zierat an der Seite einen Zweig, eine Blume oder einen scbnell zu nie vorber gesehener Rrosse an, so dass es in Federbuscb, wie es eben die besondere Sitte jedes KJans der Tat unmoglicb war, iieben einer „Dame" (dieses Wort vorscbrieb. Die Beine waren nackt bis unterbalb der bfirgerte sicb seitdem aucb in Deutscbland ein, spater erst Knie, wo die kurzen Strfimpfe mit einem Bande befestigt das «Herr") zu geben und sie am Arme zu ffibren; man waren; an den Ffissen sassen starke plumpe ScKube; bei konnte ibr nur von ferae fiber den Ballon bin die Finger- den Yomebmen waren sie modem, batten also aucb rote spitzen reicben. Aucb damais wie 1855—70 wurde zum Absatze (Taf. 94, 12). Lobe des Ungebeuers angeffibrt, es erleiclitere den Schritt Als letztes Oberkleid diente allgemein der wollene beim Relien und balte die Erbitzung fern und dergleichen Plaid, der nacb Bedfirfnis bald so, bald so umgescblagen meKr. Aucli wurde scbon damais das Fiscbbein dadurcb wurde (Taf. 94, -12 u. 15), eine Sitte, die zu unserer Zeit verteuert und man hediente sicb daber bald der Stabl- in dep ffinfziger und secbziger Jabren aucb in Deutscb- reifen, deren unterster ungefahr 5 m Weite batte. In land Nacbabmer gefunden Katte, besonders in der jungen Wien scbrieb die Hofregel „sieben EUen" vor. Anfangs Welt von 18—24 Jabren, docb in weniger maleriscber bildete der Vertikalquerscbnitt des Reifrocks oben einen Art als bei den Scbotten. AucK erloscb diese Tracbt Halbkreis (Taf. 94, 10 u. 11; 93, 3—6); spater aber liess bald wieder, so dass sie seit 50 Jabren kaum nocb an- man ibn an den Hfiften nocb aufbauscben, so dass die zutreffen ist. Arme sich bier zur Rube auflegen konnten, wie auf die Mantel Der Mantel, der nacK der weüand spaniscben Form Lehne eines Sessels (Taf. 94, 9; 97, 9—14). Sebr bald nocb bier und da, besonders in den deutscbien Stadten, verbreitete er sicb so ziemlicb durcb allé Stande, sogar, zur Amtstraebt der RatsKerren gehçrte (Taf. 93, 5), kam wie 1855—70 desgleichen in starkerem Masse, bis zu den ausserdem in der vornebmen Welt nicKt mebr vor, wobl Dienstmagden binab. In seiner ungebeueren Ausdeb- aber bei den Bfirgem als ein Scbutzkleid gegen Wind und nung war es aber nacbgerade unmoglicli geworden, ge- Wetter. Er war daber lang bis fast auf die KnocKel, und wobnlicbe Tfiren mit ibm zu durcbscbreiten; man sann batte ausser dem kleinen Kragen dicbt um den Hals nocb auf Abhilfe und fand dieselbe darin, dass man ibn von VIII. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 315 vom nach hinten etwas zusanimeiidrückte, wobei er dann und unnatürlich lange Taille war und blieb unter ihrer Reifrock freilich auf den Seiten noch breiter erschien. Sein Grund- Herrschaft das Hauptaugenmerk. Nur das Schnürmieder riss war also nun kein Kreis mehr, sondem ein Oval, der Magde nahm darauf keine Rücksicht (Taf. 94, 1 u. dessen 2). langste Ausdehnung von rechts nack links lag. Von Der Ausschnitt lief noch, wie wir ihn in der Ausschnitt vorn oder binten wurde nun der Anblick noch arger als vorigen Període verliessen, beim Kleide horizontal um die zuvor (Taf. 94, 6), wahrend beim Durchgang durch eine Schultern, so dass die Brüste halb entblosst waren Pforte die (Taf. 97, „Dame" jetzt sich wenden und seitlich durch- 3 u. 18). Jetzt gab man auch der Robe (dem schieben Oberkleid) Robe musste. Eine neue Annehmlichkeit fiir den sie denselben Ausschnitt und besetzte ihn mit einer Krause fiihrenden ^Herm"! — Der Reifrock erhielt sich bis in aus Band (Taf. 97, 4, 9 u. 13). Als aber das neue, dieser die achtziger Jahre, obwohl er schon durch Joseph am Període eigentümhche Kleid, die Contouche, auftauchte, Contoache osterreichischen Hofe verboten wurde, und obwohl er auch das die Rolle der Robe oder auch des Mantels in Frankreich übemahm, bei der hauslichen Tracht schon seit 1770 da verwandelte sich die Bedeutung der beiden fiiiheren allmahlich wegfiel. Denn auch bei dieser war er bis dahin Kleider und sie schmolzen gleichsam in eins zusammen. unumganglich notwendig: Im einfachsten Neglige konnte Nun trug dieses eine haufig den früheren Ausschnitt der die Dame des Paniers nicht entbehren und wenn es auch Robe, der vom vom Gürtel im spitzen Winkel aufwarts nur ein kleiner war, eine sogenannte „Konsideration", wie nach beiden Schultern sich hinzog und man verschleierte diese Morgenreifrôcke hiessen. Denn jede Grosse und die dadurch entstandene Offnung auf der Brust durch einen Form des Reifrocks hatte' ihren besonderen Zweck und Spitzeneinsatz (Taf. 94, 10; 97, 10 u. 14). Oder statt des eigenen Namen. letzteren wahlte man auch einen von dem Kleiderstoff, so Die natiirliche Tochter des Reifrocks erschien auch dass der Ausschnitt dem früheren viereckigen sich nâherte schieppe alsbald auf der Biihne, namlich die Schleppe. Früher (Taf. 97, 12), den jetzt auch die Contouche annahm (Taf war sie ein Vorrecht der Hofdamen und der hochsten 97, 11). Die Armel waren meistens nur halblang, und Adligen gewesen; jetzt ging sie mit dem Reifrock auch um den Ellenbogen wallten die doppelten und dreifachen zu den Bürgerinnen hinab, zum grossten Arger der friiher Spitzenmanschetten, wahrend der Unterarm durch Hand- allein Berechtigten. schuhe geschützt war (Taf. 97, 4 u. 9). Lange enge Armel Man hatte denken konnen, die von Frau von Main- sah man seiten (Taf. 97, 14); selbst im Négligé zog man Faibein tenon zuerst eingefiihrten Falbeln und Volants, die sie die anderen vor (Taf. 97, 7). trotz ihres sonstigen Hanges zu einfacher Tracht und So lange die Robe noch in ihrer alten Würde be- Robe ihrer Vorliebe fiir ernste Farben, wie Grau, Braun und stand, behielt sie auch die vordere keilformige Offnung dergleichen — Schwarz würde sie gem getragen haben, nach unten und schlug sich seitlich zurück, den Stoff oft aber Louis XIV. woUte es nicht sehen! — im Übermass durch Spangen und Geschmeide haltend (Taf. 97, 4 u. 9), verwendete, würden jetzt verschwinden, da der Reifrock indessen in der Offnung das Unterkleid sich übermá.ssig mit kam, aber nein! man verdoppelte sie, und der grosste Raum Spitzen, Kostbarkeiten, Girlanden und dergleichen schmückte. kam ihnen recht zu statten: man setzte sie auf die Unter- Die Contouche ânderte das aUes. Obwohl sie schoñ Contouche und Oberkleider, auf die Mantel und zwar so viele, als nur im Jahre 1714 Gegenstand hitziger Streitschriften war, so moglich war. Vergebens waren allé Waffen des Spottes: erwarb sie doch erst in den zwanziger Jahren ihre refor- das Ubel wurde nur arger! — matorische Bedeutung, indem sie die Robe verdrangte. In den deutschen Biirgerfamilien hatte der Reifrock ürsprünglich war sie wohl nur für den hauslichen Ge- gleichfalls seine Verehrer gefunden, doch trieben es hier branch bestimmt gewesen, wusste sich aber bald so an- die Tochter und Frauen weit massiger als Mitte vorigen genehm und nützlich zu machen, dass sie auch ihre Herrín Jahrhunderts, und auch bei weitem, selbst nach 1750, nicht ausser Hause auf die Spaziergange und Besuche begleiten so durchgangig — wie aus Chodowieckys meisterhaften durfte. Sie war ein weites, sehr faltiges BJeid, das von Stichen hervorgeht (Taf. 93, 9—19). Nur hier und da dem meist viereckigen Ausschnitt am Halse, wo es in zeigt sich der Trieb, mit vergrôssertem Unterbau zu er- Falten gelegt war, ohne jede TJnterbrechung bis zu den scheinen (Taf. 93, 12). Füssen fiel, nach Art einer sehr langen und weiten Schaube. Wie einst mit der Vertugalle im 16. Jahrhundert die Ihre weiten Armel schlugen sich über den Ellenbogen schnOrbrust Schnûrbrust als notwendiges Gegenstück aufgetaucht in breiten Flatten um und liessen die Manschetten sehen war, so erhielt sie sich auch mit dem jetzigen Reifrock (Taf. 94, 6; 97, 5, 6, 8 u. 11). Vom war die Contouche bis zu dessen Untergang, ja! noch einige Zeit über den- von oben bis unten geschlitzt, liess aber doch, wenn man selben hinaus, so lange noch durch seine Nachfolger, z. B. woUte, nichts vom Kleide sehen, da sie weit genug war, den Cul de Paris, seine Grundidee — die Ausdehnung um hier übereinander geschlagen zu werden (Taf. 94, 6; des Unterkorpers — vertreten war. Erst die Mitte der 97, 6). Bisweilen zog man sie auch vorn am Gürtel etwas Neunziger Jahre sah die Schnûrbrust Abschied nehmen. zusammen, so dass sie sich hier dem Kleide anschloss, Bis dahin blieb sie im Wesen immer dieselbe, wenn sie wahrend sie hinten frei hinabfiel (Taf.. 97, 5). In Deutsch- auch zeitweilig etwas langer und spitzer oder kürzer und land nannte man diese Form den Schlender. Gewohnlich Schiend.er schneppe mit stmupferer Schneppe versehen war. Übertrieben schmale wurde sie von oben bis zum Gürtel durch Haken etc. ge- 40* Die Neuzeit. 316 6), oft auch nur oben vor der Brust der folgenden Zeit. Sie hatten ihre hohen roten schlossen (Taf. 94, (oder fiel da in freien Falten herab. gelben) Absatze, ihre Schnallen auf dem Spann; die seit- und von Der Stoff, der zur Contouche verwandt wurde, war lichen Schleifen neben der Schnalle fielen weg, aber es Heiie Seide oder WoIIe. Die Farben waren meist hell und freund- bheb vorlaufig noch das hohe Leder über derselben (Taf. 93, lich (Taf. 94, 6; 97, 5, 6, 8 u. 11), denn Louis XIV. war 7 u. 8; 94, 4, 5 m 12; 96, 9—12). Nur auf der Reise war tot und dadurch auch die Herrschaft der Frau von Main- der Stiefel erlaubt (Taf. 93, 2); sonst trug jetzt selbst der tenon mit ihren dunklen trübseligen Farben zu Ende. Der Bauer Schuhe mit Schnallen (Taf. 93, 1 u. 3). Regent Philipp von Orleans fiihrte ein mehr als lustiges Die Schuhe der Frau en fingen jetzt seit dem Mittel- Frauen- Leben Hofe ein, und für solches waren nur helle freund- alter zum zweitenmal an, eine emstliche Rolle zu am spielen, liche Farben Platze, und die Contouche, leicht und die sie auch bis heute behaupten. Wir erwahnten früher am luftig, ohne alien Zwang, war recht für diese Zeit passend. (S. 283), dass unter Heinrich HI. zum ersten Male von Gewohnlich waren es einfarbige Stoffe, aus denen sie be- den Beinen der Frauen Notiz genommen wird. In der stand; gemusterte wurden dazu selten benutzt. Im Winter darauffolgenden Période des dreissigjâhrigen Krieges ver- trug man welche aus Samt und mit Pelz besetzt (Taf. 97, sinkt àlies Interesse am Fusse oder Beine in dem grossen 14), im Hause andere als auf der Strasse. Uberhaupt Stiefel. Erst die nachfolgende Zeit des 14. Ludwig brachte musste die ^Dame" mehrmals am Tage die „Toilette" wieder den Strumpf und das Bein zu Ansehen und die wechseln, nicht nur zwei- bis bis dreimal den Tag, wie gegenwàrtige Zeit von 1720^1750 dehnte dasselbe auch Kieider fûnf- ^ufresnj uoch 1708 sagt, sondem um 1740—50 vier- oder auf die Füsse des anderen Geschlechts aus, die nun durch gewechseit fünfmal: sie trug namlich nacheinander im Laufe des Tages: den Reifrock allmâhlich wieder sichtbar wurden. Daher Morgenanzug (oder neglige galant), Promenadenanzug, gaben sich die Frauen aile nur erdenkliche Mühe, durch Theaterkleid, Anzug für die Abendmahlzeit, Nachtkleid, die Kunst das Schuhmachers das zu erreichen, was ihnen letzteres ebenso kostbar und ausgewahlt wie seine Vorganger. etwa die Natur "versagt hatte. Reizend sollte der Fuss Zuweilen scheint die Contouche auch übergeworfen, sein. Darum musste der Schuh sehr schmal sein, vom nur nicht worden sein, so dass dann die Armel spitz zulaufen und die hohen Absatze durften nicht fehlen. angezogen zu Seite und das Kleid unbedeckt blieb Dazu war er weit ausgeschnitten, um den Spann zu leer zur hingen vom zeigen (Taf. 97, 14). Sie erschien dann noch mehr wie sonst (Taf. 97, 7). Stiefelchen waren selten und Schuhe nach als Mantel und vertrat diesen gut (Taf. 97, 10). Art der Manner kamen meist bei den mittleren und unteren ganz Im Hause pflegte man sich, besonders in Deutsch- Stânden vor (Taf. 94, 1—3). Sie waren gewohnlich von land und auch anderswo in den mittleren Klassen, einer schwarzem Leder. Die vornehmen Frauen dagegeu trugen kurzen Contouche zu bedienen, die nur wenig welche aus buntem Leder oder aus Atlas, schôn engeren gestickt über die Khiee hinausging und vom offen stand (Taf. 93, und mit Schleifen, Schnallen und dergleichen verziert. 13). Man nannte diese Form Cossackchen, in Frank- Bei nassem Wetter mussten sie dann freilich noch Gai- Cossackchen reich auch pet-en-Tair; sie offnete sich von oben schrag loschen tragen. nach beiden Seiten, hatte halblange Armel und unterschied d) Sclmiuck. sich von den Jacken, die ausserdem noch von alters her, Ausser dem Bortenbesatz der Kieider und den silbernen als Nachkommen der Schaube, getragen wurden, dadurch, Schnallen der Schuhe trugen die Manner in der vor- dass sie auf dem Rücken sehr faltig war und nirgends liegenden Zeit kein edles Metall an der Kleidung, dagegen Jacken anschloss. Die Jacken waren noch wie' sonst; sie hatten allerlei Nebendinge, die wohl hier zu nennen sind. Dazu halblange Armel und kurze Schosschen. Sie blieben nach gehôrt vor alien anderen die Taschenuhr, die nicht selten Taschenuhr der Mitte des Jahrhunderts auch sehr beliebt, und wir in doppelten Exemplaren getragen wurde. Ihr zunâchst finden sie in allerlei Formen (Taf. 93, 11 u. 12). stand die Tabaksdpse, die jetzt seit 1729 sogar in der Tabaksdose der selbst schottischer Die Schottinnen trugen als Umhang den natio- Kirche erlaubt war, da Benedikt XVI., schnupfte, nalen grossen Plaid, dei, vor der Bmst mit einer Spange die gegen das Schnupfen beim Gottesdienst erlassene befestigt, vorn bis zur Erde hing und auch hinten den Bulle Urbans VIH. von 1624 wieder aufhob. Sie ge- Oberkorper verhüUte (^íaf. 94, 11). wann nun doppeltes Ansehen und musste als Haupt- schûrze Auch die Schürze war bei den Bürgerinnen in dieser gegenstand dienen, um die moderne Grazie der Finger- ganzen Període bis zum Schluss des Jahrhunderts ein bewegung an ihr zu zeigen. Wohlgeschiilte Armbewegungen wesentliches Stück der Kleidung geworden und fehlte im wurden durch den Hut bei der Begrüssung veranlasst Hause nie (Taf, 93, 9, 13, 14 u. 19; 94, 1—3; 98, 2). Nur und dargestellt. Als Seitenstück der Dose, um ebenfalls beim Ausgehen im Putz wurde sie abgelegt (Taf. 93, 15 die Einger zu beschâftigen, galt der Stock, der mit stock u. 18). Auch die hoheren Stande tragen sie bisweilen goldenem oder silbemem, auch wohl mit PorzeUanknopf (Taf. 98, 8 u. 13). versehen und von ziemlicher Lange war (Taf. 94, 5 u. 7; 96, 9 u. 11; 99, 3). Die jungen Modehelden tmgen statt c) Fassbekleldong. dessen ein dünnes Spazierstockchen oder die Reitgerte, Reitgerte Schuhe Die Schuhe der Manner waren noch dieselben wie chenille wenn sie des Vormittags in der Chenille, einem leichten am Schluss der vorigen Període und blieben es auch in niedlichen Oberrock, in den Strassen müssig umher- VIII. Das 18. Jahrhundcrt seit 1720. 317 Damen mit schlenderten. Die Damen dagegen und besonders die dies geschehen, um durch etwas Farbe die oberen Teile, stock jungen, eigneten sich den langen Rohrstock an, wie die die samtlich weiss erschienen, zu beleben; andererseits alten und würdigen Herren, der mit goldenem oder elfen- war, wie wir schon früher bemerkten, der echte Schmuck beinernem Knopf geziert war, den sie aber nicht oben an schon seit langer Zeit immer seltener geworden. diesen anfassten, sondern mehr in der Mitte, abnlich wie Jenes in der vorigen Période erwahnte Verschonerungs- die Pfortner in vornehmen Hausern ihren Amtsstab. mittel — denn dafür hielten es die Frauen — die Mou- Mouches Wahrend der Stock aucb von den Bürgern getragen ches, wurden jetzt wieder angewandt und zwar in solcher Degen wurde (Taf. 53, 7 u. 8), sollte der Degen nur den hoheren Fülle, wie nie zuvor, so dass das Gesicht der Frauen nach Standen zukommen, fand sich aber so ziemlich überall einem Spotter jener Zeit aussah, wie die Zeichen des vor. Besonders ihm zu Liebe wurden auch jetzt noch Tierkreises. Man gab den schwarzseidenen Pflasterchen bin und wie der Verordnungen erlassen, die aber ebenso- allerlei Formen, - wie Sterne, Halbmonde, Kreuze etc. Die viel fruchteten als die alten Kleidergesetze. In den hoheren Herzogin von Maine brachte sie wieder in Schwung und Standnn trugen ihn auch die kleinen Knaben schon (Taf. jede anstandige Dame trug deren mindestens sieben bis 94, 7); am Hofe war er den Lakaien und Pagen verboten acht im Gesicht und eine Schachtel mit anderen in der und hier freilich hatte man es in der Hand, Gehorsam Tasche, wenn sie ausging, um je nach Bedürfnis nene zu erzwingen. Sonst aber war der Degen ein Lieblings- anzubringen oder verlorene zu ersetzeh. Jede Mouche stück der ganzen Mannerwelt, so wenig er in seiner schwach- hatte nach ihrem Platze einen besonderen Namen, z. B. lichen Galaform nützen konnte. Es gab sogar welche mitten auf der Wange: die Galante; auf der Nase: die ohne Klinge, nur mit Griff und Scheide, also gewiss ganz Unverschamte; am Augenwinkel: die Leidenschaftliche; unschadliche Waffen. .Der Griff war bei den Vornehmen neben den Lippen: die Kokette etc. etc. oft mit Steinen besetzt (Taf. 94, 5), die Scheide bestand Die Masken dagegen waren jetzt ausser Gebrauch Masken aus Leder. Es war ein langer gerader Stossdegen mit ein- gekommen und wurden von den „Damen" nur noch bei fachem Biigel am Griff (Taf. 96, 9—12). Man trug ihn besonderen heimlichen Gelegenheiten getragen, wenn sie jetzt wie 150 Jahre zuvor, fast horizontal, obwohl es keine unerkannt bleiben wollten, wie dergleichen bei ihnen in spanischen Puffhosen mehr gab. dieser Zeit nicht selten vorkam. Handschuhe Die Handschuhe, die jetzt keine Stulpen mehr Der Faltenfacher war und blieb ein treuer Ge- Facher haben durften, um nicht die Manschetten zu beleidigen, fahiie und Dolmetscher der verschiedensten Empfindungen wurden sowohl weiss als auch farbig getragen (Taf. 96, 10). oder Wünsche seiner Trâgerin (Taf. 97, 5, 9, 11 u. 12). Manche unter den Vornehmen gefielen sich auch Die Handschuhe reichten bis fast an den Ellen- Handschuhe King darin, einen breiten Ring mit grossem Stein am Zeige- bogen und waren gewohnlich weiss, allenfalls auch hell- finger zu tragen. Wer allé diese Dinge aufweisen und gelb. Andere Fàrben galten nicht für fein und vornehm gehorig handhaben konnte, der war ein „feiner Herr." (Taf. 94, 6; 97, 4 u. 9). Wir werden überhaupt von nun an nicht mehr von Manner n und Frau en zu reden haben, sondern nur noch In dieser Weise beschritt die Zopftracht das gebildete Tracht flHerren und von ^Herren" und ^Damen", da mit der Sucht, die Europa und hielt so ziemlich überall einen ^ Sieogeseinzufof. verbreitet Damen" _ franZQsischen Moden nachzuahmen, sich auch diese beiden Auch die Slawen im fernen Osten nahmen den Reifrock Worter durch und zunachst für solche Personlichkeiten, und den Puder an. War bisher noch in den abgelegenen die dies erstreben eingebürgert haben. Von solchen ist Landschaften Frankreichs und Deutschlands, war in den aber hier vorzugsweise die Rede und wir werden uns also deutschen Reichss âdten hier und da ein und der andere hinfort auch dieser Ausdriicke für diese Personen be- Teil früherer Trachten in Gebrauch und Geltung geblieben: dienen. Sind wir doch heute schon so weit gekommen, jetzt verlor er das lange behauptete Ansehen; die Schwache dass man einen Toast „auf die Frauen" so versteht, als seien des Zeitalters, der Drang nach Uniformitat und der all- nur die Verheirateten damit gemeint, und ich musste mirs gemeine Druck von oben rottete das Eigentümliche aus. gefallen lassen, verbessert zu werden „auf die Damen", Wie in der Baukunst die Kaserne, in dem Militar die wogegen ich im Augenblick nichts Besseres anzubringen Uniform, in der Hoflichkeit die vom Tanzmeister erlernte wusste, als die Bemerkung, ich hâtte ganz dieselben ge- gedrechselte und verdrehte Weise, so g It in der Tracht meint, Von den en Schiller sang: „Ehret die Frauen!" dieses Zopfkostüm für das Ideal der Schônheit. Wo noch Nun wollten sie plotzlich allé mit inbegriffen sein. — Volkstrachten in Deutschland vorkamen, wurden sie vom Unter den Schmuckgegenstanden der Damen spielen Strom der Zeit und von dem Machtworte der Fürsten an- in der vorhegenden Zeit neben den Kranzen, Steinen, gegriffen und wo es ging ausgerottet. Zu letzterem Ver- Agraffen und dergleichen im Haar (Taf. 94, 10; 97, 4, 5 fahren sehien der Luxus zu berechtigen, den die alten Ohrringe u. 9—14) die Ohrringe auch jetzt eine Rolle, die noch Kostüme vor der neuen Tracht voraus hatten. Nun setzte zunimmt (Taf. 94, 6; 97, 4, 9, 12 u. 14). Dazu kommen sich wieder diese statt jener fest und so finden wir heute Halsbânder aus Ferien (Taf. 97, 3, 4, 9 u. 12) oder an noch reichliche Haisbandef Spuren derselben. Doch würde es uns zu und schiipse ihrer SteUe kleine Schlipse und Krausen aus Band weit führen, sie zu verfolgen. Gerade am Neujahrstage (Taf. 94, 10 u. 11; 97, 4, 6, 7, 8 u. ll). Einerseits mochte 1750 liess der Kurfürst von Bayern den Münchener Frauen 318 Die Neuzeit. früh morgans an der Kirche die goldenen Hauben und salon erscbienen. Durcb Karl August wurde diese Klei- den goldenen Brusteinsatz, die bier nocb aus dem 16. Jahr- dung aber aucb boffabig und durcb die Revolution all- hundert sich erhalten batten, mit Gewalt abreissen. Das gemein giiltig. Puder und Zopf aber blieben nacb wie vor. war nocb ein Stückcben nacb dem alten Stil, aber sob on Folgen wir den einzelnen Stücken im Gange ibrer Ent- wurde die neue Zeit geboren. Derselbe Neujabrstag war wicklung und beginne wieder bei dem Gipfel. der erste, den Goetbe erlebte; es war der Wendepunkt der Sonne des 18. Jabrbunderts. Sie trat in das Zeicben a) Kopfbedeekung. des Steinbockes, dann in den Wassermami und die Fiscbe. Was zunacbst den Kopf selbst betrifft, so wurde seit Die Zeit des winterlicben Sebnees, der auf alien Locken 1750 aus der scbon gescbwungenen Vergette das Toupé Toupé lag, bielt sicb zwar nocb eine kurze Frist, aber das Eis (Tai. 99, 8), indem die Haare aus der Stirn gerade binauf- um die Herzen scbmolz scbon vorber; sie fingen wieder gebürstet und durcb Pomade etc. in einer boben Wulst ge- trotz der Scbnürbrust an zu scblagen, die Kopfe unter steift wurden. Wir werden bei den Damen etwas Abn- dem Scbnee an zu denken, die Kráfte scbwoUen, es kam licbes finden. An den Scblafen bângen zwei horizontale Lockenwickel (Taf. 99, 4—10); binten sitzt der spitze B. Die Flat (1750—1805). Zopf, bald mit Bandscbleife (Taf. 99, 4 u. 9), bald nur Zopf Sie trat wirklicb bald ein und zwar nicbt nur mit mit Band umwickelt (Taf. 99, 10), bald aucb obne solcbes dem Kampf gegen das Alte, sondem mit dem edelsten (Taf. 100, 10). Immer aber bat das Haar nocb den Puder, Puder Wasser der Erde, dem aus Menscbenaugen. Wabrend von dessen Verbraucb man sicb kaum einen annâbernden nocb oben der Puder aüf den Hauptern lag, und beyor er Begriff macben kann. Man recbne nur auf Deutscbland wegscbmolz, flossen unten die Trânenbâcbe ganz obne Ende; und Frankreicb 60 Millionen Einwobner und lasse sicb die in Frankreicb waren es die des Hungers und der-Not; in Halfte derselben pudem, so ergibt dies einen taglicben Deutscbland die der Empfindsamkeit. Die Sonne der Zeit Verbraucb von mindestens 1 Million Pfund, also 10000 stand wabrlicb im Wassermami und in den Fiscben. Seltsam Zentnern, im Jabre also fiber 3^2 Millionen Zentner feinstes ist es, aber ein ganz organiscber Vorgang, dass die neue Weizenmebl. Um dieses zu erzeugen, mussten mindestens Bewegung an den Herzen anfing; so konnte aucb was 8 — 9 Millionen Scbeffel Weizen vermablen werden — und daraus werden. Die Sentimentalitat wurde bei uns die docb sind bierbei allé Zablen so niedrig gegriffen, dass sie erste Regung des neu erwacbenden Lebens. Freilicb eine wabrscbeinbcb nm die Halfte mebr, wenn nicbt gar das eigene Art von Gegenstromung, sicb in Tranen aufzulosen. Doppelte betragen baben. Denn wabrend wir nur 15 Aber man lernte dabei auf die Natur acbten und sie Gramm Puder annabmen, gebraucbte der feine Herr tag- lieben. In Deutscbland waren es die Idyllendicbter, die licb fast 45 Gramm, und die Zabi der gepuderten Kopfe bierin den Ton angaben; docb daneben keimte aucb die war sicber grosser als die Halfte der Einwobnerzabl. Saat des UnwiUens über der Macbtigen Druck und das Welcb eine Verscbwendung der notwendigsten Bedfirfnisse trâge Pbilistertum; neben dem Wertber scbrieb Goetbe des Lebens — und dabei in alien Ecken die bitterste Not den Gôtz, ja sogar das Jabr zuvor scbon. Nicbt ^Ue Ge- und Armut. müter waren befriedigt von Mondscbein und Veilcben und Auf diesem woblgepuderten und bocbtoupierten Haare Nacbtigallenklagen, von, Trauerweiden imd sinnsprucb- trug der vómebme Herr gar nicbts, denn der Hut lag und Hut reicben Grabsteinen, mit „dem Glascben, das sie am Fenster blieb unter dem Arm (Taf. 99, 4 u. 8), es sei denn, dass er austranken, wabrend binten tief in der Türkei die Vôlker ,im Négligé" ging, d. b. so gekleidet, wie ein jeder taglicb aufeinander scblugen" ; es gab aucb welcbe, die zu trotzen seinem Beruf oblag. In dieser Tracbt wurde dey Hut aufge- begannen dem TJbermut von oben, zu zürnen und zu setzt und zwar anfangs in den Jabren von 1750—80 gewobn- flucben der Tragbeit und Yertrauensseligkeit von unten. licb in ein unfi derselben Form, namlicb à I'Androsmane, In den Scbriftstellem zeigte sicb dieser Drang und Sturm so dass binten und auf beiden Seiten der Krempe in die zuerst. Ibnen folgten bald mebrere, besondexs der Künstler, Hobe gebogen war und vorn eine Spitze oder Kante bil- und wenn aucb einige nun alie Fesseln der Mode durcb- dete (Taf. 99, 3 u. 11). Neben dieser Form erscbienen aber bracben und gar zu natürlicb gingen, so wurde es docb im letzten Jabrzebnt vor der Revolution verscbiedene bald guter Ton, sicb ais ein Freigeist in der Kleidung zu andere, denn der Zylinderbut trat plotzlicb auf die zeigen und von der steifen Mode zu emanzipieren. Dies Bfibne, neben ibm aucb der alte Filzbut; jener mit bobem gescbab bereits seit 1780 in grossem Massstabe, nacbdem Kopf von den amerikaniscben Freistaaten ber, dieser Mein es ein Jabrzebnt bindurcb bei einzelnen erscbienen war. und bantierbcb aus England. Beide mussten sicb die Be- wertiier- In Deutscbland war durcb Goetbe, wir wir alie aus der nocb lassen. Krempe Trâclît weglicbkeit Krempe anfangs gefaUen T dessen Leben wissen, scbon 1775 der blaue Wertberfrack, Bald war bier die vordere Kante, statt aufrecbt zu steben, die Stulpstiefeln, die ledernen Hosen etc. in Weimar als abwarts gebogen. (Taf. 99, 5); bald bog man ibn im Nacken Hoftracbt eingefübrt worden. Nicbt etwa, dass er diese ebenso, .und Hess also die bintere Krempe sicb in eine Spitze Tracbt erfunden batte, nein! sie war scbon langst die Aus- verwandeln; in dieser Form war er nur mit zwei Seiten- zeicbnuHg der starkeren freieren Naturen, die der Mode krempen verseben (Taf. 99, 9). Bald aucb trug man den nicbt folgen wollten, ausser, wenn sie im Gesellscbafts- Hut mit ganz Meinem niedrigen Kopf und steifer flacber VIII. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 319 Krempe (Taf. 99, 6 u. 30), wie man es, besonders beim Zopf batte zwar scbon 1780 Karl fallen Reiten den August lassen; Englandern nacbabmend, bei diesen geseben docb blieb sein Beispiel, von Frei- batte. Die abgeseben Krempe einigen war dabei zuweilen ganz flacb, zu- geistern in Weimar selbst, die scbon den Puder weilen sanft sogar jetzt gescbwungen, zuweilen aucb einseitig oder aus den Locken scbfittelten und das Haar wild flattem beidseitig aufwarts gebogen (Taf. 99, 7). Alie diese liessen, ganz obne Nacbabmung bei anderen Hôfen. Von letzten Formen fanden in Frankreicb und Deutscbiand ven einem Deutscben konnten die Deutscben aucb keine Neue- England ber Eingang und Nacbabmer. rung annebmen, Ganz obgleicb sie eine anders Verbesserung war; sie gestaltete sicb der Kopf wabrend und musste von Paris kommen. Als daber das Ende des nacb der gegen Revolution. In den ersten Jabren zwar bielt Jabrbunderts dort der Zopf fiel, da fand man sicb aucb bei fiiiu Puder sicb der Pu Zopf der nocb (Taf. 100, 8), und selbst ais sebón uns veranlasst, ibn fallen zu also 20 Jabre ^^1793^* lassen, der Konig spater bingericbtet und die Republik erklart war, lag als Karl August. Docb aucb das nur sebr ail- der Scbnee gescbab nocb auf den Locken. Aber das Frübjabr von mâblicb, und am langsten erbielt er sicb beim Militar; bei 1793 war gar zu stürmiscb, ais dass nicbt aucb die ebr- Jena trugen die Preussen nocb Zôpfe, bei Gross- würdige Winterdecke dagegen batte angegriffen werden solien. Der beeren nicbt mebr. In Kassel aber liess Wil- Mai mit seinem Landgraf Revolutionstribunal, seinem Sicberbeits- belm IX., nacbdem er sieben Jabre abwesend im und Woblfabrtsausscbuss gewesen, war gar zu beiss und voiler Ge- Jabre des Heils 1813 im November die Soldaten auf der witter, und diese verscbiedenen Ausscbüsse, besonders der ersten Parade wieder mit Zôpfen erscbeinen und der dienst- letzte, den man aucb batte Auswurf benennen konnen, babende Feldwebel rapportierte nacb alter macbte sicb so viel Gewobnbeit, mit den Kopfen der Leute zu scbaffen, dass „seit der vorigen Parade", die der dass die meisten Landgraf frob (1806) waren, wenn jeder folgendé Tag abgebalten, „nicbts vorgefallen sei". Sonst aber sab das ibnen die ibrigen liess und wenig darnacb frugen, wie sie neue Jabrbundert die Zopfe aucb in Deutscbland nicbt aussaben, ob scbwarz oder weiss. Man liess also von nun mebr oft, und nur alte Pedanten pflegten nocb die sfisse an den Puder weg und begnügte sicb gern mit dem ge- Gewobnbeit. Die Jugend war frob, das bâsslicbe wôbnlicben Haar. Aucb Angebinde war die Zeit so kostbar, dass in im Nacken los zu sein, bier sowobl wie in und Paris bald niemand England mebr Musse fand, sicb zu frisieren. So Frankreicb (Taf 100, 18). seben wir im Jabre 1798 den Puder zuerst verscbwinden Gleicbzeitig mit dem faUenden Zopf keimte wieder (Taf. 100, 10 u. 11). Man stricb das Haar zuriick nacb schficbtern der Bart an den Wangen der nun seit Bart Obren bervor, und Nacken bin und beftete allenfalls aucb nocb ein 100 Jabren nicbt batte wacbsen dfirfen, ja als Backenbart Zôpfcben binten an. Notwendig war aber dies scbon scbon seit mebr als 200 Jabren verscbwunden war. Er 1794 nicbt mebr. Der Puder, obwobl scbon im vorigen wucbs nun wieder da zuerst, wo er zuletzt batte weicben Jabrë als ^kôniglicb" verdacbtig und daber verfolgt und mfissen, dicbt vor den Obren (Taf. 100, 18). Kinn und verbannt, fiel docb nacb dem Sturz Robespierres (27. Juli Mund muasten aber nackt bleiben; bier nocb einen Bart 1794) und unter dem Direktorium (Taf. 100, 9) nocb einmal zu tragen, ware gegen den Anstand gewesen. Und so leise auf die gemâssigteren Kôpfe berab, konnte sicb aber blieb es denn aucb bis in die dreissiger Jabre unseres kein Jabr balten, sondern verscbwand sebr bald wieder, Jabrbunderts. um bis beute nicbt wiederzukebren. In Deutscbland Der Hut war ein Hauptbarometer der neuen Ver- zyiinderhut scbmolz der Scbnee aucb, docb wegen seiner nôrdlicberen bâltnisse. Er batte sicb von England aus, wo er als ein Lage etwas spâter. Scbon 1797 wird fiber die Neuerung Stfick des Reitkostfims gait und scbon vor 1770 gebriiucb- geklagt, dass viele sicb nicbt mebr puderten, und 1798 licb war, nacb Frankreicb und Deutscbland wiederbolt Eingang ver- sicb dieses Bedauem aus mebreren Gegenden. scbafft und gait bier bald, vereinigt mit den fibrigen Teilen Mancbe der deutscben Lândcben und Hôfcben von beson- der Reitertracbt: Frack, Lederbosen, Stulpstiefeln und ders kaltem Kbma nabmen ibn sogar nocb mit in das neue gelber Weste, ffir die feine junge Welt als das auszeicb- Jabrbundert binfiber. nendste und absonderlicbste Kostfim, in das man sicb klei- Zopf Der Zopf bielt sicb langer. Aucb obne Puder wurde den musste, um interessant zu sein. er nicbt gleicb beseitigt. Mancbe befestigten sicb einen In Frankreicb war obnedem aucb zugleicb mit dem Quaker-Hut kfinstlicben ein ffir allemal oben am Rockkragen, um engliscben Reitbut der breitkrempige Hut der amerika- seiner Pflege fiberboben zu sein. Dabei wurde er aber mit niscben Puritaner,- ein Nacbfolger des alten Scblappbutes jedem Jabre kleiner. Scbon 1796 war er kaum nocb finger- von Cromwells Zeiten, eingewandert und fand in der Re- Iang und sass binten als letzter Auslâufer der wild und volution fiberall froblicbe Aufnabme. Er kam ja von einer lang nacb binten gestricbenen Haare (Taf. 100, 16). Jetzt Republik! (Taf. 100, 8). Er batte einen boben spitzen Kopf aber entstand eine neue Frisur aus kurz gescbnittenem und breite Krempe. Wir baben scbon vorbin geseben, dass Haar, das in lauter kleinen krausen Locken um den Kopf man ibn frfiber bisweilen zeitgemass umgestaltet batte bing und die vollendetste Sorglosigkeit um dasselbe an- (Taf. 99, 5). Jetzt gescbab das nicbt mebr, sondem bocb deuten sollte. Keine Locke glicb der anderen: das war der und steif mit breiter Krempe zierte der scbwarze Zylinder TituBkopf Tituskopf, den aucb die Damen bald nacbabmten. Aucb die unrubigen Kôpfe (Taf. 100, 10 u. 11). Nacb und nacb in Deutscbland gingen beide Gescblecbter darauf ein. Den sucbte er, kleiner werdend und den Kopf oben erweitemd, 320 Die Neuzeit. die Krempe dagegen verkleinernd (Taf. 100, 10 u. H), eine War zur Zeit der spaniscben Tracbt das Haar à la Aiieriei Ausgleichung mit dem englischen Reithut, und der Kom- lune und dergleicben aufwarts gekammt worden, so dass promiss zwisclien beiden wurd.e wahrend der letzten Monde Stirn, Scblafe und Nacken ganz frei blieben; war es dann Heutige Hut- des Konvents geschlossen: das Resultat dieses Rundes Avar zur Zeit des dreissi^j abrigen Krieges der umgekebrten der steife modische Zylinderhut von heute (Taf. 100, Ricbtung aibwarts gefolgt und batte sieb in Lockcben so- 17 u. 18). gar über die Stim bineingekrauselt; war spater unter dem Zur Bezeichnung der patriotischen Gesinnung durfte 14. Ludwig die Welle abermals gestiegen bis zur erstauii- Kokarde aber am Hute nicbt die Kokarde fehlen; sie war bis 1804 licben Hobe der Fontange, um sieb in den ersten dreissig das Aushangeschild republikanischer Gedanken (Taf. 96, Jabren dieser Période bis zur. Mitte des Jabrbunderts aber- 9-11, 16 u. 17). mals zu senken zu kleinem Gelock rund um den Kopf Reithut in In Deutschland scheint dagegen der Quakerbut gar (Taf. 97, 3—11): so fing bald nacb 1750 wieder die Hebung Deutschiand gelteu getragen zu sein, denn bier ist immer an, um aber diesesmal gegen 1780, also gerade 100 Jabre nur von dem steifen Reitbut die Rede, der zum Frack und nacb der Fontange, zu einer solcben Hobe und Ungestalt zu den Stulpstiefeln geborte. Es ist eigentümlicb, dass anzuwacbsen, Avie es die Welt bis dabin nocb nicbt ge- wie einst im SOjabrigen Krieg der grosse Hut und der seben batte. Selbst die Hauben der Konigin Isabeau riesige Stiefel, beide scblaff u^d biegsam, die Zeicben der konnten mit dieser Hobe und Breite keinen Vergleicb aus- neuen Zeit waren, so jetzt der kleine Hut und der kleine balten, und das waren docb nur Hauben, dieses aber Haar- Stiefel, beide steif und bart, sogar die gelben Stulpen fest frisuren. Man batte an ibnen merken konnen, dass die und unbeweglicb, die Zeicben der neuen Zeit werden Gescbicbte einem grossen Strudel entgegentriebe, aber man mussten. Seit 1770 sab man sie in alien Stadten auf den merkte nicbts. Jedesmal, wenn der Reifrock sieb auf- Strassen einberstolzieren. Es waren die Modebelden des zublaben beginnt und die Weiberkopfe sieb durcb Frisuren Tages, die sieb so trugen. Sobald aber grosse Toilette zu erboben anfangen, darf man mit Sicberbeit auf be- erforderlicb gingen sie in Scbuben und Stnimpfen mit deutende Katastropben in der Gescbicbte recbnen. So war, dem Dreispitz unter dem Arm. — Erst als der Zylinder- kam nacb dem spaniscben Reifrock . der dreissigjabrige but sieb in Frankreicb Babn gebrocben (1796), da wurde Krieg, nacb dem franzosischen Reifrock unter Louis XV. Russiaud er aucb in Deutscbland allgemein (1797). In Russland, die Revolution von 1789. wo er ebenfalls scbnell Anklang fand, wurde er dureb Paul [Wird sieb, frug icb bier 1864 in der ersten Auflage, verfolgt, weil er ibn für ein Zeicben der wutendsten der beutige Reifrock erbalten oder ist er nur eine vorûber- Republikaner bielt — und beuté gebôrt derselbe in etwas gebende Laune? Mir scbeint letzteres der Fall zu sein, veranderter Gestalt zur russiscben Volkstracbt. — In denn scbon tritt er in Paris und Wien den Rückweg an, England England wurde er gleicb zu Anfang seiner Laufbabn ein und allé Moden unseres Jabrbunderts sind bis jetzt nur Teil der Offiziersuniform; so verscbieden war die Be- launiscbe Versucbe geblieben. Was wollen aucb 8 Jabre urteilung dieses neuen Stiickes der Tracbt. beissen gegen 80, wie sie sowobi dér erste als der zweite Eine eigentümlicbe Kopfbedeckung batten 1792 in Reifrock durcbleben durfte! Wir konnen also obne Sorge Frankreicb die Kîlibs vorgescblagen und einfiibren wollen; sein, obgleicb die Haarfrisur scbon anfângt, sieb wieder Fhrygische es War die rote pbrygiscbe Miitze. Docb bbeben es aufzuricbten.] immer nur wenige, die sie trugen, gegen die Überzabl Die Zeit bat diese Worte bestatigt, denn der Reif- derer gebalten, die beim Hut blieben. Aucb sank die ganze rock verscbwand 1871 ganz, und Deutscbland erlebte gleicb- Idee mit dem Scbluss des Konvents in die Vergessenbeit zeitig eine freudige Katastropbe: die Wiedergeburt seiner zuriick. Der Dreispitz folgfce ibm sebr bald, obwobl er 1795 Reicbseinbeit! — nocb baufig genug getragen Avurde (Taf. 100, 9 u. 16), und Von 1750 bis 1770 erbobte sieb die Haarfrisur, wenn zwar in der napoleonischen Weise von recbts nacb links. aucb nur sebr langsam und unmerklicb. Anfangs abmte Beim Militiir dagegen blieb er und ist er bis beute auf den man die Vergette der Manner nacb und stricb das Haar Kopfen der Kommandeure geblieben, soAvobl in Frankreicb, aus der Stim allseitig zuriick über eine Wulst, liess binter als in Italien, Deutscbland und England. Nur in Preussen den Obren bisweilen ein paar Locken bervorfliessen und und Russland ist er, im ersteren seit 1846, durcb den Helm fasste das Nackenbaar zu einer Scbleife zusammen, die ganz verdrangt. man „Gbignon'' nannte (Taf. 93, 13 u. 14; 98, «3—5, 10 u. Chignon So bot denn mit dem Beginn des neuen Jabrbunderts 12). Oder man liess aucb das letztere frei den Rücken der Kopf eine vollig veranderte Erscbeinung; statt des binabrollen, eine sebr beliebte Tracbt gegen 1770 und 80 dreieckigen Hutes sass der Zylinder auf der Spitze; statt (Taf. 93, 18 u. 19; 98, 7 u. 9). Einige banden das Nacken- des Puders berrscbte das natüilicbe Haar; statt des Zopfes baar sogar zu einem Zopf zusammen (Taf. 98, 6), und der Tituskopf. Seben Avir nun zu den wurden so den Mânnern in der Frisur nocb abnlicber als Frauen: Frauen die anderen. Denn wie die Stirnwulst der Vergette, so biniiber, so wird es nocb scbwerer, einige Ordnung in die cntspracb der Cbignon dem Haarbeutel. — Im allgemeinen ungebeuere Fülle der Erscheinungen zu bringen, die dieses also blieb bis 1770 für das Vorderbaar die Losung: binauf! balbe Jabrbundert uns darbietet. für das Nackenbaar durcbscbnittlicb: binab! VIII. Das 18. Jahrtiundert seit 1720. 321 Verande- Von 1770 an aber scheint plbtzlicb ein Léonard wurde ' allgemeiner nun beimlicber Friseur "sc^fc bei Frisurenscliwindel Marie Léouard die Frauen ergriffen zu haben. Die Antoinette. Ibr offizieller der ibr Unruhe, die Künstler, in den mânnlichen Larseneur, Kôpfen tobte und arbeitete, gegeben war, als sie 1770 war ibr zu sprach sich auf denen einzog, der Weiber einfaltig. aus. Allen strâubten Sie liess sicb von ihm also sicb die Haare taglicb geduldig frisieren; kaum empor, anfangs gelinde bis 1775, dann mit aber war Larseneur die des Palastes binab- furchtbarer Vordertreppe Schnelligkeit bei vielen hober und hober, bis gestiegen, so kam Leonard auf einer sie zwei-, ja drei- und viermal Hintertreppe beimlich so bocb sicb türmten wie hinauf. Marie Antoinette batte unterdessen mit beiden der Kopf selbst an Hobe misst. Bei den Mannern kam es Handen den ganzen Bau auf ihrem damit docb bless bis Haupte zerstort, zum Toupé, Avelcbes freilicb aucb die auf- Léonard nun ganz von Grund auf einen neuen errichten strebende Ricbtung der Zeit andeutete; bei den Frauen aber konne. Dieser Künstler war es, der jede Laune der Hatrgebaude kam es ZU künstlicben, 80 cm boben jungen Haargebauden, die Prinzessin auszuführen wusste; so sab dei Hof fast mit Bândern, Blumen, Frücbten, taglicb Gemüse, Fedem, ganzen neue Moden, und mehr als zebn Jabre Gescbmeide lang berrscbten seine Vôgeln, und allem nur Moglicben geziert sein Ideen auf alien Kôpfen. Marie Antoinette war konnten (Taf. 98, 12). Sie kulminierten unerscbopf- gegen 1780. Man licb in pbantastiscben tolien besonders für befestigte dabei die durch Klebstoff Erfindungen, und Pomade binreicbend die Haartracbt, und daber ist es seit dem Tage ihres Ein- bearbeiteten Haare auf einer festen Unterlage von irgend- zuges in Paris (1770), als batte die Frauenkôpfe eine all- welcber auserwablten Form, und scbmückte die Spitze gemeine Frisurenwut ergriffen. Zuerst kam die coiffure Frisuren des Kunstwerkes mit pbantastiscbem Beiwerk, wie es die à la daupbine, bald darnacb à la monte au ciel, dann die Laune begebrte. Die Damen fanden keine Kutscben mehr, Mane bnsur d apparat oder die loge d'Opera welcbe von Antoinette in denen sie batten (1772), aufrecbt sitzen konnen, wenn sie aus- den Zeitgenossen auf 1,50 m Hobe bis zur aussersten fabren wollten. Keine Tiir, ausser in den koniglicben Spitze der drei grossen Fedem angegeben wird, welcbe auf Scblossem, war bocb genug, um sie ungebeugten Hauptes der linken Seite des Kopfes von einer Band- durcbzulassen rosafarbigen — aber was tat's ? Man ertrug aUe Scbwierig- scbleife mit grossem Rubin gehalten wurden, 1774 mussten keiten — dafür ging man aucb à la mode. die drei Fedem hinter an den Kopf wandern in der coiffure An der Spitze dieser Bestrebungen stand freiiicb die à la quesaco und so ging es jabraus, jabrein, und seit Die KOnigin Konigin Marie Antoinette; daber kam es aucb, dass sicb Marie Antoinette tonangebend Konigin war nocb scblimmer als zuvor. neue Mode rasch verbreitete. Denn von ibr ging sie Man sagte von ibr: Bevor sie Konigin von Frankreicb zu den Hofdamen, von diesen zum Adel und wurde so wurde, war sie bereits Konigin der Haartracbt. Gleicb zuletzt allgemein. Viele Frauen von Bildung, wenn ibnen nacb der Kronung trug man Hüte, gescbmückt rait Getreide- Vorwiirfe wegen der toUen Frisuren gemacbt wurden, abren und überragt von zwei FüUbórnern mit Frücbten, entschuldigten sicb damit, dass sie ja nur der Konigin und das arme Volk starb vor Hunger. Dann trugen Manner Beispiel nacbahmten. Scbon unter Louis XV. waren die und Frauen Hüte aux délices du siècle d'Auguste — wabrend beiden Gewerbe, welcbe sicb mit den aussersten Enden unter ibren Füssen der Vulkan auszubrecben drobte! Aucb der Menscbengestalt bescbaftigten, die Friseure und die wollte man die Tracbt Henri IV. wieder einfübren — aber Scbubmacber, ausserordentlicb wicbtig geworden. Seit der vergebens. Die Konigin, welcbe bisber als Prinzessin Marie Regentscbaft (1723) batte sicb die Zabi der ersteren fort- einen, wie Madame Campan sagte, sebr einfachen Ge- wabrend ai^^MeU^terin vermebrt, und es waren zwei Abteilungen der- scbmack gezeigt batte, macbte nun die Mode zu ibrer der Moden selben entstanden, eine für die Manner: Perückenmacber wicbtigsten Angelegenbeit. Von Scbranken war keine und Barbiere, und die aiidere für die Frauen: Coiffeurs oder Rede mebr. Es mocbte kosten was çs wollte: ibre Laune, streit der Friseure. Um 1769 batten diese beiden Zweige der Haar- aucb die albemste, musste befriédigt werden. Wenn sie ^Perücken" kSnstler einen grossen Prozcss miteinander, woriii die mit ibrem Gefolge erschien, sagt ein Zeitgenosse, so sah macber Coiffeurs, deren damais in Paris 1200 lebten, behaupteten: und bôrte man nur einen Wald von Fedem wogen und sie seien freie Künstler und stünden viel holier als die rauscben; ibre Frisur war stets die hôcbste! Eifrig Perückenmacber. Dies bewiesen sie mit vielen Gründen, abmten die Pariserinnen ibr nacb, und diesen die Deutscben, worunter aucb der war, dass sie oft die grossten Schatze, etwas gelassener die Englânderinnen. Die Manner, be- Juwelen und Edelsteine bei ibrer Arbeit unter Handen senders in Frankreicb, murrten über die masslosen Aus- Oumassiger batten, um sie in den Kopfputz der Damen zu flecbten etc. gaben, aber Marie Antoinette liess sicb nicbt storen. Der L"*"» Académie Sie gewaunen den Prozess, und der Angesebenste unter Konig missbilbgte den rasenden Luxus, tat aber nicbt das des coiffeurs Legros, stiftete jetzt eine „Académie des coiffeurs", geringste, ibn zu massigen. So trieb man rascber und und scbrieb- zugleich ein dickes Bucb „über die Kunst rascber dem Abgrund entgegen. der Damenfrisur". Sein Nebenbuhler im Anseben, Leonard, Es würde zu weit fübren, woUten wir allé einzelnen bemübte sicb nun, nocb mehr Aufsehen zu erregen und Frisuren bescbreiben, die vorkamen. Denn ihre Zabi war erfand eine neue Frisur, in welcber er das Haar so durch Legion. Jeder neue Tag bracbte Neues; jeder Haar- Gaze zu schmücken wusste, dass es alien gefiel, obgleicb künstler ersann auffallende Formen, welcbe alies Frübere er zu dieser Frisur 40 Ellen Gaze für jeden Kopf ge- übertreffen soUten; jede Dame strengte ibren Witz an, braucbte. bisber Unerbortes auszuklügeln und darzustellen. So gab Kretsebmer n. Bohrbach, Trachten der Volker. 3. Aufl. 41 322 Die Neuzeit. denn kauni nocli eine mythologisclie Gottin oder irgend so dass Goethe in Italien Mytho- es klagt: ,es folgt einem bis nacb Marl- borough- logische Gebilde der Phantasie, keine Empfindung oder Neigung Rom und Neapel" — überall: „ Marlborough zog aus zum Sucht Frlsnren . m i der Weiber, die nicht durcb die Fnsur dargestellt worden Kriege." Aber nicbt nur dies: es mussten aucb allerlei Juno, Ceres, Venus, Minerva, Flora und Pom'ana, Dinge nacb ibm benannt ware, werden, z. B. Bander, Westen, — Helena und andere gefeierte Namen saben sicb durcb ent- Hüte, Frisuren ailes à la Marlborough. Als der Luft- sprecbende Figuren versinnlicbt, Ceres mit Garben, Minerva ballon 1783 enfunden wurde. mussten die Dinge samtlicb mit einem Helm aus Seide, Flora mit Blumenkorb u. s. w., à la Montgolfier sein; als Figaros Hocbzeit gegeben wurde, alies oben auf dem Haarturm.. Semiramis mit sebwe- à Chérubin, à la Susanne, à la Basil etc. etc. benden Garten fand aucb ibre Vertreter, Ampbitrite mit Die Friseure waren in ibrem goldenen Zeitalter und Friseure- künstler einem Segelscbiff oben auf dem Haargewoge ebensogut. biessen Künstler oder wie man sicb dazumal anstândiger à la Figaro, die dritte aucb in Deutscnland ausdrûckte: Académiciens. — Diese sicb à la Hamlet, jene Sie Nach aiieriei trug Namen ^ Voltaire; die vierte stellte mit ibrer Frisur die Bered- batten jetzt stundenlang an jedem Weiberkopfe zu tun samkeit, die íünfte die Liebe, die secbste die Pbilosopbie und konnten nicbt Gebilfen genug scbaffen. Ibre Zunft und dergleicben dar; die eine baute sicb oben ein Zelt, mebrte sicb daber überall so ungemein, wie wir dies oben die andere einen Papagei auf. Es ist nicbt zu erscbopfen ; von Paris bemerkten. Dennocb mussten sie für grosse wollt'e man nur die Namen der Frisuren allé anfübren, Feste scbon am Tage vorber frisieren, um aile bedienen man mûsste Seiten damit fiillen; mag das Angedeutete zu kônnen, und die woblaufgeputzte Dame musste also — Frisierte genügen. Das Haar soUte alies nur Erdenklicbe darstellen, wie icb nocb aus mündiicben Erzablungen weiss den KOpfe — behüten Berge und Walder, engbscbe Garten und Dorfer etc. — Nacbmittag, die ganze Nacbt und den folgenden Vormittag, soUte wenigstens. Die Herzogin von Chartres, Tocbter in Summa 24 Stunden, wartend sitzen und durfte den des Herzogs von Pentbièvre, erscbien eines Abends (April Kopf nicbt zum Scblafe anlegen, bis die ersebnte Stunde 1774) in der Oper mit einer Frisur en pouf a sentiment: gekommen war, wo sie ibr Haargebaude den Leüten zeigen oben auf ibrem Haargebaude sab man den Herzog von konnte. Die deutscben Damen batten nicbt sobald die Beaujolais, ibren altesten Sobn, auf den Armen seiner neuen Wunder der Seinestadt kennen gelemt, als aucb sie Amme deutbcb und gut nacbgebildet, dass die Gruppe sicb beeiferten, nicbt nur nacbzuabmen, sondern selbst zu so zu erkennen war; daneben erscbien ein kleiner Neger erfinden und die unendlicben a la so und so um ein gutes und über diesem ein Papagei, der eine Kirscbe verzebrte; Teil zu vermebren. Es war eine gute Vorübung für die ausserdem nocb künstlicb verscblungene Zeicben und Zeit nacb 1793, wo plôtzlicb die Pariser Moden aufbôrten Bucbstaben aus Haaren geflocbten, und zwar aus denen und jedes Land auf seinen eigenen Witz angewiesen war. ibres Mannes, inres Vaters und des Herzogs von Orleans. Zwiscben diesen üngetümen der Haarkünstelei er- Und das allés oben auf dem Haar, als sei dies ein Laden scbienen, wie scbon erwabnt, aucb allerlei andere Frisuren, für Nürnberger Tand. Das war das Sentiment einer vor- docb blieb seit 1770—1790 das gemeinsame Merkmal gültig, nebmen Dame! dass von Stim und Scblafen das Haar binausgestricben Hohe Obgleicb die Pobzei fûr die Theater die allzugrossen wurde. Dies gait bei vomfebm und gering, alt und jung. Frisuren Pj-jg^ygn verbot als binderlicb für die Nacbbarn, so musste Aucb die Bürgerfrauen trugen sicb also nacb diesem Vor- verboten ... . sie docb erláuben, dass die wicbtigsten Staats- und Kriegs- bild (Taf. 93, 9—14). Manche, aucb unter den Vomebmen, ereignisse durcb die Frisuren dargestellt wurden. So ent- stricben das ganze Haar des Vorderkopfes nacb oben standen infolge der Seesiege 1778 n zwanzig neue Haar- kugelig zu dem I g el zusammen oder zum hérisson, wie Igel tracbten: à la Boston, à la Philadelphia, à la Grenade, à man sicb etwas gewablter ausdrûckte (Taf. 98, 8 u. 14); la Belle-Poule (nacb der Fregatte gleicben Namens, die manche banden aucb bierbei den oberen Teii über dem also oben auf dem Haar scbwebte mit alien Segeln, Masten, Wirbel durcb ein Querband ab (Taf. 98, 12). Seit 1785 Kanonen etc.) Als 1781 der Dauphin geboren wurde, gab fing man an, das Haar reicblicber fallen zu lassen, als es Frisüren au dauphin, aux relevailles de la reine und zuvor; so kamen, neben den Versucben, obne Puder fertig so fort. — Scbon jetzt war es nicbt mebr die Kônigin, zu werden, die Vorboten der neuen Zeit (Taf. 93, 13 u. welcbe die Moden bestimmte. Im Gegenteil fing sie nun 14; 98, 13 u. 14). Jetzt sab man wieder bier und da reicbe an, eine gewisse Einfacbbeit der Tracbt zu beucbeln. Locketi um Nacken, Hals und Wangen spielen, bepudert Aber der Taumel, in den sie durcb ibren Ubermut die oder ungepudert (Taf 93, 18 u. 19; 98, 15), und die boben Welt der Moden und Tracbten gestürzt batte, war viel Türme waren nacb Ludwigs XVI. Tod ebenso scbnell um- zu gross, als dass sie ibn nun batte beilen oder bannen gestürzt, wie sie scbnéll waren erbaut worden. Scbon seit kônnen. Der Wagen der wabnsinnigsten Verscbwendung 1785 galten sie nur nocb für die Balltoilette; die Kônigin stand einmal auf der scbiefen Ebene — nun war kein lebte jetzt als Scbaferin in Petit-Trianon, daber war der Halten mebr. Die Kônigin braucbte keine neuen Moden Luxus nun im Absterben. mebr zu erfinden: dafür sorgten nun die Kaufleute, die Aucb unter den Frauen in Deutscbland, Frankreicb Erste Ver suche Friseure, die Theater, die Tagesereignisse, das Wetter — und England gab es seb 1770 emanzipierte, die, ibrer Zeit der Be- kurz ailes wurde zur Mode! Die Kônigin sang 1782 das vorauseilend, sicb durcb Kübnbeit in der Tracbt und Sitte freiung von der Mode Lied von Marlborough — alsbald sang aile Welt es aucb. bervortaten. Solcbe liessen scbon damais zuweilen den VIII. Das 18. Jahrhundert 8eit '1720. 323 Puder weg und bei ihnen war der hérisson besonders be- leren Standen fast gar nicht mehr gesehen. Allé Weiber, liebt wegen seiner Einfachheit und Pormlosigkeit. gering und vornehm, jung und alt, strebten unter die Hohe Fri- Von 1793 an ist in Paris nichts mehr von den hoch- Haube zu kommen. Diese war jetzt nicht mehr das Zeichen sch^indTñ auforetürmten Haarfrisuren zu sehen. Waren sie schon in der Verheirateten. Selbst ganz junge Madchen trugen ihr den letzten Jahren vorher gesunken, so verschwanden nun Haubchen so ehrsani wie alte Mfitterchen. In der Form auch ihre letzten Spuren. Selbst im Feststaat begnügte aber wichen allé diese HfiUen sehr voneinander ab. Es man sich mit kleinerem Haargebaude. Dafür blieben aber gab Hauben ffir das Hans, andere ffir den Spaziergang vorlaufig noch einige Zeit der Chignon und die ungeheueren und die Kirche, wieder andere ffii den Ball u. s. w., ffir Hauben und Hüte (Taf. 98, 15; 100, 1, 3 u. 4) im Gange, jedes mancherlei Arten. Unter den ersteren waren die ruder fort Der Puder verflog seit 1793 auch von den Frauenkopfen Schlafhauben und Badehauben (oder wie man sich damais und das Haar prangte wieder in seiner natürlichen Farbe. ausdrfickte tDormeusen und Baigneusen) sehr gebrauch- Dormeuse 1794 am 8. Juni erschien auf Befehl Robespierres die lich (Taf. 93, 9 u. 11; 94, 1—8). Sie waren besonders bei Pariser Jugend bei dem Feste zu Ehren der Gottheit in alten Frauen beliebt (Taf. 93, 16 u. 17), wurden aber all- Griechische griechisch sein sollender Tracht, die sich trotz der An - gemein getragen, sogar von den Vornehmen, Avenn sie Fiisur fechtungen, die sie erfuhr, doch Bahn brach, wenn auch spazieren gingen, zur Auszeichnung vor den Bfirgerfrauen, nur langsam und unvollstandig. Seit 1795 erschienen die dabei in Promenadehauben erschienen (Taf. 94, 9; 98, vorlaufig die Modedamen in solchem Kostüm, also auch mit 10). Ffir den Hausgebrauch wurden sie gewohnlich mit griechisch frisiertem oder ahnlichem Haar (Taf. 100, 15), buntem Band und Schleifen verziert (Taf. 93, 11, i8, 14 auf dem aber nicht selten ein echt moderner franzosischer u. 16). Auch in diesen Formen aber versuchte man allerlei Hut oder eine Haube desselben Stils sass (Taf. 100, 5). Abwechslungen, denn es sollte immer Nenes erscheinen Von 1799 an wird die griechische Tracht in treuerer Nach- und so kam man denn auch zu sehr verschiedenen Ge- ahmung (Taf. 100, 7) allgemein, in Frankreich sowohl, als stalten (Taf. 93, 10 u. 18; 98, 8), abgesehen von den unter auch in Deutschland und erhielt sich bis zum Beginn des den Landleuten oder in manchen Stadten noch zurfick- Kaiserreichs, Nur in England massigten sich allé diese gebliebenen frfiheren Trachten (Taf. 98, 2). Absonderlichkeiten. Inzwischen war von 1795—1799 eine In den achtziger Jahren, als Krieg in der Tfirkei Turban- neue Form aufgetreten, die der wilden Frisur der Manner war, fand man es sehr interessant, sich turbanartige Tituskopf entsprach; auch die Damen hatten den Tituskopf an- Hauben aufzusetzen, d. h. die ellenhohe Haarfrisur, wie genommen und krauselten ihr Haar in wilder Unordnung sie eben Mode war, oben mit einem Schal zu umwickeln; um den Kopf, doch so, dass der Nacken und die Ohren das war a la Turque. Diese Form war natfirlich besonders wieder frei wurden (Taf. 100, 15). Der Chignon ver- beim Ballstaat beliebt, wurde aber in kleinerem Massstab schwand nun ganz, und die einige Jahre spater durch- auch sonst getragen und erhielt sich bis zum Ende des brechende griechische Frisur machte den Nacken noch Jahrhunderts, wo sie mit der griechischen Tracht watt- freier von allem Haargelock (Taf. 100, 7). Zugleich aber eifem und derselben schliesslich weichen musste. Eomische wurden auch die romischen Frauenkopfe nachgeahmt, so- Die hohen Hauben, wie man sie seit den Frisuren achtziger Perücke, wie jene, wieder Jahren aus alien fast nur moglichen Stoffen verfertigt einführte, und eine echte Modedame an einem und dem- hatte, erhielten sich bis 1794. Sie sanken mit der Frisur. selben Tage als Blondine und Brunette erscheinen konnte, Nun begnfigte man sich wieder mit bescheideneren Formen, wie denn auch geschah. Als aber Napoleon auf sein die indes keineswegs immer schon waren (Taf. 100, 4), Haupt die Krone drückte, mussten die Perücken, so viele und in Deutschland nahm man zu den franzosischen auch Formen und hochtrabende Namen sie auch haben mochten, noch die englischen hinzu, die seit 1785 bereits, noch von den Kopfen der Damen verschwinden, entschiedener aber seit 1794, sich eigentfimlich entwickelt Gehen wir nun zu den eigentlichen Kopfbedeckungen hatten. Als am Ende des Jahrhunderts die Griechensucht fiber, so woUen wir hier gleich von den abenteuerlichen um sich griff, trug man meistens auch die griechischen, Griechische Dingen absehen, welche der hohen Frisur aufgesetzt wurden eng anschliessenden Haarhauben oder Haarnetze ffir den und von denen wir bereits dort gesprochen haben. Neben Hinterkopf (Taf. 100, 7); daneben aber erschienen auch diesen bestanden vorher wie nachher und auch gleich- zuweilen moderne franzôsische oder in Deutschland auch zeitig mit ihnen Hauben und Hfite. barettartige, aus England herfibergenommene Hauben, die War schon die Frisur seit 1770 an keine Regel als spater, 1808—1810, sogar ofter vorkommen. die: aufwarts! gebunden, so war die Form der Hauben Wenn auch nicht obenso reich an Arten wie die noch weit regelloser. Schun vor 1770 war kein Ballstaat Haube, so war doch auch der Hut unter vielerlei Formen Frauenhut Haube ohne Haube denkbar, wie wir dieselbe auch in der Zeit von gebrauchlich. Auch er hat hier aufs neue seine erste 1720—1750 als solchen Zubehor, wenn auch nicht als Tâtigkeit wieder begonnen, wie die Haube in dem ersten notwendigen, anerkennen mussten (Taf. 97, 18). Von Jahr Teil dieser Període. Seit dem dreissigjâhrigen Kriege war zu Jahr scheint man aber mehr Wert auf Hauben gelegt von Hut" und Haube bei den Frauen keine Rede mehr ge- zu haben, denn nach 1750 wird das unbedeckte Haar wesen, wenn man nicht die Fontange unter die Hauben immer seltener, und besonders in Deutschland in den mitt- rechnen will, obgleich sie wohl weit eher als eine blosse 41« 324 Die Neuzeit. Haarzierde aufzufassen ist. Der Hut aber war wirlilicb eben (1790) den Hut haufig auf dem Hinterkopfe trug, seit der Herrschaft des grossen scblaffen von den Kopfen so war es bequem, die breite Krempe auf dieser Seite der Frauen verschwunden; jetzt kam auch er aufs neue etwas zu beschneiden (Taf. 98, 15) und nur die Stirnseite wieder hervor und setzte sich auf ihnen fest. Und zwar bfeit zu lassen. Aus diesem ein en Grundgedanken ent- nicht in kleiner zierlicher Form, sondem, um sich gegen wickelte sich nun alies folgende. Noch in demselben Jahre die wachsende Frisur zu behaupten, von ansehnlicher stutzte man die hintere Krempe ganz weg und setzte der Hintere stoff Grosse (Taf. 100, 1). Dabei zugleich in allerlei Stóffen, vorderen ebensoviel zu (Taf. 100, 3) — und siehe da: der unter denen Filz und Stroh die vorherrschenden waren; Damenhut! Ein neues Gebilde war erfunden! Was nun daneben gab es Hüte aus Seide, Samt, Leinwand und noch folgte, war blosse Schnitzelei an der Krempe. Der anderen Materialien. Durch dieselbe Laune aber, welche Hut blieb am Hinterkopfe hângen und da hângt er noch bei den Frisuren tmd Hauben herrschte, erhielten auch die heute: er konnte das Gleichgewicht auf dèr Mitte nie Form Hüte sehr schnell eine so wunderliche Form, dass bald wieder finden und so zieht ihn die Zeit allmahlich tiefer verwandeit Rückschluss mehr auf ihre Herkunft zu machen war. und tiefer — bis er fallt. Die vorn aufwarts wachsende Denn wer wollte heute aus freien Stücken annehmen, Frisur und die Rischen müssen ihn demnachst hinabstossen. dass dieses seltsame Ding, das urns Jahr 1864 am Hinter- Noch in den neunziger Jahren machte der Kiepenhut ver- kopf der Damen hing, der Urenkel des Quâkerhutes oder schon manche Verwandlung durch, indem der Winkel ^¿erT"iben" der Urvetter des schwarzen Zylinderhutes, da beide den- zwischen Krempe und Kopf sich in einer sanften Biegung selben Urgrossvater haben, sein kônnte? Und doch ist loste (Taf. 100, 5), auch wohl zur geradem Linie streckte, es in der Tat so; beide sind Zweige desselben Stammes, so dass es schien, als sei nur noch der Hutkopf da und also ganz mit Recht Zeitgenossen und mit Recht gleichen die Krempe ganz weggefallen (Taf. 100, 6). Doch blieben Schicksals; beiden steht der letzte Tag in naher Aussicht: beide Teile durch den Bandbesatz immer angedeutet. Auch den Zylinder verdrangt der alte Filzhut oder im Sommer setzte man wohl wieder eine Nackenkrempe an (Taf. 100,5): der gleichgeformte niedere Strohhut (Panama); der Damen- kurz, man stutzte und stümperte an dem unbeholfenen hut wird durch den runden, welcher dem der Manner ganz Dinge damais wie heute herum, ohne der Schonheit, ja ahnlich ist, fast aus alien Besitztümem verdr&ngt und ohne auch nur der Nützlichkeit damit dienen zu konnen. ist bereits auf wenige Kopfe eingeschrankt. Der „letzte Denn sollte letzteres der Fall sein, so musste man der Versuch" war ein ,erster Versuch" und der alte frühere ersteren ins Angesicht schlagen durch eine unmassige Ver- Damenhut (die Kiepe) steht jetzt beim letzten.) Diese grôsserung der Krempe, wie denn auch solches im Laufe Bemerkung aus der 1. Auflage hat sich seitdem bewahrt: der Zeit versucht wurde (Taf. 100, 3). der Zylinder ist ein Genosse des Fracks geworden, d. h. Inzwischen hatten in den siebziger und achtziger er ist nur noch für besondere feierliche Gelegenheiten im Jahren die emanzipierten Damen gewohnlich den runden Runder Hut Gebrauch; der tagliche Verkehr kennt nur bequeme Hüte Hut, wie ihn die Lowen des Tages trugen, auch getragen, von aUerlei Form. Und bei den Frauen ist neben der um anzudeuten, welcher Richtung sie folgten. Doch Kiepe, die sich seitdem sehr oft verwandelt und vergrossert blieben das immer nur vereinzelte Erscheinungan, gegen hat, der mnde Hut, sogar auch der aus Rubens Zeit, in die grosse Menge der Nichtemanzipierten gehalten. haufigen Gebrauch gekommen. Die griechische Sucht hatte zwar den Entwicklungs- Anfangs erschien bei den Frauen der Hut in derselben gang der Hüte etwas gehemmt, aber nicht aufgehoben, Form, in welcher er einst vor 100 Jahren den Schauplatz denn sie waren nicht einmal verdrangt worden und passten seines Ruhmes verlassen hatte, mit breiter Krempe und ja auch in ihrer eigentümlichen Lage oder Haltung recht niedrigem Kopf ohne irgend welche Besonderheit als ein gut auf die nach hinten strebende griechische Frisur. Unter buntes Band oder eine Schleife zur Verzierung (Taf. 93, der Kaiserzeit wurde natürlich der alte Pfad mit frischen 19; 94, 1 u. 8). Bald aber fing das Spiel der Laune an. Kraften aufgenommen und verfolgt. Da wurde der Kopf zum Verschwindep verkleinert (Taf. 98, Wenden wir uns nun vom Scheitel zur Sohle. 12; 98, 1 u. 6), die Krempe geschmalert und Fedem und Blumen aufgesteckt (Taf. 98, 6 u. 9), der ganze Hut durch- b) Fussbekleidung. aus kraus und faltig gehalten (Taf. 98, 13) oder die Art, Wie wir schon oben andeuteten, wurden die Schuh- schuhmacher ihn zu tragen, neu ausgedacht: jetzt klebte er sich vorn macher in dieser Zeit zu den „Künstlern" gerechnet und KOnstier über der Stirn steil in die Hohe (Taf. 98, 9); jetzt stülpte in Paris nannten sie sich auch so. Denn seit 1750 legten er sich hinten auf den Hinterkopf in ebenso verwegener Manner und Frauen dort den grossten Wert auf schone Haltung (Taf. 98,16), dass man kaum begriff, wie er sich Schuhe und zahlten ganz unbegreifliche Summen für die- hier oder dort hielt. selben, als ware ihre HersteUung wirklich das Ergebnis Qaakerhut Als uuu um 1790 bei den Mannem die hohen spitzen der tiefsten Studien und seltenster Kunstfertigkeit. Puritanerhüte so sehr in Aufnahme kamen (Taf. 100, 8), Traten auch die Frei- und Schongeister schon seit da fanden sie auch bei den Damen Anklang (Taf. 100, 1) 1770 und einzelne noch früher in Stulpstiefeln ein- stuipstiefein und aus ihnen entwickelte sich nun seit also 90 Jahren her, so war dies doch bei grosser Gala nicht erlaubt; da eine neue Familie von Kleidungsstücken. Da man jetzt mussten auch sie sich zu Zwickelstrümpfen und schwarzen VIH. Das 18. Jahrhundert seit 1720, 325 Scliuhen mit roten Absatzen und grossen Silberschnallen schwanden sie ganz (Taf. 100, 1 u. 4). Dafür setzten sich bequemen. Diese letzteren konnten oft noch durcb kunst- Bander zu beiden Seiten an, mit denen der Schuh, denn volle Arbeit oder Juwelenbesatz liochst kostbar sein. So man trug sich ja griechisch, als Nachbild der Sandale war es seit vielen Jabrzehnten gewesen, so blieb es auch befestigt wurde, indem sie sich kreuzweise über den nocb bis zur Devolution Spann von 1789, ja ini grossen ganzen und um die Knôchel schlangen bis (Taf. 100, 4 u. Scbluss 15). zum dieser Període. Zwar fanden unter den Als am Kopfe die hohen Frisuren und Hauben sich Republikanern die Stiefel, die sclion seit 25 Jahren das senkten, dr sanken auch die hohen Absâtze und ver- Absatzc Zeichen freierer Denkart sein sollten, frohliche Aufnahme schwanden: das Weib erschien unten und oben wieder in (Taf. 100, 10 u. 17), doch wurden sie nicht ein notwendiges seiner natttrlichen Hohe — und iibrigens in seiner natür- Siück, wie das puderlose Haar. Auch die Incroyables, lichen Breite — denn auch die letzten Nachkommen des die meistens dem Stiefel den Vorzug gaben (Taf. 100, 17), Reifrockes, die Kuls etc., fielen samt der Schniirbrust. So trugen doch auch bisweilen Schuhe und Strümpfe (Taf. hatten sich also die hohen roten Absâtze etwa 150 Jahre 100, 16). gehalten (1640—1794) — das lehrt uns, Geduld zu haben. Schuhe und Seit dem Herbste 1796 schienen diese beiden sogar Die strümpfe Trachtengeschichte hat Avie die Weltgeschichte, deren Oberhaud gewinnen zu wollen; die Direktoren und ihre Dienerin sie ist, einen langen Atem. Anhânger gingen so (Taf. 100, 9). Aber noch vor dem Diese ausgeschnittenen niedrigen Schuhe erhielten sich sandaien- Schlusse des Jahrhunderts neigte sich überall die Wag- bis zur Kaiserzeit und noch weit dariiber hinaus und die stiefel vor- schale zugunsten des Stiefels und so ging er ais Sieger eintretende Zwischenzeit der antiken Tracht konnte sie herrschend dieser Zeit ill die neue hinüber (Taf. 100, 18). Zwar ohne grosse Mühe zu den etAva geAviinschten Sandaien ver- blieb der Schuh noch lange Zeit Hoftracht und ist es wandeln oder auch gleich als solche ansehen, denn es auch bis heute geblieben, aber der Stiefél steht selbst hier war fast nur die Sohle mit einer kleinen Tiite vorn für als ein gleicher ihm gegenüber und kann nicht mehr ver- die grossten Zehen (Taf. 96, 4), Avas den damaligen Schuh liannt werden. bildete. Die Form, in welcher er zuerst auftrat, war ebenfalls In den Stoffen bheb man so Avâhlerisch wie friiher, die dem englischen Reitkostüm entlehnte: steif und mit doch fielen seit der Revolution mit den Absatzen auch die hellbraunen Stulpen bis ans Knie. So blieb er auch Stickereien weg. Sieger und erhielt sich in dieser Form bis ins neue Jahr- Beilaufig sei noch bemerkt, dass neben dem Stiefel oamen- hundert vorherrschend (Taf. 100, 17 u. 18), obwohl neben auch der Aveit ausgeschnittene Danienschuh bei den Lowen ¿en^M^unneni ihm auch Stiefel ohne Stulpeu und sogar schon Halb- des Tages für besonders elegant gait und als solche Aus- stiefel auftauchten. Er, ais der erste, behielt das nieiste zeichnung auch schon vor der Revolution wie wâhrend Ansehen und den grossten ümfang. derselben von ihnen getragen wurde. Es kam Avie immer nur darauf an, sich vor den anderen auszuzeichnen Frauen: Die Frauen und dazu konnten auch die geraden Gegensâtze dienen hatten schon in der ersten Zeit dieser Període ihre Schuhe (Taf. 99, 4 u. 9; 100, 16). ais wichtige Stücke ansehén gelernt, da der Reifrock sie Schuhe etwas sehen liess. Dies geschah nun noch mehr und so c) Kleiduiig. wichtig gj;eigej.^e sich auch die Sorgfalt für deren Schonheit und Gerade im Anfang dieser Période liess der Konig Die Pracut Ausschmückung. Vorn mussten sie zierlich zugespitzt Louis XV. eiu Gebot ausgehen, Avelches deutlich zeigte, Hohe sein; die roten Absâtze liebte man sehr hoch und spitz Avohin die ganze Zeit gerichtet Avar. Als nâmlich 1751 fohien Ahsâtze g—iQ seitlich mit sanftem Ausschnitt die Geburt des Herzogs von Burgund gefeiert wurde, ver- versehen (Taf. 98, 4, 5, 6 u. 13). Ihr Preis aber wuchs bot der Konig ausdrücklich, dass nicht etAva jemand bei Sehr kostbar vou Tag ZU Tag mit ihrer immer kostbarer werdenden Hofe im einfachen schwarzen Samtkleide erschiene. Halt Ausstattung. Die Knôpfchen und Rosetten waren oft aus man nun daneben, was Duelos 1740 in seinen Memoiren Gold mit Juwelen besetzt, wie bei den Mannern die sagt: ^Vor 30 Jahren sah man noch niemand auf der Schnallen. In historischen Sammlungen findet man aus Strasse in Samt gekleidet; der erste, der einen solchen jener Zeit oft Schuhschnallen mit Diamanten besetzt, Rock offentlich trug, Avar der Staatsrat de Caumartin' welche zeigen, dass ihr Trager auf seinen Fussspitzen (gest. 1720) — so erkennt man nur zu gut, Avie in diesen zuweilen ein Vermôgen mit sich herumtrug. Seit 1770 30—40 Jahren sich die Vorstellungen geândert hatten. vertiefte man den Ausschnitt auf dem Spann so sehr, wie Was 1720 eine ausgezeichnete Pracht war, wurde 1751 bei einst zur Zeit der Landsknechte an den Kuhmâulern; es Hofe als „zu geAvohnlich" verboten. Auch die reichen blieb nâmlich zuletzt kaum noch etwas Leder rundum Kaufleute und Bürger gingen noch bis 1740 in dunklen Fi-aher stehen (Taf. 98, 13), so gelinde es auch begonnen hatte einfachen Stoffen, trugen kleine Perücken, nur wenig ge- (Taf, 93, 18 u. 14). Die Schnallen und Schleifen ver- pudert, die Strümpfe aus dunkler Wolle, unter dem Knie kleinerten sich dabei, dem kleinen Raum entsprechend, der gebunden, die Schuhe derb mit starken Sohlen, alies ohne ihnen an der Fussspitze noch gegonnt war (Taf. 98, 13), jeglichen Besatz, ohne Spitzen, ohne Bandschleifen. Sie und als in der Revolution dieser noch kleiner wurde, ver- liessen auch ihre Frauen in solcher Weise sich tragen. 326 Die Neuzeit. freilich nicht ohne Reifrock, denn ohiie diesen hátte sich Guillotine in demselben Jahr begonnen hatte, und dass keine zu zeigen gewagt. mit ihrer zunehmenden Beschaftigung auch die Halstficher Aber scbon 1745 klagt Barbier, ,dass in Paris jetzt zunahmen. Wollten sich die Leute gegen jene verwahren? stánde alles durcheinander gehe in grosser Verwirrung der Stande; — Die wfitendsten Jakobiner ver- trugen die dicksten Hals- mischt in Stand bebalte seine Tracbt; die Künstler und Kauf- tficher, als batten sie die Ahnung, dass sie ffir ein be- lier Tracht leute recbneten sicli nicbt mehr — zum Volke, sondern gingen stimmtes Ende reif seien. Bei der Menge aber schien gekleidet wie der Adel. Dieselbe Klage erhebt einige es als Regel zu gelten: Je dicker das Halstuch, desto mehr Zeit nachher ein anderer Scliriftsteller und fiigt binzu: Man Freiheitssinn hatte der Trâger. Die echten Incroyables begegne ihnen auf Tritt und Scbritt, denn sie kleideten trugen deren zwei oder drei fibereinander gebunden (Taf. sich nicht nur, um die Herren zu spielen, wie der Adel, 100, 16 u. 17). Auch konnten dieselben jetzt farbig sein;' sondern trieben sich auch wie dieser müssig auf den das Weisse war nicht mehr ausschliesslich beliebt. Strassen herum und ihnen ahmten bereits die Friseure, Daher kam es auch, dass der Jabot, der sich bisher die Schneider und die Ladendiener nach." So geht aus in vollem Anséhen behauptet hatte (Taf. 99, 4—10; 100, 8), diesen Notizen recht klar die Steigerung der Eitelkeit und jetzt ffir einige Zeit seltener wurde, und gerade bei den des Übermutes hervor, wie sie in Paris begann und sich Incroyables kaum zu finden war (Taf. 100, 11, 16 u. 17). von dort nach alien Seiten hin verbreitete. Sie liessen es entweder bei dem blossen Hemd bewenden Infolge jenes oben erwahnten Verbots (1751) er- oder knopften die Weste bis an den Hals zu. Erst mit schien nun der Hof in hochster Pracht. Schwarzer Samt dem Kaisertum gelangte auch der Jabot wieder zu grosserer, Verschwen- ward nicht gesehen, sondern nur farbiger, der mit Gold wenn auch nicht zu unbedingter Anwendung. oder feinen Spitzen besetzt war, oder Kleider aus Goldstoff Die Weste feiert in unseren Tagen ihr 140jahriges und dergleichen. Am prachtigsten gingen der Herzog Bestehen. Denn obgleich um die Mitte des Jahrhunderts von Penthièvre und sein Schwiegersohn, der Herzog von ihre Vorlauferin, das Wams, noch in voiler Kraft zu Chartres: Ihre Rockknopfe waren mit Diamanten besetzt. stehen scheint, so ist es doch schon um 1770 verschwunden Alie Hoflinge überboten sich in Uppigkeit und Verschwen- und die Weste hat seinen Platz inne. Der Unterschied dung, da der Konig selbst es wünschte. Die Kleidung zwischen beiden ist derselbe, wie zwischen dern Ganzen verschlang den ganzen Ertrag ihrer Landgiiter. Und wie und seiner Halfte; die Weste ist nur ein halbes Wams. es in Frankreich anfing, so setzte es sich leider! nur zu Die Entwicklung war auch hier ganz organisch vor sich sehr! in den Nachbarlandem fort. Auch hier nahm die gegangen. Seit der Rock bis ans Knie reichte, gewohnte Prachtliebe iiberhand und untergrub den Wohlstand, be- man sich daran, die Oberschenkel nicht nur vom Beinkleid, senders des Adels. Louis XVI. versuchte vergeblich dem sondern auch noch voîi oben her verdeckt zu sehen. Dies Luxus zu steuern; ihm fehlte durchaus die Kráft dazu, geschah zunachst durch das Wams, welches sich zu dem und so riss ihn die Flut in den Abgrund. Zwecke bis fast ans Knie verlangert hatte (Taf. 96, 10 u. Die Kleidung machte in dieser Zeit verschiedene 11). So war es aus der vorigen Període fibemommen; so Wandlungen durch, die noch in unsere Tage hereinreichen. hatte es diese bis zur Mitte des Jahrhunderts beibehalten Wenii wir von oben beginnen, begegnet uns zunachst (Taf. 98, 8; 94, 5). Von nun an aber wurde der Geist Haistuch Halstuch und Jabot. Ersteres fehlte zwar in den ersten des Zopfes fibergewaltig. Sparsamkeit, Enge, Steifheit, und Jabot jaii].2ehnten meistens (Taf. 99, 4), aber schon in den Nfichternheit drângten von alien Seiten auf das mannliche achtziger Jahren stellt es sich aufs neue ein, gewohnlich Kostfim ein, und so konnte es nicht fehlen, dass man dem aus feiner weisser Leinwand. Die vor der Mitte des Jahr- Wams die langen Schosse bis zur Halfte der Oberschenkel, hunderts gebrauchlich gewesene schwarze Halsbinde sah dann noch weiter hinauf abschnitt, bis sie kaum noch man nachher nur noch seiten (Taf. 94, 5 u. 7); wohl aber den Unterleib bedeckten (Taf. 95, 2, 7, 8 u. 10—12). So erhielt sie sich beim Militar, doch ohne Schleifen (Taf. 95, erffillte es zwar seinen Zweck nicht mehr ganz; es konnte 10—14). Zugleich mit dem Halstuch trat auch der um- nicht mehr als Hauskleid dienen. Aber man hatte ja Hemdkragen gelegte Hemdkrageu auf, der schmal und dreieckig, wie noch den Rock und behielt also diesen auch im Hause die Vatermorder, erschien. Es wurde diese Tracht nicht an. Der TJberrock war nun nicht mehr bloss eine Aushilfe gleich durchgreifend, sondern fand erst am Schluss des ffir die Strasse, was er doch als Nachfolger der Schaube Jahrhunderts Aufnahme unter die Notwendigkeiten der sein sollte; er wurde nun zum Leibrock, d. h. zum un- Kleidung, dann aber mit emporstehenden, nicht mit um- entbehrlichen Kleid auch im Hause; man musste ihn gelegten Spitzen (Taf. 100, 18). iramerfort auf dem Leibe behalten. Halstuch Das Halstuch aber erhielt sich gleich seit seinem Das Wams war verstfimmelt. Was lag nun daran, neuen Erscheinen und wuchs mit der schwellenden Flut ob es noch Armel hatte, sie kamen ja nie mehr vor die zu immer grosserem Umfang an. Im Jahre 1790 war Augen der Welt; ja sie waren jetzt nur noch lastig. Also es noch ein einfaches weisses Tuch, aber schon nach Er- fielen sie. Und das schonste Rfickteil war auch ganz un- klarung der Republik (September 1792) fingen die Hals- nfitzerAveise aus Samt oder Seide, oder woraus nun das tiicher an zu wachsen, so dass sie bald vorn fiber das Wams bestand. Ganz ohne Zweck wurde es von der Kinn hervorragten. Seltsam genug, dass die Tâtigkeit der Innenseite des Rockes verschabt und zerstort. So tat man VIII. Das 18. Jahrhundert seît 1720. 327 klüger, man verfertigte es aus einem schleclitereii, billigeren wo man dunkle, olivenbraune, grasgrüne oder dergleicben und derberen Stoff, aus Leinwand, Baumwolle oder der- Hosen trug (Taf. 100, 16 u. 17). gleichen — die Weste war fertig; ein neues Kleid Der plotzlicbe Wecbsel von dunklen Hosenstoffen zu Warns war erfunden! Sie blieb in Geltung; das Wams ver- bellen war, ebenso wie die Verlangerung der Beinkleider, ve.ochwindet ¿gj. jgüJine des Daseins. wobl aucb grosstenteils durcb die engliscbe Reittracht, die Aus der Ersparnis des Rûckteils, der Armel und der sicb scbnell zum Kostüm der freieren Geister erbob, ber- Schosse liess sicb aber eine solcbe Ausschmückung des vorgerufen worden. Die ursprünglicbe Wurzel der bellen Vorderteils erreicben, wie nur die Reicbsten früber ibr Farben mocbte vielleicbt beim Militar zu sucben sein Wams batten tragen konnen (Taf. 96, 10 u. 11), und so (Taf. 95, 3, 7 u. 8), wo gelbe und weisse Lederbeinkleider Weste bescbenkte man jenes an der Galaweste reicblicb mit gol- mit Stiefeln langst eine sebr allgemeine Tracbt waren verziert g^gj. gilbemen Borten an alien Saumen (Taf. 95, 2), (Taf. 95, 10 u. 11), so dass nur nocb die gelben Stulpen mit Seidenstickerei in allerlei Mustern, die sicb über die feblten, um die bezeicbnete Tracbt berzustellen. ganze Brust ausbreiteten. So kamen die alten Damast- Die Frei- und Scbongeister trugen seit 1770 sowohl werther- stoffe, deren man sicb früber so gern bedient batte und in Frankreicb als in England und Deutscbland, so lange die seit einiger Zeit zu verscbwinden drobten, wieder in sie nicbt in Gala erscbienen, gelbe lederne Beinkleider und Aufnabme, und die Musterzeicbner erbielten neue Bescbaf- Stulpstiefeln, dazu gelbe Weste, i'rack und Zylinderbut. tigung für die Seidenweberei. In Deutscbland war dies durcb „Wertbers Leiden" zur Andere In deii beiden Jabrzebnten vor der Umwalzung ent- Wertbertracbt geworden, die in Weimar sogar boffabig Anderungen y^ickelte sicb nun der Westenscbnitt so vielfacb, dass es war, seit Gotbe sie 1775 mitgebracbt batte. Die Hose Westen mit langeren oder kürzeren, aucb solcbe ganz musste sicb dabei in die Stiefeln senken, und so war es nur obne Scbosse gab, die also unseren gleicb waren (Taf. 99, eine weitere Folge dieser R,egel, dass, als in den ersten 4—10). Mit der Lange standen und fielen die Tascben Jabren der Revolution der Stiefel allgemeiner wurde und und ibre Patten, und ebenso scbwankte die Zabi der man aucb kurze Halbstiefeln trug, sicb nun die Hose so Knopfreiben zwiscben eins und zwei. weit verlangerte, dass sie aucb nocb in diese bineinreicbte. Ausschnitt Der Ausscbnitt auf der Brust blieb wegen des Jabots; So war sie denn bereits bis in die Mitte zwiscben Knie der Weste einige Revolutionsbelden, wie scbon erwabnt, gingen und Knocbel gelangt. Nun nocb ein tücbtiger Ruck und mit zugeknopfter Weste, verscblossen und ganz erfüllt von sie stiess auf den Fuss. Und er wurde gemacbt dieser dem Gefûbl ibrer Wicbtigkeit, Vielleicbt scbien es ibnen Ruck, 1794, nocb unter Robespierre — die Pantalons Lange nosen aucb unrecbt, den Wascbfrauen zu viele Mübe zu macben. waren geboren. Seltsam genug, dass gerade diejenigen Die mittleren Stande trugen die Weste aus einfacben ibre Erzeuger sein mussten, die kurz zuvor bebauptet batten, stoff und einfarbigen Stoffen, und aucb der Vornebme tat dies man braucbe gar keine Hosen, und daber nocb lange Gestickt für den gewobnlicben alltaglicben Gebraucb. Die gestickten „Sansculottes" gescbolten wurden. Diese Scbwarmer für . oder Westen blieben für festlicbe. Ge- nackte Beine mussten die Erfinder der Hosen sein, gewirkt seiden®gewirkten langen legenbeiten bewabrt. Sie waren aus den auffallendsten die in solcber Gestalt weder dem Mittelalter nocb der Gegensatzen in der Farbe, von der buntesten, tollesten Neuzeit bisber bekannt waren. Denn die Beinkleider des Zeicbnung. Arabesken berrscbten vor. Da sass auf den Mittelalters waren, genau genommen, Strümpfe, und nur Zweigen allerlei Geflügel und Wild; allerlei Pflanzen und die Brucbe der alten Galber und Franken kann einige Kraut wucbs durcbeinander, Elefanten und Krokodile, Abnlicbkeit mit der Hose beansprucben. Aber sie wurde Kanincben und Scblangen, Pferd und Esel, Hund und Katze: in die Strümpfe gesteckt und reicbte bei weitem niemals alies wobnte da ge ütlicb mit allerlei Leuten in allerlei so bocb am Korper binauf als, die Hose. Nur im Alter- Laubwerk friedlicb auf einer Brust beisammen und ein tum bei den Kleinasiaten und Skytben finden wir wirk- Herz erwarmte die ganze seidene Scbopfung mit seinem licbe Hosen. Scblag. Der Gescbmack, das Scbonbeitsgefübl war, wie Was also die deutscben Landsknecbtf angefangen, das so vieles andere zugleicb, verdorben; er lag im Sterben. sollten die franzosiscben Republikaner von 1794 vollenden. Beinkieid Das Beinkleid rückte seit 1750 vom Knie nacb Jene batten den Scbnitt am Knie gemacbt und dadurcb unten vor, so dass es erst unterbalb desselben, da wo bis- ein Ganzes in Strumpf und Hose geteilt (S. 248); diese ber das Band lag, mit dem Strumpf zusarnmentraf. So vollendeten die obere Halfte zu einem neuen Ganzen, zur bielt dieses gleicb beide fest vereinigt (Taf. 99, 4—10). langen Hose. Vorlaufig blieb es nocb eng und anscbliessend, wurde aber Vorlaufig aber blieb diese nur eine Tracbt der In- seit 1770 aucb aus bellen Stoffen getragen, unter denen croyables, bis sie bald darnacb aucb in Deutscbland Nacb- Nankingbose sicb ' der Nanking bervortat. An seiner Statt sab man abmer fand. Die tollsten Tagesbelden trugen sie weit; die überhaupt aucb gelbes oder weisses Leder oder andere belle Stoffe. gemassigteren enge. Der Stoff war gewobnlicb Nanking. belle stoiFe Umscblag War also ziemlicb jabe aus scbwarz in weiss Als nun 1791 das Unglaublicbe gescbab und Friedricb Einfdhrung oder gelb erfolgt. Diese Farbenliebbaberei blieb aucb bis Wilbelm III. von Preussen in Pyrmont eines Tages in ugutschiand zum Ende des Jabrbunderts (Taf. 100, 8, 11 u. 18), mit langen Hosen berumspazierte — da stand der nobeln Welt einer kleinen Unterbrecbung wabrend des Terrorismus, zunacbst das biscben Verstand still, das ibr damais nocb 328 Die Neuzeit. übrig war, und dann setzte sie ihre Beine ebenfalls in bei den Reitern, spater aucb bei der Infanterie, die Sitte Rock zum langen Hosen in Bewegung. Der Bann war gebrochen: eingefûbrt, die binderbcben Rockscbosse vorn zuruck- ye^andoit strumpf der Strumpf verscbwand in Dunkelheit und ward seit- zuscblagen und in dieser Lage durcb Knôpfe zu befestigen unsichtbar nicht uiebr geseben. (Taf. 95, 7, 8, 10 Ü. 11). Wenn es Not tat, knopfte oder Seine letzten Und er batte sicb gerade in der letzten Zeit seit 1770 bakte man aucb die binteren Ecken nacb vom zurück nocb so lieblicb und zuvorkommend gezeigt. Er batte (Taf. 95, 3 u. 12; 96, 5 u. 7). Dadurcb kam das bunte Streifen —■ borizontale und vertikale, aucb solcbe im Futter des Rockes in Farbengegensatz zum oberen Stoffe Zickzack (Taf. 99, 4, 6 u. 8; 100, 11 u. 16) — angenommen; und das gefiel. Was anfangs Bequemlicbkeifc getan batte, er batte sie in bunten Farben scbimmern lassen; er war wurde nun zur Regel, und nocb einen Scbritt weiter, nacbgiebig binabgerückt, so weit die Hose es forderte: und so wurde der Rock gleicb so gemacbt als sei er um^ nun docb fiir alle diese Friedfertigkeit und Geduld keinen geknopft, d. b. man scbnitt die Scbosse vom ab und setzte Lobn als den, vollig beseitigt, unterdrückt und vergessen das scbeinbare Unterfutter gleicb oben fest auf. So ent- zu werden! Bei Galatracbt war er aber stets ganz weiss stand der Frack, vorlaufig militariscb, bunt aus zweierlei erscbienen und batte aucb den Zwickel niebt feblen lassen Tucb, bald aber, da man den preussiscben Offizieren gern (Taf. 99, 9). Unser Jabrbundert kennt ibn aucb bei solcben nacbabmte, da obnebin aucb die engliscbe Reittracbt dies Reitfrack Gelegenbeiten nocb an mancben Hofen. tat, bloss aus einerlei Tucb, so wie wir ibn nocb heute Rock Der Rock endlicb macbte ebenfalls grosse Verwand- kennen. Es war der vom ausgescbnittene Rock, wie er lungen durcb. Die goldenen Tressen und Borten, die Gold- in den secbziger Jabren aucb bei den Biirgem immer stickereien, die ibn nocb bis zur Mitte des Jabrbunderts baufiger erscbienen war und wie er seit 1770 als eng- verziert batten, verscbwanden mebr und mebr (Taf. 94, 5 liscber Reitrock die Tracbt der Emanzipierten wurde. So u. 7). Die breiten Aufscblage wurden scbmaler und finden wir ibn bald überall verbreitet und in den acbtziger scbmaler und sassen endlicb an dem immer enger und Jabren in Frankreicb sebr beliebt (Taf. 99, 4, 6—Ô). Der langer werdenden Armel unten am Handgelenk als un- eigentlicbe Rock sab sicb bereits angegriffen in seiner begreiflicb überflüssige Anbangsel (Taf. 99, 3—10). Nun Allberrscbaft und teilweise zurûckgedrângt. konnte man natürbcb nicbts mebr von den Hemdarmeln Hatte sicb der Justaucorps wegen der grossen Staats- seben als die Manscbetten. An dem zusammengescbrumpften perücke mit gar keinem (Taf. 96, 9—12) oder nur einem Rocke konnten aucb die Tascben, Knopfe, Knopflocber kleinen Stebkragen begnûgen müssen, so lag jetzt bei dem und dergleicben nicbt mebr den grossen Scbnitt bebaupten; Zopfe kein Grand mebr fûr solcbe Bescbeidenbeit vor. aucb sie trockneten mebr und mebr zusammen, bis sie zu Jetzt war Platz genug da, und so rückte der Rock am Rock mit der niicbtemen Gestalt wie am beutigen Rocke wurden. Halse binauf mit immer bober anwacbsendem Kragen, Frack Die Durcbgangsform bildete der Frack. Aucb er wurde, bis dieser endlicb sicb oben umklappte und mit dem bunten wie einst sein Vater, der Justaucorps, vom Militar erfunden Futterstoffe den Hals umgab (Taf. 95, 12 u. 14). Mit ibm und von Fiirsten eingefûbrt. Jenem batte Ludwig XIV., zugleicb waren aucb die beiden Braststficke des Rockes diesem Friedricb Wilbem I. zu seinem Fortkommen ver- gewacbsen und legten sicb aucb zugleicb mit ibm um — holfen, docb auf verscbiedene Weise. Louis batte den als Klappen, die beim Militar ebenfalls bunt erscbienen Justaucorps selbst angelegt und ibn dadurcb eingefûbrt; (Taf. 95, 3, 7, 8 u. 10; 99, 11 u. 12), bei den Zivilpersonen Friedrich Friedricb Wilbelm aber trug nicbt selbst einen Frack, dagegen aus demselben Stoff wie der Rock oder Frack ■vv liheim I. gewohnlicb die Militaruniform. Man kann ibn bestanden (Taf. 99, 4—10). Mancbe freilicb liebten es dem den Erfinder dieser Fürstenmode nennen, obne dass er Militar nacbzutun und zu Kragen und Klappen anderen Kragen bunt daran dachte, dass sie solcbes werden konnte. Er trug Stoff zu nebmen, wabrend sie docb bei den Aufscblâgen das Kleid des Standes, der ibm der liebste war und dem der Armel nicbt daran dacbten (Taf. 99, 6 u. 7). Bei den er vorzugsweise Krâfte, Zeit und Geld zuwandte. Ibm Soldaten waren aucb diese mit Recbt, so wie Kragen und folgten vorlaufig die Fürsten nicbt; er stand mit dieser Klappen und wie die scbeinbaren Umscblage der Rock- Liebbaberei allein unter seinen Zeitgenossen. Louis XV. scbosse, aus anderem Tucb. batte eine ganz andere und ibm pflegten die meisten Es war ein Zeicben der Zeit, als bei der Versammlung regierenden Haupter, aus alter Gewobnbeit der Nacbfolge der Notabeln (Februar bis Mai 1787) die Mitglieder aus gegen Frankreicb, nacbzuabmen. dem dritten Stande im Frack erscbienen. Sie waren es, Frack aia Aber mancbe andere, wenn aucb keine Fürsten, folgten welcbe forderten und besonders auf Verbesserungen drangen ; yreísinnígTn dem preussiscben Konige nacb, namlicb seine Offiziere. der Frack wurde dadurcb das Zeicben der Freisinnigen: Diese, aucb wenn sie ins bürgerlicbe Leben zurücktraten, er macbte jetzt Epocbe. Von nun an war er Parteitracbt bebielten baufig aucb bier den Militarrock bei. Ganz und breitete sicb durcb die Revolution immer mebr aus allgemein wurde diese Sitte unter dem grossen Sobne Fried- (Taf. 100, 8). Unter der Scbreckensberrscbaft wurde er fast Friedrich II. ricb IL, denn jetzt baftete an dem preussiscben Soldaten- ausscbliesslicbe Tracbt (Taf. 100, 10, 11, 16 u. 17). Bei dem rocke der Rubm des grossen Konigs. Man ebrte diese republikaniscben Militar braucbte er nicbt erst eingefûbrt Uniform überall bocb um der Siege willen, die jener er- zu werden (Taf. 100, 12—14), da scbon Louis XVI. den Frack focbten batte. — Scbon langst aber batte sicb, anfangs zum Uniformrock erboben batte (Taf. 99, 12—16). vin. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 329 Als aber nacb dem Regierungsantritt des Direktoriums Die Damen liessen ibre Reifrocke nacb Herzenslust sicb Reifrock Frack der Frack die unbeschrankte Herrscbaft über alie Franzosen biaben und wolben 4 u. Aber scbon seit aiigemem (Taf. 98, 5). 1770 mussten die echten Stutzer zeigen, dass sie sich wurden sie bier und dort in die Enge getrieben. In Wien solcher Gewalt uicht unterwerfen wollten und suchten also wurde der Reifrock durcb Joseph II. verboten, docb das in ihrer widersetzlichen Laune eine nene Tracht. Auch wirkte natürlicb nur auf den dortigen Hof. In der Gala- diese Torheit fiihrte zu einem beilsamen Resultat. Sie tracbt blieb er nocb immer unentbebrlicb bis gegen 1780 stutzer im griffeu nâmlich zurück zum Rock, gaben ihm aber am Rock. (Taf. 98, 9—11), wabrend man ibn beim Neglige aucb ]jyagen und auf der Brust denselben Schnitt, welchen der scbon seit 10 Jabren kaum nocb trug. Manche liessen Frack batte, námlicb die umgelegten Klappen und eben- in diesem Jabrzebnt ibre Kleider scbon scblaff berabbtinsren solcben Kragen. Vorlaufig bbeb er (1797) zwar nur (Taf, 93, 18), andere aber sucbten, was rundum verloren stutzeriscbe Tracbt, aber der Scbluss des Jabrbunderts ging, wenigstens binten auszugleicben durcb aufgelegte sab somit docb nocb dieses Hauptkleid der Manner im Wülste, die man je nacb ibrer Gestalt „Culs de Paris" cuis de Paris 19. Jabrbundert, und dieses empfing beimEintritt an seiner oder aucb ,Bouffanten" nannte. Nun senkte sicb zwar Scbwelle bereits die beiden Kleiderformen für das starkere vom die Gestalt von der Scbneppe steil binab, macbte Gescblecbt, mit denen es sicb bis beute bescbaftigt bat. aber dafür auf der Kebrseite eine desto tollere Bauscbe Rock Ubrigens war der Rock den Augen niemals ganz ent- (Taf. 98, 12, 13 u. Dieser letzteren wolbte ais überkieid 15). entsprecbend, g^bwunden. Denn ais der Frack zum Hauptkleide wurde, sicb gleicbzeitig vorn in ebenso übermassiger Grosse ober- musste man docb für den Winter nocb ein Überkleid balb der Scbneppe ein Yorbau beraus, der durcb das baben und benutzte bierzu den früberen Rock in an- Brusttucb oder Ficbu überdacbt wurde (Taf. 100, 2). Fichu gemessener Lange und Weite (Taf. 99, 5; 100, 11). In War bisber die Dame nur dann woblgestaltet, wenn sie dieser Form sab er dem Justaucorps freilicb gar nicbt mebr unten eine ungebeuere Ausdebnung von recbts nacb links abnlicb, um so weniger, als er in den ersten Zeiten aus zeigte und auf dem riesigen gewolbten Unterbau der dUnne buntem, gewôbnlicb gestreiftem Zeug bestand, woraus man nacb unten zugespitzte Oberkorper balancierte, auf dessen aucb Fracks trug (Taf. 99, 4 u. 8). Er scbien ein ganz Hobe sicb ein drittes Stockwerk (aus Drabt) aufbaute und neues IQeid, und so fübrte er auch einen neuen unter- auf dem scblanken nackten Halse bin- und berscbwankte, Surtout scbeidenden Namen: Surtout. Aucb dieser wanderte mit so wurde jetzt der Gescbraack ein anderer. Fort mit den in das neue Jabrbundert binüber, wo er denn die bereits drei Etagen aus Drabt und Fiscbbein! Unten Fischbeiri erlebten Veranderungen und Umformungen weiter fort- oder Drabt im Reifrock; mitten Fiscbbein in der Scbnür- setzte und bald lang, bald kurz, bald enger, bald weiter, brust; oben Drabt in der Riesen frisur: jetzt fielen sie allé bald mit, bald obne Verengung an den Hüften erscbien. drei und wurden durcb weicberes Material ersetzt, durcb Aucb taucbte wobl bier und da scbon im 18. Jabrbundert Polster. Seitlicb wurde die Gestalt scbmaler, aber sie Mantel wieder ein Mantel auf. bauscbte nun nacb vorn und binten aus. Am Kopfe fiel Gaiarock Der Galarock blieb aber bis zur Revolution in die Hauptraasse nacb binten, sei es nun als kugeliger Frankreicb der alte mit breiten Scbôssen, stutzte diese aber Hérisson (Taf. 98, 14), der aucb auf einem Polster befestigt vorn — soweit gab er dem allgemeinen Drange nacb — wurde, sei es als Lockenfülle oder dergleicben (Taf. 98, ein wenig, so dass sie offen standen und dem Frack balb- 18 u. 15), obne oder mit Haube, obne Hut oder mit dem- wegs entgegenkamen (Taf. 99, 9 u. 10). Aucb batte er selben (Taf. 100, 1—6). An der obersten Partie blieb die nocb die Borten an den Saumen, Tascben, Knopflocbem Neigung nacb binten auszubauscben und ihr verdanken u. s. w. Unter der Scbreckensberrscbaft verscbwand er wir nocb beute die Kiepenbüte der Damen. An der mitt- als royalistiscbe Tracbt und als das Direktorium ibn etwas leren drángte sicb alies nacb vorn und wo die Natur nicbt roister auf verandert wieder einfübren wollte (Taf. 100, 9), drang es Fülle genug gewabrt batte, musste die Kunst belfen. Man nicbt durcb, sondern musste scbon 1796 den Frack als warf ein Tucb fiber die bisber nackte Brust und bob dieses Staatstracbt annebmen, der es dann aucb bis zu dem Kaiser- durcb untergelegte Polster (manche aucb durcb Drabt) turn und unter diesem blieb und bis beute geblieben ist. so bocb als man die Ffille zu baben wfinscbte. Manche In Deutscbland und England vollzogen sicb diese Um- konnten kaum fiber ibren Busen binfiberscbauen. Die wandlungen gleicbfalls und nur wenig spater; im ersteren Kulmination desselben fallt in die Jabre 1785 —1790; die teilweise sogar scbon früber, da bier der Militarfrack als Ebre der Erfindung gebfibrt den Englanderinnen, die seit Kleidungsstück vieler Fürsten sebr bald zur Hoftracbt ge- jener Zeit einen meist beilsamen Einfluss auf die Tracbt borte und sicb darum der gewobnlicbe Galarock, ibm ent- fiben. Die untere Halfte des Korpers, der dritte Ab- gegenkommend, durcb allmablicbes breiteres Ausscbneiden scbnitt, wurde, wie gesagt, durcb Culs und Bouffanten nacb an der Yorderseite ibm abnlicb macbte; binten ausgebauscbt, so dass der scbone einfacbe Bau des Korpers durcb drei Ausbauten entstellt war. Das war der Frauen: Die Frauen Gescbmack von 1780—1790, dem jede Frau mit Eifer setzten ibre Bestrebungen in die Breite nocb immer fort, buldigte. obne dass sicb bis zum Tode Louis' XV. irgend etwas Die rascbe Verbreitung der Moden batte einen be- wie sich die ânderte. Bis dabin kam keine Bewegung in die Tracbt. senderen Grund. Die Verscbwendung der Konigin Marie Kretschmer u. Bohrbach, Trachten der VOlker. S. Aqfl. 42 330 Die Neuzeit. Antoinette warf jedes Kleidungsstück, sobald es ihr nicht angelegen sein liessen, die kostlichsten Reize so tauschend mehr neu war, zur Seite und schenkte es ihren Dienerinnen. nachzuahmen und ihr Fabrikat so sauber einzurichten, dass Die Hofdamen beeilten sich, auch dies nachzuahmen, und niemand entdecken konnte, wo am Korper die Natur so sah man morgen die dienenden Frauen in Kleidern endigte und die Kunst anfing. Bald wurde die Manner- einherstolzieren, in denen gestern die Grâfinnen und Vor- welt so misstrauisch, dass sie, wo die Natur Fülle ge- nehmen des Hofes gegangen waren. Die nacbsten An- geben hatte, gleich argwohnte, es sei Künstelei. Es gehorigen dieser dienenden Geputzten wurden aber ent- entstanden Spottgedichte und Flugschriften über die künst- weder auch des geschenkten Gutes teilhaftig oder sie lichen Busen, die so voUkommen seien, dass sie sogar ahmten es môglichst nach, damit sie sich von ihren modem wogen und wallen, ja seufzen konnten und denen es — gekleideten Verwandten doch nicht zu sehr unterschieden. 0 Wunder! — moglich sei, schamhaft zu erroten. Die So erklart sich die Bemerkung fremder Reisenden, dass Fabriken batten vollauf zu tun, deun die griechische Tracht in Paris alies modern gehe von der Konigin bis zur passte freilich nicht für alie Büsten. Im Palais royal Ladendienerin herab, sowohl in den Stoffen als im Schnitt. konnte man noch 1805 Busen von Leder mit künstlicher Den Beschenkten und ihren Angehorigen ahmten natürlich Atembewegung, Hebung und Senkung, das Stück für wieder andere nach und so war jede Mode mit grôsster 7 Napoleonsd'or, kaufen. Ohne solche Bewegung waren Schnelligkeit aus den hôchsten Regionen durchgesickert sie weit billiger, und dann meistens aus Wachs. bis zu den niederen. Ohne jene verschenkten Kleider Erst mit der griechischen Tracht fiel die Schnürbrust, ware das jedenfalls nicht geschehen und so ist freilich fiel die Schneppe volHg; bis gegen 1790 herrschte sie un- die gewissenlose Verschwendung die Wurzel vieler Ubel umschrankt. Spitz und lang und schmal musste die Taille geworden! sein (Taf. 98, 4—15), dann war sie schon. Der Ausschnitt Brusttuch Bei den mittleren und unteren Standen fand das oben war noch so tief wie früher, ja nach vorn noch bei den BOrgennnen Brusttuch, das ja schon mehr als 120 Jahre zuvor tiefer 'J (v1650)/ gesenkt, seitdem man ihn wieder an den Achseln Ârmei zeitweilig an die Stelle des Gollers getreten war, lebhaften eckig machte (Taf. 98, 4, 5, 8 u. 9). Ebenso wie die Brust Anklang. Es deckte den der Mode gehorsamen weiten waren auch die Arme vom Ellenbogen an entblosst. Die Ausschnitt züchtig zu (Taf. 93, 9, 10, 13—15, 17 u. 19; 94, Kleiderarmel reichten nicht einmal so weit und liessen den 1 u. 3). Vom vor der Brust Hess man es gewôhnlich in Manschetten die Pfiicht, den Rest des Oberarms zu ver- einer Schleife oder dergleichen, wenn nicht gar bei feier- hüllen. Seit 1780 wurden sie gar so kurz, dass sie nur lichen Gelegenheiten in einem Strauss, endigen (Taf, 93, wie schmale Achselbander erschienen (Taf. 98, 9 u. 11) 13—15). Die hoheren Stande besetzten es mit Spitzen und so konnte man wieder weite bauschige Unterarmel (Taf. 98, 6, 13 u. 15) oder trugen es oft aus kostbaren tragen, die bis zum Ellenbogen reichten (Taf. 98, 11 u. 12). Stoffen. Zuweilen wurde es auch auf der Brust gekreuzt Lange Handschuhe bedeckten den Unterarm und die Hand. und hinten gebunden (Taf. 100, 2). Lange vor der Schnürbrust fiel der Reifrock und Die Vomehmen trugen jetzt auch statt desselben die wurde, wie bereits erwahnt, durch die Culs und Bouffanten Mantilla spauische Mantilla aus schwarzer Seide, aber nicht ersetzt. Sogleich aber stellte sich auch die durch jenen nach spanischer Weise über den Kopf gelegt — das hatte verscheuchte Robe, das Oberkleid, wieder ein, das sich Robe der Puder auch nicht erlaubt —, sondem nur wie ein bisher nur noch bei ausserordentlichen Gelegenheiten, zu Tuch um den Hals geworfen (Taf. 93, 18; 94, 9; 98, 14). Ballen und dergleichen hatte sehen lassen. Denn die un- Sie war ebenso geschnitten wie heute, mit Falbeln oder geheuere AusdehnUng des Reifrocks hatte die Existenz Spitzen besetzt und hing vom in zwei langen Enden herab. der Robe fast unmoglich gemacht. Sie beschrankte sich Um aber doch den Spanierinnen ahnHch zu sein, legte daher schon lange selbst in der Gala auf blosse An- man gewôhnlich zur Erganzung ein kleines schwarzseidenes deutungen, so dass sie nur als halber Rock — entweder Tuch über den Kopf und band es unter dem Kinn zu der Hohe oder der Weite nach — erschien (Taf. 98, 4, 5, (Taf. 93, 18; 94, 9). 9 u. 11) oder sich gar in einzelne Streifen aufloste und So lange man die Brust bedeckt trug, war der künst- dergleichen mehr. Jetzt aber trat sie seit der Herrschaft liche Betrug und die Vorspiegelung der grossten Fülle der Culs wieder in ihre alten Rechte ein, musste jedoch gar leicht. Als aber 1794 das griechische Kostüm für in bezug auf Ausschmückung dem Kleide den Vorrang die Frauen aufkam und von Jahr zu Jahr mehr um sich lassen. Denn dieses war nun verwohnt durch lange Allein- griff, so dass es endlich von 1799—1805 vorherrschte, da herrschaft und wollte sich seine Spitzen, Fabeln, Girlandei|r/ war bei der unumganglichen Nacktheit die Sache schwerer. Schleifen, Buketts und dergleichen nicht wieder nehmen Doch die Englander schafften Rat. War es schon langst, lassen (Taf. 98, 4, 5, 9 u. 11). Daher musste sich die Robe seitdem man kurze Armel und lange .Handschuhe trug, auch bequemen, wieder vorn offen zu stehen wie sonst Sitte geworden, durch hohle Wachsarme, die man uralegte, (Taf. 100, 1) oder auch kürzer als das Kleid zu sein oder den eigenen natürlichen Gliedmassen soviel Fülle zu geben, sich aufnehmen zu lassen, um dessen untere Stickerei etc. KQnstiiche als man zur Schônheît für nôtig hielt, so wandte man nicht zu verdecken. Seit 1795 aber schwand die Robe Basen ¿¿ggg Aushilfe uun auch auf den Bus en an. Es gab noch allmahlich und verschwand noch vor dem Schlusse des vor dem Schlusse des Jahrhunderts Fabriken, die es sich Jahrhunderts ganzlich, als die antike Tracht durchdrang. VIU. Das 18. Jahrhundert seit 1720. 331 In den neunziger Jahren trugen die' Damen um die denen man die grbsste Feindschaft geschworen hatte, scharpe Hüften breite Scharpen nach Art der Bürgergarde (Taf. konnte man beim besten Willen nicht mehr entbehren. 100, 1). Ehe wir aber in diese Zeit genauer eintreten, sei Die roten phrygischen Mützen dauerten zwei, drei Jahre noch erwahnt, dass auch in der Frauenwelt schon vor 1780 — und verschwanden, wie sie gekommen waren. Auch eine emanzipierte Tracht auftauchte, wie die Wertbertracht die Sandalen wollten nicht passen, der Hosen wegen, und bei den Mânnern. Dass dazu das Weglassen des Puders, die Tunika kam ausser bei den Mitgliedern des Direktoriums xunika der runde Mannerhut oder auch die Dormeuse gehbrte, (Taf. 100, 9), des Rates der Alten und der Fünfhundert wurde schon berichtet. Hier kommt noch das Oberkleid wenig oder gar nicht zur Verwendung. Der ^Burger", hinzu, welches statt der Contouche oder der Robe eine der keiner Versammlung angehbrte, trug Frack, Weste Caraco Weste und eine Art Frack war, den man „Caraco" nannte. und Hosen. Ersbere war vollig die kurze Weste der Herren, letzterer Um so mehr schlug das antike Gewand bei den Frauen eine Jacke mit langen engen Armeln, mit Aufschlagen an, wenn auch nicht gleich. Zuerst versuchte Robespierre und ordentlichen Kragen, und mit etwas kiirzeren, oft sehr bei dem Gottfeste die Einfiihrung desselben, aber der Ver- kurzen, oft aber auch langen Schbssen, wie der Frack such schlug vorlâufig fehl (8. Juni 1794). In demselben (Taf. 98, 13 u. 15). Der Stoff konnte Tuch sein (Taf. 98, Jahre noch trugen sich dessenungeachtet mehrere Damen 13), wie dies zu Anfang gewbhnlich war. Spater, als man ganz griechisch, und zwar zumeist solche, die hervorragende Griechisciic sich mehr und mehr von der Frackform, die zuerst ziem- Stellungen einnahmen. Es waren diese Unternehmungen lich treu nachgeahmt war, lossagte, Avahlte man auch helle zwar keineswegs solche zugunsten der wirklichen grie- leichte Frauenstoffe (Taf. 98, 15). Zu solchem Oberkleid chischen Tracht, sondern mehr eines seinsoUenden antiken passte dann freilich auch — wie dies namlich getragen Kostüms, dessen wichtigste Eigenschaften etwa die waren, wurde — der Spazierstock besser als der Fâcher. dass die Taille durch einen Giirtel dicht unter den Brüsten Contouche Die Contouche wurde durch diese emanzipierte angedeutet war, dass das meist einzige Kleid oder Hemd seitener beeintrâchtigt. Noch um 1770 war sie be- frei und gerade herunterfiel, dass allé Spitzen, Falbeln und liebt (Taf. 98, 6 u. 7) und man sah sie auch noch 10 Jahre dergleichen fehlten, dass das Haar in einem griechischen Nacktheit spater hier und da auf den Promenaden. Doch beschrankte Netz lag und dass vor ^ allem — mb®glichste Nacktheit ^ ^ sich ihr freier herrschend Faltenwurf schon langst nur noch auf das herrschte (Taf. 100, 15). Manche tauschten freilich das Riickteil. Vorn und seitlich lag sie glatt an, wie ein Kleid. griechische Netz mit einem neumodischen Hut oder solcher Als nun die Reifrbcke fielen und die Culs eintraten, konnte Haube und dergleichen mehr (Taf. 100, 4—6). Erst 1799 die Contouche, die gerade das Gegenteil bewirkt hâtte griff die wirkliche griechische Tracht bedeutend um sich von dem, was Culs und Bouffanten wollten, nicht mehr (Taf. 100, 7), und nun wuchs freilich die Nacktheit in getragen werden: denn wozu diese, wenn ihre Wirkung bedenklichem Masse, so dass bei vielen kaum noch von Contouche unsichtbar blieb? So liess man die Contouche fallen und einer Verhiillung die Rede sein konnte. Was einst die griff lieber zum Caraco, der dafiir den ^Effekt der Bolster rbmischen Damen sich im Hause gestattet hatten, in koischen durch seine kurzen Schbsse verdoppelte. Durch seine und amorgischen Gewândern zu gehen, das erlaubte man knappe Enge rundum hob sich das Profil der Rückenseite sich in Frankreich und, wie unzweifelliafte Zeugnisse dar- des Kbrpers um so mehr in seinen Ausbauschungen hervor. tun, auch in Deutschland, besonders am Rhein, bffentlich Doch auch ihm machte die antike Tracht den Garaus. auf der Strasse. Die ganze Verhiillung einer solchen Griechin Der Puder war verweht: Alt blieb Alt; Jung war Jung. oder Rbmerin vom Jahre 1800 soil oft kaum Pfund Die hohen Frisuren waren eingestürzt; das Haar floss in gewogen haben. Leichter Anzug — leichter Sinn — frei- natürlichen Locken um Schlafe und Nacken. Der Titus- lich! Die Pariser ^Burgerinnen" gingen meist so! Arme, kopf wurde beliebt. Die hohen Absatze waren verschwun- Brust und der ganze obere Teil des Kbrpers bis zur Hiifte den; man ging auf einfachen Sohlen. Nun waren auch war fast nackt. Diese Tracht nannte man la sau- Tracht à la des Reifrocks Erben, der falsche Cul de Paris und die vage". Das geschah aber nicht nur im Sommer, sondern Bouffante verschwunden, und man strebte danach, recht — kaum zu glauben! — auch im Winter, und nicht nur natürhch zu erscheinen. Wie konnte dies besser geschehen die Jugend, sondern auch reifere Schbnheiten, die fiber als durch ein Gewand, das teils die Formen gar nicht Vierzig hinaus waren, gingen so. Die Arzte, die dadurch Antike verhüllte, teils nur leise bedeckte. Das antike schien dazu allé Hânde voli zu tun bekamen, predigten umsonst gegen Traciit passendste. Wie man sich in den grbssten Republiken diese gefâhrliche Tracht. Die Mode gebot, die Damen der Weltgeschichte getragen hatte, so wollte man sich auch gehorchten! — Im Winter trugen sie ausser dem dfinnen in der franzbsischen Republik kleiden. Allé Erinnerung Kleid oder Hemd, denn es war beides, noch fleischfarbige an das Kbnigtum sollte fallen. ■ Die Unnatur war ausser- Trikots vom Fuss bis zur Hiifte, bisweilen mit bunten dem zuletzt so hoch gestiegen, dass der Umschwung um Zwickeln und mit Bândern am Knie. Im Schnitt stimmten so machtiger sein muss te. Auch hatte ja die Kunst schon diese Hemden mit der antiken Tunika fiberein und ffihrten Tunika seit langerer Zeit die Antike zum Muster genommen; auch diesseit wie jenseit des Rheins diesen Ñamen. Um warum sollte die Tracht es nicht auch tun? DerVersuch den Obfciiiorper legte sich zuweilen noch ein durchsichtiges schlug zwar bei den Mânnern gânzlich fehl. Die Hosen, Diploïdion (Taf. 100, 7) oder ein beliebiger Schal. Auch 42» 332 Die Keuzeit. dies geschah besonders im Winter. — Mit dem Kaiser- die Hânde in einer gewaltigen Pelzwalze — ein seltsamer reich endete diese antike Krankheit zum Gliick bald, so Gescbmack, wenn iiberbaupt dies Wort passen wiirde! dass sie eben nur ein Lustrum durcbgreifend geherrscht Der Scbmuck der D am en ist zum grossen Teil be- Frau en: In batte. In England jedocb wússte man sicb davon frei zu- reits im Friiberen erwabnt. Ausser dem Gescbmeide im England nabm nur in bestimmtem Masse diese oder Haar trug man aucb vor und wabrend der Revolution jene Einzelbeit, z. B. die bobe gerade Taille, das anliegende Halsbander aus Perlen oder dergleicben (Taf. 98, 11; HaiBbandcr Kleid, eine abnlicbe Haartracbt und dergleicben an, blieb 100, 15), docb war dies keine durcbgangige Mode. Die aber sonst durcbaus bei den Formen und Weisen der Obrgebange, die bei den aufstrebenden Frisuren bis zu Neuzeit steben, diese verwandelnd mit Berücksicbtigung den acbtziger Jabren gebraucblicb gewesen waren, fielen jener, so dass das Resultat sebón und anstandig war. mit den sicb dann niedersenkenden Locken weg, weil sie Zwiscben dem Jabre 1794 und der Herrscbaft der nicbt mebr geseben wurden. Griecbentraebt trat durcb den Feldzug nach Agypten Der Facber blieb im Gebraucb und war nocb immer Facher Türiische wieder das Türkiscbe eine Zeitlang in den Vordergrund; der wicbtige Telegraph gebeimer Botscbaften, Winke und Tracht Turbanbauben, Kleider mit Arabesken und der- dergleicben (Taf. 98, 9 u. 11; 100, 1). Er wandelte sicb gleicben. Docb es verscbwand bald obne Spur. je nacb den Ereignissen um in Facber à la Pompadour, à la Cagliostro und dergleicben mebr. Es gab aucb Facber, als Lavater Epocbe macbte, mit dessen pbysiognomiscben d) Schmuck. Abbildungen; als Wertbers Leiden erscbienen, solcbe mit Degen Bei den Herren blieb aucb jetzt nocb der Degen bei Wertber und Lotte, Albert und Lotte etc. etc. Alies, der Galatracbt notwendig, feblte aber sebon bei der tag- was eben das Tagesgespracb bildete, ging aucb auf den stock licben Tracbt, dem Neglige. Da spielte nur der Stock, Facber über. ein spaniscbes und nocb baufiger ein Bambusrobr, seine Der Handscbube erwabnten wir scbon oben. Sie Handachuhe wicbtige Rolle. Er musste mit scbônem Knopf verseben reicbten nocb in den neunziger Jabren bis an den Ellen- sein und dicbt unter demselben ein Band mit Quasten bogen (Taf. 98,-4 u. 11; 100, 15), und wenn sie aucb tragen (Taf. 99, 9 u. 10). Aucb die Republikaner bebielten wabrend der fiinf Jabre der Antikensucbt fast ganz ver- ibn bei (Taf. 100, 11); die eifrigsten aber und die ecbten scbwanden, so taucbten sie docb imter dem Kaiserreicb Incroyables vertauscbten ibn mit einem ungebeueren Kno- sogleicb wieder auf, um sicb nocb langere Zeit im Ge- tenstock (Taf. 100, 16), denn die personlicbe Freibeit und braucb zu bebaupten. Die Manner trugen nacb wie vor Sicberbeit war durcb den Sicberbeits- und Woblfabrts- kurze, meist von beller Miscbfarbe, braunlicb oder grau ausscbuss nicbt gerade grosser geworden. (Taf. 100, 16 u. 18), wabrend die Frauen aucb jetzt nocb Kostbarkeiten pflegte man jetzt nicbt mebr zu tragen Weiss über alies steUten. ohrringe ausser ein Paar grossen Obrringen, die dem ecbten Stutzer nicbt feblen durfte, und ausser den womoglicb Kriegstracht. Dhren doppelten Ubren mit Gebángen (Taf. 100, 16). Die Tnbaka- Tabaksdosen nabmen gleicbzeitig mit dem Puder Ab- Vieles, was bierber gebort, ist bereits im Früberen scbied, nacbdem sie aucb nocb versucbt batten, sicb dem berübrt worden; es betraf zwar nicbt die Bewaffnung, Geiste der neuen Zeit als Tabatièren à la Necker und wobl aber die Kleidung. — Als dergleicbeiji anzubequemen, Ibre Zeit war um; man woUte leere freie Hand baben; das Spielding taugte zu nicbts a) Kopfbedeckung als zum scblecbtesten Zeitvertreib, und man batte jetzt diente allgemein mit wenigen Ausnabmeu der Hut in der Hut keinen Mangel an Unterbaltung; im Gegenteil batte man gebraucblicben Form, mit den drei Spitzen vorn und auf deren überall zu bedeutende. beiden Seiten (Taf. 96, 1—8). Der Bortenbesatz war nacb In den ersten acbtziger Jabren wird es am franzô- Rang und Zeit in den verscbiedenen Heeren verscbieden, siscben Hofe Mode, dass die Kavaliere in den Zimmern so gut wie die Farbe der Uniform. Unter Friedricb dem Muff mit ungebeueren Muffen an den Hânden umberstolzieren Grossen war aucb der Federbesatz des Hutes (Plumage) bei — wussten sie nicbt, wobin mit diesen? oder wozu sollten den Offizieren wieder gebraucblicb (Taf. 9b, H, 12 u. 14), diese Ungetüme dienen? Sebón in der vorigen Période ebenso bei der franzosiscben Scbweizergarde (Taf. 99, 11). Louis XIV. begegneten wir dem Muff aucb an Manner- Aus diesem Dreispitz entwickelte sicb durcb Erbobung bánden (S. 303), aber damais war er von massiger Grosse der vorderen Spitze die Grenadiermütze (Taf. 95, 3), Grenadier- und nicbt wie jetzt ein RiesenzyUnder, worin sicb beide indem zugleicb die bintere Ki'empe ganz wegfiel, Im Unterarme bis zu den Ellenbogen bequem verbergen konnten. preussiscben Heere, wo man unter Friedricb Wilbelm I. Natürlicb áfften die Modebelden dies alsbald nacb, und so der Korperlange die grosste Wicbtigkeit beilegte, debnte finden wir denn auf den Darstellungen dieser Zeit aucb man diese Erbobung des Hut-Yorderteils übermassig aus die reicben Biirger in dieser lacberlicben Tracbt: Knie- und überzog dasselbe der besseren Wirkung balber mit bosen und seidene Striimpfe an den Beinen, kurze weite Messingblecb (Taf. 95, 7). So gewannen die Krieger, die Armel mit riesigen Aufscblágen an den Armen, und dazu obnebin scbon grosse woblgewacbsene Leute sein mussten. VllL Das 18. Jahrhundert seît 1720. 333 em martialisches Ansehen. Noch heute existiert diese Gre- (Taf. 96, 1—5 u. 8); nur bei einzelnen ver- nadiermütze Regimentern bei der Lèibkompagnie des 1. Garderegiments sucbte man die preussiscbe Neuerung (Taf. 96, 7), die dann zu Fuss in Potsdam als Andenken an jene Zeit. Die von Louis XVI. allgemein eingefübrt wurde (Taf. 99, 11, andere Grenadiermiitze, die nicht mit ' Tucb und MessinsOr- 13 u. 15). Dabei tauscbte man aucb das Rot der ganzen blecb, sondera mit Pelz überzogen war, entstand ebenfalls Beinbekleidung, das unter Louis XV. gebraucblicb ge- aus der ersten einfachen Mütze mit Pelzkrempe auf der wesen war, in Weiss um, bis dasselbe unter der Vorderseite Republik (Taf. 95, 3), und wurde zu einer boben Báren- mit allerlei Farben vertauscbt wurde (Taf. 100, 12—14). mütze mit Blecbscbild über der Stirn (Taf, 99, 18). So Unter dem ersten Kaisertum trug die Infanterie meist blaue war sie scbon unter Louis XVI. gebraucblicb, so unter Hosen. Napoleon III,; so ist sie es aucb beute nocb. Dieses kleine In der Revolution kamen neben den Gamascben Scbild (Taf. auf dem Pelz soil aber die vordere Krempe vor- 100, 14) die langen Hosen zur Geltung (Taf. 100, 12), Lange Hosen stellen, indessen die bintere durcb einen Besatz auf dem und jene, da sie verdeckt wurden, verkürzten sicb dann Pelz aucb angedeutet wird. Die Mütze selbst ware also um die Halfte, eine Tracbt, die aucb in Deutscbland nocb Hutkopf. So war aucb an der preussiscben Grenadier- bis in die vierziger Jabre gebraucbbcb war. Mütze auf. dem Blecbscbild durcb einen besonderen Bogen die vordere, und binten an der Mütze die bintere Krempe c) Die Kleiduiig angedeutet, so dass also aucb bier das Scbild und die ging den scbon früber bezeicbneten Entwicklungsgang. oben darauf befestigte Kugelkokarde den Hutkopf vor- Der Rock (Taf. 95, 14; 96, l—4, 6 u. 8) wurde durcb Rock wini stellen sollte. Die Entstebung ist aber trotzdem die oben Zurückknopfen der Scbosse zum Frack (Taf. 95, 3, 7, 8 angegebene; nicbt aus dem Hutkopf, sondera aus der vor- u. 10—12; 96, 5 u. 7; 99, 12 u. 15), und dann wurde dieser deren Krempe wucbs die Grenadiermütze auf. gleicb durcb den Scbnitt erzielt (Taf. 95, 2; 99, 13 u. 16; Husaro.ii- Eiue audere besondere Kopfbedeckung fübrten die 100, 12—14). Er war allgemeine Tracbt seit 1770; nur Husaren, namlicb die bobe zylinderformige Pelzmütze die Husaren trugen ibre Scbnürenjacke und den Dolman Oder Tucbmütze (Taf. 95, 9 u. 13; 99, 14), wie sie das darüber (Taf. 95, 9 u. 13; 99, 14). Farbe und Besatz der nationale Kostüm dieser Truppe erforderte. Uniformen war sebr verscbieden selbst in einem und dem- Helm Die franzosiscben Dragoner trugen Helme und unter selben Heer; Ubereinstimmung war aber in der Mode, Louis XVI. aucb die Infanterie eine Zeitlang belmformige Kragen, Klappen und Aufscblage von anderer Farbe als Dreispitz Mützen (Taf. 99, 12 u. 15); sonst aber blieb der Dreispitz, den Rock zu tragen, wie sicb dies aucb bis beute im all- sogar z. B. bei den preussiscben Kürassieren, die gewobn- gemeinen erbalten bat. Seit 1770 fing man an, Epauletten licbe Kopfbedeckung (Taf. 95, 4, 8, 10—12 'u. 14; 96, 1—8; zu tragen (Taf. 99, 11—13 u. 15), und sebr bald verbreitete 99, 11 u. 16). — Wabrend der Revolution ânderte sicb sicb diese Sitte in alien Heeren, da die Acbsel dadurcb Er wild seine Form so um, dass aus ibm ein Zweispitz wurde, vor Hiebwunden werden sollte. Aucb die zweispitz gesicbert repu- ¿jg vordere Spitze ganz verscbwand und beide blikaniscben und kaiserlicben Soldaten bebielten sie bei Krempen obne Brecbung von recbts nacb links liefen (Taf. 100, 12 u. 14). (Taf. 100, 12—14). Früber batte man die vordere Krempe DieWeste verwandelte sicb bier beim Militar ebenso weste am Hutkopf durcb ein Band befestigt, jetzt beftete man wie sonst. Anfanglicb nocb Wams (Taf. 96, 1—8), wurde Kokarde an dieser Stelle die Kokarde an. — Haar- oder Feder- sie um die Mitte des vorigen Jabrbunderts zur Weste um- büscbe, die man aucb früber scbon dann und wann ge- geândert und kürzte sicb nun von Jabr zu Jabr immer tragen batte (Taf. 95, 11; 99, 12—14), wurden jetzt der mebr, so dass aus der anfanglicben Scbossweste (Taf. 95, Farbige Farben wegen, mit denen man die Gesinnung bekundete, 2, 7 u. 8) in den neunziger Jabren die kurze Biische gewobnlicbe unumganglicb notig (Taf. 100, 12—14), und spater Weste geworden war (Taf. 100, 13 u. 14). Dazwiscbeii aucb bei den deutscben Truppen eingefübrt. lag die Mittelstufe der siebziger und acbtziger Jabre (Taf. 99, 12, 13, 15 u. 16). b) Die Fussbekleidung Halstucb und Jabot trugen nur Offiziere (Taf. 95, HaistuchunU stiefei war bei den Reitern der bobe Stiefel bis übers Knie 2, 10, 12 u. 14; 96, 4 u. 6; 96, 11 u. 12). Der gemeine (Taf. 95, 10 u. 11; 99, 16) oder, wie bei den Husaren, der Soldat trug nur eine einfacbe Halsbinde (Taf. 95, 7 u. 8), kurze Stiefel bis unter das Knie (Taf. 95, 9 u. 13; 99, 14). die anfangs gewobnlicb weiss, scbon unter Friedricb dem Als die Stiefeln mit gelben Stulpen auftaucbten, wurden Grossen aucb bei den Offizieren scbwarz war, und aucb aucb diese statt der boben bier und dort getragen (Taf. von den republikaniscben Soldaten und der Kaiserarmee 99, 12), aucb bei der republikaniscben Armee von den spater ebenso getragen wurde (Taf. 100, 12 u. 13). Generalen (Taf. 100, 13), wie früber der bobe Stiefel bei Der Stock war wabrend der ganzen Période bis zur stock den Anfübrern gebraucblicb war (Taf. 95, 2 u. 12; 96, 6). Revolution ein sebr gewobnlicber Begleiter der Offiziere; Die Infanterie trug in Deutscbland Scbube und spielte er docb auf dem Exerzierplatz eine wicbtige Rolle Gamasciien lange Gamascben bis ans Knie darüber. Unterbalb des (Taf. 95, 10, 12 u. 14; 96, 6; 99, 12). Knies lag das Knieband (Taf. 95, 3, 7, 8 u. 14). In Frank- Die Bewaffnung ánderte sicb im wesentlicben nicbt reicb blieb man nocb unter Louis XV. bei den Strümpfen mebr um. An Scbutzwaffen gab es nur nocb die me- schuUwaffen 354 Die Kenzeit. tallenen Brustpanzer der Kürassiere und allenfalls die gebens (Taf. 92, 35 u. 39); alies war Laune; alies atmete Helme der Dragoner. Man betrat schon damais halb un- den Geist der Maitressenwirtschaft, die Sittenlosigkeit und heute aufs mit klarem Schwelgerei. Bei den Stiihlen und Sofas herrschte das bewusst den Weg, den man neue erieichtern und bequem Bolster vor; das Holzwerk beschrankte sich auf ein Mini- Eifer verfolgt: die Kleidung zu zu machen, und keine Sorge mehr um den Schutz zu haben, mum und war oft kaum noch zu entdecken (Taf. 92, 31—34, sie gewahren soil. Nur der leicht bewegliche Soldat 36—38, 43—46, 48 u. 49). Girlanden und Blattwerk wurden den wo entscheidet jetzt die Schlacht. Die Preussen legten 1864 in Massen verschwendet und dicke Kindergestalten, beim Sturm ihre Helme ab und fochfen in Miitzen. es irgend moglich war, angebracht (Taf. 92, 41, 42, 47 u. Angriffs- Die Angriffswaffen waren fast ganz dieselben wie 51). Eigentümlich sind dieser Zeit die mittelhohen vier- waffen ¿gj. Infanterie die Flinte oder die Muskete, bei beinigen Polsterschemel (Taf. 92, 52) und die Strohstühle der Reiterei der Sabel und Karabiner. Wie bei jenen als aus lauter dünnen, kahlen Holzstabén mit geflochteneni Aushilfe das Seitengewehr, dienten diesen die Pistolen Strohsitz, der krasseste so Gegensatz der Polstersessel zu Ver- Es war das Bild des (Taf. 95, 3, 7-9; 96, 1-8; 99, 11-16; 100, 12-14). Die sailles und Dresden (Taf. 92, 40). Artillerie wurde erst durch Napoleon zu ihrer heutigen hungemden Volkes gegenüber den lungernden Hoflingen Bedeutung in der Schlacht die erhoben, indem er sie in und schwelgenden Maitressen. .Dagegen erscheinen und grosseren Massen verwandte als je zuvor geschehen war Aschenkrüge Opferschalen auf den Mobeln Louis' XVI. dadurch der die un- und ungeheuere Erfolge er/ielte. wie eine Trauerahnung schrecklichen Zeit, aufhaltsam hereinbrach und mit gieriger Wut Tausende der Edelsten hinopferte, ohne dass liebende Hand ihre B. Gerate. Asche sammelte. Auch in den Mobeln spricht sich der Geist der Zeit aus. Entartuug 111 dieser Zeit herrscht die grosste Ausgelassenheit des des stiis ggg¡jjn der Geschichte. Nie zuvor hatte sich die Architektur und die Mobeltischlerei so von allem losgesagt, was von jeher als Regel und Gesetz der Schonheit ge- golten hatte. Der Zopfstil oder das Barokko ist die Ver- IX. has 19. Jahrhundert 1805—1881. leugnung aller früheren Normen. Oft lasst sich aus der Form kaum noch der Zweck erkennen, dem ein Hausgerat (Tafel 101— it)4. Quellen: Modejournale und Jllustrationen aus dienen soli. Und doch war Zweck und Stoff' noch das dieser Zeit.) einzige, worauf Riicksicht genommen werden musste. — Die ersten 50 Jahre dieser Période bis zum Tode Louis XV. A. Die Tracht. stii sind die schlimmsten; dann folgt unter Louis XVI. eine Nachdem mit dem Beginn unseres Jahrhunderts die Louis' XVI. 2um Besseren, indem sich das friihere Rokoko neue Tracht zum Durchbruch gekommen war und ent- mit dem Antiken mischt. Jetzt tritt auch die gerade Linie, schiedene Formen das Feld eingenommen batten, sehen die unter der Herrschaft des Barockstils fast abhanden ge- wir seitdem diese in einer fortwahrenden Wellenbewegung, kommen war (man erinnere sich der Zimmer Friedrichs als ob sie einem uns noch unbekannten Ziel zustrebten. dei^ Grossen in Potsdam), wieder in ihre Rechte ein. Am Es ist ein immerwahrendes Suchen und Umhertasten, doch, entschiedensten trat der in den achtziger Jahren beriihmte wenigstens was das Mannerkostüm betrifft, innerhalb sehr Mobelfabrikant Gauthier gegen die geschweiften Linien enger Grenzen. Rock und Frack, Hose und Hut, auch aúf und fiihrte die architektonischen Gesetze wieder zuriick Weste und Stiefel, sogar die Halsbinde werden kleiner und zu ihrer Herrschaft auch über die Hausgerate. Überall grosser, enger und weiter, langer und kürzer, aber bleiben Antike klingt uuu die Antike an (Taf. 92, 50, 53—61, 64—67, 71 u. doch ihrem Wesen nach immer dieselben. Neues ist wenig Ankiinge Mobel reine Nachbildungen der klassi- in der ganzen Zeit hinzugekommen. Anders ist es mit der schen Formen, z. B. Fig. 65 u. 67. Dieser Stil erhalt sich weiblichen Kleidung, Zwar ist auch hier die Trennung bis in das 19. Jahrhundert hinein, wird aber dann und von Rock und Leibchen stets beibehalten, aber man hat wann auch wieder gemischt mit den Rokokoformen und allerlei alte-Moden neu aufgetischt und wieder verworfen, dadurch weniger schon (Taf. 92, 68—70). Eigentümlich ist und das Feld des Suchená ist weit grosser als bei dem dem Stil Louis* XVI. die haufige Verwendung von Bronze- stârkeren Geschlecht. verzierungen; hier und da sind Vasen oder Schalen an- gebracht (Taf. 92, 66), antike Reliefs eingesetzt und der- 1. Friedenstracht. gleichen. Jetzt wurden die Mobel wieder als Bauten be- Barockstii handelt, fniher unter Louis XV. dagegen die Bauten wie Der allgemeine Charakter der Tracht ist ein immer Mobel. Schlosser sçhen aus wie grosse Kommoden und mehr um sich greifendes Gleichsetzen aller Stânde und Be- oieichheit Tracht dergleichen. Der schon ganz abgeflachte Bogen wurde in schaftigungen ; wir gehen eigentlich allé in Uniform. Es der Mitte zerschnitten und in die grosse Lücke eine be- ist rein unmoglich, aus dem Anzug, der noch vor 100 liebige absurde Girlande mit Médaillon hineingehângt. Jahren schon von weitem seinen Trâger in eine bestimmte Einen inneren Zusammenhang der Teile suchte man ver- Berufsklasse setzte, heute noch irgendwas folgern zu wollen. IX. Das 19. Jahrhundert 1805—1881. 335 Ob der anstándig gekleidete Mann ein Minister oder ein die Krempe (Taf. 102, (j); anderemeits erniedrigte er den Tagelohner ist, darüber lasst uns der Anzug vollig im un- Kopf und presste die Krempe seitlicb an (Taf. 102, 11), klaren, wenn wir nicbt auf seinen Gesichtszügen und um aus bei den Formen sebr bald wieder zur ersteren Hânden, falls er den uniformen Handscbub abziebt, be- zurûckzukebren (Taf. 102, 12). Dann wurde der Boden stimmte Kennzeicben für seinen Beruf wabrnebmen. Selbst wieder etwas verkleiñert (Taf. 102, 15), um am Scbluss der Elegant ist nicbt sicber zu registrieren; aucb er des zweiten Jabrzebnts docb wieder zu dem grôsseren kann alies Moglicbe sein, Handlungsreisender oder Graf, überzugeben (Taf. 102, 17). Zur Hofgala geborte indessen Scbneidergesell oder Künstler. — Zwar gibt es innerbalb immer der Zweispitz (Taf. 102, 18). Aucb wâbrend des der Uniformgrenzen, besonders bei den Frauen, eine zabl- dritten und vierten Jabrzebnts kamen solcbe leise Scbwan- Feine lose Menge von Abstufungen und feinen TJnterscbieden, kungen der Form vor (Taf. 104, 6), docb blieb man im Unterschiede gebort Übung und natürlicbe Anlage dazu, sie wesentlicben bei dem Hut mit etwas gescbwungenen Seiten wabrzunebmen und nocb mebr sie zu deuten. Anderer- und etwas grosserem Boden mit ziemlicb scbmaler Krempe seits sitzt aucb die Uniform gar nicbt jedem so wie dem steben. Eigentümlicb dieser Zeit ist der neue Hutstoff, anderen. So viel Trager, so viel verscbiedene Gestalten. indem man zu den feinsten Hüten nicbt Filz, sondern Aucb die feine Mode bat ibre Priester und Leviten; die Seidenpliiscb über Pappe nabm. Solcbe geboren seit 30 Piûschiiut einen arbeiten nur im Vorbof, die anderen im Ornat im und mebr Jabren zum feinen eleganten Anzug (Taf. 104, Tempel. So steif unsere Tracbt ist und so unmaleriscb, 16). Aucb aus weissem und grauem Filz (Taf. 100, 9) so trâgt sie docb der eine mit Grazie, der andere nur mit pflegte man in den dreissiger und vierziger Jabren Sommer- Anstand, der dritte obne beides, und so jeder mit mebr büte zu tragen, und nocb etwas früber waren die ecbten oder weniger Gescbick. Was man trâgt ist allgemein Kastorbüte der Gipfel der mânnlicben Eleganz. dasselbe, aber nicbt wie man es trâgt. In den vierziger Jabren taucbte plotzlicb der alte stoffe Aucb in den Stoffen gibt sicb kein Standesunterscbied grane Filzbut auf, wurde aber nur von den untersten Graucr mebr zu erkennen, und bei den Mânnem aucb in den Stânden getragen. Daber erbielt er denn aucb in den ver- Parben nicbt — weil wir gar keine mebr tragen. Bei den scbiedenen Gegenden nacb lokalen Eigentümlicbkeiten ver- Frauen lâsst beides nocb eber Unterscbiede und darum scbiedene Spottnamen. Hier und dort sab man ibn aucb in aucb Scblüsse auf den Stand zu. Docb sicber sind solcbe anderen Farben, z. B. in Scbwarz. Da er bei den boberen aucb bier nicbt. Putzmacberin und Fürstin unterscbeiden Stânden verpônt blieb, verscbwand er scbon 1850; nur bier sicb oft nur durcb die nacbgeabmten und ecbten Brillanten und da erscbien nocb einer. Allmâblicb vermebrte sicb seit vormischung — die Eleider aber stimmen überein. So scbmelzt die 1854 die Zabi dieser vereinzelten, und scbon 1856 war er in der Kiassen unserem Jabrbundert allé Klassen ineinander, und den besseren Stânden nicbt mebr verpônt. Man sab ebr- wie die Religion an den Seelen erzielen will, dass sie allé würdige Hâupter der Wissenscbaft, z. B. in Berlin Licbten- gut seien, wie das preussiscbe Militârgesetz alie Manner stein, A. Braun, Dove, Job. Muller u. a., mit dem Filzbut zu Kriegern bestimmt, so bebandelt aucb die Mode die 1857 in die Universitât geben, und so nabm seine Verbreitung Korper der Zeitgenossen und giesst sie allé in eine Form. in Deutscbland bis 1860 so zu, dass sicb nun die Mode seiner wird Mode Sie verfolgt also durcbaus bumanistiscbe Grundsâtze. bemâcbtigen und ibn in ibre Register aufnebmen musste. Unsere Tracbt — denn in alien Mo den dieses Jabr- Sie rúndete 1862 den Kopf und bescbnitt spâter aucb die bunderts wie der früberen bleibt docb der Kern des Ganzen- Krempe, und so wurde er der anstândige elegante Hut des unverânderlicb, und dieser ist dann die Tracbt jeder Zeit feinen Mannes auf Spaziergângen. Zur Gala aber geborte — ist aber nocb nicbt ans Ziel gelangt. Wobin sie steuert, nocb immer und gebort aucb nocb beute der scbwarze weiss niemand; bald scbeint sie vorwârts, bald links oder Zylinder. Aucb der Stutzer trug seit 1863 den granen recbts seitab, bald gar rûckwârts sicb zu bewegen. Diese Filzbut mit scbmaler steifer Krempe und rundem Kopf, Moden Anderuugen sind dann die Mòden; sie spielen um die bis die Mode denselben nacb einigen Jabren verwandelte. Tracbt berum wie Scbmetterlinge um eine Blume; bald Zunâcbst wurde die Farbe dunkler und sprang bald ganz rilcken sie bier ein wenig binab, bald bauscben sie dort ein in das Scbwarze über, worin sie denn aucb — wird , abgeseben wenig aus u. s. w., aber Rock bleibt Rock und Kleid Kleid. von den Strobbüten im Sommer, an denen nur das Band Seben wir uns diese Spiele der Pbantasie genauer an. scbwarz ist — bis auf beute geblieben ist Der Kopf bat sicb inzwiscben erbobt in den letzten secbziger Jaliren, a) Kopfbedeckung. dann wieder erniedrigt, dann wieder erbobt und zugleicb Àiideruiigen Auf den Kopfen der Herren berrscbt bis zur Mitte den Boden scbarfkantig bezeicbliet, dann wieder abgerundet Zyiinderhat dieses Jabrbunderts der scbwarze Zylinder, vulgo Angst- um die Mitte der siebziger, und so rubt er beute mit robre, bei den Arabern ,Vater des Scbomsteins" genannt. inittelbobem abgerundeten Kopfe und ziemlicb scbmaler Inzwiscben versucbte er sicb verscbiedene Male umzu- Krempe auf den Hâuptern der Mánnerwelt. wandeln. Oben etwas breiter werdend, bat ibn das Jabr- Er bat aber seit Ende der siebziger Jabre einen Ge- bundert überkommen; so bebielt es ibn das erste Jabr- fâbrten gefunden, der mit ibm um die Gunst des Volkes weicher zebnt (Taf. 102, 5), Dann spitzte er den Kopf etwas zu bublt, nâmbcb — den alten weicben Filzbut mit massig durcb Verkleinerung des Bodens und scbmalerte zugleich niederem Kopf und breiter Krempe. Er wird scbon 1880 Krempe 336 Die Nenzelt. ziemlich haufig getragen, da er durch seine voUige Weich- wie ihn der Anfang -des Jahrhunderts empfangen hatte heit sehr bequem ist, wahrend sein Nachkomme, den (Taf. 102, 5, 6, 11, 12, 15 u. 17). wir vorhin beschriebeu, steif und hart ist in Kopf und In Frankreich war der Schnurrbart schon seit der scimurrbart Krempe. So launisch ist die Mode: Kaum hat sie 1862 Revolution durchaus verpont, da er im Juni 1792 alien bis 1874 den alten Freund, den sie schon so oft verdarb Soldaten, ausgenommen den Grenadieren, verboten wurde. und dann verbannte und so oft wieder einführte, zu einem Auch schon lange vorher hatte jeder, der nicht Soldat harten Hauptstûek umgew ndelt, so holt sie seinen Vor- war, den Schnurrbart beseitigt; Weil er den Beamten der fahren — in schwarzer Farbe — wieder hervor und nennt Bank von Frankreich verboten war und weil die übrige ihn sehr fein! — Mannerwelt von Paris gerade die Laune hatte, diesen Be- Sehr viel zur Verbreitung dieser Form seit 1856, wie amten nachzuahmen, so kam der Schnurrbart sehr bald audi zum spateren Festhalten an ihr, trug der seit 1856 in Verruf; nur das Militar behielt ihn bei. Von 1792 an rananiahut eiugeführte Panamahut bei, der mit reissender Schnelligkeit trugen ihn, wie schon gesagt, nur die Grenadiere, von Sommertracht der geb ildeten Stande wurde. Breit- 1802 -an nur die Kavallerie, ausgenommen die Dragoner; Aiieriei krempig, mit niedrigem Kopf, von schwarzem Band um- ihnen war er verboten. 1822 wurde er alien franzosischen zogen, war er allgemein beliebt. In Berlin war er 1854, Offizieren erlaubt; 1832 der ganzen Armee anbefohlen, als ich mit einem solchen aus Mexiko zurückkam, noch der Marine untersagt. Und so ist es bis heute ge- vollig unbekannt und schon nach drei Jahren sah man ihn blieben, trotzdem die Regierungsformen ofter gewechselt iiberall. Er gewohnte das Auge an die niedrige Form, haben. so dass man nun auch im Winter sich dieselbe gefaUen In Deutschland trugen nur MiHtaipersonen den Schnurr- in liess. Vorher hatte man auch im Sommer hohe Zylinder hart, bis in den zwanziger Jahren auch der Adel, weil aus Strohgeñecht (die feinen aus Florenz) getragen, die seine Glieder haufig jenem Stande angehorten, fast durch- dem schwarzen Hut in der Form ziemlich glichen. weg den Schurrbart wachsen liess. Ihm folgten dann Seit Anfang der siebziger Jahre werden in Deutschland die Elegants, um sich ein vomehmes Ansehen zu geben, Nachbii- Sommerhüte verfertigt, die den Panamahüten nachgebildet und die Domestiken, Kutscher und Reitknechte trugen ihn p^^a^ahutcs freilich ausser der Form nichts mit jenen gemein auf Befehl oder als Erinnerung an frühere Soldatenjahre. haben. Ihr Material ist sehr wenig haltbar, ihre Dauer Seit der Juli-Revolution schlossen sich dann Studenten, daher kurz, ihre Elastizitat sehr gering und der Preis Künstler und dergleichen ebenfalls an, letztere sogar oft (gegen jene) niedrig. Sie haben auch zuweilen ihren mit mehr als blossem Schnurrbart. Auch von den übrigen Kopf etwas erhoht und die Krempe verschmalert, aber war hin nd wieder der Bart an der Unterlippe gepflegt sie kehren immer von selbst zu der einzig vemünftigen worden. Form für den Sommer zurück: breite Ejempe undniedrigen In den unruhigen Tagen von 1848 tauchten überall Kopf mit abgerundeter aber doch deutlicher Kante am Vollbârte auf; von den Lehrstühien der Universitat, in voiibait schwarzes Boden. Seltsamerweise erhalt sich an ihnen das schwarze den Versammlungen der Parlamente, von der Rednerbühne Band noch immer, nun schon seit 50 Jahren. herab: überall scholl das Wort aus umschatteten Lippen. Indessen hat sich Haar- und Barttracht gleich- Zwar wurden die VoUbarte mit der Beendigung der Un- falls auf den früheren Fundamenten weiter entwickelt. ruhen anfangs wieder verhasst, hielten sich aber doch Haar Das Haar blieb kurz, und wenn auch Stutzer ihre Lock- und kamen sehr bald aufs nene zur allgemeinen Ver- chen an den Schlafen brennen liessen, so wagte doch breiturig unter den mittleren Standen. So ist seit etwa niemand, als etwa junge Künstler seit 1830, die sogar fünf Jahrzehnten vôllige Bartfreiheit eingetreten: Jeder lange Locken wallen liessen, über die vorgeschriebene trâgt, wie es ihm beliebt, VoUbart oder nur Backen- oder Kürze hinauszugehen, bis im Anfange der vierziger Jahre nur Schnurrbart li. s. w. Es gibt keine Barttracht für die Franz Liszt seine Rundreise durch Europa machte und Gala; der Stutzer aber hegt allein den Schnurrbart (Taf. durch ihn, der (als Künstler) mittellanges Haar trug, diese 104, 16), hochstens noch ein Bartchen an der Unterlippe; Frisur überall gang und gebe wurde. Zunachst waren es das übrige Gesicht bleibt kahl und glatt. Musiker, Literatea und Maler, dann die übrige junge Welt, Die Geistlichen der protestantischen Kirche tragen Bart der die das Haar bis zur Lange des Ohrlâppchens trug. Altere das Haar bald kurz, bald halblang, so dass die Ohren Herren blieben bei der Kürze. So ist es noch heute. Die ganz davon verdeckt sind. Der Bart war bei ihnen und Mode muss aber auch an dieser Tracht etwas kiinsteln, ist auch noch (1881) von den meisten angstlich gemieden. und so trâgt der Elegant seinen Scheitel mitten oder fast In Preussen sollte 1875 ein Kandidat, der den Mut hatte, in Preussea in der Mitte und lasst ihn von der Stirn bis zum Hintèr- im Bart die Ordination zu verlangen, von derselben zurück- gg^rannhuch haupte reichen, auch hier das Haar nach rechts und links gewiesen werden, trotzdem keinerlei Vorschrift wegem teilend (Taf. 104, 16). Dies gilt sowohl für Frankreich der Bârte existierte, sondem ledighch die alte Mode den als für Deutschland, England, Spanien, Italien, Russland Geistlichen keinen Bart gonnte. Jener Kandidat wusste u. s. w., so weit überhaupt, auch ienseits des Ozeans, die es aber, da jegliche Verordnung fehlte, beim Oberkirchen- europaische Tracht reicht. rat durchzusetzen, dass er — für Preussen bis dahin un- Bart Der Bart blieb lange Jahre bei dem ,favorit" stehen, erhôrt — im Bart ordiniert wurde. IX. Das 19. Jahrhundert 1805—1881. 337 Barte der Wir erwâhnen hier auch gleich der eigentümlichen Chenille " getragen. Auf der Stirn haute sich Barttracht der Soldaten. dagegen Früher trugen sie auch nur den meistens noch eine Rfische auf aus Baud, Blumen und der- Schnurrbart und allenfalls einen kleinen Backenbart an gleichen und erhohte dadurch den Yorderkopf um ein Be- den Obren. Seit aber im bürgerlichen Leben der VoUbart deutendes (Taf. 104, 14). In den sechziger Jahren verfolgte gültig geworden, tragen auch die Truppen mehr Bart. man diese Richtung noch weiter, indem das Haar mehr In Preussen konnen sie voUen Bart von massiger Lange und mehr nach dem Nacken geschoben wurde, um dort tragen; nur musste bis 1866 das Kinn vorn und unten entweder als Locken oder Zopfe vereinigt zu werden (die nackt sein (Ta£. 103, 1-4). Seitdem aber und noch Jugend trug es jetzt sehr haufig of fen, den Rficken hinab- voiibarte entschiedener seit 1870 tragen die deutschen Soldaten, fallend) oder als ein grossfer Ball (Chignon) die Augen chiKnou schen Arm'ee Kronprinzen des Beiches, ihren Feldmarschall, an der auf sich zu Ziehen. Diese FfiUe wurde unter zehn Fallen Spitze, bis zuna Gemeinen hinab den Bart ganz nach Be- neunmal durch Kunst hergestellt. Die ârmeren Frauen In lieben. In Frankreich trug der Soldat bis 1870 nach dem nahmen die Haar — von fremden Frankreich Werg, begfiterten Kopfen. ¿gg Herrschers Napoleons III. nur Schnurr- und Um 1870—76 wurde dieser Haarschopf immer mehr nach Kinnbart {Taf. 109, 12—18). Seitdem ist es aus alter oben gerichtet, auch wohl mit einem farbigen Bande ab- Gewohnheit bei dieser Tracht geblieben, da die Republik gebunden: das sah antik aus. Der kleine Hut schwebte keine Vorschriften hinsichtlich des Bartes erlassen hat. dabei vorn fast vertikal fiber der Stirn. Um dem Antiken In England In England ist das Kinn dagegen nackt und der Backen- noch nâher zu kommen, wurden 1873 die Haare des bart mehr gebrauchlich als der Schnurrbart (Taf. 103, Yorderkopfes kurz abgeschnitten in die Stirn gekammt stirn 10 u. 11). und diese zur Halfte dadurch verhfillt. Andere ordnen Die Frau en das gescheitelte Haar (denn diese Stirnverhfillung ist noch krauselten ihr Haar im Anfange des Jahrhunderts nach immer Mode so, dass es denselben Zweck erreicht und griechischer Art vorn über der Stirn und auch im Nacken nur einen Streifen fiber den Augenbrauen frei liisst. Dabei teilweise zu Locken, indessen der andere Teil als Nest am wird seit 1878 das Haar auch wohl ganz einfach am Hinterkopfe aufgebunden wurde (Taf. 102, l,4u. 9). Immer Hinterkopfe, ohne falsche Beimischung, zu einem Knoten Grieciiiseher stirniocken mehr versteiften sich die Stirnlocken, indem sie zu beiden verschlungen und mit einer Nadel (Pfeil oder dergleichen) ''^"oten Seiten zuriickwichen nach den Schlafen bin, zu zwei halb- dort befestigt. Im allgemeinen aber ist das Streben noch kugeligen Gruppen (Taf. 102, 14), so dass man gegen das immer dahin gerichtet, eine grosse Haarffille zu zeigen. Ende des zweiten Jahrzehnts allgemein falsche Locken- Die Erhohung des Haares fiber der Stirn um 1860 paare trug, die man sich beim Ausgehen vor den Kopf zwang den Kiepenhut aus Stroh, Seide, Samt, Papier Kiepcnhui band (Taf. 102, 16 u. 19), Seiten, dass noch irgend eine oder dergleichen, der sich noch tapfer seiner Haut wehrte, junge Dame sich die Mühe machte, ihr wirkliches Haar immer weiter zurfick und drohte, ihn ganz hinabzustfirzen. durch Wickeln des Nachts lockig zu machen. So blieb Im Anfang des Jahrhunderts, wo er mit barettartigen es bis zum Beginn der dreissiger Jahre. Da liess man die Mfitzen, die in England zuerst getragen worden waren, die Seiteniocken Locken schmachtend an den Wangen hinabfalien, indessen Herrschaft teilen musste (Taf. 102, 4, 7 u. 10), war er von oben das Haar bis zu der Augenhohe glatt gescheitelt lag der Spitze bis zum Rand gerade und ohne Brechung, ein (Taf. 104, 4 u. 12) oder man scheitelte es auch kurzweg Zylinder, der auf seiner Grundflache hinten geschlossen Nest glatt und band das hintere zu einem Nest auf (Taf. 104, und aus dem unten ein Segment geschnitten war, um den 2, 5, 7 u. 10). Die hohen Schleifen, welche man im dritten Kopf einzulassen (Taf. 102, 8). Aber schon im Anfang des VerwauU- Jahrzehnte, entsprechend den Lockenknaueln über der Stirn, 2. Jahrzehnts trennte sich wieder Kopf und ^ Krempe und ^ Kiepenhutes auf dem Hinterkopfe errichtet batte (Taf. 102, 19) fielen stiessen winklig zusammen (Taf. 102, 13), doch blieb letztere jetzt auch wieder weg, denn die Hüte streckten sich 1835 immer verstfimmelt. Man hob und bog sie in diesem und 1836 von vorn nach hinten und duldeten sie nicht Jahrzehnt mehrfach bin und her, schmfickte auch den Hut langer (Taf. 104, 3 u. 4). Jetzt sollte alies nach unten mit Straussenfedern (Taf. 102, 14 u. 16), ohne doch etwas gerichtet sein; die Aufbauten vom und hinten fielen zu- Rechtes erzielen zu konnen. Im 3. Jahrzehnt, durch die gleich (Taf. 104, 11). So blieb es bis in den Anfang der Schleifen des Haares auf dem Hinterkopf veranlasst, hob fünfziger Jahre. Da fing man an, das Haar seithch auszu- man den Hutkopf und senkte die Krempe wieder und ver- Haar zurück bauschen und fiber unterlegte HaarwfiJste zurfickzukammen, grosserte sie unmassig, so dass manches junge Blut kfihn bis nach mancherlei Schwankungen im Anfange der sech- genug war, wieder den Mannerhut aufzustfilpen, der auch ziger Jahre ein aUgemeines Zurfickschlagen der Haare rund vortrefflich zu der Haarfrisur passte (Taf. 102 , 20 u. 22). um das Gesicht Mode wurde (Taf. 104, 14). Es war voll- Statt der Straussenfeder nahm man jetzt Reiherbfische oder Fcdem standig die Yergette der Manner im 18. Jahrhundert. Das dem Àhnliches und dann spater nur noch Blumen. Doch Haar am Hinterkopfe war indessen immer tiefer in den tauchten auch die Straussenfedern wieder auf in den Nacken gesunken, als wfirde es vom vorderen zurfick- dreissiger Jahren und zwar aufgerichtet, spater, in den geschoben. Schwer und voll, mit Nadeln und Blumen folgenden Jahrzehnten, liegend (Taf. 104, 11), wie sie auch geschmfickt, hing es hinab und verdeckte die Obren heute (1881) auf dem runden wie auf dem Kiepenhut in (Taf. 104,14). Haufig wurde es auch in einem Netze aus dieser Weise getragen werden. Eretschmer n. Buhrkach, Trachten der Volker. 3. Aofl. 43 338 Dic Neuzeit. Seit der Mitte der dreissiger Jahre wurde die Kiepe Der runde Hut, der inzwischen die Frauenkopfe — — ohne Brecliung zwischen Rand und Kopf getragen und so besonders die jüngeren nie ganz verlassen hatte, stellte war sie geblieben bis in die sechziger Jahre, wo sie ven sich 1867 in grosser Zabi- ein; er hatte sich niedlich hinten nach vorn in sanftem Bogen sich erweiterte (Taf. gemacht und so fand er vielen Anklang. Der Kopf war 104, 15). Ihre Wandlungen beschrankten sich bis gegen eng, klein und niedrig, die Krempe schmal: so passte er 1870 auf grossere oder kleinere Wangenbogen, Ideinere vortrefflich auf die hohe Haarfrisur, die im Nacken mehr oder Boden, Ausschmückungen von Band oder und mehr grossere (als Chignon) anschwoll. Er bFieb oben unver- Blumen oder Federn und dergleichen. Etwa 64 Jahre Iang wandelt sitzen, mochte sich unter ihm im Nacken auch ein (1810—1874) gehorten aber breite Seidenbander und — ganzer Globus von der Grosse des Kopfe bilden: natür- Schleifen unter dem Kinn zu dem notwendigen Zubehor lich nicht aus dem Haar, das auf diesem wüchs. 1868 (Taf. 102, 13, 14, 21 u. 22; 104, 3, 5 u. 15). Auch die bog sich die Krempe gern aufwarts — nun Avar der Hut zum Innenseite wurde oft mit Blumen und Bândem geschmückt. Barett geworden. Spâter wurde er wieder Hut und anderte sarett Gegen das Ende der fünfziger Jahre trat ein neuer sich mehrmals um, hat sich aber in allerlei Formen auch Kunder Hiit Beschützer der Frauenkopfe in die Bahn der runde Hut, bis heute erhalten (Taf. 104, 19). Einige kühne Kôpfe anfangs als sommerlicher Strohhut, eine Nachahmung des stülpten sich seit 1878 den „Rembrand-Hut" auf und Rembrand- Panamahutes der Manner. Dieser war sein Erzeuger. fanden seitdem viele Nachahmer, Da nun sehr schnell auch Schonheiten von zweifelhaftem Die Haube war zwar wâhrend der ersten Jahrzehnte Haube Alter sich dieser weit vorteilhafteren Tracht, als es der nur selten benutzt worden, doch erhielt sie sich bei den Kiepenhut ist, bedienten, so erhielt er mit etwas ge^^ogener Verheirateten immer noch im Gange. Im allgemeinen war Krempe und halbem Schleier den Spottnamen: Ama- ihr Weg derselbe wie der des Kiepenhutes. Sie wuchs zonenhut oder letzter Versuch. — Aber er rückte mit ihm und nahm mit ihm ab. Was hier die Krempe auch auf die jüngsten wie auf die ehrwürdig altesten war, das wurde bei der Haube durch eine schmalere oder Haupter über, und bald gingen eine grosse "Zabi der breitere Rise (Rüsche) dargestellt. Als die Kiepe sich Schônen unter seinem Schatten und Schirm, und befanden streckte, da wurde auch die Haube oben platt anliegend; sich sehr wohl dabei. Auch im Winter wusste sich die als der Hut sich auf dem Kopf zurückschob, hing auch Form als Filzhut, Tuchhut, Seiden- oder Atlashut ge- die Haube nur noch hinten auf dem Nest als ein kleines brauchlich zu erhalten, und so kampft er noch 1881 mit Anhangsel (1846). Als man dort die Wangen frei trug, dem Kiepenhut um die Herrschaft. Gleichzeitig mit dem wurden auch von der Haube die entsprechenden Stücke Mannerhut hatte auch er die anfangs breite Krempe be- weggeschnitten und so schwebt sie auch jetzt seit den fünf- schnitten und gebogen, so dass sie entsprechend schmal ziger Jahren nur als leichte Hülle auf dem Hinterkopf, wurde wie jene. Man sah ihn 1864 schon hier und da sich von der Mitte des Scheitels schrag zum Nacken von so ausserordentlicher Ivleinheit, dass er nur noch oben senkend. Der Stoff ist immer Tüll und Spitzen mit Band auf der hohen Frisur balancierte, ohne im geringsten seinen und Blumen verziert. Zweck zu erreichen und noch war er kein Jahrzehnt alt. In den folgenden Jahren wurde er noch kleiner und flacher, b) Fussbekleidiiiig. der Kiepenhut gleichzeitig ebenso, indem er die seitlichen War auch schon am Schluss des 18. Jahrhundèrts die Stücke fast einbüsste und hinten mehr und mehr vom Haar Herrschaft der Stiefel und der langen Hose entschieden, verkieine- in die Hôhe gedrangt wurde. So flossen beide Formen so war doch noch, da der neue Kaiserhof zur Gala Schuhe Schuhe und rung beider ^867 in eine neue zusammen, die nichts war als ein kleiner und Foi-men ' Strümpfe verlangte (Taf. 102, 3), ein ganzes Jahrzehnt Deckel, der oben auf dem Kopfe lag und mit Federn, deren Ansehen aufs neue gestiegen; — es war aas letzte Blumen und Spitzen besetzt war, und von welchem seit- Aufflackern eines Lichtes vor dem vôlligen Erlôschen lich über die Obren hinab zwei breite Seidenbander unter (Taf. 102, 5). Neben ihnen sah man lange Hosen mit stiefei und das Kinn gingen, die ihn oben festhielten. Aus dieser Stiefeln, auch kurze Hosen mit Stulpstiefeln oder, eine Unionsform entwickelten sich indes sehr bald wieder neue Mode, mit ungarischen Stiefeln, denen dann auch der die beiden alten Grundformen, wie sie zuvor schon da- Schnürenbesatz der Hosen entsprach (Taf. 102, 6, 11 u. 12). gewesen waren. Der flache Kiepenhut hatte aber jetzt Mit dem Beginn der Volkserhebung in Deutschland (1813) kurze Backen und war ohne Bander unter dem Kinn, verschwanden die Strümpfe, Schnallenschuhe und kurzen wie er auch heute getragen wird (Taf. 104, 20). Zuweilen Hosen überall, und nur an einzelnen Hofen blieben sie setzte sich auch der Kopf wieder winklig an die Krempe, und auch ferner Galatracht (Taf. 102, 18). gegenwartig (1881) ist seit 1877 dieser Wiiikel oft so wenig Noch rettete sich der Schuh, doch ohne Schnalle, nur stumpf, und die Krempe auch nach hinten so vollstandig, mit Bandschleife, als Festtracht zum Tanze (Taf. 102, 17), Tanzschuhi; dass er last ein runder Hut genannt werden kann. Nur und existierte als solche nur bis zum Schluss der dreissiger hinten wird, des aufgebundenen Haares willen, die Krempe Jahre. Es machte Aufsehen, als in den vierziger Jahren etwas gestutzt und aufwarts gebogen. Man konnte ihn einige junge Moderebellen es wagten, mit Stiefeln in stiefei beim auch als runden Hut mit hinten verkûrzter Krempe er- dem Tanzsaal zu erscheinen — jedoch es fand AnkÎang klâren. Er ist sowohl eins wie das andere. und ist heute allgemein. Seitdem aber, anfangs der fünf- IX. Das 19. Jahrhundert 1805—1881. 339 ziger Jahre, das lackierte Leder, spater noch ein und die Staaten, die Uniform kein Frack mehr, sondern ein Rock, ándere feine Sorte Leder in Qebraucli gekommen ist, gelten und so erscheint dieser auch vielfach am Hofe. Der Frack solche Halbstiefel für die echten salonfahigen. ist nicht mehr Alleinherrscher. stiefei In, der Form hat der Stiefel nicht wesentlich ge- In den ersten Jahrzehnten war er überhaupt noch be- schwankt. Nachdem er von 1813 (Taf. 102, 15) bis in die liebter als der Rock (Taf. 102, 5, 6, 12, 17 u. 18); auch dreissiger Jahre vorn abgestumpft war, fing er jetzt plotz- noch in den dreissiger Jahren sah man ihn oft; seit dieser lich an, sich zu verlangern imd die Spitze, die etwa Zeit aber nahm der Rock mehr und mehr das Feld für Rock 2— 8 cm über den Fuss hinausstand, zu schmálem. Doch sich in Anspruch; man konnte schon in ihm zum Abend- schon in den vierziger Jahren wurde er wieder breit, um mahl gehen und dergleichen mehr. Seit den seit vierziger Anfang der fünfziger Jahre auf eine mittelbreite Spitze Jahren ist der Frack nur noch das Festkleid; ausserdem zurückzukommen. Auch hatten sich in den vierziger will fast niemand mehr von ihm wissen; aber hier Jahren wagt Absatze die Absâtze bis zu 3 cm erhôht, waren dann aber auch keiner seine erhOht Notwendigkeit zu bestreiten. gegen 1860 wieder auf 2,5 cm zurückgewichen, seitdem Der Rock ist jetzt der Held des Tages. Im Anfang Rock aiiein die Spitzen sich der jetzigen Form nâherten, um seit 1870 des Jahrhunderts nur selten gesehen (Taf. 102, 11), ver- wieder zu wachsen, so dass sie 1881 4—5 cm hoch sind. schaffte er sich auch seit der Mitte des zweiten Jahrzehnt mehr Ansehen (Taf. 102, 15), indem er zu allerlei fremd- Frauen: Die Frauen artigen Ausschmückungen griff, z. B. den Schnüren der Stiefel sind indessen mit ihren Füssen ebenfalls in Stiefelchen ge- Polen und Ungarn, zum Pelzkragen und dergleichen. Doch schlüpft, nicht erst jetzt oder kürzlich, sondern auch schon erst die dreissiger und vierziger Jahre machten ihn über- seit den Tagen der grossen Retirade (Taf. 102, 14). Doch mâchtig, indem sie den Überrock, der bei Regenwetter zu überrock blieben die Schuhe nach wie vor mit ihren Kreuzbandern tragen war, ohne Taille schnitten. Um 1840 erschien der im Grange und galten, ais in den vierziger Jahren die Makinto.sh und daraus entwickelte sich die Tweene, beides, Stiefeletten vorherrschend wurden, dann noch immer für wie die Namen zeigen, englische Produkte. Damit war allein ballmassig (Taf. 102, 16, 19 u. 20). üm 1860 aber der Bann des anliegenden Schnittes und der zwei Reihen wurden sie dieses Vorzugs beraubt, indem nun auch weisse Knopfe gebrochen und nun fand mit diesem Überrock Tanzstiefel Atlasstiefelchen den Takt des Walzers und Galopps zu be- auch der Rock überall liebevoUe Aufnahme. Er erschien nutzen verstanden. Seit 1866 fingen die Stiefeletten an, nun, besonders im Sommer, haufig mit einer Reihe Knopfe, sich an dem Beine hinauf zu verlangern bis zum Anfang und bewegt sich seitdem ganz frei. Kleine Veranderungen, Inderungen der Wade, so dass sie den antiken Halbstiefeln ahnlich wie z. B. Abrundung der scharfen Ecken an den Klappen Ungarische wurden. Man nannte sie ungarische Stiefeln, doch sind Stiefeletten vorübergegangen (eine ebenfalls von den Englandem waren sie von Paris und nicht etwa von Ungarn aus- ausgehende, sehr praktische Verbesserung, indem sie auch gegangen. Noch heute sind Nachklange davon da, indem auf Taschenbücher, Môbel und allerlei Gerâte ausgedehnt auch heute der Frauenstiefel noch sehr hoch ist; doch hat wurde, wo sie noch besteht); nur eine Bewegung hat er er von seiner früheren Ausdehnung etwas nachgelassen. bis 1870 fortdauemd verfolgt, die der allmahlichen Senkung Ballschuhe Zum Ball werden aber seitdem wieder ausgeschnittene des Kragens. Seitdem aber schliesst er den Hals wieder Schuhe mit Rosetten oder dergleichen getragen, doch etwas dichter ein, indem Kragen und Klappen hinauf- ohne Bander. rücken. Auch der Frack machte diese Bewegungen mit, Absatze Die Absatze der Frauen sind aber, nachdem sie schon weil sie durch die Haartracht bedingt sind. Wahrend im hoch seit 15 Jahren immer hoher wurden, seit 6—8 Jahren zu Anfang des Jahrhunderts der Kragen hoch unter den einer gefahrhchen Hohe, zuweilen 5—6 cm, angewachsen, Ohren sich hinwolbte und die Armel mit hohen Falten- so dass vielen das Gehen sehr sauer wird. Jetzt (1881) kuppen sich oben aufbauschten, hat er mit der Zeit beide scheinen sie wieder abzunehmen. Wolbungen abgelegt. Immer flacher legte sich der Kragen Überschuhe Überschuhe sind sehr gebrauchlich und meistens aus um. den Nacken, immer flacher die Armel auf die Achseln, Gummi, seltener, wie die der Manner, aus Leder mit so dass sie jetzt vollig anschliessen und die natürliche Querriemen oder Federn. Linie vom Nacken bis zum Oberarm nur begleiten (Taf. 104, 16). Die Armel, die anfangs mittelweit waren, legten sich Ânnei c) Kleídung. um 1830 ganz eng an, so dass sie kaum anzuziehen waren, Frack Der Frack, die Galatracht des neuen Kaisertums erweiterten sich aber in den letzten vierziger Jahren (Taf. 102, 3) und die Uniform seiner Soldaten, blieb auch wieder und setzten dies, besonders seit 1860, bis heute (1881) bis in unsere Zeit das IQeid der Festlichkeit. Ball und fort, so dass sie seitdem fast sackformig genannt werden Kondolenz, Hochzeit und Taufe erfordern den Frack. Am konnen. Hof ist es unmôglich, ohne Frack zu erscheinen, es sei Dasselbe taten die Beinkleider. Anfangs massig BeinkieiiJer denn in Uniform. Einen kleinen Stoss hat ihn der seit eng, wurden sie schon gegen 1820 von trikotartiger Enge 1846 in Preussen eingeführte Waffenrock gegeben; dies getragen, und dabei erreichten sie kaum die Knochel ist vielleicht der Anfang zum Ende des Fracks. Nun ist (Taf. 102, 17). Eng blieben sie auch noch, weun auch wenigstens dort, und seitdem auch vielfaltig in anderen etwas massiger, als im Anfang der di'eissiger Jahre der 43* 340 Die Neuzeit. steg Stag hinzukam, der das Beinkleid wait hinab auf dia ! ganz aus ain und demsalben granan Zaug. Auch die Stiafaln zog (Taf, 104, 6). Diasar arhielt sich, doch wurdan Winterklaidar siaht man wohl in diasar Übarainstimmung dia Hosan wait in dan viarzigar Jahran, bis andlich auch und sait 1870 immar haufigar. hiar Luft und Fraihait gascbafft wurda und dar lastiga Halstuch und Hamdkragen sind abanfalls sait dam Haistuch Stag wagfial. Dias gaschah noch in dam 5. Jahrzahnt. Anfang das Jahrhundarts in fortwâhrandar Varklainarung Saitdam umspialt dia Hose, wait haraufraichand wia zuvor, und Sankung bagriffen. Zuarst hoch an dan Wangan frai dan Stiafal, ist abar von dar grossan Waita (von 1860 hinaufraichand (Taf. 102, 5, 6, 11 u. 12), das Halstuch jetzt enger bis 1866) allmâhlich zurückgakomman, so dass sia sait waiss, dar Kragan ais aufrechtar Vatarmordar, konntan Mitta dar siabzigar Jahra in dar obaran Halfta fast baida nicht gut ohna dan Jabot bestahan (Taf. 102, 17 anscbliassand ganannt warden kann. u. 18), bis in dan zwanzigar Jahran zuarst schwarza Rindan Bindc überrock Als Ubarklaid gait im Anfang das Jabrhundarts arschianan und schnall sich um alia Halsa schlangan. Statt nocb dar Surtout (Taf. 102, 12), ain langer waiter Rock des Jabots lagtan sich haufig zwai Stücka schwarzar Atlas nach dam Scbnitt das gawohnlichan. als dia beidan Endan das Halstuchs in dan Ausschnitt dar dia sait kurzam wiadar Mantel Schon im zwaitan Jahrzahnt trat auch dar Mantel Waste (Taf. 104, 6), eina Tracht, wiedar haufigar auf und arhialt sich bis um 1840, indassan vorkommt. Andera liabtan as, blossa braita Hamdfaltan dia Übarrocka saltanar wurdan (Taf. 102, 17). Er hatta an- von oban bis untan zu zaigan. So bliab as bis in die Bruststück das fangs nur ainan klainan Kragan oban, dann abar, wia dar viarzigar Jahra, wo das waissa gafáltate Frauanmantal, auch noch ainan Schultarkragan (Gollar), Hamdas odar statt sainar das soganannte Vorhamd und vorhemd dar bis zu dan Hiiftan raichan konnta. Künstlar trugan dar umgelagta Vatarmordar Mode wurdan und blieban. haufig ainan sahr weitan radformigen Mantel, dan «Spaniar", Sait dam Anfang dar fünfzigar Jahra ist abar das Hals- Halstuch dessan rachtar Zipfel übar dia linke Schultar gaschlagan tuch so schmal gawordan, dass as nur noch ain Band zu warden konnta. nannen ist, und viala lassan dahar, da dar Hamdkragen Urn 1840 kauien von England dia garadan Ubar- nun tiaf am Halsa liagt, ihn aufracht stehan. Dias ist noch rocka ohna Taille harübar, anfangs nur von Gummistoff, haute (1881) die Tracht dar Elegants (Taf. 104,16). Danaban Makintosh's ganannt, spatar auch aus Tuch gefartigt und arschainen abar wait haufigar umgelagta, saltan hoch auf- dann auch wohl wattiart und raichlich wait. In diasar garichtete Hamdkragen. Da bai janan von dam Halstuch Form, dia ganz garada von oban nach untan lief, hiassen gar nichts zu sahan ist, so hat dasselba sait 1870 ab- Pivietot sie Paletots odar Sacka; wann sie an dan Hiiftan sich etwas gadankt und nur saina Schlaife vorn zurückgalassan, dia Nur noch anlagtan, Twaanan. Latztara varschmolzen bald mit dan nun als Schlips an den Knopf das Hamdkragens angahangt arstaran, und so antstand dar jatziga Paletot. Inzwischan wird — ain fast unsichtbarar Ubarrast dar hohan staifan — sprang dia Moda gegen Ende dar fünfzigar Jahra auch Krawatta von 1840 odar das Halstuches von 1793. auf dan langan anliagandan Übarrock zurück, wandta Die Manschattan, die in dam arstan Viartal das Manschetten ang sich abar nach zwai Jahran doch wiader dem bequamaran Jahrhundarts wanig Beachtung fandan, wurdan plotzlich Paletot zu, dar auch im Harbst und Frühling gatragan zu Anfang dar draissigar Jahra hervorgezogen und aussan wurda. Diaser hat sich saitdam untar klainan Andarungan umgaklappt (Taf. 104, 6), zogan sich abar bald wiadar sainar Form bis haute arhaltan. 1876 odar 1877 tauchtan zurück bis auf ain klainas weissas Straifchen. Sait die plotzlich sahr langa (bis auf dia Knôchal raichanda) weitan Rockarmal Mode sind, ist auch dieses in den Armaln und waita Übarrocke aus dickam rauhan Stoffa auf, dia zurückgakrochan und nun lagt sich hier untar dam Auf- Kaisermantei untar dam Ñaman ^Kaisarmantal* hiar und da gatragan schlag brait und bahabig die ainfacha staifa Stulpen-Man- wurdan. schatte um dan Arm, zusammangahaltan durch klaina weste Dia Waste ist gabliaban, was sie war, ain blosses Knopfchan, die dar faina Mann aus Gold odar der- Schaustück. Im Schnitt hat sie klaina Schwankungan glaichan trâgt. — durchgamacht, anfangs zwairaihig, wurda sia im drittan Sait langarar Zait schon — ungefahr sait 1870 Papier- Jahrzahnt ainreihig, verlangérte sich atwas, nahm in dan warden Manschattan und Hamdkragen von Papier her- Manschetten draissigar Jahran einan grosseran Ausschnitt, dann dan gestallt und von Jahr zu Jahr mahr gatragan. Die arstan Schalkragen an (Taf. 104, 6), hat sich abar im ganzan kaman aus dan Varainigtan Staatan, doch warden diaselben wanig gaândart. Nur dia Stoffa haban oft gewachselt. sait mehraran Jahran auch in Deutschland hargastallt, Streifiga, ainfarbiga, bunta, gastickta, mit Litzan banahte, z. B. sait 1874 bai May & Edlich in Leipzig. Die Nord- samtena, atlassana, seidena, tucharla ate. Wastan haban amarikanar banutzen übarhaupt dia sahr vortraffliche Papier- sich untarainandar abgalost. Schon sait dan fünfzigar masse zu allarlei Zweaken und mit gutam Erfolg; bauen Anzug aus Jahran liabt man as allgemein, Hosa und Waste von glai- sie doch sogar Wohnhausar aus Papier. e nem stoflf Stoff ZU tragan, ja im Sommer hattan die Englânder Prauen diese Sitta schon etwas früher, und fast abenso langa Die Frauan tragan sia auch den Rock von demsalben Stoff. In Frank- haban in diesen 80 Jahran ziemlich ebansovieia varschiedane raich und Deutschiand hat es nrst atwas spatar Anklang Trachten und Modan durchganascht. Bei dan Griechen fingen gefunden, doch sah man auch 1850 sebón Sommeranzüga sia an; bei Louis XY. standan sie 1860, und haute (1881) IX. Pas 19. Jahrhundert 1805—1881. 341 stelien sie, wie vorn gesehen, bei den Âgyptern unserer Krause geziert. Dabei riickte die Taille etwas hinab; die ersten Tafel, sofern es die Enge betrifft, wâbrend die Armel schossen, wie das Kleid bis an den Hals hinauf, Àrmei mit Kehrseite so unvergleicblich ist, dass in den ganzen so bis zum Handgelenk hinab, ja noch mit Stauchen 6000 Jahren der Vôlkertracbten diese Erscheinung nocb (15. Jahrhundert: Taf. 51) bis an die Finger (Taf. 102, nie vOrkam. Es ist somit diese wabrhafte ^Kebrseite" 10, 13 u. 14). Dazu wurde der Rock hinten etwas faltig. doch etwas Nenes unter der Sonne (Taf. 104, 17), Da- Aber nicht zehn Jahre, so war der Ausschnitt schon zwischen liegen viele Stufen des Übergangs. Ein Philo- wieder im Abwârtssinken, die Armel im Hinaufrücken be- soph konnte hier sagen: Da die letzten Figuren der letzten griffen. Schon um 1818 ist .der Hais und die Arme wieder Hais und Tafel den ersten Figuren der ersten Tafel (Taf. 1, 1 u. 5) bloss, und ein bunter leichter Schal mit Querstreifen deckt ahnlich sind, so ist der Eing geschlossen, und die Ge- ersteren zum Teil (Taf. 102, 16). Die Armel bauschen schichte der Trachten kehrt zu ihrem Anfang zuriick. Es immer mehr. Die Frauen woUten oder sollten breitschulterig ist die Schlange, die sich in den Schwanz beisst — das erscheinen; auch bauscht der Rock hinten schon ein wenig Bild der Unendiichkeit! Und etwas ist daran richtig. In dem dritten Jahrzehnt bilden sich diese beiden Rich- Nicht etwa, dass die Frauen gleich der Schlange alljâhr- tungen weiter aus. Die Armel, ob kurz oder lang, stehen schuitem lich die Haut wechseln — denn die Schlange tut dies au den Achseln weit ab, der Rock wôlbt sich unterhalb Hurten vorspringrend nur im Frühling, die Frauen aber mindestens zwei, noch des Gûrtels nach den Seiten und nach hinten noch mehr lieber viermal und ofter im Jahre — sondern dass (so aus, wâhrend er vorn glatt und platt anliegt (Taf. 102, lehren diese sechs Jahrtausende der Trachten von Anfang 19—22). Die Taille sitzt schon an der rechten Stelle, bis zum Ende) allerdings eine Unendiichkeit darin enthalten nicht zu hoch mehr und noch nicht wieder zu tief. Die ist, nâmlich die unendliche Sucht, sich zu putzen, und Ellenbogen-Handschuhe sind auch jetzt noch, doch etwas sollte auch Vernunft und S cha m in die Briiche gehen. kiirzer, gebrâuchlich. Sie sterben nun ab. Um den Hals Taille kurz Das neue Kaisertum von 1804 behielt die kurze liegen, wenn das Kleid bis hinauf reicht, doppelte und Taille, den weiten Ausschnitt und die kurzen Armel bei, dreifache Krausen oder Spitzenkragen, bei blossem Halse machte aber den faltigen Eo.ck eng und bauschte dafür die Perlenketten. Der Rock hat unten eine doppelte oder Armel künstlich auf zur Kugelgestalt (Taf. 102, 1, 4 u. mehrfache Garnitur von Falbeln, die wie Fassreifen ihn 7—9). Am Hofe liebte man eine sonderbare Verbindung umgeben (Taf. 102, 19—22), von Antikem und Modernem, wie denn der Krônungsornat Das vierte Jahrzehnt bringt anfangs die weiten Armel Armel Napoleons auch eine solche Mischung war (Taf. 102, 2). zum Übermass und dadurch schnell zu Fall (Taf. 104, Zu der antiken langen Tunika und entsprechenden Schuhen 1 u. 2). Die Frauen trugen grosse Kissen aus Rosshaaren einen Krônungsmantel mit mittelalterhchem Goller, mit oder Daunen um den Oberarm und wo sonst ihrer vier Halskrause und dem Spitzenhalstuch des 14. Ludwig. Dazu oder fûnf gesessen batten, konnten jetzt wirklich nur zwei den Lorbeerkranz der Zâsaren: das war vielerlei auf ein- Platz finden. Dabei waren die Armel nur oben weit; mal! So war auch die Frauentracht eine Mischung von unten lagen sie eng an: Gleichzeitig erweiterte sich der Altem und Neuem. Ans dem ungewohnlich tiefen Aus- Rock zur Glocke, und das Kleid, als sei es nun zu eng schnitt des Kleides ragte auf jeder Schulter ein fâcher- dazu, wurde vom geschlitzt und tat, als ob es Robe ware. Robe nnd Spitzen- formiger halbrunder Spitzenkragen hervor, die beide hinten indem in der Ôffnung vom Gürtel bis zu den Füssen ein kragen einer sanften Biegung nach unten ineinanderflossen. Unterkleid erschien (Taf. 104, 2). Oft war es aber nur Das erinnerte an Heinrichs IV. Hofdamen und die lustige ein eingesetztes Stück. Kieid Margarete. Der Eock war eng und fáltenlos wie ein Da fallen plôtzlich, etwa um 1886, die ungeheueren steifer Zylinder, die Stickereien daran im Geschmack des Armel und verkehren sich in das Gegenteil, so dass nun Armel eng Robe Rokoko, seltener der Antike. Die Robe war nur von den das Kleid die Umrisse des Korpers vom Halse bis zur Hüften an vorhanden, wo sie durch einen Venusgiirtel ge- Hand und Hüfte knapp bekleidet. Wieder ein gleicher halten wurde. Sie stand vorn weit offen (Taf. 102, 1 u. 4), Schritt in der Tracht bei beiden Geschlechterni Der Rock batte eine Schleppe und war aus Samt oder Seide, mit bleibt so weit und faltig wie er ist, fângt aber, wâhrend Gold gestickt. Ausser den Hofzirkeln fand sie aber keine er bisher nur die Knochel erreichte, an, sich zu verlângem Ârmei Aufnahme. Hier begnügte man sich mit dem Kleide, dessen (Taf. 104, 3 u. 4). Die Armel rücken allmâhlich, indem Farbe noch wâhrend des ersten Jahrzehnts meist weiss sie sich unten erweitern, wieder nach den EUenbogen hin Tunika war. Es sollte immer noch die Tunika sein, daher be- zurück und lassen Unterârmel sichtbar werden; auch offnet Unterarmei festigte mail auch am Gürtel, der aus Seidenband bestand, sich das Kleid sowohl am Leibchen als am Rock, um ein oft Schultertragbânder (Taf. 102, 9). Indessen holte man Unterkleid zu zeigen, doch nur auf kurze Jahre. Das Goller zur Verhüllung der nackten Brust schon jetzt den Goller hôchst kleidsame, enganliegende Kleid mit ganz an- wieder hervor und liess ihn am Halse oft in einer Krause schhessendem Leibchen und engen Armeln bleibt in Eng- enden (Taf. 102, 8). Mit dem Beginn des zweiten Jahr- land beliebt und wird überall — bis heute — als Reitkleid Reitkicid zehnts liess man ihn auf dem Kleide festwachsen und getragen. Von dort aus kommt es im Laufe der Zeit mit einem Schlag gingen die Frauen bis dicht an den verschiedene Maie als neue Mode wieder herUber, wie denn Hals verhüllt (Taf. 102, 10 u. 13), oben mit einer kleinen überhaupt seit Anfang dieses Jahrhunderts die Englânder 342 Die Neuzeit, und ihre Frauen einen hochst wohltatigen Einfluss auf die batte belfen konnen! Ebenso aucb dies, dass er vom Tracht beider Geschlechter üben. Besonders glücklich 1. August 1864 an von der grossen Oper zu Paris auf sind sie in der Vereinigung des Nützlichen und Praktiscben das entscbiedenste verbannt wurde und unter keiner Be- mit dem Angenebmen. dingung dort wieder erscbeinen durfte. Warum aber balf Aussciniitt Scbon mit dem Jabre 1840 riickte der Ausscbnitt beides nicbt? Weil es nur die Halfte der Hülfe war! wieder bis zu den Scbultern berab, indem ibn vorn bori- Wie die Welt einmal stebt und gebt, muss man den zontale Falten umzieben, als sei das Kleid so berab- und Kindern, denen man ein Spielzeug wegnimmt, statt dessen zusammengescboben (Taf. 104, 10), Daneben erscbeint ein anderes geben, sonst scbreien sie und verlangen das Coller aucb der Goller wieder, oder als Uberwurf eine lange Jacke alte zurück. (So bei scblecbter Erziebung und ungezogenen mit Scbossen (Taf. 104, 7 u. 14). Jener entwickelt sicb Kindern!) Die grosse Welt aber gebort nicbt zu den im Winter als Kragen des Mantels zu bedeutender Grosse, gut erzogenen, und weil man ibr statt der Krinoline kein so dass er die balbe Gestalt verbülU. Zugleicb tritt in neues, recbt biibscbes Spielzeug gab, liess sie dieselbe schneppe den vierziger Jabren die Scbneppe wieder auf und wird nicbt los, bis sie ibr im Getümmel des Krieges 1870—71 in den fiinfziger Jabren so lang und macbtig wie nur je abbüften kam. (Taf. 104, 13). 1860 und die folgenden Jabre fing sie an, Wabrend 1860 im taglicben Leben die Kleider meist wieder abzunebmen (Taf. 104, 14 u. 15). Aucb die Armel, bis zum Halse binaufreicbten (Taf. 104, 15), war bei der die in den letzten fiinfziger Jabren unten zu einer un- Balltoilette der Arm fast ganz nackt und der Ausscbnitt Baii-Tracht gebeueren Weite angescbwoUen waren und entsprecbende so tief, dass Acbseln und Briiste zum Teil entblosst waren Unterarmel umscblossen, wurden in der folgenden Zeit (Taf. 104, 14). An mancben Hofen in Deutscbland liebte wieder enger und die Unterarmel scblossen an die Hand man ibn nocb tiefer. In Paris geborten im Winter allerlei Pariser ei- an (Taf. 104, 15). An allerlei seltsamen Ausscbmückungen tbeatraliscbe Auffübrungen zu den liebsten Unterbaltungen feblte es indessen aucb dem Rocke nicbt. Da wurden des Hofes. Die Damen erscbienen dabei nicbt selten als uesatze vertikale und horizontale Streifen und Besatze aufgenabt Nympben, bocbgescbürzt, und einzelne wussten mit ibren (Taf. 104, 10 u. 11), Falbeln in mebreren Reiben an- Reizen dann sebr freigebig umzugeben. Aucb der Kopf- gebracbt (Taf. 104, 12), die sicb um 1853 zu vier bis putz war dabei zuweilen bocbst pbantastiscb, z. B. Scbiffe Volants fiinf sogenannten Volants entwickelten und bis zum Giirtel mit Segelli etc., so dass man an die Zeit von 1785 er- binaufreicbten, dann um 1856 zwei Seitenstreifen vorn innert wurde. Dies gescbab aucb in Vicby, wo 1864 von anderem Stoff aufgesetzt, als sei das Kleid bier ge- auf der Morgenpromenade die Damen in kurzen Kleidern scblitzt und lasse das Unterkleid sicbtbar werden (deux les), bis ans Knie, in roten oder gelben Husarenstiefeln, in bis gegen 1860 bin aucb diese verscbwanden und der Soldatenmanteln und mit dem Spazierstocke erscbienen. Keiirock Keilrock wieder Mode wurde (Taf. 104, 14 u. 15), der dann Lauter Ausgeburten des zweiten Kaiserreicbs, besonders aucb wie der gewobnlicbe unten mit Falbeln und der- der Kaiserin Eugenie. gleicben garniert wurde. Im guten Alt-England scbien 1860—65 die Vorliebe Eine Hauptepocbe aber bewirkte der mit dem neuen fiir nackte Damenbaut aucb bedenklicb um sicb zu greifen, Krinoiine Jabre 1856 von Paris ausgebende Modebefebl, eine Krinoline wenn man auf das Zeugnis der dortigen Blatter Wert (Rossbaarrock) zu tragen. Aus der Krinoline wurde bald legen darf, die docb alie darin einig sind, dass sie von ein Fiscbbein-Reifrock und dann, da dieses Material scbnell England nicbts als Gutes sagen. So klagte 1863 die verteuert wurde, ein Stablfeder-Reifrock, dem aber un- Times bei Bescbreibung von Festlicbkeiten fiber das allzu Entbiossung gebübrlicberweise der Name Krinoline (von crinis Haar) luftige Kostiim der Damen, und ein Einsender spottete England — ebenfalls beigelegt wurde, obwobl an ibni weder ein gutes mit dem anderen um die Wette. So biess es z. B.: der nocb ein scblecbtes Haar zu finden war. Die Weite dieser Anzug der einen Dame babe nur in einem Diamanten- Reifrock Reifrocke betrug um 1860 bis 1864 etwa 5 bis 6 m und Halsband bestanden; die andere sei wegen ibrer Ent- darüber, also aucb die Weite der Kleider mindestens eben- blossung so sebr vom Volke verbobnt worden, dass sie soviel, gewobnlicb etwas mebr, denn straff und ganz nacb Hause umkebren musste; in den meisten Karossen fáltenlos durfte der Rock nicbt erscbeinen (Taf. 104, 14 batten auf dem Riicksitz scbwellende .Kleider gelegen und u. 15). — Viel ist von Anfang an dagegen geeifert, ge- im Fond die nackten Biisten ibrer Herrinnen gesessen und versuche spottelt — alles umsonst. Anfange Juli 1863 wollten die dergleicben mebr. Freilicb bat der Einsender wobl nicbt (iensefben Grassenbubeii in Warscbau den Reifrock mit Gewalt be- die Regel innegebalten; „cum grano salis", aber er musste seitigen, aber die Polizei scbiitzte ibn. In Morscbacb docb Ursacbe zu so bitterem Spott baben. Sapienti sat! (Kanton Scbwyz) ist im Juni 1864 sogar bei 1 Frank Strafe Wenn die Times zu solcben Bescbreibungen ibre Spalten verboten worden, im Reifrock in der Kircbe zu erscbeinen bergab, so war dies gewiss ein bedeutendes Zeicben der — wollte aber aucb nicbts belfen. Ein Sonnenstaubcben Zeit von der Allgewalt der Mode. gibt keine Sonnenfinsternis! — Wicbtiger dagegen batte Von 1865 bis beute (1881) sind die Frauen durcb es werden konnen, dass seit Juli 1864 die junge Kaiserin viele Moden bindurcbgegangen, die wir bier nicbt einzelu keinen Reifrock mebr trug und infolgedessen derselbe in anfübren konnen. Nur die Hauptziige woUen wir er- alien adeligen Zirkeln Wiens verscbwand. Dergleicben wabnen. IX. Dus 19. Jahrhunderfc 1805—1881. 343 Gorteihohe Die Giürtelllohe blieb ira ganzen iraraer dieselbe und Man raffte anfangs 1868 nur hinten ara Rock ein an der ricbtigen Stelle. Ausgangs der siebziger Jahre wenig, so dass ara unteren Teile des Rückens allerdings Rücken- zeigte sich auch die Schneppe wieder, wurde aber nicht eine Bausche entstand, die nicht gerade schon, doch auch vorherrschend. — da man noch Reifrocke trug — nicht sehr auffallend Ausschnitt Der Ausschnitt ist für die taglichen Kleider oben ara war. Als aber 1870 und 71 die Krinoline Abschied nahm, Halse, und wird bald rund, bald langlich gebalten, voni und nun die Bausche auffallender wurde, hâtte man denken in den Schluss des Kleides verlaufend. Beira Ballanzuge solien, die Erapfindung für das Schone würde sie beseitigen. dagegen ist er weit, bald viereckig (Taf. 104, 18), bald Gerade das Gegenteil! Man bauschte nun doppelt hoch rund, bald bis auf die Biiiste, bald hoher sich hinziehend. und setzte diese Anschwellung so fort, dass sie von Jahr Armel Die Armel wurden 1866 eng anliegend und hielten zu Jahr hasslicher und widerlicher wurde. Aller Spott sich so bis 1872, nahmen aber schon 1869 einen Aufschlag der Strassenjungen über den oft uni 40 bis 50 era vor- an wie bei den Mânnern. Seit 1872 erweiterten sie sich springenden Ausbau, alie Karrikaturen der Witzblatter, dann, docb nur raâssig und so sind sie bis heute (1881) welche z. B. den Diener, wie auf dem Bediententritt einer Anfschiag geblieben. Der Aufschlag ist iraraer hâufiger und be- Karosse, darauf sitzend darstellten; alies war urasonst: die stiramter aufgetreten, so dass er nun schon seit sechs Sache musste austoben. Dies geschah 1875! Da waren Jahren auch ara Kleide nicht fehlen darf. Seit dera Jahre diese Bauschen wirkliche grosse breite Sacke, die durch 1879 erweitert er sich und wird aus einer Krause Drahtgestelle und dergleichen in ihrer Missgestalt erhalten des Kleiderstoffes (Plissé) hergestellt, in welche sich ein wurden und wie weit vorspringende Erker sich der Ge- Unterarmél einlegt, der, aus Tüll oder Mull, gleichfalls stalt nachschleppten. eine Krause bildet (Taf. 104, 20), Aber nun kara der Uraschlag! Was man bisher hinten Kragen am Am Halse zeigte sich in diesen 16 Jahren stets ein zu viel getan, das büsste man nun vorn. 1876 wurde weisses Rândchen, anfangs bis 1866 ein aufrechter sehr das Kleid vom vora Gürtel bis fast ans Knie stramra Kieid vom schraaler Stehkragen, der wie ein fingerbreiter Ring den angezogen, so dass alie Formen des Korpers hier deutlich «tramm Hals dicht uraschloss. Dann legte sich dieser Kragen nach hervortraten. Hatte sich die Schara ira vorhergehenden unten um (1867—72) nach Art der Mânnertracht, wie Jahre abgewandt vori den abscheulichen Sacken ara Rück- denn ûberhaupt diese ganze Zeit, besonders seit 1870, ein teile, so floh sie nun ganz von dannen bei dieser An- auffallendes Bestreben der Frauen zeigt, ihre Kleidung spannung des vorderen Kleides. Ira nachsten Jahre wurde der mânnlichen âhnlich zu machen. diese Engsucht auf das Leibchen ausgedehnt, und nun Krause Seit 1873 trug man eine kleine stehende Krause ■ aus war die ganze weibliclie Gestalt vora Hals bis zu den Tüll und diese hat sich bis heute (1881) erhalten. Aber schon Knieen wie in einen Trikot verhüllt. Jede Bewegung war Schiips 1871 fing der Schlips der Manner, d. h. die übriggebliebene zwar geheinrat, aber dafür war auch die vordere Korper- Schleife, deren wir oben erwâhnten, plôtzlich an, ara forra so deutlich dargestellt, wie es — ohne geradezu Halse der Damen zu erscheinen. In den folgenden Jahren alie Hüllen abzutun — nur raoglich war. In der Haupt- verwandelte man ihn dann in eine farbige Bandschleife, sache ist man hierbei noch heute (1881) stehen ge- nahra auch 1879 seine Zuflucht zu den beiden Zipfeln aus blieben, denn noch imraer ist der vorn vollig fáltenlos der Zeit Louis' XIV., und hat heute (1881) die Freiheit, bald anschliessende Rock die Regel. dies, bald jenes unter dera Kinn anzuheften (Taf. 104,-20). Seit Mitte der siebziger Jahre hat man aber unter stetera Rock Ara gewaltigsten aber sind die Wandlungen, welche Festhalten an dieser Regel doch allerhand Veranderungen der Kleiderrock von 1865 bis 1880 hat durchraachen an dera Rocke vorgenoramen. Zunachst wurde 1878 hinten raüssen. 1865 noch ein einfacher Keilrock, wurde ihm an dera unteren Ende des Rückens eine Schleife befestigt, schieite schon 1866 zuweilen ein Überkleid hinzUgefügt, das nur die mit ansehnlicher Grosse beginnend bald zu unglaub- bis zura Knie reichte und vom offen stand, so dass das licher Ausdehnung anwuchs, so dass die Breite der Bander Kleid breit sichtbar blieb. Ira folgenden Jahre verlangerte 20 bis 25 era betrug. Seit 1879 ging sie wieder zurück sich das Überkleid und das Kleid ebenfalls, so dass dieses in ihrer Grosse, so dass sie jetzt (1881) wieder in raassiger Schieppe anfing, sichtbar zu schleppen. 1868 fing nun eine Be- Gestalt getragen wird (Taf. 104, 17). Das seltsaraste bei wegung an, die in ihrer Fortsebzung zu so wahnwitzigen dieser Schleife besteht nur darin, dass sie gar nichts zu Erscheinungen gefûhrt hat, wie sie in der ganzen Trachten- biuden oder zu h alten hat, dass das Band, welches sie RaflFung geschichte noch nie dagewesen sind, naralich das Raffen! bildet, nirgends vorkomrat als an ihr selbst. Ganz ebenso An und für sich ein gutes und auch künstlerisch schônes ergeht es einer anderen. Schleife, die noch hasslicher in Auskunftsmittel, das zu lange Kleid bei der Bewegung Bezug auf iliren Platz und ebenso sinnlos ist, da sie auch zu kürzen, konnte man es nur billigen. Aber: Was wurde nichts zu halten hat; sie sitzt (seit etwa zwei Jahren) der alies gerafft? Und wo wurde alies an dera Kleide gerafft? anderen fferade sfescenhber vorn in derselben Hohe, hat Schi«it'e O O O ' Vorn, hinten, seitlich, unten, oben, in alien Ecken, ohne aber iraraer eine niiissige Grosse behalten. Sinn und Yerstand, so dass nun jene Ungeheuer von Seit 1878 zieht man den Rock um die Kniee noch Rock an dt n Kleiderformen entstehen, wie man sie taglich sieht, und enger als zuvor, so dass er hier eine sichtbare Einschnürung von denen wir keine Abbildung haben geben wollen. raacht und schmaler als an den ganz eng umschlossenen 344 Die Neuzeit. Hüften erscheint. Dabei verlangerte sich die Schleppe verhiillte und verdeckte, pragt der heutige Kleiderrock Aiicrici von Jahr zu Jahr immer mehr. Zugleich fing man nun sie absichtlich aus. So folgen sich die krassesten Gegen- Autsatze — fünf Jahre Rock nicht nur hinten, sondern auch an den satze! Dort ausserste Weite bis 1870 und Seiten zu raffen, einmal, zwei- und dreimal, auch Gehens. vom, spater ausserste Enge bis zur Erschwerung des kurz an allerlei Punkten hoher und tiefer, d. h. man raffte Wir stehen in der Tat, wie ich schon oben sagte, bei nicht wirklich, sondern setzte nur grosse Stücke Zeug in den Agypterinnen auf der ersten Tafel. In einem Punkte überein- Falten gelegt und ohen durch Schleifen, Knopfe oder der- aber stimmen beide Erscheinungen doch überein, nâmlich ^^^scheu sonst und gleichen gehalten, in allerlei Richtungen kreuz und des Stoffes. Bei der quer in der masslosen Verschwendung auf dem Rocke fest, als sei derselbe gerafft. Dabei kommen Krinoline wurden 6 bis 7 m weite Rocke über die Reifen natürlicb eine Reihe von Kunstwerken der Nadel vor, die geworfen, wahrend das Kleid, um frei darin auszuschreiten, dem Beschauer unlosliche Ratsel aufgeben, was diese deren nur 2 m an Weite bedurft hatte. Die ûbrigen oder jene faltige Partie will, was sie bedeuten soil, woher 4 oder 5 m, also zwei Drittel, waren verschwendet. Jetzt sie stammt und wozu sie gehort. Nur eins blieb dabei ist's ebenso. Der eigentliche Rock, der den Korper um- Aiiderungen unangefochteii : das Vorderteil des Kleides. Es wurde schliesst, hat kaum 2 m Weite. (Man gibt ihm 180 bis wohl einmal der Stoff hier in lauter Horizontalfalten ge- 200 cm). Doppelt so viel Stoff aber wird verbraucht, um legt, ein andermal in lauter schmale vertikale oder auch den nachwogenden Wirrwarr, der mit dem Korper und wohl in acht bis zwolf und noch mehr Reihen beides ab- seiner Verhüllung gar nichts mehr zu tun hat, herzustellen. weChselnd übereinander, wie ein Etagenbau, aber eng Also auch zwei Drittel verschwendet! anliegend musste er trotzdem bleiben. Die wilde Jagd Diese unsinnige Yergeudung des Stoffes wurde bei der Raffungen mit ihren tolien Sprüngen durfte nur auf so engen Kleidern viel schwieriger sein, ware nicht seit den drei Vierteln der zuriickliegenden Peripherie ihren ungefahr 1860 in Europa die Nahmaschine eingeführt. Niihmaschine Schauplatz haben. Vorn blieb das Feld often und frei Yon 1862 bis 64 wurde sie in Deutschland in den wohl- (Taf. 104, 17 u. 20). habenden Famihen ganz heimisch. Seitdem ist die Arbeit Im Jahre 1880 tauchte eine seltsame Idee erleichtert, und um doch nun die gehorige Zeit wie früher schai quer ganz neue auf. Da die Kniee schon gefesselt wafen durch den zu dem Kleide zu verwenden, vermehrte man den zwar Besatz, engen Rock, so hatte es eigentlich keiner besonderen Knie- und erschwerte die Anfertigung durch allerlei phantastische binde mehr bedurft, um sie festzuhalten. Doch oft sinnlose Anhangsel und Yerunzierungen. So schneidet es war vielleicht des Guten noch nicht und so legte man man schon seit Mitte der siebziger Jahre vom Kleiderstoffe genug, einen breiten Schal kleinere nun anfangs um den Unterleib und doppelt so viel als der Rock fordert, in allerlei auf die Oberschenkel, als bedürfe jener der Warme und diese und grossere Stücke und setzt diese kreuz und quer der Hemmung (Taf. 104, 18 u. 20); dann liess man ihn den Seiten und hinten am Rock unter allerlei Richtungen tiefer und tiefer sinken, bis er an den Knieen angelangt an, damit doch die Nahmaschine etwas zu tun habe. So von wo er nun allmahlich wieder an den alten Platz hat die war, Einführung dieser Erfindung, von welcher man ihre Foigeu das hinaufrückte. Um die Enge an den Knieen noch mehr mit Recht viel Zeitersparnis hoffen konnte, gerade vnirde auch seit dem Jahre 1880 bis- Gegenteil bewirkt: Zeit und Geld wird mehr verschwendet zu verdeutlichen, nausche auf weileu auf jeder Hüfte noch eine Bausche mit horizontalen als zuvor. Denn trotz der Maschine dauert die Yer- deii Hüften angebracht und durch eingelegten steifen Stoff in fertigung eines Kleides langer als sonst und kostet weit Die ihrer Form erhalten. Seit diesem Schal ist es nun auch mehr Stoff und Arbeit, also Geld, als früher. tlppig- geworden, freilich auch schon seit 1867 keit, der Übermut und die Prahlsucht wussten immer unumganglich was zwcieriei gebrauchlich war, zu dem Kleide zweierlei Stoffe zu nehmen. den Ausweg zu finden, um selbst bei den weisesten Ein- stoffe gjg jg]jj.gjj (1877) war aber gewohnlich der eine dem richtungen ihrem schlimmen Triebe zu frohnen. Wenn anderen in der Grundfarbe verwandt, nur dass der eine ihnen ein Tor verschlossen wird, brechen sie sich gleich gemustert war, der andere aber stets einfarbig sein musste. ein oder mehrere neue; es ist die Hydra des Herakles, Der Querschal gibt aber voile Freiheit zu zwei ganz ver- der für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue hervor- schiedenen Farben, und so wahlt man denn den einen wachsen. Besatz Stoff geradezu bunt, den anderen mehr einfarbig, aber Als Besatz sind seit dem Jahre 1866 ausser Spitzen Faibein er kann auch gemustert sein (Taf. 104, 20). Manche vmd Seidenband besonders Falbeln verwendet worden. nehmen sogar dreierlei Stoffe und bauen daraus ihre Frau von Maintenon würde oft vor Freude die Augen Wunder unterhalb des Rückens. Der Grundzug des Kleides Himmel geschlagen haben, wenn sie in dieser Zeit den gen letzten ist also seit 1876 bis 1881: Vorn glatt und hinten muss Falbelreichtum hatte mit ansehen konnen. In den es bauschen und raffen oder rauschen und kehren und fünf Jahren (seit 1876) wird statt der rundlichen Falbeln schwellen und sich schlangeln ohne Ende. Ein ganzer oft das steif gelegte und festgefaltelte Plissé verwandt Plissé Haufen des Kleiderstoffes schleppt sich in allerlei Falten (Taf. 104, 20). Die Hohe der Falbeln nahm von 1865 bis gelegt, wellig und blasenwerfend hinten nach. Das ist 1870 stets zu, so dass sie zuletzt über 80 bis 36 cm hoch Sonst - das Kleid der heutigen Zeit — der vollige Gegensatz zur waren; 1873 setzte man an den unteren Kanten noch jetzt Krinoline. Wahrend diese die Korperform voUstandig Fransen zu und benutzte auch dann und wann schon den IX. Das 19. Jahrhundert 1805—1881. 345 Plissé. 1877 bis 1879 griff man sogar zu schweren, finger- zeitig die kleinen Radmantel (Talma's) Mode; letztere ver- Trofidein laDgen wollenen und seidenen Troddeln von allerlei Formen, breiteten sich in alien Schichten, wahrend die ersteren nur wie man sie sonst nur an schweren Yorhangen anzubringen den Begfiterten zuganglich sein konnten. Um 1860 trug pflegte. Anfangs der achtziger Jabre benutzt man an ihrer man Umschlagetficher aus Barège oder Seide, Mantillen, spitzen Stelle wieder lieber Spitzen, aber nicht etwa nur an der und am modernsten waren bis 1864 die Beduinen, d. h. «cduincn unteren Kante des Kleides oder der Jacke, sondern an grosse Tficher, an einer Kante auf die Halfte gefasst und hier alien Plisse-Reihen, deren oft weit fiber ein Dutzend den etwa beidseitig 30 cm davon durch eine Haftel zusammen- Rock umkreisen (Taf. 104, 17). gehalten, so dass eine Art Kapuze entstand, die nun, da Farbe In bezug auf dieFarben herrscht in jeder Zeit eine die Haftel im Nacken liegt, auf den Rficken hinabhing. besondere Gunst vor. Im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts Seit 1866 trat daneben die Jacke auf, die als be- Jacko war das Weiss am beliebtesten, dann folgten freundliche, quemer Sommer-Überwurf rasch Anklang fand. Im fol- aber noch voUe saftige Farben, grfin, blau, lila u. s. w. genden Jahre schnitt man sie langer und ohne Andeutung Im dritten Jahrzehnt wurden wieder Weiss und Hell vor- der Taille, so dass sie frei hinabhing. Daneben waren wiegend; dann braun, bronze, gelb in den vierziger Jahren. 1869 die Spitzen so in Ansehen, dass man Tficher, Mantillen In dem folgenden Jahrzehnt liebte man dunkle Farben; und sogar Jacken aus Spitzen trug. Im nachsten Jahre in dem sechsten die Mischfarben, wie grau in allerlei verlangerte man die Jacke noch etwas, so dass sie die SchattieruDgen zu lila, braun etc. bin. In den sechziger Hfiffcen verdeckte und dem Paletot der Manner sich nâherte. I'aiciot Jahren waren ahnliche unbestimmte Farben, nur etwas 1872 zeigte sie bereits Klappen und Aufschlage, und nun Klappen iiiiil entschiedener, modern, unter denen z. B. die „Habanna- wurde sie auch ein Winterkleid. In den folgenden Farbe", ein lichtes Braun, sehr beliebt war. In den sieb- Jahren wurde sie dem mannlichen Kleide vollig gleich, nur ziger Jahren waren die gebrochenen Farben aus der Zeit dass sie auf dem Rficken etwa eine Schleife oder sonst Ludwigs XY. sehr beliebt; in spaterer Zeit werden Stoffe eine Yerzierung zeigte, die an das weibliche Geschlecht getragen, die in kleinen unregelmassigen Punkten und erinnerte. Seit 1876 wurden auch aussen an den Seiten Ausscn Fleckchen allerlei Farben nebeneinander zeigen (Taf. 104, Taschen angebracht, wie wir dies bei den Kleidem bereits ' Giitzenide 20) und zugleich solche, in denen hier und da glitzemde bemerkt haben, und so ist dieser Paletot jetzt neben dem stofTe Metallfaden eingewebt sind. Doch muss hierbei fest- Mantel der beliebteste Uberwurf ffir den Winter und, gehalten werden, dass der Winter eine andere Mode hat mit einigen Yeranderungen, auch im Sommer. Ja er hat als der Sommer; letzterer neigt immer mehr zu hellen bedeutend mehr Anhânger als der Mantel, der eine Zeit Mautei Farben, aber auch die Barèges farben sich grau oder braun lang sogar ganz verschwunden war und sich nur in neuerer und dergleichen. Zwischendurch aber tragen die mittleren Zeit wieder hervorwagt. Im Winter liebte man als Stoff und unteren Stande, die sich nicht genau an die Mode schwarzen Plfisch oder Samt mit buníem Flan ell oder binden, allerlei Stoffe von allerlei Farben und Mustem. Pelz geffittert. So halten sich z. B. gewfirfelte Muster von grosser und Als Unterkleider wurden bis gegen Ende der unterrockc kleiner Teilung immer im Gange. sechziger Jahre im Sommer weisse Rocke mit gewôhnlich Die Tiberhânge oder dergleichen sind im Winter durchbrochen gestickter Kante getragen, im Winter dunkle Mantel Mantel, im Sommer Tficher, Mantillen und dergleichen. aus steifem Wollenstoff mit Samtbesatz, oder seit 1858 In den ersten Jahrzehnten batten die Wintermantel nur graue oder braune Flanellrocke mit mehreren farbigen kleine Schulterkragen; diese wuchsen im vierten ailmahlich Streifen unten rundum, die beim Aufnehmen des Dber- heran und waren im ffinften bereits bis unter die Hfiften kleides sichtbar wurden. Diese sogenannten ^Yiktoria- viktoi-ia- hinabgesunken. In der Mitte der ffinfziger Jahre fielen Rocke" wurden sehr schnell wegen ihrer allseitigen Zweck- die Kragen ganz weg und es hingen sich daffir an beiden massigkeit ungemein beliebt und hielten sich ziemlich lange. Seiten grosse weite Armel an. Spater fielen auch diese, Seit Ende der siebziger Jahre aber macht man die und die Mantel haben jetzt eine kleine Kapuze als Yer- Unterrocke aus Kleiderstoff und besetzt sie wie das Kleid zierung, die aber nicht gebraucht werden kann. — Der mit Falbeln, Plissés, auch mit Spitzen oder dergleichen Stoff war frfiher Tuch, dann in den vierziger und den Yerzierungen. Nur im Sommer werden sie weiss getragen ersten ffinfziger Jahren Damast oder Seide, auch wohl wegen der leichten und hellen Kleiderstoffe. Samt, seit 1855 dickes Doppeltuch oder Buckskin, wie es damais von England aus bekannt wurde. Seitdem haben (I) Schmiick. die Mantel kein Futter mehr, das frfiher haufig aus Seiden- Derselbe ist im ganzen sehr massig ffir eine Zeit, die unscr zeug oder auch aus Pelz bestand. grosseren Reichtum aufweisen kann als irgend eine l'rühere. Schai Im Sommer waren anfangs lange Schals beliebt. Da Aber man hat heute nicht mehr das Bestreben, sein Hab kamen um 1830 die wollenen Umschlagetficher mit tfir- und Gut in nutzlosen Goldzieraten erstarren zu lassen Tiicher aus kischen Kanten auf. Daneben wurden schwarze seidene und sich damit zu behângen, sondern man zieht es vor, sch^ed^enen ^^^^tillen (Taf. 104, 4) getragen oder Tficher aus Tfill sich und anderen damit zu nfitzen. Nie ist, so lange es stoffen und dergleichen (Taf. 104, 11). Gegen 1850 wurden die Menschen gibt, so grosses Kapital von so vielen Gemeinsame , • r/ 1 Zwecke der weissen seidenen Tficher (Crêpe de Chine) und fast gleich- einzelnen zu gemeinsamen /iwecken zusammen- voiker Kretscbmer u. Bohrbach, Tracbten der Vôlker. 3. Aub. 44 346 Die Neuzeit. gebracht worden wie heute und wenn das Ideal der Ent- die noch die Handwurzel umschliessen, gabrauchlich (Taf. wicklung des Menschengeschlechts in dem Zusammen- 100, 10 u, 14), zum taglichen Gebrauch sogar ganz kurze wirken aller zu grossen gemeinnûtzigen Zwecken gesucbt (Taf. 104, 15 u. 20). warden muss, so diirfen wir mit innigster Freude sagen, Der Fâcher erhielt sich die beiden ersten Jahrzehnte, Fâcher dass sich die Menschheit dem Idéala ihrer Entfaltung nie verschwand daun und tauchte erst um die Mitte das Jahr- so weit genâhert hat, als dies in unserer Zeit immer hunderts wieder auf; er behauptet sich seitdem (Taf. 104, mehr und mehr geschieht. Denn was taten die Reichsten das 10, 13 u. 14). Inzwischen trugen die Damen den Sonnen- Altertums, die romischen Patrizier? Sie gaben Gasteraien schirm (Taf. 102, 21), dar ^Imahlich immer zierlicher und und Festspiele, bauten Palasta — alias nur für sich selbst, kleiner wurde und in den vierziger Jahren durch ein Gelenk nie für den ganzen Staat. Die Idee der freien Vergesell- im Stiel zum ^Knicker" geworden, auch sehr handlich schaftung gehort der Neuzeit an. Sie hat schon jetzt war. Er ândert sich auch von Zeit zu Zeit in Farbe in ihren Resultaten, z. B. den Eisenbahnen, alies überboten, und Verzierung, bleibt aber immer noch im Gange (Taf. was je dergleicben gaschehen ist, und wird as fernar. Dies 104, 20). ist der Schmuck unserer Zeit! Wir verfertigan ihn 2. nioht aus Gold, sondem aus Eisen und Kupfer. Trotzdem Kriegstraeht. dies Material, besonders das erste, so billig ist, hat dieser In der Angriffsbawaffnung, wenn man von der unser Schmuck doch schon viele Milliarden gekostet! Konstruktion der Schiesswaffen und ahnlichen Einzelheiten Dagegen sind die goldenen Sachalchen des einzelnen kaum absieht, stimman die Heera haute übarain. In alien bilden erwahnenswert. die Handschützan, d. h. dia Infanterie, den Hauptstamm Fusstruppeu Bei den Die Manner tragan heute (1881) ausser etwa den Knopf- der Armee. Ihre Gewehre sind zum Tail Büchsen ohne Maniiern Vorhemdes und der Manschettan, einer Uhr mit Bajonett, dann gewohnlich mit einer Einrichtung zum Auf- Ketta und einem odar mehreren Fingerringen kein Gold. stecken das Hirschfangers versahen, oder as sind Musketen Busennadaln waran bis zu den vierziger Jahren gebrauch- mit Bajonett. In dan sechsigar Jahren sind nach und nach lich, sind es aber nicht mehr. Nur hier und da sieht in alien Armeen die Hintarlader aingeführt. — An der Handschuhe man noch welche. Die Handschuha von feinam Ziegen- Seite tragan die Fusssoldaten eine kurze Hiebwaffe oder ledar gehoren zum vollstandigen, und das Rohrstockchen zuweilen das Bajonett (Taf. 101, 8). mit Elfenbeingriff (Taf. 104, 16) zum eleganten Anzug. Die Kavallerie führt einen Haudegen, der bei dan Reiter Erstera warden in alien Farben getragen; zur feinen Toilette, meisten Regimentern krumm ist, also ein Sabel; nur bei Ball und dergleichen müssen sia waiss sain, wia auch die den Kürassieren ist er gerade und heisst Pallasch. Die Halsbinda und Waste. Lanzenreiter fübren ausser dam Sabel eine Lanza und den Frauen: Auch die Frauen schmückan sich massig. Die Ohr- Karabiner; diesen haben auch die Dragoner und Husaren, ohrringe gehânga, im Anfanga das Jahrhunderts ziemlich gross wahrend die Kürassiere ein Paar Pistolen im Halfter führen. (Taf. 102, 4), vnirden allmahlich kleiner (Taf. 102, 19) Die Artillerie hat entweder reitende Bedienungs- Artillerie und wechsalten mehrmals ihre Form, bis sie gegen 1840 mannscbaft oder solcha zu Fuss; jene Art heisst reitende fast varschwanden. Seitdam siaht man sie nicht mehr Artillerie und führt Dragonersâbel, diese dagegen Fuss- allzu oft (Taf. 104, 14), in den siebziger Jahren fast gar artillerie und hat kurze Seitengewehre. Ihre Hauptwaffe Armbaiider nicht mehr. Die Armbandar scheinen mit dam Ver- ist die Kanone, die seit 1854 ausserordentliche Verbesse- schwinden der langen Handschuha wiedar aufgetaucht zu rungen erfabren hat, indem sie auch gezogen (gereifelt), sain, wie sie mit dem Entstehen derselben verschwunden und spater so eiiigerichtet wurde, dass sie von hinten ge- waren. Schon seit der Mitta des zwaiten Jahrzehnts sieht laden wird. man welche (Taf. 102, 14, 16 u. 19),^ und wenn sie auch Die Schutzwaffen reduzieren sich auf die Kürasse schutzwaffen nicht glaich allgemein wurden, so geschah dies doch mit und Helme der schweren Reiter (Taf, 101, 2; 103, 2, 3, 9 u. dam Beginn der draissigar Jahre. Saitdem gehoren sie 16), und aUenfalls noch auf die verschiedenen _ fast zum Anzug (Taf. 104, 14). Haisketten Die Halsketten dagegen, meist aus Perlan (echten a) Kopfbedeckungen. oder nachgemachten) kamen nicht ausser Gebrauch, ausser Die schwere Kavallerie trug im Anfang des Jahr- Heime in der kurzen Zeit, wo die Kleider bis zum Halse hinauf- hunderts Helme, in der franzosischen Armee ganz aus Metall reichten (Taf. 102, 1, 4, 16 u. 19; 104, 2 u. 14). (Taf. 101, 2 u. 6), in der osterreichischen und preussischen Haar- Diadame oder Perlenschnüra in den Haaren warden aus Leder mit Metallbeschlag vorn (Taf. 101,11). DenKamm schmuck Reichstan bei grossen Fasten getragen, all- zierten Haarbüsche als Raupen oder als Rossschweife. Jetzt meiner dagegen goldena Haarnadaln. haben die preussischen Kürassiere metallene Helme (Taf. Handschuhe Die Handschuhe der Frauen waren lang bis zum 103, 2 u. 3), dagegen die osterreichischen und franzosischen EUenbogen und darüber hinaus bis gegen 1812, wichen solche aus Leder mit Metallbeschlag (Taf. 103, 9 u. 16). dann allmahlich zurück in den zwanziger Jahren, wo sie Die leichte Kavallerie, Husaren, Ulanen oder Leichte nach den langen Armeln wieder zu ihrem Recht kamen, Lanziers, trug und trâgt die nationale Kopfbedeckuiig, und varschwanden vor 1830. Seitdem sind nur kürzere. die ihren Ursprung zeigt, jene die hohe Mûtze aus Valz IX. Das 19. Jahrhnndert 1805—1881. 347 (Taf. 101, 3; 103, 7) oder Tuch, diese die Tschapka {Taf. und Dragoner (Taf. 101, 2 u. 6), die sie auch jetzt (1881) 101, 10 u. 12; 103, 17). In Preussen führt die ganze noch tragen (Taf. 103, 16) und die Generale (Taf. 101, 4), Landwehr-Kavallerie die Lanze (Taf. 101, 18), gehort also letztere auch bei den Osterreichern (Taf. 101,7). In Preussen zur leicliten Reiterei. Die Dragoner bilden eine Mittel- trSgt jetzt die Gardedukorps welche (Taf. 103, 2). stufe und neigten sich im franzosischen Heere (Taf. 101, 6) Halbstiefel trugen die franzosischen Husaren Haibstief«i mehr zur schweren, bei den deutschen Truppen (Taf. 101, (Chasseurs) und ebenso die ôsterreichischen, und tragen sie 13) mehr zur leicbten Kavallerie. Dort trugen und tragen auch noch (Taf. 101, 3; 103, 7). Die früheren preussischen sie den Helm wie die Kürassiere, abnlicb auch in den Reiter trugen Stiefei und lange Hosen darüber, die auf süddeutschen Heeren, z. B. in Bayern, wabrend sie in der Sattelseite mit Leder besetzt waren (Taf. 101, 11—13 Preussen die Kopfbedeckung der Infanterie batten (Taf. u. 15). Ebenso ist es auch noch jetzt mit oben erwahnter 101, 18) und aucb jetzt haben. Ausnahme der Gardedukorps (Taf. 103, 3). Die franzosi- Schwere Unter der scbweren Infanterie zeichnen sich (ausser schen Lanziers besetzten den TJnterschenkel Infanterie sogar ganzen Preussen) die Grenadiere durch ibre Barraützen aus rundum mit Leder (Taf. 103, 17), wahrend sonst gewohn- Bttrmützen (Taf. 101, 1 u. 9; 103, 18). Die übrigen Truppen dieser lich nur ein kleinerer Besatz am unteren Rand vorkommt Tachako Gattung trugen früher Tschakos, d. h. hohe, steife zylinder- (Taf. 103, 9). fonnige Filzmützen mit Lederschirm und ledemem Boden, Schuhe trug früher die ganze Infanterie, mit Ga- schuhe um den Regen abzuhalten. Bei den meisten war der Boden maschen darüber (Taf. 101, 1, 5, 9, 14 u. 17); bei der grosser als die Kopfweite, so dass der Zylinder nach oben preussischen Landwehr lagen wie zuerst bei der republi- breiter wurde (Taf. 101, 5, 8, 14 u. 18; 103, 10 u. 11). In den kanischen Armée die Hosen über diesen; so jetzt bei den meisten Armeen sind sie jetzt (1881) beseitigt und durch ôsterreichischen Jagern (Taf. 103, 5); bei den ungarischen leichtere oder bequemere Kopfbedeckungen ersetzt worden, Regimentem ist die Hose eng und geht in den Schuh Deutscher SO itt Norddeutschlaud durch den Helm (Taf. 103, 1 u. 4), (Taf. 101, 8). Bei den Franzosen geht bei der leichten in Osterreich durch den kleinen Tschako (Taf. 103, 6), der Infanterie die Hose in die niedrigen Gamaschen, die oben Qamaschen Kappi dem Kâppi der Franzosen ahnlich ist (Taf. 103, 13 u. 14). eine Lederstulpe haben (Taf. 103, 12, 13 u. 15). Bei der Zu dem alten Tschako kam bei den Garde-Regimentem übrigen franzôsischen, ôsterreichischen und der ganzen Federbusch noch der ungeheure fast ellenhohe Haarbusch oder Feder- preussischen Infanterie werden Halbstiefel getragen, deren busch, der vom an der Aokarde stak und das Gewicht Schafte durch die Hose verdeckt sind. Von den Schnür- vergrosserte (Taf. 101, 13 u. 15; 103, 11). Statt dessen schuhen und den Gamaschen ist man wegen des Zeit- tragen sie jetzt niedere wehende Haarbiische, damit deren aufwandes, den das Anziehen derselben kostet, fast ganz Schwerpunkt nicht zu hoch über dem Kopfe liegt. — Die zurückgekommen. preussische Landwehr trâgt jetzt (1881) kleine lederne Tschakos, früher aber ging sie in Mützen (Taf. 101^ 17). c) Die Kleidung Leichte Die leichte Infanterie (Jâger, Schützen, Zuaven) der Truppen im Anfang des Jahrhunderts war überall der Frack Infanterie Preussen und England leichtere niedere Tschakos oder Frack. Davon ausgenommen waren nur die Husaren, die Kappis, in Osterreich Filzhüte mit seitlich aufgerichteter eine Schnürenjacke trugen. Allé anderen Soldaten hatten Krempe und Federbusch (Taf. 103, 5), in Frankreich Kappis die spitzen Schôsse, die bei den Reitern gewôhnlich ver- (Taf. 103, 12 u. 13), die Zuaven den Turban (Taf. 103, 15). kürzt waren (Taf. 101, 2, 10 u. 11). Bei den Franzosen war Hohere Die Bataülons-Kommandeure und noch hoheren Offi- blau, bei den Englandern rot, bei den Osterreichern weiss, Farbe offiziere trugen früher durchaus den dreieckigen Hut, in Frank- bei den Preussen blau die vorherrschende Farbe, abgesehen reich und Osterreich quer gesetzt, so dass die Krempen von den Regimentem, die durch andere Farben aus- von rechts nach links gingen (wie bei Napoleon), in gezeichnet werden sollten. So ist es auch noch jetzt. Preussen und England von vorn nach hinten gerichtet So tragen z. B. die preussischen Kürassiere weisse, die (Taf. 101, 4, 7 u. 16). Die franzosischen Befehlshaber trugen ôsterreichischen Jâger graue, die englischen Scharfschützen ihn geschmückt mit der früheren Plumage, dem Rand- grüne Uniformen und dergleichen. Auch heute ist der gefieder des 17. und 18. Jahrhunderts, die ôsterreichischen Frack noch gebrauchlich in manchen Heeren; doch ist er und preussischen mit einem Federbusch. — Jetzt tragen seit 1846 vôllig abgeschafft in Preussen (Taf. 103,1—4) und die Englânder, Ôsterreicher und Franzosen den Hut von dafiir der kurze Waffenrock eingeführt worden. Ebenso Waffenrock vom nach hinten gerichtet, übrigens wie früher geschmückt ist dies in England geschehen. Auch trâgt die fran- (Taf. 103, 8), die Preussen dagegen seit 1846 die Kopf- zôsische Linien-Infanterie einen etwas lângeren Waffenrock, bedeckung ihres Regiments, den Helm, die Tschapka, die der bis ans Knie reicht (Taf. 103, 14), indessen die leichte Husarenmütze etc.; der Busch ist bei den obersten Befehls- oft nur kurze Jacken hat (Taf. 103, 13 u. 15). Auch in habem aus Fedem, sonst aus Rosshaaren. Russland ist der lângere Waffenrock samt dem Helm (Pickelhaube) eingeführt. Die italienische Armee ist jetzt h) Die Fusshekleidung fast ganz nach Art der franzôsischen gekleidet. Die war bei den verschiedenen Waffengattungen verschieden. preussische Landwehr trug den Rock schon 1813 (Taf. 101, stiefei Hohe Stiefeln trugen die franzosischen Kürassiere 17 u. 18); jetzt aber gehen sogar die Türken darin. 44» 348 Schliïssbetrachtung, Beînkieider Die Beínkleíder waren im franzôsischen Heere, in er eine seltsame Miscbung der Antike und des Rokoko zu- dem doch 1793 zuerst die langen weiten Hosen getragen wegebracbte, Grossartiges und Heldenbaftes in den Ge- wurden, wahrend der Kaiserzeit eng anliegend, bei den ráten darstellen sollte, fand im übrigen Europa keinen Reitern aus Leder, bei der Infanterie aus Tuch (Taf. 101, recbten Anklang. Sebr bald borte obnebin jener Einfluss Spater 1—6). Ebenso eng waren sie bei vielen osterreichischen auf und kein anderer trat an seine Stelle, so dass seit An- Regimentern, sonst aber bier wie bei den Preussen nur fang des Jabrbunderts ein unaufborlicbes Sucben und eng, nicbt aber straff anliegend (Taf. 101, 7—18). In der Umbertasten im Stil stattfindet. Anfangs bielt sicb nocb Farije Farbe war bei den Franzosen weiss und blau vorherrschend, der des unglücklicben Ludwigs XVI., dann verfiel man auf bei den Englandern und Osterreicbern blau, bei den gotiscbe Nacbabmungen, um im Anfang der vierziger Preussen grau. In den beiden letzten Heeren ist es aucb Jabre um so begieriger den Formen der Zopfzeit zu bul- so geblieben, bei den Franzosen aber sind jetzt (1881) die digen. Diese baben sicb denn auçb in den Môbeln und Beinkleider meist krapprot und seltsam Nene zeit — genug — auf- Gefassen bis jetzt erbalten, bier und da von antiken und fallend weit; bei vielen Regimentern ganz sackformig (Taf. seit 1857 von Bestrebungen der Spat-Renaissance und des 103, 12—18). Dagegen sind sie in Preussen und Oster- ersten Rokoko durcbscbossen. Aucb das Gotiscbe taucbte reicb jetzt von bequemer massiger Weite (Taf. 103, 1—9). bier und dort auf. Seit der grossen AussteUung zu Mantel Als Überwurf bei raubem Wetter wird der Mantel Miincben 1876 ist ein neuer Geist in Deutscbland rege benutzt, der oben auf dem Tornister oder als Wulst wie geworden, der das Handwerk bereits sebr geboben und ein Bandelier um die Scbultern getragen wird. Er ist veredelt bat und nocb immer mebr veredeln wird. Man bei den verscbiedenen Truppen verscbieden gefârbt, docb bemübt sicb, den Stil des Mittelalters und der Re- scbeint grau, wie er in Preussen getragen wird, immer naissance zu versteben und darin Nenes zu scbaffen, und verbreiteter zu werden. spricbt daber mit Recbt von einem Kunstbandwerk. Es zeigt bereits in alien Zweigen seine Erfolge. Hat aucb das 19. Jabrbundeü nocb keinen eigenen Stil ge- B. Gerate. funden, so ist ma.n wenigstens seit 1876 auf dem recbten Unter Der eigentümlicbe Pfad, den die Formen unter dem Weg, dem Nützlicben aucb das Scbone so zu ver- Napoleon I. franzôsîscben Kaiserreicb einscblugen, der, indem binden, dass beide eins sind. Scklussbetraclitung. So sind an unserem Auge die Tracbten der gescbicbt- die Krinoline oder dergleicben gespottet wird. Die Romer licb wicbtigsten Volker und Zeiten vorübergegangen und ■wiederum ahmten den Griecben nacb und so ffibren also wir sind von den Ufern des Nils bis in unsere Heimat allé Volker des Altertums denselben Kampf in den und dem 4. Jabrtausend vor Cbristi Geburt bis gegen Tracbten wie die des Mittelalters und der von Neuzeit, nam- das Ende des 2. Jabrtausends nacb diesem Zeitpunkte ge- licb den der einbeimiscben Art gegen das Fremde und langt. tiberall gewabren -wir den Trieb, aus der not- Auslandiscbe. Und wie in neuerer Zeit die sogenannte wendigen Hiille des Kôrpers einen Gegenstand der Putz- franzosiscbe Mode allé Kleider nacb demselben Scbnitt sucbt zu macben. Bald gescbiebt das mebr, bald weniger; formt, so batte aucb das Altertum eine solcbe General- bald mit tracbt seit Es war die aus der grossem, bald mit geringem Aufwand, wie eben Augustus. griecbiscben die Stromung der Zeit oder die Ricbtung des Volkes es und rômiscbén Tracbt bervorgegangene Kombination, mit sicb bringen. Ebenso gewabren wir von Anfang an welcbe allé bekannten Volker mebr oder weniger in ein bis jetzt überall den Trieb, zur Nacbabmung, welcber und dieselbe Kleidung bfillte. Es war eine Uniform ffir beutzutage der Mode ibre Gewalt scbafft. Scbon die die ganze damalige gebildete Welt; an den Ufem des Agypter kokettierten mit der auslandiscben Tracbt; scbon Eupbrat wie an denen des Duero und des Rbeins, am Nil sie batten ibre Periickenzeit (S. 9) — dürfen wir uns und an der Donau trug der Vornebme die romiscb-grie- wundern, wenn es aucb in der Neuzeit gescbiebt, wo ein cbiscbe Tunika und den Mantel (Cblarays oder Trabea). stetes Hin- und Herwogen der Volker stattfindet und wo Die Toga ging mit der romiscben Tugend verloren; beide zu der Abgescblossenbeit Agyptens sicb keine Parallèle kamen seit dem Untergang der Republik abbanden. finden lasst? — So trugen die Perser mediscbe Tracbt, Im Mittelalter trat sebr bald die byzantiniscbe (neu- und von ibnen lemten es die Griecben. Wie viel baben rômiscbe) Tracbt als die vorberrscbende auf, und nacbdem die griecbiscben Dicbter fiber die Nacbafferei asiatiscber sie durcb Verbindung mit den germaniscben Elementen Tracbt gespottet! — ebenso vergeblicb, wie beute fiber sicb den nordlicben Volkern anbequemt batte, entstand aus Schlussbetrachtung. 349 ihr die sogenannte mittelalterliche Tracht, die bis zur Mitte Menschen sich dargestellt hat. Noch nie haben so viele des 14. Jahrhunderts sich bei alien westeuropâischenVôlkern und grosse Yolker sich freiwillig wie heute zu gemein- Geltung zu verschaffen wusste, so dass wir in ihr wieder samen Zwecken der Wohlfahrt verbunden. Wenn im eine Uniform vor uns haben. Von da an ist der Yerkehr romischen Reiche grosse Unternehmungen durchgesetzt zwischen den Yolkem des Westens so lebendig, dass sie wurden, so war es ein Einzelwille, der allé zum Gehorsam fort und fort austauschen, und so auch die Tracht immer zwang. Heute bieten sich die Yolker aus freiem Autriche von dem einen zum anderen sich verpflanzt.. Die Überein- die Hand. So haben Italiener, Schweizer und Deutsche stimmung wird von nun an eine bewusste oder mit Fleiss im Jahre 1881 den Fuss des Gotthard mit einem Tunnel gesuchte: — es entstehen die M o den, d. h. jene kleinen durchbrochen; so batten bereits mehrere Jahre vorher Abanderungen, die dann sogleich aufs genaueste iiberall Italiener und Franzosen den. Mont Cenis durchbohrt! — nachgeahmt werden, wahrend man sich früher begnügt Wie viel bei diesem Prozesse die Tracht und die sie hatte in den Hauptzügen ûbereinzustimmen, in Neben- umspielende Mode mitgewirkt haben — wer will das ent- dingen aber um so lieber der personlichen Laune moglichst scheiden?! , Aber jedenfalls weit mehr als man denken freien Spielraum liess. sollte. Schon Logan sagte: »Wie sich's wandelt aussen, Die Neuzeit versuchte durch die Reformation noch wandelt sich's auch innen" — und das hat seine Wahrheit. einmal die Yolker zu Individúen auch hinsichtlich der Tracht Man beobachte die jungen Rekruten. So lange sie noch zu machen. Aber es blieb beim kurzçn Yersuch. Kaum ihre Bauemkittel tragen, fühlt sich Hans und Kunz als fiinfzig Jahre wahrte die Spaltung zwischen deutscher, Hans und Kunz. Sobald sie aber jénen abgelegt und die italienischer und spanischer Tracht — da stromten die Uniform angezogen haben kommt ein gewisses Gefühl der einzelnen Gewasser wieder zusammen in einen Fluss: die Gemeinsamkeit und Zusammengehorigkeit über sie. Wie spanische Tracht drang durch. Man wollte die Uberein- hier im kleinen, so bei den Yolkern im grossen. stimmung: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen!" mochte Die Mode muss dabei dem Geist der grossen Yer- Westeuropa denken. Yergeblich war auch der letzte brüderung weit mehr dienen als sie will. Sie will eigent- grosse Riss, den die Geschiçhte mitten durch die Einigkeit lich ihm zuwider streben, ihn beschadigen oder hemmen. fiihrte: Der dreissigjahrige Bhrieg selbst trennte zwar die Aber wer will in das grosse Schwungrad hindernd ein- Yolker und wollte auch, wie es schien, die Trachten greifen? Jeder wird, sobald er naht, als mittreibende aiiseinander bringen aber umsonst! Es blieb nach wie Kraft eingeflochten und mitgerissen. So die Mode. Sie vor; man fügte sich unter die gemeinsame Form. Wie kommt in ihrem Eigensinn mit dem Neuen, Auffallenden sehr dieser Gedanke seit 300 Jahren beneits Wurzel gefasst und — bricht dadurch nur Bahn fur die nachfolgende hatte, konnte mán daran sehen, dass eine so seltsame Tracht, Tracht, denn jede neue Zeit will auch ein neues Kleid. wie die Alongeperücke Platz greifen konnte. Es war So ist die Mode nur der Yorlaufer, der Fourier, der gleich eine starke Probe auf den Trieb nach Einigkeit, Quartier bestellt. Zugleich bleibt sie auch der Tracht eine bedeutende Zumutung an den europaischen Gemein- stets zur Seite; sie ist der Hofnarr, der jene Herrscherin schaftssinn, allé Kôpfe nicht unter einen Hut, sondern durch seine Spasse bei frischem Mut und wach erhalt, unter eine Perücke zu bringen. Und doch geschah's. Und wenn sie einschlummem will. Denn das Neue reizt — seitdem ist diese Ubereinstimmung nicht mehr gestort und wird ewig reizen, so lange dieses Geschlecht der worden, selbst nicht durch die Schrecken der Revolution Menschen die Erde bewohnt. von 1789. Europa wâchst immer enger zusammen und Und so weisen wir denn auch schliesslich den oft seitdem in unserem Jahrhundert Dampfboote, Eisenbahnen hingeworfenen Yorwurf zurück, dass unsere Zeit entartet und Tele^aphen ihre Bande um die Lander schlingen und sei darum, dass allé Welt sich nach Paris und seiner ihre Eisen- und Kupferfaden ûber den Boden weben, wer- Mode richte. Unsere Tracht ist ja nicht die Erfindung den die Traume der Kosmopoliten immer mehr zur Wahr- der Pariser, denn an ihr haben Deutsche und Englander heit. Die Yolker Europas tragen nicht nur eine Tracht: ebensogut gearbeitet wie die Franzosen, — wie den Lesem sie teilen auch ihre Schicksale. Die Missernten des einen aus unserer Darstellung einleuchten wird. Rock, Frack, Landes schaffen keine Hungersnot mehr, wie vor 400 Beinkleider und Weste sind die Resultate der letzten Jahr- Jahren; wenn der Westen Mangel leidet, hat der Osten hunderte und aller Westeuropâer zugleich. — Zeigte das Uberfluss und teilt schnell mit. Wenn der Süden Knecht- Altertum die verschiedenen Trachten vieler Yolker, schaft duldet, leidet auch der Norden mit und ist dieser so zeigt dagegen die Neuzeit viele verschiedene Yolker, frei, wird auch jenem die Freiheit nicht lange fern bleiben. darunter selbst die Japaner im aussersten Osten von Asien, Die Trachten sind nur das Symbol der grossen Brüder- in einer Tracht. schaft, die mehr und mehr sich zusammenzieht und muss Das vorhin erwahnte Wort des alten Friedrich von auch bei einem Streite die , ultima ratio regum" noch Logau ist insofern gewiss zutreffend, dass die Yeranderung ihre Donnerstimme erheben, um zum Frieden zu mahnen, im Ausseren eine innere Wandlung voraussetzen lasst, so bietet doch die heutige europaische Menschheit in ihrem wahrend umgekehrt, wie wir dort andeuteten, auch eine inneren wie ausseren Zusammenhang ein so wunderbares aussere Yeranderung eine innere nach sich ziehen wird. grossartiges Bild, wie es nie zuvor in der Geschichte der Wenden wir dies aber auf die lange sechstausendjáhrige 350 Schiussbetrachtung. Reibe der Trachten an, die an unseren Augen von den Mittelalter bindurcb und nocb bis ins 18. Jabrbundert! Agyptern bis auf unsere Zeit voriibergegangen ist, so Wie sab man, aucb bei den Griecben und Rômern, schon koramen wir zu einem sehr wunderbaren Schlusse. von weitem, ob der Begegnende ein Adliger, ein Bürger Urspriinglich sind so viele Trachten auf Erden als oder ein Hôriger sei! Ja, wie liess sicb früber selbst das Vôlker vorhanden sind, und innerhalb jedes Volkes unter- Handwerk des Bürgers scbon von fern erkennen, da jede scheiden sich wieder die einzelnen Stande durcb besondere Zunft ibre besonderen Farben und Abzeicben trug und Abzeichen in der Tracht, z. B. schon bei den Agyptern stolz darauf war, sie allein tragen zu dürfen. die Schreiber durcb die Feder auf dem Scbeitel, die Prinzen Heute aber tragt sicb Backer und Fleischer, Müller durcb die Jugendlocke und dergleicben mehr, wie wir und Scbornsteinfeger gleicb. Der Feudalstaat ist — so- dies ja in jedem einzelnen Abscbnitte berübrt baben. Es — gar in Japan zertrümmert und mit ihm sind gleicb- trennt sicb also durcb die Tracbt zunacbst jedes Volk zeitig aucb die Unterscbiede in der Tracbt der verscbiedenen ganzlicb von alien anderen Volkem und dann aucb inner- Stande verschwunden. Dies ist so rascb aufeinander ge- halb jedes Volkes ein Stand vom anderen gleicbfalls durcb folgt, wie Blitz und Scblag. Wenn man nicbt obnebin die Tracbt. Diese ist also das Trennungszeicben der Vôlker wüsste, dass jenes zuvor gescbeben musste, ebe die Tracbt und der Stande; die Unterscbeidung ist eine ibrer sicb in soleber Weise ândern konnte, so kônnte man in ersten und wiclitigsten Zwecke, denn scbon ibre Vorlaufer Zweifel kommen, welcbes von beiden früber eintrat. Wir batten dieses Ziel im Auge. Ebe nocb irgend eine IQeidung, erinnern hier an unsere Bemerkungen auf Seite 325 und gescbweige eine Tracbt, vorbanden war, strebte der die Klagen der damaligen Scbriftsteller. Nocb war die Menscb scbon nacb Unterscbeidung; als er nur erst seinem, Revolution nicbt ausgebrocben; es traten nur erst ibre in bezug auf die Tracbt urspriinglicbsten und altesten leisen Andeutungen auf und scbon erscbien aucb allerlei Triebe, der aucb nocb beute der machtigste ist und wobl Bedenklicbes in der Tracbt. So sebr bâlt sie Schritt mit aucb bleiben wird, dem Triebe, sicb zu scbmücken und dem Leben und Scbicksal der Vôlker. zu putzen, also seiner Eitelkeit, folgte, da scbon, als er Wenn im Altertum der Kônig durcb sein Gewand nur durcb Bemalen seines Korpers diesem Urtriebe Folge zu aller Zeit als solcber sicb auszeicbnete, wenn aucb im leistete, benutzte er die Farben und Linien seiner Tato- Mittelalter dasselbe galt und sogar nocli im 18. Jabrbundert wierung, um nicbt nur seine Zugeborigkeit zu einem be- die Herrscber durcb die Tracht kenntlicb waren, so ist sonderen Stamme, sondern aucb innerbalb desselben die dies beute in keiner Weise mebr der Fall, môgen sie nun Unterscbiede des Standes zu bezeicbnen, z. B. um den in Kriegs- oder Friedenstracbt erscbeinen. Die Hâupter Hauptling und seine Familie von seinen Untergebenen zu der grôssten Staaten der Erde, die" Kaiser von Deutscb- unterscbeiden. (Bei den Indianem Nordamerikas waren land, von Osterreicb, von Russland, der Prâsident der und sind nocb beute die Haupblinge und ibre Angeborigen franzôsiscben Republik und der Vereinigten Staaten von durcb besondere Tatowierung vor alien anderen Grliedem Nordamerika: sie aile sind in ibrer modernen bürgerlicben ibres Stammes ausgezeicbnet. Abnbcbes findet sicb bei (oder wie wir es bisber bezeicbneten: Friedens-)Tracbt in den Südsee-Insulanem.) keiner Weise unterscbieden vom geringsten Manne, wenn Diese Bemalung des Korpers ist zugleicb ein Beweis dieser sein Arbeitskleid ausgezogen und seine Sonntags- dafür, dass die Eitelkeit oder Putzsucbt früber als das kleider angelegt bat. Ebenso erscbien die Kônigin von Scbamgefübl im Menscben erwacbt, dass jene also ein England, die machtigste Herrscberin der Erde, wie jede nocb macbtigerer Trieb ist ais dieses, wozu übrigens aucb andere vornebme Dame, obne Abzeicben ibrer bohen das 18. und 19. Jabrbundert nocb nicbt arm an Beispielen Stellung. /sind: wir dürfen nur in nácbster Nábe um uns blicken! — Aucb in der Kriegstracbt unserer Zeit sind die Unter- Wie mancbe Vôlker sind seit Jabrbunderten mit deu acbeidungszeicben des Ranges auf das kleinste Mass zurück- Europáern in Berübrung gekommen: — sie seben also gefübrt. Denn der Waffenrock oder die Uniform ist alien docb Kleidung an diesen! — obne die geringste Neigung Kriegern, sowohl den Befeblsbabern als der Mannscbaft, zu finden, ibre Nacktbeit zu verbüUen. gemeinsam; ebenso der Helm und die Mütze. In der Sobald aber das Gefübl der Scbam im Menscben er- deutscben Armee unterscbeidet bei der Infanterie und Ar- wacbt, greift er zur HüUe: es entstebt der Scburz, es tillerie die Bewaffnung den Offizier vom Gemeinen; bei entfaltet sicb die Kleidung und wie wir bei den Agyptern den Reitern ist aúcb diese bei beiden gleicb und es bleiben saben, findet sicb bald ein Gewandstück nach dem anderen. hier nur nocb jene kleinen Abzeichen des Ranges am Durcb die allgemeine Verwendung wird die Kleidung zur Kragen und Acbselstück, wie an der Scbârpe, die für aile Traclit und nocb mebr dadurch, dass aucb scbon an Waffengattungen gebrâucblicb sind. Wer aber die ver- den einfacbsten Hüllen sicb allerlei Kennzeicben des scbiédenen Rangstufen der Befeblsbaber zwiscben Leutnant Standes finden. und Feldmarschall nacb diesen Zeicben bestimmen will, Mit der weiteren Ausbildung der verscbiedenen Stücke der muss diese Zeicbensprache besonders erlernt haben, der Tracbt werden aucb die Merkmale der Standes-Unter- denn es sind nur feine Unterscbiede, welche sicb der Be- schiede zablreicber und mannigfaltiger. Wie deutlicb •tracbtung darbieten. Aucb die. Fürsten gehen nur in schieden sich die Stande im ganzen Altertum, ebenso das Generalstracbt. Trâgt aber der Kaiser Mütze und Mantel, Schlussbetrachtuiig. 351 oder statt der Uniform den sogenannten Interinisrock, so der Ausgleichung zusammen; es ist der Stand oder die ist er durch die Tracht nicht mehr zu unterscheiden voin Klasse der Landleute. Der Landmann halt sich in ganz untersten Leutnant. Europa fern von dem grossen Vereinigungsstrudel; er trágt Wie weit haben wir uns also aucb auf diesem Gebiet auch noch überall seine eigene Tracht, sowohl in Deutsch- von der Vorzeit entfernt! Wie war im Mittelalter die land als in Skandinavien, in Italien, Frankreich und Russ- Rüstung der Fürsten durch ihre Kostbarkeit ein weithin land. Der Bauer macht also von der allgemeinen Regel sichtbares Zeichen von der Würde ihres Tragers! Wie bis jetzt fiine Ausnahme, obgleich freilich zugestanden erschien Karl der Kühne auf dem Schlachtfelde im Glanze werden muss, dass er, wo er nahe an Stac^.ten wóhnt, der Edelsteine! Daneben denke man sich unseren Helden- bereits bedenklich auf die schiefe Ebene der Mode los- kaiser bei Sadowa oder bei Sedan! Karl der Kühne in steuert. Doch eine grosse Masse kommt nur langsam in einem Hute, der durch seine Perlen und Edelsteine Huiidert- Bewegung, und die Landleute sind ja freilich der grosste tausende wert war; Kaiser Wilhelm, dessen Heer wohl (d. h. zahlreichste) Tell des Stuates. So hat's noch gute 40—-50mal so gross war, in einer einfachen Mütze. tJnd Wege. Denn es ist jedenfalls kein Glück zu nennen oder so gibt der ganze Anzug vom Kopf bis zu deA Eüssen nicht als ein Heil zu betrachten, dass jener grosse Vor- ein deutliches Bild des Gegensatzes zwischen damais und gang der Ausgleichung sich seit etwa 100 Jahren und heute. — Wie waren schon die assyrischen Konige von immer rascher voUzieht. Es ist gut, dass nur die kleinere feme kenntlich durch ihre prachtige Ausrüstung! Da war Zahl der europaischen und amerikanischen Weltbürger gar kein Vergleich moglich zwischen der Tracht des daran teilnimmt, namlich nur dieBewohnerderStadte. Herrschers und der seines Kriegers, der uns heute so Und nur von ihnen also gilt aUes, was wir bereits über sehr leicht wird. Tracht und Mode im Vorstehenden gesagt haben, und noch Seit den Landsknechten und seit dem dreissigjahrigen weiterhin sagen werden. Wie ja auch überhaupt schon Kriege hat diese Ausgleichung in der Kriegstracht sich aUe Betrachtungen über die Trachten der letzten 5—G Jahr- angebahnt, die heute nun so weit gediehen ist, wie wir hunderte sich fast ausschliesslich auf die Stadter be- oben andeuteten. Was sich aber in der Tracht ausspricht, schrankten, und der Landleute nur dann und wann einmal das hat sich innerlich bereits vollzogen, und voUzieht sich fiüchtig gedacht wurde, weil sie eben von dem bunten fort und fort. — Wie vor der oben erwahnten Zeit die Entwicklungsgang der Mode und Tracht seit mehreren Tracht den Befehlshaber sehr deutlich heraushob über Jahrhunderten schon durch ihre frühere Hôrigkeit vôllig seine Untergebenen, so war er auch durch die adlige Ah- fern gehalten wurden. stammung ohnedies über sie herausgehoben. Aber schon Wahrend also oben Wind und Wolken und WeUen im dreissigjahrigen Kriege, wo die Trachten aus ihren sich in steter Bewegung befinden, liegt unten der Unter- Grenzen wichen, war auch jener Unterschied der Geburt grund fest; wahrend Adel und Bürger, die sich mit aUerlei nicht mehr sicher vorauszusetzen. Derfflinger konnte Feld- Luftgebilden befassen und denen manches zu Wasser wird, marschall werden: das ware vor dem 16. Jahrhundert wohl der Mode nachleben, sitzt der Landmann, der sich jahraus, unmoglich gewesen. An diesem Beispiele, so vereinzelt es jahrein mit dem Grund und Boden beschaftigt und ihn fest sein mag, fühlt man aber. deutlich das Nahen einer neuen unter den Füssen behalt, auch fest in seiner Art und Zeit; er ist ihr Vorbote. Noch unter Friedrich dem Grossen Gewohnheit, und lasst die Mode ihre wundersamen Blasen mussten die Offiziere von Adel sein: heute — nur 100 Jahre treiben', die bald zerplatzen, und neuen Platz machen, die spater — sind in der deutschen Armee mehr bürgerliche als wieder zerspringen, und so Jahrhunderte hindurch ohne adlige Offiziere, und bei manchen Waffengattungen, z. B. Ende. Er bildet den ruhenden Untergrund der Gesellschaft; bei der Artillerie und den Pionieren, verhâltnismâssig nur er macht den Vorgang der Ausgleichung vorlâufig noch sehr wenig Offiziere von Adel. nicht mit. Auch in der Regierung der Staaten, und zwar der Würde auch er in die Bewegung hineingezogen, so monarchischen, ist es nicht naehr ausschliesslich der Adel, würde eine allgemeine Gleichformigkeit herrschen. Das welcher (he hochsten Stellen einnimmt, wie z. B. für ist aber direkt gegen die Natur, welche in alien ihren Preussen die Ñamen der Minister seit den letzten 50—30 Schopfungen nach Mannigfaltigkeit strebt. Darum ist Jahren zur Genüge beweisen. jene grosse Vermischimg aller Stande und Elemente nicht Es ist überall dieselbe Erscheinung: eine allgemeine in jeder Hinsicht ein Glück zu nennen, wenn sie auch in Verwischung der Unterschiede und eine Vermischung der vielen Beziehungen heilsam gewirkt hat. Auf Erden muss verschiedenen Stande. Alies fliesst ineinander; wie in einem jedes Ding sein Mass haben, so auch dieser Vorgang! grossen Strom vereinigen sich die einzelnen Elemente der Und jedes Ding hat Licht und Schatten, hat seine guteii bürgerlichen Gesellschaft und gleichen sich aus. wie seine schlimmen Seiten. Aber sind es wirklich alie Elemente? So fiiessen nun heute innerhalb eines Volkes, das Nein! Ein s ist noch abgesondert und besteht für sich europaische Tracht hat, nicht nur aUe Stande (die Land- in der alten Form vorlâufig fort; ein Stand fliesst noch leute haben wir schon oben ein- für allemal ausgenommen) nicht — von einzelnen Personen abgesehen, die wie einzelne ineinander, sondem auch viele Volker untereinander sind Tropfen gegen einen Fluss gelten — mit dem grossen Strom sich vôllig gleich in der Tracht. 352 Schlussbetrachtung. Wenn die Sonne am Westrande des Stillen Ozeans aus New York und San Franzisko nicht nur eines Volkes, den Wellen steigt, sieht sie bei den Japanern Rock, Weste sondem unter sich auch an Stand und Wiirden vôilig und Beinkleid als Tracht der Manner, und wahrend sich gleich. die Erde unter ihrem glübenden, alies erschauenden Blick So müssten wir antworten, und müssten mit einstimmen, hindreht, sieht sie dieselbe Tracht in Sibirien und im eng- wenn die Sonne sagen würde: „Eine seltsame Erscheinung!" dass sie unter- lischen Indien (wenigstens bei den Herren dieses Landes), Denn das Wesen der Tracht ist ja, sowohl die Vôlker als dann in Europa, ebenso in Amerika von den Kiisten des scheiden und trennen will, Aber von Atlantischen bis wieder zu denen des Stillen Ozeans — innerhalb derselben die S tan de. abgesehen und immer dieselbe Tracht. Sie kônnte, sie nicht alies den Chinesen, den mé. ten Mohammedanern wenii einigen Menschheit lângst gesehen hatte, fragen: ,Ist das alies jetzt ein VolkV anderen Vôlkern, hat die übrige (der Stadter) demnach nur noch ein Denn ich sehe nur eine Tracht, und früher sah ich auf nur noch eine Tracht; sie ware diesem Gebiete unzahlige verschiedene! Wohin sind allé Volk und nur ein Stand. Wenn es aber zuletzt dahin allé eine Tracht dann diese Vôlker gekommen?" kâme, dass trügen, gâbe es keine — nur noch eine Und wir müssten antworten: An der Entstehung der Tracht mehr, sondern Kleidung. — Tracht waren drei Schwestern beteiligt, die sich hochst Doch, wie gesagt, das hat gute Wege! allé Menschen vor Gott unahnlich sind: die Eitelkeit, die Scham und die Vor- Wie das Christentum gleich die Tracht sieht. Die alteste der drei ist auch die machtigste und stellen will als seine Kinder, so hat europaische ein ausserlich riihrigste. Sie war gewiss schon Jahrtausende tâtig als (der Stadter) in ihrer heutigen Entwicklung Malerin und verteilte als solche ihre Standesauszeichnungen ahnliches Ziel bereits erreicht. Sie stellt allé diese Menschen als waren sie untereinander durch besondere Tatowierung, bevor ihre beiden Schwestern vor das Auge der Sonne so hin, und Würde. Auch nur geboren wurden. Dann kam die Scham und lehrte vôllig gleich an Abstammung, Rang eine Klasse den Korper verhülien, und als spater der Mensch in die Tracht kennt, wie die Religion, nur noch Gegenden kam, wo ihm das Wetter Gefahr drohte, fla Menschen auf Erden. trat die Vorsicht auf und lehrte ihn sich schiitzen Da aber die Natur die Menschen keineswegs allé zu sie in recht scharf gegen dessen Einwirkungen. Bei alien Erfindungen aber, gleich geschaffen, sondern gesonderte die sich schon durch. die durch welche die beiden jüngeren Schwestern machten, hatte die Gruppen geteilt hat, Farbe, und altere immer die Hand im Spiele und wusste überall ihren das Haar, wie durch Gesichts- Kôrperbildung gar Einfluss geltend zu machen. Sie putzte schon das erste sehr unterscheiden, so geht sonach die Tracht über die Gewand, den Schurz, mit bunten Fâden, mit glitzemden Natur bereits hinaus, indem sie gleich macht, was die So befôrdert sie die Muscheln oder Steinchen und dergleicLen, und so hat sie grosse Meisterin ungleicli schuf. der Gleichheit der diese Wirksamkeit ununterbrochen fortgesetzt bis heute, religiôse, wie die staatliche Idee von zu und wird es auch ferner, bis das Menschengeschlecht abstirbt Menschen vor Gott und vor dem Gesetz, ohne es sie mit dem letzten Menschen untergeht. Scham und wissen oder zu woUen. So benutzt der Geist der Welt- und an einer hob en Vorsicht schufen bloss Kleidung: die Eitelkeit mackte geschichte die Tracht als Mitarbeiterin durch ihre Zutaten der Standeszeichen daraus die Tracht. Kulturaufgabe, ohne dass sie es im geringsten ahnt, und Da sie iiber den Fluch ewiger Unruhe in sich trâgt so ist die Triebfeder, welche diese allgemeine Ausgleichung und nicht loswerden kann, so hat sie ihr eigenes Werk erzeugt, diese allgewaltige Kraft, die im Laufe der Zeiten fortwahrend zerstort und es durch den ewigen Wechsel die wahnsinnigsten Erscheinungen in der Tracht hervor- eine der Mode endlich dahin gebracht, dass sie fast allé gebracht hat, namlich die Eitelkeit, zugleich Kraft, — seit- Trachten der Vôlker zusammengeschmolzen in einei durch welche die Menschheit trotz aller ôfteren und die meisten der Vôlker in dieser vereinigt hat, so dass lichen Ablenkungen und Verirrungen durch dieselbe Kraft — doch ununterbrochen sie wie ein Volk erscheinen. In dieser Tracht hat sie und ihre Dienerin, die Mode von auch aUe Zeichen íür Standesunterschiede vernichtet (in auf der Bahn der Gesittung vorwarts getrieben wird, und nâher der Friedenstracht vôlb'g, in der Kriegstracht bis auf kleine Jahrtausend zu Jahrtausend immer nâher und hôchsten Zielen unseres Lebens Merkmale), so dass es erscheint, als waren allé diese den edelsten Menschen von Tokio ûber Petersburg und London bis und Wesens! — ÁOYPTISCH ALTERTUM. 1. 2. Frau und Mann aus dem Volke. 3. 4. 5. Vornelime Frauen. 6. 7. Vornehme Manner. 8. Fàchertràger des Konigs. 9. Prinzessin. 10. Prinz. 11. Kònig. 12. Priester. 13. Kònigin. ÀOYPTISCH. 3. ALTERTUM. 1—3. Feldzeichen. 4 —9. Waffen. 10—13. Zepter. 14. Hakenstock. 15—20. Gefásse. 21. 22. Schüde. 23. 24. Ringe. 25. Teile eines Halsbandes. 26. 27. Ohrringe. 28. Spiegel. 29. 30. 31. 34. 35. Musikinstrumente. 32. 33. Fâcher. 36. Uraus. 37—39. Fussbekleidungen. 40. 41. Kòrbe. 42. Tisch. 43—46. Sessel. ASSYRISCH. 4. ALTERTUM 1. Oberster Minister. 2. Volkstracht. 3. Schirmtrager. 4. Konig. 5. Fáchertráger. 6. Waffentrâger. 7. 10. Hofbeamfe. 8. 9. Priester. 11 —15. Krieger. 16. Kônig. 17. Konig in der Schlacht. 18. Des Kônigs Leibwache. Syrer; 1. 2. 3. 4. 5. Frauen und Manner. Hebrâer: 6, 10. 11. 12. Vornehme Münner. 7. 8. Jüdin und Jiide niederen Standes. 9. Jüdischer Priester. 13. Hoherpriester im Ornat. 14. Hoherpriester am Versohuungsfest. GEMISCHT. 6. ALTERTUM. Nordisch: 1—3. Steinhàmmer. 4. 5. Lanzeiispitzen aus Stein. 6. Metallaxt. 7. 8. Schwerter. 9. 10. Schilde. 11. 12. Metallham mer. 13—15. Dolche. 16. Krone. 17. Messer. 18. 19. Lanzenspitzen. Sarmatisch: 20. Trómpete. Assyrisch: 21. 22. Schwerter. 23. Kòcher. 24. 25. 29. 30. Armspangen. 26. Fâcher. 27. Diadem. 28. Gefáss. 31. 32. 34. 35. Ohrgehânge. 33. Tiara. 36. Thronsessel. 37. Fussbank. 38. Sessel. 39. Tisch. Hebrâisch: 40. Sieben- armiger Leuchter. 41. Oefâss. 42. Trómpete: 43. Tisch für die Schaubrote. 1. Schirmtrâger des Kônigs. 2. Kônig. 3. 4. 5. 6. 7, Vornehme Perser. 8. 9. Krieger. 10. 13. Leibwache. 11. Vornehmer Krieger. 12. Kônig im Kriegskleide. Sarmaten: 1. 2. 3. 4. 10. 11. Krieger. Daccr: 5. 6. 7. Krieger. 8. 9. Frauen. 12. Konig. Skyíhen: 13. 14. Krieger. 15. Fürst. GRIECHISCH ALTERTUM, 1. Reisekleidung. 2. 3. Frauen. 4. Kônig. 5. 6. Brautpaar. 7. Korbtràgerin bei dem Opferfest 8. Priesterin der Ceres. 9. 11. Frauen. 10. Heerführer. 12. Kônig. GRIECHISCH ALTERTUM. 1. Tànzerin. 2. 3. 4. 5. 9. 10. 11. 12. 13. Frauen. 6. 7. Schauspieler. 8. Flotenspieierin. ORIECHISCH ALTERTUM 1. Philosoph. 2. Bürger. 3. Priester der Ceres. 4. 6. Priester des Bacchus. 5. Bacchantin. 7. Priesterin. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Krieger. GRIECHISCH ALTERTUM VWv V\/\/\/' 1. 11. Frauen. 2. 3. Jungfrauen bei den gymnastischen Übungen. 4. 5. Manner aus dem Volke. 6. 7. 9. Krieger. 8. Tubablàser. 10. Kònig. 12. 13. Trauernde Frauen KLEINASIATISCH ALTERTUM 1. Mann unci 2. 3. Frauen aus der alteren Zeit. 4. 6. 7. Frauen. 5. 8. 9. Manner. 10, 11. Krieger. 12. 13. 14. Heerführer. 15. Vornehme Frau. 16. Vornehmer Mann. 1. 11. Fackeln. 2. Spiegel. 3. 4. 5. 7. Halsbànder. 6. 10. 13. Armspangen. 8. 9. Zepter. 12. Ohrring. 14. 17. Fâcher. 15. 16. Trinkhôrner. 18—21. Fussbekieidung. 22—29. Oefásse. 30. 31. Opfennesser. 32—34. 42. 43. Kôrbe. 35—41. Musikinstrumente. 44. Lager mit Tisch und Kandelaber. 45—47. Sessel. 48. Sonnenschirm. ETRUSKISCH. 15. ALTERTUM. 1. 2. 3. Krieger, 4. Priester. 5. 8. 11. Vornehme Manner. 6. 7. 9. 10. 12. 13. Frauen 1. 2. Landleute. 3. 4. Reisetracht. 5. Patrizier. 6. Opferdiener. 7. Opferknabe. 8. Flamen Dialis, Priester des Jupiter. 9. Oberpriester. 10. Offentlicher Redner. 11. Senator. 12. Bûrger spáterer Zeit 13. Rltter. RÔMISCH. ALTERTUM. RÔMISCH. 18. ALTERTUM. 1 RÔMISCH. 19. ALTERTUM. 1. Feldherrnrüstung. 2. 3. 4. Schilde. 5. Rüstung mit Ehrenabzeichen. 6. Helm eines Heerführers. 7. 8. Finger- ringe. 9. Fasces. 10. 11. 12. 13. Feldzeichen. 14. Axt. 15. Hammer. 16. Schleuder. 17. 18. Schwerter. 19. Opfer- messer. 20. Opferbeil. 21. Messer. 22. Kocher und Bogen. 23. Trómpete. 24. 27. 28. Fussbekleidungen. 25. Kuru- lischer Stuhl. 26. Stab der Augiiren. 29. Halskette. 30. 31. 32. Nadeln. 33. Fibula. 34. Opferkastchen. 35. 36. Tische. 37. Tintenfass. 38. Pergamentroile. 39. Behaltnis zu den Rollen. 40. Schreibtafel. 41. Schreibstift. 42. Rohrfeder. 43. Lyra. 1. Romanisierter Gallier. 2. 10. 12. Gallier. 3. Priesterliche Tracht. 4. Druide im Richterkleide. 5. 6. Britische Frauen. 7. 8. Germanen. 9. Druide. 11. Boadicea, britische Heerführerin. ROMISCH-CHRISTLICH ALTERTUM 1. Totengraber in den Katakomben. 2. 3. Frauen. 4. Priester. 5, 6. 7, Frau mit Kindern. 8. Soldat. 9. 10. 12. Rdmische Frauen. 11. Romer. 1. 3. Krieger. 2. Kônig, 750. 4. 5. 6. 7. 8. 10. Vornehme Manner. 9. Bischof in Haustracht, 1000. 11. Heerführer, 975. 12. Kônig, 966. 13. Vornehme Frau, 850. 14. Bischof, 900. BYZANTINISCH. 23. 300—700. 1. Theodosius, 379. 2. Seine Gemahlin Aelia Flaciila. 3. Konsul, 428. 4. Heraklius, 641. 5. Justinian, 565. 6. 12. Vornehme Manner. 7. Theodora, Kaiserin. 8. 9. 10. Vornehnie Frauen. 11. Maxiniianus, Bischof. 13. Justinian. 14. Geistlicher, 15. Phocas, 610. 16. Justinian II., 711. FRANKISCH 1. 2. Leute der niederen Stande. 3. 4. Vornehme Bürger. 5. 6. Vornehme Frauen. 7. Diener. 8. Franke in Waffcn. 9. Burgundischer Kdnig. 10. Klothilde, frankische Konigin. 11. Clodwig, Konig der Franken, 481—511. 12. Fredegunde, 568. 13. Clotar, 511. FRÀNKISCH. 26. 700—800. m FRÂNKISCH 1. 2. 3. 5. 9. Krieger. 4. 13. 14. Vornehme Manner. 6. 12. Vornehme Frauen. 7. Geistlicher. 8. 10. 11. Karl der Kahle. GEMISCHT. 28. MITTELALTER. Frûhchristlich: 1. 5. 6 Lampen. 2. 4. Phiolen. 3. Taufstein. 7. 8. 9. Kelche. Frânkisch: 10. Leier (T.Jahr- hundert). 11. 12. Leier und Harfe (9. Jahrhundert). 13. Hand der Oerechtigkeit. 14. Krone Karls des Grossen. 15. Rauchfass. 16. Schwert Childerichs. 17. 21. Schwerter Karls des Grossen, 18. Horn. 19. 20. Gefâsse. 22. Thron Karls des Kahlen. 23. Sessel. Angelsâchsisch: 24. Trómpete. 25. 27. Harfen. 26. Schwert. 28. Leier. 29. Zepter. 30. Fahne. 31. Pfeil. 32. Bogen. 33. 35. Schilde. 34. Kôcher. 36—39. Lanzenspitzen. 40. Streitaxt. Byzantinisch: 41. Leuchter. 42. 43. Thronsessel. 1. Mann aus dem Volke. 2. Vornehme Frau, 3. Konig. 4. 5. 6. Krieger. 7. Frau. 8. Vornehiner Mann. 9. Fürstin. 10. Diakonus. 11. Bischof. 12. Vornehme Frau. 13. Konig. DEUTSCH. 30. 1000 1100. 10. 11. Fürsten. 12. Bischof (12. Jahrh.). 13. Gegenkônig Rudolf von Schwaben, 1080. Í 1 1. 2. Bischôfe. 3. 4. Krieger. 5. 6. 7. Volkstracht. 8. 9. Vornehme Manner. 10. Vornehme Frau. 11. Graf. 12. Kônigin Mathilde. 13. Vornehmer Mann. 14. Kônig Heinrich I., 1031. 15. Ritter vom ersten Kreuzztige. DEUTSCH Kaiser Friedrich Barbarossa, -j- 1190. 2. Fürstin. 3. Gemahlin Heinrich des Lôwen. 4, 5. 6. 8. Edie, 7. Kônig. 9. Bischof. 10. 11. 12. 13. 14. Krieger. 15. 16. Fürstiiche Frauen. NORMÀNNISCH. 33. 1000—1100. 1. Hirt. 2. Vornehmer Mann. 3. Pilger. 4. 5. 6. 7. 8. Krieger. 9. Vornehmer Mann. 10. Vornehme Frau. 11. 12. Konig Richard Lôwenherz. 13. 14. Ritter. 15. Kônigin. 16. 17. Vornehme Frauen. FRANZOSISCH. 34. 1100. LUIMIJ'Í E »l Ml# r1« ■•g>ï iiiJkll iiM» 'Jl V otM*l \-.'.«I 1. 2. Landleute. 3. Vornehmer Mann. 4. 5. 6. 7. Vornehme Frauen. 8. Krieger. 9. Pilger. 10. Künigin. 11. Konig. 12. Volkstracht. 13. 14. 15. Ritter. GEMISCHT. 35. 1000-1100. 1. 2. Musikinstrümente (1000). 3—11. Musikinstrumente (1100). 12. Horn. 13. Normànnische Armbrust. 14. Bischofsring. 15. Bischofsstab. 16—18. Schilde. 19. Dolch. 20. Schwert. 21. Fahne. 22. Messer und Gabeln. 23. Kanne. 24. Becher. 25. 26. Normannisches Zepter. 27. 28. Normànnischer Reichsapfel. 29—32. Sessel. 33. 34. Betpulte. 35. Tisch. 36. Bett. DEUTSCH. 36. 1200. 10. 11. 3. Falkenjáger. 5. 6. Juden. 7. Ordensntter der Deutschherrn. 8. 9. Vornehme 1. 4. Ritter. 2. Arzt Frauen. 12. Kaiserin Anna, f 1281. 13. Herzog Heinrich von Breslau. 14. 15. 16. Grafen. 17. Kaiser Friedrich II, f 1250. ITALIENISCH. 37. 1200. É 1. Dominikaner. 2. Augustiner. 3. Franziskaner. 4. Dominikanerin. 5. Kardinallegat. 6. Bischofliche Reisetracht. 7. 15. 17. Vornehme Venetianerinnen. 8. Vornehme Italienerin. 9. Vornehmer Venetianer, 10. Volkstracht 11. Krieger. 12. 13. 14. Papste, 1000, 1100, 1200. 16. Doge von Venedig. I. 2, 3. 4. 5. 6.7. Bürgerliche Tracht. 8. 12. 13. 15. 17. Vornehme Frauen und Fürstinnen. 9. Karthâuser. 10. Religiose zu la Trappe. 11. 14. 16. Vornehme Manner. 18. 19. Ritter. GEMISCHT. 40. 1200-1300. 1200: 1. Oriflamme. 2. 3. Standarten. 4. Kastilianische Fahne. 5—16. Helme. 17. Krone. 18. BIschofsstab. 19. Rauchfass. 20. Bogen, Pfeil und Kocher. 21. Harfe. 43. Bischofsring. 49. Thronsessei. 1300: 22. 23. Trompeten. 24. 25. 27. Trinkgefasse. 26. Kanne. 28. 29. 30. 31. 34. Schwerter. 32. Harfe. 33. Pauken. 35. 38. 39. 40. 42. Helme. 36. Fahne. 37. Dolch. 41. Pápstiiche Tiara. 44. Sporen. 45. Falkenkappe. 46. 48. Sessel. 47. Tisch. 50. Schreibpult. 51. Pontifikatkreuz. SPANISCH, MAURISCH. 41. 1300. Spanísch: 1. 2. Jàger. 3. 4. 5. 11. 12. Vornehme Manner. 6. 7. 10. Vornehme Frauen. 8. 9. Ritter. Maurísch: 13. 18, Krieger. 14. 15. 16. 17. Konige von Granada. I. Papst. 2. Kardinal. 3. Erzbischof. 4. 9. Bûrger. 5. 6. 7. 8. Vornehme Manner. 10. Sbirre (Tracht der Landleute). II. 12. 13. Ritter. 14, Soldat 15. Bemabo Visconti, 1385. 16. Venetianischer Krieger. 17. Romischer Senator. 18. Doge von Venedig. 1. Cimabue (bûrgerliche Tracht). 2. 3. 7. Vornehme Manner. 4. Doge von Venedig. 5. Petrarca. 6. 12. Laura. 8. Magistratsperson. 9. 10. 11. 13. 14. 15. 16. Vornehme Frauen. 17. 18. 19. Frauen der mittleren und niederen Stánde. DEUTSCH. 44. 1300—1350. 1. 2. Vornehme Frauen. 3. 4. Vornehme Manner. 5. Bewaffneter Bürger. 6. 7. Handwerker. 8. Ritter. 9. Landgraf von Thüringen. 10. Graf. 11. Giinther von Schwarzburg, 1349. 12. Ludwig der Bayer, 1347. 13. Konigin. 14. Vornehme Frau. 1. Landgraf von Thüringen. 2. 8. 9. 10. 13. Ritter in Kriegstracht. 3. 4. Kriegsvoik. 5. 11. Vornehme Manner. 6. 7. 12. Vornehme Frauen. 1. 2. 3. 4. 5.6. 7. Bürger. 8. Q. 10. Bürger und Edle. 11. 14. 17. 19. Vornehme Manner. 12. Sergens d'armes. 13. Herzog von Burgund. 15. Ritter. 16. Kònig. 18. Fürst. ENGLISCH. 47. 1300—1400. 1. Ritter, 1333. 2. Armbrustschütze, 1376. 3. Ritter. 4. Volkstracht. 5. 6. Hoftrachten. 7. Vornehmer Mann, 1377. 8. Bürger. 9. Lord, 1392. 10. Ritter, 1377. 11. Lady. 12. Eduard der schvvarze Prinz. 13. Kdnigin Philippa, 1369. 14. Eduard III., 1377. 1. 2, 10, 12. 17. Kôniginnen und Fürstinnen. 4. 6. 9. 11. 13. 14. 15. 16. 18. Vornehme Frauen. 3. 5. 7. 8. Bürger- liche Frauentracht. 19. 20. 21. Isabeau de Bavière, Gemahlin Karl VI. und Frauen ihres Gefolges. 1 18. Vornehme Manner. 5. Kaiser Sigismund. 6. Oeistlicher Kurfürst. 1. 4. Voraehme Frauen. 2. 3. 12. 15. 17. 10. 11. 13. 14. 16. Ritter. 7. Herzog von Bayem. 8. 9. Wûrdentràger. Juden. DEUTSCH 1. Ratsherr. 2—17. Patrizier. 18. Ritter, DEUTSCH. 52. 1450—1500. 1. Narr. 2. Ritter. 3. Gerichtsdiener. 4. Biirger. 5. Zimmermann. 6. Bauerin. 7. Bauer. 8. Kanonikus. 9. Rektor einer Universitat. 10. Bischof, 11. 12. Ritter. 13. Armbrustschiitz. 14. Bogenschiitz. 15. 16. Kurfiirsten. ENOLISCH 1. Ritter, 1417. 2. Vornehme Frau. 3. Heinrich V. 4. Graf. 5. 6. 7. Soldaten. 8. Ritter. 9. 14. Heinrich VI., 1445. 10- 16. Margarethe, seine Gemahlin. 11. Ritter, 1450. 12. Kriniinalrichter. 13. 15. 17. Hofleute Heinrich VI. ENGLÍSCH 1. Ritter des Hosenbandordens. 2. 3. Krieger. 4. 5. Diener. 6. Biirger. 7. Bürgerliche Frauentraclit. 8. Minstrel. 9. Vornehme Frau. 10. Richard 111. 11. Margarethe voii Schottland. 12. Ritter. 13. Graf von Warwik. 1, 3. 7. 9. Bürger. 2. Karl VII. 4. 5. Vornehme Manner. 6. Gelehrter. 8. Page. 10. Herold. 11. 12. Fiirsten. 13. Ritter des Goldenen Vlieses. 14. 16. 19. Fürstinnen. 15. Biirgersfrau. 17. Konig. 18. Philipp der Gute, Herzog von Burgund. 1. 2, Armbrustschützen. 3. 4. Ritter. 5. Witwentracht. 6. 7. 8. 9. 11, 13. 16. Vornehme Manner. 10. Biirger. 12. 14. 15. Vornehme Frauen. ITALIENISCH. 57. 1400. 1. Venetianer. 2. 3. Florentiner. 4. 6. Pagen. 5. 7. Junge Italiener. 8. Podesta. 9. Gelehrter. 10, Florentinische Magistratsperson. 11. Senator von Venedig. 12. Page. 13. 14. Vornehme Manner. 15. 16. Vornehme Venetianer. 17. Junger Mann. 18. Page. 1. Papst. 2. Papst in Hauskleidung. 3. 4. Karciinale. 5. Kanonikus. 6. Vornehmer Venetianer. 7. Bürgersfrau. 8. Bauer. 10. Konigiii von Cypern. 9. 11. 12. 13, 14. Vornelime Fraiicn. 1. Kônig Ferdinand I., f ^416. 2. Kônig Heinrich IV., t 1474. 3. 4. Prinzessin und Gefolge. 5. 11. Ritter. 6. Prinzessin. 7. 16. Ferdinand der Katholische. 8. 10. Vornehme Manner. 9. Hofdame. 12. Soldat. 13. 14. Vornehme Frauen. 15. Graf. 17. Konigin Isabella. 1. 2. 3. 10. 11. 12. Russische Krieger. 4. 5. Russische Grosse. 6. Zar. 7. 8. 9. Vornehme Ungani. 13. Bohmischer Krieger. 1—7. Helrne. 8—15. Streitáxte, Partisanen, Streitkolben. 16. Armbrust. 17. 18. 19. 23. Schwerter. 20. 21. Sporen. 24—29. 22. Scliilcie. Musikinstrumente. 30. Goldenes Vlies, 1430. 31. Trinkgefasse. 32. 34. Wiege. 33. Bett. 35. Sessel. 36. Tisch. 37. Thronstuhl. 38. Truhe. DEUTSCH. 63. 1500—1550. 1. 2. 5. Ritter. 3. 4. 6. 7. 8. Vornehme Biirger- unci Hoftraclit. 9, 12. 13. Soldaten. 10. Fahnentrager. 11. Tambour. DEUTSCH. 64. 1500-1550. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Bauern vom „Bundschuh". 7. Bauerin. 8. 9. Musikanten. 10. 12. Bürger. 11. Kurfíirst Johann Friedrich. 13. Bischof. 14. Ritter. 15. Narr. 16. Georg Frundsberg, Feldhauptniann Karl V. 17. Vornehmer Mann. 18. Jâger. DEUTSCH 1. Soldat. 2. Bewaffneter Bürger. 3. Fâhnrich. 4. Feldgerlchtsschreiber. 5. Schanzmeister. 6. Trompeter. 7. Hauptmann. 8. Edelmann. 9. Ritter. 10. Fahnrich. 11. Markgraf von Brandenburg. 1. Admiral d'Amboise. 2. Anna von Bretagne, f 1514. 3. Jager. 4. Garde du Corps. 5. Edelmann. 6. Bürger. 7. Hofdame. 8. Gelehrter, 9. Richter, 10. 13. Franz I., f 1547. 11. Eleonore von Osterreich. 12. Konigin Claude, f 1524. 1. Katharina von Medicis, f 1589. 2. Vornehmer Mann. 3. 4. Vornehme Frauen. 5. Edelmann. 6. Musketier. 7. Soldat. 8. Offizier. 9. 10. 11. Schiffer und Frauen, "^N-acht der niederen Stande. 12. Elisabeth, Tochter Heinrich II., dritte Oemahlin Philipp II. von Spanien. 13. Heinrich II., f 1559. 14. Gemahlin Karl IX. 15. 16. Karl ÎX., f 1574. I. Garde unter Karl IX. und Heinrich III. 2. Schweizergarde. 3. Soldat. 4. 5. Hoftrachten. 6. Luise von Lorraine, Gemahlin Heinrich 111. 7. Kanzler. 8. Prasident des Parlaments. 9. Doktor der Medizin. 10. Margarethe von Lorraine. II. Heinrich 111., f 1589. 12. 13. Hoftrachten zu Heinrich IV. Zeit am Ende des Jahrhunderts. 14. Heinrich IV. um 1600. SPANISCH 1. Ferdinand Cortez, "}" 1547. 2. Don Luis Quijada, General Karl V., "f 1570. 3. Don Juan d Austria, "f 1578. 4. Herzog von Alba, t 1582. 5. Edelmann. 6. Jesuit 7. Soldat 8. Biskayischer Bauer. 9. Volkstracht 10. Rûstung Herzog Albas. 11, Ritter des Ordens St Jakob. 12. Philipp II, f 1598. 13. Maria von Portugal, erste Gemahlin Philipp II. ENGLISCH %!í,'Síí^ 1. 2. 3, Leute der hoheren Stande. 4. 5. Bürger. 6. Ritter. 7. Kanzler Thomas Morus, 1535. 8. Graf von Surrey, 1540. 9. Soldat. 10. Anna Boleyn, 1536. 11. Heinrich VIII. 12. Johanna Seymour, 1537. 13. Catharina Parr, 1548. 14. Prinzess Elisabeth, 1545. 15. Eduard VI., 1553. 16. Maria Tudor, 1558. ê í ;» ü i 1. 3. Soldaten. 2. Vornehme Frau. 4. 5. Trabanten. 6. Bischof. 7. Lord-Mayor. 8. 9. Lords. 10. Elisabeth. 11. Ritter des Hosenbandordens. 1. Russischer Kaufmann. 2. 3. Russische Grosse. 4. 5, Strelitzen. 6. 7. 13. Ungarische Anführer. 8. Ungarischer Fürst. 9. Polnischer Grosser. 10. Russischer Krieger. 11. Konig von Polen. 12. Polnischer Hetmán. 14. 16. Ungarische Krieger. 15. Ungarischer Fürst. ]. 2. Frauen aus dem Volke. 3. Priesterin. 4. Konig. 5. 6. 7. 8. Krieger. 9. Oberpriester des Kriegsgottes. 10. Priester desselben. 11. 16. Vornehme Manner. 12. Anführer. 13. 14. Krieger. 15. Fahnentrager. Maurisch: l. 6. 7. 8. Weiber. 2. 4. 9. Manner. 3. Kônig. 5. Knabe. Tûrkisch: 10. 11. 12. Hôhere Staatsbeamte. 13. Mâcichen. 14. Trabant. 15. Janitschar. 16. Sultan. 17. Sultanin. 18. Vornehme Frau. 1. 8. Vornehme Manner. 2. Pâpstliche Pontifizialtracht. 3. Bischof. 4. Kardinal. 5, Prokurator von St. Markus. 6. Gemahlin des Dogen. 7. 11. 16. Kardinal in der Haustracht. 9. 10. Doge. 12. Vornehme Frau. 14. Pâpstliche Haustracht Julius 11. 13. 15. Vornehme Frau mit ihrem Sohne. GEMISCHT twmziŒ* 1—7. Helnie. 8. Englische Krone. 9. Deutsche Kaiserkrone. 10. Franzôsische Krone. 11. Spanische Krone. 12. Landsknechtsschwert. 13—16. Schwerter. 17—23. Hellebarden, Lanzen und Kolben. 24. Ordenskette des Goldenen Vlieses. 25. Orden des heiligen Geistes. 26. Ordenskette des Hosenbandordens. 27. Hosenbandorden 28. Muskete. 29—35. Musikinstrumente. 36. Tintenfass. 37. Tragbares Schreibzeug. 38. Federn. 39. Brief. 40—45. Trinkgefásse. 46. Schüssel. 47. Frauentasche. 48. Truhe. 49—51. Sessel. 52—54. Tische. 55. Bett. 56. Wiege GEISTLICHE TRACHT Miiil'ï ttasEil r.irin i->] 1. Kasula, 10. Jahrh. 2. 6: 11. Jahrh. 3: 14. Jahrh. 4: 15. Jahrh. 5: noch gegenwartig. 7. Dalniatika, 15. Jahrh. 8. Tunicella, 12. Jahrh. 9. Alba, 14. Jahrh. 10. Humerale, seit 11. Jahrh. 11. 12. Mitra, 11. Jahrh. 13: 12. u. 13. Jahrh. 16:13. Jahrh. 14: 14. Jahrh. 15: 15. Jahrh. — Auf dem Helm befestigt. 17: 13. u. 14. Jahrh. 18: 15. Jahrh. 19. Schuhe, 12. Jahrh. 20:13. Jahrh. 21. Strümpfe, 12. Jahrh. 22. Stola, 12. Jahrh. 23:14. Jahrh. 24. Manipel, 13. Jahrh. 25. Zingiiliim, 15. Jahrh. 26. Pallium, 17. Jahrh. 27. Handschuhe, 12. u. 13. Jahrh. 28: 14. u. 15. Jahrh. 29: 16. Jahrh. 30. 31. Ring, 12. u. 13. Jahrh. 32. Brustkreuz, 15. Jahrh. 33. Hirtenstab, 10. Jahrh. 34. 35. 36.: 11. Jahrh. 37: 12. Jahrh. 38. 39: 14. Jahrh. 40. Der Bischof, mit alien Pontifikalien bekleidet. 81. GEISTLICHE TRACHT. 1. Tiara des Papstes, 11. Jahrh. 2. 3. 4. 5: 12. Jahrh. 6: 14. Jahrh. 7: 16. Jahrh. 8. 9. Pontifikal-Kreuze. 10. Kalotte, 15, Jahrh. 11. Pileus, 15. Jahrh. 12. Biret, 16. Jahrh., Kardinal. 14: Ende 15. Jahrh., Kardinal. 15: Ende 15. Jahrh., Bischof. 13. Hut des Kardinals, Ende 16. Jahrh. 16. Soli Deo. 17. Pluviale oder Cappa choralis, seit d. 12. Jahrh. 18: Ende 13. Jahrh., Priester. 19: 15. Jahrh., Bischof. 20: Noch gegenwartig, Bischof. 21: 15. Jahrh., Bischof. 22: 15. Jahrh., Vorsanger. 24. Manteletta. 25. Der Papst. 23. 27. Cappa magna der Kardinale. 26: des Bischofs. 28. Kardinal. 29. Pralat mit der aufgeschleiften Cappa magna. 82. QEISTLICHE TRACHT. 1. 2. 3. 4. Rationale, vom 12.—14. Jahrh, 5. Pektorale, im 12. u. 13. Jahrh. 6. 7. 8. Almutium, ini 14. Jahrli 9. Hut des Bischofs, 16. Jahrh. 10. 11. 12. Kappen, Profangebrauch der Bischofe und Kardinale. 13: be! Trailer- feierlichkeiten. 14. Ministranten, 15. Jahrh. 15: gegenwartig. 16. Domherr, in Chorrock und Almutium, 15. Jahrh, 17: 16. Jahrh. 18. Priester, in Chorrock und Soutane. 19 Bischof, in der Zimarra. 20. Priester, in der Soutane, 21. Bischof, in Profangewandern. 22: in der Haustracht. 23. Abbé, imter Ludwig XVT. DEUTSCH 1. Doppelsôldner. 2. Handschütz, 3. Artillerist. 4. Arquebusier. 5. Hauptmann. 6. Standartentràger, 7. 8. Dragoner. 9. Fáhnrich. 10. 11. 12. Musketiere. 13. 14. Kürassiere. 15. Wallenstein, Generalissimus. 16. Octavio Piccoloniini. 1. 2. 3. 4. 6. 8. 9. Vornehme Manner. 5. Protestantischer Geistlicher. 10. Vornehme Frau aus der ersten Halfte des Jahrhunderts. 11. Vornehmer Mann, Mitte des Jahrhunderts. 7. 12. Vornehme Frauen in Trauer, zweite Halfte des Jahrhunderts. 13. Vornehmer Mann, Ende des Jahrhunderts. GEMISCHT. 85. 1600. 1. 2. 3. Kroaten. 4. Ôsterr. Kürassier, 1683. 5. Ôsterr. Infanterist, 1670. 6. Ôsterr. Artillerist, 1671. 7. Brandenburgischer Dragoner, 1688. 8. Brandenburgischer Infanterist, 1683. 9. 10. 11. 12. 15. 16. 17. 19. Polen. 18. Kônig Johann Sobiesky. 13. Schwede. 14. Gustav Adolph, f 1632. 1. Prinz von Wales. 2. 7. 13. Lords. 3, Vornehme Frau. 4. Henriette, Gemahlin Karls I. 5. 6. Kinder Karls I. 8. Karl I. 9. 10. 11. Soldaten. 12. Kanzler. 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 14. Herren und Damen vom Hofe. 4. Kardinal Mazarin. 9. Soldat, 10. Bauer. 11. Philipp ven Orleans, Herzog von Chartres, 1660. 12. Maria Theresia, Konigin von Frankreich, 1666. 13. Ludwig XIV., 1660. FRANZOSISCH 1. Kûrassier. 2. Grenadier. 3. Gardist. 4. 12. Ludwig XIV, 1680. 5. 11. Vomehme Damen. 6. Vomehme Dame im Négligée. 7. Bûrger. 8. Abbé. 9. Diener. 10. 13. 14. Hofmânner. 1. 2. 8. 9. 10. 13. 14. Soldaten. 3. 4. 5. 6. Bauern. 7. 11. Vornehme Manner. 12. Trompeter. 1—18. Frauen verschiedener Stânde. OEMISCHT. 92. 1600 -1800 1600: 1. 2. 3. 4. 9. 10. Schwerter. 5—7. Helme. 8. 11. 15. Partisanen. 12. Halsberge. 13. Karabiner. 14. Pistole. 16. Vase. 17. Gitarre. 18. 20. 21. Schranke. 19. Sekretar. 22. 23. 25. Stühle. 24. Tabouret. 26. 28. Tische. 27. Kommode. 29. Uhr. 30. Bett. 1700: 31. Bett. 32. Toilette. 33. 34. Sessel. 35—37. Tische. 38 Sofa. 39. Spiegel. 40. 43. 46. 48. 49. 50. Stühle. 41. 42. 62. Uhren. 44. 45. Sofas. 47. 63. Wandschirme. 62a. Tasse. 51. 53. 57. 58. Tische. 52. 55. Sessel. 56. Piano. 59. Kommode. 54. Leuchter. 60. Eckschrank. 61. Schrank. 1700 — 1800: 64. 72. Sofas. 65. 67. 68. 69. 70. Stühle. 66. Bücherschrank. 71. Tisch. ENGLISCH-SCHOTTISCH '■k ^^¡,11'iiwBÙ^ láPaiinWiaB^ Englisch. 1. 2. 3. 8. Bürgerliche Frauentrachten, 4. 5. Vornehme Manner. 6. 9. 10. Vornehme Frauen. 7. Knabe, Schottisch. 11. Vornehme Frau. 12. Clan. 13. 14. 15. Clansmanner und Knabe. 1. Òsterr. General, 1700. 2. Ôsterr, General, 1770. 3. Ôsterr. Grenadier, 1748. 4. Brandenburgischer Kürassier, 1700. 5. Preuss. Infanterie-Spielmann, 1704. 6. Preuss. Artillerist, 1709. 7. Preuss. Grenadier, 1756. 8. Preuss. Infanterist, 1741. 9. Husar. 10. Dragoner-Offizier. 11. Kürassier-General. 12. Friedrich II. 13. General Zieten. 14. Infanterie-Offizier (Garde). FRANZÔSISCH. 96. 1750 1. Palastwache, 1724. 2. 3. 5. Gardisten unter Ludwig XV. 4. Offizier. 6. General. 7. Reg. de Poitou. 8. Palastwache, 1772. 9. 10. 11. 12. Vornehme Manner. 1. Verkàuferin. 2. Báuerin. 3. Vornehme Dame, 1755. 4. 5. Bail- und Maskentracht. 6. 7. 8. Promenaden- und Haustrachten, 1770. 9. 10. 11. 12. Vornehme Damen, 1780. 13. 14. Damen, 1785. 15. Dame, 1790. FRANZÔSISCH. 99. linter Ludwig XV.: 1. Abbé. 2. Herr in der Haustracht. 3. Bürger. — Unter Ludwig XVI.: 4—10. Herren, 1785. 11. Offizier der Schweizergarde. 12. Oberst der Dragoner. 13. Garde-Grenadier. 14. Offizier der Husaren. 15. Linien-Infanterist. 16. Gardedukorps. FRANZÔSISCH. 100. 1790—1804. 1. 2. 3 Damen, 1790. 4. Bürgerliche Frauentracht, 1795. 5. 6. 7; desgleichen, 1799. 8. Bûrger, 1790. 9. Mit- glied des Direktoriums. 10. 11. Bûrger, 1793. 12. Grenadier, 1793. 13. General, 1794. 14. Garde, 1794. 15. Dame. 16. 17. Stutzertracht (Incroyables), 1795. 18. Herr, 1804. DEUTSCH. FRANZÔSISCH. 101. 1800. Franzôsisch: 1. Grenadier der Kaisergarde, 1809. 2. Karabinier, 1812. 3. Chasseur. 4. General, 1810. 5. Linien Infanterist. 6. Offizier der Dragon er. Ôsterreich: 7. Feldmarschall, 1809. 8. Ungarischer Infanterist, 1815. 9. Grenadier, 1813. 10. Ulan, 1809. Preussisch: 11. Kürassier, 1814. 12. Ulan. 13. Dragoner. 14. Linien-Infanterist 15. Husar. 16. General. 17. Schlesischer Landwehrmann. 18. Landwehr-Kavallerist. FRANZÔSISCH. DEUTSCH. 102. 1804-1830. 1. Kaiserin Josephine. 2. Napoleon I. iin Krônungsornat, 1804. 3. Minister, 1806. 4. Hofdame, 1808. 5. Herr, 1807. 6. Herr, 1812. 7.8. Damen, 1808. 9. 10. Pamen, 1810. 11. Herr, 1811. 12. 13. Herr und Dame, 1812. 14. 15. Herr und Dame, 1814. 16. Dame, 1818. 17. Herr, 1820. 18. Herr im Hofkostûm, 1825. 19. Dame, 1827. 20. Dame, 1826. 21. Dame, 1829. 22. Dame, 1824. GEMISCHT. 1834—1864. Preussisch 1846: 1. Linie. 2. Gardedukorps. 3. Kürassier. 4. Garde-Offizier. Osterreich 1840: 5. Jager. 6. Infanterie-Offizier. 7. Ungarische adlige Leibgarde. 8. General-Adjutant. 9. Kürassier. Englisch: 10. Scharfschütze, 1830. 11. Garde-Infanterie. Franzôsisch: 12. Voltigeur eines leichten Inf.-Regiments in Afrika. 13. Chasseur. 14. Linien-Infanterie. 15. Zuave. 16. Kürassier. 17. Lanzier. 18. Grenadier.